The Project Gutenberg EBook of Der Erste Theil von Koenig Heinrich dem vierten, by William Shakespeare #19 in our series by William Shakespeare Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the copyright laws for your country before downloading or redistributing this or any other Project Gutenberg eBook. This header should be the first thing seen when viewing this Project Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the header without written permission. Please read the "legal small print," and other information about the eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is important information about your specific rights and restrictions in how the file may be used. 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We are releasing two versions of this Etext, one in 7-bit format, known as Plain Vanilla ASCII, which can be sent via plain email-- and one in 8-bit format, which includes higher order characters-- which requires a binary transfer, or sent as email attachment and may require more specialized programs to display the accents. This is the 7-bit version. This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. That project is reachable at the web site http://gutenberg.spiegel.de/. Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" zur Verfuegung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse http://gutenberg.spiegel.de/ erreichbar. Der Erste Theil von Koenig Heinrich dem vierten William Shakespeare Mit dem Leben und Tod von Heinrich Percy, genannt Hot-Spur. Uebersetzt von Christoph Martin Wieland Personen. Koenig Heinrich der vierte. Heinrich, Prinz von Wales, und Johann, Herzog von Lancaster, Soehne des Koenigs. Worcester, Northumberland, Hot-Spur, Mortimer, Erzbischoff von York, Dowglas, Owen Glendower, Sir Richard Vernon und Sir Michell, Feinde des Koenigs. Westmorland, Sir Walter Blunt und Sir John Falstaff, von des Koenigs Parthey. Poins, Gadshill, Peto und Bardolph, Falstaffs Cameraden. Lady Percy. Lady Mortimer, Glendowers Tochter. Die Wirthin Quikly. Ein Scheriff, verschiedne Bediente im Wirthshaus, Fuhrleute, Reisende, und andre stumme Personen. Die Scene liegt in England. Erster Aufzug. Erste Scene. (Der Hof in London.) (Koenig Heinrich, der Herzog von Lancaster, der Graf von Westmorland, und andre Lords treten auf.) Koenig Heinrich. Von Sorgen erschuettert und von blassem Kummer abgehaermt, finden wir endlich den Augenblik, wo der geschrekte Friede wieder zu Athem kommen kan, um in abgebrochenen Accenten von neuen Arbeiten zu reden, die an weit entfernten Ufern unsern Muth beschaeftigen sollen. Nicht laenger soll diese Erde das Blut ihrer eignen Kinder trinken, nicht laenger einheimische Zwietracht ihre Felder verheeren, und mit dem eisernen Tritt des Kriegs ihre bluehenden Auen zerstampfen. Diese gegeneinander ruekende Schlacht-Ordnungen, die gleich den Meteoren eines witternden Himmels, alle von einerley Natur, von einerley Ursprung, noch kuerzlich mit der ganzen Wuth eines Buergerkrieges auf einander stiessen, sollen nun in gleichlauffenden Linien, in schoener eintraechtiger Ordnung, einen Weg ziehen; nicht laenger sollen Brueder gegen Brueder, Freunde gegen Freunde stehen; nicht laenger der moerdrische Stahl, gleich einem uebeleingescheideten Messer, seinen eignen Herrn verwunden. Nein, meine Freunde; zu jenem geheiligten Grabe Christi, unter dessen heilbringendem Creuz wir zu streiten geschworen haben, wollen wir mit unserm Englischen Kriegsheer ziehen, um diese Unglaeubigen aus jenen heiligen Gefilden zu treiben, ueber welche die gesegneten Fuesse gegangen sind, die vor vierzehnhundert Jahren zu unserm Heil an das bittre Creuz genagelt worden sind. Jedoch dieses unser Vorhaben ist schon ein Jahr alt; es ist unnoethig euch zu sagen, dass wir gehen wollen, und wir sind izo nicht desshalb zusammen gekommen. Lasst mich also von euch vernehmen, mein geliebter Vetter von Westmorland, was unsre Raths- Versammlung gestern wegen dieser wichtigen Unternehmung geschlossen hat. Westmorland. Gnaedigster Herr, man betrieb diese Geschaefte mit grossem Eifer, und es wurden verschiedne Ueberschlaege der Unkosten entworfen: Als ein ganz unverhofter Courier, mit verdriesslichen Zeitungen beladen, dazwischen kam, von denen die schlimmste war, dass der edle Mortimer, der die Leute von Hereford-Schire gegen den aufruehrischen Glendower fuehrte, von den Welschen gefangen, und ueber tausend von seinen Leuten niedergemezelt worden seyen, an deren todten Koerpern die Weiber der Welschen solche Misshandlungen, eine so viehische schaamlose Verstuemmlung ausgeuebt, die ohne Erroethen sich nicht erzaehlen laesst. Koenig Heinrich. Es scheint also, die Nachrichten von diesem Aufstand haben unser Geschaefte nach dem gelobten Lande abgebrochen? Westmorland. Diese von noch mehrern begleitet, thaten es, Gnaedigster Herr; denn es kamen noch mehr ungleiche und missbeliebige Zeitungen aus Norden an. Am Kreuz-Erhoehungs-Tag geriethen dieser muthreiche Hot-Spur, der junge Heinrich Percy, und Archibald, dieser tapfre und ruhmvolle Schotte, zu Holmedon in ein blutiges Handgemeng, soviel man aus den Anstalten und der Wut des Angriffs schliessen konnte; denn derjenige, der diese Zeitung brachte, eilte mitten in der staerksten Hize des Gefechts davon, ohne den Ausgang abzuwarten. Koenig Heinrich. Hier ist ein werther und getreu-eifriger Freund, Sir Walter Blunt, der nur eben von seinem Pferd abgestiegen ist, um uns von Holmedon die willkommne Nachricht zu bringen, dass der Graf von Douglas geschlagen sey. Zehntausend kuehne Schotten, und drey und zwanzig Ritter sah Sir Walter auf den Ebnen von Holmedon in ihrem Blute sich waelzen. Mordak, Grafen von Fife, den aeltesten Sohn des geschlagnen Douglas, und die Grafen von Athol, Murry, Angus und Menteith hat Hot-Spur gefangen bekommen. Ist das nicht eine schoene Beute? Eine edle That? Ha, Vetter, ist es nicht? Westmorland. In der That, ein Sieg, worauf ein Prinz stolz zu seyn Ursach haette. Koenig Heinrich. O warum nennst du dieses Wort, um traurige Gedanken in mir zu erregen, und mich zur Suende des Neids zu reizen, dass Milord Northumberland der Vater eines so wuerdigen Sohns seyn soll; eines Sohns, dessen Namen der Ruhm stets im Munde faehrt; der gleich dem hoechsten Baum in einem Hayn, ueber alle andre emporragt; der Liebling des Glueks, und ihr Stolz; indess dass ich mit eben dem Blik, der seinen Ruhm uebersieht, zuegellose Schwelgerey und Schande die Stirne meines jungen Harry besudeln sehe. O koennt' es bewiesen werden, dass irgend eine naechtliche trippelnde Fee unsre Kinder in der Wiege verwechselt, und meinen Sohn Percy, den Seinigen Plantagenet genennt haette!--Aber lasst mich diesen Gedanken nicht nachhaengen--Was denkt ihr Vetter, von dieses jungen Percy Stolz? Er behaelt die Gefangenen, die er in diesem Gefechte machte, fuer sich zuruek; und laesst mir sagen, dass ich keinen als Mordake, den Grafen von Fife, haben soll. Westmorland. Das ist seines Oheims Eingebung, das ist Worcester, der allen Anscheinungen nach uebel gegen euch gesinnt ist; der ists, der ihn seine Federn aufblaehen, und seinen jungen Kamm gegen eure Hoheit emporstraeuben macht. Koenig Heinrich. Ich habe nach ihm geschikt, um ihn desswegen zur Verantwortung zu ziehen, und das ist die Ursach, weswegen wir genoethigt sind, unser heiliges Vorhaben nach Jerusalem aufzuschieben. Vetter, wir wollen auf naechsten Mittwoch unsern grossen Rath in Windsor versammeln. Benachrichtiget die Lords hievon, aber eilet schleunig zu uns zuruek; dann es muss noch mehr gesagt und gethan werden, als uns der Unwille izt zu sagen erlaubt. Westmorland. Ich gehorche, mein gebietender Herr. (Sie gehen ab.) Zweyte Scene. (Ein Zimmer des Cron-Prinzen.) (Heinrich, der Prinz von Wales, und Sir John Falstaff treten auf.) Falstaff. He, Hal,* was fuer Zeit ists am Tage, Junge? {ed. * Harry und Hal, sind abgekuerzte Namen, statt Heinrich, so in vertraulichem Umgang gebraucht worden.} Prinz Heinrich. Deine loebliche Gewohnheit, dich in altem Sect zu besauffen, zu fressen, bis du alle Knoepfe aufthun must, und den ganzen Nachmittag auf Baenken zu schnarchen, wikelt deinen Wiz in soviel Fett und Schmeer ein, dass du so gar verlernst, recht zu fragen, was du recht wissen moechtest. Was, zum Teufel, hast du mit der Zeit am Tag zu thun? Ja, wenn die Stunden Becher voll Sect waeren, die Minuten Capaunen, die Gloken Zungen von Kupplerinnen, die Uhren Schilde von H**haeusern, und die schoene Sonne selbst ein huebsches rossiges Mensch in feuerfarbem Taft, dann liesse sich noch begreiffen, warum du nach der Zeit fragtest. Falstaff. Mein Treu, ihr geht mir nah' zu Leibe, Hal; denn wir andern, die vom Beutelschneiden Handwerk machen, und beym Mond und dem Silbergestirn herumgehen, und nicht beym Phoebus, "ihm dem edeln Knecht so schoen",** aber ich bitte dich, mein suesses Naerrchen, wenn du einmal Koenig bist--wozu Gott deine Gnaden (Majestaet wollt' ich sagen, denn Gnade wirst du keine haben)-- {ed. ** (he, that wandring Knight so fair)--eine Zeile aus einer alten Ballade. Warburton.} Prinz Heinrich. Wie? Keine? Falstaff. Nein, mein Seel, nicht so viel als zu einem Prologus fuer ein paar Eyer in Butter noethig ist. Prinz Heinrich. Gut, und wie weiter? Hey da, rund heraus, keine Umstaende! Falstaff. Sapperment nun dann, Naerrchen, wenn du Koenig bist, so sorge huebsch dafuer, dass wir andre ehrlichen Kerle, die ihr Handwerk bey Nacht treiben, bey Tage von der Justiz ungeschoren bleiben. Lass uns der Diana ihre Forster bleiben, Ritter vom Schatten, Lieblinge des Monds; und lass die Leute sagen, wir seyen Leute von guter Auffuehrung, da wir, gleich der See, von unsrer edeln und keuschen Gebieterin, dem Mond, gefuehrt werden***, unter deren Schuz und Anfuehrung wir--stehlen. {ed. *** Die Spaesse des Hrn. John Falstaff sind nicht immer uebersetzlich, weil sie sich gar zu oft auf Wortspiele gruenden, wie hier, wo (government) und (govern) in einer ganz verschiednen Bedeutung genommen werden, die sich im Deutschen nicht recht ausdrueken liess, und weswegen auch die Antwort des Prinzen nicht recht passt.} Prinz Heinrich. Du hast recht, und dein Gleichniss passt nicht uebel; das Gluek von uns andern Mond-Rittern, nimmt immer ab und zu wie die See, weil es wie die See vom Mond beherrscht wird. Zum Exempel, ein Beutel mit Gold herzhaft weggeschnappt in lezter Montags-Nacht, wird wieder luederlich durchgebracht am Dienstag-Morgen; mit Fluchen und (leg ab) gewonnen, mit Jauchzen und (bring herein) durchgewonnen; izt in einer so niedrigen Ebbe als der Fuss einer Leiter, und in einem Augenblik in einer so hohen Fluth als der Querbalken eines Galgens. Falstaff. Meiner Six, du hast recht, Junge; und ist meine Wirthin in der Schenke nicht ein recht angenehmes Mensch? Prinz Heinrich. Wie der Honig von Hybla, alter Junge; und ist nicht ein Wamms von Bueffel ein recht angenehmes Stuek Kleidung auf die Dauer? Falstaff. Wie, was, was willt du damit sagen, naerrischer Junge? Was gehen mich deine Sticheleyen und deine Quidditaeten an? Was, Pestilenz! hab' ich mit einem Wamms von Bueffel zu thun? Prinz Heinrich. Und was, schwere Noth! Hab ich mit meiner Wirthin in der Schenke zu thun? Falstaff. Gut, hast du sie nicht oft und viel zum Abrechnen geruffen? Prinz Heinrich. Hab ich dich jemals geruffen, dass du deinen Theil an der Zeche zahlen sollst? Falstaff. Nein, die Gerechtigkeit muss ich dir wiederfahren lassen, du hast alles dort bezahlt. Prinz Heinrich. Ja, und allenthalben, so lang mein Sekel reichte; und wenn er leer war, so hab ich meinen Credit gebraucht. Falstaff. Das ist wahr, und so gebraucht, dass, wenn es nicht vermuthlich waere, dass du der vermuthliche Erbe--Aber ich bitte dich, Naerrchen, willt du auch noch einen Galgen in England stehen lassen, wenn du Koenig bist? Willt du zugeben, dass ein resoluter Kerl von dem alten rostigen grotesken Popanz, Gesez, sich schicanieren lassen soll? Haenge mir ja keinen Dieb, wenn du Koenig bist, das sag' ich dir. Prinz Heinrich. Das will ich auch nicht; du sollt sie haengen. Falstaff. Ich? Unvergleichlich! Beym Sapperment! Ich will ein vortrefflicher Richter seyn. Prinz Heinrich. Du verstehst mich nicht; ich meyne, du sollst in Person die Diebe haengen, und also ein vortrefflicher Henker werden. Falstaff. Gut, Hal, gut; das waer' ein Handwerk das sich zu meinem Humor so gut schikte, als bey Hof aufzuwarten, das kan ich dir sagen. Schlapperment! ich bin so schwermuethig wie ein Kater, oder wie ein Baer, den man bey den Ohren zieht. Prinz Heinrich. Oder wie ein alter Loewe, oder wie eines Liebhabers Laute? Falstaff. Ja, oder wie die Scharrpfeiffe in einem Lincolnschirer Dudelsak. Prinz Heinrich. Was sagst du zu einem Hasen, oder zur Melancholey einer Koth-Lache? Falstaff. Du hast Gleichnisse von schlimmem Geschmak; und du bist in der That der allerunvergleichlichste ausserordentliche Spizbube von einem artigen jungen Prinzen--Aber, Hall, ich bitte dich, plage mich nicht mehr mit solchen eiteln Dingen; ich wollte zu Gott, du und ich wuessten eine Gelegenheit, wo man gute Namen zu Kauff kriegen koennte; ein alter Lord aus dem Staats-Rath kriegte mich lezthin euertwegen auf der Strasse zu paken, Sir; aber ich gab nicht acht darauf was er sagte, ob er gleich sehr weislich sprach, und noch dazu auf der Strasse. Prinz Heinrich. Du thatest wol, denn die Weisheit laesst ihre Stimme hoeren auf den Gassen, und niemand achtet ihr. Falstaff. O du hast eine verdammte Anziehungs-Kraft, mein Seel, du koenntest einen Heiligen verfuehren. Du hast mir viel boeses gethan, Hal, Gott vergeb es dir. Eh ich dich kannte, Hal, wusst' ich nichts; und izt bin ich, wenn einer die Wahrheit sagen wollte, wenig besser als einer von den Schlimmsten. Ich muss diss Leben aufgeben, und ich will es aufgeben; bey G***, wenn ich es nicht thue, so sey ich ein Hunds**! Ich will keinem Koenigssohn in der Christenheit zulieb zum T** fahren. Prinz Heinrich. Wo wollen wir morgen einen Beutel rauben, Hans? Falstaff. Wo du willt, Junge, ich mache mit; thue ichs nicht, so heisse mich einen Hunds** und gieb mir Maulschellen. Prinz Heinrich. Die Bessrung deines Lebens geht gut von statten, wie ich sehe; nur erst Stossseufzer, izt Strassenrauben. Falstaff. Wie, Hal, das ist mein Beruf, Hal; es ist einem keine Suende, in seinem Beruf zu arbeiten. He! wer kommt? Poins! Nun werden wir hoeren, ob Gadshill etwas ausfuendig gemacht hat--O wenn die Leute aus Verdienst selig wuerden, welches Loch in der Hoelle waere heiss genug fuer diesen da! Dritte Scene. (Poins zu den Vorigen), Falstaff. Das ist der allgewaltigste Spizbube, der jemals einem ehrlichen Mann Halt! zugeruffen hat. Prinz Heinrich. Guten Morgen, Ned. Poins. Guten Morgen, mein lieber Hal. Was sagt Monsieur Gewissen? Was sagt Sir John Sect und Zukerhans? Wie habt ihr's mit einander, du und der Teufel, wegen deiner Seele, die du ihm verwichnen Char- Freytag um ein Glas Madera-Wein und einen kalten Capaunen-Schenkel verkauft hast? Prinz Heinrich. Sir John haelt sein Wort; der Teufel soll seine Waare haben; ihr wisst dass er nie kein Spruechwort gebrochen hat; er wird dem Teufel geben, was ihm gehoert. Poins. So wirst du verdammt, wenn du dem Teufel dein Wort haeltst? Prinz Heinrich. Sonst wuerde er verdammt, weil er den Teufel betrogen haette. Poins. Aber, meine Jungens, meine Jungens, morgen frueh, um vier Uhr, nach Gadshill; es sind Pilgrims auf dem Weg, die mit reichen Opfern nach Canterbury, und Kauffleute die mit wohlgespikten Beuteln nach London gehen. Ich habe Visiere fuer euch alle, und ihr habt Pferde fuer euch selbst. Gadshill ligt diese Nacht zu Rochester, ich hab auf morgen Nachts ein Nacht-Essen in East-Cheap bestellt. Es ist eine Sache die wir so sicher thun koennen, als schlaffen; wenn ihr gehen wollt, so will ich euch eure Beutel mit Cronen voll stopfen; wollt ihr nicht, so bleibt da, und der Henker hole euch. Falstaff. Hoert ihr, Yedward; wenn ich daheim bleibe und nicht mit gehe, so will ich euch dafuer haengen, dass ihr gegangen seyd. Poins. Willt du das, Vielfrass? Falstaff. Hal, willt du einer von uns seyn? Prinz Heinrich. Wer, ich rauben? Ich, ein Dieb? Nein, bey meiner Treu! Falstaff. Du hast weder Ehre noch Tapferkeit im Leibe, wenn du das thust; du willt deine guten Freunde so im Stich lassen? Meiner Six, du hast keinen Tropfen koenigliches Blut im Leib, wenn du nicht um zehn Schillinge das Herz hast zu ruffen: Halt! Prinz Heinrich. So sey es dann, einmal in meinem Leben will ich ein Tollkopf seyn. Falstaff. Nun, das heisst einmal brav gesprochen. Prinz Heinrich. Nein, geh' es wie es will, ich bleibe zu Hause. Falstaff. Bey G** so will ich ein Verraether seyn, wenn du Koenig bist. Prinz Heinrich. Ich bekuemmre mich nichts darum. Poins. Sir John, ich bitte dich, lass den Prinzen und mich allein; ich will ihm solche Gruende vorlegen, dass er gewiss gehen soll. Falstaff. Gut, moegest du den Geist der Ueberredung haben, und er Ohren zu hoeren, damit was du redest bewegen moege, und was er hoert geglaubt werde. Lebet wohl indessen, ihr sollt mich in East-Cheap finden. (Falstaff geht ab.) Poins. Nun, mein lieber suesser Zuker-Prinz, reitet morgen mit mir. Ich hab einen Spass im Kopf, den ich allein nicht ausfuehren kan. Falstaff, Bardolph, Peto und Gadshill sollen diese Leute berauben, auf die wir einen Anschlag gemacht haben; ihr und ich wollen nicht dabey zugegen seyn; wenn sie dann die Beute haben, und ihr und ich sie ihnen nicht abjagen, so haut diesen Kopf von meinen Schultern. Prinz Heinrich. Aber wie werden wir von ihnen kommen, wenn wir mit ihnen