Project Gutenberg's Prinz Friedrich von Homburg, by Heinrich von Kleist #5 in our series by Heinrich von Kleist Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the copyright laws for your country before downloading or redistributing this or any other Project Gutenberg eBook. This header should be the first thing seen when viewing this Project Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the header without written permission. Please read the "legal small print," and other information about the eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is important information about your specific rights and restrictions in how the file may be used. You can also find out about how to make a donation to Project Gutenberg, and how to get involved. **Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts** **eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since 1971** *****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!***** Title: Prinz Friedrich von Homburg Author: Heinrich von Kleist Release Date: October, 2004 [EBook #6723] [Yes, we are more than one year ahead of schedule] [This file was first posted on January 19, 2003] Edition: 10 Language: German Character set encoding: ASCII *** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK PRINZ FRIEDRICH VON HOMBURG *** This text was produced for Project Gutenberg by Mike Pullen and Delphine Lettau. We are releasing two versions of this Etext, one in 7-bit format, known as Plain Vanilla ASCII, which can be sent via plain email-- and one in 8-bit format, which includes higher order characters-- which requires a binary transfer, or sent as email attachment and may require more specialized programs to display the accents. This is the 7-bit version. This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. That project is reachable at the web site http://gutenberg2000.de. Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse http://gutenberg2000.de erreichbar. Prinz Friedrich von Homburg Heinrich von Kleist Ein Schauspiel _Ihrer Koeniglichen Hoheit_ _der Prinzessin_ _Amalie Marie Anne_ _Gemahlin des Prinzen Wilhelm von Preussen_ _Bruders Sr. Majestaet des Koenigs_ _geborne Prinzessin von Hessen-Homburg._ Gen Himmel schauend greift, im Volksgedraenge, Der Barde fromm in seine Saiten ein. Jetzt troesten, jetzt verletzen seine Klaenge, Und solcher Antwort kann er sich nicht freun. Doch eine denkt er in dem Kreis der Menge, Der die Gefuehle seiner Brust sich weihn: Sie haelt den Preis in Haenden, der ihm falle, Und kroent ihn die, so kroenen sie ihn alle. Personen: Friedrich Wilhelm, Kurfuerst von Brandenburg Die Kurfuerstin Prinzessin Natalie von Oranien, seine Nichte, Chef eines Dragonerregiments Feldmarschall Doerfling Prinz Friedrich Arthur von Homburg, General der Reuterei Obrist Kottwitz, vom Regiment der Prinzessin von Oranien Hennings, Oberst der Infanterie Graf Truchss, Oberst der Infanterie Graf Hohenzollern, von der Suite des Kurfuersten Rittmeister von der Golz Graf Georg von Sparren, Rittmeister Stranz, Rittmeister Siegfried von Moerner, Rittmeister Graf Reuss, Rittmeister Ein Wachtmeister Offiziere, Korporale und Reuter. Hofkavaliere. Hofdamen. Pagen. Heiducken. Bedienten. Volk jeden Alters und Geschlechts. Erster Akt Szene. Fehrbellin. Ein Garten im altfranzoesischen Stil. Im Hintergrunde ein Schloss, von welchem eine Rampe herabfuehrt.--Es ist Nacht. Erster Auftritt Der Prinz von Homburg sitzt mit blossem Haupt und offner Brust, halb wachend halb schlafend, unter einer Eiche und windet sich einen Kranz.--Der Kurfuerst, seine Gemahlin, Prinzessin Natalie, der Graf von Hohenzollern, Rittmeister Golz und andere treten heimlich aus dem Schloss, und schauen, vom Gelaender der Rampe, auf ihn nieder.--Pagen mit Fackeln. Der Graf von Hohenzollern. Der Prinz von Homburg, unser tapfrer Vetter, Der an der Reuter Spitze, seit drei Tagen Den fluechtgen Schweden munter nachgesetzt, Und sich erst heute wieder atemlos, Im Hauptquartier zu Fehrbellin gezeigt: Befehl ward ihm von dir, hier laenger nicht, Als nur drei Fuettrungsstunden zu verweilen, Und gleich dem Wrangel wiederum entgegen, Der sich am Rhyn versucht hat einzuschanzen, Bis an die Hackelberge vorzuruecken? Der Kurfuerst. So ists! Hohenzollern. Die Chefs nun saemtlicher Schwadronen, Zum Aufbruch aus der Stadt, dem Plan gemaess, Glock zehn zu Nacht, gemessen instruiert, Wirft er erschoepft, gleich einem Jagdhund lechzend, Sich auf das Stroh um fuer die Schlacht, die uns Bevor beim Strahl des Morgens steht, ein wenig Die Glieder, die erschoepften, auszuruhn. Der Kurfuerst. So hoert ich!--Nun? Hohenzollern. Da nun die Stunde schlaegt, Und aufgesessen schon die ganze Reuterei Den Acker vor dem Tor zerstampft, Fehlt--wer? der Prinz von Homburg noch, ihr Fuehrer. Mit Fackeln wird und Lichtern und Laternen Der Held gesucht--und aufgefunden, wo? (Er nimmt einem Pagen die Fackel aus der Hand.) Als ein Nachtwandler, schau, auf jener Bank, Wohin, im Schlaf, wie du nie glauben wolltest, Der Mondschein ihn gelockt, beschaeftiget, Sich traeumend, seiner eignen Nachwelt gleich, Den praechtgen Kranz des Ruhmes einzuwinden. Der Kurfuerst. Was! Hohenzollern. In der Tat! Schau hier herab: da sitzt er! (Er leuchtet von der Rampe auf ihn nieder.) Der Kurfuerst. Im Schlaf versenkt? Unmoeglich! Hohenzollern. Fest im Schlafe! Ruf ihn bei Namen auf, so faellt er nieder. (Pause.) Die Kurfuerstin. Der junge Mann ist krank, so wahr ich lebe. Prinzessin Natalie. Er braucht des Arztes--! Die Kurfuerstin. Man sollt ihm helfen, duenkt mich, Nicht den Moment verbringen, sein zu spotten! Hohenzollern (indem er die Fackel wieder weggibt). Er ist gesund, ihr mitleidsvollen Frauen, Bei Gott, ich bins nicht mehr! Der Schwede morgen Wenn wir im Feld ihn treffen, wirds empfinden! Es ist nichts weiter, glaubt mir auf mein Wort, Als eine blosse Unart seines Geistes. Der Kurfuerst. Fuerwahr! Ein Maerchen glaubt ichs!--Folgt mir Freunde, Und lasst uns naeher ihn einmal betrachten. (Sie steigen von der Rampe herab.) Ein Hofkavalier (zu den Pagen). Zurueck! die Fackeln! Hohenzollern. Lasst sie, lasst sie, Freunde! Der ganze Flecken koennt in Feuer aufgehn, Dass sein Gemuet davon nicht mehr empfaende, Als der Demant, den er am Finger traegt. (Sie umringen ihn; die Pagen leuchten.) Der Kurfuerst (ueber ihn gebeugt). Was fuer ein Laub denn flicht er?--Laub der Weide? Hohenzollern. Was! Laub der Weid, o Herr!--Der Lorbeer ists, Wie ers gesehn hat, an der Helden Bildern, Die zu Berlin im Ruestsaal aufgehaengt. Der Kurfuerst. --Wo fand er den in meinem maerkschen Sand? Hohenzollern. Das moegen die gerechten Goetter wissen! Der Hofkavalier. Vielleicht im Garten hinten, wo der Gaertner Mehr noch der fremden Pflanzen auferzieht. Der Kurfuerst. Seltsam beim Himmel! Doch, was gilts, ich weiss, Was dieses jungen Toren Brust bewegt? Hohenzollern. O--was! Die Schlacht von morgen, mein Gebieter! Sterngucker sieht er, wett ich, schon im Geist, Aus Sonnen einen Siegeskranz ihm winden. (Der Prinz besieht den Kranz.' Der Hofkavalier. Jetzt ist er fertig! Hohenzollern. Schade, ewig schade, Dass hier kein Spiegel in der Naehe ist! Er wuerd ihm eitel, wie ein Maedchen nahn, Und sich den Kranz bald so, und wieder so, Wie eine florne Haube aufprobieren. Der Kurfuerst. Bei Gott! Ich muss doch sehn, wie weit ers treibt! (Der Kurfuerst nimmt ihm den Kranz aus der Hand; der Prinz erroetet und sieht ihn an. Der Kurfuerst schlingt seine Halskette um den Kranz und gibt ihn der Prinzessin; der Prinz steht lebhaft auf. Der Kurfuerst weicht mit der Prinzessin, welche den Kranz erhebt, zurueck; der Prinz mit ausgestreckten Armen, folgt ihr.) Der Prinz von Homburg (fluesternd). Natalie! Mein Maedchen! Meine Braut! Der Kurfuerst. Geschwind! Hinweg! Hohenzollern. Was sagt der Tor? Der Hofkavalier. Was sprach er? (Sie besteigen saemtlich die Rampe.) Der Prinz von Homburg. Friedrich! Mein Fuerst! Mein Vater! Hohenzollern. Hoell und Teufel! Der Kurfuerst (rueckwaerts ausweichend). Oeffn' mir die Pforte nur! Der Prinz von Homburg. O meine Mutter! Hohenzollern. Der Rasende! Er ist-- Die Kurfuerstin. Wen nennt er so? Der Prinz von Homburg (nach dem Kranz greifend) O! Liebste! Was entweichst du mir? Natalie! (Er erhascht einen Handschuh von der Prinzessin Hand.) Hohenzollern. Himmel und Erde! Was ergriff er da? Der Hofkavalier. Den Kranz? Natalie. Nein, nein! Hohenzollern (oeffnet die Tuer). Hier rasch herein, mein Fuerst! Auf dass das ganze Bild ihm wieder schwinde! Der Kurfuerst. Ins Nichts mit dir zurueck, Herr Prinz von Homburg, Ins Nichts, ins Nichts! In dem Gefild der Schlacht, Sehn wir, wenns dir gefaellig ist, uns wieder! Im Traum erringt man solche Dinge nicht! (Alle ab; die Tuer fliegt rasselnd vor dem Prinzen zu.) (Pause.) Zweiter Auftritt Der Prinz von Homburg (bleibt einen Augenblick, mit dem Ausdruck der Verwunderung, vor der Tuer stehen, steigt dann sinnend, die Hand, in welcher er den Handschuh haelt, vor die Stirn gelegt, von der Rampe herab; kehrt sich sobald er unten ist, um, und sieht wieder nach der Tuer hinauf). Dritter Auftritt Der Graf von Hohenzollern tritt von unten, durch eine Gittertuer, auf. Ihm folgt ein Page.--Der Prinz von Homburg. Der Page (leise). Herr Graf, so hoert doch! Gnaedigster Herr Graf! Hohenzollern (unwillig). Still! die Zikade!--Nun? Was gibts? Page. Mich schickt--! Hohenzollern. Weck ihn mit deinem Zirpen mir nicht auf! Wohlan! Was gibts? Page. Der Kurfuerst schickt mich her! Dem Prinzen moechtet Ihr, wenn er erwacht, Kein Wort, befiehlt er, von dem Scherz entdecken, Den er sich eben jetzt mit ihm erlaubt! Hohenzollern (leise). Ei, So leg dich im Weizenfeld aufs Ohr, Und schlaf dich aus! Das wusst ich schon! Hinweg! (Der Page ab.) Vierter Auftritt Der Graf von Hohenzollern und der Prinz von Homburg. Hohenzollern (indem er sich in einiger Entfernung hinter dem Prinzen stellt, der noch immer unverwandt die Rampe hinaufsieht). Arthur! (Der Prinz faellt um.) Da liegt er; eine Kugel trifft nicht besser! (Er naehert sich ihm.) Nun bin ich auf die Fabel nur begierig, Die er ersinnen wird, mir zu erklaeren, Warum er hier sich schlafen hat gelegt. (Er beugt sich ueber ihn.) Arthur! He! Bist des Teufels du? Was machst du? Wie kommst du hier zu Nacht auf diesen Platz? Der Prinz von Homburg. Je, Lieber! Hohenzollern. Nun, fuerwahr, das muss ich sagen! Die Reuterei ist die du kommandierst, Auf eine Stunde schon im Marsch voraus, Und du, du liegst im Garten hier, und schlaefst. Der Prinz von Homburg. Welch eine Reuterei? Hohenzollern. Die Mamelucken!-- So wahr ich Leben atm', er weiss nicht mehr, Dass er der maerkschen Reuter Oberst ist?! Der Prinz von Homburg (steht auf). Rasch! Meinen Helm! Die Ruestung! Hohenzollern. Ja wo sind sie? Der Prinz von Homburg. Zur Rechten, Heinz, zur Rechten; auf dem Schemel! Hohenzollern. Wo? Auf dem Schemel? Der Prinz von Homburg. Ja, da legt ich, mein ich--! Hohenzollern (sieht ihn an). So nimm sie wieder von dem Schemel weg! Der Prinz von Homburg. --Was ist dies fuer ein Handschuh? (Er betrachtet den Handschuh, den er in der Hand haelt.) Hohenzollern. Ja, was weiss ich?-- (Fuer sich.) Verwuenscht! Den hat er der Prinzessin Nichte, Dort oben unbemerkt vom Arm gerissen! (Abbrechend.) Nun, rasch! Hinweg! Was saeumst du? Fort! Der Prinz von Homburg (wirft den Handschuh wieder weg). Gleich, gleich!-- He, Franz, der Schurke der mich wecken sollte! Hohenzollern (betrachtet ihn). Er ist ganz rasend toll! Der Prinz von Homburg. Bei meinem Eid! Ich weiss nicht, liebster Heinrich, wo ich bin. Hohenzollern. In Fehrbellin, du sinnverwirrter Traeumer; In einem von des Gartens Seitengaengen, Der ausgebreitet hinterm Schlosse liegt! Der Prinz von Homburg (fuer sich). Dass mich die Nacht verschlang! Mir unbewusst Im Mondschein bin ich wieder umgewandelt! (Er fasst sich) Vergib! Ich weiss nun schon. Es war, du weisst, vor Hitze, Im Bette gestern fast nicht auszuhalten. Ich schlich erschoepft in diesen Garten mich, Und weil die Nacht so lieblich mich umfing, Mit blondem Haar, von Wohlgeruch ganz triefend Ach! wie den Braeutgam eine Perserbraut, So legt ich hier in ihren Schoss mich nieder. --Was ist die Glocke jetzo? Hohenzollern. Halb auf Zwoelf. Der Prinz von Homburg. Und die Schwadronen, sagst du, brachen auf? Hohenzollern. Versteht sich, ja! Glock zehn; dem Plan gemaess! Das Regiment Prinzessin von Oranien, Hat, wie kein Zweifel ist, an ihrer Spitze Bereits die Hoehn von Hackelwitz erreicht, Wo sie des Heeres stillen Aufmarsch morgen, Dem Wrangel gegenueber decken sollen. Der Prinz von Homburg. Es ist gleichviel! Der alte Kottwitz fuehrt sie, Der jede Absicht dieses Marsches kennt. Zudem haett ich zurueck ins Hauptquartier Um zwei Uhr morgens wieder kehren muessen, Weil hier Parole noch soll empfangen werden: So blieb ich besser gleich im Ort zurueck. Komm; lass uns gehn! Der Kurfuerst weiss von nichts? Hohenzollern. Ei, was! Der liegt im Bette laengst und schlaeft. (Sie wollen gehen; der Prinz stutzt, kehrt sich um, und nimmt den Handschuh auf.) Der Prinz von Homburg. Welch einen sonderbaren Traum traeumt ich?!-- Mir war, als ob, von Gold und Silber strahlend Ein Koenigsschloss sich ploetzlich oeffnete, Und hoch von seiner Marmorramp' herab, Der ganze Reigen zu mir niederstiege, Der Menschen, die mein Busen liebt: Der Kurfuerst und die Fuerstin und die--dritte, --Wie heisst sie schon? Hohenzollern. Wer? Der Prinz von Homburg (er scheint zu suchen). Jene--die ich meine! Ein Stummgeborner wuerd sie nennen koennen! Hohenzollern. Die Platen? Der Prinz von Homburg. Nicht doch, Lieber! Hohenzollern. Die Ramin? Der Prinz von Homburg. Nicht, nicht doch, Freund! Hohenzollern. Die Bork? die Winterfeld? Der Prinz von Homburg. Nicht, nicht; ich bitte dich! Du siehst die Perle Nicht vor dem Ring, der sie in Fassung haelt. Hohenzollern. Zum Henker, sprich! Laesst das Gesicht sich raten? --Welch eine Dame meinst du? Der Prinz von Homburg. Gleichviel! Gleichviel! Der Nam ist mir, seit ich erwacht, entfallen, Und gilt zu dem Verstaendnis hier gleichviel. Hohenzollern. Gut! So sprich weiter! Der Prinz von Homburg. Aber stoer mich nicht!-- Und er, der Kurfuerst, mit der Stirn des Zeus, Hielt einen Kranz von Lorbeern in der Hand: Er stellt sich dicht mir vor das Antlitz hin, Und schlaegt, mir ganz die Seele zu entzuenden, Den Schmuck darum, der ihm vom Nacken haengt, Und reicht ihn, auf die Locken mir zu druecken --O Lieber! Hohenzollern. Wem? Der Prinz von Homburg. O Lieber! Hohenzollern. Nun, so sprich! Der Prinz von Homburg. --Es wird die Platen wohl gewesen sein. Hohenzollern. Die Platen? Was!--Die jetzt in Preussen ist? Der Prinz von Homburg. Die Platen. Wirklich. Oder die Ramin. Hohenzollern. Ach, die Ramin! Was! Die, mit roten Haaren!-- Die Platen, mit den schelmschen Veilchenaugen! Die, weiss man, die gefaellt dir. Der Prinz von Homburg. Die gefaellt mir.-- Hohenzollern. Nun, und die, sagst du, reichte dir den Kranz? Der Prinz von Homburg. Hoch auf, gleich einem Genius des Ruhms, Hebt sie den Kranz, an dem die Kette schwankte, Als ob sie einen Helden kroenen wollte. Ich streck, in unaussprechlicher Bewegung, Die Haende streck ich aus, ihn zu ergreifen: Zu Fuessen will ich vor ihr niedersinken. Doch, wie der Duft, der ueber Taeler schwebt, Vor eines Windes frischem Hauch zerstiebt, Weicht mir die Schar, die Ramp' ersteigend, aus. Die Rampe dehnt sich, da ich sie betret Endlos, bis an das Tor des Himmels aus, Ich greife rechts, ich greife links umher, Der Teuren einen aengstlich zu erhaschen. Umsonst! Des Schlosses Tor geht ploetzlich auf; Ein Blitz der aus dem Innern zuckt, verschlingt sie, Das Tor fuegt rasselnd wieder sich zusammen, Nur einen Handschuh, heftig, im Verfolgen, Streif ich der suessen Traumgestalt vom Arm: Und einen Handschuh, ihr allmaechtgen Goetter, Da ich erwache, halt ich in der Hand! Hohenzollern. Bei meinem Eid!--Und nun meinst du, der Handschuh, Der sei der ihre? Der Prinz von Homburg. Wessen? Hohenzollern. Nun, der Platen! Der Prinz von Homburg. Der Platen. Wirklich. Oder der Ramin.-- Hohenzollern (lacht). Schelm, der du bist, mit deinen Visionen! Wer weiss von welcher Schaeferstunde, traun, Mit Fleisch und Bein hier wachend zugebracht, Dir noch der Handschuh in den Haenden klebt! Der Prinz von Homburg. Was! Mir? Bei meiner Liebe--! Hohenzollern. Ei so, zum Henker, Was kuemmerts mich? Meinthalben seis die Platen, Seis die Ramin! Am Sonntag geht die Post nach Preussen, Da kannst du auf dem kuerzsten Weg erfahren, Ob deiner Schoenen dieser Handschuh fehlt.