The Project Gutenberg EBook of Penthesilea, by Heinrich von Kleist Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the copyright laws for your country before downloading or redistributing this or any other Project Gutenberg eBook. This header should be the first thing seen when viewing this Project Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the header without written permission. Please read the "legal small print," and other information about the eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is important information about your specific rights and restrictions in how the file may be used. You can also find out about how to make a donation to Project Gutenberg, and how to get involved. **Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts** **eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since 1971** *****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!***** Title: Penthesilea Author: Heinrich von Kleist Release Date: October, 2004 [EBook #6648] [Yes, we are more than one year ahead of schedule] [This file was first posted on January 9, 2003] Edition: 10 Language: German Character set encoding: ASCII *** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, PENTHESILEA *** Thanks are given to Delphine Lettau for finding a huge collection of ancient German books in London. This Etext is in German. We are releasing two versions of this Etext, one in 7-bit format, known as Plain Vanilla ASCII, which can be sent via plain email-- and one in 8-bit format, which includes higher order characters-- which requires a binary transfer, or sent as email attachment and may require more specialized programs to display the accents. This is the 7-bit version. This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. That project is reachable at the web site http://gutenberg2000.de. Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" zur Verfuegung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse http://gutenberg2000.de erreichbar. Penthesilea Heinrich von Kleist Ein Trauerspiel Tuebingen 1808 Personen: Penthesilea, Koeniginn der Amazonen. Prothoe, Meroe und Asteria, Fuerstinnen der Amazonen. Die Ober-Priesterinnen der Diana Achilles, Odysseus, Diomedes und Antilochus, Koenige des Griechenvolks. Griechen und Amazonen Scene: Schlachtfeld bei Troja. Erster Auftritt. Odysseus und Diomedes (von der einen Seite) Antilochus (von der andern) Gefolge (treten auf) Antilochus. Seyd mir gegruesst, ihr Koenige! Wie geht's, Seit wir zuletzt bei Troja uns gesehn? Odysseus. Schlecht, Antiloch. Du siehst auf diesen Feldern, Der Griechen und der Amazonen Heer, Wie zwei erboste Woelfe sich umkaempfen: Beim Jupiter! sie wissen nicht warum? Wenn Mars entruestet, oder Delius, Den Stecken nicht ergreift, der Wolkenruettler Mit Donnerkeilen nicht dazwischen wettert: Todt sinken die Verbissnen heut noch nieder, Des einen Zahn im Schlund des anderen. Schafft einen Helm mit Wasser! Antilochus. Element! Was wollen diese Amazonen uns? Odysseus. Wir zogen aus, auf des Atriden Rath, Mit der gesammten Schaar der Myrmidonen, Achill und ich; Penthesilea, hiess es, Sei in den scyth'schen Waeldern aufgestanden, Und fuehr' ein Heer, bedeckt mit Schlangenhaeuten. Von Amazonen, heisser Kampflust voll, Durch der Gebirge Windungen heran, Den Priamus in Troja zu entsetzen. Am Ufer des Skamandros hoeren wir, Deiphobus auch, der Priamide, sei Aus Ilium mit einer Schaar gezogen; Die Koeniginn, die ihm mit Huelfe naht, Nach Freundesart zu gruessen. Wir verschlingen Die Strasse jetzt, uns zwischen dieser Gegner Heillosem Buendniss wehrend aufzupflanzen; Die ganze Nacht durch windet sich der Zug. Doch, bei des Morgens erster Daemmerroethe, Welch ein Erstaunen fasst' uns, Antiloch, Da wir, in einem weiten Thal vor uns, Mit des Deiphobus Iliern im Kampf Die Amazonen sehn! Penthesilea, Wie Sturmwind ein zerrissenes Gewoelk, Weht der Trojaner Reihen vor sich her, Als gaelt es ueber'n Hellespont hinaus, Hinweg vom Rund der Erde sie zu blasen. Antilochus. Seltsam, bei unserm Gott! Odysseus. Wir sammeln uns, Der Trojer Flucht, die wetternd auf uns ein, Gleich einem Anfall keilt, zu widerstehen, Und dicht zur Mauer draengen wir die Spiesse. Auf diesen Anblick stutzt der Priamide; Und wir, im kurzen Rath beschliessen, gleich, Die Amazonenfuerstinn zu begruessen: Sie auch hat ihren Siegeslauf gehemmt. War je ein Rath einfaeltiger und besser? Haett' ihn Athenae, wenn ich sie befragt, In's Ohr verstaendiger mir fluestern koennen? Sie muss, beim Hades! diese Jungfrau, doch, Die wie vom Himmel ploetzlich, kampfgeruestet, In unsern Streit faellt, sich darin zu mischen, Sie muss zu Einer der Parthein sich schlagen; Und uns die Freundinn muessen wir sie glauben, Da sie sich Teukrischen die Feindinn zeigt. Antilochus. Was sonst, beim Styx! Nichts anders giebt's. Odysseus. Nun gut. Wir finden sie, die Heldinn Scythiens, Achill und ich--in kriegerischer Feier An ihrer Jungfraun Spitze aufgepflanzt, Geschuerzt, der Helmbusch wallt ihr von der Scheitel, Und seine Gold- und Purpurtroddeln regend, Zerstampft ihr Zelter unter ihr den Grund. Gedankenvoll, auf einen Augenblick, Sieht sie in unsre Schaar, von Ausdruck leer, Als ob in Stein gehau'n wir vor ihr stuenden; Hier diese flache Hand, versichr' ich dich, Ist ausdrucksvoller als ihr Angesicht: Bis jetzt ihr Aug auf den Peliden trifft: Und Glut ihr ploetzlich, bis zum Hals hinab, Das Antlitz faerbt, als schluege rings um ihr Die Welt in helle Flammenlohe auf. Sie schwingt, mit einer zuckenden Bewegung, --Und einen finstern Blick wirft sie auf ihn-- Vom Ruecken sich des Pferds herab, und fragt, Die Zuegel einer Dien'rinn ueberliefernd, Was uns, in solchem Prachtzug, zu ihr fuehre. Ich jetzt, wie wir Argiver hoch erfreut, Auf eine Feindinn des Dardanervolks zu stossen; Was fuer ein Hass den Priamiden laengst Entbrannt sei in der Griechen Brust, wie nuetzlich, So ihr, wie uns, ein Buendniss wuerde sein; Und was der Augenblick noch sonst mir beut: Doch mit Erstaunen, in dem Fluss der Rede, Bemerk' ich, dass sie mich nicht hoert. Sie wendet, Mit einem Ausdruck der Verwunderung, Gleich einem sechzehnjaehr'gen Maedchen ploetzlich, Das von olymp'schen Spielen wiederkehrt, Zu einer Freundinn, ihr zur Seite sich, Und ruft: solch einem Mann, o Prothoe, ist Otrere, meine Mutter, nie begegnet! Die Freundinn, auf dies Wort betreten, schweigt, Achill und ich, wir sehn uns laechelnd an, Sie ruht, sie selbst, mit trunk'nem Blick schon wieder Auf des Aeginers schimmernde Gestalt: Bis jen' ihr schuechtern naht, und sie erinnert, Dass sie mir noch die Antwort schuldig sei. Drauf mit der Wangen Roth, war's Wuth, war's Schaam, Die Ruestung wieder bis zum Gurt sich faerbend, Verwirrt und stolz und wild zugleich: sie sei Penthesilea, kehrt sie sich zu mir, Der Amazonen Koeniginn, und werde Aus Koechern mir die Antwort uebersenden! Antilochus. So, Wort fuer Wort, der Bote, den du sandtest; Doch keiner in dem ganzen Griechenlager, Der ihn begriff. Odysseus. Hierauf unwissend jetzt, Was wir von diesem Auftritt denken sollen, In grimmiger Beschaemung gehn wir heim, Und sehn die Teukrischen, die unsre Schmach Von fern her, die hohnlaechelnden, errathen, Wie im Triumph sich sammeln. Sie beschliessen Im Wahn, sie seien die Beguenstigten, Und nur ein Irrthum, der sich loesen muesse, Sei an dem Zorn der Amazone Schuld, Schnell ihr, durch einen Herold, Herz und Hand, Die sie verschmaeht, von neuem anzutragen. Doch eh' der Bote, den sie senden wollen, Den Staub noch von der Ruestung abgeschuettelt, Stuerzt die Kenthaurinn, mit verhaengtem Zuegel, Auf sie und uns schon, Griech' und Trojer, ein, Mit eines Waldstroms wuethendem Erguss Die Einen, wie die Andern, niederbrausend. Antilochus. Ganz unerhoert, ihr Danaer! Odysseus. Jetzt hebt Ein Kampf an, wie er, seit die Furien walten, Noch nicht gekaempft ward auf der Erde Ruecken So viel ich weiss, giebt es in der Natur Kraft blos und ihren Widerstand, nichts Drittes. Was Glut des Feuers loescht, loes't Wasser siedend Zu Dampf nicht auf und umgekehrt. Doch hier Zeigt ein ergrimmter Feind von beiden sich, Bei dessen Eintritt nicht das Feuer weiss, Ob's mit dem Wasser rieseln soll, das Wasser Ob's mit dem Feuer himmelan soll lecken. Der Trojer wirft, gedraengt von Amazonen, Sich hinter eines Griechen Schild, der Grieche Befreit ihn von der Jungfrau, die ihn draengte, Und Griech' und Trojer muessen jetzt sich fast, Dem Raub der Helena zu Trotz, vereinen, Um dem gemeinen Feinde zu begegnen. (Ein Grieche bringt ihm Wasser.) Dank! Meine Zunge lechzt. Diomedes. Seit jenem Tage Grollt ueber dieser Ebne unverrueckt Die Schlacht, mit immer reger Wuth, wie ein Gewitter, zwischen waldgekroenter Felsen Gipfeln Geklemmt. Als ich mit den Aetoliern gestern Erschien, der unsern Reihen zu verstaerken, Schlug sie mit Donnerkrachen eben ein, Als wollte sie den ganzen Griechenstamm Bis auf den Grund, die Wuethende, zerspalten. Der Krone ganze Bluethe liegt, Ariston, Astyanax, von Sturm herabgeruettelt, Menandros, auf dem Schlachtfeld da, den Lorbeer, Mit ihren jungen, schoenen Leibern gross, Fuer diese kuehne Tochter Ares, duengend. Mehr der Gefangnen siegreich nahm sie schon, Als sie uns Augen, sie zu missen, Arme, Sie wieder zu befrein, uns uebrig liess. Antilochus. Und Niemand kann, was sie uns will ergruenden? Diomedes. Kein Mensch, das eben ist's: wohin wir spaehend Auch des Gedankens Senkblei fallen lassen. --oft, aus der sonderbaren Wuth zu schliessen, Mit welcher sie, im Kampfgewuehl, den Sohn Der Thetis sucht, scheint's uns, als ob ein Hass Persoenlich wider ihn die Brust ihr fuellte. So folgt, so hungerheiss, die Woelfinn nicht, Durch Waelder, die der Schnee bedeckt, der Beute, Die sich ihr Auge grimmig auserkohr, Als sie, durch unsre Schlachtreihn, dem Achill. Doch juengst, in einem Augenblick, da schon Sein Leben war in ihre Macht gegeben, Gab sie es laechelnd, ein Geschenk, ihm wieder: Er stieg zum Orkus, wenn sie ihn nicht hielt. Antilochus. Wie? Wenn ihn wer? Die Koeniginn? Diomedes. Sie selbst! Denn als sie, um die Abenddaemmrung gestern, Im Kampf, Penthesilea und Achill, Einander trafen, stuermt Deiphobus her, Und auf der Jungfrau Seite hingestellt, Der Teukrische, trifft er dem Peleiden Mit einem tueck'schen Schlag die Ruestung prasselnd, Dass rings der Ormen Wipfel wiederhallten. Die Koeniginn, entfaerbt, laesst zwei Minuten Die Arme sinken: und die Locken dann Entruestet um entflammte Wangen schuettelnd, Hebt sie vom Pferdes-Ruecken hoch sich auf, Und senkt, wie aus dem Firmament geholt, Das Schwerdt ihm wetterstrahlend in den Hals, Dass er zu Fuessen hin, der Unberufne, Dem Sohn, dem goettlichen, der Thetis rollt. Er jetzt, zum Dank, will ihr, der Peleide, Ein Gleiches thun; doch sie bis auf den Hals Gebueckt, den maehnumflossenen, des Schecken, Der, in dem Goldzaum beissend, sich herumwirft, Weicht seinem Mordhieb aus, und schiesst die Zuegel, Und sieht sich um, und laechelt, und ist fort. Antilochus. Ganz wunderbar! Odysseus. Was bringst du uns von Troja? Antilochus. Mich sendet Agamemnon her, und fragt dich, Ob Klugheit nicht, bei so gewandelten Verhaeltnissen, den Rueckzug dir gebiete. Uns gelt' es Iliums Mauern einzustuerzen, Nicht einer freien Fuerstinn Heereszug, Nach einem uns gleichguelt'gen Ziel, zu stoeren. Falls du daher Gewissheit dir verschafft, Dass nicht mit Huelfe der Dardanerburg Penthesilea naht, woll' er, dass ihr Sogleich, um welchen Preis gleichviel, euch wieder In die argivische Verschanzung werft. Verfolgt sie euch, so werd' er, der Atride, Dann an des Heeres Spitze selber sehn, Wozu sich diese raethselhafte Sphinx Im Angesicht von Troja wird entscheiden. Odysseus. Beim Jupiter! Der Meinung bin ich auch. Meint ihr, dass der Laertiade sich In diesem sinnentbloessten Kampf gefaellt? Schafft den Peliden weg von diesem Platze! Denn wie die Dogg' entkoppelt, mit Geheul In das Geweih des Hirsches faellt: der Jaeger, Erfuellt von Sorge, lockt und ruft sie ab; Jedoch verbissen in des Prachtthiers Nacken, Tanzt sie durch Berge neben ihm, und Stroeme, Fern in des Waldes Nacht hinein: so er, Der Rasende, seit in der Forst des Krieges Diess Wild sich von so seltner Art, ihm zeigte. Durchbort mit einem Pfeilschuss, ihn zu fesseln, Die Schenkel ihm: er weicht, so schwoert er, eher Von dieser Amazone Ferse nicht, Bis er bei ihren seidnen Haaren sie Von dem gefleckten Tiegerpferd gerissen. Versuch's, o Antiloch, wenn's dir beliebt Und sieh', was deine rednerische Kunst, Wenn seine Lippe schaeumt, bei ihm vermag. Diomedes. Lasst uns vereint, ihr Koenige, noch einmal Vernunft keilfoermig, mit Gelassenheit, Auf seine rasende Entschliessung setzen. Du wirst, erfindungsreicher Larissaeer, Den Riss schon, den er beut, zu finden wissen. Weicht er dir nicht, wohlan, so will ich ihn Mit zwei Aetoliern auf den Ruecken nehmen, Und einem Klotz gleich, weil der Sinn ihm fehlt, In dem Argiverlager niederwerfen. Ulysses. Folgt mir! Antilochus. Nun? Wer auch eilt uns dort heran? Diomedes. Es ist Adrast. So bleich und so verstoehrt. Zweiter Auftritt. Die Vorigen. Ein Hauptmann. (tritt auf) Odysseus. Was bringst du? Diomedes. Botschaft? Der Hauptmann. Euch die oedeste, Die euer Ohr noch je vernahm. Diomedes. Wie? Odysseus. Rede! Der Hauptmann. Achill--ist in der Amazonen Haenden, Und Pergams Mauern fallen jezt nicht um. Diomedes. Ihr Goetter. ihr olympischen! Odysseus. Ungluecksbote! Antilochus. Wann trug, wo, das Entsetzliche sich zu? Der Hauptmann. Ein neuer Anfall, heiss, wie Wetterstrahl, Schmolz, dieser wutherfuellten Mavorstoechter, Rings der Aetolier wackre Reihen hin, Auf uns, wie Wassersturz, hernieder sie, Die unbesiegten Myrmidonier, giessend. Vergebens draengen wir dem Fluchtgewog Entgegen uns: in wilder Ueberschwemmung Reisst's uns vom Kampfplatz strudelnd mit sich fort: Und eher nicht vermoegen wir den Fuss, Als fern von dem Peliden fest zu setzen. Erst jetzo wickelt er, umstarrt von Spiessen, Sich aus der Nacht des Kampfes los, er rollt Von eines Huegels Spitze scheu herab, Auf uns kehrt gluecklich sich sein Lauf, wir senden Aufjauchzend ihm den Rettungsgruss schon zu: Doch es erstirbt der Laut im Busen uns, Da ploetzlich jetzt sein Viergespann zurueck Vor einem Abgrund stutzt, und hoch aus Wolken In grause Tiefe baeumend niederschaut. Vergebens jetzt, in der er Meister ist, Des Isthmus ganze vielgeuebte Kunst: Das Rossgeschwader wendet, das erschrockne, Die Haeupter rueckwaerts in die Geisselhiebe, Und im verworrenen Geschirre fallend, Zum Chaos, Pferd' und Wagen, eingestuerzt, Liegt unser Goettersohn, mit seinem Fuhrwerk, Wie in der Schlinge eingefangen da. Antilochus. Der Rasende! Wohin treibt ihn--? Der Hauptmann. Es stuerzt Automedon, des Fahrzeugs ruest'ger Lenker, In die Verwirrung hurtig sich der Rosse: Er hilft dem Viergekoppel wieder auf. Doch eh' er noch aus allen Knoten rings Die Schenkel, die verwickelten, geloes't, Sprengt schon die Koeniginn, mit einem Schwarm Siegreicher Amazonen, ins Geklueft, Jedweden Weg zur Rettung ihm versperrend. Antilochus. Ihr Himmlischen! Der Hauptmann. Sie hemmt, Staub rings umqualmt sie, Des Zelters fluecht'gen Lauf, und hoch zum Gipfel Das Angesicht, das funkelnde, gekehrt, Misst sie, auf einen Augenblick, die Wand: Der Helmbusch selbst, als ob er sich entsetzte, Reisst bei der Scheitel sie von hinten nieder. Drauf ploetzlich jetzt legt sie die Zuegel weg: Man sieht, gleich einer Schwindelnden, sie hastig Die Stirn, von einer Lockenfluth umwallt, In ihre beiden kleinen Haende druecken. Bestuerzt, bei diesem sonderbaren Anblick, Umwimmeln alle Jungfraun sie, mit heiss Eindringlicher Gebaehrde sie beschwoerend; Die Eine, die zunaechst verwandt ihr scheint, Schlingt ihren Arm um sie, indess die Andre Entschlossner noch, des Pferdes Zuegel greift: Man will den Fortschritt mit Gewalt ihr wehren, Doch sie-- Diomedes. Wie? wagt sie es? Antilochus. Nein, sprich! Der Hauptmann. Ihr hoerts. Umsonst sind die Versuche, sie zu halten, Sie draengt mit sanfter Macht von beiden Seiten Die Fraun hinweg, und im unruhigen Trabe An dem Gekluefte auf und nieder streifend, Sucht sie, ob nicht ein schmaler Pfad sich biete Fuer einen Wunsch, der keine Fluegel hat; Drauf jetzt, gleich einer Rasenden, sieht man Empor sie an des Felsens Waende klimmen, Jetzt hier, in gluehender Begier, jetzt dort, Unsinn'ger Hoffnung voll, auf diesem Wege Die Beute, die im Garn liegt, zu erhaschen. Jetzt hat sie jeden sanftern Riss versucht, Den sich im Fels der Regen ausgewaschen; Der Absturz ist, sie sieht es, unersteiglich; Doch, wie beraubt des Urtheils, kehrt sie um, Und faengt, als waer's von vorn, zu klettern an. Und schwingt, die Unverdrossene, sich wirklich Auf Pfaden, die des Wandrers Fusstritt scheut, Schwingt sich des Gipfels hoechstem Rande naeher Um einer Orme Hoeh; und da sie jetzt auf einem Granitblock steht, von nicht mehr Flaechenraum Als eine Gemse sich zu halten braucht; Von ragendem Gekluefte rings geschreckt, Den Schritt nicht vorwaerts mehr, nicht rueckwaerts wagt; Der Weiber Angstgeschrei durchkreischt die Luft: Stuerzt sie urploetzlich, Ross und Reuterinn, Von los sich loesendem Gestein umprasselt, Als ob sie in den Orkus fuehre, schmetternd Bis an des Felsens tiefsten Fuss zurueck, Und bricht den Hals sich nicht und lernt auch nichts: Sie rafft sich bloss zu neuem Klimmen auf. Antilochus. Seht die Hyaene, die blind-wuethende! Odysseus. Nun? Und Automedon? Der Hauptmann. Er endlich schwingt, Das Fahrzeug steht, die Rosse auch, geordnet-- Hephaestos haett' in so viel Zeit fast neu Den ganzen erznen Wagen schmieden koennen-- Er schwingt dem Sitz sich zu, und greift die Zuegel: Ein Stein faellt uns Argivern von der Brust. Doch eben jezt, da er die Pferde wendet, Erspaehn die Amazonen einen Pfad, Dem Gipfel sanfthin zugefuehrt, und rufen, Das Thal rings mit Geschrei des Jubels fuellend, Die Koeniginn dahin, die sinnberaubte, Die immer noch des Felsens Sturz versucht. Sie, auf dies Wort, das Ross zuruecke werfend, Rasch einen Blick den Pfad schickt sie hinan; Und dem gestreckten Parder gleich, folgt sie Dem Blick auch auf dem Fuss: er, der Pelide, Entwich zwar mit den Rossen, rueckwaerts strebend; Doch in den Gruenden bald verschwand er mir, Und was aus ihm geworden, weiss ich nicht. Antilochus. Verloren ist er! Diomedes. Auf! Was thun wir, Freunde? Odysseus. Was unser Herz, ihr Koenige, gebeut! Auf! lasst uns ihn der Koeniginn entreissen! Gilt's einen Kampf um ihn auf Tod und Leben: Den Kampf bei den Atriden fecht' ich aus. Odysseus, Diomedes, Antilochus (ab.) Dritter Auftritt Der Hauptmann. Eine Schaar von Griechen. (welche waehrend dessen einen Huegel bestiegen haben). Ein Myrmidonier. (in die Gegend schauend.) Seht! Steigt dort ueber jenes Berges Ruecken, Ein Haupt nicht, ein bewaffnetes, empor? Ein Helm, von Federbueschen ueberschattet? Der Nacken schon, der maecht'ge, der es traegt? Die Schultern auch, die Arme, stahlumglaenzt? Das ganze Brustgebild, O seht doch, Freunde, Bis wo den Leib der gold'ne Gurt umschliesst? Der Hauptmann. Ha! Wessen! Der Myrmidonier. Wessen! Traeum' ich, ihr Argiver? Die Haeupter sieht man schon, geschmueckt mit Blessen, Des Rossgespanns! Nur noch die Schenkel sind, Die Hufen, von der Hoehe Rand bedeckt! Jetzt, auf dem Horizonte, steht das ganze Kriegsfahrzeug da! So geht die Sonne prachtvoll An einem heitern Fruehlingstage auf! Die Griechen. Triumph! Achilleus ist's! Der Goettersohn! Selbst die Quadriga fuehret er heran! Er ist gerettet! Der Hauptmann. Ihr Olympischen! So sei euch ew'ger Ruhm gegoennt!--Odysseus! --Flieg Einer den argol'schen Fuersten nach! (Ein Grieche schnell ab.) Naht er sich uns, ihr Danaer? Der Myrmidonier. O sieh! Der Hauptmann. Was giebt's? Der Myrmidonier. O mir vergeht der Athem, Hauptmann! Der Hauptmann. So rede, sprich! Der Myrmidonier. O, wie er mit der Linken Vor ueber seiner Rosse Ruecken geht! Wie er die Geissel umschwingt ueber sie! Wie sie von ihrem blossen Klang erregt, Der Erde Grund, die goettlichen, zerstampfen! Am Zuegel zieh'n sie, beim Lebendigen, Mit ihrer Schluende Dampf, das Fahrzeug fort! Gehetzter Hirsche Flug ist schneller nicht! Der Blick draengt unzerknickt sich durch die Raeder, Zur Scheibe fliegend eingedreht, nicht hin! Ein Aetolier. Doch hinter ihm-- Der Hauptmann. Was? Der Myrmidonier. An des Berges Saum-- Der Aetolier. Staub-- Der Myrmidonier. Staub aufqualmend, wie Gewitterwolken: Und, wie der Blitz vorzuckt-- Der Aetolier. Ihr ew'gen Goetter! Der Myrmidonier. Penthesilea. Der Hauptmann. Wer? Der Aetolier. Die Koeniginn!