ausreiten? Poins. Wie? Wir wollen vor oder nach ihnen fort, und ihnen einen gewissen Plaz bestimmen, wo wir zusammentreffen wollen, und den koennen wir ja hernach verfehlen, wenn's uns beliebt; und dann werden sie das Abentheuer allein unternehmen, und sobald sie damit fertig sind, so wollen wir ueber sie her. Prinz Heinrich. Gut; aber es ist vermuthlich, dass sie uns an unsern Pferden, an unsern Kleidern, und an hundert andern Merkmahlen erkennen werden. Poins. Fuer das ist schon Rath geschaft. Unsre Pferde sollen sie nicht sehen, denn die wollen wir im Wald anbinden; unsre Visiere wollen wir gegen andre verwechseln, wenn wir von ihnen weg sind; und, Sapperment! ich habe Ueberroeke von Schetter im Vorrath, unter denen niemand unsre Kleider kennen soll. Prinz Heinrich. Aber ich besorge, sie werden uns zu stark seyn. Poins. O was das anbetrift, zween von ihnen kenne ich als ein Paar so aecht- gebohrne Memmen, als jemals den Rueken gewiesen haben; und was den dritten betrift, wenn der sich laenger wehrt als recht ist, so will ich alles Gewehr verschwoeren. Der groeste Spass von der Sache wird in den miraculosen Luegen bestehen, die dieser nemliche dike Spizbube uns vorsagen wird, wenn wir zum Nacht-Essen zusammen kommen; wie er es zum wenigsten mit dreyssig aufgenommen, was fuer Hiebe er bekommen, was fuer Gefahren er bestanden habe; und in der Art, wie wir ihn aller dieser Aufschneidereyen ueberweisen werden, ligt der Spass. Prinz Heinrich. Gut, ich will mit dir gehen; sorge fuer alles was wir noethig haben, und erwarte mich auf morgen Nachts in East-Cheap. Leb' wohl. Poins. Lebet wohl, Milord. (Poins geht ab.) Prinz Heinrich. Ich kenne auch alle, und will noch eine Weile diesen zuegellosen Humor eurer muessigen Luederlichkeit in der Hoehe halten; aber hierinn will ich die Sonne nachahmen, die den unedeln anstekenden Duensten erlaubt, ihre Schoenheit der Welt zu verbergen; damit, sobald es ihr gefaellt, wieder sie selbst zu seyn, sie desto mehr bewundert werde, wenn sie, eine Zeitlang vermisst, auf einmal durch die faulen und haesslichen Wolken hervorbricht, welche sie zu erstiken geschienen hatten. Wenn das ganze Jahr aus lauter Fest-Tagen bestuende, so wuerde man des Feyerns so ueberdruessig werden als des Arbeitens; sie sind nur erwuenscht, weil sie selten kommen, und nichts gefaellt mehr als seltne Dinge. So werde ich, wenn ich einst dieses ausgelassne Wesen von mir werfe, und eine Schuld bezahle die ich nie versprochen habe, die Besorgnisse der Leute um so mehr zuschanden machen, je besser ich seyn werde als mein Wort. Und gleich einem glaenzenden Edelstein auf einem dunkeln Grund, wird meine Verbesserung, meine Fehler ueberschimmernd, schoener scheinen, und mehr Augen auf sich ziehen, als ein Leben, das keine Folie hat, wodurch es erhoben wird. (Er geht ab.) Vierte Scene. (Verwandelt sich in einen Saal des koeniglichen Palasts.) (Koenig Heinrich, Northumberland, Worcester, Hot-Spur, Sir Walter Blunt, und andre treten auf.) Koenig Heinrich. Mein Blut ist zu kalt und zu milde gewesen, dass es bey einem so unanstaendigen Betragen nicht aufwallte; ihr habt meine schwache Seite gefunden, und tretet desswegen meine Geduld mit Fuessen; aber versichert euch, ich will kuenftighin mehr seyn, was meine Wuerde, als was meine Gemuethsart fordert, die zu sanft und milde gewesen ist, und desswegen die Ehrfurcht verlohren hat, die eine stolze Seele nur dem Stolzen bezahlt. Worcester. Unser Haus, Gnaedigster Herr verdienet wahrlich nicht dass die Geissel der Groesse gegen selbiges gebraucht werde, und dazu noch eben dieser Groesse, die unsre eigne Haende so stattlich zu machen geholfen haben. Northumberland. Mein Gnaedigster Herr-- Koenig Heinrich. Worcester, entferne dich; ich sehe Ungehorsam und Drohung in deinen Augen. O Sir, eure Mine ist zu kuehn und zu entschlossen, und die Majestaet kan unmoeglich trozbietenden Stolz auf der Stirne eines Unterthanen dulden. Ihr habt Erlaubniss uns zu verlassen. Wenn wir euern Rath oder eure Dienste noethig haben, werden wir euch ruffen lassen. (Worcester geht ab.) Ihr wolltet ja reden-- (Zu Northumberland.) Northumberland. Ja, mein Gnaedigster Herr; diese Gefangne die in Eu. Majestaet Namen abgefordert wurden, und die Heinrich Percy zu Holmedon gemacht hat, sind, wie er sagt, nicht so schlechterdings verweigert worden, wie man Euer Majestaet berichtet hat. Entweder Missgunst oder Missverstaendniss ist dieses Vergehens schuldig, nicht mein Sohn. Hot-Spur. Mein Gnaedigster Herr, ich versagte keine Gefangne; aber dessen erinnre ich mich, wie die Action zu Ende war, und ich, ganz aufgetroknet von Hize und Arbeit, athemlos und abgemattet auf mein Schwerdt mich lehnte, da kam ein gewisser junger Herr, nett, zierlich aufgepuzt, frisch wie ein Braeutigam, und sein kuerzlich abgeschohrnes Kinn sah aus wie ein Stoppeln-Feld im Herbst. Er war parfumirt wie ein Specerey-Kraemer, und hielt zwischen seinem Finger und seinem Daumen eine Schnupf-Buechse, die er alle Augenblike vor die Nase hielt; immer hatte er was zu laecheln und zu schwazen; und wie die Soldaten todte Koerper vorbey trugen, hiess er sie ungezogne Flegel, eine so unsaubre und unartige Buerde zwischen den Wind und seine Adeliche Person zu bringen. Er fragte mich mit einem Strom von Sonntags- und Frauenzimmer-Redensarten nach hundert Sachen, und forderte mir endlich auch, zu Handen Eurer Majestaet meine Gefangnen ab. Ich, den meine Wunden ueberall schmerzten, und verdriesslich darueber, dass mich ein solcher Papagay zur Unzeit uebertaeuben sollte, antworte ihm im Unmuth und in der Ungeduld, ich weiss nicht was; er sollte sie haben, oder er sollte sie nicht haben; denn es machte mich toll, etwas das einem Mann aehnlich sah, vor mir zu sehen, das von so vielen Farben schimmerte, und so suess roch, und von Flinten und Trummeln und Wunden so Kammerfraeulein-maessig redte, und mir sagte, fuer eine innerliche Quetschung sey kein unfehlbarers Mittel als Spermacet, und es sey recht zu bedauren, sey es, dass dieser verfluchte Salpeter aus den Eingeweiden der unschuldigen Erde hervorgegraben worden sey, der so viele brave wolgewachsene Leute so elendiglich umgebracht habe: Und wenn nur diese nichtswuerdigen Flinten nicht waeren, so wuerde er selbst ein Soldat geworden seyn-- Auf alles dieses sein kuehles, unzusammenhaengendes Geplauder gab ich also, Gnaedigster Herr, nur obenhin Antwort wie ich sagte; und ich bitte euch, lasst seinen Bericht nicht die Gueltigkeit einer Anklage gegen einen Mann haben, der eurer Majestaet so ergeben ist als ich. Blunt. Die Umstaende in Ueberlegung gezogen, Gnaedigster Herr, so koennte alles was Harry Percy damals zu so einer Person, an so einem Ort, und in so einer Zeit gesagt haben moechte, billiger Maassen fuer todt und abgethan gehalten, und nimmer zu seinem Nachtheil wieder erwaehnt werden. Denn was er damals sagte, dem entsagt er ja izo wieder, wie ihr seht. Koenig Heinrich. Wie, und doch weigert er sich seine Gefangnen auszuliefern, ausser mit der Bedingung, dass wir seinen Schwager, den naerrischen Mortimer, unverzueglich auf unsre eigne Unkosten ausloesen sollen; ihn, der geflissentlich das Leben aller derjenigen aufgeopfert hat, die er gegen diesen Zauberer, diesen verdammten Glendower anfuehrte, dessen Tochter, wie wir hoeren, Mortimer kuerzlich geheurathet hat. Sollen unsre Kisten etwann ausgeleert werden, um einen Verraether heimzukauffen? Nein, auf den nakten Wallischen Bergen lasst ihn verhungern; nimmer werd' ich den Mann fuer meinen Freund halten, dessen Zunge von mir nur den Aufwand eines Pfennigs verlangt, den aufruehrischen Mortimer auszuloesen. Hot-Spur. Den aufruehrischen Mortimer? Das veraenderliche Gluek des Kriegs, nicht sein Wille, hat ihn in die Haende der Feinde fallen lassen, Gnaedigster Herr; und zum Beweiss dass dieses die Wahrheit sey, braucht es keine andre Zeugen, als alle diese Wunden, die er empfieng, da er an dem beschilften Strande des anmuthigen Severns, in einzelnem Kampf, Stirne gegen Stirne, den groesten Theil einer Stunde lang den furchtbaren Glendower aufhielt. Dreymal ruhten sie, um wieder zu Athem zu kommen, dreymal tranken sie, auf Verabredung, vom Wasser des schnellen Severns, der, von ihren blutigen Bliken erschrekt, angstvoll zwischen seinem zitternden Schilfrohr fortrann und sein krauses Haupt im holen Ufer verbarg, vom Blut dieser muthigen Kaempfer beflekt. Niemals hat unedle heuchlerische Verraetherey ihren Anschlaegen mit so toedtlichen Wunden eine Farbe angestrichen; so grossmuethig verschwendet kein Verraether sein Blut. Gestattet also nicht, Gnaedigster Herr, dass der edle Mortimer durch eine so unverdiente Beschuldigung entehrt werde. Koenig Heinrich. Du luegst zu seinem Vortheil, Percy, du luegst; Niemals ist er mit Glendower ins Handgemeng gekommen; er haette eben so viel Muth gehabt, es mit dem Teufel aufzunehmen, als mit Owen Glendower. Schaemst du dich nicht, solche Dinge vorzugeben? Aber, beym Himmel! von dieser Stund an lasst mich nicht mehr von Mortimer reden hoeren. Schikt mir eure Gefangnen durch die schleunigste Veranstaltung, oder ihr sollt Nachrichten von mir bekommen, die euch nicht gefallen werden--Milord Northumland, wir erlauben euch mit euerm Sohn abzureisen. Eure Gefangnen, oder ihr sollt mehr von mir hoeren. (Koenig Heinrich geht ab.) Hot-Spur. Und wenn der Teufel kaeme und sie mir abheulen wollte, so schik' ich sie nicht. Ich will ihm nach, und ihm das sagen; ich muss meinem Herzen Luft machen, und wenn es mit Gefahr meines Kopfs waere. Northumberland. Wie? von Zorn trunken? Verziehe noch einen Augenblik, hier kommt dein Oheim. (Worcester zu den Vorigen.) Hot-Spur. Nicht mehr von Mortimer reden? Aber ich will von ihm reden, und moege meine Seele keine Gnade im Himmel finden, wenn ich mich nicht zu ihm schlage. Entweder will ich alle diese Adern ausleeren, und mein Herzensblut, Tropfen fuer Tropfen in den Staub hingiessen, oder ich will den zu Boden getretnen Mortimer so hoch in die Luft emporheben als diesen Koenig, diesen undankbaren gefuehllosen uebermuethigen Bolingbroke. Northumberland. Bruder, der Koenig hat euern Neffen unsinnig gemacht. Worcester. Wer brachte ihn denn in Hize, wie ich fortgegangen war? Hot-Spur. Er will mit Gewalt meine Gefangnen haben, und wie ich darauf bestund, dass er meinen Schwager ausloesen sollte, da erblasst' er wie eine Leiche, indem er mich ansah, und zitterte vor dem blossen Namen Mortimer. Worcester. Ich kan's ihm nicht verdenken. Wurde nicht Mortimer von Richarden, der nun todt ist, als der naechste Thronfolger erklaert? Northumberland. Das wurde er; ich war bey der Ausruffung zugegen, es geschah zu eben der Zeit, da der ungluekliche Koenig (dessen erlidtnes Unrecht uns Gott verzeihen wolle!) gegen die Irlaendischen Rebellen auszog; von denen er, durch Englands Aufstand abgeruffen, zuruek kehrte, um abgesezt, und bald hernach ermordet zu werden. Worcester. Eine That, die uns in den Augen der ganzen Welt entehrt, und zum Abscheu gemacht hat. Hot-Spur. Aber sachte, ich bitte euch--Koenig Richard erklaerte also meinen Bruder Mortimer zum Thronfolger? Northumberland. Er that es, meine eigne Ohren haben es gehoert. Hot-Spur. Nun, so kan ich den Koenig, seinen Vetter, nicht verdenken, dass er ihn auf den kahlen Bergen verhungert zu sehen wuenschte. Aber soll es dann seyn, dass ihr, welche die Crone auf den Kopf dieses undankbaren Mannes seztet, und um seinetwillen den verhassten Fleken der Verraetherey und des Meuchelmords tragt; soll es seyn, dass ihr eine Welt voll Flueche auf euch nehmen wollt, um die Werkzeuge, die veraechtlichen Werkzeuge, die Strike, die Leiter und der Henker eines Bolingbroks zu seyn? (O! vergebet mir, dass ich so schaendliche Benennungen gebrauchen muss, um den Missbrauch anzuzeigen, den dieser listige Koenig von euch macht.) Und soll es, o Schande! soll in unsern Tagen gesagt, und in Jahrbuecher auf kuenftige Zeiten gebracht werden, dass Maenner von eurer Geburt und Macht sich, (wie ihr beyde, Gott vergeb' es euch! gethan habt,) zu einer so ungerechten Sache verbunden haben, als diese war, Richarden, diese anmuthige liebliche Rose, zu Boden zu treten, und diesen Dornbusch, Bolingbrok, an seine Stelle zu pflanzen? Soll es zu eurer noch groessern Schande gesagt werden, dass ihr von demjenigen, fuer welchen ihr dieser Schande euch unterzogen, zur Belohnung misshandelt, geaeffet und veraechtlich auf die Seite geworffen worden? Nein, es ist noch Zeit, eure verbannte Ehre wieder zu loesen, und euch in die gute Meynung der Welt wieder einzusezen. Raechet euch, raechet die Beleidigungen dieses uebermuethigen Koenigs, der Tag und Nacht nur darauf denkt, wie er die Schuld, die er euch eingestehen muss, mit euerm Tod bezahlen wolle. Ich sage also-- Worcester. Nein, Vetter, saget nichts mehr. Es ist nun an mir, euch Geheimnisse von tiefem und gefahrvollem Inhalt zu entfalten, so gefaehrlich, und verwegen als es waere, auf der schwachen Brueke eines Speers ueber einen lautheulenden Waldstrom zu gehen. Hot-Spur. Faellt er hinein, gute Nacht. Entweder schwimmen oder untergehen-- Sendet Gefahr von Osten gegen Westen, so soll Ehre von Norden gegen Sueden sie durchkreuzen, und dann lasst sie sich mit einander herumbalgen--O! das Blut wallt feuriger einen Loewen aufzuweken, als den Lauf einer Hindin zu befluegeln. Northumberland. Der Gedanke irgend einer grossen Unternehmung treibt ihn ueber die Grenzen der Geduld. Hot-Spur. Beym Himmel, mich daeucht, es waere nur ein leichter* Sprung, die glaenzende Ehre von dem blasswangichten Mond herab zu reissen, oder sich in die Tieffe eines bodenlosen Abgrunds hinab zu taeuchen, und die ertrunkne Ehre bey den Haaren herauf zu ziehen, wenn der Genuss ihrer Vorzuege mit keinem Nebenbuhler getheilt, der Preiss einer solchen Unternehmung waere. {ed. * Hr. Warburton erinnert sich hiebey einer Stelle des Euripides, worinn dieser vortreffliche Mahler der Leidenschaften dem Eteocles den nemlichen Gedanken in den Mund legt: Mutter, ich gesteh es unverhohlen, ich stiege dort wo die Sonne hervor geht ueber die Sterne hinauf, oder hinab in den Abgrund der Erde, wenn es moeglich waere, der Goetter unumschraenkten Thron zu bekommen. S. 262 des 1sten Theils des Euripides, nach der Uebersezung des Hrn. Professor Steinbruechels.} Worcester. Mein lieber Vetter, hoert mir einen Augenblik zu, wenn es die Lebhaftigkeit eurer Gemueths-Bewegung erlaubt. Hot-Spur. Ich bitte euch um Vergebung. Worcester. Eben diese edlen Schotten, die eure Gefangnen sind-- Hot-Spur. Ich will sie alle fuer mich behalten; beym Himmel, er soll keinen einzigen haben, kein Haar von einem Schotten, und wenn dieses Haar seine Seele erloesen koennte; ich will sie behalten, bey dieser Hand! Worcester. Ihr rennt immer fort, und hoert mich nicht an; ihr sollt ja diese Gefangnen behalten. Hot-Spur. Das will ich auch; dabey bleibts. Er sagte, er wolle den Mortimer nicht ausloesen; er verbot mir von Mortimer zu reden; aber ich will ihn ausfinden, wenn er schlaeft, und ihm in sein Ohr hallen: Mortimer! Ich will einen Staaren abrichten lassen, dass er nichts als Mortimer ruffe, und will ihm den Staaren geben, um seinen Zorn immer in Athem zu erhalten. Worcester. Hoert doch, Vetter, nur ein Wort. Hot-Spur. Hier verschwoer ich feyrlich alle andre Gedanken, als wie ich diesen Bolingbroke quaelen und tollmachen wolle. Und was diesen eisenfresserischen Prinzen von Wales betrift, daecht' ich nicht, es wuerde seinem Vater lieb seyn, wenn ihm ein Ungluek begegnete, er sollte mir mit einem Krug Weissbier vergiftet werden. Worcester. Lebt wohl, Neffe; ich will mit euch reden, wenn ihr besser im Stande seyd, zuzuhoeren. Northumberland. Wie, was fuer ein wespen-zuengichter, ungeduldiger Narr bist du, in diesen weibischen Humor auszubrechen, und niemand hoeren zu wollen als dich selbst? Hot-Spur. Wie? seht ihr, mir ist, als ob ich mit Ruthen gehauen, mit Nesseln gepeitscht und von Ameisen gestochen werde, wenn ich nur den Namen dieses schaendlichen falschen Bolingbroke hoere. Zu Richards Zeiten-- Wie hiess doch der Ort?--dass ihn die Pest!--er ligt in Glocester- Schire--es war wo der hirnlose Herzog seinen Oheim ins Garn lokte, seinen Oheim York--wo ich meine Knie zum erstenmal vor diesem Koenig der Liebkosungen, vor diesem Bolingbroke bog; wie ihr und er von Ravenspurg kam't. Northumberland. Zu Berkley-Castle. Hot-Spur. Dort war es; ha! was fuer eine Menge ueberzuekerte Complimente machte mir damals dieser schwaenzelnde Windhund vor! Wenn sein unmuendiges Gluek zu Jahren gekommen seyn wuerde--und edler Harry Percy, und liebster Vetter--Der Teufel hole solche Schmeichler!