The Project Gutenberg EBook of Medea, by Franz Grillparzer #3 in our series by Franz Grillparzer Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the copyright laws for your country before downloading or redistributing this or any other Project Gutenberg eBook. This header should be the first thing seen when viewing this Project Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the header without written permission. Please read the "legal small print," and other information about the eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is important information about your specific rights and restrictions in how the file may be used. 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This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. That project is reachable at the web site http://gutenberg.spiegel.de/. Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" zur Verfuegung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse http://gutenberg.spiegel.de/ erreichbar. Medea Franz Grillparzer Trauerspiel in fuenf Aufzuegen Personen: Kreon, Koenig von Korinth Kreusa, seine Tochter Jason Medea Gora, Medeens Amme Ein Herold der Amphiktyonen Ein Landmann Diener und Dienerinnen Medeens Kinder Erster Aufzug (Vor den Mauern von Korinth. Links im Mittelgrunde ein Zelt aufgeschlagen. Im Hintergrunde das Meer, an dem sich auf einer Landspitze ein Teil der Stadt hinzieht. Frueher Morgen noch vor Tages Anbruch. Dunkel.) (Ein Sklave steht rechts im Vorgrunde in einer Grube, mit der Schaufel grabend und Erde auswerfend. Medea auf der andern Seite, vor ihr eine schwarze, seltsam mit Gold verzierte Kiste, in welche sie mancherlei Geraet waehrend des Folgenden hineinlegt.) Medea. Bist du zu Ende? Sklave. Gleich, Gebieterin! (Gora tritt aus dem Zelte und bleibt in der Entfernung stehen.) Medea. Zuerst den Schleier und den Stab der Goettin; Ich werd euch nicht mehr brauchen, ruhet hier. Die Zeit der Nacht, der Zauber ist vorbei Und was geschieht, ob Schlimmes oder Gutes, Es muss geschehn am offnen Strahl des Lichts. Dann dies Gefaess: geheime Flammen birgt's, Die den verzehren, der's unkundig oeffnet; Dies andere, gefuellt mit gaehem Tod; Hinweg ihr aus des heitern Lebens Naehe! Noch manches Kraut, manch dunkel-kraeft'ger Stein, Der ihr entsprangt, der Erde geb ich euch. (Aufstehend.) So. Ruhet hier vertraeglich und auf immer! Das Letzte fehlt noch und das Wichtigste. (Der Sklave, der unterdes aus der Grube heraufgestiegen ist und sich hinter Medeen, das Ende ihrer Beschaeftigung abwartend, gestellt hat, greift jetzt, um zu helfen, nach einem, an einer Lanze befestigten, Verhuelltem, das an einem Baume hinter Medeen lehnt; die Huelle faellt auseinander, das Banner mit dem Vliese leuchtet strahlend hervor.) Sklave (das Banner anfassend). Ist's dieses hier? Medea. Halt ein! Enthuell es nicht!-- Lass dich noch einmal schaun, verderblich Gastgeschenk! Du Zeuge von der Meinen Untergang, Bespruetzt mit meines Vaters, Bruders Blut, Du Denkmal von Medeens Schmach und Schuld. (Sie tritt mit dem Fusse auf den Schaft, dass er entzweibricht.) So brech ich dich und senke dich hinab In Schoss der Nacht, dem draeuend du entstiegen. (Sie legt das gebrochene Banner zu dem andern Geraet in die Kiste und schliesst den Deckel.) Gora (vortretend). Was tust du hier? Medea (umblickend). Du siehst's. Gora. Vergraben willst du Die Zeichen eines Dienstes, der Schutz dir gab Und noch dir geben kann? Medea. Der Schutz mir gab? Weil mehr nicht Schutz er gibt, als er mir gab, Vergrab ich sie. Ich bin geschuetzt genug. Gora. Durch deines Gatten Liebe? Medea (zum Sklaven). Bist du fertig? Sklave. Gebiet'rin ja! Medea. So komm! (Sie fasst die Kiste bei einer Handhabe, der Sklave bei der andern, und so tragen beide sie zur Grube.) Gora (von ferne stehend). O der Beschaeftigung Fuer eines Fuersten fuerstlich hohe Tochter! Medea. Scheint's dir fuer mich zu hart, was hilfst du nicht? Gora. Jasons Magd bin ich, nicht die deine; Seit wann dient eine Sklavin der andern? Medea (zum Sklaven). Jetzt senk sie ein und wirf die Erde zu! (Der Sklave laesst die Kiste in die Grube hinab und wirft mit der Schaufel Erde darueber. Medea kniet dabei.) Gora (im Vorgrunde stehend). O lasst mich sterben, Goetter meines Landes, Damit ich nicht mehr sehn muss was ich sehe! Doch vorher schleudert euren Rachestrahl Auf den Verraeter, der uns dies getan! Lasst mich ihn sterben sehn, dann toetet mich! Medea. Es ist getan. Nun stampf den Boden fest Und geh! Ich weiss, du wahrest mein Geheimnis, Du bist ein Kolcher und ich kenne dich. (Der Sklave geht.) Gora (mit grimmigen Hohn nachrufend). Verrat's nicht eurem Herrn, sonst weh euch beiden!-- Hast du vollendet? Medea (zu ihr tretend). Ja.--Nun bin ich ruhig. Gora. Und auch das Vlies vergrubst du? Medea. Auch das Vlies. Gora. So liesst ihr es in Jolkos nicht zurueck Bei deines Gatten Ohm? Medea. Du sahst es hier. Gora. Es blieb dir also und du vergrubst es Und so ist's abgetan und aus! Weggehaucht die Vergangenheit, Alles Gegenwart, ohne Zukunft. Kein Kolchis gab's und keine Goetter sind, Dein Vater lebte nie, dein Bruder starb nicht: Weil du's nicht denkest mehr, ist's nie gewesen! So denk denn auch, du seist nicht elend, denk Dein Gatte, der Verraeter, liebte dich; Vielleicht geschieht es! Medea (heftig). Gora! Gora. Was? Meinst du ich schwiege? Die Schuldige mag schweigen und nicht ich! Hast du mich hergelockt aus meiner Heimat In deines trotz'gen Buhlen Sklaverei, Wo ich, in Fesseln meine freien Arme, Die langen Naechte kummervoll verseufze, Und jeden Morgen zu der neuen Sonne Mein graues Haar verfluch und meines Alters Tage, Ein Ziel des Spotts, ein Wegwurf der Verachtung, An allem Mangel leidend als an Schmerz, So musst du mich auch hoeren, wenn ich rede. Medea. So sprich! Gora. Was ich vorhergesagt, es ist geschehen! Kaum ist's ein Mond, dass euch das Meer von sich stiess, Unwillig, den Verfuehrer, die Verfuehrte, Und schon flieht euch die Welt, folgt euch der Abscheu. Ein Greuel ist die Kolcherin dem Volke, Ein Schrecken die Vertraute dunkler Maechte, Wo du dich zeigst weicht alles scheu zurueck Und flucht dir. Moeg' der Fluch sie selber treffen! Auch den Gemahl, der Kolcherfuerstin Gatten, Sie hassen ihn um dein-, um seinetwillen. Der Oheim schloss die Tuer ihm seines Hauses, Die eigne Vaterstadt hat ihn verbannt, Als jener Oheim starb, man weiss nicht wie, Kein Haus ist ihm, kein Ruhplatz, keine Staette: Was denkst du nun zu tun? Medea. Ich bin sein Weib! Gora. Und denkest nun zu tun? Medea. Zu folgen ihm In Not und Tod. Gora. In Not und Tod, ja wohl! Aietes' Tochter in ein Bettlerhaus! Medea. Lass uns die Goetter bitten um ein einfach Herz, Gar leicht ertraegt sich dann ein einfach Los! Gora (grimmig lachend). Haha! Und dein Gemahl? Medea. Es tagt. Komm fort! Gora. Weichst du mir aus? Ha, du entgehst mir nicht! Der einz'ge lichte Punkt in meinem Jammer Ist, dass ich seh, an unserm Beispiel seh, Dass Goetter sind und dass Vergeltung ist. Bewein dein Unglueck und ich will dich troesten, Allein verkennen sollst du's frevelnd nicht Und leugnen die Gerechtigkeit da droben, Da du die Strafe leugnest, deinen Schmerz. Auch muss ein Uebel klar sein, will man's heilen! Dein Gatte, sprich! ist er derselbe noch? Medea. Was sonst? Gora. O spiel mit Worten nicht! Ist er derselbe, der dich stuermend freite, Der, dich zu holen, drang durch hundert Schwerter, Derselbe, der auf langer Ueberfahrt, Den Widerstand besiegte der Betruebten, Die sterben wollte, Nahrung von sich weisend, Und sie nur allzuschnell bezwang mit seiner Glut? Ist er derselbe noch? Ha bebst du? Bebe! Ihm graut vor dir, er scheut dich, flieht dich, hasst dich, Wie du die Deinen, so verraet er dich! Grab ein, grab ein die Zeichen deiner Tat, Die Tat begraebst du nicht! Medea. Schweig! Gora. Nein! Medea (sie hart am Arm anfassend). Schweig, sag ich!-- Was rasest du in deiner tollen Wut? Lass uns erwarten was da kommt, nicht rufen. So waer' denn immer da, was einmal dagewesen Und alles Gegenwart?--Der Augenblick, Wenn er die Wiege einer Zukunft ist Warum nicht auch das Grab einer Vergangenheit? Geschehen ist, was nie geschehen sollte, Und ich bewein's und bittrer als du denkst, Doch soll ich drum, ich selbst, mich selbst vernichten? Klar sei der Mensch und einig mit der Welt! In andre Laender, unter andre Voelker Hat uns ein Gott gefuehrt in seinem Zorn, Was recht uns war daheim, nennt man hier unrecht, Und was erlaubt, verfolgt man hier mit Hass; So lass uns denn auch aendern Sitt' und Rede Und duerfen wir nicht sein mehr was wir wollen, So lass uns, was wir koennen mind'stens sein. Was mich geknuepft an meiner Vaeter Heimat Ich hab es in die Erde hier versenkt; Die Macht, die meine Mutter mir vererbte, Die Wissenschaft geheimnisvoller Kraefte, Der Nacht, die sie gebar, gab ich sie wieder Und schwach, ein schutzlos, hilfbeduerftig Weib Werf ich mich in des Gatten offne Arme; Er hat die Kolcherin gescheut, die Gattin Wird er empfangen, wie's dem Gatten ziemt. Der Tag bricht an--mit ihm ein neues Leben! Was war, soll nicht mehr sein; was ist, soll bleiben! Du aber milde, muetterliche Erde Verwahre treu das anvertraute Gut. (Sie gehen auf das Zelt zu; es oeffnet sich und Jason tritt heraus mit einem korinthischen Landmann, hinter ihm ein Sklave.) Jason. Sprachst du den Koenig selbst? Landmann. Jawohl, o Herr! Jason. Was sagtest du? Landmann. Es harre jemand aussen, Ihm wohlbekannt und gastbefreundet zwar, Doch der nicht eher trete bei ihm ein, Umringt von Feinden, von Verrat umstellt, Bis er ihm Fried' gelobt und Sicherheit. Jason. Und seine Antwort? Landmann. Er wird kommen, Herr! Ein Fest Poseidons feiern sie hier aussen, Am offnen Strand des Meeres Opfer bringend, Der Koenig folgt dem Zug mit seiner Tochter, Da, im Voruebergehen, spricht er dich. Jason. So, es ist gut! Hab Dank! Medea (hinzutretend). Sei mir gegruesst! Jason. Du auch. (Zum Sklaven.) Ihr aber geht, du und die andern, Und brechet gruene Zweige von den Baeumen, Wie's Brauch hier Landes bei den Flehenden. Und haltet ruhig euch und, still. Hoerst du? Genug! (Der Landmann und der Sklave gehen.) Medea. Du bist beschaeftigt? Jason. Ja. Medea. Du goennst Dir keine Ruh'! Jason. Ein Fluechtiger und Ruh'? Weil er nicht Ruh' hat ist er eben fluechtig. Medea. Du schliefst nicht heute nacht, du gingst hinaus Und walltest einsam durch die Finsternis. Jason. Ich lieb die Nacht, der Tag verletzt mein Aug'. Medea. Auch sandtest Boten du zum Koenig hin; Nimmt er uns auf? Jason. Erwartend weil ich hier. Medea. Er ist dir freund. Jason. Er war's. Medea. Willfahren wird er. Jason. Verpesteter Gemeinschaft weicht man aus.-- Du weisst ja doch, dass alle Welt uns flieht Dass selbst des falschen Pelias, meines Oheims, Tod, Des Frevlers, den ein Gott im Grimm erwuergte, Dass mir das Volk ihn Schuld gibt, deinem Gatten, Dem Heimgekehrtem aus dem Zauberlande? Weisst du es nicht? Medea. Ich weiss. Jason. Wohl Grunds genug, Zu wandeln und zu wachen in der Nacht!-- Doch was trieb dich schon vor der Sonn' empor? Was suchst du in der Finsternis?--Ei ja! Riefst alte Freund' aus Kolchis? Medea. Nein. Jason. Gewiss nicht? Medea. Ich sagte: nein. Jason. Ich aber sage dir, Du tust sehr wohl wenn du es unterlaesst! Brau nicht aus Kraeutern Saefte, Schlummertrank, Sprich nicht zum Mond, stoer nicht die Toten, Man hasst das hier und ich--ich hass es auch! In Kolchis sind wir nicht, in Griechenland, Nicht unter Ungeheuern, unter Menschen! Allein ich weiss, du tust's von nun nicht mehr, Du hast's versprochen und du haeltst es auch. Der rote Schleier da auf deinem Haupt, Er rief vergangne Bilder mir zurueck. Warum nimmst du die Tracht nicht unsers Landes? Wie ich ein Kolcher war auf Kolchis' Grund, Sei eine Griechin du in Griechenland. Wozu Erinnrung suchen des Vergangnen? Von selbst erinnert es sich schon genug! (Medea nimmt schweigend den Schleier ab und gibt ihn Goran.) Gora (halbleise). Verachtest du dein Land um seinetwillen? Jason (erblickt Gora). Du auch hier?--Dich hass ich vor allen, Weib! Beim Anblick dieses Augs und dieser Stirn, Steigt Kolchis' Kueste daemmernd vor mir auf. Was draengst du dich in meines Weibes Naehe? Geh fort! Gora (murrend). Warum? Jason. Geh fort! Medea. Ich bitt dich, geh! Gora (dumpf). Hast mich gekauft? dass du mir sprichst als Herr? Jason. Die Hand zuckt nach dem Schwert. Geh weil's noch Zeit ist; Mich hat's schon oft geluestet, zu versuchen, Ob deine Stirn so hart ist, als sie scheint. (Medea fuehrt die Widerstrebende beguetigend fort.) Jason (der sich auf einen Rasensitz niedergeworfen hat, auf die Brust schlagend). Zerspreng dein Haus, und mach dir brechend Luft! Da liegen sie, die Tuerme von Korinth, Am Meeresufer ueppig hingelagert, Die Wiege meiner goldnen Jugendzeit! Dieselben, von derselben Sonn' erleuchtet, Nur ich ein andrer, ich in mir verwandelt. Ihr Goetter! warum war so schoen mein Morgen, Wenn ihr den Abend mir so schwarz bestimmt. O waer' es Nacht! (Medea hat die Kinder aus dem Zelte geholt und fuehrt sie an der Hand vor Jason.) Medea. Hier sind zwei Kinder, Die ihren Vater gruessen. (Zu dem Knaben.) Gib die Hand! Hoerst du? Die Hand! (Die Kinder stehen scheu seitwaerts.) Jason (die Hand schmerzlich nach der Gruppe hinbreitend). Das also waer' das Ende? Von trotz'gen Wilden Vater und Gemahl! Medea (zu dem Kinde). Geh hin! Knabe. Bist du ein Grieche, Vater? Jason. Und warum? Knabe. Es schilt dich Gora einen Griechen! Jason. Schilt? Knabe. Es sind betruegerische Leut' und feig. Jason (zu Medea). Hoerst du? Medea. Es macht sie Gora wild. Verzeih ihm! (Sie kniet bei den Kindern nieder und spricht ihnen wechselweise ins Ohr.) Jason. Gut! Gut! (Er ist aufgestanden.) Da kniet sie, die Unselige Und traegt an ihrer Last und an der meinen. (Auf und ab gehend.) Die Kinder; lass sie jetzt und komm zu mir! Medea. Geht nur und seid vertraeglich. Hoert ihr? (Die Kinder gehen.) Jason. Halt mich fuer hart und grausam nicht, Medea! Glaub mir, ich fuehl dein Leid so tief als meines. Getreulich waelzest du den schweren Stein, Der rueck sich rollend immer wiederkehrt Und jeden Pfad versperrt und jeden Ausweg. Hast (du's) getan? hab' (ich's)?