The Project Gutenberg EBook of Die Regentrude, by Theodor Storm Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the copyright laws for your country before downloading or redistributing this or any other Project Gutenberg eBook. This header should be the first thing seen when viewing this Project Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the header without written permission. Please read the "legal small print," and other information about the eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is important information about your specific rights and restrictions in how the file may be used. You can also find out about how to make a donation to Project Gutenberg, and how to get involved. **Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts** **eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since 1971** *****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!***** Title: Die Regentrude Author: Theodor Storm Release Date: September, 2005 [EBook #8923] [This file was first posted on August 25, 2003] Edition: 10 Language: German Character set encoding: US-ASCII *** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, DIE REGENTRUDE *** This Etext is in German. We are releasing two versions of this Etext, one in 7-bit format, known as Plain Vanilla ASCII, which can be sent via plain email-- and one in 8-bit format, which includes higher order characters-- which requires a binary transfer, or sent as email attachment and may require more specialized programs to display the accents. This is the 7-bit version. This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. That project is reachable at the web site http://gutenberg.spiegel.de/. Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" zur Verfuegung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse http://gutenberg.spiegel.de/ erreichbar. Die Regentrude Theodor Storm Einen so heissen Sommer, wie nun vor hundert Jahren, hat es seitdem nicht wieder gegeben. Kein Gruen fast war zu sehen; zahmes und wildes Getier lag verschmachtet auf den Feldern. Es war an einem Vormittag. Die Dorfstrassen standen leer; wer nur konnte, war ins Innerste der HAeuser gefluechtet; selbst die Dorfklaeffer hatten sich verkrochen. Nur der dicke Wiesenbauer stand breitspurig in der Torfahrt seines stattlichen Hauses und rauchte im Schweisse seines Angesichts aus seinem grossen Meerschaumkopfe. Dabei schaute er schmunzelnd einem maechtigen Fuder Heu entgegen, das eben von seinen Knechten in die Diele gefahren wurde.--Er hatte vor Jahren eine bedeutende Flaeche sumpfigen Wiesenlandes um einen geringen Preis erworben, und die letzten duerren Jahre, welche auf den Feldern seiner Nachbarn das Gras versengten, hatten ihm die Scheuern mit duftendem Heu und den Kasten mit blanken Krontalern gefuellt. So stand er auch jetzt und rechnete, was bei den immer steigenden Preisen der Ueberschuss der Ernte fuer ihn einbringen koenne. "Sie kriegen alles nichts", murmelte er, indem er die Augen mit der Hand beschattete und zwischen den Nachbarsgehoeften hindurch in die flimmernde Ferne schaute; "es gibt gar keinen Regen mehr in der Welt." Dann ging er an den Wagen, der eben abgeladen wurde; er zupfte eine Handvoll Heu heraus, fuehrte es an seine breite Nase und laechelte so verschmitzt, als wenn er aus dem kraeftigen Duft noch einige Krontaler mehr herausriechen koenne. In demselben Augenblicke war eine etwa fuenfzigjaehrige Frau ins Haus getreten. Sie sah blass und leidend aus, und bei dem schwarzseidenen Tuche, das sie um den Hals gesteckt trug, trat der bekuemmerte Ausdruck ihres Gesichtes nur noch mehr hervor. "Guten Tag, Nachbar", sagte sie, indem sie dem Wiesenbauer die Hand reichte, "ist das eine Glut; die Haare brennen einem auf dem Kopfe!" "Lass brennen, Mutter Stine, lass brennen", erwiderte er, "seht nur das Fuder Heu an! Mir kann's nicht zu schlimm werden!" "Ja, ja, Wiesenbauer, Ihr koennt schon lachen; aber was soll aus uns andern werden, wenn das so fortgeht!" Der Bauer drueckte mit dem Daumen die Asche in seinen Pfeifenkopf und stiess ein paar maechtige Dampfwolken in die Luft. "Seht Ihr", sagte er, "das kommt von der Ueberklugheit. Ich hab's ihm immer gesagt; aber Euer Seliger hat's allweg besser verstehen wollen. Warum musste er all sein Tiefland vertauschen! Nun sitzt Ihr da mit den hohen Feldern, wo Eure Saat verdorrt und Euer Vieh verschmachtet." Die Frau seufzte. Der dicke Mann wurde ploetzlich herablassend. "Aber, Mutter Stine", sagte er, "ich merke schon, Ihr seid nicht von ungefaehr hergekommen; schiesst nur immer los, was Ihr auf dem Herzen habt!" Die Witwe blickte zu Boden. "Ihr wisst wohl", sagte sie, "die fuenfzig Taler, die Ihr mir geliehen, ich soll sie auf Johanni zurueckzahlen, und der Termin ist vor der Tuer." Der Bauer legte seine fleischige Hand auf ihre Schulter. "Nun macht Euch keine Sorge, Frau! Ich brauche das Geld nicht; ich bin nicht der Mann, der aus der Hand in den Mund lebt. Ihr koennt mir Eure Grundstuecke dafuer zum Pfand einsetzen; sie sind zwar nicht von den besten, aber mir sollen sie diesmal gut genug sein. Auf den Sonnabend koennt Ihr mit mir zum Gerichtshalter fahren." Die bekuemmerte Frau atmete auf. "Es macht zwar wieder Kosten", sagte sie, "aber ich danke Euch doch dafuer." Der Wiesenbauer hatte seine kleinen klugen Augen nicht von ihr gelassen. "Und", fuhr er fort, "weil wir hier einmal beisammen sind, so will ich Euch auch sagen, der Andrees, Euer Junge, geht nach meiner Tochter!" "Du lieber Gott, Nachbar, die Kinder sind ja miteinander aufgewachsen!" "Das mag sein, Frau; wenn aber der Bursche meint, er koenne sich hier in die volle Wirtschaft einfreien, so hat er seine Rechnung ohne mich gemacht!" Die schwache Frau richtete sich ein wenig auf und sah ihn mit fast zuernenden Augen an. "Was habt Ihr denn an meinem Andrees auszusetzen?" fragte sie. "Ich an Eurem Andrees, Frau Stine?--Auf der Welt gar nichts! Aber"--und er strich sich mit der Hand ueber die silbernen Knoepfe seiner roten Weste--"meine Tochter ist eben meine Tochter, und des Wiesenbauers Tochter kann es besser belaufen." "Trotzt nicht zu sehr, Wiesenbauer", sagte die Frau milde, "ehe die heissen Jahre kamen--!" "Aber sie sind gekommen und sind noch immer da, und auch fuer dies Jahr ist keine Aussicht, dass Ihr eine Ernte in die Scheuer bekommt. Und so geht's mit Eurer Wirtschaft immer weiter rueckwaerts." Die Frau war in tiefes Sinnen versunken; sie schien die letzten Worte kaum gehoert zu haben. "Ja", sagte sie, "Ihr moegt leider recht behalten, die Regentrude muss eingeschlafen sein; aber--sie kann geweckt werden!" "Die Regentrude?" wiederholte der Bauer hart. "Glaubt Ihr auch an das Gefasel?" "Kein Gefasel, Nachbar!" erwiderte sie geheimnisvoll. "Meine Urahne, da sie jung gewesen, hat sie selber einmal aufgeweckt. Sie wusste auch das Spruechlein noch und hat es mir oefters vorgesagt, aber ich habe es seither laengst vergessen." Der dicke Mann lachte, dass ihm die silbernen Knoepfe auf seinem Bauche tanzten. "Nun, Mutter Stine, so setzt Euch hin und besinnt Euch auf Euer Spruechlein. Ich verlasse mich auf mein Wetterglas, und das steht seit acht Wochen auf bestaendig Schoen!" "Das Wetterglas ist ein totes Ding, Nachbar; das kann doch nicht das Wetter machen!" "Und Eure Regentrude ist ein Spukeding, ein Hirngespinst, ein Garnichts!" "Nun, Wiesenbauer", sagte die Frau schuechtern, "Ihr seit einmal einer von den Neuglaeubigen!" Aber der Mann wurde immer eifriger. "Neu- oder altglaeubig!" rief er, "geht hin und sucht Eure Regenfrau und sprecht Euer Spruechlein, wenn Ihr's noch beisammenkriegt! Und wenn Ihr binnen heut und vierundzwanzig Stunden Regen schafft, dann--!" Er hielt inne und paffte ein paar dicke Rauchwolken vor sich hin. "Was dann, Nachbar?" fragte die Frau. "Dann--dann--zum Teufel, ja, dann soll Euer Andrees meine Maren freien!" In diesem Augenblicke oeffnete sich die Tuer des Wohnzimmers, und ein schoenes schlankes Maedchen mit rehbraunen Augen tret zu ihm auf die Durchfahrt hinaus. "Topp, Vater", rief sie aus, "das soll gelten!" Und zu einem aeltlichen Manne gewandt, der eben von der Strasse her ins Haus trat, fuegte sie hinzu: "Ihr habt's gehoert, Vetter Schulze!" "Nun, nun, Maren", sagte der Wiesenbauer, "du brauchst keine Zeugen gegen deinen Vater aufzurufen; von meinem Wort da beisst dir keine Maus auch nur ein Titelchen ab." Der Schulze schaute indes, auf seinen langen Stock gestuetzt, eine Weile in den freien Tag hinaus; und hatte nun sein schaerferes Auge in der Tiefe des gluehenden Himmels ein weisses Puenktchen schwimmen sehen, oder wuenschte er es nur und glaubte es deshalb gesehen zu haben, aber er laechelte hinterhaeltig und sagte: "Moeg's Euch bekommen, Vetter Wiesenbauer, der Andrees ist allewege ein