--Gott verzeih' mir's! Guter Oheim, sagt izt was ihr wollt, ich bin fertig. Worcester. Nein, wenn ihr noch nicht fertig seyd, so macht nur fort, wir wollen warten, bis es euch gelegen ist. Hot-Spur. Ich bin fertig, auf meine Ehre. Worcester. So wollen wir wieder zu unsern Schottischen Gefangnen. Gebt sie unverzueglich ohne Loesegeld frey, und bedient euch dieses Sohns des Dowglas, um ein Heer in Schottland zusammen zu bringen, welches, um verschiedner Ursachen willen, die ich euch schriftlich zuschiken will, euch ohne Muehe zugestanden werden wird. Ihr, Milord von Northumberland, schleichet euch, indess dass euer Sohn in Schottland beschaeftigt ist, in das Vertrauen dieses edlen und beliebten Praelaten ein, des Erzbischoffs-- Hot-Spur. Von York, nicht wahr? Worcester. Ja, der den Tod seines Bruders, des Lord Scroop, zu Bristol, sehr hart empfindt. Ich rede nicht aus blosser Vermuthung, was vielleicht geschehen koennte; sondern von einer Sache, die schon entworffen, beschlossen und verabredet ist; von einer Sache, die nur auf eine solche Gelegenheit wartet, um zum Ausbruch zu kommen. Hot-Spur. Ich rieche was; bey meinem Leben, es muss gut gehen! Northumberland. Wie voreilig du bist! Hot-Spur. Es kan unmoeglich anders als ein edler Entwurf werden! Und dann sollen sich die Schottische Macht, und Yorks Anhang mit Mortimer vereinigen, ha! Worcester. Das sollen sie. Hot-Spur. In der That, das ist ueber die Maassen wol ausgesonnen. Worcester. Die Ursache ist nicht gering, die uns so schleunig als es moeglich ist, unsre Koepfe emporzuheben befiehlt, wenn wir sie retten wollen. Denn so niedrig wir sie immer tragen moechten, so wird der Koenig doch immer denken, dass er unser Schuldner sey; und dass wir uns nicht eher fuer befriedigt halten werden, bis er seine Schuld heimgezahlt habe. Ihr seht ja bereits, wie er uns je laenger je mehr von seinem Vertrauen und von seiner Zuneigung entfernt. Hot-Spur. Das thut er, das thut er; wir wollen Rache an ihm nehmen. Worcester. Vetter, lebt wohl. Geht nicht weiter in dieser Sache, als ich euch durch meine Briefe anweisen werde. Wenn die Zeit reif seyn wird, und das wird bald seyn, dann will ich in Geheim zu Glendower und Mortimer mich begeben, wo ihr und Dowglas und unsre Voelker, auf meine Veranstaltungen, glueklich zusammen kommen sollen, um unser Gluek, das izt an einem Faden haengt, in unsern eignen starken Armen zu tragen. Northumberland. Lebet wohl, Bruder; ich habe die beste Hoffnung, dass alles gut von statten gehen werde. Hot-Spur. Lebt wohl, Oheim; O lasst die Stunden eilen, bis im blutigen Schlachtfeld das Klirren der Schwerdter und das Aechzen der Sterbenden mein belustigtes Ohr umtoent. Zweyter Aufzug. Erste Scene. (Ein Wirthshaus bey Rochester.) (Ein Fuhrmann tritt mit einer Laternen in der Hand auf, ruft dem Hausknecht, und giebt ihm eine Commission wegen seines Pferds; ein andrer Fuhrmann kommt dazu, und die Floehe in diesem Wirthshaus, worueber beyde sich beklagen, geben Anlas zu einer kleinen Unterredung im fuhrmaennischen Geschmak, worinn, dass dich die Pest! und, geh' an Galgen, die schoensten Bluemchen sind. Gadshill, einer aus des Prinzen von Wales Bande, kommt dazu, und erkundigt sich mit guter Manier bey ihnen, wenn die Reisende, mit denen sie in diesem Wirtshaus angekommen, nach London abzugehen gedenken.) Zweyte Scene. (Ein kleines Gespraech zwischen Gadskill und einem Bedienten im Wirthshaus, welches, ausser den Nachrichten, die der leztere dem ersten von den Passagiers im Hause giebt, in einer Art von Wizwechsel besteht, wovon der Uebersezer bekennt, dass es ihm unmoeglich faellt, die deutsche Sprache damit zu bereichern. Diejenige, welche vielleicht glauben, dass er diese Unmoeglichkeit mit etwas weniger Traegheit haette ueberwinden koennen, moegen sich zur Probe an den sinnreichen Woertern:) long-staff-six-penny-strikers(, und) Mustachiopurple-hued-malt-worms (ueben; und wenn ihnen auch diese nicht zu schwer seyn sollten, so werden sie doch gestehen, dass die unsaubern Wortspiele, die einen Theil dieser Scene ausmachen, unuebersezlich sind. Das beste ist, dass der Leser nicht einen einzigen gesunden Gedanken, oder guten Einfall dabey verliehrt. Man mag aus dem was wir uebersezen, den Schluss auf dasjenige machen, was wir auslassen muessen.) Dritte Scene. (Verwandelt sich in die Landstrasse.) (Prinz Heinrich, Poins und Peto treten auf.) Poins. Kommt, verbergt euch, verbergt euch; ich habe Falstaffs Pferd auf die Seite gethan, und er murrt wie ein gummierter Sammet. Prinz Heinrich. Halt dich ruhig. (Falstaff tritt auf.) Falstaff. Poins, Poins! dass du gehangen waerst! Poins! Prinz Heinrich. Still, du fettnierichter Spizbube, was fuer ein Geheul machst du da? Falstaff. Wie, Poins! Hal! Prinz Heinrich (zu Poins.) Er ist auf den Huegel hinauf gegangen, ich will geh'n und ihn aufsuchen. Falstaff (auf einer andern Seite.) Das ist meine Straffe davor, dass ich in dieses Diebs Gesellschaft raube; der Raker hat mir mein Pferd auf die Seite gethan, der Henker weiss wo hin. Wenn ich nur noch vier Quadrat-Schuhe weiter zu Fuss gienge, so wuerd' ich mir den Blasebalg zersprengen. Gut, ich zweifle nicht, dass ich eines schoenen Tods fuer alles diss sterben werde, in so fern ich dem Galgen entgehe, wenn ich diesen Spizbuben todtschlage. Ich habe diese zwey und zwanzig Jahre her seine Gesellschaft stuendlich verschworen, und doch bin ich immer mit dem Galgenstrik behext. Ich will gehangen seyn, wenn mir der Raker nicht einen Liebes-Trank eingegeben hat; es kan anders nicht seyn; ich hab' einen Liebes-Trank bekommen. Poins! Hal! Dass ihr die Pest haettet! Bardolph! Peto! Ich will verhungern, wenn ich einen Schritt weiter stehle. Wenn es nicht eine so gute That waer' als ein Glas Bier auszutrinken, wenn ich ein ehrlicher Mann wuerde und diese Galgenschwengel verliesse, so will ich der ausgemachteste Halunke seyn, der jemals mit Zaehnen gekaeut hat. Acht Ellen unebner Grund ist siebenzig Meilen fuer mich, wenn ich zu Fuss gehen muss. Das hol der Henker, wenn Diebe nicht einmal ehrlich an einander seyn koennen! (Er hoert sie fluestern.) He! dass euch die Pestilenz alle mit einander! Gebt mir mein Pferd, ihr Schelme, gebt mir mein Pferd, und geht an den Galgen. Prinz Heinrich. Schweige, du Schmeer-Bauch, lieg nieder, leg dein Ohr hart an den Boden, und horch, ob du nicht den Fusstritt von Reisenden hoeren kanst. Falstaff. Habt ihr ein paar Hebel, oder etliche, dass ihr mich wieder aufheben koennt, wenn ich einmal liege? Sapperment! Ich wollte um alles Geld in deines Vaters Schazkammer, mein eigen Fleisch nicht noch einmal so weit zu Fuss tragen. Was zum T** meynt ihr damit, dass ihr mich so vexiert--Ich bitte dich, Prinz Hal, hilf mir zu meinem Pferd, guter Koenigs-Sohn. Prinz Heinrich. Weg, du Schurke! Soll ich dein Stallknecht seyn? Falstaff. Geh, und haeng dich selbst an deinen eignen Cronprinzlichen Kniebaendern auf. Wenn ich ertappt werde, so will ich euch fuer diesen Streich bezahlen; ich will reden was ich weiss, das glaubt mir. Wenn ich's nicht dahinbringe, dass man Gassenhauer auf euch macht, und sie im Ton von H**liedern in den Strassen singt, so moege ein Becher mit Sect mein Gift seyn! Wenn man einen Spass so weit treibt, und noch dazu zu Fuss! Ich hass' es! (Gadshill und Bardolph zu den Vorigen.) Gadshill. Steh! Falstaff. Das thue ich, wieder meinen Willen. Poins. O, es ist unser Spion, ich kenn' ihn an der Stimme. Bardolph, was giebts Neues? Bardolph. Maskirt euch, maskirt euch, zieht eure Visiere herab: es kommt dort Geld fuer den Koenig vom Huegel herunter, Geld, das in des Koenigs Schazkammer geht. Falstaff. Du luegst, du Spizbube, es geht in des Koenigs Wirthshaus. Gadshill. Es ist genug, uns alle--(reich zu machen). Falstaff. An den Galgen zu bringen. Prinz Heinrich. Ihr Herren, stellt ihr Viere euch ihnen vorn in dem holen Weg entgegen; Ned Poins und ich wollen tiefer herunter gehen; wenn sie euch entrinnen, so fallen sie doch uns in die Haende. Peto. Aber wie viel sind ihrer? Gadshill. Ihrer acht oder zehen. Falstaff. Sakerlot! So werden sie ja uns berauben. Prinz Heinrich. Was Sir Hans Wanst fuer eine Memme ist! Falstaff. In der That, ich bin nicht Hans von Gaunt, euer Grossvater, aber doch auch keine Memme, Hal. Prinz Heinrich. Gut, wir wollen's auf die Probe ankommen lassen. Poins. Holla, Jak, dein Pferd steht hinter dem Zaun dort: wenn du's noethig hast, so wirst du's dort finden. Lebt wohl und haltet euch wohl! Prinz Heinrich (zu Poins leise.) Ned, wo sind unsre Ueberkleider? Poins. Hier, hart an uns; Lasst euch ja nicht sehen. (Sie gehen auf die Seit.) Falstaff. Nun, meine Herren, ein jeder an seine Arbeit, wer das beste kriegt, der hat's! Vierte Scene. (Einige Reisende treten auf.) Reisende. Kommt, Nachbar; der Junge soll unsre Pferde den Huegel herunter fuehren; wir wollen eine Weile zu Fuss gehen, um eine Veraenderung zu machen. Die Diebe. Halt! Reisende. Gott helf uns! Falstaff. Schlagt zu; nieder mit ihnen, schneidet den Lumpenhunden die Haelse ab, ha! Ihr verfluchtes Ungeziefer, ihr Schlingel von Spekfressern; sie sind unsre Feinde, zu Boden mit ihnen, zieht sie aus. Reisende. O wir sind verlohren, wir und die unsrigen auf immer. Falstaff. An den Galgen, ihr dikbauchichten Schurken, seyd ihr verlohren? Nein, ihr fetten Luemmel, ich wollt' euer ganzer Vorrath waere hier; nieder, ihr Spekseiten etc. (Sie binden und berauben die Reisenden, und gehen ab.) (Prinz Heinrich und Poins treten auf.) Prinz Heinrich. Die Diebe haben die ehrlichen Leute gebunden; wenn izt du und ich die Diebe berauben, und mit der Beute im Triumph nach London ziehen koennte, das waere eine Materie fuer eine Woche, ein Gelaechter fuer einen Monat, und ein Spass fuer immer. Poins. Sachte, ich hoere sie kommen. (Die Diebe kommen zuruek.) Falstaff. Kommt, meine Herren, wir wollen theilen, und dann zu Pferde, eh der Tag anbricht. Wenn der Prinz und Poins nicht zwo ausgemachte Memmen sind, so ist keine Billigkeit mehr in der Welt. Dieser Poins hat nicht mehr Herz als eine wilde Ente. (Indem sie theilen, werden sie von dem Prinzen und Poins ueberfallen.) Prinz Heinrich. Euer Geld! Poins. Ihr Galgenschwengel! (Die Diebe rennen fort, und Falstaff, nachdem er einen oder zween Streiche bekommen, laeuft auch davon, und laesst die Beute dahinten.) Prinz Heinrich. Das hat nicht viel Muehe gekostet. Nun lustig zu Pferd; die Diebe sind zerstreut, und in einen so grossen Schreken gesezt, dass sie das Herz nicht haben, sich wieder zu sammeln; ein jeder haelt den andern fuer einen Gerichtsdiener. Hinweg, guter Ned. Wie wird der arme dike Falstaff izt schwizen! Wenn ich nicht lachen muesste, ich koennte Mitleiden mit ihm haben. (Sie gehen ab.) Fuenfte Scene. (Lord Percys Haus.) (Hot-Spur tritt allein auf, einen Brief lesend.) Hot-Spur. "Was mich selbst betrift, Milord, so koennt ich um der Freundschaft willen, die ich gegen euer Haus trage, wuenschen, dort zu seyn." Er koennte wuenschen dort zu seyn; warum ist er denn nicht dort? "Um der Freundschaft willen, die er gegen unser Haus traegt." Es zeigt sich aus diesem, dass er seinen eignen Speicher mehr liebt als unser Haus. Lasst doch weiter sehen: "Euere Unternehmung ist gefaehrlich." Das wissen wir; es ist gefaehrlich einen Schnuppen zu kriegen, zu schlaffen, zu trinken; aber lasst euch sagen, Milord Hasenfuss, dass wir aus dieser Nessel-Gefahr, die Blume, Sicherheit, pflueken wollen. "Eure Unternehmung ist gefaehrlich, die Freunde, die ihr nennt, sind ungewiss, die Zeit selbst ist unschiklich, und euer ganzer Entwurf zu leicht, einem so maechtigen Widerstand das Gegengewicht zu halten." Sagt ihr das, sagt ihr das? So sag ich euch wieder zuruek, dass ihr eine schuechterne feige Hindin seyd, und dass ihr luegt. Wo hat denn der Mann sein Hirn? Bey G**! Unser Entwurf ist ein so guter Entwurf als jemals einer gemacht worden ist; unsre Freunde sind zuverlaessig und standhaft; ein guter Entwurf, gute Freunde, und von denen man sich alles versprechen kan; ein vortrefflicher Entwurf und recht gute Freunde! Was fuer ein kaltherziger Schurke das ist! Wie? Milord von York billigt und beguenstigt das Vorhaben selbst und den Entwurf, und diese Memme hier--Bey meiner Hand, waer' ich bey ihm, ich koennte ihm mit seiner Frauen Luftfaecher das Hirn ausschlagen. Ist nicht mein Vater, mein Oheim und ich selbst dabey? Lord Edmund Mortimer, Milord von York, und Owen Glendower? Ist nicht Dowglas dabey? Hab' ich nicht von ihnen allen Briefe, dass sie auf den neunten dieses Monats ihre Waffen mit den meinigen vereinbaren wollen? Sind nicht einige von ihnen wuerklich schon ausgeruekt? Was fuer ein verdammter Schurke ist das! Ha, ihr werdet nun sehen, dass er in der Aufrichtigkeit seiner Zagheit und seines kalten Bluts zum Koenige gehen, und unser ganzes Vorhaben entdeken wird. O ich koennte mich selbst in zwey spalten, dass ich eine solche Schuessel voll geschwungne Milch in eine so edle Unternehmung habe einmengen wollen. An den Galgen mit ihm, er mag es dem Koenig sagen. Wir sind geruestet, ich will diese Nacht noch vorrueken.-- Sechste Scene. (Lady Percy zu Hot-Spur.) Hot-Spur. --Was giebt's, Kaethe? Ich muss dich in zwo Stunden verlassen. Lady. O mein liebster Lord, warum seyd ihr so allein? Wegen was fuer eines Verbrechens ist eure Gemahlin diese Nacht von ihres Harrys Bette verbannt worden? Sage mir, mein Liebster, was ist es, das dir deinen Appetit, dein Vergnuegen und deinen Schlaf raubt? Warum heftest du deine Augen auf den Boden? Warum faehrst du so oft auf, wenn du allein sizest? Warum hast du die frische Farbe deiner Wangen verlohren? Und warum giebst du mein Kleinod, meine Rechte an dich, der truebsinnigen Schwermuth preiss? Unter deinem unruhigen Schlummer hab ich an deiner Seite gewacht, und dich von Krieg und Schlachten murmeln gehoert; du redtest mit deinem Pferde, oder rieffest, (Courage! Zum Treffen!) Du redtest von Ausfaellen und Ruekzuegen; von Laufgraeben, Zelten, Palisaden, Schanzen, Brustwehren, Carthaunen, Canonen, Feldschlangen, von Ranzionen der Gefangnen, und von erschlagnen Soldaten--Deine Seele war so sehr mit kriegrischer Arbeit beschaeftigt, und hat selbst im Schlaf dich in eine so grosse Bewegung gesezt, dass grosse Schweisstropfen auf deiner Stirne gestanden, und die Muskeln deines Gesichts aufgelauffen sind, wie wir an Leuten sehen, denen vor allzuhastiger Bewegung der Athem zurueck bleibt. O! was fuer schrekenvolle Zeichen sind das! Ihr habt irgend ein schweres Geschaefte vor euch, und ich muss es wissen, oder ihr liebt mich nicht. (Ein Bedienter kommt herein.) Hot-Spur. He! ist Willhelm mit dem Paquet abgegangen? Bedienter. Ja, Milord, schon vor einer Stunde. Hot-Spur. Hat der Kellner diese Pferde vom Scheriff gebracht? Bedienter. Eines, Milord, bracht' er eben izt. Hot-Spur. Was fuer eines? Den Rothschimmel, mit den gestuzten Ohren, nicht wahr? Bedienter. Ja, Gnaediger Herr. Hot-Spur. Dieser Rothschimmel soll mein Thron seyn. Gut, ich will ihn gleich besteigen. (O Esperance!)* Fuehrte ihn der Kellner in den Parc? {ed. * Dieses franzoesische Wort ist vermuthlich da, damit es die Lady Percy nicht verstehen solle.} Lady. Aber hoeret, Milord-- Hot-Spur. Was willt du sagen, Milady? Lady. Was fuehrt euch dann weg? Hot-Spur. Wie? Mein Pferd, Liebe, mein Pferd. Lady. Weg mit dir, du tollkoepfiger Affe! Eine Wiesel hat nicht so viel Spleen als ihr--Bey meiner Treue, ich will euer Geschaefte wissen, das will ich. Ich fuerchte mein Bruder Mortimer geht damit um, seinen Anspruch gelten zu machen, und verlangt euern Beystand; aber wenn ihr geht-- Hot-Spur. Soweit zu Fuss zu gehen, wuerde mich muede machen, Liebe. Lady. Kommt, kommt, ihr kleiner Papagay, antwortet mir geradezu auf das was ich euch frage. Ich breche dir deinen kleinen Finger ab, Harry, wenn du mir nicht die ganze Wahrheit gestehst. Hot-Spur. Weg, weg, kleiner Kindskopf--Lieben! Ich liebe dich nicht, ich denke nicht an dich, Kaethe; es ist izt keine Zeit mit Puppen zu spielen, und mit Lippen zu fechten. Izt ist es um blutige Nasen, und gespaltete Hirnschaedel zu thun--Was sagst du, Kaethe? Was willt du von mir? Lady. Liebt ihr mich dann nicht mehr? In der That nicht. Gut, so thut es nicht. Denn wenn ich nicht mehr verdiene, von euch geliebt zu werden, so bin ich auch nicht werth, dass ich mich selbst liebe. Liebt ihr mich nicht? Nein, sag mir's, redst du im Scherz oder nicht? Hot-Spur. Komm, willt du mich reiten sehen? Wenn ich zu Pferd bin, dann will ich schwoeren, dass ich dich unendlich liebe. Aber hoerst du, Kaethe, du musst mich nicht weiter ausfragen, wohin ich gehe; noch Muthmassungen anstellen, warum? Wohin ich muss, muss ich, und um es kurz zu machen, diesen Abend muessen wir scheiden, liebste Kaethe. Ich weiss dass du verstaendig bist, aber doch nicht verstaendiger als Harry Percy's Weib. Du hast Muth, so viel ein Weibsbild haben soll; und an Verschwiegenheit uebertrift dich gewiss kein Frauenzimmer in der Welt. Ich zweifle also keinen Augenblik daran, dass du nichts sagen wirst, wenn du nichts weissst; und in so weit hab' ich ein vollkommnes Zutrauen zu dir, meine suesse Kaethe. Lady. Wie? In so weit? Hot-Spur. Nicht einen Zollbreit mehr. Aber hoerst du, Kaethe, wohin ich gehe, sollt du auch gehen. Heute will ich abreisen, und morgen sollst du mir folgen. Bist du nun zufrieden, Kaethe? Lady. Ich muss wohl. (Sie gehen ab.) Siebende und achte Scene. (Der Schauplaz verwandelt sich in das Wirthshaus zum Baeren-Kopf in East-Cheap.) (Ein paar unuebersezliche Scenen, im Geschmak der truebsten Hefen der poebelhaftesten Canaille, zwischen dem Prinzen Heinrich, Poins, Franz, dem Kellerjungen, und dem Wirth. Folgende Stelle ist das Beste davon.) Prinz Heinrich. Ich hab, glaub' ich, auf einmal alle Launen im Leibe, die jemals Launen gewesen sind, seit den alten 'Tagen des guten Grossvater Adams bis auf das Saeuglings-Alter dieser gegenwaertigen zwoelften Stunde Mitternachts. Und doch bin ich nicht von Percy's Humor, dieses Eisenfressers aus Norden, der mir sechs oder sieben Duzend Schotten zum Fruehstuek todt schlaegt, und wascht dann seine Haende, und sagt zu seiner Frauen: Der Henker hole dieses ruhige Leben! Ich habe ja nichts zu thun. "O mein suesser Harry", sagt sie dann, "wie viele hast du heute todt geschlagen?" Gebt meinem Rothschimmel zu trinken, sagt er, und antwortet ihr eine Stunde drauf ganz kaltsinnig, ihrer vierzehn, oder so was, eine Kleinigkeit--Ich bitte dich, ruf mir den Falstaff herein; ich will den Percy machen, und der verdammte Schweinsbraten soll die Dame Mortimer, sein Weib, agiren. Ruft den Schmeer-Bauch herein! Neunte Scene. (Falstaff, Gadshill, Bardolph und Peto zu den Vorigen.) Poins. Willkommen, Jak; wo bist du gewesen? Falstaff. Dass die schwere Noth alle feige Memmen, sag ich, und die Kraenke oben drauf; und Amen! Gieb mir ein Glas Sect, Junge--Eh ich diese Lebensart fortseze, will ich Fuss-Soken naehen, und sie wieder fliken, wenn sie brechen. Dass die Pestilenz alle feige Memmen! Gieb mir ein Glas mit Sect, Schurke. Ist denn keine Tugend mehr in der Welt? (Er trinkt.) Prinz Heinrich. Hast du den Titan nie ein Stuek Butter kuessen gesehen? und wie es von den zaertlichen Sachen, die er ihm sagte, wegschmolz? Wenn du's gesehen hast, so sieh' diese Composition. Falstaff. Ihr Galgenschwengel, hier ist ja Kalk* in diesem Sect; es ist doch nichts als Schelmerey in spizbuebischen Leuten; aber eine Memme ist noch aerger als ein Glas Sect worinn Kalk ist. Eine nichtswuerdige Memme!