Project Gutenberg's Leben und Tod des Koenigs Johann, by William Shakespeare #14 in our series by William Shakespeare Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the copyright laws for your country before downloading or redistributing this or any other Project Gutenberg eBook. This header should be the first thing seen when viewing this Project Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the header without written permission. Please read the "legal small print," and other information about the eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is important information about your specific rights and restrictions in how the file may be used. You can also find out about how to make a donation to Project Gutenberg, and how to get involved. **Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts** **eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since 1971** *****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!***** Title: Leben und Tod des Koenigs Johann Author: William Shakespeare Release Date: January, 2005 [EBook #7292] [Yes, we are more than one year ahead of schedule] [This file was first posted on April 7, 2003] Edition: 10 Language: German Character set encoding: ASCII *** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK LEBEN UND TOD DES KOENIGS JOHANN *** Produced by Delphine Lettau This Etext is in German. We are releasing two versions of this Etext, one in 7-bit format, known as Plain Vanilla ASCII, which can be sent via plain email-- and one in 8-bit format, which includes higher order characters-- which requires a binary transfer, or sent as email attachment and may require more specialized programs to display the accents. This is the 7-bit version. This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. That project is reachable at the web site http://gutenberg.spiegel.de/. Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" zur Verfuegung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse http://gutenberg.spiegel.de/ erreichbar. Leben und Tod des Koenigs Johann. William Shakespeare Uebersetzt von Christoph Martin Wieland Personen. Koenig Johann von England. Prinz Heinrich, sein Sohn und Nachfolger. Arthur, Herzog von Bretagne, Neffe des Koenigs. Hubert, Vertrauter des Koenigs. Pembrok, Essex, Salisbury und Bigot, Englische Lords. Faulconbridge, nachmals Sir Richard Plantagenet, unehlicher Sohn Koenig Richards des Ersten. Robert Faulconbridge, vermeynter Bruder des Bastards. Jacob Gurney, Diener der Lady Faulconbridge. Peter von Pomfret, ein Prophet. Philipp, Koenig von Frankreich. Ludwig, der Dauphin. Der Herzog von Oestreich. Cardinal Pandolpho, des Pabsts Legat. Melun, ein Franzoesischer vom Adel. Chatilion, Franzoesischer Gesandter bey Koenig Johann. Elinor, Koenigin-Mutter von England. Constantia, Arthurs Mutter. Blanca, Tochter Koenigs Alphonso von Castilien, und Nichte des Koenigs Johann. Lady Faulconbridge, Mutter des Bastard und des Robert Faulconbridge. Buerger von Angiers, Herolde, Nachrichter, Boten, Soldaten und andre stumme Personen. Der Schauplaz, zuweilen in England, zuweilen in Frankreich. Erster Aufzug. Erste Scene. (Der Englaendische Hof.) (Koenig Johann, die Koenigin Elinor, Pembroke, Essex und Salisbuery mit Chatilion treten auf.) Koenig Johann. Wohlan, saget Chatilion, was will Frankreich von uns? Chatilion. So spricht, naechst seinem Gruss der Koenig von Frankreich, durch mich, mit der Majestaet, der geborgten Majestaet von England hier-- Elinor. Ein ausserordentlicher Eingang; geborgte Majestaet! Koenig Johann. Seyd ruhig, meine werthe Mutter; hoert die Gesandtschaft. Chatilion. Philipp von Frankreich nimmt im Namen und in Kraft des Rechts von deines verstorbnen Bruders* Gottfried Sohn, Arthur's Plantagenet, rechtmaessigen Anspruch an diese schoene Insel, an Irrland, Poitiers, Anjou, Touraine und Maine, und begehrt von dir, dass du das Schwerdt niederlegest, das einer unrechtmaessigen Herrschaft ueber diese verschiednen Titel sich anmasset, und solches dem jungen Arthur einhaendigest, deinem Neffen und rechtmaessigen souverainen Koenig. {ed.-* (Geoffroi Plantagenette), Sohn des Grafen von Anjou, bekam durch seine Vermaehlung mit Koenig Heinrich des 1sten von England einziger Tochter und erklaerten Erbin, Matthilde, ein Recht an die Crone von England, wozu sein aeltester Sohn nachmals unter dem Namen Heinrichs des 2ten wuerklich gelangte. Heinrich der 2te vereinigte also mit der Crone von England Anjou, Poitou, Touraine und Maine, und durch seine Vermaehlung mit Eleonor, Erbin von Aquitanien, (die von ihrem ersten Gemahl (Louis le Jeune) von Frankreich, wegen Untreue verstossen worden,) auch das Herzogthum Aquitanien. Seinen aeltesten Sohn Gottfried (von welchem hier die Rede ist), vermaehlte er mit Constantia, Tochter und Erbin von Conan Grafen von Bretagne; die Crone hingegen kam nach Heinrichs Tod an seinen juengern Sohn Richard (Coeur de Lion.) Nach dessen Abgang bemeisterte sich (Johannes sine Terra), dessen Geschichte dieses Stuek enthaelt, zum Nachtheil Arthurs, des hinterlassnen Erben seines aeltern Bruders Gottfrieds von Bretagne, der Crone, und der von Heinrich dem 2ten derselben einverleibten Franzoesischen Besizungen; und der darueber zwischen ihm und dem Koenig (Philippe Auguste) entstandne Krieg macht den Anfang dieses Trauerspiels.} Koenig Johann. Und was folget, wenn wir uns dessen weigern? Chatilion. Der stolze Widerspruch eines blutigen Kriegs, dir mit Gewalt die Rechte abzudraengen, die du gewaltthaetiger Weise vorenthaeltst. Koenig Johann. Hier haben wir Krieg um Krieg, Blut um Blut und Wiederspruch um Wiederspruch; antwortet das dem Koenig von Frankreich. Chatilion. So nimm dann die Kriegs-Erklaerung meines Koenigs aus meinem Munde, den lezten Auftrag meiner Gesandtschaft. Koenig Johann. Bring ihm die meinige zuruek, und so scheid' im Frieden; denn eh du berichtet haben kanst, dass ich kommen werde, soll Frankreich den Donner meiner Canonen hoeren.** Hinweg dann; sey du die Trompete unsers Zorns, und das ploezliche Vorzeichen euers Untergangs. Pembrok, sorget dafuer, dass er mit einem anstaendigen Geleit aus unserm Reich entlassen werde; lebe wohl, Chatilion. {ed.-** Zu Anfang des dreizehnten Seculi nemlich.} (Chatilion und Pembroke gehen ab.) Elinor. Wie nun, mein Sohn? Sagt' ich nicht immer, diese ehrgeizige Constantia werde nicht ruhen, bis sie Frankreich und alle Welt fuer die Ansprueche ihres Sohns in Flammen gesezt habe? Allem diesem haette man zuvorkommen und in der Guete beylegen koennen, was nun der blutige und gefahrvolle Kampf zweyer Koenigreiche entscheiden soll. Koenig Johann. Unser voelliger Besiz, und unser Recht-- Elinor. Wenn unser Besiz nicht kraeftiger ist als unser Recht, so muss es uns beyden uebel gehen; lasst euch mein Gewissen das ins Ohr sagen, da es niemand hoert als der Himmel, ihr und ich. Essex. Gnaedigster Herr, es ist hier eine Streitsache, die aus der Provinz zu Eurer Majestaet Entscheidung gebracht wird, die seltsamste, die ich jemals gehoert. Soll ich die Partheyen hereinfuehren? Koenig Johann. Lasst sie herein kommen--Unsre Abteyen und Prioreyen sollen die Unkosten dieses Kriegs bezahlen--Wer seyd ihr? Zweyte Scene. (Robert Faulconbridge und Philipp, sein Bruder, der Bastard, treten auf.) Philipp. Euer Majestaet getreuer Unterthan, ein Edelmann in Northamptonshire gebohren, und wie ich behaupte, der aelteste Sohn von Robert Faulconbridge, einem Kriegsmann, den die ehrenvolle Hand des Koenigs Richard (Coeur-de-Lion) im Felde zum Ritter geschlagen. Koenig Johann (zu Robert.) Wer bist du? Robert. Der Sohn und Erbe von diesem nemlichen Faulconbridge. Koenig Johann. Ist dieser der Aeltere, und du bist der Erbe? Ihr seyd also nicht von einer Mutter, scheint es? Philipp. Wir sind ganz gewiss von einer Mutter, maechtiger Koenig, das ist jedermann bekannt, und, wie ich glaube, auch von einem Vater; doch wegen der Gewissheit dieses leztern Puncts muss ich Euer Majestaet an den Himmel und meine Mutter anweisen; denn davon bin ich nicht gewisser als alle andre Menschen-Kinder. Elinor. Hinweg mit dir, du ungesitteter Mensch! Schaemst du dich nicht, deiner Mutter Ehre durch diesen Zweifel zu verwunden? Philipp. Auch thue ich es nicht, Gnaedigste Frau; ich habe keine Ursache dazu, das ist meines Bruders Sache, das geht mich nichts an; wenn er so was beweisen kan, so bringt er mich wenigstens um schoene fuenfhundert Pfund des Jahrs; der Himmel schueze meiner Mutter Ehre und mein Erbgut! Koenig Johann. Ein guter runder Geselle; aber warum macht er denn einen Anspruch an dein Erbgut, wenn er der juengere Bruder ist? Philipp. Ich weiss nicht warum, ausser dass er gerne meine Gueter haette; es ist wahr, er warf mir einmal vor, dass ich unehlich gezeugt sey, allein das ist eine Sache, die ich lediglich meiner Mutter ueberlasse; ich kan nicht wissen, ob ich ehlich oder unehlich gezeugt bin; aber das weiss ich, dass ich eben so wohl gemacht bin als er. (Sanft moegen die Gebeine ruhen, die diese Muehe fuer mich genommen haben!) Vergleichet unsre Gesichter, gnaedigster Herr, und thut den Ausspruch. Wenn der alte Sir Robert uns beyde gemacht hat, und dieser Sohn ihm aehnlich sieht; o alter Sir Robert, so dank ich dem Himmel auf meinen Knien, dass ich dir nicht aehnlich sehe. Koenig Johann. Ha, was fuer einen Pikelhaering hat uns der Himmel hier zugeschikt? Elinor. Er hat einen Zug von (Coeur de Lion's) Gesicht, und einen aehnlichen Ton der Stimme; findet ihr nicht einige Aehnlichkeiten mit meinem Sohn, in der staemmichten Gestalt dieses jungen Menschen? Koenig Johann. Ich betrachte ihn schon lange desswegen, und find' ihn durchaus Richard; (zu Robert.) Nun, Geselle, sage dann, was bewegt dich einen Anspruch an deines Bruders Gueter zu machen? Philipp. Weil er ein halbes Gesicht hat, wie mein Vater; um dieses halben Gesichts willen moecht er gerne mein ganzes Erbgut haben; ein groschenmaessiges Halb-Gesicht, fuenfhundert Pfund des Jahrs! Robert. Mein gnaedigster Souverain, wie mein Vater noch lebte, brauchte der Koenig, euer Bruder, meinen Vater viel-- Philipp. Gut, Herr, das kan euch nichts von meinen Guetern geben; ihr muesst sagen, wie er meine Mutter brauchte. Robert. --und verschikte ihn einst in einer Gesandtschaft nach Deutschland, wo er ueber wichtige Angelegenheiten der damaligen Zeit mit dem Kayser Unterhandlung pflegen sollte; der Koenig machte sich indessen seine Abwesenheit zu Nuze, und hielt sich die ganze Zeit ueber in meines Vaters Haus auf; wie er's da so weit gebracht, dass er--ich schaeme mich es zu sagen; allein Wahrheit ist Wahrheit; Kurz, es lagen Meere und Laender zwischen meinem Vater und meiner Mutter, wie dieser junge Herr hier gezeugt wurde; das hab' ich aus meines Vaters eignem Munde. Auf seinem Todbette vermachte er seine Gueter durch ein Testament mir, und blieb bis in seinen Tod dabey, dass dieser, meiner Mutter Sohn, nicht der seinige sey; und wenn er's auch waere, so kam er volle vierzehn Wochen vor der gesezmaessigen Zeit in die Welt: Ich bitte also Euer Majestaet mir zuzusprechen, was mein ist, meines Vaters Gueter, nach meines Vaters leztem Willen. Koenig Johann. Mein guter Kerl, euer Bruder ist in der Ehe gebohren; euers Vaters Weib brachte ihn waehrend ihrem Ehestand; wenn sie untreu war, so ist es ihr Fehler, und ein Zufall dem alle Maenner ausgesezt sind, welche Weiber nehmen. Sag mir einmal, wie, wenn mein Bruder, der deinem Vorgeben nach, die Muehe nahm diesen Sohn zu zeugen, ihn deinem Vater als seinen Sohn abgefodert haette? Haette nicht dein Vater ein Kalb, das ihm seine Kuh gebracht, gegen die Ansprueche der ganzen Welt behaupten koennen? Wahrhaftig, guter Freund, das haett' er koennen; gesezt also auch, er waere meines Bruders Sohn, so haette doch mein Bruder keinen Anspruch an ihn machen, noch haett' ihn euer Vater desswegen, weil er nicht sein sey, verlaeugnen koennen; aus allem diesem folgt also, dass meiner Mutter Sohn euers Vaters Erben zeugte, und dass euers Vaters Erbe euers Vaters Gueter haben muss. Robert. Soll denn meines Vaters lezter Wille keine Kraft haben, ein Kind zu enterben, das nicht sein ist? Philipp. Von keiner groessern Kraft mich zu enterben, Herr, als, denk ich, sein Wille mich zu zeugen war. Elinor. Was wolltest du lieber seyn, ein Faulconbridge, wie dieser hier, um deine Gueter zu haben; oder ein natuerlicher Sohn von (Coeur de Lion), ein Prinz vom Gebluete, und keine Gueter dazu? Philipp. Gnaedigste Frau, und wenn mein Bruder meine Gestalt haette, und ich haette die seinige, Sir Roberts seine, wie er; und wenn meine Beine zwo solche Spindeln waeren, meine Arme solch Aalhautiges Zeug, und mein Gesicht so duenne, dass ich keine Rose* in mein Ohr steken koennte, ohne dass die Leute sagten: Seht, da geht Drey-Viertels- Pfennig--Und wenn gleich diese Gestalt Erbe von allen seinen Guetern waere, so will ich nimmer von diesem Plaz kommen, wenn ich sie nicht von Fuss auf hingeben wollte, um dieses Gesicht zu haben; ich wollt' um alles in der Welt nicht Sir Nobb seyn. {ed.-* Um diese Anspielung zu verstehen muss man wissen, dass die Koenigin Elisabeth unter allen Beherrschern von England die erste und lezte war, die Drey-Halb-Pfenninge, und Drey-Viertels-Pfenninge schlagen liess, auf denen sich ihr Bildniss bald mit bald ohne die Rose, befand. Theobald.} Elinor. Du gefaellst mir; willt du dein Erbtheil vergessen, ihm deine Gueter ueberlassen und mir folgen? Ich bin ein Soldat, und im Begriff wider Frankreich Dienste zu thun. Philipp. Bruder, nimm du meine Gueter, und lass mir mein Gesicht, das deinig' hat dir fuenfhundert Pfund jaehrlich erworben; aber wenn du es fuer fuenf Pfenning verkauffen kanst, so glaube du habest wohl geloesst. Gnaedigste Frau, ich bin bereit, euch bis in den Tod zu folgen. Elinor. Was das betrift, so will ich lieber dass ihr mir voran geht. Philipp. In unsrer Provinz erfordert die Hoeflichkeit, dass man die Vornehmern zuerst gehen lasse. Koenig Johann. Wie nennst du dich? Philipp. Philipp, Gnaedigster Souverain, so ward ich genennt; Philipp, des guten alten Sir Roberts seiner Frauen aeltester Sohn. Koenig Johann. Von nun trage den Namen von dem, dessen Gestalt du traegst; knie nieder, Philipp, um groesser aufzustehen. (Er schlaegt ihn zum Ritter.) Steh als Sir Richard Plantagenet auf. Philipp. Bruder von muetterlicher Seite, gebt mir eure Hand; mein Vater gab mir Ehre, der eure giebt euch Land. Nun, gesegnet sey die Stunde, es mag Nacht oder Tag gewesen seyn, da ich gezeugt und Sir Robert abwesend war. Elinor. Der echte Geist der Plantagenet's. Ich bin deine Grossmutter, Richard, nenne mich so. Philipp. Durch einen Zufall, Gnaedigste Frau, nicht in der Ordnung; doch was thut das? Ob man zum Fenster hinein kommt oder zur Thuere, wenn man nur drinn ist; naeher oder weiter vom Ziel, wohl getroffen ist wohl geschossen, und ich bin ich, ich mag gezeugt seyn wie ich will. Koenig Johann. Geh, Faulconbridge, du hast nun was du wuenschtest; ein gueterloser Ritter macht dich zu einem begueterten Junker. Kommt, Madam; komm, Richard, wir muessen nach Frankreich eilen, nach Frankreich, es ist hoechste Zeit. Philipp. Bruder, leb wohl; ich wuensche dir viel Glueks, denn du bist mit Erlaubniss der Geseze auf die Welt gekommen. (Alle gehen ab, bis auf Philipp.) Dritte Scene. Philipp. Meine Ehre steht nun auf einem bessern Fuss als zuvor, aber mein Vermoegen hat sich um manchen Fuss Landes verschlimmert. Sey es dann; izt kan ich doch ein jedes Gretchen zu einer Lady machen--"Guten Tag, Sir Richard"--Grossen Dank, Camerad--und wenn er Goerge heisst, kan ich ihn Peter nennen; denn neugebakner Adel vergisst der Leute Nahmen; man wuerde zuviel vergeben, wenn man noch auf solche Kleinigkeiten acht haben wollte, und solche Leute sind nicht fein genug fuer eure Gesellschaft. Izt ist der gereisste Mann* meiner Gnaden Tisch-Genosse, er und sein Zahnstocher; und wenn mein ritterlicher Magen angefuellt ist, nun dann saug' ich an meinen Zaehnen, und catechisire meinen Spizbart aus fremden Laendern-- (Mein werther Herr), (so fang ich auf meinen Ellenbogen gestuezt an,) (darf ich euch bitten)--das ist nun die Frage; und dann kommt gleich die Antwort wie ein ABC-Buch: (O mein Herr,) sagt die Antwort, (ich bin gaenzlich zu euerm Befehl, zu euern Diensten, ganz der Eurige, mein Herr--Nein, mein Herr,)sagt die Frage, (ich, mein werthester Herr, bin der Eurige;)und so, eh die Antwort recht gehoert hat was die Frage will, wartet sie euch schon mit einem Dialogus von Complimenten auf, spricht dann von Alpen und Apenninen, von den Pyrenaeen und dem Flusse Po, und weiss das Gespraech so lange hinaus zu ziehen, bis es vom Abend-Essen abgebrochen wird. Das ist polite Gesellschaft, die sich fuer einen emporstrebenden Geist, wie der meinige, schikt! Denn der ist nur ein Bastard der Zeit, der die Kunst nicht versteht sich beliebt zu machen, und nicht nur in seiner aeusserlichen Gestalt, in seinem Aufzug und in seinen Manieren, dem Geschmak seiner Zeit schmeichelt; sondern auch aus einer innerlichen Quelle den suessen, suessen, suessen Gift, der den Gaumen der Leute so reizend kuezelt, von sich zu geben weiss. Eine Kunst, die ich zwar nicht ausueben will, um andre zu betruegen, aber die ich zu lernen gedenke, damit ich von andern nicht betrogen werde. Sie soll die Stuffen meiner Erhoehung mit Blumen bestreuen. Aber wer kommt hier so eilfertig, in Reit-Kleidern? Was fuer ein weiblicher Courier ist diss? Hat sie keinen Mann, der die Mueh nehmen mag, ein Horn vor ihr her zu blasen? Himmel, es ist meine Mutter! Nun, meine werthe Lady, was bringt euch so eilfertig nach Hofe? {ed.-* Es ist bekannt, dass damals alle Welt auf Abentheuer ausgieng, und gereisste Leute in groesstem Ansehn stuhnden, und, wie bey unsern Nachbarn die (Beaux-Esprits), das Recht hatten, sich bey grossen Herren zu Gaste zu laden.} Vierte Scene. (Lady Faulconbridge, und Jacob Gurney treten auf.) Lady. Wo ist der Sclave, dein Bruder; wo ist er, der sich erfrecht meine Ehre oeffentlich anzutasten? Philipp. Mein Bruder Robert, des alten Sir Roberts Sohn, Colbrand, der Riese, der nemliche gewaltige Mann; ist es Sir Robert's Sohn, den ihr sucht? Lady. Sir Roberts Sohn? Ja, du unehrerbietiger Junge, Sir Roberts Sohn; warum spottest du ueber Sir Roberten? Philipp. Jacob Gurney, willt du so gut seyn, und uns ein wenig allein lassen? Gurney. Von Herzen gerne, mein lieber Philipp. Philipp. Philipp!--Verschone mich, Jacob; es sind kurzweilige Dinge heraus gekommen; hernach ein mehrers davon. (Jacob geht ab.) Gnaedige Frau, ich war nie des alten Sir Roberts Sohn; Sir Robert haette seinen Theil an mir an einem Charfreytag essen koennen, ohne dass er seine Fasten gebrochen haette. Sir Robert war ein ganz wakrer Mann; aber, meiner Treu, bekennt die Wahrheit! Haett' er mich machen koennen? Das konnte Sir Robert nicht; wir kennen seine Arbeit. Sagt mir also, liebe Mutter, wem bin ich fuer diese Figur verpflichtet? Sir Robert konnte nimmermehr so ein Bein machen helfen? Lady. Hast du dich auch mit deinem Bruder wider mich verschworen? Du, der um deines eignen Vortheils willen meine Ehre vertheidigen sollte? Was soll dieses Gespoette bedeuten, du hoechst unbesonnener Bube? Philipp. Ritter, Ritter, liebe Mutter--und Basilisco* aehnlich. Wie? ich bin zum Ritter geschlagen; ich hab es auf meiner Schulter. Aber Mutter, ich bin nicht Sir Roberts Sohn; ich hab auf Sir Robert und meine Gueter Verzicht gethan; ehliche Geburt, Name, alles ist hin; lass mich also, liebe Mutter, lass mich meinen Vater kennen; irgend ein wakrer Mann, hoff ich; wer war es, Mutter? {ed.-* Eine Anspielung auf den Beynamen (Coeur de Lion), den Koenig Richard fuehrte. (Cor Leonis), ein Fixstern von der ersten Groesse im Loewen, wird auch Basilisco genennt. Warbuerton.} Lady. Hast du dem Namen Faulconbridge entsagt? Philipp. So herzlich, als ich dem Teufel entsage. Lady. Koenig Richard, (Coeur de Lion), war dein Vater; durch langwieriges und heftiges Zusezen ward ich endlich verfuehrt, in meines Ehmanns Bette Plaz fuer ihn zu machen. Der Himmel vergebe mir meine Uebertretung! Aber du bist die Frucht meiner schweren Suende, zu der ich so stark gereizt wurde, dass ich nicht laenger wiederstehen konnte. Philipp. Nun, bey diesem Tageslicht, wenn ich wieder gezeugt werden sollte, Madame, wollt' ich mir keinen bessern Vater wuenschen. Einige Suenden tragen ihre Lossprechung auf Erden mit sich; Euer Fehler entsprang nicht aus eurer Thorheit; ihr musstet nothgedrungen euer Herz als einen Tribut fuer gebietende Liebe, demjenigen ausliefern, gegen dessen Wuth und unbezwingbare Staerke der unerschrokne Loewe selbst keinen Kampf wagen durfte, noch sein koenigliches Herz vor Richards Hand schuezen konnte. Wer einem Loewen mit Gewalt das Herz aus dem Leibe reissen kan, mag leicht ein weibliches Herz gewinnen. Ja, meine Mutter, von ganzem Herzen dank ich dir fuer meinen Vater. Wenn jemand lebt, der sich erfrecht zu sagen, dass du nicht recht thatest, wie ich gezeugt ward, dessen Seele will ich zur Hoelle schiken. Komm, Lady, ich will dich meinen Anverwandten vorstellen, und sie sollen sagen, wie Richard mich zeugte, waer es Suende gewesen wenn du Nein gesagt haettest. (Sie gehen ab.) Zweyter Aufzug. Erste Scene. (Vor den Mauern der Stadt Angiers.) (Philipp-August, Koenig von Frankreich, Ludwig der Dauphin, der Herzog von Oestreich, Constantia und Arthur.) Ludwig. Willkommen vor Angiers, dapfrer Herzog!