--Es ist (geschehn). (Eine ihrer Haende fassend und mit der andern ueber ihre Stirne streichend.) Du liebst mich. Ich verkenn es nicht Medea; Nach deiner Art zwar--dennoch liebst du mich, Nicht bloss der Blick, mir sagt's so manche Tat. (Medea lehnt ihre Stirn an seine Schulter.) Ich weiss, dein Haupt ist schwer von manchem Leid Und Mitleid regt sich treulich hier im Busen. Drum lass uns reif und sorglich ueberlegen Wie wir entfernen, was so nah uns droht. Die Stadt hier ist Korinth. In fruehrer Zeit, Als ich, ein halb gereifter Juengling noch, Vor meines Oheims wildem Grimme floh, Nahm mich der Koenig dieses Landes auf, Ein Gastfreund noch von meinen Vaetern her Und wahrte mein, wie eines teuern Sohns. In seinem Hause lebt' ich sicher manches Jahr. Nun auch-- Medea. Du schweigst? Jason. Nun auch, da mich die Welt, Verstoesst, verlaesst, in blindem Grimm verfolgt, Nun auch hoff ich von diesem Koenig Schutz: Nur eines fuercht ich und nicht ohne Grund. Medea. Was ist's? Jason. Mich nimmt er auf, ich weiss es wohl, Und auch die Kinder, denn sie sind die Meinen, Nur dich-- Medea. Nimmt er die Kinder, weil sie dein, Behaelt er als die Deine wohl auch mich. Jason. Hast du vergessen, wie's daheim erging, In meiner Vaeter Land, bei meinem Ohm, Als ich zuerst von Kolchis dich gebracht? Vergessen jenen Hohn, mit dem der Grieche Herab auf die Barbarin sieht, auf--dich? Nicht jedem ist wie mir bekannt dein Wesen, Nicht jedem bist du Weib und Mutter seiner Kinder, Nicht jeder war in Kolchis, so wie ich. Medea. Der Schluss der herben Rede, welcher ist's? Jason. Es ist des Menschen hoechstes Unglueck dies: Dass er bei allem was ihn trifft im Leben Sich still und ruhig haelt, (bis) es (geschehn) Und (wenn's) geschehen, nicht. Das lass uns meiden. Ich geh zum Koenig, wahre meines Rechts Und rein'ge vom Verdacht mich, der uns trifft; Du aber mit den Kindern bleib indes Fern von der Stadt verborgen, bis-- Medea. Bis wann? Jason. Bis--Was verhuellst du dich? Medea. Ich weiss genug. Jason. Wie deutest du so falsch, was ich gesagt! Medea. Beweise mir, dass ich es falsch gedeutet. Der Koenig naht--sprich, wie dein Herz dir's heisst. Jason. So stehen wir dem Sturm, bis er uns bricht. (Gora tritt mit den Kindern aus dem Zelte. Medea stellt sich zwischen die Knaben und bleibt anfangs beobachtend in der Ferne.) (Der Koenig tritt auf mit seiner Tochter, von Knaben und Maedchen begleitet, die Opfergeraet tragen.) Koenig. Wo ist der Fremde?--Ahnend sagt mein Herz Er ist es, der Verbannte, der Vertriebne-- Der Schuldige vielleicht.--Wo ist der Fremde? Jason. Hier bin ich, und gebeugt tret ich vor dich; Kein Fremder zwar, doch nur zu sehr entfremdet. Ein Hilfesuchender, ein Flehender. Von Haus und Herd vertrieben, ausgestossen Fleh ich zum Gastfreund um ein schuetzend Dach. Kreusa. Fuerwahr er ist's! Sieh Vater es ist Jason! (Einen Schritt ihm entgegen.) Jason (ihre Hand fassend). Ich bin es, so wie du es bist, Kreusa, Dieselbe noch, in heitrer Milde strahlend. O fuehre mich zu deinem Vater hin, Der ernst dort steht, den Blick mir zugewandt Und zoegert mit dem Gegengruss, ich weiss nicht Ob Jason zuernend oder seiner Schuld. Kreusa (Jason an der Hand, ihrem Vater entgegentretend). Sieh Vater, es ist Jason! Koenig. Sei gegruesst! Jason. Dein Ernst zeigt mir den Platz, der mir geziemt. Hin werf ich mich vor dir und fass dein Knie, Und nach dem Kinne streck ich meinen Arm; Gewaehre was ich bat, gib Schutz und Zuflucht! Koenig. Steh auf! Jason. Nicht eher bis-- Koenig. Ich sage dir, steh auf! (Jason steht auf.) Koenig. So kehrtest du vom Argonautenzug? Jason. Kaum ist's ein Mond dass mich das Land empfing. Koenig. Den Preis des Zugs, du brachtest ihn mit dir? Jason. Er ward dem Oheim, der die Tat gebot. Koenig. Und warum fliehst du deiner Vaeter Stadt? Jason. Sie trieb mich aus; verbannt bin ich und schutzlos. Koenig. Des Bannes Ursach' aber, welche war's? Jason. Verruchten Treibens klagte man mich an! Koenig. Mit Recht, mit Unrecht? dies sag mir vor allem! Jason. Mit Unrecht, bei den Goettern schwoer ich es! Koenig (ihn rasch bei der Hand fassend und vorfuehrend). Dein Oheim starb? Jason. Er starb. Koenig. Und wie? Jason. Nicht durch mich! So wahr ich leb und atme, nicht durch mich! Koenig. Doch sagt's der Ruf und streut's durchs ganze Land. Jason. So luegt der Ruf, das ganze Land mit ihm. Koenig. Der einzelne will Glauben gegen alle? Jason. Der eine den du kennst, gen alle die dir fremd. Koenig. Wie aber fiel der Koenig? Jason. Seine Kinder, Sein eigen Blut hob gegen ihn die Hand. Koenig. Entsetzlich. Sprichst du wahr? Jason. Die Goetter wissen's! Koenig. Kreusa naht, sprich nicht davon vor ihr, Gern spar ich ihr den Schmerz ob solchem Greuel. (Laut.) Ich weiss genug fuer jetzt, das andre spaeter: Solang ich kann, glaub ich an deinen Wert. Kreusa (hinzutretend). Hast, Vater, ihn gefragt? Nicht wahr? Es ist nicht? Koenig. Tritt nur zu ihm, du kannst es ohne Scheu. Kreusa. Du hast gezweifelt, weisst du? Niemals ich, In meiner Brust, im eignen Herzen fuehlt' ich's, Es sei nicht wahr, was sie von ihm erzaehlten: Er war ja gut; wie tat er denn so schlimm? O wuesstest du, wie alle von dir sprachen. So arg, so schlimm. Ich hab geweint, dass Menschen So boese, so verleumd'risch koennen sein. Du warst kaum fort, da scholl's im ganzen Lande Von graesslich wilden Taten, die geschehn, In Kolchis liessen sie dich Greuel ueben, Zuletzt verbanden sie als Gattin dir Ein graesslich Weib, giftmischend, vatermoerd'risch. Wie hiess sie?--Ein Barbarenname war's-- Medea (mit ihren Kindern vortretend). Medea! Ich bin's! Koenig. Ist sie's? Jason (dumpf). Sie ist's. Kreusa (an den Vater gedraengt). Entsetzen! Medea (zu Kreusen). Du irrst; den Vater hab ich nicht getoetet; Mein Bruder fiel, doch frag ihn, ob durch mich? (Auf Jason deutend.) Auf Traenke, Heil bereitend oder Tod Versteh ich mich und weiss noch manches andre, Allein ein Ungeheuer bin ich nicht Und keine Moerderin. Kreusa. O graesslich! Graesslich! Koenig. Und sie dein Weib? Jason. Mein Weib. Koenig. Die Kleinen dort-- Jason. Sind meine Kinder. Koenig. Unglueckseliger! Jason. Ich bin's.--Ihr Kinder kommt mit euren Zweigen, Reicht sie dem Koenig dar und fleht um Schutz! (Sie an der Hand hinfuehrend.) Hier sind sie, Herr, du wirst sie nicht verstossen! Knabe (den Zweig hinhaltend). Da nimm! Koenig (die Haende auf ihre Haeupter legend). Du arme, kleine, nestentnommne Brut! Kreusa (zu den Kindern niederkniend). Kommt her zu mir, ihr heimatlosen Waisen, Wie fruehe ruht das Unglueck schon auf euch; So frueh und ach, so unverschuldet auch. Du siehst wie sie--du hast des Vaters Zuege. (Sie kuesst das Kleinere.) Bleibt hier, ich will euch Mutter, Schwester sein! Medea. Was nennst du sie verwaist und klagst darob? Hier steht ihr Vater, der sie Seine nennt Und keiner andern Mutter braucht's, solange Medea lebt. (Zu den Kindern.) Hierher zu mir! Hierher! Kreusa (zu ihrem Vater emporblickend). Lass ich sie hin? Koenig. Sie ist die Mutter. Kreusa (zu den Kindern). Geht zur Mutter! Medea. Was zoegert ihr? Kreusa (zu den Kindern die sie um den Hals gefasst) (haben). Die Mutter ruft. Geht hin! (Die Kinder gehen.) Jason. Und was entscheidest du? Koenig. Ich hab's gesagt. Jason. Gewaehrst du Schutz mir? Koenig. Ja. Jason. Mir und den Meinen? Koenig. Ich habe (dir) ihn zugesagt.--So folge! Zuerst zum Opfer und sodann ins Haus. Jason (zum Fortgehen gewendet, zu Kreusen). Goennst du mir deine Hand wie sonst, Kreusa? Kreusa. Kannst du sie doch nicht fassen so wie sonst. Medea. Sie gehn und lassen mich allein. Ihr Kinder Kommt her zu mir, umschlingt mich! Fester! Fester! Kreusa (umkehrend, vor sich hin sprechend). Noch eine fehlt. Warum folgt sie uns nicht? (Zurueckkommend, aber in einiger Entfernung von Medeen stehend.) Du gehst nicht mit zum Opfer, nicht ins Haus? Medea. Die Ungeladnen weist man vor die Tuer. Kreusa. Allein mein Vater bot dir Herd und Dach. Medea. Ganz anders klang, was ich von euch vernahm. Kreusa (naehertretend). Beleidigt hab ich dich. Ich weiss. Verzeih! Medea (sich rasch gegen sie kehrend). O holder Klang!--Wer sprach das milde Wort? Sie haben mich beleidigt oft und tief, Doch keiner fragte noch, ob's weh getan? Hab Dank! und wenn du einst in Jammer bist, wie ich, Goenn' dir ein Frommer, wie du's mir gegoennt, Ein sanftes Wort und einen milden Blick. (Sie will ihre Hand fassen, Kreusa weicht scheu zurueck.) O weich nicht aus! Die Hand verpestet nicht. Ein Koenigskind, wie du, bin ich geboren, Wie du ging einst ich auf der ebnen Bahn Das Rechte blind erfassend mit dem Griff. Ein Koenigskind wie du, bin ich geboren, Wie du vor mir stehst, schoen und hell und glaenzend, So stand auch ich einst neben meinem Vater, Sein Abgott und der Abgott meines Volks. O Kolchis! o du meiner Vaeter Land! Sie nennen dunkel dich, mir scheinst du hell! Kreusa (ihre Hand lassend). Du Arme! Medea. Du blickst fromm und mild und gut Und bist's auch wohl; doch huete, huete dich! Der Weg ist glatt, (ein) Tritt genuegt zum Fall! Weil du in leichtem Kahn den Strom hinabgeglitten, Dich haltend an des Ufers Bluetenzweigen, Von Silberwellen hin und her geschaukelt, So haeltst du dich fuer eine Schifferin? Dort weiter draussen braust das Meer Und wagst du dich vom sichern Ufer ab, Reisst dich der Strom in seine grauen Weiten. Du blickst mich an? Du schauderst jetzt vor mir. Es war 'ne Zeit, da haett' ich selbst geschaudert, Haett' ich ein Wesen mir gedacht, gleich mir! (Sie verbirgt ihr Gesicht an Kreusens Halse.) Kreusa. Sie ist nicht wild. Sieh Vater her, sie weint. Medea. Weil eine Fremd' ich bin, aus fernem Land Und unbekannt mit dieses Bodens Braeuchen, Verachten sie mich, sehn auf mich herab, Und eine scheue Wilde bin ich ihnen, Die Unterste, die Letzte aller Menschen, Die ich die Erste war in meiner Heimat. Ich will ja gerne tun was ihr mir sagt, Nur sagt mir was ich tun soll, statt zu zuernen. Du bist, ich seh's, von sittig mildem Wesen, So sicher deiner selbst und eins mit dir; Mir hat ein Gott das schoene Gut versagt. Doch lernen will ich, lernen, froh und gern. Du weisst was ihm gefaellt, was ihn erfreut, O lehre mich, wie Jason ich gefalle Ich will dir dankbar sein.-- Kreusa. O sieh nur, Vater! Koenig. Nimm sie mit dir! Kreusa. Willst du mit mir, Medea? Medea. Ich gehe gern, wohin du mich geleitest, Nimm dich der Armen, der Verlassnen an, Und schuetze mich vor jenes Mannes Blick! (Zum Koenig.) Sieh nur nach mir, du schreckst mich dennoch nicht, Obgleich, ich seh's, du sinnest was nicht gut. Dein Kind ist besser, als sein Vater! Kreusa. Komm! Er will dir wohl!--Und ihr kommt auch, ihr Kleinen! (Fuehrt Medeen und die Kinder fort.) Koenig. Hast du gehoert? Jason. Ich hab. Koenig. Und sie dein Weib? Schon frueher gab uns Kunde das Geruecht, Doch glaubt' ich's nicht und nun, da ich's gesehn, Glaub ich's fast minder noch!--Dein Weib! Jason. Du siehst den Gipfel nur, die Stufen nicht, Und nur von diesen laesst sich jener richten. Ich zog dahin in frischer Jugendkraft, Durch fremde Meere zu der kuehnsten Tat, Die noch geschehn, seit Menschen sind und denken. Das Leben war, die Welt war aufgegeben Und nichts war da, als jenes helle Vlies, Das durch die Nacht, ein Stern im Sturme schien. Der Rueckkehr dachte niemand und als waer' Der Augenblick, in dem der Preis gewonnen, Der letzte unsers Lebens, strebten wir. So zogen wir, ringfertige Gesellen, Im Uebermut des Wagens und der Tat, Durch See und Land, durch Sturm und Nacht und Klippen, Den Tod vor uns, und hinter uns den Tod. Was graesslich sonst, schien leicht und fromm und mild, Denn die Natur war aerger als der Aergste; Im Streit mit ihr und mit des Wegs Barbaren Umzog sich hart des Mild'sten weiches Herz; Der Massstab aller Dinge war verloren, Nur an sich selbst mass jeder was er sah. Was allen uns unmoeglich schien, geschah: Wir sahen Kolchis' wundervolles Land, O haettest du's gesehn in seinen Nebeln! Der Tag ist Nacht dort und die Nacht Entsetzen, Die Menschen aber finstrer als die Nacht. Da fand ich sie, die dir so greulich duenkt; Ich sage dir, sie glich dem Sonnenstrahl, Der durch den Spalt in einen Kerker faellt. Ist sie hier dunkel, dort erschien sie licht Im Abstich ihrer naechtlichen Umgebung. Koenig. Nie recht ist Unrecht, Schlimmes nirgends gut. Jason. Der Obern einer wandt' ihr Herz mir zu; Sie stand mir bei in mancher Faehrlichkeit. Ich sah die Neigung sich in ihr empoeren, Doch stoerrisch legt' sie ihr den Zuegel an, Und nur ihr Tun, ihr Wort verriet mir nichts. Da fasst' auch mich der Wahnsinn wirbelnd an, Dass sie's verschwieg, das eben reizte mich, Auf Kampf gestellt rang ich mit ihr und wie Ein Abenteuer trieb ich meine Liebe. Sie fiel mir zu. Ihr Vater fluchte ihr. Nun war sie mein--haett' ich's auch nicht gewollt. Durch sie ward mir das raetselvolle Vlies, Sie fuehrte mich in jene Schauerhoehle, Wo ich's gewann, dem Drachen abgewann. Sooft ich ihr seitdem ins Auge blicke, Schaut mir die Schlange blinkend draus entgegen, Und nur mit Schaudern nenn ich sie mein Weib. Wir fuhren ab. Ihr Bruder fiel. Koenig (rasch). Durch sie? Jason. Er fiel der Goetter Hand.--Ihr alter Vater, Ihr fluchend, mir und unsern kuenft'gen Tagen, grub Mit blut'gen Naegeln sich sein eignes Grab Und starb, so heisst es, gen sich selber wuetend. Koenig. Mit boesen Zeichen fing die Eh' dir an. Jason. Mit schlimmern setzte sie sich weiter fort. Koenig. Wie war's mit deinem Ohm? erzaehl mir dies. Jason. Vier Jahr' verschob die Rueckkehr uns ein Gott, Durch Meer und Land uns in der Irre treibend. In Schiffes Enge, stuendlich ihr genueber, Brach sich der Stachel ab des ersten Schauders; Geschehn war, was geschehn--Sie ward mein Weib. Koenig. Und nun daheim, in Jolkos bei dem Oheim? Jason. Verwischt war von der Zeit der Greuel Bild, Und, halb Barbar, zur Seite der Barbarin, Zog stolz ich ein in meiner Vaeter Stadt. Im Angedenken noch des Volkes Jubel Bei meiner Abfahrt, hofft' ich freudiger Noch den Empfang, da ich als Sieger kehrte. Doch still war's in den Gassen, als ich kam, Und scheu wich der Begegnende mir aus. Was dort geschehn in jenem dunkeln Land, Vermehrt mit Greueln, hatt' es das Geruecht Gesaet in unsrer Buerger furchtsam Ohr; Man floh mich und verachtete mein Weib-- (Mein) war sie, (mich) verschmaehte man in ihr. Mein Oheim aber naehrte schlau die Stimmung Und als ich forderte das Erbe meiner Vaeter, Das er mir nahm und tueckisch vorenthielt, Da hiess er mich mein Weib von mir zu senden, Die ihm zum Greuel sei mit ihrem dunkeln Streben, Wo nicht, sein Land, der Vaeter Land zu meiden. Koenig. Du aber? Jason. Ich? Sie war mein Weib; Sie hatte meinem Schutz sich anvertraut Und der sie forderte, es war mein Feind. Haett' er auch Billiges begehrt, beim Himmel, Er haett' es nicht erlangt: so minder dies. Ich schlug es ab. Koenig. Und er? Jason. Er sprach den Bann. Desselben Tags noch sollt' ich Jolkos meiden. Ich aber wollte nicht und blieb. Da wird der Koenig ploetzlich krank. Gemurmel Laeuft durch die Stadt, gar Seltsames verkuendend. Wie vor dem Hausaltar er sitze, wo Das Wundervlies man weihend aufgehaengt, Mit unverwandtem Aug' es starr betrachtend. Oft schrie er auf: sein Bruder schau' ihn an, Mein Vater, den er tueckisch einst getoetet Beim Wortstreit ob des Argonautenzugs, Er schau' ihn an aus jenes Goldes Flimmer, Das er mich holen hiess, der falsche Mann Aus fernem Land, auf dass ich drob verderbe. Als nun die Not des Koenigs Haus bedraengte, Da traten seine Toechter vor mich hin, Um Heilung flehend von Medeens Kunst. Ich aber sagte. Nein! Sollt' ich den Mann