-- Fort! Es ist zwoelf. Was stehn wir hier und plaudern? Der Prinz von Homburg (traeumt vor sich nieder). --Da hast du recht. Lass uns zu Bette gehn. Doch, was ich sagen wollte, Lieber, Ist die Kurfuerstin noch und ihre Nichte hier, Die liebliche Prinzessin von Oranien, Die juengst in unser Lager eingetroffen? Hohenzollern. Warum?--Ich glaube gar, der Tor--? Der Prinz von Homburg. Warum?-- Ich sollte, weisst du, dreissig Reuter stellen, Sie wieder von dem Kriegsplatz wegzuschaffen, Ramin hab ich deshalb beordern muessen. Hohenzollern. Ei, was! Die sind laengst fort! Fort, oder reisen gleich! Ramin, zum Aufbruch voellig fertig, stand Die ganze Nacht durch mindstens am Portal. Doch fort! Zwoelf ists; und eh die Schlacht beginnt, Wuensch ich mich noch ein wenig auszuruhn. (Beide ab.) Szene: Ebendaselbst. Saal im Schloss. Man hoert in der Ferne schiessen. Fuenfter Auftritt Die Kurfuerstin und die Prinzessin Natalie in Reisekleidern, gefuehrt von einem Hofkavalier, treten auf und lassen sich zur Seite nieder. Hofdamen. Hierauf der Kurfuerst, Feldmarschall Doerfling, der Prinz von Homburg, den Handschuh im Kollett, der Graf von Hohenzollern, Graf Truchss, Obrist Hennings, Rittmeister von der Golz und mehrere andere Generale, Obersten und Offiziere. Der Kurfuerst. Was ist dies fuer ein Schiessen?--Ist das Goetz? Feldmarschall Doerfling. Das ist der Oberst Goetz, mein Fuerst und Herr, Der mit dem Vortrab gestern vorgegangen. Er hat schon einen Offizier gesandt, Der im voraus darueber dich beruhge. Ein schwedscher Posten ist, von tausend Mann, Bis auf die Hackelberge vorgerueckt; Doch haftet Goetz fuer diese Berge dir, Und sagt mir an, du moechtest nur verfahren, Als haette sie sein Vortrab schon besetzt. Der Kurfuerst (zu den Offizieren). Ihr Herrn, der Marschall kennt den Schlachtentwurf; Nehmt euren Stift, bitt ich, und schreibt ihn auf. (Die Offiziere versammeln sich auf der andern Seite um den Feldmarschall und nehmen ihre Schreibtafeln heraus.) Der Kurfuerst (wendet sich zu dem Hofkavalier). Ramin ist mit dem Wagen vorgefahren? Der Hofkavalier. Im Augenblick, mein Fuerst.--Man spannt schon an. Der Kurfuerst (laesst sich auf einen Stuhl hinter der Kurfuerstin und Prinzessin nieder). Ramin wird meine teur' Elisa fuehren, Und dreissig ruestge Reuter folgen ihm. Ihr geht auf Kalkhuhns, meines Kanzlers, Schloss Bei Havelberg, jenseits des Havelstroms, Wo sich kein Schwede mehr erblicken laesst.-- Die Kurfuerstin. Hat man die Faehre wieder hergestellt? Der Kurfuerst. Bei Havelberg?--Die Anstalt ist getroffen. Zudem ists Tag, bevor ihr sie erreicht. (Pause.) Natalie ist so still, mein suesses Maedchen? --Was fehlt dem Kind? Prinzessin Natalie. Mich schauert, lieber Onkel. Der Kurfuerst. Und gleichwohl ist mein Toechterchen so sicher, In ihrer Mutter Schoss war sies nicht mehr. (Pause.) Die Kurfuerstin. Wann, denkst du, werden wir uns wiedersehen? Der Kurfuerst. Wenn Gott den Sieg mir schenkt, wie ich nicht zweifle, Vielleicht im Laufe dieser Tage schon. (Pagen kommen und servieren den Damen ein Fruehstueck. Feldmarschall Doerfling diktiert.--Der Prinz von Homburg, Stift und Tafel in der Hand, fixiert die Damen.) Feldmarschall. Der Plan der Schlacht, ihr Herren Obersten, Den die Durchlaucht des Herrn ersann, bezweckt, Der Schweden fluechtges Heer, zu gaenzlicher Zersplittrung, von dem Brueckenkopf zu trennen, Der an dem Rhynfluss ihren Ruecken deckt. Der Oberst Hennings--! Oberst Hennings. Hier! (Er schreibt.) Feldmarschall. Der nach des Herren Willen heut Des Heeres rechten Fluegel kommandiert, Soll, durch den Grund der Hackelbuesche, still Des Feindes linken zu umgehen suchen, Sich mutig zwischen ihn und die drei Bruecken werfen, Und mit dem Grafen Truchss vereint-- Graf Truchss! Graf Truchss. Hier! (Er schreibt.) Feldmarschall. Und mit dem Grafen Truchss vereint (Er haelt inne.) Der auf den Hoehn indes, dem Wrangel gegenueber, Mit den Kanonen Posten hat gefasst-- Graf Truchss (schreibt). Kanonen Posten hat gefasst-- Feldmarschall. Habt Ihr? (Er faehrt fort.) Die Schweden in den Sumpf zu jagen suchen, Der hinter ihrem rechten Fluegel liegt. Ein Heiduck (tritt auf). Der Wagen, gnaedge Frau, ist vorgefahren. (Die Damen stehen auf.) Feldmarschall. Der Prinz von Homburg-- Der Kurfuerst (erhebt sich gleichfalls). --Ist Ramin bereit? Der Heiduck. Er harrt zu Pferd schon unten am Portal. (Die Herrschaften nehmen Abschied von einander.) Graf Truchss (schreibt). Der hinter ihrem rechten Fluegel liegt. Feldmarschall. Der Prinz von Homburg-- Wo ist der Prinz von Homburg? Graf von Hohenzollern (heimlich). Arthur! Der Prinz von Homburg (faehrt zusammen). Hier! Hohenzollern. Bist du bei Sinnen? Der Prinz von Homburg. Was befiehlt mein Marschall? (Er erroetet, stellt sich mit Stift und Pergament und schreibt.) Feldmarschall. Dem die Durchlaucht des Fuersten wiederum Die Fuehrung ruhmvoll, wie bei Rathenow, Der ganzen maerkschen Reuterei vertraut--(Er haelt inne.) Dem Obrist Kottwitz gleichwohl unbeschadet, Der ihm mit seinem Rat zur Hand wird gehn-- (Halblaut zum Rittmeister Golz.) Ist Kottwitz hier? Rittmeister von der Golz. Nein, mein General, du siehst, Mich hat er abgeschickt, an seiner Statt, Aus deinem Mund den Kriegsbefehl zu hoeren. (Der Prinz sieht wieder nach den Damen herueber.) Feldmarschall (faehrt fort). Stellt auf der Ebne sich, beim Dorfe Hackelwitz, Des Feindes rechtem Fluegel gegenueber, Fern ausser dem Kanonenschusse auf. Rittmeister von der Golz (schreibt). Fern ausser dem Kanonenschusse auf. (Die Kurfuerstin bindet der Prinzessin ein Tuch um den Hals. Die Prinzessin, indem sie sich die Handschuh anziehen will, sieht sich um, als ob sie etwas suchte.) Der Kurfuerst (tritt zu ihr). Mein Toechterchen, was fehlt dir--? Die Kurfuerstin. Suchst du etwas? Prinzessin Natalie. Ich weiss nicht, liebe Tante, meinen Handschuh-- (Sie sehen sich alle um.) Der Kurfuerst (zu den Hofdamen). Ihr Schoenen! Wollt ihr guetig euch bemuehn? Die Kurfuerstin (zur Prinzessin). Du haeltst ihn, Kind. Natalie. Den rechten; doch den linken? Der Kurfuerst. Vielleicht dass er im Schlafgemach geblieben? Natalie. O liebe Bork! Der Kurfuerst (zu diesem Fraeulein). Rasch, rasch! Natalie. Auf dem Kamin! (Die Hofdame ab.) Der Prinz von Homburg (fuer sich). Herr meines Lebens! hab ich recht gehoert? (Er nimmt den Handschuh aus dem Kollett.) Feldmarschall (sieht in ein Papier, das er in der Hand haelt). Fern ausser dem Kanonenschusse auf.-- (Er faehrt fort.) Des Prinzen Durchlaucht wird-- Der Prinz von Homburg. Den Handschuh sucht sie (Er sieht bald den Handschuh, bald die Prinzessin an.) Feldmarschall. Nach unsers Herrn ausdruecklichem Befehl-- Rittmeister von der Golz (schreibt). Nach unsers Herrn ausdruecklichem Befehl-- Feldmarschall. Wie immer auch die Schlacht sich wenden mag, Vom Platz nicht, der ihm angewiesen, weichen-- Der Prinz von Homburg. --Rasch, dass ich jetzt erpruefe, ob ers ist! (Er laesst, zugleich mit seinem Schnupftuch, den Handschuh fallen; das Schnupftuch hebt er wieder auf, den Handschuh laesst er so, dass ihn jedermann sehen kann, liegen.) Feldmarschall (befremdet). Was macht des Prinzen Durchlaucht? Graf von Hohenzollern (heimlich). Arthur! Der Prinz von Homburg. Hier! Hohenzollern. Ich glaub, Du bist des Teufels?! Der Prinz von Homburg. Was befiehlt mein Marschall? (Er nimmt wieder Stift und Tafel zur Hand. Der Feldmarschall sieht ihn einen Augenblick fragend an.--Pause.) Rittmeister von der Golz (nachdem er geschrieben). Vom Platz nicht, der ihm angewiesen, weichen-- Feldmarschall (faehrt fort). Als bis, gedraengt von Hennings und von Truchss-- Der Prinz von Homburg (zum Rittmeister Golz, heimlich, indem er in seine Schreibtafel sieht). Wer? lieber Golz! Was? Ich? Rittmeister von der Golz. Ihr, ja! Wer sonst? Der Prinz von Homburg. Vom Platz nicht soll ich--? Rittmeister von der Golz. Freilich! Feldmarschall. Nun? habt Ihr? Der Prinz von Homburg (laut). Vom Platz nicht, der mir angewiesen, weichen (Er schreibt.) Feldmarschall. Als bis, gedraengt von Hennings und von Truchss-- (Er haelt inne.) Des Feindes linker Fluegel, aufgeloest, Auf seinen rechten stuerzt, und alle seine Schlachthaufen wankend nach der Trift sich draengen, In deren Suempfen, oft durchkreuzt von Graeben, Der Kriegsplan eben ist, ihn aufzureiben. Der Kurfuerst. Ihr Pagen, leuchtet!--Euren Arm, ihr Lieben! (Er bricht mit der Kurfuerstin und der Prinzessin auf.) Feldmarschall. Dann wird er die Fanfare blasen lassen. Die Kurfuerstin (da einige Offiziere sie komplimentieren). Auf Wiedersehn, ihr Herrn! Lasst uns nicht stoeren. (Der Feldmarschall komplimentiert sie auch.) Der Kurfuerst (steht ploetzlich still). Sieh da! Des Fraeuleins Handschuh! Rasch! Dort liegt er! Ein Hofkavalier. Wo? Der Kurfuerst. Zu des Prinzen, unsers Vetters, Fuessen! Der Prinz von Homburg (ritterlich). Zu meinen--? Was! Ist das der Eurige? (Er hebt ihn auf und bringt ihn der Prinzessin.) Natalie. Ich dank Euch, edler Prinz. Der Prinz von Homburg (verwirrt). Ist das der Eure? Natalie. Der meinige; der, welchen ich vermisst. (Sie empfaengt ihn und zieht ihn an.) Die Kurfuerstin (zu dem Prinzen im Abgehen). Lebt wohl! Lebt wohl! Viel Glueck und Heil und Segen! Macht, dass wir bald und froh uns wieder sehn! (Der Kurfuerst mit den Frauen ab. Hofdamen, Kavaliere und Pagen folgen.) Der Prinz von Homburg (steht einen Augenblick, wie vom Blitz getroffen da; dann wendet er sich mit triumphierenden Schritten wieder in den Kreis der Offiziere zurueck). Dann wird er die Fanfare blasen lassen! (Er tut, als ob er schriebe.) Feldmarschall (sieht in sein Papier). Dann wird er die Fanfare blasen lassen.-- Doch wird des Fuersten Durchlaucht ihm, damit, Durch Missverstand, der Schlag zu frueh nicht falle-- (Er haelt inne.) Rittmeister von der Golz (schreibt). Durch Missverstand, der Schlag zu frueh nicht falle Der Prinz von Homburg (zum Graf Hohenzollern, heimlich, in grosser Bewegung). O Heinrich! Hohenzollern (unwillig). Nun! Was gibts? Was hast du vor? Der Prinz von Homburg. Was! Sahst du nichts? Hohenzollern. Nein, nichts! Sei still, zum Henker! Feldmarschall (faehrt fort). Ihm einen Offizier, aus seiner Suite, senden, Der den Befehl, das merkt, ausdruecklich noch Zum Angriff auf den Feind ihm ueberbringe. Eh wird er nicht Fanfare blasen lassen. (Der Prinz steht und traeumt vor sich nieder.) --Habt Ihr? Rittmeister von der Golz (schreibt). Eh wird er nicht Fanfare blasen lassen. Feldmarschall (mit erhoehter Stimme.). Des Prinzen Durchlaucht, habt Ihr? Der Prinz von Homburg. Mein Feldmarschall? Feldmarschall. Ob Ihr geschrieben habt? Der Prinz von Homburg.--Von der Fanfare? Hohenzollern (heimlich, unwillig, nachdruecklich). Fanfare! Sei verwuenscht! Nicht eh, als bis der-- Rittmeister von der Golz (ebenso). Als bis er selbst-- Der Prinz von Homburg (unterbricht sie). Ja, allerdings! Eh nicht-- Doch dann wird er Fanfare blasen lassen. (Er schreibt.--Pause.) Feldmarschall. Den Obrist Kottwitz, merkt das, Baron Golz, Wuensch ich, wenn er es moeglich machen kann, Noch vor Beginn des Treffens selbst zu sprechen. Rittmeister von der Golz (mit Bedeutung). Bestellen werd ich es. Verlass dich drauf. (Pause.) Der Kurfuerst (kommt zurueck). Nun, meine General' und Obersten, Der Morgenstrahl ergraut!--Habt ihr geschrieben? Feldmarschall. Es ist vollbracht, mein Fuerst; dein Kriegsplan ist An deine Feldherrn puenktlich ausgeteilt! Der Kurfuerst (indem er Hut und Handschuh nimmt). Herr Prinz von Homburg, dir empfehl ich Ruhe! Du hast am Ufer, weisst du, mir des Rheins Zwei Siege juengst verscherzt; regier dich wohl, Und lass mich heut den dritten nicht entbehren, Der mindres nicht, als Thron und Reich, mir gilt! (Zu den Offizieren.) Folgt mir!--He, Franz! Ein Reitknecht (tritt auf). Hier! Der Kurfuerst. Rasch! Den Schimmel vor! --Noch vor der Sonn im Schlachtfeld will ich sein! (Ab; die Generale, Obersten und Offiziere folgen ihm.) Sechster Auftritt Der Prinz von Homburg (in den Vordergrund tretend). Nun denn, auf deiner Kugel, Ungeheures, Du, der der Windeshauch den Schleier heut, Gleich einem Segel lueftet, roll heran! Du hast mir, Glueck, die Locken schon gestreift: Ein Pfand schon warfst du, im Vorueberschweben, Aus deinem Fuellhorn laechelnd mir herab: Heut, Kind der Goetter, such ich, fluechtiges, Ich hasche dich im Feld der Schlacht und stuerze Ganz deinen Segen mir zu Fuessen um: Waerst du auch siebenfach, mit Eisenketten, Am schwedschen Siegeswagen festgebunden! (Ab.) Zweiter Akt Szene: Schlachtfeld bei Fehrbellin. Erster Auftritt Obrist Kottwitz, Graf Hohenzollern, Rittmeister von der Golz, und andere Offiziere, an der Spitze der Reuterei, treten auf. Obrist Kottwitz (ausserhalb der Szene). Halt hier die Reuterei, und abgesessen! Hohenzollern und Golz (treten auf). Halt!--Halt! Obrist Kottwitz. Wer hilft vom Pferde mir, ihr Freunde? Hohenzollern und Golz. Hier, Alter, hier! (Sie treten wieder zurueck..) Obrist Kottwitz (ausserhalb). Habt Dank!--Ouf! Dass die Pest mich! --Ein edler Sohn, fuer euren Dienst, jedwedem, Der euch, wenn ihr zerfallt, ein Gleiches tut! (Er tritt auf; Hohenzollern, Golz und andere, hinter ihm.) Ja, auf dem Ross fuehl ich voll Tugend mich; Doch sitz ich ab, da hebt ein Strauss sich an, Als ob sich Leib und Seele kaempfend trennten! (Er sieht sich um.) Wo ist des Prinzen, unsers Fuehrers, Durchlaucht? Hohenzollern. Der Prinz kehrt gleich zu dir zurueck! Obrist Kottwitz. Wo ist er? Hohenzollern. Er ritt ins Dorf, das dir, versteckt in Bueschen, Zur Seite blieb. Er wird gleich wiederkommen. Ein Offizier. Zur Nachtzeit, hoer ich, fiel er mit dem Pferd? Hohenzollern. Ich glaube, ja. Obrist Kottwitz. Er fiel? Hohenzollern (wendet sich). Nichts von Bedeutung! Sein Rappe scheute an der Muehle sich, Jedoch, leichthin zur Seite niedergleitend, Tat er auch nicht den mindsten Schaden sich. Es ist den Odem keiner Sorge wert. Obrist Kottwitz (auf einen Huegel tretend). Ein schoener Tag, so wahr ich Leben atme! Ein Tag von Gott, dem hohen Herrn der Welt, Gemacht zu suesserm Ding als sich zu schlagen! Die Sonne schimmert roetlich durch die Wolken, Und die Gefuehle flattern, mit der Lerche, Zum heitern Duft des Himmels jubelnd auf!-- Golz. Hast du den Marschall Doerfling aufgefunden? Obrist Kottwitz (kommt vorwaerts). Zum Henker, nein! Was denkt die Exzellenz? Bin ich ein Pfeil, ein Vogel, ein Gedanke, Dass er mich durch das ganze Schlachtfeld sprengt? Ich war beim Vortrab, auf den Hackelhoehn, Und in dem Hackelgrund, beim Hintertrab: Doch wen ich nicht gefunden, war der Marschall! Drauf meine Reuter sucht ich wieder auf. Golz. Das wird sehr leid ihm tun. Es schien, er hatte Dir von Belang noch etwas zu vertraun. Der Offizier. Da kommt des Prinzen, unsers Fuehrers, Durchlaucht! Zweiter Auftritt Der Prinz von Homburg, mit einem schwarzen Band um die linke Hand. Die Vorigen. Obrist Kottwitz. Sei mir gegruesst, mein junger edler Prinz! Schau her, wie, waehrend du im Doerfchen warst, Die Reuter ich im Talweg aufgestellt: Ich denk du wirst mit mir zufrieden sein! Der Prinz von Homburg. Guten Morgen, Kottwitz!--Guten Morgen, Freunde! --Du weisst, ich lobe alles, was du tust. Hohenzollern. Was machtest, Arthur, in dem Doerfchen du? --Du scheinst so ernst! Der Prinz von Homburg. Ich--war in der Kapelle, Die aus des Doerfchens stillen Bueschen blinkte. Man laeutete, da wir vorueberzogen, Zur Andacht eben ein, da trieb michs an, Am Altar auch mich betend hinzuwerfen. Obrist Kottwitz. Ein frommer junger Herr, das muss ich sagen! Das Werk, glaubt mir, das mit Gebet beginnt, Das wird mit Heil und Ruhm und Sieg sich kroenen! Der Prinz von Homburg. Was ich dir sagen wollte, Heinrich-- (Er fuehrt den Grafen ein wenig vor.) Was wars schon, was der Doerfling, mich betreffend, Bei der Parol' hat gestern vorgebracht? Hohenzollern. --Du warst zerstreut. Ich hab es wohl gesehn. Der Prinz von Homburg. Zerstreut--geteilt; ich weiss nicht, was mir fehlte, Diktieren in die Feder macht mich irr.-- Hohenzollern. --Zum Glueck nicht diesmal eben viel fuer dich. Der Truchss und Hennings, die das Fussvolk fuehren, Die sind zum Angriff auf den Feind bestimmt, Und dir ist aufgegeben, hier zu halten Im Tal, schlagfertig mit der Reuterei, Bis man zum Angriff den Befehl dir schickt. Der Prinz von Homburg (nach einer Pause, in der er vor sich niedergetraeumt). --Ein wunderlicher Vorfall! Hohenzollern. Welcher, Lieber? (Er sieht ihn an.