tuechtiger Bursch!" Bald darauf, waehrend der Wiesenbauer und der Schulze in dem Wohnzimmer des erstern ueber allerlei Rechnungen beisammensassen, trat Maren an der andern Seite der Dorfstrasse mit Mutter Stine in deren Stuebchen. "Aber Kind", sagte die Witwe, indem sie ihr Spinnrad aus der Ecke holte, "weisst du denn das Spruechlein fuer die Regenfrau?" "Ich?" fragte das Maedchen, indem sie erstaunt den Kopf zurueckwarf. "Nun, ich dachte nur, weil du so keck dem Vater vor die Fuesse tratst." "Nicht doch, Mutter Stine, mir war nur so ums Herz, und ich dachte auch, Ihr selber wuerdet's wohl noch beisammen bekommen. Raeumt nur ein bissel auf in Eurem Kopfe; es muss ja noch irgendwo verkramet liegen!" Frau Stine schuettelte den Kopf. "Die Urahn ist mir frueh gestorben. Das aber weiss ich wohl noch, wenn wir damals grosse Duerre hatten, wie eben jetzt, und uns dabei mit der Saat oder dem Viehzeug Unheil zuschlug, dann pflegte sie wohl ganz heimlich zu sagen: 'Das tut der Feuermann uns zum Schabernack, weil ich einmal die Regenfrau geweckt habe!" "Der Feuermann?" fragte das Maedchen, "wer ist denn das nun wieder?" Aber ehe sie noch eine Antwort erhalten konnte, war sie schon ans Fenster gesprungen und rief: "Um Gott, Mutter, da kommt der Andrees; seht nur, wie verstuerzt er aussieht!" Die Witwe erhob sich von ihrem Spinnrade: "Freilich, Kind", sagte sie niedergeschlagen, "siehst du denn nicht, was er auf dem Ruecken traegt? Da ist schon wieder eins von den Schafen verdurstet." Bald darauf trat der junge Bauer ins Zimmer und legte das tote Tier vor den Frauen auf den Estrich. "Da habt ihr's!" sagte er finster, indem er sich mit der Hand den Schweiss von der heissen Stirn strich. Die Frauen sahen mehr in sein Gesicht als auf die tote Kreatur. "Nimm dir's nicht so zu Herzen, Andrees!" sagte Maren. "Wir wollen die Regenfrau wecken, und dann wird alles wieder gut werden." "Die Regenfrau!" wiederholte er tonlos. "Ja, Maren, wer die wecken koennte!--Es ist aber auch nicht wegen dem allein; es ist mir etwas widerfahren draussen."-Die Mutter fasste zaertlich seine Hand. "So sag es von dir", ermahnte sie, "damit es dich nicht siech machte!" "So hoert denn!" erwiderte er.--"Ich wollte nach unsern Schafen sehen und ob das Wasser, das ich gestern abend fuer sie hinaufgetragen, noch nicht verdunstet sei. Als ich aber auf den Weideplatz kam, sah ich sogleich, dass es dort nicht seine Richtigkeit habe; der Wasserzuber war nicht mehr, wo ich ihn hingestellt, und auch die Schafe waren nicht zu sehen. Um sie zu suchen, ging ich den Rain hinab bis an den Riesenhuegel. Als ich auf die andre Seite kam, da sah ich sie alle liegen, keuchend, die Haelse lang auf die Erde gestreckt; die arme Kreatur hier war schon krepiert. Daneben lag der Zuber umgestuerzt und schon gaenzlich ausgetrocknet. Die Tiere konnten das nicht getan haben; hier musste eine boeswillige Hand im Spiele sein." "Kind, Kind", unterbrach ihn die Mutter, "wer sollte einer armen Witwe Leides zufuegen!" "Hoert nur zu, Mutter, es kommt noch weiter. Ich stieg auf den Huegel und sah nach allen Seiten ueber die Ebene hin; aber kein Mensch war zu sehen, die sengende Glut lag wie alle Tage lautlos ueber den Feldern. Nur neben mit auf einem der grossen Steine, zwischen denen das Zwergenloch in den Huegeln hinabgeht, sass ein dicker Molch und sonnte seinen haesslichen Leib. Als ich noch so halb ratlos, halb ingrimmig um mich her starrte, hoerte ich auf einmal hinter mir von der andern Seite des Huegels her ein Gemurmel, wie wenn einer eifrig mit sich selber redet, und als ich mich umwende, sehe ich ein knorpsiges Maennlein im feuerroten Rock und roter Zipfelmuetze unten zwischen dem Heidekraut auf und ab stapfen.--Ich erschrak mich, denn wo war es ploetzlich hergekommen!--Auch sah es gar so arg und missgeschaffen aus. Die grossen braunroten Haende hatte es auf dem Ruecken gefaltet, und dabei spielten die krummen Finger wie Spinnenbeine in der Luft. Ich war hinter den Dornbusch getreten, der neben den Steinen aus dem Huegel waechst, und konnte von hier aus alles sehen, ohne selbst bemerkt zu werden. Das Unding drunten war noch immer in Bewegung; es bueckte sich und riss ein Buendel versengten Grases aus dem Boden, dass ich glaubte, es muesse mit seinem Kuerbiskopf vornueber schiessen; aber es stand schon wieder auf seinen Spindelbeinen, und indem es das duerre Kraut zwischen seinen grossen Faeusten zu Pulver rieb, begann es so entsetzlich zu lachen, dass auf der andern Seite des Huegels die halbtoten Schafe aufsprangen und in wilder Flucht an dem Rain hinunterjagten. Das Maennlein aber lachte noch gellender, und dabei begann es von einem Bein auf das andre zu springen, dass ich fuerchtete, die duennen Staebchen muessten unter seinem klumpigen Leibe zusammenbrechen. Es war grauenvoll anzusehen, denn es funkelte ihm dabei ordentlich aus seinem kleinen schwarzen Augen." Die Witwe hatte leise des Maedchens Hand gefasst. "Weisst du nun, wer der Feuermann ist?" sagte sie. Maren nickte. "Das allergrausenhafteste aber", fuhr Andrees fort, "war seine Stimme. 'Wenn sie es wuessten, wenn sie es wuessten!' schrie er, 'die Flegel, die Bauerntoelpel!' Und dann sang er mit seiner schnarrenden, quaekenden Stimme ein seltsames Spruechlein; immer von vorn nach hinten, als koenne er sich gar daran nicht ersaettigen. Wartet nur, ich bekomm's wohl noch beisammen!" Und nach einigen Augenblicken fuhr er fort: "Dunst ist die Welle, Staub ist die Quelle!" Die Mutter liess ploetzlich ihr Spinnrad stehen, das sie waehrend der Erzaehlung eifrig gedreht hatte, und sah ihren Sohn mit gespannten Augen an. Der aber schwieg wieder und schien sich zu besinnen. "Weiter!" sagte sie leise. "Ich weiss nicht weiter, Mutter; es ist fort, und ich hab's mir unterwegs doch wohl hundertmal vorgesagt." Als aber Frau Stine mit unsicherer Stimme selbst fortfuhr: "Stumm sind die Waelder, Feuermann tanzet ueber die Felder!" da setzte er rasch hinzu: "Nimm dich in acht! Eh du erwacht, Holt dich die Mutter Heim in die Nacht!" "Das ist das Spruechlein der Regentrude!" rief Frau Stine; "und nun rasch noch einmal! Und du, Maren, merk wohl auf, damit es nicht wiederum verlorengeht!" Und nun sprachen Mutter und Sohn noch einmal zusammen und ohne Anstoss: "Dunst ist die Welle, Staub ist die Quelle! Stumm sind die Waelder, Feuermann tanzet ueber die Felder! Nimm dich in acht! Eh du erwacht, Holt dich die Mutter Heim in die Nacht!" "Nun hat alle Not ein Ende!" rief Maren; "nun wecken wir die Regentrude; morgen sind alle Felder wieder gruen, und uebermorgen gibt's Hochzeit!" Und mit fliegenden Worten und glaenzenden Augen erzaehlte sie dem Andrees, welches Versprechen sie dem Vater abgewonnen habe. "Kind", sagte die Witwe wieder, "weisst du denn auch den Weg zur Regentrude?" "Nein, Mutter Stine; wisst Ihr denn auch den Weg nicht mehr?" "Aber, Maren, es war ja die Urahne, die bei der Regentrude war; von dem Wege hat sie mir niemals was erzaehlt." "Nun, Andrees", sagte Maren und fasste den Arm des jungen Bauern, der waehrenddes mit gerunzelter Stirn vor sich hin gestarrt hatte, "so sprich du! Du weisst ja sonst doch immer Rat!" "Vielleicht weiss ich auch jetzt wieder einen", entgegnete er bedaechtig. "Ich muss heute mittag den Schafen noch Wasser hinauftragen. Vielleicht, dass ich den Feuermann noch einmal hinter dem Dornbusch belauschen kann! Hat er das Spruechlein verraten, wird er auch noch den Weg verraten; denn sein dicker Kopf scheint ueberzulaufen von diesen Dingen." Und bei diesem Entschluss blieb es. Soviel sie auch hin und wieder redeten, sie wussten keinen bessern aufzufinden. Bald darauf befand sich Andrees mit seiner Wassertracht droben auf dem Weideplatze. Als er in die Naehe des Riesenhuegels kam, sah er den Kobold schon von weitem auf einem der Steine am Zwergenloch sitzen. Er straehlte sich mit seinen fuenf ausgespreizten Fingern den roten Bart; und jedesmal, wenn er die Hand herauszog, loeste sich ein Haeufchen feuriger Flocken ab und schwebte in dem grellen Sonnenschein ueber die Felder dahin. Da bist du zu spaet gekommen, dachte Andrees, heute wirst du nichts erfahren, und wollte seitwaerts, als habe er gar nichts gesehen, nach der Stelle abbiegen, wo noch immer der umgestuerzte Zuber lag. Aber er wurde angerufen. "Ich dachte, du haettst mit mir zu reden!" hoerte er die Quaekstimme des Kobolds hinter sich. Andrees kehrte sich um und trat ein paar Schritte zurueck. "Was haette ich mit Euch zu reden", erwiderte er; ich kenne Euch ja nicht." "Aber du moechtest den Weg zur Regentrude wissen?" "Wer hat Euch denn das gesagt?" "Mein kleiner Finger, und der ist klueger als mancher grosser Kerl." Andrees nahm all seinen Mut zusammen und trat noch ein paar Schritte naeher zu dem Unding an den Huegel hinauf. "Euer