erretten, Der mein Verderben sann und all der Meinen? Da gingen sie, die Maedchen, weinend hin, Ich aber schloss mich ein, nichts weiter achtend. Und ob sie wiederholt gleich flehend kamen Ich blieb bei meinem Sinn und meinem: Nein! Als ich darauf nun lag zu Nacht und schlief, Hoer ich Geschrei an meines Hauses Pforten, Akastos ist's, des boesen Oheims Sohn. Der stuermt mein Tor mit lauten Poebelhaufen Und nennt mich Moerder, Moerder seines Vaters, Der erst gestorben, in derselben Nacht. Auf stand ich und zu reden sucht' ich, doch Umsonst, das Volksgebruell verschlang mein Wort. Und schon begann mit Steinen man den Krieg. Da nahm ich dies mein Schwert und schlug mich durch. Seitdem irr ich durch Hellas' weite Staedte, Der Menschen Greuel, meine eigne Qual, Und, nimmst du mich nicht auf, ein Ganzverlorner! Koenig. Ich hab dir's zugesagt und halt es auch. Doch sie-- Jason. Eh' du vollendest hoere mich! Du nimmst uns beide, oder keinen, Herr! Mein Leben waer' erneut, wuesst' ich sie fort, Doch muss ich schuetzen, was sich mir vertraut. Koenig. Die Kuenste, die sie weiss, sie schrecken mich, Die Macht zu schaden zeugt gar leicht den Willen, Auch ist ihr Schuld nicht fremd und arge Tat. Jason. Wenn sie nicht ruhig ist, so treib sie aus, Verjag sie, toete sie, und mich--uns alle. Doch bis dahin goenn ihr noch den Versuch, Ob sie's vermag zu weilen unter Menschen. Beim Zeus, der Fremden Schuetzer, bitt ich es, Und bei dem Gastrecht fordr' ich's, das die Vaeter In laengstentschwundner Zeit uns aufgerichtet, In Jolkos und Korinthos, solcher Schickungen Mit klugem Sinn in vorhinein gedenkend. Gewaehre mir's, damit nicht einst den Deinen In gleichem Unheil, gleiche Weigrung werde. Koenig. Den Goettern weich ich, gegen meinen Sinn. Sie bleibe. Doch verraet mir nur ein Zug Die Rueckkehr ihres alten, wilden Sinns, So treib ich sie aus meiner Stadt hinaus Und liefere sie denen, die sie suchen. Hier aber, wo ich dich zuerst gesehn, Erhebe sich ein heiliger Altar. Der Fremden Schuetzer, Zeus, sei er geweiht Und Pelias', deines Oheims blut'gen Manen. Dort wollen wir vereint die Goetter bitten, Dass sie den Eintritt segnen in mein Haus, Und gnaedig wenden, was uns Uebles droht. Und nun komm mit in meine Koenigsburg. (zu seinen Begleitern, die sich jetzt naehern.) Ihr aber richtet aus, was ich befahl. (Indem sie sich zum Abgehen wenden, faellt der Vorhang) Zweiter Aufzug (Halle in Kreons Koenigsburg) zu (Korinth.) (Kreusa sitzend, Medea auf einem niederern Schemmel vor ihr, eine Leier in ihrem Arm; sie ist griechisch gekleidet.) Kreusa. Hier diese Saite nimm, die zweite, diese! Medea. So also? Kreusa. Nein. Die Finger mehr geloest. Medea. Es geht nicht. Kreusa. Wohl. Wenn du's nur ernstlich nimmst. Medea. Ich nehm es ernstlich; doch es geht nicht. (Sie legt die Leier weg und steht auf.) Nur an den Wurfspiess ist die Hand gewoehnt Und an des Weidwerks ernstlich rauh Geschaeft. (Ihre rechte Hand dicht vor die Augen haltend.) Dass ich sie strafen koennte diese Finger, strafen! Kreusa. Wie du nun bist! Da hatt' ich mich gefreut Dass du ihn ueberraschen solltest, Jason, Mit deinem Lied. Medea. Ja so, ja du hast recht. Darauf vergass ich. Lass noch mal versuchen! Es wird ihn freuen, meinst du, wirklich freuen? Kreusa. Gewiss. Er sang das Liedchen schon als Knabe, Als er bei uns, in unserm Hause lebte. Sooft ich's hoerte, sprang ich froehlich auf, Denn immer war's das Zeichen seiner Heimkehr. Medea. Das Liedchen aber? Kreusa. Wohl so hoer mir zu Es ist nur kurz und eben nicht sehr schoen Allein er wusst' es gar so huebsch zu singen, So uebermuetig, trotzend, spoettisch fast. O ihr Goetter, Ihr hohen Goetter! Salbt mein Haupt Woelbt meine Brust, Dass den Maennern Ich obsiege Und den zierlichen Maedchen auch. Medea. Ja, ja, sie haben's ihm gegeben! Kreusa. Was? Medea. Des kurzen Liedchens Inhalt. Kreusa. Welchen Inhalt? Medea. Dass den Maennern er obsiege Und den zierlichen Maedchen auch. Kreusa. Daran hatt' ich nun eben nie gedacht. Ich sang's nur nach, wie ich's ihn singen hoerte. Medea. So stand er da an Kolchis' fremder Kueste; Die Maenner stuerzten nieder seinem Blick, Und mit demselben Blick warf er den Brand In der Unsel'gen Busen, die ihn floh, Bis, lang verhehlt, die Flamme stieg empor Und Ruh' und Glueck und Frieden prasselnd sanken Von Rauchesqualm und Feuersglut umhuellt. So stand er da in Kraft und Schoenheit prangend, Ein Held, ein Gott und lockte, lockte, lockte, Bis es verlockt, sein Opfer, und vernichtet, Dann warf er's hin und niemand hob es auf. Kreusa. Bist du sein Weib und sprichst so schlimm von ihm? Medea. Du kennst ihn nicht, ich aber kenn ihn ganz. Nur (er) ist da, (er) in der weiten Welt Und alles andre nichts als Stoff zu Taten. Voll Selbstheit, nicht des Nutzens, doch des Sinns, Spielt er mit seinem und der andern Glueck. Lockt's ihn nach Ruhm so schlaegt er einen tot, Will er ein Weib, so holt er eine sich, Was auch darueber bricht, was kuemmert's ihn! Er tut nur Recht, doch recht ist was er will. Du kennst ihn nicht, ich aber kenn ihn ganz Und denk ich an die Dinge, die geschehn, Ich koennt' ihn sterben sehn und lachen drob. Kreusa. Leb wohl! Medea. Du gehst? Kreusa. Soll ich dich laenger hoeren? Ihr Goetter! Spricht die Gattin so vom Gatten? Medea. Nach dem er ist: der Meine tat darnach! Kreusa. Beim hohen Himmel, haett' ich einen Gatten, So arg, so schlimm, als Deiner nimmer ist, Und Kinder, sein Geschenk und Ebenbild, Ich wollt' sie lieben, toeteten sie mich. Medea. Das sagt sich gut, allein es uebt sich schwer. Kreusa. Es waer' wohl minder suess, uebt' es sich leichter. Doch tue was dir gutduenkt, ich will gehn. Zuerst lockst du mit holdem Wort mich an Und fragst nach Mitteln mich, ihm zu gefallen Und nun brichst du in Hass und Schmaehung aus. Viel Uebles hab an Menschen ich bemerkt, Das Schlimmste aber ist ein unversoehnlich Herz. Leb wohl und lerne besser sein. Medea. Du zuernst? Kreusa. Beinahe. Medea. O gib nicht auch (du) mich auf, Verlass mich nicht sei du mein Schirm und Schutz! Kreusa. Nun bist du mild und erst warst du voll Hass. Medea. Der Hass gilt mir und Jason gilt die Liebe. Kreusa. So liebst du deinen Gatten? Medea. Waer' ich hier sonst? Kreusa. Ich sinne nach und doch versteh ich's nicht. Doch: liebst du ihn, bin ich dir wieder gut, Und sage dir wohl sichre Mittel an, Die Launen, die er hat, ich weiss es wohl, Wie Wolken zu zerstreun. Lass uns nur machen. Ich sah es, er war morgens trueb und duester, Doch sing ihm erst dein Lied und du wirst sehn Wie schnell er froehlich wird. Hier ist die Leier. Nicht eher lass ich ab, bis du es weisst. (Sie sitzt.) Was kommst du nicht? Was stehst und zoegerst du? Medea. Ich seh dich an und seh dich wieder an Und kann an deinem Anblick kaum mich saett'gen. Du Gute, Milde, schoen an Leib und Seele, Das Herz wie deine Kleider hell und rein. Gleich einer weissen Taube schwebest du, Die Fluegel breitend, ueber dieses Leben Und netzest keine Feder an dem Schlamm, In dem wir ab uns kaempfend muehsam weben. Senk einen Strahl von deiner Himmelsklarheit In diese wunde, schmerzzerrissne Brust. Was Gram und Hass und Unglueck hingeschrieben O loesch es aus mit deiner frommen Hand Und setze deine reinen Zuege hin. Die Staerke, die mein Stolz von Jugend war, Sie hat im Kampfe sich als schwach bewiesen O lehre mich, was stark die Schwaeche macht. (Sie setzt sich auf den Schemmel zu Kreusas Fuessen.) Zu deinen Fuessen will ich her mich fluechten Und will dir klagen, was sie mir getan; Will lernen, was ich lassen soll und tun. Wie eine Magd will ich dir dienend folgen, Will weben an dem Webstuhl, frueh zur Hand, Und alles Werk, das man bei uns verachtet, Den Sklaven ueberlaesst und dem Gesind', Hier aber uebt die Frau und Herrin selbst, Vergessend, dass mein Vater Kolchis' Koenig, Vergessend, dass mir Goetter sind als Ahnen, Vergessend was geschehn und was noch droht-- (Aufstehend und sich entfernend.) Doch das vergisst sich nicht. Kreusa (ihr folgend). Was ficht dich an? Was Schlimmes auch in fruehrer Zeit geschehn, Der Mensch vergisst, ach und die Goetter auch. Medea (an ihrem Halse). Meinst du? O dass ich's glauben koennte, glauben! (Jason kommt.) Kreusa (sich gegen ihn wendend). Hier dein Gemahl. Sieh Jason, wir sind Freunde! Jason. So, so. Medea. Sei mir gegruesst.--Sie ist so gut, Sie will Medeas Freundin sein und Lehrerin. Jason. Viel Glueck zu dem Versuch! Kreusa. Was bist du ernst? Wir wollen hier recht frohe Tage leben. Ich, meine Sorge zwischen meinem Vater Und euch verteilend; du und sie, Medea-- Jason. Medea! Medea. Was gebeutst du, mein Gemahl? Jason. Sahst du die Kinder schon? Medea. Ach, ja nur erst. Sie sind recht munter. Jason. Sieh doch noch einmal! Medea. Nur kaum erst war ich dort. Jason. Sieh (doch), sieh (doch!) Medea. Wenn du es willst. Jason. Ich wuensch es. Medea. Wohl, ich gehe. (Ab.) Kreusa. Was sendest du sie fort? Sie sind ja wohl. Jason. Ah! So, nun ist mir leicht, nun kann ich atmen! Ihr Anblick schnuert das Innre mir zusammen Und die verhehlte Qual erwuergt mich fast. Kreusa. Was hoer ich? O ihr allgerechten Goetter! So spricht nun er und so sprach vorher sie. Wer sagte mir denn, Gatten liebten sich? Jason. Ja wohl, wenn nach genutzter Jugendzeit Der Juengling auf ein Maedchen wirft den Blick Und sie zur Goettin macht von seinen Wuenschen. Er spaeht nach ihrem Aug', ob es ihn trifft Und trifft's ihn, ist er froh in seinem Sinn. Zum Vater geht er und zur Mutter hin Und wirbt um sie und jene sagen's zu. Da ist ein Fest und die Verwandten kommen Die ganze Stadt nimmt an dem Jubel Teil. Mit Kraenzen reich geschmueckt und lichten Blumen Fuehrt er die Braut zu Tempel und Altar. Erroetend und in holdem Schauer bebend Vor dem was sie doch wuenscht, tritt sie einher; Der Vater aber legt die Haende auf Und segnet sie und ihr entfernt Geschlecht. Die so zur Freite gehn, die lieben sich. Mir war es auch bestimmt, doch kam es nicht. Was hab ich denn getan, gerechte Goetter, Dass ihr mir nahmt, was ihr dem Aermsten gebt Ein Schmerzasyl an seinem eignen Herd Und zur Vertrauten, die ihm angetraut. Kreusa. So hast du nicht gefreit wie andre freien, Der Vater hob die Hand nicht segnend auf? Jason. Er hob sie auf, doch mit dem Schwert bewaffnet Und statt des Segens gab er uns den Fluch. Allein ich hab ihm's tuechtig rueckgegeben; Sein Sohn ist tot, er selber stumm und tot-- Sein Fluch nur lebt--zum mind'sten scheint es so. Kreusa. Wie koennen wen'ge Jahre doch verwandeln! Wie warst du mild und wie bist nun so rauh. Ich selber bin dieselbe die ich war, Was damals ich gewollt, will ich noch jetzt, Was da mir gut erschien, erscheint mir's noch, Was tadelnswert muss ich noch jetzo tadeln. Mit dir scheint's anders. Jason. Ja, auch das, auch das! Es ist des Ungluecks eigentlichstes Unglueck, Dass selten drin der Mensch sich rein bewahrt. Hier gilt's zu lenken, dort zu biegen, beugen, Hier rueckt das Recht ein Haar und dort ein Gran, Und an dem Ziel der Bahn steht man ein andrer, Als der man war, da man den Lauf begann. Und dem Verlust der Achtung dieser Welt Fehlt noch der einz'ge Trost, die eigne Achtung. Ich habe nichts getan was schlimm an sich, Doch viel gewollt, gemocht, gewuenscht, getrachtet; Still zugesehen, wenn es andre taten; Hier Uebles nicht gewollt, doch zugegriffen Und nicht bedacht dass Uebel sich erzeuge. Und jetzt steh ich vom Unheilsmeer umbrandet Und kann nicht sagen: ich hab's nicht getan! O Jugend, warum waehrst du ewig nicht! Beglueckend Waehnen, seliges Vergessen, Der Augenblick des Strebens Wieg' und Grab. Wie plaetschert' ich im Strom der Abenteuer, Die Wogen teilend mit der starken Brust. Doch kommt das Mannesalter ernst geschritten, Da flieht der Schein: die nackte Wirklichkeit Schleicht still heran und bruetet ueber Sorgen. Die Gegenwart ist dann kein Fruchtbaum mehr, In dessen Schatten man geniessend ruht, Sie ist ein unangreifbar Samenkorn, Das man vergraebt, dass eine Zukunft sprosse. Was wirst du tun? wo wirst du sein und wohnen? Was wird aus dir? Und was aus Weib und Kind? Das faellt uns an und quaelt uns ab und ab. (Er setzt sich.) Kreusa. Was sorgst du denn? es ist fuer dich gesorgt. Jason. Gesorgt? O ja, wie man dem Bettler wohl Den Napf mit Abhub an die Schwelle reicht. Bin ich der Jason und brauch andrer Sorge? Muss unter fremden Tisch die Fuesse setzen Mit meinen Kindern betteln gehn zu fremden Mitleid? Mein Vater war ein Fuerst, ich bin es auch Und wer ist, der dem Jason sich vergleicht? Und doch-- (Er ist aufgestanden.) Ich kam den lauten Markt entlang Und durch die weiten Gassen eurer Stadt Weisst du noch, wie durch sie ich prangend schritt Als ich, vor jenem Argonautenzug, Hierherkam, von euch Abschied noch zu nehmen? Da wallten sie in dichtgedraengten Wogen Von Menschen, Wagen, Pferden, bunt gemengt. Die Daecher trugen Schauende, die Tuerme, Und wie um Schaetze stritt man sich den Raum. Die Luft ertoente von der Zimbel Laerm Und von dem Laerm der heilzuschreinden Menge. Dicht draengt' sie sich rings um die edle Schar, Die reich geschmueckt, in Panzers hellem Leuchten, Der mindeste ein Koenig und ein Held, Den edlen Fuehrer ehrfurchtsvoll umgaben-- Und ich war's der sie fuehrte, ich ihr Hort, Ich, den das Volk in lautem Jubel gruesste-- Jetzt als ich durch dieselben Strassen ging, Traf mich kein Aug', kein Gruss, kein Wort. Nur als ich stand, und rings her um mich sah, Meint' einer, es sei schlechte Sitte, so In Weges Mitte stehn und andre stoeren. Kreusa. Du wirst dich wieder heben, wenn du willst. Jason. Mit mir ist's aus! ich hebe mich nicht mehr. Kreusa. Ich weiss ein Mittel wie dir's wohl gelingt. Jason. Das Mittel wuesst' ich wohl, doch schaffst du mir's? Mach dass ich nie der Vaeter Land verlassen, Dass ich bei euch hier in Korinthos blieb, Dass ich das Vlies, ich Kolchis nie gesehen, Ich nie gesehen sie, die nun mein Weib. Mach, dass sie heimkehrt in ihr fluchbeladnes Land Und die Erinnrung mitnimmt, dass sie dagewesen, Dann will ich wieder Mensch mit Menschen sein. Kreusa. Das waer's allein? Ich weiss ein andres Mittel: Ein einfach Herz und einen stillen Sinn. Jason. Ja, wer von dir das lernen koennte, Gute! Kreusa. Die Goetter geben's jedem, der nur will. Auch dir war's einst und kann es wieder werden. Jason. Denkst du noch manchmal unsrer Jugendzeit? Kreusa. Gar oft und gern erinnr' ich mich an sie. Jason. Wie wir ein Herz und eine Seele waren. Kreusa. Ich machte milder dich und du mich kuehn. Weisst du, wie ich den Helm aufs Haupt mir setzte? Jason. Er war zu weit, du hieltst ihn, sanft geduckt, Mit kleinen Haenden ob den goldnen Locken. Kreusa, es war eine schoene Zeit! Kreusa. Und wie mein Vater sich darueber freute, Er nannt' uns oefter scherzend Braeutigam und Braut. Jason. Es kam nicht so. Kreusa. Wie manches anders kommt, Als man's gedacht. Allein was tut's? Wir wollen drum nicht minder froehlich sein! (Medea