The Project Gutenberg EBook of Libussa, by Franz Grillparzer Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the copyright laws for your country before downloading or redistributing this or any other Project Gutenberg eBook. This header should be the first thing seen when viewing this Project Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the header without written permission. Please read the "legal small print," and other information about the eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is important information about your specific rights and restrictions in how the file may be used. 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We are releasing two versions of this Etext, one in 7-bit format, known as Plain Vanilla ASCII, which can be sent via plain email-- and one in 8-bit format, which includes higher order characters-- which requires a binary transfer, or sent as email attachment and may require more specialized programs to display the accents. This is the 8-bit version. This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. That project is reachable at the web site http://gutenberg.spiegel.de/. Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" zur Verfuegung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse http://gutenberg.spiegel.de/ erreichbar. LIBUSSA von FRANZ GRILLPARZER Trauerspiel in fuenf Aufzuegen Personen: Kascha, Tetka und Libussa, Schwestern Primislaus Domeslav, Lapak und Biwoy, Wladiken Wlasta, Dobromila, Swartka, Slawa und Dobra, Dienerinnen der Schwestern Ein Weib mit einem Kinde Landleute Gewaffnete Diener Erster Aufzug Offner Platz im Walde. Rechts im Vorgrunde eine Huette. Daneben brennt ein Feuer. Primislaus (an der Tuer der Huette horchend). Bist du schon fertig? Libussa (von innen). Nein. Primislaus (nach vorn kommend). Ihr Goetter! Ist es denn wahr? und ist es wirklich so? Dass ich im Walde ging, laengshin am Giessbach, Und nun ein Schrei in meine Ohren faellt, Und eines Weibes leuchtende Gewande, Vom Strudel fortgerafft, die Nacht durchblinken. Ich eile hin und fasse sie, und trage Die suesse Beute, laue Tropfen regnend, Hierher; und sie erholt sich, und ich loese Die goldnen Schuhe selbst ihr von den Fuessen, Und breit ins Gras den schwergesognen Schleier, Und meine Huett' empfaengt den teuern Gast. Glueckselige, ihr meiner Schwester Kleider, Die sie getragen und mir sterbend liess, Ihr werdet dieser Hohen Leib umhuellen, Und naeher sie mir zaubern, die so fern. Libussa (in laendlicher Tracht aus der Huette tretend). Hier bin ich, und verwandelt wie du siehst. Des Bauern Kleider huellen minder warm nicht Als eines Fuersten Rock; insoweit, merk ich, Sind sie sich gleich. Primislaus. Du Hohe, Herrliche! Wie zierst du diese laendlich niedre Tracht! Das Bild der Schwester, die mir kaum entschwand, Es tritt in dir neu atmend mir entgegen, Dasselbe Bild, doch lieblicher, gewiss. Libussa. Auch fuer die Kleider Dank! du mein Erretter! Wenn Rettung ja wo die Gefahr nicht gross. Ich half mir selbst, glaub nur! erschienst du nicht. Doch nun erfuelle ganz dein schoenes Wort Und bring mich zu den Meinen wie du wolltest. Primislaus. Dein edler Leib, bedarf er nicht der Ruh? Libussa. Ich hab geruht, nun ruft mich ein Geschaeft. Primislaus. Bei dem ein Helfer dich nicht foerdert? Libussa. Nein. Primislaus. Du hast den Ort bezeichnet, der dein Ziel. Geleiten sollt' ich zu drei Eichen dich, Die auf dem Huegel stehn am Weg nach Budesch. Ist dort dein Haus? Libussa. Dort nicht. Primislaus. Vielleicht von da aus Erkennst du selbst den Weg? Libussa. So ist's. Primislaus. Und ich Soll dort dem Ungefaehr dich uebergeben, Das niemals wohl uns mehr zusammenfuehrt? Libussa. Der Menschen Wege kreuzen sich gar vielfach Und leicht begegnet sich Getrennter Pfad. Primislaus. Du bist kein Weib um das man werben koennte? Libussa. Du hast's erraten. Primislaus. Und, verbeut's dein Stand, Sind's andre Gruende, die's verbieten? Libussa. Beides. Nun noch einmal: gedenke deines Worts Und fuehre mich aus dieses Waldes Schluenden Zum Ziele meines Weges, das du kennst. Primislaus. Wohl, du gebeutst und ich muss dir gehorchen. Dort angebunden steht mein wackres Ross, Gefaellt's dir, so besteig es, und ich leite Am Zuegel es den Trennungs-Eichen zu. Den Trennungs-Eichen! Wohl fuer immer. Sei's denn! Dein Schmuck liegt hier im Grase rings verstreut. Der Schleier da, die goldnen Schuhe hier, Des Guertels reiche Ketten aufgesprengt Und in zwei Stuecken ein so schoenes Ganze. Ich samml' es dir und trag es dienend nach, Bis an dem Ort der Trennung du's erhaeltst. Und kehr ich wieder in die heim'sche Huette Ist deines Daseins jede Spur verweht, Das Gras selbst wo du tratest, es ersteht, Und wie ein Traeumender nach seines Traums Entschwinden, Frag ich mich selbst: wie war's? und weiss mich nicht zu finden. Komm denn! Libussa. Noch eins vorerst, das ich vergass. (Sie geht in die Huette.) Primislaus. Ich will ein Zeichen nehmen meiner Tat, Daran ich sie, sie mich dereinst erkennt, Denn sie verhehlt, ich seh's, mit Fleiss ihr edles Selbst. Des Guertels goldnen Ketten eingefuegt Seh ich ein Kleinod, wohl nicht reich zumeist, Allein bepraegt mit Bildern und mit Spruechen; Das loes ich los und wahre mir's als Pfand, Das Namen mir enthuellt und Stamm und Haus und Stand. (Er steckt das Kleinod in den Busen und sammelt Libussens uebriges Geraete.) (Libussa kommt zurueck, ein Koerbchen mit Kraeutern tragend.) Libussa. Sieh mich zurueck! Primislaus. Und mich bereit. Libussa. Wohlan! Wo ist dein Pferd? Primislaus. Sieh, dort! Libussa. So komm! Primislaus. Mit Gott! (Sie gehen. Primislaus Libussas Gewande tragend.--Pause. Dann kommt Wlasta mit einem Jagdspiesse bewaffnet, von der linken Seite.) Wlasta. Und nirgends Menschen?--Doch! Hier eine Huette. (An die Tuere schlagend.) Ihr drin im Hause!--Keine Antwort? (Nachdem sie die Tuere geoeffnet.) Leer! Und wieder keine Spur und keine Kunde. (Dobromila tritt im Hintergrunde auf.) Wlasta. Wer schreitet dort? Dobromila. Hallo! Libussas Maegde! Wlasta. Libussas Maegde hier! Dobromila. Bist du's, o Wlasta? Wlasta. Ich bin's. Suchst du die Fuerstin? Dobromila. Wohl, Libussa. Wlasta. Und keine Spur? Dobromila. Noch keine. Einsam ging sie, Nach Kraeutern suchend fuer den kranken Vater, Von Psary aus, dem Schloss, gen Budesch zu, Und ward nicht mehr gesehn. Wlasta. Wie lebt der Fuerst? Dobromila. Er lebt wie einer, der zu leben aufhoert, Ich fuerchte bald, er stirbt. Wlasta. Ei, seine Toechter, Gar hoch erfahren in geheimer Kunst, Sie hindern wohl sein Ende. Dobromila. Ach, die Kunst, Sie endet auch, oft eh' man noch am Ende. Komm, lass uns jetzt nach Budesch, und im Gehn Erheben wir die Stimme Zeichen gebend, Vielleicht vernimmt's die Fuerstin und erscheint. Wlasta. Hier laeuft ein Pfad. Du rechts, ich links ins Dickicht Und ausgeruft: Libussas Maegde, ho! Dobromila (schon ausser der Szene). Libussa! (Beide ab.) ---------------- Schloss der Schwestern auf Budesch. Innerer Hof. Links ein Teil der Wohngebaeude mit einer Pforte. Der Hintergrund durch eine wallartige Terrasse geschlossen mit einem grossen Eingangstor. Oben sitzt Swartka. Links nach vorn Dobra an einem Tische, auf dem ein aufgeschlagenes grosses Buch liegt. Ein grosser eherner Leuchter mit brennendem Licht steht neben ihr. Dobra. Was ist die Zeit? Swartka. Laengst Mitternacht vorueber. Die Sterne gehen scharenweis zur Ruh Und ein Gebilde schwindet nach dem andern. Den Reihen fuehrt der flammende Arktur, Die Krone sinkt am Himmel und der Adler Lenkt nach den Bergen seinen mueden Flug. Dobra (in dem Buche nachsehend). O weh, o weh! Swartka. Was klagst, was jammerst du? Dobra. Wenn Mars und Jupiter sich so begegnen Ist das die Stunde, die dem Leben droht. Weh, Herzog Krokus, wenn du ja noch lebst. Welch Sternbild glaenzt zuhoechst? Swartka. Ob meiner Scheitel Spannt seine Fluegel aus der helle Schwan, Ein Erbe recht der Sterne, welche gingen, Und wie geschlagne Saiten zitternd klingen Kommt an mein Aug' der Leier Strahl heran. Dobra. O moeg' es gute Vorbedeutung sein Fuer meiner Frauen Zukunft. Doch davon Schweigt dieses Buch. Swartka. Fuchs, Fisch und Eidechs draengen Die niedre Form dem edlen Vogel nach, Die kluge Schlange droht mit fahlem Blinken, Und auf dem Pfad der koeniglichen Sterne Folgt namenloses Volk zu weiter Ferne. Dobra. Lass nun genug sein, Swartka! Komm herab! Es wachen Kascha noch und Tetka oben In ihrer Kammer. Lass zu ihnen uns, Sie werden ihrer Diener Eifer loben. Swartka. Ich komme. Harre noch! (Sie steigt herab.) (Es wird ans Tor geschlagen.) Von aussen. Macht auf! Macht auf! Dobra. Wer laermt? Von aussen. Macht auf um aller Goetter willen! Dobra. Geh Swartka hin und oeffne nur das Tor! Der Laerm tut's an Gewicht dem Anlass wohl zuvor. (Durchs geoeffnete Tor dringen Domaslav, Biwoy, Lapak herein. Volk hinter ihnen.) Domaslav. Wo sind die Fuerstinnen? bring mich vor sie! Dobra. Sie wachen noch, doch zeigen sie sich nie. Lapak. Auch nicht dem Bringer wichtig schwerer Kunde? Dobra. Das Wicht'ge wiegt nicht gleich in dein', in ihrem Munde. Domaslav. Doch frommt es uns, es frommt dem ganzen Land. Dobra. Ob's ihnen selber frommt, blieb dir wohl unbekannt. Biwoy. So hebt die Stimme, schlaget an die Schilde, Sie muessen uns vernehmen, sei's mit Zwang. Dobra. Am Tor der Einsicht tobt und laermt der Wilde, Hoert er am liebsten doch der eignen Worte Klang. Lapak. So wisse denn: der Fuerst, der uns gebot, Der Boehmen Herr und deiner Frauen Vater, Fuerst Krokus lebt nicht mehr. Dobra. Ihr Goetter! tot? Lapak. Des Landes Hort, sein Schirmer und Berater Starb diese Nacht. Dobra. So ist sie wahr gewesen Die Kunde, die mein Aug' in Sternenschrift gelesen? Fuerst Krokus tot! Biwoy. Du siehst, der Grund genuegt, Dass man den Schlummer stoert, in dem ein Weib sich wiegt. Dobra. Sie schlummern nicht, doch wenn in Schlaf versenket, Ihr Traeumen acht ich mehr als was ihr andern denket. Biwoy. Nun wohl, so ruettl' ich selber an der Tuer, Wenn sie zu uns nicht, wohl, komm ich zu ihr. (Er geht auf die Tuere zu. Diese oeffnet sich und Tetka und Kascha treten heraus. Erstere eine offene Rolle in der Hand, die zweite das Haupt nachdenklich gesenkt. Alle weichen ehrerbietig zurueck.) Kascha. Ich sage dir: es war um Mitternacht Da ging er heim und segnete das Leben; Haett' ich der Zeichen Widerstreit bedacht, Vielleicht war's Zeit ihm Fristung noch zu geben. Tetka. Libussa war bei ihm. Kascha. Fast glaub ich: Nein. Ihr Platz ist dunkel in den sonn'gen Kreisen. Tetka. Wo blieb sie sonst? Kascha. Bald wird mir's klarer sein. Die naechste Stunde muss ihr Handeln weisen. Gab sie ihm jenen Trank, den du wohl kennst, Gepresst von Kraeutern, die die Waelder bieten, Vielleicht starb er noch nicht. Tetka. Dass es nicht moeglich ist, Die Krankheit aufzuhalten, ja den Tod Durch Vorsatz und Entschluss! Kann einer sterben Weil er nicht leben will; warum nicht leben Weil er dem Tod sich weigert? Koennte Schwaeche So viel, und Staerke nichts? Stand ich am Bette Des Vaters, und erinnerte ihn dran Wie vielen fromme, dass er laenger lebe, Er sah dem Tod ins Aug' und starb noch nicht. Kascha. Wie gerne bot sich heilend meine Kunst. Tetka. Ich ehre deine Kunst, weil du sie denkest, Doch hilft sie dem nur der wie du gedacht. Wenn du den Kranken mit dem Besten traenkest, Er stirbt, haelt er fuer Gift was du gebracht. Als Kruecke mag es sein dass sie noch leiste Fuer schwache Seelen, die am Willen krank, In Wahrheit hilft doch nur der Geist dem Geiste, Er ist der Arzt, das Bette und der Trank. Wenn ich mich ueber unsern Vater neigte Und ihm die Sprueche alter Weisheit las, Der Seinen Not, der Feinde Scheelsucht zeigte, Er fasste neuen Mut und er genas. Kascha. Nun aber ist er tot, wir sind verwaist. Tetka. Bist du verwaist? ich nicht. Ich seh ihn noch, Nicht wie zuletzt in seiner Schwachheit Banden. Ehrwuerd'ger Greis, war Greis er immer doch, Mir ist er als ein Juengling auferstanden. Lapak (naeher tretend). Erhabne Fuerstinnen! Kascha. Was ist? Tetka. Was sucht, was wollt ihr? Domaslav. Die Nachricht euch zu bringen sind wir da-- Kascha. Wir haben es gewusst, bevor es noch geschah. Tetka. Als ihr noch hofftet, zagtet, dies und das gemeint, Da war es uns bekannt, da haben wir's beweint. Lapak. Wenn nun der Tod den besten Fuersten schlug-- Kascha. Zu gut fuer euch, fuer uns nicht gut genug. Denn sorgt' er nicht um euch, und dacht' er an die Seinen, Ihr lebtet wuest wie vor, wir brauchten nicht zu weinen. Tetka. Weil euer Trutz vergaellt ihm jeden Tag, Gab er dem Kummer sich und welkte hin, erlag. Domaslav. Wenn's nun auch so, und wenn die Sorg' um uns Beschwert sein Leben, gar es ihm geraubt, Lasst das uns nicht entgelten, hohe Frauen, Belohnt, mit dem wir nahn, das kindliche Vertrauen, Vollendet was begann des Vaters hohes Haupt. Lapak. Die Krone die er trug, dies Land, sein Reich Verschmaeht sie nicht und nehmt, waehlt eine unter euch. Domaslav. Ihr stammet, wissen wir, von hoehern Maechten, Wir sind ein dunkles Volk, unkundig in den Rechten; Der Stab, der in Fuerst Krokus Haenden lag, Wer, als sein eignes Blut, zu halten ihn vermag? Alle (auf die Knie sinkend). Nehmt unsre Krone! Waehlet! Kascha, du! Kascha. Unter Sternen schweif ich, In der Tiefe walt ich; Was Natur vermag und kann Ist mir willig untertan. Das Leblose lebt, Des Lebend'gen Dasein ist Tod. Ich mag nicht herrschen ueber Leichen, Geht zu andern mit euern Reichen, Was ist mir gemein mit euch? Lapak. So nimm denn Tetka du dich unser an! Tetka. Was sein soll ist nur Eins, Was sein kann ist ein Vieles, Ich aber will sein einig und Eins. Nutzen und Vorteil zaehlen, Aus Wahrheit und Luege waehlen, Recht erdenken das kein Recht, Dafuer sucht einen Suendenknecht. Mein sonnig Reich strahlt hellres Licht, Von mir! Ich mag eure Krone nicht! Lapak. So lasst ihr uns denn hilflos und verwaist! Wo ist Libussa eure juengste Schwester? Tetka. Sie ist nicht heim. Allein, wenn auch zu Hause, Sie folgt euch nicht. Domaslav. Lasst uns es doch versuchen. Tetka. Ich sag euch, sie verweigert's. Lapak. Gut. Doch hoeren, Anhoeren soll sie uns. Erlaubt zu harren. Kascha. Seht ihr so gern noch einmal euch verschmaeht, So wartet bis sie naht. Geht dort hinein! Ihr aber gebt was sie am meisten lockt,' Gebt ihnen Speis' und Trank, und damit gut. Domaslav. Wir nehmen unsern Urlaub, hohe Frauen. Kascha. Gehabt euch wohl! Und, wenn nicht eure Fuerstin, Bin ich euch Freundin doch. (Die Abgeordneten werden durch eine Pforte links abgefuehrt.) Nun aber ihr! Stellt euch ringsum, senkt eure duestern Schleier, Und feiert still und trauernd das Gedaechtnis Des edlen Manns, der unsern Kreis verliess. Nacht um uns und Dunkel, Damit in uns es Licht! (Alle verhuellen sich, die Szene verwandelt sich.) ---------------- Kurze Waldgegend. Es ist noch dunkel. Primislaus tritt auf, ein weisses Ross am Zuegel fuehrend, auf dem Libussa sitzt. Primislaus. Hier ist der Ort, den du mir hast bezeichnet. Der Weg nach Budesch dies, dies die drei Eichen, Geloest hab ich mein Wort. Libussa. Sei drum bedankt. Primislaus. Nun soll ich von dir scheiden, dich verlassen, Dich nie mehr wiedersehn vielleicht? Libussa. Vielleicht. Primislaus. Du bist kein Weib um das man werben koennte? Libussa. Ich hab es schon verneint. Primislaus. Traef' ich dich wieder, Je wieder, glaub, ich wuerde dich erkennen, Waer's unter Tausenden. Doch du auch mich? Im Dunkel fand ich dich, im Dunkel scheid ich. Gib mir ein Zeichen dran du mich erkennst Wenn ich dich wiederseh. Libussa. Es ist nicht noetig. Primislaus. Doch wenn rueckkehrend ich in meine Huette Ein Kleinod faende das dir angehoert? Libussa. Bring es hierher, ich werde darnach senden Und loes es gern um Gold und jeden Preis. Primislaus. Fuer mich ist Gold kein Preis. So lass uns scheiden! Dein Schleier und die schimmernden Gewande, In denen ich den Fluten dich entriss, Hier eingebunden traegt's des Pferdes Ruecken. Nur eine Kette noch, es war dein Guertel, Der unter meiner Retterhand zerstueckt, Doch fuegt' ich neu die goldnen Hakenglieder, Neig mir dein Haupt und trag den neuen Schmuck. (Libussa senkt ihr Haupt, er haengt ihr die Kette um den Hals.) So zier ich dich du Schoene, Hehre, Hohe; Fuer wen? ich weiss nicht; ist's doch nicht fuer mich. Und so leb wohl! Libussa. Auch du! Primislaus. Nur noch drei Schritte. Dort teilt, von selber kennbar, sich der Weg Und leicht gelangst du wieder zu den Deinen, Wenn du den Waldpfad rechts nur sorglich meidest, Die du, ein Maerchen, kamst, und eine Wahrheit scheidest. (Das Pferd leitend.) Vertrau dem Pferd, es traegt dich gut und sicher. (Beide ab.) ---------------- Vorhof auf dem Schloss der Schwestern. Kascha, Tetka und ihre Jungfrauen in derselben Stellung wie am Schluss der vorletzten Szene. Kascha. Das Totenopfer ist nach Recht vollbracht, Nun lasst uns sorgen fuer die Lebenden. (Alle erheben sich.) Libussa ist nicht hier. Auch war sie, scheint es, Bei unsers Vaters Tode nicht. Swartka. So ist's. Kascha (zu Tetka). Was sagt der Geist in dir? Tetka. Er schweigt. Nur dunkel Ertoent es wie von Not und Faehrlichkeit. Kascha (die starr auf den Boden gesehen hat.). Sie ist in jener Lagen einer, spricht's mir, Aus denen Glueck und Unglueck gleich entsteht, Am Scheideweg von Seligkeit und Jammer. Horch! Spricht ein Mann? Tetka. Wo? Kascha. Nein, Libussa spricht. Allein sie ist begleitet. Tetka. Wie auch immer! Sie sei gefunden und ihr Heil bewahrt. Die Diener sendet aus, die Maenner alle Mit Leuchten, Fackeln in den dunkeln Wald. Ihr andern aber steigt dort auf die Zinnen! Die Opferpauke toen', ein fernes Zeichen, Dem Ohr der Irrenden bekannter Schall. Und alle ruft: Libussa. Auf! Die Maedchen (zum Teile den Wall hinaneilend). Libussa! (Der Ton eines fernen Horns wird gehoert. Alle stehen unbeweglich.) Dobra. Das sind sie; ja, Libussens Maegde. Wlasta Und Dobromila auf der Herrin Spur. Tetka (heftig). Libussa, hier! (Der