kleiner Finger mag schon klug sein", sagte er, "aber den Weg zur Regentrude wird er doch nicht wissen, denn den wissen auch die allerkluegsten Menschen nicht." Der Kobold blaehte sich wie eine Kroete und fuhr ein paarmal mit seiner Klaue durch den Feuerbart, dass Andrees vor der herausstroemenden Glut einen Schritt zuruecktaumelte. Ploetzlich aber den jungen Bauer mit dem Ausdrucke eines ueberlegenen Hohns aus seinen boesen kleinen Augen anstarrend, schnarrte er ihn an: "Du bist zu einfaeltig, Andrees; wenn ich dir auch sagte, dass die Regentrude hinter dem grossen Walde wohnt, wo wuerdest du doch nicht wissen, dass hinter dem Walde eine hohle Weide steht." Hier gilt's, den Dummen spielen, dachte Andrees; denn obschon er sonst ein ehrlicher Bauer war, so hatte er doch auch seine gute Portion Bauernschlauheit mit auf die Welt bekommen. "Da habt Ihr recht", sagte er und riss den Mund auf, "das wuerde ich freilich nicht wissen!" "Und", fuhr der Kobold fort, "wenn ich dir auch sagte, dass hinter dem Wald die hohle Weide steht, so wuerdest du doch nicht wissen, dass in dem Baum eine Treppe zum Garten der Regenfrau hinabfuehrt." "Wie man sich doch verrechnen kann!" rief Andrees. "Ich dachte, man koennte nur so geradeswegs hineinspazieren." "Und wenn du auch geradeswegs hineinspazieren koenntest", sagte der Kobold, "so wuerdest du immer noch nicht wissen, dass dir Regentrude nur von einer reinen Jungfrau geweckt werden kann." "Nun freilich", meinte Andrees, "da hilft's mir nichts; da will ich mich nur gleich wieder auf den Heimweg machen." Ein arglistiges Laecheln verzog den breiten Mund des Kobolds. "Willst du nicht erst dein Wasser in den Zuber giessen?" fragte er; "das schoene Viehzeug ist ja schier verschmachtet." "Da habt Ihr zum vierten Male recht!" erwiderte der Bursche und ging mit seinen Eimern um den Huegel herum. Als er aber das Wasser in den heissen Zuber goss, schlug es zischend empor und verprasselte in weissen Dampfwolken in der Luft. Auch gut, dachte er, meine Schafe treibe ich mit mir heim, und morgen mit dem fruehesten geleite ich Maren zu der Regentrude. Die soll sie schon erwecken! Auf der andern Seite des Huegels aber war der Kobold von seinen Steinen aufgesprungen. Er warf seine rote Muetze in die Luft und kollerte sich mit wieherndem Gelaechter den Berg hinab. Dann sprang er wieder auf seine duerren Spindelbeine, tanzte wie toll umher und schrie dabei mit seiner Quaekstimme einmal uebers andre: "Der Kindskopf, der Bauernluemmel! dachte mich zu uebertoelpeln und weiss noch nicht, dass die Trude sich nur durch das rechte Spruechlein wecken laesst. Und das Spruechlein weiss keiner als Eckeneckepenn, und Eckeneckepenn, das bin ich!"-Der boese Kobold wusste nicht, dass er am Vormittag das Spruechlein selbst verraten hatte. Auf die Sonnenblumen, die vor Marens Kammer im Garten standen, fiel eben der erste Morgenstrahl, als sie schon das Fenster aufstiess und ihren Kopf in die frische Luft hinausstreckte. Der Wiesenbauer, welcher nebenan im Alkoven des Wohnzimmers schlief, musste davon erwacht sein; denn sein Schnarchen, das noch eben durch alle Waende drang, hatte ploetzlich aufgehoert. "Was treibst du, Maren?" rief er mit schlaefriger Stimme. "Fehlt's dir denn wo?" Das Maedchen fuhr sich mit dem Finger an die Lippen; denn sie wusste wohl, dass der Vater, wenn er ihr Vorhaben erfuehre, sie nicht aus dem Hause lassen wuerde. Aber sie fasste sich schnell. "Ich habe nicht schlafen koennen, Vater", rief sie zurueck, "ich will mit den Leuten auf die Wiese; es ist so huebsch frisch heute morgen." "Hast das nicht noetig, Maren", erwiderte der Bauer, "meine Tochter ist kein Dienstbot." Und nach einer Weile fuegte er hinzu: "Na, wenn's dir Plaesier macht! Aber sei zur rechten Zeit wieder heim, eh die grosse Hitze kommt. Und vergiss mein Warmbier nicht!" Damit warf er sich auf die andre Seite, dass die Bettstelle krachte, und gleich darauf hoerte auch das Maedchen wieder das wohlbekannte abgemessene Schnarchen. Behutsam drueckte sie ihre Kammertuer auf. Als sie durch die Torfahrt ins Freie ging, hoerte sie eben den Knecht die beiden Maegde wecken. Es ist doch schnoed, dachte sie, dass du so hast luegen muessen, aber--und sie seufzte dabei ein wenig--was tut man nicht um seinen Schatz! Drueben in seinem Sonntagsstaat stand schon Andrees ihrer wartend. "Weisst du dein Spruechlein noch?" rief er ihr entgegen. "Ja, Andrees! Und weisst du noch den Weg?" Er nickte nur. "So lass uns gehen!" Aber eben kam noch Mutter Stine aus dem Hause und steckte ihrem Sohne ein mit Met gefuelltes Flaeschchen in die Tasche. "Der ist noch von der Urahne", sagte sie, "sie tat allezeit sehr geheim und kostbar damit, der wird euch gut tun in der Hitze!" Dann gingen sie im Morgenschein die stille Dorfstrasse hinab, und die Witwe stand noch lange und schaute nach der Richtung, wo die jungen kraeftigen Gestalten verschwunden waren. Der Weg der beiden fuehrte hinter der Dorfmark ueber eine weite Heide. Danach kamen sie in den grossen Wald. Aber die Blaetter des Waldes lagen meist verdorrt am Boden, so dass die Sonne ueberall hindurchblitzte; sie wurden fast geblendet von den wechselnden Lichtern.--Als sie eine geraume Zeit zwischen den hohen Staemmen der Eichen und Buchen fortgeschritten waren, fasste das Maedchen die Hand des jungen Mannes. "Was hast du, Maren?" fragte er. "Ich hoerte unsre Dorfuhr schlagen, Andrees." "Ja, mir war es auch so." "Es muss sechs Uhr sein!" sagte sie wieder. "Wer kocht denn dem Vater nur sein Warmbier? Die Maegde sind alle auf dem Felde." "Ich weiss nicht, Maren, aber das hilft nun doch weiter nicht!" "Nein", sagte sie, "das hilft nun weiter nicht. Aber weisst du denn auch noch unser Spruechlein?" "Freilich, Maren! "Dunst ist die Welle, Staub ist die Quelle!" Und als er einen Augenblick zoegerte, sagte sie rasch: "Stumm sind die Waelder, Feuermann tanzet ueber die Felder!" "Oh", rief sie, "wie brannte die Sonne!" "Ja", sagte Andrees und rieb sich die Wange, "es hat auch mir ordentlich einen Stich gegeben." Endlich kamen sie aus dem Walde, und dort, ein paar Schritte vor ihnen, stand auch schon der alte Weidenbaum. Der maechtige Stamm war ganz gehoehlt, und das Dunkel, das darin herrschte, schien tief in den Abgrund der Erde zu fuehren. Andrees stieg zuerst allein hinab, waehren Maren sich auf die Hoehlung des Baumes lehnte und ihm nachzublicken suchte. Aber bald sah sie nichts mehr von ihm, nur das Geraeusch des Hinabsteigens schlug noch an ihr Ohr. Ihr begann angst zu werden, oben um sie her war es so einsam, und von unten hoerte sie endlich auch keinen Laut mehr. Sie steckte den Kopf tief in die Hoehlung und rief: "Andrees, Andrees!" Aber es blieb alles still, und noch einmal rief sie: "Andrees!"--Da nach einiger Zeit war es ihr, als hoere sie es von unten wieder heraufkommen, und allmaehlich erkannte sie auch die Stimme des jungen Mannes, der ihren Namen rief, und fasste seine Hand, die er ihr entgegenstreckte. "Es fuehrt eine Treppe hinab", sagte er, "aber sie ist steil und ausgebroeckelt, und wer weiss, wie tief nach unten zu der Abgrund ist!" Maren erschrak. "Fuerchte dich nicht", sagte er, "ich trage dich; ich habe einen sichern Fuss." Dann hob er das schlanke Maedchen auf seine breite Schulter; und als sie die Arme fest um seinen Hals gelegt hatte, stieg er behutsam mit ihr in die Tiefe. Dichte Finsternis umgab sie; aber Maren atmete doch auf, waehrend sie so Stufe um Stufe wie in einem gewundenen Schneckengange hinabgetragen wurde; denn es war kuehl hier im Innern der Erde. Kein Laut von oben drang zu ihnen herab; nur einmal hoerten sie dumpf aus der Ferne die unterirdischen Wasser brausen, die vergeblich zum Lichte emporarbeiteten. "Was war das?" fluesterte das Maedchen. "Ich weiss nicht, Maren." "Aber hat's denn noch kein Ende?" "Es scheint fast nicht." "Wenn dich der Kobold nur nicht betrogen hat!" "Ich denke nicht, Maren." So stiegen sie tiefer und tiefer. Endlich spuerten sie wieder den Schimmer des Sonnenlichts unter sich, das mit jedem Tritt leuchtender wurde; zugleich aber drang auch eine erstickende Hitze zu ihnen herauf. Als sie von der untersten Stufe ins Freie traten, sahen sie eine gaenzlich unbekannte Gegend vor sich. Maren sah befremdet umher. "Die Sonne scheint aber doch dieselbe zu sein!" sagte sie endlich. "Kaelter ist sie wenigstens nicht", meinte Andrees, indem er das Maedchen zur Erde hob. Von dem Platze, wo sie sich befanden, auf einem breiten Steindamm, lief eine Allee von alten Weiden in die Ferne hinaus. Sie bedachten sich nicht lange, sondern gingen, als sei ihnen der Weg gewiesen, zwischen den Reihen der Baeume entlang. Wenn sie nach der einen oder andern Seite blickten, so sahen sie in ein oedes, unabsehbares Tiefland, das so von aller Art von