--Geh deines Wegs, alter Jak, stirb wenn du willt; wenn Tapferkeit, wahre Tapferkeit nicht auf dem ganzen Erdenrund vergessen ist, so bin ich ein Pikling. Es leben nicht drey brave Maenner ungehangen in England, und einer von ihnen ist fett, und wird, Gott helf ihm, nach gerade alt--eine boese Welt, sag ich! Ich wollt' ich waer' ein Weber**; ich koennte Psalmen singen, und Lieder wie man's haben wollte. Dass die Pestilenz alle Memmen, sag ich! {ed. * Sir Richard Hawkins, einer von der Koenigin Elisabeth See-Capitains, sagt in seinen Reisen S. 379: "Seitdem die Spanischen Secte in unsern Wirtshaeusern so gemein sind, die in der Zubereitung mit Kalk vermischt werden, um sich laenger zu erhalten, beklagt sich unsre Nation ueber Stein, Wassersucht, und eine Menge andrer Krankheiten, von denen wir nichts wussten, eh der Gebrauch dieser Weine so sehr ueberhand nahm. Ausserdem vergeht kein Jahr, dass nicht zwey Millionen Cronen dafuer aus unserm Lande gehen etc." Dieses leztere war in der That ein wesentliches Uebel. Aber dass Kalk den Stein verursachen soll, muss wohl nur ein Vorurtheil des guten ehrlichen alten Mannes gewesen seyn, indem in einem weit weisern Alter ein altes Weib ihr Gluek damit gemacht hat, uns zu zeigen, dass Kalk eine Arzney gegen den Stein sey. Warburton.} Prinz Heinrich. Was giebts, Wollsak! was brummt ihr? Falstaff. Ein Koenigs-Sohn? Wenn ich dich nicht mit einem Dolch von einem Span aus deinem Koenigreich hinaus jagen, und alle deine Unterthanen wie eine Heerde wilder Gaense vor dir her treiben will, so will ich meine Tage kein Haar mehr an meinem Kinn tragen. Ihr, Prinz von Wales? Prinz Heinrich. Wie, du H**sohn von einem diken Flegel, was hast du denn? Falstaff. Seyd ihr nicht eine Memme? Antwortet mir auf das, und Poins hier? Prinz Heinrich. Du Wanst, wenn du mich eine Memme nennst, so bist du des Todes. Falstaff. Ich haette dich eine Memme geheissen? Eh will ich dich zur Hoelle gehen sehen, eh ich dich eine Memme heissen wollte; aber tausend Pfund wollt' ich drum geben, wenn ich so geschwinde lauffen koennte, wie du. O! was das betrift, eure Schultern habt ihr so gerad als ihr's wuenschen koennt, ihr bekuemmert euch nichts darum, euern Rueken sehen zu lassen. Nennt ihr das, euern Freunden den Rueken deken? Dass die Pest ein solches Ruekendeken haette! Gebt mir ein Glas Sect. Ich will eine H** seyn, wenn ich heute noch einen Tropfen getrunken habe. Prinz Heinrich. O du Schurke! du hast ja dein Maul kaum abgewischt, seitdem du das leztemal getrunken hast. Falstaff. Das ist all eins. (Er trinkt.) Dass die Pest alle feige Memmen, dabey bleib ich! Prinz Heinrich. Was willt du denn damit? Falstaff. Was ich damit will? hier sind unser vier, die diesen Morgen tausend Pfund geraubt haben. Prinz Heinrich. Wo ist das Geld? Wo ist es? Falstaff. Wo es ist? Zum T** ist es, genommen ist es uns worden; ihrer hundert gegen uns arme viere. Prinz Heinrich. Was sagst du, ihrer hundert? Falstaff. Ich will ein H*f*t seyn, wenn ich mich nicht zwey Stunden lang mit einem Duzend von ihnen herumgehauen habe. Es ist ein Mirakel, dass ich davon gekommen bin. Ich bin achtmal durch mein Wamms gestossen worden, viermal durch die Hosen, mein Schild ist durch und durch gehauen, und mein Schwerdt hat Scharten wie eine Hand-Saege, (ecce signum.) Ich habe mich nie besser gehalten, seitdem ich ein Mann bin. Haetten's andre auch so gemacht! Dass sie die Pest, die Memmen! --Lasst sie reden; wenn sie mehr oder weniger sagen als wahr ist, so sind sie Schurken, und Kinder der Finsterniss. Prinz Heinrich. Redet, ihr Herren, wie gieng es dann her? Gadshill. Wir vier machten uns an ihrer zwoelf ungefehr-- Falstaff. Sechszehn wenigstens, Milord. Gadshill. Und banden sie. Peto. Nein, nein, gebunden wurden sie nicht. Falstaff. Du Raker, sie wurden gebunden, einer nach dem andern; wenn's nicht so ist, so will ich ein Jude seyn, ein hebraeischer Jude. Gadshill. Wie wir nun theilten, so ueberfielen uns sechs oder sieben frische Maenner. Falstaff. Und banden die andern los, und da kamen die uebrigen. Prinz Heinrich. Wie? Fochtet ihr dann mit ihnen allen? Falstaff. Mit Allen? Ich weiss nicht was ihr Alle nennt; aber wenn ich nicht wenigstens mit fuenfzig von ihnen fochte, so will ich ein Bueschel Rettiche seyn. Wenn ihrer nicht zwey oder drey und fuenfzig an dem armen alten Jak waren, so sey ich keine zweybeinichte Creatur. Poins. Der Himmel verhuete, dass ihr keine von ihnen ermordet habt! Falstaff. Gut, das kan er nun nicht mehr verhueten. Ich habe zween von ihnen gepfeffert; zween, das kan ich sagen, hab' ich bezahlt, zween in Schetter-Roeken. Ich will dir was sagen, Hal; wenn ich dich anluege, so spey' mir ins Gesicht, nenn' mich einen Gaul; du kennst meine alte Manier im parieren; so lag ich, und so fuehrt ich meine Klinge; vier Schurken in Schetter fielen ueber mich her, wie gesagt. Prinz Heinrich. Was, viere? Du sagtest eben, es seyen nur zween gewesen. Falstaff. Viere, Hal, viere sagte ich. Poins. Ja, ja, er sagte viere. Falstaff. Diese viere fielen mich alle von vornen an, und stiessen tapfer auf mich zu; aber ich machte nicht viel Federlesens, sondern fasste auf einmal alle ihre sieben Klingen mit meinem Schild auf; so-- Prinz Heinrich. Sieben? Es waren ihrer ja nur viere diesen Augenblik. Falstaff. In Schetter. Poins. Ja, ja, vier in Schetter-Roeken. Falstaff. Sieben, bey meinem Bauch, oder ich bin ein H*f*t. Prinz Heinrich (leise zu Poins.) Ich bitte dich, lass ihn machen, es werden noch mehr draus werden. Falstaff. Hoerst du mich, Hal? Prinz Heinrich. Ja, und versteh dich auch, Jak. Falstaff. Gut, gut, es ist auch werth dass man aufhorche; diese neun Kerle in Schetter, wovon ich dir sagte-- Prinz Heinrich. So, schon wieder zween mehr-- Falstaff. Wie sie sahen, dass ihre Klingen abgebrochen waren, fiengen sie an zuruek zu weichen; aber ich gieng ihnen mit Haenden und Fuessen zu Leibe, und in einem Gedanken, lagen sieben von eilfen im Gras. Prinz Heinrich. Das ist entsezlich. Eilf Maenner von Schetter aus zween! Falstaff. Aber da fuehrte mir der T** drey missgezeugte Schurken in Kendal-Gruen auf den Rueken, die auf mich zuwalkten; denn es war so dunkel, Hal, dass du deine Hand nicht haettest sehen koennen-- Prinz Heinrich. Diese Luegen sind so dik und fett als du selbst bist. Wie, du kleyen-hirnichter Wanst, du H**sohn von einem unflaetigen, schmuzigen Schmeer-Bauch-- Falstaff. Wie? Bist du toll, bist du toll? Ist es nicht die Wahrheit, die Wahrheit? Prinz Heinrich. Wie konntest du denn sehen, dass diese Leute in Kendal-Gruen gekleidt waren, wenn es so dunkel war, dass du deine Hand nicht sehen konntest? Komm, lass sehen wie du das machtest; was sagst du hierzu? Poins. Nun, Jak, wie machtet ihr das, sagt einmal. Falstaff. Wie, ihr wollt's mit Gewalt wissen, mit Gewalt? Nein, und wenn ich auf dem Strappado waere, oder auf allen Foltern der ganzen Welt, ich wollt' euch nichts sagen, wenn ihr's mit Gewalt wissen wolltet. Prinz Heinrich. Es ist Zeit dem Spass ein Ende zu machen. Wisst also, diese blutreiche Memme hier, dieser Bett-Druker, dieser Pferd-Rueken- Brecher, dieses Gebuerge von Fleisch-- Falstaff. Weg mit euch, ihr Hunger-Darm, ihr Aal-Haut, ihr duerre Kalbs-Zunge, ihr Ochsen-Ziemer, ihr Stok-Fisch--O wenn ich nur einen laengern Athem haette!--Was ist dir noch mehr aehnlich? Ihr Ellen-Maass, ihr Fiddelbogen-Futteral, ihr langer Rauf-Degen-- Prinz Heinrich. Gut, verschnauffe eine Weile, und fahre hernach fort; und wenn du dich in niedertraechtigen Gleichnissen erschoepft hast, so hoere mich nur dieses sagen. Poins. Horch auf, Jak. Prinz Heinrich. Wir beyde sahen euch viere ihrer viere angreifen, ihr bandet sie, und bemeistertet euch ihrer Baarschaft; nun gebt Achtung wie es weiter gierig. Wir beyde fielen hierauf ueber euch viere her, jagten euch auseinander, und nahmen euch eure Beute weg; so ist's und wir koennen sie euch hier im Hause zeigen. Und ihr, Falstaff, ihr trugt eure Kutteln so leicht weg, mit einer so behenden Hurtigkeit, und bruelltet so klaeglich um Gnade, und renntet und bruelltet in einem fort, so gut als ich jemals ein Stierkalb bruellen hoerte. Was fuer ein Sclave bist du, deinen Degen so zu zerhaken wie du gethan hast, und dann zu sagen, es sey vom Fechten gekommen? Was fuer eine Ausflucht, was fuer eine Luege, was fuer eine Hoele kanst du ausfuendig machen, dich vor dieser offenbaren, unlaeugbaren Schande zu verbergen? Poins. Komm, lass es uns hoeren, Jak. Wie willst du dir nun hinaushelfen? Falstaff. Bey G**, ich kannte euch so gut, als der so euch gemacht hat. Wie, hoert ihr, meine Herren, haett' ich den praesumtiven Erben umbringen sollen? Haett' ich meine Hand an den Cron-Prinzen legen sollen? Wie, du weissst, dass ich so tapfer als Hercules bin; aber der Instinct hielt mich dissmal zuruek; der Loewe greift niemals den Cron- Prinzen an: Der Instinct ist ein maechtiges Ding. Aus Instinct ward ich eine Memme, und ich werde mein Lebenlang desswegen von dir und mir nur eine desto bessere Meinung haben; denn das beweisst unleugbar, dass ich ein tapfrer Loewe bin, und dass du der aechte Cron- Prinz bist. Aber, bey G**, Jungens, es freut mich, dass ihr das Geld habt--Wirthin! riegle die Thuere; wache die Nacht durch, und bete Morgens. Hey da, ihr lustigen Brueder, Jungens, Gold-Puepchens, sagt, wie wollen wir uns lustig machen? Wollen wir eine Comoedie (ex tempore) spielen? {ed. ** In der Verfolgung der Protestanten in Flandern unter Philipp dem 2ten, brachten diejenigen die bey dieser Gelegenheit nach England kamen, die Wollen-Manufacturen mit. Diese waren Calvinisten, welche jederzeit durch ihre Neigung zum Psalmensingen sich unterschieden haben. Warburtun.} Prinz Heinrich. Ich bins zufrieden--und der Inhalt soll dein Davon lauffen seyn. Falstaff. Ah!--nichts mehr hievon, Hal, wenn du mich lieb hast. Zehnte Scene. (Die Wirthin kommt herein und meldet dem Prinzen, dass ein Herr von Hofe da sey, der auf Befehl des Koenigs mit ihm sprechen wolle. Falstaff wird abgeschikt zu hoeren was er wolle.) Eilfte Scene. (Falstaff kommt zuruek, und bringt die Zeitung von dem Aufstand, den Percy, Northumberland, Douglas, und Glendower, im Norden von England erregt, und dass der Prinz auf morgen zum Koenig, seinem Vater, beschieden sey. Dieses giebt zu einer kleinen Comoedie von der poebelhaftest-buerlesken Art Anlas, worinn Falstaff den Koenig macht, und den Prinzen wegen seiner unanstaendigen Lebensart und luederlichen Gesellschaft ausschilt, jedoch mit Ausnahme des einzigen Falstaff, von dem er viel Gutes sagt. Der Prinz behauptet, Falstaff habe den Koenig nicht recht gemacht, uebernimmt diese Rolle selbst, laesst Falstaffen den Prinzen seyn, und sagt alsdann eben so viel boeses von Falstaff als dieser vorhin Gutes von sich selbst gesagt hatte. Folgendes mag zur Probe dienen:) Prinz Heinrich (in der Person des Koenigs.) Ich hoere grosse Klagen ueber dich. Falstaff (in der Person des Prinzen.) Sakerlot! Gnaedigster Herr, sie sind alle erlogen-- Prinz Heinrich. Du schwoerst, unartiger Bube? Von nun an komm nimmer vor meine Augen! Du gehst einen verderblichen Weg; es ist ein Teufel, der dich jagt, ein Teufel in Gestalt eines fetten alten Manns; eine Tonne von einem Mann ist deine Gesellschaft. Wie, schaemst du dich nicht mit diesem Weinfasse umzugehen, mit diesem zusammengeballten Klumpen von Bestialitaet, mit diesem ungeheuren Kessel voll Sect, mit diesem ausgestossen Felleisen von Kutteln,--diesem ehrwuerdigen Laster, dieser grauen Bueberey, diesem Vater Spizbuben, dieser bejahrten Eitelkeit? Wozu ist er gut, als Sect zu kosten und auszutrinken? Worinn ist er nett und manierlich, als einen Capaunen zu zerlegen und aufzuessen? Worinn hat er Verstand als in Raenken? Wozu braucht er seine Raenke als zu Bubenstueken? Worinn ist er ein Lotterbube als in allen Dingen? Und worinn ist er loeblich als in nichts? Falstaff. Wen meynt Euer Majestaet? Prinz Heinrich. Diesen ruchlosen schaendlichen Verfuehrer der Jugend, Falstaff, diesen alten weissbartigen Satan. Falstaff. Milord, den Mann kenn' ich. Prinz Heinrich. Das weiss ich wol. Falstaff. Aber wenn ich sagte, dass er ein schlimmerer Mann sey als ich selbst, so sagt' ich mehr als ich weiss. Dass er alt ist, davon zeugen leider! seine weissen Haare; aber dass er, mit Respect vor euch zu sagen, ein H**jaeger sey, das laeugne ich schlechterdings. Wenn Sect und Zuker etwas unrechtes ist, so helf G** den Schlimmen! Wenn alt und aufgeraeumt seyn, eine Suende ist, so kenn' ich manchen alten Wirth, der verdammt werden muesste; wenn fett seyn, Hass verdient, so muessten Pharaons magre Kuehe liebenswuerdig seyn. Nein, Gnaedigster Herr, verbannet Peto, verbannet Bardolph, verbannet Poins; aber den guten alten Jak Falstaff, den wakern Jak Falstaff, den ehrlichen Jak Falstaff, den tapfern Jak Falstaff, und desto tapfrer, da er, wie man nicht laeugnen kan, der alte Jak Falstaff ist, den verbannt nicht aus Harry's Gesellschaft: Wolltet ihr den guten diken Jak von mir verbannen, so verbannet eben so mehr die ganze Welt von mir-- ([Diese unvollkommne Probe, (denn man hat dennoch einige Bluemchen auslassen muessen) wird den Leser vermuthlich geneigt machen, dem Uebersezer in Absicht der Falstaffischen Scenen Vollmacht zu geben, darueber nach eignem Belieben zu schalten. Man muss ein Englaender seyn, diese Scenen von Englaendern spielen sehen, und eine gute Portion Pounsch dazu im Kopfe haben, um den Geschmak daran zu finden, den Shakespears Landsleute groestentheils noch heutiges Tages an diesen Gemaehlden des untersten Grads von poebelhafter Ausgelassenheit des Humors und der Sitten finden sollen.]) (Bardolph und die Wirthin lauffen erschroken herein, und melden, dass der Scheriff mit der Wache vor der Thuere sey, und das Haus durchsuchen wolle. Prinz Heinrich uebernimmt es ihn abzufertigen, nachdem er Falstaffen und den uebrigen befohlen, sich zu verbergen.) Zwoelfte Scene. (Der Scheriff kommt mit einem von den Fuhrleuten der Beraubten, und fragt nach Falstaffen, welchen er beschuldigt, den Raub begangen zu haben. Der Prinz antwortet ihm ganz ernsthaft, und also in reimlosen Versen (denn Shakespear ist, wie wir wissen, ein genauer Beobachter des Decorum,) der Mann sey nicht hier, indem er ihn Geschaefte halber ausgeschikt habe; er giebt aber dem Scheriff sein Ehrenwort, dass er ihn bis morgen Mittags stellen, und wenn es sich finde, dass er den Raub begangen, der Justiz ueberlassen wolle. Der Scheriff nimmt hierauf seinen demuethigen Abschied, und der Prinz erklaert sich gegen Peto, dass er den Beraubten ihr Geld mit Wucher wieder zuruekgeben, morgen nach Hofe und von da zu Felde gehen, sie aber allerseits mit sich nehmen, und bey der Armee anstaendig unterbringen wolle.) Dritter Aufzug. Erste Scene. (Des Archi-Diaconus von Bangor Haus in Wales.) (Hot-Spur, Worcester, Mortimer und Owen Glendower treten auf.) Mortimer. Diese Versprechungen sind schoen, die Partheyen zuverlaessig, und unser Vorhaben voller Hoffnung eines glueklichen Ausgangs. Hot-Spur. Milord Mortimer, und Vetter Glendower, wollt ihr nicht Plaz nehmen? Und ihr, Oheim Worcester--Der Henker hol' es! ich habe die Land- Carte vergessen. Glendower. Nein, hier ist sie. Sezt euch, Vetter Percy, sezt euch, guter Vetter Hot-Spur: Denn wenn Lancaster euch bey diesem Namen nennen hoert, dann erblassen seine Wangen, und mit einem emporsteigenden Seufzer wuenscht er, dass ihr im Himmel seyn moechtet. Hot-Spur. Und ihr in der Hoelle, so oft er von Owen Glendower reden hoert. Glendower. Ich tadle ihn nicht; in meiner Geburts-Stunde erfuellte sich die Stirne des Himmels mit feurigen Gestalten und brennenden Meteoren; wisst, der ganze Erdball zitterte in seinen innersten Gewoelben, wie eine Memme, als ich gebohren ward. Hot-Spur. Das wuerd' er gethan haben, wenn in der nemlichen Stunde eurer Mutter Kaze Junge gehabt haette, und ihr nie gebohren worden waeret. Glendower. Ich sage, die Erde bebte wie ich gebohren ward. Hot-Spur. Und ich sage, wenn die Erde das that, so dachte sie nicht wie ich, in so fern ihr euch einbildet, sie zitterte aus Furcht vor euch. Glendower. Die Himmel waren lauter Feuer, und die Erde bebte. Hot-Spur. Die Erde bebte also, weil sie den Himmel in Feuer sah, und nicht weil ihr gebohren wurdet. Die kranke Natur bricht oft in seltsame Paroxismen aus; die Erde wird zuweilen von dem unbaendigen Wind, der in ihren Leib eingekerkert ist, mit einer Art von Colik gequaelt; er straeubt sich durchzubrechen, und schuettelt die gute alte Mutter so stark, dass hohe Schloesser und bemoosste Glokenthuerme umstuerzen. Wie ihr gebohren wurdet, so hatte unsre Gross-Mutter Erde eben einen solchen Anstoss von Bauchweh, und das war