kommt zurueck.) Medea. Die Kleinen sind besorgt. Jason. Nun, es ist gut. (Fortfahrend.) Die schoenen Orte unsrer Jugendlust, An die Erinnrung knuepft mit leisen Faeden, Ich hab sie durchgegangen, da ich kam, Und Brust und Lippen kuehlend eingetaucht Im frischen Born der hellen Kinderzeit. Ich war am Markt, wo ich den Wagen lenkte, Das rasche Ross dem Ziel entgegentrieb, Den Faustschlag wechselnd mit dem Gegner rang, Indes du standst und sahst, erschrakst und zuerntest, Um meinetwillen jedem Gegner feind. Ich war im Tempel, wo vereint wir knieten, Hier nur allein einander uns vergessend, Und unsre Lippen zu den Goettern sandten Aus zweier Brust ein einzig, einig Herz. Kreusa. So weisst du denn das alles noch so gut? Jason. Ich sauge Labung draus mit vollen Zuegen Medea (die still hingegangen ist und die weggelegte Leier ergriffen hat). Jason, ich weiss ein Lied! Jason. Und dann der Turm! Weisst du den Turm dort an der Meereskueste Wo du mit deinem Vater standst und weintest, Als ich das Schiff bestieg zum weiten Zug. Ich hatte da kein Aug' fuer deine Traenen Denn nur nach Taten duerstete mein Herz. Ein Windstoss loeste deinen Schleier los Und warf ihn in die See, ich sprang darnach Und trug ihn mit mir fort, dir zum Gedaechtnis. Kreusa. Hast du ihn noch? Jason. Denk nur, so manches Jahr Verging seit dem und nahm dein Pfand mit sich. Der Wind hat ihn verweht. Medea. Ich weiss ein Lied. Jason. Du riefst mir damals zu: Leb wohl, mein Bruder. Kreusa. Und jetzt ruf ich: Mein Bruder, sei gegruesst! Medea. Jason, ich weiss ein Lied. Kreusa. Sie weiss ein Lied, Das du einst sangst, hoer zu, sie soll dir's singen. Jason. Ja so! Wo war ich denn? Das klebt mir an Aus meiner Jugendzeit und spottet meiner, Dass gern ich manchmal traeumen mag und schwatzen Von Dingen die nicht sind und die nicht werden. Denn wie der Juengling in der Zukunft lebt So lebt der Mann mit der Vergangenheit. Die Gegenwart weiss keiner recht zu leben. Da war ich jetzt ein tatenkraeft'ger Held Und hatt' ein liebes Weib und Gold und Gut Und einen Ort wo meine Kinder schlafen. Was also willst du denn? (Zu Medea.) Kreusa. Ein Lied dir singen, Das du in deiner Jugend sangst bei uns. Jason. Und das singst du? Medea. So gut ich kann. Jason. Ja wohl! Willst du mit einem armen Jugendlied Mir meine Jugend geben und ihr Glueck? Lass das. Wir wollen aneinander halten Weil's einmal denn so kam und wie sich's gibt. Doch nichts von Liedern und von derlei Dingen! Kreusa. Lass sie's doch singen. Sie hat sich geplagt Bis sie's gewusst und nun-- Jason. So singe, sing! Kreusa. Die zweite Saite, weisst du noch? Medea (mit der Hand schmerzlich aber ihre Stirne streichend). Vergessen. Jason. Siehst du, ich sagt' es wohl, es geht nun nicht! An andres Spiel ist ihre Hand gewohnt, Den Drachen sang sie zaubrisch in den Schlaf. Und das klang anders als dein reines Lied. Kreusa (einfluesternd). O ihr Goetter Ihr hohen Goetter-- Medea (nachsagend). O ihr Goetter-- Ihr hohen, ihr gerechten, strengen Goetter! (Die Leier entfaellt ihr, sie schlaegt beide Haende vor die weinenden Augen.) Kreusa. Sie weint. Wie kannst du doch so hart sein und so wild. Jason (sie zurueckhaltend). Lass sie! Kind, du verstehst uns beide nicht! Es ist der Goetter Hand, was sie nun fuehlt, Auch hier graebt sie, auch hier mit blut'gen Griffen. Greif du nicht in der Goetter Richteramt! Haettst du sie dort gesehn im Drachenhorst, Wie sie sich mit dem Wurm zur Wette baeumte, Voll Gift der Zunge Doppelpfeile schoss, Und Hass und Tod aus Flammenaugen blinkte, Dein Busen waer' gestaehlt gen ihre Traenen. Nimm du die Leier und sing mir das Lied Und bann den Daemon, der mich wuergend quaelt. Du kannst's vielleicht, doch jene nicht. Kreusa. Recht gern. (Sie will die Leier aufheben.) Medea (ihren Arm ober der Hand fassend und sie abhaltend). Halt ein! (Sie hebt mit der andern Hand die Leier auf.) Kreusa. Recht gern, spielst du es selber. Medea. Nein! Jason. Gibst du sie nicht denn? Medea. Nein. Jason. Auch mir nicht? Medea. Nein! Jason (hinzutretend und nach der Leier greifend). Ich aber nehme sie. Medea (ohne sich vom Platz zu bewegen, die Leier zurueckziehend). Umsonst! Jason (ihre zurueckziehenden Haende mit den seinigen verfolgend). Gib! Medea (die Leier im Zurueckziehen zusammendrueckend, dass sie krachend zerbricht). Hier! Entzwei! (Die zerbrochene Leier vor Kreusa hinwerfend.) Entzwei die schoene Leier! Kreusa (entsetzt zurueckfahrend). Tot! Medea (rasch umblickend). Wer?--(Ich) lebe! (lebe)! (Sie steht da hoch emporgehoben vor sich hinstarrend.) (Von aussen ein Trompetenstoss.) Jason. Ha, was ist das?--Was stehst du siegend da? Dich reut noch, glaub ich, dieser Augenblick. (Noch ein Trompetenstoss.) (Der Koenig kommt rasch zur Tuere herein.) Jason (ihm entgegen). Was kuendigt an der kriegerische Schall? Koenig. Ungluecklicher, du fragst? Jason. Ich frage, Herr! Koenig. Der Streich, den ich gefuerchtet ist gefallen, Ein Herold steht vor meines Hauses Pforten, Gesandt vom Stuhl der Amphiktyonen. Er fraegt nach dir, und hier nach deinem Weib, Den Bann ausrufend in des Himmels Luefte! Jason. Auch das noch! Koenig. Also ist's. Doch still, er naht! (Die Pforten oeffnen sich. Ein Herold tritt herein; hinter ihm zwei Hornblaeser, weiter zurueck mehreres Gefolge.) Herold. Die Goetter und ihr Schutz in dieses Haus! Koenig (feierlich). Wer bist du und was suchst du hier bei mir? Herold. Ein Gottesherold bin ich, abgesandt Vom Altgericht der Amphiktyonen, Das spricht in Delphis hochgefreiter Stadt; Mit Bann verfolg ich und mit Rachespruch Die schuldigen Verwandten Koenig Pelias', Der einst auf Jolkos sass, nun aber tot ist. Koenig. Suchst du die Schuld'gen, suche sie nicht hier, In seinem Haus, bei seinen Kindern such sie! Herold. Ich fand sie hier und so sprech ich sie an: Fluch Jason dir! Fluch dir und deinem Weib! Verruchter Kuenste bist du angeklagt, Der Schuld an deines Oheims dunkeln Tod. Jason. Du luegst, nicht weiss ich um des Koenigs Sterben. Herold. Frag diese dort, die weiss es besser wohl. Jason. Tat sie's? Herold. Nicht mit der Hand, durch Kuenste, die ihr kennt, Die ihr herueberbrachtet aus dem fremden Lande. Denn als der Koenig krank--vielleicht schon da ein Opfer, So seltsam waren seiner Krankheit Zeichen-- Da traten seine Toechter zu Medeen hin, Um Heilung flehend von der Heilerfahrnen. Sie aber sagt' es zu und ging mit ihnen. Jason. Halt! sie ging nicht! Ich wehrt' es, und sie blieb. Herold. Das erstemal. Doch als die Maedchen drauf, Dir unbewusst, zum zweitenmal ihr nahten, Da ging sie mit, allein das goldne Vlies, Das ihr ein Greu'l sei, ein verderblich Zeichen, Als Preis der sichern Rettung sich bedingend. Die Maedchen aber sagen's ihr voll Freude zu. Und sie tritt ein beim Koenig, wo er schlief. Geheimnisvolle Worte sprach sie aus Und immer tiefer sinkt der Koenig in den Schlaf. Das boese Blut zu bannen, heisst dem Herrn sie Die Adern oeffnen und auch das geschieht; Er atmet leichter als man ihn verband Und froh sind schon die Toechter der Genesung. Da ging Medea fort, von dannen wie sie sagte, Und auch die Toechter gehn, da jener schlief. Mit eins ertoent Geschrei aus seiner Kammer, Die Maedchen eilen hin und--graesslich! greulich! Der Alte lag am Boden, wild verzerrt, Gesprungen die Verbande seiner Adern, In schwarzen Guessen stroemend hin sein Blut. Am Altar lag er, wo das Vlies gehangen, Und das war fort. Die aber ward gesehen, Den goldnen Schmuck um ihre Schultern tragend, Zur selben Stunde schreitend durch die Nacht. Medea (dumpf vor sich hin). Es war mein Lohn. Mich schaudert, denk ich an des alten Mannes Wut! Herold. Damit nun solcher Greu'l nicht laenger waehre Und unser Land mit seinem Hauch vergifte, So sprech ich aus hiemit den grossen Bann Ob Jason dem Thessalier, Aesons Sohn, Genoss einer Verruchten, selbst verrucht Und treib ihn aus, kraft meines heil'gen Amts, Aus, von der Griechen gottbetretnen Erde, Und weis ihn in das Irrsal, in die Flucht, Mit ihm sein Weib und seines Bettes Sprossen. Kein Teil sei ihm am vaterlaend'schen Boden, An vaterlaend'schen Goettern ihm kein Teil, Kein Teil an Schutz und Recht des Griechenlandes. (Nach den Himmelsgegenden.) Verbannt Jason und Medea! Medea und Jason verbannt! Verbannt! Jason und Medea! Wer aber ihn beherbergt, ihn beschuetzt, Von hier nach dreien Tagen und drei Naechten, Dem kuend ich Tod, wenn es ein Einzelmann, Und Krieg, wenn's eine Stadt, wenn es ein Koenig! So fuegt's der Spruch der Amphiktyonen Und so verkuend ich es zu Recht, Damit ein jeder wisse sich zu wahren. Die Goetter und ihr Schutz in dieses Haus! (Er wendet sich zum Abgehen.) Jason. Was steht ihr da, ihr Mauern? stuerzet ein, Erspart die Mueh' dem Koenig, mich zu toeten! Koenig. Halt ein, o Herold, und vernimm noch dies! (Zu Jason gewendet.) Glaubst du, mich reute schon was ich gelobt? Hielt' ich fuer schuldig dich, und waerst du auch mein Sohn, Ich gaebe hin dich jenen, die dich suchen; Doch du bist's nicht und so beschuetz ich dich, Bleib hier. Wer aber wagt es Kreons Freund, Fuer dessen Unschuld er sein Wort verpfaendet,-- Wer wagt es meinen Eidam anzutasten? Ja Herold, meinen Eidam, meiner Tochter Gatten! Was einst beschlossen ward in fruehern Tagen, In Tagen seines Gluecks, ich fuehr es aus Jetzt da des Ungluecks Wogen ihn umbranden. Sie sei dein Weib, du bleibst bei deinem Vater. Also vertret ich's vor den Amphiktyonen; Und wer beschuldigt noch wen Kreon freisprach, Freisprach durch seiner eignen Tochter Hand? Das sag du jenen, die dich hergesandt Und in der Goetter Schutz sei nun entlassen. (Der Herold geht.) Doch diese, die die Wildnis ausgespieen, Zu deinem, aller Frommen Untergang, Sie, die die Greu'l veruebt, der man dich zeiht, Sie bann ich aus des Landes Grenzen fort Und Tod ihr, trifft der Morgen sie noch hier. Zieh hin aus meiner Vaeter frommen Stadt Und reinige die Luft, die du verpestest! Medea. Das also waer's? Mir gaelt' es, mir allein? Ich aber sag euch, ich hab's nicht getan! Koenig. Genug hast du veruebt, seit er dich sah. Hinweg aus meinem Haus, aus meiner Stadt. Medea (zu Jason). Und muss ich fort, nun wohl, so folge mir! Gemeinsam wie die Schuld, sei auch die Strafe! Weisst noch den alten Spruch? Allein soll keines sterben, Ein Haus, ein Leib und ein Verderben! Im Angesicht des Todes schwuren wir's; Jetzt halt es, komm! Jason. Beruehrst du mich? Lass ab von mir, du meiner Tage Fluch! Die mir geraubt mein Leben und mein Glueck, Die ich verabscheut, wie ich dich gesehn, Nur toericht Liebe nannte meines Wesens Ringen! Heb dich hinweg, zur Wildnis, deiner Wiege, Zum blut'gen Volk, dem du gehoerst und gleichst. Doch vorher gib mir wieder was du nahmst Gib Jason mir zuruecke, Frevlerin! Medea. Zurueck willst du den Jason?--Hier!--Hier nimm ihn! Allein wer gibt Medeen mir, wer mich? Hab ich dich aufgesucht in deiner Heimat? Hab ich von deinem Vater dich gelockt? Hab ich dir Liebe auf-, ja aufgedrungen? Hab ich aus deinem Lande dich gerissen, Dich preisgegeben Fremder Hohn und Spott? Dich aufgereizt zu Freveln und Verbrechen? Du nennst mich Frevlerin?--Weh mir! ich bin's! Doch wie hab ich gefrevelt und fuer wen? Lass diese mich mit gift'gem Hass verfolgen, Vertreiben, toeten, diese tun's mit Recht, Denn ich bin ein entsetzlich, greulich Wesen, Mir selbst ein Abgrund und ein Schreckensbild, Die ganze Welt verwuensche mich, nur (du) nicht! Du nicht, der Greuel Stifter, einz'ger Anlass, du! Weisst du noch, wie ich deine Knie umfasste, Als du das blut'ge Vlies mir stehlen hiessest: Ich mich zu toeten eher mich vermass Und du mit kaltem Hohne herrschtest: Nimm's! Weisst du, wie ich den Bruder hielt im Arm, Der todesmatt von deinem grimmen Streich, Bis er sich losriss von der Schwester Brust Und deinem Trotz entrinnend Tod in Wellen suchte? Weisst du?--Komm her zu mir!--Weich mir nicht aus! Verbirg nicht hinter jene dich vor mir! Jason (vortretend). Ich hasse, doch ich scheu dich nicht! Medea. So komm! (Halblaut.) Weisst du?--Sieh mich nicht so verachtend an!-- Wie du den Tag vor deines Oheims Tod, Da eben seine Toechter von mir gingen, Die ratlos ich auf dein Geheiss entliess, Wie du zu mir in meine Kammer tratst Und mit den Augen so in meine schauend,-- Als saeh' ein Vorsatz, scheu in dir verborgen, Nach seinesgleichen aus in meiner Brust-- Wie du da sagtest: Dass zu mir sie kaemen Um Heilung fuer des argen Vaters Krankheit, Ich wollt' ihm einen Labetrank bereiten, Der (ihn) auf immer heilen sollt' und (mich)! Weisst du? Sieh mir ins Antlitz wenn du's wagst! Jason. Entsetzliche! Was rasest du gen mich? Machst mir zu Wesen meiner Traeume Schatten, Haeltst mir mein Ich vor in des deinen Spiegel Und rufst meine Gedanken wider mich? Nichts weiss ich, nichts von deinem Tun und Treiben, Verhasst war mir von Anfang her dein Wesen, Verflucht hab ich den Tag, da ich dich sah, Und Mitleid nur hielt mich an deiner Seite. Nun aber sag ich mich auf ewig von dir los Und fluche dir, wie alle Welt dir flucht. Medea. Nicht so, mein Gatte, mein Gemahl! Jason. Weg da! Medea. Als mir's mein greiser Vater drohte, Versprachst du, nie mich zu verlassen. Halt's! Jason. Selbst hast du das Versprechen dir verwirkt, Ich gebe hin dich deines Vaters Fluch! Medea. Verhasster komm! Komm mein Gemahl! Jason. Zurueck! Medea. In meinen Arm, so hast du's ja gewollt! Jason. Zurueck! Sieh hier mein Schwert! Ich toete dich Wenn du nicht weichst! Medea (immer naeher tretend). Stoss zu! Stoss zu! Kreusa (zu Jason). Halt ein! Lass sie in Frieden ziehn! Verletz sie nicht! Medea. Du auch hier? weisse, silberhelle Schlange? O zische nicht mehr, zuengle nicht so lieblich! Du hast ja, was du wolltest, den Gemahl! War's darum, dass du dich so schmeichelnd wandst Und deine Ringe schlangst um meinen Hals? O haett' ich einen Dolch, ich wollte dich Und deinen Vater, den gerechten Koenig! Darum sangst du so holde Weisen? Darum gabst du mir Saitenspiel und Kleid? (Ihren Mantel abreissend.) Hinweg! Fort mit den Gaben der Verruchten! (Zu Jason.) Sieh! Wie ich diesen Mantel durch hier reisse Und einen Teil an meinen Busen druecke, Den andern hin dir werfe vor die Fuesse, Also zerreiss ich meine Liebe, unsern Bund. Was draus erfolgt, das werf ich dir zu, dir, Dem Frevler an des Ungluecks heil'gem Haupt. Gebt meine Kinder mir und lasst mich gehn! Koenig. Die Kinder bleiben hier. Medea. Nicht bei der Mutter? Koenig. Nicht bei der Frevlerin! Medea (zu Jason). So sagst auch du? Jason. Auch ich. Medea (gegen die Tuere). So hoert ihr Kinder mich! Koenig. Zurueck! Medea. Allein gehn heisst ihr mich? Wohlan es sei! Doch sag ich euch: bevor der Abend graut Gebt ihr die Kinder mir. Fuer jetzt genug! Du aber, die hier gleisend steht, und heuchelnd In falscher Reinheit niedersieht auf mich, Ich sage dir, du wirst die weissen Haende ringen, Medeens Los beneiden gegen deins. Jason. Wagst du's? Koenig. Hinweg. Medea. Ich geh doch komm ich wieder Und hole das was mir, und bring was euch gebuehrt. Koenig. Was soll sie drohen uns ins Angesicht? Wenn Worte nicht (zu den Trabanten) lasst eure Lanzen sprechen! Medea. Zurueck! Wer wagt's Medeen anzuruehren! Merk auf die Stunde meines Scheidens, Koenig Du sahst noch keine schlimmre, glaube mir! Gebt Raum! Ich geh! Die Rache nehm ich mit! (Ab.) Koenig. Die Strafe wenigstens, sie folget dir! (Zu Kreusen.) Du zittre nicht, wir schuetzen dich vor ihr! Kreusa. Ich sinne nur, ob recht ist, was wir tun; Denn tun wir recht, wer koennte dann uns schaden? (Der Vorhang faellt.) Dritter Aufzug (Vorhof von Kreons Burg. Im Hintergrunde der Eingang von der Wohnung des Koenigs; rechts an den Seitenwaenden ein Saeulengang zu Medeens Aufenthalt fuehrend.) (Medea im Vorgrunde stehend, Gora weiter zurueck mit einem Diener des Koenigs sprechend.) Gora. Sag du dem Koenige: Medea nehme Botschaft von Sklaven nicht, Hab' er Werbung an sie, Komm' er selbst, Vielleicht hoert sie ihn. (Der Diener ab.) Gora (vortretend). Sie meinen, du wuerdest gehn, Den Hass bezaehmend und die Rache. Die Toerichten! Oder wirst du es? Wirst du's? Fast glaub ich, du tust's, Denn nicht Medea bist du mehr, Des Kolcherkoenigs koeniglicher Spross, Der erfahrnen Mutter, erfahrnere Tochter; Haettest du sonst geduldet, getragen So lange, bis jetzt? Medea. Hoert ihr's Goetter? Geduldet! getragen! So lange! bis jetzt! Gora. Ich riet dir zu weichen, Da du noch weilen wolltest, Verblendet, umgarnt; Als noch nicht gefallen der Streich, Den ich vorhersah, warnend dir zeigte: Aber nun sag ich: bleib! Sie sollen nicht lachen der Kolcherin, Nicht spotten des Bluts meiner Koenige, Herausgeben die Kleinen, Die Schoesslinge der gefaellten Koenigseiche; Oder sterben, fallen, In Grauen, in Nacht!