--Arthur, dein grosser Oheim, Richard, der den Loewen seines Herzens beraubte, und die heiligen Kriege in Palaestina ausfocht, kam durch diesen dapfern Herzog vor der Zeit ins Grab. Nun ist er, um seiner Nachkommenschaft Erstattung desshalb zu thun, auf unsre Einladung gekommen, seine Fahnen fuer deine Sache auszuspreiten, und deinen unnatuerlichen Oheim, Johann von England, aus dem ungerechten Besiz deiner Erblaender vertreiben zu helfen. Umarm' ihn, Prinz, lieb' ihn, und heiss' ihn willkommen. Arthur. Gott wird euch (Coeur de Lion's) Tod desto eher verzeihen, da ihr seinem Neffen das Leben gebet, und sein verfolgtes Recht mit den Fluegeln eurer Kriegs-Macht umschattet. Mit einer unmaechtigen Hand heiss' ich euch willkommen, aber mit einem Herzen voll unverfaelschter Liebe; willkommen, Herzog, vor den Mauern von Angiers. Ludwig. Ein edler Junge! Wer wollte dir nicht zu deinem Recht helfen? Oestreich. Diesen zaertlichen Kuss leg' ich auf deine Wange, als das Siegel meines feyrlichen Versprechens, dass ich nicht eher in meine Heimath zuruek kehren will, bis Angiers und die gerechten Ansprueche die du in Frankreich hast, zugleich mit dieser blassen weiss-ufrichten Insel, deren Fuss die heulenden Wellen des Oceans zuruek stoesst, und ihre Einwohner von andern Laendern abschneidet, bis dieses von der See umzaeunte England, dieses von Wasser gemauerte Bollwerk, dessen stolze Sicherheit allen auswaertigen Anfaellen Troz bietet, bis dieser aeusserste Winkel von Westen selbst dich als seinen Koenig gruessen wird; bis zu diesem Augenblik, schoener Knabe, will ich nicht an meine Heimath denken, sondern den Waffen folgen. Constantia. O nehmet seiner Mutter Dank an, Dank einer armen Wittwe, bis euer starker Arm ihm zu der Macht helfen wird, eure Freundschaft besser erwiedern zu koennen. Oestreich. Der Friede des Himmels ruhet auf denjenigen, die ihre Schwerdter in einem so gerechten und wohlthaetigen Krieg entbloessen. Koenig Philipp. Wohlan dann, an die Arbeit; unsre Maschinen sollen gegen die Stirne dieser widerspenstigen Stadt gerichtet werden; ruffet unsern Kriegs- Obersten, um den Plan zum vortheilhaftesten Angriff zu machen. Entweder wollen wir unsre koeniglichen Gebeine vor diesen Mauern niederlegen, oder wenn wir gleich in franzoesischem Blut auf den Markt-Plaz watten muessten, Angiers diesem jungen Prinzen unterwuerfig machen. Constantia. Wartet noch auf die Antwort, die euer Abgesandter bringen wird; ihr koenntet sonst eure Schwerdter zu voreilig mit Blute besudeln. Vielleicht bringt Milord Chatilion aus England eine friedliche Abtretung dieses Rechts, welches ihr durch Krieg erzwingen wollet; und wenn dieses geschaehe, wuerden wir einen jeden Tropfen Bluts bereuen, den eine zu rasche Hize so unzeitig vergossen haette. (Chatilion zu den Vorigen.) Koenig Philipp. Ein Wunder, Madam! Seht, auf euern Wunsch ist unser Gesandter, Chatilion, angelangt; meld uns in Kuerze, werther Lord, was England uns zur Antwort giebt; wir warten hier muessig auf dich. Rede, Chatilion. Chatilion. So wendet also eure Macht von dieser armseligen Belagerung, und spornet sie zu einem wichtigern Geschaeft auf. England, voll Unwillens ueber unsre gerechte Forderungen, hat sich in Waffen gestellt; die widrigen Winde, die meine Ruekreise verzoegerten, haben ihm Zeit gegeben, alle seine Legionen zugleich mit mir ans Land zu sezen. Er ruekt mit eilfertigen Maerschen gegen diese Stadt an; seine Staerke ist gross, und seine Krieger voller Muth. Mit ihm kommt die Koenigin-Mutter, eine Ate, die ihn zu Zwietracht und Blutvergiessen anhezt; mit ihr, ihre Nichte, die Infantin Blanca von Spanien; mit ihnen ein natuerlicher Sohn des abgelebten Koenigs, und mit ihm alle unbaendigen Koepfe des Landes. Rasche, feurige, tollkuehne Freywillige, mit Frauenzimmer-Gesichtchen und Drachen- Herzen, haben ihre angestammten Gueter verkauft, und tragen ihr Erbtheil zuversichtlich auf dem Rueken, um hier ein neues Gluek zu suchen. Kurz, eine auserlesnere Schaar unerschrokner Geister, als der englische Boden diesesmal uebergewaelzt hat, schwamm niemals ueber die schwellende Fluth, um Unheil und Verwuestung in der Christenheit anzurichten. Das zuernende Getoese ihrer Trummeln unterbricht eine umstaendliche Nachricht; sie sind im Anzug. Bereitet euch also zu einer Unterhandlung oder zum Gefecht. (Man hoert Trummeln.) Koenig Philipp. Wie schlecht sind wir auf eine solche Expedition versehen! Oestreich. Je unerwarteter sie ist, desto eifriger muessen wir uns zur Gegenwehr stellen; Unser Muth soll mit der Gefahr steigen. Lasst sie denn willkommen seyn, wir sind geruestet. Zweyte Scene. (Der Koenig von England, Faulconbridge, Elinor, Blanca, Pembroke und andre zu den Vorigen.) Koenig Johann. Friede sey mit Frankreich, wenn Frankreich im Frieden unsern rechtmaessigen Einzug in unsre Stadt gestattet; wo nicht, so blute Frankreich, und der Friede schwinge sich gen Himmel, indess dass wir, Gottes grimmvoller Sachwalter, den stolzen Uebermuth zuechtigen, der seinen Frieden in den Himmel zuruek treibt. Koenig Philipp. Friede sey mit England, wenn dieser Krieg aus Frankreich nach England zuruekkehrt, um dort im Frieden zu leben. Wir lieben England, und nur um Englands willen, schwizen wir hier unter der Last der Waffenruestung. Diese unsre Arbeit sollte dein freywilliges Werk seyn. Aber du bist so weit entfernt, England zu lieben, dass du seinen rechtmaessigen Koenig unterdruekt, die Erbfolge aufgehoben, die Kindheit des gesezmaessigen Erben missbraucht, und an der jungfraeulichen Ehre der Crone Gewalt veruebt hast. Schaue hier auf deines Bruders Gottfrieds Gesicht! Diese Augen, diese Stirne, sind nach den seinigen abgedrukt; in diesem kleinen Inbegriff ist die vollstaendige Form enthalten, die in Gottfried verstarb, und die Hand der Zeit wird diese verjuengte Gestalt in einen eben so grossen Format ausdehnen. Dieser Gottfried war von Geburt dein aeltrer Bruder, und dieser hier ist sein Sohn. England war Gottfrieds Recht, und dieser hat es von Gottfried ererbt; wie kommt es dann, um Gottes willen! dass du ein Koenig genennt wirst, so lange lebendiges Blut in diesen Schlaefen schlaegt, die einen Anspruch an die Crone haben, welche du zur Ungebuehr traegst? Koenig Johann. Von wem hast du diesen grossen Auftrag, Frankreich, mich zur Antwort auf deine Fragstueke zu ziehen? Koenig Philipp. Von diesem obersten Richter, der in koeniglichen Seelen den edlen Gedanken erwekt, gewaltthaetigen und ungerechten Thaten nachzufragen. Dieser Richter hat mich zum Beschuezer dieses Knabens gemacht; unter seinem Schuze klag' ich deine Ungerechtigkeit an, und mit seinem Beystand hoff' ich sie zu bestraffen. Koenig Johann. Du massest dich eines Ansehens an, das dir nicht zukommt. Koenig Philipp. Entschuldige es; es geschieht, um ungerechte Anmassung niederzuschlagen. Elinor. Wer ist der, den du einer unrechtmaessigen Anmassung beschuldigest? Constantia. Lasst mich die Antwort geben: Der anmassliche Koenig, dein Sohn. Elinor. Hinweg, Unverschaemte; dein Bastard soll Koenig seyn, damit du eine Koenigin seyn, und die ganze Welt hofmeistern koennest! Constantia. Mein Bette war deinem Sohn immer so getreu, als das deinige deinem Gemahl; und dieser Knabe sieht seinem Vater Gottfried gleicher als Johann dir, ob ihr gleich an Sitten einander so gleich seyd als der Regen dem Wasser, und der Teufel seiner Mutter. Mein Sohn ein Bastard! Bey meiner Seele, ich glaube nimmermehr, dass sein Vater so aecht war als er ist; es kann nicht seyn, wenn gleich du seine Mutter waerest. Elinor. Das ist eine feine Mutter, Junge, die deinen Vater beschimpft. Constantia. Das ist eine feine Grossmutter, Junge, die dich beschimpfen will. Oestreich. Stille! Faulconbridge. Horcht dem Ausruffer. Oestreich. Wer Teufel bist du? Faulconbridge. Einer der den Teufel mit euch spielen will, Herr, sobald er euch und euern Ueberzug* allein zu paken kriegen kan. Ihr seyd der Hase im Spruechwort, der todte Loewen beym Bart zupft; ich will euch das Fell einschmauchen, wenn ich euch kriege; nehmt euch in acht; in der That, ich will, in der That. {ed.-* Um diese und verschiedne andre in einer der folgenden Scenen vorkommenden Spoettereyen und Grobheiten, die Faulconbridge dem Herzog von Oestreich sagt, zu verstehen, muss man wissen, dass dieser Herzog mit einer Loewenhaut umhuellt auf der Buehne erscheinen muss. Koenig Richard hatte, wie man sagt, waehrend seinem beruehmten Kreuzzug, worinn er seine persoenliche Herzhaftigkeit und Staerke durch eine Menge ritterlicher Thaten bewies, auch einen ausserordentlich grossen Loewen bezwungen, und die Haut desselben, zum Zeichen dieses Siegs, nachher allezeit getragen oder bey sich gefuehrt. Dieser Haut bemaechtigte sich der Herzog von Oestreich, nachdem er, wie bekannt ist, den Koenig Richard, durch Hinterlist und Betrug in seine Gewalt bekommen; und soll, aus einer allerdings laecherlichen Pralerey, selbige, als eine Beute, die er einem so grossen Helden wie Richard abgenommen, nach dessen Tod allezeit getragen haben.} Blanca. O wie wohl stuhnd dem dieser Loewen-Rok an, der dem Loewen diesen Rok abzog! Faulconbridge. Er ligt so stattlich auf seinem Rueken, als des grossen Alcides Loewenhaut auf dem Rueken eines Esels; aber, Esel, ich will euch diese Last von euerm Rueken abnehmen, oder euch noch eine auflegen, davon euch die Schultern krachen sollen. Herzog. Was fuer ein Schwaermer ist das, der unsre Ohren mit einem solchen Uebermaass von vergeblichem Athem betaeubt? Koenig Philipp, entschliesset euch ohne laengeres Zaudern, was wir thun wollen. Koenig Philipp. Weiber und Narren, brecht eure Conferenz ab. Koenig Johann, hier ist mein Vortrag in wenig Worten: England, Irrland, Anjou, Touraine und Maine fordre ich im Namen des jungen Arthurs von dir; willt du sie abtreten, und die Waffen niederlegen? Koenig Johann. Eher mein Leben--Ich biete dir Troz desshalb, Frankreich. Arthur von Bretagne, begieb dich in meinen Schuz, und ich will dir aus Liebe mehr geben, als der feige Arm von Frankreich jemals fuer dich gewinnen kan. Ergieb dich, Junge. Elinor. Komm zu deiner Gross-Mama, Kind. Constantia (indem sie eine kindische Art zu reden affectirt.) Thu's, Kind, geh zu Gross-Mama, Kind. Gieb Gross-Mama Koenigreich, und Gross-Mama giebt dem Kind ein Zukerchen, eine Kirsche, eine Feige; es ist eine gute Gross-Mama. Arthur. Meine liebe Mutter, gebt euch zufrieden. Ich wollt', ich laege tief in meinem Grab; ich bin nicht werth, dass man soviel Lerms meinetwegen mache. Elinor. Seine Mutter beschaemt ihn so, der arme Junge, er weint. Constantia. Das Unrecht, das ihm seine Grossmutter zufuegt, nicht die Schande die ihm seine Mutter macht, zieht diese den Himmel ruehrenden Perlen aus seinen armen Augen, die der Himmel als ein Schuzgeld annehmen wird; ja mit diesen Thraenen wird sich der Himmel gewinnen lassen, sich seines Rechts anzunehmen, und euch zur Straffe zu ziehen. Elinor. Ungeheuer, scheuest du dich nicht, Himmel und Erde zu laestern? Constantia. Ungeheuer, scheust du dich nicht, Himmel und Erde zu beleidigen? Wie kanst du mich anklagen, dass ich laestre? Du und die deinigen usurpiren die Laender, Regalien und Gerechtsame dieses unterdrukten Waysen; es ist der Sohn deines aeltesten Sohns, und in nichts unglueklich als darinn, dass er von dir abstammt. Deine Suenden werden an diesem armen Kinde heimgesucht; der Ausspruch des Gesezes ligt auf ihm, da er nur im dritten Glied von deinem Suendempfangenden Leib entfernt ist. Koenig Johann. Tollhaeuslerin, hoert auf! Constantia. Ich habe nur das noch zu sagen, dass er nicht nur um ihrer Suende willen gestraft wird, sondern Gott hat ihre Suende und sie zur Strafe dieses entfernten Abkoemmlings gemacht, der um ihrentwillen gestraft wird, und mit ihrer Strafe ihre Suende; sein Unrecht, ihr Unrecht, der Buettel ihrer Suende, alles in der Person dieses Kindes gestraft, und alles um ihrentwillen; dass sie die Pest!** {ed.-** Dieses Ungeheuer von einer aller Sprach- und Vernunftlehre trozbietenden Rede, hat man, da ihr ohnehin nicht zu helfen ist, von Wort zu Wort geben wollen, wie sie der Autor giebt; Deutschen Unsinn fuer Englischen Unsinn.} Elinor. Du unverstaendiges Laestermaul, ich kan ein Testament aufweisen, das deines Sohnes Recht entkraeftet. Constantia. So, wer zweifelt daran? Ein Testament?--Ein falsches Testament, ein Weiber-Testament, einer unnatuerlichen Grossmutter Testament. Koenig Philipp. Stille, Lady; schweigt oder maessigt euch; es schikt sich uebel fuer diese Versammlung diesen euern uebeltoenenden Wiederholungen immer Halt zu ruffen. Lasst eine Trompete diese Leute von Angiers auf die Mauern fordern; sie sollen sich erklaeren, wessen Recht sie gelten lassen wollen, Arthur's oder Johann's. (Trompeten.) Dritte Scene. (Ein Buerger von Angiers kommt auf die Mauern.) Buerger. Wer ist der, der uns auf die Mauern hervorgeruffen hat? Koenig Philipp. Es ist Frankreich, im Namen Englands. Koenig Johann. England in seinem eignen Namen. Ihr Maenner von Angiers, und meine lieben Unterthanen-- Koenig Philipp. Ihr werthen Maenner von Angiers, Arthurs Unterthanen, unsre Trompete rief euch zu dieser guetlichen Unterredung-- Koenig Johann. In Betreff unsrer gerechten Sache; hoeret uns also zuerst; diese Franzoesischen Fahnen, die hier, so nah' an eurer Stadt, vor euern Augen sich verbreiten, sind zu euerm Verderben hieher gezogen; der Bauch ihrer Canonen ist mit Grimm angefuellt, sie sind schon gerichtet, ihren eisernen Zorn gegen eure Mauern auszuspeyen; diese Franzosen stellen sich mit allen Zuruestungen zu einer blutigen Belagerung und einem unbarmherzigen Verfahren vor die Augen eurer Stadt und vor eure verschlossnen Thore; und, ohne unsre Annaeherung, wuerden diese schlafenden Steine, die euch umguerten, durch den Stoss ihrer Maschinen aus ihrem ruhigen Leim-Bette gerissen, und der blutigen Gewalt ein graesslicher Ruin gemacht worden seyn, auf euern Frieden einzustuermen; aber, auf unsern Anblik, euers rechtmaessigen Koenigs, (der, des Ungemachs verdoppelter Maersche nichts achtend, herbey geeilt ist, einen maechtigen Entsaz vor eure Thore zu bringen, und die bedraeuten Wangen eurer Stadt unzerkrazt zu erhalten,) seht, die bestuerzten Franzosen selbst eine Unterredung antragen, und nun, fuer in Feuer gekleidete Kugeln, die ein schuettelndes Fieber in euern Mauern machen sollten, sanfte in Rauch eingehuellte Worte losschiessen, um eure Ohren durch ein betruegliches Getoene zu bethoeren; aber glaubet ihnen, wie sie es verdienen, werthe Buerger, und lasset uns, euern Koenig ein, dessen muede Lebensgeister, von dieser uebertriebnen Eile abgemattet, Herberge innert euren Stadtmauern suchen. Koenig Philipp. Wenn ich gesprochen habe, so antwortet uns beyden. Seht! an dieser rechten Hand, deren Schuz durch die heiligsten Geluebde dem Rechte dessen, den sie haelt, geweyhet ist, steht der junge Plantagenet, Sohn von dem aeltern Bruder dieses Mannes, und Koenig ueber ihn und alles, was er inne hat. Um seines zu Boden getretnen Rechts willen treten wir in kriegrischem Marsch diese gruenen Ebnen vor eurer Stadt, ohne einigen Vorsaz einer Feindseligkeit gegen euch, ausser wozu uns, von eurer Widerspenstigkeit gereizt, ein mildthaetiger Eifer zur Erhaltung dieses unterdruekten Kindes, in unserm Gewissen noethiget. Weigert euch also nicht, eine Pflicht zu erstatten, die ihr demjenigen unleugbar schuldig seyd, der sie zu fordern berechtigt ist, nemlich, diesem jungen Prinzen; so soll unsern Waffen, gleich einem bemaulkorbten Baeren, sicher anzusehen, alle Beleidigung verboten seyn, die Bosheit unsrer Canonen gegen die unverwundbaren Wolken des Himmels ausgelassen werden, und mit einem friedsamen und ungestoerten Ruekzug, mit ungebrauchten Schwerdtern und unversehrten Helmen, wollen wir dieses muthige Blut wieder heimtragen, welches wir gegen eure Mauern auszuspeyen gekommen waren, und eure Weiber, Kinder und euch im Frieden lassen. Solltet ihr aber so thoericht seyn, dieses unser zuvorkommendes Anerbieten auszuschlagen, so bildet euch nicht ein, dass diese alten Mauern euch gegen unsre Kriegs-Abgesandten schuezen werden, wenn gleich alle diese Englaender mit ihrer Macht in ihrem rauhen Umkreis gelagert waeren. Sagt uns also, will eure Stadt uns im Namen desjenigen, fuer welchen wir euch dazu auffordern, als ihren Herrn erkennen; oder sollen wir das Zeichen zum Angriff geben, und in Blut wattend in unser Eigenthum einziehen? Buerger. Unsre Antwort ist kurz: Wir sind des Koenigs von England Unterthanen; fuer ihn und kraft seines Rechts, haben wir diese Stadt inne. Koenig Johann. So erkennet dann euern Koenig, und lasset mich ein. Buerger. Das koennen wir nicht; demjenigen der es beweisst, dass er Koenig ist, wollen wir uns als getreue Unterthanen beweisen; so lange aber dieses nicht geschehen seyn wird, sollen unsre Thore gegen die ganze Welt verriegelt bleiben. Koenig Johann. Beweisst nicht die Crone von England den Koenig? Und wenn dieses nicht genug ist, so bring ich euch Zeugen, zweymal fuenfzehntausend Herzen voll von Englischem Blut-- Faulconbridge. (Hurensoehne und andre.) Koenig Johann. Die bereit sind, unser Recht mit ihrem Leben zu beweisen. Koenig Philipp. Eben so viele, und von so gutem Blut als jene-- Faulconbridge. (Die Hurensoehne auch mitgezaehlt.) Koenig Philipp. Stehen hier, ihm seine Fordrung ins Angesicht zu widersprechen. Buerger. Biss ihr ausgemacht haben werdet, wessen Recht das vorzueglichste ist, halten wir fuer den Vorzueglichsten das Recht von beyden zuruek. Koenig Johann. So vergebe dann Gott die Suenden aller der Seelen, die zum furchtbaren Erweis unsers Koeniglichen Titels, noch eh der Abendthau fallen wird, in ihre ewige Wohnung geflohen seyn werden! Koenig Philipp. Amen, Amen!--Zu Pferde, ihr Ritter, zu den Waffen! Faulconbridge. Sanct Georg, der den Lindwurm trillte, und seither immer zu Pferd vor meiner Wirthin Thuere sizt, helf uns aus diesem Handel! (Zu Oestreich.) Kerl, waer ich daheim in eurer Hoele, Kerl, bey eurer Loewin, ich wollt euch einen Ochsen-Kopf auf eure Loewenhaut sezen, und ein Ungeheuer aus euch machen. Oestreich. Still, nichts mehr! Faulconbridge. O zittre, du hoerst den Loewen bruellen. Koenig Johann (zu Faulconbridge.) Wir wollen weiter in die Ebne vorrueken, um unsre Regimenter besser ausbreiten und stellen zu koennen. Faulconbridge. So macht fein geschwinde, dass ihr den Vortheil des Plazes gewinnt. Koenig Philipp (zu Oestreich, mit dem er vorher leise gesprochen.) Gut; die uebrigen lasst auf dem andern Huegel sich sezen. Gott und unser Recht! (Sie gehen ab.) Vierte Scene. (Man blasst zum Angriff; beyde Armeen werden handgemein, Gefecht; endlich tritt der Herold von Frankreich mit Trompeten vor das Stadt- Thor.) Franzoesischer Herold. Ihr Maenner von Angiers, oeffnet eure Thore weit, und lasst den jungen Arthur, Herzog von Bretagne, ein, der durch Frankreichs Hand an diesem Tag manchen Englischen Muettern Stoff zu Thraenen gegeben hat; ihre Soehne ligen auf dem blutigen Grunde verzettelt, und mancher Wittwe Mann kruemmt sich im Staub, und umfasst mit kalten Armen die blutgefaerbte Erde; indess dass der wohlfeil-erkaufte Sieg um die tanzenden Paniere der Franzosen scherzt, die in triumphierender Unordnung bey der Hand sind, als Sieger einzuziehen, und Arthur von Bretagne zu Englands und euerm Koenig auszuruffen. (Ein Englischer Herold tritt mit Trompeten auf.) Englischer Herold. Freuet euch, ihr Maenner von Angiers, laeutet eure Gloken; Koenig Johann, euer und Englands Koenig, ist im Anzug, als Meister von diesem heissen blutigen Tage. Die Ruestungen derer, die diesen Morgen in so hellem Silberglanz vor euch vorbeyzogen, kehren alle in Franzoesischem Blute vergueldet zuruek; nicht ein einziger Federbusch, der auf einem Englischen Helme winkte, ist von einem Franzoesischen Speer abgeschlagen worden; unsre Fahnen kommen in den nemlichen Haenden wieder, die sie entfalteten als wir auszogen, und gleich einem lustigen Truppen Jaeger, kommen unsre froelichen Englaender, alle mit bepurpurten Haenden zuruek, in dem Lebensblut ihrer sterbenden Feinde gefaerbt. Oeffnet eure Thore, und lasst die Sieger einziehen. Buerger. Ihr Herolde, wir haben von unsern Thuermen euerm ganzen Gefecht, vom Angriff bis zum Abzug zusehen koennen; unsre schaerfsten Augen haben keinen Vorzug oder Vortheil auf einen von beyden Partheyen entdeken koennen; Blut hat Blut erkauft, und Streiche haben Streichen geantwortet; Staerke, Muth, Dapferkeit und Gluek waren auf beyden Seiten gleich. So sind auch wir gegen beyde, bis einer der Groesseste bleibt; so lange sie so im Gleichgewicht stehen, halten wir unsre Stadt fuer keinen, sondern fuer beyde. Fuenfte Scene. (Die beyden Koenige mit ihrem Heer treten auf verschiednen Seiten auf.) Koenig Johann. Frankreich, hast du noch mehr Blut wegzuwerfen? Sprich, willt du dem Strom unsers Rechts seinen friedfertigen Lauf lassen; oder soll er von dir gestoert, aus seinem natuerlichen Canal hervorschwellen, und deine angrenzenden Ufer ueberstroemen? Koenig Philipp. England, du hast in diesem hizigen Wettkampf nicht einen einzigen Tropfen Bluts mehr zuruekgebracht als wir; eher hast du mehr verlohren. Und ich schwoere bey dieser Hand, die diesen weitgrenzenden Erdstrich beherrschet; eh wir diese gerechten Waffen niederlegen, wollen wir dich, gegen den wir sie tragen, in den Staub niederlegen, oder selbst die Zahl der Todten mit einem koeniglichen Schatten vermehren! Faulconbridge. Ha! Majestaet!