Rinnen und Vertiefungen zerrissen war, als bestehe es nur aus einem endlosen Gewirre verlassener See- und Strombetten. Dies schien auch dadurch bestaetigt zu werden, dass ein beklemmender Dunst, wie von vertrocknetem Schilf, die Luft erfuellte. Dabei lagerte zwischen den Schatten der einzeln stehenden Baeume eine solche Glut, dass es den beiden Wanderern war, als saehen sie kleine weisse Flammen ueber den staubigen Weg dahinfliegen. Andrees musste an die Flocken aus dem Feuerbarte des Kobolds denken. Einmal war es ihm sogar, als saehe er zwei dunkle Augenringe in dem grellen Sonnenschein; dann wieder glaubte er deutlich neben sich das tolle Springen der kleinen Spindelbeine zu hoeren. Bald war es links, bald rechts an seiner Seite. Wenn er sich aber wandte, vermochte er nichts zu sehen; nur die glutheisse Luft zitterte flirrend und blendend vor seinen Augen. Ja, dachte er, indem er des Maedchens Hand erfasste und beide muehsam vorwaerts schritten, sauer machst du's uns, aber recht behaeltst du heute nicht! Weiter und weiter gingen sie, der eine nur auf das immer schwerere Atmen des andern hoerend. Der einfoermige Weg schien kein Ende zu nehmen; neben ihnen unaufhoerlich die grauen, halb entblaetterten Weiden, seitwaerts hueben und drueben unter ihnen die unheimlich dunstende Niederung. Ploetzlich blieb Maren stehen und lehnte sich mit geschlossenen Augen an den Stamm einer Weide. "Ich kann nicht weiter", murmelte sie; "die Luft ist lauter Feuer." Da gedachte Andrees des Metflaeschchens, das sie bis dahin unberuehrt gelassen hatten.--Als er den Stoepsel abgezogen, verbreitete sich ein Duft, als seien die Tausende von Blumen noch einmal zur Bluete auferstanden, aus deren Kelchen vor vielleicht mehr als hundert Jahren die Bienen den Honig zu diesem Tranke zusammengetragen hatten. Kaum hatten die Lippen des Maedchens den Rand der Flasche beruehrt, so schlug sie schon die Augen auf. "Oh", rief sie, "auf welcher schoenen Wiese sind wir denn?" "Auf keiner Wiese, Maren; aber trink nur, es wird dich staerken!" Als sie getrunken hatte, richtete sie sich auf und schaute mit hellen Augen um sich her. "Trink auch einmal, Andrees", sagte sie; "ein Frauenzimmer ist doch nur ein elendiglich Geschoepf!" "Aber das ist ein echter Tropfen!" rief Andrees, nachdem er auch gekostet hatte. "Mag der Himmel wissen, woraus die Uhrahne den gebraut hat!" Dann gingen sie gestaerkt und lustig plaudernd weiter. Nach einer Weile aber blieb das Maedchen wieder stehen. "Was hast du, Maren?" fragte Andrees. "Oh, nichts, ich dachte nur--" "Was denn, Maren?" "Siehst du, Andrees! Mein Vater hat noch sein halbes Heu draussen auf den Wiesen; und ich gehe da aus und will Regen machen!" "Dein Vater ist ein reicher Mann, Maren; aber wir andern haben unser Fetzchen Heu schon laengst in der Scheuer und unsre Frucht noch alle auf den duerren Halmen." "Ja, ja, Andrees, du hast wohl recht; man muss auch an die andern denken!" Im stillen bei sich selber aber setzte sie spaeter hinzu: Maren, Maren, mach dir keine Flausen vor; du tust ja doch alles nur von wegen deinem Schatz! So waren sie wieder eine Zeitlang fortgegangen, als das Maedchen ploetzlich rief: "Was ist denn das? Wo sind wir denn? Das ist ja ein grosser, ungeheurer Garten!" Und wirklich waren sie, ohne zu wissen wie, aus der einfoermigen Weidenallee in einen grossen Park gelangt. Aus der weiten, jetzt freilich versengten Rasenflaeche erhoben sich ueberall Gruppen hoher prachtvoller Baeume. Zwar war ihr Laub zum Teil abgefallen oder hing duerr und schlaff an den Zweigen, aber der kuehne Bau ihrer Aeste strebte noch in den Himmel, und die maechtigen Wurzeln griffen noch weit ueber die Erde hinaus. Eine Fuelle von Blumen, wie die beiden sie nie zuvor gesehen, bedeckte hie und da den Boden; aber alle diese Blumen waren welk und dueftelos und schienen mitten in der hoechsten Bluete von der toedlichen Glut getroffen zu sein. "Wir sind am rechten Orte, denk ich!" sagte Andrees. Maren nickte. "Du musst nun hier zurueckbleiben, bis ich wiederkomme." "Freilich", erwiderte er, indem er sich in dem Schatten einer grossen Eiche ausstreckte. "Das uebrige ist nun deine Sach! Halt nur das Spruechlein fest und verred dich nicht dabei!"-So ging sie denn allein ueber den weiten Rasen und unter den himmelhohen Baeumen dahin, und bald sag der Zurueckbleibende nichts mehr von ihr. Sie aber schritt weiter und weiter durch die Einsamkeit. Bald hoerten die Baumgruppen auf, und der Boden senkte sich. Sie erkannte wohl, dass sie in dem ausgetrockneten Bette eines Gewaessers ging; weisser Sand und Kiesel bedeckten den Boden, dazwischen lagen tote Fische und blinkten mit ihren Silberschuppen in der Sonne. In der Mitte des Beckens sah sie einen grauen fremdartigen Vogel stehen; er schien ihr einem Reiher aehnlich zu sein, doch war er von solcher Groesse, dass sein Kopf, wenn er ihn aufrichtete, ueber den eines Menschen hinwegragen musste; jetzt hatte er den langen Hals zwischen den Fluegel zurueckgelegt und schien zu schlafen. Maren fuerchtete sich. Ausser dem regungslosen unheimlichen Vogel war kein lebendes Wesen sichtbar, nicht einmal das Schwirren einer Fliege unterbrach hier die Stille; wie ein Entsetzen lag das Schweigen ueber diesem Orte. Einen Augenblick trieb sie die Angst, nach ihrem Geliebten zu rufen, aber sie wagte es wiederum nicht; denn den Laut ihrer eignen Stimme in dieser Oede zu hoeren, duenkte sie noch schauerlicher als alles andre. So richtete sie denn ihre Augen fest in die Ferne, so sich wieder dichte Baumgruppen ueber den Boden zu erheben schienen, und schritt weiter, ohne rechts oder links zu sehen. Der grosse Vogel ruehrte sich nicht, als sie mit leisem Tritt an ihm vorueberging, nur fuer einen Augenblick blitzte es schwarz unter der weissen Augenhaut hervor.--Sie atmete auf.--Nachdem sie noch eine weite Strecke hingeschritten, verengte sich das Seebett zu der Rinne eines maessigen Baches, der unter einer breiten Lindengruppe durchfuehrte. Das Geaest dieser maechtigen Baeume war so dicht, dass ungeachtet des mangelhaften Laubes kein Sonnenstrahl hindurchdrang. Maren ging in dieser Rinne weiter; die ploetzliche Kuehle um sie her, das hohe dunkle Gewoelk der Wipfel ueber ihr; es schien ihr fast, als gehe sie durch eine Kirche. Ploetzlich aber wurden ihre Augen von einem blenden Licht getroffen; die Baeume hoerten auf, und vor ihr erhob sich ein graues Gestein, auf das die grellste Sonne niederbrannte. Maren selbst stand in einem leeren sandigen Becken, in welches sonst ein Wasserfall ueber die Felsen hinabgestuerzt sein mochte, der dann unterhalb durch die Rinne seinen Abfluss in den jetzt verdunsteten See gehabt hatte. Sie suchte mit den Augen, wo wohl der Weg zwischen den Klippen hinauffuehrte. Ploetzlich aber schrak sie zusammen. Denn das dort auf der halben Hoehe des Absturzes konnte nicht zum Gestein gehoeren; wenn es auch ebenso grau war und starr wie dieses in der regungslosen Luft lag, so erkannte sie doch bald, dass es ein Gewand sei, welches in Falten eine ruhende Gestalt bedeckte.--Mit verhaltenem Atem stieg sie naeher. Da sah sie es deutlich; es war eine schoene maechtige Frauengestalt. Der Kopf lag tief aufs Gestein zurueckgesunken; die blonden Haare, die bis zur Huefte hinabflossen, waren voll Staub und duerren Laubes. Maren betrachtete sie aufmerksam. Sie muss sehr schoen gewesen sein, dachte sie, ehe diese Wangen so schlaff und diese Augen so eingesunken waren. Ach, und wie bleich ihre Lippen sind! Ob es denn wohl die Regentrude sein mag?--Aber die da schlaeft nicht; das ist eine Tote! Oh, es ist entsetzlich einsam hier! Das kraeftige Maedchen hatte sich indessen bald gefasst. Sie trat ganz dicht herzu, und niederkniend und zu ihr hinabgebeugt, legte sie ihre frischen Lippen an das marmorblasse Ohr der Ruhenden. Dann, all ihren Mut zusammennehmend, sprach sie laut und deutlich: "Dunst ist die Welle, Staub ist die Quelle! Stumm sind die Waelder, Feuermann tanzt ueber die Felder!" Da rang sich ein tiefer klagender Laut aus dem bleichen Munde hervor; doch das MAedchen sprach immer staerker und eindringlicher: "Nimm dich in acht! Eh du erwacht, Holt dich die Mutter Heim in der Nacht!" Da rauschte es sanft durch die Wipfel der BAeume, und in der Ferne donnerte es leise wie von einem Gewitter. Zugleich aber und, wie es schien, von jenseits des Gesteins kommend, durchschnitt ein greller Ton die Luft, wie der Wutschrei eines boesen Tieres. Als Maren emporsah, stand die Gestalt der Trude hoch aufgerichtet vor ihr. "Was willst du?" fragte sie. "Ach, Frau Trude", antwortete das Maedchen noch immer kniend. "Ihr habt so grausam lang geschlafen, dass alles Laub und alle Kreatur verschmachten will!" Die Trude sah sie mit weit aufgerissenen Augen an, als muehe sie sich, aus schweren Traeumen zu kommen. Endlich fragte sie mit tonloser Stimme: "Stuerzt denn der Quell nicht mehr?" "Nein, Frau Trude", erwiderte Maren. "Kreist denn mein Vogel nicht mehr ueber dem See?" "Er steht in der heissen Sonne und schlaeft." "Weh!" wimmerte die Regenfrau. "So ist es hohe Zeit. Steh auf und folge mir, aber vergiss nicht den Krug, der dort zu deinen Fuessen liegt!" Maren tat, wie ihr geheissen, und beide stiegen nun an der Seite des Gesteins hinauf.