The Project Gutenberg EBook of Maerchen und Sagen, by Ernst Moritz Arndt Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the copyright laws for your country before downloading or redistributing this or any other Project Gutenberg eBook. This header should be the first thing seen when viewing this Project Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the header without written permission. Please read the "legal small print," and other information about the eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is important information about your specific rights and restrictions in how the file may be used. 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We are releasing two versions of this Etext, one in 7-bit format, known as Plain Vanilla ASCII, which can be sent via plain email-- and one in 8-bit format, which includes higher order characters-- which requires a binary transfer, or sent as email attachment and may require more specialized programs to display the accents. This is the 7-bit version. This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. That project is reachable at the web site http://gutenberg2000.de. Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse http://gutenberg2000.de erreichbar. Maerchen und Sagen Ernst Moritz Arndt Inhalt: alphabetisch nach Titeln Das brennende Geld De Blagfoot De Bruegg bi Slemmin De Koeninge van den Deerden De Prester un de Duewel De Raw de Ringdeef De Wewer un de Steen De krassende Hahn De witte Fru to Loebnitz Der Rabenstein Der Schlangenkoenig Der Wiedehopf Der Wolf und die Nachtigall Der grosse Jochen Die Unterirdischen in den Neun Bergen bei Rambin Die alte Burg bei Loebnitz Dom buest du da? Geschichte von den sieben bunten Maeusen Halt den Mittelweg! Ick buen de Ridder Unvoerzagt und sla der Saewen mit eenem Slag Kater Martinchen Klas Avenstaken Prinzessin Svanvithe Rattenkoenig Birlibi Rotkehlchen und Kohlmeischen Schipper Gau un sin Puk Thrin Wulfen Das brennende Geld Drei Bauern kamen eine Herbstnacht oder vielmehr frueh, als es mehr gegen den Morgen ging, von einer Hochzeit aus dem Kirchdorf Lancken geritten. Sie waren Nachbarn, die in einem Dorfe wohnten, und ritten des Weges miteinander nach Hause. Als sie nun aus einem Walde kamen, sahen sie an einem kleinen Busche auf dem Felde ein grosses Feuer, das bald wie ein gluehender Herd voll Kohlen glimmte, bald wieder in hellen Flammen aufloderte. Sie hielten still und verwunderten sich, was das sein moege, und meinten endlich, es seien wohl Hirten und Schaefer, die es gegen die Nachtkaelte angezuendet haetten. Da fiel ihnen aber wieder ein, dass es am Schlusse Novembers war, und dass in dieser Jahreszeit keine Hirten und Schaefer im Felde zu sein pflegen. Da sprach der juengste von den dreien, ein frecher Gesell: "Nachbarn, hoert! Da brennt unser Glueck! Und seid still und lasset uns hinreiten und jeden seine Taschen mit Kohlen fuellen; dann haben wir fuer all unser Leben genug und koennen den Grafen fragen, was er fuer sein Schloss haben will." Der aelteste aber sprach: "Behuete Gott, dass ich in dieser spaeten Zeit aus dem Wege reiten sollte! Ich kenne den Reiter zu gut, der da ruft: Hoho! Hallo! Halt den Mittelweg!" Der zweite hatte auch keine Lust. Der juengste aber ritt hin, und was sein Pferd auch schnob und sich wehrte und baeumte, er brachte es an das Feuer, sprang ab und fuellte sich die Taschen mit Kohlen. Die andern beiden hatte die Angst ergriffen, und sie waren im sausenden Galopp davongejagt, und er liess sie auch ausreissen und holte sie dicht vor Vilmnitz wieder ein. Sie ritten nun noch ein Stuendchen miteinander und kamen schweigend in ihrem Dorfe an, und keiner konnte ein Wort sprechen. Die Pferde waren aber schneeweiss von Schaum, so hatten sie sich abgelaufen und abgeaengstigt. Dem Bauer war auch ungefaehr so zumute gewesen, als habe der Feind ihn schon beim Schopf erfasst gehabt. Es brach der helle, lichte Morgen an, als sie zu Hause kamen. Sie wollten nun sehen, was jener gefangen habe, denn seine Taschen hingen ihm schwer genug hinab, so schwer, als seien sie voll der gewichtigsten Dukaten. Er langte hinein, aber au weh! er brachte nichts als tote Maeuse an den Tag. Die andern beiden Bauern lachten und sprachen: "Da hast du deine ganze Teufelsbescherung! Die war der Angst wahrhaftig nicht wert!" Vor den Maeusen aber schauderten sie zusammen, versprachen ihrem Gesellen jedoch, keinem Menschen ein Sterbenswort von dem Abenteuer zu sagen. Man haette denken sollen, dieser Bauer mit den toten Maeusen habe nun fuer immer genug gehabt; aber er hat noch weiter gegruebelt ueber den Haufen brennender Kohlen und bei sich gesprochen: "Haettest du nur ein paar Koernlein Salz in der Tasche gehabt und geschwind auf die Kohlen streuen koennen, so haette der Schatz wohl oben bleiben muessen und nicht weggleiten koennen." Und er hat die naechste Nacht wieder ausreiten muessen mit grossem Schauder und Grauen, aber er hat es doch nicht lassen koennen; denn die Begier nach Geld war maechtiger als die Furcht. Und er hat es wieder brennen sehen genau an der gestrigen Stelle; bei Tage aber war da nichts zu sehen, sondern sie war grasgruen. Und er ist hingeritten und hat das Salz hineingestreuet und seine Taschen voll Kohlen gerafft, und so ist er im sausenden Galopp nach Hause gejagt und hat sich gehuetet, dass er einen Laut von sich gegeben noch jemand begegnet ist; denn dann ist es nicht richtig. Aber er hat doch nichts als Kohlen in der Tasche gehabt und ein paar Schillinge, die von den Kohlen geschwaerzt waren. Da hat er sich koeniglich gefreut, als sei dies der Anfang des Glueckes und das Handgeld, das die Geister ihm gegeben haben. Er mochte aber die paar losen Schillinge von ungefaehr in der Tasche gehabt haben, als er ausritt. Und die Schillinge haben dem armen Mann, der sonst ein fleissiger, ordentlicher Bauer war, keine Rast noch Ruhe mehr gelassen; jede Nacht, die Gott werden liess, hat er ausreiten muessen und seine besten Pferde dabei tot geritten. Man hat es aber nicht gemerkt, dass er Schaetze gefunden hat, sondern seine Wirtschaft hat von Jahr zu Jahr abgenommen, und endlich ist er auf einer Nachtfahrt gar einmal verschwunden. Und man hat von ihm und von seinem Pferde nie etwas wieder gesehen; seinen Hut aber haben die Leute in dem Schmachter See gefunden. Da muss der boese Feind ihn als Irrlicht hineingelockt haben; denn er braucht solche Kuenste gegen die, welche sich mit ihm einlassen und ihn suchen. De Blagfoot. Herr, wet de Herr, wat de Blagfoot is? Ja woll. Dat is een Falk edder Hawk edder doch so een Ding van Musfaenger un Vagelfaenger un Felddeef, een Vagel, dem jeder unverzagt up de Feddern knallen kann. O Jemerus! dat wet de Herr doch nich. Wi Buren suent ok klok. Ick will dem Herrn seggen, wat he foer een Prinz is. Blagfoot was in sinen Dagen een stolter voerwegner Kerl, een Junker un Minschenplager, un daruem roeppt de Bur noch juemmer Blagfoot, wenn he Junker seggen will edder wenn he voerbloemt eenen Eddelmann meent, de recht slimm is un juemmer de scharpen Sparen an hett. Blagfoot was in siner Tid een Junker un hedde schoene Hueser un Goeder, aewerst he was darbi voermeten un grotwaeterisch, un hedd et in siner Macht stahn, he hedd Gott im Himmel de Ogen utsteken. Aewerst Gott stuert de Boeme, datt se nich in den Haewen wassen. Junker Blagfoot was een rechter wilder Jaeger un Nuemmersatt Luede so pinigen, un dat was sine groetste Froid, wenn't am dicksten hagelde un een Sneedriwel was, datt man nich Hand voer Ogen sehn kunn, in so 'nem Weder sine Lued in Rusch un Busch heruttodriwen un Wol! Wol! to schreien. Gegen de Armod was he ahn Erbarmen un keen Bedelmann kam mehr aewer sine Scheden, un ick gloew, de Duewel ut der Hoell hedd sick nich unnerstahn, in sinem Forst sick een Spazierstoeckchen to sniden. So hantierde he as een Undeerd unner de Minschen, solang he lewde, un was keen Beduren un Bestueren mit em. Aewerst, min leewe Herr Blagfoot, so krus du di ook tierdest un so herrsch du ook uppkloptest, as schull de Welt sick unner diner Fust roegen, am Ende kam doch een groeter Herr un kloppte an dine Doer. De Dood kam un streckte un reckte minem Herrn Urian de Knaken ut un de Duewel schickte eene hele Legion siner Gesellen de arme Seel in de Hoell to slepen. Gott hett aewerst een Teken markt, woran sick alle unchristliche un harde Herren, wenn se willen, spegeln kaenen, un dat is de Vagel Blagfoot. Un se seggen, dat is een Duewelskind, dat van dem wilden Junker herstammt. Ick buen aewerst keen Doktor un voerstah nich, wo dat togahn kann. Un he hett sine Straf bawen der Erd, as sin Vader in der Hoell, datt he mit heschem un haesslichen Schreien rundflaggern un hungern un frieren muett, wenn alle annern Vaegel un ook dat Volk der Falken un Wihen sick voerlustiren. Denn wenn datt kold ward un de kahle un magre Winter kuemmt, denn macken de meisten Vaegel sick up un flegen aewer See un Land wiet weg hen, wo't warm is, un kamen erst im Froehjahr wedder wenn Snee un Riep weg suent. He aewerst muett hier beduren un utholden den langen kolden Winter un aewer den witten Streken flegen un luren un luren un luren, ob he woll een mageres Musken edder eenen helligen Vagel erwischen kunn. Denn luren muett de boese Schelm, erflegen kann he nicks Fettes un Waeliges: Gott hett em to Straf to sware Fluechten gewen. Un wenn wi den slimmen Junker flegen sehn, ropen wi: Blagfoot! Blagfoot! wo bekuemmt di de Kattenspise? wo smecken di de Muese? So muett he nu lewen bet in Ewigkeit un all sine Kinder un Kindskinder mit em nu in der wieden kolden Welt heruemflegen as een Minschenfiend un ook as een Vagelfiend; denn all sine Dag sueht man en in keener Gesellschaft. Wo aewerst Hueser suent un Minschen un Veh im Winter warm wahnen, da doert he nich henkamen; dat hett Gott em voerbaden un em davoer eenen Gruwel int Hart jagt. Un nu, Herr, wet he, wat dat mit dem Blagfoot foer 'ne Bewandniss hett un kann't den Junkers mal utleggen: denn Unsereen versteit dat nich so fin. De Bruegg bi Slemmin Ick muett bi disser Gelegenheit ook noch voertellen van der Bruegg in dem Slemminer Holt, wo de Weg nah Zornow utloept. Da geit dat gar wunnerlich to; wo menniger stolter Rueter hett sick dar den Sand vam Pels schueddeln muesst! Denn jede Kreatur weet daruem un wahrschuwt, datt et da nich richtig is. As ick een Jung van viertein, foeftein Jahren was, hoedd ick de Koi bi dem Hollaender to Slemmin un drew oft