--Wie hoch steigt dein Stolz, wenn das goldne Blut der Koenige in Feuer gesezt wird! Oh, nun fuettert der Tod seine morschen Kinnbaken mit Stahl, Schlachtschwerdter sind seine Zaehne und Griffe, und nun schmausst er und frisst sich, indess dass die Koenige hadern, an Menschenfleisch satt. Warum stehen diese koeniglichen Linien so unbeweglich? Ruft zum Angriff, ihr Koenige; zuruek in das blutbeflekte Feld, ihr gleichmaechtigen Fuersten, ihr Feuer-sprudelnden Geister! Lasst die Niederlage des einen Theils den Frieden des andern bekraeftigen. Bis dahin Streiche, Blut und Tod! Koenig Johann. Fuer wessen Parthey erklaeren sich nun die Leute in der Stadt? Koenig Philipp. Sprecht, ihr Buerger; wen erkennt ihr fuer euern Koenig? Buerger. Den Koenig von England, sobald wir ihn kennen. Koenig Philipp. Erkennt ihn in Uns, die wir hier sein Recht verfochten haben. Koenig Johann. In Uns, die wir unser eigner grosser Abgeordneter sind, und im Besiz unsrer eignen Person uns hier befinden, Herr von unsrer Gegenwart, von Angiers, und von euch. Buerger. Eine groessere Macht, als die eurige, widerspricht all dieses, und bis sie ausser allem Zweifel ist, schliessen wir unsre erste Bedenklichkeit in unsre stark verrigelte Thore ein. Koenige sind unsre Furcht, so lange bis unsre Furcht von einem gewissen Koenige aufgeloest, gereinigt und ausgetrieben seyn wird. Faulconbridge. Diese unverschaemten Gesellen von Angiers spotten eurer, ihr Koenige, und stehen sicher auf ihren Zinnen, wo sie wie auf einem Amphitheater, unsern arbeitvollen Todes-Scenen und Aufzuegen mit weitoffnen Augen und richtendem Blik zusehen. Lasst euch von mir rathen, ihr Koenige; seyd gleich den Aufruehrern von Jerusalem eine Weile Freunde, und vereinigst eure aeusserste Macht wider diese Stadt. Lasst Frankreich von Osten, und England von Westen ihre bis an die Muendung gefuellte Canonen wider sie richten, bis ihr Seele- schrekendes Geschrey die steinernen Rippen dieser trozigen Stadt zu Boden geklafft hat; ich wollte unverzueglich auf diese Schindmaehren spielen, bis die Verwuestung ihnen keine andre Schuzwehr als die umgebende Luft uebrig liesse. Wenn dieses geschehen ist, dann trennt eure vereinbarte Macht wieder, sondert eure vermengten Fahnen ab, und sezet Antliz gegen Antliz, und Schwerdt gegen Schwerdt. Dann wird Fortuna in einem Augenblik aus einem von beyden Theilen ihren glueklichen Guenstling auswaehlen, dem sie die Ehre dieses Tages zuwenden, und den sie mit einem glorreichen Siege kuessen wird. Wie gefaellt euch dieser wilde Rath, maechtige Fuersten? Schmekt er nicht ein wenig nach der Politik? Koenig Johann. Nun bey dem Himmel, der ueber unsern Haeuptern haengt, er gefaellt mir. Frankreich, lasst uns unsre Kraefte vereinbaren, und dieses Angiers dem Erdboden gleich machen; dann wollen wir erst durch die Waffen ausmachen, wer Koenig davon seyn soll? Faulconbridge (zu Frankreich.) Und wenn du anders die Empfindlichkeit eines Koenigs hast, so richte, da du eben so sehr als wir selbst von dieser halsstarrigen Stadt beleidigt worden bist, den Rachen deiner Artillerie, wie wir der unsrigen, gegen diese trozigen Mauern; und wenn wir sie zu Boden geschmettert haben, nun, dann koennt ihr's mit einander aufnehmen, und einander, wie es kommt, gen Himmel oder in die Hoelle schiken. Koenig Philipp. So wollen wir's machen; saget, wo wollt ihr angreiffen? Koenig Johann. Wir wollen von Westen Zerstoerung in den Busen dieser Stadt senden. Oestreich. Ich von Norden. Koenig Philipp. Unser Donner soll von Sueden einen Hagel von Kugeln auf diese Stadt regnen. Faulconbridge (leise.) Eine weise Einrichtung! Von Norden zu Sueden; Oestreich und Frankreich werden einander ins Gesicht schiessen. Ich will sie dazu aufreizen; (laut;) kommt, hinweg, hinweg! Buerger. Hoert uns, grosse Koenige; lasst euch gefallen noch einen Augenblik zu verweilen, und ich will euch einen Vorschlag zum Frieden und zu einem annehmlichen Verglich thun. Gewinnet lieber diese Stadt ohne Wunden, und lasset diese Kriegsmaenner, die als Schlachtopfer auf den Wahlplaz hieher gekommen sind, ihr Leben wieder nach Hause tragen, und in ihren Betten sterben. Verharret nicht auf euerm Vorsaz, sondern hoeret mich, grosse Koenige. Koenig Johann. Redet, wir erlauben es, und wollen hoeren. Buerger. Diese Infantin von Spanien, Lady Blanca, ist nahe mit England verwandt; betrachtet den jungen Ludwig, den Dauphin, und dieses liebenswuerdige Maedchen. Wenn wolluestige Liebe auf die Jagd der Schoenheit ausgehen wollte, wo koennte sie solche schoener finden, als in Lady Blanca? Wenn keusche Liebe gehen wollte, die Tugend aufzusuchen, wo koennte sie solche reiner finden, als in Lady Blanca? Wenn ehrsuechtige Liebe ein Buendniss mit hohem Stande machen will, in welchen Adern rinnt ein edler Blut als in Lady Blanca's? So wie sie an Schoenheit, Tugend und Geburt ist, so vollkommen ist der junge Dauphin, in jedem Stueke; soll er nicht vollkommen seyn, o, so sagt nur, er ist nicht sie; so wie ihr nichts anders mangelt, (wenn das ein Mangel heissen kan,) als dass sie nicht er ist. Er ist die Helfte eines vollkommnen Mannes, bestimmt, durch eine solche Sie vollendet zu werden; und sie eine schoene getheilte Vortreflichkeit, deren vollstaendige Vollkommenheit in ihm ligt. O! zween solche Silberstroeme, wenn sie sich vereinigen, machen die Ufer worinn sie zusammenfliessen, zu Paradiesen. Diese Vereinigung soll mehr ueber unsre festverschlossnen Thore vermoegen als Batterien; denn sobald ihr dieses Buendniss beschlossen haben werdet, soll sich der Mund des Zugangs, schneller als der Bliz des Pulvers ihn mit Gewalt eroeffnen koennte, von freyen Stueken weit aufthun, euch einzulassen; aber ohne dieses Buendniss, ist die ergrimmte See nicht halb so taub, sind Loewen nicht halb so unerschroken, und Berge und Felsen so unbeweglich; nein, der Tod selbst ist in seiner verderblichen Wuth nicht halb so unerbittlich, als wir, diese Stadt zu behaupten. Faulconbridge. Das ist ein Redner, der das faule Gerippe des Todes aus seinen Lumpen herausschuettelt. Das ist ein grosses Maul, in der That, das Tod und Berge, Felsen und Seen ausspeyt, und von bruellenden Loewen so vertraulich spricht, als Maedchen von dreyzehn Jahren von Schoosshuendchen. Was fuer ein Constabel zeugte dieses lustige Blut? Er spricht lauter Canonen-Feuer, Rauch und Knall; er giebt Pruegel- Suppe mit seiner Zunge; unsre Ohren kriegen Stokschlaege; er sagt nicht ein Wort, das nicht eine derbere Maulschelle giebt als eine Franzoesische Faust. Zum Henker! Ich bin nie so mit Worten abgeplaeut worden, seit ich meines Bruders Vater Papa genennt habe. Elinor (zu Koenig Johann, leise.) Sohn, gieb diesem Vorschlag Gehoer, geh dieses Buendniss ein, und gieb ihnen mit unsrer Nichte eine Morgengabe, womit sie zufrieden seyn koennen; denn durch dieses Band kanst du dein izt wankendes Recht an die Crone so feste machen, dass jener gruene Bube keine Sonne haben wird, um die Bluethe zu zeitigen, die eine maechtige Frucht verspricht. Ich sehe Nachgiebigkeit in Frankreichs Bliken; sieh, wie sie einander zufluestern; fasse sie bey diesem Augenblik, da ihre Seelen faehig sind, sich durch die Hoffnung einer vergroesserten Macht bestechen zu lassen, sonst moecht' ihr Eifer fuer Arthurs Sache, der izt durch den lauen Athem von sanften Bitten, Mitleiden und Bedenklichkeiten aufgeschmelzt worden, wieder erkalten, und zu der vorigen Haerte gefrieren. Buerger. Was antworten Eure Majestaeten auf den guetlichen Vorschlag unsrer bedraeuten Stadt? Koenig Philipp. Sprecht zuerst, England, da ihr der erste waret, der seinen Antrag an diese Stadt machte; was ist eure Gesinnung? Koenig Johann. Wofern der hier gegenwaertige Dauphin, dein koeniglicher Sohn, in diesem Buche der Schoenheit lesen kan, ich liebe; so soll ihre Mitgift soviel waegen als eine Koenigin; denn Anjou, und das schoene Touraine, Maine, Poitou, und alles, was (diese belagerte Stadt hier ausgenommen,) auf dieser Seite des Meers unsrer Crone einverleibt ist, soll ihr Braut-Bette verguelden, und sie an Titeln, Wuerden und Guetern so reich machen, als sie an Geburt, Erziehung und Schoenheit, jeder andern Princessin in der Welt die Wage haelt. Koenig Philipp. Was sagst du denn, Junge? Sieh der Princessin ins Gesicht. Ludwig. Ich thu es, Sire, und ich find' in ihren Augen ein Wunderwerk, oder doch eine wunderbare Erscheinung, meinen eignen Schatten in ihren Augen abgebildet, der, ob er gleich nur der Schatten euers Sohnes ist, eine Sonne wird, und euern Sohn zu einem Schatten macht. Ich versichre euch, ich liebte mich selbst noch nie bis izt, da ich mich selbst in der schmeichelnden Tafel ihres Auges abgerissen finde. Blanca (zu Ludwig.) Meines Oheims Wille ist in dieser Sache der meinige; was er nur immer an euch sehen mag, das ihm gefaellt, dieses Etwas, das ihm gefaellt, kan ich ohne Muehe zu meinem Willen uebertragen; oder, um eigentlicher zu reden, wenn ihr wollt, kan ich es leicht meiner Liebe aufnoethigen. Milord, ohne euch ueber alles was ich liebenswuerdiges an euch sehe, zu schmeicheln, will ich nur soviel sagen, dass ich nichts an euch sehe, was, wenn gleich die Tadelsucht selbst Richter seyn sollte, einiges Hasses wuerdig waere. Koenig Johann. Was sagen diese jungen Leute? Was sagt ihr, meine Nichte? Blanca. Dass ihre Ehre sie verbindet, alles zu thun, was eurer Klugheit ihr zu befehlen belieben wird. Koenig Johann. Redet dann, Prinz Dauphin, koennt ihr diese Lady lieben? Ludwig. Fragt mich vielmehr, ob es mir moeglich sey, sie nicht zu lieben; denn ich liebe sie im hoechsten Grade. Koenig Johann. So geb' ich dir also Volquessen, Touraine, Maine, Poitiers und Anjou, diese fuenf Provinzen, mit ihr; und ueber dieses noch die volle Summe von dreyssigtausend Mark Englischen Geldes. Philipp von Frankreich, wenn du damit zufrieden bist, so befiehl deinem Sohn und deiner Tochter einander die Haende zu geben. Koenig Philipp. Wir sind es vollkommen zufrieden, ihr jungen Prinzen, vereinigst eure Haende. Oestreich. Und eure Lippen dazu; denn ich erinnre michs noch wohl dass ich es so machte, wie ich das erstemal versprochen wurde. Koenig Philipp. Nun, ihr Buerger von Angiers, oeffnet eure Thore, um die Freundschaft einzulassen die ihr gestiftet habt, damit ohne Verzug diese Vermaehlung in St. Martins Capelle sollennisirt werden koenne. Ist die Lady Constantia nicht in dieser Gesellschaft? Doch sie kan nicht hier seyn; ihre Gegenwart wuerde diesem neugeschlossnen Verglich ein starkes Hinderniss in den Weg gelegt haben. Wo ist sie, und ihr Sohn, wer kan es mir sagen? Ludwig. Sie sizt voll Traurigkeit und Unwillen in Eurer Majestaet Gezelt. Koenig Philipp. Bey meiner Ehre, dieses Buendniss das wir getroffen haben, wird ihrer Schwermuth wenig Lindrung geben. Bruder von England, wie koennen wir diese Fuerstliche Wittwe zufrieden stellen? Zu Behauptung ihres Rechts sind wir gekommen, und nun haben wir uns, Gott weiss es, zu unserm eignen Vortheil, auf eine andre Seite gedreht. Koenig Johann. Wir wollen alles gut machen; denn wir wollen den jungen Arthur zum Herzog von Bretagne und Grafen von Richmond ernennen, und ihn ueberdiss zum Herrn dieser schoenen reichen Stadt machen. Ruffet die Lady Constantia; ladet sie eilfertig zu unsrer Feyrlichkeit ein; wenn wir gleich nicht das ganze Maass ihres Willens erfuellen, so werden wir sie doch in gewissem Maasse befriedigen, und wenigstens ihren Ausruffungen den Mund stopfen. Izt lasst uns zu Vollziehung dieser unvorgesehnen und unvorbereiteten Solennitaet keine Zeit verliehren. (Alle gehen ab, bis auf Faulconbridge.) Sechste Scene. Faulconbridge. Naerrische Welt! naerrische Koenige! naerrisches Zeug zusammen! Johann, um Arthurn sein Recht zum Ganzen zu benehmen, begiebt sich freiwillig eines Theils; und Frankreich, dem das Gewissen seine Ruestung angeschnallt, den Eifer und Christliche Liebe als Gottes eignen Waffentraeger ins Feld gefuehrt, laesst sich nun von diesem Vorsaz-Aendrer entwafnen, diesem schlauen Teufel, diesem Maekler, der immer der Treue den Hals bricht, diesem taeglichen Eidbrecher, der alle Menschen verfuehrt, Koenige, Bettler, Alte, Junge, und der die Maedchen selbst, die sonst nichts aeusserliches zu verliehren haben als das Wort Maedchen, die armen Dinger auch um das betruegt; diesem glattmaulichten Stuzer, diesem kizelnden Schmeichler, Interesse--Interesse, der die ganze Welt aus ihrem ebnen natuerlichen Lauf heraushebt, und ohne alle gerade Richtung, Absicht und Regel forttreibt. Und eben dieses Interesse, diese Kupplerin, dieser Maekler, dieser allesverwandelnde Zauberer, auf das Auge des wankelmuethigen Philipps geplakt, hat ihn von seinem festgesezten Endzwek, von einem beschlossnen und ehrenvollen Krieg, zu einem hoechst schimpflichen und niedertraechtigen Frieden gezogen--Und warum ziehe ich wider dieses Interesse los, als weil es noch bisher nicht um mich gebuhlt hat; nicht, weil ich die Staerke haette die Hand zuzuschliessen, wenn seine schoenen Engel mir die ihrige darreichen wuerden; sondern weil meine Hand, die noch immer leer gelassen worden, gleich einem armen Bettler ueber die Reichen schmaehlt. Wohl dann, so lang ich ein Bettler bin, will ich ueber die Reichen schmaehlen, und sagen, es sey keine groessere Suende als reich seyn: Und wenn ich reich bin, dann soll meine Tugend darinn bestehen, dass ich behaupte, es sey kein Laster als Duerftigkeit. Wenn Koenige selbst ihren Eid aus Eigennuz brechen, so sey du mein Gott, Gewinnst; denn dir allein will ich dienen. (Er geht ab.) Dritter Aufzug. Erste Scene. (Des Franzoesischen Koenigs Gezelt.) (Constantia, Arthur und Salisbuery, treten auf.) Constantia. Gegangen, um sich zu vermaehlen? Um einen Frieden zu schwoeren? Treuloses Blut mit treulosem Blut vereinigt! Gegangen, um Freunde zu seyn? Ludwig soll Blanca haben, und Blanca diese Provinzen? Es ist nicht so, du hast dich verredet, du hast nicht recht gehoert; es kan nicht seyn, du sagst nur, es sey so; ich bin versichert dass du nicht die Wahrheit sagst, denn dein Wort ist nur der eitle Athem eines gemeinen Mannes. Glaube mir, Mann, ich glaube dir nicht, ich habe den Eid eines Koenigs fuer das Gegentheil; du sollt dafuer gestraft werden, dass du mich so erschrekt hast; denn ich bin krank, und leicht in Furcht zu sezen; misshandelt und unterdruekt, und also voller Furcht; eine Wittwe ohne Mann, ohne Beschuezer, also der Furcht unterworffen; ein Weibsbild, von Natur zur Furchtsamkeit gebohren; und wenn du izt gleich bekennen wuerdest, dass du nur gescherzt habest, so koennte ich doch meine in Unordnung gebrachten Lebensgeister nicht sogleich wieder beruhigen, sondern sie werden diesen ganzen Tag zittern und schaudern. Was soll dieses Kopfschuetteln bedeuten? Warum siehst du meinen Sohn so traurig an? Warum legst du die Hand auf deine Brust? Warum diese Thraenen, die wie ein aufgeschwollner Bach ueber ihre Ufer stuerzen? Sind diese schwermuethigen Seufzer Bekraeftigungen deiner Worte? So sprich noch einmal, nicht deine vorige Erzaehlung, sondern nur diss einzige Wort, ob deine Erzaehlung wahr ist oder nicht? Salisbury. So wahr als ihr Ursache habt, diejenige fuer falsch zu halten, welche schuld an der Wahrheit meiner Aussage sind. Constantia. Oh, wenn du mich lehrst diese kummervolle Zeitung zu glauben, so lehre diese kummervolle Zeitung wie sie mich toedten soll, damit ihr Glaube und mein Leben so an einander stossen, wie die Wuth von zween ergrimmten Maennern, die in dem Augenblik da sie auf einander treffen, fallen und sterben. Ludwig vermaehlt sich mit Blanca? O Junge, was bist dann du? Frankreich, Freund von England? Was wird dann aus mir? Geh, Mann, ich kan deinen Anblik nicht ausstehen diese Zeitung hat dich zu einem abscheulichen Mann gemacht. Salisbury. Was habe ich dann Uebels gethan, gute Lady, als das Uebel anzuzeigen, das andre gethan haben? Constantia. Welches aber an sich selbst so scheusslich ist, dass es alle die nur davon reden abscheulich macht. Arthur. Ich bitte euch, Mutter, gebt euch zufrieden. Constantia. Wenn du, der mich zufrieden seyn heisst, haesslich waerest, ungestalt, und deiner Mutter Leibe schimpflich, voller Fleken und ekelhafter Finnen, lahm, albern, buklicht, krummbeinicht, ungeheuer, und mit Kraeze und Eiterbeulen ueberdekt; dann wollt' ich mich nicht bekuemmern, dann wollt' ich mich zufrieden geben; denn alsdann wuerd' ich dich nicht lieben, nein, noch wuerdest du deiner hohen Geburt werth seyn, und eine Crone verdienen. Aber du bist schoen, und Natur und Gluek haben bey deiner Geburt, du theurer Knabe, sich vereiniget, dich gross zu machen. Wie die Natur dich begabt hat, kanst du mit Lilien und halb entfalteten Rosen um den Vorzug streiten. Aber das Gluek! oh sie ist treulos worden, sie ist von dir abgefallen, haelt stuendlich mit deinem Oheim zu, und hat mit ihrer goldnen Hand Frankreich an sich gerissen, und dahin gebracht, die Ehre der unumschraenkten Herrschaft in den Staub zu treten, und seine Majestaet zu ihrer Kupplerin zu machen. Frankreich ist eine Kupplerin zwischen dem Gluek und Johann, dem Gluek, dieser ehrlosen Meze, und diesem raeuberischen Johann. Sag mir, Bursche, ist Frankreich nicht meineidig? Vergift' ihn mit Worten, oder geh deines Weges, und lass mich allein bey diesen Kraenkungen, die ich allein tragen muss. Salisbury. Verzeihet mir, Madam, ich darf nicht ohne euch zu den Koenigen zuruek kommen. Constantia. Du darfst, du sollst, ich will nicht mit dir gehen; ich will meinen Schmerz lehren stolz zu seyn; denn Schmerz ist stolz, und macht seinen Besizer eigensinnig. Zu mir, und zu dem Hofstaat meines grossen Kummers moegen die Koenige sich versammeln; denn mein Kummer ist so gross, dass nichts als die unbewegliche gigantische Erde ihn unterstuezen kan; hier siz' ich und mein Schmerz; hier ist mein Thron, sage den Koenigen, dass sie kommen und sich vor ihm bueken. (Sie sezt sich auf den Boden.) Zweyte Scene. (Koenig Johann, Koenig Philipp, Ludwig, Blanca, Elinor, Faulconbridge und Oestreich.) Koenig Philipp. Es ist wahr, schoene Tochter; und dieser gesegnete Tag soll auf ewig in Frankreich festlich seyn. Diesen Tag feyrlicher zu machen, haelt die glorreiche Sonne in ihrem Lauf inne, und spielt den Alchymisten, indem sie durch den Glanz ihres funkelnden Auges die magre klumpichte Erde in schimmerndes Gold verwandelt. Der jaehrliche Kreislauf, der diesen Tag wiederbringt, soll ihn nie anders als einen Fest-Tag sehen. Constantia (indem sie aufsteht.) Ein unglueklicher Tag, und nicht ein Fest-Tag! Was hat dieser Tag verdient? Was hat er gethan, dass er mit goldnen Buchstaben unter die heiligen Zeiten in den Calender gesezt werden soll? Nein, stosst ihn vielmehr aus der Woche aus, diesen Tag der Schande, der Unterdruekung und des Meineids; oder wenn er ja stehen bleiben muss, so lasst schwangre Frauen beten, dass sie ihrer Buerde nicht an diesem Tag entbunden werden; lasst, ausser an diesem Tag, den Seefahrer keinen Schiffbruch fuerchten, und keinen Vertrag gebrochen werden, der nicht an diesem Tage gemacht worden; ja, alles was an diesem Tage angefangen wird, nehm' ein ungluekliches Ende, und die Treue selbst verwandle an ihm sich in Falschheit und Betrug! Koenig Philipp. Beym Himmel, Lady, ihr habt keine Ursache die freudigen Begegnisse dieses Tages zu verwuenschen; hab ich euch nicht meine Majestaet zum Unterpfand gegeben? Constantia. Ihr habt mich mit einer nachgemachten Majestaet betrogen, die, sobald sie auf den Probstein gestrichen worden, sich falsch befunden hat; ihr seyd meineidig, meineidig seyd ihr; ihr kam't in Waffen, meiner Feinde Blut zu vergiessen, und vermischet und verstaerket es nun mit dem eurigen. Freundschaft und geschminkter Friede