--Noch maechtigere Baumgruppen, noch wunderbarere Blumen waren hier der Erde entsprossen, aber auch hier war alles welk und dueftelos.--Sie gingen an der Rinne des Baches entlang, der hinter ihnen seinen Abfall vom Gestein gehabt hatte. Langsam und schwankend schritt die Trude dem Maedchen voran, nur dann und wann die Augen traurig umherwendend. Dennoch meinte Maren, es bleibe ein gruener Schimmer auf dem Rasen, den ihr Fuss betreten, und wenn die grauen Gewaender ueber das duerre Gras schleppten, da rauschte es so eigen, dass sie immer darauf hinhoeren musste. "Regnet es denn schon, Frau Trude?" fragte sie. "Ach nein, Kind, erst musst du den Brunnen aufschliessen!" "Den Brunnen? Wo ist denn der?" Sie waren eben aus einer Gruppe von Baeumen herausgetreten. "Dort!" sagte die Trude, und einige tausend Schritte vor ihnen sah Maren einen ungeheuren Bau emporsteigen. Er schien von grauem Gestein zackig und unregelmaessig aufgetuermt; bis in den Himmel, meinte Maren, denn nach oben hinauf war alles wie in Duft und Sonnenglanz zerflossen. Am Boden aber wurde die in riesenhaften Erkern vorspringende Front ueberall von hohen spitzbogigen Tor- und Fensterhoehlen durchbrochen, ohne dass jedoch von Fenstern oder Torfluegeln selbst etwas zu sehen gewesen waere. Eine Weile schritten sie gerade darauf zu, bis sie durch den Uferabsturz eines Stromes aufgehalten wurden, der den Bau rings zu umgeben schien. Auch hier war jedoch das Wasser bis auf einen schmalen Faden, der noch in der Mitte floss, verdunstet; ein Nachen lag zerborsten auf der trockenen Schlammdecke des Strombettes. "Schreite hindurch!" sagte die Trude. "Ueber dich hat er keine Gewalt. Aber vergiss nicht, von dem Wasser zu schoepfen; du wirst es bald gebrauchen!" Als Maren, dem Befehl gehorchend, von dem Ufer herabtrat, haette sie fast den Fuss zurueckgezogen, denn der Boden war hier so heiss, dass sie die Glut durch ihre Schuhe fuehlte. Ei was, moegen die Schuhe verbrennen! dachte sie und schritt ruestig mit ihrem Kruge weiter. Ploetzlich aber blieb sie stehen; der Ausdruck des tiefsten Entsetzens trat in ihre Augen. Denn neben ihr zerriss die trockene Schlammdecke, und eine grosse braunrote Faust mit krummen Fingern fuhr daraus hervor und griff nach ihr. "Mut!" hoerte sie die Stimme der Trude hinter sich vom Ufer her. Da erst stiess sie einen lauten Schrei aus, und der Spuk verschwand. "Schliesse die Augen!" hoerte sie wiederum die Trude rufen.--Da ging sie mit geschlossenen Augen weiter; als sie aber das Wasser ihren Fuss beruehren fuehlte, bueckte sie sich und fuellte ihre Krug. Dann stieg sie leicht und ungefaehrdet am andern Ufer wieder hinauf. Bald hatte sie das Schloss erreicht und trat mit klopfendem Herzen durch eines der grossen offenen Tore. Drinnen aber blieb sie staunend an dem Eingange stehen. Das ganze Innere schien nur ein einziger unermesslicher Raum zu sein. Maechtige Saeulen von Tropfstein trugen in beinahe unabsehbarer Hoehe eine seltsame Decke; fast meinte Maren, es seinen nichts als graue riesenhafte Spinngewebe, die ueberall in Bauschen und Spitzen zwischen den Knaeufen der Saeulen herabhingen. Noch immer stand sie wie verloren an derselben Stelle und blickte bald vor sich hin, bald nach einer und der andern Seite, aber diese ungeheuren Raeume schienen ausser nach der Front zu, durch welche Maren eingetreten war, ganz ohne Grenzen zu sein; Saeule hinter Saeule erhob sich, und wie sehr sie sich auch anstrengte, sie konnte nirgends ein Ende absehen. Da blieb ihr Auge an einer Vertiefung des Bodens haften. Und siehe! Dort, unweit von ihr, war der Brunnen; auch den goldenen Schluessel sah sie auf der Falltuer liegen. Waehrend sie darauf zuging, bemerkte sie, dass der Fussboden nicht etwa, wie sie es in ihrer Dorfkirche gesehen, mit Steinplatten, sondern ueberall mit vertrockneten Schilf- und Wiesenpflanzen bedeckt war. Aber es nahm sie jetzt schon nichts mehr wunder. Nun stand sie am Brunnen und wollte eben den Schluessel ergreifen; da zog sie rasch die Hand zurueck. Denn deutlich hatte sie es erkannt, der Schluessel, der ihr in dem grellen Licht eines von aussen hereinfallenden Sonnenstrahl entgegenleuchtete, war von Glut und nicht von Gold rot. Ohne Zaudern goss sie ihren Krug darueber aus, dass das Zischen des verdampfenden Wassers in den weiten Raeumen widerhallte. Dann schloss sie rasch den Brunnen auf. Ein frischer Duft stieg aus der Tiefe, als sie die Falltuer zurueckgeschlagen hatte, und erfuellte bald alles mit einem feinen feuchten Staube, der wie ein zartes Gewoelk zwischen den Saeulen emporstieg. Sinnend und in der frischen Kuehle aufatmend, ging Maren umher. Da begann zu ihren Fuessen ein neues Wunder. Wie ein Hauch rieselte ein lichtes Gruen ueber die verdorrte Pflanzendecke, die Halme richteten sich auf, und bald wandelte das Maedchen durch eine Fuelle spriessender Blaetter und Blumen. Am Fusse der Saeulen wurde es blau von Vergissmeinnicht; dazwischen bluehten gelbe und braunviolette Iris auf und verhauchten ihren zarten Duft. An den Spitzen der Blaetter klommen Libellen empor, prueften ihre Fluegel und schwebten dann schillernd und gaukelnd ueber den Blumenkelchen, waehrend der frische Duft, der fortwaehrend aus dem Brunnen stieg, immer mehr die Luft erfuellte und wie Silberfunken in den hereinfallenden Sonnenstrahlen tanzte. Indessen Maren noch des Entzueckens und Bestaunens kein Ende finden konnte, hoerte sie hinter sich ein behagliches Stoehnen wie von einer suessen Frauenstimme. Und wirklich, als sie ihre Augen nach der Vertiefung des Brunnens wandte, sah sie auf dem gruenen Moosrande, der dort emporgekeimt war, die ruhende Gestalt einer wunderbar schoen bluehenden Frau. Sie hatte ihren Kopf auf den nackten glaenzenden Arm gestuetzt, ueber den das blonde Haar wie in seidenen Wellen herabfiel, und liess ihre Augen oben zwischen den Saeulen an der Decke wandern. Auch Maren blickte unwillkuerlich hinauf. Da sah sie nun wohl, dass das, was sie fuer grosse Spinngewebe gehalten, nichts andres war als die zarten Florgewebe der Regenwolken, die durch den aus dem Brunnen aufsteigenden Duft gefuellt und schwer und schwerer wurden. Eben hatte sich ein solches Gewoelk in der Mitte der Decke abgeloest und sank leise schwebend herab, so dass Maren das Gesicht der schoenen Frau am Brunnen nur noch wie durch einen grauen Schleier leuchten sah. Da klatschte diese in die Haende, und sogleich schwamm die Wolke der naechsten Fensteroeffnung zu und floss durch dieselbe ins Freie hinaus. "Nun!" rief die schoene Frau. "Wie gefaellt dir das?" Dabei laechelte ihr roter Mund, und ihre weissen Zaehne blitzten. Dann winkte sie Maren zu sich, und diese musste sich neben ihr ins Moos setzen; und als eben wieder ein Duftgewebe von der Decke niedersank, sagte sie: "Nun klatsch in deine Haende!" Und als Maren das getan und auch diese Wolke, wie die erste, ins Freie hinausgezogen war, rief sie: "Siehst du wohl, wie leicht das ist! Du kannst es besser noch als ich!" Maren betrachtete verwundert die schoene uebermuetige Frau. "Aber", fragte sie, "wer seid Ihr denn so eigentlich?" "Wer ich bin? Nun, Kind, du bist aber einfaeltig!" Das Maedchen sah sie noch einmal mit ungewissen Augen an; endlich sagte sie zoegernd: "Ihr seid doch nicht gar die Regentrude?" "Und wer sollte ich denn anders sein?" "Aber verzeiht! Ihr seid ja so schoen und lustig jetzt!" Da wurde die Trude ploetzlich ganz still. "Ja", rief sie, "ich muss dir dankbar sein. Wenn du mich nicht geweckt haettest, waere der Feuermann Meister geworden, und ich haette wieder hinab muessen zu der Mutter unter die Erde." Und indem sie ein wenig wie vor innerem Grauen die weissen Schultern zusammenzog, setzte sie hinzu: "Und es ist ja doch so schoen und gruen hier oben!" Dann musste Maren erzaehlen, wie sie hierhergekommen, und die Trude legte sich ins Moos zurueck und hoerte zu. Mitunter pflueckte sie eine der Blumen, die neben ihr emporsprossten, und steckte sie sich oder dem Maedchen ins Haar. Als Maren von dem muehseligen Gange auf dem Weidendamme berichtete, seufzte die Trude und sagte: "Der Damm ist einst von euch Menschen selbst gebaut worden; aber es ist schon lange, lange her! Solche Gewaender, wie du sie traegst, sah ich nie bei ihren Frauen. Sie kamen damals oefters zu mir, ich gab ihnen Keime und Koerner zu neuen Pflanzen