int Holt, un wenn ick ook dem wilden Jaeger sine Hund hett hedd, keen Kalf hedd ick achter de Suenn aewer de Bruegg kregen. Daruem steit da heruem ook juemmer dat schoenste un laengste Gras, denn dat Veh muesst den Verstand verlaren hebben, dat da mit egnem Willen graesen gahn wull, un ick gloew, keen dummer Dreihhals van Schaap edder Goos wuerd da een Halmken anruehren. Un wer des Nachts aewer de Bruegg foehren edder riden muett, o Herre Jemerus! wat kost't dat oft voer Kuenst un Sprueng! Un wo snuwen de Perd un zittern un daddern un baewern voer Angst, datt se aewer de behexte Bruegg schaelen, un scheten up der Bruegg in de Knee un laten den schumigen Sweet vam Liwe drueppeln, as hedden se een paar Mil im Galopp lopen, edder as wenn se in de Luechting van Kanonen springen schullen. De Minsch alleen wett nicks davon, wenn se em't nich voertellt hebben edder wenn he nich in der Nacht kuemmt un de Ulen und Kraihen in so dickem Swark uem de Duewelsbruegg flegen. Un ditt is de Geschicht van der Bruegg: In Zornow was eene smucke Dern, eenes Schepers Dochter, de hedd sick dreimal voerjumfert un jedesmal ehr Kind uembroecht, un de drei Kinder in dem Graben bi der Bruegg in de Erd steken. Aewerst achter dem druedden Kinde is de Satansundhad utkamen, un se hebben de Dern nahmen un se in eenen Sack dhan un bi der Bruegg in dem Graben voersoept, un hebben de Lik van der armen Suennersche bi ehren Kindekens ingraben. Aewerst wat kuenn tueschen dissen Voerdrag wesen? Un't is darnah eene dulle un wilde Wirtschaft worden, datt den Lueden de Haar to Barg stahn suent, so hebben sich de flegenden un klagenden Geisterken van den Kindekens foehlen un vernehmen laten. Un wer in dem Holte wat to dhon hett, dem will ick nich raden, datt he sick lang nah Suennenunnergang edder voer Suennenupgang da betrappeln lett. Dat piept un fluestert un wispert un tutet un huelt da denn de ganze Nacht doerch, as wenn Katten Hochtid hollen edder luette Kinder quarren, un Ulengequiek un Kraihengeschrei klingt juemmer datueschen. Denn in eener hollen Eek aewer der Bruegg sitt Dag und Nacht eene olde Ul, un dat is de arme Schepersdochter, de in disser Welt keene Rauh findt. Un des Nachts muett se juemmer hen un her flegen van Boom to Boom un van Twig to Twig un schreien un quiken, datt eenem de Haar up dem Kopp susen, un drei junge Ulen uhuen un flegen juemmer achter ehr her, un dat suent de drei Kinder, de se vermordt hett. Aewerst tueschen twelw un een da geit et erst recht lustig, un Gott gnade dem, de denn aewer de Bruegg muett. Denn hett sick dat ganze Ulenrik tosam voergadert, un se maken eene Musik in der Luft, wornah dat ganze duewelsche Heer in der ersten Mainacht danzen kuenn, un een hungriger Wulf mit gloenigem Rachen steit an der Eck un hoelt eene Bassviol tueschen den Beenen un speelt lustig up, un Voess un Katers un Marten, Ilken un Wesel un anner deefsches Nachtgesindel danzt dato. Ick hew't nich sehn, aewerst de Smitt in Slemmin hett't sehn. De is mal darunner geraden, un he was aewen nich up Gottes Strat, denn he hedd de Aex up'm Nacken un wull sick eene junge Eek hauen. Den hebben se terreten und terzust--hast du mir nicht gesehen--un so is he to Huse kamen ganz terkrasst un verbaast, un sine Oldsche hett em drei Weken eene Kindersupp kaken muesst: so hedden de Satansgesellen den armen Schelm afaengstigt. Dat is aewerst wiss un wahr, wat ick van den Koien un Perden voertelld hew, un keen ordentlich un christlich Deerd un Vagel, de van Gott weet, geit in de Eek edder sett't sick da heruem. Ick hew all min Dag keenen Vagel in ehren Twigen singen edder zirpen huert, Ulen un Hawks un Kraihen, Rawen und Hesters un anner dergliken Duewelsgeraet dat sueht man woll darup sitten. Mit der Bruegg is't aewen so; keen ehrlicher Vagel sitt up ehren Poesten edder Gelaender, nich eenmal eener van den lustigen un naeswisen Vaegeln, as de Meesk, de Quaekstart edder Steenbicker, de suenst so nuelich un flink suent alles Holt, wat se man sehn, to besitten un to befladdern. Denn ook de allergeringsten un luettesten Deerdeken weten een beten van Gott, un et weiht en ook een beten Wind to, wo wat Gewaltigs un Greulichs geschehn ist, un gruweln sick davoer." De Koeninge van den Deerden. Jochen Eigen un Johann Geese satten eenes Dags mit annern Meihers achter eener Weitenhock un hoellen ehre Ihrmdagstid un firden un voertellden sich Geschichten. Un Johann Geese, de een fram Minsch un in der Heiligen Schrift un in dem Gesangbook so to Hus was, datt he flinker as de Scholmeister un Koester upslan un finnen kunn, hedd de Geschicht voertelld, de man in dem negenden Kapittel des Books der Richter lest, wo Jotham den Lueden van Sichem eene Fabel voertellt van den Boemen, de hengingen un sich eenen Koening waehlen wullen, un wo de Oelboom un Figenboom un Winstock nich Koening warden wullen un wo to goder Letzt de Durnbusch Koening wurd, een ruger un harder Gesell, de de annern Boeme terruppen un terzusen schull. Da fung nu Jochen Eigen an un sprack: Broder Johann, hupen heel! datt is eene huebsche un nuedliche Geschicht van dem Abimelech un dem Durnbusch, un nu will ick ook eene Geschicht voertellen, un ji schaellt sehn, datt et nich licht is, een Koening to sin un et allen Minschen recht to dhon: denn to schellen un to bruemmeln giwt et juemmer watt, solang de Welt steit. Un nu spitzt de Uhren un markt up, Jungs! De Deerde weren eenes Dags uneenig unner sich, wen se tom Koening kiesen schullen. De olde Loewe was dood, un eenen Loewen wullen se nich wedder; denn se seden: De hett scharpe Taenen un eenen Buk as een Oss un frett in Eenem furt, un man schall et sich noch as eene Gnad reknen, wenn he Eenen tom Hawe roeppt, datt man in sinen majestaetischen Buk herunnerspazieren muett. Un wenn he eenen ook grad nich upfrett, so is sin Anschien un sin Gelat un Gebruell schier eene Angst; un ook wenn he sacht un fruendlich dhon will, strakt he so mit den Tatzen, datt dat Blood darna kuemmt. Un sine Macht un Kraft, wat se sine Majestaet heten, wat helpt se, wenn he de meiste Tid voersloept? Da kaenen sine Landfleger un Vaegde un Eddellued un Jagdjunker doch dhon, wat se willen, un den armen Lueden dat Fell aewer de Uhren theen. Denn hett he een paar Ossen edder een paar Dutzend Hamel un Reh verslungen, so snorkt de Fuljahn oft dre vier Dage un deed sine Ogen nich up, un Recht un Tucht muett sine Ogen denn woll todhon. So spreken un meinden de meisten un wullen platterdings des Loewen Saehn nich waehlen, un streeden un kifden lang mit eenanner, wer denn de duechtigste were Koening to wesen un se mit Macht un Leewde to stueren. Un et ging bunt aewer Eck in dem Rike un was slimmere un groetere Verwirrung un Elend, as tor Tid der Loewigen Gierigkeit un Fulheit west was. Toletzt, wiel se up keene Wise eenen scharpen un klauigen Herrn hebben wullen, nehmen se den Pudel, un seden to em: Du schast unse Koening wesen. Denn se dheden mankanner spreken: De Pudel is sachtmoedig un fredselig un fruendlich mit den Lueden un sin Mul so grothartig as sin Swanz, womit he an allen henfichelt un sich anfruendlicht, un dheed keenem Kinde wat to Leeden, un is still un wis un nadenklich; un wenn he mal lustig sin will, watt foer schoene Kuenst ward he sinen leewen Underdanen voermaken! Ook frett he nich veel un hett eenen lichten Slap, un meist wakt he des Nachts un studiert as de olden Wisen in dem Mand un den Stiernen. He ward een finer un gerechter Herr sin un keen Deef un Roewer ward unner em upkamen kaenen. De gode Pudel, de keene hoge Gedanken van sich hedd un wuerklich in aller Sachtmoedigkeit un Demoth so voer sich henging, verschrack sich gar veele, as se em dat grote Ding seden, un wull nich Koening warden un struewde sich sehr. Awerst de Deerde noedigden en, un setteden em mit Gewalt de Kron up den Kopp un dheeden em Swert un Zepter in den Klauen, un so muesst he se woll dregen. Un alle Deerde tierden sick as unsinnig un jubilirden un juchheiden un krajoelden aewer de Maaten, datt se eenen so wisen un sachtmoedigen Koening hadden; un se noemden en mit eenen Binamen Koening Gapus, wat de Wisheit beduedet, un meenden, nu schuell de gueldene Tid wedderkamen un dat Paradies, wo keen Winter un keene Arbeit was, wo de Loewen un Tiger Gras gespist un de Wuelwe un Laemmer fredlich mit eenanner spelt hebben; un van Roof un Murddhaden un Doodslag wuerd man nu un nuemmer nicks mehr hoeren. Awerst o je! dat geschach gar anners. De Pudel was gewiss sehr fram un weekhartig un sachtmoedig un wedelde un bellde alle sine Unnerdanen fruendlich an un bleckte gegen keenen eenzigen de Taenen; un dat gefeel en woll. Ook was he een sparsam Husholler, un een paar Muese, de de Kater, de sin aewerste Kaekenmeister was, em daeglich lewern muesst, un een paar Happen van verrecktem Veeh edder Wild makten ein satt. De ganze grote Denerschaft, welke de Loew hollen hedd, Leoparden, Panther, Tiger, Veelfreter, Wuelwe, Voesse, Apen un all de bunten un lichten Musikanten, de Singvaegel, de ut allen Landen tohoopbroecht wurden, dem Koening un sinen Eddellueden bi der Tafel uptospelen, un all de annern Dhonichgode, de dat Land voerteerden, wurden voerjagt edder afdankt, un een einziges kleenes Huendeken, dat van Older krietwitt worden was, het' un was Salomos wiser Rath un Gesellschaft, un Hofmeister un Hofmarschaelle un Kammerjunker un Jagdjunker un Hingstrider un Voerrider un Loeper un all de blanke un hoge Staat wurden rein afschafft, un ook de Oberstwaschmeister un Oberstluser un de Flegen- und Muggen-Voerdriwer, de bi dem seligen Loewen de uepperste Mann west was, kregen ehren Afsched un mennige annere Deners, de de Loew sich to sinem Vergnoegen toleggd hedd. Denn de grote un luette Wasch un de Suewerung sines Liwes voerrichtede de Herr suelwest, un in siner Niederdraechtigkeit makte he sinen Unnerdhanen gar oft dat Voergnoegen, voer en int Water to gahn Soek Verlorn to spelen un to apportiren. Denn dat muett man gestahn, eene Nese hedd Koening Gapus, as keen Hund sit der Arche Noahs, eene rechte koenigliche Nese. Dat was aewerst sine beste Lust, int Water to springen; un sine Unnerdhanen, de to Hawe kemen, wuessten et all un braechten Stoecke un Steene mit, de se em int Water smeeten, wonach he swomm, un Stuecken Brod, wobi se Soek Verlorn repen, un de he fung un to gliker Tid upfratt. So wusch he sich denn juemmer suelwest un kostede dat dem Lande keenen Penning. Sin Oberstkamerling was dat witte Huendeken, dat he as