haben den Plaz der kuehnen Streitbegierde und des edeln kriegrischen Zorns genommen, und unsre Unterdruekung ist zum Sigel dieses Bundes gemacht worden. Waffnet, waffnet euch, ihr himmlischen Maechte, wider diese meineidigen Koenige; eine Wittwe ruft: Sey mein Gemahl, o Himmel! Lass diesen Ungoettlichen Tag sich nicht im Frieden schliessen; sondern sende, eh die Sonne untergegangen seyn wird, bewaffnete Zwietracht zwischen diese treulosen Koenige. Hoere mich, o hoere mich! Oestreich. Lady Constantia, gebt euch zufrieden. Constantia. Krieg, Krieg, keinen Frieden; Frieden ist Krieg fuer mich. O Lymoges, o Oestreich! du schaendest diesen edeln Raub, womit du pralest! du Sclave, du Elender, du Memme, du kleiner Hasenritter, in nichts gross als in Niedertraechtigkeit, und nie herzhaft als wenn du dich hinter die staerkste Parthey verbergen kanst; du Ritter der Fortuna, der nie ficht, wenn dieses wetterlaeunische Fraeulein nicht neben dir steht, und dir Buerge fuer deine Sicherheit ist; du bist auch meineidig, und schmeichelst den Grossen. Was fuer ein Narr bist du, fuer ein kriechender Narr, zu pralen und zu stampfen und zu schwoeren, dass du meine Parthey halten wollest; du kaltherziger Sclave, hast du nicht wie ein Donner an meiner Seite gesprochen? Geschworen, dass du die Waffen fuer mich fuehren wollest, und mich ermahnet, mich deinem Glueke und deiner Staerke anzuvertrauen? Und nun trittst du auch zu meinen Feinden ueber? du, eine Loewen-Haut tragen? herab damit, wenn du noch eine Schaam in dir hast, und haeng' ein Kalbsfell um diese ehrlosen Schultern. Oestreich. O dass ein Mann mir das sagte! Faulconbridge. Und haeng' ein Kalbsfell um diese ehrlosen Schultern. Oestreich. Untersteh dich das zu sagen, Schurke, wenn dir dein Leben lieb ist. Faulconbridge. Und haeng' ein Kalbsfell um diese treulosen Schultern. Oestreich. Mich daeucht, Richards Stolz und Richards Fall sollt' eine Warnung fuer euch seyn, Herr. Faulconbridge. Was fuer Worte sind das? Wie schwanken meine Sehnen! Meines Vaters Feind in meines Vaters Raub gehuellt! Wie fluestert mir Alecto ins Ohr: Zoegre nicht, Richard, schlage den nichtswuerdigen Kerl zu Boden, zieh ihm dieses unvergleichliche Ehrenzeichen ab, das Denkmal des Triumphs deines Vaters ueber die Wilden--Nun bey seiner Seele schwoere ich, bey meines Vaters Seele, ich will nicht zweymal die Sonne aufgehen sehen, bis ich dieses Siegeszeichen von deinem Rueken gezogen, und dir das Herz davor zerschmettert habe, dass du dich unterstanden es zu tragen. Koenig Johann. Hoere auf, du missfaellst uns mit solchen Reden, und vergissest dich selbst. Dritte Scene. (Pandolph zu den Vorigen.) Koenig Philipp. Hier kommt der heilige Legat des Papsts. Pandolph. Heil euch, ihr gesalbten Stadthalter des Himmels! An dich, Koenig Johann, geht meine heilige Gesandtschaft. Ich, Pandolph, Cardinal Erz-Bischof von Meiland, und Legat des Papsts Innocentius allhier, frage dich in seinem Namen auf dein Gewissen, warum du gegen die Vorrechte der Kirche, unsrer heiligen Mutter, den erwaehlten Erz- Bischof von Canterbuery, Stephan Langton, so vorsezlicher und gewaltthaetiger Weise von diesem heiligen Stuhl zuruekstossest? Dieses ists, was in unsers vorbesagten heiligsten Vaters, Papsts Innocentius, Namen, ich dich fragen soll. Koenig Johann. Was fuer ein irdischer Name kan den freyen Athem geheiligter Koenige zu Fragstueken anhalten? Du kanst keinen schlechtern, unwuerdigern und laecherlichern Namen erdenken, Cardinal, um mich zu einer Antwort zu vermoegen, als des Papsts seinen. Sag ihm das, und seze noch dieses aus Englands Mund hinzu, dass wir nicht gestatten werden, dass ein Italiaenischer Priester Zehnden oder Zoll in unsern Gebieten einziehe; sondern, so wie wir in unsern Reichen, unter dem Himmel das oberste Haupt sind, so wollen wir auch unter ihm, diesem grossen Oberherrn, allein und ohne Beyhuelf einer sterblichen Hand, dieses unser Ansehen behaupten. Sagt das dem Papst, mit Beyseitsezung aller Ehrfurcht gegen ihn und seine anmassliche Autoritaet. Koenig Philipp. Bruder von England, ihr laestert indem ihr so sprecht. Koenig Johann. Ob gleich ihr und alle Koenige der Christenheit euch von diesem unruhigen Priester auf eine grobe Art hintergehen lasst, dass ihr einen Fluch fuerchtet, der sich mit Geld abkauffen laesst, und durch das Verdienst von abschaezigem Gold, Quark, Staub, verfaelschten Ablass von einem Menschen erkauft, der bey diesem Handel den Ablass sich selber abkauft, ob gleich ihr und alle uebrigen, euch so grob betruegen lasst, diesen heiligen Taschenspieler mit Einkuenften zu ueberhaeuffen; so hab ich doch Muth, ich allein, mich dem Papst entgegenzusezen, und halte seine Freunde fuer meine Feinde. Pandolph. So sey dann du, kraft der rechtmaessigen Gewalt die ich habe, mit dem Fluch und Bann der Kirche belastet; und gesegnet soll der seyn, der sich wider seine Lehenspflicht gegen einen Kezer empoert; und verdienstlich soll die Hand genennt werden, canonisirt und als heilig verehrt, die, durch was fuer ein Mittel es auch sey, dir dein verfluchtes Leben nimmt. Constantia. O lass es erlaubt seyn, dass mir Rom eine Weile Plaz mache, ihm zu fluchen. Guter Vater Cardinal, sprich du Amen zu meinen Fluechen; denn ohne eine Kraenkung, wie die meinige, ist keine Zunge, die Gewalt hat, ihm recht zu fluchen. Pandolph. Hier, Lady, ist die gesezmaessige Vollmacht, die meinen Fluch rechtmaessig macht. Constantia. Ist es der meinige minder? Wenn das Gesez kein Recht thun kan, so lasst rechtmaessig seyn, dass das Gesez kein Unrecht hindre; das Gesez kan meinem Kinde hier sein Koenigreich nicht geben; denn der, der von seinem Koenigreich Meister ist, ist Meister vom Gesez; da nun das Gesez selbst vollkommnes Unrecht ist, wie kan das Gesez meiner Zunge verbieten zu fluchen? Pandolph. Philipp von Frankreich, wenn du nicht selbst in den Bann fallen willst, so lass die Hand dieses Erz-Kezers fahren, und biete die ganze Macht von Frankreich wider ihn auf, es waere dann, dass er sich unter Rom demuethigte. Elinor. Wirst du blass, Frankreich? Lass deine Hand nicht gehen. Constantia. Habe Sorge, Teufel, damit Frankreich sich nicht aendre, und durch Zuruekziehung seiner Hand die Hoelle eine Seele verliehre. Oestreich. Koenig Philipp, gieb dem Cardinal Gehoer. Faulconbridge. Und haeng' ein Kalbsfell um seine ehrlosen Schultern. Oestreich. Gut, Galgenschwengel, ich muss diese Beleidigungen einsteken, weil-- Faulconbridge. deine Hosen weit genug dazu sind, sie zu tragen. Koenig Johann. Koenig Philipp, was sagst du zu dem Cardinal? Constantia. Was kan er anders sagen, als wie der Cardinal. Ludwig. Bedenket euch, Vater; die Frage ist, ob ihr euch den schweren Fluch von Rom, oder den leichten Verlust von Englands Freundschaft zuziehen wollt; waehlet das leichteste Uebel. Blanca. Das ist Rom's Fluch. Constantia. Ludwig, halte fest; der Teufel versucht dich hier in Gestalt einer schmuken jungen Braut. Koenig Johann. Der Koenig ist unruhig, und giebt keine Antwort. Constantia (zu Philipp.) O entfernt euch von ihm, und antwortet recht. Oestreich. Thut das, Koenig Philipp, haengt nicht laenger im Zweifel. Faulconbridge. Haeng nichts als ein Kalbsfell, du allerangenehmste Laus. Koenig Philipp. Ich bin ganz in Verwirrung, und weiss nicht was ich sagen soll. Pandolph. Die Verwirrung wuerde noch groesser seyn, wenn du exkomunicirt und verflucht wuerdest. Koenig Philipp. Guter ehrwuerdiger Vater, sezet euch an meine Stelle, und saget mir, was ihr thun wuerdet? Diese koenigliche Hand und die meinige sind nur erst zusammengefuegt, und eine innerliche Vereinigung unsrer Seelen durch ein feyrliches Buendniss und die ganze Staerke geheiligter Eydschwuere unaufloeslich gemacht worden. Der lezte Athem, den unsre Lippen zu Worten bildeten, war festgeschworne Treue, Friede, Freundschaft und aufrichtige Liebe zwischen uns und unsern Koenigreichen. Und unmittelbar vor diesem Friedenschluss, nicht laenger als dass wir zu Beschwoerung desselben die Haende waschen konnten, waren sie, der Himmel weiss es, mit neuvergossnem Blut beflekt. Und sollen nun diese Haende, die nur erst davon gereiniget, nur erst in Freundschaft zusammengefuegt worden, sich wieder trennen, die beschworne Treue brechen, und des Himmels spotten? Sollen wir so unbestaendige Kinder aus uns selbst machen, einen Augenblik darauf wieder unsre Haende zuruekzuziehen? Soll die beschworne Treue wieder abgeschworen, und das Brautbette des laechelnden Friedens von blutigem Krieg zertreten werden? O heiliger Mann, mein ehrwuerdiger Vater, lasst es nicht so seyn! Erfindet, rathet, schlaget einen gelindern Weg vor, und wir wollen uns glueklich schaezen, euch zu willfahren und Freunde zu bleiben. Pandolph. Alle Form ist unfoermlich, und jeder Weg ein Irrweg, der nicht der Freundschaft mit England entgegensteht. Zu den Waffen also; sey der Verfechter unsrer Kirche, oder die Kirche unsre Mutter wird ihren Fluch ueber dich aussprechen, den Fluch einer Mutter ueber einen rebellischen Sohn. Frankreich, es waere dir besser eine Schlange bey ihrer Zunge, einen ergrimmten Loewen bey seiner moerdrischen Taze, einen hungernden Tyger bey seinen Zaehnen zu halten, als in Freundschaft diese Hand zu halten, die du haeltst. Koenig Philipp. Ich kan wohl meine Hand aber nicht meinen Eyd zuruek ziehen. Pandolph. Du machst also die Pflicht zu einem Feind der Pflicht und sezest, wie in einem Buerger-Krieg, Eyd gegen Eyd, und Versprechen gegen Versprechen. Hast du nicht dein erstes Geluebde dem Himmel gethan, nemlich ein Beschuezer unsrer Kirche zu seyn, und muss dieses nicht zuerst erfuellt werden? Was du seitdem geschworen hast, ist wieder dich selbst geschworen, und kan nicht von dir vollzogen werden; denn wenn du geschworen hast unrecht zu thun, so besteht das Unrecht darinn, wenn du deinen Schwur haeltst; und wenn du ihn nicht haeltst, wofern ihn zu halten unrecht ist, so kanst du deine Pflicht nicht besser halten, als wenn du ihn nicht haeltst. In diesem Fall ist das Rechtmaessigste, zweymal Unrecht zu thun; es scheint unrecht, aber das Unrecht wird dadurch wieder recht, und Untreue heilt Untreue, wie Feuer in den geroesteten Adern eines Menschen, der verbrennt wird, das Feuer kuehlt. Die Religion ist es, was beschworne Geluebde halten macht; allein du hast wider die Religion geschworen; du schwoerst bey etwas, wider welches du schwoerst, und machst einen Eid zur Sicherheit deiner Treue, gegen einen Eid, dessen Treue du dadurch unsicher machst. Wenn man schwoert, so schwoert man ja allein, dass man nicht meineidig seyn soll; was fuer ein Gespoette waer' es sonst zu schwoeren? Du aber schwoerst allein, um falsch zu schwoeren; und bist meineidig, wenn du haeltst was du geschworen hast.* Dein lezter Eid, den du gegen deinen ersten geschworen hast, ist also in dir selbst eine Empoerung gegen dich selbst. Und du kanst nimmermehr einen bessern Sieg davon tragen, als wenn du dein bessres Selbst gegen diese eiteln schwindlichten Eingebungen waffnest; wozu unser Gebet, wenn du es annehmen willst, dir beystehen soll. Wo nicht, so wisse, dass unsre Flueche so heftig auf dich blizen sollen, dass du nicht vermoegend seyn wirst sie abzuschuetteln, sondern unter ihrer schwarzen Last in Verzweiflung sterben wirst. {ed.-* In dieser langen Rede laesst Shakespeareden Legaten seine Geschiklichkeit in der Casuistik zeigen; und das abentheurliche Gemengsal von Wortspielen und Non-sens, woraus sie besteht, soll, nach seiner Absicht die Scholastische Dialectik laecherlich machen. Wenn der Legat, wie im Verfolg des Stueks geschieht, als ein Staatsmann redet, spricht er aus einem ganz andern Ton; und ich vermuthe, die Absicht war zu zeigen, dass die Roemischen Hoeflinge ungleich bessere Politici als Theologi seyen. Warbuerton.} Oestreich. Rebellion, offenbare Rebellion-- Faulconbridge. Kan es denn nicht seyn? Ist denn kein Kalbsfell da, das dir dein Maul stopfen kan? Ludwig. Vater, zu den Waffen. Blanca. An deinem Hochzeit-Tage? Wider das Blut, mit dem du dich vermaehlt hast? Wie? Sollen erschlagne Menschen unserm Fest beywohnen? Sollen brausende Trompeten und lautlermende Trummeln, den Tact zu unserm hochzeitlichen Gepraenge geben? O hoere mich, mein Gemahl, (o Himmel! wie neu ist dieses Wort in meinem Munde!) um dieses Namens willen, den meine Zunge izt zum erstenmal ausspricht, auf meinen Knien, bitt' ich dich, ergreiffe die Waffen nicht gegen meinen Oheim. Constantia. O, auf meinen Knien bitte ich dich, und sollt ich so lange knien, bis sie hart wuerden, du tugendhafter Dauphin, wende die vom Himmel zugedachte Rache nicht ab. Blanca. Izt ist die Gelegenheit, da du mir deine Liebe beweisen kanst; was fuer ein Beweggrund kan mehr bey dir gelten, als der Name einer Gemahlin? Constantia. Das was ihn und dich aufrecht erhaelt, seine Ehre. O deine Ehre, Ludwig, deine Ehre!-- Ludwig. Ich erstaunen wie Euer Majestaet so kalt seyn kan, da so wichtige Betrachtungen auf sie wuerken. Pandolph. Ich will den Fluch ueber sein Haupt aussprechen. Koenig Philipp. Du sollst es nicht noethig haben. England, ich falle von dir ab. Constantia. O edle Wiederkehr der verbannten Majestaet! Elinor. O schaendliche Empoerung der Franzoesischen Unbestaendigkeit! Koenig Johann. Frankreich, du sollst diese Stunde noch in dieser Stunde bereuen. Blanca. So muss die Sonne in Blut untergehen. Schoener Tag, fahr' wohl! Wo ist die Parthey mit der ich gehen muss? Ich stehe zwischen beyden, jede Armee hat eine Hand, und indem ich beyde halte, reissen sie sich in ihrer Wuth von einander, und zerstueken mich. Gemahl, ich kan nicht beten, dass du gewinnen moegest; Oheim, ich bin gezwungen zu beten, dass du verliehrest; Vater, ich kan das Gluek nicht auf deine Seite wuenschen; Grossmutter, ich will nicht wuenschen, dass deine Wuensche erhoert werden; keine Parthey kan gewinnen, ohne dass ich auf der andern verliehre. Ludwig. Folget mir, Madame, euer Gluek haengt nun von dem meinigen ab. Blanca. Wo mein Gluek lebt, stirbt mein Leben. Koenig Johann. Vetter, geh und ziehe unsre Voelker zusammen. (Faulconbridge geht ab.) Frankreich, ich bin von einem Grimm entflammt, dessen Hize nichts als Blut, das Blut, das kostbarste Blut von Frankreich loeschen kan. Koenig Philipp. Deine Wuth soll dich aufzehren, und du sollt in Asche zusammenfallen, eh unser Blut diss Feuer loeschen soll. Sieh zu dir selbst, du wagest viel. Koenig Johann. Nicht mehr als der so mir draeuet. Zun Waffen! hinweg! (Sie gehen ab.) Vierte Scene. (Verwandelt sich in das Schlachtfeld.) (Lerm; Gefecht; Faulconbridge mit Oestreichs Kopf, tritt auf.) Faulconbridge. Nun bey meinem Leben, dieser Tag wird entsezlich heiss; irgend ein feuriger Teufel bruetet in der Luft, und schuettet Unheil herab. Hier lig du, Oestreichs Kopf,--So hat Koenig Richards Sohn sich seines Geluebds entlediget, und der unsterblichen Seele seines Vaters Oestreichs Blut zum Todten-Opfer gebracht. (Koenig Johann, Arthur und Hubert treten auf.) Koenig Johann. Hier Hubert, bring diesen Knaben in Verwahrung--Richard, ermuntre dich; meine Mutter wird in ihrem Gezelt bestuermt, und ist, wie ich besorge, gefangen. Faulconbridge. Ich befreyte sie, Gnaedigster Herr; ihre Hoheit ist in Sicherheit, besorget nichts. Aber zuruek, mein Koenig; noch ein wenig Arbeit wird diesen Tag zu einem glueklichen Ende bringen. (Sie gehen ab.) Fuenfte Scene. (Lermen; Gefecht; Flucht; Koenig Johann, Elinor, Arthur, Faulconbridge, Hubert und Lords treten wieder auf.) Koenig Johann. So soll es seyn; (zu seiner Mutter.) Euer Gnaden soll unter einer starken Bedekung zuruekbleiben; (zu Arthur.) Vetter, sieh nicht so traurig aus; deine Grossmama hat dich lieb, und dein Oheim will deines Vaters Stelle bey dir vertreten. Arthur. O diss wird meine Mutter vor Schmerz sterben machen. Koenig Johann (zu Faulconbridge.) Vetter, auf, nach England; eile voran, und siehe, dass du noch vor unsrer Ankunft unsre reichen Aebte schuettelst; sez du ihre gefangnen Engel in Freyheit; der hungrige Krieg muss an den fetten Ribben des Friedens zehren. Vollziehe unsern Auftrag mit dem aeussersten Nachdruk. Faulconbridge. Gloke, Buch und Kerze sollen mich nicht zuruektreiben, wo Gold und Silber mich einladen einen Besuch zu machen. Ich verlasse Eu. Majestaet; Grossmutter, wenn mir anders einmal einfaellt fromm zu seyn, will ich fuer eure Wohlfahrt beten; und hiemit kuess' ich euch die Hand. Elinor. Lebe wohl, mein lieber Vetter. Koenig Johann. Vetter, lebe wohl. (Faulconbridge geht ab.) Elinor. Komm zu mir, kleiner Vettermann--auf ein paar Worte-- (Sie nimmt den Arthur auf die eine Seite des Theaters.) Koenig Johann (zu Hubert auf der andern Seite.) Komm hieher, Hubert. O mein lieber Hubert, wir sind dir sehr verbunden; in diesen Mauern von Fleisch ist eine Seele die dein Schuldner ist, und deine Liebe mit Wucher zu bezahlen gedenkt. Glaube mir, mein guter Freund, der freywillige Eid, womit du dich zu meinem Dienst verbunden hast, lebt in diesem Busen und wird theuer geachtet. Gieb mir deine Hand, ich wollte dir etwas sagen-- aber ich will es auf eine gelegnere Zeit versparen. Beym Himmel, Hubert, ich bin recht beschaemt, wenn ich denke, wie grosse Verbindlichkeiten ich dir habe. Hubert. Ich bin es, der Euer Majestaet unendlich verpflichtet ist. Koenig Johann. Mein guter Freund, du hast noch keine Ursache das zu sagen--Aber du sollt bekommen--und so langsam die Zeit auch kriechen mag, so soll sie doch kommen, dass ich dir Gutes thun kan. Ich hatte dir was zu sagen--Aber, lass es gehen: Die Sonne ist am Himmel, und der stolze Tag, von den Freuden der Welt umgeben, ist zu ueppig, zu voll von Lustbarkeiten, um mir Gehoer zu geben. Wenn die mitternaechtliche Gloke mit ihrer ehernen Zunge ueber die schlaftrunkne Geschoepfe der Nacht Eins erschallen liesse; wenn dieser Plaz wo wir stehn, ein Kirchhof waere, und du vom Gefuehl von tausend Beleidigungen besessen waerst; oder wenn der saure Geist der Melancholie dein Blut, das izt kuezlend in deinen Adern auf- und ab rollt, so dik wie Leim gemacht haette; oder wenn du sehen koenntest ohne Augen, hoeren koenntest ohne Ohren, und mir antworten ohne Zunge; wenn du, ohne Augen, ohne Ohren, ohne den beleidigenden Schall von Worten, durch blosse Gedanken mit mir reden koenntest; denn wollt' ich, troz dem grossaugichten wachtsamen Tag meine Gedanken in deinen Busen ausschuetten--Aber so, will ich nicht--Und doch liebe ich dich sehr, und bey meiner Treue, ich denke, du liebest mich auch. Hubert. So sehr, dass ich, ich schwoer es beym Himmel, alles unternehmen will, was Euer Majestaet mir befehlen kan, wenn gleich der Tod mit der That verknuepft waere. Koenig Johann. Weiss ich nicht, dass du es thun wuerdest? Guter Hubert, Hubert, Hubert, wirf dein Auge auf jenen Knaben; ich will dir was sagen, Freund; er ist eine rechte Schlange in meinem Wege, und wohin ich den Fuss sezen will, ligt er vor mir. Verstehst du mich? Du bist sein Hueter. Hubert. Und ich will ihn so hueten, dass er Eu. Majestaet nimmer in den Weg kommen soll. Koenig Johann. Tod. (leise.) Hubert. Gnaedigster Herr. Koenig Johann. Ein Grab. Hubert. Er soll nicht leben. Koenig Johann. Genug, nun koennt' ich aufgeraeumt seyn. Hubert, ich habe dich lieb. Gut, ich will nicht sagen, was ich fuer dich thun will; Vergiss es nicht-- (indem er zu Elinor zuruekgeht.) Madame, lebet wohl, ich will Euer Majestaet die bewussten Truppen zusenden. Elinor. Mein Segen geht mit euch. Koenig Johann (zu Arthur.) Izt nach England, Vetter; Hubert soll euer Mann seyn, und euch mit aller schuldigen Ehrerbietung zu Diensten stehen, auf, nach Calais, hinweg! (Sie gehen ab.) Sechste Scene. (Verwandelt sich in den Franzoesischen Hof.) (Koenig Philipp, Ludwig, Pandolpho, und Gefolge treten auf.) Koenig Philipp. So wird durch ein heulendes Ungewitter auf dem Meer eine ganze Armade von vereinbarten Segeln zerstreut und von einander verschlagen.* {ed.-*Dieses Gleichniss, das an sich selbst an diesem Ort nicht zur Sache passt, ist, wie viele andere Stellen in diesem Stueke, eine Anspielung auf die spanische Invasion im Jahr 1588, und die damalige Zeit-Umstaend; indem dieses Schauspiel laengstens einen oder zween Winter darnach zum erstenmal aufgefuehrt wurde. Warburton.