-- Ihm auf dem Fuss, dem Peleiden, schon Mit ihrem ganzen Tross von Weibern folgend. Der Hauptmann. Die rasende Megaer'! Die Griechen. (rufend) Hieher den Lauf! Hieher den Lauf, du goettlicher gerichtet! Auf uns den Lauf! Der Aetolier. Seht! wie sie mit den Schenkeln Des Tiegers Leib inbruenstiglich umarmt! Wie sie, bis auf die Maehn' herabgebeugt, Hinweg die Luft trinkt lechzend, die sie hemmt! Sie fliegt, wie von der Senne abgeschossen: Numidsche Pfeile sind nicht hurtiger! Das Heer bleibt keuchend, hinter ihr, wie Koeter, Wenn sich ganz aus die Dogge streckt, zurueck! Kaum dass ihr Federbusch ihr folgen kann! Der Hauptmann. So naht sie ihm? Ein Doloper. Naht ihm! Der Myrmidonier. Naht ihm noch nicht! Der Doloper. Naht ihm, ihr Danaer! Mit jedem Hufschlag, Schlingt sie, wie hungerheiss, ein Stueck des Weges, Der sie von dem Peliden trennt, hinunter! Der Myrmidonier. Bei allen hohen Goettern, die uns schuetzen! Sie waechst zu seiner Groesse schon heran! Sie athmet schon, zurueckgefuehrt vom Winde, Den Staub, den saeumend seine Fahrt erregt! Der rasche Zelter wirft, auf dem sie reitet, Erdschollen, aufgewuehlt von seiner Flucht, Schon in die Muschel seines Wagens hin! Der Aetolier. Und jetzt--der Uebermueth'ge! Rasende! Er lenkt im Bogen spielend noch! Gieb Acht: Die Amazone wird die Sehne nehmen. Siehst du? Sie schneidet ihm den Lauf-- Der Myrmidonier. Hilf! Zevs! An seiner Seite fliegt sie schon! Ihr Schatten, Gross, wie ein Riese, in der Morgensonne, Erschlaegt ihn schon! Der Aetolier. Doch jetzt urploetzlich reisst er-- Der Doloper. Das ganze Rossgeschwader reisst er ploetzlich Zur Seit' herum! Der Aetolier. Zu uns her fliegt er wieder! Der Myrmidonier. Ha! Der Verschlagne! Er betrog sie-- Der Doloper. Hui! Wie sie, die Unaufhaltsame, vorbei Schiesst an dem Fuhrwerk-- Der Myrmidonier. Prellt, im Sattel fliegt, Und stolpert-- Der Doloper. Stuerzt! Der Hauptmann. Was? Der Myrmidonier. Stuerzt, die Koeniginn! Und eine Jungfrau blindhin ueber sie-- Der Doloper. Und Eine noch-- Der Myrmidonier. Und wieder-- Der Doloper. Und noch Eine-- Der Hauptmann. Ha! Stuerzen, Freunde? Der Doloper. Stuerzen-- Der Myrmidonier. Stuerzen, Hauptmann, Wie in der Feueresse eingeschmelzt, Zum Haufen, Ross und Reut'rinnen, zusammen! Der Hauptmann. Dass sie zu Asche wuerden! Der Doloper. Staub ringsum, Vom Glanz der Ruestungen durchzuckt und Waffen: Das Aug' erkennt nichts mehr, wie scharf es sieht. Ein Knaeuel, ein verworrener, von Jungfraun Durchwebt von Rossen bunt: das Chaos war, Das erst', aus dem die Welt sprang, deutlicher. Der Aetolier. Doch jetzt--ein Wind erhebt sich; Tag wird es, Und eine der Gestuerzten rafft sich auf. Der Doloper. Ha! Wie sich das Gewimmel lustig regt! Wie sie die Spiesse sich, die Helme, suchen, Die weithin auf das Feld geschleuderten! Der Myrmidonier. Drei Rosse noch, und eine Reuterinn, liegen Gestreckt wie todt-- Der Hauptmann. Ist das die Koeniginn? Der Aetolier. Penthesilea, fragst du? Der Myrmidonier. Ob's die Koeniginn? --Dass mir den Dienst die Augen weigerten! Dort steht sie! Der Doloper. Wo? Der Hauptmann. Nein, sprich! Der Myrmidonier. Dort, beim Kroniden, Wo sie gestuerzt: in jener Eiche Schatten! An ihres Pferdes Nacken haelt sie sich, Das Haupt entbloesst--seht ihr den Helm am Boden? Die Locken schwachhin mit der Rechten greifend, Wischt sie, ist's Staub, ist's Blut, sich von der Stirn. Der Doloper. Bei Gott, sie ist's! Der Hauptmann. Die Unverwuestliche! Der Aetolier. Die Katze, die so stuerzt, verreckt; nicht sie! Der Hauptmann. Und der Pelid'? Der Doloper. Ihn schuetzen alle Goetter! Um drei Pfeilschuesse flog er fort und drueber! Kaum mehr mit Blicken kann sie ihn erreichen, Und der Gedanke selbst, der strebende, Macht ihr im athemlosen Busen: halt! Der Myrmidonier. Triumph! Dort trit Odysseus jetzt hervor! Das ganze Griechenheer, im Strahl der Sonne, Trit ploetzlich aus des Waldes Nacht hervor! Der Hauptmann. Odyss? Und Diomed auch? O ihr Goetter! --Wie weit noch in dem Feld ist er zurueck? Der Doloper. Kaum einen Steinwurf, Hauptmann! Sein Gespann Fliegt auf die Hoehen am Skamandros schon, Wo sich das Heer raschhin am Rande ordnet. Die Reih'n schon wettert er entlang-- Stimmen. (aus der Ferne) Heil dir! Der Doloper. Sie rufen, die Argiver, ihm-- Stimmen. Heil dir! Achill! Heil dir, Pelide! Goettersohn! Heil dir! Heil dir! Heil dir! Der Doloper. Er hemmt den Lauf! Vor den versammelten Argiverfuersten Hemmt er den Lauf! Odysseus naht sich ihm! Vom Sitz springt er, der Staubbedeckte, nieder! Die Zuegel giebt er weg! Er wendet sich! Er nimmt den Helm ab, der sein Haupt beschwert! Und alle Koenige umringen ihn! Die Griechen reissen ihn, die jauchzenden, Um seine Knie wimmelnd, mit sich fort: Indess Automedon die Rosse schrittweis, Die dampfenden, an seiner Seite fuehrt! Hier waelzt der ganze Jubelzug sich schon Auf uns heran! Heil dir! du Goettlicher! O seht doch her, seht her--Da ist er schon! Vierter Auftritt. Achilles (ihm folgen) Odysseus, Diomedes, Antilochus, Automedon (mit der Quadriga ihm zur Seite) das Heer der Griechen. Odysseus. Sei mir, Aeginerheld, aus heisser Brust Gegruesst! Du Sieger auch noch in der Flucht! Beim Jupiter! Wenn hinter deinem Ruecken, Durch deines Geistes Obmacht ueber ihren, In Staub die Feindinn stuerzt, was wird gescheh'n, Wenn's dir gelingt, du Goettlicher, sie einst Von Angesicht zu Angesicht zu fassen. Achilles. (er haelt den Helm in der Hand und wischt sich den Schweiss von der Stirn, Zwei Griechen ergreifen, ihm unbewusst, Einen seiner Arme, der verwundet ist, und verbinden ihn) Was ist? Was giebt's? Antilochus. Du hast in einem Kampf Wetteifernder Geschwindigkeit bestanden, Neridensohn, wie losgelassene Gewitterstuerm', am Himmelsplane brausend, Noch der erstaunten Welt ihn nicht gezeigt. Bei den Erynnien! Meiner Reue wuerd' ich Mit deinem fluechtigen Gespann entflieh'n, Haett' ich, des Lebens Gleise schwer durchknarrend, Die Suenden von der ganzen Trojerburg Der Muschel meiner Brust auch aufgeladen. Achilles. (zu den zwei Griechen, welche ihn mit ihrem Geschaefft zu belaestigen scheinen) Die Narren. Ein Griechenfuerst. Wer? Achilles. Was neckt ihr Der erste Grieche. (der ihm den Arm verbindet) Halt! Du blutest! Achilles. Nun ja. Der zweite Grieche. So steh! Der Erste. So lass dich auch verbinden. Der Zweite. Gleich ist's geschehn. Diomedes.--Es hiess zu Anfang hier, Der Rueckzug meiner Voelker habe dich In diese Flucht gestuerzt; beschaeftiget Mit dem Ulyss, den Antiloch zu hoeren, Der Bothschaft uns von den Atriden brachte, War ich selbst auf dem Platz nicht gegenwaertig. Doch Alles, was ich sehe, ueberzeugt mich, Dass dieser meisterhaften Fahrt ein freier Entwurf zum Grunde lag. Man koennte fragen, Ob du bei Tagesanbruch, da wir zum Gefecht noch allererst uns ruesteten, Den Feldstein schon gedacht dir, ueber welchen Die Koeniginn zusammenstuerzen sollte: So sichern Schrittes, bei den ewigen Goettern, Hast du zu diesem Stein sie hingefuehrt. Odysseus. Doch jetzt, Doloperheld, wirst du gefaellig, Wenn dich ein Anderes nicht besser duenkt, Mit uns dich ins Argiverlager werfen. Die Soehne Atreus rufen uns zurueck. Wir werden mit verstelltem Rueckzug sie In das Skamandrosthal zu locken suchen, Wo Agamemnon aus dem Hinterhalt In einer Hauptschlacht sie empfangen wird. Beim Gott des Donners! Nirgends, oder dort Kuehlst du die Brunst dir ab, die, rastlos draengend, Gleich einem jungen Spiesser, dich verfolgt: Und meinen bessten Segen schenk' ich dir. Denn mir ein Graeul auch, in den Tod verhasst, Schweift die Megaere, unsre Thaten stoerend, Auf diesem Feld herum, und gern moecht' ich, Gesteh' ich dir, die Spur von deinem Fusstritt Auf ihrer rosenbluethnen Wange sehn. Achilles. (sein Blick faellt auf die Pferde.) Sie schwitzen. Antilochus. Wer? Automedon. (indem er ihre Haelse mit der Hand prueft) Wie Blei. Achilles. Gut. Fuehre sie. Und wenn die Luft sie abgekuehlt, so wasche Bruest' ihnen und der Schenkel Paar mit Wein. Automedon. Man bringt die Schlaeuche schon. Diomedes.--Hier siehst du wohl, Vortrefflicher, dass wir im Nachtheil kaempfen. Bedeckt, so weit das schaerfste Auge reicht, Sind alle Huegel von der Weiber Haufen; Heuschrecken lassen dichtgeschlossner nicht Auf eine reife Saatenflur sich nieder. Wem noch gelang ein Sieg, wie er ihn wuenschte? Ist Einer, ausser dir, der sagen kann, Er hab' auch die Kenthaurinn nur gesehn? Umsonst, dass wir, in goldnen Ruestungen, Hervor uns draengen, unsern Fuerstenstand Lautschmetternd durch Trompeten ihr verkuenden: Sie rueckt nicht aus dem Hintergrund hervor; Und wer auch fern, vom Windzug hergefuehrt, Nur ihre Silberstimme hoeren wollte, Muesst' eine Schlacht, unruehmlich, zweifelhaft, Vorher mit losem Kriegsgesindel kaempfen, Das sie, den Hoellenhunden gleich, bewacht. Achilles. (in die Ferne hinaus schauend) Steht sie noch da? Diomedes. Du fragst?-- Antilochus. Die Koeniginn? Der Hauptmann. Man sieht nichts--Platz! Die Federbuesch' hinweg! Der Grieche. (der ihm den Arm verbindet) Halt'! Einen Augenblick. Ein Griechenfuerst. Dort, allerdings! Diomedes. Wo? Der Griechenfuerst. Bei der Eiche, unter der sie fiel. Der Helmbusch wallt schon wieder ihr vom Haupte, Und ihr Misschicksal scheint verschmerzt.-- Der erste Grieche. Nun endlich! Der Zweite. Den Arm jetzt magst du, wie du willst, gebrauchen. Der Erste. Jetzt kannst du gehn. (Die Griechen verknuepfen noch einen Knoten und lassen seinen Arm fahren.) Odysseus. Hast du gehoert, Pelide, Was wir dir vorgestellt? Achilles. Mir vorgestellt? Nein, nichts. Was war's? Was wollt ihr? Odysseus. Was wir wollen? Seltsam.--Wir unterrichteten von den Befehlen Dich der Atriden! Agamemnon will, Dass wir sogleich ins Griechenlager kehren; Den Antiloch sandt' er, wenn du ihn siehst, Mit diesem Schluss des Feldherrnraths uns ab. Der Kriegsplan ist, die Amazonen-Koeniginn Herab nach der Dardanerburg zu locken, Wo sie in beider Heere Mitte nun Von treibenden Verhaeltnissen gedraengt, Sich muss, wem sie die Freundinn sei, erklaeren; Und wir dann, sie erwaehle, was sie wolle, Wir werden wissen mindstens, was zu thun. Ich traue deiner Klugheit zu, Pelide, Du folgst der Weisheit dieser Anordnung. Denn Wahnsinn waer's, bei den Olympischen, Da dringend uns der Krieg nach Troja ruft, Mit diesen Jungfrau'n hier uns einzulassen, Bevor wir wissen, was sie von uns wollen, Noch ueberhaupt nur, ob sie uns was wollen? Achilles. (indem er sich den Helm wieder aufsetzt) Kaempft ihr, wie die Verschnittnen, wenn ihr wollt; Mich einen Mann fuehl ich, und diesen Weibern, Wenn keiner sonst im Heere, will ich stehn! Ob ihr hier laenger, unter kuehlen Fichten, Ohnmaechtiger Lust voll, sie umschweift, ob nicht, Vom Bette fern der Schlacht, die sie umwogt, Gilt mir gleichviel: beim Styx, ich will'ge drein, Dass ihr nach Ilium zuruecke kehrt. Was mir die Goettliche begehrt, das weiss ich: Brautwerber schickt sie mir, gefederte, Genug in Lueften zu, die ihre Wuensche Mit Todgefluester in das Ohr mir raunen. Im Leben keiner Schoenen war ich sproed; Seid mir der Bart gekeimt, ihr lieben Freunde, Ihr wisst's, zu Willen jeder war ich gern: Und wenn ich dieser mich gesperrt bis heute, Beim Zevs, des Donners Gott, geschah's, weil ich Das Plaetzchen unter Bueschen noch nicht fand, Sie ungestoert, ganz wie ihr Herz es wuenscht, Auf Kuessen heiss von Erz im Arm zu nehmen. Kurz, geht: ins Griechenlager folg' ich euch; Die Schaeferstunde bleibt nicht lang mehr aus: Doch muesst ich auch durch ganze Monden noch, Und Jahre, um sie frein: den Wagen dort Nicht ehr zu meinen Freunden will ich lenken, Ich schwoer's, und Pergamos nicht wiedersehn, Als bis ich sie zu meiner Braut gemacht, Und sie, die Stirn bekraenzt mit Todeswunden, Kann durch die Strassen haeuptlings mit mir schleifen. Folgt mir! Ein Grieche. (tritt auf) Penthesilea naht sich dir, Pelide! Achilles. Ich auch. Bestieg sie schon den Perser wieder? Der Grieche. Noch nicht. Zu Fusse schreitet sie heran, Doch ihr zur Seite stampft der Perser schon. Achilles. Wohlan! So schafft mir auch ein Ross, ihr Freunde! Folgt, meine tapfern Myrmidonier, mir. Das Heer. (bricht auf) Antilochus. Der Rasende! Odysseus. Nun, so versuche doch Jetzt deine Rednerkunst, o Antiloch! Antilochus. Lasst mit Gewalt uns ihn-- Diomedes. Fort ist er schon! Odysseus. Verwuenscht sei dieser Amazonenkrieg! (Alle ab.) Fuenfter Auftritt. Penthesilea, Prothoe, Meroe, Asteria, Gefolge, das Amazonenheer. Die Amazonen. Heil dir, du Siegerinn! Ueberwinderinn! Des Rosenfestes Koeniginn! Triumph dir! Penthesilea. Nichts vom Triumph mir! Nichts vom Rosenfeste! Es ruft die Schlacht noch einmal mich ins Feld. Den jungen trotz'gen Kriegsgott baend'g' ich mir, Gefaehrtinnen, zehntausend Sonnen duenken, Zu einem Glutball eingeschmelzt, so glanzvoll Nicht, als ein Sieg, ein Sieg mir ueber ihn. Prothoe. Geliebte, ich beschwoere dich-- Penthesilea. Lass mich! Du hoerst, was ich beschloss, eh wuerdest du Den Strom, wenn er herab von Bergen schiesst, Als meiner Seele Donnersturz regieren. Ich will zu meiner Fuesse Staub ihn sehen, Den Uebermuethigen, der mir an diesem Glorwuerd'gen Schlachtentag, wie keiner noch, Das kriegerische Hochgefuehl verwirrt. Ist das die Siegerinn, die schreckliche, Der Amazonen stolze Koeniginn, Die seines Busens erzne Ruestung mir, Wenn sich mein Fuss ihm naht, zurueckespiegelt? Fuehl' ich, mit aller Goetter Fluch Belad'ne, Da rings das Heer der Griechen vor mir flieht, Bei dieses einz'gen Helden Anblick mich Gelaehmt nicht, in dem Innersten getroffen, Mich, mich die Ueberwundene, Besiegte? Wo ist der Sitz mir, der kein Busen ward, Auch des Gefuehls, das mich zu Boden wirft? Ins Schlachtgetuemmel stuerzen will ich mich, Wo der Hohnlaechelnde mein harrt, und ihn Mir ueberwinden, oder leben nicht! Prothoe. Wenn du dein Haupt doch, theure Koeniginn, An diesem treuen Busen ruhen wolltest. Der Sturz, der dir die Brust gewaltsam traf, Hat dir das Blut entflammt, den Sinn empoert: An allen jungen Gliedern zitterst du! Beschliesse nichts, wir alle flehen dich, Bis heitrer dir der Geist zurueckgekehrt. Komm, ruhe dich bei mir ein wenig aus. Penthesilea. Warum? Weshalb? Was ist geschehn? Was sagt' ich? Hab' ich?--Was hab' ich denn--? Prothoe. Um eines Siegs, Der deine junge Seele fluechtig reizt, Willst du das Spiel der Schlachten neu beginnen? Weil unerfuellt ein Wunsch, ich weiss nicht welcher, Dir im geheimen Herzen blieb, den Seegen, Gleich einem uebellaunigen Kind, hinweg, Der deines Volks Gebete kroente, werfen? Ha, sieh! Verwuenscht das Loos mir dieses Tages! Wie mit dem Schicksal heut, dem tueckischen, Sich meiner Seele liebste Freundinnen Verbuenden, mir zu schaden, mich zu kraenken! Wo sich die Hand, die luesterne, nur regt, Den Ruhm, wenn er bei mir vorueberfleucht, Bei seinem goldnen Lockenhaar zu fassen, Trit eine Macht mir haemisch in den Weg-- --Und Trotz ist, Widerspruch, die Seele mir! Hinweg! Prothoe. (fuer sich) Ihr Himmlischen, beschuetzet sie! Penthesilea. Denk' ich bloss mich, sind's meine Wuensche bloss, Die mich zurueck aufs Feld der Schlachten rufen? Ist es das Volk, ist's das Verderben nicht, Das in des Siegs wahnsinniger Berauschung, Hoerbaren Fluegelschlags, von fern ihm naht? Was ist geschehn, dass wir zur Vesper schon, Wie nach vollbrachter Arbeit ruhen wollen? Gemaeht liegt uns, zu Garben eingebunden, Der Erndte uepp'ger Schatz, in Scheuern hoch, Die in den Himmel ragen, aufgethuermt: Jedoch die Wolke heillos ueberschwebt ihn, Und den Vernichtungsstrahl droht sie herab. Die Juenglingsschaar, die ueberwundene, Ihr werdet sie, bekraenzt mit Blumen nicht, Bei der Posaunen und der Cymbeln Klang, Zu euren duft'gen Heimathsthaelern fuehren. Aus jedem tueckschen Hinterhalt hervor, Der sich ihm beut, seh' ich den Peleiden Auf euren frohen Jubelzug sich stuerzen. Euch und dem Trosse der Gefangenen, Bis zu den Mauern Themiscyras folgen; Ja in der Artemis geweihtem Tempel Die Ketten noch, die rosenbluethenen, Von ihren Gliedern reissen und die unsern Mit erzgegossner Fessel Last bewuchten. Soll ich von seiner Fers', ich Rasende, Die nun fuenf schweisserfuellte Sonnen schon An seinem Sturze ruettelte, entweichen: Da er vom Windzug eines Streiches muss, Getroffen, unter meines Rosses Huf, Wie eine reife Suedfrucht, niederfallen? Nein, eh' ich, was so herrlich mir begonnen, So gross, nicht endige, eh' ich nicht voellig Den Kranz, der mir die Stirn umrauscht', erfasse, Eh' ich Mars Toechter nicht, wie ich versprach, Jetzt auf des Glueckes Gipfel jauchzend fuehre, Eh' moege seine Pyramide schmetternd Zusammenbrechen ueber mich und sie: Verflucht das Herz, das sich nicht maess'gen kann. Prothoe. Dein Aug', o Herrscherinn, erglueht ganz fremd, Ganz unbegreiflich, und Gedanken waelzen, So finster, wie der ew'gen Nacht entstiegen, In meinem ahndungsvollen Busen sich. Die Schaar, die deine Seele seltsam fuerchtet, Entfloh rings vor dir her, wie Spreu vor Winden; Kaum dass ein Speer sich noch erblicken laesst. Achill, so wie du mit dem Heer dich stelltest, Von dem Skamandros ist er abgeschnitten; Reiz' ihn nicht mehr, aus seinem Blick nur weiche: Den ersten Schritt, beim Jupiter, ich schwoer's, In seine Danaerschanze setzt er hin. Ich will, ich, dir des Heeres Schweif beschirmen. Sieh', bei den Goettern des Olymps, nicht Einen Gefangenen entreisst er dir! Es soll Der Glanz, auch meilenfernhin, seiner Waffen, Dein Heer nicht schrecken, seiner Rosse ferner Tritt Dir kein Gelaechter einer Jungfrau stoeren: Mit meinem Haupt steh' ich dir dafuer ein! Penthesilea. (indem sie sich ploetzlich zu Asteria wendet) Kann das geschehn, Asteria? Asteria. Herrscherinn-- Penthesilea. Kann ich das Heer, wie Prothoe verlangt, Nach Themiscyra wohl zuruecke fuehren? Asteria. Vergieb, wenn ich in meinem Fall, o Fuerstinn-- Penthesilea. Sprich dreist. Du hoerst. Prothoe. (schuechtern) Wenn du den Rath willst guetig Versammelt aller Fuerstinnen befragen, So wird-- Penthesilea. Den Rath hier dieser will ich wissen! --Was bin ich denn seit einer Hand voll Stunden? (Pause, in welcher sie sich sammelt) ----Kann ich das Heer, du sprichst, Asteria, Kann ich es wohl zurueck zur Heimath fuehren? Asteria. Wenn du so willst, o Herrscherinn, so lass Mich dir gestehn, wie ich des Schauspiels staune, Das mir in die unglaeub'gen Sinne faellt. Vom Kaukasus, mit meinem Voelkerstamm, Um eine Sonne spaeter aufgebrochen, Konnt' ich dem Zuge deines Heeres nicht, Der reissend wie ein Strom dahinschoss, folgen, Erst heute, weisst du, mit der Daemmerung, Auf diesen Platz schlagfertig treff ich ein; Und jauchzend schallt aus tausend Kehlen mir Die Nachricht zu: Der Sieg, er sei erkaempft, Beschlossen schon, auf jede Forderung Der ganze Amazonenkrieg. Erfreut, Versichr' ich dich, dass das Gebet des Volks sich dir So leicht, und unbeduerftig mein, erfuellt, Ordn' ich zur Rueckkehr Alles wieder an; Neugierde treibt mich doch, die Schaar zu sehen, Die man mir als des Sieges Beute ruehmt; Und eine Handvoll Knechte, bleich und zitternd, Erblickt mein Auge, der Argiver Auswurf, Auf Schildern, die sie fliehend weggeworfen, Von deinem Kriegstross schwaermend aufgelesen. Vor Trojas stolzen Mauern steht das ganze Helenenheer, steht Agamemnon noch, Stehn Menelaus, Ajax, Palamed; Ulysses, Diomedes, Antilochus, Sie wagen dir ins Angesicht zu trotzen: Ja jener junge Nereidensohn, Den deine Hand mit Rosen schmuecken sollte, Die Stirn beut er, der Uebermueth'ge, dir; Den Fusstritt will er, und erklaert es laut, Auf deinen koeniglichen Nacken setzen: Und meine grosse Arestochter fragt mich, Ob sie den Siegesheimzug feiern darf? Prothoe. (leidenschaftlich) Der Koeniginn, du Falsche, sanken Helden An Hoheit, Muth und Schoene-- Penthesilea. Schweig, Verhasste! Asteria fuehlt, wie ich, es ist nur Einer Hier mir zu sinken werth: und dieser Eine, Dort steht er noch im Feld der Schlacht und trotzt! Prothoe. Nicht von der Leidenschaft, o Herrscherinn, Wirst du dich-- Penthesilea. Natter! Deine Zunge nimm gefangen! --Willst du den Zorn nicht deiner Koeniginn wagen! Hinweg! Prothoe. So wag' ich meiner Koeniginn Zorn! Eh' will ich nie dein Antlitz wiedersehen, Als feig', in diesem Augenblick, dir eine Verraetherinn schmeichlerisch zur Seite stehn. Du bist, in Flammen wie du loderst, nicht Geschickt, den Krieg der Jungfraun fortzufuehren; So wenig, wie, sich mit dem Spiess zu messen, Der Loewe, wenn er von dem Gift getrunken, Das ihm der Jaeger tueckisch vorgesetzt. Nicht den Peliden, bei den ew'gen Goettern, Wirst du in dieser Stimmung dir gewinnen: Vielmehr, noch eh' die Sonne sinkt, versprech' ich, Die Juenglinge, die unser Arm bezwungen, So vieler unschaetzbaren Muehen Preis, Uns bloss, in deiner Raserei verlieren. Penthesilea. Das ist ja sonderbar und unbegreiflich! Was macht dich ploetzlich denn so feig? Prothoe. Was mich?-- Penthesilea. Wen ueberwandst du, sag' mir an? Prothoe. Lykaon, Den jungen Fuersten der Arkadier. Mich duenkt, du sahst ihn. Penthesilea. So, so. War es jener, Der zitternd stand, mit eingeknicktem Helmbusch, Als ich mich den Gefangnen gestern-- Prothoe. Zitternd! Er stand so fest, wie je dir der Pelide! Im Kampf von meinen Pfeilen heiss getroffen, Sank er zu Fuessen mir, stolz werd' ich ihn, An jenem Fest der Rosen, stolz, wie Eine, Zu unserm heil'gen Tempel fuehren koennen. Penthesilea. Wahrhaftig? Wie du so begeistert bist. Nun denn--er soll dir nicht entrissen werden! --Fuehrt aus der Schaar ihn den Gefangenen, Lykaon, den Arkadier herbei! --Nim, du unkriegerische Jungfrau, ihn, Entfleuch, dass er dir nicht verloren gehe, Aus dem Geraeusch der Schlacht mit ihm, bergt euch In Hecken von suess duftendem Holunder, In der Gebirge fernsten Kluft, wo ihr Wolluestig Lied die Nachtigall dir floetet, Und fei'r es gleich, du Luesterne, das Fest, Das deine Seele nicht erwarten kann. Doch aus dem Angesicht sei ewig mir, Sie aus der Hauptstadt mir verbannt, lass den Geliebten dich und seine Kuesse, troesten, Wenn Alles, Ruhm dir, Vaterland und Liebe, Die Koeniginn, die Freundinn untergeht. Geh' und befreie--geh! ich will nichts wissen! Von deinem hassenswuerd'gen Anblick mich! Meroe. O, Koeniginn! Eine andere Fuerstinn. (aus ihrem Gefolge) Welch ein Wort sprachst du? Penthesilea. Schweigt, sag ich! Der Rache weih' ich den, der fuer sie fleht! Eine Amazone. (tritt auf) Achilles nahet dir, o Herrscherinn! Penthesilea. Er naht--Wohlauf, ihr Jungfraun, denn zur Schlacht!-- Reicht mir der Spiesse Treffendsten, o reicht Der Schwerdter Wetterflammendstes mir her! Die Lust, ihr Goetter, muesst ihr mir gewaehren, Den einen heissersehnten Juengling siegreich Zum Staub mir noch der Fuesse hinzuwerfen. Das ganze Maas von Glueck erlass ich euch, Das meinem Leben zugemessen ist.-- Asteria! Du wirst die Schaaren fuehren. Beschaefftige den Griechentross und sorge Dass sich des Kampfes Inbrunst mir nicht stoere. Der Jungfrau'n keine, wer sie immer sei, Trifft den Peliden selbst! Dem ist ein Pfeil Geschaerft des Todes, der sein Haupt, was sag' ich! Der seiner Locken eine mir beruehrt! Ich nur, ich weiss den Goettersohn zu faellen. Hier dieses Eisen soll, Gefaehrtinnen, Soll mit der sanftesten Umarmung ihn, (Weil ich mit Eisen ihn umarmen muss!) An meinen Busen schmerzlos niederziehn. Hebt euch, ihr Fruehlingsblumen, seinem Fall, Dass seiner Glieder keines sich verletze. Blut meines Herzens misst' ich ehr, als seines. Nicht eher ruhn will ich, bis ich aus Lueften, Gleich einem schoengefaerbten Vogel, ihn Zu mir herabgestuerzt; doch liegt er jetzt Mit eingeknickten Fittigen, ihr Jungfrau'n, Zu Fuessen mir, kein Purpurstaeubchen messend. Nun dann, so moegen alle Seeligen Daniedersteigen, unsern Sieg zu feiern, Zur Heimath geht der Jubelzug, dann bin ich Die Koeniginn des Rosenfestes euch! Jetzt kommt!