Ton des Horns etwas naeher.) Sie ist's. Tut auf die Pforten Und eilt entgegen ihr mit Licht und Beistand. (Man oeffnet. Einige gehen hinaus, andere bleiben in der Bruestung des Tors stehen, darunter Swartka.) Swartka. Sie kommt, und hoch zu Ross. Und Wlasta, Dobromila Begleiten sie und blasen in ihr Horn. (Libussa wird in der Torbruestung sichtbar. Sie hat einen weissen Mantel uebergeworfen und ein Federbarett auf dem Kopfe. Wlasta und Dobromila gewaffnet hinter ihr.) Libussa. Fuehrt nur das Pferd zurueck zu den drei Eichen, Und trefft ihr einen Mann, stellt's ihm zurueck. (Eine Jungfrau geht.) Wart ihr besorgt? Tetka. Wie sehr! Kascha. Ich nicht, ich wusste Du kamst. Libussa. Doch lag einmal die Sorge nah. Im Wald verirrt, nicht Wegesspur, noch Fuehrer, Ein Giessbach wollte sich das Ansehn geben Als sei er fuerchterlich. Da kam mir Hilfe. (Vor Tetka tretend und ihr ins Auge blickend.) Doch unser Vater, gelt! Tetka. Ja wohl. Libussa (an ihrem Halse). O meine Schwester! Und ich war fern! Tetka. Wie kam's? Libussa (sich aufrichtend). In all der Zeit Als ich an seinem Bette sass und wachte, Da schwebte vor den Augen des Gemuets, Hatt' ich's gehoert nun, oder wusst' ich's sonst, Das Bild mir einer Blume, weiss und klein, Mit siebenspalt'gem Kelch und schmalen Blaettern; Die gib dem Vater, sprach's, und er genest. In feuchten Gruenden, schien es, wachse sie, Das Tal von Budesch musst' ich immer denken. Da nahm ich Korb und Griffel und ging hin. Ich suchte und er starb. Solang ich lebe Will buessen ich die unfreiwill'ge Schuld, Und dies mein Aug', es sei vom heut'gen Tag Geweiht den Traenen um den Edlen, Guten. Tetka (sie umarmend). Ja wohl Libussa, Trauer sei und Klage Geschaeft uns und Erholung allen Drei'n. Kascha. Sag Zwei'n. Libussa (gereizt). Warum? Wen schliessest du nur aus? Kascha. Die, welcher obliegt mehr als ihn beklagen: Zu folgen ihm in seiner harten Pflicht. Des Czechenvolkes Erste sind im Schloss; Sie fordern von Fuerst Krokus Toechtern eine Als Herzogin fuer das verwaiste Land. Libussa. Nehmt ihr's, ich nicht! Kascha. So sprachen wir schon beide. Doch saehe gern der Vater unvollendet Was er fuer dieses dunkle Volk getan? Und heisst es sein Gedaechtnis hoch nicht ehren, Fortsetzen, wenn auch schwach, was er begann? Libussa. Doch welche nimmt's? Kascha. Lasst denn das Los entscheiden. Libussa. Wie nur? Kascha. So hoert was ich mir ausgedacht. Uns jeder gab der Vater, der nun tot, Am Jahrestag von unsrer Mutter Scheiden Ein kostbar Kleinod mit der Eltern Bild In halberhobner Arbeit dargestellt, Als Guertel eingefasst in goldne Spangen. Und da die Zierde gleich, so sagt der Name Der Eignerin mit Sorgfalt eingepraegt: Libussens bin ich, Tetkas oder Kaschas. Die Guertel nun, des Vaters letzte Gabe Und geistiges Vermaechtnis noch dazu-- Sprach er doch ja: so oft ihr sie vereint, Will ich im Geist bei euch sein und mit Rat-- Lasst legen uns in diese Opferschale. Tetka, die Ernste, trete dann hinzu Und deren Namen, blind sie greifend, fasst, Die ist befreit, und also auch die Zweite. Der Dritten Guertel wird zum Diadem Sie folgt, ob ungern, in die Fuerstenwohnung. Seid ihr's zufrieden? Libussa (Barett und Mantel abgebend und in Bauerntracht dastehend). Wohl. Tetka. Libussa, du? Wie sonderbar gekleidet. Libussa (sich betrachtend). Sonderbar? Vergass ich's doch beinah! Je, gute Tetka, Der Zufall kommt und meldet sich nicht an, Auftauchend ist er da; und wohl uns, wenn beim Scheiden Er aeusserlich veraendert nur uns laesst. Das Kleid ist warm, und also lieb ich es. Tetka. Doch wir--? Libussa (das Geschmeide vom Halse nehmend). Hier ist mein Guertel. Tetka (ihren Guertel abloesend). Hier der meine. Kascha (Libussens Geschmeide nehmend). Am Hals? Libussa. Und doch er selbst, wie ich dieselbe. Kascha. Das ist dein Guertel nicht. Libussa. Wie waere das? Kascha. Die Ketten wohl; allein der Mutter Bildnis, Das Mittelkleinod fehlt mit deinem Namen, O Unbesonnene! Libussa. Was schmaehst du mich? (Die abgesendeten Jungfrauen kommen zurueck.) Dobromila. Wir waren, hohe Frau, bei den drei Eichen, Wie du befahlst, und suchten jenen Mann. Doch kam er nicht und war nicht aufzufinden. Libussa. Nun, es ist gut. (Vor sich hin.) Das hat mir der getan! (Die Jungfrauen ziehen sich zurueck.) Kascha. Die Nacht im Wald, in Bauerntracht gehuellt, Verloren deines Vaters Angedenken. Libussa. Mein Vater lebt, ein Lebender, in mir, So lang ich atme lebt auch sein Gedaechtnis. Kascha. Die Liebe knuepft sich gern an feste Zeichen, Der Leichtsinn liebt was schwankend so wie er. Libussa. Mit einem Wort loest' ich die Raetsel leicht, Doch wuerdet ihr's entstellen und verkehren. Drum halt nur was du weisst, mein sichres Herz! Kascha (Libussas Geschmeide hinwerfend). Der Kreis getrennt. Du kannst mit uns nicht losen. Libussa (auf deren Wink eine Jungfrau das Geschmeide aufhebt). Nicht losen? Und wer weiss, ob ich's auch will? Ein Schritt aus dem Gewohnten, merk ich wohl, Er zieht unhaltsam hin auf neue Bahnen, Nur vorwaerts fuehrt das Leben, rueckwaerts nie. Ich soll nicht losen? Und ich will es nicht. Wo sind die Maenner aus der Czechen Rat? Den Vater will ich ehren durch die Tat, Moegt ihr das Los mit dumpfen Brueten fragen: Ich will sein Amt und seine Krone tragen. Tetka. Libussa, oh! Kascha. Hoer erst auf mich, Libussa! Wenn ich gekraenkt dich mit zu raschem Wort-- Libussa. Du kraenktest mich nicht mehr, ich seh's, als dich. Doch was ich sprach, es bleibt. Mein Wort ein Fels. Und mag ich's nur gestehn! Denk ich von heut Mich wieder hier in eurer stillen Wohnung Beschaeftigt mit--weiss ich doch kaum womit-- Mit Mitteln zu den Mitteln eines Zwecks, Mit Mond und Sternen, Kraeutern, Lettern, Zahlen, Duenkt's allermeist einfoermig mir und kahl. Dies Kleid es reibt die Haut mit dichtern Faeden Und weckt die Waerme bis zur tiefsten Brust Mit Menschen Mensch sein duenkt von heut mir Lust, Des Mitgefuehles Pulse fuehl ich schlagen, Drum will ich dieser Menschen Krone tragen. Heraus Wladiken! Czechenvolk heraus! Die Jungfrauen (rufen). Libussa Herzogin! Der Boehmen Fuerstin! (Domaslav, Biwoy, Lapak und die uebrigen Abgeordneten aus der Pforte links.) Domaslav. Taeuscht unser Ohr und hoerten wir genau? Erkuert der Boehmen Fuerstin, unsre Frau? Und welche will--? Libussa. Hier ist von Wollen nicht, Von Muessen ist die Rede und von Pflicht. Und da nun eine muss aus unsrer Zahl, So will ich und begebe mich der Wahl. Lapak. Libussa, du? Libussa. Die Juengste aus dem Kreise Und minder gut vielleicht als sie und minder weise, Auf ihnen wuerde Hohes gut beruhn; Doch handelt sich's um irdisch niedres Tun, Wo zu viel Einsicht schaedlich dem Vollbringen, Fernsichtigkeit geht fehl in nahen Dingen. Wenn nun des Vaters Geist auf mir beruht, So fuegt sich's wie es kann und, hoff ich, gut. Seid ihr's zufrieden? Die Abgeordneten (kniend). Hoch Libussa, hoch! Der Boehmen Herzogin, der Czechen Fuerstin! Libussa. Steht auf! sind's diese nicht und dieser Ort Was euch zu Boden zieht. Doch hoert mein Wort. Es hielt euch fest des Vaters strenge Rechte Und beugt' euch in heilsam weises Joch. Ich bin ein Weib und, ob ich es vermochte, So widert mir die starre Haerte doch. Wollt ihr nun mein als einer Frau gedenken, Lenksam dem Zaum, so dass kein Stachel not, Will freudig ich die Ruhmesbahn euch lenken, Ein ueberhoertes waer' mein letzt' Gebot. So wie ich ungern nun von hinnen scheide, Lenkt' ich zurueck dann meinen mueden Lauf Und traete bittend zwischen diese beide; Ihr naehmet, Schwestern, mich doch wieder auf? Kascha. Wenn du's noch kannst, von Irdischem umnachtet. Tetka. Wer handelt geht oft fehl. Libussa. Auch wer betrachtet! Domaslav. Nicht fruchtlos sollst du, zweimal nicht uns mahnen, Nimm unsern Schwur darauf und unsrer Untertanen. Libussa. Dies letzte Wort, es sei von euch verbannt, In Zukunft herrscht nur eines hier im Land: Das kindliche Vertraun. Und nennt ihr's Macht, Nennt ihr ein Opfer das sich selbst gebracht, Die Willkuer, die sich allzu frei geschienen Und, eigner Herrschaft bang, beschloss zu dienen. Wollt ihr als Brueder leben, eines Sinns, So nennt mich eure Fuerstin und ich bin's; Doch sollt' ich zwein ein zweifach Recht erdenken, Wollt' eher ich an euch euch selbst als Sklaven schenken. Seid ihr's zufrieden so? Alle. Wir wollen! Libussa. Nun so kommt. Allein vergaesst ihr was uns allen frommt, (auf ihre Schwestern zeigend) Da diese hier den Ruecktritt mir versagen, So ging' ich hin es meinem Vater klagen. Lebt, Schwestern, wohl! Auf Wiedersehn, und bald! Ihr andern folgt und jubelt durch den Wald. Ihr Maedchen mir voraus, und stosst ins Horn, Bis jetzt mir naechst, steht billig ihr nun vorn. Und so, gehobnen Haupts, mit furchtlos offnen Blicken, Entgegen kuehn den kommenden Geschicken. Die Maenner. Libussa hoch! der Boehmen Herzogin! (Man hat Libussa wieder den Mantel und das Federbarett gegeben; sie geht, die Maedchen vor ihr her, die Maenner schliessen. Alle mit Fackeln und Jubel durch das mittlere Tor ab.) Kascha. Hast du gehoert? Tetka. Ja wohl. Kascha. Nun? Tetka. Ich bedaure sie, Sie wird's bereun, und frueher als sie denkt. Kascha. Die Roheit kann des Hoehern nicht entbehren, Doch hat sie's angefasst, will sie's in sich verkehren, Wer nicht wie Menschen sein will, schwach und klein, Der halte sich von Menschennaehe rein. Komm mit! Tetka. Wohin? Kascha. An unser taeglich Werk. Ihr aber reinigt mir so Hof als Hallen, Was hier geschehn, es sei in Traum zerfallen. (Die Schwestern mit Begleitung ab.) Dobra. Nun wir denn auch ans Werk und gib mir Kunde Ob gutes Zeichen eintritt diese Stunde. Welch Sternbild herrscht? Swartka (auf der Hoehe der Mauer). Die Jungfrau blinkt, doch nein, Ich irrte mich, es ist des Loewen Macht, Der auf sein Boehmen schaut. Dobra (gen Himmel blickend). Haeltst du auch sichre Wacht? Swartka (mit halbem Leibe ueber die Brustwehr gelehnt und laut ausrufend). Der Osten graut, dem Tage weicht die Nacht! Zweiter Aufzug Ebene an den Ufern der Moldau. Rechts ein Teil von Libussas Wohnung. Auf derselben Seite nach vorn ein kleines Gebuesch, vor dem ein Weib mit einem etwa vierjaehrigen Kinde sitzt. Links gegenueber ein Tisch mit plaudernden und zechenden Gesellen. Zwei darunter spielen eine Art rohes Brettspiel. Im Hintergrunde wird zu einer Zither getanzt. Das Weib (ihren Knaben emporhebend). Nun, Tomyn, spring! Einer der Spielenden. Ei ja, der schwarze Stein, Er stand erst hier. Zweiter. Dir faellt wohl gar noch ein, Dass ich betrueg im Spiel? Erster. Wer denkt an das; Sei mir nicht boes und zieh! (Sie spielen weiter.) Ein Alter. Ja, lasst euch sagen: Fuerst Krokus war ein Held in seinen Tagen. Der schlug, wenn's etwa galt, auch einmal los Und liess den Mann am Herde nicht vertoeffeln, Da sassen wir die Haende nicht im Schoss Und suppten Frieden aus mit breiten Loeffeln. Ein Juengerer. Je nun, der Loeffel hat noch keinen Mund zerrissen, Des Krieges Messer schneid't mitunter harte Bissen. Der Grossen breiter Schlund mag derlei noch vertragen, Den Kleinen stumpft die Zaehn' er und verdirbt den Magen. Ich lobe mir den Frieden. Alter. Je, was denkst du? Versteh mich recht. (Den Becher hebend.) Libussa hoch! Alle am Tische (ebenso). Libussa! (Ein Gewaffneter und Wlasta mit Brustharnisch und Helm an seiner Seite haben, wie beaufsichtigend, die Menge durchschritten.) Gewaffneter (zum Tische tretend). Ist's hier so laut? Alter. Wir sprachen von Libussen, Und wenn auch laut, wer spricht da laut genug? Wlasta. Doch horcht! Der Arbeit Abloesstunde schlug. (Man hoert Gesang von Maennerstimmen. Mehrere Feldarbeiter kommen, sich paarweise umschlingend, die Jacken ueber die Schultern gehaengt. Sie singen:) Ruh' nach der Arbeit Wird wohler tun, Denn wer nicht muede Kann auch nicht ruhn. Einer von denen am Tische. Willkommen! Schon zurueck? Einer der Gekommenen. Was denkst du, Lieber? Der Teil des Tags, der uns traf, ist vorueber, Nun kommt's an euch. Der Erste (aufstehend). Wir sind auch schon bereit. Zur Arbeit, ho! (Mehrere am Tische stehen auf und nehmen die abgelegten Jacken auf.) Kamt ihr im Pfluegen weit? Der Andere. Zum Rain. Der Erste. Macht's heiss, Der Andere. Je nu, es sengt die Matten (Den Schweiss mit dem Aermel von der Stirne wischend.) Doch der die Sonne gibt, der gibt zuletzt auch Schatten. Der Erste. Macht's euch bequem. (Zu den andern vom Tische Aufgestandenen.) Ihr kommt! Einer von ihnen (zum Schenken). Noch einen Trunk! Schenke. Was meinst du auch? Ich denk du hast genung, Sonst gibt es eitel Zank, wie juengst beim Fruehlingsfeste. Die Fuerstin liebt das nicht. Halt's wie die andern Gaeste! Der Vorige. So wart ich bis zum Quell. Schenke. Tu das, es kuehlt den Brand Und heiter bleibt der Kopf und ruehrig Fuss und Hand. Wlasta (die gewaffnet ab und zu gegangen ist, ohne Strenge). Zur Arbeit! Der letzt Zurueckgebliebene. Wohl! Das ist ja was ich meine. (Er und die uebrigen Aufgestandenen nach der rechten Seite ab. Die neu Gekommenen setzen sich.) Der Erste von ihnen (zum Alten). Wir pfluegten heut dein Feld. Alter. Ging's gut? Der Pflueger. Ei, gar viel Steine, Doch hielten wir darum nur doppelt fest. Alter. Habt Dank! Erster Spieler (einen Zug machend). Verloren! Zweiter (nachdem er das Spiel uebersehen, dem andern Geld hinschiebend). Nun, hier ist der Rest. Erster. Du hoerst wohl gar schon auf? Zweiter (auf eine Figur des Brettspieles zeigend). Frass alles doch der Reiter. Erster (einen Teil des Geldes zurueckschiebend). Nimm von dem meinen da und spielen wir nur weiter. Wlasta (hinzutretend). Spielt ihr um Geld? Erster Spieler. Es gilt kein grosses Glueck, Wir zahlen nur zum Scherz und geben's dann zurueck. Wlasta. Ihr tut ganz recht, wollt ihr die Fuerstin euch gewogen. Erster Spieler. Wer will das nicht? (Noch eine Handvoll Geld dem andern hinlegend.) Da nimm! und ausgezogen! (Sie spielen weiter.) Das Weib im Vordergrunde (das sich unterdessen mit dem Kinde beschaeftigt hat, zu demselben). Wenn nun die Fuerstin kommt, kuess ihr den Saum. (Von den Tanzenden im Hintergrunde loest sich ein Paar los, das jetzt, gegen die Mitte zu, hervor tanzt.) Einer der Sitzenden. Seht wie der Janek springt, der nimmt sich Raum Tanzt er mit Ilsen doch. (Mehrere stehen auf, dem Tanze zuzusehen.) Ein Alter (von der linken Seite kommend). Lasst ab, ihr beiden! Wie oft ward's euch gesagt: ich will's nicht leiden. Einer der Zusehenden. Ei, Alter, trenn es nicht das huebsche Paar! Der Alte. Zuletzt nennt ihr noch Weib und Mann sie gar. Der Vorige. Warum auch nicht? Der Alte. Warum? Ich will's euch sagen-- Mein Maedel da ist reich und er hat kaum zu nagen. Der Vorige. So lebt ihr Alten stets denn in vergangner Zeit? Was gestern fest und wahr ist's darum nicht auch heut. Der Reichtum letzter Zeit kam etwas stark zu Falle, Sonst hatten die und der, nun aber haben alle. Was kaufst du um dein Geld da wo nichts kaeuflich ist, Das Land ein breiter Tisch, an dem, wer hungert, isst. Deshalb des Burschen Not, der Tochter dich erbarme, Er hat was ewig reich: ein Herz und ruest'ge Arme. Das Maedchen. Mein Vater! Der Alte (zum Gehen gewendet). Ei, ja doch! Der vorher gesprochen. Geht, folgt ihm auf dem Fuss! Zuletzt sagt er doch ja, und waer's aus Ueberdruss. (Musik von der linken Seite.) Schon wieder Sang und Klang? Das hat nicht Langeweile! Weiber und Kinder (huepfend und in die Haende schlagend). Ei schoen! Die Knappenschaft des Bergwerks aus der Eule! (Bergknappen mit Musik von der linken Seite. In der Mitte auf den Schultern von vier Maennern eine Tragbahre mit glaenzenden Stufen, Erzstuecken und Gefaessen voll edlen Metallen.--Die Anwesenden draengen sich betrachtend und bewundernd nach dem Hintergrunde.--Lapak von der linken Seite kommend und Domaslav mit Biwoy rechts auftretend, begegnen sich.) Lapak. Seid mir gegruesst! Domaslav. Und du! Lapak (auf das Volk weisend). Das freut sich. Domaslav. In der Tat. Lapak. Man ist redet gluecklich hier. Domaslav. Und jedermann ist satt. Lapak. So Herr als Knecht. Domaslav. Der Knecht nun wohl am meisten. Lapak. Das moecht' ich mir zu sagen nicht erdreisten. Wir sind doch Herrn. Domaslav. Und satt so gut als die. (Auf die Menge weisend.) Zwar satt sein ist nicht viel. Lapak. Zu viel macht doch nur Mueh. Libussa-- Domaslav. Ah, sie ist der Frauen Zierde! Lapak. Gerecht. Domaslav. Und weise. Lapak. Mild. Domaslav. Und doch voll Wuerde. Nur-- Lapak. Meinst du? Domaslav. Ich?--Sie ist wie du gesagt. Lapak. Und wer im ganzen Land zu widersprechen wagt? Zwar wenn-- Domaslav. Erklaere dich! Lapak. Was ist da zu erklaeren? Das Land ist segensvoll, und moeg' es ewig waehren! Domaslav. Die Dauer freilich-- Lapak. Wohl. Das Schoene waehrt nur kurz. Und wer die Hoehe waehlt-- Domaslav. Der wagt zugleich den Sturz. Lapak. Die Dauer, ja; und, wag ich's anzudeuten--? Siehst du dort Wlasta durch die Maenner schreiten? Da Tadeln nun ein Menschenfehler doch-- Die Weiber, daecht' ich, stellt sie allzuhoch. Zwar wird sie wissen wohl-- Domaslav.--In ihrer Weisheit Fuelle-- Lapak. Warum sie also tut. Domaslav. Gewiss! Und dann--Doch stille! Lapak. Was ist? Domaslav. Mir schien als kaeme wer.