} Pandolph. Nur guten Muth gefasst, alles soll noch gut gehen. Koenig Philipp. Was kan gut gehen, wenn es uns so uebel geht? Sind wir nicht geschlagen? Ist nicht Angiers verlohren? Arthur gefangen? Verschiedne von unsern besten Freunden erschlagen? Und unser blutiger Gegner, mit veraechtlichem Troz nach England zuruekgegangen? Ludwig. Was er gewonnen hat, hat er befestiget: So kluge Entwuerfe, mit einem solchen Feuer ausgefuehrt, eine so gute Ordnung, in einem so ungestuemen Lauf ist ohne Exempel; wer hat jemals von einer Action wie diese ist, gelesen oder gehoert? Koenig Philipp. Ich koennte es nach wohl ertragen, dass England dieses Lob erhielte, wenn ich nur wenigstens ein Beyspiel, fuer unsre Schande kennte. (Constantia zu den Vorigen.) Sehet, wer kommt hier? Das Grab einer Seele, das den unsterblichen Geist wider seinen Willen in der verhassten Gefangenschaft eines gequaelten Athems haelt. Ich bitte dich, Lady, komm mit mir hinweg. Constantia. Seht, seht, das ist nun der Ausgang euers Friedens. Koenig Philipp. Geduld, gute Lady; guten Muth, theure Constantia. Constantia. Nein, ich biete allem Rath, aller Hoffnung Troz, ausser dem was allem Rath und aller Hoffnung ein Ende macht. Tod, Tod; o angenehmer liebenswuerdiger Tod! du wohlriechender Gestank, du gesunde Faeulniss, steh auf aus deinem Lager einer ewigen Nacht, du Abscheu und Schreken des Glueks; und ich will deine ekelhaften Knochen kuessen, und meine Augen in deine holen Augen-Loecher steken, und diese Finger mit den Wuermern, die in dir hausen, umwinden, und diesen Mund mit deinem vermoderten Staub verstopfen, und ein scheusliches Gerippe werden, wie du. Komm, grinse mich an, und ich will denken du laechelst, und dich wie dein Weib umarmen; o du Liebling des Elends, komm, komm zu mir! Koenig Philipp. O schoene Bekuemmerniss, stille! Constantia. Nein, nein, ich will nicht, so lang ich noch Athem habe zu schreyen; o, dass meine Zunge im Munde des Donners staeke, damit ich mit meinem Schmerz die ganze Welt erschuettern, und dieses entfleischte faule Gerippe vom Schlaf aufweken koennte, das die Anrufung einer schwachen weiblichen Stimme nicht hoeren will. Pandolph. Lady, ihr stosst Unsinn aus, nicht Schmerz. Constantia. Du versuendigest dich, das du das glaubst; ich bin nicht unsinnig; dieses Haar das ich ausrauffe, ist mein; mein Nam ist Constantia, ich war Gottfrieds Weib; der junge Arthur ist mein Sohn, und er ist verlohren! Ich bin nicht unsinnig; wollte Gott, ich waer' es! denn alsdann koennt' ich vergessen, wer ich bin. O wenn ich es koennte, was fuer einen Schmerz wuerd' ich vergessen! Predige irgend eine Philosophie, die mich unsinnig mache, und du sollt canonisirt werden, Cardinal. Denn, weil ich nicht unsinnig bin, sondern meinen Schmerz fuehle, so arbeitet mein vernuenftiger Theil, wie ich mich von diesem Jammer befreyen moege, und lehrt mich, dass ich mich erstechen oder erhaengen soll. Wenn ich unsinnig waere, wuerd' ich meinen Sohn vergessen, oder in meinem Wahnwiz denken, das naechste Wikel-Kind sey mein Sohn; ich bin nicht unsinnig; zu gut, allzugut fuehl ich die eigene Quaal jedes besondern Jammers. Koenig Philipp. Bindet diese fliegenden Loken auf; O was fuer Liebe seh ich in dieser schoenen Menge ihrer Haare; wohin nur von ungefehr ein Silbertropfe gefallen ist, eben zu diesem Tropfen draengen sich zehntausend feurige Freunde in geselligem Schmerz zusammen, gleich wahren unzertrennlichen, getreuen Liebhabern, die mit einander im Ungluek ausharren. Constantia. Nach England, wenn ihr wollt.-- Koenig Philipp. Bindet eure Haare auf Constantia. Ja, das will ich; und warum will ich es thun? Ich riss sie aus ihren Fesseln, und rief. O dass diese Haende meinem Sohne so die Freyheit geben koennten, wie sie diesen Haaren ihre Freyheit gegeben haben! Aber nun beneid' ich ihre Freyheit, und will sie wieder in ihre Fesseln schliessen, weil mein armes Kind ein Gefangner ist. Und Vater Cardinal, ich hab' euch sagen gehoert, wir werden unsre Freunde im Himmel wieder kennen. Wenn das ist, so werd ich meinen Jungen nimmer wieder sehen. Denn seit der Geburt Cains, des ersten maennlichen Kindes bis zu dem, der erst gestern seufzte, ist keine anmuthigere Creatur gebohren worden. Aber nun wird der Krebs des Kummers meine Rosenknospe fressen, und die angebohrne Schoenheit von seinen Wangen jagen; er wird aus holen Augen wie ein Gespenst schauen, so duester und hager wie ein vom Fieber ausgezehrter Kranker, und so wird er sterben und wenn er so wieder aufersteht, und ich ihn in dem himmlischen Hofe wieder antreffe, so werd' ich ihn nicht kennen; und also werd ich meinen holdseligen Arthur nimmer, nimmer wieder sehen. Pandolph. Ihr ueberlasst euch euerm Schmerz zu sehr. Constantia. Das sagt mir einer, der niemals einen Sohn hatte-- Koenig Philipp. Ihr liebet euern Schmerz, wie ihr euer Kind liebt. Constantia. Mein Schmerz fuellt den Plaz meines abwesenden Kindes aus, ligt in meinem Bette, geht mit mir auf und ab, zeigt mir seine anmuthigen Blike, wiederholt seine Worte, erinnert mich an alle seine liebreizenden Eigenschaften; ich hab' also Ursache meinen Schmerz zu lieben. Gehabt ihr euch wohl; haettet ihr einen solchen Verlust erlidten wie ich, so koennte ich bessern Trost geben als ihr thut. Ich will diesen Prunk nicht auf meinem Kopf leiden, (Sie reisst ihren Kopfzeug ab.) da eine solche Unordnung in meinem Verstand ist. O Gott, mein Kind, mein Arthur, mein schoener Sohn! Mein Leben, meine Freude, meine Nahrung, mein Alles in der Welt! Mein Trost, die einzige Lindrung meines Kummers! Mein Sohn! Mein Sohn! (Sie geht ab.) Koenig Philipp. Ich besorge, es entsteht noch ein Ungluek; ich will ihr folgen. Siebende Scene. Ludwig. Es ist nichts in der Welt, das mir mehr Vergnuegen geben kan; das Leben ist mir so ekelhaft als ein zweymal erzaehltes Maehrchen, das die schlaffen Ohren eines schlaefrigen Menschen plagt. Eine bittre Schmach hat den angenehmen Geschmak der Welt verderbt, so dass sie izt nach lauter Schande und Bitterkeit schmekt. Pandolph. Eh eine heftige Krankheit geheilt wird, unmittelbar vor dem Augenblik der wiederkehrenden Gesundheit, ist der Anstoss am heftigsten; scheidende Uebel scheinen am schlimmsten, indem sie verschwinden. Was habt ihr denn durch den Verlust dieses Tages verlohren? Ludwig. Alle ruhmvollen, frohen, glueklichen Tage meines Lebens. Pandolph. Glaubet mir, dann haettet ihr verlohren, wenn ihr diesen Tag gewonnen haettet. Nein, nein; wenn's das Gluek am besten mit den Menschen meynt, so sieht es sie mit einem draeuenden Auge an. Es ist unglaublich, wie viel Koenig Johann gerade dadurch verlohren hat, was er fuer klaren Gewinn rechnet. Schmerzt es euch nicht, dass Arthur sein Gefangner ist? Ludwig. So herzlich, als er sich freut dass er ihn hat. Pandolph. Euer Verstand ist noch so jung als euer Blut. Nun hoere mich aus einem prophetischen Geiste reden; der blosse Athem der Worte die ich reden werde, soll jeden Staub, jeden Strohhalm, jedes kleine Hinderniss aus dem Wege wehen, der deinen Fuss gerade zu Englands Thron fuehren wird; hoere also! Johann hat sich Arthurs bemaechtiget, und es ist unmoeglich, dass, so lange warmes Leben in seinen jungen Adern spielt, Johann, der seinen Thron usurpirt, eine Stunde, ein Minute, ja nur einen Augenblik ruhig athmen koennte. Ein Scepter der mit einer unrechtmaessigen Hand gefuehrt wird, muss so gewaltthaetig erhalten werden, als er gewonnen worden; und wer auf einem schluepfrigen Plaz steht, ist nicht so zaertlich, dass ihm etwas zu garstig seyn sollte, woran er sich halten kan. Damit Johann stehen koenne, muss Arthur fallen; und so sey es, da es nicht anders seyn kan. Ludwig. Aber was kan ich durch Arthurs Fall gewinnen? Pandolph. Vermoege des Rechts eurer Gemalin Blanca, koennt ihr alsdann in alle Ansprueche Arthurs eintreten. Ludwig. Und Ansprueche, Leben und alles verliehren, wie Arthur. Pandolph. Wie gruen und jung ihr in dieser alten Welt noch seyd! Koenig Johann thut das wichtigste fuer euch; die Umstaende conspiriren mit euch, und der, so in Vergiessung des rechtmaessigen Bluts seine Sicherheit sucht, wird nichts als eine blutige und unsichre Sicherheit finden. Diese Uebelthat wird die Herzen seines ganzen Volks erkaelten, und ihren Eifer fuer ihn so sehr gefrieren machen, dass sie den schlechtesten Anlas, seiner Regierung ein Ende zu machen, mit Freuden ergreiffen werden. Es wird keine natuerliche Ausduenstung in der Luft seyn, kein Missgriff der Natur, kein Wetter-Tag, kein gemeiner Sturmwind, keine gewoehnliche Naturbegebenheit, denen sie nicht eine uebernatuerliche Ursache geben, die sie nicht Meteore, Wunderzeichen, Missgeburten und Vorbedeutungen, kurz, Zungen des Himmels nennen werden, die ueberlaut wider Johann um Rache schreyen. Ludwig. Es ist aber moeglich, dass er dem jungen Arthur das Leben laesst, und sich begnuegt, ihn in einer ewigen Gefangenschaft zu halten. Pandolph. O Prinz, wenn er von eurer Annaeherung hoeren wird, und Arthur nicht schon fort ist, so stirbt er denselben Augenblik: Und dann werden die Herzen aller seiner Unterthanen sich wider ihn empoeren, sich nach Veraenderung sehnen, und von dieser blutigen That Anlas zu Aufruhr und Krieg nehmen. Mich daeucht, ich sehe diesen Lermen schon vor meinen Fuessen; und o! was kan fuer euch glueklichers gebruetet werden, als was ich gesagt habe!--Der Bastard Faulconbridge ist nun in England, brandschaezet die Kirche, und uebet unchristliche Gewaltthaetigkeit aus. Wenn nur zwoelf bewehrte Franzosen dort waeren, sie wuerden wie ein Zusammenruf seyn, und in einem Augenblik zehntausend Englaender an ihrer Seite sehen; oder wie ein kleiner Schneeball, der sich herabwaelzt und ein Berg wird. Edler Dauphin, folge mir zum Koenige; es ist erstaunlich, was fuer Folgen aus ihrem Missverstaendniss gezogen werden koennen. Izt, da ihre Seelen von Unwillen bis oben an gefuellet sind, izt England zu; ich will an dem Koenige treiben. Ludwig. Grosse Beweggruende zeugen grosse Thaten; wir wollen gehen; wenn ihr Ja sagt, wird der Koenig gewiss nicht Nein sagen. (Sie gehen ab.) Vierter Aufzug. Erste Scene. (Verwandelt sich in England.) (Ein Gefaengniss.) (Hubert und zween Nachrichter treten auf.) Hubert. Macht mir diese Eisen gluehend, und, du dort, bleibe hinter den Tapeten stehen; und wenn ich mit dem Fuss stampfe, so rausch hervor und binde den Knaben, den du bey mir finden wirst, fest an den Lehnstuhl: Gieb wol Acht; hinweg und wache. Nachrichter Ich hoffe, euer Befehl werde die That verantworten. Hubert. Unnoethige Bedenklichkeiten! Fuerchtet nichts, habt Sorge--Junger Herr, kommt hervor, ich hab' euch was zu sagen. (Arthur tritt auf.) Arthur. Guten Morgen, Hubert. Hubert. Guten Morgen, kleiner Prinz. Arthur. Mit einem grossen Anspruch ein so kleiner Prinz als einer seyn mag. Ihr seyd traurig. Hubert. In der That, ich bin schon lustiger gewesen! Arthur. Der Himmel sey mir gnaedig! Mich daeucht, niemand sollte traurig seyn als ich; doch erinnre ich mich, wie ich noch in Frankreich war, an junge Leute, die aus lauter Muthwillen so traurig waren, wie die Nacht. So wahr ich ein Christ bin, waer ich nur aus dem Gefaengniss und huetete Schaafe, ich wollte so froelich seyn als der Tag lang ist. Und das wollt' ich auch hier seyn, wenn ich nicht von meinem Oheim noch mehr boeses besorgte. Ist es mein Fehler, dass ich Gottfrieds Sohn worden bin? In der That, es ist nicht; und wollte Gott ich waere euer Sohn, so wuerdet ihr mich lieben, Hubert. Hubert (vor sich.) Wenn ich mit ihm rede, so wird er durch sein unschuldiges Geschwaeze mein erstorbnes Mitleiden aufweken. Ich will also eilen, und meinen Auftrag vollziehen. Arthur. Seyd ihr krank, Hubert! Ihr seht heute so blass aus; gewisslich, ich wollt' ihr waeret ein wenig krank, damit ich die ganze Nacht neben euch sizen und mit euch wachen koennte. Ach! ich liebe euch mehr, als ihr mich lieb habt. Hubert. Seine Reden dringen mir ins Herz. (Er zeigt ihm ein Papier.) Liess hier, junger Arthur-- (Bey Seite.) Wie nun, naerrisches Wasser, must du mein gefrohrnes Mitleiden aufthauen! Ich muss es kurz machen, oder mein Entschluss vertroepfelt in weibischen Thraenen aus meinen Augen--Koennt' ihr's nicht lesen? Ist es nicht schoen geschrieben? Arthur. Nur zu schoen Hubert, zu einer so haesslichen Absicht. So muesst ihr meine beyden Augen mit Eisen ausbrennen. Hubert. Ich muss, junger Herr. Arthur. Und ihr wollt es? Hubert. Und ich will. Arthur. Habt ihr das Herz dazu? wenn euch nur der Kopf weh that, so band ich euch mein Schnupftuch um die Stirne; (mein bestes das ich hatte, eine Princessin hatt' es mir gestikt;) und ich fordert' es niemals wieder von euch; und des Nachts hielt' ich euch mit meiner Hand den Kopf, und wachte bey euch die ganze Nacht durch, und fragte alle Minuten: was fehlt euch? oder, wo thut's euch weh? oder, was kan ich euch zu liebe thun? Manches armen Manns Sohn wuerde still gelegen seyn, und nicht ein einziges freundliches Wort zu euch gesagt haben, und ihr hattet einen Prinzen zum Krankenwaerter--Doch nein, ihr koennt denken, meine Liebe zu euch sey nur verstellt und eigennuezig gewesen. Thut es, wenn ihr wollt; wenn es dem Himmel so gefaellt, dass ihr uebel mit mir umgehen sollt, nun dann, so muesst ihr-- wollt ihr mir die Augen ausreissen, die euch niemals nur einen sauern Blik gaben, und es auch niemals thun sollen? Hubert. Ich habe geschworen, dass ich es thun wolle, und ich muss sie mit gluehenden Eisen ausbrennen. Arthur. Ach, niemand, als in dieser eisernen Zeit, wuerde das thun. Das Eisen selbst, obgleich feuerroth von Hize, wuerde, wenn es an diese Augen kaeme, meine Thraenen trinken, und in ihrem unschuldigen Wasser seine feurige Wuth loeschen. Seyd ihr haerter als Eisen? O! wenn ein Engel zu mir gekommen waere und haette mir gesagt, Hubert werde mir die Augen ausstossen, ich haett' es ihm nicht geglaubt; keiner andern Zunge wuerd' ichs glauben, als deiner eignen. Hubert (stampft auf den Boden, und die Maenner kommen herein.) Hervor, thut wie ich euch befehle. Arthur (erschroken.) O Hubert, rette mich! Meine Augen sind schon aus, nur von den grimmigen Bliken dieser blutigen Maenner. Hubert. Gebt mir das Eisen sag ich, und bindet ihn hieher. Arthur. O Gott, wozu habt ihr noethig so ungestuem-rauh zu seyn? Ich will mich nicht straeuben, ich will wie ein Stein still halten. Um des Himmels willen, Hubert, lasst mich nicht binden! Nein, hoere mich, Hubert, treibe diese Maenner weg, und ich will ruhig still sizen wie ein Lamm. Ich will mich nicht regen, nicht wimpern, kein Wort reden, und das Eisen nicht zornig ansehen: Schiket nur diese Maenner fort, und ich will euch vergeben, was ihr mir auch fuer Marter anthun moeget. Hubert. Geht, bleibt vor aussen, lasst mich allein mit ihm. Nachrichter. Es ist mir lieber, weit von einer solchen That zu seyn. (Sie gehen ab.) Arthur. Ach, so hab ich meinen Freund weggetrieben; er hat einen erschreklichen Blik, aber ein mitleidiges Herz; lasst ihn wieder herein kommen, damit sein Mitleiden das eurige aufweke. Hubert. Komm, Junge, bereite dich. Arthur. Ist denn kein Mittel? Hubert. Keines, als deine Augen zu verliehren. Arthur. O Himmel! dass doch nur ein Staeubchen, ein Splitterchen, eine Mueke, ein irrendes Haar in den eurigen waere; wenn ihr fuehltet, was fuer Ungemach die kleinsten Dinge in diesem kostbaren Sinn anrichten, euer grausames Vorhaben muesst' euch entsezlich vorkommen. Hubert. Ist diss dein Versprechen; komm her, schweig und ruehre dich nicht-- Arthur. Hubert, du willt mir nicht erlauben, dass ich um meine Augen jammere; ach, heisse mich nicht schweigen, Hubert, heisse mich's nicht; oder schneide mir die Zunge aus, wenn du willt, und lass mich nur meine Augen behalten. Sieh, bey meiner Treu, das Eisen ist kalt, und wuerde mir kein Leid thun. Hubert. Ich kan es wieder heiss machen, Junge. Arthur. Nein, in rechtem Ernst, das Feuer ist vor Schmerz todt, dass es, zum Trost der Menschen erschaffen, zu einer solchen Grausamkeit gebraucht werden soll. Seht nur selbst, diese brennenden Kohlen haben keine Kraft mehr; der Athem des Himmels hat sie ausgeloescht, und mit reuiger Asche ueberstreut. Hubert. Aber ich kan sie mit meinem Athem wieder anblasen. Arthur. Und wenn ihr's thut, Hubert, so werdet ihr sie nur erroethen, und ueber euer Verfahren vor Schaam gluehen machen; ja, vielleicht werden sie euch in die Augen funkeln, wie ein Hund, der zum Angreiffen genoethigt wird, nach seinem Meister schnappt, der ihn anhezt. Alle Dinge, die ihr gebrauchen koennt mir uebels zu thun, versagen ihren Dienst; ihr allein habt nicht einmal so viel Erbarmen mit mir, als Feuer und Eisen, Geschoepfe, die doch zu den unbarmherzigsten Verrichtungen gebraucht werden. Hubert. Wohlan dann, sieh und lebe; ich will deine Augen nicht anruehren, wenn mir gleich dein Oheim alle seine Schaeze geben wollte. Und doch hab' ich geschworen; und ich war entschlossen, mit diesem Eisen hier sie auszubrennen. Arthur. O! nun seht ihr wieder wie Hubert aus. Alle diese Weile war't ihr verlarvt. Hubert. Stille, nichts weiter. Adieu; euer Oheim darf nichts anders wissen, als dass ihr todt seyd. Ich will diese huendische Auflaurer mit falschen Nachrichten anfuellen; und du, holdseliges Kind, schlaffe ruhig, und sicher, dass Hubert, um die ganze Welt, dir nichts Leides thun wollte. Arthur. O Himmel! ich danke euch, Hubert. Hubert. Stille, nichts weiter; geh' sachte mit mir hinein; ich seze mich keiner kleinen Gefahr um deinetwillen aus. (Sie ziehen ab.) Zweyte Scene. (Verwandelt sich in den Hof von England.) (Koenig Johann, Pembroke, Salisbury, und andre Lords treten auf.) Koenig Johann. So sizen wir dann noch einmal wieder hier, noch einmal gekroent, und, wie ich hoffe, mit gewognen Augen angesehen. Pembroke. Dieses noch einmal, war, mit Euer Hoheit Erlaubniss, ueberfluessig; ihr seyd vorher schon gekroent worden, und dieser koenigliche Schmuk ist euch niemals abgerissen, niemals die euch zugeschworne Treue durch Empoerung gebrochen worden. Kein Verlangen nach Veraenderungen hat das Land beunruhiget, und niemand hat sich, in Hoffnung sein Gluek zu verbessern, nach neuen Staats-Auftritten geluesten lassen. Salisbury. Dieser doppelte Pomp einen Titel zu befestigen, der vorhin schon sicher war, ist eben soviel als feines Gold ueberguelden, die Lilie weiss faerben, die Viole parfumiren, das Eis glaetten, den Regenbogen mit einer neuen Farbe bereichern, und dem schoenen Auge des Himmels durch ein Fakel-Licht einen hoehern Glanz geben wollen; es ist vergebliche Verschwendung und laecherlicher Ueberfluss. Pembroke. Allein, da euer koeniglicher Wille erfuellt werden musste, so ist dieser Actus nun ein neu-erzaehltes altes Maehrchen; jedoch, weil eine ungelegne Zeit dazu genommen worden, bey der lezten Wiederholung, widrig und uebel aufgenommen. Salisbury. Das graue und wohlbekannte Angesicht des alten aechten Herkommens ist dadurch sehr entstellt; es giebt, gleich einem unversehns sich drehenden Winde, dem Lauf der Gedanken einen neuen Schwung, schrekt die stuzende Ueberlegung auf, und macht gesunde Gesinnungen krank, und Wahrheit verdaechtig, da es in einer so neuzugeschnittnen Kleidung aufzieht. Pembroke. Wenn Handwerksleute sich bemuehen noch besser zu machen als gut, so bringt ihr Fleiss Missgeburten hervor; und die Entschuldigung eines Fehlers macht oft den Fehler desto schlimmer, weil die Entschuldigung ein neuer Fehler ist; wie Lappen, die auf einen kleinen Riss gesezt werden, ein Gewand durch die Verbergung des Risses mehr entstellen, als der Riss that, eh er so geflikt war. Salisbury. Aus diesen Betrachtungen missriethen wir diese neue Kroenung eh sie vollzogen wurde; allein es gefiel Eu. Hoheit darueber hinaus zu gehen, und wir lassens uns alle wol gefallen; indem alles und jedes, was wir wollen koennten, vor Eu. Hoheit Willen Halte machen muss. Koenig Johann. Einige Ursachen von dieser doppelten Kroenung hab' ich euch schon eroeffnet, und ich halte sie fuer stark. Noch weit staerkere werd' ich euch zu seiner Zeit entdeken, und ich bin also dieses Puncts wegen ohne Furcht. Inzwischen zeiget nur an, was ihr gerne verbessert haettet, und ihr sollt erfahren, wie bereitwillig ich eure Bitten anhoeren und erfuellen will. Pembroke. Erlaubet also, Gnaedigster Herr, dass ich, als derjenige, der die Zunge von diesen allen ist, und die Gedanken ihres Herzens ausspricht, (fuer Sie sowol als mich selbst, am meisten aber fuer eure eigne Sicherheit, fuer welche wir alle unsre besten Bemuehungen anwenden) angelegenst um die Befreyung des jungen Arthur bitten; dessen Einsperrung die murmelnden Lippen des Missvergnuegens in gefaehrliche Reden auszubrechen reizt. Wenn ihr das, was ihr in Ruhe besizt, auch mit Recht besizt, warum soll die Furcht (die, wie man sagt, sonst nur den Fusstritt des Unrechts begleitet,) euch bewegen, euern jungen Neffen einzusperren, ihn in einer barbarischen Unwissenheit zu lassen, und seiner Jugend alle Vortheile einer guten Erziehung zu versagen? Lasst euch also gefallen, damit die Uebelgesinnten keinen Vorwand haben, dessen sie bey Gelegenheit sich bedienen koennten, uns eine Bitte zu gewaehren, wozu Ihr selbst uns aufgemuntert habet, und ihm seine Freyheit zu schenken, um die wir nicht anders zu unserm besten bitten, als weil unser bestes von dem Eurigen abhaengt. (Hubert zu den Vorigen.) Koenig Johann. Ich bin es zufrieden, und vertraue seine Jugend eurer Aufsicht an-- Hubert, was bringt ihr Neues? Pembroke (zu Salisbury.) Das ist der Mann, der die blutige That thun sollte, er zeigte einem