-- (Indem sie abgehen will, erblickt sie die weinende Prothoe, und wendet sich unruhig. Darauf ploetzlich, indem sie ihr um den Hals faellt.) Prothoe! Meiner Seelen Schwester! Willst du mir folgen? Prothoe. (mit gebrochener Stimme) In den Orkus dir! Gieng' ich auch zu den Seeligen ohne dich? Penthesilea. Du Bessere, als Menschen sind! Du willst es? Wohlan, wir kaempfen, siegen mit einander, Wir beide oder keine, und die Losung Ist: Rosen fuer die Scheitel unsrer Helden, Oder Cypressen fuer die unsrigen. (Alle ab) Sechster Auftritt. Die Oberpriesterinn der Diana (mit ihren) Priesterinnen (treten auf. Ihnen folgen) eine Schaar junger Maedchen (mit Rosen in Koerben auf den Koepfen, und) die Gefangenen (gefuehrt von einigen bewaffneten) Amazonen. Die Oberpriesterinn. Nun, ihr geliebten, kleinen Rosenjungfrau'n, Lasst jetzt die Frucht mich eurer Wandrung sehn. Hier, wo die Felsenquelle einsam schaeumt, Beschattet von der Pinie, sind wir sicher: Hier schuettet eure Erndte vor mir aus. Ein junges Maedchen. (ihren Korb ausschuettend) Sieh', diese Rosen pflueckt' ich, heil'ge Mutter! Ein Anderes. (ebenso) Hier diesen Schoosvoll ich! Ein Drittes. Und diesen ich! Ein Viertes. Und diesen ganzen uepp'gen Fruehling ich! Die andern jungen Maedchen. (folgen) Die Oberpriesterinn. Das blueht ja wie der Gipfel von Hymetta! Nun solch ein Tag des Seegens, o Diana! Gieng deinem Volke herrlich noch nicht auf Die Muetter bringen mir, die Toechter, Gaben; Nicht von der Pracht, der doppelten, geblendet, Weiss ich, wem schoen'rer Dank gebuehren mag. Doch ist diess euer ganzer Vorrath, Kinder? Das erste Maedchen. Mehr nicht, als du hier siehst, war aufzufinden. Die Oberpriesterinn. So waren eure Muetter fleissiger. Das zweyte Maedchen. Auf diesen Feldern, heil'ge Priest'rinn, erndten Gefangne leichter auch, als Rosen, sich. Wenn dichtgedraengt, auf allen Huegeln rings, Die Saat der jungen Griechen steht, die Sichel Nur einer muntern Schnitterinn erwartend, So blueht so sparsam in den Thaelern rings, Und so verschanzt, versichr' ich dich, die Rose, Dass man durch Pfeile sich und Lanzen lieber, Als ihr Geflecht der Dornen schlagen moechte. --Sieh nur die Finger an, ich bitte dich. Das dritte Maedchen. Auf eines Felsens Vorsprung wagt' ich mich, Um eine einz'ge Rose dir zu pfluecken. Und blass nur, durch des Kelches Dunkelgruen, Erschimmerte sie noch, ein Knoesplein nur, Fuer volle Liebe noch nicht aufgeblueht. Doch greif' ich sie, und strauchl' und sinke ploetzlich In einen Abgrund hin, der Nacht des Todes Glaubt' ich, Verlorne, in den Schoos zu sinken. Mein Glueck doch war's, denn eine Rosenpracht Stand hier im Flor, dass wir zehn Siege noch Der Amazonen haetten feiern koennen. Das vierte Maedchen. Ich pflueckte dir, du heil'ge Priesterinn, Dir pflueckt' ich eine Rose nur, nur Eine; Doch eine Rose ist's, hier diese, sieh! Um eines Koenigs Scheitel zu bekraenzen: Nicht schoener wuenscht Penthesilea sie, Wenn sie Achill, den Goettersohn, sich faellt. Die Oberpriesterinn. Wohlan, wenn ihn Penthesilea faellt, Sollst du die koenigliche Ros' ihr reichen. Verwahre sie nur sorgsam, bis sie koemmt. Das erste Maedchen. Zukuenftig, wenn, beim Cymbelnschlag, von Neuem Das Amazonenheer ins Schlachtfeld rueckt, Ziehn wir zwar mit, doch nicht mehr, das versprichst du, Durch Rosenpfluecken bloss und Kraenzewinden, Den Sieg der Muetter zu verherrlichen. Sieh, dieser Arm, er schwingt den Wurfspiess schon, Und sausend trifft die Schleuder mir das Ziel: Was gilt's? Mir selbst schon blueht ein Kranz zusammen, --Und tapfer im Gedraeng' schon mag er kaempfen, Der Juengling, dem sich diese Sehne strafft. Die Oberpriesterinn. Meinst du?--Nun freylich wohl, du musst es wissen. --Hast du die Rosen schon drauf angesehn? --Den naechsten Lenz, sobald sie wieder reif, Sollst du den Juengling, im Gedraeng' dir suchen. --Doch jetzt, der Muetter frohe Herzen draengen: Die Rosen schnell zu Kraenzen eingewunden! Die Maedchen. (durcheinander) Fort zum Geschaefft! Wie greifen wir es an? Das erste Maedchen. (Zur Zweiten) Komm her, Glaukothoe! Das Dritte. (zum Vierten) Komm, Charmion! (Sie setzen sich paarweise) Das erste Maedchen. Wir--der Ornythia winden wir den Kranz, Die sich Alcest mit hohen Bueschen faellte. Das Dritte. Und wir--Parthenion, Schwester: Athenaeus, Mit der Medus' im Schilde, soll sie fesseln. Die Oberpriesterinn. (zu den bewaffneten Amazonen) Nun? Wollt ihr eure Gaeste nicht erheitern? --Steht ihr nicht unbehuelflich da, ihr Jungfrau'n, Als muesst' ich das Geschaefft der Lieb' euch lehren! Wollt ihr das Wort nicht freundlich ihnen wagen? Nicht hoeren, was die Schlachtermuedeten, Was sie begehren? Wuenschen? Was sie brauchen? Die erste Amazone. Sie sagen, sie beduerfen nichts, Ehrwuerd'ge. Die Zweite. Boes' sind sie uns. Die Dritte. Wenn man sich ihnen nahet, So wenden sich die Trotzigen schmaeh'nd hinweg. Die Oberpriesterinn. Ei, wenn sie boes' euch sind, bei unsrer Goettinn, So macht sie wieder gut! Warum auch habt ihr So heftig sie im Kampfgewuehl getroffen? Sagt ihnen, was geschehn wird, sie zu troesten: So werden sie nicht unerbittlich seyn. Die erste Amazone. (zu einem gefangenen Griechen) Willst du auf weichen Teppichen, o Juengling, Die Glieder ruhn? Soll ich von Fruehlingsblumen, Denn muede scheinst du sehr, ein Lager dir, Im Schatten jenes Lorbeerbaums, bereiten? Die Zweite. (eben so) Soll ich das duftendste der Perseroele In Wasser mischen, frisch dem Quell entschoepft, Und dir den Staubbedeckten Fuss erquicken? Die Dritte. Doch der Orange Saft verschmaehst du nicht Mit eigner Hand dir liebend dargebracht? Die drei Amazonen. Sprecht! Redet! Womit dient man euch? Ein Grieche. Mit nichts! Die erste Amazone. Ihr sonderbaren Fremdlinge! Was haermt euch? Was ist's, da uns der Pfeil im Koecher ruht, Dass ihr vor unserm Anblick euch entsetzt? Ist es die Loewenhaut, die euch erschreckt?-- Du, mit dem Guertel, sprich! Was fuerchtest du? Der Grieche. (nachdem er sie scharf angesehn) Wem winden jene Kraenze sich? Sagt an! Die erste Amazone. Wem? Euch! Wem sonst? Der Grieche. Uns! und das sagt ihr noch, Unmenschliche! Wollt ihr, geschmueckt mit Blumen, Gleich Opferthieren, uns zur Schlachtbank fuehren? Die erste Amazone. Zum Tempel euch der Artemis! Was denkt ihr? In ihren dunkeln Eichenhayn, wo eurer Entzuecken ohne Maas und Ordnung wartet! Der Grieche. (erstaunt, mit unterdrueckter Stimme, zu den andern Gefangenen) War je ein Traum so bunt, als was hier wahr ist? Siebenter Auftritt. Eine Hauptmaennin (tritt auf). Die Vorigen. Die Hauptmaennin. Auf diesem Platz, Hochwuerd'ge, find ich dich! --Inzwischen sich, auf eines Steinwurfs Naehe, Das Heer zur blutigen Entscheidung ruestet! Die Oberpriesterinn. Das Heer! Unmoeglich! Wo? Die Hauptmaennin. In jenen Gruenden, Die der Skamandros ausgeleckt. Wenn du Dem Wind, der von den Bergen weht, willst horchen, Kannst du den Donnerruf der Koeniginn, Gezueckter Waffen Klirren, Rosse wiehern, Drommeten, Tuben, Cymbeln und Posaunen, Des Krieges ganze ehrne Stimme hoeren. Eine Priesterinn. Wer rasch erfleucht den Huegel dort? Die Maedchen. Ich! Ich! (Sie ersteigen den Huegel) Die Oberpriesterinn. Der Koeniginn!--Nein, sprich! Es ist unglaublich-- --Warum, wenn noch die Schlacht nicht ausgewuethet, Das Fest der Rosen ordnete sie an? Die Hauptmaennin. Das Rosenfest--Gab sie Befehl denn wem? Die Oberpriesterinn. Mir! Mir! Die Hauptmaennin. Wo? Wann? Die Oberpriesterinn. Vor wenigen Minuten In jenes Obelisken Schatten stand ich, Als der Pelid, und sie, auf seiner Ferse, Den Winden gleich, an mir vorueberrauschten. Und ich: wie geht's? fragt' ich die Eilende. Zum Fest der Rosen, rief sie, wie du siehst! Und flog' an mir vorbei und jauchzte noch: Lass es an Bluethen nicht, du Heil'ge, fehlen! Die erste Priesterinn. (zu den Maedchen) Seht ihr sie? sprecht! Das erste Maedchen. (auf dem Huegel) Nichts, gar nichts sehen wir! Es laesst kein Federbusch sich unterscheiden. Ein Schatten ueberfleucht von Wetterwolken Das weite Feld ringsher, das Draengen nur Verwirrter Kriegerhaufen nimmt sich wahr, Die im Gefild' des Tod's einander suchen. Die zweite Priesterinn. Sie wird des Heeres Rueckzug decken wollen. Die Erste. Das denk' ich auch.-- Die Hauptmaennin. Zum Kampf steht sie geruestet, Ich sag's euch, dem Peliden gegenueber, Die Koeniginn, frisch, wie das Perserross, Das in die Luft hoch aufgebaeumt sie traegt, Den Wimpern heiss're Blick', als je, entsendend, Mit Athemzuegen, freien, jauchzenden, Als ob ihr junger kriegerischer Busen Jetzt in die erste Luft der Schlachten kaeme. Die Oberpriesterinn. Was denn, bei den Olympischen, erstrebt sie? Was ist's, da rings, zu Tausenden, uns die Gefangenen in allen Waeldern wimmeln, Das ihr noch zu erringen uebrig bleibt? Die Hauptmaennin. Was ihr noch zu erringen uebrig bleibt? Die Maedchen. (auf dem Huegel) Ihr Goetter! Die erste Priesterinn. Nun? Was giebt's? Entwich der Schatten? Das erste Maedchen. O ihr Hochheiligen, kommt doch her! Die zweite Priesterinn. So sprecht! Die Hauptmaennin. Was ihr noch zu erringen uebrig bleibt? Das erste Maedchen. Seht, seht, wie durch der Wetterwolken Riss, Mit einer Masse Licht, die Sonne eben Auf des Peliden Scheitel niederfaellt! Die Oberpriesterinn. Auf wessen? Das erste Maedchen. Seine, sagt' ich! Wessen sonst? Auf einem Huegel leuchtend steht er da, In Stahl geschient sein Ross und er, der Saphir, Der Chrysolith, wirft solche Strahlen nicht! Die Erde rings, die bunte, bluehende, In Schwaerze der Gewitternacht gehuellt; Nichts als ein dunkler Grund nur, eine Folie, Die Funkelpracht des Einzigen zu heben! Die Oberpriesterinn. Was geht dem Volke der Pelide an? --Ziemt's einer Tochter Ares, Koeniginn, Im Kampf auf einen Namen sich zu stellen? (zu einer Amazone) Fleuch gleich, Arsinoe, vor ihr Antlitz hin, Und sag' in meiner Goettinn Namen ihr, Mars habe seinen Braeuten sich gestellt: Ich forderte, bei ihrem Zorn sie auf, Den Gott begraenzt zur Heimath jetzt zu fuehren, Und unverzueglich ihm, in ihrem Tempel, Das heil'ge Fest der Rosen zu eroeffnen! (die Amazone ab) Ward solch ein Wahnsinn jemals noch erhoert! Die erste Priesterinn. Ihr Kinder! Seht ihr noch die Koeniginn nicht? Das erste Maedchen. (auf dem Huegel) Wohl, wohl! Das ganze Feld erglaenzt--da ist sie! Die erste Priesterinn. Wo zeigt sie sich? Das Maedchen. An aller Jungfrau'n Spitze! Seht, wie sie in dem goldnen Kriegsschmuck funkelnd, Voll Kampflust ihm entgegen tanzt! Ist's nicht, Als ob sie, heiss von Eifersucht gespornt, Die Sonn' im Fluge uebereilen wollte, Die seine jungen Scheitel kuesst! O seht! Wenn sie zum Himmel auf sich schwingen wollte, Der hohen Nebenbuhl'rinn gleich zu sein, Der Perser koennte, ihren Wuenschen froehnend, Gefluegelter sich in die Luft nicht heben! Die Oberpriesterinn. (zur Hauptmaenninn) War keine unter allen Jungfrau'n denn, Die sie gewarnt, die sie zurueckgehalten? Die Hauptmaennin. Es warf ihr ganzes fuerstliches Gefolge Sich in den Weg ihr: hier auf diesem Platze Hat Prothoe ihr Aeusserstes gethan. Jedwede Kunst der Rede ward erschoepft. Nach Themiscyra sie zurueckzufuehren. Doch taub schien sie der Stimme der Vernunft: Vom giftigsten der Pfeile Amors sei, Heisst es, ihr jugendliches Herz getroffen. Die Oberpriesterinn. Was sagst du? Das erste Maedchen. (auf dem Huegel) Ha, jetzt treffen sie einander! Ihr Goetter! Haltet eure Erde fest-- Jetzt, eben jetzt, da ich dies sage, schmettern Sie, wie zwei Sterne, auf einander ein! Die Oberpriesterinn. (zur Hauptmaenninn) Die Koeniginn, sagst du? Unmoeglich, Freundinn! Von Amors Pfeil getroffen--wann? Und wo? Die Fuehrerinn des Diametenguertels? Die Tochter Mars, der selbst der Busen fehlt, Das Ziel der giftgefiederten Geschosse? Die Hauptmaennin. So sagt des Volkes Stimme mindestens, Und Meroe hat es eben mir vertraut. Die Oberpriesterinn. Es ist entsetzlich! Die Amazone. (kehrt wieder zurueck) Die erste Priesterinn. Nun? was bringst du? Rede! Die Oberpriesterinn. Ist es bestellt? Sprachst du die Koeniginn? Die Amazone. Es war zu spaet, Hochheilige, vergieb. Ich konnte sie, die von dem Tross der Frauen Umschwaermt, bald hier, bald dort erschien, nicht treffen. Wohl aber Prothoe, auf einen Augenblick, Traf ich, und sagt' ihr, was dein Wille sei; Doch sie entgegnete--ein Wort, nicht weiss ich, Ob ich in der Verwirrung recht gehoert. Die Oberpriesterinn. Nun, welch ein Wort? Die Amazone. Sie hielt, auf ihrem Pferde Und sah, es schien, mit thraenenvollen Augen, Der Koeniginn zu. Und als ich ihr gesagt, Wie du entruestet, dass die Sinnberaubte Den Kampf noch um ein einzeln Haupt verlaengre, Sprach sie: geh hin zu deiner Priesterinn, Und heisse sie daniederknieen und beten, Dass ihr dies eine Haupt im Kampf noch falle; Sonst keine Rettung giebt's, fuer sie und uns. Die Oberpriesterinn. O sie geht steil-bergab den Pfad zum Orkus! Und nicht dem Gegner, wenn sie auf ihn trifft, Dem Feind' in ihrem Busen wird sie sinken. Uns alle reisst sie in den Abgrund hin; Den Kiel seh' ich, der uns Gefesselte Nach Hellas traegt, geschmueckt mit Baendern hoehnend Im Geiste schon den Hellespont durchschaeumen. Die erste Priesterinn. Was gilt's? Dort naht die Unheilskunde schon. Achter Auftritt. Eine Oberste (tritt auf) die Vorigen. Die Oberste. Flieh! Rette die Gefangnen, Priesterinn! Das ganze Heer der Griechen stuerzt heran. Die Oberpriesterinn. Ihr Goetter des Olymps! Was ist geschehn? Die erste Priesterinn. Wo ist die Koeniginn? Die Oberste. Im Kampf gefallen, Das ganze Amazonenheer zerstreut. Die Oberpriesterinn. Du Rasende! Was fuer ein Wort sprachst du? Die erste Priesterinn. (zu den bewaffneten Amazonen) Bringt die Gefangenen fort! (Die Gefangenen werden abgefuehrt.) Die Oberpriesterinn. Sag an: wo? wann? Die Oberste. Lass kurz das Ungeheuerste dir melden! Achill und sie, mit vorgelegten Lanzen, Begegnen beide sich, zween Donnerkeile, Die aus Gewoelken in einander fahren; Die Lanzen, schwaecher als die Brueste, splittern: Er, der Pelide, steht, Penthesilea, Sie sinkt, die Todumschattete, vom Pferd. Und da sie jetzt, der Rache preisgegeben, Im Staub sich vor ihm waelzt, denkt jeglicher, Zum Orkus voellig stuerzen wird er sie; Doch bleich selbst steht der Unbegreifliche, Ein Todesschatten da, ihr Goetter! ruft er, Was fuer ein Blick der Sterbenden traf mich! Vom Pferde schwingt er eilig sich herab; Und waehrend, von Entsetzen noch gefesselt, Die Jungfraun stehn, des Wortes eingedenk Der Koeniginn, kein Schwerdt zu ruehren wagen, Dreist der Erblassten naht er sich, er beugt Sich ueber sie, Penthesilea! ruft er, In seinen Armen hebt er sie empor, Und laut die That, die er vollbracht, verfluchend, Lockt er ins Leben jammernd sie zurueck! Die Oberpriesterinn. Er--was? Er selbst? Die Oberste. Hinweg, Verhasster! donnert Das ganze Heer ihm zu; dankt mit dem Tod' ihm, Ruft Prothoe, wenn er vom Platz nicht weicht: Den Treffendsten der Pfeile ueber ihn! Und mit des Pferdes Huftritt ihn verdraengend, Reisst sie die Koeniginn ihm aus dem Arm. Indess erwacht die Unglueckseelige, Man fuehrt sie roechelnd, mit zerrissner Brust Das Haar verstoehrt vom Scheitel niederflatternd, Den hintern Reih'n zu, wo sie sich erholt; Doch er, der unbegriff'ne Doloper-- Ein Gott hat, in der erzgekeilten Brust, Das Herz in Liebe ploetzlich ihm geschmelzt-- Er ruft: verweilet, meine Freundinnen! Achilles gruesst mit ew'gem Frieden euch! Und wirft das Schwerdt hinweg, das Schild hinweg, Die Ruestung reisst er von der Brust sich nieder, Und folgt--mit Keulen koennte man, mit Haenden ihn, Wenn man ihn treffen duerfte, niederreissen-- Der Koen'ginn unerschrocknen Schrittes nach: Als wuesst' er schon, der Rasende, Verwegne, Dass unserm Pfeil sein Leben heilig ist. Die Oberpriesterinn. Und wer gab den wahnsinnigen Befehl? Die Oberste. Die Koeniginn! Wer sonst? Die Oberpriesterinn. Es ist entsetzlich! Die erste Priesterinn. Seht, seht! Da wankt, gefuehrt von Prothoe, Sie selbst, das Bild des Jammers, schon heran! Die Zweite. Ihr ew'gen Himmelsgoetter! Welch ein Anblick! Neunter Auftritt. Penthesilea (gefuehrt von) Prothoe und Meroe. Gefolge (treten auf) Penthesilea (mit schwacher Stimme) Hetzt alle Hund' auf ihn! Mit Feuerbraenden Die Elephanten peitschet auf ihn los! Mit Sichelwagen schmettert auf ihn ein, Und maehet seine uepp'gen Glieder nieder! Prothoe. Geliebte! Wir beschwoeren dich-- Meroe. Hoer' uns! Prothoe. Er folgt dir auf dem Fusse, der Pelide; Wenn dir dein Leben irgend lieb, so flieh! Penthesilea. Mir diesen Busen zu zerschmettern, Prothoe!-- Ist's nicht, als ob ich eine Leier zuernend Zertreten wollte, weil sie still fuer sich, Im Zug des Nachtwinds, meinen Namen fluestert? Dem Baeren kauert' ich zu Fuessen mich, Und streichelte das Pantherthier, das mir In solcher Regung nahte, wie ich ihm. Meroe. So willst du nicht entweichen? Prothoe. Willst nicht fliehen? Meroe. Willst dich nicht retten? Prothoe. Was kein Name nennt, Auf diesem Platz hier soll es sich vollbringen? Penthesilea. Ist's meine Schuld, dass ich im Feld der Schlacht Um sein Gefuehl mich kaempfend muss bewerben? Was will ich denn, wenn ich das Schwerdt ihm zuecke? Will ich ihn denn zum Orkus niederschleudern? Ich will ihn ja, ihr ew'gen Goetter, nur An diese Brust will ich ihn niederziehn! Prothoe. Sie ras't-- Die Oberpriesterinn. Unglueckliche! Prothoe. Sie ist von Sinnen! Die Oberpriesterinn. Sie denkt nichts, als den Einen nur. Prothoe. Der Sturz Hat voellig ums Bewusstsein sie gebracht. Penthesilea (mit erzwungener Fassung) Gut. Wie ihr wollt. Sei's drum. Ich will mich fassen. Dies Herz, weil es sein muss, bezwingen will ich's, Und thun mit Grazie, was die Noth erheischt. Recht habt ihr auch. Warum auch wie ein Kind gleich, Weil sich ein fluecht'ger Wunsch mir nicht gewaehrt, Mit meinen Goettern brechen? Kommt hinweg. Das Glueck, gesteh' ich, waer mir lieb gewesen; Doch faellt es mir aus Wolken nicht herab, Den Himmel drum erstuermen will ich nicht. Helft mir nur fort von hier, schafft mir ein Pferd, So will ich euch zurueck zur Heimath fuehren. Prothoe. Geseegnet sei, o Herrscherinn, dreimal Ein Wort, so wuerdig koeniglich, als dies. Komm, alles steht zur Flucht bereit-- Penthesilea (da sie die Rosenkraenze in der Kinder Haenden erblickt, mit ploetzlich aufflammendem Gesicht) Ha, sieh! Wer gab Befehl, die Rosen einzupfluecken? Das erste Maedchen. Das fragst du noch, Vergessene? Wer sonst, Als nur-- Penthesilea. Als wer? Die Oberpriesterinn.--Das Siegsfest sollte sich, Das heissersehnte, deiner Jungfraun feiern! War's nicht dein eigner Mund, der's so befahl? Penthesilea. Verflucht mir diese schnoede Ungeduld! Verflucht, im blutumschaeumten Mordgetuemmel, Mir der Gedanke an die Orgien! Verflucht, im Busen keuscher Arestoechter, Begierden, die, wie losgelassne Hunde, Mir der Drommete erzne Lunge bellend, Und aller Feldherrn Rufen, ueberschrei'n! Der Sieg, ist er erkaempft mir schon, dass mit Der Hoelle Hohn schon der Triumph mir naht? --Mir aus den Augen! (sie zerhaut die Rosenkraenze) Das erste Maedchen. Herrscherinn! Was thust du? Das Zweite. (die Rosen wieder aufsuchend) Der Fruehling bringt dir rings, auf Meilenferne, Nichts fuer das Fest mehr-- Penthesilea. Dass der ganze Fruehling Verdorrte! Dass der Stern, auf dem wir athmen, Geknickt, gleich dieser Rosen einer, laege! Dass ich den ganzen Kranz der Welten so, Wie dies Geflecht der Blumen, loesen koennte! --O Aphrodite! Die Oberpriesterinn. Die Unseelige! Die erste Priesterinn. Verloren ist sie! Die Zweite. Den Erynnien Zum Raub ist ihre Seele hingegeben! Eine Priesterinn (auf dem Huegel) Der Peleid', ihr Jungfrau'n, ich beschwoer' euch, Im Schuss der Pfeile naht er schon heran! Prothoe. So fleh' ich dich auf Knieen--rette dich! Penthesilea. Ach, meine Seel' ist matt bis in den Tod! (sie setzt sich) Prothoe. Entsetzliche! Was thust du? Penthesilea. Flieht, wenn ihr wollt. Prothoe. Du willst?-- Meroe. Du saeumst--? Prothoe. Du willst--? Penthesilea. Ich will hier bleiben. Prothoe. Wie, Rasende! Penthesilea. Ihr hoert's. Ich kann nicht stehen. Soll das Gebein mir brechen? Lasst mich sein. Prothoe. Verlorenste der Frau'n! Und der Pelide, Er naht, du hoerst, im Pfeilschuss-- Penthesilea. Lasst ihn kommen. Lasst ihn den Fuss gestaehlt, es ist mir recht, Auf diesen Nacken setzen. Wozu auch sollen Zwei Wangen laenger, blueh'nd wie diese, sich Vom Korb, aus dem sie stammen, unterscheiden? Lasst ihn mit Pferden haeuptlings heim mich schleifen, Und diesen Leib hier, frischen Lebens voll, Auf offnem Felde schmachvoll hingeworfen, Den Hunden mag er ihn zur Morgenspeise, Dem scheusslichen Geschlecht der Voegel, bieten. Staub lieber, als ein Weib sein, das nicht reizt. Prothoe. O Koeniginn! Penthesilea (indem sie sich den Halsschmuck abreisst) Weg ihr verdammten Flittern! Prothoe. Ihr ew'gen Goetter dort! Ist das die Fassung, Die mir dein Mund so eben angelobt? Penthesilea. Vom Haupt, ihr auch--was nickt ihr? Seid verflucht mir, Huelflosere, als Pfeil und Wangen, noch! --Die Hand verwuensch' ich, die zur Schlacht mich heut Geschmueckt, und das verraetherische Wort, Das mir gesagt, es sei zum Sieg, dazu. Wie sie mit Spiegeln mich, die Gleissnerinnen, Umstanden, rechts und links, der schlanken Glieder In Erz gepresste Goetterbildung preisend.