sinen Fruend un Staatsminister mit sich hedd dat em mit sinen Poten de Haar torechtstrek, wenn he sich nah dem Bade an de Suenn droegde, un se glatt un lockig lede, wenn se em vam Wind mal voerstoewert weren. Un de Overluser edder de Overlusersche was de Kraih, un de dheed den Deenst uemsuenst un kreeg keene Traktamenten davoer; denn de Luese un Floeh, de se dem Herrn affung, smeckten ehr gar soete. Egentlich hedd se noch woll wat togewen schullt, datt se so uemsuenst juemmer de Tafel deckt fund, aewerst de groten Herren kaemen dat nich so nau nehmen als wi luette Luede, den 't knapp tosneden is. So was nu een gewaltig Jubeln un Froid aewer den fruendlichen wisen hushollerschen geburschen un niederdraechtigen Herrn Pudelkoenig Gapus, un alle Luede prisden sick gluecklich, datt de olde Loewe dood un sine Kinder van dem Thron verdraengt weren. Awerst dat durde nich lang, so wurd et unklar un unschier. Denn wat kann de beste un christlichste Koening utrichten, wenn de Groten im Lande un de egenen Fruende em nich tapper un rechtschaffen bistahn? Disse Fruende un Verwandten van Koening Gapus kemen nu all to minter Mal, as wenn de Muese bi hellem Suennenschien ut dem Stroh kribbeln un krimmeln, mit heelen Hupen to Hawe, all wat Hund, Koeter, Raekel un Tewe het up dre Beenen hinkt un mit dem Swanz waifelt un sweifelt. Da kam Dogge un Wulfshund, Jagdhund un Schothund, Hoehnerhund un Swinhund, Windhund un Spitz, ja de allerluettsten Moeppels un Dwarfhunde--un se wullen sick ook een beten suennen un bespegeln in der Majestaet van ehrem hogen Herrn Vetter un Deel hebben an siner Herrlichkeit. Ja wenn't hiermit een End west hedd? Et stellden sich noch veele mehr in, welke de Hunde suenst nich to ehre Fruendschaft rekent hedden; un wull nu de ganze Welt Hund wesen. Da kam de Roewer un Moerder Isegrim de Wulf, de Deef de Voss, de fichelnde Schelm de Mard, de Scheefkieker de Luchs, de Baar de Brummbart; ja de bunte Leopard un de sprenklichte Tiger kemen heran un schaemden sick nich, un leten sick Hund schellen, un wullen mit Koening Gapus as Vettern un Boelken am Stuerroder sitten. He was nu freilich een demoediger goder Herr un wull nich van vornehmeren Oeldern schienen, as he in der Dhaad was, un wees de Schelme vam Hawe weg un bedraude se sehr un hart, se schullen nich aeweldhon un de Armen un Ringen nich bedraengen. Aewerst he was en nich scharp noog. Denn as se sick am Hawe alles recht besehn un behorkt hedden, gingen se ut in alle de widen Lande un noemden sick Hertoge un Prinzen un Markgrafen un Grafen un makten sick grot un weesen Breeve un Papiere voer, de se sick suelwst makt hedden, un wullen Oberlandvaegde un Oberstaatholder sin, un grepen un tasteden slimm uem sick. Un bald gaff et een veel argeres un jaemmerlicheres Wesen un wurd veel mehr unschuldig Blood vergaten, as in de Tiden van dem Loewenkoening. Un de armen bedruckten Luede winselden un huelden: O Koening Gapus! wise un to gode Koening Gapus! wenn Du wuesst, wo dat im Rike tosteit, wo maennigen groenen Boom wuerdst du in witte Galgen verwandeln laten! Wat helpt uns all din stilles Lewen un din Stiernkieken, wenn du nich up de Riksschelme kikst? Un Koening Gapus wuesst et woll, aewerst he hedd nich Mod noch Macht et to aennern un de Boesen to strafen. As et nu to graeulich wurd un de bitigen un ritigen Deerde, de egentlich Undeerde heten, sick mankanner terreten un mit ehren glupschen Rachen alle Deerde, de soetes Fleesch hebben, voerdelgen un utrotten wullen, da makten disse eenen Upruhr un lepen tohoop to eenem groten Riksdag. Da kemen van des Rikes uetersten Ecken un Graenzen de Elefanten un Neshoerner un Ossen un Perde un Hirsche, Rehe, Swine un Schaape, un daerto alles, wat sick up Fluechten doer de Lucht swingt: Swanen, Goese, Puter, Anten, Hoehner, Duwen, Adebars, Reiger und alles, wat Feddern dreggt, van dem groten Vagel Struss bett up den luetten Tunkoening, worup de Slimmen un Listigen ook de luesternen Taenen wetten. Un de Loewen kemen ook un lagerden sick nich wiet van em as een Schutz, wenn de Fiend etwa keme den Riksdag antofallen un to voerstueren; denn se hapten wedder eenen Koening ut den Ehrigen to maken. Un veele listige Raethe funden sick in, Waldminschen, Wehrwuelwe, Apen, Meerkatten un sueslik Tueg, un lurden, ob nicks to gewinnen were in der Verwirring. Un se makten eene Gaderung unner sick un keeseden eenen Apen tom Riksdagsmarschall. Un disse Ap fuehrde de Schriewfedder un satte alle Klagen un Leeden to Papier, de dahen klungen, Koening Gapus were to gelind un kuenne nich riksen, he were ook to wise un to geleerd foer eenen Koening un aewerstudiert doerch sine Stiernkiekerei, woraewer dat Land to Grund ginge; denn de Geleerdheit, seden se, were weinig nuett un veel beter beraden dat Volk mit eenen Koening, de eenen duechtigen Tog mit dem Degen dhon kuenne, as de en mit de Fedder make. Koening Gapus voernam den Upruhr un datt sine Unnerdhanen riksdagden un en afsetten wullen; un he was sehr bedroewt un bereep sick um sin godes Gewissen. Awerst sine Veddern un Fruende, de ganze huendische Fruendschaft, un de sine Veddern un Boelken heten wullen, dewiel he Koening was, dheden sick ook tosam un makten sick hen, wo de Riksdag satt, un meenden en to tersprengen. As se aewerst vernehmen, datt ehre Anklaegers so mit heelen Hupen sick vergadert hedden un datt alle Loewen im Hinnerholt up der Lur legen un datt de listigen und grausamen Apen den Riksdag regierden, wurd en sehr bang, un de Frucht kam aewer se un jagde se ut eenanner, un se lepen de eene hierhen de annere darhen, un jeder verkrop sick in sin Loch. Un de veelen Klagen der Elendigen un der Loewen Gewalt un der Apen ehre Listigkeit drewen et so wiet, datt de Pudelkoening Gapus van sinem Thron verdraengt wurde. Darup rathslagden se lang aewer eenen nueen Koening un kamen veele in Voerslag. Tom Ersten de Elefant as de Starkste. Aewerst sine Fiende seden, he were to ungelenkig un plump un kuenne de Kron nich mit Geschick dregen. Tom Tweeten de Oss. Aewerst se meenden, he were to uploepsch un kortkoeppig, un so wurd he nich Koening. Darup dat Kamelopardel, een gar heges un staatsches Deerd, dat eenen Koeningsmantel woll mit Gunst un Kunst dregen kuenne. Aewerst se schoellen et hoffaerig un verwegen, un struewden sick de meisten dagegen. Ook stund et im boesen Geruecht van wegen siner Hoffardigkeit van voerledner Tid her, as he unner dem Loewenregiment Riksherold west was. Datt aewerst van dissen allen nuems Koening wurd, daran was de Ap de Riksdagsmarschall schuld; denn he spelde mit siner ganzen Fruendschaft datueschen, un alle Dumme un Infoldige hedd he begigelt un voergalstert mit sinen blanken un bunten Reden un zierlichen Spruengen un Buecklingen, un de Loewen huelpen em ook, denn he hedd en wiesmakt, he wuerd et tom Lesten all so richten un stellen, datt een Loewe Koening wuerd un nuems anners. Disse sleprigen Dickkoeppe voerleten sick up den Schelm, aewerst he bedrog se. Een Ap wurd tom Koening utropen, een van den Apen, de an Gelat dem Minschen aehnlich suent, een Waldminsch, eene arge tueckische un gewaltige Art. Se seggen, datt et eene Duewelstucht is, de de olde boese Fiend mit den Hexen in der Walburgsnacht tuegt hett. Awerst wer hett dat sehn? Un nu drog denn de haessliche Koening Waldminsch de Kron, un egentlich hedd et em nuems guennt, un alle voerwunnerden un voerfierden sick, datt he Koening worden was, un wuesst nuems, wo dat togahn hedd. Un se fruechten sick sehr un sweegen; denn se kennden den Waldminschen, wat dat fuer eene Doewelssaat was, wo gewaltig he was un allen Lueden to klook, un stark van Liwe un darto unbaendig un boes. Un he fung glick so een Regiment an, datt allen de Ogen aewergingen un se heemlich mankanner fluesterden: Dat hebben wi woll voerdeent uem unsen goden Koening Gapus, wo et uns duechte, datt dat to dull herging. Dat was doch een Herr, dem jedweder unvoerfiert unner de Ogen treden kunn. Da lachten wi Narren aewer sine Pudelkuenste un datt he dat huebsche Spill Soek Verlorn voerstund, un voerhoehnden en, wiel he nich groetern Staat makte un datt dat luette witte Huendeken sin hoegster Rathsherr un Minister un de Kater sin Oberstkaekenmeister un de Kraih sin Kammerdener was. So klagden disse armen Bedraengten sick ehr Weh un Leed; aewerst Koening Waldminsch leet sick dat nich anfechten. He wull nun dat Koenigrik recht vullut bruken un sick in vuller Pracht wisen; un wiel he unrustig was un praechtig un inbildsch, as alle Apen suent, so hedd ook nuems im ganzen Rike de Ruh. Sinen Hoff helt he mit aewergroter Hoffardigkeit un Herrlichkeit, un alle smucken un blanken Deerde un de huebsche Felle un bunte Feddern hadden, muessten juemmer bi em sin un uem en springen un danzen, spelen un singen un en mit allerhand Spill un Kortzwiel ergoetzen un em wat voerhaselieren; denn so wat maegen de Apen voer ehr Lewen gern. Un so voerwandelde he denn de nuedlichsten un smucksten Deerde in Spelers un Pipers un bude sick de kostbarsten Hueser un Slotte ut Gold un Suelwer un Rubinen un Demanten, un alle sine Unnerdhanen muessten darto frohnen un roboten. Und he hedd un helt eene gruwelige Menge van Hanswursten un Seildaenzern, Musikanten, Narrendokters un Komoediganten un desgliks Volk, un spelde suelwst mit in der Komoedie, un sung un danzte ook voer allen Lueden mit der Koenigliche Kron up dem Kopp up Jahrmarkten un in groten Boden, datt et eene Schand was. Un all sine Minister un Rathsherren kleedden sick apisch in bunten Roecken, de van swerem Golde un Suelwer tor Erde sleepten; un ook sinen Drabanten un Soldaten dheed he de buntesten un praechtigsten Kleeder an und gaff en jeden Mand nuee un schoenere Mundering. Un sin praechtiges Apinnenhus, dat he sick buwen leet--o du Herr Jemine! wat dat foer eene Duewelspracht was! Een Hus van purem lichten Golde un de Finstern ut Demant un Edelsteen. Da ging dat lustiger un arger her, as in Koening Salomonis Tiden. He helt sick nich weiniger as teindusend Wiwer un Matrazzen. Dat kostede ju erst Geld. Ji wett woll, wo staatsch un pagellursch dat Wiw van Natur is, wenn man em den Taegel scheten lett un wo gern et sick mit sinem bunten Swanz an de Suenn dreiht, un vullends desgliken Wiwer. De pudelsche Fruendschaft hedd et woll slimm makt un alle, de sick der Tid to den Hunden rekenden; aewerst de Apen un de Apenfruende un Apenvoerwandten makten et dusentmal slimmer; un was in dem ganzen Lande nicks as