von meinen Freunden, den Befehl den er dazu hatte. Das Bild einer graesslichen Uebelthat lebt in seinem Auge; sein betretnes und gezwungnes Aussehen verraeth ein sehr beunruhigtes Herz, und mir ist bange, die That moechte schon geschehen seyn, die ihm befohlen worden. Salisbury. Der Koenig veraendert die Farbe alle Augenblike, sie kommt und geht von seinem Vorhaben zu seinem Gewissen, und von diesem zu jenem, wie Herolde zwischen zwey fuerchterlichen Schlacht-Ordnungen; seine Gemuethsbewegung schwillt so sehr an, dass sie nothwendig aufbrechen muss. Pembroke. Und wenn sie aufbricht, so fuercht ich, es wird nichts anders herauskommen, als der schaendliche Eiter von eines holdseligen Kindes Tod. Koenig Johann. Wir koennen der maechtigen Hand des Todes keinen Einhalt thun. Er sagt uns, Arthur sey diese Nacht gestorben. Salisbury. In der That, wir besorgten, seine Krankheit moechte unheilbar seyn. Pembroke. In der That, wir hoerten, wie nah er dem Tode war, eh das Kind selbst fuehlte dass es krank war. Dafuer muss Rede und Antwort gegeben werden, hier oder anderswo. Koenig Johann. Warum heftet ihr so feyrliche Blike auf mich? Denkt ihr, ich trage die Scheere der Goettin des Schiksals? Hab' ich ueber den Puls des Lebens zu befehlen? Salisbury. Es ist augenscheinlich, dass es nicht richtig zugegangen; und es ist schaendlich, dass Groesse es auf eine so grobe Art zu erkennen giebt. Wie gut ihr euer Spiel dadurch gemacht habt, wird sich zeigen, und hiemit gehabt euch wohl. Pembroke. Warte noch, Lord Salisbury, ich will mit dir gehen, und das Erbtheil dieses armen Kindes, sein kleines Koenigreich von einem gewaltsamen Grabe suchen. Dieses Blut, das ein Recht an alles was auf dieser Insel athmet, hatte, schliesst nun ein Raum von drey Schuhen ein. Es ist izt eine schlimme Welt! Aber das muss nicht so gelidten werden; dieses kan, und in kurzem, allen unsern Beschwerden zum Ausbruch helfen. (Sie gehen ab.) Dritte Scene. (Ein Courier zu den Vorigen.) Koenig Johann (fuer sich.) Sie brennen vor Unwillen; es reuet mich; es ist kein sichrer Grund der auf Blut gelegt wird, und das Leben wird durch eines andern Tod schlecht gesichert. (Zum Courier.) Du siehst erschroken aus! Wo ist das Blut, das ich sonst in deinen Wangen wohnen gesehen habe? Ein trueber Himmel erheitert sich nicht ohne einen Sturm; schuette dein Ungewitter herab; wie geht es in Frankreich? Courier. Niemals ist in einem Land eine so fuerchterliche Kriegszuruestung gemacht worden als in Frankreich, zu einem Einfall in England. Sie haben uns die Eilfertigkeit abgelernt; denn da euch berichtet werden sollte, dass sie sich ruesten, kommt die Zeitung schon, dass sie gelaendet haben. Koenig Johann. In was fuer einer Trunkenheit haben denn unsre Freunde geschlafen? Wo ist unsrer Mutter Sorgfalt? dass eine solche Armee in Frankreich aufgestellt werden soll, und wir nicht einmal etwas davon hoeren? Courier. Gnaedigster Herr, ihre Ohren sind mit Staub verstopft; den ersten April starb eure edle Mutter, und wie ich hoere, ist drey Tage vorher auch die Lady Constantia in Raserey verstorben. Doch dieses habe ich nur von einem schwaermenden Geruechte; ob es wahr oder falsch ist, weiss ich nicht. Koenig Johann. Hemme deine Geschwindigkeit, gefahrvolle Zeit; o! mach einen Waffenstillstand mit mir, bis ich meine missvergnuegten Pairs befriedigst habe. Wie? Meine Mutter todt? Wie uebel muss es also in meinen Franzoesischen Staaten gehen!--Unter wessen Anfuehrung haben diese Voelker aus Frankreich, die du mir ankuendigest, hier gelaendet? Courier. Unter dem Dauphin. (Faulconbridge und Peter von Pomfret zu den Vorigen.) Koenig Johann. Du hast mich mit diesen boesen Zeitungen ganz schwindlicht gemacht-- (Zu Faulconbridge.) Nun, was sagt die Welt zu unserm Verfahren? Stopfe mir nicht noch mehr solche schlimme Neuigkeiten in den Kopf, er ist schon voll. Faulconbridge. Wenn ihr euch fuerchtet das schlimmste zu hoeren, so muesst ihr das schlimmste ungehoert ueber euern Kopf einstuerzen lassen. Koenig Johann. Habe Geduld mit mir, Vetter; ich war einen Augenblik betaeubt; aber izt athme ich wieder frey, und kan alles hoeren, was mir irgend eine Zunge sagen kan. Faulconbridge. Wie ich mit der Geistlichkeit zu Werke gegangen bin, koennen die Summen die ich zusammen gebracht am besten sagen. Allein indem ich das Land, um hieher zu kommen, durchreiset bin, find' ich das Volk in einem seltsamen Anstoss von Schwaermerey, von Rumoren besessen und voll wunderlicher Traeume, voller Furcht und Schreken, ohne zu wissen, was sie fuerchten; und hier ist ein Prophet, den ich von den Strassen von Pomfret, wo ihm ein unzaehliches Volk nachlief, weggenommen, und mit mir gebracht habe. Er sang ihnen in rauhen hartklingenden Reimen, dass vor naechstem Auffahrts-Tag, mittags, Eu. Hoheit die Crone niederlegen wuerden. Koenig Johann. Du eitler Traeumer, warum thatest du das? Peter. Weil ich vorher weiss, dass es geschehen wird. Koenig Johann. Hubert, hinweg mit ihm, ins Gefaengniss, und auf den Tag, mittags, wenn ich, wie er sagt, die Crone niederlegen soll, lass ihn aufhaengen. Bring ihn in sichre Verwahrung und komm wieder, denn ich habe dich noethig. (Hubert geht mit Peter ab.) (Zu Faulconbridge.) O mein liebster Vetter, hoerst du die Zeitung, die sich von einer Landung ausbreitet? Faulconbridge. Jedermanns Mund ist voll davon; ueberdas traf ich den Lord Bigot und den Lord Salisbury an, mit Augen so roth wie frisch angeblasenes Feuer, und noch viele andre, welche giengen Arthurs Grab zu suchen, der, wie sie sagen, diese Nacht auf euer Anstiften ermordet worden sey. Koenig Johann. Mein lieber Vetter, geh, wage dich in ihre Gesellschaft; ich hab' einen Weg ihre Liebe wieder zu gewinnen; bringe sie vor mich. Faulconbridge. Ich will sie aufsuchen. Koenig Johann. Aber eile; du kanst nicht zu sehr eilen. O lasst mich keine einheimische Feinde haben, wenn auswaertige Gegner meine Staedte mit dem furchtbaren Pomp eines trozigen Einfalls schreken! Sey mein Mercurius, seze Fluegel an deine Fuesse, und fliege, wie ein Gedanke, von ihnen zu mir zuruek. Faulconbridge. Der Geist der Zeit soll mich eilen lehren. (Er geht ab.) Koenig Johann. Das ist gesprochen, wie ein muntrer junger Edelmann sprechen soll. Folg ihm; vielleicht hat er einen Courier zwischen mir und den Pairs noethig; du taugst am besten dazu. Courier. Von Herzen gerne, mein Gebieter. (Geht ab.) Koenig Johann. Meine Mutter todt! Vierte Scene. (Hubert tritt auf.) Hubert. Gnaedigster Herr, man sagt, es haben sich diese Nacht fuenf Monde sehen lassen; viere seyen stille gestanden, und der fuenfte habe sich mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit um die andern vier herumgedreht. Koenig Johann. Fuenf Monde? Hubert. Alte Maenner und alte Muetterchen, auf den Strassen, machen gefaehrliche Propheceyungen hierueber; des jungen Arthurs Tod ist immer in ihrem Mund, und wenn sie von ihm reden, so schuetteln sie die Koepfe und wispern einander ins Ohr; und der so redt, fasst den Hoerer bey der Hand, indem der, so zuhoert, Gebehrden des Entsezens macht, die Stirne ruempft, den Kopf schuettelt und die Augen verdreht. Ich sah einen Schmidt mit seinem Hammer, der, indess dass sein Eisen auf dem Ambos erkaltete, mit ofnem Maul die Zeitungen eines Schneiders einschlang, der mit seinem Ellstab und seiner Scheer in der Hand, in halbangezognen Schuhen, in die er vor Eilfertigkeit den unrechten Fuss gestekt hatte, von viel tausend tapfern Franzosen erzaehlte, die in Kent in Schlachtordnung stuenden; bis ein andrer hagrer, ungewaschner Handwerksmann seiner Erzaehlung ein Ende machte, und von Arthurs Tod redte. Koenig Johann. Warum suchst du mich durch dergleichen Schrekbilder zu beunruhigen? Warum wiederholst du Arthurs Tod so oft? Deine Hand ist sein Moerder gewesen; ich hatte Ursachen seinen Tod zu wuenschen, du hattest keine. Hubert. Ich hatte keine, Sire? Wie? Reiztet ihr mich nicht dazu an? Koenig Johann. Es ist ein Fluch der Koenige, Sclaven um sich zu haben, die ihre Launen fuer Befehle nehmen; die einen blossen Wink des Herrn fuer ein Gesez halten, das sie zu jeder blutigen That berechtigt, und die Gedanken der gefaehrlichen Majestaet zu befolgen glauben, wenn sie vielleicht mehr aus einem Anstoss von schlimmem Humor als aus ueberlegter Absicht sauer sieht. Hubert. Hier ist eure Hand, und euer Sigel, fuer das was ich that. Koenig Johann. O, wann die lezte Rechnung zwischen Himmel und Erde gemacht werden wird, dann wird diese Hand und diss Sigel wider uns zeugen! Wie oft wird eine Uebelthat nur darum gethan, weil wir die Mittel, sie zu thun, vor uns sehen! Waerest du nicht bey der Hand gewesen, ein Geselle, den die Hand der Natur zu Ausfuehrung einer Schandthat ausgezeichnet hat, dieser Mord waere mir niemals in den Sinn gekommen. Dein grelles Aussehen, die Geschiklichkeit, die Willigkeit zu gefaehrlichen Dingen und blutigen Bubenstueken, die ich an dir fand, versuchte mich--Und du, um dich einem Koenig beliebt zu machen, machtest dir kein Gewissen, einen Prinzen zu ermorden. Hubert. Gnaedigster Herr-- Koenig Johann. Haettest du nur deinen Kopf geschuettelt, nur eine Pause gemacht, da ich dir einen dunkeln Wink von meinem Vorhaben gab, nur einen bedenklichen zweifelhaften Blik auf mich geworffen, oder mich gebeten, dass ich deutlich reden sollte; die Schaam wuerde mich stumm gemacht und deine Furcht auch in mir Furcht erwekt haben. Aber du verstuhndest mich aus blossen Zeichen, und antwortetest auch durch blosse Zeichen; ja, ohne einen Augenblik zu stoken, liessest du dein Herz einwilligen, und dem zufolge deine rauhe Hand die That vollbringen, die beyder Zungen zu nennen sich scheuten--Hinweg aus meinem Gesicht, lass dich nimmer vor mir sehen. Meine Edeln verlassen mich, mein Reich wird ueberfallen, und die feindlichen Heere stehen schon vor meinen Thoren gelagert; und ach! in diesem Koenigreich meiner Seele, in diesen Grenzen von Blut und Athem, herrscht Feindseligkeit und buergerlicher Aufruhr zwischen meinem Gewissen und meines Neffen Tod. Hubert. Waffnet euch gegen eure andern Feinde, ich will zwischen euch und euerm Gewissen Friede machen. Der junge Arthur lebt noch; diese meine Hand ist noch eine jungfraeuliche, unschuldige Hand, und von Blut unbeflekt. Noch niemals ist in diesen Busen ein meuchelmoerdrischer Gedanke gekommen, und ihr habt durch euer Urtheil von meinem Aussehen die Natur verleumdet. So rauh es scheinen mag, so bedekt es doch ein Gemueth, das zu edel ist, der Henker eines unschuldigen Kindes zu seyn. Koenig Johann. Lebt Arthur noch? O so eile zu den Pairs, giesse diese Nachricht auf ihren flammenden Grimm, und zaehme sie zu ihrer Schuldigkeit. Vergieb der Auslegung, die meine Leidenschaft ueber deine Gestalt gemacht hat, denn meine Wuth war blind; und Augen, in denen meine Einbildung eine Blutschuld funkeln sah, stellten dich mir graesslicher dar als du bist. O, antworte mir nicht, sondern bringe mir die erzuernten Lords mit der aeussersten Geschwindigkeit in mein Cabinet. Ich beschwoere dich nur langsam; renne noch eilfertiger. (Sie gehen ab.) Fuenfte Scene. (Eine Strasse vor einem Gefaengniss.) (Arthur tritt verkleidet an die Mauer desselben.) Arthur. Die Mauer ist hoch, und doch will ich herunter springen. Guter Boden, sey mitleidig und thu mir kein Leid. Es kennt mich hier niemand, und wenn man mich auch kennte, so macht mich diese Gestalt eines Schifferjungens voellig unerkenntlich. Ich fuerchte mich, und doch will ich es wagen. Wenn ich herunter komme, und unbeschaedigt bleibe, will ich tausend Mittel finden, davon zu kommen; es ist eben so gut mein Leben zu wagen, indem ich zu entkommen suche, als mein Leben zu verliehren, wenn ich bleibe. (Er springt herab.) Weh mir, meines Oheims Geist ist in diesen Steinen! Himmel, nimm meine Seele auf, und England meine Gebeine. (Er stirbt.) (Pembrok, Salisbury und Bigot treten auf.) Salisbury. Lords, ich will ihm zu St. Edmondsbury entgegen kommen; es ist fuer uns das sicherste; wir koennen in den gefaehrlichen Umstaenden, worinn wir sind, dieses freundliche Anerbieten nicht ausschlagen. Pembrok. Wer ueberbrachte diesen Brief von dem Cardinal? Salisbury. Der Graf von Melun, ein Franzoesischer Edelmann, dessen muendliche Erzaehlung von des Dauphins guter Gesinnung gegen uns mir noch weit mehr gesagt hat, als dieser Brief Bigot. So wollen wir ihm dann morgen frueh entgegen gehen. Salisbury. Oder vielmehr uns auf den Weg machen, denn wir werden zween lange Tagreisen haben, eh wir bey ihm eintreffen werden. (Faulconbridge zu den Vorigen.) Faulconbridge. Ich freue mich, euch noch einmal anzutreffen, Milords; der Koenig ersucht durch mich um eure unverzuegliche Gegenwart. Salisbury. Der Koenig hat sich selbst aus unserm Besiz gesezt; wir wollen seinen duennen besudelten Rok nicht mit unsrer reinen Ehre fuettern, noch den Fuss begleiten, der, wohin er tritt, blutige Fussstapfen zuruek laesst. Kehrt zuruek, und sagt ihm das; wir wissen das aergste. Faulconbridge. Was ihr auch denken moeget, so waeren gute Worte, wie ich glaube, das beste. Salisbury. Sir, Sir, Ungeduld hat ein Privilegium. Faulconbridge. Es ist wahr, seinem Besizer zu schaden, und sonst niemandem. Pembroke. Hier ist das Gefaengniss; wer ligt hier? (Indem er Arthur gewahr wird.) Salisbury. O Tod, stolz auf die Zerstoerung dieser reinen und fuerstlichen Schoenheit. Die Erde hat keine Grube, diese That zu verbergen. Bigot. Der Meuchelmord, als ob er selbst verabscheute, was er gethan hat, legt sie offenbar zur Schau aus, um die Rache aufzureizen. Salisbury. Sir Richard, was denkt ihr? Habt ihr jemals so etwas gesehen, oder gelesen, oder gehoert, oder euch vorstellen koennen, als ihr hier sehet; ja, koennt ihr es begreiffen, ob ihr's gleich sehet? Koennte die Denkungs-Kraft, ohne einen solchen Gegenstand, eine solche Vorstellung hervorbringen? Es ist der Gipfel, die hoechste Spize, das Aeusserste von dem Aeussersten was der Meuchelmord wagen kan; es ist die blutigste Schandthat, die wildeste Unmenschlichkeit, der niedertraechtigste Streich, den jemals die starr-augichte Wuth den Thraenen des sanften Mitleidens dargestellt hat. Pembrok. Alle Mordthaten die jemals geschehen sind, werden durch diese entschuldiget; sie ist so einzig, so mit keiner andern zu vergleichen, dass sie die noch ungebohrnen Suenden der Zukunft rein und heilig, und einen jeden Menschen-Mord zu einem blossen Scherz macht, in Vergleichung mit diesem abscheulichen Spektakel. Faulconbridge. Es ist eine verfluchte That, eine gottlose That einer moerdrischen Hand, wenn es anders die That irgend einer Hand ist. Salisbury. Wenn es die That irgend einer Hand ist? Wir hatten eine Art von Licht, was erfolgen wuerde. Es ist die schaendliche That von Huberts Hand, die hierinn das Werkzeug zu dem Willen des Koenigs gewesen ist. Und hier, schwoere ich meine Seele von allem Gehorsam gegen ihn los, hier vor dem Ruin dieses anmuthigen Lebens kniend, und athme zu dieser athemlosen Vortreflichkeit den Weyhrauch eines Geluebdes, eines heiligen Geluebdes, dass ich eher von keinem Vergnuegen des Lebens kosten, eher keiner Freude und keiner Ruhe den Zutritt zu mir lassen will, bis ich diese ermordete Unschuld durch die feyrlichste Rache versoehnt haben werde. Pembrok. Bigot. Unsre Seelen bekraeftigen dein heiliges Geluebde! Sechste Scene. (Hubert zu den Vorigen.) Hubert. Milords, ich suche euch allenthalben mit feurigster Eile; Arthur lebt, und der Koenig sendet nach euch. Salisbury. O, er ist kuehn und erroethet nicht zu todt; hinweg, du verabscheuter Lasterbube, aus meinem Gesicht! Hubert. Ich bin kein Lasterbube. Salisbury. Muss ich dem Gesez zuvorkommen? (Er zieht seinen Degen.) Faulconbridge. Euer Schwerdt ist glaenzend, Sir, stekt es wieder ein. Salisbury. Nicht eher, bis ich ihm eines Moerders Haut zur Scheide gemacht habe. Hubert. Zuruek, Lord Salisbury; zuruek, sag ich; beym Himmel, mein Degen ist so scharf als der eurige; ich moechte nicht, Lord, dass ihr euch selbst vergaesset, oder die Gefahr meiner abgenoethigten Gegenwehr reiztet; oder ich moechte, von eurer Wuth aufgefodert, euern Werth, euern Adel und eure Groesse vergessen. Bigot. Hinweg, Misthaufe, unterstehst du dich einem Edelmann zu trozen? Hubert. Nicht fuer mein Leben; aber meine Unschuld untersteh ich mich gegen einen Kayser zu vertheidigen. Salisbury. Du bist ein Moerder. Hubert. Zwingt mich nicht es zu werden; izt, bin ich noch keiner; Wessen Zunge falsch redet, redt nicht wahr, und wer nicht wahr redt, luegt. Pembroke. Haut ihn in Stueken. Faulconbridge. Halte Frieden, sag ich. Salisbury. Auf die Seite, Faulconbridge, oder ich will dir die Haut abziehen. Faulconbridge. Du wuerdest leichter dem Teufel die Haut abziehen, Salisbury. Wenn du dich erkuehnst mich nur sauer anzusehen, nur deinen Fuss vorzusezen, oder ein unanstaendiges Wort gegen mich auszustossen, so schlag ich dich tod nieder. Steke deinen Degen bey Zeiten ein, oder ich will dich und deinen Bratspiess so zusammenpleuen, dass du denken sollst, der Teufel aus der Hoelle sey ueber dich gekommen. Bigot. Was willt du thun, ruhmvoller Faulconbridge? Einem Boesewicht beystehen, einem Moerder? Hubert. Lord Bigot, ich bin keiner. Bigot. Wer ermordete diesen Prinzen? Hubert. Es ist noch keine Stunde seit ich ihn gesund verlassen habe; ich ehrt' ihn, ich liebt' ihn, und ich will mein lebenlang den Verlust seines suessen Lebens beweinen. Salisbury. Trauet nicht diesem heuchelnden Wasser in seinen Augen; ein Boesewicht kan auch weinen, und eine lange Uebung macht, dass seine erzwungene Zaehren Stroeme des Mitleidens und der Unschuld scheinen. Folget mir alle, deren Seelen den unreinen Geruch eines Schlachthauses verabscheuen; ich erstike in den Ausduenstungen dieser Schandthat. Bigot. Hinweg nach Edmondsbury, zu dem Dauphin. Pembrok. Saget dem Koenig, dort koenn' er uns erfragen. (Die Lords gehen ab.) Siebende Scene. Faulconbridge. Das ist eine feine Welt; wisst ihr was um diese saubre Arbeit? Hubert, wann du diese That gethan hast, so reicht eine grenzenlose Guete nicht zu, dir zu vergeben. Hubert. Hoert mich nur an, Sir. Faulconbridge. Ha! ich will dir was sagen; du bist verdammt, so schwarz--Nein, nichts ist so schwarz, tiefer verdammt als Lucifer; es ist kein so scheusslicher Teufel in der Hoelle wie du seyn wirst, wenn du diss Kind umgebracht hast. Hubert. Bey meiner Seele-- Faulconbridge. Wenn du nur deinen Willen zu dieser Unmenschlichkeit gegeben hast, so verzweifle; und wenn du keinen Strik hast, so wird der duennste Faden, den jemals eine Spinne aus ihrem Leib gezogen hat, stark genug werden, dich zu erdrosseln; ein Rohr wird ein Balken werden, dich daran zu haengen; oder wenn du dich ersaeuffen willt, so giess nur ein wenig Wasser in einen Loeffel, und es wird soviel seyn als der ganze Ocean, zureichend, einen solchen Boesewicht zu erstiken. Du bist mir aeusserst verdaechtig. Hubert. Wenn ich durch That, Einwilligung oder nur durch die Suende eines Gedankens an dem Raub dieses anmuthsvollen Lebens schuldig bin, so moege die Hoelle selbst neue Qualen noethig haben mich zu martern. Er war wohl da ich ihn verliess. Faulconbridge. Geh, trag' ihn in deinen Armen fort. Ich bin ganz betaeubt, daeucht mich, und verliehre meinen Weg unter den Dornen und Gefahren dieser Zeit--Wie wenig Muehe brauchst du, ganz England aufzuheben! Aus diesem kleinen zerbrochnen Gehaeuse der rechtmaessigen Koenigs-Wuerde ist das Leben, der Friede, die Treue von diesem ganzen Koenigreich gen Himmel geflogen; und das verlassne England als ein Ding, das keinen rechtmaessigen Eigenthuemer hat, ist dem ueberlassen, der es zuerst zu paken kriegt. Der huendische Krieg straeubt nun, um den halbabgenagten Knochen der Majestaet, seinen zuernenden Kamm, und blaekt die Zaehne gegen die freundlichen Augen des Friedens. Nun stossen auswaertige Kriegsschaaren und einheimische Missvergnuegte in gerader Linie auf einander, und oede Verwuestung laurt, wie ein Rabe auf ein angestektes und gefallenes Stuek Vieh, auf den stuerzenden Fall des ueberwaeltigten Pomps. Nun ist derjenige glueklich, den sein Priester-Rok und sein Guertel vor diesem Ungewitter zu Hause bewahrt-- Tragt das Kind hinweg, und folget mir unverzueglich; ich gehe zu dem Koenig; tausend Geschaefte warten auf uns, und der Himmel selbst schiesst einen zuernenden Blik auf dieses Land. (Sie gehen ab.) Fuenfter Aufzug. Erste Scene. (Der Englische Hof.) (Koenig Johann, Pandolph und Gefolge treten auf.) Koenig Johann. Hiemit uebergeb ich in eure Hand diesen Cirkel meiner Koenigs-Wuerde. (Er giebt ihm die Crone.) Pandolph. Empfanget wieder aus dieser meiner Hand, als ein Lehen des Papsts, eure koenigliche Groesse und Autoritaet. Koenig Johann. Und nun haltet euer geheiligtes Wort; gehet den Franzosen entgegen, und bedienet euch aller Gewalt, die ihr von Sr. Heiligkeit habt, ihnen, eh sie unser ganzes Reich in Flammen