--Ein Kanonenschuss faellt.) Obrist Kottwitz. Holla, ihr Herrn, holla! Sitzt auf! sitzt auf! Das ist der Hennings und die Schlacht beginnt! (Sie besteigen saemtlich einen Huegel.) Der Prinz von Homburg. Wer ist es? Was? Hohenzollern. Der Obrist Hennings, Arthur, Der sich in Wrangels Ruecken hat geschlichen! Komm nur, dort kannst du alles ueberschaun. Golz (auf dem Huegel). Seht, wie er furchtbar sich am Rhyn entfaltet! Der Prinz von Homburg (haelt sich die Hand vors Auge). --Der Hennings dort auf unserm rechten Fluegel? Erster Offizier. Ja, mein erlauchter Prinz. Der Prinz von Homburg. Was auch, zum Henker! Der stand ja gestern auf des Heeres Linken. (Kanonenschuesse in der Ferne.) Obrist Kottwitz. Blitzelement! Seht, aus zwoelf Feuerschluenden Wirkt jetzt der Wrangel auf den Hennings los! Erster Offizier. Das nenn ich Schanzen das, die schwedischen! Zweiter Offizier. Bei Gott, getuermt bis an die Kirchsturmspitze, Des Dorfs, das hinter ihrem Ruecken liege! (Schuesse in der Naehe.) Golz. Das ist der Truchss! Der Prinz von Homburg. Der Truchss? Obrist Kottwitz. Der Truchss, er, ja; Der Hennings jetzt von vorn zu Huelfe kommt. Der Prinz von Homburg. Wie kommt der Truchss heut in die Mitte? (Heftige Kanonade.) Golz. O Himmel, schaut, mich duenkt das Dorf fing Feuer! Dritter Offizier. Es brennt, so wahr ich leb! Erster Offizier. Es brennt! Es brennt! Die Flamme zuckt schon an dem Turm empor! Golz. Hui! Wie die Schwedenboten fliegen rechts und links! Zweiter Offizier. Sie brechen auf! Obrist Kottwitz. Wo? Erster Offizier. Auf dem rechten Fluegel!-- Dritter Offizier. Freilich! In Zuegen! Mit drei Regimentern! Es scheint, den linken wollen sie verstaerken. Zweiter Offizier. Bei meiner Treu! Und Reuterei rueckt vor, Den Marsch des rechten Fluegels zu bedecken! Hohenzollern (lacht). Ha! Wie das Feld die wieder raeumen wird, Wenn sie versteckt uns hier im Tal erblickt! (Musketenfeuer.) Kottwitz. Schaut! Brueder, schaut! Zweiter Offizier. Horcht! Erster Offizier. Feuer der Musketen! Dritter Offizier. Jetzt sind sie bei den Schanzen aneinander!-- Golz. Bei Gott! Solch einen Donner des Geschuetzes Hab ich zeit meines Lebens nicht gehoert! Hohenzollern. Schiesst! Schiesst! Und macht den Schoss der Erde bersten! Der Riss soll eurer Leichen Grabmal sein. (Pause.--Ein Siegsgeschrei in der Ferne.) Erster Offizier. Herr, du, dort oben, der den Sieg verleiht: Der Wrangel kehrt den Ruecken schon! Hohenzollern. Nein, sprich! Golz. Beim Himmel, Freunde! Auf dem linken Fluegel! Er raeumt mit seinem Feldgeschuetz die Schanzen. Alle. Triumph! Triumph! Triumph! Der Sieg ist unser! Der Prinz von Homburg (steigt vom Huegel herab). Auf, Kottwitz, folg mir! Obrist Kottwitz. Ruhig, ruhig, Kinder! Der Prinz von Homburg. Auf! Lass Fanfare blasen! Folge mir! Obrist Kottwitz. Ich sage, ruhig. Der Prinz von Homburg (wild). Himmel, Erd und Hoelle! Obrist Kottwitz. Des Herrn Durchlaucht, bei der Parole gestern, Befahl, dass wir auf Order warten sollen. Golz, lies dem Herren die Parole vor. Der Prinz von Homburg. Auf Ord'r! Ei, Kottwitz! Reitest du so langsam? Hast du sie noch vom Herzen nicht empfangen? Obrist Kottwitz. Order? Hohenzollern. Ich bitte dich! Obrist Kottwitz. Von meinem Herzen? Hohenzollern. Lass dir bedeuten, Arthur! Golz. Hoer' mein Obrist! Obrist Kottwitz (beleidigt). Oho! Koemmst du mir so, mein junger Herr?-- Den Gaul, den du dahersprengst, schlepp ich noch Im Notfall an dem Schwanz des meinen fort! Marsch, marsch, ihr Herrn! Trompeter, die Fanfare! Zum Kampf! Zum Kampf! Der Kottwitz ist dabei! Golz (zu Kottwitz). Nein nimmermehr, mein Obrist! Nimmermehr! Zweiter Offizier. Der Hennings hat den Rhyn noch nicht erreicht! Erster Offizier. Nimm ihm den Degen ab! Der Prinz von Homburg. Den Degen mir? (Er stoesst ihn zurueck.) Ei, du vorwitzger Knabe, der du noch Nicht die Zehn maerkischen Gebote kennst! Hier ist der deinige, zusamt der Scheide! (Er reisst ihm das Schwert samt dem Guertel ab.) Erster Offizier (taumelnd). Mein Prinz, die Tat, bei Gott--! Der Prinz von Homburg (auf ihn einschreitend). Den Mund noch oeffnest--? Hohenzollern (zu dem Offizier). Schweig! Bist du rasend? Der Prinz von Homburg (indem er den Degen abgibt). Ordonnanzen!-- Fuehrt ihn gefangen ab, ins Hauptquartier. (Zu Kottwitz und den uebrigen Offizieren.) Und jetzt ist die Parol', ihr Herrn: ein Schurke, Wer seinem General zur Schlacht nicht folgt! --Wer von euch bleibt? Obrist Kottwitz. Du hoerst. Was eiferst du? Hohenzollern (beilegend). Es war ein Rat nur, den man dir erteilt. Obrist Kottwitz. Auf deine Kappe nimms. Ich folge dir. Der Prinz von Homburg (beruhigt). Ich nehms auf meine Kappe. Folgt mir, Brueder! (Alle ab.) Szene: Zimmer in einem Dorf. Dritter Auftritt Ein Hofkavalier, in Stiefeln und Sporen, tritt auf.--Ein Bauer und seine Frau sitzen an einem Tisch und arbeiten. Hofkavalier. Glueck auf, ihr wackern Leute! Habt ihr Platz, In eurem Hause Gaeste aufzunehmen? Der Bauer. O ja! Von Herzen. Die Frau. Darf man wissen, wen? Hofkavalier. Die hohe Landesmutter! Keinen Schlechtern! Am Dorftor brach die Achse ihres Wagens, Und weil wir hoeren, dass der Sieg erfochten, So braucht es weiter diese Reise nicht. Beide (stehen auf). Der Sieg erfochten?--Himmel! Hofkavalier. Das wisst ihr nicht? Das Heer der Schweden ist aufs Haupt geschlagen, Wenn nicht fuer immer, doch auf Jahresfrist, Die Mark vor ihrem Schwert und Feuer sicher! --Doch seht! da koemmt die Landesfuerstin schon. Vierter Auftritt Die Kurfuerstin, bleich und verstoert. Prinzessin Natalie und mehrere Hofdamen folgen.--Die Vorigen. Kurfuerstin (unter der Tuer). Bork! Winterfeld! Kommt: gebt mir euren Arm! Natalie (zu ihr eilend). O meine Mutter! Die Hofdamen. Gott! Sie bleicht! Sie faellt! (Sie unterstuetzen sie.) Kurfuerstin. Fuehrt mich auf einen Stuhl, ich will mich setzen. --Tot, sagt er; tot? Natalie. O meine teure Mutter! Kurfuerstin. Ich will den Ungluecksboten selber sprechen. Fuenfter Auftritt Rittmeister von Moerner tritt verwundet auf, von zwei Reutern gefuehrt.--Die Vorigen. Kurfuerstin. Was bringst du, Herold des Entsetzens, mir? Moerner. Was diese Augen, leider, teure Frau, Zu meinem ewgen Jammer, selbst gesehn. Kurfuerstin. Wohlan! Erzaehl! Moerner. Der Kurfuerst ist nicht mehr! Natalie. O Himmel! Soll ein so ungeheurer Schlag uns treffen? (Sie bedeckt sich das Gesicht.) Kurfuerstin. Erstatte mir Bericht, wie er gesunken! --Und wie der Blitzstrahl, der den Wandrer trifft, Die Welt noch einmal purpurn ihm erleuchtet, So lass dein Wort sein; Nacht, wenn du gesprochen, Moeg ueber meinem Haupt zusammenschlagen. Moerner (tritt, gefuehrt von den beiden Reutern, vor ihr). Der Prinz von Homburg war, sobald der Feind, Gedraengt von Truchss, in seiner Stellung wankte, Auf Wrangel in die Ebne vorgerueckt; Zwei Linien hatt er, mit der Reuterei, Durchbrochen schon, und auf der Flucht vernichtet, Als er auf eine Feldredoute stiess. Hier schlug so moerderischer Eisenregen Entgegen ihm, dass seine Reuterschar, Wie eine Saat, sich knickend niederlegte: Halt musst er machen zwischen Busch und Huegeln, Um sein zerstreutes Reuterkorps zu sammeln. Natalie (zur Kurfuerstin). Geliebte! Fasse dich! Kurfuerstin. Lass, lass mich, Liebe! Moerner. In diesem Augenblick, dem Staub entrueckt, Bemerken wir den Herrn, der, bei den Fahnen Des Truchssschen Korps, dem Feind entgegenreitet; Auf einem Schimmel herrlich sass er da, Im Sonnenstrahl, die Bahn des Siegs erleuchtend. Wir alle sammeln uns, bei diesem Anblick, Auf eines Huegels Abhang, schwer besorgt, Inmitten ihn des Feuers zu erblicken: Als ploetzlich jetzt der Kurfuerst, Ross und Reuter, In Staub vor unsern Augen niedersinkt; Zwei Fahnentraeger fielen ueber ihn, Und deckten ihn mit ihren Fahnen zu. Natalie. O meine Mutter! Erste Hofdame. Himmel! Kurfuerstin. Weiter! Weiter! Moerner. Drauf fasst, bei diesem schreckenvollen Anblick, Schmerz, unermesslicher, des Prinzen Herz; Dem Baeren gleich, von Wut gespornt und Rache, Bricht er mit uns auf die Verschanzung los: Der Graben wird, der Erdwall, der sie deckt, Im Anlauf ueberflogen, die Besatzung Geworfen, auf das Feld zerstreut, vernichtet, Kanonen, Fahnen, Pauken und Standarten, Der Schweden ganzes Kriegsgepaeck, erbeutet: Und haette nicht der Brueckenkopf am Rhyn Im Wuergen uns gehemmt, so waere keiner, Der an dem Herd der Vaeter, sagen koennte: Bei Fehrbellin sah ich den Helden fallen! Kurfuerstin. Ein Sieg, zu teu'r erkauft! Ich mag ihn nicht. Gebt mir den Preis, den er gekostet, wieder. (Sie sinkt in Ohnmacht.) Erste Hofdame. Hilf, Gott im Himmel! Ihre Sinne schwinden. (Natalie weint.) Sechster Auftritt Der Prinz von Homburg tritt auf.--Die Vorigen. Der Prinz von Homburg. O meine teuerste Natalie! (Er legt ihre Hand geruehrt an sein Herz.) Natalie. So ist es wahr? Der Prinz von Homburg. O! koennt ich sagen: nein! Koennt ich mit Blut, aus diesem treuen Herzen, Das seinige zurueck ins Dasein rufen! Natalie (trocknet sich die Traenen). Hat man denn schon die Leiche aufgefunden? Der Prinz von Homburg. Ach, mein Geschaeft, bis diesen Augenblick, War Rache nur an Wrangel; wie vermocht ich, Solch einer Sorge mich bis jetzt zu weihn? Doch eine Schar von Maennern sandt ich aus, Ihn, im Gefild des Todes, aufzusuchen: Vor Nacht noch zweifelsohne trifft er ein. Natalie. Wer wird, in diesem schauderhaften Kampf, Jetzt diese Schweden niederhalten? Wer Vor dieser Welt von Feinden uns beschirmen, Die uns sein Glueck, die uns sein Ruhm erworben? Der Prinz von Homburg (nimmt ihre Hand). Ich, Fraeulein, uebernehme eure Sache! Ein Engel will ich, mit dem Flammenschwert, An eures Throns verwaiste Stufen stehn! Der Kurfuerst wollte, eh das Jahr noch wechselt, Befreit die Marken sehn; wohlan! ich will der Vollstrecker solchen letzten Willens sein! Natalie. Mein lieber, teurer Vetter! (Sie zieht ihre Hand zurueck.) Der Prinz von Homburg. O Natalie! (Er haelt einen Augenblick inne.) Wie denkt Ihr ueber Eure Zukunft jetzt? Natalie. Ja, was soll ich, nach diesem Wetterschlag, Der unter mir den Grund zerreisst, beginnen? Mir ruht der Vater, mir die teure Mutter, Im Grab zu Amsterdam; in Schutt und Asche Liegt Dortrecht, meines Hauses Erbe, da; Gedraengt von Spaniens Tyrannenheeren, Weiss Moritz kaum, mein Vetter von Oranien, Wo er die eignen Kinder retten soll: Und jetzt sinkt mir die letzte Stuetze nieder, Die meines Glueckes Rebe aufrecht hielt. Ich ward zum zweitenmale heut verwaist. Der Prinz von Homburg (schlaegt einen Arm um ihren Leib). O meine Freundin! Waere diese Stunde Der Trauer nicht geweiht, so wollt ich sagen: Schlingt Eure Zweige hier um diese Brust, Um sie, die schon seit Jahren, einsam bluehend, Nach eurer Glocken holden Duft sich sehnt! Natalie. Mein lieber, guter Vetter! Der Prinz von Homburg.--Wollt Ihr? Wollt Ihr? Natalie. --Wenn ich ins innre Mark ihr wachsen darf? (Sie legt sich an seine Brust.) Der Prinz von Homburg. Wie? Was war das? Natalie. Hinweg! Der Prinz von Homburg (haelt sie). In ihren Kern! In ihres Herzens Kern, Natalie! (Er kuesst sie; sie reisst sich los.) O Gott, waer er jetzt da, den wir beweinen, Um diesen Bund zu schauen! Koennten wir Zu ihm aufstammeln: Vater, segne uns! (Er bedeckt sein Gesicht mit seinen Haenden; Natalie wendet sich wieder zur Kurfuerstin zurueck.) Siebenter Auftritt Ein Wachtmeister tritt eilig auf.--Die Vorigen. Wachtmeister. Mein Prinz, kaum wag ich, beim lebendgen Gott, Welch ein Geruecht sich ausstreut, Euch zu melden! --Der Kurfuerst lebt! Der Prinz von Homburg. Er lebt! Wachtmeister. Beim hohen Himmel! Graf Sparren bringt die Nachricht eben her. Natalie. Herr meines Lebens! Mutter; hoertest dus? (Sie stuerzt vor der Kurfuerstin nieder und umfasst ihren Leib.) Der Prinz von Homburg. Nein, sag--! Wer bringt mir--? Wachtmeister. Graf Georg von Sparren, Der ihn in Hackelwitz beim Truchssschen Korps, Mit eignem Aug, gesund und wohl, gesehn! Der Prinz von Homburg. Geschwind! Lauf, Alter! Bring ihn mir herein! (Wachtmeister ab.) Achter Auftritt Graf Georg von Sparren und der Wachtmeister treten auf. Die Vorigen. Kurfuerstin. O stuerzt mich zweimal nicht zum Abgrund nieder! Natalie. Nein, meine teure Mutter! Kurfuerstin. Friedrich lebt? Natalie (haelt sie mit beiden Haenden aufrecht). Des Daseins Gipfel nimmt Euch wieder auf! Wachtmeister (auftretend). Hier ist der Offizier! Der Prinz von Homburg. Herr Graf von Sparren! Des Herrn Durchlaucht habt Ihr frisch und wohlauf, Beim Truchssschen Korps, in Hackelwitz, gesehn? Graf Sparren. Ja, mein erlauchter Prinz, im Hof des Pfarrers, Wo er Befehle gab, vom Stab umringt, Die Toten beider Heere zu begraben! Die Hofdamen. O Gott! An deine Brust--(Sie umarmen sich.) Kurfuerstin. O meine Tochter! Natalie. Nein, diese Seligkeit ist fast zu gross! (Sie drueckt ihr Gesicht in der Tante Schoss.) Der Prinz von Homburg. Sah ich von fern, an meiner Reuter Spitze, Ihn nicht, zerschmettert von Kanonenkugeln, In Staub, samt seinem Schimmel, niederstuerzen? Graf Sparren. Der Schimmel, allerdings, stuerzt', samt dem Reuter, Doch wer ihn ritt, mein Prinz, war nicht der Herr. Der Prinz von Homburg. Nicht? Nicht der Herr? Natalie. O Jubel! (Sie steht auf und stellt sich an die Seite der Kurfuerstin.) Der Prinz von Homburg. Sprich! Erzaehle! Dein Wort faellt schwer wie Gold in meine Brust! Graf Sparren. O lasst die ruehrendste Begebenheit, Die je ein Ohr vernommen, Euch berichten! Der Landesherr, der, jeder Warnung taub, Den Schimmel wieder ritt, den strahlendweissen, Den Froben juengst in England ihm erstand, War wieder, wie bis heut noch stets geschah, Das Ziel der feindlichen Kanonenkugeln. Kaum konnte, wer zu seinem Tross gehoerte, Auf einen Kreis von hundert Schritt ihm nahn; Granaten waelzten, Kugeln und Kartaetschen, Sich wie ein breiter Todesstrom daher, Und alles, was da lebte, wich ans Ufer: Nur er, der kuehne Schwimmer, wankte nicht, Und, stets den Freunden winkend, rudert' er Getrost den Hoehn zu, wo die Quelle sprang. Der Prinz von Homburg. Beim Himmel, ja! Ein Grausen wars, zu sehn. Graf Sparren. Stallmeister Froben, der, beim Tross der Suite, Zunaechst ihm folgt, ruft dieses Wort mir zu: "Verwuenscht sei heut mir dieses Schimmels Glanz, Mit schwerem Gold in London juengst erkauft! Wollt ich doch funfzig Stueck Dukaten geben, Koennt ich ihn mit dem Grau der Maeuse decken." Er naht, voll heisser Sorge, ihm und spricht: "Hoheit, dein Pferd ist scheu, du musst verstatten, Dass ichs noch einmal in die Schule nehme!" Mit diesem Wort entsitzt er seinem Fuchs, Und faellt dem Tier des Herren in den Zaum. Der Herr steigt ab, still laechelnd, und versetzt: "Die Kunst, die du ihn, Alter, lehren willst, Wird er, solang es Tag ist, schwerlich lernen. Nimm, bitt ich, fern ihn, hinter jenen Huegeln, Wo seines Fehls der Feind nicht achtet, vor." Dem Fuchs drauf sitzt er auf, den Froben reitet, Und kehrt zurueck, wohin sein Amt ihn ruft. Doch Froben hat den Schimmel kaum bestiegen, So reisst, entsendet aus der Feldredoute, Ihn schon ein Mordblei, Ross und Reuter, nieder. In Staub sinkt er, ein Opfer seiner Treue, Und keinen Laut vernahm man mehr von ihm. (Kurze Pause.) Der Prinz von Homburg. Er ist bezahlt!--Wenn ich zehn Leben haette, Koennt ich sie besser brauchen nicht, als so! Natalie. Der wackre Froben! Kurfuerstin. Der Vortreffliche! Natalie. Ein Schlechtrer waere noch der Traenen wert! (Sie weinen.) Der Prinz von Homburg. Genug! Zur Sache jetzt. Wo ist der Kurfuerst? Nahm er in Hackelwitz sein Hauptquartier? Graf Sparren. Vergib! der Herr ist nach Berlin gegangen, Und die gesamte Generalitaet Ist aufgefordert, ihm dahin zu folgen. Der Prinz von Homburg. Wie? Nach Berlin?--Ist denn der Feldzug aus? Graf Sparren. Fuerwahr, ich staune, dass dir alles fremd! Graf Horn, der schwedsche General, traf ein; Es ist im Lager, gleich nach seiner Ankunft, Ein Waffenstillstand ausgerufen worden. Wenn ich den Marschall Doerfling recht verstanden, Ward eine Unterhandlung angeknuepft: Leicht, dass der Frieden selbst erfolgen kann. Kurfuerstin. O Gott, wie herrlich klaert sich alles auf! (Sie steht auf.) Der Prinz von Homburg. Kommt, lasst sogleich uns nach Berlin ihm folgen! --Raeumst du, zu rascherer Befoerderung, wohl Mir einen Platz in deinem Wagen ein? --Zwei Zeilen nur an Kottwitz schreib ich noch, Und steige augenblicklich mit dir ein. (Er setzt sich nieder und schreibt.) Kurfuerstin. Von ganzem Herzen gern! Der Prinz von Homburg (legt den Brief zusammen und uebergibt ihn dem Wachtmeister; indem er sich wieder zur Kurfuerstin wendet, und den Arm sanft um Nataliens Leib legt). Ich habe so Dir einen Wunsch noch schuechtern zu vertraun, Des ich mich auf der Reis entlasten will. Natalie (macht sich von ihm los). Bork! Rasch! Mein Halstuch, bitt ich! Kurfuerstin. Du? Einen Wunsch mir? Erste Hofdame. Ihr tragt das Tuch, Prinzessin, um den Hals! Der Prinz von Homburg (zur Kurfuerstin). Was? Raetst du nichts? Kurfuerstin. Nein, nichts! Der Prinz von Homburg. Was? Keine Silbe? Kurfuerstin (abbrechend). Gleichviel!