Ueppigkeit, Feegheit, Hinnerlist, Uplurerei, Anklatscherei, Achterklappen un mannigerlei Wirrwarr un Unglueck. Denn darin weren de Apen utgeleert, datt se verstunden de besten Fruende mankanner to verhetzen un to den giftigsten Fiende to maken; un se lachten int Fuestken, wenn de, de ehre Herrschaft hedden stoerten un ehre Macht ringen kunnt, eenanner de Haelse terbroken. Un hier sach man, wat man to dissen Dagen nich huert hedd, datt de Loewen Kammerdener un Loeper sin muessten un datt se den Apen, de en de Foet up den Nacken setteden, zitternd un krupend de Tatzen leckten, un datt de maechtigen Elefanten Holt un Water dregen un de Tiger as Heiducken an den Doeren stahn muessten. So slug un listig was Koening Ap in sinen Kuensten. Un da all dat Volk sehr geplagt un elendig was un dat Land de grausame Ueppigkeit un Geldverspillung un den snoeden Aewermod der Apen nich laenger voerdregen kunn, so voerswuren se sick woll oft un stunden up gegen den Koening; aewerst he was en to klok mit den Sinigen, un Loewen un Panther missten den Kopp und Wuelwe un Voesse wurden as Verraeder un Koenigsmoerder an den Galgen haengt, un de armen Hunde wurden veelnah utgerottet, un dem olden Koening Gapus goeten se een paar Kellen gloeeig Blei in de Kehl, datt he jaemmerlich sturf; denn veele hadden sick ehr Verlangen nah em marken laten. Doch dat Sprickwurt seggt: de Krog geit so lang to Water, bet he breckt, un dat schull Koening Waldminsch ook erfahren. Denn toletzt is't eenem Baaren gelungen--de was de Obersthofmeister aewer des Koenings Wiwer un aewer sin Jumfernhus--de hett en im Lager des Nachts aewerfallen un terreten un alle Unnerdhanen suent van allen Enden un Ecken her tosamlopen mit hellen Hupen un hebben nu alle Apen doodslagen, as man unvernoenftig Veeh doodsleit. Un se muessten nu wedder eenen Koening hebben, un se suennen lang hen un her, wiel se voer jedem Koening eenen Gruwel hedden, de scharpe Taenen wisen kunn; un so hebben to goder Letzt de Deerde dat Aewerspitt gewunnen, de Gras freten, un hebben sick eenen Koening halt ut eenem sachtmoedigen Stamm, ut dem Geslecht der Buecke; denn se bildeden sick in, unner em wuerden se gode Dage hebben. Un so hett et sick begewen, datt de Zeegenbuck Koening worden is, un se hebben an sinem Koeningsdage sungen, as't im olden Leede klingt: Juchhe! Juchhe! de Loew is dood, De Hund un Ap de suent bi Gott-- Nu meistert uns de Zeegenbuck, He dreggt den bunten Koeningsrock, He dreggt de gueldne Koeningskron. Juch! Zickelbuck un Sniders Sohn! Juch! Koening mit dem langen Bart! Juch! Zickelbuck un Sniders Art! Aewerst o du Herre Je! an dat Zeegenregiment warden se denken, solang de Welt steit. He hett den Esel to sinem Kanzler un den Rambuck to sinem Feldmarschall makt, un an sinem Hawe was't eene recht tuerksche Wirthschaft, ja veel arger as bi Tuerken un Heiden. Un sin Wiwerregiment man kann't unmoeglich voer Christenminschen voertellen. Dat was dusentmal mehr as Koening Salomo, as he van Gott affallen was un as 't de grote Soldan, de olde Stambull in Konstantinopel, bedrivt. Ick segg ju man so veel, datt dem Koening Zickelbuck dat Wiwerhus van dem Apen veel to kleen was. Un wiel tor Tid van Koening Waldminsch de meisten Loewen un de annern vernehmen Geslechter doer Bil un Galgen un in Kriegen un Upruhren uemkamen weren, so is nuems west, de't hett wehren kuennt, un dat zeegenbuckische un eselsche Regiment hett woll een foeftig Jahr durt, un wo hett dat Land utsehn? o du min Je! grad as wenn de Durnbusch Abimelech Koening west were. Denn disse hebben de Wirthschaft nah ehrer Wise bedrewen. Da hett man keene Boeme mehr sehn mit Appeln un Beeren, keene groene Wischen, keen Weiten- un Roggen-Feld. Se hebben regiert, as wenn de leewe Herrgott im Himmel dem Boesen de vulle Macht gewen hedd, den ganzen heelen Fluch uttoseien, den de Herr in sinem Grimm spraken hedd, as he Adam un Eva ut dem Garden Eden jagde. Nicks as Distel un Durn in dem ganzen widen Rike vom Koening Zeegenbuck; denn de Esel wull Disteln freten un dem Koening smeckten de bittern Blaeder van den Durnbueschen am soetesten. Wat anners hett de sachtmoedige Buck nuems to Leeden dhan, as datt dat Land van Durn un Disteln woist worden is. As nu de Koening Zeegenbuck toletzt im hogen Older verscheden was, da hett et dem Volke der Deerde duecht, se hebben et nu mit dem Koeningswessel noog voersoecht, un suent wedder tom Loewen torueggkamen un hebben eenem jungen Loewenprinzen van den Weinigen, de noch aewrig blewen weren, de Kron up dat Hoevt sett't. Un de hett regiert streng un bequem glik sinen Voerfaehren. Un de Herrschaft mag woll streng un hart wesen muetten; denn de sanftmoedigen Herren kann de slimme Welt nich dregen, un de Luetten un Ringen muetten nu een un alle Mal Haar laten. So voertellde de redselige Jochen Eigen, un se horkten all to, bet de Voermeiher sine Saisse nam un wedder in den Weiten haude. Da dheden se, wat se muessten, un Loewen, Pudel, Buecke, Apen un Esel un alle hoge un koenigliche Gedanken un Geschichten floegen weg. De Prester un de Duewel Starkow hett juemmer deege Presters hett, de as unser Pastor Scheer den Minschen woll an't Hart to kamen un den Duewel, wenn he sick nich gar to sehr inwoertelt hett, uttodriwen voerstunden. Un wet de Herr, wo dat herkuemmt? In olden Tiden, as de Heiden hier utdrewen un Gotts Wurt un dat bloodige Kruetz predigt wurden, was disse Gegend hier uem Starkow Redbass un Loebnitz nicks as Holt, Heid un Morast, wo hier un dar een Mann in sinem Huesken wahnde. Da kam ook een Pastor un de nuee Kark schull buwt warden; aewerst der Luede was wenig un dat Weinige ook noch arm. De Pastor is een sehr gottsfuerchtig Mann west un klok dabi un hett veel hen un her sunnen, up wat Wis he Gotts Wark vollbringen un sinem hilligen Wurt eene Stad bereiden kuenn. Un da is em de Duewel infollen, de olde Schalk un Seelenfaenger, de sick oft bi em infund, wenn he sine stille Bedstund in sinem Kamerken helt. Denn he kennde en woll, wenn he sick as eene swarte Fleg up sine Bibel settede un darup heruemwipperde. Denn de Stank blef nah, wenn de Fleg wegflog. Un de kloke Herr hett den Duewel mit List dran kregen un bedragen, un Satan hett sweeten muesst, datt em de hoellschen Druppen aewer de Naes lepen. Un in drei Dagen hett de Kark fix und fardig da stahn, as de Herr se noch sueht, un is eene van den oeldesten in Pamerland, un ehr Baumeister hett se nich mit inwihen helpen doerft. Aewerst dat muett man em laten, so slimm de olde Fiend is, he hett eene grote Daegd, un dat is de Daegd der Geduld un Arbeitsamkeit, datt he sick nicks voerdreten lett, wat to sinem Geschaeft huert--un datt kuenn een Christenminsch sick ook woll van dem Doiwel leeren laten. Wo sehr de kloke Prester en ook vexirrt un narrt hedd, he makte een fruendlich Gesicht dato, un kam juemmer wedder un frog sinen Kunden, ob he em noch nich in wat denen kuenn un ob he nich noch eene kleene Arbeit foer en hedd. De Prester oewerst fuerchte sick voer dem Schelm, datt he en doch beluren muegte, un wull nicks mehr mit em to dhon hebben. Nu was da een Doerp, dat nah Starkow in de Kark ging; dat lag achter dem Holt heel nah, un de Pastor muesst oft dahinriden. Aewerst so nah dat Doerp ook lag, was't wegen Unwegsamkeit doch een Dreiviertelwegs. Denn he muesst eenen wieden Weg maken aewer Oldenhagen un uem den groten Wald heruem, wiel in dem Holt een deeper Morast was, wo man alleen im Sommer aewer kunn. Da foell dem Pastor eenes Dages in, ob he sinen Werkmeister nich wedder bruken un dran kriegen schull. Un as de Duewel eenmal wedderkam, slot he den Handel af mit em un besprack sick mit dem Boesen: He schull em in drei Dagen den Weg doer't Holt un eenen Damm aewer den Morast maken, un he wulle mit Lif und Seel sin wesen, wenn he en betrappelde, datt he man eenen Strohhalm breet ut sinem Voerbeet ging. De Prester satt awerst in sinem Garden unner eenem Boom un las de Predigt aewer, de he den naechsten Suenndag holden wull; un sin Swur was: "Duewel, wenn du in drei Dagen den Weg un Damm doer dat Holt to der Horst fardigkrigst, so schast du mine Seel nehmen, wo du se findst, wenn ick nich mehr up dissen minen Voerbeet stah." Un de Duewel schmunzelde in sinem Sinn un dachte: Den Vagel hest du fangen; denn wo will de dumme Prester dat woll anfangen, datt ick'n nich mal uter sinem Voerbeet treffen schall? Dat Lewen is lang un de Gedanken suent kort un ehr Beten van Faden ritt licht af. Un he ging lustig weg un makte sick an de Arbeit, haude Eeken af un makte Brueggen un slepte Steene un karde Sand, un ehr drei Dag uem weren, stund de grade Weg da un lag de schoene Damm fardig, so schoen un glatt, datt een Koennig mit Lust draewerfahren kunn. Un he kam to dem Prester un sede: "De Weg un de Damm suent makt." Un he lurde em nu up, wo he en faten un begigeln kuenn. Un kum vergingen een paar Dag, so nam de Prester sinen Stock in de Hand un ging den Weg nah Redbas herut, sick sine Brewe un Zeitungen van der Post to halen. Un as he kum an de Bruegg kamen was, wo de Sched is tueschen de Redbasser un Starkower Feldmark, wipps, hast du mir nicht gesehn, was de olde Grising da in sinem roden scharlaken Tressenrock un mit sinem Hahnenfoot, wippelde as een Hester uem dat kranke Kueken, uem den Prester heruem, un stellde sick achter em up den Weg, datt he em nich wedder toruegg lopen kuenn. Un he gruesste en up sine doewelsche Wise gar fruendlich un reep: "Willkamen, Presting! Nu muesst du mal mit mi kamen un tosehn, wo't sick in der Hoell lewt un ob du se denen Buren richtig utleggt hest. Wo steiht et? Hest du din Fell brav insmeert, datt et in der Hitt nich springt?" Un as de Duewel disse spoetsche Red dhan hedd, makte he sick an den Prester un wull en packen; aewerst he kunn nich! Denn em kam een Gruwel un Grusen an, as wenn he mit sinen Klauen in kold Is tastet hedd. Un de Prester lachte mit grotem Vergnoegen, blos em ut siner Pip den Tabaksrook in de Naes un sede: "Holt, Duewel! da is noch een Sticken voer, datt du nich herin kannst. Markst du, datt ick up minen Voerbeet stah? Un damit du Schlangenschelm et begrippst un in dinen Duewelsknaken zitterst un baewerst, so kumm her un seh!" Un de Prester tog eenen Staewel ut un wieste dem Duewel, datt he drei, vier Blaeder ut dem Evangelienbook in sine Socken inneiht hedd. Un de hedd he ook in sinen Staeweln hett, as he im Garden den Eid swur un sinen Handel aewer den Weg doer't Holt afslot. Un de rode Duewel wurd voer Grimm blass un bleek as