sezen, die Grenzen zu versperren. Unsre missvergnuegten Grafschaften lehnen sich auf, unser Volk straeubt sich gegen seine Pflicht, und schwoert einem fremden Blute Treue und Unterwuerfigkeit. Dieser Schwall einer fieberhaften Schwaermerey kan von euch allein besaenftiget werden. Saeumet also nicht; denn die gegenwaertige Zeit ist so krank, dass sie, ohne die Huelfe schleuniger Arzneymittel, gar bald unheilbare Folgen nach sich zoege. Pandolph. Mein Athem war es, der wegen euers halsstarrigen Bezeugens gegen den Papst, dieses Ungewitter erregte; nachdem ihr euch aber auf eine so gluekliche Art veraendert habt, so soll eben dieser Athem, diesen Sturm des Kriegs wieder hinweg hauchen, und schoenes Wetter in euerm erschuetterten Lande machen. An diesem Auffahrts-Tage, erinnert euch dessen wol, geh ich, auf den Eid hin so ihr zum Dienst des Papsts geschworen habt, die Franzosen zu vermoegen, dass sie die Waffen niederlegen. (Er geht ab.) Koenig Johann. Ist heute Auffahrts-Tag? Sagte nicht der Prophet: An diesem Tage, zu Mittag, sollt ich meine Crone niederlegen? Was hab ich gethan; ich meynte, es sollte durch Gewalt geschehen, aber dem Himmel sey Dank, es geschah bloss freywillig. (Faulconbridge tritt auf.) Faulconbridge. Ganz Kent hat sich ergeben; nichts haelt sich noch als Dover-Castle; London hat wie ein freundlicher Wirth den Dauphin und sein Kriegsheer aufgenommen; eure Edeln wollen euch nicht hoeren, sondern sind im Begriff, ihre Dienste euerm Feind anzubieten; und die kleine Zahl eurer wankenden Freunde treibt wilde Betaeubung hin und her. Koenig Johann. War die Nachricht, dass Arthur lebe, nicht vermoegend, meine Lords zur Wiederkehr zu mir zu bewegen? Faulconbridge. Sie haben ihn todt auf die Strasse geworffen gefunden; ein leeres Kaestchen, woraus der Juweel so darinn verschlossen war, das Leben, von irgend einer verdammten Hand weggestohlen worden. Koenig Johann. Der nichtswuerdige Bube Hubert sagte mir, er lebe. Faulconbridge. Ich wollte fuer ihn schwoeren dass er nichts anders wusste--aber warum seyd ihr so niedergeschlagen? Warum seht ihr so traurig? Seyd gross in Thaten, wie ihr es in Entschliessungen gewesen seyd. Lasst die Welt keine Furcht, kein banges Misstrauen in einem koeniglichen Auge lesen; seyd unternehmend, wie die Gelegenheit die euch auffordert. Sezet dem Feuer Feuer entgegen, drohet dem Draeuer und trozet der ruempfenden Stirne der pralenden Gefahr; so werden eure Anhaenger, die ihre Auffuehrung von ihrem Oberhaupt borgen, durch euer Beyspiel gross werden, und einen unerschroknen Muth fassen. Hinweg, und schimmert wie der Kriegs-Gott, wenn er dem Sieg entgegenzieht; zeigt Kuehnheit und Vertrauen auf euch selbst und euer Gluek! Wie, sollen sie den Loewen in seiner Hoele aufsuchen, und sie sollen ihn da erschreken, ihn zittern machen? O! lasst das nicht gesagt werden. Geht dem Feind herzhaft auf den Leib, und ringet mit ihm, eh er in das Herz euers Landes eindringt. Koenig Johann. Der Legat des Papsts ist bey mir gewesen, und ich habe Frieden mit ihm gemacht, und er hat mir versprochen, den Dauphin wieder heim zu schiken. Faulconbridge. O unruehmliches Buendniss! Fremde sollen in unser Land einfallen, und wir sollen kein anders Mittel haben, als Unterhandlungen, Compromiss und erbettelten Waffenstillstand, um sie uns vom Halse zu schaffen? Ein unbaertiger Junge, ein verzaertelter seidener Stuzer soll uebermuethig ueber unsre Felder einherziehn, seinen Muthwillen auf einem kriegerischen Boden herumtummeln, der Luft mit dem bunten Gepraenge seiner flatternden Fahnen spotten, und keinen Widerstand finden? Zu den Waffen, mein Koeniglicher Herr; vielleicht erhaelt der Cardinal seine Absicht nicht; und wenn er sie auch erhaelt, so lasst doch wenigstens von uns gesagt werden, dass wir in der Verfassung gewesen, uns wehren zu koennen. Koenig Johann. Ich uebertrage dir die Gewalt, alles anzuordnen und zu thun, was du in unsern gegenwaertigen Umstaenden noethig findest. Faulconbridge. Auf dann, und guten Muth gefasst; ich bin gewiss, dass unsre Parthey im Stande waere, einem staerkern Feind entgegen zu gehen. (Sie gehen ab.) Zweyte Scene. (Das Lager des Dauphins.) (Ludwig, Salisbury, Melun, Pembrok, Bigot und Soldaten, treten in Waffenruestung auf.) Ludwig. Mein Herr von Melun, lasst eine Copey hievon genommen, und zu unsrer Erinnerung wol aufgehoben werden; den gegenwaertigen Aufsaz aber gebt diesen Lords zuruek, damit sie auch eine schriftliche Erklaerung unsers geneigten Willens haben, und wir sowol als sie, wenn wir diese Papiere ueberlesen, uns erinnern worauf wir geschworen haben, und unser Wort fest und unverbruechlich halten. Salisbury. Auf unsrer Seite soll es niemals gebrochen werden. Und ob wir gleich, edler Dauphin, euer Betragen gegen uns durch Zuschwoerung einer freywilligen Ergebenheit und unerzwungnen Treue erwiedern; so glaubet mir doch, Prinz, ich bin nicht erfreut, dass ein solches Geschwaer der gegenwaertigen Zeit bey der verachteten Rebellion ein Pflaster suchen, und den eingewurzelten Krebs einer Wunde durch viele heilen muss. O, es kraenkt meine Seele, dass ich dieses Metall von meiner Seite ziehen muss, um ein Wittwen-Macher zu seyn, und dieses in einem Lande, wo ruehmlicher Widerstand und rechtmaessige Gegenwehr ueber den Namen Salisbury schreyen! Aber so ist die verpestete Krankheit dieser Zeit beschaffen, dass wir unser Recht zu heilen, gezwungen sind die Hand des kuehnen Unrechts und der regellosen Gewaltthaetigkeit anzuruffen. Und sollt es uns nicht schmerzen, o meine tiefgekraenkten Freunde, dass wir, die Soehne und Kinder dieser Insel, gebohren seyn sollen, die Stunde zu sehen, da wir, zu einem auslaendischen Kriegsheer gesellt, ueber ihren schoenen Busen einhertreten, und die Linien ihrer Feinde ausfuellen; (ich muss mich wegwenden, und die Schmach dieser traurigen Nothwendigkeit beweinen) die Stunde zu sehen, da wir das Volk eines entfernten Landes wider unser eignes unterstuezen, und unbekannten Fahnen hier folgen muessen? Wie, hier? O mein Volk, moechtest du dich zuruekziehen koennen! Moechte Neptun, der dich ringsumfasst, dich in seinen Armen aus dem Schooss deines muetterlichen Bodens hinweg an irgend ein Heidnisches Ufer tragen, wo diese Christlichen Heere das Blut des Hasses in eine Ader des Friedens zusammenlegten koennten, anstatt es hier so unnachbarlich zu vergiessen. Ludwig. Du zeigst hierinn eine edle Sinnesart; und der grosse Trieb, der in deinem Busen kaempft, verursacht ein Erdbeben von edeln Empfindungen in dir. Oh was fuer einen edeln Kampf zwischen Nothwendigkeit und Liebe zum Vaterland hast du gekaempft! Lass mich diesen ehrwuerdigen Thau abwischen, der wie fliessendes Silber ueber deine Wangen rollt. Mein Herz ist schon von den Thraenen eines Frauenzimmers zerschmolzen, die doch eine gewoehnliche Ueberschwemmung sind; aber dieser Ausbruch von maennlichen Thraenen, dieser von dem Ungewitter einer grossen Seele zusammengetriebne Regen, macht mein Auge starren, und sezt mich in ein groesseres Erstaunen, als wenn ich das ganze Gewoelbe des Himmels auf einmal mit brennenden Meteoren ueberwaelzt saehe. Heitre deine Stirne auf, ruhmvoller Salisbury, und treibe durch ein grosses Herz diesen Sturm hinweg. Ueberlass diese Thraenen jenen Saeuglings-Augen, die niemals die riesengleiche Welt in Wuth gesehen, und das Gluek nirgends als bey Lustbarkeiten und ueppigen Schmaeusen kennen gelernt haben. Komm, komm, du sollt deine Hand so tief in den Beutel des reichen Wohlstands steken als Ludwig selbst; so, Milords, sollt ihr alle, die ihre Sehnen an die Staerke der meinigen anknuepfen. Dritte Scene. (Pandolph zu den Vorigen.) Ludwig. Wie, hier eilet, daeucht mich, ein Engel auf uns zu; sehet, der heilige Legat kommt, uns Verhaltungs-Befehle vom Himmel zu bringen, und unsern Unternehmungen durch seinen Beyfall das Sigel des Rechts aufzudrueken. Pandolph. Heil dir, edler Prinz von Frankreich; das naechste ist dieses: Koenig Johann hat sich mit Rom ausgesoehnt; windet also diese draeuenden Fahnen auf, und zaehmet den grimmigen Geist des wilden Kriegs, damit er, gleich einem Loewen der im Hause zahm aufgezogen worden, freundlich zu den Fuessen des Friedens lige, und ausser durch sein Ansehen ferner keinen Schaden thue. Ludwig. Mit Euer Gnaden Erlaubniss, ich werde nicht zuruek gehen. Ich bin nicht gebohren, um mir befehlen zu lassen, und irgend eines Souverains in der Welt Diener und Werkzeug zu seyn. Euer Athem blies zuerst die todte Kohle des Kriegs zwischen mir und diesem gezuechtigten Koenigreich an, und legte Materie zu, dieses Feuer zu naehren; allein nun ist es schon zu heftig, um von eben dem schwachen Winde, der es anfachte, wieder ausgeblasen zu werden. Ihr lehrtet mich meine Befuegnisse und Ansprueche an dieses Land kennen, ihr allein legtet diese Unternehmung in mein Herz; und izt kommt ihr, und sagt mir, Johann habe Frieden mit Rom gemacht! Was geht mich sein Friede an? Kraft des Rechts so ich durch meine Vermaehlung erhalten, spreche ich, da Arthur todt ist, dieses Land als mein Eigenthum an; und nun da es halb erobert ist, soll ich zuruek gehen, weil Johann seinen Frieden mit Rom gemacht hat? Bin ich Roms Sclave? Was fuer Subsidien hat Rom zu dieser Unternehmung hergegeben, was fuer Volk, oder was fuer Kriegs-Vorrath? Bin ichs nicht allein, der die Last derselben traegt? Wer anders als ich, und diejenigen die meinen gerechten Anspruch unterstuezen, schwizt in diesem Geschaeft und fuehrt diesen Krieg? Hab ich nicht diese Insulaner mir zujauchzen gehoert, (vive le Roi!) wie ich gegen ihre Staedte angezogen bin? Hab' ich hier nicht die besten Carten, um dieses Spiel zu gewinnen, das um eine Crone gespielt wird? Und nun soll ich es aufgeben, da ich den Saz schon in Haenden habe? Nein, bey meiner Seele, das will ich nicht thun. Pandolph. Ihr seht nur auf das Aeusserliche dieses Geschaefts. Ludwig. Aeusserlich oder innerlich, ich will nicht wieder heimgehen, bis ich mein Vorhaben auf eine so glorreiche Art ausgefuehrt haben werde, als ich zu hoffen von euch selbst aufgemuntert worden bin-- (Man hoert eine Trompete.) Was fuer eine muntre Trompete fordert uns hier auf? Vierte Scene. (Faulconbridge zu den Vorigen.) Faulconbridge. Vergoennet mir, nach dem Gebrauch gesitteter Voelker, ein ruhiges Gehoer: ich bin von dem Koenig abgeschikt, um von euch, mein heiliger Lord von Meiland, zu vernehmen, wie ihr ihm euer Wort gehalten habet; und nachdem eure Antwort beschaffen seyn wird, wird es die Erklaerung seyn, zu der meine Zunge bevollmaechtiget ist. Pandolph. Der Dauphin will sich durch meine Vorstellungen nicht bewegen lassen, und sagt rund heraus, er wolle die Waffen nicht niederlegen. Faulconbridge. Bey allem dem Blut, das jemals von maennlicher Wuth gekocht hat, der Juengling sagt recht. Hoeret izt unsern Englaendischen Koenig: Denn so spricht seine Majestaet durch mich; er ist vorbereitet, und die Ursache davon ist, weil er es seyn soll. Auf diesen possierlichen Affenzug, auf diese geharnischte Mummerey, und unbesonnenes Spiegelgefecht, auf dieses laeppische Kriegsheer von sauersehenden Knaben, laechelt der Koenig herab; und ist in guter Verfassung, diesen Zwergen-Krieg, diese Pygmaeen-Waffen aus dem Umfang seines Gebiets hinaus zu peitschen. Sollte diese Hand, welche Staerke genug hatte, euch vor euern Hausthueren zu pruegeln, und zu machen, dass ihr, gleich Wasserkuebeln, euch in gemaurte Brunnen taeuchen, unter die Schindeln eurer Staelle klettern, wie Pfaender in Kaesten und Kuffern eingeschlossen ligen, und euch zu euern Schweinen verkriechen musstet; dass ihr euere Sicherheit in Kellern und Gefaengnissen suchtet, und schon schaudertet und vor Angst zittertet, wenn ihr nur einen Englischen Hahn kraehen hoertet, in der Einbildung, es sey die Stimme eines bewaffneten Englaenders; diese siegreiche Hand sollte hier entkraeftet hangen, nachdem sie euch in euern Kammern gezuechtiget hat? Nein; wisst, der dapfre Monarch ist in Waffen, und schwebt gleich einem Adler ueber seinen Horst, um jeden Unfall, der sich seinem Neste naehert, wegzuscheuchen. Und ihr ausgeartete, ihr undankbare Rebellen, ihr blutigen Neronen, die den Leib ihrer theuren Mutter England aufreissen, erroethet vor Schaam; denn eure eignen Frauen und blass-wangichte Toechter, kommen, gleich Amazonen, hinter Trummeln hertrippelnd, vertauschen ihre Fingerhuete um eiserne Handschuhe, ihre Nadeln um Lanzen, und ihre sanftmuethigen Herzen um Grimm und Blutdurst-- Ludwig. Hier mache deiner Pralerey ein Ende, und kehr im Frieden heim; wir gestehen dir zu, dass du besser schimpfen kanst als wir; gehab dich wohl; wir schaezen unsre Zeit zu hoch, sie mit einem solchen Plauderer zu verderben. Pandolph. Lasst mich izt auch reden-- Faulconbridge. Nein, ich will reden. Ludwig. Ich will keinen von beyden anhoeren, ruehrt die Trummeln, und lasst die Zunge des Kriegs fuer unsre Sache reden. Faulconbridge. In der That, eure Trummeln wenn sie geschlagen werden, werden schreyen, und so werdet ihr thun, wenn ihr geschlagen seyd; weke nur ein Echo mit dem Geschrey deiner Trummel auf, und du wirst sogleich eine andre hoeren, die bey der Hand ist, so laut zuruekzuschallen als die deinige; schlage noch eine, und wieder eine andre, soll, so laut als die deinige, in die Ohren des Firmaments rasseln, und dem holen Gebruell des Donners Troz bieten. Denn, ohne sich auf diesen hinkenden Legaten zu verlassen, den er mehr zum Scherz als aus Noth gebraucht hat, ist der tapfre Koenig Johann in der Naehe, und ein Tod mit nakten Rippen sizt auf seiner Stirne; dessen Amt an diesem Tage ist, die Franzosen bey tausenden aufzufressen. Ludwig. Ruehrt die Trummeln, um diese Gefahr aufzusuchen. Faulconbridge. Du sollt sie finden, Dauphin, zweifle nicht. (Sie gehen ab.) Fuenfte Scene. (Verwandelt sich in ein Schlachtfeld.) (Alarm. Koenig Johann und Hubert treten auf.) Koenig Johann. Wie gehts uns an diesem Tag? O sag es mir, Hubert. Hubert. Uebel, fuerchte ich; wie befindet sich Euer Majestaet? Koenig Johann. Dieses Fieber, das mich so lange schon plagt, sezt mir gewaltig zu; o mein Herz ist krank! (Ein Bote tritt auf.) Bote. Gnaedigster Herr, euer dapfrer Vetter, Faulconbridge, bittet Euer Majestaet, das Feld zu verlassen, und ihn wissen zu lassen, welchen Weg ihr nehmet. Koenig Johann. Sag ihm in die Abtey bey Swinstead. Bote. Ich bring gute Zeitungen; der grosse Succurs, den der Dauphin erwartete, hat vor drey Naechten auf den Sandbaenken von Godwin gestrandet; Richard hat diese Neuigkeit so eben erfahren; die Franzosen wehren sich nur noch schwach, und fangen schon an sich zuruek zu ziehen. Koenig Johann. Ach! ach! dieses tyrannische Fieber brennt mich aus, und laesst mich dieser guten Zeitung nicht froh werden. Auf, nach Swinstead zu; meinen Tragsessel her; ich kan es nicht laenger aushalten; ich bin ganz schwach. (Gehen ab.) Sechste Scene. (Verwandelt sich in das Franzoesische Lager.) (Salisbury, Pembrok und Bigot, treten auf.) Salisbury. Ich glaubte nicht, dass der Koenig noch so viel Freunde haette. Pembroke. So auf einmal; sprecht den Franzosen Muth ein; wenn sie unglueklich sind, sind wir verlohren. Salisbury. Der missgezeugte Teufel, Faulconbridge, ist, troz allem Widerstand, die einzige Ursach, dass wir diesen Tag verliehren. Pembroke. Man sagt, Koenig Johann habe sich sehr krank aus der Schlacht wegbegeben. (Melun wird verwundet herbeygefuehrt.) Melun. Fuehret mich zu den Englischen Rebellen. Salisbury. Wie wir glueklich waren, hatten wir andre Namen. Pembroke. Es ist der Graf von Melun. Salisbury. Auf den Tod verwundet. Melun. Flieht, ihr edeln Englaender, ihr seyd gekauft und bezahlt. Ruft die entlassene Treue wieder zuruek, suchet euern Koenig auf, und fallet ihm zu Fuss; denn wenn Ludwig von diesem Tage Meister wird, so gedenkt er euch die Muehe, die ihr nehmet, dadurch zu belohnen, dass er euch die Koepfe abschlagen lassen will; das hat er geschworen, und ich mit ihm, und viele andre mit mir, auf eben dem Altar zu St. Edmondsbury, wo wir euch Freundschaft und ewige Liebe schwuren. Salisbury. Ist das moeglich? Kan das wahr seyn? Melun. Hab ich nicht den scheuslichen Tod im Antliz? Blutet nicht das wenige Leben, so ich noch habe, von Augenblik zu Augenblik weg, wie ein Bild von Wachs im Feuer dahinschmilzt? Was in der Welt koennte mich bewegen, izt zu betruegen, da aller Nuzen des Betrugs aufhoert? Wie koennt ich noch falsch seyn, da es wahr ist, dass ich sterben muss, und nur durch Wahrheit jenseits des Grabes leben kan? Ich sag es noch einmal: wenn Ludwig diesen Tag gewinnt, so ist er meineydig, wenn diese eure Augen noch einen Tag in Osten aufgehen sehen; sondern in eben dieser Nacht, deren schwarzer anstekender Athem albereit den brennenden Kamm der alten, matten, ermuedeten Sonne anhaucht; in dieser Nacht, sollt ihr zum leztenmal athmen, und fuer die willkommne Verraetherey den gewoehnlichen Lohn der Verraether bekommen. Empfehlet mich einem gewissen Hubert, der bey euerm Koenig ist; meine Liebe zu ihm, und die Erinnerung, dass mein Grossvater ein Englaender war, wekte mein Gewissen zu diesem Bekenntniss auf. Bringet mich nun, ich bitte euch, dafuer aus dem Getuemmel des Feldes an einen Ort, wo ich den Rest meiner Gedanken in Ruhe ausdenken, und unter andaechtigen Betrachtungen und Seufzern meine Seele von diesem Leibe trennen kan. Salisbury. Wir glauben dir, und, auf meine Seele, ich bin erfreut ueber diese guenstige Gelegenheit, zu unsrer Schuldigkeit und zu unserm Koenige zuruek zu kehren. Mein Arm soll dir beystehen, dich von hier hinweg zu tragen, denn ich seh den ringenden Tod in deinen Augen. Hinweg, meine Freunde, und von neuem auf die Flucht; doch gluekliche Flucht, die uns zu unsrer Pflicht zuruek bringt! (Sie gehen ab, und tragen Melun hinweg.) Siebende Scene. (Verwandelt sich in einen andern Theil des Franzoesischen Lagers.) (Ludwig und sein Gefolge treten auf.) Ludwig. Die Sonne daeuchte mich, wollte heute nicht untergehen, sondern blieb stehn, und machte die westlichen Wolken erroethen, da die Englaender in muthlosem Weichen ihren eignen Boden zuruekmassen; o wir beschlossen den Tag auf eine ruehmliche Art, da wir ihnen mit einer vollen Ladung unsers, zwar unnoethigen, Geschuezes, nach einer so blutigen Arbeit, gute Nacht sagten, und unsre zerfezten Fahnen ruhig aufwanden, die lezten im Felde, und allerdings Meister davon-- (Ein Bote zu den Vorigen.) Bote. Wo ist mein Prinz, der Dauphin. Ludwig. Hier; was bringst du Neues? Bote. Der Graf von Melun ist erschlagen; die Englischen Lords sind durch seine Vorstellungen zum Abfall bewogen worden; und die Verstaerkung, die ihr so lange gewuenscht habt, ist auf den Sandbaenken zu Godwin zu Grunde gegangen. Ludwig. O schlimme, verdriessliche Zeitungen! So verdriesslich dacht' ich diese Nacht nicht zu seyn, als ich es izt bin. Wer war der, welcher sagte, Koenig Johann sey geflohen, eine oder zwo Stunden, eh die Nacht beyde Armeen schied? Bote. Wer es auch gesagt hat, hat die Wahrheit gesagt, Gnaedigster Herr. Ludwig. Gut; haltet gute Wache diese Nacht ueber; der Tag soll nicht so schnell seyn als ich, um es morgen noch einmal zu wagen. (Sie gehen ab.) Achte Scene. (Ein freyer Plaz, unweit der Abtey zu Swinstead.) (Faulconbridge und Hubert treten von verschiednen Seiten auf.) Hubert. Wer ist hier? Sprich! he! Rede augenbliklich, oder ich gebe Feuer. Faulconbridge. Ein Freund. Wer bist du? Hubert. Von der Englischen Parthey. Faulconbridge. Und wohin gehst du? Hubert. Was geht das dich an? Frag ich dich denn nach deinen Verrichtungen, dass du nach den meinigen fragst? Faulconbridge. Ich denke, du bist Hubert. Hubert. Du denkst richtig; ich will nun, auf alle Gefahr hin, glauben, du seyest mein Freund, da du meine Stimme so gut kennest. Wer bist du? Faulconbridge. Was du willt; wenn du magst, so kanst du mir die Ehre anthun, und denken, dass ich gewisser Maassen ein Plantagenet bin. Hubert. Ha! dass ich dich misskennen konnte! Du und die augenlose Nacht haben mich beschaemt; tapfrer Kriegsheld, vergieb mir, dass der wohlbekannte Ton deiner Stimme meinem Ohr fremde klingen konnte. Faulconbridge. Kommt, kommt, (sans compliment;) was giebt es Neues? Hubert. Ich war im Begriff, euch aufzusuchen. Faulconbridge. So mach' es kurz; was hast du Neues? Hubert. O mein werther Herr, eine Zeitung, die sich fuer die Nacht schikt, schwarz, gefahrvoll, trostlos und schreklich. Faulconbridge. Zeige mir ohne Umstaende die Wunde deiner schlimmen Zeitung; ich bin kein Weibsbild, ich will nicht darueber in Unmacht fallen. Hubert. Der Koenig ist, wie ich besorge, von einem Moenchen vergiftet worden; ich verliess ihn beynahe sprachlos, und eilte sogleich fort, um euch von diesem Unfall zu benachrichtigen; damit ihr euch desto besser auf die Folgen desselben gefasst machen koennet, als wenn ihr zu spaet von ihm ueberraschet wuerdet. Faulconbridge. Wie bekam er das