--Heut keinem Flehenden auf Erden Antwort ich: nein! was es auch immer sei; Und dir, du Sieger in der Schlacht, zuletzt! --Hinweg! Der Prinz von Homburg. O Mutter! Welch ein Wort sprachst du? Darf ichs mir deuten, wie es mir gefaellt? Kurfuerstin. Hinweg, sag ich! Im Wagen mehr davon! Der Prinz von Homburg. Kommt, gebt mir Euren Arm!--O Caesar Divus! Die Leiter setz ich an, an deinen Stern! (Er fuehrt die Damen ab; alle folgen.) Szene: Berlin. Lustgarten vor dem alten Schloss. Im Hintergrunde die Schlosskirche, mit einer Treppe. Glockenklang; die Kirche ist stark erleuchtet; man sieht die Leiche Frobens voruebertragen, und auf einen praechtigen Katafalk niedersetzen. Neunter Auftritt Der Kurfuerst, Feldmarschall Doerfling, Obrist Hennings, Graf Truchss, und mehrere andere Obristen und Offiziere treten auf. Ihm gegenueber zeigen sich einige Offiziere mit Depeschen.-- In der Kirche sowohl als auf dem Platz Volk jeden Alters und Geschlechts. Der Kurfuerst. Wer immer auch die Reuterei gefuehrt, Am Tag der Schlacht, und, eh der Obrist Hennings Des Feindes Bruecken hat zerstoeren koennen, Damit ist aufgebrochen, eigenmaechtig, Zur Flucht, bevor ich Order gab, ihn zwingend, Der ist des Todes schuldig, das erklaer ich, Und vor ein Kriegsgericht bestell ich ihn. --Der Prinz von Homburg hat sie nicht gefuehrt? Graf Truchss. Nein, mein erlauchter Herr! Der Kurfuerst. Wer sagt mir das? Graf Truchss. Das koennen Reuter dir bekraeftigen, Die mirs versichert, vor Beginn der Schlacht. Der Prinz hat mit dem Pferd sich ueberschlagen, Man hat verwundet schwer, an Haupt und Schenkeln, In einer Kirche ihn verbinden sehn. Der Kurfuerst. Gleichviel. Der Sieg ist glaenzend dieses Tages, Und vor dem Altar morgen dank ich Gott. Doch waer er zehnmal groesser, das entschuldigt Den nicht, durch den der Zufall mir ihn schenkt: Mehr Schlachten noch, als die, hab ich zu kaempfen, Und will, dass dem Gesetz Gehorsam sei. Wers immer war, der sie zur Schlacht gefuehrt, Ich wiederhols, hat seinen Kopf verwirkt, Und vor ein Kriegsrecht hiemit lad ich ihn. --Folgt, meine Freunde, in die Kirche mir! Zehnter Auftritt Der Prinz von Homburg, drei schwedische Fahnen in der Hand, Obrist Kottwitz, mit deren zwei, Graf Hohenzollern, Rittmeister Golz, Graf Reuss, jeder mit einer Fahne, mehrere andere Offiziere, Korporale und Reuter, mit Fahnen, Pauken und Standarten, treten auf. Feldmarschall Doerfling (so wie er den Prinzen erblickt). Der Prinz von Homburg!--Truchss! Was machtet Ihr? Der Kurfuerst (stutzt). Wo kommt Ihr her, Prinz? Der Prinz von Homburg (einige Schritte vorschreitend). Von Fehrbellin, mein Kurfuerst, Und bringe diese Siegstrophaeen dir. (Er legt die drei Fahnen vor ihm nieder; die Offiziere, Korporale und Reuter folgen, jeder mit der ihrigen.) Der Kurfuerst (betroffen). Du bist verwundet, hoer ich, und gefaehrlich? --Graf Truchss! Der Prinz von Homburg (heiter). Vergib! Graf Truchss. Beim Himmel, ich erstaune! Der Prinz von Homburg. Mein Goldfuchs fiel, vor Anbeginn der Schlacht; Die Hand hier, die ein Feldarzt mir verband, Verdient nicht, dass du sie verwundet taufst. Der Kurfuerst. Mithin hast du die Reuterei gefuehrt? Der Prinz von Homburg (sieht ihn an). Ich? Allerdings! Musst du von mir dies hoeren? --Hier legt ich den Beweis zu Fuessen dir. Der Kurfuerst. --Nehmt ihm den Degen ab. Er ist gefangen. Feldmarschall (erschrocken). Wem? Der Kurfuerst (tritt unter die Fahnen). Kottwitz! Sei gegruesst mir! Graf Truchss (fuer sich). O verflucht! Obrist Kottwitz. Bei Gott, ich bin aufs aeusserste--! Der Kurfuerst (er sieht ihn an). Was sagst du? Schau, welche Saat fuer unsern Ruhm gemaeht! --Die Fahn ist von der schwedischen Leibwacht! Nicht? (Er nimmt eine Fahne auf, entwickelt und betrachtet sie.) Obrist Kottwitz. Mein Kurfuerst? Feldmarschall. Mein Gebieter? Der Kurfuerst. Allerdings! Und zwar aus Koenig Gustav Adolfs Zeiten! --Wie heisst die Inschrift? Obrist Kottwitz. Ich glaube-- Feldmarschall.--Per aspera ad astra. Der Kurfuerst. Das hat sie nicht bei Fehrbellin gehalten. (Pause.) Obrist Kottwitz (schuechtern). Mein Fuerst, vergoenn ein Wort mir--! Der Kurfuerst. Was beliebt?-- Nehmt alles, Fahnen, Pauken und Standarten, Und haengt sie an der Kirche Pfeiler auf; Beim Siegsfest morgen denk ich sie zu brauchen! (Der Kurfuerst wendet sich zu den Kurieren, nimmt ihnen die Depeschen ab, erbricht, und liest sie.) Obrist Kottwitz (fuer sich). Das, beim lebendigen Gott, ist mir zu stark! (Der Obrist nimmt, nach einigem Zaudern, seine zwei Fahnen auf; die uebrigen Offiziere und Reuter folgen; zuletzt, da die drei Fahnen des Prinzen liegen bleiben, hebt Kottwitz auch diese auf, so dass er nun fuenf traegt.) Ein Offizier (tritt vor den Prinzen). Prinz, Euren Degen, bitt ich. Hohenzollern (mit seiner Fahne, ihm zur Seite tretend). Ruhig, Freund! Der Prinz von Homburg. Traeum ich? Wach ich? Leb ich? Bin ich bei Sinnen? Golz. Prinz, gib den Degen, rat ich, hin, und schweig! Der Prinz von Homburg. Ich, ein Gefangener? Hohenzollern. So ists! Golz. Ihr hoerts! Der Prinz von Homburg. Darf man die Ursach wissen? Hohenzollern (mit Nachdruck). Jetzo nicht! --Du hast zu zeitig, wie wir gleich gesagt, Dich in die Schlacht gedraengt; die Order war, Nicht von dem Platz zu weichen, ungerufen! Der Prinz von Homburg. Helft Freunde, helft! Ich bin verrueckt. Golz (unterbrechend). Still! Still! Der Prinz von Homburg. Sind denn die Maerkischen geschlagen worden? Hohenzollern (stampft mit dem Fuss auf die Erde). Gleichviel!--Der Satzung soll Gehorsam sein. Der Prinz von Homburg (mit Bitterkeit). So--so, so, so! Hohenzollern (entfernt sich von ihm). Es wird den Hals nicht kosten. Golz (ebenso). Vielleicht, dass du schon morgen wieder los. (Der Kurfuerst legt die Briefe zusammen, und kehrt sich wieder in den Kreis der Offiziere zurueck.) Der Prinz von Homburg (nachdem er sich den Degen abgeschnallt). Mein Vetter Friedrich will den Brutus spielen, Und sieht, mit Kreid auf Leinewand verzeichnet, Sich schon auf dem kurulschen Stuhle sitzen: Die schwedschen Fahnen in dem Vordergrund, Und auf dem Tisch die maerkschen Kriegsartikel. Bei Gott, in mir nicht findet er den Sohn, Der, unterm Beil des Henkers, ihn bewundre. Ein deutsches Herz, von altem Schrot und Korn, Bin ich gewohnt an Edelmut und Liebe, Und wenn er mir, in diesem Augenblick, Wie die Antike starr entgegenkommt, Tut er mir leid, und ich muss ihn bedauren! (Er gibt den Degen an den Offizier und geht ab.) Der Kurfuerst. Bringt ihn nach Fehrbellin, ins Hauptquartier, Und dort bestellt das Kriegsrecht, das ihn richte. (Ab in die Kirche. Die Fahnen folgen ihm, und werden, waehrend er mit seinem Gefolge an dem Sarge Frobens niederkniet und betet, an den Pfeilern derselben aufgehaengt. Trauermusik.) Dritter Akt Szene: Fehrbellin. Ein Gefaengnis. Erster Auftritt Der Prinz von Homburg.--Im Hintergrunde zwei Reuter, als Wache.--Der Graf von Hohenzollern tritt auf. Der Prinz von Homburg. Sieh da! Freund Heinrich! Sei willkommen mir! --Nun, des Arrestes bin ich wieder los? Hohenzollern (erstaunt). Gott sei Lob, in der Hoeh! Der Prinz von Homburg. Was sagst du? Hohenzollern. Los? Hat er den Degen dir zurueck geschickt? Der Prinz von Homburg. Mir? Nein. Hohenzollern. Nicht? Der Prinz von Homburg. Nein! Hohenzollern.--Woher denn also los? Der Prinz von Homburg (nach einer Pause). Ich glaubte, du, du bringst es mir.--Gleichviel! Hohenzollern. --Ich weiss von nichts. Der Prinz von Homburg. Gleichviel, du hoerst; gleichviel! So schickt er einen andern, der mirs melde. (Er wendet sich und holt Stuehle.) Setz dich!--Nun, sag mir an, was gibt es Neues? --Der Kurfuerst kehrte von Berlin zurueck? Hohenzollern (zerstreut). Ja. Gestern abend. Der Prinz von Homburg. Ward, beschlossnermassen, Das Siegsfest dort gefeiert?--Allerdings! --Der Kurfuerst war zugegen in der Kirche? Hohenzollern. Er und die Fuerstin und Natalie.-- Die Kirche war, auf wuerdge Art, erleuchtet; Battrieen liessen sich, vom Schlossplatz her, Mit ernster Pracht bei dem Tedeum hoeren. Die schwedschen Fahnen wehten und Standarten, Trophaeenartig, von den Pfeilern nieder, Und auf des Herrn ausdruecklichem Befehl, Ward deines, als des Siegers Namen-- Erwaehnung von der Kanzel her getan. Der Prinz von Homburg. Das hoert ich!--Nun, was gibt es sonst; was bringst du? --Dein Antlitz, duenkt mich, sieht nicht heiter, Freund! Hohenzollern. --Sprachst du schon wen? Der Prinz von Homburg. Golz, eben, auf dem Schlosse, Wo ich, du weisst es, im Verhoere war. (Pause.) Hohenzollern (sieht ihn bedenklich an). Was denkst du, Arthur, denn von deiner Lage, Seit sie so seltsam sich veraendert hat? Der Prinz von Homburg. Ich? Nun, was du und Golz--die Richter selbst! Der Kurfuerst hat getan, was Pflicht erheischte, Und nun wird er dem Herzen auch gehorchen. Gefehlt hast du, so wird er ernst mir sagen, Vielleicht ein Wort von Tod und Festung sprechen: Ich aber schenke dir die Freiheit wieder-- Und um das Schwert, das ihm den Sieg errang, Schlingt sich vielleicht ein Schmuck der Gnade noch; --Wenn der nicht, gut; denn den verdient ich nicht! Hohenzollern. O Arthur! (Er haelt inne.) Der Prinz von Homburg. Nun? Hohenzollern.--Des bist du so gewiss? Der Prinz von Homburg. Ich denks mir so! Ich bin ihm wert, das weiss ich, Wert wie ein Sohn; das hat seit frueher Kindheit, Sein Herz in tausend Proben mir bewiesen. Was fuer ein Zweifel ists, der dich bewegt? Schien er am Wachstum meines jungen Ruhms Nicht mehr fast, als ich selbst, sich zu erfreun? Bin ich nicht alles, was ich bin, durch ihn? Und er, er sollte lieblos jetzt die Pflanze, Die er selbst zog, bloss, weil sie sich ein wenig Zu rasch und ueppig in die Blume warf, Missguenstig in den Staub daniedertreten? Das glaubt ich seinem schlimmsten Feinde nicht, Vielwen'ger dir, der du ihn kennst und liebst. Hohenzollern (bedeutend). Du standst dem Kriegsrecht, Arthur, im Verhoer, Und bist des Glaubens noch? Der Prinz von Homburg. Weil ich ihm stand! Bei dem lebendigen Gott, so weit geht keiner, Der nicht gesonnen waere, zu begnadgen! Dort eben, vor der Schranke des Gerichts, Dort wars, wo mein Vertraun sich wiederfand. Wars denn ein todeswuerdiges Verbrechen, Zwei Augenblicke frueher, als befohlen, Die schwedsche Macht in Staub gelegt zu haben? Und welch ein Frevel sonst drueckt meine Brust? Wie koennt er doch vor diesen Tisch mich laden, Von Richtern, herzlos, die den Eulen gleich, Stets von der Kugel mir das Grablied singen, Daecht er, mit einem heitern Herrscherspruch, Nicht, als ein Gott in ihren Kreis zu treten? Nein, Freund, er sammelt diese Nacht von Wolken Nur um mein Haupt, um wie die Sonne mir, Durch ihren Dunstkreis strahlend aufzugehn: Und diese Lust, fuerwahr, kann ich ihm goennen! Hohenzollern. Das Kriegsrecht gleichwohl, sagt man, hat gesprochen? Der Prinz von Homburg. Ich hoere, ja; auf Tod. Hohenzollern (erstaunt). Du weisst es schon? Der Prinz von Homburg. Golz, der dem Spruch des Kriegsrechts beigewohnt, Hat mir gemeldet, wie er ausgefallen. Hohenzollern. Nun denn, bei Gott!--Der Umstand ruehrt dich nicht? Der Prinz von Homburg. Mich? Nicht im mindesten. Hohenzollern. Du Rasender! Und worauf stuetzt sich deine Sicherheit? Der Prinz von Homburg. Auf mein Gefuehl von ihm! (Er steht auf.) Ich bitte, lass mich! Was soll ich mich mit falschen Zweifeln quaelen? (Er besinnt sich und laesst sich wieder nieder.--Pause.) Das Kriegsrecht musste auf den Tod erkennen; So lautet das Gesetz, nach dem es richtet. Doch eh er solch ein Urteil laesst vollstrecken, Eh er dies Herz hier, das getreu ihn liebt, Auf eines Tuches Wink, der Kugel preis gibt, Eh sieh, eh oeffnet er die eigne Brust sich, Und spruetzt sein Blut selbst tropfenweis in Staub. Hohenzollern. Nun, Arthur, ich versichre dich-- Der Prinz von Homburg (unwillig). O Lieber! Hohenzollern. Der Marschall-- Der Prinz von Homburg (ebenso). Lass mich, Freund! Hohenzollern. Zwei Worte hoer noch! Wenn die dir auch nichts gelten, schweig ich still. Der Prinz von Homburg (wendet sich wieder zu ihm). Du hoerst, ich weiss von allem.--Nun? Was ists? Hohenzollern. Der Marschall hat, hoechst seltsam ists, soeben Das Todesurteil im Schloss ihm ueberreicht; Und er, statt wie das Urteil frei ihm stellt, Dich zu begnadigen, er hat befohlen, Dass es zur Unterschrift ihm kommen soll. Der Prinz von Homburg. Gleichviel. Du hoerst. Hohenzollern. Gleichviel? Der Prinz von Homburg. Zur Unterschrift? Hohenzollern. Bei meiner Ehr! Ich kann es dir versichern. Der Prinz von Homburg. Das Urteil?--Nein! die Schrift--? Hohenzollern. Das Todesurteil. Der Prinz von Homburg. --Wer hat dir das gesagt? Hohenzollern. Er selbst, der Marschall! Der Prinz von Homburg. Wann? Hohenzollern. Eben jetzt. Der Prinz von Homburg. Als er vom Herrn zurueck kam? Hohenzollern. Als er vom Herrn die Treppe niederstieg!-- Er fuegt' hinzu, da er bestuerzt mich sah, Verloren sei noch nichts, und morgen sei Auch noch ein Tag, dich zu begnadigen; Doch seine bleiche Lippe widerlegte Ihr eignes Wort, und sprach: ich fuerchte, nein! Der Prinz von Homburg (steht auf). Er koennte--nein! so ungeheuere Entschliessungen in seinem Busen waelzen? Um eines Fehls, der Brille kaum bemerkbar, In dem Demanten, den er juengst empfing, In Staub den Geber treten? Eine Tat, Die weiss den Dei von Algier brennt, mit Fluegeln, Nach Art der Cherubinen, silberglaenzig, Den Sardanapel ziert, und die gesamte Altroemische Tyrannenreihe, schuldlos, Wie Kinder, die am Mutterbusen sterben, Auf Gottes rechter Seit hinueberwirft? Hohenzollern (der gleichfalls aufgestanden). Du musst, mein Freund, dich davon ueberzeugen. Der Prinz von Homburg. Und der Feldmarschall schwieg und sagte nichts? Hohenzollern. Was sollt er sagen? Der Prinz von Homburg. O Himmel! Meine Hoffnung! Hohenzollern. Hast du vielleicht je einen Schritt getan, Seis wissentlich, seis unbewusst, Der seinem stolzen Geist zu nah getreten? Der Prinz von Homburg. Niemals! Hohenzollern. Besinne dich! Der Prinz von Homburg. Niemals, beim Himmel! Mir war der Schatten seines Hauptes heilig. Hohenzollern. Arthur, sei mir nicht boese, wenn ich zweifle. Graf Horn traf, der Gesandte Schwedens, ein, Und sein Geschaeft geht, wie man mir versichert, An die Prinzessin von Oranien. Ein Wort, das die Kurfuerstin Tante sprach, Hat aufs empfindlichste den Herrn getroffen; Man sagt, das Fraeulein habe schon gewaehlt. Bist du auf keine Weise hier im Spiele? Der Prinz von Homburg. O Gott! Was sagst du mir? Hohenzollern. Bist dus? Bist dus? Der Prinz von Homburg. Ich bins, mein Freund; jetzt ist mir alles klar; Es stuerzt der Antrag ins Verderben mich: An ihrer Weigrung, wisse, bin ich schuld, Weil mir sich die Prinzessin anverlobt! Hohenzollern. Du unbesonnener Tor! Was machtest du? Wie oft hat dich mein treuer Mund gewarnt? Der Prinz von Homburg. O Freund! Hilf, rette mich! Ich bin verloren. Hohenzollern. Ja, welch ein Ausweg fuehrt aus dieser Not? Willst du vielleicht die Fuerstin Tante sprechen? Der Prinz von Homburg (wendet sich). --He, Wache! Reuter (im Hintergrunde). Hier! Der Prinz von Homburg. Ruft euren Offizier! (Er nimmt eilig einen Mantel um von der Wand, setzt einen Federhut auf, der auf dem Tisch liegt.) Hohenzollern (indem er ihm behuelflich ist). Der Schritt kann, klug gewandt, dir Rettung bringen. --Denn kann der Kurfuerst nur mit Koenig Karl, Um den bewussten Preis, den Frieden schliessen, So sollst du sehn, sein Herz versoehnt sich dir, Und gleich, in wenig Stunden, bist du frei. Zweiter Auftritt Der Offizier tritt auf.--Die Vorigen. Der Prinz von Homburg (zu dem Offizier). Stranz, uebergeben bin ich deiner Wache! Erlaub, in einem dringenden Geschaeft, Dass ich auf eine Stunde mich entferne. Der Offizier. Mein Prinz, mir uebergeben bist du nicht. Die Order, die man mir erteilt hat, lautet, Dich gehn zu lassen frei, wohin du willst. Der Prinz von Homburg. Seltsam!--So bin ich kein Gefangener? Der Offizier. Vergib!--Dein Wort ist eine Fessel auch. Hohenzollern (bricht auf). Auch gut! Gleichviel!-- Der Prinz von Homburg. Wohlan! So leb denn wohl! Hohenzollern. Die Fessel folgt dem Prinzen auf dem Fusse! Der Prinz von Homburg. Ich geh aufs Schloss zu meiner Tante nur, Und bin in zwei Minuten wieder hier. (Alle ab.) Szene: Zimmer der Kurfuerstin. Dritter Auftritt Die Kurfuerstin und Natalie treten auf. Die Kurfuerstin. Komm, meine Tochter; komm! Dir schlaegt die Stunde! Graf Gustav Horn, der schwedische Gesandte, Und die Gesellschaft, hat das Schloss verlassen; Im Kabinett des Onkels seh ich Licht: Komm, leg das Tuch dir um und schleich dich zu ihm, Und sieh, ob du den Freund dir retten kannst. (Sie wollen gehen.) Vierter Auftritt Eine Hofdame tritt auf.