de Kalk an der Wand un schaemde sick un voerzagde an dem Prester, un neihde ut, as wenn em Fuer unner den Salen brennde, un hett sick sin Leder nich mehr bi em sehn laten. Un de Prester hett as een gottselig Mann lewt, un is so storwen, un de Kark steiht bet dissen huetigen Dag, un de Damm liggt noch un fuehrt den Namen sines Baumeisters, het de Duewelsdamm; aewerst nahgrad wer't woll noedig, datt man den Duewel eenmal wedder dran krege tom Utbetern; denn he hett voerdammt veele Loecher. Un wenn man ditt so bedenkt un de olden Geschichten huert, so mag man sick woll wundern, datt de Presters nu tor Tiden so weinig kaenen un den Duewel nich mehr am Strick hebben. Se segen, de olde Herr van der Finsternis un Duesternis is dood un lewt nich mehr, aewerst se kaenen't nich bewiesen un ick gloewt nich; denn he reckt sine Tatzen noch oft nog hervoer. Un wahrhaftig leider Gotts! an dem Duewel fehlt et nich, man de rechte Glow fehlt un de rechte Leewe, de rechte fuerige himmlische Leewe, de de ganze vullgeproppte gloenige Hoell un alle Millionen Duewels mit eenanner utbrennen un in Asch voerwandeln kann. Un daruem voerseggt en dat Hart, et mit em uptonehmen. De Olden voerstunden't beter un wuessten den Spruch mit der Dhad uttoleggen: West klok as de Slangen un eenfoldig as de Duwen. To der Tid, as de Duewel Karken und Kloester buwen muesst, gaff't gottskloke Luede; nu aewerst suent se duewelsklok un negenklok un aewer all der Klokheit is de Voernunft dumm worden, wo se de goden un slimmen Geister mit eenem Blick underscheiden un den Engels und Duewels in Christo begripen un den Lueden utdueden kunnen. Se soeken den leewen Gott in der Welt, wo he is un ook nich is, un nich in der Bibel, wo en jeder finden kann, dem Negenklokheit de Oogen nich voerglastert hett. Weer he so saeker un wiss up der Landstrat to finden, so were de leewe Heiland jo uemsues vam Himmel herunnerkamen, sin duerbares Blood am Kruetz foer uns to voergeten. De Raw de Ringdeef. Da was eenmal een Grewe, de was sehr rik un grot un hedd een praechtig Slott un schoene Haewe un Doerper; dat edelste un herrlichste Klenod aewerst, dat he hedd, was sine Grewin, dat schoenste Wif, dat up der Erde lewde. Un de Grewe hoell se leewer as sin Lewen un as alle sine annern Schaetz un Herrlichkeiten. Mannig schoen Jahr hedden se in Lust un Froid mit eenanner lewt, da kam een Krieg up un de Grewe muesste furt un in wider Froemde truren. Un as he afreisen schull, was he sehr bedroewt, un ehr he sin Perd besteg, uemhalsde he sine Grewin noch eenmal unner dausend Thranen un nam eenen gueldnen Ring van dem Finger un stack en an ehren Finger, un sede dabi: An dissem Ring will ick marken, ob du miner noch gedenkst, un daruem voerwahr en ja recht woll. Un mit dissen Wurden swung he sick in den Sadel, un flugs ut dem Dur herut. Mannig Jahr voerging un de Grewe kam nich wedder, un de Grewin dachte, he were in der Fremde dood blewen, un se betrurde en as eenen Dooden. Aewerst se sach daruem nich nah den Lebendigen hen, man se graemde sick juemmerfurt uem ehren Herrn un was em tru as Gold. Veele rike un voernehme Friers kemen un wurben uem de schoene Fru, aewerst se wull se gar nich sehn, un sede: Lewt min Herr nich mehr, de de schoenste un leewste Mann up Erden was, wat schull ick mit eenem annern anfangen? un ick will eene Wittfru bliwen un truren, bet Gott mi im seligen Paradiese mit minem Leewsten un Besten wedder tosam bringt. Un nu huert, wat sick begaff. Eenen schoenen Sommermorgen stund de Grewin voer der Doer--se was in dem Garden west un hedd Blomen plantet--da blos de Trumpeter lud in't Horn, un se huerde van dem Dur her de Grewe! de Grewe! schallen un ropen. Se leep flink de Trepp up sick to waschen, denn ehre Finger weren vull Erd un Smutz van dem Blomenplanten. Un as se sick wusch, lede se den Ring up dat apne Finster, un een Raw kam flegen un nam den Ring weg; un as sen an den Finger steken wull, fund se en nich; un se was sehr voerwundert un bestoert't, wo doch de Ring blewen were. Un in dem Oogenblick trat de Grewe in ehre Stuw un flog ehr uem den Hals un trutede un kuesste se sehr. Awerst de arme Grewin kunn nich recht herzen un kuessen van wegen des Ringes un sach verstuert un bleek ut. Un de Grewe voerwunderte sick aewer ehren kolden voerlegnen Empfang, un sede: wo is't mit di bestellt, mine schoene Grewin? un hest du den Ring noch, den ick di bi'm Afsched gaff as een Teken un as eenen Voermahner to Tru un Leew! Un de geswinde Frag makte de arme Fru noch bleeker un voerstuerder, datt se hedd in de Erd sinken muegt, un in ehrer Beklemmniss kunn se keen Starwenswurt verbringen. Dat slog dem Grewen in't Hart un he slog sick de Hand voer de Stiern un reep: O Gott im Himmel! hier steiht et nuemmer, as et wesen schull--waruem buen ick nich im Heidenlande as een ehrlicher Riddersmann fallen un begrawen? Dat ick ditt noch erlewen muesst? Un nu, Fru, wies mi glik den Ring! Un de arme Fru bekennde voer em, as't wahr was, un sede: O du ewiger barmhartiger Gott! wat hew ick doch voerbraken, datt ick in disse entsetzliche Noth geraden buen? O min leewe Herr un Gemal, west nich so ungeduldig un huert mi un gloewt mi, datt ick juw ehrlich un tru Wif buen un keenen annern Gedanken in minem Harten hegt hew, as ju un juwe Leewe. Awerst wo is't mi gahn un wo geiht et mi? As ick den Trumpeter up der Wart blasen huerde un juwen Namen van dem Dur her klingen, stund ick voer der Doer un kam aewen ut dem Garden, wo ick Blomen plantet hew; un ick hedd swarte Haend un slichte Gardenschoh an un dachte: So schast du voer dinem Herrn nich erschienen. Un so sprung ick strax de Trepp herup un wusch mi de Haend un lede dabi den Ring in dat apne Finster. Un as ick'n wedder anstecken wull, was he weg; un ick kann nich begripen, wat dat is un ob noch Toewerer un Hexen lewen, de mi arme Fru in't Unglueck bringen willen. So is't schehn, un Gott im Himmel weet, datt ick de unschuldige Wahrheit segge, un desuelwige Gott im Himmel voerhoede, datt mi de groetste Froid nich een grotes Leid ward! Awerst de Grewe, as he dat voernahmen, ergrimmde in sinem Sinn un sine Oogen voerdunkelden sick, un he stoedde de arme Grewin van sick as eene Laegnerin un untruwe Bedregerin, de ehre Untreu un Falschheit mit schoenen Wurden un Thranen bemanteln un vertuschen wull. Un daruem let he se gripen un in eenem olden Thorm in een deep Loch versenken, un voerklagde se as eene Buhlerin un Ehbrekerin. Un sin Grimm wurd van Dage to Dage arger, un he leet eenen Galgen buwen, da schull de falsche Grewin dran haengen. Un wat de arme Fru em ook toswur un bat un wat verstaendige Luede ook seggen un bidden muegten, he let sick nich ruetteln noch roegen van sinem harden Sinn. Un as de Grewin nu tom Hochgericht herutfuehrt wurd mit grotem Geleide un de Grewe mit veelen groten Herren dabi stund, un se de Galgenledder upstiegen muesste, da slog dat arme Wif noch eenmal de Haend tosam un schreide, datt alle huerden: Du groter Gott im Himmel! erbarme di miner letzten Bede un lat mine witte Unschuld nich so jaemmerlich am Galgen voerdarwen! Un in dem tog de Scharprichter ehr de Ledder unner den Foeten weg, un se haengde un voersched. Un de Luede rund uemher weenden un bededen barmhartiglich un alle Armen ut drei vier Kaspels in der Runde uem dat Slott huelden un wehklagden lude; denn se was eene rechte fruendliche Armenmoder west. Veele aewerst jammerden ook, datt een so schoenes Wif in jungen Jahren up disse schaendliche Wise hedd starwen muesst. Un sueh! as se keen Lewensteken mehr van sick gaff un dat Geleide un de harde Grewe sick anschickten wegtogahn, kam een swarter Rawe flegen, un sette sick up den Galgen dicht bi ehr un reep Kork! Kork! datt allen Lueden een Schrecken un Voerstaunen ankam. Aewerst wo voerfierden un voerschreckten se sick, as de Raw eenen gueldnen Ring ut dem Snawel an de Erd fallen let. Aewerst am meisten voerschrack sick de Grewe, as em de Ring in de Hand kam, un stund da un baewerde, as hedd en Gotts Dunner slagen. Un so stund he lang as een Voerdunnerter un Farw un Sprak voerleten en. Toletzt reep he: De Ring! de Ring! de unglueckselige Ring! un don tog he sin blankes Swert ut der Schede un foell darin, datt sin rodes Blod tom Haewen herup spritzte. Un se nehmen de Fru van dem Galgen un nehmen den dooden Mann un growen een grotes deepes Graf, da leden se beide still herin ahn Prester un Koester un Sang un Klang. Denn wo Gott een to gewaltig Wurt spreckt, da voergeiht dem Minschen dat Singen un Klingen woll. De Wewer un de Steen De Herr hett woll dat steenerne Kruetz sehn, dat am Wege steiht, wo man van der Loebnitzer Maehl nach Redbas geiht. Da lag voer dissem een Steen, de was in twee Stuecken tersprungen. Den hebben se wegnahmen, as de Fuerst Hessenstein de praechtige Redbasser Bruegg buwen let; un dat is schad, denn de Steen hedd wat in sick, un't was eene Geschicht mit em, woran sick Mennigeen spegeln un wobi jeder Wandersmann, de voerbiging, sine goden Gedanken hebben kun; un he was recht een Wahrnagel foer de Deewe un foer alle falschen Nachtslikers. Nu he aewerst weg is, ward et woll to swind voergaeten sin, un wer weet, wo lang dat Kruetz noch steiht, denn nu is de Tid da, wo se alles umkehren un dat Olde voerachten. Voer langen langen Tiden, lang voer Minschengedenken, wahnde in Redebas een Wewer, dat was een groter Schelm. He wewerde aewerst nich veel--denn sin Wewstohl stund juemmer still--aewerst he grep to eener Kunst, wodoer man een lustig Lewen holden un swind rik warden kann; un de Duewel hedd to sinem Gespinst den Inslag makt, un nu mag de arme Stacker tosehn, wo he dat Netz utrawweln will, dat he sick suelwst wewt hett. Des Nachts, wenn de ehrlichen Luede slapen, was min Wewer juemmer flink mit sinen Gesellen up den Beenen, un fette Swin un Goes, de de Bur den annern Morgen tohauen wull, un Schinken un Mettwurst un mennig swarer Immenrump un blanker Schepel Weiten kam int Hus, un nuems wusste, up wat foer eenem Wege. Dat aewerst wuessten alle Luede im Doerp, datt de Wewer ful was as de Oss uem Wihnachten un datt he fedder lewde as de Schult un Voerwalter. Un se munkelden woll unner sick, he were een Deef un Roewer un stuend' ook mit dem olden Draken im Voerbund, de em alles todroege; aewerst bewiesen kunn em't keener. Nu begaff sick't eenes Dages, datt unser Meister Urian mit sinem Gesellen dem Loebnitzer Moeller eene Nacht in de Maehl brok, un datt jeder sinen Sack Weiten furtdrog. Glik drup kam