--Wo hast du dein Geraet? Oder was beschliessest du? Medea. Erst meine Kinder will ich haben,-- Das andre findet sich. Gora. So gehst du denn? Medea. Ich weiss es nicht. Gora. Lachen werden sie dein! Medea. Lachen? Nein! Gora. Was also sinnest du? Medea. Ich gebe mir Mueh', nichts zu wollen, zu denken. ob dem schweigenden Abgrund Bruete die Nacht. Gora. Und wenn du floehest, wohin? Medea (schmerzlich). Wohin? Wohin? Gora. Hier Lands ist nicht Raum fuer uns, Die Griechen, sie hassen, sie toeten dich. Medea. Toeten? Sie mich? Ich will sie toeten, ich! Gora. Auch daheim in Kolchis wartet Gefahr. Medea. O Kolchis! Kolchis! O Vaterland! Gora. Du hast wohl gehoert, dir ward wohl Kunde, Dass dein Vater gestorben, bald darnach, Als du Kolchis verliessest, dein Bruder fiel? (Gestorben?) es klang anders, deucht' mir, Dass er den Schmerz anfassend wie ein Schwert, Gen sich selber wuetend, den Tod sich gab. Medea. Was trittst du in Bund mit meinen Feinden Und toetest mich? Gora. Nun siehst du wohl. Ich hab dir's gesagt, dich gewarnt. Flieh die Fremden, sagt' ich dir Vor allen aber ihn, der sie fuehrt, Den glattzuengigen Heuchler, den Verraeter. Medea. Den glattzuengigen Heuchler, den Verraeter!-- Sagtest du so? Gora. Wohl sagt' ich's. Medea. Und ich glaubte dir nicht? Gora. Glaubtest mir nicht und gingst ins Todesnetz Das nun zusammenschlaegt ueber dir. Medea. Glattzuengiger Heuchler! Das ist das Wort. Haettest du so gesagt, ich haett's erkannt; Aber du nanntest ihn: Feind und verhasst und abscheulich, Er aber war schoen und freundlich und ich hasst' ihn (nicht)! Gora. So liebst du ihn? Medea. Ich? Ihn? Ich hass ihn, verabscheu ihn, Wie die Falschheit, den Verrat, Wie das Entsetzlichste, wie mich! Gora. So straf ihn, triff ihn, Raeche den Vater, den Bruder, Unser Vaterland, unsre Goetter, Unsre Schmach, mich, dich! Medea. Erst meine Kinder will ich haben, Das andre deckt die Nacht.-- Was glaubst du? wenn er daherzoeg' In feierlichem Brautgeleit Mit ihr, die ich hasse, Und vom Giebel des Hauses entgegen Floeg' ihm Medea zerschmettert, zerschellt. Gora. Der schoenen Rache! Medea. Oder an Brautgemachs Schwelle Laege sie tot in ihrem Blut, Bei ihr die Kinder, Jasons Kinder, tot. Gora. Dich selber trifft deine Rache, nicht ihn. Medea. Ich wollt' er liebte mich, Dass ich mich toeten koennte, ihm zur Qual!-- Oder (sie?) Die Falsche! Die Reine! Gora. Naeher triffst du schon! Medea. Still! still! Hinab, wo du herkamst, Gedanke, Hinab in Schweigen, hinunter in Nacht! (Sie verhuellt sich.) Gora. Die andern alle, die mit ihm zogen Den frevelnden Argonautenzug, Alle haben sie, raechend, strafend, Die vergeltenden Goetter erreicht, Alle fielen in Tod und Schmach; Er nur fehlt noch--und wie lang? Taeglich hoer ich, emsig horchend Hoch mich erlabend, wie sie fallen, Fallen der Griechen strahlende Soehne, Die aus Kolchis, vom Raube gekehrt. Den Orpheus erschlugen thrakische Weiber; Hylas versank im Wellengrab; Theseus, Pirithous stiegen hinab In des Aides finstere Wohnung, Der Schatten gewaltigem Herrn zu rauben Die strahlende Gattin, Persephoneia, Doch der fing sie und haelt sie gefangen In ehernen Ketten, in ewiger Nacht. Medea (rasch den Mantel vom Gesicht ziehend). Weil sie kamen das Weib zu rauben? Gut! Gut!--So tat auch er, tat mehr noch! Gora. Dem Herakles, der sein Weib verliess, Von anderer Liebe gelockt, Sandte sie raechend ein leinen Gewand; Als er das antat, sank er dahin In Qual und Angst und Todesschmerz, Denn sie hatt' es heimlich bestrichen Mit argem Gift und schnellem Tod. Hin sank er und des Oeta waldiger Ruecken, Sah ihn vergehn, in Flammen vergehn. Medea. Und sie selbst webt' es, das Gewand? Das toedliche? Gora. Sie selbst! Medea. Sie selbst! Gora. Des Meleager rauhe Gewalt, Des kaledonischen Eberbezwingers, Toetet' Althea, die Mutter das Kind. Medea. Verliess sie der Gemahl? Gora. Er erschlug ihren Bruder. Medea. Der Gatte? Gora. Der Sohn! Medea. Und als sie's getan, starb sie? Gora. Sie lebt. Medea. Tat es und (lebt)! Entsetzlich!-- So viel weiss ich und so viel ist mir klar: Unrecht erduld ich nicht ungestraft. Aber (was) geschieht, weiss ich nicht, will's nicht wissen! Verdient hat er alles, das Aergste verdient, Aber--schwach ist der Mensch; Billig goennt man zur Reue Zeit! Gora. Reue?--Frag ihn selbst ob's ihn reut; Denn dort naht er mit eilendem Schritt. Medea. Mit ihm der Koenig, mein arger Feind Der ihn verlockt, der ihn verfuehrt. Ihm entweich ich, nicht zaehmt' ich den Hass! (Geht rasch dem Hause zu.) Aber will (er), will Jason mich sprechen, So heiss ihn treten zu mir ins Gemach, Dort will ich reden zu ihm, nicht hier, An der Seite des Manns, der mein Feind. Sie nahen. Fort! (Ab ins Haus.) Gora. Da geht sie hin! Ich aber soll reden mit dem Mann Der mein Kind verderbt, der gemacht, Dass ich mein Haupt legen muss auf fremde Erde, Des bittern Kummers Traenen verbergen muss, Dass nicht drueber lacht fremder Maenner Mund. (Der Koenig und Jason kommen.) Koenig. Was flieht uns deine Frau? Das nuetzt ihr nichts. Gora. So floh sie denn? Sie ging. Weil sie dich hasst. Koenig. Ruf sie heraus! Gora. Sie kommt nicht. Koenig. Doch sie soll! Gora. Geh selbst hinein und sag ihr's, wenn du's wagst. Koenig. Wo bin ich denn und (wer)? dass dieses Weib In ihrer Wildheit mir zu trotzen wagt? Die Magd fuerwahr das Bild der Frau, und beide Das Bild des dunkeln Landes, das sie zeugte. Noch einmal: ruf sie her! Gora (auf Jason zeigend). (Den) will sie sprechen Und hat er Mut dazu, tret' er ins Haus. Jason. Verwegne geh! mein Hass von Anfang her! Und sag ihr, dass sie komme, die dir gleicht. Gora. O gliche sie mir doch! ihr trotztet nicht! Doch sie wird's noch erkennen und dann weh euch! Jason. Ich will sie sprechen! Gora. Geh hinein. Jason. Das nicht! Sie soll heraus! und du geh hin und sag ihr's! Gora. Nun wohl ich geh, euch laenger nicht zu sehn, Und sag ihr's an, doch kommt sie nicht, das weiss ich, Zu sehr fuehlt sie die Kraenkung und sich selbst. (Ab ins Haus.) Koenig. Nicht einen Tag duld ich sie in Korinth. (Die) sprach nur aus, was jene finster bruetet; Allzu gefaehrlich duenkt mir solche Naehe! Auch deine Zweifel, hoff ich, sind besiegt. Jason. Verfahre, Herr, in deinem Richteramt! Sie kann nicht laenger stehen neben mir, So gehe sie; noch mild ist diese Strafe. Denn wahrlich, minder schuldig doch als sie, Trifft mich ein haertres Los, ein schwerers. Sie zieht hinaus in angeborne Wildnis, Und wie ein Fuellen, dem das Joch entnommen Strebt sie hinfort in ungezaehmten Trotz: Ich aber muss hier still und ruhig weilen, Belastet mit der Menschen Hohn und Spott, Dumpf wiederkaeuend die verflossne Zeit. Koenig. Du wirst dich wieder heben, glaube mir's. Dem Bogen gleich, der raschen Schwunges losschnellt Und fliegend zu dem Ziele schickt den Pfeil, Sobald entfernt was seinen Ruecken beugte, Wirst du erstarken, ist nur sie erst fern. Jason. Ich fuehle nichts in mir, das solcher Hoffnung Buergschaft. Verloren ist mein Name und mein Ruf, Ich bin nur Jasons Schatten, nicht er selbst. Koenig. Die Welt, mein Sohn, ist billiger, als du. Des reifen Mannes Fehltritt ist Verbrechen, Des Juenglings Fehltritt ein verfehlter Tritt, Den man zurueckzieht und ihn besser macht. Was du in Kolchis tatst, ein rascher Knabe, Vergessen ist's, zeigst du dich nun als Mann. Jason. Koennt' ich dir glauben, selig waer' ich dann! Koenig. Lass sie erst fort sein und du sollst es sehn. Hin vor's Gericht der Amphiktyonen Tret ich fuer dich, verfechte deine Sache Und zeige, dass nur sie es war, Medea, Die das veruebt, was man an dir verfolgt; Dass sie die Dunkle, sie die Frevlerin. Geloeset wird der Bannspruch, und wenn nicht, Dann stehst du auf in deiner vollen Kraft, Schwingst hoch das goldne Banner in die Luft, Das du geholt vom Aeussersten der Laender, Und stromweis' wird die Jugend Griechenlands Um dich sich scharen gegen jedermann, Um den Gereinigten, den Neuerhobnen, Den starken Hort, des Vlieses maecht'gen Held. Du hast es doch? Jason. Das Vlies? Koenig. Jawohl! Jason. Ich nicht! Koenig. Doch nahm's Medea mit aus Pelias' Haus. Jason. So hat denn sie's! Koenig. Sie muss es geben, (muss). Dir ist's der kuenft'gen Groesse Unterpfand. Du sollst mir gross noch werden, gross und stark, Du meines alten Freundes einz'ger Sohn! Es hat der Koenig Kreon Macht und Gut, Und gern teilt er's mit seinem Tochtermann. Jason. Auch meiner Vaeter Erbe fordr' ich dann, Vom Sohn des Oheims, der mir's vorenthielt. Ich bin nicht arm, wird alles mir zurueck. Koenig. Sie kommt, die uns noch stoert, bald ist's getan. (Medea kommt mit Gora aus dem Hause.) Medea. Was willst du mir? Koenig. Die Diener, die ich sandte, Du schicktest sie mit harten Worten fort Und von mir selbst verlangtest du zu hoeren Was ich geboten und was dir zu tun. Medea. So sag's. Koenig. Nichts Fremdes, Neues kuend ich dir. Ich wiederhole nur den schon gesprochnen Bann Und fuege zu, dass du (noch heute gehst.) Medea. Und warum heute noch? Koenig. Die Drohungen, Die du gesprochen gegen meine Tochter-- Denn die gen mich veracht ich allzusehr,-- Der wilde Sinn, den du nur erst gezeigt Sie nennen mir gefaehrlich deine Naehe Und darum sollst du heute mir noch gehn. Medea. Gib mir die Kinder und ich tu's vielleicht. Koenig. Du tust's (gewiss).--Die Kinder aber bleiben! Medea. Wie, meine Kinder? Doch, wem sag ich das? Mit (dem) da lass mich sprechen, mit dem Gatten! Koenig (zu Jason). Tu's nicht! Medea (zu Jason). Ich bitte dicht Jason. Wohlan, es seit Damit du siehst, dass ich dein Wort nicht scheue. Lass uns, o Koenig, hoeren will ich sie. Koenig. Ich tu es ungern; schlau ist sie und listig. (Er geht.) Medea. So, er ist fort. Kein Fremder stoert uns mehr, Kein Dritter draengt sich zwischen Mann und Weib; Wir koennen reden, wie das Herz gebeut. Und nun sag an mir, was du denkst? Jason. Du weisst's. Medea. Ich weiss wohl was du willst, nicht was du meinst. Jason. Das erstere genuegt, denn es entscheidet. Medea. So soll ich gehen? Jason. Gehn! Medea. Noch heute? Jason. Heute! Medea. Das sagst du und stehst ruhig mir genueber Und Scham senkt nicht dein Aug' und roetet nicht die Stirn? Jason. Erroeten muesst' ich, wenn ich anders spraeche. Medea. Das ist recht gut und sprich nur immer so, Wenn du vor andern dich entschuld'gen willst, Doch mir genueber lass den eiteln Schein! Jason. Die Scheu vor Greueln nennst du eiteln Schein? Verdammt hat dich die Welt, verdammt die Goetter, Und so geb ich dich ihrem Urteil hin. Denn wahrlich unverdient trifft es dich nicht! Medea. Wer ist der Fromme denn, mit dem ich spreche? Ist das nicht Jason? und der waer' so mild? Du Milder, kamst du nicht nach Kolchis hin Und warbst mit Blut um seines Koenigs Kind? Du Milder! schlugst du meinen Bruder nicht? Fiel nicht mein Vater dir, du Frommer, Milder? Verlaessest du das Weib nicht, das du stahlst Du Milder, du Entsetzlicher, Verruchter! Jason. Du schmaehest. Das zu hoeren ziemt mir nicht. Du weisst nun was zu tun, und so leb wohl! Medea. Noch weiss ich's nicht, drum bleibe, bis ich's weiss. Bleib! Ruhig will ich sein. Ruhig wie du. Verbannung wird mir also? und was dir? Mich duenkt auch dich traf ja des Herolds Spruch? Jason. Sobald bekannt, dass ich am Frevel rein Am Tod des Oheims, loest der Bann sich auf. Medea. Und du lebst froh und ruhig fuerder dann? Jason. Ich lebe still, wie's Ungluecksel'gen ziemt. Medea. Und ich? Jason. Du traegst das Los das du dir selbst bereitet. Medea. Das ich bereitet! Du waerst also rein? Jason. Ich bin's! Medea. Und um den Tod des Oheims hast Du nicht gebetet? Jason. Ihn befoerdert nicht! Medea. Mich nicht versucht, ob ich's nicht ueben wollte? Jason. Der erste Zorn spricht manches sprudelnd aus Was reifer ueberdacht er nimmer uebt. Medea. Einst klagtest du dich selber dessen an Nun ist gefunden, der die Schuld dir traegt. Jason. Nicht der Gedanke wird bestraft, die Tat! Medea (rasch). Ich aber tat es nicht! Jason. Wer sonst? Medea. Ich nicht! Hoer mein Gemahl und dann erst richte mich. Als ich an die Pfoste trat, Das Vlies zu holen, Der Koenig auf seinem Lager; Da hoer ich schreien; hingewendet Seh ich den Mann vom Lager springen Heulend, baeumend sich umwindend. Kommst du Bruder, schreit er, Rache zu nehmen, Rache an mir! Noch einmal sollst du sterben, noch einmal! Und springt hin und fasst nach mir, In deren Hand das Vlies. Ich erbebte und schrie auf Zu den Goettern, die ich kenne. Das Vlies hielt ich mir vor als Schild. Da zuckt Wahnsinns Grinsen durch seine Zuege, Heulend fasst er die Bande seiner Adern, Sie brechen, in Guessen stroemt hin sein Blut Und als ich um mich schaue, entsetzt, erstarrt, Liegt der Koenig zu meinen Fuessen Im eignen Blut gebadet, Kalt und tot. Jason. Das sagst du mir, Zaub'rische! Graessliche? Hebe dich weg von mir! Fort! Mir graut vor dir! Dass ich dich je gesehn! Medea. Du hast es ja gewusst. Das erstemal Als du mich sahst, sahst mich in meinem Dienst. Und doch verlangtest, strebtest du nach mir. Jason. Ein Juengling war ich, ein verwegner Tor Der Mann verwirft was Knaben wohlgefaellt. Medea. O schilt das goldne Jugendalter nicht! Der