--Dann noch zumeist, Die Niedern find ich werden allzudreist. Lapak. Man sieht die Achtung doch nicht gerne sich versagen. Domaslav. Und braucht man nun sein Recht-- Lapak. So eilt das gleich zu klagen. Domaslav. Ja dies, und dass die Weiber sie so hoch gestellt, Sonst ist ihr Reich-- Beide. Das beste in der Welt. Domaslav. Und, Biwoy, du schweigst still? Biwoy. Was bleibt mir ueber? Hoer ich die Klugen sprechen als im Fieber. Verkehrt ist all dies Wesen, eitler Tand, Und los aus seinen Fugen unser Land. Weiber fuehren Waffen und raten und richten, Der Bauer ein Herr, der Herr mitnichten. Und all dies Taendeln mit sanft und mild Gibt hoechstens 'ne Sangweis', ein feines Bild; Doch wie's entstand unter einer Stirn, Hat's nirgends Raum als im Menschenhirn. Und fiel' ein Feind in unsre Gauen, Wir wuerden des allen die Fruechte schauen. Lapak. Wie kurz und rasch. Domaslav. Fuerwahr, er uebertreibt. Zwar etwas ist daran-- Lapak. Das etwa uebrigbleibt. Domaslav. Dass ich's denn grad heraus nach meiner Einsicht deute, Dem Ganzen fehlt ein Mann, ein Mann an ihrer Seite. Lapak. Vielleicht. Zu all den Gaben, die der Fuerstin Zier, Ein ruhig sichres Aug'-- Domaslav. Gleich, weiser Lapak, dir. Lapak. Weis' ist Libussa selbst. Sag: Domaslav der reiche. Domaslav. Der reiche Domaslav? Sind wir nicht laengst denn gleiche? Der starke Biwoy waer' dem Land ein starker Schild. Biwoy. Mag sein. Doch fraegt darnach das zarte Frauenbild? Domaslav. Wozu noch mehr? Lasst uns zum Werk vereinen! Wir werben ohne Neid. Sie waehle von uns einen. Und wer das Los erhaelt, gedenke dankbarlich Des Bruederpaars, und stell' als Naechste sie nach sich. Lapak. Wenn nur-- Wlasta (rufend). Die Fuerstin naht. (Der Tanz hoert auf.) Lasst euch nicht stoeren! Sie wird in eurer Lust den schoensten Willkomm hoeren. (Libussa kommt von der rechten Seite von mehreren begleitet. Sie bleibt betrachtend stehen. Die Tanzenden machen noch einige Schritte, dann hoeren sie zugleich mit der Musik auf, wobei einige Weiber Blumenstraeusse zu Libussens Fuessen legen.) Libussa. Habt Dank ihr Leute! Fuer die Blumen auch, Mich freut es wenn ihr sie, die Frommen, liebt, Und ihnen gleich auch bleibt an stillem Bluehn. Was euch die Gaertnerin mit naechster Sorge, Verteilend hilfreich Nass und Waerm' und Schatten, Kann nuetzlich sein, das ist euch ja gewiss. Die Freude, hoff ich, stoert nicht das Geschaeft? Wlasta. Die Pflueger, kaum gewechselt, sind im Feld. Libussa. Mir schmerzt die Stirn; das zielt auf feuchte Zeit. Sie sollen eilen, dass sie heut vollenden. Doch wird der Sommer heiss. Das Jahr ist gut. Wer sind die Leute dort? Wlasta. Die Knappenschaft Des Bergwerks aus der Eule. Reiche Beute Dir bietend sind sie da. Willst du sie sprechen? Libussa. Nicht jetzt. Mich ekelt an der anspruchsvolle Tand. (Einen der Blumenstraeusse in der Hand haltend.) Die Butterblumen hier sind helles Gold Und reines Silber nickt in diesen Gloeckchen. Hat jemand Lust an ihrem toten Hort Zu Schmuck und zu Geraet, sei's ihm gegoennt. Ah, Brom! Wie lebst du und wie lebt dein Weib? Seid ihr versoehnt und streitet ihr nicht mehr? Demnaechst komm ich zu dir mich des zu ueberzeugen. Nicht immer von Gehorsam sprich zu ihr, Sie wird dir um so williger gehorchen. Das heisst: wenn du im Recht; denn hast du unrecht, So seh ich nicht warum sie weichen sollte. Ich blicke rings um mich und finde nirgends Den Stempel der Missbill'gung, den Natur Der offnen Stirn des Weibes aufgedrueckt. Sieh, deine Fuerstin ist ein Weib, und braucht sie Rat, Geht sie zu ihren Schwestern, und hier Wlasta, Sie wacht in Waffen und gebeut statt mir. Fuehlt sich dein Knecht als Mensch dem Herren aehnlich, Warum soll sich dein Weib denn minder fuehlen? Kein Sklave sei im Haus und keine Sklavin: Am wenigsten die Mutter deines Sohns. (Zu dem Weibe mit dem Kinde.) Ah, Gute! und dein Kind! Ist's nun gesund? Und machten jene Kraeuter es genesen? Doch eine Narbe noch, hier naechst der Stirn! Nimm Pfeilwurz, wie es auf den Wiesen waechst Und drueck ihms an die Stirne wiederholt Und sag dazu: in Gottesnamen.--Gut! Auch gibt's hier eine Hochzeit sagt man mir. (Das Taenzerpaar von vorher und der Vater treten naeher.) Ei, alter Risbak, fuehlst du dich erweicht Und nennst sie Mann und Weib das huebsche Paar? Du tust sehr wohl, sie sind einander wert. Denn was du immer sprachst von arm und reich Da ist nicht Sinn dabei. Wohl denn, Glueck auf! Kehrt nur zu Spiel und Tanz, und froh zur Arbeit. (Das Volk zieht sich zurueck. Sie kommt gegen den Vorgrund.) Sieh da ihr Herrn, so vornehm abgesondert? Wie unzufrieden oder doch erstaunt? Domaslav. Vielleicht erstaunt; dass du, den Goettern aehnlich, Die Gaben spendest, die du selbst nicht teilst. Libussa. Leih deinen scharfen Sinn mir weiser Lapak, Dass ich verstehe was dort jener meint. Domaslav. So stiftest du nicht Ehen, hohe Fuerstin, Und bist der Ehe doch, der Liebe feind. Libussa. Du haeltst mich wohl fuer rasend, guter Mann? Wie sollt' ich hassen was so menschlich ist? Allein zu Lieb' und Ehe braucht es zwei; Und, sag ich's nur, mein Vater, euer Fuerst, War mir des Mannes ein so wuerdig Bild, Dass ich vergebens seinesgleichen suche. (Sich von ihnen entfernend.) Zwar einmal schien's, doch es verschwand auch schnell. Lapak. Du willst Gepruefte, doch du willst nicht pruefen. Libussa (vor sich hin). Stellt er sich denn der Pruefung? wollt' ich auch. Domaslav. Was man entfernt wuenscht, huellt man gern in Dunkel. Libussa. Nun weiser Lapak denn und starker Biwoy Und maecht'ger Domaslav, die ihr euch teilt In das was ich im Mann vereint mir denke, Hoert denn ein Raetsel, und als halbe Loesung Fueg ich ein Zeichen bei nach Seherart. War doch die Kette stets der Ehe Bild. (Sie nimmt ihren Halsschmuck und legt ihn auf ein Kissen, das ein Page haelt.) Wer mir die Kette teilt, Allein sie teilt mit keinem dieser Erde, Vielmehr sie teilt, auf dass sie ganz erst werde; Hinzufuegt was, indem man es verlor, Das Kleinod teurer machte denn zuvor: Er mag sich stellen zu Libussas Wahl, Vielleicht wird er, doch nie ein andrer ihr Gemahl. Domaslav. Wer mir die Kette teilt. Biwoy. Und wieder doch nicht teilt. Domaslav. Hinzufuegt was-- Libussa. Mueht euch nicht ab! Der weise Lapak, sah ich, schrieb sich's auf. Verbirg es nicht und teil es diesen mit, Er soll fuer alle. Nun mit Gott! ihr Herrn. Sucht auf die Loesung; aber hoert zugleich: Bis ihr's gefunden meidet meine Naehe.-- Libussa ist kein Ziel, das gar so nah. (Zum Pagen.) Geh nur voran! Ihr folgt! Glueck auf den Weg! Biwoy (im Abgehen leise). Sie narrt uns, sagt' ich euch. Lapak (ebenso). Wart ab das Ende. (Die drei samt dem Pagen ab nach der linken Seite.) Libussa. Wer einsam wirkt spricht in ein leeres All, Was Antwort schien ist eigner Widerhall. Ha Wlasta komm! Ist irgendein Geschaeft, Ein Muehen, eine Sorge, eine Qual, Dass ich bevoelkre meines Innern Wueste? (Die im Hintergrunde Stehenden draengen sich nach der linken Seite.) Was dort? Wlasta. Zwei Maenner streiten wie du siehst. Sie fassen sich am Bart. Libussa (in die Szene blickend). Schlaegst du den Bruder? Gebt mir ein Schwert, er soll des Todes sterben! Und doch, schelt ich den Zorn und fuehl ihn selbst? Trennt sie! (Einige gehen nach der linken Seite.) Und ist das Tier erst Mensch geworden, Bringt sie, auf dass ich schlichte ihren Streit. Ei Streit und Streit! (Die Hand auf die Brust gelegt.) Ist's hier denn etwa Friede? (Ab nach der rechten Seite. Die uebrigen zerstreuen sich.) ---------------- Verwandlung Kurze Gegend mit Felsen und Baeumen. Die drei Wladiken kommen, vor ihnen der Knabe mit dem Kissen. Domaslav. Setz nur das Kissen ab, dort leg es hin, Indes wir uns beraten was zu tun. (Der Knabe setzt das Kissen auf ein niedres Felsstueck links im Vorgrunde und geht.--Domaslav dem Knaben nachblickend.) Mir duenkt ich sehe Spott in seinen Augen. Biwoy (der sich rechts im Vorgrunde zur Erde niedergeworfen hat, mit seinem Schwerte spielend). Hat er nicht recht und sind wir nicht genarrt? Lapak (im Hintergrunde, die Haende auf dem Ruecken, auf und ab gehend). Das fraegt sich noch! Biwoy. Ei ja, dann kluegle du! Domaslav (der links im Vorgrunde auf das Felsenstueck gestuetzt, unverwandt die Kette betrachtet) Wer mir die Kette teilt-- Biwoy. Allein--Wie heisst's? Lapak (unwillig hervorsprechend). Allein sie teilt mit keinem dieser Erde. (Er geht wieder auf und nieder.) Biwoy. Sie teilt, allein mit niemand. Guter Schwank! (Aufstehend.) Ich hab es satt. Ich sag euch, es ist Unsinn. Der Widerspruch, ja die Unmoeglichkeit Geknuepft in Reimwerk um uns zu verspotten, Und uns zu bannen fern von ihrem Hof, Weil sie uns scheut und unsre Naehe fuerchtet. Wenn nicht der Sinn von Raetsel und von Kette In jener Knechtschaft liegt, die uns ihr Vater Vor Jahren auferlegt, und die sein Sproessling Mit zarten Haenden gern verdoppeln moechte. Drum ist mein Rat: Geh' jeder auf sein Schloss; Du Lapak, du bist weise, Domaslav Bist reich, hast Diener, Schreiber, die dir helfen Um auszukluegeln was vielleicht der Sinn. Ich bin ein Mann des Schwerts. Gebt mir das Kleinod, Ich will es hueten, dass, gelingt die Loesung, Nicht einer ernte wo gesaet fuer drei, Und sich allein das Ziel der Werbung eigne. Domaslav. Das darf nicht sein! Biwoy (die Hand am Schwert). Es darf nicht? Lapak. Nein und nein! Biwoy. So lasst das Los denn zwischen uns entscheiden. Wir werden doch nicht wie die Blinden wandeln Uns wechselseits umklammernd mit den Haenden? Gefuehrt von jenem Gold als unserm Auge Und jenem Knaben--Ruft den Knaben her! Er soll entscheiden, werfen uns das Los. Domaslav. Damit er rueckgekehrt, am Hof Libussas Uns ihren Weibern schildre zum Gespoett? Biwoy. Da hast du recht! Lapak. Dort geht ein Wandersmann, Des Weges scheint's hierher. Er kennt uns nicht; Sei unser Los sein unbestochnes Wort. (Da Biwoy sich nach der bezeichneten Seite wendet.) Tritt du nicht vor! Des Menschen Sinn ist rasch, Zuerst gesehn ist ihm zuerst gekannt. Er soll uns gleich, mit einem Male schaun. (Sie ziehen sich zurueck.) (Primislaus tritt im Vorgrunde von der linken Seite auf.) Primislaus. Sowie der Wolf rings um die Herde kreist, Halb Hunger und halb Furcht, schleich ich im stillen Her um das Haus, das jene Hohe birgt. Und in der Brust trag ich das reiche Bild, Das sie mir gab, vielmehr: das ich mir nahm, So dass, wenn's hier zur linken Seite pocht, Ich unterscheide kaum, ob es mein Herz, Ob es ihr Kleinod was so maechtig stuermt; Und beide draengen hin zu ihrer Herrin. Doch nah ich ihr, rueckstattend meinen Raub, Lohnt sie mit Gold die Tat, die mich beglueckt, Und bleib ich fern, so deckt ein schnell Vergessen Was sie kaum weiss mehr und nur hier noch lebt. Ich sah dort einen Knaben ihres Hauses, Gekleidet in die Farben seines Diensts, Vielleicht kann ich ein Wort versteckter Mahnung, Rueckrufender Erinnrung ihm vertraun, Dass sie gedenkt des Vorfalls jener Nacht. (Indem er sich nach rueckwaerts wendet, treten die drei Wladiken vor.) Lapak. Erschrick nicht, fremder Mann! Primislaus. Erschrak ich denn? Domaslav. Du kennst nicht uns, wir dich nicht. Primislaus. Also scheint's. Lapak. Zum Schiedsmann bist du demnach wie erlesen. Primislaus. Was ist zu scheiden und was ist getrennt? Lapak. Etwa die Kette hier. Primislaus (fuer sich). Libussas Kette. Domaslav. Sie gab uns eine hohe Frau. Primislaus. Libussa! Lapak. So weisst du--? Primislaus.--Nichts, als nur, dass es die ihre. Domaslav. So sag denn kurz, wie kurz ist unsre Frage: Wes von uns dreien soll das Kleinod sein? Primislaus. Ich bin kein Mann des Zufalls und des Gluecks, Zumal wo's Richterspruch gilt und Entscheidung. Wollt ihr den naehern Sinn mir nicht vertraun, So bleibt mit Gott, ich ziehe meines Wegs. Lapak. Soll ich? Biwoy. Tu's immerhin, der Mann scheint klug, Vielleicht verhilft er etwa uns zur Loesung. Domaslav. Nun also denn: Wir drei, die du hier siehst, Sind maechtige Wladiken dieses Landes, Als maechtig eben, stark und reich, berufen Zu werben um der Fuerstin hohe Hand. Als heute nun wir solcher Absicht nahten, Gab uns die Fuerstin dieses Halsgeschmeid Und sprach dazu--Wie heisst's? Primislaus. Lasst mich es hoeren. Lapak (lesend). Wer mir die Kette teilt-- Biwoy. Doch teilt mit keinem. Es klingt wie Wahnsinn. Primislaus. Jedes Wort, ich bitte. Lapak (lesend). Wer mir die Kette teilt, Allein sie teilt mit keinem dieser Erde-- (Waehrend die Wladiken neben Lapak stehen und in die Schrift blicken, hat Primislaus die Kette ergriffen, die hakenfoermigen Glieder getrennt und rasch wieder zusammengefuegt.--Lapak fortfahrend.) Vielmehr sie teilt auf dass sie ganz erst werde; Domaslav (lesend). Hinzufuegt was, indem man es verlor, Das Kleinod teurer machte denn zuvor-- (Bei diesen Worten faehrt Primislaus schnell nach der linken Seite der Brust, wo er das Kleinod verborgen.) Biwoy (ebenfalls lesend). Er mag sich stellen zu Libussas Wahl; Vielleicht wird er, doch nie ein andrer ihr Gemahl. Primislaus. Ich will zu ihr! Domaslav. Was ficht Euch an? Ihr geht? Primislaus. Das Raetsel ist geloest. Lapak. Wie nur? Primislaus.--Es schien so, Doch decket neue Nacht das kaum Erhellte. Sie sprach's zu euch als Werbern ihrer Hand? Domaslav. So war's. Primislaus (von ihnen wegtretend). Und ueberliess dem Zufall denn Ob sie des Raetsels Loesung dennoch faenden? Und der es fand, er war ja ihr Gemahl! Fahr hin, mein Glueck, dein Flug war allzurasch! Doch blieb ein Stachel, scheint's, in ihrer Brust. Lass mich's versuchen denn: ich drueck ihn fester, Ob ihn die Zeit vertieft, ob sie ihn heilt. (Laut.) Nun denn: ob des das Kleinod oder jenes Ist nicht die Frage, scheint's, zu dieser Zeit, Nicht einen wollte sie vorerst bezeichnen, Ihr alle sollt zur Werbung euch berecht'gen, Den einen wird bestimmen ihre Wahl Weshalb, da sie zu "teilen" euch gebot Und "mitzuteilen" doch so streng verpoente, Sie in Gesamtbesitz euch wuenscht zugleich: Gemeinsam haben heisst als Freunde teilen Gebt acht, ob ich die Wahrheit naeher treffe. Fuerst Krokus gab der Toechter Dreizahl, jeder, Der Mutter Bild umringt von edlen Steinen In Guertelspangen kuenstlich eingefuegt; Die Spangen sie sind hier, das Bildnis fehlt. Wie sie's verlor, die Fuerstin, wer kann's wissen? Doch dass es fehlt, und damals schon gefehlt, Als jene Fraun um Boehmens Krone losten, Sagt das Geruecht in jedes Mannes Mund; Wie auch, dass durch den Abgang jenes Bildes Bezeichnet ward als Herzogin Libussa, Und in der Tat "durch das was man verlor, Das Kleinod reicher wurde als zuvor" Denn es trug ein der Boehmen Herzogskrone. Domaslav. Mir deucht, der Mann hat recht. Lapak. Mir scheint's nicht minder. Biwoy. So haetten wir das Raetsel denn! Primislaus. Das Wort, Allein die Sache nicht. Sie will das Bildnis. "Hinzufuegt was, indem man es verlor" Und wie es weiter heisst. Sie will die Sache. Biwoy. Allein wie finden wir die Sache nun? Primislaus. Ein Mittel waer' vielleicht. Was gebt ihr dem, Der euch das Bildnis schafft nach dem ihr strebt? Lapak (leise zu ihm). Ein Kornmass Silber, bringt er's heimlich mir. Domaslav (ebenso). Mein Schloss in Kresnagrund, wird's mir zuteil. Biwoy (laut). Werd' ich der Boehmen Herzog, all mein Eigen. Primislaus. Das ist versprochen viel, gegeben wenig. Erkenntlichkeit ist ein gar schwankend Ding. Wer zielt, drueckt das Geschoss an Brust und Wange, Doch wenn er traf, wirft er's veraechtlich hin. Die Kette hier ist Gold, und Gold genug Hat Boehmens Fuerstin, habt ihr Herren auch; Mir waer's ein reicher Schatz. Gebt mir die Kette, So schaff ich euch das Bild. Lapak. Nicht so, nicht also. Biwoy. Wir wollen beides, Bild und Kette. Domaslav. Ja. Primislaus. Wer auf den Markt geht, der steckt Geld zu sich. Fuer nichts ist nichts. Und somit Gott befohlen! Domaslav. So habt Ihr selbst das Bild? (Leise zu den uebrigen.) Wir sind zu drei'n, Vielleicht dass mit Gewalt-- Primislaus. Wer's nun besitzt! Der Ort der es verbirgt ist mir bekannt, Und wer mich schaedigt bringt sich um den Schatz. (Die Hand an ein dolchartiges Messer in seinem Guertel gelegt.) Nebstdem dass ich nicht wehrlos, wie ihr seht. Domaslav. Es sei darum! Doch was soll dir die Kette? Primislaus. Vielleicht als Zeichen dessen was geschah, Als Buergschaft auch vielleicht fuer euern Dank; Denn--wiederum vielleicht--geb ich sie spaeter Fuer einen Lohn der hoeher als sie selbst. Biwoy. Der Handel ist geschlossen. Nun das Bild! Primislaus (mit Erwartung erregenden Gebaerden gegen die auf dem Kissen liegende Kette gewendet). Wohl denn, ihr Herrn, betrachtet mir das Kissen. Die Klugheit gilt gar oft als Zauberkraft, Und ist's auch oft.--Ihr seht--O weh, es fiel! (Waehrend die Augen der Wladiken auf das Kissen gerichtet sind, hat er das Bild aus der Brust gezogen und in die linke Hand genommen. Jetzt stoesst er, die Kette mit der rechten Hand fassend, das Kissen von dem Felsstueck herab, so dass es nach rueckwaerts faellt, und gleichzeitig laesst er das Bild in derselben Richtung fallen.) Und hier das Bild. Domaslav. Es ist's. Lapak. Ich sah's zuerst. Domaslav. Ich hab's zuerst ergriffen. Biwoy. Nun, und ich? Man wird mir meinen Teil doch nicht bestreiten? Domaslav. Doch ob's das rechte nun? Biwoy. Ja wohl, lasst sehn! (Sie stehen seitwaerts gewendet, das Bild betrachtend, das sie sich wechselweise aus der Hand nehmen.) Primislaus (die Kette in den Busen steckend). Ich nehme meinen Lohn, der mir ein Zeichen So gut wie jenes andre. Und Libussa Sie wird erinnert. Hoffnung bleibt wie vor. (Er entfernt sich nach der linken Seite.) Domaslav (das Bild in der Hand haltend). Hier steht es: Krokus hier. Lapak. Und hier Libussa. (Sie wenden sich um.) Wo aber blieb der Mann? Domaslav. Und wo die Kette? (Ans Schwert greifend.) Verraeterei! Biwoy. Verraeter? Und warum? Der Handel ward geschlossen: ihm die Kette Und uns das Bild. Er ist in seinem Recht. Wir haben was wir suchten. Lasst uns heim; Libussa muss nun waehlen unter uns, Die sie verbannt, vielleicht fuer immer glaubte. Und sucht sie Ausflucht etwa weiter noch, Bleibt uns das Schwert. Lapak. Und was selbst Schwache schuetzt: Vereinigung. Biwoy. Recht gut, fuehlt ihr euch schwach, Ich nicht.