de Moeller mit sinem Burschen, un se funden de Maehl apen un den Weiten weg un lepen up den Wegen herut, ob se nuems gewahr warden kuennen. Un se kemen ook up den Redbasser Weg un packten unsern Wewer, de mit sinem Weiten up eenem groten Steen satt; de Gesell aewerst was wiet voerut. De Moeller un de Maehlenbursch nehmen nu unsern Wewer tueschen sich un pruegelden en deeg af, un darup muesst he sinen Weiten wedder upsacken un mit gewaltigem Pusten un Staenen nah Loebnitz bet an dat Moellerhus dregen. Da hoelden se en fest, denn se meenden ganz saeker; datt he de Weitendeef were. Un den annern Voermiddag was groter Gerichtsdag to Loebnitz. Un de Wewer hoelt sick stif und loegnede alles, un lede sware Klag up den Moeller un den Maehlenburschen, datt se en as eenen Deef festholden, up der Landstrat slagen un em sinen egnen Weiten afnahmen hedden. "Denn"--schreide he--"ditt is min Sack (he hedd aewerst sinen egnen Sack mit sinem Namenteken mitnahmen un den Weiten darin schueddet) un de Weiten darin is min Weiten, den ick mi gistern Awend van dem Buren to Holthof koefft hew. Un wenn ji't nich gloewen willt, so schickt hen un latet den Buren halen un fragen, un wenn he seggt, datt ick den Weiten van em nich koefft hew, will ick nu un ewig een Schelm heten." Un se schickten nah'm Holthof, un de Bur sede ut, as de Wewer beduert hedd; denn he stack ook mit drin un was een Afflegger un Deewshehler. Un nu wuesste de Richter keenen annern Rat, he hoelt den Wewer woll foer eenen Deef, aewerst he kunn em't nich up't Lif seggen, un daruem muesst he en tom Swur laten. Un he nam den Moeller un den Maehlenburschen un den Waewer, un se gingen mit eenanner to dem Steen un dem Kruetz up der Heid am Wege, wo de Moeller en packt hedd, un da voermahnde he den Wewer noch eenmal, Gott de Ehre to laten, wenn he suendigt hedd, un leewer sine Suend to bekennen un de Straf to liden, as eenen falschen Eid to dhon un ewig in der Hoell to braden. "Denn"--sede he un sach den Schelm dabi sehr ernsthaftig an--"disse Steen wat woll tuegen gegen di, wenn du falsch swerst, un disse Durnbuesche warden de Koepp aewer di tohop stecken un Weh und Zeter aewer di schreien." De Wewer aewerst let sick nicks anfechten, he makte sin Hart fast un verschot keene Min un schwur frisch weg, datt he unschuldig were an des Moellers Doer un Weiten, un sprack mit frecher luder Stimm: "Lat dissen Steen in Stuecken springen, un wenn et een muntlos Kindeken weet, datt ick de Deef buen, lat et oogenblicklich dat Wurt gewinnen." Un da gingen se van dem Steen weder nach Loebnitz toruegg, un de Spruch was: De Moeller un de Maehlenbursch muessten dem Wewer Afbidde dhon un foer den Schimp un de Slaege hundertfoeftig Daler betalen und alle Kosten stahn. Dat hedden se noch to ehrem Schaden; de Wewer aewerst strek dat Geld in un lachte in sin Fuestken, nam sinen Weitensack up den Puckel un plegde sick eenen goden Dag van dem Roof un van dem gluecklichen Geldfang. Nu was't to spad em totoropen: "Holl up! Holl up!" he was to dicht van den Doiwelsstricken bestrickt, un kunn nich mehr herut; sin Wagen was loslaten, un lep stoertlings bargaf. He dref dat lichte Handwark noch een paar Jahr un wurd een Perddeef un Stratroewer un Moerder un strek an Galgen un Strick oft hart voerbi. Toletzt aewerst wurde he in Rostock fast mit mehrern siner Gesellen, un da kam et ut, datt he voer drei Jahren in Kenz een Hus anstaken hedd, worin eene olde Frau un drei Kinder voerbrennt weren. De arme Suender wurd nu utlewert nah Redebas, wo he to Hus was, un sin Urtel wurd spraken: He schull an dem Pal voerbrennt warden. As he hier satt, dachten se in Loebnitz un Redbas wedder an den Weitensack un wo he sick an dem Steen up der Heid losswaren hedd. Un de Koenigliche Amtmann un de Schult leten dat Holt, worup he verbrennen schull, dahenfuehren un richteden em an dem Steen sinen letzten fuerigen Stol up. Un da hett sick begewen, as he in der heeten Qual satt un sinen letzten Lewensschrei van sick gaf, datt et unner dem brennenden Holte klungen hett, as wenn een Kind weent. Un alle Minschen, de dabistunden, hebben sick voerwundert un voerfiert aewer de Kinderstimm, un een old Wif hett seggt: "Da hett mal eene Mordhand een Kind in de Erd scharrt, un dat ruehrt sick nu in siner Gruft." Aewerst de Maehlenbursch van voermals, de nu Moeller in Karnin was un dabistund, reep ganz lude, datt alle Lued et huerden: "Ne! keene arme Suendersche hett ehr Kind da in de Erd voergraben, da hett de Schelm up dat Evangelienbook sin falsch Wurt ingraben, un dat muett, damit de Wahrheit an den Dag kuemmt, unner der Erd herutschreien: 'Wewer, du hest Gott belagen.' Un nu will'n wi sehn, wo't mit dem Steen utsueht." Un de Moeller voertellde de ganze Geschicht van dem Weitensack un wat de Richter bi dem Steen seggt hed un wo sehr he den Wewer up sine ewige Seligkeit voermahnt hedd, un up wat Wise un mit wat foer Wurden de Wewer sick darup voerswaren hedd. Un de Luede voerstaunden sick un keener kunn een Wurt spreken voer Schrecken. Un as de arme Suender voerbrennt was un nicks as Asch un Knaken aewrig weren, da trat de Moeller to dem Steen un rakte mit dem Stock de Asch weg van dem Steen, un sueh! de Steen was terborsten un in twee Stuecken zersprungen. Un alle Luede seden: "Seht! dat is Gotts Finger", un gingen in Furcht un Zittern to Hus. Aewerst ob van allen den, de dabistunden, ook nich eener mal stahlen hett, dafoer will ick nich godstahn; denn so ward et woll in disser Welt bliwen, so lang se steiht. De krassende Hahn. Een Foerster, de im Holt wahnde, hedd twee Saehns, eenen van twelw den annern van viertein Jahren. Nu geschach et eenmal, datt he mit siner Frau utfuhr, un de beiden Jungs blewen alleen to Hus. Sick de Langewil toe voerdriwen gingen se in ehres Vaders Stuw, nehmen sick jeder een Gewehr, loeden se, un gingen in den Garden Sparlinge to scheten. Se fuenden aewerst keene Vaegel. As se nu wedder ut dem Garden herut gahn wullen, spelden se mit den Flinten, as unfrode Jungs dhon, un leden up eenanner an, as wenn se scheten wullen. Un as dat Sprickwurt seggt: _Wenn de Minsch voerbaden Spill makt, gift de Duewel uemsuenst de Musik dato_--dem oeldsten Jungen ging dat Gewehr los un sin Broder stoertete dal as een Sperling, un was muschdood un mickte nich. In der Angst voer sinem Vader leep de Jung hen, nam eenen Spaden, un grof sinen Broder in de Erd, wo he fallen was. Un as he dabi was, flog een roder Hahn up den Tun, slog de Fluechten tosam un kraihde mit luder Stimm. Un de Jung sede to em: Hahn, du swiggst. Un he nam ook de beiden Flinten un haengde se wedder an ehre Stell. Un as den Awend Vader un Moder to Hus kemen un fragden, wo sin Broder were, antwurte he as Kain: Wat weet ick, wo he is? He leep int Holz, glik as ji weg wert, un he is woll sinem Dohnenstieg nahgan un ward jo woll noch kamen. Un dat wurd spad, un de Jung kam nich un kunn nich kamen, un de Oeldern wurden sehr unruhig un trurig. Aewerst de Doodscheter let sick nicks marken un dheede, as wenn he van nicks wuesste. Un se schickten ut in den ganzen groten Forst un lepen suelwst uem up allen Wegen un doer alle Dohnenstiege un spoerden uem in allen Doerpern uemher, wo he hen to gahn plegde to den Nawers, un keen Minsch kunnt en wat van dem Jungen voertellen. Un toletzt gloewden se, he were in een Water fallen un voerunglueckt edder een Wulf edder anner Undeerd hedd en terreten. Awerst de Hahn lewde noch, de den Dooden begraben sehn und den Grafgesang dato kreiht hedd. Un hier sach man recht, datt ook de dummen un unvoernuenftigen Deerde aewer Doodslag un aewer voergaten Minschenblood Lut un Teken van sick gewen muetten, wenn't Gotts Will is, datt et an den Dag kamen schalt. Keen Dag voerging, datt de rode Hahn nicht twee- dree-mal henging, aewer den Gardentun flog un sick henstellde, wo de erschatene Jung voerscharrt lag, un dabi kraihde, as wull he seggen: Hier liggt, wat ji soekt, kamt her, halt et herut. Aewerst keen Minsch hedd Acht darup gewen, wiel den Sommer da Kartueffeln stunden, wobi nuems wat to dhon hedd. Awerst as de Erdtueffeln herut nahmen weren, ging de Foersterfru hen un seiede Blomensaat up der Stell, un as se sach, datt de Hahn dat bekrassede, jog se en weg. Un as he den tweeten un druedden Dag juemmer wedder kam un't nich beter makte, nam se den Hahn un spunde en in, un let en erst den soesten Dag wedder ut, as dat Saat all heel groen upgahn was, un meende, nu wuerd he ehr de Blomen woll tofreden laten. Awerst kum hedd se den Rueggen wendt, so wurd se ut dem Finster gewahr, datt de Hahn all wedder da was un ut sinen besten Kraeften un Kuensten krassede un kraihde. Un se leep hen un reep ehre Magd un den Jaegerburschen, datt se ehr den Hahn gripen huelpen; denn se was utermaaten boes un wull em den Hals uemdreihen, wenn se en kriegen kuenn. De Hahn aewerst was keen Narr un leet sick nich gripen. Un as se sick all ut dem Athem lopen hedden uem den Hahn un he to Busch flagen was, kam de Mann van der Jagd, un de Fru voertellde em, wo't ehr mit dem Hahn ging, un sede dabi: Were ick aewergloewsch, ick kunn mi inbilden, datt da wat Soetes unner der Erd liggt un een Schatz foer uns voergrawen is; denn de Duewel weet, wat de Hahn da sues to dhon hett un juemmer mit den Fluechten waifelt un kraiht, as wenn he sinen ganzen Frauenstall to sick locken wull. Un se sproeken daraewer, un de Mann sede: Will tom Spass mal tosehn; da mag woll eene seltsame Woertel sin edder so wat, datt man in der Wirthschaft bruken kann; denn dat is eenmal wiss, ehre Witterung hebben de Deerde, un de Vaegel hebben de allerfinste Naes, dat muett ick as Jaeger weeten, un de is nich to verachten. Un he nam Hack un Spaden, un grof, un grof sick de bitterste Thranenwoertel ut der Erd, datt he voer Jammer hedd voergahn muegt. Un as se de Lik utstellden un up eenen Karkhoff in hillige Erd leggen wullen, kunn de arme Broder et nich laenger utholden un voerswigen un voertellde: wo et sick im Spelen so trurig begewen hedd. Un he erinnerde sick ook an den roden Hahn, datt he up dem Tun satt un kraihde, un datt he to em spraken hedd: _Hahn, du swigst._ De witte Fru to Loebnitz In Loebnitz ging de Red, datt eene witte Fru bi nachtslapender Tid rundging. Ehr Gang was van der Bleke aewer dat Steg, dat achter dem Backhuse up der Beek liggt, doerch dat Backhus uem den Schaapstall un uem de grote Schuen, un denn gar langsam doer den Boomgarden un Blomengarden, wo se oft still stund un sick