Kopf ist rasch, allein das Herz ist gut! O waerst du, der du warst, mir waere besser! Nur einen Schritt komm in die schoene Zeit, Da wir in unsrer Jugend frischem Gruenen Uns fanden an des Phasis Blumenstrand. Wie war dein Herz so offen und so klar Das meine trueber und in sich verschlossner Doch du drangst durch mit deinem milden Licht Und hell erglaenzte meiner Sinne Dunkel. Da ward ich dein, da wardst du mein. O Jason! So ist dir ganz dahin, die schoene Zeit, So hat die Sorge dir fuer Haus und Herd Fuer Ruf und Ruhm dir ganz getoetet Die schoenen Blueten von dem Jugendbaum? O sieh, in Schmerz und Jammer, wie ich bin, Denk ich noch oft der schoenen Fruehlingszeit Und warme Luefte wehn mir draus herueber. War dir Medea damals lieb und wert Wie ward sie dir denn graesslich und abscheulich? Du kanntest mich und suchtest dennoch mich, Du nahmst mich wie ich war, behalt mich, wie ich bin! Jason. Der Dinge denkst du nicht, die seither sind geschehn! Medea. Entsetzlich sind sie, ja ich geb es zu, Am Vater hab ich schlimm, am Bruder schlimm getan! Und ich verdamme selber mich darob Man strafe mich, ich will ja gerne buessen, Doch du sollst mich nicht strafen, Jason, du nicht! Denn was ich tat, zu Liebe tat ich's dir. Komm, lass uns fliehn, vereint, mitsammen fliehn! Es nehm' uns auf ein fernes Land! Jason. Und welches? Wohin? Medea. Wohin? Jason. Du rasest und du schiltst mich, Dass ich mit dir nicht rase. Es ist aus. Die Goetter haben unsern Bund verflucht, Als einen der mit Greueltat begann Und in Verbrechen wuchs und Nahrung suchte. Lass sein, dass du den Koenig nicht getoetet; Wer war dabei, wer sah's, wer glaubt dir? Medea. Du! Jason. Und wenn auch ich, was kann ich? was vermag ich? Drum lass uns weichen dem Geschick, nicht trotzen! Die Strafe nehme jedes buessend hin, Du, da du fliehst, wo du nicht bleiben kannst, Ich, da ich bleibe, wo ich fliehen moechte. Medea. Den schwerem Teil hast du dir nicht erwaehlt! Jason. So waer' es leicht, zu leben als ein Fremdling In fremden Haus, von fremden Mitleids Gaben? Medea. Duenkt's dir so schwer, was waehlst du nicht die Flucht? Jason. Wohin und wie? Medea. Einst warst du minder sorglich, Als du nach Kolchis kamst, die Vaterstadt verlassend, Und eitelm Ruhme nach durch ferne Laender zogst. Jason. Ich bin nicht der ich war, die Kraft ist mir gebrochen, Und in der Brust erstorben mir der Mut. Das dank ich dir. Erinnrung des Vergangnen Liegt mir wie Blei auf meiner bangen Seele Das Aug' kann ich nicht heben und das Herz. Auch ist der Knabe Mann seit dem geworden, Und nicht mehr kindisch mit den Blueten spielend, Greift er nach Frucht, nach Wirklichkeit, Bestand. Die Kinder sind mir und kein Ort fuer sie, Besitztum muss ich meinen Enkeln werben. Soll Jasons Stamm, wie trocknes Heidekraut, Am Wege stehn, vom Wanderer getreten? Hast du mich je geliebt, war ich dir wert, So zeig es, da du mich mir selber gibst Und mir ein Grab goennst in der heim'schen Erde! Medea. Und auf der heimischen Erd' ein neues Ehebett? Nicht so? Jason. Was soll das! Medea. Hab ich's nicht gehoert Wie er Verwandt dich hiess und Sohn und Eidam? Kreusa locket dich, und darum bleibst du? Nicht also? Hab ich dich? Jason. Du hattest nie mich, Und hast auch jetzt mich nicht. Medea. (So) willst du buessen? Und darum soll Medea fort von dir? Stand ich denn nicht dabei, dabei in Traenen, Wie du mit ihr vergangne Zeit durchgingst Bei jedem Schritte stillstandst, suess verweilend, Zum Echo schwandest der Erinnerung? Ich aber geh nicht, (nicht!) Jason. So ungerecht, So hart und wild wie immer! Medea. Ungerecht? So wuenschest du sie nicht zum Weib? Sag: Nein! Jason. Den Ort such ich, mein Haupt zur Ruh' zu legen; Was sonst kommt weiss ich nicht! Medea. Ich aber weiss es, Und denk es noch zu wehren, hilft ein Gott. Jason. Du kannst nicht ruhig sprechen, leb denn wohl. (Er geht.) Medea. Jason! Jason (umkehrend). Was ist? Medea. Es ist das letztemal Das letztemal vielleicht, dass wir uns sprechen! Jason. So lass uns scheiden ohne Hass und Groll. Medea. Du hast zu Liebe mich verlockt und fliehst mich? Jason. Ich muss. Medea. Du hast den Vater mir geraubt Und raubst mir den Gemahl? Jason. Gezwungen nur. Medea. Mein Bruder fiel durch dich, du nahmst mir ihn, Und fliehst mich? Jason. Wie er fiel, gleich unverschuldet. Medea. Mein Vaterland verliess ich, dir zu folgen. Jason. Dem eignen Willen folgtest du, nicht mir. Haett's dich gereut, gern liess ich dich zurueck! Medea. Die Welt verflucht um deinetwillen mich, Ich selber hasse mich um deinetwillen, Und du verlaesst mich? Jason. Ich verlass dich nicht, Ein hoehrer Spruch treibt mich von dir hinweg. Hast du dein Glueck verloren, wo ist meins? Nimm als Ersatz mein Elend fuer das deine! Medea. Jason! (Sie faellt auf die Knie.) Jason. Was ist? Was willst du weiter? Medea (aufstehend). Nichts! Es ist vorbei!--Verzeihet meine Vaeter, Verzeiht mir Kolchis' stolze Goetter Dass ich mich selbst erniedriget und euch. Das Letzte galt's. Nun habt ihr mich! (Jason wendet sich zu gehen.) Medea. Jason! Jason. Glaub nicht mich zu erweichen! Medea. Glaub nicht ich wollt' es. Gib mir meine Kinder! Jason. Die Kinder? Nimmermehr! Medea. Es sind die Meinen! Jason. Des Vaters Namen fuegt man ihnen bei Und Jasons Name soll nicht Wilde schmuecken. Hier in der Sitte Kreis erzieh ich sie. Medea. Gehoehnt von Stiefgeschwistern? Sie sind mein! Jason. Mach nicht, dass sich mein Mitleid kehr' in Hass! Sei ruhig, das nur mildert dein Geschick. Medea. Wohl denn, so will ich mich auf Bitten legen!-- Mein Gatte!--Nein, das bist du ja nicht mehr-- Geliebter!--Nein, das bist du nie gewesen-- Mann!--waerst du Mann und braechst dein heilig Wort-- Jason!--pfui! das ist ein Verraetername-- Wie nenn ich dich? Verruchter!--Milder! Guter! Gib meine Kinder mir und lass mich gehn! Jason. Ich kann nicht, sagt' ich dir, ich kann es nicht. Medea. So hart? Der Gattin nimmst du ihren Gatten, Und weigerst nun der Mutter auch ihr Kind! Jason. Nun wohl, dass du als billig mich erkennst, Der Knaben einer ziehe denn mit dir! Medea. Nur einer? Einer? Jason. Fordre nicht zuviel! Das wen'ge fast verletzt schon meine Pflicht. Medea. Und welcher? Jason. Ihnen selbst, den Kindern sei die Wahl. Und welcher will, den nimmst du mit dir fort Medea. O tausend Dank, du Guetiger, du Milder! Der luegt fuerwahr, der dich Verraeter nennt. (Koenig kommt.) Jason. O Koenig komm! Koenig. So ist es abgetan? Jason. Sie geht. Der Kinder eines geb ich ihr. (Zu einem, der mit dem Koenige kam.) Du eile, bring die Kleinen zu uns her! Koenig. Was tust du? Beide bleiben sie zurueck! Medea. Was mir so wenig scheint, duenkt dir zuviel? Die Goetter fuerchte, allzu strenger Mann! Koenig. Die Goetter auch sind streng der Freveltat. Medea. Doch sehn sie auch was uns zur Tat gebracht. Koenig. Des Herzens boeses Trachten treibt zum Boesen. Medea. Was sonst zum Uebeln treibt, zaehlst du fuer nichts? Koenig. Ich richte selbst mich streng, drum kann ich's andre. Medea. Indem du Frevel strafst veruebst du sie. Jason. Sie soll nicht sagen, dass ich allzuhart, Drum hab ich eins der Kinder ihr gewaehrt, In Leid und Not der Mutter lieber Trost. (Kreusa kommt mit den Kindern.) Kreusa. Die Kinder fordert man, ward mir gesagt Was will man denn, und was soll denn geschehn? O sieh, sie lieben mich, nur erst gekommen, Als ob wir jahrelang uns saehn und kennten. Mein mildes Wort, den Armen ungewohnt, Gewann mir sie, wie mich ihr Unglueck ihnen. Koenig. Der Kinder eines soll der Mutter folgen. Kreusa. Verlassen uns? Koenig. So ist's, so will's der Vater! (Zu Medeen, die in sich versunken dagestanden ist.) Die Kinder, sie sind hier, nun lass sie waehlen! Medea. Die Kinder! Meine Kinder! Ja, sie sind's! Das einz'ge was mir bleibt auf dieser Erde. Ihr Goetter, was ich schlimmes erst gedacht, Vergesst es und lasst sie mir beide, beide! Dann will ich gehn und eure Guete preisen, Verzeihen ihm und--nein (ihr) nicht!--(Ihm) auch nicht! Hierher ihr Kinder, hier!--Was steht ihr dort Geschmiegt an meiner Feindin falsche Brust? O wuesstet ihr was sie mir angetan, Bewaffnen wuerdet ihr die kleinen Haende, Zu Krallen kruemmen eure schwachen Finger, Den Leib zerfleischen, den ihr jetzt beruehrt. Verlockst du meine Kinder? Lass sie los! Kreusa. Unselig Weib, ich halte sie ja nicht. Medea. Nicht mit der Hand, doch haeltst du, wie den Vater, Sie mit dem heuchlerischen, falschen Blick. Lachst du? Du sollst noch weinen, sag ich dir! Kreusa. O strafen mich die Goetter, lacht' ich jetzt! Koenig. Brich nicht in Zorn und Schmaehung aus, o Weib Tu ruhig was dir zukommt, oder geh! Medea. Du mahnest recht, o mein gerechter Koenig Nur nicht so guetig, scheint es, als gerecht. Wie oder auch? Nun ja, wohl beides gleich! Ihr Kinder seht, man schickt die Mutter fort, Weit ueber Meer und Land, wer weiss wohin? Die guet'gen Menschen, euer Vater aber Und der gerechte, gute Koenig da, Sie haben ihr erlaubt, von ihren Kindern, Der Mutter von den Kindern eines, eins-- Ihr hohen Goetter hoert ihr's? (Eines) nur!-- Mit sich zu nehmen auf die lange Fahrt. Wer nun von beiden mich am meisten liebt, Der komm' zu mir, denn beide duerft ihr nicht. Der andre muss zurueck beim Vater bleiben Und bei des falschen Mannes falscher Tochter!-- Hoert ihr?--Was zoegert ihr? Koenig. Sie wollen nicht! Medea. Das luegst du, falscher, ungerechter Koenig! Sie wollen, doch dein Kind hat sie verlockt! Hoert ihr mich nicht?--Verruchte! Graessliche! Der Mutter Fluch, des Vaters Ebenbild! Jason. Sie wollen nicht! Medea. Lass jene sich entfernen! Die Kinder lieben mich, bin ich nicht Mutter? Doch sie winkt ihnen zu und lockt sie ab. Kreusa. Ich trete weg, ist gleich dein Argwohn falsch. Medea. Nun kommt zu mir!--Zu mir!--Natterbrut! (Sie geht einige Schritte auf sie zu; die Kinder fliehen zu Kreusen.) Medea. Sie fliehn mich! Fliehn! Koenig. Du siehst Medea nun, Die Kinder wollen nicht, und also geh! Medea. Sie wollen nicht? Die Kinder die Mutter nicht? Es ist nicht wahr, unmoeglich!-- Ason, mein Aeltester, mein Liebling! Sieh deine Mutter ruft dir, komm zu ihr! Ich will nicht mehr rauh sein und hart Du sollst mein Kostbarstes sein, mein einzigs Gut Hoere die Mutter! Komm!-- Er wendet sich ab! Er kommt nicht! Undankbarer! Ebenbild des Vaters! Ihm aehnlich in den falschen Zuegen Und mir verhasst wie er! Bleib zurueck, ich kenne dich nicht!-- Aber du Absyrtus, Schmerzenssohn, Mit dem Antlitz des beweinten Bruders, Mild und sanft wie er, Sieh deine Mutter liegt hier knieend Und fleht zu dir. Lass sie nicht bitten umsonst! Komm zu mir, mein Absyrtus Komm zur Mutter!-- Er zoegert!--Auch du nicht?-- Wer gibt mir einen Dolch? Ein Dolch fuer mich und sie! (Sie springt auf.) Jason. Dir selber dank es, dass dein wildes Wesen Die Kleinen abgewandt, zur Milde hin. Der Kinder Ausspruch war der Goetter Spruch! Und so geh hin, nie aber bleiben da. Medea. Ihr Kinder hoert mich! Jason. Sieh! sie hoeren nicht! Medea. Kinder! Koenig (zu Kreusen). Fuehr sie ins Haus zurueck Nicht (hassen) sollen sie, die sie gebar. (Kreusa mit den Kindern zum Abgang gewendet.) Medea. Sie fliehn, (meine) Kinder fliehn vor mir! Koenig (zu Jason). Komm! Das Notwendige beklagt man fruchtlos! (Sie gehen.) Medea. Meine Kinder! Kinder! Gora (die hereingekommen ist). Bezwinge dich Goenne nicht deinen Feinden ihres Sieges Anblick! Medea (die sich zur Erde wirft). Ich bin besiegt, vernichtet, zertreten Sie fliehn mich, fliehn! Meine Kinder fliehn! Gora (ueber sie gebeugt). Stirb nicht! Medea. Lass mich sterben! Meine Kinder! (Der Vorhang faellt.) Vierter Aufzug (Vorhof vor Kreons Burg wie im vorigen Aufzuge. Abenddaemmerung.) (Medea liegt hingestreckt auf die Stufen, die zu ihrer Wohnung fuehren. Gora steht vor ihr.) Gora. Steh auf Medea und sprich! Was liegst du da, starrst schweigend vor dich hin? Steh auf und sprich! Rate unserm Jammer! Medea. Kinder! Kinder! Gora. Fort sollen wir, eh' dunkelt die Nacht, Und schon senkt sich der Abend. Auf! Rueste dich zur Flucht! Sie kommen, sie toeten uns! Medea. O meine Kinder! Gora. Steh auf, Unglueckselige Und toete mich nicht mit deinem Jammer! Haett'st mir gefolgt, mich gehoert, Waeren wir daheim in Kolchis, Die Deinen lebten, alles waer' gut. Steh auf! Was hilft Weinen? Steh auf! Medea (sich halb aufrichtend und nur mit den Knien auf den Stufen liegend). So kniet' ich, so lag ich, So streckt' ich die Haende aus, Aus nach den Kindern und bat Und flehte: Eines nur, Ein einziges von meinen Kindern-- Gestorben waer' ich, musst' ich das zweite missen!-- Aber auch das eine nicht!--Keines kam. Fluechtend bargen sie sich im Schoss der Feindin (aufspringend) (Er aber lachte drob und sie!) Gora. O des Jammers! Des Wehs! Medea. Nennt ihr das Vergeltung, Goetter? Liebend folgt' ich, das Weib dem Mann; Starb mein Vater, hab (ich) ihn getoetet? Fiel mein Bruder, fiel er durch (mich)? Beklagt hab ich sie, in Qualen beklagt. Gluehende Traenen goss ich aus Zum Trankopfer auf ihr fernes Grab. Wo kein Mass ist, ist keine Vergeltung. Gora. Wie du die Deinen, verlassen sie dich! Medea. So will ich sie treffen, wie die Goetter mich! Ungestraft sei kein Frevel auf der Erde, Mir lasst die Rache, Goetter! ich fuehre sie aus! Gora. Denk auf dein Heil, auf andres nicht! Medea. Und was hat dich denn so weich gemacht? Schnaubtest erst Grimm, und nun so zagend? Gora. Lass mich! Als ich die Kinder fliehn sah Den Arm der Mutter, der Pflegerin, Da erkannt' ich die Hand der Goetter, Da brach mir das Herz, Da sank mir der Mut. Hab sie gewartet, gepflegt, Sie meine Freude, mein Glueck. Die einz'gen reinen Kolcher sie, An die ich wenden konnte Die Liebe fuer mein fernes Vaterland. Du warst mir laengst entfremdet, laengst; In ihnen sah ich Kolchis wieder, Den Vater dein und deinen Bruder, Mein Koenigshaus und (dich,) Wie du (warst), nicht wie du (bist.) Hab sie gehuetet, gepflegt, Wie den Apfel meines Auges Und nun-- Medea. Lohnen sie dir, wie der Undank lohnt! Gora. Schilt nicht die Kinder, sie sind gut! Medea. Gut? Und flohen die Mutter? Gut? Sie sind Jasons Kinder! Ihm gleich an Gestalt, an Sinn, Ihm gleich in meinem Hass. Haett' ich sie hier, ihr Dasein in meiner Hand, In dieser meiner ausgestreckten Hand, Und ein Druck vermochte zu vernichten All was sie sind und waren, was sie werden sein,-- Sieh her!--Jetzt waeren sie nicht mehr! Gora. Oh, weh der Mutter, die die Kinder hasst! Medea. Und was ist's auch mehr? was mehr? Bleiben sie hier beim Vater zurueck, Beim treulosen, schaendlichen Vater, Welches ist ihr Los? Stiefgeschwister kommen, Hoehnen sie, spotten ihrer Und ihrer Mutter, Der Wilden aus Kolchis. Sie aber, entweder dienen als Sklaven, Oder der Ingrimm, am Herzen nagend, Macht sie arg, sich selbst ein Greuel: Denn wenn das Unglueck dem Verbrechen folgt, Folgt oefter das Verbrechen noch dem Unglueck. Was ist's denn auch zu leben? Ich wollt', mein Vater haette mich getoetet, Da ich noch klein war, Noch nichts, wie jetzt, geduldet, Noch nichts gedacht--wie jetzt. Gora. Was schauderst du? was ueberdenkst du? Medea. Dass ich fort muss, ist gewiss Minder aber noch, was sonst geschieht. Denk ich des Unrechts, das ich erlitt, Des Frevels, den man an mir veruebt, So entglueht in Rache mein Herz Und das Entsetzlichste ist mir das Naechste.