und Getreiden, und sie brachten mir zum Dank von ihren Fruechten. Wie sie meiner nicht vergassen, so vergass ich ihrer nicht, und ihre Felder waren niemals ohne Regen. Seit lange aber sind die Menschen mir entfremdet, es kommt niemand mehr zu mir. Da bin ich denn vor Hitze und lauter Langerweile eingeschlafen, und der tueckische Feuermann haette fast den Sieg erhalten." Maren hatte sich waehrenddessen ebenfalls mit geschlossenen Augen auf das Moos zurueckgelegt, es taute so sanft um sie her, und die Stimme der schoenen Trude klang so suess und traulich. "Nur einmal", fuhr diese fort, "aber das ist auch schon lange her, ist noch ein Maedchen gekommen, sie sah fast aus wie du und trug fast ebensolche Gewaender. Ich schenkte ihr von meinem Wiesenhonig, und das war die letzte Gabe, die ein Mensch aus meiner Hand empfangen hat." "Seht nur", sagte Maren, "das hat sich gut getroffen! Jenes Maedchen muss die Urahne von meinem Schatz gewesen sein, und der Trank, der mich heute so gestaerkt hat, war gewiss von Eurem Wiesenhonig!" Die Regenfrau dachte wohl noch an ihre junge Freundin von damals; denn sie fragte: "Hat sie denn noch so schoene braune Loeckchen an der Stirn?" "Wer denn, Frau Trude?" "Nun, die Urahne, wie du sie nennst!" "O nein, Frau Trude", erwiderte Maren, und sie fuehlte sich in diesem Augenblick ihrer maechtigen Freundin fast ein wenig ueberlegen--, "die Urahne ist ja ganz steinalt geworden!" "Alt?" fragte die schoene Frau. Sie verstand das nicht, denn sie kannte nicht das Alter. Maren hatte grosse Muehe, ihr es zu erklaeren. "Merket nur", sagte sie endlich, "graues Haar und rote Augen und haesslich, verdriesslich sein! Seht, Frau Trude, das nennen wir alt!" "Freilich", erwiderte diese, "ich entsinne mich nun; es waren auch solche unter den Frauen der Menschen; aber die Urahne soll zu mir kommen, ich mache sie wieder froh und schoen." Maren schuettelte den Kopf. "Das geht ja nicht, Frau Trude", sagte sie, "die Urahne ist ja laengst unter der Erde." Die Trude seufzte. "Arme Urahne." Hierauf schwiegen beide, waehrend sie noch immer behaglich ausgestreckt im weichen Moose lagen. "Aber Kind!" rief ploetzlich die Trude, "da haben wir ueber all dem Geplauder ja ganz das Regenmachen vergessen. Schlag doch nur die Augen auf! Wir sind ja unter lauter Wolken ganz begraben; ich sehe dich schon gar nicht mehr!" "Ei, da wird man ja nass wie eine Katze!" rief Maren, als sie die Augen aufgeschlagen hatte. Die Trude lachte. "Klatsch nur ein wenig in die Haende, aber nimm dich in acht, dass du die Wolke nicht zerreisst!" So begannen beide leise in die Haende zu klopfen; und alsbald entstand ein Gewoge und Geschiebe, die Nebelgebilde draengten sich nach den Oeffnungen und schwammen, eins nach dem andern, ins Freie hinaus. Nach kurzer Zeit sah Maren schon wieder den Brunnen vor sich und den gruenen Boden mit den gelben und violetten Irisblueten. Dann wurden auch die Fensterhoehlen frei, und sie sah weithin ueber den Baeumen des Gartens die Wolken den ganzen Himmel ueberziehen. Allmaehlich verschwand die Sonne. Noch ein paar Augenblicke, und sie hoerte es draussen wie einen Schauer durch die Baeume und Gebuesche wehen, und dann rauschte es hernieder, maechtig und unablaessig. Maren sass aufgerichtet mit gefaltenen Haenden. "Frau Trude, es regnet", sagte sie leise. Diese nickte kaum merklich mit ihrem schoenen blonden Kopfe; sie sass wie traeumend. Ploetzlich aber entstand draussen ein lautes Prasseln und Heulen, und als Maren erschrocken hinausblickte, sah sie aus dem Bette des Umgebungsstromes, den sie kurz vorher ueberschritten hatte, sich ungeheure weisse Dampfwolken stossweise in die Luft erheben. In demselben Augenblicke fuehlte sie sich auch von den Armen der schoenen Regenfrau umfangen, die sich zitternd an das neben ihr ruhende junge Menschenkind schmiegte. "Nun giessen sie den Feuermann aus", fluesterte sie, "horch nur, wie er sich wehrt! Aber es hilft ihm doch nichts mehr." Eine Weile hielten sie sich so umschlossen; da wurde es stille draussen, und es war nun nichts zu hoeren als das sanfte Rauschen des Regens.--Da standen sie auf, und die Trude liess die Falltuer des Brunnens herab und verschloss sie. Maren kuesste ihre weisse Hand und sagte: "Ich danke Euch, liebe Frau Trude, fuer mich und alle Leute in unserm Dorfe! Und"--setzte sie ein wenig zoegernd hinzu--"nun moechte ich wieder heimgehen!" "Schon gehen?" fragte die Trude. "Ihr wisst es ja, mein Schatz wartet auf mich; er mag schon wacker nass geworden sein." Die Trude erhob den Finger. "Wirst du ihn auch spaeter niemals warten lassen?" "Gewiss nicht, Frau Trude!" "So geh', mein Kind; und wenn du heimkommst, so erzaehle den andern Menschen von mir, dass sie meiner fuerder nicht vergessen.--Und nun komm! Ich werde dich geleiten." Draussen unter dem frischen Himmelstau war schon ueberall das Gruen des Rasens und an Baum und Bueschen das Laub hervorgesprossen.--Als sie an den Strom kamen, hatte das Wasser sein ganzes Bett wieder ausgefuellt, und als erwartete er sie, ruhte der Kahn, wie von unsichtbarer Hand wiederhergestellt, schaukelnd an dem ueppigen Grase des Uferrandes. Sie stiegen ein, und leise glitten sie hinueber, waehrend die Tropfen spielend und klingend in die Flut fielen. Da, als sie eben an das andre Ufer traten, schlugen neben ihnen die Nachtigallen ganz laut aus dem Dunkel des Gebuesches. "Oh", sagte die Trude und atmete so recht aus Herzensgrunde, "es ist noch Nachtigallenzeit, es ist noch nicht zu spaet!" Da gingen sie an dem Bach entlang, der zu dem Wasserfall fuehrte. Der stuerzte sich schon wieder tosend ueber die Felsen und floss dann stroemend in der breiten Rinne unter den dunklen Linden fort. Sie mussten, als sie hinabgestiegen waren, an der Seite unter den Baeumen hingehen. Als sie wieder ins Freie traten, sah Maren den fremden Vogel in grossen Kreisen ueber einem See schweben, dessen weites Becken sich zu ihren Fuessen dehnte. Bald gingen sie unten laengs dem Ufer hin, fortwaehrend die suessesten Duefte atmend und auf das Anrauschen der Wellen horchend, die ueber glaenzende Kiesel an dem Strande hinaufstroemten. Tausende von Blumen bluehten ueberall, auch Veilchen und Maililien bemerkte Maren, und andere Blumen, deren Zeit eigentlich laengst vorueber war, die aber wegen der boesen Glut nicht hatten zur Entfaltung kommen koennen. "Die wollen auch nicht zurueckbleiben", sagte die Trude, "das blueht nun alles durcheinander hin." Mitunter schuettelte sie ihr blondes Haar, dass die Tropfen wie Funken um sie her spruehten, oder sie schraenkte ihre Haende zusammen, dass von ihren vollen weissen Armen das Wasser wie in eine Muschel hinabfloss. Dann wieder riss sie die Haende auseinander, und wo die hingespruehten Tropfen die Erde beruehrten, da stiegen neue Duefte auf, und ein Farbenspiel von frischen, nie gesehenen Blumen draengte sich leuchtend aus dem Rasen. Als sie um den See herum waren, blickte Maren noch einmal auf die weite, bei dem niederfallenden Regen kaum uebersehbare Wasserflaeche zurueck; es schauerte sie fast bei dem Gedanken, dass sie am Morgen trockenen Fusses durch die Tiefe gegangen sei. Bald mussten sie dem Platze nahe sein, wo sie ihren Andrees zurueckgelassen hatte. Und richtig! Dort unter den hohen Baeumen lag er mit aufgestuetztem Arm; er schien zu schlafen. Als aber Maren auf die schoene Trude blickte, wie sie mit dem roten laechelnden Munde so stolz neben ihr ueber den Rasen schritt, erschien sie sich ploetzlich in ihren baeuerischen Kleidern so plump und haesslich, dass sie dachte: Ei, das tut nicht gut, die braucht der Andrees nicht zu sehen! Laut aber sprach sie: "Habt Dank fuer Euer Geleite, Frau Trude, ich finde mich nun schon selber!" "Aber ich muss doch deinen Schatz noch sehen!" "Bemueht Euch nicht, Frau Trude", erwiderte Maren, "es ist eben ein Bursch wie die andern auch und just gut genug fuer ein Maedel vom Dorf." Die Trude sah sie mit durchdringenden Augen an. "Schoen bist du, Naerrchen!" sagte sie und erhob drohend ihren Finger: "Bist du denn aber auch in deinem Dorf die Allerschoenste?" Da stieg dem huebschen Maedchen das Blut ins Gesicht, dass ihr die Augen ueberliefen. Die Trude aber laechelte schon wieder. "So merk denn auf!" sagte sie; "weil nun doch alle Quellen wieder springen, so koennt ihr einen kuerzern Weg haben. Gleich unten links am Weidendamm liegt ein Nachen. Steig getrost hinein; er wird euch rasch und sicher in eure Heimat bringen! --Und nun leb wohl!" rief sie und legte ihren Arm um den Nacken des Maedchens und kuesste sie. "Oh, wie suess frisch schmeckt doch solch ein Menschenmund!" Dann wandte sie sich und ging unter den fallenden Tropfen ueber den Rasen dahin. Dabei hub sie an zu singen; das klang suess und eintoenig; und als die schoene Gestalt zwischen den Baeumen verschwunden war, da wusste Maren nicht, hoerte sie noch immer aus der Ferne den Gesang, oder war es nur das Rauschen des niederfallenden Regens. Eine Weile noch blieb das Maedchen stehen; dann, wie in ploetzlicher Sehnsucht, streckte sie die Arme aus. "Lebt wohl, schoene, liebe Regentrude, lebt wohl!" rief sie.