alles. Glendower. Vetter, diese Reden wuerde ich nicht von vielen andern ertragen. Erlaubt mir euch noch einmal zu sagen, dass bey meiner Geburt die Stirne des Himmels voller feuriger Gestalten war; die Geissen rennten von den Bergen herab, und die Heerden auf den Feldern bruellten auf eine unnatuerliche Art vor Schreken. Diese Zeichen deuteten an dass ich ausserordentlich seyn wuerde, und der ganze Lauf meines Lebens hat bewiesen, dass ich nicht in die Classe der gewoehnlichen Menschen gehoere. Wo lebt, innert den seebespuehlten Grenzen von England, Wales und Schottland, der Mann der sich ruehmen kan, mein Lehrmeister gewesen zu seyn? Und dennoch hab ich den Sohn eines Weibs noch nicht gesehen, der es in irgend einer Wissenschaft oder Kunst mit mir aufnehmen koennte. Hot-Spur. Ich glaube selbst, dass niemand besser welsch redt--ich will zum Mittag-Essen. Mortimer. Ruhig, Vetter Percy; ihr macht ihn noch boese. Glendower. Ich kan die Geister aus dem Abgrund hervorrufen. Hot-Spur. Das kan ich auch, und das kan jedermann; aber kommen sie, wenn ihr ihnen ruft? Glendower. Wie, ich kan dich dem Teufel gebieten lehren. Hot-Spur. Und ich kan dich den Teufel beschaemen lehren; du darfst nur die Wahrheit reden: Sprich wahr, und beschaeme den Teufel, sagt das Spruechwort. Wenn du im Stand bist ihn zu beschwoeren, so bring ihn her; und ich will im Stand seyn, ihn mit Schaam wieder wegzujagen. O! sagt euer Lebenlang die Wahrheit, und beschaemt den Teufel. Mortimer. Kommt, kommt, wozu soll dieses Gewaesche nuezen? Glendower. Dreymal hat Heinrich Bolingbroke sich meiner Macht entgegen gestellt; dreymal hab ich ihn von den Ufern des Wye und des silbersandigen Severn, ohne Stiefel und von Gewittern verfolgt, heimgeschikt. Hot-Spur. Heimgeschikt, ohne Stiefeln und noch dazu in schlimmem Wetter. Wie, ins T** Namen, entgieng er dem Fieber? Glendower. Kommt, hier ist die Carte; wollen wir nach unsern dreyfachen Anspruechen unser Recht theilen? Mortimer. Der Archi-Diaconus hat es schon, sehr gleich, durch drey Linien getheilt: England, vom Trent bis hier zum Severn, Sued- und Ostwaerts, ist mein Antheil; alles was gegen Westen ligt, Wales, und alle diese fruchtbaren Laender innert den Ufern des Severn, sollen Owen Glendowers seyn; und, Vetter Percy, der uebrige nordliche Theil, jenseits des Trent, euer. Unser dreyfacher Verglich ist bereits aufgesezt, und wenn die Instrumente gesiegelt und ausgewechselt seyn werden, welches in dieser Nacht noch geschehen kan, so wollen wir, ihr, Vetter Percy, und ich, und Mylord von Worcester, morgen ausrueken, um uns, der Abrede gemaess, zu Schrewsbury mit euerm Vater und den Schottischen Voelkern zu vereinbaren. Mein Vater Glendower ist noch nicht fertig, auch haben wir in diesen vierzehn Tagen seiner noch nicht vonnoethen; und diese Zeit ist mehr als hinreichend, (zu Glendower) dass ihr eure Vasallen, Freunde und Nachbarn aufbieten koennet. Glendower. Ich werde in kuerzerer Frist bey euch seyn, Milords; und ich will euch eure Ladys mitbringen, von denen ihr euch izt, ohne Abschied, wegstehlen muesst; denn es wird eine Welt voll Wasser vergossen werden, wenn ihr und eure Weiber scheiden muesst. Hot-Spur. Mich daeucht, mein Antheil, Nordwaerts von Burton hier, ist lange nicht so gross als der eurige. Seht, wie dieser Fluss, indem er sich hier schlangenweis zuruek kruemmt, mir einen grossen halben Mond von dem schoensten Theil meines ganzen Landes abschneide. Ich will den Strom hier aufgetroknet haben, und hier soll in einem neugegrabnen Canal der glatte silberne Trent schoen und eben dahinfliessen; er soll sich nicht mit so tieffen Kruemmungen winden, und mich hier eines so reichen Bodens berauben. Glendower. Er soll sich nicht winden? Er soll, er muss; ihr seht ja, er thut's. Mortimer. Aber ihr seht ja, dass er hier auf dieser Seite euch eben so viel wieder zulegt, als er euch auf der andern abschneidet. Worcester. Ja, aber es wird nur wenig Muehe brauchen ihn hier herueber zu leiten, um auf der Nordseite diesen Strich Lands zu gewinnen, und dann fliesst er gerad und eben. Hot-Spur. Ich will es so haben, es wird bald geschehen seyn. Glendower. Ich werde keine Veraenderung zugeben. Hot-Spur. Ihr wollt nicht? Glendower. Nein, und ihr sollt keine machen. Hot-Spur. Und wer ist der, der nein dazu sagen wird? Glendower. Der bin ich. Hot-Spur. So sagt es auf welsch, damit ich es nicht verstehe. Glendower. Ich kan englisch reden, Lord, so gut als ihr, denn ich ward am Englischen Hof erzogen; ich habe manches englische Lied als Juengling auf meiner Harfe begleitet, und den Beyfall der Schoensten erlangt, wenn ich meine Stimme mit ihren Accenten vermaehlte; eine Geschiklichkeit, die man nie an euch gesehen hat. Hot-Spur. Glaubt mir, es sollte mir leid seyn, wenn es anders waere. Ich wollte lieber eine Kaze seyn, und, Miau, schreyen!--als einer von diesen schnurrenden Reimen-Maeklern; ich will lieber einen kuepfernen Kerzenstok umfallen hoeren, oder ein ungeschmiertes Rad in der Achse kirren, es wuerde mir lange nicht so weh in den Zaehnen thun, als dieses laeppische Geklingel von Poeterey; das ist ja nicht anders, als wie wenn man einen stolpernden Klepper zwingen will, einen guten Schritt zu gehen. Glendower. Kommt, kommt, Trent soll abgeleitet werden. Hot-Spur. Was bekuemmert mich das? Ich will dem ersten Freund der mir gute Dienste thut, dreymal so viel Land geben; aber hier, versteht mich wohl, wo es um einen Vertrag zu thun ist, wollt ich um den neunten Theil eines Haars schicaniren. Sind die Instrumente aufgesezt? Koennen wir gehen? Glendower. Der Mond scheint hell, ihr koennt diese Nacht abreisen; ich will den Schreiber treiben, und indessen eure Weiber auf euern Abschied vorbereiten; ich fuerchte meine Tochter wird unsinnig davon werden, so verliebt ist sie in ihren Mortimer. (Er geht ab.) Zweyte Scene. Mortimer. Fy, Vetter Percy, warum koennt ihr meinen Vetter nicht unangefochten lassen? Hot-Spur. Ich kan nicht anders; er macht mich manchmal toll, wenn er mir vom Maulwurf und der Ameise erzaehlt, und von den Propheceyungen des Traeumer Merlins, und von einem Drachen, und von einem Fisch ohne Flossfedern, und von einem Greiffen mit beschnittnen Fluegeln, und von einer huepfenden Kaze, kurz von einer Menge solchem abgeschmaktem Hocus-Pocus, das mir die Geduld ausgehen macht. Ich will euch was sagen, er hielt mich verwichne Nacht zum wenigsten neun Stunden auf, mir die Namen der verschiednen Teufel herzurechnen, die seine Lakeyen seyn sollen; ich schrie--hum!--und-- wohl, wohl! Aber ich gab ihm nicht auf ein Wort Acht. O! er ist so beschwerlich wie ein muedes Pferd, oder ein keiffendes Weib; aerger als ein rauchiges Haus. Ich wollte lieber bey Kaes und Knoblauch in einer Windmuehle leben, und weit von ihm seyn; als Kazen fressen, und seinem Geschrey zuhoeren, in irgend einem Sommerhaus in der Christenheit. Mortimer. Er ist, bey allem dem, ein verdienstvoller Edelmann, ausserordentlich belesen, und in den seltsamsten Wissenschaften erfahren; tapfer wie ein Loewe; ueberaus leutselig, und guetig wie die Minen von Indien. Soll ich's euch sagen, Vetter; er giebt euerm Temperament ungemein viel nach, und thut sich selbst die groeste Gewalt an, wenn ihr ihn auf eine so anzuegliche Art in seinem Humor durchkreuzt; ich versichre euch, der Mann lebt nicht, der ihn ohne Gefahr, so wie ihr gethan habt, haette reizen duerfen. Aber thut es nicht oft, ich bitte euch. Worcester. In der That, Milord, ihr seyd zu tadelsuechtig, und habt, seitdem ihr hier seyd, genug gethan, um seine Geduld aufs aeusserste zu bringen. Ihr muesst diesen Fehler nothwendig verbessern lernen, Herr. Ob dieses hastige Wesen gleich manchmal Groesse, Muth und Feuer anzeigt, (und das ist der groesste Vortheil den ihr davon haben koennet;) so giebt es hingegen auch oefters das Ansehen einer rohen Wildheit, eines Mangels an Lebensart und Sitten, und den Schein von Stolz, Aufgeblasenheit, uebertriebner Einbildung und Verachtung andrer Leute; Fehler, wodurch ein Mann, mit den groesten Verdiensten, die er sonst haben mag, die Herzen der Leute verliehrt, und die einen Fleken auf die ganze schoene Seite werfen, wodurch er sonst die Hochachtung der Welt gewonnen haette. Hot-Spur. Gut, ihr habt mich nun genug geschulmeistert denke ich; ich verlang' euch den Vorzug der Hoeflichkeit nicht streitig zu machen-- hier kommen unsre Weiber, und wir wollen unsern Abschied nehmen. Dritte Scene. (Glendower mit Lady Mortimer und Lady Percy, zu den Vorigen.) Mortimer. Das ist ein Umstand, der mir oft toedtlichen Verdruss macht, mein Weib kann nicht englisch reden, und ich nicht welsch. Glendower. Meine Tochter weint, sie will nicht von euch scheiden, sie will auch ein Soldat werden, sie will in den Krieg. Mortimer. Milord, sagt ihr, sie und meine Tante Percy sollen uns in kurzem folgen. (Glendower spricht welsch mit ihr, und sie antwortet ihm darinn.) Glendower. Sie will sich nicht troesten lassen; eine kleine eigensinnige Hexe, bey der keine Ueberredung anschlagen will. Mortimer. Ich versteh' deine Blike, ich bin ein Meister in diesem anmuthigen Welsch, das du aus diesen zween schwellenden Himmeln hervorathmest, und, waeren wir nicht in Gesellschaft, ich wollte dir in der nemlichen Sprache antworten; ich verstehe deine Kuesse, und du die meinige, in dieser fuehlbaren Unterredung haben wir keinen Dollmetscher noethig; aber ich will nicht ruhen, Liebe, bis ich deine Sprache gelernt habe; denn von deinen Lippen toent das Welsche so anmuthig als aus einer Sommerlaube der suesse Gesang einer Feen- Koenigin, von den entzuekenden Griffen ihrer goldnen Laute beseelt. Glendower. O! wenn du in Zaertlichkeit schmilzst, so wird sie gar unsinnig werden. (Die Lady redt wieder welsch.) Mortimer. Ach! hierinn bin ich die Unwissenheit selbst. Glendower. Sie bittet, dass ihr euch niederlegen und euer holdes Haupt auf ihrem Schooss ruhen lassen sollt, und sie will euch den Gesang singen, den ihr so gerne hoert, und euer Blut in eine angenehme Schwermuth wiegend, den Gott des Schlafs auf euern Augliedern kroenen; euch in dieses zauberische Mittel zwischen Schlaf und Wachen senken, das dem Gemische von Nacht und Tag aehnlich ist, eine Stunde eh der Gott des Lichts seinen goldnen Lauf aus Osten beginnt. Mortimer. Von Herzen gerne will ich mich sezen, und sie singen hoeren; inzwischen, denk' ich, werden unsre Papiere fertig werden. Glendower. Thut das, und obgleich die Musicanten, die euch dazu aufspielen sollen, tausend Meilen weit von hier in der Luft hangen, so sollen sie doch in einem Wink zugegen seyn. Sezt euch, und horcht. Hot-Spur. Komm, Kaethe, du bist eine Meisterin im Niederligen; komm, geschwind, geschwind, dass ich meinen Kopf auf deine Schooss legen kan. Lady. Geht, alberne Gans. (Die Musik faengt an.) Hot-Spur. Nun merk' ich, dass der Teufel welsch versteht; bey unsrer Frauen, er ist kein schlimmer Musicant; kein Wunder, dass er so wunderliche Launen hat. Lady Percy. Wenn es die Launen ausmachten, so muesstet ihr ueber und ueber musicalisch seyn: Ligt still, ihr Dieb', und hoert die Lady welsch singen. Hot-Spur. Ich wollte lieber meine Lady Brake auf irlaendisch heulen hoeren. Lady. Soll ich dir deinen Kopf zerbrechen? Hot-Spur. Nein. Lady. Nun, so lig still. Hot-Spur. Das auch nicht, das schikt sich nur fuer eine Lady. Lady. Nun, so helf dir Gott! Hot-Spur. In der welschen Lady Bette. Lady. Was sagtest du? Hot-Spur. Still, sie singt. (Lady Mortimer singt ein welsches Lied.) Hot-Spur. Komm, Kaethe, du must mir auch eins singen. Lady Percy. Ich gewiss nicht, bey meiner Treu. Hot-Spur. Bey deiner Treu? du schwoerst ja wie ein Zukerbekers-Weib! Nicht du, bey deiner Treu! und, so wahr ich leb, und, hol mich Gott, und, so wahr als die Sonn am Himmel ist; wenn man dich so armselig schwoeren hoert, so daechte man, du seyst nie weiter als bis nach Finsbury gekommen. Schwoer mir wie eine Lady, Kaethe, die du bist, einen huebschen den Mund ausfuellenden Schwur, und ueberlass das meiner Treu und dergleichen Pfeffer- und Ingwerkraemerische Bluemchen, den ehrlichen Leuten die am Sonntag ihr huebsches Kleid anziehen.--Komm, sing. Lady. Ich will nicht singen. Hot-Spur. Und ich will gehen; wenn die Aufsaeze fertig sind, so koennen wir in zwo Stunden schon fort seyn. Kommt mit, wenn ihr wollt. (Er geht ab.) Glendower. Kommt, kommt, Lord Mortimer; ihr seyd, daeucht mich, so traege zum Gehen als Lord Percy feurig ist. Unsre Instrumente werden fertig seyn; wir wollen nur sigeln und dann gleich zu Pferde. Mortimer. Von Herzen gerne. (Sie gehen ab.) Vierte Scene. (Verwandelt sich in den Audienz-Saal zu Windsor.) (Koenig Heinrich, der Prinz von Wales, Lords und Gefolge treten auf.) Koenig Heinrich. Lords, verlasst uns eine Weile; der Prinz von Wales und ich muessen allein mit einander sprechen; aber entfernt euch nicht weit, denn wir werden euch bald wieder noethig haben. (Die Lords gehen ab.) Ich weiss nicht, ob es Gott so haben will, dass zu Befriedigung seines geheimen Grimms ueber irgend eine missfaellige That meines Lebens aus meinem eignen Blut ein Raecher und eine Peitsche fuer mich entstehen sollte; aber der ganze Zusammenhang deiner Auffuehrung und Lebensart laesst mich nichts anders glauben, als dass du ganz allein zum Werkzeug der heissen Rache des Himmels wieder mich bestimmt bist. Oder sage mir, waer es sonst moeglich, dass so zuegellose und niedertraechtige Neigungen, so elende, so poebelhafte, so schaendliche, so ruchlose Handlungen, so nichtswuerdige Belustigungen, eine so veraechtliche, so wilde Gesellschaft, als diejenige womit du gepaart oder mit der du vielmehr ganz in eins verwachsen bist, faehig seyn sollten, dich deiner angebohrnen Hoheit vergessen zu machen, und dein fuerstliches Herz zu sich herunter zu ziehen? Prinz Heinrich. Gnaedigster Herr, ich wuenschte dass ich von allen Vergehungen so frey waere, als ich gewiss bin, mich von vielen reinigen zu koennen, die mir zur Last gelegt werden. Indessen erlaubet mir wenigstens so viele Nachsicht von Euer Majestaet zu erbitten, dass, wenn viele von diesen nachtheiligen Erzaehlungen, womit niedertraechtige Zeitungs- Maekler das Ohr der Fuersten zu umsumsen pflegen, sich falsch befinden, meine aufrichtige Reue wegen einiger wuerklicher Vergehungen, worinn meine Jugend ausschweiffend und tadelhaft gewesen ist, Vergebung erlangen moege. Koenig Heinrich. Der Himmel vergebe dir! Aber lass mich dir mein Erstaunen darueber bezeugen, Harry, dass deine Neigungen sich so weit von dem edeln Flug aller deiner Voraeltern entfernen. Du hast durch deine rohe Lebensart deinen Plaz im Staats-Rath verlohren, der nun durch deinen juengern Bruder erfuellt wird; du hast die Herzen des ganzen Hofs, und alle Prinzen von meinem Blut verlohren. Niemand hoffet oder erwartet etwas Gutes von deiner Zeit, und jede Seele sagt sich selbst prophetisch deinen Fall vorher. Haette ich deine Sitten gehabt, haett' ich in den Augen der Welt mich so gemein und veraechtlich gemacht, durch eine so poebelhafte Gesellschaft mir selbst meinen Werth benommen; die Meynung, die mir zur Crone half, wuerde dem vorigen Besizer treu geblieben seyn, und mich in ruhmloser Verbannung, unbemerkt und in der Menge des verdienstlosen Hauffens, verlohren, vergessen haben. Aber da ich selten gesehen wurde, erschien ich niemals, ohne wie ein Comet, jedes Aug' auf mich zu ziehen. Die Vaeter sagten dann zu ihren Kindern: Diss ist er! Wo, wo? fragten andre; welcher ist Bolingbroke? Und dann stahl ich, wie ein andrer Prometheus, diese huldreiche Leutseligkeit vom Himmel, dieses goettliche Feuer, wodurch die Koenige die Liebe ihrer Unterthanen naehren, entzog die Herzen des Volks durch die Demuth, in die ich mich einkleidete, ihrem Oberherrn, und empfieng lautes Zujauchzen und frolokende Gruesse, selbst in der Gegenwart des gekroenten Koenigs. Auf diese Art erhielt ich mich immer frisch und neu in den Augen der Menge; und meine Gegenwart, mit desto groessrer Pracht begleitet, je seltner sie war, schien jedesmal ein oeffentliches Fest, das mit allgemeinen Freuden-Zeichen gefeyrt wurde. Der huepfende Koenig trabte indess in einer Gesellschaft von Hofnarren und schaalen Wizlingen, (wie duerre Reiser gleich angezuendt und gleich verbrennt), auf und nieder, vergab seine Koenigliche Wuerde, mengte sich unter unbaertige Spassvoegel und Geken, und erlaubte ihnen seine Majestaet durch Scherze und unanstaendige Vertraulichkeit zu entweihen; er liess sich, wie die gemeinsten Pflastertreter, in allen Gassen sehen, und saettigte die Leute durch seinen taeglichen Anblik so sehr, bis er ihnen ekelhaft wurde. Musste er sich hernach bey oeffentlichen Anlaesen sehen lassen, so ward er nur, wie der Gukguk im Brachmonat, gehoert, nicht geachtet; geseh'n, aber mit dem nachlaessigen Blik, der ueber einen alltaeglichen Gegenstand hinweggleitet; nicht mit dem weitoffnen wundervollen Auge, das auf die sonnengleiche Majestaet geheftet wird, wenn sie selten aus ihrer Verhuellung hervorglaenzt; sondern mit schlaefrigen, gesenkten Augliedern, mit dem duestern verdriesslichen Blik, den man auf einen Feind wirft, von dessen Gegenwart man belaestigt, gedruekt und ueberfuellt wird. Und in eben dieser Linie, Harry, stehst du. Du hast deine fuerstliche Vorrechte verlohren, indem du dich niedertraechtiger Gesellschaft Preiss gegeben hast. Nicht ein einziges Auge, das nicht deines alltaeglich gewordnen Anbliks ueberdruessig ist; das meinige ausgenommen, das dich zu sehen verlangt hat, und nun, wider meinen Willen, von den Zeichen einer allzugrossen Zaertlichkeit ueberfliesst. Prinz Heinrich. Ich werde mich beeifern, mein