-- Die Pest in eure wilden Hoellenkuenste! Griechen. (ausserhalb der Scene) Vorwaerts, Pelide, vorwaerts! Sei getrost! Nur wenig Schritte noch, so hast du sie. Die Priesterinn. (auf dem Huegel) Diana! Koeniginn! Du bist verloren, Wenn du nicht weichst! Prothoe. Mein Schwesterherz! Mein Leben! Du willst nicht fliehn? nicht gehn? Penthesilea. (die Thraenen stuerzen ihr aus den Augen, sie lehnt sich an einen Baum) Prothoe. ploetzlich geruehrt, indem sie sich neben ihr niedersetzt) Nun, wie du willst. Wenn du nicht kannst, nicht willst--sei's! Weine nicht. Ich bleibe bei dir. Was nicht moeglich ist, Nicht ist, in deiner Kraefte Kreis nicht liegt, Was du nicht leisten kannst: die Goetter hueten, Dass ich es von dir fordre! Geht, ihr Jungfrau'n, Geht; kehrt in eure Heimathsflur zurueck: Die Koeniginn und ich, wir bleiben hier. Die Oberpriesterinn. Wie, du Unseel'ge? Du bestaerkst sie noch? Meroe. Unmoeglich waer's ihr, zu entfliehn? Die Oberpriesterinn. Unmoeglich, Da nichts von aussen sie, kein Schicksal, haelt, Nichts als ihr thoerigt Herz-- Prothoe. Das ist ihr Schicksal! Dir scheinen Eisenbanden unzerreissbar, Nicht wahr? Nun sieh: sie braeche sie vielleicht, Und das Gefuehl doch nicht, das du verspottest. Was in ihr walten mag, das weiss nur sie, Und jeder Busen ist, der fuehlt, ein Raethsel. Des Lebens hoechstes Gut erstrebte sie, Sie streift', ergriff es schon: die Hand versagt ihr, Nach einem andern noch sich auszustrecken. Komm, magst du's jetzt an meiner Brust vollenden. --Was fehlt dir? Warum weinst du? Penthesilea. Schmerzen, Schmerzen-- Prothoe. Wo? Penthesilea. Hier. Prothoe. Kann ich dir Lindrung--? Penthesilea. Nichts, nichts, nichts. Prothoe. Nun, fasse dich; in Kurzem ist's vollbracht. Die Oberpriesterinn. (halblaut) Ihr Rasenden zusammt--! Prothoe. (eben so) Schweig bitt' ich dich. Penthesilea. Wenn ich zur Flucht mich noch--wenn ich es thaete: Wie, sag', wie fasst ich mich? Prothoe. Du giengst nach Pharsos. Dort faendest du, denn dorthin wiess ich es, Dein ganzes Heer, das jetzt zerstreut, zusammen. Du ruhtest dich, du pflegtest deiner Wunden, Und mit des naechsten Tages Strahl, gefiehl's dir, Naehmst du den Krieg der Jungfrau'n wieder auf. Penthesilea. Wenn es mir moeglich waer--! Wenn ichs vermoechte--! Das Aeusserste, das Menschenkraefte leisten, Hab' ich gethan--Unmoegliches versucht-- Mein Alles hab' ich an den Wurf gesetzt; Der Wuerfel, der entscheidet, liegt, er liegt: Begreifen muss ich's--und dass ich verlor. Prothoe. Nicht, nicht, mein suesses Herz! Das glaube nicht. So niedrig schlaegst du deine Kraft nicht an. So schlecht von jenem Preis nicht wirst du denken, Um den du spielst, als dass du waehnen solltest, Das, was er werth, sei schon fuer ihn geschehn. Ist diese Schnur von Perlen, weiss und roth, Die dir vom Nacken rollt, der ganze Reichthum, Den deine Seele aufzubieten hat? Wie viel, woran du gar nicht denkst, in Pharsos, Endlos fuer deinen Zweck noch ist zu thun! Doch freilich wohl--jetzt ist es fast zu spaet. Penthesilea. (nach einer unruhigen Bewegung) Wenn ich rasch waere--Ach es macht mich rasend! --Wo steht die Sonne? Prothoe. Dort, dir grad' im Scheitel, Noch eh' die Nacht sinkt, traefest du dort ein. Wir schloessen Buendniss, unbewusst den Griechen, Mit den Dardanischen, erreichten still Die Bucht des Meer's, wo jener Schiffe liegen; Zur Nachtzeit, auf ein Merkmal, lodern sie In Flammen auf, das Lager wird erstuermt, Das Heer, gedraengt zugleich von vorn und hinten, Zerrissen, aufgeloest, ins Land zerstreut, Verfolgt, gesucht, gegriffen und bekraenzet Jedwedes Haupt, das unsrer Lust gefiel. O seelig waer' ich, wenn ich diess erlebte! Nicht ruh'n wollt' ich, an deiner Seite kaempfen, Der Tage Glut nicht scheuen, unermuedlich, Muesst' ich an allen Gliedern mich verzehren, Bis meiner lieben Schwester Wunsch erfuellt, Und der Pelid' ihr doch, nach so vielen Muehen, Besiegt zuletzt zu Fuessen niedersank. Penthesilea. (die waehrend dessen unverwandt in die Sonne gesehen) Dass ich mit Fluegeln weit gespreizt und rauschend, Die Luft zertheilte--! Prothoe. Wie! Meroe.--Was sagte sie? Prothoe. Was siehst du, Fuerstinn--? Meroe. Worauf heftet sich--? Prothoe. Geliebte, sprich! Penthesilea. Zu hoch, ich weiss, zu hoch-- Er spielt in ewig fernen Flammenkreisen Mir um den sehnsuchtsvollen Busen hin. Prothoe. Wer, meine beste Koeniginn? Penthesilea. Gut, gut. --Wo geht der Weg? (sie sammelt sich und steht auf) Meroe. So willst du dich entschliessen? Prothoe. So hebst du dich empor?--Nun, meine Fuerstinn, So sei's auch wie ein Riese! Sinke nicht, Und wenn der ganze Orkus auf dich drueckte! Steh, stehe fest, wie das Gewoelbe steht, Weil seiner Bloecke jeder stuerzen will! Beut deine Scheitel, einem Schlussstein gleich, Der Goetter Blitzen dar, und rufe, trefft! Und lass dich bis zum Fuss herab zerspalten, Nicht aber wanke in dir selber mehr, So lang ein Athem Moertel und Gestein, In dieser jungen Brust, zusammenhaelt. Komm. Gieb mir deine Hand. Penthesilea. Geht's hier, geht's dort? Prothoe. Du kannst den Felsen dort, der sichrer ist, Du kannst auch das bequemre Thal hier waehlen. Wozu entschliessen wirst du dich? Penthesilea. Den Felsen! Da komm' ich ihm um soviel naeher. Folgt mir. Prothoe. Wem, meine Koeniginn? Penthesilea. Euren Arm, ihr Lieben. Prothoe. Sobald du jenen Huegel dort erstiegen, Bist du in Sicherheit. Meroe. Komm fort. Penthesilea. (indem sie ploetzlich auf eine Bruecke gekommen, stehen bleibt) Doch hoere: Eins eh' ich weiche, bleibt mir uebrig noch. Prothoe. Dir uebrig noch? Meroe. Und was? Prothoe. Unglueckliche! Penthesilea. Eins noch, ihr Freundinnen, und rasend waer' ich, Das muesst ihr selbst gestehn, wenn ich im ganzen Gebiet der Moeglichkeit mich nicht versuchte. Prothoe. (Unwillig) Nun denn, so wollt' ich, dass wir gleich versunken! Denn Rettung giebt's nicht mehr. Penthesilea. (erschrocken) Was ist? Was fehlt dir? Was hab' ich ihr gethan, ihr Jungfrau'n, sprecht! Die Oberpriesterinn. Du denkst--? Meroe. Du willst auf diesem Platze noch--? Penthesilea. Nichts, nichts, gar nichts, was sie erzuernen sollte. Den Ida will ich auf den Ossa waelzen, Und auf die Spitze ruhig blos mich stellen. Die Oberpriesterinn. Den Ida waelzen--? Meroe. Waelzen auf den Ossa--? Prothoe. (mit einer Wendung) Schuetzt, all' ihr Goetter, sie! Die Oberpriesterinn. Verlorene! Meroe. (schuechtern) Dies Werk ist der Giganten, meine Koeniginn! Penthesilea. Nun ja, nun ja: worinn denn weich' ich ihnen? Meroe. Worin du ihnen--? Prothoe. Himmel! Die Oberpriesterinn. Doch gesetzt--? Meroe. Gesetzt nun du vollbraechtest dieses Werk--? Prothoe. Gesetzt was wuerdest du--? Penthesilea. Bloedsinnige! Bei seinen goldnen Flammenhaaren zoeg' ich Zu mir hernieder ihn-- Prothoe. Wen? Penthesilea. Helios, Wenn er am Scheitel mir vorueberfleucht! Die Fuerstinnen. (sehn sprachlos und mit Entsetzen einander an) Die Oberpriesterinn. Reisst mit Gewalt sie fort! Penthesilea. (schaut in den Fluss nieder) Ich, Rasende! Da liegt er mir zu Fuessen ja! Nimm mich-- (sie will in den Fluss sinken, Prothoe und Meroe halten sie) Prothoe. Die Unglueckselige! Meroe. Da faellt sie leblos, Wie ein Gewand, in unsrer Hand zusammen. Die Priesterinn. (auf dem Huegel) Achill erscheint, ihr Fuerstinnen! Es kann Die ganze Schaar der Jungfrau'n ihn nicht halten! Die Amazone. Ihr Goetter! Rettet! Schuetzet vor dem Frechen Die Koeniginn der Jungfrau'n! Die Oberpriesterinn (zu den Priesterinnen) Fort! Hinweg! Nicht im Gewuehl des Kampfs ist unser Platz. Die Oberpriesterinn mit den Priesterinnen und den Rosenmaedchen (ab.) Zehnter Auftritt. Eine Schaar von Amazonen (tritt mit Bogen in den Haenden auf) Die Vorigen. Die erste Amazone. (in die Scene rufend) Zurueck, Verwegner! Die Zweite. Er hoert uns nicht. Die Dritte. Ihr Fuerstinnen, wenn wir nicht treffen duerfen, So hemmt sich sein wahnsinniger Fortschritt nicht! Die Zweite. Was ist zu thun? Sprich, Prothoe! Prothoe. (mit der Koeniginn beschaeftigt) So sendet Zehntausend Pfeile ueber ihn!-- Meroe. (zu dem Gefolge) Schafft Wasser! Prothoe. Doch sorget, dass ihr ihn nicht toedtlich trefft!-- Meroe. Schafft einen Helm voll Wasser, sag' ich! Eine Fuerstinn. (aus dem Gefolge der Koeniginn) Hier! (sie schoepft und bringt) Die dritte Amazone. (zur Prothoe) Sei ruhig! Fuerchte nichts! Die Erste. Hier ordnet euch! Die Wangen streift ihm, sengt die Locken ihm, Den Kuss des Todes fluechtig lasst ihn schmecken! (sie bereiten ihre Boegen) Eilfter Auftritt. Achilles (ohne Helm, Ruestung und Waffen, im Gefolge) einiger Griechen. Die Vorigen. Achilles. Nun? Wem auch gelten diese Pfeil', ihr Jungfrau'n? Doch diesem unbeschuetzten Busen nicht? Soll ich den seid'nen Latz noch niederreissen, Dass ihr das Herz mir harmlos schlagen seht? Die erste Amazone. Herunter, wenn du willst, damit! Die Zweite. Es braucht's nicht! Die Dritte. Den Pfeil genau, wo er die Hand jetzt haelt! Die Erste. Dass er das Herz gespiesst ihm, wie ein Blatt, Fort mit sich reiss' im Flug-- Mehrere. Schlagt! Trefft! (sie schiessen ueber sein Haupt hin) Achilles. Lasst, lasst! Mit euren Augen trefft ihr sicherer. Bei den Olympischen, ich scherze nicht, Ich fuehle mich im Innersten getroffen, Und ein Entwaffneter, in jedem Sinne, Leg ich zu euren kleinen Fuessen mich, Die fuenfte Amazone. (von einem Spiess hinter der Scene hervor getroffen) Ihr guten Goetter! (sie sinkt) Die Sechste. (eben so) Weh' mir! (sie sinkt) Die Siebente. (eben so) Artemis! (sie sinkt) Die Erste. Der Rasende! Meroe. (mit der Koeniginn beschaefftigt)(zugleich) Die Unglueckselige! Die zweite Amazone. Entwaffnet nennt er sich. Prothoe. (eben so)(zugleich) Entseelt ist sie. Die dritte Amazone. Indessen uns die Seinen niederwerfen! Meroe. (zugleich) Indessen rings umher die Jungfrau'n sinken! Was ist zu thun? Die erste Amazone. Den Sichelwagen her! Die Zweite. Die Doggen ueber ihn! Die Dritte. Mit Steinen ihn Hochher, vom Elephantenthurm begraben! Eine Amazonenfuerstinn. (die Koeniginn ploetzlich verlassend) Wohlan, so will ich das Geschoss versuchen. (sie wirft den Bogen von der Schulter und spannt ihn) Achilles. (bald zu dieser bald zu jener Amazone sich wendend) Ich kann's nicht glauben: suess, wie Silberklang, Straft eure Stimme eure Reden Luegen. Du mit den blauen Augen bist es nicht, Die mir die Doggen reissend schickt, noch du, Die mit der seidenweichen Locke prangt. Seht, wenn, auf euer uebereiltes Wort, Jetz heulend die Entkoppelten mir nahten, So wuerft ihr noch, mit euern eignen Leibern, Euch zwischen sie und mich, dies Maennerherz, Diess euch in Lieb' ergluehende, zu schirmen. Die erste Amazone. Der Uebermueth'ge! Die Zweite. Hoert, wie er sich bruestet! Die Erste. Er meint mit Schmeichelworten uns-- Die Dritte. (die Erste geheimnissvoll rufend) Oterpe! Die Erste. (sich umwendend) Ha, sieh! Die Meisterinn des Bogens jetzt!-- Still oeffnet euren Kreis, ihr Frau'n! Die Fuenfte. Was giebt's? Die Vierte. Frag' nicht! Du wirst es sehn. Die Achte. Hier! Nimm den Pfeil! Die Amazonenfuerstinn. (indem sie den Pfeil auf den Bogen legt) Die Schenkel will ich ihm zusammen heften. Achilles. (zu einem Griechen, der neben ihm, schon den Bogen angelegt hat) Triff sie! Die Amazonenfuerstinn. Ihr Himmlischen! (sie sinkt) Die erste Amazone. Der Schreckliche! Die Zweite. Getroffen sinkt sie selbst! Die Dritte. Ihr ewigen Goetter! Und dort naht uns ein neuer Griechenhaufen! Zwoelfter Auftritt. Diomedes (mit den) Aetoliern (treten von der andern Seite auf Bald darauf auch) Ulysses (von der Seite Achills mit dem Heer) Diomedes. Hier meine wackeren Aetolier, Heran! (er fuehrt sie ueber die Bruecke) Prothoe. O, Artemis! Du Heilige! Rette! Jetzt ist's um uns geschehn! (sie traegt die Koeniginn, mit Huelfe einiger Amazonen wieder auf den Vorgrund der Scene) Die Amazonen. (in Verwirrung) Wir sind gefangen! Wir sind umzingelt! Wir sind abgeschnitten! Fort! Rette sich, wer retten kann! Diomedes. (zu Prothoe) Ergebt euch! Meroe. (zu den fluechtigen Amazonen) Ihr Rasenden! Was thut ihr? Wollt ihr stehn? Prothoe! Sieh her! Prothoe. (immer bei der Koeniginn) Hinweg! Verfolge sie, Und wenn du kannst, so mach' uns wieder frei. (Die Amazonen zerstreuen sich. Meroe folgt ihnen) Achilles. Auf jetzt, wo ragt sie mit dem Haupte? Ein Grieche. Dort! Achilles. Dem Diomed will ich zehn Kronen schenken. Diomedes. Ergebt euch, sag' ich noch einmal! Prothoe. Dem Sieger Ergeb' ich sie, nicht dir! Was willst du auch? Der Peleid' ist's, dem sie angehoert! Diomedes. So werft sie nieder! Ein Aetolier. Auf! Achilles. (den Aetolier zurueckstossend) Der weicht ein Schatten Vom Platz, der mir die Koeniginn beruehrt!-- Mein ist sie! Fort! Was habt ihr hier zu suchen-- Diomedes. So! Dein! Ei sieh, bei Zevs, des Donnrers, Locken, Aus welchen Gruenden auch? Mit welchem Rechte? Achilles. Aus einem Grund, der rechts, und einer links.-- Gieb. Prothoe. Hier. Von deiner Grossmuth fuercht' ich nichts. Achilles. (indem er die Koeniginn in seine Arme nimmt) Nichts, nichts.-- (zu Diomedes) Du gehst und folgst und schlaegst die Frauen, Ich bleib' auf einen Augenblick zurueck. --Fort! Mir zu Lieb'. Erwiedre nichts. Dem Hades Stuend' ich im Kampf um sie, vielmehr denn dir! (er legt sie an die Wurzel einer Eiche nieder) Diomedes. Es sei! Folgt mir! Ulysses. (mit dem Heer ueber die Buehne ziehend) Glueck auf, Achill! Glueck auf! Soll ich dir die Quadriga rasselnd schicken? Achill. (ueber die Koeniginn geneigt) Es braucht's nicht. Lass noch sein. Ulysses. Gut. Wie du willst.-- Folgt mir! Eh' sich die Weiber wieder sammlen. Ulysses und Diomedes mit dem Heer. (Von der Seite der Amazonen ab) Dreizehnter Auftritt. Penthesilea, Prothoe, Achilles, Gefolge von Griechen und Amazonen. Achilles. (indem er der Koeniginn die Ruestung oeffnet) Sie lebt nicht mehr. Prothoe. O moegt' ihr Auge sich Fuer immer diesem oeden Licht verschliessen! Ich fuerchte nur zu sehr, dass sie erwacht. Achilles. Wo traf ich sie? Prothoe. Sie raffte von dem Stoss sich, Der ihr die Brust zerriss, gewaltsam auf; Hier fuehrten wir die Wankende heran, Und diesen Fels just wollten wir erklimmen. Doch sei's der Glieder, der verwundeten, Sei's der verletzten Seele Schmerz: sie konnte, Dass sie im Kampf gesunken dir, nicht tragen; Der Fuss versagte brechend ihr den Dienst, Und Irrgeschwaetz von bleichen Lippen sendend, Fiel sie zum zweitenmal mir in den Arm. Achilles. Sie zuckte--sahst du es? Prothoe. Ihr Himmlischen! So hat sie noch den Kelch nicht ausgeleert? Seht, o die Jammervolle, seht-- Achilles. Sie athmet. Prothoe. Pelide! Wenn du das Erbarmen kennst, Wenn ein Gefuehl den Busen dir bewegt, Wenn du sie toedten nicht, in Wahnsinn voellig Die Leichtgereizte nicht verstricken willst, So goenne eine Bitte mir. Achilles. Sprich rasch! Prothoe. Entferne dich! Tritt, du Vortrefflicher, Tritt aus dem Antlitz ihr, wenn sie erwacht. Entrueck' ihr gleich die Schaar, die dich umsteht, Und lass, bevor die Sonne sich erneut, Fern auf der Berge Duft ihr niemand nahn, Der sie begruesste, mit dem Todeswort: Du bist die Kriegsgefangene Achills. Achilles. So hasst sie mich? Prothoe. O frage nicht, Grossherz'ger!-- Wenn sie jetzt freudig an der Hoffnung Hand Ins Leben wiederkehrt, so sei der Sieger Das Erste nicht, das freudlos ihr begegnet. Wie manches regt sich in der Brust der Frauen, Das fuer das Licht des Tages nicht gemacht. Muss sie zuletzt, wie ihr Verhaengniss will, Als die Gefangne schmerzlich dich begruessen, So fordr' es frueher nicht, beschwoer ich dich! Als bis ihr Geist dazu geruestet steht. Achilles. Mein Will' ist, ihr zu thun, muss ich dir sagen, Wie ich dem stolzen Sohn des Priam that. Prothoe. Wie, du Entsetzlicher! Achilles.--Fuerchtet sie dies? Prothoe. Du willst das Namenlos' an ihr vollstrecken? Hier diesen jungen Leib, du Mensch voll Greuel, Geschmueckt mit Reizen, wie ein Kind mit Blumen, Du willst ihn schaendlich, einer Leiche gleich--? Achilles. Sag' ihr, dass ich sie liebe. Prothoe. Wie?--Was war das? Achilles. Beim Himmel, wie! Wie Maenner Weiber lieben; Keusch und das Herz voll Sehnsucht doch, in Unschuld, Und mit der Lust doch, sie darum zu bringen. Ich will zu meiner Koeniginn sie machen. Prothoe. Ihr ew'gen Goetter, sag' das noch einmal. --Du willst? Achilles. Kann ich nun bleiben? Prothoe. O so lass Mich deine Fuesse kuessen, Goettlicher! O jetzt, waerst du nicht hier, jetzt sucht' ich dich, Und muesst's an Herkuls Saeulen sein, Pelide!-- Doch sieh': sie schlaegt die Augen auf-- Achilles. Sie regt sich-- Prothoe. Jetzt gilt's! Ihr Maenner, fort von hier; und du Rasch hinter diese Eiche berge dich! Achilles. Fort, meine Freunde! Tretet ab. Das Gefolge des Achills. (ab) Prothoe. (zu Achill, der sich hinter die Eiche stellt) Noch tiefer! Und eher nicht, beschwoer' ich dich, erscheine, Als bis mein Wort dich ruft. Versprichst du mir? Es laesst sich ihre Seele nicht berechnen. Achilles. Es soll geschehn. Prothoe. Nun denn, so merk' jetzt auf! Vierzehnter Auftritt. Penthesilea, Prothoe, Achilles. Gefolge von Amazonen. Prothoe. Penthesilea! O du Traeumerinn! In welchen fernen Glanzgefilden schweift Dein Geist umher, mit unruhvollem Flattern, Als ob sein eigner Sitz ihm nicht gefiele, Indess das Glueck, gleich einem jungen Fuersten, In deinen Busen einkehrt, und, verwundert Die liebliche Behausung leer zu finden, Sich wieder wendet und zum Himmel schon Die Schritte wieder fluechtig setzen will? Willst du den Gast nicht fesseln, O du Thoerinn?-- Komm hebe dich an meine Brust. Penthesilea. Wo bin ich? Prothoe. --Kennst du die Stimme deiner Schwester nicht? Fuehrt jener Fels dich, dieser Brueckenpfad, Die ganze blueh'nde Landschaft nicht zurueck? --Sieh diese Jungfrau'n, welche dich umringen: Wie an den Pforten einer schoen'ren Welt, Steh'n sie, und rufen dir: willkommen! zu. --Du seufzest. Was beaengstigt dich? Penthesilea. Ach Prothoe! Welch einen Traum entsetzensvoll traeumt ich-- Wie suess ist es, ich moechte Thraenen weinen, Dies mattgequaelte Herz, da ich erwache, An deinem Schwesterherzen schlagen fuehlen-- --Mir war, als ob, im heftigen Getuemmel, Mich des Peliden Lanze traf: umrasselt Von meiner erznen Ruestung, schmettr' ich nieder; Der Boden wiederhallte meinem Sturz. Und waehrend das erschrockne Heer entweicht, Umstrickt an allen Gliedern lieg' ich noch, Da schwingt er sich vom Pferde schon herab, Mit Schritten des Triumphes naht er mir, Und er ergreift die Hingesunkene, In starken Armen hebt er mich empor, Und jeder Griff nach diesem Dolch versagt mir, Gefangen bin ich und mit Hohngelaechter Zu seinen Zelten werd' ich abgefuehrt. Prothoe. Nicht, meine beste Koeniginn! Der Hohn Ist seiner grosmuthsvollen Seele fremd. Waer' es, was dir im Traum erschien: glaub mir, Ein seel'ger Augenblick waer' dir beschieden, Und in den Staub vielleicht, dir huldigend, Saehst du den Sohn der Goetter niederfallen. Penthesilea. Fluch mir, wenn ich die Schmach erlebte, Freundinn! Fluch mir, empfieng' ich jemals einen Mann, Den mir das Schwerdt nicht wuerdig zugefuehrt. Prothoe. Sei ruhig, meine Koeniginn. Penthesilea. Wie! Ruhig-- Prothoe. Liegst du an meinem treuen Busen nicht? Welch ein Geschick auch ueber dich verhaengt sei, Wir tragen es, wir beide: fasse dich. Penthesilea. Ich war so ruhig, Prothoe, wie das Meer, Das in der Bucht des Felsen liegt; nicht ein Gefuehl, das sich in Wellen mir erhob. Dies Wort: sei ruhig! jagt mich ploetzlich jetzt, Wie Wind die offnen Weltgewaesser, auf. Was ist es denn, das Ruh' hier noethig macht? Ihr steht so seltsam um mich, so verstoert-- Und sendet Blicke, bei den ew'gen Goettern, In meinen Ruecken hin, als stuend ein Unhold, Mit wildem Antlitz draeuend, hinter mir. --Du hoerst's, es war ja nur ein Traum, es ist nicht Wie! Oder ist es? Ist's? Waer's wirklich? Rede!-- --Wo ist denn Meroe? Megaris? (sie sieht sich um und erblickt den Achilles). Entsetzlich! Da steht der Fuerchterliche hinter mir. Jetzt meine freie Hand-- (sie zieht den Dolch) Prothoe. Unglueckliche! Penthesilea. O die Nichtswuerdige, sie wehret mir-- Prothoe. Achilles! Rette sie. Penthesilea. O Rasende! Er soll den Fuss auf meinen Nacken setzen. Prothoe. Den Fuss, Wahnsinnige-- Penthesilea. Hinweg, sag' ich!-- Prothoe. So sieh ihn doch nur an, Verlorene--! Steht er nicht ohne Waffen hinter dir? Penthesilea. Wie? Was? Prothoe. Nun ja! Bereit, wenn du's verlangst, Selbst deinem Fesselkranz sich darzubieten. Penthesilea Nein, sprich. Prothoe. Achill! Sie glaubt mir nicht. Sprich du! Penthesilea. Er waer' gefangen mir? Prothoe. Wie sonst? Ist's nicht? Achilles. (der waehrenddessen vorgetreten) In jedem schoen'ren Sinn, erhabne Koeniginn! Gewillt mein ganzes Leben fuerderhin, In deiner Blicke Fesseln zu verflattern. Penthesilea. (drueckt ihre Haende vor's Gesicht) Prothoe. Nun denn, da hoertest du's aus seinem Mund. --Er sank, wie du, als ihr euch traft, in Staub; Und waehrend du entseelt am Boden lagst, Ward er entwaffnet--nicht? Achilles. Ich ward entwaffnet; Man fuehrte mich zu deinen Fuessen her. (er beugt ein Knie vor ihr) Penthesilea. (nach einer kurzen Pause) Nun denn, so sei mir, frischer Lebensreiz, Du junger, rosenwang'ger Gott, gegruesst! Hinweg jetzt, o mein Herz, mit diesem Blute, Das aufgehaeuft, wie seiner Ankunft harrend, In beiden Kammern dieser Brueste liegt. Ihr Boten, ihr gefluegelten, der Lust, Ihr Saefte meiner Jugend, macht euch auf. Durch meine Adern fleucht, ihr jauchzenden. Und lasst es einer rothen Fahne gleich, Von allen Reichen dieser Wangen wehn: Der junge Nereidensohn ist mein! (sie steht auf) Prothoe. O meine theu're Koeniginn, maess'ge dich. Penthesilea. (indem sie vorschreitet) Heran, ihr sieggekroenten Jungfrau'n jetzt, Ihr Toechter Mars, vom Wirbel bis zur Sohle Vom Staub der Schlacht noch ueberdeckt, heran, Mit dem Archiverjuengling jegliche, Den sie sich ueberwunden, an der Hand! Ihr Maedchen, naht euch, mit den Rosenkoerben: Wo sind fuer soviel Scheitel Kraenze mir; Hinaus mir ueber die Gefilde, sag' ich, Und mir die Rosen, die der Lenz verweigert, Mit eurem Athem aus der Flur gehaucht! An euer Amt, ihr Priest'rinnen der Diana: Dass eures Tempels Pforten rasselnd auf, Des glanzerfuellten, weihrauchduftenden, Mir, wie des Paradieses Thore, fliegen! Zuerst den Stier, den feisten, kurzgehoernten, Mir an den Altar hin; das Eisen stuerz' ihn, Das blinkende, an heil'ger Staette lautlos, Dass das Gebaeu erschuettere, darnieder. Ihr Dien'rinnen, ihr ruestigen, des Tempels, Das Blut, wo seid ihr? rasch, ihr Emsigen, Mit Perseroelen, von der Kohle zischend, Von des Getaefels Plan hinweggewaschen! Und all' ihr flatternden Gewaender, schuerzt euch, Ihr goldenen Pockale, fuellt euch an, Ihr Tuben, schmettert, donnert, ihr Posaunen, Der Jubel mache, der melodische, Den festen Bau des Firmamentes beben!