-- Die Kinder liebt er, sieht er doch sein Ich, Seinen Abgott, sein eignes Selbst Zurueckgespiegelt in ihren Zuegen. Er soll sie nicht haben, soll nicht! (Ich) aber will sie nicht, die Verhassten! Gora. Komm mit hinein, was weilst du hier? Medea. Dann leer das ganze Haus und ausgestorben, Verwuestung bruetend in den oeden Mauern, Nichts lebend als Erinnerung und Schmerz. Gora. Bald nahen sie, die uns vertreiben. Komm! Medea. Die Argonauten, sagtest du, Sie fanden alle ein unselig Grab, Die Strafe des Verrats, der Freveltat? Gora. So ist's und Jason findet es wohl auch. Medea. Er wird's, ich sage dir, er wird's! Den Hylas schlang das Wassergrab hinab, Den Theseus fing der Schatten duestrer Koenig Und wie hiess sie, das Griechenweib, Die eignes Blut am eignen Blut geraecht? Wie hiess sie? Sag. Gora. Ich weiss nicht, was du meinst. Medea. Althea hiess sie. Gora. Die den Sohn erschlug? Medea. Dieselbe, ja! Wie kam's, erzaehl mir das. Gora. Den Bruder schlug er ihr beim Jagen tot. Medea. Den Bruder nur, den Vater nicht dazu, Sie nicht verlassen, nicht verstossen, nicht gehoehnt Und dennoch traf sie ihn zum Tod Den grimmen Meleager ihren Sohn. Althea hiess sie,--war ein Griechenweib!-- Und als er tot? Gora. Hier endet die Geschichte. Medea. Sie endet! Du hast recht der Tod beendet. Gora. Was nuetzen Worte? Medea. Zweifelst an der Tat? Sieh! bei den hohen Goettern! haett' er Die Kinder (beide) mir gegeben--Nein! Koennt' ich sie (nehmen), gaeb' er sie mir auch, Koennt' ich sie lieben wie ich jetzt sie hasse, Waer' etwas in der weiten Welt geblieben, Das er mir nicht vergiftet, nicht zerstoert: Vielleicht, dass ich jetzt ginge, meine Rache Den Goettern lassend; aber so nicht, nun nicht! Man hat mich boes genannt, ich war es nicht: Allein ich fuehle, dass man's werden kann. Entsetzliches gestaltet sich in mir, Ich schaudre--doch ich freu mich auch darob. Wenn's nun vollendet ist, getan-- (aengstlich) Gora! Gora. Was ist? Medea. Komm her! Gora. Warum? Medea. Zu mir! Da lagen sie die beiden--und die Braut-- Blutend, tot.--Er daneben rauft sein Haar. Entsetzlich, graesslich! Gora. Um der Goetter willen! Medea. Ha, ha! Erschrickst wohl gar? Nur lose Worte sind es, die ich gebe, Dem alten Wollen fehlt die alte Kraft. Ja, waer' ich noch Medea, doch ich bin's nicht mehr! O Jason! Warum tatest du mir das? Ich nahm dich auf, ich schuetzte, liebte dich, Was ich besass, ich gab es fuer dich hin, Warum verlaessest und verstoesst du mich? Was treibst du mir die guten Geister aus Und fuehrest Rachgedanken in mein Herz? Mir Rachgedanken, ohne Kraft zur Rache! Die Macht, die mir von meiner Mutter ward, Der ernsten Kolcherfuerstin Hekate, Die mir zum Dienste dunkle Goetter band, Versenkt hab ich sie, dir zulieb' versenkt, Im finstern Schoss der muetterlichen Erde. Der schwarze Stab, der blutigrote Schleier, Sie sind dahin und hilflos steh ich da, Den Feinden, statt ein Schrecken, ein Gespoett! Gora. So sprich davon nicht, wenn du's nicht vermagst! Medea. Ich weiss wohl, wo es liegt. Da draussen an dem Strand der Meeresflut, Dort hab ich's eingesargt und eingegraben, Zwei Handvoll Erde weg--und es ist mein! Allein im tiefsten Innern schaudr' ich auf Denk ich daran und an das blut'ge Vlies. Mir duenkt des Vaters und des Bruders Geist Sie brueten drob und lassen es nicht los. Weisst noch, wie er am Boden lag Der greise Vater, weinend ob dem Sohn Und fluchend seiner Tochter? Jason aber Schwang hoch das Vlies in graesslichem Triumph. Da schwor ich Rache, Rache dem Verraeter, Der erst die Meinen toetete, nun mich. Haett' ich mein Blutgeraet, ich fuehrt' es aus Allein nicht wag ich es zu holen; Denn saeh' ich in des goldnen Zeichens Glut Des Vaters Zuege mir entgegenstarren, Von Sinnen kaem' ich, glaube mir! Gora. Was also tust du? Medea. Lass sie kommen! Lass sie mich toeten, es ist aus! Von hier nicht geh ich, aber sterben will ich, Vielleicht stirbt er mir nach, von Reu' erwuergt. Gora. Der Koenig naht, trag Sorge doch fuer dich! Medea. Erarmt bin ich an Macht, was kann ich tun? Will er zertreten mich? er trete nur! (Der Koenig kommt.) Koenig. Der Abend daemmert, deine Frist ist um! Medea. Ich weiss. Koenig. Bist du bereit zu gehn? Medea. Du spottest! Wenn (nicht) bereit, muesst' ich drum minder gehn? Koenig. Mich freut, dass ich dich so besonnen finde. Du machst dir die Erinnrung minder herb Und sicherst deinen Kindern grosses Gut: Sie duerfen nennen, welche sie gebar. Medea. Sie duerfen? Wenn sie wollen, meinst du doch? Koenig. Dass sie es wollen, sei die Sorge mein. Erziehen will ich sie zu kuenft'gen Helden, Und einst, wer weiss? fuehrt ihre Ritterfahrt Sie hin nach Kolchis und die Mutter druecken sie, Gealtert, wie an Jahren, so an Sinn, Mit Kindesliebe an die Kindesbrust. Medea. Weh mir! Koenig. Was ist dir? Medea. Ach, ein Rueckfall nur Und ein Vergessen dessen was geschah. War dies zu sagen deines Kommens Grund Wie, oder willst du andres noch von mir? Koenig. Noch eins vergass ich und das sag ich nun. Von Schaetzen nahm dein Gatte manches mit Aus Jolkos fliehend nach des Oheims Tod. Medea. Im Hause liegt's verwahrt, geh hin und nimm's! Koenig. Wohl ist das goldne Kleinod auch dabei, Das Vlies, der Preis des Argonautenzugs? Was wendest du dich ab und gehst? Gib Antwort! Ist es darunter? Medea. Nein. Koenig. Wo ist es also? Medea. Ich weiss es nicht. Koenig. Du nahmst es aber fort Aus Pelias' Haus; der Herold sagte so. Medea. Hat er's gesagt, so ist's auch wahr. Koenig. Wo ist es? Medea. Ich weiss es nicht. Koenig. Glaub nicht uns zu betruegen! Medea. Wenn du mir's gibst, mein Leben zahl ich drum; Haett' ich's, du stuendest drohend nicht vor mir! Koenig. Nahmst du's von Jolkos nicht mit dir? Medea. Ich nahm's. Koenig. Und nun? Medea. Hab ich's nicht mehr. Koenig. Wer sonst? Medea. Die Erde. Koenig. Versteh ich dich? das also waer' es, das? (Zu seinen Begleitern.) Bringt her was ich gebot. Ihr wisst es ja! (Sie gehen ab.) Denkst du zu taeuschen uns mit Doppelsinn? Die Erde hat es; nun versteh ich dich. Schau nicht hinweg! nach mir sieh her und hoere! Am Strand des Meers, wo ihr heut nacht gelagert, Als einen Altar man auf mein Geheiss Dem Schatten Pelias' erbauen wollte, Fand man--erbleichst du?--frisch im Grund vergraben-- Ein Kistchen, schwarz, mit seltsam fremden Zeichen. (Die Kiste wird gebracht.) Sieh zu, ob's dir gehoert? Medea (drauf losstuerzend). Ja! Mir gehoert es!--Mein! Koenig. Ist drin das Vlies? Medea. Es ist. Koenig. So gib's! Medea. Ich geb es! Koenig. Fast reut das Mitleid mich, das ich dir schenkte, Da hinterlistig du uns taeuschen wolltest. Medea. Sei sicher, du erhaeltst, was dir gebuehrt. Medea bin ich wieder, Dank euch Goetter! Koenig. Schliess auf und gib! Medea. Jetzt nicht. Koenig. Wann sonst? Medea. Gar bald; Zu bald! Koenig. So send es zu Kreusen hin. Medea. Hin zu Kreusen! Zu Kreusa?--Ja! Koenig. Enthaelt die Kiste andres noch? Medea. Gar manches! Koenig. Dein Eigentum? Medea. Doch schenk ich auch davon! Koenig. Dein Gut verlang ich nicht; behalt was dein! Medea. Nicht doch! ein klein Geschenk erlaubst du mir! Die Tochter dein war mir so mild und hold, Sie wird die Mutter meiner Kinder sein, Gern moecht' ich ihre Liebe mir gewinnen! Das Vlies lockt (euch), vielleicht gefaellt ihr Schmuck. Koenig. Tu wie du willst, allein bedenk dich selbst. Kreusa ist dir hold gesinnt, das glaube. Nur erst bat sie, die Kinder dir zu senden, Dass du sie saehest noch bevor du gehst Und Abschied naehmest fuer die lange Fahrt. Ich schlug es ab, weil ich dich tobend glaubte, Doch da du ruhig bist, sei dir's gewaehrt. Medea. O tausend Dank, du guet'ger, frommer Fuerst! Koenig. Bleib hier, die Kinder send ich dir heraus! (Koenig ab.) Medea. Er geht! Er geht dahin in sein Verderben! Verruchte, bebtet ihr denn schaudernd nicht Als ihr das Letzte nahmt der frech Beraubten? Doch Dank euch! Dank! Ihr gabt mir auch mich selbst. Schliess auf die Kiste! Gora. Ich vermag es nicht. Medea. Vergass ich doch, womit ich sie verschloss! Den Schluessel halten Freunde, die ich kenne. (Gegen die Kiste gewendet.) Untres herauf Obres hinab Oeffne dich bergendes Huellendes Grab! (Die Kiste springt auf.) Der Deckel springt. Noch bin ich machtlos nicht! Da liegt's! Der Stab! Der Schleier! Mein! Ah, mein! (Es herausnehmend.) Ich fasse dich, Vermaechtnis meiner Mutter, Und Kraft durchstroemt mein Herz und meinen Arm! Ich werfe dich ums Haupt, geliebter Schleier! (Sich einhuellend.) Wie warm, wie weich! wie neu belebend! Nun kommt, nun kommt, ihr Feindesscharen alle Vereint gen mich! Vereint in eurem Falle! Gora. Da unten blinkt es noch! Medea. Lass blinken, blinken! Bald lischt der Glanz in Blut! Hier sind sie, die Geschenke, die ich bringe. Du aber sei die Botin meiner Huld! Gora. Ich? Medea. Du. Du geh zur Koenigstochter hin Sprich sie mit holden Schmeichelworten an Bring ihr Medeens Gruss und was ich sende. (Die Sachen aus der Kiste nehmend.) Erst dies Gefaess; es birgt gar teure Salben, Erglaenzen wird die Braut, eroeffnet sie's! Allein sei sorgsam, schuettl' es nicht! Gora. Weh mir! (Sie hat das Gefaess mit der Linken schief gefasst. Da sie mit der Rechten unterstuetzend den Deckel fasst, wird dieser etwas gehoben und eine helle Flamme schlaegt heraus.) Medea. Sagt' ich dir nicht, du sollst nicht schuetteln! Kehr in dein Haus Zuengelnde Schlange Bleibst nicht lange Harre noch aus. Nun halt es und mit Vorsicht sag ich dir! Gora. Mir ahnet Entsetzliches! Medea. Faengst an zu merken? Ei was bist du klug! Gora. Und ich soll's tragen? Medea. Ja! Gehorche Sklavin! Wagst du zu widerreden? Schweig! Du sollst. Du musst. Hier auf die Schale weit gewoelbt von Gold, Setz ich das zierlich reiche Prachtgefaess. Und drueber deck ich, was so sehr sie lockt, Das Vlies-- (Indem sie es darueber wirft.) Geh hin und tu was deines Amts! Darueber aber schlinge sich dies Tuch, Mit reichem Saum, ein Mantel, koeniglich, Geheimnisvoll umhuellend das Geheime. Nun geh und tu wie ich es dir befahl, Bring das Geschenk, das Feind dem Feinde sendet. (Eine Sklavin kommt mit den Kindern.) Sklavin. Die Kinder schickt mein koeniglicher Herr, Nach einer Stunde hol ich sie zurueck. Medea. Sie kehren frueh genug zum Hochzeitschmaus! Geleite diese hier zu deiner Fuerstin, Mit Botschaft geht sie, mit Geschenk von mir. Du aber denke was ich dir befahl! Sprich nicht! Ich will's!--Geleite sie zur Herrin. (Gora und die Sklavin ab.) Medea. Begonnen ist's, doch noch vollendet nicht. Leicht ist mir, seit mir deutlich, was ich will. (Die Kinder, Hand in Hand, wollen der Sklavin folgen.) Medea. Wohin? Knabe. Ins Haus! Medea. Was sucht ihr drin im Haus? Knabe. Der Vater hiess uns folgen jener dort. Medea. Die Mutter aber heisst euch bleiben. Bleibt! Wenn ich bedenk, dass es mein eigen Blut, Das Kind, das ich im eignen Schoss getragen, Das ich genaehrt an dieser meiner Brust, Dass es mein Selbst, das sich gen mich empoert, So zieht der Grimm mir schneidend durch das Innre, Und Blutgedanken baeumen sich empor.--Was hat denn eure Mutter euch getan, Dass ihr sie flieht, euch Fremden wendet zu? Knabe. Du willst uns wieder fuehren auf dein Schiff Wo's schwindlicht ist und schwuel. Wir bleiben da. Gelt Bruder? Kleine. Ja. Medea. Auch du Absyrtus, du? Allein es ist so besser, besser--ganz! Kommt her zu mir! Knabe. Ich fuerchte mich. Medea. Komm her! Knabe. Tust du mir nichts? Medea. Glaubst? haettest du's verdient? Knabe. Einst warfst mich auf den Boden, weil dem Vater Ich aehnlich bin, allein er liebt mich drum. Ich bleib bei ihm und bei der guten Frau! Medea. Du sollst zu ihr, zu deiner guten Frau!-- Wie er ihm aehnlich sieht, ihm, dem Verraeter Wie er ihm aehnlich spricht. Geduld! Geduld! Kleinere. Mich schlaefert. Aeltere. Lass uns schlafen gehn 's ist spaet. Medea. Ihr werdet schlafen noch euch zu Genuegen. Geht hin dort an die Stufen, lagert euch, Indes ich mich berate mit mir selbst.--- Wie er den Bruder sorgsam hingeleitet, Das Oberkleid sich abzieht und dem Kleinen Es warm umhuellend um die Schulter legt, Und nun, die kleinen Arme dicht verschlungen, Sich hinlegt neben ihm.--Schlimm war er nie!--- O Kinder! Kinder! Knabe (sich emporrichtend). Willst du etwas? Medea. Schlaf nur! Was gaeb' ich, koennt' ich schlafen so wie du. (Der Knabe legt sich hin und schlaeft. Medea setzt sich gegenueber auf eine Ruhebank. Es ist nach und nach finster geworden.) Die Nacht bricht ein, die Sterne steigen auf, Mit mildem, sanftem Licht herunterscheinend; Dieselben heute, die sie gestern waren Als waere alles heut, wie's gestern war; Indes dazwischen doch so weite Kluft Als zwischen Glueck befestigt und Verderben: So wandellos, sich gleich, ist die Natur So wandelbar der Mensch und sein Geschick. Wenn ich das Maerchen meines Lebens mir erzaehle, Duenkt mir, ein andrer spraech', ich hoerte zu, Ihn unterbrechend: Freund, das kann nicht sein! Dieselbe, der du Mordgedanken leihst, Laesst du sie wandeln in dem Land der Vaeter, Von ebendieser Sterne Schein beleuchtet, So rein, so mild, so aller Schuld entbloesst Als nur ein Kind am Busen seiner Mutter? Wo geht sie hin? Sie sucht des Armen Huette, Dem ihres Vaters Jagd die Saat zerstampft Und bringt ihm Gold und troestet den Betruebten. Was sucht sie Waldespfade? Ei sie eilt Dem Bruder nach, der ihrer harrt im Forst, Und nun, gefunden, wie zwei Zwillingssterne Durchziehn sie strahlend die gewohnte Bahn. Ein andrer naht, die Stirn mit Gold gekroent; Es ist ihr Vater, ist des Landes Koenig. Er legt die Hand ihr auf, ihr und dem Bruder Und segnet sie, nennt sie sein Heil und Glueck. Willkommen holde, freundliche Gestalten Sucht ihr mich heim in meiner Einsamkeit? Kommt naeher lasst mich euch ins Antlitz sehn! Du guter Bruder, laechelst du mir zu? Wie bist du schoen, du meiner Seele Glueck. Dein Vater zwar ist ernst, doch liebt er mich Liebt seine gute Tochter! Gut? Ha gut! (Aufspringend.) 's ist Luege! Sie wird dich verraten Greis! (Hat) dich verraten, dich und sich. Du aber fluchtest ihr. Ausgestossen sollst du sein, Wie das Tier der Wildnis, sagtest du, Kein Freund sei dir, keine Staette Wo du hinlegest dein Haupt. Er aber, um den du mich verraetst, Er selber wird mein Raecher sein, Wird dich verlassen, verstossen Toeten dich. Und sieh! Dein Wort ist erfuellt: Ausgestossen steh ich da, Gemieden wie das Tier der Wildnis, Verlassen von ihm, um den ich dich verliess, Ohne Ruhstatt, leider (nicht) tot, Mordgedanken im duestern Sinn. Freust du dich der Rache? Nahst du mir?