--Die Vorigen. Die Hofdame. Prinz Homburg, gnaedge Frau, ist vor der Tuere! --Kaum weiss ich wahrlich, ob ich recht gesehn? Kurfuerstin (betroffen). O Gott! Natalie. Er selbst? Kurfuerstin. Hat er denn nicht Arrest? Die Hofdame. Er steht in Federhut und Mantel draussen, Und fleht, bestuerzt und dringend um Gehoer Kurfuerstin (unwillig). Der Unbesonnene! Sein Wort zu brechen! Natalie. Wer weiss, was ihn bedraengt. Kurfuerstin (nach einigem Bedenken). Lasst ihn herein! (Sie selbst setzt sich auf einen Stuhl.) Fuenfter Auftritt Der Prinz von Homburg tritt auf.--Die Vorigen. Der Prinz von Homburg. O meine Mutter! (Er laesst sich auf Knieen vor ihr nieder.) Kurfuerstin. Prinz! Was wollt Ihr hier? Der Prinz von Homburg. O lass mich deine Knie umfassen, Mutter! Kurfuerstin (mit unterdrueckter Ruehrung). Gefangen seid Ihr, Prinz, und kommt hieher! Was haeuft Ihr neue Schuld zu Euren alten? Der Prinz von Homburg (dringend). Weisst du, was mir geschehn? Kurfuerstin. Ich weiss um alles! Was aber kann ich, Aermste, fuer Euch tun? Der Prinz von Homburg. O meine Mutter, also sprachst du nicht, Wenn dich der Tod umschauerte, wie mich! Du scheinst mit Himmelskraeften, rettenden, Du mir, das Fraeulein, deine Fraun, begabt, Mir alles rings umher, dem Trossknecht koennt ich, Dem schlechtesten, der deiner Pferde pflegt, Gehaengt am Halse flehen: rette mich! Nur ich allein, auf Gottes weiter Erde, Bin huelflos, ein Verlassner, und kann nichts! Kurfuerstin. Du bist ganz ausser dir! Was ist geschehn? Der Prinz von Homburg. Ach! Auf dem Wege, der mich zu dir fuehrte, Sah ich das Grab, beim Schein der Fackeln, oeffnen, Das morgen mein Gebein empfangen soll. Sieh, diese Augen, Tante, die dich anschaun, Will man mit Nacht umschatten, diesen Busen Mit moerderischen Kugeln mir durchbohren. Bestellt sind auf dem Markte schon die Fenster, Die auf das oede Schauspiel niedergehn, Und der die Zukunft, auf des Lebens Gipfel, Heut, wie ein Feenreich, noch ueberschaut, Liegt in zwei engen Brettern duftend morgen, Und ein Gestein sagt dir von ihm: er war! (Die Prinzessin, welche bisher, auf die Schulter der Hofdame gelehnt, in der Ferne gestanden hat, laesst sich, bei diesen Worten, erschuettert an einen Tisch nieder und weint.) Kurfuerstin. Mein Sohn! Wenns so des Himmels Wille ist, Wirst du mit Mut dich und mit Fassung ruesten! Der Prinz von Homburg. O Gottes Welt, o Mutter, ist so schoen! Lass mich nicht, fleh ich, eh die Stunde schlaegt, Zu jenen schwarzen Schatten niedersteigen! Mag er doch sonst, wenn ich gefehlt, mich strafen, Warum die Kugel eben muss es sein? Mag er mich meiner Aemter doch entsetzen, Mit Kassation, wenns das Gesetz so will, Mich aus dem Heer entfernen: Gott des Himmels! Seit ich mein Grab sah, will ich nichts, als leben, Und frage nichts mehr, ob es ruehmlich sei! Kurfuerstin. Steh auf, mein Sohn; steh auf! Was sprichst du da? Du bist zu sehr erschuettert. Fasse dich! Der Prinz von Homburg. Nicht, Tante, ehr als bis du mir gelobt, Mit einem Fussfall, der mein Dasein rette, Flehnd seinem hoechsten Angesicht zu nahn! Dir uebergab zu Homburg, als sie starb, Die Hedwig mich, und sprach, die Jugendfreundin: Sei ihm die Mutter, wenn ich nicht mehr bin. Du beugtest tief geruehrt, am Bette knieend, Auf ihre Hand dich und erwidertest: Er soll mir sein, als haett ich ihn erzeugt. Nun, jetzt erinnr' ich dich an solch ein Wort! Geh hin, als haettst du mich erzeugt, und sprich: Um Gnade fleh ich, Gnade! Lass ihn frei! Ach, und komm mir zurueck und sprich: du bists! Kurfuerstin (weint). Mein teurer Sohn! Es ist bereits geschehn! Doch alles, was ich flehte, war umsonst! Der Prinz von Homburg. Ich gebe jeden Anspruch auf an Glueck. Nataliens, das vergiss nicht, ihm zu melden, Begehr ich gar nicht mehr, in meinem Busen Ist alle Zaertlichkeit fuer sie verloescht. Frei ist sie, wie das Reh auf Heiden, wieder; Mit Hand und Mund, als waer ich nie gewesen, Verschenken kann sie sich, und wenns Karl Gustav, Der Schweden Koenig, ist, so lob ich sie. Ich will auf meine Gueter gehn am Rhein, Da will ich bauen, will ich niederreissen, Dass mir der Schweiss herabtrieft, saeen, ernten, Als waers fuer Weib und Kind, allein geniessen, Und, wenn ich erntete, von neuem saeen, Und in den Kreis herum das Leben jagen, Bis es am Abend niedersinkt und stirbt. Kurfuerstin. Wohlan! Kehr jetzt nur heim in dein Gefaengnis, Das ist die erste Fordrung meiner Gunst! Der Prinz von Homburg (steht auf und wendet sich zur Prinzessin). Du armes Maedchen, weinst! Die Sonne leuchtet Heut alle deine Hoffnungen zu Grab! Entschieden hat dein erst Gefuehl fuer mich, Und deine Miene sagt mir, treu wie Gold, Du wirst dich nimmer einem andern weihn. Ja, was erschwing ich, Aermster, das dich troeste? Geh an den Main, rat ich, ins Stift der Jungfraun, Zu deiner Base Thurn, such in den Bergen Dir einen Knaben, blondgelockt wie ich, Kauf ihn mit Gold und Silber dir, drueck ihn An deine Brust und lehr ihn: Mutter! stammeln, Und wenn er groesser ist, so unterweis ihn, Wie man den Sterbenden die Augen schliesst. Das ist das ganze Glueck, das vor dir liegt! Natalie (mutig und erhebend, indem sie aufsteht und ihre Hand in die seinige legt). Geh, junger Held, in deines Kerkers Haft, Und auf dem Rueckweg, schau noch einmal ruhig Das Grab dir an, das dir geoeffnet wird! Es ist nichts finstrer und um nichts breiter, Als es dir tausendmal die Schlacht gezeigt! Inzwischen werd ich, in dem Tod dir treu, Ein rettend Wort fuer dich dem Oheim wagen: Vielleicht gelingt es mir, sein Herz zu ruehren, Und dich von allem Kummer zu befrein! (Pause.) Der Prinz von Homburg (faltet, in ihrem Anschaun verloren, die Haende). Haettst du zwei Fluegel, Jungfrau, an den Schultern, Fuer einen Engel wahrlich hielt ich dich!-- O Gott, hoert ich auch recht? Du fuer mich sprechen? --Wo ruhte denn der Koecher dir der Rede, Bis heute, liebes Kind, dass du willst wagen, Den Herrn in solcher Sache anzugehn?-- --O Hoffnungslicht, das ploetzlich mich erquickt! Natalie. Gott wird die Pfeile mir, die treffen, reichen! Doch wenn der Kurfuerst des Gesetzes Spruch Nicht aendern kann, nicht kann: wohlan! so wirst du Dich tapfer ihm, der Tapfre, unterwerfen: Und der im Leben tausendmal gesiegt, Er wird auch noch im Tod zu siegen wissen! Kurfuerstin. Hinweg!--Die Zeit verstreicht, die guenstig ist! Der Prinz von Homburg. Nun, alle Heilgen moegen dich beschirmen! Leb wohl! Leb wohl! Und was du auch erringst, Vergoenne mir ein Zeichen vom Erfolg! (Alle ab.) Vierter Akt Szene: Zimmer des Kurfuersten. Erster Auftritt Der Kurfuerst steht mit Papieren an einem, mit Lichtern besetzten Tisch.--Natalie tritt durch die mittlere Tuer auf und laesst sich in einiger Entfernung, vor ihm nieder. Pause. Natalie (knieend). Mein edler Oheim, Friedrich von der Mark! Der Kurfuerst (legt die Papiere weg). Natalie! (Er will sie erheben.) Natalie. Lass, lass! Der Kurfuerst. Was willst du, Liebe? Natalie. Zu deiner Fuesse Staub, wies mir gebuehrt, Fuer Vetter Homburg dich um Gnade flehn! Ich will ihn nicht fuer mich erhalten wissen-- Mein Herz begehrt sein und gesteht es dir; Ich will ihn nicht fuer mich erhalten wissen-- Mag er sich welchem Weib er will vermaehlen; Ich will nur, dass er da sei, lieber Onkel, Fuer sich, selbstaendig, frei und unabhaengig, Wie eine Blume, die mir wohlgefaellt: Dies fleh ich dich, mein hoechster Herr und Freund, Und weiss, solch Flehen wirst du mir erhoeren. Der Kurfuerst (erhebt sie). Mein Toechterchen! Was fuer ein Wort entfiel dir? --Weisst du, was Vetter Homburg juengst verbrach? Natalie. O lieber Onkel! Der Kurfuerst. Nun? Verbrach er nichts? Natalie. O dieser Fehltritt, blond mit blauen Augen, Den, eh er noch gestammelt hat: ich bitte! Verzeihung schon vom Boden heben sollte: Den wirst du nicht mit Fuessen von dir weisen! Den drueckst du um die Mutter schon ans Herz, Die ihn gebar, und rufst: komm, weine nicht; Du bist so wert mir, wie die Treue selbst! Wars Eifer nicht, im Augenblick des Treffens, Fuer deines Namens Ruhm, der ihn verfuehrt, Die Schranke des Gesetzes zu durchbrechen: Und ach! die Schranke jugendlich durchbrochen, Trat er dem Lindwurm maennlich nicht aufs Haupt? Erst, weil er siegt', ihn kraenzen, dann enthaupten, Das fordert die Geschichte nicht von dir; Das waere so erhaben, lieber Onkel, Dass man es fast unmenschlich nennen koennte: Und Gott schuf noch nichts Milderes, als dich. Der Kurfuerst. Mein suesses Kind! Sieh! Waer ich ein Tyrann, Dein Wort, das fuehl ich lebhaft, haette mir Das Herz schon in der erznen Brust geschmerzt. Dich aber frag ich selbst: darf ich den Spruch Den das Gericht gefaellt, wohl unterdruecken?-- Was wuerde wohl davon die Folge sein? Natalie. Fuer wen? Fuer dich? Der Kurfuerst. Fuer mich; nein!--Was? Fuer mich! Kennst du nichts Hoehres, Jungfrau, als nur mich? Ist dir ein Heiligtum ganz unbekannt, Das in dem Lager, Vaterland sich nennt? Natalie. O Herr! Was sorgst du doch? Dies Vaterland! Das wird, um dieser Regung deiner Gnade, Nicht gleich, zerschellt in Truemmern, untergehn. Vielmehr, was du, im Lager auferzogen, Unordnung nennst, die Tat, den Spruch der Richter, In diesem Fall, willkuerlich zu zerreissen, Erscheint mir als die schoenste Ordnung erst: Das Kriegsgesetz, das weiss ich wohl, soll herrschen, Jedoch die lieblichen Gefuehle auch. Das Vaterland, das du uns gruendetest, Steht, eine feste Burg, mein edler Ohm: Das wird ganz andre Stuerme noch ertragen, Fuerwahr, als diesen unberufnen Sieg; Das wird sich ausbaun herrlich, in der Zukunft, Erweitern, unter Enkels Hand, verschoenern, Mit Zinnen, ueppig, feenhaft, zur Wonne Der Freunde, und zum Schrecken aller Feinde: Das braucht nicht dieser Bindung, kalt und oed, Aus eines Freundes Blut, um Onkels Herbst, Den friedlich praechtigen, zu ueberleben. Der Kurfuerst. Denkt Vetter Homburg auch so? Natalie. Vetter Homburg? Der Kurfuerst. Meint er, dem Vaterlande gelt es gleich, Ob Willkuer drin, ob drin die Satzung herrsche? Natalie. Ach, dieser Juengling! Der Kurfuerst. Nun? Natalie. Ach, lieber Onkel! Hierauf zur Antwort hab ich nichts, als Traenen. Der Kurfuerst (betroffen). Warum, mein Toechterchen? Was ist geschehn? Natalie (zaudernd). Der denkt jetzt nichts, als nur dies eine: Rettung! Den schaun die Roehren, an der Schuetzen Schultern, So graesslich an, dass ueberrascht und schwindelnd, Ihm jeder Wunsch, als nur zu leben, schweigt: Der koennte, unter Blitz und Donnerschlag, Das ganze Reich der Mark versinken sehn, Dass er nicht fragen wuerde: was geschieht? --Ach, welch ein Heldenherz hast du geknickt! (Sie wendet sich und weint.) Der Kurfuerst (im aeussersten Erstaunen). Nein, meine teuerste Natalie, Unmoeglich, in der Tat?!--Er fleht um Gnade? Natalie. Ach, haettst du nimmer, nimmer ihn verdammt! Der Kurfuerst. Nein, sag: er fleht um Gnade?--Gott im Himmel, Was ist geschehn, mein liebes Kind? Was weinst du? Du sprachst ihn? Tu mir alles kund! Du sprachst ihn? Natalie (an seine Brust gelehnt). In den Gemaechern eben jetzt der Tante, Wohin, im Mantel, schau, und Federhut Er, unterm Schutz der Daemmrung, kam geschlichen: Verstoert und schuechtern, heimlich, ganz unwuerdig, Ein unerfreulich, jammernswuerdger Anblick! Zu solchem Elend, glaubt ich, saenke keiner, Den die Geschicht als ihren Helden preist. Schau her, ein Weib bin ich, und schaudere Dem Wurm zurueck, der meiner Ferse naht: Doch so zermalmt, so fassungslos, so ganz Unheldenmuetig traefe mich der Tod, In eines scheusslichen Leun Gestalt nicht an! --Ach, was ist Menschengroesse, Menschenruhm! Der Kurfuerst (verwirrt). Nun denn, beim Gott des Himmels und der Erde, So fasse Mut, mein Kind; so ist er frei! Natalie. Wie, mein erlauchter Herr? Der Kurfuerst. Er ist begnadigt!-- Ich will sogleich das Noetg' an ihn erlassen. Natalie. O Liebster! Ist es wirklich wahr? Der Kurfuerst. Du hoerst! Natalie. Ihm soll vergeben sein? Er stirbt jetzt nicht? Der Kurfuerst. Bei meinem Eid! Ich schwoers dir zu! Wo werd ich Mich gegen solchen Kriegers Meinung setzen? Die hoechste Achtung, wie dir wohl bekannt, Trag ich im Innersten fuer sein Gefuehl: Wenn er den Spruch fuer ungerecht kann halten Kassier ich die Artikel: er ist frei!-- (Er bringt ihr einen Stuhl.) Willst du, auf einen Augenblick, dich setzen? (Er geht an den Tisch, setzt sich und schreibt.) (Pause.) Natalie (fuer sich). Ach, Herz, was klopfst du also an dein Haus? Der Kurfuerst (indem er schreibt). Der Prinz ist drueben noch im Schloss? Natalie. Vergib! Er ist in seine Haft zurueckgekehrt.-- Der Kurfuerst (endigt und siegelt; hierauf kehrt er mit dem Brief wieder zur Prinzessin zurueck). Fuerwahr, mein Toechterchen, mein Nichtchen, weinte! Und ich, dem ihre Freude anvertraut, Musst ihrer holden Augen Himmel trueben! (Er legt den Arm um ihren Leib.) Willst du den Brief ihm selber ueberbringen? Natalie. Ins Stadthaus! Wie? Der Kurfuerst (drueckt ihr den Brief in die Hand). Warum nicht?--He! Heiducken! (Heiducken treten auf.) Den Wagen vorgefahren! Die Prinzessin Hat ein Geschaeft beim Obersten von Homburg! (Die Heiducken treten wieder ab.) So kann er, fuer sein Leben, gleich dir danken. (Er umarmt sie.) Mein liebes Kind! Bist du mir wieder gut? Natalie (nach einer Pause). Was deine Huld, o Herr, so rasch erweckt, Ich weiss es nicht und untersuch es nicht. Das aber, sieh, das fuehl ich in der Brust, Unedel meiner spotten wirst du nicht: Der Brief enthalte, was es immer sei, Ich glaube Rettung--und ich danke dir! (Sie kuesst ihm die Hand.) Der Kurfuerst. Gewiss, mein Toechterchen, gewiss! So sicher, Als sie in Vetter Homburgs Wuenschen liegt. (Ab.) Szene: Zimmer der Prinzessin. Zweiter Auftritt Prinzessin Natalie tritt auf.--Zwei Hofdamen und der Rittmeister, Graf Reuss, folgen. Natalie (eilfertig). Was bringt Ihr, Graf?--Von meinem Regiment? Ists von Bedeutung? Kann ichs morgen hoeren? Graf Reuss (ueberreicht ihr ein Schreiben). Ein Brief vom Obrist Kottwitz, gnaedge Frau! Natalie. Geschwind! Gebt! Was enthaelt er? (Sie eroeffnet ihn.) Graf Reuss. Eine Bittschrift, Freimuetig, wie Ihr seht, doch ehrfurchtsvoll, An die Durchlaucht des Herrn, zu unsers Fuehrers, Des Prinz von Homburg, Gunsten aufgesetzt. Natalie (liest). "Supplik, in Unterwerfung eingereicht, Vom Regiment, Prinzessin von Oranien."-- (Pause.) Die Bittschrift ist von wessen Hand verfasst? Graf Reuss. Wie ihrer Zueg unsichre Bildung schon Erraten laesst, vom Obrist Kottwitz selbst.-- Auch steht sein edler Name obenan. Natalie. Die dreissig Unterschriften, welche folgen--? Graf Reuss. Der Offiziere Namen, Gnaedigste, Wie sie, dem Rang nach, Glied fuer Glied, sich folgen. Natalie. Und mir, mir wird die Bittschrift zugefertigt? Graf Reuss. Mein Fraeulein, untertaenigst Euch zu fragen, Ob Ihr, als Chef, den ersten Platz, der offen, Mit Eurem Namen gleichfalls fuellen wollt. (Pause.) Natalie. Der Prinz zwar, hoer ich, soll, mein edler Vetter, Vom Herrn aus eignem Trieb, begnadigt werden, Und eines solchen Schritts bedarf es nicht. Graf Reuss (vergnuegt). Wie? Wirklich? Natalie. Gleichwohl will ich unter einem Blatte, Das, in des Herrn Entscheidung, klug gebraucht, Als ein Gewicht kann in die Waage fallen, Das ihm vielleicht, den Ausschlag einzuleiten, Sogar willkommen ist, mich nicht verweigern-- Und, eurem Wunsch gemaess, mit meinem Namen, Hiemit an eure Spitze setz ich mich. (Sie geht und will schreiben.) Graf Reuss. Fuerwahr, uns lebhaft werdet Ihr verbinden! (Pause.) Natalie (wendet sich wieder zu ihm). Ich finde nur mein Regiment, Graf Reuss! Warum vermiss ich Bomsdorf Kuerassiere, Und die Dragoner Goetz und Anhalt-Pless? Graf Reuss. Nicht, wie vielleicht Ihr sorgt, weil ihre Herzen Ihm lauer schluegen, als die unsrigen!-- Es trifft unguenstig sich fuer die Supplik, Dass Kottwitz fern in Arnstein kantoniert, Gesondert von den andern Regimentern, Die hier, bei dieser Stadt, im Lager stehn. Dem Blatt fehlt es an Freiheit, leicht und sicher, Die Kraft, nach jeder Richtung zu entfalten. Natalie. Gleichwohl faellt, duenkt mich, so das Blatt nur leicht?-- Seid Ihr gewiss, Herr Graf, waert Ihr im Ort, Und spraecht die Herrn, die hier versammelt sind, Sie schloessen gleichfalls dem Gesuch sich an? Graf Reuss. Hier in der Stadt, mein Fraeulein?--Kopf fuer Kopf! Die ganze Reuterei verpfaendete Mit ihren Namen sich; bei Gott, ich glaube, Es liesse gluecklich eine Subskription, Beim ganzen Heer der Maerker, sich eroeffnen! Natalie (nach einer Pause). Warum nicht schickt ihr Offiziere ab, Die das Geschaeft im Lager hier betreiben? Graf Reuss. Vergebt!--Dem weigerte der Obrist sich! --Er wuensche, sprach er, nichts zu tun, das man Mit einem uebeln Namen taufen koennte. Natalie. Der wunderliche Herr! Bald kuehn, bald zaghaft!-- Zum Glueck trug mir der Kurfuerst, faellt mir ein, Bedraengt von anderen Geschaeften, auf, An Kottwitz, dem die Stallung dort zu eng, Zum Marsch hierher die Order zu erlassen!