-- O Prothoe! Hilf jauchzen mir, frohlocken, Erfinde, Freundinn, Schwesterherz, erdenke, Wie ich ein Fest jetzt goettlicher, als der Olymp durchjubelte, verherrliche, Das Hochzeitsfest der krieggeworbnen Braeute, Der Inachiden und der Kinder Mars! O Meroe, wo bist du? Megaris? Prothoe. (mit unterdrueckter Ruehrung) Freud' ist und Schmerz dir, seh' ich, gleich verderblich, Und gleich zum Wahnsinn reisst dich beides hin. Du waehnst, waehnst dich in Themiscyra schon, Und wenn du so die Graenzen ueberschwaermst, Fuehl' ich gereizt mich, dir das Wort zu nennen, Das dir den Fittig ploetzlich wieder laehmt. Blick' um dich her, Betrogene, wo bist du? Wo ist das Volk? Wo sind die Priesterinnen? Asteria? Meroe? Megaris? Wo sind sie? Penthesilea. (an ihrem Busen) O lass mich, Prothoe! O lass dies Herz Zwei Augenblick' in diesem Strom der Lust, Wie ein besudelt Kind, sich untertauchen; Mit jedem Schlag in seine uepp'gen Wellen Waescht sich ein Mackel mir vom Busen weg. Die Eumeniden fliehn, die schrecklichen, Es weht, wie Nahn der Goetter um mich her, Ich moechte gleich in ihren Chor mich mischen, Zum Tode war ich nie so reif als jetzt. Doch jetzt vor Allem: du vergiebst mir doch? Prothoe. O meine Herrscherinn! Penthesilea. Ich weiss, ich weiss-- Nun, meines Blutes bess're Haelft' ist dein. --Das Unglueck, sagt man, laeutert die Gemuether, Ich, du Geliebte, ich empfand es nicht; Erbittert hat es, Goettern mich und Menschen In unbegriff'ner Leidenschaft empoert. Wie seltsam war, auf jedem Antlitz, mir, Wo ich sie traf. der Freude Spur verhasst; Das Kind, das in der Mutter Schoosse spielte, Schien mir verschworen wider meinen Schmerz. Wie moegt' ich Alles jetzt, was mich umringt, Zufrieden gern und gluecklich sehn! Ach, Freundinn! Der Mensch kann gross, ein Held, im Leiden sein. Doch goettlich ist er, wenn er selig ist! --Doch rasch zur Sache jetzt. Es soll das Heer Zur Rueckkehr schleunig jede Anstalt treffen; Sobald die Schaaren ruhten, Thier und Menschen, Bricht auch der Zug mit den Gefangenen, Nach unsern heimathlichen Fluren auf-- --Wo ist Lykaon? Prothoe. Wer? Penthesilea. (mit zaertlichem Unwillen) Wer, fragst du noch! Er, jener bluehende Arkadierheld, Den dir das Schwerdt erwarb. Was haelt ihn fern? Prothoe. (verwirrt) Er weilt noch in den Waeldern, meine Koeniginn! Wo man die uebrigen Gefangnen haelt. Vergoenne, dass er, dem Gesetz gemaess, Eh, nicht, als in der Heimath mir erscheine. Penthesilea. Man ruf' ihn mir!--Er weilt noch in den Waeldern! --Zu meiner Prothoe Fuessen ist sein Platz! ----Ich bitte dich, Geliebte, ruf' ihn her, Du stehst mir, wie ein Maienfrost, zur Seite, Und hemmst der Freude junges Leben mir. Prothoe. (fuer sich) Die Unglueckseelige!--Wohlan so geht, Und thut, wie euch die Koeniginn befohlen. (sie winkt einer Amazone; diese geht ab) Penthesilea. Wer schafft mir jetzt die Rosenmaedchen her? (sie erblickt Rosen auf dem Boden) Sieh! Kelche finden, und wie duftende, Auf diesem Platz sich--! (sie faehrt sich mit der Hand ueber die Stirne) Ach mein boeser Traum! (zu Prothoe) War' denn der Diana Oberpriest'rinn hier? Prothoe. Nicht, dass ich wuesste, meine Koeniginn-- Penthesilea. Wie kommen denn die Rosen her? Prothoe. (rasch) Sieh da! Die Maedchen, die die Fluren pluenderten, Sie liessen einen Korb voll hier zurueck. Nun, diesen Zufall wahrlich nenn' ich guenstig. Hier, diese duft'gen Bluethen raff' ich auf. Und winde den Pelidenkranz dir. Soll ich? (sie setzt sich an der Eiche nieder) Penthesilea. Du Liebe! Treffliche! Wie du mich ruehrst.-- Wohlan! Und diese Hundertblaettrigen Ich dir zum Siegerkranz Lykaons. Komm. (sie rafft gleichfalls einige Rosen auf, und setzt sich neben Prothoe nieder) Musik, ihr Frau'n, Musik! Ich bin nicht ruhig. Lasst den Gesang erschallen! Macht mich still. Eine Jungfrau. (aus ihrem Gefolge) Was wuenschest du? Eine Andere. Den Siegsgesang? Penthesilea.--Die Hymne. Die Jungfrau. Es sei.--O die Betrogene!--Singt! Spielt! Chor der Jungfraun. (mit Musik) Ares entweicht! Seht, wie sein weisses Gespann Fernhin dampfend zum Orkus niedereilt! Die Eumeniden oeffnen, die scheusslichen: Sie schliessen die Thore wieder hinter ihm zu. Eine Jungfrau. Hymen! Wo weilst du? Zuende die Fackel an, und leuchte! leuchte! Hymen! wo weilst du? Chor. Ares entweicht! u. s. w. Achilles. (naehert sich waehrend des Gesanges der Prothoe heimlich) Sprich! Wohin fuehrt mich dies? Ich will es wissen! Prothoe. Noch einen Augenblick, Grossherziger, Fleh' ich dich um Geduld--du wirst es sehn. (Wenn die Kraenze gewunden sind, wechselt Penthesilea den ihrigen gegen den Kranz der Prothoe, sie umarmen sich und betrachten die Windungen. Die Musik schweigt) Die Amazone. (kehrt zurueck) Penthesilea. Hast du's bestellt? Die Amazone. Lykaon wird sogleich, Der junge Prinz Arkadiens, erscheinen. Fuenfzehnter Auftritt. Penthesilea, Prothoe, Achilles, Amazonen. Penthesilea. Komm jetzt, du suesser Nereidensohn, Komm, lege dich zu Fuessen mir--Ganz her! Nur dreist heran!--Du fuerchtest mich doch nicht? --Verhasst nicht, weil ich siegte, bin ich dir? Sprich! Fuerchtest du, die dich in Staub gelegt? Achilles. (zu ihren Fuessen) Wie Blumen Sonnenschein. Penthesilea. Gut, gut gesagt! So sieh mich auch wie deine Sonne an. Diana, meine Herrscherinn, er ist Verletzt! Achilles. Geritzt am Arm, du siehst, nichts weiter. Penthesilea. Ich bitte dich, Pelide, glaube nicht, Dass ich jemals nach deinem Leben zielte. Zwar gern mit diesem Arm hier traf ich dich; Doch als du niedersankst, beneidete, Hier diese Brust den Staub, der dich empfieng. Achilles. Wenn du mich liebst, so sprichst du nicht davon. Du siehst es heilt schon. Penthesilea. So verzeihst du mir? Achilles. Von ganzem Herzen.-- Penthesilea. Jetzt--kannst du mir sagen, Wie es die Liebe macht, der Fluegelknabe, Wenn sie den stoerr'gen Leun in Fesseln schlaegt? Achilles. Sie streichelt, denk' ich, seine rauhen Wangen, So haelt er still. Penthesilea. Nun denn, so wirst du dich Nicht mehr als eine junge Taube regen, Um deren Hals ein Maedchen Schlingen legt. Denn die Gefuehle dieser Brust, o Juengling, Wie Haende sind sie, und sie streicheln dich. (sie umschlingt ihn mit Kraenzen) Achilles. Wer bist du, wunderbares Weib? Penthesilea. Gieb her.-- Ich sagte still! Du wirst es schon erfahren. --Hier diese leichte Rosenwindung nur Um deine Scheitel, deinen Nacken hin-- Zu deinen Armen, Haenden, Fuessen nieder-- Und wieder auf zum Haupt--so ist's geschehn. --Was athmest du? Achilles. Duft deiner suessen Lippen. Penthesilea. (indem sie sich zurueckbeugt) Es sind die Rosen, die Gerueche streun. --Nichts, nichts! Achilles. Ich wollte sie am Stock versuchen. Penthesilea. Sobald sie reif sind, Liebster, pflueckst du sie. (sie setzt ihm noch einen Kranz auf die Scheitel und laesst ihn gehn) Jetzt ist's geschehn.--O sieh, ich bitte dich, Wie der zerflossne Rosenglanz ihm steht! Wie sein gewitterdunkles Antlitz schimmert! Der junge Tag, wahrhaftig, liebste Freundinn, Wenn ihn die Horen von den Bergen fuehren, Demanten perlen unter seinen Tritten: Er sieht so weich und mild nicht drein, als er. Sprich! Duenkt's dich nicht, als ob sein Auge glaenzte? Fuerwahr! Man moegte, wenn er so erscheint, fast zweifeln, Dass er es sei. Prothoe. Wer, meinst du? Penthesilea. Der Pelide!-- Sprich, wer den Groessesten der Priamiden Vor Trojas Mauern faellte, warst das du? Hast du ihm wirklich, du, mit diesen Haenden Den fluecht'gen Fuss durchkeilt, an deiner Axe Ihn haeuptlings um die Vaterstadt geschleift? Sprich! Rede! Was bewegt dich so? Wes fehlt dir? Achilles. Ich bin's. Penthesilea. (nachdem sie ihn scharf angesehen) Er sagt, er sei's. Prothoe. Er ist es, Koeniginn; An diesem Schmuck hier kannst du ihn erkennen. Penthesilea. Woher? Prothoe. Es ist die Ruestung, sieh nur her, Die Thetis ihm, die hohe Goettermutter, Bei dem Hephaest, des Feuers Gott, erschmeichelt. Penthesilea. Nun denn, so gruess ich dich mit diesem Kuss, Unbaendigster der Menschen, mein! Ich bin's, Du junger Kriegsgott, der du angehoerst; Wenn man im Volk dich fragt, so nennst du mich. Achilles. O du, die eine Glanzerscheinung mir, Als haette sich das Aetherreich eroeffnet, Herabsteigst, Unbegreifliche, wer bist du? Wie nenn ich dich, wenn meine eigne Seele Sich, die entzueckte, fragt, wem sie gehoert? Penthesilea. Wenn sie dich fragt, so nenne diese Zuege, Das sei der Nam', in welchem du mich denkst.-- Zwar diesen goldnen Ring hier schenk' ich dir, Mit jedem Merkmal, das dich sicher stellt; Und zeigst du ihn, so weis't man dich zu mir. Jedoch ein Ring vermiss't sich, Namen schwinden; Wenn dir der Nam' entschwaend, der Ring sich misste: Faend'st du mein Bild in dir wohl wieder aus? Kannst du's wohl mit geschlossnen Augen denken? Achilles. Es steht so fest, wie Zueg' in Diamanten. Penthesilea. Ich bin die Koeniginn der Amazonen, Er nennt sich Marserzeugt, mein Voelkerstamm, Otrere war die grosse Mutter mir, Und mich begruesst das Volk: Penthesilea. Achilles. Penthesilea. Penthesilea. Ja. so sagt' ich dir. Achilles. Mein Schwan singt noch im Tod': Penthesilea. Penthesilea. Die Freiheit schenk' ich dir, du kannst den Fuss Im Heer der Jungfraun setzen, wie du willst. Denn eine andre Kette denk' ich noch, Wie Blumen leicht, und fester doch, als Erz, Die dich mir fest verknuepft, um's Herz zu schlagen. Doch bis sie zaertlich, Ring um Ring, gepraegt, In der Gefuehle Glut, und ausgeschmiedet, Der Zeit nicht, und dem Zufall, mehr zerstoerbar, Kehrst du, weil es die Pflicht erheischt, mir wieder, Mir, junger Freund, versteh' mich, die fuer jedes, Sei's ein Beduerfniss, sei's ein Wunsch, dir sorgt. Willst du das thun, sag an? Achilles. Wie junge Rosse Zum Duft der Krippe, die ihr Leben naehrt. Penthesilea. Gut. Ich verlass' mich drauf. Wir treten jetzt Die Reise gleich nach Themiscyra an; Mein ganzer Harras bis dahin ist dein. Man wird dir purpurne Gezelte bringen, Und auch an Sclaven nicht, dich zu bedienen, Wird's deinem koeniglichen Willen fehlen. Doch weil mich, auf dem Zuge, du begreifst, So manche Sorge fesselt, wirst du dich Noch zu den uebrigen Gefangnen halten: In Themiscyra erst, Neridensohn, Kann ich mich ganz, aus voller Brust, dir weihn. Achilles. Es soll geschehn. Penthesilea. (zu Prothoe) Nun aber sage mir, Wo weilt auch dein Arkadier? Prothoe. Meine Fuerstinn-- Penthesilea. So gern von deiner Hand, geliebte Prothoe, Moegt' ich bekraenzt ihn sehn. Prothoe. Er wird schon kommen.-- Der Kranz hier soll ihm nicht verloren gehn. Penthesilea. (aufbrechend) Nun denn--mich rufen mancherlei Geschaefte, So lasst mich gehn. Achilles. Wie? Penthesilea. Lass mich aufstehn, Freund. Achilles. Du fliehst? Du weichst? Du laessest mich zurueck? Noch eh' du meiner sehnsuchtsvollen Brust So vieler Wunder Aufschluss gabst, Geliebte? Penthesilea. In Themiscyra, Freund. Achilles. Hier, meine Koeniginn! Penthesilea. In Themiscyra, Freund, in Themiscyra-- Lass mich! Prothoe. (sie zurueckhaltend, unruhig) Wie? Meine Koeniginn! Wo willst du hin? Penthesilea. (befremdet) Die Schaaren will ich mustern--sonderbar! Mt Meroe will ich sprechen, Megaris. Hab' ich, beim Styx, jetzt nichts zu thun, als plaudern? Prothoe. Das Heer verfolgt die fluecht'gen Griechen noch. Lass Meroe, die die Spitze fuehrt, die Sorge; Du brauchst der Ruhe noch.--Sobald der Feind Nur voellig ueber den Skamandros setzte, Wird dir das Heer hier siegreich vorgefuehrt. Penthesilea. (erwaegend) So!--Hier auf dieses Feld? Ist das gewiss? Prothoe. Gewiss. Verlass dich drauf-- Penthesilea. (Zum Achill) Nun so sei kurz. Achilles. Was ist's, du wunderbares Weib, dass du, Athenae gleich, an eines Kriegsheers Spitze, Wie aus den Wolken nieder, unbeleidigt, In unsern Streit vor Troja ploetzlich faellst? Was treibt, vom Kopf zu Fuss in Erz geruestet, So unbegriffner Wuth voll, Furien aehnlich, Dich gegen das Geschlecht der Griechen an; Du, die sich bloss in ihrer Schoene ruhig Zu zeigen brauchte, Liebliche, das ganze Geschlecht der Maenner dir im Staub zu sehn? Penthesilea. Ach, Nereidensohn--Sie ist mir nicht, Die Kunst vergoennt, die sanftere, der Frauen! Nicht bei dem Fest, wie deines Landes Toechter, Wenn zu wetteifernd frohen Uebungen Die ganze Jugendpracht zusammenstroemt, Darf ich mir den Geliebten ausersehn; Nicht mit dem Strauss, so oder so gestellt, Und dem verschaemten Blick, ihn zu mir locken; Nicht in dem Nachtigall-durchschmetterten Granatwald, wenn der Morgen glueht, ihm sagen, An seine Brust gesunken, dass er's sei. Im blut'gen Feld der Schlacht muss ich ihn suchen, Den Juengling, den mein Herz sich auserkohr, Und ihn mit ehrnen Armen mir ergreifen, Den diese weiche Brust empfangen soll. Achilles. Und woher quillt, von wannen ein Gesetz, Unweiblich, du vergiebst mir, unnatuerlich, Dem uebrigen Geschlecht der Menschen fremd? Penthesilea. Fern aus der Urne alles Heiligen, O Juengling: von der Zeiten Gipfeln nieder, Den unbetretnen, die der Himmel ewig In Wolkenduft geheimnisvoll verhuellt. Der ersten Muetter Wort entschied es also, Und dem verstummen wir, Neridensohn, Wie deiner ersten Vaeter Worten du. Achilles. Sei deutlicher. Penthesilea. Wohlan! So hoere mich.-- Wo jetzt das Volk der Amazonen herrschet, Da lebte sonst, den Goettern unterthan, Ein Stamm der Scythen, frei und kriegerisch, Jedwedem andern Volk der Erde gleich. Durch Reih'n schon nannt' er von Jahrhunderten Den Kaukasus, den fruchtumbluehten, sein: Als Vexoris, der Aethioper Koenig, An seinem Fuss erschien, die Maenner rasch, Die kampfverbundnen, vor sich niederwarf, Sich durch die Thaeler goss, und Greis' und Knaben, Wo sein gezueckter Stahl sie traf, erschlug: Das ganze Prachtgeschlecht der Welt gieng aus. Die Sieger buergerten, barbarenartig, In unsre Huetten frech sich ein, ernaehrten Von unsrer reichen Felder Fruechten sich, Und voll der Schande Maas uns zuzumessen, Ertrotzten sie der Liebe Gruss sich noch: Sie rissen von den Graebern ihrer Maenner Die Fraun zu ihren schnoeden Betten hin. Achilles. Vernichtend war das Schicksal, Koeniginn, Das deinem Frauenstaat das Leben gab. Penthesilea. Doch Alles schuettelt, was ihm unertraeglich, Der Mensch von seinen Schultern straeubend ab; Den Druck nur maess'ger Leiden duldet er. Durch ganze Naechte lagen, still und heimlich, Die Frau'n im Tempel Mars, und hoehlten weinend Die Stufen mit Gebet um Rettung aus. Die Betten fuellten, die entweihten, sich Mit blankgeschliff'nen Dolchen an, gekeilt, Aus Schmuckgeraethen, bei des Heerdes Flamme, Aus Senkeln, Ringen, Spangen: nur die Hochzeit Ward, des Aethioper Koenigs Vexoris Mit Tanais, der Koeniginn, erharrt, Der Gaeste Brust zusammt damit zu kuessen. Und als das Hochzeitsfest erschienen war, Stiess ihm die Koen'ginn ihren in das Herz; Mars, an des Schnoeden Statt, vollzog die Ehe, Und das gesammte Mordgeschlecht, mit Dolchen, In einer Nacht, ward es zu Tod gekitzelt. Achilles. Solch' eine That der Weiber laesst sich denken. Penthesilea. Und dies jetzt ward im Rath des Volks beschlossen: Frei, wie der Wind auf offnem Blachfeld, sind Die Frau'n, die solche Heldenthat vollbracht, Und dem Geschlecht der Maenner nicht mehr dienstbar. Ein Staat, ein muendiger, sei aufgestellt, Ein Frauenstaat, den fuerder keine andre Herrschsuecht'ge Maennerstimme mehr durchtrotzt, Der das Gesetz sich wuerdig selber gebe, Sich selbst gehorche, selber auch beschuetze: Und Tanais sei seine Koeniginn. Der Mann, dess' Auge diesen Staat erschaut, Der soll das Auge gleich auf ewig schliessen; Und wo ein Knabe noch gebohren wird, Von der Tyrannen Kuss, da folg' er gleich Zum Orkus noch den wilden Vaetern nach. Der Tempel Ares fuellte sich sogleich Gedraengt mit Volk, die grosse Tanais Zu solcher Satzung Schirmerinn zu kroenen. Gerad' als sie, im festlichsten Moment, Die Altarstuf' erstieg, um dort den Bogen, Den grossen, goldenen, des Scythenreichs, Den sonst die Koenige gefuehrt, zu greifen, Von der geschmueckten Oberpriesterinn Hand, Liess eine Stimme also sich vernehmen: "Den Spott der Maenner werd' er reizen nur, Ein Staat, wie der, und gleich dem ersten Anfall Des kriegerischen Nachbarvolks erliegen: Weil doch die Kraft des Bogens nimmermehr, Von schwachen Frau'n beengt durch volle Brueste, Leicht, wie von Maennern, sich regieren wuerde." Die Koeniginn stand einen Augenblick, Und harrte still auf solcher Rede Glueck; Doch als die feige Regung um sich griff, Riss sie die rechte Brust sich ab, und taufte: Die Fraun, die den Bogen spannen wuerden, Und fiel zusammen, eh' sie noch vollendet: Die Amazonen oder Busenlosen! Hierauf ward ihr die Krone aufgesetzt. Achilles. Nun denn, beim Zeus, die brauchte keine Brueste! Die haett' ein Maennervolk beherrschen koennen, Und meine ganze Seele beugt sich ihr. Penthesilea. Still auch auf diese That ward's, Peleide, Nichts als der Bogen liess sich schwirrend hoeren, Der aus den Haenden, leichenbleich und starr, Der Oberpriesterinn daniederfiel. Er stuerzt', der grosse, goldene, des Reichs, Und klirrte von der Marmorstufe dreimal, Mit dem Gedroen der Glocken, auf, und legte, Stumm wie der Tod, zu ihren Fuessen sich.-- Achilles. Man folgt ihr, hoff' ich doch, im Staat der Frauen, In diesem Beispiel nicht? Penthesilea. Nicht--allerdings! Man gieng so lebhaft nicht zu Werk als sie. Achilles. (mit Erstaunen) Wie! Also doch--? Unmoeglich! Penthesilea. Was sagst du? Achilles. --Die ungeheure Sage waere wahr? Und alle diese bluehenden Gestalten, Die dich umstehn, die Zierden des Geschlechts, Vollstaendig, einem Altar gleich, jedwede Geschmueckt, in Liebe davor hinzuknien, Sie sind beraubt, unmenschlich, frevelhaft--? Penthesilea. Hast du das nicht gewusst? Achilles. (indem er sein Gesicht an ihre Brust drueckt) O Koeniginn! Der Sitz der jungen, lieblichen Gefuehle, Um eines Wahns, barbarisch-- Penthesilea. Sei ganz ruhig. Sie retteten in diese Linke sich, Wo sie dem Herzen um so naeher wohnen. Du wirst mir, hoff' ich, deren keins vermissen.-- Achilles. Fuerwahr! Ein Traum, getraeumt in Morgenstunden, Scheint mir wahrhaft'ger, als der Augenblick. --Doch weiter. Penthesilea. Wie? Achilles. Du bist den Schluss noch schuldig. Denn dieser ueberstolze Frauenstaat, Der ohn' der Maenner Huelf' entstand, wie pflanzt er Doch ohne Huelfe sich der Maenner fort? Wirft euch Deukalion, von Zeit zu Zeit, Noch seiner Schollen Eine haeuptlings zu? Penthesilea. So oft nach jaehrlichen Berechnungen, Die Koeniginn dem Staat ersetzen will, Was ihr der Tod entrafft, ruft sie die bluehendsten Der Frauen-- (stockt und sieht ihn an) Warum laechelst du? Achilles. Wer? Ich? Penthesilea. Mich duenkt, du laechelst, Lieber. Achilles.--Deiner Schoene. Ich war zerstreut. Vergieb. Ich dachte eben, Ob du mir aus dem Monde niederstiegst?-- Penthesilea. (nach einer Pause) So oft, nach jaehrlichen Berechnungen, Die Koeniginn, was ihr der Tod entrafft, Dem Staat ersetzen will, ruft sie die blueh'ndsten Der Fraun, von allen Enden ihres Reichs, Nach Themiscyra hin, und fleht, im Tempel Der Artemis, auf ihre jungen Schoesse Den Seegen keuscher Marsbefruchtung nieder. Ein solches Fest heisst, still und weich gefeiert, Der bluehnden Jungfraun Fest, wir warten stets, Bis--wenn das Schneegewand zerhaucht, der Fruehling Den Kuss drueckt auf den Busen der Natur. Diana's heil'ge Priesterinn verfuegt, Auf dies Gesuch, sich in den Tempel Mars, Und traegt, am Altar hingestreckt, dem Gott Den Wunsch der weisen Voelkermutter vor. Der Gott dann, wenn er sie erhoeren will, --Denn oft verweigert er's, die Berge geben, Die schneeigen, der Nahrung nicht zu viel-- Der Gott zeigt uns, durch seine Priesterinn, Ein Volk an, keusch und herrlich, das, statt seiner, Als Stellvertreter, uns erscheinen soll. Des Volkes Nam' und Wohnsitz ausgesprochen, Ergeht ein Jubel nun durch Stadt und Land. Marsbraeute werden sie begruesst, die Jungfraun, Beschenkt mit Waffen, von der Muetter Hand, Mit Pfeil' und Dolch, und allen Gliedern fliegt, Von ems'gen Haenden jauchzend rings bedient, Das erzene Gewand der Hochzeit an. Der frohe Tag der Reise wird bestimmt, Gedaempfter Tuben Klang ertoent, es schwingt Die Schaar der Maedchen fluesternd sich zu Pferd, Und still und heimlich, wie auf woll'nen Sohlen, Geht's in der Naechte Glanz, durch Thal und Wald, Zum Lager fern der Auserwaehlten hin. Das Land erreicht, ruhn wir, an seiner Pforte, Uns noch zwei Tage, Thier' und Menschen, aus: Und wie die feuerrothe Windsbraut brechen Wir ploetzlich in den Wald der Maenner ein, Und wehn die Reifsten derer, die da fallen, Wie Saamen, wenn die Wipfel sich zerschlagen, In unsre heimathlichen Fluren hin. Hier pflegen wir, im Tempel Diana's, ihrer, Durch heil'ger Feste Reih'n, von denen mir Bekannt nichts, als der Name: Rosenfest-- Und denen sich, bei Todesstrafe, niemand, Als nur die Schaar der Braeute nahen darf-- Bis uns die Saat selbst bluehend aufgegangen; Beschenken sie, wie Koenige zusammt; Und schicken sie, am Fest der reifen Muetter, Auf stolzen Prachtgeschirren wieder heim. Dies Fest dann freilich ist das frohste nicht, Neridensohn--denn viele Thraenen fliessen, Und manches Herz, von duesterm Gram ergriffen, Begreift nicht, wie die grosse Tanais In jedem ersten Wort zu preisen sei.-- Was traeumst du? Achilles. Ich? Penthesilea. Du. Achilles (zerstreut) Geliebte, mehr, Als ich in Worte eben fassen kann. ----Und auch mich denkst du also zu entlassen? Penthesilea. Ich weiss nicht, Lieber. Frag' mich nicht.-- Achilles, Traun! Seltsam.