--Du Knabe dort, komm nur herbei (der Knabe kommt vom Hintergrunde links) Nimm jenes Kissen auf. Und lach nicht wieder, Wie du vorerst getan. (Das Bild auf das Kissen legend.) Hier ist das Raetsel, Das auch die Loesung ist. Nun lachen wir. Es soll sich manches aendern hier im Land Und auch in euerm Haus, geliebt's den Goettern. Der Fuerstin Weisheit ehr ich; doch ein Mann, Es hat doch andern Schick! Die beiden. Ja wohl! Biwoy (sich mit einem veraechtlichen Blick von ihnen wendend und dem Knaben folgend). Nur vorwaerts! (Die beiden andern, hinter ihm hergehend, reichen sich die Haende, indem sie ihr Misstrauen gegen ihn und ihr Einverstaendnis durch Gebaerden ausdruecken.) ---------------- Verwandlung Platz vor Libussas Schlosse wie zu Anfang des Aufzuges. Libussa kommt mit Gefolge. Auf der entgegengesetzten Seite, links im Hintergrunde, haben sich mehrere Maenner aufgestellt. Libussa. Setzt mir den Stuhl heraus; ich will ins Freie. Vielmehr nur: sattelt mir das weisse Ross, Dasselbe das mich einst nach Budesch trug, In jener Nacht, als bei des Vaters Scheiden Ich Herrin, Sklavin ward von diesem Land. Wer sind die Leute dort? Wlasta. Die Streitenden Von heute morgen. Libussa. Und sie streiten noch? Und einen Markstein gilt's, den man verrueckt? Einer der Streitenden. Hier dieser hat's getan! Libussa. Sahst du's? Derselbe. Ich sah es nicht. Libussa. Und sahen's andre? Der naemliche. Nein. Libussa. Und zeihst den Bruder Des Frevels doch? Vergleicht euch! Der Zweite. Wohl, ich will. Der Erste. Ich nicht. Libussa. Und wenn ich dreifach Land dir gebe Fuer das was du verlierst? Der Erste. Ich will mein Recht. Libussa. Von allen Worten, die die Sprache nennet, Ist keins mir so verhasst als das von Recht. Ist es dein Recht wenn Frucht dein Acker traegt? Wenn du nicht hinfaellst tot zu dieser Frist, Ist es dein Recht auf Leben und auf Atem? Ich sehe ueb'rall Gnade, Wohltat nur In allem was das All fuer alle fuellt, Und diese Wuermer sprechen mir von Recht? Dass du dem Duerft'gen hilfst, den Bruder liebst, Das ist dein Recht, vielmehr ist deine Pflicht, Und Recht ist nur der ausgeschmueckte Name Fuer alles Unrecht das die Erde hegt. Ich les in euren Blicken wer hier truegt, Doch sag ich's euch, so fordert ihr Beweis. Sind Recht doch und Beweis die beiden Kruecken, An denen alles hinkt was krumm und schief. Vergleicht euch! sonst zieh ich das Streitgut ein Und lasse Disteln saeen drauf und Dornen Mit einer Ueberschrift: Hier wohnt das Recht. Erster Streitender. Doch du erlaubst, o Fuerstin, dass den Anspruch Wir Maennern unsersgleichen legen vor. Libussa (sich wegwendend). Wenn Gleiches sie begehren sind sie gleich, Doch Gleiches leisten, stoert mit eins die Gleichheit. (Die drei Wladiken kommen mit dem Knaben der das Kissen traegt.) Noch mehr der Toren! Wollt ihr auch ein Recht? Domaslav. Ja Fuerstin, ja; und zwar auf deine Hand. Libussa. Nicht mehr als das? Fuerwahr ihr seid bescheiden. Lapak. Geloest ist die Bedingung, die du setztest. Domaslav. Wir haben was du fordertest. Hier ist's. (Auf das Kissen zeigend.) Libussa. So habt ihr ihn getoetet? Biwoy. Wen? Libussa. Den Mann Der es besass. Biwoy. Er lebt. Libussa. Und gab's? Domaslav. Fuer Gold. Libussa. So ist er auch denn wie die andern alle: Ein Sklav' des Nutzens; nur der Neigung Herr, Um etwa mit Gewinn sie zu verhandeln, Fahr hin o Hoffnung! erste, letzte du. Der erste der Streitenden (zu den Wladiken herueberrufend). Nehmt euch, ihr Herrn, der Unterdrueckten an! Libussa (zu ihm). Geduld mein Freund! Ich werde, will dich richten, Verhaertet wie ich bin, passt mir das Amt. (Zu den Wladiken). Er nahm das Gold freiwillig? Biwoy. Ja, die Kette. Libussa. Dieselbe die ich gab? Sie fehlt. Biwoy. Er hat sie. Libussa. Und ihr, ihr ueberliesst--? Biwoy. Es war der Preis, Den er, trotz hoeherm, einzig nur verlangte. Libussa. Habt Dank!--Der Mann ist klug. Wohl edel auch. Befreit mich von der Werbung dieser Toren, Erinnert mich an meinen Dank, und hat Was ihn als Gegenstand des Danks bezeichnet. Wo ist der Mann? Bringt her ihn! Lapak. Er ist fern. Den Schiedspruch kaum getan, war er verschwunden. Libussa. Wohl also stolz auch. Gut, ich liebe Stolz, Zumal wenn er in eigner Hoehe sucht Den Massstab, nicht in fremder Niedrigkeit. Verschmaeht er meinen Dank? Ich will ihn sehn. Lapak. Doch erst entscheide, Fuerstin, unsern Anspruch. Libussa. Wozu entscheiden was entschieden schon? Halb habt ihr nur erfuellt des Spruches Sinn. Verboten ward zu teilen, ihr teilt mit An einen Fremden was euch ward zu hueten. Hinzuzufuegen galt's was man verlor, Ihr aber, statt des Ganzen, bringt den Teil. Halb habt ihr nur erfuellt, drum halb der Lohn. Werbt wie bisher und bleibt an meinem Hof. Domaslav. Wir sind betrogen. Biwoy. Sagt' ich's nicht? Der erste der Streitenden (der indessen mit seinem Gegner gehadert). Mein Recht! Ich will mein Recht. O waere hier ein Mann, Der ernst entschiede wo es geht um Ernstes. Mehrere (mit Domaslav und Biwoy). Ja wohl: ein Mann, ein Mann! Libussa. Da laermen sie, Und haben, fuehl ich, recht. Es fehlt ein solcher. Ich kann nicht hart sein weil ich selbst mich achte. Den Zuegel fuehr ich wohl mit weicher Hand, Doch hier bedarf's des Sporns, der scharfen Gerte. Wohlan ihr Herrn, ich geb euch einen Mann. (Da die drei Wladiken naeher treten.) Glaubt ihr von euch die Rede? Dermal nicht. (Wieder vor sich hin sprechend.) Du duenkst dich klueger als Libussa ist? Ich will dir zeigen, dass du dich betrogen. Dem Fischer gleich wirfst du die Angel aus, Willst ferne stehn, belauernd deinen Koeder. Libussa ist kein Fischlein das man faengt. Gewaltig wie der fuerstliche Delphin Reiss ich die Angel dir zusamt der Leine Aus schwacher Hand und schleudre dich ins Meer, Da zeig denn ob du schwimmen kannst, mein Fischer. (Zu dem Volke.) Da gilt es denn den Mann euch zu bezeichnen, Der schlichten soll und richten hier im Land, Und nahe stehn, wohl etwa naechst der Fuerstin. Ich habe lang zu euch Vernunft gesprochen, Doch ihr bliebt taub; vielleicht horcht ihr dem Unsinn, Ob scheinbar oder wirklich gilt hier gleich. Seht hier das Ross, denselben weissen Zelter, Der mich nach Budesch trug an jenem Tag, Da ich nach Kraeutern suchend fand die Krone. Fuehrt ihn hinaus am Zaum zu den drei Eichen, Wo sich die Wege teilen in den Wald, Dort lasst den Zuegel ihm und folgt ihm nach, Und wo es hingeht, suchend seinen Stall Und frueherer Gewohnheit alte Staette, Dort tretet ein. Ihr findet einen Mann In Pfluegerart, der--da es dann wohl Mittag-- An einem Tisch von Eisen tafelnd sitzt Und einsam bricht sein Brot. Den bringt zu mir. Das ist der Mann, den ihr und ich gesucht. Was jetzo leicht und los das macht er fest, Und eisern wird er sein so wie sein Tisch Um euch zu baendigen, die ihr von Eisen. Die Luft wird er besteuern, die ihr atmet, Mit seinem Zoll belasten euer Brot, Der gibt euch Recht, das Recht zugleich und Unrecht Und statt Vernunft gibt er euch ein Gesetz, Und wachsen wird's wie alles mehrt die Zeit, Bis ihr fuer euch nicht mehr, fuer andre seid. Wenn ihr dann klagt, trifft selber euch die Klage, Und ihr denkt etwa mein und an Libussens Tage. (Indem sie mit einem leichten Schlage das Pferd zum Gehen ermuntert und die uebrigen zu beiden Seiten Raum machen, faellt der Vorhang.) Dritter Aufzug Gehoeft vor Primislaus' Huette wie zu Anfang des ersten Aufzuges. Ein umgewendeter Pflug rechts im Vorgrunde. Primislaus (rechts in die Szene sprechend). Bringt nur die Stiere zum ersehnten Stall! Der Pflug bleibt hier. Ich will darauf mich setzen. Der Tag war heiss, die Arbeit ist getan. (Er setzt sich, die Stirn in die Hand stuetzend.) Nun wackrer Pfluegersmann, es steht dir wohl Aus deinem schlichten Tun den Blick zu heben Nach dieses Lebens Hoehn, vom Tal zum Gipfel. Zwar heisst's, es war in laengstentschwundner Zeit Im Lande weit beguetert unser Stamm Und licht und hehr in seinen ersten Wurzeln. Allein was soll das mir? Ist heut doch heut, Und Gestern aus demselben Stoff wie Morgen. Nebstdem, dass waer' ich einer der Wladiken, Ich mich nicht stellte zu so hoher Werbung. Denn wie im Bienenstock die Koenigin Nicht nur die hoechste, einzig ist, allein, Von niedern Drohnen nur zur Lust umflattert, Indes die Arbeitsbienen Honig baun, So ist der auf dem Throne sitzt, nur sich, Sich selber gleich und niemandes Genoss. Der Fuerst verklaert die Gattin die er waehlt, Die Koenigin erniedrigt den als Mann, Den waehlend sie als Untertan erhoeht, Denn es sei nicht der Mann des Weibes Mann, Das Weib des Mannes Weib, so steht's zu Recht. Drum wie die Frau ist aller Wesen Krone, Also der Mann das Haupt, das sich die Krone aufsetzt, Und selbst der Knecht ist Herr in seinem Haus. (Er ist aufgestanden.) So sprichst du, prahlst, und traegst im Busen doch Was dich an jene Hoffnung jetzt noch kettet. Man sage nicht das Schwerste sei die Tat, Da hilft der Mut, der Augenblick, die Regung; Das Schwerste dieser Welt ist der Entschluss. Mit eins die tausend Faeden zu zerreissen An denen Zufall und Gewohnheit fuehrt, Und aus dem Kreise dunkler Fuegung tretend Sein eigner Schoepfer zeichnen sich sein Los, Das ist's wogegen alles sich empoert Was in dem Menschen eignet dieser Erde Und aus Vergangnem eine Zukunft baut. Dass sie mein denkt, dass wach in ihrer Seele Mein Bild--nicht einmal das: ein Traum, ein Nichts, Das tausend Formen so wie meine kleiden, Das nicht einmal ein Name ihr bezeichnet, Kein Gleichnis, denn sie sah mich damals kaum Als uns die Nacht im Wald zusammenfuehrte, Das weckt in mir ein gleichverworrnes Nichts, Das doch mein Glueck ist, meines Lebens Saeule, Und das zerstoeren ich nicht mag, nicht kann. Waer' sie ein Hirtenmaedchen, nicht Libussa, Und ich der Pflueger der ich wirklich bin, Ich traete vor sie hin und sagte: Maedchen, Ich bin derselbe dem du einst begegnet. Sieh hier das Zeichen. Wird's nun licht in dir, Wie laengst in dieser Brust, so nimm und gib! (Die Hand hinhaltend.) Dann koennte sie nicht sprechen: Guter Mann, Stellt dort euch zu den Dienern meines Hauses, Des, wes ihr mich erinnert, denk ich kaum. Ei wackrer Mann, setz dich nur wieder hin, Nimm Kaes' und Brot aus deiner Pfluegertasche Und halte Mahl am ungefuegen Tisch. Ist's eignes Brot doch, das erhaelt und staerkt, Das Brot der Gnade nur beengt und lastet. (Er hat sich wieder gesetzt und den Inhalt seiner Tasche auf die Pflugschar ausgelegt.) Sie hat mein Ross, das etwa so viel gilt Als diese goldnen Spangen die ich trage, Und so sind sie mein Eigentum zu Recht. Ich wollte, sie bestieg' einmal den Zelter Und in Gedanken ihm die Zuegel lassend, Trueg' sie das Tier hieher. Doch welch Geraeusch? Taeuscht mich mein Aug? Das ist mein Ross; doch leer Und ohne Reiter, rings von Volk umgeben. Bin ich im Land der Maerchen und der Wunder? Doch folgen die Wladiken, seh ich nun, Die sich erdachten etwa solchen Fund Um zu ergaenzen was nur halb in ihrer Und halb in meiner Hand. Kommt immer, kommt! Ich fuehle mich als Herr in meinem Haus, Und so brech ich mein Brot. Ist doch der Pflueger, Indem er alle naehrt, den Hoechsten gleich: Wie Wasser und wie Luft, die niemand kauft, Doch mit dem Leben zahlt, entbehrt er ihrer. (Die drei Wladiken kommen, von Volk begleitet, von der linken Seite.) Biwoy. Hier blieb der Zelter stehn, hier ist der Ort. Domaslav. Und hier der Mann, der, wie Libussa sprach, An einem Tisch von Eisen sitzt, sein Brot Auf einer Pflugschar mit den Haenden teilend. Biwoy. Derselbe ist's, es ist der naemliche, Der unsern Streit geschlichtet. Lapak. Mir wird's hell. Primislaus (aufstehend). Glueck auf ihr Herrn! Was fuehrt euch her zu mir? (Man hat das Pferd gebracht. Primislaus hinzutretend und es streichelnd.) Ha Prischenk, du mein Ross, du wieder heim? Lapak. Sein Ross? Primislaus. Noch einmal denn: was fuehrt euch her? Domaslav. Der Fuerstin Wort. Primislaus. Libussas? Lapak. Sie befahl An ihren Hofhalt dich mit uns zu fuehren. Primislaus. Galt mir auch, euch zu folgen, der Befehl? Lapak. Das nicht. Primislaus. Doch, wenn ich's nun verweigerte, Kommt ihr mit Macht, mich noet'genfalls zu zwingen. Seid unbesorgt, ich folg euch ohne Zwang. Was aber war der hohen Ladung Grund? Domaslav. Wir wissen's nicht. Lapak. Vielleicht doch ward ihr kund, Dass du ein schlauer Richter bist zu eignem Nutzen, Und wuenscht als Richter dich zu nutz dem Volk. Zum mindsten lag ein Fall vor, der verwirrte. Primislaus. Ich richte niemand als mich selber etwa, Und taeusche nicht, als wer sich selbst getaeuscht. Domaslav. Besteig das Ross denn und folg uns nach Hof. Primislaus. Dies Tier, das meine Fuerstin hat getragen, Besteige niemand, der nicht eignen Rechts, Nebstdem dass es das ihre, und ich wuensche, Dass es das ihre bleibe, nach wie vor. Dann, sollt' ich mit der Arbeit Staub beladen Mich nahn dem Ort, wo Arbeit nur ein Gast, Nicht der Bewohner ist? Ich geh ins Haus Und schmuecke mich wie sich der Landmann schmueckt. Auch, da man Hoehern naht mit Ehrengaben, Bring ich von Fruechten und von Blumen ihr, Wie sie der Armut eignen, ein Geschenk. So lang, ihr Herrn, zerstreut euch im Gehoeft. Man reicht euch Met und Milch und naehrend Brot, Auf dass gestaerkt wir gehn, wo Staerke not. (Er entlaesst sie mit einer Handbewegung und geht in die Huette.) Lapak. Hast du gehoert? Domaslav. Wie stolz. Biwoy. Nun um so besser. Stolz gegen Stolz, wie Kiesel gegen Stahl, Erzeugt, was beiden feind, den Feuerstrahl. (Alle nach der linken Seite ab.) ---------------- Verwandlung Tiefes Theater. Im Hintergrunde auf einem Felsen das Schloss der Schwestern. Wlasta und Swartka vom Hintergrunde nach vorn kommend. Wlasta. So weigern mir die Schwestern, deine Fraun, Den Eintritt denn? Swartka. Sie sind nicht gern gestoert. Wlasta. Und wissen sie: ich komme von Libussen. Swartka. Sie wissen es. Wlasta. Und doch--? Swartka. Und doch.--Verzieh! Sie steigen nieder von dem jaehen Abhang, Den Weg vom Schloss ins Freie.--Tritt zurueck! Wenn sie voruebergehen, sprich sie an. (Kascha und Tetka sind von der Hoehe herabgekommen.) Kascha. Ich sage dir: die Wasserwaage zittert, Der Boden hebt, die Zeit gebiert ein Neues. Wlasta. Erlauchte Frau. Kascha. Ah, Wlasta, sei gegruesst! Willkommen hier im Freien, denn im Schloss War's nicht gegoennt. Wlasta. Und wer verbot's? Tetka. Wir selber. Wer aufmerkt, der gebeut selbst und gehorcht. Wlasta. Die Fuerstin, meine Frau-- Kascha. Wir wissen es. Libussa will zurueck in ihrer Schwestern Mitte, Empoert von ihres Volkes wildem Trotz. Sag ihr, das kann nicht sein. Wlasta. Du meinst wie ich. Kascha. Vielleicht nicht ganz. Allein,--und sag ihr das-- Wer gehen will auf hoeh'rer Maechte Spuren Muss einig sein in sich, der Geist ist eins. Wem's nicht gelungen all die bunten Kraefte Im Mittelpunkt zu sammeln seines Wesens, So dass der Leib zum Geist wird, und der Geist Ein Leib erscheint, sich gliedernd in Gestalt, Wem ird'sche Sorgen, Wuensche und das schlimmste Von allem was da stoert,--Erinnerung, Das weitverbreitete Gemuet zerstreun, Fuer den gibt's fuerder keine Einsamkeit, In der der Mensch allein ist mit sich selbst. Die Spuren ihres Wirkens, ihres Amts, Sie folgen kuenftig ihr wohin sie geht. Wozu noch kommt, dass in der letzten Zeit Die Neigung, scheint's, die Neigung zu dem Mann, In ihrem edlen Innern Platz gegriffen; Zum mindsten war das Kleinod das du brachtest, Als Zeichen deiner Sendung, nicht mehr strahlend, Gewesen war's in einer fremden Hand. Sie kann nicht mehr zu uns zurueck, denn stoerend Und selbst gestoert, zerstoerte sie den Kreis. (Sie tun ein paar Schritte. Wlasta tritt ihnen in den Weg.) Wlasta. Doch gebt ihr Rat der Fuerstin, wie sie baendigt Die Meinungen des Volks, mit sich im Kampf. Kascha. Kennt einen Weisern sie im Volk als sich, So steige sie vom Stuhl und goenn' ihn jenem. Doch ist die Weisre sie, wie sie's denn ist, So gehe sie den ungehemmten Gang, Nicht schauend rechts und links was steht und faellt. Der Fragen viel erspart die feste Antwort. Ich sehe rings in weiter Schoepfung Kreisen Und finde uebrall weise Noetigung. Der Tag erscheint, die Nacht, der Mond, die Sonne, Der Regen traenkt dein Feld, der Hagel trifft's, Du kannst es nuetzen, kannst dich freuen, klagen, Es aendern nicht. Was will das Menschenkind Dass es die Dinge richtet die da sind. Tetka. Das Denken selbst, das frei sich duenkt vor allen, Ist eigner Noetigung zu Dienst verfallen. Hat sich der Grund gestellt, so folgt die Folge, Und zwei zu zwei ist minder nicht noch mehr Als vier, ob fuenf dir auch willkommner waer'. Wer seine Schranken kennt der ist der Freie, Wer frei sich waehnt ist seines Wahnes Knecht. Kascha. Hoffst du durch Ueberzeugen dich geschuetzt? Es billigt jeder das nur was ihm nuetzt. Ein einz'ges ist was Meinungen verbindet: Die Ehrfurcht, die nicht auf Erweis sich gruendet. Der Sohn gehorcht, gab sich der Vater kund, Den Ausspruch heiligt ihm der heil'ge Mund. Dass einer herrsche ist des Himmels Ruf, Weil zum Gehorchen er die Menschen schuf. Wir selbst, als Schwestern deiner Fuerstin gleich, Gehorchen ihr, weil ihrer ward das Reich. Und faellt's zu widerstreben jemand ein, Mag er versuchen erst kein Mensch zu sein. (Indem die Fuerstinnen ihren Weg fortsetzen, und Wlasta, wie zu neuen Vorstellungen ihnen zur Seite folgt, gehen alle nach links ab.) ---------------- Saal in Libussas Schlosse. Zur rechten Seite ein Thron auf Stufen. Dobromila (kommt von der rechten Seite, zuruecksprechend). Der Erker hier reicht weiter in das Feld! (Sie tritt an ein Fenster das sie oeffnet.) Libussa (von derselben Seite kommend). Und siehst du hier auch nichts? Dobromila. Wie vor noch immer, Ringsum von den Wladiken keine Spur. Libussa. Ich sagte dir du sollst nach Wlasta sehn, Die ich gesandt zu meinem Schwesterpaar, Und die, halb Mann sie selbst, nach Maennerart Die Zeit mit Vielgeschaeftigkeit zersplittert. Sagt einer Frau: Tu das! sie richtet's aus; Der Mann will immer mehr als man geheissen. Liebt sie zu sprechen, luestet's ihn zu hoeren, Und was er seine Wissbegierde nennt, Ist Neugier nur in anderer Gestalt. Wenn nicht zu traeg, er spraeche mehr als sie. Ich will zu meinen Schwestern auf Hradschin! Zur Gnade leben trotzigen Vasallen, Die alles was Gewicht weil es Gehalt, Erst auf der Waage eignen Zweifels waegen, Der nur bezweifelt was ihm nicht genehm. Das soll nicht sein mit Krokus' Fuerstentochter. Sie moegen sich bestreiten, sich bekriegen, Vielleicht wird sie die Not, doch nie das Wort besiegen. Fast reut es mich, dass ich die Toren sandte Nach jenem andern Toren, wie es scheint, Der trotzig so wie sie und stolz dazu, Dort zoegert wo die Eile noch zu langsam. Wenn ich gewuerdigt ihn noch sein zu denken, Wenn unter dieser Stirn, in dieser Brust Die Spuren noch lebendig jenes Eindrucks Den gebend ich empfing, was haelt ihn ab Hervorzutreten aus der Dunkelheit Des Ohres und der Nacht ans Licht des Auges, Den Dank zu holen, ob auch nicht den Lohn? Und unter solchen waer' mein Los zu weilen? Wohl etwa gar, wie die Wladiken meinen, Mein Selbst geknuepft an einen ihrer Schar? Die Glieder dieses Leibes, die mein eigen, Zu Lehen tragen von der Niedrigkeit? Der Hand Beruehrung und des Atems Naehe Erdulden, wie die Pflicht folgt einem Recht? Mich schaudert. All mein Wesen wird zum: Nein. Es soll sich Wlasta einem Mann vermaehlen Und ihre Kinder folgen mir im Reich. Dobromila. Ich sehe Staub. Libussa. Nun Staub ist eben nichts. Dobromila. Allmaehlig doch entwickeln sich Gestalten. Ha, die Wladiken sind's. Libussa. Und Wlasta nicht? Dobromila. Der Zug umgibt dein zuegelfreies Ross. Libussa. Das keinen Reiter traegt? Dobromila. Ich sehe keinen. Vor allen her nur geht ein einzelner, Geschmueckt mit Blumen wie-- Libussa. Ein Opfer etwa? Ich will des Schrittes Unlust ihm ersparen, Und schien die Frau ihm nicht des Kommens wert, Soll ihm die Fuerstin wert der Achtung scheinen. (In die Haende klatschend.) Herbei ihr Diener, Maegde dieses Hauses, Umgeht die euch gebeut in voller Schar Auf dass, wer Hohes sonst nicht kann erkennen, Zum mindsten mit dem Aug es nehme wahr. (Von der rechten Seite ist Libussens Gefolge eingetreten und hat sich in Reihen gestellt. Sie selbst besteigt den Thron.