-- Ich setze gleich mich nieder es zu tun. (Sie setzt sich und schreibt.) Graf Reuss. Beim Himmel, trefflich, Fraeulein! Ein Ereignis, Das guenstger sich dem Blatt nicht treffen koennte! Natalie (waehrend sie schreibt). Gebrauchts Herr Graf von Reuss, so gut Ihr koennt. (Sie schliesst, und siegelt, und steht wieder auf.) Inzwischen bleibt, versteht, dies Schreiben noch, In Eurem Portefeuille; Ihr geht nicht eher Damit nach Arnstein ab, und gebts dem Kottwitz: Bis ich bestimmtem Auftrag Euch erteilt! (Sie gibt ihm das Schreiben.) Ein Heiduck (tritt auf). Der Wagen, Fraeulein, auf des Herrn Befehl, Steht angeschirrt im Hof und wartet Euer! Natalie. So fahrt ihn vor! Ich komme gleich herab! (Pause, in welcher sie gedankenvoll an den Tisch tritt, und ihre Handschuh anzieht.) Wollt Ihr zum Prinz von Homburg mich, Herr Graf, Den ich zu sprechen willens bin, begleiten? Euch steht ein Platz in meinem Wagen offen. Graf Reuss. Mein Fraeulein, diese Ehre, in der Tat--! (Er bietet ihr den Arm.) Natalie (zu den Hofdamen). Folgt, meine Freundinnen!--Vielleicht dass ich Gleich, dort des Briefes wegen, mich entscheide! (Alle ab.) Szene: Gefaengnis des Prinzen. Dritter Auftritt Der Prinz von Homburg haengt seinen Hut an die Wand, und laesst sich nachlaessig auf ein, auf der Erde ausgebreitetes Kissen nieder. Der Prinz von Homburg. Das Leben nennt der Derwisch eine Reise, Und eine kurze. Freilich! Von zwei Spannen Diesseits der Erde nach zwei Spannen drunter. Ich will auf halbem Weg mich niederlassen! Wer heut sein Haupt noch auf der Schulter traegt, Haengt es schon morgen zitternd auf den Leib, Und uebermorgen liegts bei seiner Ferse. Zwar, eine Sonne, sagt man, scheint dort auch, Und ueber buntre Felder noch, als hier: Ich glaubs; nur schade, dass das Auge modert, Das diese Herrlichkeit erblicken soll. Vierter Auftritt Prinzessin Natalie tritt auf, gefuehrt von dem Rittmeister, Graf Reuss. Hofdamen folgen. Ihnen voran tritt ein Laeufer mit einer Fackel.--Der Prinz von Homburg. Laeufer. Durchlaucht, Prinzessin von Oranien! Der Prinz von Homburg (steht auf). Natalie! Laeufer. Hier ist sie selber schon. Natalie (verbeugt sich gegen den Grafen). Lasst uns auf einen Augenblick allein! (Graf Reuss und der Laeufer ab.) Der Prinz von Homburg. Mein teures Fraeulein! Natalie. Lieber, guter Vetter! Der Prinz von Homburg (fuehrt sie vor). Nun sagt, was bringt Ihr? Sprecht! Wie stehts mit mir? Natalie. Gut. Alles gut. Wie ich vorher Euch sagte, Begnadigt seid Ihr, frei; hier ist ein Brief, Von seiner Hand, der es bekraeftiget. Der Prinz von Homburg. Es ist nicht moeglich! Nein! Es ist ein Traum! Natalie. Lest, lest den Brief! So werdet Ihrs erfahren. Der Prinz von Homburg (liest). "Mein Prinz von Homburg, als ich Euch gefangen setzte, Um Eures Angriffs, allzufrueh vollbracht,-- Da glaubt ich nichts, als meine Pflicht zu tun; Auf Euren eignen Beifall rechnet ich. Meint Ihr, ein Unrecht sei Euch widerfahren, So bitt ich, sagts mir mit zwei Worten-- Und gleich den Degen schick ich Euch zurueck." (Natalie erblasst. Pause. Der Prinz sieht sie fragend an.) Natalie (mit dem Ausdruck ploetzlicher Freude). Nun denn, da stehts! Zwei Worte nur bedarfs--! O lieber suesser Freund! (Sie drueckt seine Hand.) Der Prinz von Homburg. Mein teures Fraeulein! Natalie. O sel'ge Stunde, die mir aufgegangen! Hier, nehmt, hier ist die Feder; nehmt, und schreibt! Der Prinz von Homburg. Und hier die Unterschrift? Natalie. Das F; sein Zeichen! O Bork! O freut euch doch!--O seine Milde Ist uferlos, ich wusst es, wie die See.-- Schafft einen Stuhl nur her, er soll gleich schreiben. Der Prinz von Homburg. Er sagt, wenn ich der Meinung waere--? Natalie (unterbricht ihn). Freilich! Geschwind! Setzt Euch! Ich will es Euch diktieren. (Sie setzt ihm einen Stuhl hin.) Der Prinz von Homburg. --Ich will den Brief noch einmal ueberlesen. Natalie (reisst ihm den Brief aus der Hand). Wozu?--Saht Ihr die Gruft nicht schon im Muenster, Mit offnem Rachen, Euch entgegengaehn'n?-- Der Augenblick ist dringend. Sitzt und schreibt! Der Prinz von Homburg (laechelnd). Wahrhaftig, tut Ihr doch, als wuerde sie Mir, wie ein Panther, uebern Nacken kommen. (Er setzt sich, und nimmt eine Feder.) Natalie (wendet sich und weint). Schreibt, wenn Ihr mich nicht boese machen wollt! (Der Prinz klingelt einem Bedienten; der Bediente tritt auf.) Der Prinz von Homburg. Papier und Feder, Wachs und Petschaft mir! (Der Bediente nachdem er diese Sachen zusammengesucht, geht wieder ab. Der Prinz schreibt.--Pause.) Der Prinz von Homburg (indem er den Brief, den er angefangen hat, zerreisst und unter den Tisch wirft). Ein dummer Anfang. (Er nimmt ein anderes Blatt.) Natalie (hebt den Brief auf). Wie? Was sagtet Ihr? Mein Gott, das ist ja gut; das ist vortrefflich! Der Prinz von Homburg (in den Bart). Pah!--Eines Schuftes Fassung, keines Prinzen.-- Ich denk mir eine andre Wendung aus. (Pause.--Er greift nach des Kurfuersten Brief, den die Prinzessin in der Hand haelt.) Was sagt er eigentlich im Briefe denn? Natalie (ihn verweigernd). Nichts, gar nichts! Der Prinz von Homburg. Gebt! Natalie. Ihr last ihn ja! Der Prinz von Homburg (erhascht ihn). Wenn gleich! Ich will nur sehn, wie ich mich fassen soll. (Er entfaltet und ueberliest ihn.) Natalie (fuer sich). O Gott der Welt! Jetzt ists um ihn geschehn! Der Prinz von Homburg (betroffen). Sieh da! Hoechst wunderbar, so wahr ich lebe! --Du uebersahst die Stelle wohl? Natalie. Nein!--Welche? Der Prinz von Homburg. Mich selber ruft er zur Entscheidung auf! Natalie. Nun, ja! Der Prinz von Homburg. Recht wacker, in der Tat, recht wuerdig! Recht, wie ein grosses Herz sich fassen muss! Natalie. O seine Grossmut, Freund, ist ohne Grenzen! --Doch nun tu auch das Deine du, und schreib, Wie ers begehrt; du siehst, es ist der Vorwand, Die aeussre Form nur, deren es bedarf: Sobald er die zwei Wort in Haenden hat, Flugs ist der ganze Streit vorbei! Der Prinz von Homburg (legt den Brief weg). Nein, Liebe! Ich will die Sach bis morgen ueberlegen. Natalie. Du Unbegreiflicher! Welch eine Wendung? Warum? Weshalb? Der Prinz von Homburg (erhebt sich leidenschaftlich vom Stuhl). Ich bitte, frag mich nicht! Du hast des Briefes Inhalt nicht erwogen! Dass er mir unrecht tat, wies mir bedingt wird, Das kann ich ihm nicht schreiben; zwingst du mich, Antwort, in dieser Stimmung, ihm zu geben, Bei Gott! so setz ich hin, du tust mir recht! (Er laesst sich mit verschraenkten Armen wieder an den Tisch nieder und sieht in den Brief.) Natalie (bleich). Du Rasender! Was fuer ein Wort sprachst du? (Sie beugt sich geruehrt ueber ihn.) Der Prinz von Homburg (drueckt ihr die Hand). Lass, einen Augenblick! Mir scheint-- (Er sinnt.) Natalie. Was sagst du? Der Prinz von Homburg. Gleich werd ich wissen, wie ich schreiben soll. Natalie (schmerzvoll). Homburg! Der Prinz von Homburg (nimmt die Feder). Ich hoer! Was gibts? Natalie. Mein suesser Freund! Die Regung lob ich, die dein Herz ergriff. Das aber schwoer ich dir: das Regiment Ist kommandiert, das dir Versenktem morgen, Aus Karabinern, ueberm Grabeshuegel, Versoehnt die Totenfeier halten soll. Kannst du dem Rechtsspruch, edel wie du bist, Nicht widerstreben, nicht ihn aufzuheben, Tun, wie ers hier in diesem Brief verlangt: Nun so versichr' ich dich, er fasst sich dir Erhaben, wie die Sache Steht, und laesst Den Spruch mitleidsvoll morgen dir vollstrecken! Der Prinz von Homburg (schreibend). Gleichviel! Natalie. Gleichviel? Der Prinz von Homburg. Er handle, wie er darf; Mir ziemts hier zu verfahren, wie ich soll! Natalie (tritt erschrocken naeher). Du Ungeheuerster, ich glaub, du schriebst? Der Prinz von Homburg (schliesst). "Homburg; gegeben, Fehrbellin, am zwoelften--"; Ich bin schon fertig.--Franz! (Er kuvertiert und siegelt den Brief.) Natalie. O Gott im Himmel! Der Prinz von Homburg (steht auf). Bring diesen Brief aufs Schloss, zu meinem Herrn! (Der Bediente ab.) Ich will ihm, der so wuerdig vor mir steht, Nicht, ein Unwuerdger, gegenueber stehn! Schuld ruht, bedeutende, mir auf der Brust, Wie ich es wohl erkenne; kann er mir Vergeben nur, wenn ich mit ihm drum streite, So mag ich nichts von seiner Gnade wissen. Natalie (kuesst ihn). Nimm diesen Kuss!--Und bohrten gleich zwoelf Kugeln Dich jetzt in Staub, nicht halten koennt ich mich, Und jauchzt und weint und spraeche: du gefaellst mir! --Inzwischen, wenn du deinem Herzen folgst, Ists mir erlaubt, dem meinigen zu folgen. --Graf Reuss! (Der Laeufer oeffnet die Tuer; der Graf tritt auf.) Graf Reuss. Hier! Natalie. Auf, mit Eurem Brief, Nach Arnstein hin, zum Obersten von Kottwitz! Das Regiment bricht auf, der Herr befiehlts; Hier, noch vor Mitternacht, erwart ich es! (Alle ab.) Fuenfter Akt Szene: Saal im Schloss. Erster Auftritt Der Kurfuerst kommt halbentkleidet aus dem Nebenkabinett, ihm folgen Graf Truchss, Graf Hohenzollern, und der Rittmeister von der Golz.--Pagen mit Lichtern. Der Kurfuerst. Kottwitz? Mit den Dragonern der Prinzessin? Hier in der Stadt? Graf Truchss (oeffnet das Fenster). Ja, mein erlauchter Herr! Hier steht er vor dem Schlosse aufmarschiert. Der Kurfuerst. Nun?--Wollt ihr mir, ihr Herrn, dies Raetsel loesen? --Wer rief ihn her? Hohenzollern. Das weiss ich nicht, mein Kurfuerst. Der Kurfuerst. Der Standort, den ich ihm bestimmt, heisst Arnstein! Geschwind! Geh einer hin, und bring ihn her! Golz. Er wird sogleich, o Herr, vor dir erscheinen! Der Kurfuerst. Wo ist er? Golz. Auf dem Rathaus, wie ich hoere, Wo die gesamte Generalitaet, Die deinem Hause dient, versammelt ist. Der Kurfuerst. Weshalb? Zu welchem Zweck? Hohenzollern.--Das weiss ich nicht. Graf Truchss. Erlaubt mein Fuerst und Herr, dass wir uns gleichfalls, Auf einen Augenblick, dorthin verfuegen? Der Kurfuerst. Wohin? Aufs Rathaus? Hohenzollern. In der Herrn Versammlung! Wir gaben unser Wort, uns einzufinden. Der Kurfuerst (nach einer kurzen Pause). --Ihr seid entlassen! Golz. Kommt, ihr werten Herrn! (Die Offiziere ab.) Zweiter Auftritt Der Kurfuerst.--Spaeterhin zwei Bediente. Der Kurfuerst. Seltsam!--Wenn ich der Dei von Tunis waere, Schlueg ich bei so zweideutgem Vorfall, Laerm. Die seidne Schnur, legt ich auf meinen Tisch; Und vor das Tor, verrammt mit Palisaden, Fuehrt ich Kanonen und Haubitzen auf. Doch weils Hans Kottwitz aus der Priegnitz ist, Der sich mir naht, willkuerlich, eigenmaechtig, So will ich mich auf maerksche Weise fassen: Von den drei Locken, die man silberglaenzig, Auf seinem Schaedel sieht, fass ich die eine, Und fuehr ihn still, mit seinen zwoelf Schwadronen, Nach Arnstein, in sein Hauptquartier, zurueck. Wozu die Stadt aus ihrem Schlafe wecken? (Nachdem er wieder einen Augenblick ans Fenster getreten, geht er an den Tisch und klingelt; zwei Bediente treten auf.) Der Kurfuerst. Spring doch herab und frag, als waers fuer dich, Was es im Stadthaus gibt? Erster Bedienter. Gleich, mein Gebieter! (Ab.) Der Kurfuerst (zu dem andern). Du aber geh und bring die Kleider mir! (Der Bediente geht und bringt sie; der Kurfuerst kleidet sich an und legt seinen fuerstlichen Schmuck an.) Dritter Auftritt Feldmarschall Doerfling tritt auf.--Die Vorigen. Feldmarschall. Rebellion, mein Kurfuerst! Der Kurfuerst (noch im Ankleiden beschaeftigt). Ruhig, ruhig!-- Es ist verhasst mir, wie dir wohl bekannt, In mein Gemach zu treten, ungemeldet! --Was willst du? Feldmarschall. Herr, ein Vorfall--du vergibst! Fuehrt von besonderem Gewicht mich her. Der Obrist Kottwitz rueckte, unbeordert, Hier in die Stadt; an hundert Offiziere Sind auf dem Rittersaal um ihn versammelt; Es geht ein Blatt in ihrem Kreis herum, Bestimmt in deine Rechte einzugreifen. Der Kurfuerst. Es ist mir schon bekannt!--Was wird es sein, Als eine Regung zu des Prinzen Gunsten, Dem das Gesetz die Kugel zuerkannte. Feldmarschall. So ists! Beim hoechsten Gott! Du hasts getroffen! Der Kurfuerst. Nun gut!--So ist mein Herz in ihrer Mitte. Feldmarschall. Man sagt, sie wollten heut, die Rasenden! Die Bittschrift noch im Schloss dir ueberreichen, Und falls, mit unversoehntem Grimm, du auf Den Spruch beharrst--kaum wag ichs dir zu melden?-- Aus seiner Haft ihn mit Gewalt befrein! Der Kurfuerst (finster). Wer hat dir das gesagt? Feldmarschall. Wer mir das sagte? Die Dame Retzow, der du trauen kannst, Die Base meiner Frau! Sie war heut abend In ihres Ohms, des Drost von Retzow, Haus, Wo Offiziere, die vom Lager kamen, Laut diesen dreisten Anschlag aeusserten. Der Kurfuerst. Das muss ein Mann mir sagen, eh ichs glaube! Mit meinem Stiefel, vor sein Haus gesetzt, Schuetz ich vor diesen jungen Helden ihn! Feldmarschall. Herr, ich beschwoere dich, wenns ueberall Dein Wille ist, den Prinzen zu begnadigen: Tus, eh ein hoechstverhasster Schritt geschehn! Jedwedes Heer liebt, weisst du, seinen Helden; Lass diesen Funken nicht, der es durchglueht, Ein heillos fressend Feuer um sich greifen. Kottwitz weiss und die Schar, die er versammelt, Noch nicht, dass dich mein treues Wort gewarnt; Schick, eh er noch erscheint, das Schwert dem Prinzen, Schicks ihm, wie ers zuletzt verdient, zurueck: Du gibst der Zeitung eine Grosstat mehr, Und eine Untat weniger zu melden. Der Kurfuerst. Da muesst ich noch den Prinzen erst befragen, Den Willkuer nicht, wie dir bekannt sein wird, Gefangen nahm und nicht befreien kann.-- Ich will die Herren, wenn sie kommen, sprechen. Feldmarschall (fuer sich). Verwuenscht!--Er ist jedwedem Pfeil gepanzert. Vierter Auftritt Zwei Heiducken treten auf; der eine haelt einen Brief in der Hand.--Die Vorigen. Erster Heiduck. Der Obrist Kottwitz, Hennings, Truchss und andre, Erbitten sich Gehoer! Der Kurfuerst (zu dem anderen, indem er ihm den Brief aus der Hand nimmt). Vom Prinz von Homburg? Zweiter Heiduck. Ja, mein erlauchter Herr! Der Kurfuerst. Wer gab ihn dir? Zweiter Heiduck. Der Schweizer, der am Tor die Wache haelt, Dem ihn des Prinzen Jaeger eingehaendigt. Der Kurfuerst (stellt sich an den Tisch und liest; nachdem dies geschehen ist, wendet er sich und ruft einen Pagen). Prittwitz!--Das Todesurteil bring mir her! --Und auch den Pass, fuer Gustav Graf von Horn, Den schwedischen Gesandten, will ich haben! (Der Page ab; zu dem ersten Heiducken.) Kottwitz, und sein Gefolg; sie sollen kommen! Fuenfter Auftritt Obrist Kottwitz und Obrist Hennings, Graf Truchss, Graf Hohenzollern und Sparren, Graf Reuss, Rittmeister von der Golz und Stranz, und andre Obristen und Offiziere treten auf.--Die Vorigen. Obrist Kottwitz (mit der Bittschrift). Vergoenne, mein erhabner Kurfuerst, mir, Dass ich, im Namen des gesamten Heers, In Demut dies Papier dir ueberreiche! Der Kurfuerst. Kottwitz, bevor ichs nehme, sag mir an, Wer hat dich her nach dieser Stadt gerufen? Kottwitz (sieht ihn an). Mit den Dragonern? Der Kurfuerst. Mit dem Regiment!-- Arnstein hatt ich zum Sitz dir angewiesen. Kottwitz. Herr! Deine Order hat mich her gerufen. Der Kurfuerst. Wie?--Zeig die Order mir. Kottwitz. Hier, mein Gebieter. Der Kurfuerst (liest). "Natalie, gegeben Fehrbellin; In Auftrag meines hoechsten Oheims Friedrich." Kottwitz. Bei Gott, mein Fuerst und Herr, ich will nicht hoffen, Dass dir die Order fremd? Der Kurfuerst. Nicht, nicht! Versteh mich-- Wer ists, der dir die Order ueberbracht? Kottwitz. Graf Reuss! Der Kurfuerst (nach einer augenblicklichen Pause). Vielmehr, ich heisse dich willkommen!-- Dem Obrist Homburg, dem das Recht gesprochen, Bist du bestimmt, mit deinen zwoelf Schwadronen, Die letzten Ehren morgen zu erweisen. Kottwitz (erschrocken). Wie, mein erlauchter Herr?! Der Kurfuerst (indem er ihm die Order wiedergibt). Das Regiment Steht noch in Nacht und Nebel, vor dem Schloss? Kottwitz. Die Nacht, vergib-- Der Kurfuerst. Warum rueckt es nicht ein? Kottwitz. Mein Fuerst, es rueckte ein; es hat Quartiere, Wie du befahlst, in dieser Stadt bezogen! Der Kurfuerst (mit einer Wendung gegen das Fenster). Wie? Vor zwei Augenblicken---? Nun, beim Himmel, So hast du Staelle rasch dir ausgemittelt!-- Um so viel besser denn! Gegruesst noch einmal! Was fuehrt dich her, sag an? Was bringst du Neues? Kottwitz. Herr, diese Bittschrift deines treuen Heers. Der Kurfuerst. Gib! Kottwitz. Doch das Wort, das deiner Lipp entfiel, Schlaegt alle meine Hoffnungen zu Boden. Der Kurfuerst. So hebt ein Wort auch wiederum sie auf. (Er liest.) "Bittschrift, die allerhoechste Gnad erflehend, Fuer unsern Fuehrer, peinlich angeklagt, Den General, Prinz Friedrich Hessen-Homburg." (Zu den Offizieren.) Ein edler Nam, ihr Herrn! Unwuerdig nicht, Dass ihr, in solcher Zahl, euch ihm verwendet! (Er sieht wieder in das Blatt.) Die Bittschrift ist verfasst von wem? Kottwitz. Von mir. Der Kurfuerst. Der Prinz ist von dem Inhalt unterrichtet? Kottwitz. Nicht auf die fernste Weis! In unsrer Mitte Ist sie empfangen und vollendet worden. Der Kurfuerst. Gebt mir auf einen Augenblick Geduld. (Er tritt an den Tisch und durchsieht die Schrift.