--Aber keine Antwort kam zurueck; sie erkannte es nun deutlich, es war nur noch der Regen, der herniederrauschte. Als sie hierauf langsam dem Eingange des Gartens zuschritt, sah sie den jungen Bauer hoch aufgerichtet unter den Baeumen stehen. "Wonach schaust du denn so?" fragte sie, als sie naeher gekommen war. "Alle Tausend, Maren!" rief Andrees, "was war denn das fuer ein sauber Weibsbild?" Das Maedchen aber ergriff den Arm des Burschen und drehte ihn mit einem derben Ruck herum. "Guck dir nur nicht die Augen aus!" sagte sie, "das ist keine fuer dich; das war die Regentrude!" Andrees lachte. "Nun, Maren", erwiderte er, "dass du sie richtig aufgeweckt hast, das hab' ich hier schon merken koennen; denn so nass, mein ich, ist der Regen noch nimmer gewesen, und so etwas von Gruenwerden hab' ich auch all mein Lebtag noch nicht gesehen!--Aber nun komm! Wir wollen heim, und dein Vater soll uns sein gegebenes Wort einloesen." Unten am Weidendamm fanden sie den Nachen und stiegen ein. Das ganze weite Tiefland war schon ueberflutet, auf dem Wasser und in der Luft lebte es von aller Art Gevoegel; die schlanken Seeschwalben schossen schreiend ueber ihnen hin und tauchten die Spitzen ihrer Fluegel in die Flut, waehrend die Silbermoewe majestaetisch neben ihrem fortschiessenden Kahn dahinschwamm; auf dem gruenen Inselchen, an denen sie hier und dort vorbeikamen, sahen sie die Bruushaehne mit den goldenen Kragen ihre Kampfspiele halten. So glitten sie rasch dahin. Noch immer fiel der Regen, sanft, doch unablaessig. Jetzt aber verengte sich das Wasser, und bald war es nur noch ein maessig breiter Bach. Andrees hatte schon eine Zeitlang mit der Hand ueber den Augen in die Ferne geblickt. "Sieh doch, Maren", rief er, "ist das nicht meine Roggenkoppel?" "Freilich, Andrees; und praechtig gruen ist sie geworden! Aber siehst du denn nicht, dass es unser Dorfbach ist, auf dem wir fahren?" "Richtig, Maren; aber was ist denn das dort? Das ist ja alles ueberflutet!" "Ach, du lieber Gott!" rief Maren, "das sind ja meines Vaters Wiesen! Sieh nur, das schoene Heu, es schwimmt ja alles." Andrees drueckte dem Maedchen die Hand. "Lass nur, Maren!" sagte er, "der Preis ist, denk ich, nicht zu hoch, und meine Felder tragen ja nun um desto besser." Bei der Dorflinde legte der Nachen an. Sie traten ans Ufer, und bald gingen sie Hand in Hand die Strasse hinab. Da wurde ihnen von allen Seiten freundlich zugenickt; denn Mutter Stine mochte in ihrer Abwesenheit doch ein wenig geplaudert haben. "Es regnet!" riefen die Kinder, die unter den Tropfen durch ueber die Strasse liefen. "Es regnet!" sagte der Vetter Schulze, der behaglich aus seinem offenen Fenster schaute und den beiden mit kraeftigem Drucke die Hand schuettelte. "Ja, ja, es regnet!" sagte auch der Wiesenbauer, der wieder mit der Meerschaumpfeife in der Torfahrt seines stattlichen Hauses stand. "Und du, Maren, hast mich haute morgen wacker angelogen. Aber kommt nur herein, ihr beiden! Der Andrees, wie der Vetter Schulze sagt, ist allewege ein guter Bursch, seine Ernte wird heuer auch noch gut, und wenn es etwan wieder drei Jahre Regen geben sollte, so ist es am Ende doch so uebel nicht, wenn Hoehen und Tiefen beieinander kommen. Drum geht hinueber zu Mutter Stine, da wollen wir die Sache allfort in Richtigkeit bringen!" Mehrere Wochen waren seitdem vergangen. Der Regen hatte laengst wieder aufgehoert, und die letzten schweren Erntewagen waren mit Kraenzen und flatternden Baendern in die Scheuern eingefahren; da schritt im schoensten Sonnenschein ein grosser Hochzeitszug der Kirche zu. Maren und Andrees waren die Brautleute; hinter ihnen gingen Hand in Hand Mutter Stine und der Wiesenbauer. Als sie fast bei der Kirchentuer angelangt waren, dass sie schon den Choral vernahmen, den drinnen zu ihrem Empfang der alte Kantor auf der Orgel spielte, zog ploetzlich ein weisses Woelkchen ueber ihnen am blauen Himmel auf, und ein paar leichte Regentropfen fielen der Braut in ihren Kranz.--"Das bedeutet Glueck!" riefen die Leute, die auf dem Kirchhof standen. "Das war die Regentrude!" fluesterten Braut und Braeutigam und drueckten sich die Haende. Dann trat der Zug in die Kirche; die Sonne schien wieder, die Orgel aber schwieg, und der Priester verrichtete sein Werk. Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Die Regentrude, von Theodor Storm. *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, DIE REGENTRUDE *** This file should be named 7rgtd10.txt or 7rgtd10.zip Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 7rgtd11.txt VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 7rgtd10a.txt Project Gutenberg eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not keep eBooks in compliance with any particular paper edition. We are now trying to release all our eBooks one year in advance of the official release dates, leaving time for better editing. Please be encouraged to tell us about any error or corrections, even years after the official publication date. Please note neither this listing nor its contents are final til midnight of the last day of the month of any such announcement. The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at Midnight, Central Time, of the last day of the stated month. A preliminary version may often be posted for suggestion, comment and editing by those who wish to do so. Most people start at our Web sites at: http://gutenberg.net or http://promo.net/pg These Web sites include award-winning information about Project Gutenberg, including how to donate, how to help produce our new eBooks, and how to subscribe to our email newsletter (free!). Those of you who want to download any eBook before announcement can get to them as follows, and just download by date. This is also a good way to get them instantly upon announcement, as the indexes our cataloguers produce obviously take a while after an announcement goes out in the Project Gutenberg Newsletter. http://www.ibiblio.org/gutenberg/etext05 or ftp://ftp.ibiblio.org/pub/docs/books/gutenberg/etext05 Or /etext04, 03, 02, 01, 00, 99, 98, 97, 96, 95, 94, 93, 92, 92, 91 or 90 Just search by the first five letters of the filename you want, as it appears in our Newsletters. Information about Project Gutenberg (one page) We produce about two million dollars for each hour we work. The time it takes us, a rather conservative estimate, is fifty hours to get any eBook selected, entered, proofread, edited, copyright searched and analyzed, the copyright letters written, etc. Our projected audience is one hundred million readers. If the value per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2 million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text files per month: 1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+ We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002 If they reach just 1-2% of the world's population then the total will reach over half a trillion eBooks given away by year's end. The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks! This is ten thousand titles each to one hundred million readers, which is only about 4% of the present number of computer users. Here is the briefest record of our progress (* means estimated): eBooks Year Month 1 1971 July 10 1991 January 100 1994 January 1000 1997 August 1500 1998 October 2000 1999 December 2500 2000 December 3000 2001 November 4000 2001 October/November 6000 2002 December* 9000 2003 November* 10000 2004 January* The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been created to secure a future for Project Gutenberg into the next millennium. We need your donations more than ever! As of February, 2002, contributions are being solicited from people and organizations in: Alabama, Alaska, Arkansas, Connecticut, Delaware, District of Columbia, Florida, Georgia, Hawaii, Illinois, Indiana, Iowa, Kansas, Kentucky, Louisiana, Maine, Massachusetts, Michigan, Mississippi, Missouri, Montana, Nebraska, Nevada, New Hampshire, New Jersey, New Mexico, New York, North Carolina, Ohio, Oklahoma, Oregon, Pennsylvania, Rhode Island, South Carolina, South Dakota, Tennessee, Texas, Utah, Vermont, Virginia, Washington, West Virginia, Wisconsin, and Wyoming. We have filed in all 50 states now, but these are the only ones that have responded. As the requirements for other states are met, additions to this list will be made and fund raising will begin in the additional states. Please feel free to ask to check the status of your state. In answer to various questions we have received on this: We are constantly working on finishing the paperwork to legally request donations in all 50 states. If your state is not listed and you would like to know if we have added it since the list you have, just ask. While we cannot solicit donations from people in states where we are not yet registered, we know of no prohibition against accepting donations from donors in these states who approach us with an offer to donate. International donations are accepted, but we don't know ANYTHING about how to make them tax-deductible, or even if they CAN be made deductible, and don't have the staff to handle it even if there are ways. Donations by check or money order may be sent to: PROJECT GUTENBERG LITERARY ARCHIVE FOUNDATION 809 North 1500 West Salt Lake City, UT 84116 Contact us if you want to arrange for a wire transfer or payment method other than by check or money order. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been approved by the US Internal Revenue Service as a 501(c)(3) organization with EIN [Employee Identification Number] 64-622154. Donations are tax-deductible to the maximum extent permitted by law. As fund-raising requirements for other states are met, additions to this list will be made and fund-raising will begin in the additional states. We need your donations more than ever! You can get up to date donation information online at: http://www.gutenberg.net/donation.html *** If you can't reach Project Gutenberg, you can always email directly to: Michael S. Hart Prof. Hart will answer or forward your message. We would prefer to send you information by email. **The Legal Small Print** (Three Pages) ***START**THE SMALL PRINT!**FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS**START*** Why is this "Small Print!" statement here? You know: lawyers. They tell us you might sue us if there is something wrong with your copy of this eBook, even if you got it for free from someone other than us, and even if what's wrong is not our fault. So, among other things, this "Small Print!" statement disclaims most of our liability to you. It also tells you how you may distribute copies of this eBook if you want to. *BEFORE!* YOU USE OR READ THIS EBOOK By using or reading any part of this PROJECT GUTENBERG-tm eBook, you indicate that you understand, agree to and accept this "Small Print!" statement. If you do not, you can receive a refund of the money (if any) you paid for this eBook by sending a request within 30 days of receiving it to the person you got it from. If you received this eBook on a physical medium (such as a disk), you must return it with your request. ABOUT PROJECT GUTENBERG-TM EBOOKS This PROJECT GUTENBERG-tm eBook, like most PROJECT GUTENBERG-tm eBooks, is a "public domain" work distributed by Professor Michael S. Hart through the Project Gutenberg Association (the "Project"). Among other things, this means that no one owns a United States copyright on or for this work, so the Project (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth below, apply if you wish to copy and distribute this eBook under the "PROJECT GUTENBERG" trademark. Please do not use the "PROJECT GUTENBERG" trademark to market any commercial products without permission. To create these eBooks, the Project expends considerable efforts to identify, transcribe and proofread public domain works. Despite these efforts, the Project's eBooks and any medium they may be on may contain "Defects". Among other things, Defects may take the form of incomplete, inaccurate or corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual property infringement, a defective or damaged disk or other eBook medium, a computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by your equipment. LIMITED WARRANTY; DISCLAIMER OF DAMAGES But for the "Right of Replacement or Refund" described below, [1] Michael Hart and the Foundation (and any other party you may receive this eBook from as a PROJECT GUTENBERG-tm eBook) disclaims all liability to you for damages, costs and expenses, including legal fees, and [2] YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE OR UNDER STRICT LIABILITY, OR FOR BREACH OF WARRANTY OR CONTRACT, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR INCIDENTAL DAMAGES, EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH DAMAGES. If you discover a Defect in this eBook within 90 days of receiving it, you can receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending an explanatory note within that time to the person you received it from. If you received it on a physical medium, you must return it with your note, and such person may choose to alternatively give you a replacement copy. If you received it electronically, such person may choose to alternatively give you a second opportunity to receive it electronically. THIS EBOOK IS OTHERWISE PROVIDED TO YOU "AS-IS". NO OTHER WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, ARE MADE TO YOU AS TO THE EBOOK OR ANY MEDIUM IT MAY BE ON, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR A PARTICULAR PURPOSE. Some states do not allow disclaimers of implied warranties or the exclusion or limitation of consequential damages, so the above disclaimers and exclusions may not apply to you, and you may have other legal rights. INDEMNITY You will indemnify and hold Michael Hart, the Foundation, and its trustees and agents, and any volunteers associated with the production and distribution of Project Gutenberg-tm texts harmless, from all liability, cost and expense, including legal fees, that arise directly or indirectly from any of the following that you do or cause: [1] distribution of this eBook, [2] alteration, modification, or addition to the eBook, or [3] any Defect. DISTRIBUTION UNDER "PROJECT GUTENBERG-tm" You may distribute copies of this eBook electronically, or by disk, book or any other medium if you either delete this "Small Print!" and all other references to Project Gutenberg, or: [1] Only give exact copies of it. Among other things, this requires that you do not remove, alter or modify the eBook or this "small print!" statement. You may however, if you wish, distribute this eBook in machine readable binary, compressed, mark-up, or proprietary form, including any form resulting from conversion by word processing or hypertext software, but only so long as *EITHER*: [*] The eBook, when displayed, is clearly readable, and does *not* contain characters other than those intended by the author of the work, although tilde (~), asterisk (*) and underline (_) characters may be used to convey punctuation intended by the author, and additional characters may be used to indicate hypertext links; OR [*] The eBook may be readily converted by the reader at no expense into plain ASCII, EBCDIC or equivalent form by the program that displays the eBook (as is the case, for instance, with most word processors); OR [*] You provide, or agree to also provide on request at no additional cost, fee or expense, a copy of the eBook in its original plain ASCII form (or in EBCDIC or other equivalent proprietary form). [2] Honor the eBook refund and replacement provisions of this "Small Print!" statement. [3] Pay a trademark license fee to the Foundation of 20% of the gross profits you derive calculated using the method you already use to calculate your applicable taxes. If you don't derive profits, no royalty is due. Royalties are payable to "Project Gutenberg Literary Archive Foundation" the 60 days following each date you prepare (or were legally required to prepare) your annual (or equivalent periodic) tax return. Please contact us beforehand to let us know your plans and to work out the details. WHAT IF YOU *WANT* TO SEND MONEY EVEN IF YOU DON'T HAVE TO? Project Gutenberg is dedicated to increasing the number of public domain and licensed works that can be freely distributed in machine readable form. The Project gratefully accepts contributions of money, time, public domain materials, or royalty free copyright licenses. Money should be paid to the: "Project Gutenberg Literary Archive Foundation." If you are interested in contributing scanning equipment or software or other items, please contact Michael Hart at: hart@pobox.com [Portions of this eBook's header and trailer may be reprinted only when distributed free of all fees. Copyright (C) 2001, 2002 by Michael S. Hart. Project Gutenberg is a TradeMark and may not be used in any sales of Project Gutenberg eBooks or other materials be they hardware or software or any other related product without express permission.] *END THE SMALL PRINT! FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS*Ver.02/11/02*END*