gnaedigster Herr, kuenftig mehr ich selbst zu seyn. Koenig Heinrich. Um alles in der Welt, was du in dieser Stunde bist, war Richard damals da ich aus Frankreich zu Ravenspurg ans Land sezte, und gerade was ich damals war, ist Percy izt. Bey meinem Scepter und bey meiner Seele! er hat mehr wuerklichen Antheil am Staat, als du, der kuenftige Thronfolger. Ohne Recht, ohne den Schatten eines Rechts fuellt er die Felder mit Harnischen, erhebt sein Haupt gegen des Loewen gewafnete Tazen, und, ob er gleich nicht aelter ist als du, fuehrt er doch bejahrte Helden und ehrwuerdige Bischoeffe zu blutigen Schlachten an. Was fuer eine unsterbliche Ehre hat er an dem ruhmvollen Dowglas eingelegt, dessen grosse Thaten und seltne Kriegs-Erfahrenheit ihm den Namen des groessten Feldherrn in allen Christlichen Koenigreichen erworben haben? Dreymal hat dieser Hot- Spur, dieser Kriegs-Gott in Windeln, dieser unmuendige Held, den grossen Douglas in offner Schlacht ueberwunden, einmal ihn sogar gefangen genommen, aber wieder in Freyheit gesezt, und einen Freund aus ihm gemacht, um mit seinem Beystand den Frieden und die Sicherheit unsers Throns zu erschuettern. Und was sagst du hiezu? Percy, Northumberland, der Erzbischoff von York, Douglas und Mortimer, haben einen Bund gegen uns gemacht, und empoeren sich-- Aber wem, und wozu erzaehl' ich diese Neuigkeiten? Wie, Harry, muss ich vielleicht dich selbst, den naechsten an meinem Herzen und an meinem Thron, auch dich, unter meine Feinde zaehlen? Du bist faehig genug, aus unterwuerfiger feiger Niedertraechtigkeit, oder einem Anstoss von Spleen, in Percys Solde wider mich zu fechten; und, wie ein Hund um seine Fersen dich schmiegend, und hoeflich einen gnaedigen Blik von ihm erbuhlend, zu zeigen, wie sehr du abgeartet bist. Prinz Heinrich. Denket nicht so, Gnaedigster Herr, ihr werdet es anders finden, und der Himmel verzeihe denen, die mich in Eu. Majestaet Gedanken so tief erniedriget haben. Aber an Percys Kopf will ich mich rechtfertigen, und am Schluss irgend eines glorreichen Tages, mit dem Bewusstseyn, dass ich's werth bin, euch sagen, ich sey euer Sohn; und das soll der Tag seyn, er komme wann er will, da dieser Sohn der Ehre und des Ruhms, dieser tapfre Hot-Spur, dieser ueberall gepriessne Ritter, und euer nichts geachteter Harry, im blutigen Felde zusammen kommen werden. Moechte immerhin jede Ehre die auf seinem Helm sizt, und jede Schmach ueber meinem Haupte sich verdoppeln! Denn er soll kommen, der Tag, da dieser junge Nordische Held seine glaenzenden Thaten gegen meine Verachtung austauschen soll. Percy ist nur mein Factor, Gnaedigster Herr, der glorreiche Thaten fuer mich aufhaeuffen muss; ich will ihn zu einer scharfen Rechenschaft ziehen, und er soll mir jeden Ruhm, nicht den kleinsten ausgenommen, einhaendigen, oder ich will ihm die Rechnung aus seinem Herzen reissen. Diss versprach ich im Namen des Himmels hier; und wenn ich lebe, um es zu vollbringen, so erlaubet mir Eu. Majestaet zu bitten, dass es als eine Genugthueung fuer die Ausschweiffungen meiner Jugend angesehen werde. Wo nicht, so bezahlt das Ende des Lebens alle Schulden, und eher will ich hundert tausend Tode sterben, eh ich den kleinsten Theil dieses Geluebds brechen sollte. Koenig Heinrich. Hundert tausend Rebellen sterben durch diese Erklaerung. Du sollst einen Auftrag, und hiezu unbeschraenkte Vollmacht bekommen. (Blunt kommt herein.) Was bringst du neues, Blunt? Deine Blike kuendigen etwas Unerwartetes vorher. Blunt. Der Lord Mortimer von Schottland hat die Nachricht eingesandt, dass Dowglas und die Englischen Rebellen den eilften dieses Monats zu Schrewsbury sich vereinigen wuerden. Sie machen ein furchtbares Heer aus, wenn jeder von den Verschwornen sein Versprechen haelt, so furchtbar, als jemals die Empoerung in einem Staat aufgebracht hat. Koenig Heinrich. Der Graf von Westmorland, und mein Sohn Johann von Lancaster, sind heute schon aufgebrochen; denn diese Nachricht ist schon fuenf Tage alt. Auf naechste Mittwoche, Harry, sollt du, und Donnstags wollen wir selbst ausziehen, und zu Bridgnorth wollen wir zusammentreffen. Du, Harry, sollt deinen Marsch durch Glocester-Schire nehmen; und in zwoelf oder vierzehn Tagen soll unsre ganze Macht zu Bridgnorth sich vereinbaren. Hinweg! jeder Augenblik, um den wir uns verspaeten, ist ein Vortheil fuer sie. (Sie gehen ab.) Fuenfte und sechste Scene. (Ein paar poebelhafte und schmuzige Zwischen-Scenen aus dem Wirthshaus zum Baeren-Kopf in East-Cheap, zwischen Falstaff, Bardolph, der Wirthin, dem Prinzen und Peto.) Vierter Aufzug. Erste Scene. (Verwandelt sich in Schrewsbury.) (Hot-Spur, Worcester und Dowglas treten auf.) Hot-Spur. Wohl gesprochen, mein edler Schotte, wenn nicht oft die Wahrheit selbst, in diesem verschmizten Zeit-Alter, fuer Schmeicheley gehalten wuerde. Aber ein Dowglas muss von solchem Gehalt seyn, dass kein Kriegsmann vom Gepraege dieser Zeit einen so allgemeinen Cours durch die Welt habe wie er. Beym Himmel, ich kan nicht schmeicheln; aber einen bravern Plaz hat niemand in meinem Herzen als ihr. Nein, nehmt mich beym Wort; sezt mich auf die Probe, Lord. Dowglas. Du bist der Koenig der Ehre, und wenn jemand auf Erden Athem holt, der dir den Vorzug streitig machen will, wer er auch sey, dem will ich Troz bieten. (Ein Bote zu den Vorigen.) Hot-Spur. Thut das, und ihr thut wohl--Was fuer Briefe hast du hier?-- Bote. Von euerm Vater. Hot-Spur. Briefe von ihm? Warum kommt er nicht selbst? Bote. Er kan nicht kommen, Milord, er ist gefaehrlich krank. Hot-Spur. Himmel! Wie hat er die Musse in dieser entscheidenden Zeit krank zu seyn? Wer fuehrt seine Truppen an? Unter wessen Commando kommen sie? Bote. Seine Briefe muessen seine Gesinnung entdeken; mir ist nichts bekannt. Hot-Spur. Seine Gesinnung? Worcester. Muss er denn zu Bette liegen? Bote. Er lag schon vier Tage eh ich abgieng; und wie ich abreisste, waren die Aerzte seinetwegen in grossen Sorgen. Worcester. Ich wollte, der Zustand dieser Zeit waere erst geheilt gewesen, eh er krank geworden waere; seine Gesundheit war nie mehr werth, als izt. Hot-Spur. Krank in einer solchen Zeit! O! diese Krankheit stekt das Lebensblut unsrer Unternehmung an! Sie wird unser ganzes Lager ansteken. Er schreibt mir hier, dass eine heftige Krankheit--und dass seine Freunde durch Abgeordnete nicht sobald zusammen gebracht werden koennten, ja dass er es nicht einmal rathsam halte, ein so wichtiges und gefaehrliches Geschaeft einer andern Seele als seiner eigenen anzuvertrauen. Indess rathet er uns doch mit unsrer kleinen Macht auszurueken, und eine Probe zu machen, wie das Gluek fuer uns gesinnt sey; denn, seinem Bericht nach, laesst sich nimmer zaudern, indem der Koenig von unserm ganzen Vorhaben unterrichtet ist. Was sagt ihr dazu? Worcester. Euers Vaters Krankheit ist ein grosser Nachtheil fuer uns. Hot-Spur. Es ist ein Glied, das uns abgehauen ist--und doch, in der That, ist es nicht so; wir werden ihn wuerklich weniger vermissen als es izt scheint. Waer' es gut, unser ganzes Gluek auf einen einzigen Wurf zu sezen? Ein so grosses Capital dem schluepfrigen Ungefehr einer zweifelhaften Stunde zu ueberlassen? Es waere nicht gut; denn wie leicht koennten wir in dieser einzigen Stunde das Ende aller unsrer Hoffnungen finden. Dowglas. Vermuthlich wuerd' es so gegangen seyn; da uns hingegen, wie die Sachen izt ligen, eine Zuflucht uebrig bleibt, deren Gewissheit uns zu unserm Vorhaben desto kuehner machen wird. Hot-Spur. So ists, ein Sammelplaz, wo wir uns wieder erholen koennen, wenn der Teufel und ein feindseliger Zufall unsre erste Unternehmung misslingen macht. Worcester. Dem ungeachtet wuenschte ich, euer Vater waere hier. Die Natur unsrer Unternehmung leidet keine Theilung; viele, welche nicht wissen, warum er abwesend ist, werden glauben, dass Klugheit, Treue, und blosses Missfallen an unserm Verfahren den Grafen zuruek halte. Ihr sehet leicht, wie nachtheilig eine solche Vermuthung unsrer Parthey seyn muss. Uns ist alles daran gelegen, die schwache Seite unsrer Unternehmung zu verbergen, und jedes Taglicht, jede Oeffnung und Rize zu verstopfen, durch die das Auge der Vernunft in das Inn're derselben dringen koennte. Diese Abwesenheit euers Vaters zieht einen Vorhang auf, der den Unberichteten eine Ursache zur Furcht zeigt, wovon sie vorher nicht getraeumt haben. Hot-Spur. Ihr geht zu weit, Milord. Ich sehe seine Abwesenheit vielmehr als einen Umstand an, der unserm grossen Vorhaben einen Glanz giebt, und eine groessre Meynung davon erweken muss, als wenn er hier waere; denn muessen nicht die Leute denken, wenn wir ohne ihn im Stande seyen, dem Koenigreich einen Stoss zu versezen, so werden wir, mit seinem Beystand, unfehlbar alles unter ueber sich kehren. Noch geht alles gut, noch ziehen alle unsre Strike. Dowglas. Wie wir's nur wuenschen koennen; in Schottland wird kein Wort von dergleichen Besorgnissen gehoert. Zweyte Scene. (Sir Richard Vernon zu den Vorigen.) Hot-Spur. Mein Vetter Vernon, willkommen, bey meiner Seele! Vernon. Wollte der Himmel, dass meine Zeitung einen Willkomm werth waere, Milord. Der Graf von Westmorland ist in Begleitung des Prinzen Johann von Lancaster mit siebentausend Mann im Anzug. Hot-Spur. Das kan er; was mehr? Vernon. Ueberdem hab' ich in Erfahrung gebracht, dass der Koenig in eigner Person entweder schon ausgeruekt, oder doch entschlossen sey, aufs schleunigste mit einer grossen Macht hieher zu kommen. Hot-Spur. Er soll auch willkommen seyn. Wo ist sein Sohn? der leichtfuessige, und tollkoepfige Prinz von Wales und seine Cameraden, die die Welt auf die Seite lachen, und ihr sagen, sie koenne gehen wohin sie wolle. Vernon. Sie sind alle geruestet, alle in Waffen, alle befiedert wie die Straussen, alle in Gold schimmernd wie die Bilder in der Kirche, lebhaft wie der May, praechtig wie die Sonne im Junius, muthwillig wie junge Geissen, und wild wie die Loewen. Ich sah ihn, den jungen Heinrich, mit aufgezognem Viesier, in voller Ruestung, gleich dem befluegelten Mercur sich vom Boden auf- und so leicht in seinen Sattel schwingen, als ob ein Engel aus den Wolken herabgeschluepft waere, um auf einem feurigen Pegasus sich um die Unterwelt herum zu tummeln. Hot-Spur. Nichts mehr, nichts mehr; dieses Lob ist ungesunder als die Sonn' im Merz. Lasst sie kommen; sie kommen als Schlacht-Opfer, mit Blumen bekraenzt, um der feueraugichten Kriegs-Goettin, alle warm und blutend, aufgeopfert zu werden. Der beschupte Mars soll bis an die Ohren im Blut auf seinem Altar sizen. Ich bin ganz in Feuer, da ich hoere, dass eine so reiche Beute so nah, und doch noch nicht unser ist. Kommt, lasst mich mein Pferd besteigen, welches mich wie einen Donnerkeil gegen den Busen dieses Prinzen von Wales schleudern soll. Ein Harry soll dem andern begegnen, und nicht ablassen, bis einer von beyden faellt. O dass Glendower hier waere! Vernon. Das erinnert mich noch an einen Umstand. Ich hoerte zu Worcester, da ich durchritt, dass er vor diesen vierzehn Tagen seine Macht nicht zusammenbringen kan. Dowglas. Das ist die schlimmste Zeitung unter allen. Worcester. Ja, in der That, das hat einen frostigen Ton. Hot-Spur. Wie stark mag des Koenigs Armee seyn? Vernon. Dreyssigtausend Mann. Hot-Spur. Lasst es vierzigtausend seyn; da mein Vater und Glendower nicht hier sind, so mag unsre einzelne Macht diesen grossen Tag aushalten. Kommt, wir wollen unsre Leute mustern; der juengste Tag ist nahe; sterben wir alle, und mit Freuden, wenn es je gestorben seyn muss! Dowglas. Redet nicht vom Sterben; fuer dieses naechste halbe Jahr fuercht' ich den Tod nicht. (Sie gehen ab.) Dritte Scene. (Verwandelt sich in eine Landstrasse ohnweit Coventry.) (Falstaff und Bardolph treten auf.) Falstaff. Bardolph, geh du voran nach Coventry, und fuell' mir eine Flasche mit Sect: Unsre Soldaten sollen nur durchmarschiren; wir wollen unser Nachtquartier zu Sutton-Cop-Hill nehmen. Bardolph. Wollt ihr mir Geld geben, Hauptmann? Falstaff. Leg du's aus, leg du's aus. Bardolph. Eine Flasche Sect macht einen Engel.* {ed. * Eine Muenze, die zehn Englische Schillinge gilt.} Falstaff. Und wenn sie's macht, so nimm ihn fuer deine Muehe; und wenn sie zwanzig macht, so nimm alle zwanzig; ich stehe fuer das Gepraege. Sag meinem Lieutenant Peto, dass er am Thor auf mich warten soll. Bardolph. Ich will, Hauptmann; Adieu. (Er geht ab.) Falstaff. Wenn ich mich nicht meiner Soldaten schaeme, so sey ich ein Stokfisch: ich habe des Koenigs Werb-Patent verflucht missbraucht. An hundert und fuenfzig Soldaten hab' ich dreyhundert und etliche Pfund gewonnen. Wie gieng das zu? Ich presste niemand als haushaebiger Leute Bauer-Jungens, oder versprochne Junggesellen, die schon zweymal proclamirt worden, so eine Gattung von warmen Sclaven, die eben so gern den Teufel hoerten als eine Trummel, Bursche die vor dem blossen Namen einer Canone aerger zittern als eine angeschossne wilde Ente. Ich presse mir keine andre als solche geroestete Butterschnitten, die kaum soviel Herz im Leib haben, als ein Steknadel-Kopf gross ist, und die kauffen sich alle vom Dienst los. Und nun besteht meine ganze Compagnie aus lauter alten abgeschabnen Corporals, Lieutenants, und dergleichen; Leuten, welche, die Wahrheit zu sagen, nie Soldaten gewesen sind, aber doch so zerlumpt aussehen wie Lazarus in den alten Tapeten, wenn ihm des reichen Schlemmers Hunde seine Schwaeren leken; abgedankte Bediente, juengere Soehne von juengern Bruedern, rebellische Bierzapfer, ausgehausste Wirthe; kurz, alles Ungeziefer, das ein langer Friede auszubrueten pflegt; Kerls, die euch glauben machten, ich habe hundert und fuenfzig verlohrne Soehne zusammengebracht, die nur eben vom Schweinhueten und Treberfressen hergekommen seyen. Ein naerrischer Bursche begegnete mir unterwegs, und sagte, ich haette alle Galgen abgeleert, und sogar todte Leichname gepresst. Keines Menschen Auge hat jemals solche Voegel-Schreker gesehen; ich marschire nicht mit ihnen durch Coventry, das ist eine ausgemachte Sache. Und die Galgenschwengel treten noch dazu mit so weit auseinander gerekten Beinen einher, als ob sie in Fesseln giengen; in der That, ich bekam die meisten von ihnen aus Gefaengnissen. Es sind nicht mehr als anderthalb Hemder in meiner ganzen Compagnie, und das halbe sind zwey zusammengenaehte Teller-Tuecher, wie ein Herolds-Mantel ohne Ermel um die Schultern geworfen; und das Hemd ist, wenn ich die Wahrheit sagen soll, meinem Wirth zu St. Albans gestohlen worden, oder dem rothnasichten Bierschenken zu Daintry. Aber das ist all eins, sie werden Waesche genug an jedem Zaune finden. (Der Prinz Heinrich und Westmorland treten auf.) Prinz Heinrich. Wie gehts, diker Jak? Wie gehts, Matraze? Falstaff. Ha, ist das nicht Hal? Hey da, naerrischer Junge, was zum T** machst du in Warwikschire? Ah, mein guter Lord von Westmorland, ich bitt' euch um Verzeihung; ich dachte Euer Herrlichkeit sey wuerklich schon zu Schrewsbury. Westmorland. In der That, Sir John, es waere mehr als Zeit dass ich dort seyn sollte, und ihr auch; aber meine Leute sind schon dort. Der Koenig giebt auf uns alle acht, das kan ich euch sagen; wir muessen diese Nacht alle fort. Falstaff. Gut, sorget nicht fuer mich, ich bin so wachtsam wie eine Kaze, wenn's Rahm zu mausen giebt. Prinz Heinrich. Sag mir Jak, wem sind diese Kerls, die dort hinter uns drein kommen? Falstaff. Mein, Hal, mein. Prinz Heinrich. In meinem Leben hab ich keine so armselige Lumpenhunde gesehen. Falstaff. Wohl, wohl; sie sind gut genug zum Verschiessen; Futter fuer Pulver, Futter fuer Pulver; sie fuellen einen Graben so gut aus als brave Leute; das sind Leute, die ich dem Tod zufuehre, Mann. Westmorland. Das ist schon gut, aber, sie sehen doch gar zu armselig und hungrig aus, Sir John, gar zu bettelhaft. Falstaff. Auf meine Treu, was ihre Armuth anlangt, so weiss ich nicht woher sie sie haben; und ihr hungriges Aussehen betreffend, so bin ich gewiss, dass sie es mir nicht abgesehen haben. Prinz Heinrich. Darauf will ich selber schwoeren--Aber, Junge, beschleunige dich, wir muessen weiter; Percy ist schon ausgeruekt. Falstaff. Wie, ist der Koenig schon im Lager? Westmorland. Das ist er, Sir John; ich fuerchte, wir halten uns zu lang auf. Falstaff. Gut: ein anders ist zu einem Treffen, und ein anders zu einem Schmause gehen; man kommt zum ersten immer frueh genug. (Sie gehen ab.) Vierte Scene. (Verwandelt sich in Schrewsbury.) (Hot-Spur, Worcester, Dowglas und Vernon treten auf.) Hot-Spur. Wir wollen ihn diese Nacht angreiffen. Worcester. Es kan nicht seyn. Dowglas. So gebt ihr ihm einen Vortheil. Vernon. Nicht ein Haar. Hot-Spur. Wie koennt ihr das sagen? Wartet er nicht auf Verstaerkung? Vernon. Das thun wir auch. Hot-Spur. Seine Erwartung ist gewiss, die unsre zweifelhaft. Worcester. Besinnt euch besser, mein lieber Neffe; haltet euch diese Nacht noch ruhig. Vernon. Thut das, Milord. Dowglas. Ihr rathet nicht wohl; die Furcht giebt euch diesen Rath ein. Vernon. Laestert mich nicht, Dowglas; bey meinem Leben! (und ich habe Muth genug, diss mit meinem Leben zu behaupten,) wenn wahre Ehre mir ruft, so geh ich so wenig mit Furcht zu Rath als ihr, Milord, oder irgend ein Schotte in der Welt. Morgen im Schlachtfeld soll sichs zeigen, wer von uns sich fuerchtet. Dowglas. Gut, oder diese Nacht. Vernon. Ich bin's zufrieden. Hot-Spur. Diese Nacht, sag ich. Vernon. Kommt, kommt, es kan nicht seyn; mich wundert sehr, wie Maenner von so grosser Erfahrenheit als ihr die Ursache uebersehen koennen, die den Aufschub nothwendig machen. Meines Vetters Vernons Pferde sind noch nicht da, Worcester's