bueckte, as wenn se Aeppel upsammelde edder Blomen plueckte. Van da ging se toletzt in dat Hus, wo se uem Klock een meist ut dem Keller unner der Trepp herupsteeg mit eenem Licht in der Hand, waran blage Fuenkschen stoeweden un dat hell upgnisterde. So is se oft sehn uem de Gespensterstund; un ook mine selige Moder sede, se hedd se mal schemern sehn. Se plag juemmer an der Trepp stilltostahn un sick wunnerlich uemtokiken ook woll de Husdoer to befoehlen, ob se slaten were; denn ging se langsam un potentatisch de Trepp herup un steg to Baenen unner de Oken to den Katten un loeschte ehr Licht ut. Dat is enmal wiss, keen Minsch ging to der Tid gern up de Dele un up de Trepp; un dat was dat Besuennlichste, datt keen Hund da je to liggen edder to rasten plegde. Un oft is't schehn, datt Maege, de de Trepp mit Licht herupgingen edder des Nachts da wat to bestellen hedden, ploetzlich as foer dood henstoerteden un denn elendig krank wurden; un de hebben voertellt, de witte Fru wer en mit dem blagen gnistrigen Licht in den Weg treden un hedd se anpust't. Van disser witten Fru voertellde Johann Geese eenmal: "Mit der witten Fru, de to gewissen Tiden, am meisten im Harwst un Winter to Loebnitz uemgeiht, schall man sick woll in acht nehmen, un den Duewel nich im Aewermod voersoeken. Dat is een erzboeses Wif, un se geiht nich voergaews in der wilden Unruh rund un makt ehrlichen Lueden de Nacht gruwlich. Dat's woll hundert Jahr her un laenger, datt se to Loebnitz wuerklich lewde un regierde. Se was een rikes un voernehmes Eddelmannswif un se seggen, se kam ut Polen--so schoen un witt as de witte Dag, datt ehres Gliken van Schoenheit kum up der Welt west is. Aewerst se was eene leidige Hex un falsch un listig van Grund ut, un slimmer as Bollis im Winter; un de olde Fiend hedd ehr den letzten Bloodsdruppen voergiftet, datt ook nich een god Haar mehr an ehr was. Se was grausam hoffardig un lichtfardig, solang se jung un schoen was, un schall ehren olden Mann mit Gift voergewen hebben. As et aewerst mit ehr gegen dat Older ging un se een, drei Stieg Jahr up dem Puckel hedd, da voerlet se de lustige Duewel, de im Blood sitt, aewergaff se sinem slimmsten Broder, dem hungrigen un kattigen Gitzduewel, dem Duewel, de nich slapen kann, dem rechten Negendoeder der Seelen, as de Herr Pastor seggt. Nu wurd dat olde Wif eene slimme Minschenschinnerin un Luedplagerin un kratzte ut dem Blood und Sweet der armen Luede Gold in Hupen tosam un voergrof't an veelen Stellen. Un as se endlich van disser Welt weg muesst, is't ehr tor Straf sett't, datt se up desuelwige Wis, as se annern keene Rauh un Rast guennt hett, ook im Grawe noch keene Rauh finden schull. Daruem muett se nu uemgahn in der doistern Nacht, wenn alle frame Kreaturen un christlichen Minschen slapen, un de hungrigen Wuelw und Voess un Marten un Ilken un anner sodhan Tueg alleen up den Beenen suent. Denn muett se herut in Hagel un Snei un Wind un Regen in dem witten Doodenhemd mit dem gefaehrlichen Licht in der Hand. Un wiel se im Keller un in der Bleke dat meiste Geld vorgrawen hett, daruem muett se dar am meisten uemlopen. De Herr hett woll de Loecher sehn, de de Schatzgroewers dissen Winter up der Bleke upwoehlt hebben? Aewerst de dummen Narren! da ward keen Minsch wat finden. Denn je slimmer de Minsch ist, de Geld in der Erd voergroeft, desto groetere Macht hett de Boes aewer den Schatz un desto deeper kann he en to sick heruntertrecken. Un wer seggt uns, wo veele dausend Faden deep he ehre Geldkasten in de Erd herunnerslaken hett? Dat is ook wahr un is doer veele Teken bewist, datt dueslike vordammte Seelen, de im Graw keene Rauh hebben, van Gott brukt warden de Slimmen in Tucht to holden. Denn wer in voerbadner Tid as Sliker edder Deef heruemlurt un wat soecht, wo he nicks voerlaren hett, un dem witten Wiwe in den Wurf kuemmt, mit dem doerft se affahren, as't ehr gefoellt, wenn he nich noch tor rechten Tid een himmlisch Gewehr ergrippt, as een Evangelienbook edder een Gebet, dem Gott anmarkt, datt et nich tom Spass ut der Kehle geiht. Dat hett sick voer een twintig Jahr begewen. Da was in Langenhanshagen een Snider, de het Jakobs un was as een Toewerer un Deef voerropen, de des Nachts selden in sinem Bedd sleep. Den funden se eenes Morgens to Loebnitz an der Eek achter dem Backhus, wo de Steg aewer de Beek geiht. O je! wo bummelde de grote Kramsvagel! un wo frisch weihede dat Sniderhoiken im Wind! He was mit eener frischen groenen Wide upknueppt. Sine Fruendschaft sede woll, datt he sick woll suelwst een Leed andhan hedd; aewerst wi weten dat beter: sine Uphengersche lewt noch." Der Rabenstein Es gibt viele absonderliche und wunderseltsame Geschichten und Dinge in der Natur, von welchen kein Mensch begreift, wie sie sich begeben und zusammenhaengen, und sind doch da. Und wenn die Menschen sie erzaehlen hoeren, erstaunen sie und erschrecken, aber wissen koennen sie sie nicht. So ist es auch mit dem Rabenstein, wovon viele erzaehlen, aber keiner etwas Gewisses weiss; dass es aber Rabensteine gibt, das weiss man wohl. Ihr habt auch wohl von Diebslichtern gehoert. Die sind fast eben wie der Rabenstein und wie andere unsichtbare Diebslaternen. Es ist aber greulich zu erzaehlen, wie Diebslichter gewonnen werden. Sie sind die Finger von ungeborenen und unschuldigen Kindlein; denn die Finger von schon geborenen und getauften Kindern kann man dazu nicht gebrauchen. Und was fuer ungeborene Kindlein sind das? Und wie muss man die Lichter gewinnen? Wenn eine Diebin oder Moerderin sich selbst erhaengt oder ersaeuft hat oder gehaengt oder gekoepft worden ist und ein Kind in ihrem Leibe traegt, dann musst du hingehen um die Mitternacht, auf des Teufels Strassen, und nicht auf Gottes Strassen, mit Beschwoerungen und Zaubereien, und nicht mit Gebet und Segen, und musst ein Beil oder Messer nehmen, das von Henkershaenden gebraucht ist, und damit den Bauch der armen Suenderin oeffnen, das Kind herausnehmen und seine Finger abschneiden und zu dir stecken. Aber solches muss durchaus um die Mitternacht vollbracht werden und in vollkommenster Einsamkeit und Schweigsamkeit, so dass auch kein leisester Laut, ja kein ach! und kein Seufzer ueber die Lippen des Suchenden gehen darf. So gewinnst du Lichter, die, wenn du willst, brennen, und, wie kurz sie auch sind, doch nimmer ausbrennen, sondern immer gleich lang bleiben. Diese Zauberlichter haben die sonderliche Natur und Eigenschaft, dass sie augenblicklich brennen, wie und wo ihr diebischer Inhaber nur denkt oder wuenscht, dass sie brennen sollen, und ebenso geschwind als sein Wunsch und Gedanke erloeschen. Durch ihre Hilfe kann er in der dichtesten finstersten Nacht, wenn und wo er will, alles sehen; sie leuchten aber nur fuer ihn und fuer keinen andern, und er selbst bleibt unsichtbar, wenn sie auch alles andere hell machen. Dabei sitzt noch die Greulichkeit in ihnen, dass sie eine geheime Gewalt ueber den Schlaf haben und dass in den Zimmern, wo sie angezuendet werden, der Schlafende so fest schnarcht, dass man zehn Donnerbuechsen ueber seinem Kopf losknallen koennte und er doch nicht erwachte. Denke, wie lustig sich da stehlen und nehmen laesst! Auf diese Weise werden die Diebslichter gewonnen und gebraucht, aber anders der Rabenstein und nicht so greulich, wiewohl auch ein vom Satan und von seinen Geluesten verblendetes und verhaertetes Herz dazu gehoert, sich den Rabenstein in die Tasche zu schaffen. Dies ist aber der Rabenstein, und auf folgende Weise wird er gewonnen: Die Raben, Kraehen, Adler und andre solche Voegel, welche scharfe Schnaebel und Klauen haben und von Gott auf den Raub angewiesen sind, sagen die Leute, werden sehr alt und leben wohl zweihundert und dreihundert Jahre, also viel laenger als die aeltesten Menschen. Wenn nun ein Rabenpaar hundert Winter miteinander gelebt und geheckt hat, dann legt es erst den Rabenstein, und, wie sie sagen, alle zehn Winter einen neuen Stein. Dieser Rabenstein soll nach der Sage aus den Augen der Diebe herauswachsen, welche die Raben am Galgen ausgehackt haben; und das muessen die Raben an vielen hundert Dieben getan haben, ehe sie einen solchen Wunderstein legen koennen. Er ist von der Groesse einer Waelschen Nuss oder eines Rabeneies, ganz rund und glatt und feuerrot wie ein Karfunkelstein, und die Raben legen ihn in der letzten Nacht des Hornungs: denn noch im Winter legen sie ihre Eier und im ersten Fruehling, wann es noch reift und friert, haben sie schon befiederte Jungen. Es hat aber dieser grausige Wunderstein zwei Eigenschaften; die erste, dass er in der Nacht leuchtet wie eine Sonne und alles umher hell, seinen Traeger aber unsichtbar macht, so dass sich herrlich mit ihm stehlen laesst: die zweite, dass er zu Galgen und Rad hinlockt. Wer einen Rabenstein suchen und fangen will, der muss in die hohen Forsten suchen gehen, wo die grossen, himmelhohen Baeume stehen; denn auf den schlanksten und schiersten Fichten, Eschen und Buchen, welche der gewandteste Matrose nicht leicht erklettern kann, baut der kluge Vogel Rabe sein Nest. Da muss er lauschen und lugen, wo er Rabentoene aus hoher Luft klingen hoeren und Rabennester entdecken mag, und zwar an solchen Tagen, wo Schnee gefallen ist; denn dann kann er allein die rechten Nester finden. Er mag naemlich alle Nester ruhig sitzen lassen, unter deren Baeumen Schnee liegt, denn in solchen ist kein Rabenstein. Der Rabenstein naemlich ist so warm von oben, dass es unter seinem Neste nimmer friert noch taut und dass der Schnee in der Minute vergeht, in welcher er faellt. Aber wer dies auch weiss, kann doch wohl hundert Jahre in allen Waeldern und unter allen Baeumen herumlaufen und sich die Augen aus dem Kopfe gucken, und findet doch das Nest mit dem Rabenstein nicht. Denn das Glueck oder gottlob leider der Teufel laesst sich nicht immer so leicht greifen, als die einfaeltigen Leute sich einbilden. Denn ueberhaupt sind wenige Raben in der Welt, und von diesen wenigen wie wenige werden hundert Jahre alt oder gar zweihundert und dreihundert! Weil strenge Winter, wilde Buben, Jaeger und maechtigere Raubvoegel die meisten in der Jugend verderben--und ferner, wie schwer auch sind die Rabennester zu finden, da der Rabe nur einen Klang oder Ton macht, wenn er in hoher Luft fliegt oder auf dem Aase sitzt oder im Neste angegriffen wird, sonst aber der verschwiegenste und einsamste aller Voegel ist! Hat nun auch einer einmal einen solchen Baum gefunden, so will es noch