--Primislaus kommt von der linken Seite. Hinter ihm die Wladiken und Volk. Er traegt einen Kranz von Aehren und Kornblumen auf dem Kopfe, in der rechten Hand eine Sichel, mit dem linken Arme haelt er einen Korb mit Blumen und Fruechten.) Primislaus. Auf dein Geheiss erschein ich, hohe Fuerstin, Mit Landmanns Gaben und in Landmanns Schmuck Und dir zu Fuessen leg ich meine Habe. Den Kranz von Aehren, die der Fluren Krone Und minder nicht von Gold als Fuerstenschmuck, Ich neig ihn vor der Fuerstin Diadem. Die Sichel, die mein Schwert, der Waffen beste, Denn sie bekaempft der Menschen aergsten Feind, Des Name schon ein Schreckensbild: die Not, Ich strecke sie, von hoehrer Macht besiegt. Und dies mein Schild, bemalt nicht nur mit Zeichen, Geschmueckt mit Inhalt und mit Wirklichkeit, Das Wappen meines Standes, meines Tuns, Ich biet es dir als aermliches Geschenk, Wie es dem Hoehern wohl der Niedre beut, Der sich als niedrig weiss, obgleich nicht fuehlt. Und so aus meinem Haus, das meine Burg, Komm ich zu Hof und, neigend dir mein Knie, Frag ich, o Fuerstin: was ist dein Gebot. (Er kniet.) Libussa. Es scheint du sprichst als Gleicher zu der Gleichen. Primislaus. Dir neigt sich nicht mein Knie nur, auch mein Sinn. Libussa. Doch wenn sich beide nicht aus Willkuer beugten, Erreichten sie wohl etwa doch mein Mass? Steh auf! Primislaus. Wenn meine Gaben du erst nahmst, Der Geber sieht in ihnen sich verschmaeht. Libussa. So nehmt sie denn! Ich liebe diese Blumen, Weil sie als Meinung gelten ohne Wert. (Man hat den Korb zu ihren Fuessen gesetzt.) Du nennst sie deinen Schild. Ein einfach Wappen! Doch waer' ein Wahlspruch etwa beigefuegt, Was gilt's? er waere stolz, so wie sie einfach. Primislaus (der aufgestanden ist). Ein Wahlspruch auch fehlt meinem Schilde nicht, Demuetig aber ist er wie die Zeichen. Du liebst in Raetseln auszusprechen dich Und knuepfst daran die hoechsten deiner Gaben. Dich selbst. Erlaube, dass ich aehnlich spreche. (Den Korb aufnehmend und ihr darreichend.) Unter Blumen liegt das Raetsel Und die Loesung unter Fruechten. Wer in Fesseln legte traegt sie, Der sie traegt ist ohne Kette. Libussa (die Blumen betrachtend). Das ist nun wohl des Ostens Blumensprache, Die traeumend redet mit geschlossnem Mund, Und diese Rosen, Nelken, saft'gen Fruechte Sind wohl geordnet zu geheimen Sinn. Bei bessrer Musse findet sich die Deutung. (Den Korb abgebend.) Doch Raetsel geben ziemt nur der Gewalt, Die Raetsel loesen eignet dem Gehorsam. Drum offen, da geheim nur was vertraut: Sahst du mich irgend schon? Primislaus. Wer sah dich nicht Als dich das Land mit seiner Krone schmueckte? Libussa. Und sprach ich je zu dir? Primislaus. Zu mir, wie allen, Die als dein Wort verehren dein Gesetz. Libussa. Der Zelter den ich sandte, ohne Leitung, Er blieb in deines Hauses Raeumen stehn. War er je dein? Primislaus. Und waer' er's ja gewesen, Wenn ich ihn gab, war er nicht mehr mein eigen. Ein Mann geht zoegernd vorwaerts, rueckwaerts nie. Libussa. Ein Mann, ein Mann! Ich seh es endlich kommen. Die Schwestern mein sie lesen in den Sternen, Und Wlasta fuehrt die Waffen wie ein Krieger, Ich selber ordne schlichtend dieses Land; Doch sind wir Weiber nur, armsel'ge Weiber: Indes sie streiten, zanken, weinerhitzt, Das Wahre uebersehn in hast'ger Torheit Und nur nach fernen Nebeln geizt ihr Blick, Sind aber Maenner, Maenner, Herrn des All! Und einen Mann begehrt ja dieses Volk; Das Volk, nicht ich; das Land, nicht seine Fuerstin. Du giltst fuer klug, und Klugheit ist ja doch Ein Notbehelf fuer Weisheit wo sie fehlt. Sie wollen einen Richter, der entscheide, Nicht was da gut und billig, fromm und weise, Nein, nur was recht, wieviel ein jeder nehmen, Wieviel verweigern kann, ohn' eben Dieb Und Schelm zu heissen, ob er's etwa waere. Dazu bist du der Mann, wie's mindstens scheint. Allein der Richter sei vor allem frei Von fremdem Gut, soll er das fremde schuetzen. Drum sag nur an: ist nichts in deinen Haenden Was mir gehoert und du mir vorenthaeltst? Primislaus. Dein bin ich selbst und all was ich besitze, Was ich besass ist nicht in meiner Hand. Libussa. Mir widert dieser Reden Doppelsinn, Die nichts als Stolz, als schlechtverhuellter Hochmut. Drum frag ich offen dich zum letztenmal-- Doch regt sich auch der Stolz in dieser Brust Ausweichen den zu sehn den ich begruesst, Den zu bemerken nur ich mich gewuerdigt. So hoere du auch eine Gleichnisrede, Sie soll mir zeigen ob du weise bist. (Vom Throne herabsteigend.) Ein Koenig hatte sich verirrt beim Jagen Und fand bei einem Landmann Dach und Schutz. Des andern Tags, zur Hofburg heimgekehrt, Vermisst er--einen Ring, ihm wert, ja heilig, Den er bei Nacht, man weiss nicht wie, verlor. Da laesst verkuenden er auf allen Strassen, Dass, wer das Kleinod, seines Vaters Erbteil, Ihm wiederbringt, belohnt mit reichen Gaben Ihm naechst soll stehen, hoch in seiner Gunst. Was haettest du getan, warst du der Landmann? Primislaus. Vielleicht fuehlt' ich mich durch die Tat belohnt, Und jener Ring, als Ausdruck des Bewusstseins, War teurer mir als selbst der hoechste Lohn. Libussa. So tat er auch, der Tor. Er gab ihn nicht. Doch bald darauf brach aus in jener Gegend Ein Aufstand, den veranlasst--was weiss ich?-- Vielleicht des Koenigs Guete, wie so oft. Doch jener Fuerst, der nicht nur milder Vater, Auch strenger Richter, sammelt rasch ein Heer, Zieht gegen die Empoerer und besiegt sie. Ein Teil faellt durch das Schwert, der Ueberrest, Er harrt gefangen eines gleichen Schicksals Durch Henkershand. Da laesst der Fuerst verkuenden: Der allgemeinen Strafe sei entnommen Der einzige, der das vermisste Kleinod Ihm wiederbringt; als Lohn fuer jenen Dienst, Den er, ob Pflicht, doch seinem Herrn erwiesen. Primislaus (lebhaft). Nun weiss ich die Geschichte, hohe Frau! Libussa. Was also tat der Mann, wenn's dir bekannt? Primislaus. Er warf den Ring am Weg in einen Busch. Unschuldig, sprach er, soll mich Unschuld schuetzen, Wenn schuldig, sei die Strafe mir der Schuld. Auf alle gleich der Fuerst den Zorn entlade, Dem Zufall dank ich nichts, noch eines Menschen Gnade. Libussa. Weisst du was nun geschah? Primislaus. Ich weiss es nicht. Libussa. Der Fuerst gab alle gleich dem Schwerte hin. Verloren war der Ring, doch auch der Mann. Ich habe mich getaeuscht, du bist nicht klug, Du kannst nicht Richter sein in diesem Land. Es sinkt der Tag. Goennt ihm fuer heut die Herberg. Zeigt ihm das Schloss mit allen seinen Schaetzen, Damit er sehe was ein Herr und Fuerst. Am naechsten Morgen mag er heimwaerts reisen Und tafeln an dem selbstgewaehlten Tisch, Vom selben Stoff, wie seine Worte weisen: Der Kopf, das Herz, so wie sein Tisch, von Eisen. (Indem sie mit einer geringschaetzigen Handbewegung sich abwendet und Primislaus tiefverneigt dasteht, faellt der Vorhang.) Vierter Aufzug Auf den Waellen von Libussas Burg. Im Hintergrunde durch ein zinnenartiges Steingelaender geschlossen. Rechts und links halbrunde Tuerme mit Eingaengen. Dobromila sitzt im Hintergrunde am Gelaender und liest. Wlasta und Primislaus treten aus dem Turme links. Wlasta. Komm hier heraus! Dort rechts ist deine Wohnung. Hast du betrachtet dir das Schloss genau, Und sahst du je im Leben solche Pracht? Primislaus. Ich nicht. Wlasta. Ward manch ein Wunsch dabei nicht rege? Primislaus. Wer wuenschte sich auch Fluegel wie der Adler Und Flossen wie der Fisch? Sie moegen's haben. Das hoechste, wie beschraenkt auch, ist der Mensch, Im Koenig selbst der Mensch zuletzt das beste. Auch, sah ich eure Betten gar so weich, Dacht' ich: ihr Schlaf ist schlecht wohl, weil so waehlich. Und die Geraete in den Kuechenraeumen, Verfaelschend das Beduerfnis mit der Kunst, Zu sagen schienen sie: Hier fehlt der Hunger, Der beste Koch und auch der beste Gast. In meiner Huette isst und schlaeft sich's wohl; Der Ueberfluss ist schlechtverhuellter Mangel. Wlasta. Da dich die Kunst so widersetzlich findet, Wird Feld und Flur vielleicht dich mehr erfreun. Komm hier und sieh hinaus in die Gefilde, Die endlos sich dem Horizonte nahn. Das alles, Berg und Tal und weite Flaechen, Das alles ist Libussas, meiner Frau. Primislaus. Und sie die Seele denn so vieler Glieder? Ich moechte nicht mein Selbst so weit zerstreun, Aus Furcht nichts zu behalten fuer mich selbst. (Kopf und Haende bezeichnend.) Hier ist mein Rat und hier sind meine Diener, Die Fuesse meine Boten, und das Herz Es ist mein Reich, weit bis zum Sitz der Goetter, Und eine Spanne gross nur in der Brust, Dass Raum fuer mich und alle meine Brueder. Waer' ich ein Fuerst, erschraek' ich vor mir selbst, So wie ein Bild erschreckt das gar zu aehnlich. (Dobromila bemerkend.) Doch halt! wir stoeren hier. Dobromila. Ich war vertieft, Da merkt' ich nicht was rings um uns geschah. Primislaus. Dein Buch ist weise wohl? Dobromila. Komm selbst und lies! Primislaus. Ich kann nicht lesen, Frau! Dobromila. Nicht lesen, wie? Primislaus. In Buechern nicht, allein in Mienen wohl. Da les ich denn: du willst mich, Frau, beschaemen. Dobromila. Vielleicht nur wundr' ich mich, dass du von Laendern Und Fuersten sprichst, und weisst noch nicht was noetig: Den Gang der Zeit von Anfang, die Geschichte. Primislaus. Was heut, war gestern morgen,--und wird morgen Ein gestern sein. Wer klar das Heut erfasst, Erkennt die Gestern alle und die Morgen. Dobromila. Was aber war das erste in der Welt? Primislaus. Das Letzte, Frau! Im Anfang liegt das Ende. Dobromila. Die Sterne kennst du nicht? Primislaus. Ich sehe sie, Und sehen sie nicht mich, bin durch mein Sehen Ich besser denn als sie. Dobromila. Was ist das Schwerste? Primislaus. Gerechtigkeit. Dobromila. Du irrst mein rascher Freund! Das allerschwerste ist: den Feind zu lieben. Primislaus. Halb ist das leicht, und ganz vielleicht unmoeglich. Allein bei allen Kaempfen dieses Lebens Den Anspruch baendigen der eignen Brust, Nicht mild, nicht guetig, selbst grossmuetig nicht, Gerecht sein gegen sich und gegen andre, Das ist das Schwerste auf der weiten Erde, Und wer es ist, sei Koenig dieser Welt. Doch lass die toten Lehren deiner Blaetter! Die Wahrheit lebt und wandelt wie du selbst, Dein Buch ist nur ein Sarg fuer ihre Leiche. (Zu Wlasta hinzutretend, die von zwei hingelehnten Schwertern eines ergriffen hat und es pruefend beugt.) Was schaffst du hier? Wlasta. Du siehst, ich pruefe Waffen. Primislaus. Was soll dem Weib das Schwert? Wlasta. Hier ist ein zweites, Versuchen wir, gefaellt's dir, einen Gang? Primislaus. Ich kann nicht lesen und ich kann nicht fechten. Was soll das Spiel? Der Ernst erst macht die Waffe. Allein bewehre drei und vier und fuenf Mit solchem Tand, und lass sie nachts versuchen Zu dringen in die Huette, meine Burg, Bewehrt mit meines Vaters breiter Axt, Tret ich entgegen ihnen, und der Mut Mag dann entscheiden wer ein bessrer Krieger. Ich bin ermuedet, zeige mir die Staette Wo man zu Nacht die Herberg mir bestellt. Wlasta (auf den Turm rechts zeigend). Sieh, dort! Slawa (hinter der Szene). Ihr sollt nicht, sag ich euch! Primislaus. Was nur des Neuen? Slawa (aus dem Turme links kommend). O schuetzet mich! Primislaus. Du bist das erste Weib An diesem Wunderort, das Schutz begehrt, Die andern sind vielmehr geneigt zu meistern. Slawa. Ja Schutz vor dir und deinesgleichen, Mann. Primislaus. Vor mir? Slawa. So denn vor deinesgleichen. Sie bilden sich nun ein mich schoen zu finden, Obgleich ich es nicht bin, ja sein nicht mag. Da folgt mir denn der ueberlaest'ge Schwarm Und tritt entgegen mir auf allen Pfaden. Der eine fasst die Hand mir mit der seinen, Der andre dreht die Augen quer im Kopf Wie ein Verscheidender, schon halb Verstorbner, Der dritte kniet und schwoert beim hohen Himmel, Ich sei das Kleinod dieser weiten Welt, Von meinem Blick erwart' er Tod und Leben. Wie jaemmerlich ist aber das Geschlecht, Das alles was den Menschen ehrt und adelt Bloed uebersieht und nur nach aeussern Gaben, Nach Weiss und Rot, nach Haar und Zahn und Fuss, Den Abgott waehlt, das Letzte sich des Strebens. Primislaus. Mein Kind, was dich die Maenner heisst verachten, Birgt etwa wohl Verachtung fuer dich selbst. Wer nach dem Aeussern seine Wahl bestimmt, Bezweifelt, fuercht ich, sehr den Wert des Innern. Man sucht den Diamant laeg' er im Staube, Geschliffnem Glas gibt erst der Glanz den Wert, Ist all sein Wesen Glaenzen doch und Scheinen. Dein Weg fuehrt dich zurecht, hier bist du sicher. Mir ist das Weib ein Ernst, wie all mein Zielen, Ich will mit ihr,--sie soll mit mir nicht spielen. Sagt das der Fuerstin als den letzten Gruss Am Morgen, wenn ich fern schon meiner Wege. (Er geht in den Turm rechts.) Wlasta. Ich folg ihm nach, so lautet der Befehl. (Sie geht in denselben Turm.) (Libussa kommt aus dem Turme links.) Libussa. Wie ist's mit jenem Mann? Dobromila. Er ist von Stahl. Libussa. Es brach wohl auch ein Schwert schon im Gefecht. Was sproede ist zerbrechlich. (Zu Dobromila.) Folg du ihnen. Der Abend daemmert schon, es ziemt sich nicht, Dass er und sie allein in solcher Stunde. (Da Dobromila geben will.) Vielmehr gebt einen Schleier mir. Ich selbst Will Zeuge sein wie weit sein Starrsinn geht. Gehorchen soll er und dann mag er ziehn. Ich fuehl' es fast wie Hass im Busen quellen. (Ab in den Turm links.) ---------------- Gemach im Innern des Turmes. Links im Vorgrunde ein Teppich-behangener Tisch. Primislaus und Wlasta treten ein. Wlasta. Hier denn ist dein Gemach. Primislaus. Ich danke dir. Und da ich morgen mit dem Fruehsten scheide, So nimm schon heut ein doppelt Lebewohl. Wlasta. So willst du fort? Primislaus. Mein Haus ist unbestellt, Auch gab mir meinen Abschied schon die Fuerstin. Wlasta. Und hast du ihr, Libussen, nichts zu sagen? Primislaus. Was nur? Wlasta. Sie glaubt in dir denselben zu erkennen, Der einst im Walde hilfreich ihr genaht. Auch haben die Wladiken ausgesagt, Dass du es warst, der Kleinod gegen Kette Mit schlauer List umwechselnd ausgetauscht. Primislaus. Wenn ihr es wisst, warum nur fragt ihr noch? Wlasta. Vielleicht fuehlt sich der Fuerstin Stolz beleidigt, Dass du mit einem Recht auf ihren Dank, Aufgibst dein Recht, und ihren Dank verschmaehst. Primislaus. Stolz gegen Stolz, wenn's wirklich also waere. Wlasta. Allein der Stolz des Pfluegers und der Fuerstin! Zudem ist jenes Kleinod hoch ihr wert, Als ihres Vaters deutungsvolle Gabe. Durch Zufall nur geriet's in deine Hand Und blieb ein Eigen meiner hohen Herrin. Drum gib was eines andern, nicht das deine. Primislaus. Ich gab es schon. Wlasta. Wann aber, wo und wie? Primislaus. Ich sagt' es auch, ob etwas raetselhaft, Schon als ich kam, doch ihr verstandet's nicht. Wlasta. Hier aber will man Raetsel nicht, Gehorsam. Primislaus. Auch weiss ich, dass den werbenden Wladiken Sie auferlegt, ihr ganz und ungeteilt Das Kleinod auszuliefern, das sie hochhaelt. Vielleicht, waer' erst die eine Haelfte da, Fuegt' ich die zweite bei, besaess' ich sie. Wlasta. Erfuellst du deinen Teil, tatst du genug. Primislaus. Ich bin hier in dem Wunderschloss der Weiber, Und alle weibliche Vollkommenheit Hat man mir vorgefuehrt mit etwas Prangen; Nur mit den Fehlern, scheint mir, des Geschlechts Hielt man zurueck, bedaechtlicher als billig. Da ist nun Neugier, die man Schuld euch gibt. Wie waer' es, holde Wlasta, wenn nur Neugier Dir diese Fragen in den Mund gelegt? Sprichst du zu mir im Auftrag deiner Frau? Wlasta. In ihrem Auftrag nicht. Primislaus. Nun also denn! Das Recht auf Antwort nur gibt Recht zur Frage. Wlasta. Doch weiss wovon ich spreche meine Frau. Primislaus. Das soll ich glauben eben weil du's sagst? Wlasta. Als Zeichen denn, dass nicht die Neugier bloss, Dass mich ein hoehrer Wink dazu berechtigt, Sieh hier das Kleinod, dessen eine Haelfte Du vorenthaeltst, und das man ganz begehrt. (Das Mittelkleinod des Guertels aus dem Busen ziehend.) Primislaus. Das schoene Bild! Die glaenzend reichen Steine! Derlei sah ich in meinem Leben nicht. Wlasta. Verstell dich nicht, es war in deiner Hand. Primislaus. Wie kaeme derlei in die Hand des Pfluegers? O gib es mir, o lass es mich betrachten! Wlasta. Halt ab die Hand! (Das Kleinod auf den Tisch ihr zur Seite hinlegend.) Hier leg ich es denn hin. Du aber nun erfuelle was dir Pflicht. Die Fuerstin will nicht laenger, kann's nicht dulden, Dass was ihr wert und teuer, heilig selbst, In niedrer Hand, als offenkundig Zeugnis Von einer halb vertraulichen