Reuterey kam erst heute, und nun sind die Pferde mued, ohne Feuer, und der Ruhe beduerftig. Hot-Spur. Das sind auch des Feindes seine; groestentheils von der Reise abgemattet; da hingegen die mehresten von den unsrigen vollkommen ausgeruht haben. Worcester. Der Koenig ist uns zu sehr an der Zahl ueberlegen; um Gottes willen, Neffe, wartet bis wir unsre Macht beysammen haben. (Man hoert eine Trompete, die das Zeichen zu einer Unterredung blaest.) Fuenfte Scene. (Sir Walter Blunt zu den Vorigen.) Blunt. Ich komme mit gnaedigen Anerbietungen von seiner Majestaet, wenn ihr mir Gehoer geben wollt. Hot-Spur. Willkommen, Sir Walter Blunt; und wollte Gott, ihr waeret entschlossen, wie wir; einige von uns lieben euch, und eben diese beneiden eure Verdienste und euern Namen, weil ihr nicht auf unsrer Seite, sondern als Feind uns entgegen steht. Blunt. Und verhuet' es der Himmel, dass ich anders stehen sollte, so lang als ihr, pflichtvergessner Weise, gegen die geheiligte Majestaet stehet. Aber zu meinem Geschaefte--Der Koenig verlangt zu wissen, was fuer Beschwerungen, oder was fuer eine Ursach euch bewogen habe, den einheimischen Frieden durch verwegne Feindseligkeiten zu stoeren? Wenn der Koenig eure Verdienste um ihn, die er eingesteht, auf irgend eine Art vergessen haben sollte, so verlangt er, dass ihr eure Klagen fuehren sollt; eure Wuensche sollen euch ohne Verzug mit Wucher und mit vollkommner Begnadigung fuer euch, und fuer diejenige die von euch verleitet worden, gewaehret seyn. Hot-Spur. Der Koenig ist sehr guetig; und wir wissen wol, dass der Koenig weiss, wenn es Zeit ist zu versprechen, und wenn, zu halten. Mein Vater, mein Oheim und ich selbst sezten ihm die Crone auf, die er traegt; und zu einer Zeit, da er nicht sechs und zwanzig Mann stark war, da er verachtet, unglueklich und heruntergebracht, ein armer muthloser Verbannter, in sein Vaterland angekrochen kam; da hiess ihn mein Vater am Ufer willkommen, und da er ihn schwoeren und bey Gott betheuren hoerte, er komme nur um Herzog von Lancaster zu seyn, sein Erbtheil in Besiz zu nehmen, und seine Begnadigung zu suchen, schwor ihm mein Vater, aus Mitleiden und gutem Herzen, dass er ihm beystehen wolle, und that es auch. Wie nun die Lords und die Edeln des Reichs sahen, dass er von Northumberland unterstuezt war, kamen sie, bald mehr bald weniger, ihm ihre Bueklinge und Kniebeugungen zu machen, giengen ihm aus Staedten, Fleken und Doerfern entgegen, warteten an allen Zaeunen und Heken auf ihn, stunden in Hohlwegen, legten Geschenke vor ihm aus, schwuren ihm Eide, und gaben ihm ihre Erben, die, in goldnen Schaaren, wie Edelknaben an seinen Fersen hinterher zogen. Nunmehr, da er seine Groesse sah, stieg er mir ein wenig hoeher als das Geluebde das er anfangs, da sein Blut noch demuethig floss, auf dem nakten Ufer von Ravenspurg gethan hatte; nun faengt er an von Verbesserungen gewisser Staats-Gebrechen, von Aufhebung gewisser Edicte zu reden, die, wie er sagt, dem gemeinen Wesen sehr beschwerlich waeren, schreyt ueber Missbraeuche, und scheint ueber die Bedruekung seines Vaterlands zu weinen; und durch diesen Schein, durch diese Mine von Gerechtigkeit gewinnt er alle Herzen, die er dadurch zu angeln sucht: Geht dann weiter, schlaegt mir allen Guenstlingen, die der abwesende Koenig zur Regierung des Reichs hinterlassen hatte, die Koepfe ab.-- Blunt. Ich kam nicht, solche Dinge anzuhoeren. Hot-Spur. Also zur Hauptsache; kurz hernach, sezte er den Koenig ab, beraubte ihn bald darauf so gar des Lebens, und bemaechtigte sich so des ganzen Staats. Um dieses Betragen noch schlimmer zu machen, lidt' er, dass sein Vetter, der Graf von March, (der wenn jeder erhaelt was ihm gehoert, in der That sein Koenig ist) in Wales, eingebauert wuerde, und liess ihn dort ohne Ranzion im Kerker ligen; warf mitten in meinen glueklichen Siegen, einen unverdienten Groll auf mich, suchte mich durch Kunstgriffe in Fallen zu loken, strich meinen Oheim aus der Zahl der Staatsraethe aus, jagte in einem Anstoss von Wuth meinen Vater vom Hofe, brach Eid auf Eid, haeufte Beleidigungen auf Beleidigungen, und trieb uns endlich in dieser Vereinigung unsre Sicherheit zu suchen, und zugleich sein Recht zur Crone zu pruefen, welches wir nicht gueltig genug finden, um lange zu dauern. Blunt. Ist das die Antwort, die ich dem Koenige zuruekbringen soll? Hot-Spur. Nein, Sir Walter; wir wollen uns eine Weile zuruekziehen. Geht zum Koenig zuruek, und wuerket eine zulaengliche Versicherung von ihm aus, die uns zur Wiederkehr Muth machen koennte; und morgen frueh soll ihm mein Oheim unsre Gesinnungen ueberbringen: und hiemit lebet wohl! Blunt. Ich wuenschte, ihr wolltet Gnade und Freundschaft annehmen. Hot-Spur. Es kan geschehen, wenn wir koennen. Blunt. Der Himmel geb' es! (Sie gehen ab.) Sechste Scene. (Verwandelt sich in den Palast des Erzbischoffs von York.) (Der Erzbischoff und Sir Michell treten auf.) York. Hier, mein lieber Sir Michell, bringt diesen versiegelten Brief mit gefluegelter Eile dem Lord Marschall; dieser ist an meinen Vetter Scroop, und die uebrigen an ihre Addressen. Wenn ihr wisstet wie viel daran gelegen ist, ihr wuerdet eilen. Sir Michell. Gnaedigster Herr, ich errathe ihren Inhalt. York. Es ist leicht moeglich. Morgen, mein lieber Sir Michell, ist ein Tag, der dem Leben von zehntausend Menschen das Urtheil sprechen wird. Denn, meinen Nachrichten zufolge, ist der Koenig mit einer grossen und schnell-aufgebotnen Macht gegen den Lord Percy nach Schrewsbury angeruekt; und ich besorge, Sir Michell, Northumberlands Krankheit, auf dessen Beystand man am meisten gezaehlt hatte, und Owen Glendowers Abwesenheit, der von draeuenden Propheceyungen zuruek gehalten worden, werden nachtheilige Folgen haben; Percy's Macht ist nicht stark genug, es mit dem Koenig aufzunehmen. Sir Michell. Wie, Milord, Dowglas und Mortimer sind ja bey ihm. York. Nein, Mortimer nicht. Sir Michell. Aber Mordake, Vernon, Heinrich Percy, und Milord von Worcester sind doch da, und mit ihnen eine Schar von tapfern jungen Helden, von den auserlesensten edeln Juenglingen. York. Das ist so; aber der Koenig hat den Adel des ganzen Reichs aufgeboten: der Prinz von Wales, Lord John von Lancaster, der edle Westmorland, der tapfre Blunt, und viele andre von gleichem Werth, Maenner von Ansehn und Kriegs-Erfahrenheit, sind bey seinem Heer. Sir Michell. Zweifelt nicht, Milord, sie werden tapfer empfangen werden. York. Ich hoffe nicht weniger; aber es ist doch noethig zu fuerchten, und um das schlimmste was begegnen koennte, zu verhueten, so eilet, Sir Michell. Denn wenn Lord Percy nicht die Oberhand erhaelt, so hat der Koenig im Sinn, eh er seine Truppen auseinander gehen laesst, uns hier einen Besuch zu machen, und die Vorsichtigkeit selbst erfordert, das aeusserste gegen ihn zu thun. Beschleuniget euch also, ich muss gehen und noch an andre Freunde schreiben; und hiemit lebet wohl, Sir Michell. (Sie gehen ab.) Fuenfter Aufzug. Erste Scene. (Das Koenigliche Lager zu Schrewsbury.) (Koenig Heinrich, der Prinz von Wales, Lord John von Lancaster, Graf von Westmorland, Sir Walter Blunt und Falstaff treten auf.) Koenig Heinrich. Wie blutig die Sonne von jenem buschichten Huegel herab sieht! Der Tag erblasst vor Schreken ueber ihren Grimm. Prinz Heinrich. Der Suedwind blaesst die Trompeten zu ihrem Vorhaben, und kuendigt durch sein hohles Fluestern im Laub ein Ungewitter, und einen stuermischen Tag vorher. Koenig Heinrich. So sympathisirt also das Wetter mit den Verliehrenden; denn fuer die Gewinnenden ist das Garstige schoen. (Die Trompeten erschallen.) (Worcester und Sir Richard Vernon treten auf.) Koenig Heinrich. Wie nun, Milord von Worcester. Es ist nicht fein, dass ihr und ich auf einen solchen Fuss zusammen kommen sollen. Ihr habt unser Zutrauen betrogen, habt uns genoethigt unsre bequemen Friedens- Kleider abzuwerfen, und unsre alten Glieder in harten Stahl zu zwaengen; es ist nicht wohl gethan, Milord, es ist nicht wohl gethan. Was ist nun eure Gesinnung? Wollt ihr wieder in die Sphaere des Gehorsams zuruek kehren, worinn ihr ein so schoenes und natuerliches Licht von euch gabet, und nicht laenger ein aufgedunsenes Meteor, ein furchterwekendes Wunderzeichen seyn, ein Vorbote von Unheil fuer noch ungebohrne Zeiten? Worcester. Vergoennet mir Gehoer, mein Gebietender Herr; was mich selbst betrift, so koennt' ich mir gerne gefallen lassen, den Rest meines Lebens in Ruhe zuzubringen: Ich versichre, dass ich den Tag dieses oeffentlichen Bruchs nicht gesucht habe. Koenig Heinrich. Ihr habt ihn nicht gesucht, Sir? Woher kommt er dann? Falstaff. Er fand die Rebellion in seinem Wege ligen, und da hub er sie eben auf. Prinz Heinrich. Still, Schmeerbauch, still. Worcester. Es gefiel Eurer Majestaet, eure guenstigen Blike von mir und meinem ganzen Hause zu wenden; und doch muss ich euch erinnern, Gnaedigster Herr, dass wir eure ersten und eifrigsten Freunde waren. Um euertwillen brach ich in Richards Zeiten meinen Marschalls-Stab, und reisste Tag und Nacht, euch entgegen zu gehen, und eure Hand zu kuessen, zu einer Zeit, da ihr an Macht und Ansehen weit unter mir war't; ich, mein Bruder, und sein Sohn waren es, die mit ihrer Gefahr euch in euer Vaterland wieder einsezten. Ihr schwurt uns, zu Doncaster schwur't ihr diesen Eid, ihr haettet keine Absichten gegen den Staat, und verlangtet nichts weiters als euer angefallnes Recht, den Siz von Gaunt, das Herzogthum von Lancaster; hiezu schwuren wir euch unsern Beystand: Aber da in kurzer Zeit das Gluek wie ein Plazregen auf euch herabregnete, und sowohl unsre Huelfe als die guenstigen Umstaende der Zeit, die Abwesenheit des Koenigs, die Missbraeuche einer unbesonnenen Regierung, die Bedruekungen, die ihr erlidten hattet, und die widrigen Winde, die den Koenig in Irland so lange zuruekhielten, dass ganz England ihn fuer todt hielt, sich vereinigten euch gross zu machen; wusstet ihr euch dieses Zusammenflusses von Vortheilen so wohl zu bedienen, dass ihr, eures Eides zu Doncaster uneingedenk, die oberste Regierung selbst in eure Haende spieltet; und nun machtet ihr's uns, die euch genaehrt hatten, gerade wie es die undankbare Brut des Gukguks dem Sperling macht, ihr bemeistert euch unsers Nestes, und wuchset, von uns geaezt, zu einer solchen Groesse an, dass unsre Liebe selbst sich, aus Furcht verschlungen zu werden, nicht erkuehnen durfte euch nahe zu kommen; sondern mit schuechternem Fluegel mussten wir unsre Sicherheit ausser euerm Gesichte suchen, und unsre Sicherheit allein ist die Ursache, die uns genoethigt hat, uns auf diese Weise zu vereinigen, und Mittel gegen euch zu gebrauchen, die ihr durch unfreundliches Bezeugen, gefaehrliche Gesinnungen, und Verlezung eurer uns zugeschwornen Verheissungen uns gegen euch selbst in die Haende gegeben habt. Koenig Heinrich. Diese Dinge habt ihr freylich zu Papier gebracht, auf Marktplaezen ausruffen, und von den Canzeln ablesen lassen, um der Rebellion eine Farbe anzustreichen, wodurch unbesonnene Schwindel-Koepfe und armselige Malcontenten, die nur durch einen allgemeinen Jammer gedeyhen koennen, angelokt werden moechten. Und wenn hat es dem Aufruhr jemals an solchen Wasserfarben, seine Sache zu ueberstreichen, oder an verzweifelten Bettlern gemangelt, die nach einer Zeit von Verwirrung und Zerruettung hungern? Prinz Heinrich. In unsern beyden Heeren ist manche Seele, die fuer diese trozige Ausforderung theuer bezahlen wird. Sagt euerm Neffen, der Prinz von Wales vereinige sich mit der ganzen Welt zum Lobe von Heinrich Percy: Bey meinen Hoffnungen! (dieses gegenwaertige Unterfangen bey Seite gesezt,) denk ich nicht, dass ein braverer, unerschroknerer und tapfrerer junger Mann in der Welt lebt als er; er, den die Natur hervorgebracht zu haben scheint, das Gedaechtniss der ehmaligen Helden in unserm Alter zu erneuern. Was mich betrift, zu meiner Schande sag ich's, ich habe mein Leben noch mit keiner edeln That bezeichnet; und er ist berechtigt, mich des Namens eines Ritters unwuerdig zu halten, wie ich hoere dass er's thut. Aber vor seiner Majestaet erklaer' ich mich hier, ich bin's zufrieden, dass er sich des ganzen Vortheils seines ruhmvollen Namens ueber mich bediene, und erbiete mich, um beyder Theile Blut zu sparen, in einem einzelnen Kampf mein Gluek mit ihm zu versuchen. Koenig Heinrich. Und wir sezen Vertrauen genug in dich, Prinz von Wales, dein Erbieten gut zu heissen, so unendlich viele Betrachtungen dir gleich im Wege stehen--Nein, guter Worcester, nein; wir lieben unser Volk; wir lieben auch diejenigen, die sich auf euers Neffen Seite haben verleiten lassen; und wollen sie unsre angebotne Gnade annehmen, so soll er und sie und ihr, und ein jeder wer er seyn mag, wieder mein Freund seyn, und ich will der seinige seyn. Diss sagt euerm Neffen, und meldet mir zuruek, was er thun will. Will er sich aber nicht zum Ziel legen, so wacht scharfe Zuechtigung an meiner Seite, und sie soll ihr Amt thun. Hiemit kehrt zuruek; wir wollen izt durch keine Antwort beunruhiget seyn; unser Anerbieten ist edel, ueberlegt es wohl. (Worcester und Vernon gehen ab.) Prinz Heinrich. Es wird nicht angenommen werden, bey meinem Leben! Dowglas und Hot- Spur sind beyde zu stolz, sich von einer Welt in Waffen schreken zu lassen. Koenig Heinrich. Also hinweg, jeder Anfuehrer an seinen Plaz. Sobald wir ihre Antwort haben, wollen wir den Angriff thun; und Gott sey auf unsrer Seite, wie unsre Sache gerecht ist! (Sie gehen ab.) Zweyte Scene. (Der Prinz und Falstaff bleiben zuruek.) Falstaff. Hal, wenn du mich im Treffen ligen siehst, so sey so gut und leg mich so zu rechte; es ist ein Freundschafts-Dienst-- Prinz Heinrich. Den dir niemand, als ein Colossus leisten kan. Sprich dein Gebet und leb wohl. Falstaff. Ich wollt' es waere Bettzeit, Hall, und alles waere vorbey. Prinz Heinrich. Wie? du bist dem Himmel deinen Tod schuldig, und du must doch einmal bezahlen. Falstaff. Aber nicht izt; und es sollte mir leid seyn, wenn ich ihn vor meinem Termin bezahlte. Was brauch' ich so voreilig zu seyn, da er mich nicht anfordert? Gut, was thut das zur Sache, die Ehre fordert mich auf--Ganz recht, und wenn mich also die Ehre auffordert und ich komme um, wie dann? Kan die Ehre mir ein Bein ansezen? Nein: Oder einen Arm? Nein: Oder kan sie mir den Schmerz einer Wunde wegnehmen? Nein: Die Ehre versteht sich also nicht auf die Chirurgie? Nein: Was ist dann die Ehre? Ein Wort: Was ist das Wort Ehre? Luft. Wer hat sie? Der arme Jak, der an einer Mittwoche starb. Fuehlt er sie dann? Nein. Hoert er sie? Nein. Sie faellt also nicht in die Sinnen? Nicht in die Sinnen eines Todten. Aber lebt sie etwann mit den Lebenden? Nein, das laesst ihr der Neid nicht zu. Ich verlange also nichts davon; die Ehre ist nichts mehr als ein gemahlter Wappenschilt an einem Sarge, und hier endet sich mein Catechismus. (Er geht ab.) Dritte Scene. (Verwandelt sich in Percys Lager.) (Worcester und Vernon treten auf.) Worcester. O nein, mein Neffe muss das guetige Anerbieten des Koenigs nicht erfahren, Sir Richard. Vernon. Und doch waer's am besten, er wisst' es. Worcester. Dann waeren wir alle verlohren. Es ist unmoeglich, es kan nicht seyn, dass der Koenig sein Versprechen halte, wieder unser Freund zu seyn; er wird uns nimmer trauen, und bald genug Mittel gefunden haben, uns neuer Verbrechen zu beschuldigen, um dieses bestraffen zu koennen. Ein niemals einschlummernder Verdacht wird, so lange wir leben, hundert spaehende Augen auf uns geheftet halten; denn der Verraetherey traut man nicht mehr als einem Fuchs, der, so zahm er sich stellt, und so freundlich man mit ihm umgeht, doch immer einen Rest von seinen angebohrnen Tueken behaelt. Wir moechten aussehen wie wir wollten, froelich oder duester, so wuerd' es uns uebel ausgedeutet werden; kurz, wir wuerden gehalten werden wie die Ochsen im Stall, je besser gefuettert, desto naeher dem Tode. Meines Neffen Vergehen koennte noch vergessen werden; ihm koemmt die Entschuldigung der Jugend und des Bluts zustatten; sein Beyname Hot-Spur giebt ihm schon ein Privilegium, und man schreibt bey ihm alles auf die Rechnung des cholerischen Temperaments, von dem er beherrscht wird; ich und sein Vater muessten fuer seine Suende buessen. Wir haetten ihn verleitet, wuerd' es heissen; wir als die Quelle von allem, muessten fuer alles bezahlen. Lasst ihn also, mein lieber Vetter, ja nichts von dem Anerbieten des Koenigs wissen, es mag gehen wie es will. Vernon. Sagt ihm was ihr fuer gut haltet, ich will es bekraeftigen. Hier kommt euer Neffe. Vierte Scene. (Hot-Spur und Dowglas zu den Vorigen.) Hot-Spur. Mein Oheim ist wieder da: Sezt den Lord von Westmorland in Freyheit. Oheim, was giebt's Neues? Worcester. Der Koenig ist entschlossen, es auf ein Treffen ankommen zu lassen. Dowglas. So wollen wir ihn durch den Lord von Westmorland heraus fordern. Hot-Spur. Lord Dowglas, geht und sagt ihm das. Dowglas. Das will ich, und mit Freuden. (Dowglas geht ab.) Worcester. Der Koenig scheint gar nicht zum Verzeihen geneigt. Hot-Spur. Batet ihr darum? Das verhuete Gott! Worcester. Ich sagte ihm ganz glimpflich von unsern Beschwerungen, von seinem gebrochnen Eid; und er wusste sich nicht besser zu helfen, als dass er seinen Meineid mit einem zweyten laeugnete. Er nennt uns Rebellen, Verraether, und droht ganz trozig, uns nach der Schaerfe davor zu zuechtigen. (Dowglas kommt zuruek.) Dowglas. Waffnet euch, Milords, waffnet euch; ich habe dem Koenig Heinrich eine brave Ausfordrung in die Zaehne gestossen; Westmorland, der als Geisel hier war, traegt sie ihm zu, und er kan nun nicht anders als sie schleunig wieder zuruek bringen. Worcester. Der Prinz von Wales trat vor dem Koenig hervor, und forderte euch zum Zweykampf heraus, Neffe. Hot-Spur. Wollte der Himmel, wir beyde haetten den Handel allein auszumachen, und niemand muesste heut kurzen Athem holen, als ich und Harry Monmouth! Sagt mir, sagt mir, wie sprach er von mir? That er veraechtlich? Vernon. Nein, auf meine Seele! In meinem Leben hoert' ich keine bescheidnere Ausforderung; ein Bruder koennte den andern nicht hoeflicher auffordern, wenn es um eine blosse Waffenuebung, um ein Ritterspiel zu thun waere. Er bezeugte alle Hochachtung gegen euch, die ein Mann fordern kan, erhob euern Werth mit einer fuerstlichen Zunge, und sprach von euern Verdiensten wie eine Chronik; und was in der That ein Zeichen eines fuerstlichen Gemueths war, er sprach mit Schaamroethe von sich selbst, und beschalt seine uebel zugebrachte Jugend mit einem Anstand, der zu beweisen schien, dass seine bessere Seele ueber die andre meister seyn koenne, sobald er wolle. Hier hielt er inn; aber lasst mich der Welt sagen, wenn er den Neid dieses Tages ueberlebt, so hat England nie eine schoenere Hoffnung besessen, so sehr auch die Ausschweiffungen seiner Jugend sie verdunkelt haben. Hot-Spur. Vetter, ich glaube du bist in seine Thorheiten verliebt; ich habe nie von einem Prinzen gehoert, der die ausgelassenste Wildheit so weit getrieben haette. Aber sey er was er will, eh es Nacht ist, will ich ihn mit einer so soldatischen Umarmung bewillkommen, dass er unter meiner Hoeflichkeit zusammenschrumpfen soll. Zun Waffen, hurtig! Und ihr, Cameraden, und Freunde, bedenkt selbst was ihr zu thun habt, da ich, der die Gabe der Beredsamkeit nicht hat, nicht geschikt bin, euer Blut durch meinen Zuspruch zu erhizen. Fuenfte Scene. (Ein Bote zu den Vorigen.) Bote. Milord, hier sind Briefe fuer Eu. Gnaden. Hot-Spur. Ich kan sie izt nicht lesen. O meine Freunde, wir haben eine kurze Zeit zu leben, und von dieser kurzen Zeit eine einzige Minute unedel zu verschwenden, waere zu lange. Ueberleben wir diesen Tag, so leben wir, um auf Koenige zu treten; sterben wir, ist das nicht ein schoener Tod, wenn Koenige mit uns sterben muessen? (Ein andrer Bote.) Bote. Gnaediger Herr, der Koenig ist im Anzug. Hot-Spur. Ich dank ihm, dass er mich in meinem Maehrchen unterbricht, denn reden ist nicht meine Sache. Nur noch diss, ein jeder thue sein Bestes. Und hier zieh ich ein Schwerdt, dessen Stahl ich, an diesem gefahrvollen Tage, mit dem besten Blut, das ich finden kan, faerben werde. Nun, (Esperanza!) Percy!