-- (er versinkt in Nachdenken) --Doch einen Aufschluss noch gewaehrst du mir. Penthesilea. Sehr gern, mein Freund. Sei dreist. Achilles. Wie fass' ich es, Dass du gerade mich so heiss verfolgtest? Es schien, ich sei bekannt dir. Penthesilea. Allerdings. Achilles. Wodurch? Penthesilea. Willst du der Thoerigten nicht laecheln? Achilles. (laechelnd) Ich weiss nicht, sag' ich jetzt, wie du. Penthesilea. Nun denn, Du sollst's erfahren.--Sieh ich hatte schon Das heitre Fest der Rosen zwanzigmal Erlebt und drei, und immer nur von fern, Wo aus dem Eichenwald der Tempel ragt, Den frohen Jubelschall gehoert, als Ares, Bei der Otrere, meiner Mutter, Tod, Zu seiner Braut mich auserkohr. Denn die Prinzessinnen, aus meinem Koenigshaus, Sie mischen nie aus eigener Bewegung, Sich in der blueh'nden Jungfraun Fest; der Gott, Begehrt er ihrer, ruft sie wuerdig auf. Durch seiner grossen Oberpriest'rinn Mund. Die Mutter lag, die bleiche, scheidende, Mir in den Armen eben, als die Sendung Des Mars mir feierlich im Pallast erschien, Und mich berief, nach Troja aufzubrechen, Um ihn von dort bekraenzt heranzufuehren. Es traf sich, dass kein Stellvertreter je Ernannt noch ward, willkommener den Braeuten, Als die Helenenstaemme, die sich dort umkaempften. An allen Ecken hoerte man erjauchzend, Auf allen Maerkten, hohe Lieder schallen, Die des Hero'nkriegs Thaten feierten: Vom Paris-Apfel, dem Helenenraub, Von den geschwaderfuehrenden Atriden, Vom Streit um Briseis, der Schiffe Brand, Auch von Patroklus Tod, und welche Pracht Du des Triumphes raechend ihm gefeiert; Und jedem grossen Auftritt dieser Zeit.-- In Thraenen schwamm ich, jammervolle, hoerte Mit halbem Ohr nur, was die Botschaft mir, In der Otrere Todesstunde, brachte; "Lass mich dir bleiben, rief ich, meine Mutter, Dein Ansehn, brauch' es heut' zum Letztenmal, Und heisse diese Frauen wieder gehn." Doch sie, die wuerd'ge Koeniginn, die laengst Mich schon ins Feld gewuenscht--denn ohne Erben War, wenn sie starb, der Thron und eines andern Ehrgeitz'gen Nebenstammes Augenmerk-- Sie sagte: "geh, mein suesses Kind! Mars ruft dich! Du wirst den Peleiden dir bekraenzen: Werd' eine Mutter, stolz und froh, wie ich Und drueckte sanft die Hand mir, und verschied. Prothoe. So nannte sie den Namen dir, Otrere? Penthesilea. --Sie nannt' ihn, Prothoe, wie's einer Mutter Wohl im Vertrau'n zu ihrer Tochter ziemt. Achilles. Warum? Weshalb? Verbeut dies das Gesetz? Penthesilea. Es schickt sich nicht, dass eine Tochter Mars Sich ihren Gegner sucht, den soll sie waehlen, Den ihr der Gott im Kampf erscheinen laesst. Doch wohl ihr, zeigt die Strebende sich da, Wo ihr die Herrlichsten entgegenstehn. --Nicht, Prothoe? Prothoe. So ist's. Achilles. Nun--? Penthesilea.--Lange weint' ich, Durch einen ganzen kummervollen Mond, An der Verblichnen Grab, die Krone selbst, Die herrenlos am Rande lag, nicht greifend, Bis mich zuletzt der wiederholte Ruf Des Volks, das den Pallast mir ungeduldig, Bereit zum Kriegeszug, umlagerte, Gewaltsam auf den Thron riss. Ich erschien, Wehmuethig strebender Gefuehle voll, Im Tempel Mars, den Bogen gab man mir, Den klirrenden, des Amazonenreichs, Mir war, als ob die Mutter mich umschwebte, Da ich ihn griff, nichts schien mir heiliger, Als ihren letzten Willen zu erfuellen. Und da ich Blumen noch, die duftigsten, Auf ihren Sarkophag gestreut, brach ich Jetzt mit dem Heer der Amazonen auf, Nach der Dardanerburg--Mars weniger, Dem grossen Gott, der mich dahin gerufen, Als der Otrere Schatten, zu gefallen. Achilles. Wehmuth um die Verblichne laehmte fluechtig Die Kraft, die deine junge Brust sonst ziert. Penthesilea. Ich liebte sie. Achilles. Nun? Hierauf?-- Penthesilea. In dem Maasse, Als ich mich dem Skamandros naeherte, Und alle Thaeler rings, die ich durchrauschte, Von dem Trojanerstreite wiederhallten, Schwand mir der Schmerz, und meiner Seele gieng Die grosse Welt des heitern Krieges auf. Ich dachte so: wenn sie sich allzusammt, Die grossen Augenblicke der Geschichte, Mir wiederholten, wenn die ganze Schaar Der Helden, die die hohen Lieder feiern, Herab mir aus den Sternen stieg', ich faende Doch keinen Trefflichern, den ich mit Rosen Bekraenzt', als ihn, den mir die Mutter ausersehn-- Den Lieben, Wilden, Suessen, Schrecklichen. Den Ueberwinder Hektors! O Pelide! Mein ewiger Gedanke, wenn ich wachte, Mein ew'ger Traum warst du! Die ganze Welt Lag wie ein ausgespanntes Musternetz Vor mir; in jeder Masche, weit und gross, War deiner Thaten Eine eingeschuerzt, Und in mein Herz, wie Seide weiss und rein, Mit Flammenfarben jede brannt' ich ein. Bald sah ich dich, wie du ihn niederschlugst, Vor Ilium, den fluecht'gen Priamiden; Wie du, entflammt von hoher Siegerlust, Das Antlitz wandtest, waehrend er die Scheitel, Die blutigen, auf nackter Erde schleifte; Wie Priam fleh'nd in deinem Zelt erschien-- Und heisse Thraenen weint' ich, wenn ich dachte, Dass ein Gefuehl doch, Unerbittlicher, Den marmorharten Busen dir durchzuckt. Achilles. Geliebte Koeniginn! Penthesilea. Wie aber ward mir, O Freund, als ich dich selbst erblickte--! Als du mir im Skamandros-Thal erschienst, Von den Heroen deines Volks umringt, Ein Tagsstern unter bleichen Nachtgestirnen! So muesst' es mir gewesen sein, wenn er Unmittelbar, mit seinen weissen Rossen, Von dem Olymp herabgedonnert waere, Mars selbst, der Kriegsgott, seine Braut zu gruessen! Geblendet stand ich, als du jetzt entwichen, Von der Erscheinung da--wie wenn zur Nachtzeit Der Blitz vor einen Wandrer faellt, die Pforten Elisiums, des glanzerfuellten, rasselnd, Vor einem Geist sich oeffnen und verschliessen. Im Augenblick, Pelid', errieth ich es, Von wo mir das Gefuehl zum Busen rauschte; Der Gott der Liebe hatte mich ereilt. Doch von zwei Dingen schnell beschloss ich Eines, Dich zu gewinnen, oder umzukommen: Und jetzt ist mir das Suessere erreicht. --Was blickst du? (Man hoert ein Waffengeraeusch in der Ferne) Prothoe. (heimlich) Goettersohn! Ich bitte dich. Du musst dich augenblicklich ihr erklaeren. Penthesilea. (aufbrechend) Argiver nah'n. Ihr Fraun! Erhebt euch! Achilles. (sie haltend) Ruhig! Es sind Gefangne, meine Koeniginn. Penthesilea. Gefangene? Prothoe. (heimlich zum Achilles) Es ist Ulyss, beim Styx! Die Deinen, heiss gedraengt von Meroe, weichen! Achilles. (in den Bart murmelnd) Dass sie zu Felsen starrten! Penthesilea. Sagt! Was giebt's? Achilles. (mit erzwungener Heiterkeit) Du sollst den Gott der Erde mir gebaehren! Prometheus soll von seinem Sitz erstehn, Und dem Geschlecht der Welt verkuendigen: Hier ward ein Mensch, so hab' ich ihn gewollt! Doch nicht nach Temiscyra folg' ich dir, Vielmehr du, nach der blueh'nden Phtya, mir: Denn dort, wenn meines Volkes Krieg beschlossen, Fuehr' ich dich jauchzend hin, und setze dich, Ich Seeliger, auf meiner Vaeter Thron. (Das Geraeusch dauert fort) Penthesilea. Wie? Was? Kein Wort begreif' ich-- Die Frauen. (Unruhig) All' ihr Goetter! Prothoe. Neridensohn! Willst du--? Penthesilea. Was ist's? Was giebt's denn? Achilles. Nichts, nichts, erschrick nicht, meine Koeniginn, Du siehst, es draengt die Zeit, wenn du nun hoerst, Was ueber dich der Goetter Schaar verhaengt. Zwar durch die Macht der Liebe bin ich dein, Und ewig diese Banden trag' ich fort; Doch durch der Waffen Glueck gehoerst du mir; Bist mir zu Fuessen, Treffliche, gesunken, Als wir im Kampf uns trafen, nicht ich dir. Penthesilea. (sich aufraffend) Entsetzlicher! Achilles. Ich bitte dich, Geliebte! Kronion selbst nicht aendert, was geschehn. Beherrsche dich, und hoere, wie ein Felsen, Den Boten an, der dort, wenn ich nicht irre, Mit irgend einem Unheilswort mir naht. Denn dir, begreifst du wohl, dir bringt er nichts, Dein Schicksal ist auf ewig abgeschlossen; Gefangen bist du mir, ein Hoellenhund Bewacht dich minder grimmig, als ich dich. Penthesilea. Ich die Gefangne dir? Prothoe. So ist es Koeniginn! Penthesilea. (die Haende aufhebend) Ihr ewigen Himmelsmaecht'! Euch ruf' ich auf! Sechzehnter Auftritt. Ein Hauptmann (tritt auf) das Gefolge des Achilles (mit seiner Ruestung) Die Vorigen. Achilles. Was bringst du mir? Der Hauptmann. Entferne dich, Pelide! Das Schlachtglueck lockt, das wetter-wendische, Die Amazonen siegreich wieder vor. Auf diesen Platz hier stuerzen sie heran, Und ihre Loosung ist: Penthesilea! Achilles. (steht auf und reisst sich die Kraenze ab) Die Waffen mir herbei! Die Pferde vor! Mit meinem Wagen raedern will ich sie! Penthesilea. (mit zitternder Lippe) Nein, sieh' den Schrecklichen! ist das derselbe--? Achilles. (wild) Sind sie noch weit von hier? Der Hauptmann. Hier in dem Thal Erblickst du ihren goldnen Halbmond schon. Achilles. (indem er sich ruestet) Bringt sie hinweg! Ein Grieche. Wohin? Achilles. Ins Griechenlager, In wenig Augenblicken folg' ich euch. Der Grieche. (zu Penthesilea) Erhebe dich. Prothoe. O meine Koeniginn! Penthesilea. (ausser sich) Mir keinen Blitz, Zeus, sendest du herab! Siebenzehnter Auftritt. Ulysses und Diomedes (mit dem Heer) Die Vorigen. Diomedes. (ueber die Buehne ziehend) Vom Platz hier fort, Doloperheld! Vom Platze! Den einz'gen Weg, der dir noch offen bleibt, Den schneiden dir die Frauen eben ab. Hinweg! (ab) Ulysses. Schafft diese Koen'ginn fort, ihr Griechen. Achilles. (zum Hauptmann) Alexis! Thu mir den Gefallen. Hilf ihr. Der Grieche. (Zum Hauptmann) Sie regt sich nicht. Achilles. (zu den Griechen, die ihn bedienen) Den Schild mir her! Den Spiess! (aufrufend, da sich die Koeniginn straeubt) Penthesilea! Penthesilea. O Neridensohn! Du willst mir nicht nach Themiscyra folgen? Du willst mir nicht zu jenem Tempel folgen, Der aus den fernen Eichenwipfeln ragt? Komm' her, ich sagte dir noch Alles nicht-- Achilles. (nun voellig geruestet, tritt vor sie und reicht ihr die Hand) Nach Phtya, Koen'ginn. Penthesilea. O!--Nach Themiscyra! O! Freund! Nach Themiscyra, sag' ich dir, Wo Dianas Tempel aus den Eichen ragt! Und wenn der Seel'gen Sitz in Phtya waere, Doch, doch, o! Freund! nach Themiscyra noch, Wo Dianas Tempel aus den Wipfeln ragt! Achilles. (indem er sie aufhebt) So musst du mir vergeben, Theuerste; Ich bau' dir solchen Tempel bei mir auf. Achtzehnter Auftritt. Meroe, Asteria (mit dem) Heer der Amazonen (treten auf) Die Vorigen. Meroe. Schlagt ihn zu Boden! Achilles. (laesst die Koeniginn fahren und wendet sich) Reiten sie auf Stuermen? Die Amazonen. (sich zwischen Penthesilea und Achilles eindraengend) Befreit die Koeniginn! Achilles. Bei dieser Rechten, sag' ich! (er will die Koeniginn mit sich fortziehen) Penthesilea. (ihn nach sich ziehend) Du folgst mir nicht? Folgst nicht? Die Amazonen. (spannen ihre Bogen) Ulysses. Fort! Rasender! Hier ist der Ort nicht mehr, zu trotzen.--Folgt! (Er reisst den Achill hinweg. Alle ab) Neunzehnter Auftritt. Die Oberpriesterinn der Diana (mit ihren) Priesterinnen. Die Vorigen. (ohne die Griechen) Die Amazonen. Triumph! Triumph! Triumph! Sie ist gerettet! Penthesilea. (nach einer Pause) Verflucht sei dieser schaendliche Triumph mir! Verflucht jedwede Zunge, die ihn feiert, Die Luft verflucht mir, die ihn weiter bringt! War ich, nach jeder wuerd'gen Rittersitte, Nicht durch das Glueck der Schlacht ihm zugefallen? Wenn das Geschlecht der Menschen unter sich, Mit Wolf und Tieger nicht, im Streite liegt: Giebt's ein Gesetz, frag' ich, in solchem Kriege, Das den Gefangenen, der sich ergeben, Aus seines Siegers Banden loesen kann? --Neridensohn! Die Amazonen. Ihr Goetter, hoert' ich recht? Meroe. Ehrwuerd'ge Priesterinn der Artemis, Trit naeher vor, ich bitte dich-- Asteria. Sie zuernt, Weil wir sie aus der Knechtschaft Schmach befreiten! Die Oberpriesterinn. (aus dem Gewuehl der Frauen hervortretend) Nun denn, du setzest wuerdig, Koeniginn, Mit diesem Schmaehungswort, muss ich gestehn, Den Thaten dieses Tags die Krone auf. Nicht bloss, dass du, die Sitte wenig achtend, Den Gegner dir im Feld der Schlacht gesucht, Nicht bloss, dass du, statt ihn in Staub zu werfen, Ihm selbst im Kampf erliegst, nicht bloss, dass du Zum Lohn dafuer ihn noch mit Rosen kraenzest: Du zuernst auch deinem treuen Volke noch, Das deine Ketten bricht, du wendest dich, Und rufst den Ueberwinder dir zurueck. Wohlan denn grosse Tochter Tanais, So bitt' ich--ein Versehn war's, weiter nichts-- Fuer diese rasche That dich um Verzeihung. Das Blut, das sie gekostet, reut mich jetzt, Und die Gefangnen, eingebuesst um dich, Wuensch' ich von ganzer Seele mir zurueck. Frei, in des Volkes Namen, sprech' ich dich; Du kannst den Fuss jetzt wenden, wie du willst, Kannst ihn mit flatterndem Gewand ereilen, Der dich in Fesseln schlug, und ihm den Riss, Da, wo wir sie zersprengten, ueberreichen: Also ja will's das heil'ge Kriegsgesetz! Uns aber, uns vergoennst du, Koeniginn, Den Krieg jetzt aufzugeben, und den Fuss Nach Themiscyra wieder heimzusetzen; Wir mindestens, wir koennen jene Griechen, Die dort entfliehn, nicht bitten, stillzustehn, Nicht, so wie du, den Siegskranz in der Hand, Zu unsrer Fuesse Staub sie nieder flehn. (Pause) Penthesilea. (wankend) Prothoe! Prothoe. Mein Schwesterherz! Penthesilea. Ich bitte dich, bleib bei mir. Prothoe. Im Tod, du weisst--Was bebst du, meine Koeniginn? Penthesilea. Nichts, es ist nichts, ich werde gleich mich sammeln. Prothoe. Ein grosser Schmerz traf dich. Begegn' ihm gross. Penthesilea. Sie sind verloren? Prothoe. Meine Koeniginn? Penthesilea. Die ganze junge Prachtschaar, die wir faellten?-- Sie sinds durch mich? Prothoe. Beruh'ge dich. Du wirst sie In einem andern Krieg' uns wiederschenken. Penthesilea. (an ihren Busen) O niemals! Prothoe. Meine Koeniginn? Penthesilea. O niemals! Ich will in ew'ge Finsterniss mich bergen! Zwanzigster Auftritt. Ein Herold (tritt auf) Die Vorigen. Meroe. Ein Herold naht dir, Koeniginn! Asteria. Was willst du? Penthesilea. (mit schwacher Freude) Von dem Peliden!--Ach, was werd' ich hoeren? Ach, Prothoe, heiss' ihn wieder gehn! Prothoe. Was bringst du? Der Herold. Mich sendet dir Achilleus, Koeniginn, Der schilfumkraenzten Nereide Sohn, Und laesst durch meinen Mund dir kuendigen: Weil dich Geluest' treibt, als Gefangnen ihn Nach deinen Heimathsfluren abzufuehren, Ihn aber auch hinwiederum Geluest, Nach seinen heimathlichen Fluren dich: So fordert er zum Kampf, auf Tod und Leben, Noch einmal dich ins Feld hinaus, auf dass Das Schwerdt, des Schicksaals ehrne Zung' entscheide, In der gerechten Goetter Angesicht, Wer wuerdig sei, du oder er, von beiden, Den Staub nach ihrem heiligen Beschluss, Zu seines Gegners Fuessen aufzulecken. Hast du's auf solchen Strauss zu wagen Lust? Penthesilea. (mit einerfliegenden Blaesse) Lass dir vom Wetterstrahl die Zunge loesen, Verwuenschter Redner, eh' du wieder sprichst! Hoert' ich doch einen Sandblock just so gern, Endlosen Falls, bald hier, bald dort anschmetternd, Dem klafternhohen Felsenriff entpoltern. (zu Prothoe) --Du musst es Wort fuer Wort mir wiederholen. Prothoe. (zitternd) Der Sohn des Peleus, glaub' ich, schickt ihn her, Und fordert dich auf's Feld hinaus; Verweig're kurz dich ihm, und sage, nein. Penthesilea. Es ist nicht moeglich. Prothoe. Meine Koeniginn? Penthesilea. Der Sohn des Peleus fordert mich ins Feld? Prothoe. Sag' ich dem Mann gleich: nein, und lass ihn gehn? Penthesilea. Der Sohn des Peleus fordert mich ins Feld? Prothoe. Zum Kampf ja, meine Herrscherinn, so sagt' ich. Penthesilea. Der mich zu schwach weiss, sich mit ihm zu messen, Der ruft zum Kampf mich, Prothoe, ins Feld? Hier diese treue Brust, sie ruehrt ihn erst, Wenn sie sein scharfer Speer zerschmetterte? Was ich ihm zugefluestert, hat sein Ohr Mit der Musik der Rede bloss getroffen? Des Tempels unter Wipfeln denkt er nicht, Ein steinern Bild hat meine Hand bekraenzt? Prothoe. Vergiss den Unempfindlichen. Penthesilea. (gluehend) Nun denn, So ward die Kraft mir jetzo, ihm zu stehen: So soll er in den Staub herab, und wenn Lapiten und Giganten ihn beschuezten! Prothoe. Geliebte Koeniginn-- Meroe. Bedenkst du auch? Penthesilea. (sie unterbrechend) Ihr sollt all' die Gefangnen wieder haben! Der Herold. Du willst im Kampf dich--? Penthesilea. Stellen will ich mich: Er soll im Angesicht der Goetter mich, Die Furien auch ruf' ich herab, mich treffen! (Der Donner rollt) Die Oberpriesterinn. Wenn dich mein Wort gereitzt, Penthesilea, So wirst du mir den Schmerz nicht-- Penthesilea. (ihre Thraenen unterdrueckend) Lass, du Heilige! Du sollst mir nicht umsonst gesprochen haben. Meroe. Ehrwuerd'ge Priesterinn, dein Ansehen brauche. Die Oberpriesterinn. Hoerst du ihn, Koeniginn, der dir zuernt? Penthesilea. Ihn ruf' ich Mit allen seinen Donnern mir herab! Erste Oberste. (in Bewegung,) Ihr Fuerstinnen-- Die Zweite. Unmoeglich ist's! Die Dritte. Es kann nicht! Penthesilea. (mit zuckender Wildheit) Herbei, Ananke, Fuehrerinn der Hunde! Die erste Oberste. Wir sind zerstreut, geschwaecht-- Die Zweite. Wir sind ermuedet-- Penthesilea. Du, mit den Elephanten, Thyrroe! Prothoe. Koeniginn! Willst du mit Hunden ihn und Elephanten-- Penthesilea. Ihr Sichelwagen, kommt, ihr blinkenden, Die ihr des Schlachtfelds Erndefest bestellt, Kommt, kommt in graeul'gen Schnitterreih'n herbei! Und ihr, die ihr der Menschen Saat zerdrescht, Dass Halm und Korn auf ewig untergehen, Ihr Reuterschaaren, stellt euch um mich her! Du ganzer Schreckenspomp des Kriegs, dich ruf' ich, Vernichtender, entsetzlicher, herbei! (Sie ergreift den grossen Bogen aus einer Amazone Hand) Amazonen. (Mit Meuten gekoppelter Hunde. Spaeterhin Elephanten, Feuerbraende, Sichelwagen u. s. w.) Prothoe. Geliebte meiner Seele! Hoere mich! Penthesilea. (sich zu den Hunden wendend) Auf, Tigris, jetzt, dich brauch' ich! Auf Leaene! Auf, mit der Zoddelmaehne du, Melampus! Auf, Akle, die den Fuchs erhascht, auf Sphynx, Und der die Hirschkuh uebereilt, Alektor, Auf, Oxus, der den Eber niederreisst, Und der dem Leuen nicht erbebt, Hyrkaon! (Der Donner rollt heftig) Prothoe. O! Sie ist ausser sich-- Erste Oberste. Sie ist wahnsinnig! Penthesilea. (kniet nieder, mit allen Zeichen des Wahnsinns, waehrend die Hunde ein graessliches Geheul anstimmen) Dich, Ares, ruf' ich jetzt, dich Schrecklichen. Dich, meines Hauses hohen Gruender, an! Oh!--deinen erznen Wagen mir herab: Wo du der Staedte Mauern auch und Thore Zermalmst, Vertilgergott, gekeilt in Strassen, Der Menschen Reihen jetzt auch niedertritst; Oh!--deinen erznen Wagen mir herab: Dass ich den Fuss in seine Muschel setze, Die Zuegel greife, durch die Felder rolle, Und wie ein Donnerkeil aus Wetterwolken, Auf dieses Griechen Scheitel niederfalle! (sie steht auf) Die erste Oberste. Ihr Fuerstinnen! Die Zweite. Auf! Wehrt der Rasenden! Prothoe. Hoer, meine grosse Koeniginn, mich! Penthesilea. (indem sie den Bogen spannt) Ei, lustig! So muss ich sehn, ob mir der Pfeil noch trifft. (sie legt auf Prothoe an) Prothoe. (niederstuertzend) Ihr Himmlischen! Eine Priesterinn. (indem sie sich rasch hinter die Koeniginn stellt) Achill ruft! Eine Zweite. (eben so) Der Pelide! Eine Dritte. Hier steht er hinter dir! Penthesilea. (Wendet sich) Wo? Die erste Priesterinn. War ers nicht? Penthesilea. Nein, hier sind noch die Furien nicht versammelt. --Folg' mir, Ananke! Folgt, ihr Anderen! (ab mit dem ganzen Kriegstross unter heftigen Gewitterschlaegen) Meroe. (indem sie Prothoe aufhebt) Die Graessliche! Asteria. Fort! Eilt ihr nach, ihr Frauen! Die Oberpriesterinn. (leichenbleich) Ihr Ew'gen! Was beschlosst ihr ueber uns? (Alle ab) Einundzwanzigster Auftritt. Achilles, Diomedes (treten auf. Spaeterhin) Ulysses (zuletzt) Der Herold. Achilles. Hoer', thu mir den Gefallen, Diomed, Und sag' dem Sittenrichter nichts, dem graemlichen Odyss, von dem, was ich dir vertraue; Mir widersteht's, es macht mir Uebelkeiten, Wenn ich den Zug um seine Lippe sehe. Diomedes. Hast du den Herold ihr gesandt, Pelide? Ist's wahr? Ists wirklich? Achilles. Ich will dir sagen, Freund: --Du aber, du erwiederst nichts, verstehst du? Gar nichts, kein Wort!--Diess wunderbare Weib, Halb Furie, halb Grazie, sie liebt mich-- Und allen Weibern Hellas ich zum Trotz, Beim Styx! beim ganzen Hades!--Ich sie auch. Diomedes. Was! Achilles. Ja. Doch eine Grille, die ihr heilig, Will, dass ich ihrem Schwerdt im Kampf erliege; Eh' nicht in Liebe kann sie mich umfangen. Nun schickt' ich-- Diomedes. Rasender! Achilles. Er hoert mich nicht! Was er im Weltkreis noch, so lang er lebt, Mit seinem blauen Auge nicht gesehn, Das kann er in Gedanken auch nicht fassen. Diomedes. Du willst--? Nein, sprich! Du willst--? Achilles. (nach einer Pause)--Was also will ich? Was ist's, dass ich so Ungeheures will? Diomedes. Du hast sie in die Schranken bloss gefordert, Um ihr--? Achilles. Beim wolkenruettelnden Kroniden, Sie thut mir nichts, sag' ich! Eh' wird ihr Arm, Im Zweikampf gegen ihren Busen wuethen, Und rufen: "Sieg!" wenn er von Herzblut trieft, Als wider mich!--Auf einen Mond bloss will ich ihr, In dem, was sie begehrt, zu Willen sein; Auf einen oder zwei, mehr nicht: das wird Euch ja den alten, meerzerfressnen Istmus Nicht gleich zusammenstuerzen!