Begegnung, Zum Anspruch stempelnd was ein Zufall war. Du sollst, du musst, die Fuerstin will es so. (Dobromila kommt, hinter ihr Libussa, eine Fackel tragend, vom Kopf bis zu den Fuessen mit einem dichten Schleier bedeckt.) Dobromila. Wollt ihr nicht Licht? Der Abend daemmert schon. Ich lass euch hier der Dienrin helle Fackel. Du aber Wlasta foerdre dein Geschaeft. (Sie geht. Libussa bleibt, die Fackel emporhaltend, im Mittelgrunde gegen die linke Seite.) Wlasta (da sie Libussa erblickt, vor sich hin). Sie ist es selbst! Primislaus. Scheint Wlasta doch beklommen! Waer' sie's? O still mein ahnungsvolles Herz! Wlasta (zu Primislaus). Was not tut ward gesagt. Gehorche nun! Primislaus. Ihr setzt so schnell voraus, was erst bewiesen, Ein Unrecht bildete das auch ein Recht. Nimm an: ich war es selbst, der einst bei Nacht Begegnet eurer Fuerstin tief im Walde, Nimm an: dass aller Unterscheidung bar, Sie mir erschien als Koenigin der Weiber, Nicht als das Weib das selber Koenigin. Der Glieder holder Reiz, der Stirne Thron, Das Aug' das herrscht, die Lippen die befehlen, Selbst wenn sie schweigen, ja im Schweigen mehr; Sie riefen in die Seele mir ein Bild, Das mich umschwebt seit meinen fruehsten Tagen, Und all mein Wesen es rief aus: sie ist's! Ich wusste nichts von ihrem Rang und Stand Und nichts verbot zu hoffen und zu werben. Sie schied, es kam der Tag. Des Kleinods Pracht, Das in der Hand statt ihrer mir geblieben, Bezeichnete sie wohl als hoher Abkunft; Doch ist auch Primislav nicht niedern Stamms, Ein Enkelsohn von Helden, ob nur Pflueger. Erst als die Sage von Libussas Unfall Das Land durchzog, da war es ploetzlich hell, Und ich nur noch ein hoffnungsloser Tor. Doch aus den Truemmern meines aeussern Gluecks Erbaute sich im Innern mir ein neues. Wie Trauerfaltern kreisen um das Licht, Umflogen meine Wuensche nun das Kleinod, Was frueher Zeichen, ward jetzt Gegenstand. Ich trug's mit mir auf meiner warmen Brust, Ich drueckt' es an das Herz, an meinen Mund, Das Eigentum verwechselnd mit dem Eigner-- Heiss deine Freundin still die Fackel tragen, Wir sind im Dunkeln wenn verloescht das Licht. Wlasta. Lass die Erzaehlung denn und komm zur Sache! Primislaus. Ein Traum ist ja Erzaehlung und sonst nichts. Zerstoert war nun, fuer immer schien's, mein Hoffen. Da taucht's auf einmal wieder blinkend auf. Zu meiner Huette kamen die Wladiken Gefuehrt von meinem Gaul, der fuehrerlos, Den Weg gefunden zu der fruehern Heimat. Da sprach es still in mir: Sie denkt noch dein, Entschwunden ist ihr ganz nicht die Erinnrung An jene Nacht, die holde Wunderzeit. Nicht dass ich glaubte, meine Niedrigkeit Erhoehe je mich zu der Hoheit Hoehe Nicht dass ich glaubte, die Bedingung, Die sie gesetzt den werbenden Wladiken, Sie wuerde je zum Anspruch fuer mich selbst; Allein den Schatten eines fluecht'gen Eindrucks, Den muessigen Gedanken: wenn's nicht so, Wenn's anders waere in der Welt der Dinge, Wenn dieser Umstand fort und jener da, Wenn niedrig waere hoch und wenig viel, Dann moecht' es sein, dann koennt' es wohl geschehn! So viel, ein Nichts, ein schwebendes Atom, Dacht' ich mir wach in eurer Fuerstin Seele. Die Freundin dort wird ungeduldig, scheint's. Wir muessen eilen, denn sie will von dannen. Mit solcher Hoffnung kam ich schwindelnd her, Das Herz trat mir in Ohr und Aug' und Lippe, Doch kalter Spott und ruecksichtsloser Hohn Kam mir entgegen auf des Hauses Schwelle. Wlasta. Du dachtest dir das Weib und fandst die Fuerstin. Primislaus. Es ist die Herrschaft ein gewaltig Ding, Der Mann geht auf in ihr mit seinem Wesen, Allein das Weib, es ist so hold gefuegt, Dass jede Zutat mindert ihren Wert. Und wie die Schoenheit, noch so reich geschmueckt, Mit Purpur angetan und fremder Seide Durch jede Huelle die du ihr entziehst, Nur schoener wird und wirklicher sie selbst, Bis in dem letzten Weiss der Traulichkeit, Erbebend im Bewusstsein eigner Schaetze, Sie feiert ihren siegendsten Triumph. So ist das Weib, der Schoenheit holde Tochter, Das Mittelding von Macht und Schutzbeduerfnis, Das Hoechste was sie sein kann nur als Weib, In ihrer Schwaeche siegender Gewalt. Was sie nicht fordert das wird ihr gegeben Und was sie gibt ist himmlisches Geschenk, Denn auch der Himmel fordert nur durch Geben. Doch mengt der Stolz sich in die holde Mischung, Ein scharfer Tropfen in die reine Milch, Dann loesen sich die Teile; stark und schwach Und suess und bitter treten auseinander, Der Schaetzung unterwerfend und Vergleichung Was unschaetzbar und unvergleichlich ist. Selbst Wlasta du, als du noch Waffen bogst, Mit rauher Stimme fordertest zum Kampf Warst du nicht du, zum wenigsten kein Weib; Doch seit die Freundin dort ins Zimmer trat, Hat holde Scheu begeistert all dein Wesen, Die Hand, die ich erfasse, zittert fast; Du bist nicht stolz, wie jene Freundin scheint, Die mit unwill'gem Fusse tritt den Boden; So bist du schoen, dein Auge, nicht mehr starr, Es haftet milden Glanzes an dem Boden Die Wange faerbt ein maedchenhaft Erroeten. O weh! dein Haar ging los aus seinen Banden, Als strebt' es, schamhaft selber, zu verhuellen Den holden Wandel aus dem fruehern Trotz. Ich streich es dir zurueck. Nun wieder rein, Erkenn ich dich im Spiegel deiner Seele, Und waere nicht mein Herz auf andern Pfaden, Ich sagte: Wlasta, kannst du fuehlen weich? Begreifst du dass ein Innres schmelzen muss Um eins zu sein mit einem andern Innern? Hoffst du, entfernt von diesem stolzen Schloss, Zu finden wieder Demut, Milde, Schwaeche? Ist eine Huette dir ein Koenigsbau, Bewohnen Herrscher sie im eignen Hause? Sag ja, sag ja! und stelle dich mir hoeher Als deine Fuerstin steht, trotz Glanz und Pracht. (Sich niederbeugend um ihr in die Augen zu sehen. Libussa hat einige Schritte nach vorn gemacht, wie um zu sprechen, jetzt wirft sie die Fackel weg und geht.) Die Fackel fiel. Lass mich! Wlasta (die die Fackel aufgehoben hat). Die Fuerstin zuernt. Primislaus. Wie weiss die Fuerstin was wir hier beginnen? Du schuldest Antwort mir auf meine Frage. Ich lass dich nicht, du musst mir Rede stehn! Ich loesche dir die Fackel, dann im stillen Vertraust du das Geheimnis meinem Ohr. (Indem er wiederholt nach der Fackel greift und dadurch die Widerstrebende nach rueckwaerts draengt.) Wlasta. Verwegener und Spoetter auch, zurueck! Ich fuehle mich gelaehmt zum Widerstand, Denn Uebermut und Dreistigkeit vernichtet. (Er hat ihr die Fackel entrissen und am Boden ausgeloescht.) Wir sind im Dunkeln. Von aussen. Wlasta! Wlasta. Sieh mich hier! (Durch die Tuere ab.) Primislaus (das auf dem Tische liegende Kleinod ergreifend und in den Busen steckend). Ich hab's, ich hab's! Wohl mir, die List gelang! Dort seh ich einen Ausgang. Fort ins Freie! (Indem er einer im Hintergrunde befindlichen Tuere zueilt, erscheint Libussa mit zurueckgeschlagenem Schleier in der Tuere links und winkt mit gehobenem Arme. Eine Falltuere im Boden bewegt sich.) Der Boden weicht, ich sinke! (Nach vorn gewendet.) Ha, Libussa! (Er versinkt.) (Libussa zieht sich durch die Tuere zurueck.) ---------------- Verwandlung Der Thronsaal wie im dritten Aufzuge, im Mittelgrunde durch einen Vorhang abgeschlossen. Es ist dunkel. Primislaus' Stimme (hinter dem Vorhange). Beschuetzen mich die Goetter! Fort die Haende! (Er kommt hinter dem Vorhange hervor, gefolgt von mehreren schwarz geruesteten Maennern.) Primislaus. Lasst ab!--Der Boden schwankt, die Sinne schwindeln. Aus steiler Hoehe rasch herabgeglitten, Schlaegt noch die Erde Wellen unter mir Und die Bewegung setzt sich fort ins Innre. Ich koennte sagen, tun, was fremd mir selbst. Nun ist es wieder gut. Nun kommt nur an! Was wollt ihr und was fordert man von mir? Ihr schweigt? Sind eure blanken Schwerter Worte? Und heischt mein Leben eure milde Frau? O Guete, Guete, himmelsgleiche Guete Wie preist dich hochentzueckt ein ganzes Land! Ich aber nenn es Willkuer, Weiberlaune, Die nur geleitet durch ein blind Gefuehl Hier ausgiesst ihres Fuellhorns Ueberfluss Weil der Empfaenger nah, weil er genehm, Weil ihm ein dunkles Etwas Gunst verleiht, Dort wieder nimmt, weil doch parteiisch Geben Ein Geben und ein Nehmen ist zugleich. Es ist die Welt kein traumgeschaffner Garten Wo Duft und Farbenglanz den Platz bestimmt, Die Rose Koenigin und Raute, Lattich Das Unkraut, das man austilgt mit dem Fuss. Ein Ungefaehr verlieh mir Wert und Huld, Doch beides nimmt ein launisch Zuernen wieder. Und wenn Freigebigkeit aus Himmelshoehn Hernieder stiege zu der armen Erde, Sie muesste stehen menschlichem Ermessen Und Antwort geben, wenn gefragt: warum? Ich will gewogen sein mit gleicher Waage, Wie hoch mein Anspruch und wie tief mein Fehl. Der Willkuer fuegt kein Freier sich, kein Mann. Ich sehe Ketten dort in euern Haenden Hier sind die meinen, legt mir Fesseln an! In Turmesnacht, von Lebenden geschieden Will ich das Loblied singen eurer Frau, Mich selber richten, dass ich ihr vertraut. Dir scheinen Ketten zu gelinde Strafe, Ich seh's, du zueckst das Schwert auf meine Brust. Wohl weiss ich was ihr wollt, was ihr begehrt; Ich aber sagte: nein, und sag es noch. War's auch ein Spiel nur, ein verwegner Scherz, Den Uebermut zu baendigen durch List, Den Anspruch mir zu wahren, der mein Recht, Auf eurer Fuerstin Dank und Anerkennung. Hab ich's verweigert, so verweigr' ich's noch, Mein Leben setz ich ein fuer meinen Willen. Stoss, Moerder, zu! ich bin in eurer Macht, Der Goetter Schutz vertrau ich meine Seele. (Er sinkt auf ein Knie und verhuellt die Augen mit der Hand.--Libussa ist von der linken Seite eingetreten. Auf ihren Wink haben sich die Gewaffneten hinter den Vorhang zurueckgezogen. Sie klatscht in die Haende und von den Seitenwaenden schieben sich Armleuchter mit brennenden Kerzen vor. Es ist licht.--Primislaus emporblickend.) War das das Zeichen blutigen Vollzugs? Du selber bist's? So traf mich schon der Stoss Und wall ich jenseits in den sel'gen Fluren, Wo uns der Wunsch erfuellt entgegenkommt? Wo dieser Erde Druck und bittres Leiden Als Kranz sich windet um der Sel'gen Haupt? Du bist es nicht, du bist dein eigner Schatten, Sei mir, dem gleichen Schatten, denn gegruesst. Libussa. Du lebst, doch leb auch ich. Ich bin Libussa Und ruehme mich Gerechten als gerecht. Du hast mich schwer beschuldigt und ich komme Dir Rede stehen, zu verteid'gen mich. Primislaus. Verteid'gen dich? Bist du denn nicht die Hohe, Die Himmlische, den hohen Goettern aehnlich? So wie die Sonne, wenn sie Wolken zog Und Blitz auf Blitz den Horizont durchschneidet, In Finsternis sich huellt die bange Welt; Kaum dass durch eine Spalte des Gewoelks Sie vortritt in der ewig gleichen Schoene, Das All die holde Dienstbarkeit erkennt, Vergessen fast im Segen der Gewohnheit-- Bist du am offenbarsten wenn verhuellt Und traegst die Krone wenn du sie verleugnest. Libussa. Nun sprichst du so, nachdem du lang verweigert. Primislaus. Dem kraenkenden Befehl. Libussa. Nun denn: ich bitte. Primislaus. Hoert ihr's ihr Mauern? Hoerst du's laue Luft, Die Waerme nimmt von ihrer Glieder Waerme? Wir waren, o verzeih, setz ich dich gleich, Wir waren wie die Kinder wenn sie schmollen, Wegweisend was der Wunsch zumeist begehrt. Nun fort auch jeder Anspruch, jedes Recht, All was nicht Demut ist und Unterwerfung. Womit ich binden wollte deine Huld, Nimm es zugleich mit dem Gebundnen hin. (Er hat das Kleinod aus der Brust gezogen und bietet es dar.) O waeren diese Haende Purpurkissen, Um wuerdig dir zu bieten was das Deine. Libussa. Die Haelfte deines Anspruchs wahrst du doch. Es fehlt ein Teil, der voll erst macht das Ganze. Ich muss dich klug, muss dich verstaendig nennen, Doch minder edel deucht mich was du tatst. Sprich, ist es zart, wie's gegen Frauen ziemt, Vorzuenthalten was ihr Wunsch begehrt, Und sich durch List zu sichern was nur Gunst, Nicht Recht noch Schlauheit eignet zum Besitz? Primislaus. Ich gab es ja, gab's schon bei meinem Eintritt. Wir sind am selben Ort der mich empfing. Hier stehn die Blumen, meiner Armut Gabe, Die man als wertlos nicht vom Ort verrueckt. So kommt denn ihr, gebt Zeugnis meinen Worten! (Er hat den Korb aufgenommen.) Den Sinnspruch hast du dennoch nicht erraten! Unter Blumen liegt das Raetsel Und die Loesung unter Fruechten. (Er stuerzt den Korb zu ihren Fuessen auf den Boden. Die Kette liegt obenauf.) Wer in Ketten legte, hat sie, (zuruecktretend) Der sie traegt, ist ohne Kette. Und nun erlaube, dass gleich einer Magd Ich wieder fuege was der Zufall trennte. (Er setzt sich auf die unterste Stufe des Thrones, indem er die Kette trennend, das Mittelkleinod einfuegt.) Wer mir die Kette teilt, Allein sie teilt mit keinem dieser Erde, Vielmehr sie teilt, auf dass sie ganz erst werde; (mit erhobener Stimme) Hinzufuegt was, indem man es verlor, Das Kleinod teurer machte denn zuvor. O wuesstest du was mir bei diesem Wort Fuer Hoffnungen durch meine Seele stuermten! Ich war ein Tor!--Dein Auftrag nun erfuellt, Leg ich mein Werk zu deinen Fuessen nieder Und kann nun scheiden ohne Schuld und Fehl. (Er legt das Geschmeide auf die Blumen am Boden.) Libussa. Noch einmal nenn ich klug dich und auch edel. Bleib hier! Es will das Volk bestimmte Sprueche. Was mir der Geist, in Ahnungen verhuellt Und in Erinnrung an des Vaters Weisheit' Mit unbewiesner Sicherheit verkuendet, Sie wollen's pruefen, wollen es begreifen Und ihres eignen Richters Richter sein. Sei du der Uebertrager meiner Worte, Kleid ihnen ein wie's ihrer Fassung ziemt, Was ich errate mehr, als fasslich denke, Und erst als heilsam sich als wahr bewaehrt. Primislaus. Du bist umworben von des Landes Hoechsten, Bald steht ein Gatte, Fuerstin, neben dir. Mein Leben und mein Blut sind dir erboetig; Doch dien ich keinem Mann. Libussa. So glaubst du wirklich, Die Toren traefe jemals meine Wahl? Primislaus. Doch wenn das Land nun unterstuetzt die Werbung? Libussa. So wirb auch du, ob hoffnungslos wie sie. Primislaus. Sie sind, noch einmal, dieses Landes Beste. Ich bin der Letzten einer, ohne Schutz. Libussa. Du bist so machtlos nicht als du wohl glaubst. Weisst du?--Und eben deshalb kam ich her, Trotz jenes Scherzes, erst im Turm, mit Wlasta. Ich weiss es war nur Scherz, doch war er frech Und er verdiente wohl ein laengres Zuernen. Doch kam ich her ob wirklicher Gefahr. Weisst du? Das Volk steht draussen vor den Toren, Sie glauben dich in Haft, bedroht dein Leben Und fordern dich zurueck mit Wut und Trotz. Primislaus. Ist hier kein Schwert? Wo sind die Waffenmaenner, Die kurz vorher sich feindlich mir genaht? Ich will hinaus! ich will den Aufruhr lehren, Dass rohe Macht nur Macht ist im Gehorsam Und Niedres sich vor Hoeherm willig beugt. Libussa. Da waere ja der Schuetzer den ich brauche! Du bist ein Mann, dir folgen sie wohl willig, Sehn sie in dir das Bild doch des Geschlechts. Hartnaeckigkeit hat dich als Mann bewiesen. Primislaus. Wenn du Beharrlichkeit statt dessen sagst, Hast du genannt vielleicht den einz'gen Vorzug In dem die Frau nachsieht dem festen Mann. Libussa. Weshalb euch denn die Herrschaft auch gebuehrt? Doch waer' ich nun beharrlich so wie du, Und legte von mir dieses Landes Krone, Und liesse die Beharrlichen beharren In ihres Trotzes ungezaehmter Gier? Primislaus. O tu's, Libussa, tu's! Sei wieder jene Als die du mir im Walde dort erschienst; Der Rasenplatz dein Reich, und deine Krone Du selbst, mit dir als Edelstein geschmueckt. Huell wieder dich in meiner Schwester Kleider, Dieselben die ich oft ans Herz gedrueckt, Als freilich eines andern Koerpers Huelle, Der minder schoen, doch nahe mir wie du. Siehst du? wie hart ihr seid und karg und selbstisch? Ich gab dir alles was mein Eigentum, Mein treues Ross, der Schwester heil'ges Erbe (Das Geschmeide mit dem Fusse beruehrend.) Und ihr, ihr marktet um den blanken Tand, Der kaum ein Tausendteil von deinen Schaetzen. Libussa. Es ist des Vaters teures Angedenken. Primislaus. Ich hasse deine Eltern, deine Schwestern, Die Wurzel und den Stamm--bis auf die Bluete. Libussa. Wohl gar auch mich? Primislaus. Auch dich, sagt' ich beinah. Weil ohne Worte du versprichst, und sprechend Der Sprache deiner Anmut widersprichst. Und dennoch warst du mein, in meiner Macht, Als Zeuge nur die Luft und jene Baeume. Die Tat war ehrfurchtsvoll, doch die Gedanken Sie haben raeuberisch an dir gesuendigt. Als ich aufs Pferd dich hob, bei jedem Straucheln Dir Hilfe bot, da fuehlt' ich deine Naehe. Den unberuehrten Leib hab ich beruehrt, Ich weiss wie warm die Pulse deines Lebens, Und wer dich freit, wer dich von dannen fuehrt, Ich werd' ihm sagen: du bist nur der Zweite, Den Vorschmack deines Gluecks hab ich gefuehlt. Libussa. Ich werde zuernen wenn du achtlos sprichst. Primislaus. Du zuernst ja schon und hast gezuernt, und Strenge Ist all dein Wesen, bis auf jenen Tag. Da warst du mild und lebst mir so im Herzen. Als nun der Augenblick der Trennung kam, Da sprach ich bang zu dir: Neig mir dein Haupt! Und hing um deinen edlen Hals die Kette Von der ich mir den besten Teil geraubt, Das Kleinod das der Jungfrau Schmuck und Zier, Das Sinnbild erster, ahnender Begegnung. Jetzt ist es keine Kette mehr, die bindet, Ein Guertel, den nur Weiberhand beruehrt Und anlegt um der Herrin schlanke Hueften. Bis jener kommt, der bindet ihn und loest Und dem ich weiche, wie einst aus dem Leben. Libussa. Bleib hier! Ob stolz, sollst du mir dienstbar sein. Leg an den Guertel, hier an seinem Platz, Und weh dem, der ihn noch nach dir beruehrt! (Mit erhobener Stimme.) Ihr aber, die gewaertig meines Winks, Herbei! Und seht was ihr begehrt erfuellt. (Maegde, Wladiken und Landleute treten ein. Libussa zu den Dienerinnen.) Ihr aber helft ihm, er ist ungeschickt. Primislaus. Ich zittre ja. Libussa. Nun denn zum letztenmal. (Die Dienerinnen legen ihr den Guertel vollends an.) Ihr andern, die besorgt um euern Freund, Er ist hier sicher. Er ist mein Gemahl. Dient ihm wie mir, wenn nicht noch mehr als mir, Denn ich ich dien ihm selbst als meinem Herrn. Ich neige