Gift? Wer credenzte ihm? Hubert. Ein Moench, wie ich euch sagte; ein entschlossener Boesewicht, dem die Gedaerme sogleich davon geborsten sind. Doch der Koenig kan noch reden, und vielleicht wieder zurecht kommen. Faulconbridge. Wen liessest du seiner Majestaet zur Aufwartung? Hubert. Wie? wisst ihr nicht, dass die Lords alle wieder zu ihm zuruek gefallen sind, und den Prinzen Heinrich mit sich gebracht haben, auf dessen Fuerbitte der Koenig sie begnadiget hat. Sie alle sind gegenwaertig bey seiner Majestaet. Faulconbridge. Halt deinen Zorn zuruek, maechtiger Himmel! Und leg' uns nicht mehr auf, als wir tragen koennen! Ich muss dir sagen, Hubert, dass die Helfte meiner Armee, indem ich diese Nacht ueber diese Untieffen sezte, von der Fluth ergriffen worden; diese Lincoln-Suempfe haben sie verschlungen, und ich selbst, obgleich wohl beritten, bin mit Noth davon gekommen. Lass uns eilen; fuehre mich zum Koenige; ich besorge, er moechte schon verschieden seyn, eh ich ihn sehe. (Sie gehen ab.) Neunte Scene. (Verwandelt sich in einen Garten der Abtey zu Swinstead.) (Prinz Heinrich, Salisbury und Bigot treten auf.) Heinrich. Es ist zu spaete; sein ganzes Blut ist vom Gift angestekt, und sein sonst so gesundes Gehirn, (welches einige fuer das zerbrechliche Wohnhaus der Seele halten) kuendigt uns durch die unordentlichen Phantasien, die es hervordraengt, das Ende der Sterblichkeit an. (Pembroke zu den Vorigen.) Pembroke. Der Koenig redet noch, und glaubt, wenn er in die freye Luft gebracht wuerde, so koennte sie die brennende Hize des Giftes lindern, das ihn verzehrt. Heinrich. Lasst ihn hieher in den Garten tragen. Phantasirt er noch? Pembrok. Er ist ruhiger als ihr ihn verlassen habt; eben izt sang er. Heinrich. Dieses giebt uns wenig Hoffnung. Uebel, die aufs aeusserste gekommen sind, fuehlen sich selbst nicht mehr. Wenn der Tod einmal die aeusserlichen Theile benagt hat, laesst er sie unempfindlich, und greift alsdann das Gemueth an, welches er durch ganze Legionen von seltsamen Einbildungen anfaellt und verwundet, die in ihrem Gedraenge, bey diesem lezten Sturm, sich selbst untereinander aufreiben; wie wunderbar, dass der Tod singen soll--Doch es ist das traurige Sterbelied dieses bleichen verschmachtenden Schwans, der aus der Orgelpfeiffe der Sterblichkeit seine Seele und seinen Leib in die ewige Ruhe singt. Salisbury. Seyd guten Muthes, Prinz, denn ihr seyd dazu gebohren, das was er so roh und ungestalt zuruecklaesst, zu formen und zur Vollkommenheit zu bringen. (Koenig Johann wird herbeygetragen.) Koenig Johann. Ah, wohl, nun hat meine Seele freyen Pass; sie wollte nicht zum Fenster oder zur Thuere hinaus. Es ist ein so heisser Sommer in meinem Busen, dass sich alle meine Eingeweide zu Staub zerkruemmeln. Ich bin eine Figur, die mit einer Feder auf Pergament gezogen worden, und schrumpfe an diesem Feuer zusammen. Heinrich. Wie befindet sich Eu. Majestaet? Koenig Johann. Vergiftet, todt, vergessen; und keiner von euch will dem Winter befehlen, dass er komme, und seine beeissten Finger in meinen Schlund steke; noch machen, dass die Stroeme meines Koenigreichs ihren Lauf durch meinen brennenden Busen nehmen; noch dem Nord sagen, dass seine kalten Winde meine ausgedoerrten Lippen kuessen, und mich abkuehlen sollen. Ich verlange ja nichts als einen kalten Trost, und ihr seyd so unbarmherzig, so undankbar, und schlagt ihn mir ab. Heinrich. O! dass doch in meinen Thraenen eine Kraft seyn moechte, euch Lindrung zu verschaffen! Koenig Johann. Das Salz darinn ist heiss. Ich habe die Hoelle in mir, und das Gift ist der Teufel, der darinn eingesperrt ist, mein ohne Hoffnung verdammtes Blut zu peinigen. Zehnte Scene. (Faulconbridge zu den Vorigen.) Faulconbridge. Oh! ich bin athemlos und ganz abgebrueht, vor aeusserster Eilfertigkeit Eu. Majestaet zu sehen. Koenig Johann. Vetter, du kommst eben recht, mir die Augen zuzudrueken; das Takelwerk meines Herzens ist zerrissen und verbrannt, und alle die Thaue, womit mein Leben segeln sollte, sind bis auf einen einzigen Faden, ein armes kleines Haar abgenuzt; mein Herz haengt nur noch an einem einzigen schwachen Zwirn, der nur so lange halten wird, bis du deine Zeitungen gesagt hast; und dann ist alles was du siehst, nur ein Kloz und Model von zerstoerter Majestaet. Faulconbridge. Der Dauphin ruestet sich, hieher vorzudringen, und der Himmel weiss, wie wir ihm begegnen sollen; denn ich habe in einer Nacht, da ich mich mit Vortheil zuruekziehen wollte, meine besten Truppen in den Moraesten von Lincoln verlohren, alle, ohne Rettung, von der unerwarteten Fluth verschlungen. (Der Koenig stirbt.) Salisbury. Ihr athmet diese toedtlichen Zeitungen in ein todtes Ohr--Mein Gebieter, mein Koenig--doch--kaum ein Koenig, izt diss. Heinrich. Eben so muss ich nun lauffen, und eben so stille stehn. Was fuer Sicherheit, was fuer Hoffnung, kan uns diese Welt geben, wenn das, was eben izt ein Koenig war, so bald ein Erdkloss ist. Faulconbridge. Bist du dahin? O! ich bleibe nur zuruek, das Amt der Rache statt deiner zu vollziehen; und dann soll meine Seele dir im Himmel aufwarten, wie sie dir auf Erden immer gedient hat-- (Zu den Lords.) Nun, nun, ihr Sterne, die ihr in eure Kreise zuruekgetreten seyd, wo sind eure Voelker? Beweiset nun eure wiedergekehrte Treue und eilet unverzueglich wider mit mir zuruek, um auslaendische Verwuestung und ewige Schmach aus der schwachen Thuere unsers unmaechtigen Landes auszutreiben. Lasst uns den Feind eilends aufsuchen, oder wir werden von ihm gesucht werden. Der Dauphin wuethet beynahe an unsern Fersen. Salisbury. So scheint es also, ihr wisset nicht so viel als wir. Der Cardinal Pandolph ist hier, und ruhet drinnen aus, indem er nur vor einer halben Stunde von dem Dauphin mit solchen Friedens-Vorschlaegen hieher gekommen, die wir mit Ehre und Vortheil, zu Endigung des gegenwaertigen Kriegs, annehmen koennen. Faulconbridge. Er wird desto geneigter zum Frieden seyn, wenn er uns zur Vertheidigung gefasst sehen wird. Salisbury. Die Sache ist gewisser massen schon in Richtigkeit; denn er hat schon den groesten Theil seiner Kriegsgeraethschaft nach der Kueste abgeschikt, und dem Cardinal Vollmacht gegeben, den Frieden zu machen; und wenn ihr es gut befindet, so wollen wir, ihr, ich selbst und die uebrigen Lords uns diesen Nachmittag mit ihm auf den Weg machen, um dieses Geschaefte glueklich zu Ende zu bringen. Faulconbridge. Lasst es so seyn; und ihr, mein edler Prinz, mit den uebrigen Fuersten, die am besten geschont werden koennen, bleibet zuruek, euers Vaters Leichenbegaengniss zu besorgen. Heinrich. Zu Worcester soll, vermoege seines lezten Willens, sein Leichnam beerdiget werden. Faulconbridge. Er soll also dahin gebracht werden, und glueklich moege Euer theurstes Selbst die Erbfolge und den glorreichen Scepter dieses Landes uebernehmen, als welchem ich hier, mit aller Unterwuerfigkeit, auf meinen Knien, meine getreuen Dienste und immerwaehrenden Gehorsam angelobe. Salisbury. Eben dieses Geluebde thut unsre zaertliche Liebe, welche auf ewig ohne einigen Fleken dauern soll. Heinrich. Meine geruehrte Seele wuenscht euch danken zu koennen, und weiss es nicht anders zu thun als durch Thraenen. Faulconbridge. Lasst uns einem Uebel, welches wir so lange zum voraus bejammert haben, nur noethige Trauer bezahlen--So lag England niemals, und soll kuenftig nie zu eines Erobrers Fuessen ligen, als wenn es sich vorher durch seine eigne Haende verwundet hat. Nun, da diese seine Fuersten wieder heimgekehrt sind, nun lasst drey Theile der Welt in Waffen herkommen, und wir sind stark genug, sie abzutreiben. So lange England sich selbst getreu bleibt, ist nichts das uns erschreken kan! Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Leben und Tod des Koenigs Johann, von William Shakespeare (Uebersetzt von Christoph Martin Wieland). End of the Project Gutenberg EBook of Leben und Tod des Koenigs Johann by William Shakespeare *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK LEBEN UND TOD DES KOENIGS JOHANN *** This file should be named 7gs1410.txt or 7gs1410.zip Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 7gs1411.txt VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 7gs1411a.txt Produced by Delphine Lettau Project Gutenberg eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not keep eBooks in compliance with any particular paper edition. We are now trying to release all our eBooks one year in advance of the official release dates, leaving time for better editing. Please be encouraged to tell us about any error or corrections, even years after the official publication date. Please note neither this listing nor its contents are final til midnight of the last day of the month of any such announcement. The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at Midnight, Central Time, of the last day of the stated month. A preliminary version may often be posted for suggestion, comment and editing by those who wish to do so. Most people start at our Web sites at: http://gutenberg.net or http://promo.net/pg These Web sites include award-winning information about Project Gutenberg, including how to donate, how to help produce our new eBooks, and how to subscribe to our email newsletter (free!). Those of you who want to download any eBook before announcement can get to them as follows, and just download by date. This is also a good way to get them instantly upon announcement, as the indexes our cataloguers produce obviously take a while after an announcement goes out in the Project Gutenberg Newsletter. http://www.ibiblio.org/gutenberg/etext03 or ftp://ftp.ibiblio.org/pub/docs/books/gutenberg/etext03 Or /etext02, 01, 00, 99, 98, 97, 96, 95, 94, 93, 92, 92, 91 or 90 Just search by the first five letters of the filename you want, as it appears in our Newsletters. Information about Project Gutenberg (one page) We produce about two million dollars for each hour we work. The time it takes us, a rather conservative estimate, is fifty hours to get any eBook selected, entered, proofread, edited, copyright searched and analyzed, the copyright letters written, etc. Our projected audience is one hundred million readers. If the value per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2 million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text files per month: 1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+ We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002 If they reach just 1-2% of the world's population then the total will reach over half a trillion eBooks given away by year's end. The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks! This is ten thousand titles each to one hundred million readers, which is only about 4% of the present number of computer users. Here is the briefest record of our progress (* means estimated): eBooks Year Month 1 1971 July 10 1991 January 100 1994 January 1000 1997 August 1500 1998 October 2000 1999 December 2500 2000 December 3000 2001 November 4000 2001 October/November 6000 2002 December* 9000 2003 November* 10000 2004 January* The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been created to secure a future for Project Gutenberg into the next millennium. We need your donations more than ever! As of February, 2002, contributions are being solicited from people and organizations in: Alabama, Alaska, Arkansas, Connecticut, Delaware, District of Columbia, Florida, Georgia, Hawaii, Illinois, Indiana, Iowa, Kansas, Kentucky, Louisiana, Maine, Massachusetts, Michigan, Mississippi, Missouri, Montana, Nebraska, Nevada, New Hampshire, New Jersey, New Mexico, New York, North Carolina, Ohio, Oklahoma, Oregon, Pennsylvania, Rhode Island, South Carolina, South Dakota, Tennessee, Texas, Utah, Vermont, Virginia, Washington, West Virginia, Wisconsin, and Wyoming. We have filed in all 50 states now, but these are the only ones that have responded. As the requirements for other states are met, additions to this list will be made and fund raising will begin in the additional states. Please feel free to ask to check the status of your state. In answer to various questions we have received on this: We are constantly working on finishing the paperwork to legally request donations in all 50 states. If your state is not listed and you would like to know if we have added it since the list you have, just ask. While we cannot solicit donations from people in states where we are not yet registered, we know of no prohibition against accepting donations from donors in these states who approach us with an offer to donate. International donations are accepted, but we don't know ANYTHING about how to make them tax-deductible, or even if they CAN be made deductible, and don't have the staff to handle it even if there are ways. Donations by check or money order may be sent to: Project Gutenberg Literary Archive Foundation PMB 113 1739 University Ave. Oxford, MS 38655-4109 Contact us if you want to arrange for a wire transfer or payment method other than by check or money order. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been approved by the US Internal Revenue Service as a 501(c)(3) organization with EIN [Employee Identification Number] 64-622154. Donations are tax-deductible to the maximum extent permitted by law. As fund-raising requirements for other states are met, additions to this list will be made and fund-raising will begin in the additional states. We need your donations more than ever! You can get up to date donation information online at: http://www.gutenberg.net/donation.html *** If you can't reach Project Gutenberg, you can always email directly to: Michael S. Hart Prof. Hart will answer or forward your message. We would prefer to send you information by email. **The Legal Small Print** (Three Pages) ***START**THE SMALL PRINT!**FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS**START*** Why is this "Small Print!" statement here? You know: lawyers. They tell us you might sue us if there is something wrong with your copy of this eBook, even if you got it for free from someone other than us, and even if what's wrong is not our fault. So, among other things, this "Small Print!" statement disclaims most of our liability to you. It also tells you how you may distribute copies of this eBook if you want to. *BEFORE!* YOU USE OR READ THIS EBOOK By using or reading any part of this PROJECT GUTENBERG-tm eBook, you indicate that you understand, agree to and accept this "Small Print!" statement. If you do not, you can receive a refund of the money (if any) you paid for this eBook by sending a request within 30 days of receiving it to the person you got it from. If you received this eBook on a physical medium (such as a disk), you must return it with your request. ABOUT PROJECT GUTENBERG-TM EBOOKS This PROJECT GUTENBERG-tm eBook, like most PROJECT GUTENBERG-tm eBooks, is a "public domain" work distributed by Professor Michael S. Hart through the Project Gutenberg Association (the "Project"). Among other things, this means that no one owns a United States copyright on or for this work, so the Project (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth below, apply if you wish to copy and distribute this eBook under the "PROJECT GUTENBERG" trademark. Please do not use the "PROJECT GUTENBERG" trademark to market any commercial products without permission. To create these eBooks, the Project expends considerable efforts to identify, transcribe and proofread public domain works. Despite these efforts, the Project's eBooks and any medium they may be on may contain "Defects". Among other things, Defects may take the form of incomplete, inaccurate or corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual property infringement, a defective or damaged disk or other eBook medium, a computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by your equipment. LIMITED WARRANTY; DISCLAIMER OF DAMAGES But for the "Right of Replacement or Refund" described below, [1] Michael Hart and the Foundation (and any other party you may receive this eBook from as a PROJECT GUTENBERG-tm eBook) disclaims all liability to you for damages, costs and expenses, including legal fees, and [2] YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE OR UNDER STRICT LIABILITY, OR FOR BREACH OF WARRANTY OR CONTRACT, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR INCIDENTAL DAMAGES, EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH DAMAGES. If you discover a Defect in this eBook within 90 days of receiving it, you can receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending an explanatory note within that time to the person you received it from. If you received it on a physical medium, you must return it with your note, and such person may choose to alternatively give you a replacement copy. If you received it electronically, such person may choose to alternatively give you a second opportunity to receive it electronically. THIS EBOOK IS OTHERWISE PROVIDED TO YOU "AS-IS". NO OTHER WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, ARE MADE TO YOU AS TO THE EBOOK OR ANY MEDIUM IT MAY BE ON, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR A PARTICULAR PURPOSE. Some states do not allow disclaimers of implied warranties or the exclusion or limitation of consequential damages, so the above disclaimers and exclusions may not apply to you, and you may have other legal rights. INDEMNITY You will indemnify and hold Michael Hart, the Foundation, and its trustees and agents, and any volunteers associated with the production and distribution of Project Gutenberg-tm texts harmless, from all liability, cost and expense, including legal fees, that arise directly or indirectly from any of the following that you do or cause: [1] distribution of this eBook, [2] alteration, modification, or addition to the eBook, or [3] any Defect. DISTRIBUTION UNDER "PROJECT GUTENBERG-tm" You may distribute copies of this eBook electronically, or by disk, book or any other medium if you either delete this "Small Print!" and all other references to Project Gutenberg, or: [1] Only give exact copies of it. Among other things, this requires that you do not remove, alter or modify the eBook or this "small print!" statement. You may however, if you wish, distribute this eBook in machine readable binary, compressed, mark-up, or proprietary form, including any form resulting from conversion by word processing or hypertext software, but only so long as *EITHER*: [*] The eBook, when displayed, is clearly readable, and does *not* contain characters other than those intended by the author of the work, although tilde (~), asterisk (*) and underline (_) characters may be used to convey punctuation intended by the author, and additional characters may be used to indicate hypertext links; OR [*] The eBook may be readily converted by the reader at no expense into plain ASCII, EBCDIC or equivalent form by the program that displays the eBook (as is the case, for instance, with most word processors); OR [*] You provide, or agree to also provide on request at no additional cost, fee or expense, a copy of the eBook in its original plain ASCII form (or in EBCDIC or other equivalent proprietary form). [2] Honor the eBook refund and replacement provisions of this "Small Print!" statement. [3] Pay a trademark license fee to the Foundation of 20% of the gross profits you derive calculated using the method you already use to calculate your applicable taxes. If you don't derive profits, no royalty is due. Royalties are payable to "Project Gutenberg Literary Archive Foundation" the 60 days following each date you prepare (or were legally required to prepare) your annual (or equivalent periodic) tax return. Please contact us beforehand to let us know your plans and to work out the details. WHAT IF YOU *WANT* TO SEND MONEY EVEN IF YOU DON'T HAVE TO? Project Gutenberg is dedicated to increasing the number of public domain and licensed works that can be freely distributed in machine readable form. The Project gratefully accepts contributions of money, time, public domain materials, or royalty free copyright licenses. Money should be paid to the: "Project Gutenberg Literary Archive Foundation." If you are interested in contributing scanning equipment or software or other items, please contact Michael Hart at: hart@pobox.com [Portions of this eBook's header and trailer may be reprinted only when distributed free of all fees. Copyright (C) 2001, 2002 by Michael S. Hart. Project Gutenberg is a TradeMark and may not be used in any sales of Project Gutenberg eBooks or other materials be they hardware or software or any other related product without express permission.] *END THE SMALL PRINT! FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS*Ver.02/11/02*END*