--Lange Pause.) Hm! Sonderbar!--Du nimmst, du alter Krieger, Des Prinzen Tat in Schutz? Rechtfertigst ihn, Dass er auf Wrangel stuerzte, unbeordert? Kottwitz. Ja, mein erlauchter Herr; das tut der Kottwitz! Der Kurfuerst. Der Meinung auf dem Schlachtfeld warst du nicht. Kottwitz. Das hatt ich schlecht erwogen, mein Gebieter! Dem Prinzen, der den Krieg gar wohl versteht, Haett ich mich ruhig unterwerfen sollen. Die Schweden wankten, auf dem linken Fluegel, Und auf dem rechten wirkten sie Sukkurs; Haett er auf deine Order warten wollen, Sie fassten Posten wieder, in den Schluchten, Und nimmermehr haettst du den Sieg erkaempft Der Kurfuerst. So!--Das beliebt dir so vorauszusetzen! Den Obrist Hennings hatt ich abgeschickt, Wie dir bekannt, den schwedschen Brueckenkopf, Der Wrangels Ruecken deckt, hinwegzunehmen. Wenn ihr die Order nicht gebrochen haettet, Dem Henning waere dieser Schlag geglueckt; Die Bruecken haett er, in zwei Stunden Frist, In Brand gesteckt, am Rhyn sich aufgepflanzt, Und Wrangel waere ganz, mit Stumpf und Stiel, In Graeben und Morast, vernichtet worden. Kottwitz. Es ist der Stuemper Sache, nicht die deine, Des Schicksals hoechsten Kranz erringen wollen; Du nahmst, bis heut, noch stets, was es dir bot. Der Drachen ward, der dir die Marken trotzig Verwuestete, mit blutgem Hirn verjagt; Was konnte mehr, an einem Tag, geschehn? Was liegt dir dran, ob er zwei Wochen noch Erschoepft im Sand liegt, und die Wunde heilt? Die Kunst jetzt lernten wir, ihn zu besiegen, Und sind voll Lust, sie fuerder noch zu ueben: Lass uns den Wrangel ruestig, Brust an Brust, Noch einmal treffen, so vollendet sichs, Und in die Ostsee ganz fliegt er hinab! Rom ward an einem Tage nicht erbaut. Der Kurfuerst. Mit welchem Recht, du Tor, erhoffst du das, Wenn auf dem Schlachtenwagen, eigenmaechtig, Mir in die Zuegel jeder greifen darf? Meinst du das Glueck werd immerdar, wie juengst, Mit einem Kranz den Ungehorsam lohnen? Den Sieg nicht mag ich, der, ein Kind des Zufalls, Mir von der Bank faellt; das Gesetz will ich, Die Mutter meiner Krone, aufrecht halten, Die ein Geschlecht von Siegen mir erzeugt! Kottwitz. Herr, das Gesetz, das hoechste, oberste, Das wirken soll, in deiner Feldherrn Brust, Das ist der Buchstab deines Willens nicht; Das ist das Vaterland, das ist die Krone, Das bist du selber, dessen Haupt sie traegt. Was kuemmert dich, ich bitte dich, die Regel, Nach der der Feind sich schlaegt: wenn er nur nieder Vor dir, mit allen seinen Fahnen, sinkt? Die Regel, die ihn schlaegt, das ist die hoechste! Willst du das Heer, das gluehend an dir haengt, Zu einem Werkzeug machen, gleich dem Schwerte, Das tot in deinem goldnen Guertel ruht? Der aermste Geist, der in den Sternen fremd, Zuerst solch eine Lehre gab! Die schlechte, Kurzsichtge Staatskunst, die, um eines Falles, Da die Empfindung sich verderblich zeigt, Zehn andere vergisst, im Lauf der Dinge, Da die Empfindung einzig retten kann! Schuett ich mein Blut dir, an dem Tag der Schlacht, Fuer Sold, seis Geld, seis Ehre, in den Staub? Behuete Gott, dazu ist es zu gut! Was! Meine Lust hab, meine Freude ich, Frei und fuer mich im Stillen, unabhaengig, An deiner Trefflichkeit und Herrlichkeit, Am Ruhm und Wachstum deines grossen Namens! Das ist der Lohn, dem sich mein Herz verkauft! Gesetzt, um dieses unberufnen Sieges, Braechst du dem Prinzen jetzt den Stab; und ich, Ich traefe morgen, gleichfalls unberufen, Den Sieg wo irgend zwischen Wald und Felsen, Mit den Schwadronen, wie ein Schaefer, an: Bei Gott, ein Schelm muesst ich doch sein, wenn ich Des Prinzen Tat nicht munter wiederholte. Und spraechst du, das Gesetzbuch in der Hand: "Kottwitz, du hast den Kopf verwirkt!" so sagt ich: "Das wusst ich Herr; da nimm ihn hin, hier ist er: Als mich ein Eid an deine Krone band, Mit Haut und Haar, nahm ich den Kopf nicht aus, Und nichts dir gaeb ich, was nicht dein gehoerte!" Der Kurfuerst. Mit dir, du alter, wunderlicher Herr, Werd ich nicht fertig! Es besticht dein Wort Mich, mit arglistger Rednerkunst gesetzt, Mich, der, du weisst, dir zugetan, und einen Sachwalter ruf ich mir, den Streit zu enden, Der meine Sache fuehrt! (Er klingelt, ein Bedienter tritt auf.) Der Prinz von Homburg! Man fuehr aus dem Gefaengnis ihn hierher! (Der Bediente ab.) Der wird dich lehren, das versichr' ich dich, Was Kriegszucht und Gehorsam sei! Ein Schreiben Schickt' er mir mindstens zu, das anders lautet, Als der spitzfuendge Lehrbegriff der Freiheit, Den du hier, wie ein Knabe, mir entfaltet. (Er stellt sich wieder an den Tisch und liest.) Kottwitz (erstaunt). Wen holt--? Wen ruft--? Obrist Hennings. Ihn selber? Graf Truchss. Nein unmoeglich! (Die Offiziere treten unruhig zusammen und sprechen mit einander.) Der Kurfuerst. Von wem ist diese zweite Zuschrift hier? Hohenzollern. Von mir, mein Fuerst! Der Kurfuerst (liest). "Beweis, dass Kurfuerst Friedrich Des Prinzen Tat selbst"-----Nun, beim Himmel! Das nenn ich keck! Was! Die Veranlassung, du waelzest sie des Frevels, Den er sich in der Schlacht erlaubt, auf mich? Hohenzollern. Auf dich, mein Kurfuerst; ja; ich, Hohenzollern! Der Kurfuerst. Nun denn, bei Gott, das uebersteigt die Fabel! Der eine zeigt mir, dass nicht schuldig er, Der andre gar mir, dass der Schuldge ich!-- Womit wirst solchen Satz du mir beweisen? Hohenzollern. Du wirst dich jener Nacht, o Herr, erinnern, Da wir den Prinzen, tief versenkt im Schlaf, Im Garten unter den Plantanen fanden: Vom Sieg des naechsten Tages mocht er traeumen, Und einen Lorbeer hielt er in der Hand. Du, gleichsam um sein tiefstes Herz zu pruefen, Nahmst ihm den Kranz hinweg, die Kette schlugst du, Die dir vom Hals haengt, laechelnd um das Laub; Und reichtest Kranz und Kette, so verschlungen, Dem Fraeulein, deiner edlen Nichte, hin. Der Prinz steht, bei so wunderbarem Anblick, Erroetend auf; so suesse Dinge will er, Und von so lieber Hand gereicht, ergreifen: Du aber, die Prinzessin rueckwaerts fuehrend, Entziehst dich eilig ihm; die Tuer empfaengt dich, Jungfrau und Kett und Lorbeerkranz verschwinden, Und einsam--einen Handschuh in der Hand, Den er, nicht weiss er selber, wem? entrissen-- Im Schoss der Mitternacht, bleibt er zurueck. Der Kurfuerst. Welch einen Handschuh? Hohenzollern. Herr, lass mich vollenden! Die Sache war ein Scherz; jedoch von welcher Bedeutung ihm, das lernt ich bald erkennen; Denn, da ich, durch des Garten hintre Pforte, Jetzt zu ihm schleich, als waers von ohngefaehr, Und ihn erweck, und er die Sinne sammelt: Giesst die Erinnrung Freude ueber ihn, Nichts Ruehrenders, fuerwahr, kannst du dir denken. Den ganzen Vorfall, gleich, als waers ein Traum, Traegt er, bis auf den kleinsten Zug, mir vor; So lebhaft, meint' er, hab er nie getraeumt Und fester Glaube baut sich in ihm auf, Der Himmel hab ein Zeichen ihm gegeben: Es werde alles, was sein Geist gesehn, Jungfrau und Lorbeerkranz und Ehrenschmuck, Gott, an dem Tag der naechsten Schlacht, ihm schenken. Der Kurfuerst. Hm! Sonderbar!--Und jener Handschuh--? Hohenzollern. Ja,-- Dies Stueck des Traums, das ihm verkoerpert ward, Zerstoert zugleich und kraeftigt seinen Glauben. Zuerst mit grossem Aug sieht er ihn an-- Weiss ist die Farb, er scheint nach Art und Bildung, Von einer Dame Hand--: doch weil er keine Zu Nacht, der er entnommen koennte sein, Im Garten sprach,--durchkreuzt, in seinem Dichten, Von mir, der zur Parol' aufs Schloss ihn ruft, Vergisst er, was er nicht begreifen kann, Und steckt zerstreut den Handschuh ins Kollett. Der Kurfuerst. Nun? Drauf? Hohenzollern. Drauf tritt er nun mit Stift und Tafel, Ins Schloss, aus des Feldmarschalls Mund, in frommer Aufmerksamkeit, den Schlachtbefehl zu hoeren; Die Fuerstin und Prinzessin, reisefertig Befinden grad im Herrensaal sich auch. Doch wer ermisst das ungeheure Staunen, Das ihn ergreift, da die Prinzess den Handschuh, Den er sich ins Kollett gesteckt, vermisst. Der Marschall ruft, zu wiederholten Malen: Herr Prinz von Homburg! Was befiehlt mein Marschall? Entgegnet er, und will die Sinne sammeln; Doch er, von Wundern ganz umringt---: der Donner Des Himmels haette niederfallen koennen!--! (Er haelt inne.) Der Kurfuerst. Wars der Prinzessin Handschuh? Hohenzollern. Allerdings! (Der Kurfuerst faellt in Gedanken.) Hohenzollern (faehrt fort). Ein Stein ist er, den Bleistift in der Hand, Steht er zwar da und scheint ein Lebender; Doch die Empfindung, wie durch Zauberschlaege, In ihm verloescht; und erst am andern Morgen, Da das Geschuetz schon in den Reihen donnert, Kehrt er ins Dasein wieder und befragt mich: Liebster, was hat schon Doerfling, sag mirs, gestern Beim Schlachtbefehl, mich treffend, vorgebracht? Feldmarschall. Herr, die Erzaehlung, wahrlich, unterschreib ich! Der Prinz, erinnr' ich mich, von meiner Rede Vernahm kein Wort; zerstreut sah ich ihn oft, Jedoch in solchem Grad abwesend ganz Aus seiner Brust, noch nie, als diesen Tag. Der Kurfuerst. Und nun, wenn ich dich anders recht verstehe, Tuermst du, wie folgt, ein Schlussgebaeu mir auf: Haett ich, mit dieses jungen Traeumers Zustand, Zweideutig nicht gescherzt, so blieb er schuldlos: Bei der Parole waer er nicht zerstreut, Nicht widerspenstig in der Schlacht gewesen. Nicht? Nicht? Das ist die Meinung? Hohenzollern. Mein Gebieter, Das ueberlass ich jetzt dir, zu ergaenzen. Der Kurfuerst. Tor, der du bist, Bloedsinniger! haettest du Nicht in den Garten mich herabgerufen, So haett ich, einem Trieb der Neugier folgend, Mit diesem Traeumer harmlos nicht gescherzt. Mithin behaupt ich, ganz mit gleichem Recht, Der sein Versehn veranlasst hat, warst du!-- Die delphsche Weisheit meiner Offiziere! Hohenzollern. Es ist genug, mein Kurfuerst! Ich bin sicher, Mein Wort fiel, ein Gewicht, in deine Brust! Sechster Auftritt Ein Offizier tritt auf.--Die Vorigen. Der Offizier. Der Prinz, o Herr, wird Augenblicks erscheinen! Der Kurfuerst. Wohlan! Lasst ihn herein. Offizier. In zwei Minuten!-- Er liess nur fluechtig, im Voruebergehn, Durch einen Pfoertner sich den Kirchhof oeffnen. Der Kurfuerst. Den Kirchhof? Offizier. Ja mein Fuerst und Herr! Der Kurfuerst. Weshalb? Offizier. Die Wahrheit zu gestehn, ich weiss es nicht; Es schien das Grabgewoelb wuenscht' er zu sehen, Das dein Gebot ihm dort eroeffnen liess. (Die Obersten treten zusammen und sprechen miteinander.) Der Kurfuerst. Gleichviel! Sobald er koemmt, lasst ihn herein. (Er tritt wieder an den Tisch und sieht in die Papiere.) Graf Truchss. Da fuehrt die Wache schon den Prinzen her. Siebenter Auftritt Der Prinz von Homburg tritt auf. Ein Offizier mit Wache. Die Vorigen. Der Kurfuerst. Mein junger Prinz, Euch ruf ich mir zu Huelfe! Der Obrist Kottwitz bringt, zu Gunsten Eurer, Mir dieses Blatt hier, schaut, in langer Reihe Von hundert Edelleuten unterzeichnet; Das Heer begehre, heisst es, Eure Freiheit, Und billige den Spruch des Kriegsrechts nicht.-- Lest, bitt ich, selbst, und unterrichtet Euch! (Er gibt ihm das Blatt.) Der Prinz von Homburg (nachdem er einen Blick hineingetan, wendet sich, und sieht sich im Kreis der Offiziere um). Kottwitz, gib deine Hand mir, alter Freund! Du tust mir mehr, als ich, am Tag der Schlacht, Um dich verdient! Doch jetzt geschwind geh hin Nach Arnstein wiederum, von wo du kamst, Und ruehr dich nicht; ich habs mir ueberlegt, Ich will den Tod, der mir erkannt, erdulden! (Er uebergibt ihm die Schrift.) Kottwitz (betroffen). Nein, nimmermehr, mein Prinz! Was sprichst du da? Hohenzollern. Er will den Tod--? Graf Truchss. Er soll und darf nicht sterben! Mehrere Offiziere (vordraengend). Mein Herr und Kurfuerst! Mein Gebieter! Hoer uns! Der Prinz von Homburg. Ruhig! Es ist mein unbeugsamer Wille! Ich will das heilige Gesetz des Kriegs, Das ich verletzt', im Angesicht des Heers, Durch einen freien Tod verherrlichen! Was kann der Sieg euch, meine Brueder, gelten, Der eine, duerftige, den ich vielleicht Dem Wrangel noch entreisse, dem Triumph Verglichen, ueber den verderblichsten Der Feind' in uns, den Trotz, den Uebermut, Errungen glorreich morgen? Es erliege Der Fremdling, der uns unterjochen will, Und frei, auf muetterlichem Grund, behaupte Der Brandenburger sich; denn sein ist er, Und seiner Fluren Pracht nur ihm erbaut! Kottwitz (geruehrt). Mein Sohn! Mein liebster Freund! Wie nenn ich dich? Graf Truchss. O Gott der Welt! Kottwitz. Lass deine Hand mich kuessen! (Sie draengen sich um ihn.) Der Prinz von Homburg (wendet sich zum Kurfuersten). Doch dir, mein Fuerst, der einen suessern Namen Dereinst mir fuehrte, leider jetzt verscherzt: Dir leg ich tiefbewegt zu Fuessen mich! Vergib, wenn ich am Tage der Entscheidung, Mit uebereiltem Eifer dir gedient: Der Tod waescht jetzt von jeder Schuld mich rein. Lass meinem Herzen, das versoehnt und heiter Sich deinem Rechtsspruch unterwirft, den Trost, Dass deine Brust auch jedem Groll entsagt: Und in der Abschiedsstunde, des zum Zeichen, Bewillge huldreich eine Gnade mir! Der Kurfuerst. Sprich, junger Held! Was ists, das du begehrst? Mein Wort verpfaend ich dir und Ritterehre, Was es auch sei, es ist dir zugestanden! Der Prinz von Homburg. Erkauf o Herr, mit deiner Nichte Hand, Von Gustav Karl den Frieden nicht! Hinweg Mit diesem Unterhaendler aus dem Lager, Der solchen Antrag ehrlos dir gemacht: Mit Kettenkugeln schreib die Antwort ihm! Der Kurfuerst (kuesst seine Stirn). Seis, wie du sagst! Mit diesem Kuss, mein Sohn, Bewillg' ich diese letzte Bitte dir! Was auch bedarf es dieses Opfers noch, Vom Missglueck nur des Kriegs mir abgerungen; Blueht doch aus jedem Wort, das du gesprochen, Jetzt mir ein Sieg auf, der zu Staub ihn malmt! Prinz Homburgs Braut sei sie, werd ich ihm schreiben, Der Fehrbellins halb, dem Gesetz verfiel, Und seinem Geist, tot vor den Fahnen streitend, Kaempf er auf dem Gefild der Schlacht, sie ab! (Er kuesst ihn noch einmal und erhebt ihn.) Der Prinz von Homburg. Nun sieh, jetzt schenktest du das Leben mir! Nun fleh ich jeden Segen dir herab, Den, von dem Thron der Wolken, Seraphin Auf Heldenhaeupter jauchzend niederschuetten: Geh und bekrieg, o Herr, und ueberwinde Den Weltkreis, der dir trotzt--denn du bists wert! Der Kurfuerst. Wache! Fuehrt ihn zurueck in sein Gefaengnis! Achter Auftritt Natalie und die Kurfuerstin zeigen sich unter der Tuer. Hofdamen folgen.--Die Vorigen. Natalie. O Mutter, lass! Was sprichst du mir von Sitte? Die hoechst' in solcher Stund, ist ihn zu lieben! --Mein teurer, ungluecksel'ger Freund! Der Prinz von Homburg (bricht auf). Hinweg! Graf Truchss (haelt ihn). Nein nimmermehr, mein Prinz! (Mehrere Offiziere treten ihm in den Weg.) Der Prinz von Homburg. Fuehrt mich hinweg! Hohenzollern. Mein Kurfuerst, kann dein Herz--? Der Prinz von Homburg (reisst sich los). Tyrannen, wollt ihr Hinaus an Ketten mich zum Richtplatz schleifen? Fort!--Mit der Welt schloss ich die Rechnung ab! (Ab, mit Wache.) Natalie (indem sie sich an die Brust der Tante legt). O Erde, nimm in deinen Schoss mich auf! Wozu das Licht der Sonne laenger schaun? Neunter Auftritt Die Vorigen ohne den Prinzen von Homburg. Feldmarschall. O Gott der Welt! Musst es bis dahin kommen! (Der Kurfuerst spricht heimlich und angelegentlich mit einem Offizier.) Kottwitz (kalt). Mein Fuerst und Herr, nach dem, was vorgefallen, Sind wir entlassen? Der Kurfuerst. Nein! zur Stund noch nicht! Dir sag ichs an, wenn du entlassen bist! (Er fixiert ihn eine Weile mit den Augen; alsdann nimmt er die Papiere, die ihm der Page gebracht hat, vom Tisch, und wendet sich damit zum Feldmarschall.) Hier, diesen Pass dem schwedschen Grafen Horn! Es waer des Prinzen, meines Vetters Bitte, Die ich verpflichtet waere zu erfuellen; Der Krieg heb, in drei Tagen, wieder an! (Pause.--Er wirft einen Blick in das Todesurteil.) Ja, urteilt selbst, ihr Herrn! Der Prinz von Homburg Hat im verflossnen Jahr, durch Trotz und Leichtsinn, Um zwei der schoensten Siege mich gebracht; Den dritten auch hat er mir schwer gekraenkt. Die Schule dieser Tage durchgegangen, Wollt ihrs zum vierten Male mit ihm wagen? Kottwitz und Truchss (durcheinander). Wie, mein vergoettert--angebeteter--? Der Kurfuerst. Wollt ihr? Wollt ihr? Kottwitz. Bei dem lebendgen Gott, Du koenntest an Verderbens Abgrund stehn, Dass er, um dir zu helfen, dich zu retten, Auch nicht das Schwert mehr zueckte, ungerufen! Der Kurfuerst (zerreisst das Todesurteil). So folgt, ihr Freunde, in den Garten mir! (Alle ab.) Szene: Schloss, mit der Rampe, die in den Garten hinabfuehrt; wie im ersten Akt.