mich, folgt eurer Fuerstin Beispiel, (Indem sie Primislaus' Hand ergreift und halb das Knie beugt, das Volk aber kniet, faellt der Vorhang.) Fuenfter Aufzug Laendliches Gemach von querliegenden Baumstaemmen gefuegt. Im Hintergrunde zwei Maegde Libussas, die ein breites Tuch ausgespannt vor sich hinhalten, indes eine andre am Boden kniend mit einem Griffel eine bezweckte Form daran abzumessen scheint. Im Vorgrunde rechts ein Stuhl mit einem darangelehnten Spinnrocken. Dobromila, als eben von der Arbeit aufgestanden, steht daneben und sieht den im Hintergrunde Beschaeftigten zu. Zu beiden Seiten Tueren. Wlasta (zur Tuere links eintretend). Ist eure Fuerstin wach? Dobromila. Ah, Wlasta, du? Wlasta. Und ist sie hergestellt von ihrem Siechtum? Dobromila. Der Anlass war so schoen, und der Erfolg Beglueckt so ueberhoch, dass etwas Schwaeche, Schon als Erinnrung selber ein Genuss. Wlasta. Ihr habt euch hier recht laendlich eingerichtet. Dobromila. Der Fuerst durchzieht das Land, und seine Gattin Folgt ihm auf jedem Schritt, so dass zur Zeit Hier diese Huette unser Koenigsschloss. Wlasta. Und seid beschaeftigt auch. O Dobromila! Du legtest kaum die Spindel aus der Hand. Ihr seid herabgekommen gute Maedchen! Dobromila. Wir sind vergnuegt. Wlasta. Ich aber bin es nicht. Mir widert der Befehl aus niederm Mund. Drum ging ich zu den Schwestern deiner Frau Auf Wischehrad. Zwar wohnt dort Langeweile, Doch dient man gern wenn Hoheit heischt den Dienst. Kann ich Libussa sprechen? Dobromila. Schau, sie selbst! (Libussa kommt aus der Seitentuere rechts.) Libussa. Ah, Wlasta, du bei uns! Was fuehrt dich her? Wlasta. Libussa, hohe Frau! Libussa. Dein Aug' ist feucht Was nur erpresst der Starken diese Traenen? Wlasta (zeigt mit Gebaerde auf die umgebenden Gegenstaende). Libussa. Ja so, du weinst um uns? Wir sind dir dankbar, Man sagt kein irdisch Glueck sei ungetruebt. Nimmst du die Truebsal nun, statt uns, auf dich, So freun wir uns um desto ungetruebter. Wlasta. Der Abstand martert mich von einst auf jetzt. Libussa. Ist dieser Abstand doch des Menschen Leben! Von Kind zu Jungfrau, bis zuletzt das: jung, Erst nur ein Wort, sich abloest von der Frau: Der einz'ge Name treu uns bis zum Tode. Wlasta. Du weichst mir aus; ein Zeichen dass du's fuehlst. Mein Jammer ist, dass ich die Hohe, Hehre Muss unterwuerfig sehn dem Sohn des Staubs. Libussa. Du sprichst von Primislaus? O gutes Maedchen, Waer' irgend Schmerz in meinem vollen Glueck, So waer' es, dass mein Gatte jeden Strahl Der Hoheit ruecklenkt auf mein eignes Haupt; Dass wie ein Traeger anvertrauter Macht, Wie ein Verweser nur von fremdem Gut, Er nie sich fuehlt als Herr und als berechtigt. Wlasta. Doch scheint mir was geschieht ist meist sein Wille. Libussa. Es ist so, ja. Doch weisst du auch warum? Er hat fast immer recht. Wir haben, Maedchen, Die Macht geuebt zu eigenem Genuss. Wir pflueckten ab die Blumen alles Guten, Er geht vom Stamm herab bis zu der Wurzel, Und schon des Samenkornes hat er acht. Wir fuehlten in dem fremden Glueck das eigne, Er liebt im fremden fast das fremde nur, Das Edle selbst, das wohltut hoeherm Sinn, Weist er zurueck und duldet das Gemeine Wenn allgemein der Nutzen und die Frucht. Drum wo uns Widersetzlichkeit gedroht, Dort findet er Gehorsam. Jeder hilft Teilnehmend am Vollbringen, am Vollbrachten. Es ist so schoen fuer andere zu leben! Lebt er fuer sie, warum nicht ich fuer ihn? Wlasta. Doch deine Schwestern sind nicht gleichen Sinns, Sie fuehlen noch die angestammte Hoheit Und es belaestigt sie die neue Zeit. Im Walde, wo ihr Schloss, ertoent die Axt, Der tausendjaehr'gen Eichen Staemme fallen Zu niedrigem Gebrauch. Der Felsen Innres Durchwuehlt der Eigennutz und sprengt die Fugen, Dem Licht verflossen seit dem Schoepfungstag, Um Steine sich zu brechen fuers Gehoeft, Fuer seiner Herde schmutzige Umfriedung. Sie aber, deine Schwestern, wollen einsam Und ungestoert vom lauten Poebelschwarm Dem geist'gen Anschaun leben, der Betrachtung. Libussa. Ich sag es meinem Gatten, kehrt er wieder, Wenn irgend moeglich, stellt er's hilfreich ab. Wlasta. Wenn moeglich nur? Was waer' der Macht unmoeglich? Libussa. Das Unvernuenft'ge, Kind, und was nicht billig. Wlasta. Bezweifelst du ihr Recht und ihre Hoheit? Libussa. Ich zweifle nicht und liebe nicht zu zweifeln. All was sich selbst gemacht im Lauf der Dinge Duenkt als natuerlich mir zugleich im Recht. Mein Gatte aber prueft und untersucht Und jeder Anspruch muss ihm Rede stehn Als allen nuetzlich in der Hand des einen. Allein mich deucht er selber kehrt zurueck; Vereinen wir denn beide unsre Bitten. (Primislaus kommt.) Primislaus. Libussa, hohe Frau! Libussa. Nimm als Entgegnung: Mein hoher Gatte; somit Herr der Frau. Primislaus. Wir haben uns geplagt den langen Morgen, Der Tag ist heiss, fast fuehl ich mich ermuedet. Libussa. So sitz! Primislaus. Hier ist kein zweiter Stuhl fuer dich. Libussa. Wohlan denn: so befehl ich dir zu sitzen, Und du befiehl, dass ich hier steh bei dir. Nimm dieses Tuch, ich trockne dir den Schweiss. Primislaus (der sich gesetzt hat und die Stirne trocknet). Wir waren frueh am Werk und gingen rastlos, Ich und die Aeltesten, rings durch die Gegend. Und sahen uns den Ort und seine Lage. Weisst du denn auch? wir bauen eine Stadt. Wenn du's genehmigst naemlich und es billigst. Libussa. Sag mir vorerst: was nennt ihr eine Stadt? Primislaus. Wir schliessen einen Ort mit Mauern ein Und sammeln die Bewohner rings der Gegend, Dass hilfreich sie und wechselseitig foerdernd Wie Glieder wirken eines einz'gen Leibs. Libussa. Und fuerchtest du denn nicht, dass deine Mauern, Den Menschen trennend vom lebendigen Anhauch Der sprossenden Natur, ihn minder fuehlend Und minder einig machen mit dem Geist des All? Primislaus. Gemeinschaft mit den wandellosen Dingen Sie ladet ein zum Fuehlen und Geniessen, Man geht nicht rueckwaerts lebt man mit dem All; Doch vorwaerts schreiten, denken, schaffen, wirken Gewinnt nach innen Raum, wenn eng der aeussre. Libussa. Doch sind die Menschen strenggeschiedne Wesen, Ein jeder ist ein andrer und er selbst; Die enge Naehe, stoerende Gemeinschaft Schleift ab das Siegel jeder eignen Geltung, Statt Menschen hast du viele die sich gleich. Primislaus. Was jeder abgibt geben auch die andern Und so empfaengt der eine tausendfach. Es ist der Staat die Ehe zwischen Buergern, Der Gatte opfert gern den eignen Willen, Was ihn beschraenkt ist ja ein zweites Selbst. Libussa (die Hand auf seine Schulter legend). Wohl, ich verstehe das mein Primislaus, Und also bau nur immer deine Stadt. Allein warum denn hier, an dieser Stelle, Wo manchen sie belaestigt und beirrt? Primislaus (aufstehend). Siehst du, die Moldau, dieses Landes Ader, Die blutverbreitend durch den Koerper stroemt, Hier hat versammelt sie all ihre Quellen Und breitet sich in weiten Ufern aus. Noch weiter unten fliesst sie in die Alb, Mit der vereint sie durch die Berge bricht, Die scheiden unser Land vom deutschen Land Und stroemt mit ihr, so sagt man, bis ins Meer. Steht unsre Stadt nun hier, so baun wir Schiffe Und laden auf des Landes Ueberfluss An Frucht, an Korn, an Silber und an Gold. Libussa. So achtest du das Gold? Primislaus. Ich nicht, doch andre, Und andern eben bieten wir es dar. So schafft uns Tausch was hier noch etwa fehlt. Libussa. Genuegsamkeit ist doch ein grosses Gut! Primislaus. Befriedigt ist das Tier nur und der Weise, Den Menschen, die gleich mir und gleich den meisten Ward das Beduerfnis als ein Reiz und Stachel Von ew'gen Maechten in die Brust gelegt, Beduerfnis das sich sehnt nach der Befried'gung Und dort auch noch zu neuen Wuenschen keimt. Hat auch das Land was ihm zur Not genug; An unsern Grenzen wohnen andre Voelker, Die streben vor und mehren ihre Macht. Das Viel und Wenig liegt in der Vergleichung Und in der Truhe mindert sich der Schatz. Wer Hundert hat und sich damit begnuegt, Er hat's nicht mehr, zaehlt jeder Nachbar Tausend. Nebstdem ist dieses Werk nicht mehr mein eignes. Des Landes Aelteste die mich begleitet Als wir umschritten rings den weiten Raum, Sie haben sich, einstimmend meinen Gruenden, Gesamt erklaert fuer diesen selben Ort. Libussa. So haeltst du sie fuer weiser denn als dich? Primislaus. Ich weiss nicht. Etwa nein. Allein, Libussa, Wenn wir das Ganze besser ueberschaun, Verstehn die einzelnen was einzeln besser Und ihren Rat nicht acht ich ihn gering. Dann, glaubst du nicht, dass wenn sie eingewilligt, Mit Doppelkraft sie an die Arbeit gehn? Nicht nur den eignen Nutzen liebt der Mensch, Die eigne Meinung hat ihm gleichen Wert, Er hilft dir gern, sieht er im Werk das seine. Ja selbst der Himmel, scheint's, stimmt mit uns ein. Wir gingen lang, ich und die Aeltesten, Die zoegernd folgten, Zweifel in den Blicken, Ihr ganzes Wesen ein vernehmlich: Nein, Da schallt mit eins der Wald von Axtesschlaegen Und einen Mann gewahren wir, der ruestig Sich einen Eichbaum faellt mit voller Kraft. Wir fragen ihn wozu das Werkstueck solle? Da sagt er: Prah! was in des Volkes Munde So viel als Schwelle heisst, des Hauses Eingang. Dass uns nun beim Beginn des neuen Werks Die Schwelle gottgesandt entgegenkomme, Das fiel die Maenner, wie von oben, an. Hier soll sie stehn, so riefen sie, die Stadt, Und Praga soll sie heissen, als die Schwelle, Der Eingang zu des Landes Glueck und Ruhm. Libussa. Die Schwelle, das ist gut. Primislaus. Nicht wahr, Libussa? Ich seh es gluehen hoch in deinem Auge, Wir stehn auf deines Geistes Machtgebiet. Man schelte mir die Vorbedeutung nicht! Wenn irgendein Gedanke, tatenschwanger Und einer Zukunft wert, entsteht im Menschen, Dann sammeln sich nicht nur die eignen Kraefte, Dass Geist und Leib vereint im selben Punkt, Auch die Natur, die roh gedankenlose, Sie fuehlt den Anhauch eines geist'gen Wehns Und eilt als Mittel sich dem Werk zu fuegen, Anteil zu nehmen an der edlen Tat. Was weit entfernt und scheinbar widersprechend Es naehert sich, gibt auf den Widerstand, Das Unerklaerte schimmert von Bedeutung, Und eine Seele wird ihm der Gedanke, Um den sich schart was feindlich sonst und starr. Da mag denn auch, vorahnend was geschieht, Wie einer schweigend nickt wenn man ihn fraegt, Die Koerperwelt durch Bild und Vorbedeutung Andeuten was erlaubt und ihr genehm. Libussa. Ich sehe dich bekehrt zu meiner Meinung. Primislaus. Ich bin es, ja, und war es immerdar. Schlecht ist der Ackersmann, der seine Frucht Von Pflug und Karst, von seinem Muehn erwartet Und Licht und Sonne, was von oben kommt, Nicht als die Krone achtet seines Tuns. Es wirkt der Mensch, der Himmel aber segnet. Und also vorbereitet, wirst du uns Versagen nicht die Huld um die wir flehn. Libussa. Was ist es Primislaus was ihr begehrt? Primislaus. Ich wuensche dieses Werk als Goetterwille, Als einen Wink von oben angesehn. Wir haben einen Altar aufgerichtet Und Opfer sollen weihen unsern Platz. Waer's dir genehm, nach deinem hoehern Wissen, Der Feier vorzustehn in Priesterart? Vielleicht, dass die Betrachtung ferner Zukunft Ein Wort dir eingibt, das den Mut befeuert Und des Gelingens Hoffnung uns belebt. Libussa. Es schweigt der Geist seit lang in meiner Brust. Ich bin nicht wie die Schwestern, deren Ausspruch Aus strengbewiesnen, sichern Quellen rinnt; Nur manchmal, wenn ich meines Vaters dachte Und meiner edlen Mutter, die, ein Raetsel, Wie hoehern Ursprungs, unter uns geweilt, Da kam mich an ein unerklaertes Schauen, Ich fuehlte: also muss es, werd' es sein, Und siehe da! es war; ich weiss nicht wie. Doch scheint's, nicht nur des Koerpers rauhe Gaben, Die edeln auch des Geistes brauchen Uebung, Sonst schlummern sie auf weichen Kissen ein. Seitdem ich angewohnt, mich deiner Weisheit, Mich deinem tiefen Sinne zu vertraun, Entsteht kein Bild mir mehr in meinem Innern, Des Schauens edle Gabe scheint verwirkt. Primislaus. Die Goetter geben nicht auf dass sie nehmen Und was du warst das bleibst du ewiglich. Libussa. Auch bin ich schwach von meinem letzten Siechtum. Muesst' ich mich zwingen, steigern mit Gewalt, Der Leib ertrueg' es nicht, glaub, ich erlaege. Obwohl's mich lockte, noch einmal, zum letzten, Hinanzuklimmen auf des Schauens Hoehn, In Bild zu kleiden--schwerer Ahnung Traeume Und zu verkoerpern was noch wesenlos. Doch glaub ich, Primislaus, mehr als die Seh'rin Liebst du dein Weib. Ich will sie dir erhalten. Primislaus. Du lehnst es ab, braucht's da noch weitern Grund? Und unsers Werkes Absicht auch missfaellt dir. Du bist die Frau in diesem weiten Land Und ich der erste deiner Untertanen. (Zu einem Begleiter.) Bestellt die Feier ab und sagt den Maennern Das Weitere erfahren sie demnaechst. (Der Angesprochene geht.--Primislaus zu Wlasta.) Und nun zu dir! (Libussa hat Dobromila einen Wink gegeben und entfernt sich waehrend des folgenden, nur von dieser gefolgt, unbemerkt durch die Seitentuere rechts.) Ich kenne deine Sendung. Ich weiss, dass deine Frauen, nur sich selbst Und ihres Ursprungs dunklen Quell betrachtend, In unfruchtbares Sinnen tief versenkt, Mit Feindesaugen all mein Tun betrachten. Dass die Vermengung mit dem Menschenschicksal, Dass alles was gemeinsam sie verletzt Mich aber widert's an, als schlauer Hirte Zu weiden einer Herde gleich das Volk, Nur hoch, weil andre niedrig und beschraenkt. Belaestigt sie die laute Menschenmenge, Wir haben andre Schloesser noch im Land, Dort moegen sie mit ihrer Jungfraun Schar In unnahbarer Abgetrenntheit weilen, Und das Gewohnte, weil es doch bequem, Starr wie sie selbst, fuer ew'ge Zeit bewahren. Wir wollen weiter, weiter in der Bahn, Ich und mein Volk, als Buerger und als Menschen. So sagt' ich dir, wenn nicht Libussa selber Mit ihren Schwestern diesmal einig daechte. Sie billigt's nicht, damit zerrinnt mein Vorsatz, Und deine Frauen moegen ruhig hausen Von mir und von der Wohlfahrt ungestoert. Wlasta. Die Kunde wird die Schwestern hoch erfreun, Zumal als Zeichen, dass Libussa frei Und Herrin noch von ihrem Tun und Wollen. Primislaus. Wer zweifelt dran? Ist nicht das Land, Bin ich nicht selbst ihr dienend zu Gebot? Wlasta. Sie liebt und fuegt sich, nennst du das wohl frei? Primislaus. Wer frei sich fuegt den nenn ich nicht gezwungen. Wlasta. Wer seinem innern Wesen widerspricht Der ist gezwungen, ob durch sich, durch andre. Glaubst du, Libussa sei Libussa noch Als Ordnerin des Hauses, als die Herrin Von Maegden die die laute Spindel drehn? Hat darum Krokus unser hoher Herr Sich einer goettergleichen Frau vermaehlt, Dass seine Toechter mit gemeiner Sorge, Mit engem Treiben um ein Nichts bemueht? Sie fuehlt es nicht, allein ihr Wesen fuehlt's. Wo ist der Blitz des Augs, das adlergleich Die Zukunft mass wie eine Gegenwart? Wo ist die Kraft, die hebend ihre Brust, Zu sich erhob was nah und was entfernt? Sie sehnt sich nach den Schwestern, glaube mir, Dort ist ihr Platz, hier ist nur ihre Staette. Primislaus. Und doch flieht sie der Schwestern Gegenwart. Wlasta. Weil sie sich scheut vor ihren eignen Wuenschen. Schon einmal sandte sie mich auf ihr Schloss Und bat um Rueckkehr in den Kreis der Ihren. Primislaus. War spaeter das als unsrer Ehe Bund? Wlasta. Es war vorher. Primislaus. Du sprichst dir selbst die Antwort. Umgeben ist sie hier mit aller Ehrfurcht, Vor ihrem Willen beugt sich jedermann. Selbst unsre Stadt, die wir schon Praga nannten, Wir gaben sie mit schwerem Herzen auf, Weil ihr die Absicht nicht, das Werk, gefiel. Sie ist Gebieterin. Wlasta. Hier meine Antwort. (Libussa kommt schwarz gekleidet, von zwei Dienerinnen gefolgt, aus der Seitentuere.) Primislaus. Libussa, du, in Trauerart gekleidet? Wahrhaftig, du bist bleich. Libussa. Wohl nur der Abstich Der dunkeln Kleider, dir seit lang entwohnt. So ging ich einst an meines Vaters Seite, So ging die Mutter, gehen meine Schwestern, Und soll ich sammeln mich wie sonst im Geist, Muss ich mich auch umgeben so wie sonst. Die Gabe, wenn sie frisch, braucht keine Hilfe, Doch wird sie schwach, so ist ihr selbst das Aeussre Ein Notbehelf, ein Anker der sie haelt. Und nun lass uns hinaus nur zu den Maennern. Primislaus. Was willst du? Libussa. Euren Platz, die Staette weihn. Primislaus. Wir haben's abbestellt und aufgegeben. Libussa. Um meinetwillen soll kein Reifbedachtes Und vielen Nuetzliches zugrunde gehn. Die Sorge fuer das Volk ist meine Pflicht, Da schweigen billig kindische Bedenken. Primislaus. Ich duld es nimmermehr. Libussa (mit dem Fusse auftretend). Ich aber will es.-- Verzeih mein Primislaus! Der alte Geist Er kam zurueck mit diesen dunkeln Kleidern. Du musst dich fuegen, wie du dich gefuegt Als wir noch kaempften--zwar ich ward besiegt. (Zu Dobromila.) Der Guertel drueckt, bind ihn mir loser. Dobromila. Herrin, Er liegt schon locker jetzt. Libussa (zu Primislaus). Kennst du den Guertel? Primislaus. Leg ihn von dir wenn er die Brust beengt. Libussa. Er folgt mir bis ins Grab. Und dann, mein Gatte, Er bringt mir das Gedaechtnis meines Vaters Und meiner Schwestern vor den dunkeln Sinn. Da wachen Bilder auf und gehn und kommen, Ich seh in ihrem Geist was trueb in mir. Nur jetzt!