--Frei bin ich dann, Wie ich aus ihrem eignen Munde weiss, Wie Wild auf Haiden wieder; und folgt sie mir, Beim Jupiter! ich waer' ein Seeliger, Koennt' ich auf meiner Vaeter Thron sie setzen. Ulysses. (kommt) Diomedes. Komm her, Ulyss, ich bitte dich. Ulysses. Pelide! Du hast die Koeniginn ins Feld gerufen; Willst du, ermuedet, wie die Schaaren sind, Von Neu'm das oftmisslung'ne Wagstueck wagen? Diomedes. Nichts, Freund, von Wagestuecken, nichts von Kaempfen; Er will sich bloss ihr zu gefangen geben. Ulysses. Was? Achilles. (das Blut schiesst ihm ins Gesicht) Thu mir dein Gesicht weg, bitt' ich dich! Ulysses. Er will--? Diomedes. Du hoerst's, ja! Ihr den Helm zerkeilen Gleich einem Fechter, grimmig sehn, und wuethen; Dem Schild aufdonnern, dass die Funken spruehen, Und stumm sich, als ein Ueberwundener, Zu ihren kleinen Fuessen niederlegen. Ulysses. Ist dieser Mann bei Sinnen, Sohn des Peleus? Hast du gehoert, was er--? Achilles. (sich zurueckhaltend) Ich bitte dich, Halt deine Oberlippe fest, Ulyss! Es steckt mich an, bei den gerechten Goettern, Und bis zur Faust gleich zuckt es mir herab. Ulysses. (wild) Bei dem Kozyth, dem feurigen! Wissen will ich, Ob meine Ohren hoeren, oder nicht! Du wirst mir, Sohn des Tydeus, bitt' ich, jetzt, Mit einem Eid, dass ich auf's Reine komme, Bekraeftigen, was ich dich fragen werde. Er will der Koeniginn sich gefangen geben? Diomedes. Du hoerst's! Ulysses. Nach Themiscyra will er gehn? Diomedes. So ist's. Ulysses. Und unseren Helenenstreit, Vor der Dardanerburg, der Sinnentbloesste, Den will er, wie ein Kinderspiel, weil sich Was anders Buntes zeigt, im Stiche lassen? Diomedes. Beim Jupiter! Ich schwoer's. Ulysses. (indem er die Arme verschraenkt) --Ich kann's nicht glauben. Achilles. Er spricht von der Dardanerburg. Ulysses. Was? Achilles. Was? Ulysses. Mich duenckt, du sagtest was. Achilles. Ich? Ulysses. Du! Achilles. Ich sagte: Er spricht von der Dardanerburg. Ulysses. Nun, ja! Wie ein Besessner fragt' ich, ob der ganze Helenenstreit, vor der Dardanerburg, Gleich einem Morgentraum, vergessen sei? Achilles. (indem er ihm naeher trit) Wenn die Dardanerburg, Laertiade, Versaenke, du verstehst, so dass ein See, Ein blaeulicher, an ihre Stelle traete; Wenn graue Fischer, bei dem Schein des Monds, Den Kahn an ihre Wetterhaehne knuepften; Wenn im Pallast des Priamus ein Hecht Regiert', ein Ottern- oder Ratzenpaar Im Bette sich der Helena umarmten: So waer's fuer mich gerad' so viel, als jetzt. Ulysses. Beim Styx! Es ist sein voller Ernst, Tydide! Achilles. Beim Styx! Bei dem Lernaeersumpf! Beim Hades! Der ganzen Oberwelt und Unterwelt, Und jedem dritten Ort: es ist mein Ernst; Ich will den Tempel der Diana sehn! Ulysses. (halb ihm ins Ohr) Lass ihn nicht von der Stelle, Diomed, Wenn du so gut willst sein. Diomedes. Wenn ich--ich glaube! Sei doch so gut, und leih' mir deine Arme. Der Herold. (trit auf) Achilles. Ha! Stellt sie sich? Was bringst du? Stellt sie sich? Der Herold. Sie stellt sich, ja, Neridensohn, sie naht schon; Jedoch mit Hunden auch und Elephanten, Und einem ganzen wilden Reutertross: Was die beim Zweikampf sollen, weiss ich nicht. Achilles. Gut. Dem Gebrauch, war sie das schuldig. Folgt mir! --O sie ist listig, bei den ewigen Goettern! ----Mit Hunden, sagst du? Der Herold. Ja. Achilles. Und Elephanten? Der Herold. Dass es ein Schrecken ist, zu sehn, Pelide! Gaelt' es, die Atreiden anzugreifen, Im Lager vor der Trojerburg, sie koennte In keiner finstrern Graeuelruestung nahn. Achilles. (in den Bart) Die fressen aus der Hand, wahrscheinlich--Folgt mir! --O! Die sind zahm, wie sie. (ab mit dem Gefolge) Diomedes. Der Rasende! Ulysses. Lasst uns ihn knebeln, binden--hoert ihr Griechen! Diomedes. Hier nah'n die Amazonen schon--hinweg! (Alle ab.) Zweiundzwanzigster Auftritt. Die Oberpriesterinn (bleich im Gesicht) mehrere andere Priesterinnen und Amazonen. Die Oberpriesterinn. Schafft Stricke her, ihr Frauen! Die erste Priesterinn. Hochwuerdigste! Die Oberpriesterinn. Reisst sie zu Boden nieder! Bindet sie! Eine Amazone. Meinst du die Koeniginn? Die Oberpriesterinn. Die Huendinn, mein' ich! --Der Menschen Haende baend'gen sie nicht mehr. Die Amazonen. Hochheil'ge Mutter! Du scheinst ausser dir. Die Oberpriesterinn. Drei Jungfraun trat sie wuethend in den Staub, Die wir geschickt, sie aufzuhalten; Meroe, Weil sie auf Knien sich in den Weg ihr warf. Bei jedem suessen Namen sie beschwoerend, Mit Hunden hat sie sie hinweggehetzt. Als ich von fern der Rasenden nur nahte, Gleich einen Stein, gebueckt, mit beiden Haenden, Den grimmerfuellten Blick auf mich gerichtet, Riss sie vom Boden auf--verloren war ich, Wenn ich im Haufen nicht des Volks verschwand. Die erste Priesterinn. Es ist entsetzlich! Die Zweite. Schrecklich ist's, ihr Fraun. Die Oberpriesterinn. Jetzt unter ihren Hunden wuethet sie, Mit schaumbedeckter Lipp', und nennt sie Schwestern, Die heulenden, und der Maenade gleich, Mit ihrem Bogen durch die Felder tanzend, Hetzt sie die Meute, die mordathmende, Die sie umringt, das schoenste Wild zu fangen, Das je die Erde, wie sie sagt, durchschweift. Die Amazonen. Ihr Orkusgoetter! Wie bestraft ihr sie! Die Oberpriesterinn. Drum mit dem Strick, ihr Arestoechter, schleunig Dort auf den Kreuzweg hin, legt Schlingen ihr, Bedeckt mit Straeuchern, vor der Fuesse Tritt. Und reisst, wenn sich ihr Fuss darin verfaengt, Dem wuthgetroffnen Hunde gleich, sie nieder: Dass wir sie binden, in die Heimath bringen, Und sehen, ob sie noch zu retten sei. Das Heer der Amazonen. (ausserhalb der Scene) Triumph! Triumph! Triumph! Achilleus stuerzt! Gefangen ist der Held! Die Siegerinn, Mit Rosen wird sie seine Scheitel kraenzen! (Pause) Die Oberpriesterinn. (mit freudebeklemmter Stimme) Hoert' ich auch recht? Die Priesterinnen und Amazonen. Ihr hochgepriessnen Goetter! Die Oberpriesterinn. War dieser Jubellaut der Freude nicht? Die erste Priesterinn. Geschrei des Siegs, o du Hochheilige, Wie noch mein Ohr keins seeliger vernahm! Die Oberpriesterinn. Wer schafft mir Kund', ihr Jungfraun? Die zweite Priesterinn. Terpi! rasch! Sag' an, was du auf jenem Huegel siehst? Eine Amazone. (die waehrend dessen den Huegel erstiegen mit Entsetzen) Euch, ihr der Hoelle grauenvolle Goetter, Zu Zeugen ruf' ich nieder--was erblick' ich! Die Oberpriesterinn. Nun denn--als ob sie die Medus' erblickte! Die Priesterinnen. Was siehst du? Rede! Sprich! Die Amazone. Penthesilea, Sie liegt, den grimm'gen Hunden beigesellt, Sie, die ein Menschenschooss gebahr, und reisst,-- Die Glieder des Achills reisst sie in Stuecken! Die Oberpriesterinn. Entsetzen! o Entsetzen! Alle. Fuerchterlich! Die Amazone. Hier kommt es, bleich, wie eine Leiche, schon Das Wort des Graeuel-Raethsels uns heran. (sie steigt vom Huegel herab) Dreiundzwanzigster Auftritt. Meroe (trit auf) Die Vorigen. Meroe. O ihr, der Diana heil'ge Priesterinnen, Und ihr, Mars reine Toechter, hoert mich an: Die afrikanische Gorgone bin ich, Und wie ihr steht, zu Steinen starr' ich euch. Die Oberpriesterinn. Sprich, Graessliche! was ist geschehn? Meroe. Ihr wisst, Sie zog dem Juengling, den sie liebt, entgegen, Sie, die fortan kein Name nennt-- In der Verwirrung ihrer jungen Sinne, Den Wunsch, den gluehenden, ihn zu besitzen, Mit allen Schrecknissen der Waffen ruestend. Von Hunden rings umheult und Elephanten, Kam sie daher, den Bogen in der Hand: Der Krieg, der unter Buergern ras't, wenn er, Die blutumtriefte Graungestalt, einher, Mit weiten Schritten des Entsetzens geht, Die Fackel ueber bluehnde Staedte schwingend, Er sieht so wild und scheusslich nicht, als sie. Achilleus, der, wie man im Heer versichert, Sie blos ins Feld gerufen, um freiwillig Im Kampf, der junge Thor, ihr zu erliegen: Denn er auch, o wie maechtig sind die Goetter! Er liebte sie, geruehrt von ihrer Jugend, Zu Dianas Tempel folgen wollt' er ihr: Er naht sich ihr, voll suesser Ahndungen, Und laesst die Freunde hinter sich zurueck. Doch jetzt, da sie mit solchen Graeulnissen Auf ihn herangrollt, ihn, der nur zum Schein Mit einem Spiess sich arglos ausgeruestet: Stutzt er, und dreht den schlanken Hals, und horcht, Und eilt entsetzt, und stutzt, und eilet wieder: Gleich einem jungen Reh, das im Gekluefft Fern das Gebruell des grimmen Leu'n vernimmt. Er ruft: Odysseus! mit beklemmter Stimme, Und sieht sich schuechtern um, und ruft: Tydide! Und will zurueck noch zu den Freunden fliehn; Und steht, von einer Schaar schon abgeschnitten, Und hebt die Haend' empor, und duckt und birgt In eine Fichte sich, der Unglueckseel'ge, Die schwer mit dunkeln Zweigen niederhangt.-- Inzwischen schritt die Koeniginn heran, Die Doggen hinter ihr, Gebirg' und Wald Hochher, gleich einem Jaeger, ueberschauend; Und da er eben, die Gezweige oeffnend, Zu ihren Fuessen niedersinken will: Ha! sein Geweih verraeth' den Hirsch, ruft sie, Und spannt mit Kraft der Rasenden, sogleich Den Bogen an, dass sich die Enden kuessen, Und hebt den Bogen auf und zielt und schiesst, Und jagt den Pfeil ihm durch den Hals; er stuerzt: Ein Siegsgeschrei schallt roh im Volk empor. Jetzt gleichwohl lebt der Aermste noch der Menschen, Den Pfeil, den weit vorragenden, im Nacken, Hebt er sich roechelnd auf, und ueberschlaegt sich, Und hebt sich wiederum und will entfliehn; Doch, hetz! schon ruft sie: Tigris! hetz, Leaene! Hetz, Sphynx! Melampus! Dirke! Hetz, Hyrkaon! Und stuerzt--stuerzt mit der ganzen Meut', o Diana! Sich ueber ihn, und reisst--reisst ihn beim Helmbusch, Gleich einer Huendinn, Hunden beigesellt, Der greift die Brust ihm, dieser greift den Nacken, Dass von dem Fall der Boden bebt, ihn nieder! Er, in dem Purpur seines Bluts sich waelzend, Ruehrt ihre sanfte Wange an, und ruft: Penthesilea! meine Braut! was thust du? Ist dies das Rosenfest, das du versprachst? Doch sie--die Loewinn haette ihn gehoert, Die hungrige, die wild nach Raub umher, Auf oeden Schneegefilden heulend treibt; Sie schlaegt, die Ruestung ihm vom Leibe reissend, Den Zahn schlaegt sie in seine weisse Brust, Sie und die Hunde, die wetteifernden, Oxus und Sphynx den Zahn in seine rechte, In seine linke sie; als ich erschien, Troff Blut von Mund und Haenden ihr herab. (Pause voll Entsetzen) Vernahmt ihr mich, ihr Fraun, wohlan so redet, Und gebt ein Zeichen eures Lebens mir. (Pause) Die erste Priesterinn. (am Busen der Zweiten weinend) Solch eine Jungfrau, Hermia! So sittsam! In jeder Kunst der Haende so geschickt! So reizend, wenn sie tanzte, wenn sie sang! So voll Verstand und Wuerd' und Grazie! Die Oberpriesterinn. O die gebahr Otrere nicht! Die Gorgo Hat im Pallast der Hauptstadt sie gezeugt! Die erste Priesterinn. (fortfahrend) Sie war wie von der Nachtigall gebohren, Die um den Tempel der Diana wohnt. Gewiegt im Eichenwipfel sass sie da, Und floetete, und schmetterte, und floetete, Die stille Nacht durch, dass der Wandrer horchte, Und fern die Brust ihm von Gefuehlen schwoll. Sie trat den Wurm nicht, den gesprenkelten, Der unter ihrer Fuesse Sohle spielte, Den Pfeil, der eines Ebers Busen traf, Rief sie zurueck, es haette sie sein Auge, Im Tod gebrochen, ganz zerschmelzt in Reue, Auf Knieen vor ihn niederziehen koennen! (Pause) Meroe. Jetzt steht sie lautlos da, die Grauenvolle, Bei seiner Leich', umschnueffelt von der Meute, Und blicket starr, als waer's ein leeres Blatt, Den Bogen siegreich auf der Schulter tragend, In das Unendliche hinaus, und schweigt. Wir fragen mit gestraeubten Haaren, sie, Was sie gethan? Sie schweigt. Ob sie uns kenne? Sie schweigt. Ob sie uns folgen will? Sie schweigt, Entsetzen griff mich, und ich floh zu euch. Vierundzwanzigster Auftritt. Penthesilea.--Die Leiche des Achills (mit einem rothen Teppich bedeckt).--Prothoe und Andere. Die erste Amazone. Seht, seht, ihr Frau'n!--Da schreitet sie heran, Bekraenzt mit Nesseln, die Entsetzliche, Dem duerren Reif des Hag'dorns eingewebt, An Lorbeer-Schmuckes statt, und folgt der Leiche, Die Graessliche, den Bogen festlich schulternd, Als waers der Todfeind, den sie ueberwunden! Die zweite Priesterinn. O diese Haend'--! Die erste Priesterinn. O wendet euch ihr Frauen! Prothoe. (der Oberpriesterinn an den Busen sinkend) O meine Mutter! Die Oberpriesterinn. (mit Entsetzen) Diana ruf' ich an: Ich bin an dieser Graeuelthat nicht schuldig! Die erste Amazone. Sie stellt sich grade vor die Oberpriesterinn. Die Zweite. Sie winket, schaut! Die Oberpriesterinn. Hinweg, du Scheussliche! Du Hades-Buergerinn! Hinweg, sag' ich! Nehmt diesen Schleier, nehmt, und deckt sie zu. (sie reisst sich den Schleier ab, und wirft ihn der Koeniginn ins Gesicht) Die erste Amazone. O die lebend'ge Leich'. Es ruehrt sie nicht--! Die Zweite. Sie winket immer fort-- Die Dritte. Winkt immer wieder-- Die Erste. Winkt immer zu der Priestrinn Fuessen nieder-- Die Zweite. Seht, seht! Die Oberpriesterinn. Was willst du mir? hinweg, sag' ich! Geh' zu den Raben, Schatten! Fort! Verwese! Du blickst die Ruhe meines Lebens todt. Die erste Amazone. Ha! man verstand sie, seht-- Die Zweite. Jetzt ist sie ruhig. Die Erste. Den Peleiden sollte man, das wars, Vor der Diana-Priestrinn Fuessen legen. Die Dritte. Warum just vor der Diana-Priest'rinn Fuessen? Die Vierte. Was meint sie auch damit? Die Oberpriesterinn. Was soll mir das? Was soll die Leiche hier vor mir? Lass sie Gebirge decken, unzugaengliche, Und den Gedanken deiner That dazu! War ich's, du--Mensch nicht mehr, wie nenn' ich dich? Die diesen Mord dir schrecklich abgefordert?-- Wenn ein Verweis, sanft aus der Liebe Mund. Zu solchen Graeuelnissen treibt, so sollen Die Furien kommen, und uns Sanftmuth lehren! Die erste Amazone. Sie blicket immer auf die Priestrinn ein. Die Zweite. Grad' ihr ins Antlitz-- Die Dritte. Fest und unverwandt, Als ob sie durch und durch sie blicken wollte.-- Die Oberpriesterinn. Geh', Prothoe, ich bitte dich, geh', geh', Ich kann sie nicht mehr sehn, entferne sie. Prothoe. (weinend) Weh mir! Die Oberpriesterinn. Entschliesse dich! Prothoe. Die That, die sie Vollbracht hat, ist zu scheusslich; lass mich sein. Die Oberpriesterinn. Fass' dich.--Sie hatte eine schoene Mutter. --Geh, biet' ihr deine Huelf' und fuehr' sie fort. Prothoe. Ich will sie nie mit Augen wiedersehn!-- Die zweite Amazone. Seht, wie sie jetzt den schlanken Pfeil betrachtet! Die Erste. Wie sie ihn dreht und wendet-- Die Dritte. Wie sie ihn misst! Die erste Priesterinn. Das scheint der Pfeil, womit sie ihn erlegt. Die erste Amazone. So ist's, ihr Fraun! Die Erste. Wie sie vom Blut ihn saeubert! Wie sie an seiner Flecken jeden wischt! Die Dritte. Was denkt sie wohl dabei? Die Zweite. Und das Gefieder, Wie sie es trocknet, kraeuselt, wie sie's lockt! So zierlich! Alles, wie es sich gehoert. O seht doch! Die Dritte. Ist sie das gewohnt zu thun? Die Erste. That sie das sonst auch selber? Die erste Priesterinn. Pfeil und Bogen, Sie hat sie stets mit eigner Hand gereinigt. Die Zweite. O heilig hielt sie ihn, das muss man sagen!---- Die zweite Amazone. Doch jetzt den Koecher nimmt sie von der Schulter, Und stellt den Pfeil in seinen Schafft zurueck. Die Dritte. Nun ist sie fertig-- Die Zweite. Nun ist es geschehen-- Nun sieht sie wieder in die Welt hinaus--! Mehrere Frauen. O jammervoller Anblick! O so oede Wie die Sandwueste, die kein Gras gebiehrt! Lustgaerten, die der Feuerstrom verwuestet, Gekocht im Schoos der Erd' und ausgespieen, Auf alle Bluethen ihres Busens hin, Sind anmuthsvoller als ihr Angesicht. Penthesilea. (ein Schauer schuettelt sie zusammen; sie laesst den Bogen fallen) Die Oberpriesterinn. O die Entsetzliche! Prothoe. (erschrocken) Nun, was auch giebt's? Die erste Amazone. Der Bogen stuerzt' ihr aus der Hand danieder! Die Zweite. Seht, wie er taumelt-- Die Vierte. Klirrt, und wankt, und faellt--! Die Zweite. Und noch einmal am Boden zuckt-- Die Dritte. Und stirbt, Wie er der Tanais gebohren ward. (Pause) Die Oberpriesterinn. (sich ploetzlich zu ihr wendend) Du, meine grosse Herrscherinn, vergieb mir! Diana ist, die Goettinn, dir zufrieden, Besaenftigt wieder hast du ihren Zorn. Die grosse Stifterinn des Frauenreiches, Die Tanais, das gesteh' ich jetzt, sie hat Den Bogen wuerd'ger nicht gefuehrt als du. Die erste Amazone. Sie schweigt-- Die Zweite. Ihr Auge schwillt-- Die Dritte. Sie hebt den Finger, Den blutigen, was will sie--Seht, o seht! Die Zweite. O Anblick, herzzerreissender, als Messer! Die Erste. Sie wischt sich eine Thraene ab. Die Oberpriesterinn. (an Prothoes Busen zurueck sinkend) O Diana! Welch eine Thraene! Die erste Priesterinn. O eine Thraene, du Hochheil'ge, Die in der Menschen Brueste schleicht, Und alle Feuerglocken der Empfindung zieht. Und: Jammer! rufet, dass das ganze Geschlecht, das leicht bewegliche, hervor Stuerzt aus den Augen, und in Seen gesammelt, Um die Ruine ihrer Seele weint. Die Oberpriesterinn. (mit einem bittern Ausdruck) Nun denn--wenn Prothoe ihr nicht helfen will, So muss sie hier in ihrer Noth vergehn. Prothoe. (drueckt den heftigsten Kampf aus. Drauf, indem sie sich ihr naehert, mit einer immer von Thraenen unterbrochenen, Stimme) Willst du dich niederlassen, meine Koeniginn? Willst du an meiner treuen Brust nicht ruhn? Viel kaempftest du, an diesem Schreckenstag, Viel, auch viel littest du--von so viel Leiden Willst du an meiner treuen Brust nicht ruhn? Penthesilea. (sie sieht sich um, wie nach einem Sessel) Prothoe. Schafft einen Sitz herbei! Ihr seht, sie wills. (Die Amazonen waelzen einen Stein herbei. Penthesilea laesst sich an Prothoes Hand darauf nieder. Hierauf setzt sich auch Prothoe) Prothoe. Du kennst mich doch, mein Schwesterherz? Penthesilea. (sieht sie an, ihr Antlitz erheitert sich ein wenig) Prothoe. Prothoe Bin ich, die dich so zaertlich liebt. Penthesilea. (streichelt sanft ihre Wange) Prothoe. O du, Vor der mein Herz auf Knien niederfaellt, Wie ruehrst du mich! (sie kuesst die Hand der Koeniginn) --Du bist wohl sehr ermuedet? Ach, wie man dir dein Handwerk ansieht, Liebe! Nun freilich--Siegen geht so rein nicht ab, Und jede Werkstatt kleidet ihren Meister. Doch wie, wenn du dich jetzo reinigtest, Haend' und Gesicht?--Soll ich dir Wasser schaffen? ----Geliebte Koeniginn! Penthesilea. (sie besieht sich und nickt) Prothoe. Nun ja. Sie will's. (sie winkt den Amazonen; diese gehen Wasser zu schoepfen) --Das wird dir wohlthun, das wird dich erquicken, Und sanft, auf kuehle Teppiche gestreckt, Von schwerer Tagesarbeit wirst du ruhn. Die erste Priesterinn. Wenn man mit Wasser sie besprengt, gebt Acht, Besinnt sie sich. Die Oberpriesterinn. O ganz gewiss, das hoff' ich. Prothoe. Du hoffst's, hochheil'ge Priesterinn?--Ich fuercht' es. Die Oberpriesterinn. (indem sie zu ueberlegen scheint) Warum? Weshalb?--Es ist nur nicht zu wagen, Sonst muesste man die Leiche des Achills-- Penthesilea. (blickt die Oberpriesterinn blitzend an) Prothoe. Lasst, lasst--! Die Oberpriesterinn. Nichts, meine Koeniginn, nichts, nichts! Es soll dir Alles bleiben, wie es ist.-- Prothoe. Nimm dir den Lorbeer ab, den dornigen, Wir alle wissen ja, dass du gesiegt. Und auch den Hals befreie dir--So, so! Schau! Eine Wund' und das recht tief! Du Arme! Du hast es dir recht sauer werden lassen-- Nun dafuer triumphirst du jetzo auch! --O Artemis! Zwei Amazonen. (bringen ein grosses flaches Marmorbecken, gefuellt mit Wasser) Prothoe. Hier setzt das Becken her.-- Soll ich dir jetzt die jungen Scheitel netzen? Und wirst du auch erschrecken nicht----? Was machst du? Penthesilea. (laesst sich von ihrem Sitz auf Knien vor das Becken niederfallen, und begiesst sich das Haupt mit Wasser) Prothoe. Sieh da! Du bist ja traun recht ruestig, Koeniginn! --Das thut dir wohl recht wohl? Penthesilea. (sie sieht sich um) Ach Prothoe! (sie begiesst sich von Neuem mit Wasser) Meroe. (froh) Sie spricht! Die Oberpriesterinn. Dem Himmel sei gedankt! Prothoe. Gut, gut! Meroe. Sie kehrt ins Leben uns zurueck! Prothoe. Vortrefflich! Das Haupt ganz unter Wasser, Liebe! So! Und wieder! So, so! Wie ein junger Schwan!-- Meroe. Die Liebliche! Die erste Priesterinn. Wie sie das Koepfchen haengt! Meroe. Wie sie das Wasser niedertraeufeln laesst! Prothoe. --Bist du jetzt fertig? Penthesilea. Ach!--Wie wunderbar. Prothoe. Nun denn, so komm' mir auf den Sitz zurueck!-- Rasch eure Schleier mir, ihr Priesterinnen, Dass ich ihr die durchweichten Locken trockne! So, Phania, deinen! Terpi! helft mir, Schwestern! Lasst uns ihr Haupt und Nacken ganz verhuellen! So, so!--Und jetzo auf den Sitz zurueck! (sie verhuellt die Koeniginn, hebt sie auf den Sitz, und drueckt sie fest an ihre Brust) Penthesilea. Wie ist mir? Prothoe. Wohl denk' ich--nicht? Penthesilea. (lispelnd) Zum Entzuecken! Prothoe. Mein Schwesterherz! Mein Suesses! O mein Leben! Penthesilea. O sagt mir!--Bin ich in Elisium? Bist du der ewigjungen Nymphen Eine, Die unsre hehre Koeniginn bedienen, Wenn sie von Eichen-Wipfeln still umrauscht, In die krystallne Grotte niedersteigt? Nahmst du die Zuege bloss, mich zu erfreuen, Die Zuege meiner lieben Prothoe an? Prothoe. Nicht, meine beste Koeniginn, nicht, nicht. Ich bin es, deine Prothoe, die dich In Armen haelt, und was du hier erblickst, Es ist die Welt noch, die gebrechliche, Auf die nur fern die Goetter niederschaun. Penthesilea. So, so. Auch gut. Recht sehr gut. Es thut nichts. Prothoe. Wie, meine Herrscherinn? Penthesilea. Ich bin vergnuegt. Prothoe. Erklaere dich, Geliebte. Wir verstehn nicht-- Penthesilea. Dass ich noch bin, erfreut mich. Lasst mich ruhn. (Pause) Meroe. Seltsam! Die Oberpriesterinn. Welch' eine wunderbare Wendung! Meroe. Wenn man geschickt ihr doch entlocken koennte--? Prothoe. --Was war es denn, das dir den Wahn erregt, Du sei'st ins Reich der Schatten schon gestiegen? Penthesilea. (nach einer Hause, mit einer Art von Verzueckung) Ich bin so seelig, Schwester! Ueberseelig! Ganz reif zum Tod' o Diana, fuehl' ich mich! Zwar weiss ich nicht, was hier mit mir geschehn Doch gleich des festen Glaubens koennt' ich sterben, Dass ich mir den Peliden ueberwand. Prothoe. (verstohlen zur Oberpriesterinn) Rasch jetzt die Leich' hinweg! Penthesilea. (sich lebhaft aufrichtend) O Prothoe! Mit wem sprichst du? Prothoe. (da die beiden Traegerinnen noch saeumen) Fort, Rasende! Penthesilea. O Diana! So ist es wahr? Prothoe. Was, fragst du, wahr, Geliebte? --Hier! Draengt euch dicht heran! (sie winkt den Priesterinnen, die Leiche, die aufgehoben wird, mit ihren Leibern zu verbergen) Penthesilea. (haelt ihre Haende freudig vor's Gesicht) Ihr heil'gen Goetter! Ich habe nicht das Herz mich umzusehn. Prothoe. Was hast du vor? Was denkst du, Koeniginn? Penthesilea. (sich umsehend) O Liebe, du verstellst dich. Prothoe. Nein, beim Zevs, Dem ewgen Gott der Welt! Penthesilea. (mit immer steigender Ungeduld) O ihr Hochheiligen, Zerstreut euch doch! Die Oberpriesterinn. (sich dicht mit den uebrigen Frauen zusammendraengend) Geliebte Koeniginn! Penthesilea. (indem sie aufsteht) O Diana! Warum soll ich nicht? O Diana! Er stand schon einmal hinterm Ruecken mir. Meroe. Seht, seht! Wie sie Entsetzen fasst! Penthesilea. (zu den Amazonen, welche die Leiche tragen) Halt dort!