--Es ist wieder Nacht. Zehnter Auftritt Der Prinz von Homburg wird vom Rittmeister Stranz mit verbundenen Augen durch das untere Gartengitter aufgefuehrt. Offiziere mit Wache. --In der Ferne hoert man Trommeln des Totenmarsches. Der Prinz von Homburg. Nun, o Unsterblichkeit, bist du ganz mein! Du strahlst mir, durch die Binde meiner Augen, Mir Glanz der tausendfachen Sonne zu! Es wachsen Fluegel mir an beiden Schultern, Durch stille Aetherraeume schwingt mein Geist; Und wie ein Schiff, vom Hauch des Winds entfuehrt, Die muntre Hafenstadt versinken sieht, So geht mir daemmernd alles Leben unter: Jetzt unterscheid ich Farben noch und Formen, Und jetzt liegt Nebel alles unter mir. (Der Prinz setzt sich auf die Bank, die in der Mitte des Platzes, um die Eiche aufgeschlagen ist; der Rittmeister Stranz entfernt sich von ihm, und sieht nach der Rampe hinauf.) Der Prinz von Homburg. Ach, wie die Nachtviole lieblich duftet! --Spuerst du es nicht? (Stranz kommt wieder zu ihm zurueck.) Stranz. Es sind Levkojn und Nelken. Der Prinz von Homburg. Levkojn?--Wie kommen die hierher? Stranz. Ich weiss nicht.-- Es scheint, ein Maedchen hat sie hier gepflanzt. --Kann ich dir eine Nelke reichen? Der Prinz von Homburg. Lieber!-- Ich will zu Hause sie in Wasser setzen. Eilfter Auftritt Der Kurfuerst mit dem Lorbeerkranz, um welchen die goldne Kette geschlungen ist, Kurfuerstin, Prinzessin Natalie, Feldmarschall Doerfling, Obrist Kottwitz, Hohenzollern, Golz usw., Hofdamen, Offiziere und Fackeln erscheinen auf der Rampe des Schlosses.-- Hohenzollern tritt, mit einem Tuch, an das Gelaender und winkt dem Rittmeister Stranz; worauf dieser den Prinzen von Homburg verlaesst, und im Hintergrund mit der Wache spricht. Der Prinz von Homburg. Lieber, was fuer ein Glanz verbreitet sich? Stranz (kehrt zu ihm zurueck). Mein Prinz, willst du gefaellig dich erheben? Der Prinz von Homburg. Was gibt es? Stranz. Nichts, das dich erschrecken duerfte!-- Die Augen bloss will ich dir wieder oeffnen. Der Prinz von Homburg. Schlug meiner Leiden letzte Stunde? Stranz. Ja!-- Heil dir und Segen, denn du bist es wert! (Der Kurfuerst gibt den Kranz, an welchem die Kette haengt, der Prinzessin, nimmt sie bei der Hand und fuehrt sie die Rampe herab. Herren und Damen folgen. Die Prinzessin tritt, umgeben von Fackeln, vor den Prinzen, welcher erstaunt aufsteht; setzt ihm den Kranz auf, haengt ihm die Kette um, und drueckt seine Hand an ihr Herz. Der Prinz faellt in Ohnmacht.) Natalie. Himmel! die Freude toetet ihn! Hohenzollern (fasst ihn auf). Zu Huelfe! Der Kurfuerst. Lasst den Kanonendonner ihn erwecken! (Kanonenschuesse. Ein Marsch. Das Schloss erleuchtet sich.) Kottwitz. Heil, Heil dem Prinz von Homburg! Die Offiziere. Heil! Heil! Heil! Alle. Dem Sieger in der Schlacht bei Fehrbellin! (Augenblickliches Stillschweigen.) Der Prinz von Homburg. Nein, sagt! Ist es ein Traum? Kottwitz. Ein Traum, was sonst? Mehrere Offiziere. Ins Feld! Ins Feld! Graf Truchss. Zur Schlacht! Feldmarschall. Zum Sieg! Zum Sieg! Alle. In Staub mit allen Feinden Brandenburgs! Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Prinz Friedrich von Homburg, von Heinrich von Kleist. End of Project Gutenberg's Prinz Friedrich von Homburg, by Heinrich von Kleist *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK PRINZ FRIEDRICH VON HOMBURG *** This file should be named 7pzfh10.txt or 7pzfh10.zip Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 7pzfh11.txt VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 7pzfh10a.txt This text was produced for Project Gutenberg by Mike Pullen and Delphine Lettau. We are releasing two versions of this Etext, one in 7-bit format, known as Plain Vanilla ASCII, which can be sent via plain email-- and one in 8-bit format, which includes higher order characters-- which requires a binary transfer, or sent as email attachment and may require more specialized programs to display the accents. This is the 7-bit version. This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. That project is reachable at the web site http://gutenberg2000.de. Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse http://gutenberg2000.de erreichbar. Project Gutenberg eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not keep eBooks in compliance with any particular paper edition. We are now trying to release all our eBooks one year in advance of the official release dates, leaving time for better editing. Please be encouraged to tell us about any error or corrections, even years after the official publication date. Please note neither this listing nor its contents are final til midnight of the last day of the month of any such announcement. The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at Midnight, Central Time, of the last day of the stated month. A preliminary version may often be posted for suggestion, comment and editing by those who wish to do so. Most people start at our Web sites at: http://gutenberg.net or http://promo.net/pg These Web sites include award-winning information about Project Gutenberg, including how to donate, how to help produce our new eBooks, and how to subscribe to our email newsletter (free!). Those of you who want to download any eBook before announcement can get to them as follows, and just download by date. This is also a good way to get them instantly upon announcement, as the indexes our cataloguers produce obviously take a while after an announcement goes out in the Project Gutenberg Newsletter. http://www.ibiblio.org/gutenberg/etext03 or ftp://ftp.ibiblio.org/pub/docs/books/gutenberg/etext03 Or /etext02, 01, 00, 99, 98, 97, 96, 95, 94, 93, 92, 92, 91 or 90 Just search by the first five letters of the filename you want, as it appears in our Newsletters. Information about Project Gutenberg (one page) We produce about two million dollars for each hour we work. The time it takes us, a rather conservative estimate, is fifty hours to get any eBook selected, entered, proofread, edited, copyright searched and analyzed, the copyright letters written, etc. Our projected audience is one hundred million readers. If the value per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2 million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text files per month: 1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+ We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002 If they reach just 1-2% of the world's population then the total will reach over half a trillion eBooks given away by year's end. The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks! This is ten thousand titles each to one hundred million readers, which is only about 4% of the present number of computer users. Here is the briefest record of our progress (* means estimated): eBooks Year Month 1 1971 July 10 1991 January 100 1994 January 1000 1997 August 1500 1998 October 2000 1999 December 2500 2000 December 3000 2001 November 4000 2001 October/November 6000 2002 December* 9000 2003 November* 10000 2004 January* The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been created to secure a future for Project Gutenberg into the next millennium. We need your donations more than ever! As of February, 2002, contributions are being solicited from people and organizations in: Alabama, Alaska, Arkansas, Connecticut, Delaware, District of Columbia, Florida, Georgia, Hawaii, Illinois, Indiana, Iowa, Kansas, Kentucky, Louisiana, Maine, Massachusetts, Michigan, Mississippi, Missouri, Montana, Nebraska, Nevada, New Hampshire, New Jersey, New Mexico, New York, North Carolina, Ohio, Oklahoma, Oregon, Pennsylvania, Rhode Island, South Carolina, South Dakota, Tennessee, Texas, Utah, Vermont, Virginia, Washington, West Virginia, Wisconsin, and Wyoming. We have filed in all 50 states now, but these are the only ones that have responded. As the requirements for other states are met, additions to this list will be made and fund raising will begin in the additional states. Please feel free to ask to check the status of your state. In answer to various questions we have received on this: We are constantly working on finishing the paperwork to legally request donations in all 50 states. If your state is not listed and you would like to know if we have added it since the list you have, just ask. While we cannot solicit donations from people in states where we are not yet registered, we know of no prohibition against accepting donations from donors in these states who approach us with an offer to donate. International donations are accepted, but we don't know ANYTHING about how to make them tax-deductible, or even if they CAN be made deductible, and don't have the staff to handle it even if there are ways. Donations by check or money order may be sent to: Project Gutenberg Literary Archive Foundation PMB 113 1739 University Ave. Oxford, MS 38655-4109 Contact us if you want to arrange for a wire transfer or payment method other than by check or money order. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been approved by the US Internal Revenue Service as a 501(c)(3) organization with EIN [Employee Identification Number] 64-622154. Donations are tax-deductible to the maximum extent permitted by law. As fund-raising requirements for other states are met, additions to this list will be made and fund-raising will begin in the additional states. We need your donations more than ever! You can get up to date donation information online at: http://www.gutenberg.net/donation.html *** If you can't reach Project Gutenberg, you can always email directly to: Michael S. Hart Prof. Hart will answer or forward your message. We would prefer to send you information by email. **The Legal Small Print** (Three Pages) ***START**THE SMALL PRINT!**FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS**START*** Why is this "Small Print!" statement here? You know: lawyers. They tell us you might sue us if there is something wrong with your copy of this eBook, even if you got it for free from someone other than us, and even if what's wrong is not our fault. So, among other things, this "Small Print!" statement disclaims most of our liability to you. It also tells you how you may distribute copies of this eBook if you want to. *BEFORE!* YOU USE OR READ THIS EBOOK By using or reading any part of this PROJECT GUTENBERG-tm eBook, you indicate that you understand, agree to and accept this "Small Print!" statement. If you do not, you can receive a refund of the money (if any) you paid for this eBook by sending a request within 30 days of receiving it to the person you got it from. If you received this eBook on a physical medium (such as a disk), you must return it with your request. ABOUT PROJECT GUTENBERG-TM EBOOKS This PROJECT GUTENBERG-tm eBook, like most PROJECT GUTENBERG-tm eBooks, is a "public domain" work distributed by Professor Michael S. Hart through the Project Gutenberg Association (the "Project"). Among other things, this means that no one owns a United States copyright on or for this work, so the Project (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth below, apply if you wish to copy and distribute this eBook under the "PROJECT GUTENBERG" trademark. Please do not use the "PROJECT GUTENBERG" trademark to market any commercial products without permission. To create these eBooks, the Project expends considerable efforts to identify, transcribe and proofread public domain works. Despite these efforts, the Project's eBooks and any medium they may be on may contain "Defects". Among other things, Defects may take the form of incomplete, inaccurate or corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual property infringement, a defective or damaged disk or other eBook medium, a computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by your equipment. LIMITED WARRANTY; DISCLAIMER OF DAMAGES But for the "Right of Replacement or Refund" described below, [1] Michael Hart and the Foundation (and any other party you may receive this eBook from as a PROJECT GUTENBERG-tm eBook) disclaims all liability to you for damages, costs and expenses, including legal fees, and [2] YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE OR UNDER STRICT LIABILITY, OR FOR BREACH OF WARRANTY OR CONTRACT, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR INCIDENTAL DAMAGES, EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH DAMAGES. If you discover a Defect in this eBook within 90 days of receiving it, you can receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending an explanatory note within that time to the person you received it from. If you received it on a physical medium, you must return it with your note, and such person may choose to alternatively give you a replacement copy. If you received it electronically, such person may choose to alternatively give you a second opportunity to receive it electronically. THIS EBOOK IS OTHERWISE PROVIDED TO YOU "AS-IS". NO OTHER WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, ARE MADE TO YOU AS TO THE EBOOK OR ANY MEDIUM IT MAY BE ON, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR A PARTICULAR PURPOSE. Some states do not allow disclaimers of implied warranties or the exclusion or limitation of consequential damages, so the above disclaimers and exclusions may not apply to you, and you may have other legal rights. INDEMNITY You will indemnify and hold Michael Hart, the Foundation, and its trustees and agents, and any volunteers associated with the production and distribution of Project Gutenberg-tm texts harmless, from all liability, cost and expense, including legal fees, that arise directly or indirectly from any of the following that you do or cause: [1] distribution of this eBook, [2] alteration, modification, or addition to the eBook, or [3] any Defect. DISTRIBUTION UNDER "PROJECT GUTENBERG-tm" You may distribute copies of this eBook electronically, or by disk, book or any other medium if you either delete this "Small Print!" and all other references to Project Gutenberg, or: [1] Only give exact copies of it. Among other things, this requires that you do not remove, alter or modify the eBook or this "small print!" statement. You may however, if you wish, distribute this eBook in machine readable binary, compressed, mark-up, or proprietary form, including any form resulting from conversion by word processing or hypertext software, but only so long as *EITHER*: [*] The eBook, when displayed, is clearly readable, and does *not* contain characters other than those intended by the author of the work, although tilde (~), asterisk (*) and underline (_) characters may be used to convey punctuation intended by the author, and additional characters may be used to indicate hypertext links; OR [*] The eBook may be readily converted by the reader at no expense into plain ASCII, EBCDIC or equivalent form by the program that displays the eBook (as is the case, for instance, with most word processors); OR [*] You provide, or agree to also provide on request at no additional cost, fee or expense, a copy of the eBook in its original plain ASCII form (or in EBCDIC or other equivalent proprietary form). [2] Honor the eBook refund and replacement provisions of this "Small Print!" statement. [3] Pay a trademark license fee to the Foundation of 20% of the gross profits you derive calculated using the method you already use to calculate your applicable taxes. If you don't derive profits, no royalty is due. Royalties are payable to "Project Gutenberg Literary Archive Foundation" the 60 days following each date you prepare (or were legally required to prepare) your annual (or equivalent periodic) tax return. Please contact us beforehand to let us know your plans and to work out the details. WHAT IF YOU *WANT* TO SEND MONEY EVEN IF YOU DON'T HAVE TO? Project Gutenberg is dedicated to increasing the number of public domain and licensed works that can be freely distributed in machine readable form. The Project gratefully accepts contributions of money, time, public domain materials, or royalty free copyright licenses. Money should be paid to the: "Project Gutenberg Literary Archive Foundation." If you are interested in contributing scanning equipment or software or other items, please contact Michael Hart at: hart@pobox.com [Portions of this eBook's header and trailer may be reprinted only when distributed free of all fees. Copyright (C) 2001, 2002 by Michael S. Hart. Project Gutenberg is a TradeMark and may not be used in any sales of Project Gutenberg eBooks or other materials be they hardware or software or any other related product without express permission.] *END THE SMALL PRINT! FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS*Ver.02/11/02*END*