* und ruekt aus; lasst alle die muntern Instrumente des Kriegs ertoenen, und bey dieser Musik lasst uns einander umarmen; denn ich wollte den Himmel an die Erde sezen, dass einige von uns die Zeit nicht sehen werden, einander wieder so zu bewillkommen. (Sie umarmen sich und gehen ab. Die Trompeten lassen sich hoeren.) {ed. * Diss war, nach Halls Chronik Bl. 22, das Wort zum Angriff in Percy's Armee. Pope.} Sechste Scene. (Der Koenig mit seiner Armee; man blaesst zum Angriff.) (Hernach treten Dowglas und Sir Walter Blunt auf.) Blunt. Wer bist du, dass du mir ueberall so in den Weg kommst? Was fuer Ehre suchst du an mir einzulegen? Dowglas. Wisse denn, mein Name ist Dowglas, und ich verfolge dich desswegen so, weil man mir sagt, du seyst ein Koenig. Blunt. Man sagt dir die Wahrheit. Dowglas. Der Lord von Stafford hat bereits davor bezahlt, dass er dir gleich sieht; denn weil ich ihn fuer dich ansah, Koenig Harry, so hat ihm dieses Schwerdt ein Ende gemacht. Und so soll es auch dir thun, es waere dann, dass du dich mir gefangen geben willst. Blunt. Ich bin nicht gebohren mich zu ergeben, du uebermuethiger Schotte, und du sollt einen Koenig finden, der Staffords Tod raechen wird. (Sie fechten, Blunt faellt.) (Indem tritt Hot-Spur auf.) Hot-Spur. O Dowglas, haettest du zu Holmedon so gefochten, nie haett ich ueber einen Schotten gesiegt. Dowglas. Alles ist gethan, alles gewonnen, todt ligt der Koenig hier! Hot-Spur. Wo? Dowglas. Hier. Hot-Spur. Dieser, Dowglas? Nein: Ich kenne sein Gesicht zu wohl; ein braver Ritter war es, sein Name war Blunt; er traegt nur eine Ruestung wie der Koenig. Dowglas. Ah! du Unsinniger! zu theuer hast du einen geborgten Titel erkauft. Warum sagtest du mir, du seyst ein Koenig? Hot-Spur. Der Koenig hat viele, die in seinen Kleidern gehen. Dowglas. So will ich, bey meinem Schwerdt, alle seine Kleider umbringen, seine ganze Garderobe, Stuek fuer Stuek bis ich ihn selbst antreffe. Hot-Spur. Auf und hinweg; unsre Leute halten sich so gut, dass wir uns den Sieg versprechen koennen. (Sie gehen ab.) Siebende und achte Scene. (Falstaff und der Prinz Heinrich.) (Falstaff redt im Ton einer Memme eine kleine Weile mit sich selbst; der Prinz der dazu kommt verlangt seinen Degen von ihm; Falstaff will ihn nicht hergeben, so lange Percy noch lebe, und bietet dem Prinzen sein Pistol an; indem es der Prinz aus dem Hulfter herausziehen will, zieht er eine Flasche mit Sect heraus; ein lautes Gelaechter aus dem Paradies bewillkommt diesen guten Einfall, und die Absicht dieser Scene ist erreicht.) Neunte Scene. (Trompeten und Feldgeschrey; Excursionen; der Koenig, der Prinz, Lord John von Lancaster, und der Graf von Westmorland treten auf.) Koenig Heinrich. Ich bitte dich, Harry, zieh' dich zuruek, du blutest zu stark; Lord John von Lancaster, geht ihr mit ihm. Lancaster. Nicht eher, Gnaedigster Herr, bis ich auch blute. Prinz Heinrich. Ich bitte Eu. Majestaet, auszuharren, unsre Entfernung moechte unsre Freunde in Verwirrung sezen. Koenig Heinrich. Ich will; Milord von Westmorland, fuehrt ihn in sein Zelt. Westmorland. Kommt, Milord, ich will euch in euer Zelt fuehren. Prinz Heinrich. Mich fuehren, Milord? Ich bedarf eurer Huelfe nicht. Der Himmel verhuete, dass eine Nadelrize den Prinzen von Wales von einem solchen Feld wie dieses ist, treiben soll, wo so viel Edle Maenner in ihrem Blute zertreten ligen, und triumphierende Rebellen den Tod um sich her verbreiten. Lancaster. Wir athmen hier zu lange; kommt, Vetter von Westmorland, auf diesem Weg ligt unsre Pflicht; um's Himmels willen, kommt. Prinz Heinrich. Beym Himmel, du hast mich betrogen, Lancaster; ich dachte nicht dass du Herr von einem solchen Geiste seyst; sonst liebt' ich dich als einen Bruder, John, aber nun lieb' ich dich wie meine eigne Seele. Koenig Heinrich. Ich sah' ihn dem Lord Percy mit einem Muth die Spize bieten, den ich von einem so jungen Krieger nicht vermuthen durfte. Prinz Heinrich. O, dieser Junge hat Feuer fuer uns alle. (Sie gehen ab.) (Koenig Heinrich bleibt; Dowglas tritt auf.) Dowglas. Wieder ein Koenig? Sie wachsen wie die Koepfe der Hydra. Ich bin Dowglas, allen verderblich die diese Farbe tragen--Wer bist du, der hier die Person eines Koenigs machen will? Koenig Heinrich. Der Koenig selbst, Dowglas, der herzlich bedaurt, dass du schon so viele Schatten von ihm angetroffen, eh du ihn selbst gefunden hast. Ich habe zween Soehne, die dich und Percy auf dem ganzen Schlachtfeld aufsuchen; aber da du mir so glueklich in die Haende faellst, will ich's mit dir aufnehmen; vertheidige dich! Dowglas. Ich fuerchte, du bist auch nur ein Phantom; und doch traegst du dich in der That wie ein Koenig; aber mein bist du, das bin ich gewiss, wer du auch bist, und so will ich dich gewinnen. (Sie fechten; indem der Koenig in Gefahr ist, kommt der Prinz von Wales dazu.) Prinz Heinrich. Hebe deinen Kopf auf, du nichtswuerdiger Schotte, oder du sollst nimmer ihn nicht wieder empor heben: die Geister von Scherley, Stafford und Blunt sind in meinen Armen; der Prinz von Wales ists, der dir draeut, und der nie verspricht, was er nicht zu bezahlen gedenkt. (Sie fechten, Dowglas flieht.) Munter, Gnaedigster Herr! Wie befindet sich Euer Majestaet? Sir Nicolas Gawsey hat um Huelfe geschikt, und das hat auch Clifton gethan. Ich will gerade zu Clifton. Koenig Heinrich. Bleib und athme einen Augenblik. Du hast meine verlohrne Achtung wieder erkauft, Harry, und durch diese edle Rettung bewiesen, dass dir mein Leben nicht gleichgueltig ist. Prinz Heinrich. O Himmel! das groeste Unrecht thaten die mir, die jemals gesagt haben, dass ich euern Tod wuensche. Waer' es so, so haett ich nur Dowglassens draeuende Hand allein ueber euch lassen koennen; sie wuerde euer Ende schneller als alles Gift der Welt befoerdert, und euerm Sohn die verraetherische Muehe erspart haben. Koenig Heinrich. Eile du izt zu Clifton; ich will zu Sir Nicolas Gawsey. (Der Koenig geht ab.) Zehnte Scene. (Hot-Spur, der Prinz von Wales.) Hot-Spur. Wenn ich recht sehe, so bist du Harry Monmouth. Prinz Heinrich. Du sprichst, als ob ich meinen Namen verlaeugnen wolle. Hot-Spur. Mein Nam' ist Harry Percy. Prinz Heinrich. Ich sehe also einen sehr tapfern Rebellen, der diesen Namen traegt. Ich bin der Prinz von Wales, und denke nicht, Percy, laenger neben mir um den Preis der Ehre zu buhlen. Zween Sterne koennen ihren Lauf nicht in einer Sphaere halten, und Ein England kan sich in kein doppeltes Reich fuer Harry Percy, und fuer den Prinzen von Wales theilen. Hot-Spur. Auch soll es nicht; die Stunde ist gekommen, die einem von uns beyden ein Ende machen muss; und wollte der Himmel, dein Name im Krieg waer' izt so gross als meiner. Prinz Heinrich. Er soll groesser werden, eh wir von einander scheiden, und ich will alle diese aufbluehenden Ehren von deinem Kamme pflueken, um einen Kranz fuer meine Stirne daraus zu machen. Hot-Spur. Ich kan dich nicht laenger so prahlen hoeren. (Sie fechten.) (Falstaff kommt dazu.) Falstaff. Bravo, Hall, drauf los, Hall! Hey sa, ihr werdet hier kein Kinderspiel finden, das kan ich euch sagen. (Dowglas tritt auf, und ficht mit Falstaff, der sogleich zu Boden faellt, als ob er todt sey; Dowglas geht wieder ab, und der Prinz stoesst den Percy nieder.) Hot-Spur. O Harry, du hast mich meines Ruhms beraubt; der Verlust des Lebens schmerzt mich weniger, als alle die stolzen Titel, die du mir abgewonnen hast; sie verwunden meine Seele tiefer als dein Schwerdt mein Fleisch; aber die Seele ist eine Sclavin des Lebens, und das Leben ein Spiel des Glueks--O, ich koennte propheceyen, wenn die kalte Hand des Todes nicht auf meiner Zunge laege, nun, Percy, bist du Staub, eine Speise fuer-- (Er stirbt.) Prinz Heinrich. Wuermer, braver Percy. Fahr du wohl! Unglueklicher Ehrgeiz, wie klein schrumpfest du zusammen! Wie dieser Leib noch einen Geist in sich hatte, war ein Koenigreich ein zu kleiner Raum fuer ihn; izt sind zween Schritte veraechtliche Erde Raums genug. Diese Erde, die den todten Percy traegt, traegt keinen Lebenden, der ihm gleicht. Waer'st du noch empfindlich, so wuerd' es mir nicht erlaubt seyn, meiner Achtung fuer dich diesen Ausbruch zu lassen. Aber nun lass mich dein zerfeztes Antliz verhuellen, und nimm diesen lezten Dienst der Liebe von meiner Hand. Fahre wohl, und nimm deinen Ruhm mit dir gen Himmel; deine Schmach schlafe mit dir in deinem Grab, und werde nicht in deiner Grabschrift erwaehnt!-- (Er sieht Falstaffen.) Wie, alte Bekanntschaft? Konnte alle diese Menge Fleisch nicht ein wenig Leben verwahren? Armer Jak, fahr wohl! Einen bessern Mann moecht' ich besser gespart haben.* (Geht ab.) {ed. * Man laesst hier ein halb Duzent kahle Reime weg, die des Prinzen unwuerdig sind, und die ganze Scene entstellen.} Eilfte Scene. (Falstaff steht wieder auf, und amuesirt sich selbst mit frostigen Wortspielen ueber die Vorsichtigkeit die er gehabt, sich todt zu stellen. Zulezt besorgt er, Percy moechte auch wieder aufwachen, und giebt ihm desswegen noch einen Stoss, indem die folgende Scene angeht.) Zwoelfte Scene. (Prinz Heinrich, und John von Lancaster treten auf.) Prinz Heinrich. Komm, Bruder John; du hast dich das erstemal vortrefflich wol gehalten. Lancaster. Sachte, wen haben wir hier? Sagtet ihr mir nicht, dieser dike Kerl sey todt? Prinz Heinrich. Das that ich, ich sah ihn ohne Athem auf dem Boden ligen. Bist du bey Leben, oder sehen wir dein Gespenst? Rede, unsre Ohren muessen das Zeugniss unsrer Augen bestaetigen, wenn wir ihnen glauben sollen; du bist nicht, was du scheinst. Falstaff. Nein, das ist gewiss; ich bin nicht gedoppelt; aber wenn ich nicht Hans Falstaff bin, so will ich ein Hans Dampf seyn. Hier ligt Percy; wenn euer Vater mir eine Ehre dafuer anthun will, so mag er's; wo nicht, so kan er den naechsten Percy selber umbringen. Ich hoffe entweder Graf oder Herzog zu werden, das kan ich euch versichern. Prinz Heinrich. Wie? Ich erlegte den Percy, und dich sah ich todt ligen. Falstaff. Thatst du das? Herr, Herr! Wie die Welt dem Luegen ergeben ist! Ich versichre euch, ich lag ohne Athem auf dem Boden, und er auch; aber wir stunden beyde zugleich wieder auf, und fochten eine ganze lange Stunde, nach der Gloke von Schrewsbury; wenn man mir's glauben will, gut; wo nicht, so moegen diejenige, so die Tapferkeit belohnen sollten, die Suende auf sich nehmen; ich will mein Leben dran sezen, dass ich ihm die Wunde in das dike Bein gegeben habe: Wenn der Mann noch lebte, und es laeugnen wollte, ich wollte ihm ein Stuek von meinem Degen zu fressen geben. Lancaster. Das ist die seltsamste Begebenheit, die ich jemals gehoert habe. Prinz Heinrich. Das ist der seltsamste Bursche, Bruder John--Komm du, nimm dein Bagage huebsch auf den Rueken, und wenn eine Luege dir was Gutes thun kan, so will ich sie, dir zu gefallen, mit den guenstigsten Ausdrueken ueberguelden, die ich finden kan.-- (Man hoert zum Ruekzug blasen.) Das Feld ist unser! Komm, Bruder, wir wollen mitten auf das Schlachtfeld, und sehen, welche von unsern Freunden noch leben, und welche gefallen sind. (Sie gehen ab.) Falstaff. Ich will auch hinter drein. Das will ich doch sehen, wie sie mich belohnen werden. Der Himmel lohn' es dem, der mich belohnt! Wenn ich gross werde, so werd' ich um die Haelfte meines Bauchs kleiner werden; denn ich will dann purgieren, und den Sect lassen, und ein ordentliches Leben fuehren, wie ein Edelmann thun soll. (Er geht ab.) Dreyzehnte Scene. (Trompeten: Koenig Heinrich, der Prinz von Wales, Lord John von Lancaster, Graf von Westmorland, mit Worcester und Vernon als Gefangnen, treten auf.) Koenig Heinrich. So fand die Empoerung noch allemal ihre Zuechtigung. Uebelgesinnter Worcester, sandten wir nicht euch allen Gnade, Verzeihung, und freundschaftliche Erbietungen zu? Und du erfrechtest dich unsre Erklaerung in das Gegentheil zu verkehren, und durch diesen Betrug deines Vetters Zutrauen zu seinem Verderben zu missbrauchen! Drey tapfre Ritter, die an diesem Tag auf unsrer Seite gefallen sind, ein edler Graf, und viele andre wakern Leute wuerden noch leben, wenn du redlich, wie ein Christ, fuer das Beste unsrer Armeen gedacht haettest. Worcester. Was ich gethan habe, dazu zwang mich meine Erhaltung; und ich unterziehe mich geduldig meinem Schiksal, da es nicht in meiner Macht stund, ihm auszuweichen. Koenig Heinrich. Fuehret Worcestern und Vernon zum Tode; den uebrigen Mitschuldigen geben wir noch Frist. Wie steht es im Felde? Prinz Heinrich. Der tapfre Schotte, Lord Douglas, wie er sah, dass keine Hoffnung uebrig war, diesen Tag zu gewinnen; dass Percy erschlagen war, und die Furcht alle seine Leute ergriffen hat, entfloh mit den uebrigen; und ein Fall, den er that, richtete ihn so uebel zu, dass er in die Haende der Nachsezenden fiel. Er ist in meinem Zelt, und ich bitte Euer Majestaet um die Gnade, dass ich ueber ihn disponieren duerfe. Koenig Heinrich. Herzlich gern. Prinz Heinrich. So uebertrag' ich dann euch, Bruder Lancaster, die Vollziehung dieses ruehmlichen Werks der Grossmuth. Geht zu Douglas, und sezt ihn, ohne Loesegeld und Bedingung, in voellige Freyheit. Die Tapferkeit, die er an dem heutigen Tag auf unsre Koepfe erprobet hat, hat uns gelehrt, so schoene Thaten selbst an unsern Feinden hochzuschaezen. Lancaster. Ich danke Euer Gnaden fuer einen Auftrag, den ich sogleich mit Vergnuegen befolgen werde. Koenig Heinrich. Nun bleibt nichts uebrig, als unsre Macht zu theilen. Ihr, Sohn Johann, und mein Vetter Westmorland, sollt euch in moeglichstes Eile nach York wenden, um Northumberlanden und den Praelaten Scroop anzugreiffen, die sich wie wir hoeren, mit grossem Eifer zum Krieg ruesten. Ich selbst und mein Sohn Harry, werden nach Wales ziehen, mit Glendower und dem Grafen von March zu fechten. [Noch ein Tag wie dieser, wird der Empoerung den Muth benehmen; lasst uns, nach einem so schoenen Anfang, nicht ablassen, bis wir alles Unsrige wieder gewonnen haben.]* {ed. * Reime im Original.} Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Der Erste Theil von Koenig Heinrich dem vierten, von William Shakespeare. Mit dem Leben und Tod von Heinrich Percy, genannt Hot-Spur. Uebersetzt von Christoph Martin Wieland. End of the Project Gutenberg EBook of Der Erste Theil von Koenig Heinrich dem vierten, by William Shakespeare *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK KOENIG HEINRICH DEM VIERTEN, ERSTE *** This file should be named 7gs1910.txt or 7gs1910.zip Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 7gs1911.txt VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 7gs1910a.txt Delphine Lettau and Mike Pullen Project Gutenberg eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not keep eBooks in compliance with any particular paper edition. We are now trying to release all our eBooks one year in advance of the official release dates, leaving time for better editing. Please be encouraged to tell us about any error or corrections, even years after the official publication date. 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