--Doch sind sie traurig. Fort mit ihnen! Wlasta. Und glaubst du dich berechtigt ihn zu tragen? Libussa. Mein Vater gab ihn mir, so wie den Schwestern. Wlasta. Er gab ihn euch als Jungfraun, Unvermaehlten, Als unberuehrt von dieser Erde Harm, Als Zeichen eines hoehern Stamms und Ursprungs. Du hast vermengt dich mit dem Irdischen, Bist ausgetreten aus dem Kreis der Deinen. Die Steigerung, die heilige Begeistrung, Dir sonst natuerlich, ist nur noch ertrotzt, Erzwungen. Wag's nicht, du ertraegst es nicht. Libussa. Ich will nicht nutzlos sein im Kreis der Dinge. Kann ich nicht wirken in der Zeit, die neu, So will ich segnen--euch, das Volk und mich. Darum ans Werk! Bringt dunkles Harz Und Bilsenkraut, Stechapfelsamen Und werft es in die Glut. Wir wollen's schluerfen, Mit Rauch umnebeln unsern matten Sinn, Dass er im Schlafe wacht und schlaeft im Wachen. (Da Primislaus sich ihr naehert.) Ich will's, ich will's! Schon hab ich euch's gesagt. Und endlich freut's dich doch, dient deiner Absicht. Hinaus, hinaus! (An der Tuere stehenbleibend.) Und kehren wir zurueck, So bin ich wieder dein gehorsam Weib. (Ab.) Primislaus. Ich duld es nicht! (Er eilt ihr nach.) Wlasta. Du wirst, du musst dich fuegen, Der Wurf geworfen, faellt das Los--und trifft. (Sie folgt.) ---------------- Freier Platz mit Baeumen umgeben. Im Mittelgrunde, gegen die rechte Seite zu, ein Huegel mit einem Opferaltare auf dem ein Feuer brennt; daneben ein goldener Stuhl. Volk fuellt den Hintergrund, darunter die Wladiken. Lapak (nach vorn kommend). Das Fest ist abgestellt. Domaslav. Um so viel besser! (Halblaut.) Was ist auch diese schlauentworfne Stadt Als Schwaechung unsers Ansehns, unsrer Macht? Wenn erst das Volk in grosser Zahl vereint, Ist von uns jeder minder als er war, Der Maecht'ge kaum gewachsen so viel Kleinen. Biwoy. Es bleibt der Mann ein Mann, das Schwert ein Schwert. Lapak. Lasst uns nach Haus. Domaslav. Doch seht, dort kommt die Fuerstin. So will man doch-- Lapak (sich zurueckziehend). Erwarten wir's in Demut. (Libussa mit starken Schritten voraus. Hinter ihr Primislaus, Wlasta und Gefolge.) Libussa. Hier ist der Ort und dort ist meine Stelle. (Gegen den Altar gewendet.) Primislaus. Noch einmal bitt ich dich: Lass ab Libussa! Libussa. Du hast den Geist in mir heraufbeschworen, Wie schwach er ist, doch draengt er jetzt als Geist. (Zu den Dienerinnen.) Legt Kraeuter in die Flamme, die ich gab Und Wlasta kennt; wir wollen rasch vollenden. Primislaus. Lass uns den Bau beginnen, wenn du's billigst, Die Weihe sparen wir fuer spaetre Zeit. Libussa. Den Goettern ist der Anfang und das Ende, Was ohne sie beginnt, vergeht beim Anfang. Du Primislaus leb wohl! heisst das: auf kurz, Bis wir uns wiedersehn auf lange--lange. (Sie hat den Huegel bestiegen.) Der Rauch steigt nicht empor, ein boeses Zeichen, Indes in mir die sonst'ge Flamme Rauch. (Sie setzt sich.) Der Geist erloschen und der Koerper schwach. (Ihr Haupt sinkt auf die Brust.) Domaslav (zu Biwoy halblaut). Mir deucht sie schlaeft. Primislaus. Libussa. Wlasta. Lass sie, lass! Wenn du sie stoerst, gefaehrdest du ihr Leben. Libussa. Gehuetet hab ich euch dem Hirten gleich, Der seine Laemmer treibt auf frische Weide. Ihr aber wollt nicht mehr gehuetet sein, Wollt selbst euch hueten, Hirt zugleich und Herde. So will's vielleicht der Gang der raschen Welt, Das Kind wird Mann, der Mann ein Greis--und stirbt. (Sich zuruecklehnend.) Im Geiste seh ich einen schoenen Garten Und drin zwei Menschen beiderlei Geschlechts Und einen Goettlichen, das Bild der Guete, Der ihnen freigibt jede Frucht und jeden Baum, Bis nur auf einen, dessen Frucht Erkennen. Ihr habt gegessen von dem Wissens-Baum Und wollt euch fort mit seiner Frucht ernaehren. Glueck auf den Weg! ich geb euch auf von heut. Und eine Stadt gedenkt ihr hier zu baun; Hervorzugehn aus euern frommen Huetten, Wo jeder war als Mensch, als Sohn und Gatte, Ein Wesen das er selbst und sich genug. Nicht Ganze mehr, nur Teile wollt ihr sein Von einem Ganzen, das sich nennt die Stadt, Der Staat, der jedes einzelne in sich verbringt, Statt Gut und Boese, Nutzen waegt und Vorteil Und euern Wert abschaetzt nach seinem Preis. Aus eurem Land, das euch und sich genug, Beglueckt mit allem was das Leben braucht, Von Bergen eingeschlossen die sein Schutz, So dass wenn rings so Land als Meer verginge, Es fuer sich selbst bestuende, eine Welt, Wollt ihr heraus mit habbegier'gem Trachten Und heimisch sein im Fremden, fremd zu Haus. Seht an den Bach, so schoen in seinen Ufern, Wie alles blueht und lacht, wie froh er murmelt; Doch strebt er weiter, weiter bis zum Strom, Ergiesst sein Wasser in die fremden Wellen, Dann wird er breit und tief und rasch und maechtig, Doch Diener eines andern, nicht er selbst, Nicht mehr der Bach mit seinen klaren Wellen. Es loesen sich der Wesen alte Bande, Zum Ungemessnen wird was hold begrenzt, Ja selbst die Goetter dehnen sich und wachsen Und mischen sich in einen Riesengott; Und allgemeine Liebe wird er heissen. Doch teilst du deine Liebe in das All, Bleibt wenig fuer den einzelnen, den naechsten, Und ganz dir in der Brust nur noch der Hass. Die Liebe liebt den nahen Gegenstand, Und alle lieben ist nicht mehr Gefuehl, Was du Empfindung waehnst ist nur Gedanke, Und der Gedanke schrumpft dir ein zum Wort, Und um des Wortes willen wirst du hassen, Verfolgen, toeten--Blut umgibt mich, Blut, Durch dich vergossen fremdes und von Fremden deines-- Die Meinung wird dann wueten und der Streit, Der endlos, weil die Meinung nur du selbst Und du der Sieger bist und der Besiegte. Loest endlich sich die Zwietracht auf in Nichts, Bleibt dir die Welt behaftet mit der Willkuer. Da du so lange dich in Gott gedacht, Denkst du zuletzt den Gott nur noch in dir. Der eigne Nutzen wird dir zum Altar Und Eigenliebe deines Wesens Ausdruck. Dann wirst du weiterschreiten fort und fort, Wirst Wege dir erfinden, neue Mittel Fuer deinen Goetzendienst, dem gier'gen Bauch Und der Bequemlichkeit zur eklen Nahrung. Durch unbekannte Meere wirst du schiffen, Ausbeuten was die Welt an Nutzen traegt, Und allverschlingend sein vom All verschlungen. Nicht mehr mit blut'gen Waffen wird man kaempfen, Der Trug, die Hinterlist ersetzt das Schwert. Das Edle schwindet von der weiten Erde, Das Hohe sieht vom Niedern sich verdraengt. Und Freiheit wird sich nennen die Gemeinheit, Als Gleichheit bruesten sich der dunkle Neid. Gilt jeder nur als Mensch, Mensch sind sie alle, Krieg jedem Vorzug heisst das Losungswort. Dann schliessen sich des Himmels goldne Pforten, Begeisterung und Glauben und Vertraun Und was herabtraeuft von den sel'gen Goettern Nimmt nicht den Weg mehr zu der flachen Welt. Im Leeren regt vergebens sich die Kraft Und wo kein Gegenstand da ist kein Wirken. Lasst mich herab! ich will nicht weiter forschen, Die Sinne schwindeln und der Geist vergeht. Primislaus. Libussa komm zu uns! Ich seh's, du leidest, Und unser Werk--wir geben's auf von heut. Libussa. Baut eure Stadt, denn sie wird bluehn und gruenen. Wie eine Fahne einigen das Volk. Und tuechtig wird das Volk sein, treu und bieder, Geduldig harrend bis die Zeit an ihm. Denn alle Voelker dieser weiten Erde, Sie treten auf den Schauplatz nach und nach: Die an dem Po und bei den Alpen wohnen, Dann zu den Pyrenaeen kehrt die Macht. Die aus der Seine trinken und der Rhone, Schauspieler stets, sie spielen drauf den Herrn. Der Brite spannt das Netz von seiner Insel Und treibt die Fische in sein goldnes Garn. Ja selbst die Menschen jenseits eurer Berge, Das blaugeaugte Volk voll roher Kraft, Das nur im Fortschritt kaum bewahrt die Staerke, Blind wenn es handelt, ratlos wenn es denkt, Auch sie bestrahlt der Weltensonne Schimmer Und Erbe aller Fruehern glaenzt ihr Stern. Dann kommt's an euch, an euch und eure Brueder, Der letzte Aufschwung ist's der matten Welt. Die lang gedient sie werden endlich herrschen, Zwar breit und weit, allein nicht hoch noch tief; Die Kraft, entfernt von ihrem ersten Ursprung, Wird schwaecher, ist nur noch erborgte Kraft. Doch werdet herrschen ihr und euern Namen Als Siegel druecken auf der kuenft'gen Zeit. Doch bis dahin ist's lang. Was soll ich hier? Ihr habt gelernt Begeisterung entbehren, Ihr fragt den Geist und gebt die Antwort selbst. Ich sehe meinen Vater, meine Mutter, Sie ziehen fort und lassen mich allein. Auch diese Flamme, seht nur, sie erlischt, Und statt der Glut umnebeln mich die Daempfe, Sonst ungewohnt und nun belastend mich. (Da die oben stehende Dienerin die Flamme anfachen will.) Lass nur! Die Flamme lischt, ich fuehl es wohl. Primislaus. Lasst mit Gewalt sie uns vom Altar reissen, Ihr teures Dasein, fuercht ich, ist bedroht. Libussa (aufstehend). Hoert ihr? Das sind der Schwestern Wanderschritte. Ihr habt vom Wischehrad sie ausgetrieben, Sie ziehen fort und lassen mich allein. Was soll ich noch, die Eltern-, Schwestern-lose? Euch selber bin ich nur die Maerchen-Kund'ge, Auf die ihr hoert so weit es euch gefaellt, Und handelt wie's euch eingibt eigne Lust. Ich aber rede Wahrheit, Wahrheit, nur verhuellt In Gleichnis und in selbstgeschaffnes Bild. Da kommen sie die Schwestern, die Vertriebnen, Sie fliehn vor euch wie ihr vor ihnen floht. (Kascha und Tetka, von ihren Jungfrauen paarweise begleitet, kommen ueber eine Anhoehe im Hintergrunde.) Libussa. So zieht ihr fort? Kascha. Nimm unsern Gruss zum Abschied. Libussa. Wo aber hin? Tetka. Ins Elend, in die Welt. Primislaus. Sucht aus den Schloessern dieses weiten Landes In Berg und Tal euch aus den kuenft'gen Sitz. Kascha. Wir haben nichts mit dir. (Zu Libussa.) Gehst du nicht mit? Libussa. Ich kann nicht, seht ihr wohl. Kascha. Wir warnten dich. Warum hast du an Menschen dich geknuepft? Libussa. Ich liebe sie, und all mein Sein und Wesen Ist nur in ihrer Naehe was es ist. Tetka. Sie aber toeten dich. Libussa. Vielleicht.--Und doch: Der Mensch ist gut.--O bleibt noch, bleibt! Ich fuehle Wie eure Gegenwart den maecht'gen Geist, Der halb erloschen, neu zu Flammen facht. Der Mensch ist gut, er hat nur viel zu schaffen, Und wie er einzeln dies und das besorgt, Entgeht ihm der Zusammenhang des Ganzen. Des Herzens Stimme schweigt, in dem Getoese Des lauten Tags unhoerbar uebertaubt, Und was er als den Leitstern sich des Lebens Nach oben kluegelnd schafft, ist nur Verzerrung, Schon als verstaerkt, damit es nur vernehmlich. So wird er schaffen, wirken, fort und fort. Doch an die Grenzen seiner Macht gelangt, Von allem Meister was dem Dasein not, Dann wie ein reicher Mann, der ohne Erben Und sich im weiten Hause fuehlt allein, Wird er die Leere fuehlen seines Innern. Beschwichtigt das Getoese lauter Arbeit, Vernimmt er neu die Stimmen seiner Brust: Die Liebe, die nicht das Beduerfnis liebt, Die selbst Beduerfnis ist, holdsel'ge Liebe; Im Drang der Kraft Bewusstsein eigner Ohnmacht; Begeisterung, schon durch sich selbst verbuergt, Die wahr ist, weil es wahr ist dass ich fuehle. Dann kommt die Zeit, die jetzt voruebergeht, Die Zeit der Seher wieder und Begabten. Das Wissen und der Nutzen scheiden sich Und nehmen das Gefuehl zu sich als Drittes; Und haben sich die Himmel dann verschlossen, Die Erde steigt empor an ihren Platz, Die Goetter wohnen wieder in der Brust, Und Demut heisst ihr Oberer und Einer. Bis dahin moecht' ich leben, gute Schwestern, Jahrhunderte verschlafen bis dahin. Doch soll's nicht sein, die Nacht liegt schwer am Boden Und bis zum Morgen ist noch lange Zeit. Die Kraft versiegt, mein Auge schwimmt im Dunkel. Fort alles was um mich noch Gegenwart, Die Luft der Zukunft soll mich frei umspielen. Fort dunkler Schleier und du teures Kleinod, Du drueckst die Brust, belastet zentnerschwer. (Schleier und Guertel von sich und den Huegel herabwerfend.) Nun ist mir leicht. Ich sehe gruene Felder Und weite Wiesen, himmlisch blaue Luft. Die Erde schwankt, der Boden steigt empor, Doch immer weiter, groesser wird der Abstand. Ein dunkler Schmerz er kriecht an meine Brust, Ich sehe nicht mehr die mir angehoeren. (In den Stuhl zuruecksinkend.) O Primislaus war das dein letzter Kuss? Primislaus. Libussa, meine Gattin, all mein Glueck! Kascha. Es stand dir nah, du stiessest es zurueck. Geliehen war sie euch und nicht geschenkt, Vertraun gehorcht, der Eigenwille denkt. Wir nehmen sie mit uns auf unsrer Fahrt, Bis ihr des Segens wuerd'ger als ihr wart. (Indem sie ihren Guertel abloest und zu dem auf dem Boden liegenden Libussas hinwirft.) Aus diesem Gold lasst eine Krone schmieden. (Mit Handbewegung nach dem Huegel und gegen den Boden.) Das Hohe schied, sein Zeichen sei hienieden. (Waehrend sie im Begriffe ist den Huegel zu besteigen und ihre Jungfrauen paarweise dieselbe Richtung nehmen, wobei Tetka ihren Guertel gleichfalls abloest und hinwirft, faellt der Vorhang.) Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Libussa, von Franz Grillparzer. End of the Project Gutenberg EBook of Libussa, by Franz Grillparzer *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK LIBUSSA *** This file should be named 7lbss10.txt or 7lbss10.zip Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 7lbss11.txt VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 7lbss10a.txt Produced by Mike Pullen and Delphine Lettau. Project Gutenberg eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not keep eBooks in compliance with any particular paper edition. We are now trying to release all our eBooks one year in advance of the official release dates, leaving time for better editing. Please be encouraged to tell us about any error or corrections, even years after the official publication date. Please note neither this listing nor its contents are final til midnight of the last day of the month of any such announcement. 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If the value per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2 million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text files per month: 1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+ We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002 If they reach just 1-2% of the world's population then the total will reach over half a trillion eBooks given away by year's end. The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks! This is ten thousand titles each to one hundred million readers, which is only about 4% of the present number of computer users. 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As of February, 2002, contributions are being solicited from people and organizations in: Alabama, Alaska, Arkansas, Connecticut, Delaware, District of Columbia, Florida, Georgia, Hawaii, Illinois, Indiana, Iowa, Kansas, Kentucky, Louisiana, Maine, Massachusetts, Michigan, Mississippi, Missouri, Montana, Nebraska, Nevada, New Hampshire, New Jersey, New Mexico, New York, North Carolina, Ohio, Oklahoma, Oregon, Pennsylvania, Rhode Island, South Carolina, South Dakota, Tennessee, Texas, Utah, Vermont, Virginia, Washington, West Virginia, Wisconsin, and Wyoming. We have filed in all 50 states now, but these are the only ones that have responded. As the requirements for other states are met, additions to this list will be made and fund raising will begin in the additional states. Please feel free to ask to check the status of your state. In answer to various questions we have received on this: We are constantly working on finishing the paperwork to legally request donations in all 50 states. If your state is not listed and you would like to know if we have added it since the list you have, just ask. While we cannot solicit donations from people in states where we are not yet registered, we know of no prohibition against accepting donations from donors in these states who approach us with an offer to donate. International donations are accepted, but we don't know ANYTHING about how to make them tax-deductible, or even if they CAN be made deductible, and don't have the staff to handle it even if there are ways. Donations by check or money order may be sent to: Project Gutenberg Literary Archive Foundation PMB 113 1739 University Ave. Oxford, MS 38655-4109 Contact us if you want to arrange for a wire transfer or payment method other than by check or money order. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been approved by the US Internal Revenue Service as a 501(c)(3) organization with EIN [Employee Identification Number] 64-622154. Donations are tax-deductible to the maximum extent permitted by law. As fund-raising requirements for other states are met, additions to this list will be made and fund-raising will begin in the additional states. We need your donations more than ever! You can get up to date donation information online at: http://www.gutenberg.net/donation.html *** If you can't reach Project Gutenberg, you can always email directly to: Michael S. Hart Prof. Hart will answer or forward your message. We would prefer to send you information by email. **The Legal Small Print** (Three Pages) ***START**THE SMALL PRINT!**FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS**START*** Why is this "Small Print!" statement here? You know: lawyers. They tell us you might sue us if there is something wrong with your copy of this eBook, even if you got it for free from someone other than us, and even if what's wrong is not our fault. So, among other things, this "Small Print!" statement disclaims most of our liability to you. It also tells you how you may distribute copies of this eBook if you want to. *BEFORE!* YOU USE OR READ THIS EBOOK By using or reading any part of this PROJECT GUTENBERG-tm eBook, you indicate that you understand, agree to and accept this "Small Print!" statement. If you do not, you can receive a refund of the money (if any) you paid for this eBook by sending a request within 30 days of receiving it to the person you got it from. If you received this eBook on a physical medium (such as a disk), you must return it with your request. ABOUT PROJECT GUTENBERG-TM EBOOKS This PROJECT GUTENBERG-tm eBook, like most PROJECT GUTENBERG-tm eBooks, is a "public domain" work distributed by Professor Michael S. Hart through the Project Gutenberg Association (the "Project"). Among other things, this means that no one owns a United States copyright on or for this work, so the Project (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth below, apply if you wish to copy and distribute this eBook under the "PROJECT GUTENBERG" trademark. Please do not use the "PROJECT GUTENBERG" trademark to market any commercial products without permission. To create these eBooks, the Project expends considerable efforts to identify, transcribe and proofread public domain works. Despite these efforts, the Project's eBooks and any medium they may be on may contain "Defects". 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