--Kinder! Kinder! (Hineilend und sie ruettelnd.) Kinder hoert ihr nicht? Steht auf. Knabe (aufwachend). Was willst du? Medea (zu ihnen hingeschmiegt). Schlingt die Arme um mich her! Knabe. Ich schlief so sanft! Medea. Wie koennt ihr schlafen? schlafen? Glaubt ihr weil eure Mutter wacht bei euch? In schlimmern Feindes Hand wart ihr noch nie! Wie koennt ihr schlafen hier in meiner Naehe? Geht da hinein, da drinnen moegt ihr ruhn! (Die Kinder gehen in den Saeulengang.) So, sie sind fort! Nun ist mir wieder wohl!--Und weil sie fort; was ist wohl besser drum? Muss ich drum minder fliehn, noch heute fliehn? Sie hier zurueck bei meinen Feinden lassend? Ist minder drum ihr Vater ein Verraeter? Haelt minder Hochzeit drum die neue Braut? Morgen wenn die Sonne aufgeht, Steh ich schon allein, Die Welt eine leere Wueste, Ohne Kinder, ohne Gemahl Auf blutig geritzten Fuessen Wandernd ins Elend.--Wohin? Sie aber freuen sich hier und lachen mein! Meine Kinder am Halse der Fremden Mir entfremdet, auf ewig fern. Duldest du das? Ist's nicht schon zu spaet? Zu spaet zum Verzeihn? Hat sie nicht schon, Kreusa, das Kleid, Und den Becher, den flammenden Becher? --Horch!--Noch nicht!--Aber bald wird's erschallen Von Jammergeschrei in der Koenigsburg. Sie kommen, sie toeten mich! Schonen auch der Kleinen nicht. Horch! jetzt rief's!--Helle zuckt empor! Es ist geschehn! Kein Ruecktritt mehr! Ganz sei es vollbracht! Fort! (Gora stuerzt aus dem Palaste.) Gora. O Greu'l! Entsetzen! Medea (ihr entgegen). Ist's geschehen? Gora. Weh! Kreusa tot! Flammend der Palast. Medea. Bist du dahin, weisse Braut? Verlockst du mir noch meine Kinder? Lockst du sie? lockst du sie? Willst du sie haben auch dort? Nicht dir, den Goettern send ich sie! Gora. Was hast du getan? Man kommt! Medea. Kommt man? Zu spaet! (Sie eilt in den Saeulengang.) Gora. Weh mir! Noch in meines Alters Tagen Musst' ich unbewusst dienen, so schwarzem Werk! Rache riet ich selbst; doch solche Rache! Aber wo sind die Kinder? hier liess ich sie! Medea, wo bist du? Deine Kinder, wo? (Eilt in den Saeulengang.) (Der Palast im Hintergrunde faengt an sich von einer innen aufsteigenden Flamme zu erleuchten.) Jasons Stimme. Kreusa! Kreusa! Koenig (von innen). Meine Tochter! Gora (stuerzt ausser sich aus dem Saeulengange heraus und faellt in der Mitte des Theaters auf die Knie, sich das Gesicht mit den Haenden verhuellend). Was hab ich gesehn?--Entsetzen! (Medea tritt aus dem Saeulengange, in der Linken einen Dolch, mit der rechten, hocherhobenen Hand Stillschweigen gebietend.) (Der Vorhang faellt.) Fuenfter Aufzug (Vorhof von Kreons Burg wie im vorigen Aufzuge. Die Wohnung des Koenigs im Hintergrunde ausgebrannt und noch rauchend. Mannigfach beschaeftigtes Volk fuellt den Schauplatz. Morgendaemmerung.) (Der Koenig schleppt Gora aus dem Palaste. Mehrere Dienerinnen Kreusas hinter ihm her.) Koenig. Heraus mit dir! Du warst's, die meiner Tochter Das Blutgeschenk gebracht, das sie verdarb! O Tochter! O Kreusa, du mein Kind! (Gegen die Dienerinnen.) Die war's? Gora. Ich war's. Unbewusst Trug ich den Tod in dein Haus. Koenig. Unbewusst? O glaube nicht, der Strafe zu entgehn! Gora. Meinst du, mich schrecket deine Strafe? Ich hab gesehn mit diesen meinen Augen Die Kinder liegen tot in ihrem Blut, Erwuergt von der, die sie gebar, Von der, die ich erzog, Medea, Seitdem duenkt Scherz mir jeder andre Greu'l! Koenig. Kreusa! Oh, mein Kind! Du Reine! Treue!-- Erbebte dir die Hand nicht, Ungeheuer? Als du den Tod hintrugst in ihre Naehe. Gora. Um deine Tochter klag ich nicht. Ihr ward ihr Recht! Was griff sie nach des Ungluecks letzter Habe? Ich klag um meine Kinder, meine Lieben, Die ich gesehn, von Mutterhaenden tot. Ich wollt', ihr laeget allesamt im Grab Mit dem Verraeter, der sich Jason nennt, Ich aber waer' in Kolchis mit der Tochter Und ihren Kindern; haett' euch nie gesehn, Nie eure Stadt, die Unheil trifft mit Recht. Koenig. Du legst den Trotz wohl ab, wenn ich dich treffe! Allein ist's auch gewiss, dass tot mein Kind? So viele sagen's; keine hat's gesehn! Kann man dem Feuer nicht entrinnen? Waechst Flamme denn so schnell? Nur langsam, Nur zoegernd kriecht sie an den Sparren fort. Wer weiss das nicht? Und dennoch waer' sie tot? Stand erst so bluehend, lebend vor mir da, Und waer' nun tot? Ich kann's, ich darf's nicht glauben! Die Augen wend ich unwillkuerlich hin Und immer glaub ich, jetzt und jetzt und jetzt Muss sie sich zeigen, weiss in ihrer Schoenheit Herniedergleitend durch die schwarzen Truemmer. Wer war dabei? Wer sah es?--Du?--So sprich! Dreh nicht die Augen so im Kopf herum! Mit Worten toete mich!--Ist sie dahin? Magd. Dahin! Koenig. Du sahst's? Magd. Ich sah's. Sah wie die Flamme, Hervor sich waelzend aus dem Goldgefaess, Nach ihr-- Koenig. Genug!--Sie sah's!--Sie ist nicht mehr! Kreusa! O mein Kind! O meine Tochter!-- Einst--noch als Kind--verbrannte sie die Hand Am Opferherd und qualvoll schrie sie auf. Hin stuerz ich, fasse sie in meinen Arm Die heissen Finger mit den Lippen hauchend. Da laechelt sie, trotz ihren bittern Traenen Und leise schluchzend spricht sie: 's ist nicht viel Was tut der Schmerz? Nur brennen, (brennen) nicht! Und nun-- (Zu Gora.) Wenn ich das Schwert hier zwanzigmal Dir stoss in deinen Leib--was ist's dagegen? Und wenn ich sie, die Graessliche!--Wo ist sie, Die mir mein Kind geraubt? ich schuettle dir Die Antwort mit der Seel' aus deinem Mund Wenn du mir nicht gestehst: wo ist sie hin? Gora. Ich weiss es nicht und mag es auch nicht wissen! Geh' unbegleitet sie in ihr Verderben. Was weilt ihr? Toetet mich! Ich mag nicht leben! Koenig. Das findet sich; doch eher noch gestehst du! Jason (hinter der Szene). Wo ist sie? Gebt sie mir heraus! Medea (mit dem blossen Schwerte in der Hand auftretend) Man sagt mir, sie ward eingeholt! Wo ist sie? Du hier? Und wo ist deine Herrin? Gora. Fort! Jason. Hat sie die Kinder? Gora. Nein! Jason. So sind sie?-- Gora. Tot! Ja tot! du heuchelnder Verraeter!--Tot! Sie wollte sie vor deinem Anschaun retten, Und da dir nichts zu heilig auf der Erde Hat sie hinabgefluechtet sie ins Grab. Steh nur und starre nur den Boden an! Du rufst es nicht herauf das liebe Paar. Sie sind dahin und dessen freu ich mich! Nein dessen nicht!--Doch dass du drob verzweifelst Des freu ich mich!--Du heuchelnder Verraeter, Hast du sie nicht dahin gebracht? Und du, Du falscher Koenig, mit der Gleisnermiene?-- Habt ihr es nicht umstellt mit Jaegernetzen Des schaendlichen Verrats, das edle Wild, Bis ohne Ausweg, in Verzweiflungswut Es, ueberspringend euer Garn, die Krone, Des hohen Hauptes koeniglichen Schmuck Missbraucht zum Werkzeug ungewohnten Mords. Ringt nur die Haende, ringt sie ob euch selbst! (Zum Koenig.) Dein Kind, was sucht' es einer andern Bett? (Zu Jason.) Was stahlst du sie, hast du sie nicht geliebt? Und liebtest du sie, was verstoesst du sie? Lasst andre, (mich) lasst ihre Tat verdammen Euch beiden widerfuhr nur euer Recht. Ihr spottet nun nicht mehr der Kolcherin.-- Ich mag nicht laenger leben auf der Erde Zwei Kinder tot, das dritte hassenswert. Fuehrt mich nur fort und, wollt ihr, toetet mich. Auf etwas (Jenseits) hoff ich nun gewiss, Hab ich gesehn doch, dass Vergeltung ist. (Sie geht ab von einigen begleitet.) (Pause.) Koenig. Tat ich ihr Unrecht--bei den hohen Goettern Ich hab es nicht gewollt!--Nun hin zu jenen Truemmern, Dass wir die Reste suchen meines Kindes Und sie bestatten in der Erde Schoss. (Zu Jason.) Du aber geh, wohin dein Fuss dich traegt. Befleckter Naehe, merk ich, ist gefaehrlich. Haett' ich dich nie gesehn, dich nie genommen Mit Freundestreue in mein gastlich Haus. Du hast die Tochter mir genommen! Geh Dass du nicht auch der Klage Trost mir nimmst! Jason. Du stoesst mich fort? Koenig. Ich weise dich von mir. Jason. Was soll ich tun? Koenig. Das wird ein Gott dir sagen! Jason. Wer leitet meinen Tritt? Wer unterstuetzt mich? Mein Haupt ist wund, verletzt von Brandes Fall! Wie, alles schweigt? Kein Fuehrer, kein Geleitet? Folgt niemand mir, dem einst so viele folgten? Geht, Schatten meiner Kinder denn voran Und leitet mich zum Grab, das meiner harrt. (Er geht.) Koenig. Nun auf, ans Werk! Dann Trauer ewiglich! (Nach der andern Seite ab.) (Wilde, einsame Gegend von Wald und Felsen umschlossen, mit einer Huette. Der Landmann auftretend.) Landmann. Wie schoen der Morgen aufsteigt. Guet'ge Goetter! Nach all den Stuermen dieser finstern Nacht Hebt eure Sonne sich in neuer Schoenheit. (Er geht in die Huette.) (Jason kommt wankend, auf sein Schwert gestuetzt.) Jason. Ich kann nicht weiter! Weh! Mein Haupt--es brennt-- Es glueht das Blut--am Gaumen klebt die Zunge! Ist niemand da? Soll ich allein verschmachten? Hier ist die Huette, die mir Obdach bot Als ich, ein reicher Mann, ein reicher Vater Hierherkam, neuerwachter Hoffnung voll! (Anpochend.) Nur einen Trunk! Nur einen Ort zum Sterben! (Der Landmann kommt heraus.) Landmann. Wer pocht?--Wer bist du Armer? todesmatt? Jason. Nur Wasser! Einen Trunk!--Ich bin der Jason! Des Wunder-Vlieses Held! Ein Fuerst! Ein Koenig! Der Argonauten Fuehrer Jason, ich! Landmann. Bist du der Jason? so heb dich von hinnen. Beflecke nicht mein Haus, da du's betrittst. Hast meines Koenigs Tochter du getoetet Nicht fordre Schutz vor seines Volkes Tuer. (Er geht hinein, die Tuere schliessend.) Jason. Er geht und laesst mich liegen hier am Weg! Im Staub, getreten von des Wandrers Fuessen! Dich ruf ich: Tod, fuehr mich zu meinen Kindern! (Er sinkt nieder.) (Medea tritt hinter einem Felsenstueck hervor und steht mit einemmal vor ihm, das Vlies wie einen Mantel um ihre Schultern tragend.) Medea. Jason! Jason (halb emporgerichtet). Wer ruft?--Ha! seh ich recht? Bist du's? Entsetzliche! Du trittst noch vor mich hin? Mein Schwert! Mein Schwert! (Er will aufspringen, sinkt aber wieder zurueck.) O weh mir! Meine Glieder Versagen mir den Dienst!--Gebrochen!--Hin! Medea. Lass ab! Du triffst mich nicht! Ich bin ein Opfer Fuer eines andern Hand als fuer die deine! Jason. Wo hast du meine Kinder? Medea. Meine sind's! Jason. Wo hast du sie? Medea. Sie sind an einem Ort Wo ihnen besser ist, als mir und dir. Jason. Tot sind sie, tot! Medea. Dir scheint der Tod das Schlimmste; Ich kenn ein noch viel Aergres: elend sein. Haett'st du das Leben hoeher nicht geachtet Als es zu achten ist, uns waer' nun anders. Drum tragen wir! Den Kindern ist's erspart! Jason. Das sagst du und stehst ruhig? Medea. Ruhig? Ruhig? Waer' dir mein Busen nicht auch jetzt verschlossen, Wie er dir's immer war, du saehst den Schmerz Der endlos wallend wie ein brandend Meer Die einzeln Truemmer meines Leids verschlingt Und sie, verhuellt im Greuel der Verwuestung, Mit sich waelzt in das Unermessliche. Nicht traur' ich, dass die Kinder nicht mehr sind Ich traure, dass sie (waren) und dass (wir) sind. Jason. O weh mir, weh! Medea. Du trage, was dich trifft, Denn wahrlich, unverdient trifft es dich nicht! Wie du vor mir liegst auf der nackten Erde, So lag ich auch in Kolchis einst vor dir, Und bat um Schonung, doch du schontest nicht! Mit blindem Frevel griffst du nach den Losen, Ob ich dir zurief gleich: du greifst den Tod. So habe denn was trotzend du gewollt: Den Tod. Ich aber scheide jetzt von dir; Auf immerdar. Es ist das letztemal In alle Ewigkeit das letztemal Dass ich zu dir nun rede mein Gemahl. Leb wohl. Nach all den Freuden fruehrer Tage, In all den Schmerzen, die uns jetzt umnachten, Zu all dem Jammer, der noch kuenftig droht Sag ich dir Lebewohl, mein Gatte. Ein kummervolles Dasein bricht dir an, Doch was auch kommen mag: Halt aus! Und sei im Tragen staerker als im Handeln. Willst du im Schmerz vergehn, so denk an mich Und troeste dich an meinem groessern Jammer, Die ich getan, wo du nur unterlassen. Ich geh hinweg, den ungeheuern Schmerz Fort mit mir tragend in die weite Welt. Ein Dolchstoss waere Labsal, doch nicht so! Medea soll nicht durch Medeen sterben, Mein fruehres Leben, eines bessern Richters Macht es mich wuerdig, als Medea ist. Nach Delphi geh ich. An des Gottes Altar Von wo das Vlies einst Phryxus weggenommen Haeng ich, dem dunkeln Gott das Seine gebend, Es auf, das selbst die Flamme nicht verletzt Und das hervorging ganz und unversehrt Aus der Korintherfuerstin blut'gem Brande; Dort stell ich mich den Priestern dar, sie fragend, Ob sie mein Haupt zum Opfer nehmen an, Ob sie mich senden in die ferne Wueste In laengerm Leben findend laengre Qual. Erkennst das Zeichen du, um das du rangst? Das dir ein Ruhm war und ein Glueck dir schien? Was ist der Erde Glueck?--Ein Schatten! Was ist der Erde Ruhm?--Ein Traum! Du Armer! der von Schatten du getraeumt! Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht. Ich scheide nun, leb wohl, mein Gatte! Die wir zum Unglueck uns gefunden, Im Unglueck scheiden wir. Leb wohl! Jason. Verwaist! Allein! O meine Kinder! Medea. Trage! Jason. Verloren! Medea. Dulde! Jason. Koennt' ich sterben! Medea. Buesse! Ich geh und niemals sieht dein Aug' mich wieder! (Indem sie sich zum Fortgehen wendet faellt der Vorhang.) Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Medea, von Franz Grillparzer. End of the Project Gutenberg EBook of Medea, by Franz Grillparzer *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK MEDEA *** This file should be named 7mede10.txt or 7mede10.zip Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 7mede11.txt VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 7mede10a.txt Produced by Delphine Lettau and Mike Pullen Project Gutenberg eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not keep eBooks in compliance with any particular paper edition. We are now trying to release all our eBooks one year in advance of the official release dates, leaving time for better editing. 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If the value per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2 million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text files per month: 1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+ We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002 If they reach just 1-2% of the world's population then the total will reach over half a trillion eBooks given away by year's end. The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks! This is ten thousand titles each to one hundred million readers, which is only about 4% of the present number of computer users. Here is the briefest record of our progress (* means estimated): eBooks Year Month 1 1971 July 10 1991 January 100 1994 January 1000 1997 August 1500 1998 October 2000 1999 December 2500 2000 December 3000 2001 November 4000 2001 October/November 6000 2002 December* 9000 2003 November* 10000 2004 January* The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been created to secure a future for Project Gutenberg into the next millennium. We need your donations more than ever! 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