-- Was tragt ihr dort? Ich will es wissen. Steht! (sie macht sich Platz unter den Frauen und dringt bis zur Leiche vor) Prothoe. O meine Koeniginn! Untersuche nicht! Penthesilea. Ist er's, ihr Jungfraun? Ist er's? Eine Traegerinn. (indem die Leiche niedergelassen wird) Wer, fragst du? Penthesilea. --Es ist unmoeglich nicht, das seh' ich ein. Zwar einer Schwalbe Fluegel kann ich laehmen, So, dass der Fluegel noch zu heilen ist; Den Hirsch lock' ich mit Pfeilen in den Park. Doch ein Verraether ist die Kunst der Schuetzen; Und gilt's den Meisterschuss ins Herz des Glueckes, So fuehren tueck'sche Goetter uns die Hand. --Traf ich zu nah' ihn, wo es gilt? Sprecht ist ers? Prothoe. O bei den furchtbarn Maechten des Olymps, Frag' nicht--! Penthesilea. Hinweg! Und wenn mir seine Wunde, Ein Hoellenrachen, gleich entgegen gaehnte: Ich will ihn sehn! (sie hebt den Teppig auf) Wer von euch that das, ihr Entsetzlichen! Prothoe. Das fragst du noch? Penthesilea. O Artemis! Du Heilige! Jetzt ist es um dein Kind geschehn! Die Oberpriesterinn. Da stuerzt sie hin! Prothoe. Ihr ew'gen Himmelsgoetter! Warum nicht meinem Rathe folgtest du? O dir war besser, du Unglueckliche, In des Verstandes Sonnenfinsterniss Umher zu wandeln, ewig, ewig, ewig, Als diesen fuerchterlichen Tag zu sehn! --Geliebte. hoer' mich! Die Oberpriesterinn. Meine Koeniginn! Meroe. Zehntausend Herzen theilen deinen Schmerz! Die Oberpriesterinn. Erhebe dich! Penthesilea. (halb aufgerichtet) Ach, diese blut'gen Rosen! Ach, dieser Kranz von Wunden um sein Haupt! Ach, wie die Knospen, frischen Grabduft streuend, Zum Fest fuer die Gewuerme, niedergehn! Prothoe. (mit Zaertlichkeit) Und doch war es die Liebe, die ihn kraenzte? Meroe. Nur allzufest--! Prothoe. Und mit der Rose Dornen, In der Beeif'rung, dass es ewig sei! Die Oberpriesterinn. Entferne dich! Penthesilea. Das aber will ich wissen, Wer mir so gottlos neben hat gebuhlt!-- Ich frage nicht, wer den Lebendigen Erschlug; bei unsern ewig hehren Goettern! Frei, wie ein Vogel, geht er von mir weg. Wer mir den Todten toedtete, frag' ich, Und darauf gieb mir Antwort, Prothoe. Prothoe. Wie, meine Herrscherinn? Penthesilea. Versteh mich recht. Ich will nicht wissen, wer aus seinem Busen Den Funken des Prometheus stahl. Ich will's nicht, Weil ichs nicht will; die Laune steht mir so: Ihm soll vergeben sein, er mag entflieh'n. Doch wer, o Prothoe, bei diesem Raube Die offne Pforte ruchlos mied, durch alle Schneeweissen Alabasterwaende mir In diesen Tempel brach; wer diesen Juengling, Das Ebenbild der Goetter, so entstellt, Dass Leben und Verwesung sich nicht streiten, Wem er gehoert, wer ihn so zugerichtet, Dass ihn das Mitleid nicht beweint, die Liebe Sich, die unsterbliche, gleich einer Metze, Im Tod noch untreu, von ihm wenden muss: Den will ich meiner Rache opfern. Sprich! Prothoe. (zur Oberpriesterinn) Was soll man nun der Rasenden erwiedern?-- Penthesilea. Nun, werd' ich's hoeren? Meroe.--O meine Koeniginn, Bringt es Erleichterung der Schmerzen dir, In deiner Rache opfre, wen du willst. Hier steh'n wir all' und bieten dir uns an. Penthesilea. Gebt Acht, sie sagen noch, dass ich es war. Die Oberpriesterinn. (schuechtern) Wer sonst, du Unglueckseelige, als nur--? Penthesilea. Du Hoellenfuerstinn, im Gewand' des Lichts, Das wagst du mir--? Die Oberpriesterinn. Diana ruf' ich an! Lass es die ganze Schaar, die dich umsteht, Bekraeftigen! Dein Pfeil war's der ihn traf, Und Himmel! waer' es nur dein Pfeil gewesen! Doch, als er niedersank, warfs't du dich noch, In der Verwirrung deiner wilden Sinne, Mit allen Hunden ueber ihn und schlugst-- O meine Lippe zittert auszusprechen, Was du gethan. Frag' nicht! Komm', lass uns gehn. Penthesilea. Das muss ich erst von meiner Prothoe hoeren. Prothoe. O meine Koeniginn! Befrag' mich nicht. Penthesilea. Was! Ich? Ich haett' ihn--? Unter meinen Hunden--? Mit diesen kleinen Haenden haett' ich ihn--? Und dieser Mund hier, den die Liebe schwellt--? Ach, zu ganz anderm Dienst gemacht, als ihn--! Die haetten, lustig stets einander helfend, Mund jetzt und Hand, und Hand und wieder Mund--? Prothoe. O Koeniginn! Die Oberpriesterinn. Ich rufe Wehe! dir. Penthesilea. Nein, hoert, davon nicht ueberzeugt ihr mich. Und stuend's mit Blitzen in die Nacht geschrieben, Und rief es mir des Donners Stimme zu, So rief ich doch noch beiden zu: ihr luegt! Meroe. Lass ihn, wie Berge, diesen Glauben stehn; Wir sind es nicht, die ihn erschuettern werden. Penthesilea. --Wie kam es denn, dass er sich nicht gewehrt? Die Oberpriesterinn. Er liebte dich, Unseeligste! Gefangen Wollt' er sich dir ergeben, darum naht' er! Darum zum Kampfe fordert' er dich auf! Die Brust voll suessen Friedens kam er her, Um dir zum Tempel Artemis zu folgen. Doch du-- Penthesilea. So, so-- Die Oberpriesterinn. Du trafst ihn-- Penthesilea. Ich zerriss ihn. Prothoe. O meine Koeniginn! Penthesilea. Oder war es anders? Meroe. Die Graessliche! Penthesilea. Kuesst' ich ihn todt? Die erste Priesterinn. O Himmel! Penthesilea. Nicht? Kuesst' ich nicht? Zerrissen wirklich? sprecht? Die Oberpriesterinn. Weh'! Wehe! ruf' ich dir. Verberge dich! Lass fuerder ew'ge Mitternacht dich decken! Penthesilea. --So war es ein Versehen. Kuesse, Bisse, Das reimt sich, und wer recht von Herzen liebt, Kann schon das Eine fuer das Andre greifen. Meroe. Helf't ihr, ihr Ew'gen, dort! Prothoe. (ergreift sie) Hinweg! Penthesilea. Lasst, lasst! (sie wickelt sich los, und laesst sich auf Knieen vor der Leiche nieder) Du Aermster aller Menschen, du vergiebst mir! Ich habe mich, bei Diana, bloss versprochen, Weil ich der raschen Lippe Herr nicht bin; Doch jetzt sag' ich dir deutlich, wie ichs meinte: Dies, du Geliebter, war's, und weiter nichts. (sie kuesst ihn) Die Oberpriesterinn. Schafft sie hinweg! Meroe. Was soll sie laenger hier? Penthesilea. Wie Manche, die am Hals des Freundes haengt, Sagt wohl das Wort: sie lieb' ihn, o so sehr, Dass sie vor Liebe gleich ihn essen koennte; Und hinterher, das Wort beprueft, die Naerrinn! Gesaettigt sein zum Eckel ist sie schon. Nun, du Geliebter, so verfuhr ich nicht. Sieh her: als ich an deinem Halse hieng, Hab' ich's wahrhaftig Wort fuer Wort gethan; Ich war nicht so verrueckt, als es wohl schien. Meroe. Die Ungeheuerste! Was sprach sie da? Die Oberpriesterinn. Ergreift sie! Bringt sie fort! Prothoe. Komm, meine Koeniginn! Penthesilea. (sie laesst sich aufrichten) Gut, gut. Hier bin ich schon. Die Oberpriesterinn. So folgst du uns? Penthesilea. Euch nicht!---- Geht ihr nach Themiscyra, und seid gluecklich, Wenn ihr es koennt-- Vor allen meine Prothoe-- Ihr Alle-- Und------im Vertraun ein Wort, das niemand hoere, Der Tanais Asche, streut sie in die Luft! Prothoe. Und du, mein theures Schwesterherz? Penthesilea. Ich? Prothoe. Du! Penthesilea. --Ich will dir sagen, Prothoe, Ich sage vom Gesetz der Fraun mich los, Und folge diesem Juengling hier. Prothoe. Wie, meine Koeniginn? Die Oberpriesterinn. Unglueckliche! Prothoe. Du willst--? Die Oberpriesterinn. Du denkst-- Penthesilea. Was? Allerdings! Meroe. O Himmel! Prothoe. So lass mich dir ein Wort, mein Schwesterherz-- (sie sucht ihr den Dolch wegzunehmen) Penthesilea. Nun denn, und was?--Was suchst du mir am Gurt? --Ja, so. Wart' gleich! Verstand ich dich doch nicht. ----Hier ist der Dolch. (sie loesst sich den Dolch aus dem Gurt, und giebt ihn der Prothoe) Willst du die Pfeile auch? (sie nimmt den Koecher von der Schulter) Hier schuett' ich ihren ganzen Koecher aus! (sie schuettet die Pfeile vor sich nieder) Zwar reitzend waer's von Einer Seite-- (sie hebt einige davon wieder auf) Denn dieser hier--nicht? Oder war es dieser--? Ja, der! Ganz recht--Gleichviel! Da! Nimm sie hin! Nimm alle die Geschosse zu dir hin! (sie rafft den ganzen Buendel wieder auf, und giebt ihn der Prothoe in die Haende) Prothoe. Gieb her. Penthesilea. Denn jetzt steig' ich in meinen Busen nieder, Gleich einem Schacht, und grabe, kalt wie Erz, Mir ein vernichtendes Gefuehl hervor. Dies Erz, dies laeutr' ich in der Glut des Jammers Hart mir zu Stahl; traenk' es mit Gift sodann, Heissaetzendem, der Reue, durch und durch; Trag' es der Hoffnung ew'gem Amboss zu, Und schaerf' und spitz es mir zu einem Dolch; Und diesem Dolch jetzt reich' ich meine Brust: So! So! So! So! Und wieder!--Nun ist's gut. (sie faellt und stirbt) Prothoe. (die Koeniginn auffassend) Sie stirbt! Meroe. Sie folgt ihm, in der That! Prothoe. Wohl ihr! Denn hier war ihres fernern Bleibens nicht. (sie legt sie auf den Boden nieder) Die Oberpriesterinn. Ach! Wie gebrechlich ist der Mensch, ihr Goetter! Wie stolz, die hier geknickt liegt, noch vor Kurzem, Hoch auf des Lebens Gipfeln, rauschte sie! Prothoe. Sie sank, weil sie zu stolz und kraeftig bluehte! Die abgestorbne Eiche steht im Sturm, Doch die gesunde stuerzt er schmetternd nieder, Weil er in ihre Krone greifen kann. Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Penthesilea, von Heinrich von Kleist. *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, PENTHESILEA *** This file should be named 7pnth10.txt or 7pnth10.zip Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 7pnth11.txt VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 7pnth10a.txt Project Gutenberg eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not keep eBooks in compliance with any particular paper edition. We are now trying to release all our eBooks one year in advance of the official release dates, leaving time for better editing. Please be encouraged to tell us about any error or corrections, even years after the official publication date. Please note neither this listing nor its contents are final til midnight of the last day of the month of any such announcement. The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at Midnight, Central Time, of the last day of the stated month. A preliminary version may often be posted for suggestion, comment and editing by those who wish to do so. Most people start at our Web sites at: http://gutenberg.net or http://promo.net/pg These Web sites include award-winning information about Project Gutenberg, including how to donate, how to help produce our new eBooks, and how to subscribe to our email newsletter (free!). Those of you who want to download any eBook before announcement can get to them as follows, and just download by date. This is also a good way to get them instantly upon announcement, as the indexes our cataloguers produce obviously take a while after an announcement goes out in the Project Gutenberg Newsletter. http://www.ibiblio.org/gutenberg/etext04 or ftp://ftp.ibiblio.org/pub/docs/books/gutenberg/etext04 Or /etext03, 02, 01, 00, 99, 98, 97, 96, 95, 94, 93, 92, 92, 91 or 90 Just search by the first five letters of the filename you want, as it appears in our Newsletters. Information about Project Gutenberg (one page) We produce about two million dollars for each hour we work. The time it takes us, a rather conservative estimate, is fifty hours to get any eBook selected, entered, proofread, edited, copyright searched and analyzed, the copyright letters written, etc. Our projected audience is one hundred million readers. If the value per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2 million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text files per month: 1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+ We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002 If they reach just 1-2% of the world's population then the total will reach over half a trillion eBooks given away by year's end. The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks! This is ten thousand titles each to one hundred million readers, which is only about 4% of the present number of computer users. Here is the briefest record of our progress (* means estimated): eBooks Year Month 1 1971 July 10 1991 January 100 1994 January 1000 1997 August 1500 1998 October 2000 1999 December 2500 2000 December 3000 2001 November 4000 2001 October/November 6000 2002 December* 9000 2003 November* 10000 2004 January* The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been created to secure a future for Project Gutenberg into the next millennium. We need your donations more than ever! As of February, 2002, contributions are being solicited from people and organizations in: Alabama, Alaska, Arkansas, Connecticut, Delaware, District of Columbia, Florida, Georgia, Hawaii, Illinois, Indiana, Iowa, Kansas, Kentucky, Louisiana, Maine, Massachusetts, Michigan, Mississippi, Missouri, Montana, Nebraska, Nevada, New Hampshire, New Jersey, New Mexico, New York, North Carolina, Ohio, Oklahoma, Oregon, Pennsylvania, Rhode Island, South Carolina, South Dakota, Tennessee, Texas, Utah, Vermont, Virginia, Washington, West Virginia, Wisconsin, and Wyoming. We have filed in all 50 states now, but these are the only ones that have responded. As the requirements for other states are met, additions to this list will be made and fund raising will begin in the additional states. Please feel free to ask to check the status of your state. In answer to various questions we have received on this: We are constantly working on finishing the paperwork to legally request donations in all 50 states. If your state is not listed and you would like to know if we have added it since the list you have, just ask. While we cannot solicit donations from people in states where we are not yet registered, we know of no prohibition against accepting donations from donors in these states who approach us with an offer to donate. International donations are accepted, but we don't know ANYTHING about how to make them tax-deductible, or even if they CAN be made deductible, and don't have the staff to handle it even if there are ways. Donations by check or money order may be sent to: Project Gutenberg Literary Archive Foundation PMB 113 1739 University Ave. Oxford, MS 38655-4109 Contact us if you want to arrange for a wire transfer or payment method other than by check or money order. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been approved by the US Internal Revenue Service as a 501(c)(3) organization with EIN [Employee Identification Number] 64-622154. Donations are tax-deductible to the maximum extent permitted by law. As fund-raising requirements for other states are met, additions to this list will be made and fund-raising will begin in the additional states. We need your donations more than ever! You can get up to date donation information online at: http://www.gutenberg.net/donation.html *** If you can't reach Project Gutenberg, you can always email directly to: Michael S. Hart Prof. Hart will answer or forward your message. We would prefer to send you information by email. **The Legal Small Print** (Three Pages) ***START**THE SMALL PRINT!**FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS**START*** Why is this "Small Print!" statement here? You know: lawyers. They tell us you might sue us if there is something wrong with your copy of this eBook, even if you got it for free from someone other than us, and even if what's wrong is not our fault. So, among other things, this "Small Print!" statement disclaims most of our liability to you. It also tells you how you may distribute copies of this eBook if you want to. *BEFORE!* YOU USE OR READ THIS EBOOK By using or reading any part of this PROJECT GUTENBERG-tm eBook, you indicate that you understand, agree to and accept this "Small Print!" statement. If you do not, you can receive a refund of the money (if any) you paid for this eBook by sending a request within 30 days of receiving it to the person you got it from. If you received this eBook on a physical medium (such as a disk), you must return it with your request. ABOUT PROJECT GUTENBERG-TM EBOOKS This PROJECT GUTENBERG-tm eBook, like most PROJECT GUTENBERG-tm eBooks, is a "public domain" work distributed by Professor Michael S. Hart through the Project Gutenberg Association (the "Project"). Among other things, this means that no one owns a United States copyright on or for this work, so the Project (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth below, apply if you wish to copy and distribute this eBook under the "PROJECT GUTENBERG" trademark. Please do not use the "PROJECT GUTENBERG" trademark to market any commercial products without permission. To create these eBooks, the Project expends considerable efforts to identify, transcribe and proofread public domain works. Despite these efforts, the Project's eBooks and any medium they may be on may contain "Defects". Among other things, Defects may take the form of incomplete, inaccurate or corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual property infringement, a defective or damaged disk or other eBook medium, a computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by your equipment. LIMITED WARRANTY; DISCLAIMER OF DAMAGES But for the "Right of Replacement or Refund" described below, [1] Michael Hart and the Foundation (and any other party you may receive this eBook from as a PROJECT GUTENBERG-tm eBook) disclaims all liability to you for damages, costs and expenses, including legal fees, and [2] YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE OR UNDER STRICT LIABILITY, OR FOR BREACH OF WARRANTY OR CONTRACT, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR INCIDENTAL DAMAGES, EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH DAMAGES. If you discover a Defect in this eBook within 90 days of receiving it, you can receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending an explanatory note within that time to the person you received it from. If you received it on a physical medium, you must return it with your note, and such person may choose to alternatively give you a replacement copy. If you received it electronically, such person may choose to alternatively give you a second opportunity to receive it electronically. THIS EBOOK IS OTHERWISE PROVIDED TO YOU "AS-IS". NO OTHER WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, ARE MADE TO YOU AS TO THE EBOOK OR ANY MEDIUM IT MAY BE ON, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR A PARTICULAR PURPOSE. Some states do not allow disclaimers of implied warranties or the exclusion or limitation of consequential damages, so the above disclaimers and exclusions may not apply to you, and you may have other legal rights. INDEMNITY You will indemnify and hold Michael Hart, the Foundation, and its trustees and agents, and any volunteers associated with the production and distribution of Project Gutenberg-tm texts harmless, from all liability, cost and expense, including legal fees, that arise directly or indirectly from any of the following that you do or cause: [1] distribution of this eBook, [2] alteration, modification, or addition to the eBook, or [3] any Defect. DISTRIBUTION UNDER "PROJECT GUTENBERG-tm" You may distribute copies of this eBook electronically, or by disk, book or any other medium if you either delete this "Small Print!" and all other references to Project Gutenberg, or: [1] Only give exact copies of it. Among other things, this requires that you do not remove, alter or modify the eBook or this "small print!" statement. You may however, if you wish, distribute this eBook in machine readable binary, compressed, mark-up, or proprietary form, including any form resulting from conversion by word processing or hypertext software, but only so long as *EITHER*: [*] The eBook, when displayed, is clearly readable, and does *not* contain characters other than those intended by the author of the work, although tilde (~), asterisk (*) and underline (_) characters may be used to convey punctuation intended by the author, and additional characters may be used to indicate hypertext links; OR [*] The eBook may be readily converted by the reader at no expense into plain ASCII, EBCDIC or equivalent form by the program that displays the eBook (as is the case, for instance, with most word processors); OR [*] You provide, or agree to also provide on request at no additional cost, fee or expense, a copy of the eBook in its original plain ASCII form (or in EBCDIC or other equivalent proprietary form). [2] Honor the eBook refund and replacement provisions of this "Small Print!" statement. [3] Pay a trademark license fee to the Foundation of 20% of the gross profits you derive calculated using the method you already use to calculate your applicable taxes. If you don't derive profits, no royalty is due. Royalties are payable to "Project Gutenberg Literary Archive Foundation" the 60 days following each date you prepare (or were legally required to prepare) your annual (or equivalent periodic) tax return. Please contact us beforehand to let us know your plans and to work out the details. WHAT IF YOU *WANT* TO SEND MONEY EVEN IF YOU DON'T HAVE TO? Project Gutenberg is dedicated to increasing the number of public domain and licensed works that can be freely distributed in machine readable form. The Project gratefully accepts contributions of money, time, public domain materials, or royalty free copyright licenses. Money should be paid to the: "Project Gutenberg Literary Archive Foundation." If you are interested in contributing scanning equipment or software or other items, please contact Michael Hart at: hart@pobox.com [Portions of this eBook's header and trailer may be reprinted only when distributed free of all fees. Copyright (C) 2001, 2002 by Michael S. Hart. Project Gutenberg is a TradeMark and may not be used in any sales of Project Gutenberg eBooks or other materials be they hardware or software or any other related product without express permission.] *END THE SMALL PRINT! FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS*Ver.02/11/02*END*