ein rechtes Loewenherz, ja Satansherz dazu, den Rabenstein aus dem Neste herunterzuholen. Denn hoert, wie das geschehen muss: Wer den Rabenstein haben will, der muss in der letzten Nacht des besagten Hornungs in den Wald gehen, wo der Baum mit dem hoffnungsvollen Neste steht. Er muss ganz einsam und allein kommen, und auch keine Menschenseele muss wissen, wohin und wofuer er ausgegangen ist; und auch keinen Laut, nicht einmal ein Hustchen oder ein Seufzerlein darf er von sich geben. Auf die Glocke der Zeit muss er achtgeben und genau um die Mitternachtstunde zur Stelle sein; denn nur in der Gespensterstunde, zwischen zwoelf und eins in der Nacht, laesst der Stein sich gewinnen. Dann muss er sich so splitterfasernackt entkleiden, wie Adam weiland im Unschuldkleide der Natur im Garten Eden gestanden ist; und in diesem Naturkleide muss er nun den Stamm hinaufklettern und zitternd und bebend im Sinn behalten, dass er keinen Ton vernehmen lassen darf; denn alsbald ihm auch nur der leiseste Laut entfuehre, wuerde er gleich des Todes sein. Aber nun merkt euch hierbei wieder des Teufels List. Wenn er den armen gierigen Kletterer bis oben zur Spitze hinaufgelockt hat, wo das heillose Nest sitzt, dann darf er nicht hineinschauen und sich den leuchtenden Stein aussuchen, sondern er muss sich nun noch dreimal um den Stamm herumschwingen, die Augen zutun, und blind hineingreifen, und was sein Finger zuerst beruehrt, das muss er behalten. So hat sich's oft begeben, dass manche mit einem faulen Ei heruntergekommen sind und fuer alle Angst, Arbeit und Schmerzen nur Spott gehabt haben. Es bringen es ueberhaupt wohl wenige zustande mit dem Rabenstein, unter Hunderten, die ihn begehren, wohl kaum einer. Denn alles ist dabei halsbrechend und ungeheuer. Den meisten vergeht gewiss schon die Lust, wenn es um die kalte tote Mitternacht an das Auskleiden gehen soll, und sie nehmen in der Angst die Flucht, und haben dann gewiss das Geschwirr und Gesurr des hoellischen Nachtgesindels im Nacken hinter sich. Auf diese Weise hat mancher freche und verwegene Bursch Schuh und Stiefeln, Rock und Hut verloren und den Leuten hinterher von Dieben und Raeubern erzaehlt, die ihn so bis aufs Hemd ausgezogen haben; die guten Leute haetten diese Raeuber und Kleider und Schuh aber unter dem Rabennest finden koennen. Viele erfrieren und ermatten auch, indem sie den Stamm kaum halb hinaufgeklettert sind, oder koennen es vor Schmerz nicht laenger aushalten, denn es geht dabei wohl an ein ehrliches Schinden der Knie, Schenkel und Arme, und so muessen sie endlich mit Schimpf zurueckkriechen oder fallen auch wohl gar jaemmerlich herunter. Das bleibt aber wahr, wenn sie auch oben bis zur aeussersten Spitze und zum Neste gelangt sind, dann wird's erst recht teuflisch und gefaehrlich. Nun in der Mattigkeit und Angst den vollen Verstand behalten und den Ton so bezwingen, dass auch kein Laut aus der Brust dringt, die Augen zutun, sich dabei dreimal um den Stamm schwingen, und dann mit der Hand ins Nest fahren und den letzten Gluecksgriff tun--das ist wahrhaftig nicht jedermanns Ding. Dabei stuerzen noch die meisten herunter und brechen den Hals, besonders wenn es ihnen zu maechtig wird und sie doch stoehnen oder murmeln. Dann ist es um sie getan. Sowie auch nur der leiseste Laut fast nur atmet, geschweige klingt, ist sogleich ein ganzes Heer da, das mit zu dem Satansgaukelspiel gehoert. Viele hunderttausend Raben fuellen ploetzlich mit ihrem Gekraechze die Luft und umflattern den armen Suender, und fallen mit Fluegeln, Klauen und Schnaebeln so dicht auf ihn, dass er herunter muss, er mag wollen oder nicht. Da geht's denn zuletzt an den Sturz und an ein Hals- und Beinbrechen--denn waere der Kletterer ein Loewe von Mut und Staerke, er muss herunter--und mit den Augen und einem bisschen von Wangen und Nase nimmt die Gesellschaft gleich fuerlieb. Dies sind die Geschichten, wovon man so oft hoert, die man auch oft in Zeitungen liest, wo auf die vermeinten Moerder gelauscht und gefahndet werden soll: ein junger Jaegerbursch oder Handwerksbursch sei nackt und zerrissen und zerfleischt im Walde gefunden, von Raeubern ausgepluendert und erschlagen oder von zuckenden Baeren und Woelfen zerrissen. Er hat sein mitternaechtliches Wagstueck mit dem schwarzen Federvolke so bezahlen muessen, und die Raeuber, Moerder und reissenden Tiere haben weder Knueppel und Pistolen noch Zaehne und Tatzen gefuehrt. Und nun will ich auch eine Geschichte erzaehlen von einem, der den Rabenstein besessen hat, und was er ausgerichtet und wie es mit ihm geendet hat. Vor langer langer Zeit lebte zu Boldewitz auf Ruegen ein reicher und vornehmer Herr, der vieler Kaiser und Koenige und Potentaten in schweren Faellen Kriegsobrister gewesen war, der hiess Herr Friedrich von Rotermund. Dieser brachte aus der Tuerkei oder aus der Tartarei, kurz, aus den Heidenlaendern, wo sie Weiber kaufen, wie bei uns die Pferde, ein wunderschoenes Weib mit, von welcher kein Mensch wusste, ob sie eine Heidin oder Christin war. Sie war aber nicht sein eheliches Weib, sondern seine Kebsin. Mit dieser zeugte er ein Feierabendskind, und das war ein Knabe und hiess auch Friedrich. Es war aber kein Friedrich, sondern ein rechter Kriegerich; denn der Krieg und die Wildheit steckte darin, und er war von keinem Schulmeister noch Zuechtiger zu baendigen, sondern ging durch wie ein kosakisches oder tartarisches Pferd. Er war aber schoen wie Sonnenschein und stark wie Eichbaeume und bei all seiner Wildheit den Menschen ueber die Massen angenehm und gefaellig; so dass jeder den Buben gern hatte. Nach seines Vaters Tode, als er fuenfzehn Jahre alt war und nun einem aelteren Bruder gehorchen sollte, welcher der Sohn der echten Ehefrau des alten Rotermund war, ertrug er die strengere Zucht nicht, sondern entlief und kam nach der Insel Hiddensee, und ging von da zu Schiffe in alle Welt hinaus und ward ein gewaltiger Matros. Als er sich das muntre Seeleben ein halbes Dutzend Jahre versucht hatte, ist er einmal wieder nach Stralsund gekommen und von da zu Hause nach Bergen in Ruegen, wo seine Mutter wohnte. Und seine Mutter und andere Freunde haben ihn dort beredet, er solle auf dem Lande bleiben, welchem Gott feste Balken untergelegt hat, und das unstaete und unsichere Meer verlassen. Und er ist zu einem Foerster in die Lehre gegangen, dass er das froehliche und lustige Weidwerk lernte, und bald ein flinker und huebscher Jaegerbursch geworden, vor welchem die Weiber und Maedchen in den Tueren und Fenstern stillstanden und ausschauten und freundlich nickten und gruessten, wenn er vorueberging; denn er ist wohl einer der schoensten und reisigsten Menschen gewesen, die man weit und breit sehen konnte. Hier hat er nun aber, wie es oft bei den Weidmaennern geschieht, mancherlei verbotene Kuenste gelernt, ist ein Freischuetz geworden, und hat sich den Rabenstein geholt. Dies war dem mutigen Matrosen nur ein Spiel gewesen, welchem im wildesten Sturm nimmer ein Mast zu hoch noch zu glatt gewesen, dass er ihn nicht erklettert und von seiner Spitz dem heulenden Meer froehlich in den offenen Todesrachen geschaut haette. Fritz Rotermund--so nannten ihn die Leute--hat sich nun von seinem Funde des Rabensteins nichts merken lassen, sondern seinen karfunklischen Diebsschluessel gar lustig gebraucht; doch weil er von Natur sehr gutherzig und freundlich war, hat er keine sehr greuliche Taten getan, sondern solche, welche die leichtsinnige Jugend oft nur lustige Streiche nennt. Weil er mit seinem Stein unsichtbar in alle Haeuser und Kammern gehen konnte, so hat er freilich die lustige Gabe genutzt, aber nie keinem ehrlichen oder armen Menschen nur einen Heller genommen; sondern wo er einen boesen, ungerechten Herrn wusste, der auf seinen Schaetzen lag, die er aus dem Schweiss und Blut seiner geplagten Untertanen zusammengepresst hatte, oder einen Filz und Wucherer, der unersaettlich die letzte Habe der Kleinen und Geringen im Volk verschlang, da hat er fleissig eingesprochen und ihre Kisten und Beutel etwas leichter und schlaffer gemacht. Das ist aber besonders an ihm gewesen, dass er von solcher Diebsbeute fast nie etwas fuer sich behalten, sondern es fast alles hingetragen hat, wo er arme und notleidende Alte und hungrige und verlassene Kindlein gewusst hat. Da ist er naechtlich und mitternaechtlich, wo alle Augen der tiefste Schlaf geschlossen hielt, in die Haeuser geschlichen und hat die silbernen oder goldenen Gaben auf Tische, Betten und Wiegen hingeschuettet; dass die Leute, wenn sie erwachten, erstaunten und die Haende zusammenfalteten und beteten. Denn sie konnten nicht meinen, dass eine unsichtbare Diebshand die wohltaetige Verteilerin gewesen sei, sondern mussten glauben, es sei von oben gekommen und ein Englein vom Himmel habe es ihnen ins Haus getragen. Und so ist in den Staedten und Doerfern, welche der Foerster Fritz besuchte, mancherlei Gerede entstanden zugleich von verwegenen Dieben und von wohltaetigen Engeln, wie denn Gottes Reich und Satans Reich und die Gespraeche darueber hier auf Erden immer mitsammen sind. Aber noch viele andre Schalkstreiche hat der lose Fritz veruebt, der leicht wie der Wind allenthalben aus und ein schluepfen konnte; und was wuerden die Tueren und Fenster, wenn sie Mund haetten, von ihm nicht alles zu erzaehlen wissen! Doch das darf ich nicht alles erzaehlen, weil es sich hier nicht schickt; und auch die andern Possenstreiche alle koennte ich nimmer auserzaehlen, die er zu Weihnachten und Fastnacht und bei Hochzeiten, Taenzen und Mummereien als der unvermummte und doch unsichtbare Gast gespielt hat. Eine Not aber hat Fritz bald in dem Rabenstein gefuehlt, die eine schwere Not war und die als eine Teufelsplage der verbotenen Kunst anhaengt. Weil naemlich der Rabenstein aus Galgenvoegeln und Galgenaugen geboren wird, so hat er einen heimlichen und unueberwindlichen Trieb zu Galgen und Rad in sich, eine Witterung, die seinen Traeger und Besitzer treibt, dass er mit dabei sein muss, wenn es an solchen hohen Stellen etwas zu tun gibt. Wenn daher auf der Insel in einem Hochgericht und an einem Galgen einer gekoepft oder gehaengt werden sollte, so trieb's ihn mit Teufelsgewalt und wie auf Windesfluegeln hin; er musste mit dabei sein, und sollte er drei, vier Meilen in zwei Stunden laufen, dass dem Atemlosen die Zunge aus dem Halse hing. Das war aber noch viel schlimmer und grausiger, dass er die Geburtstage und Jahrestage der gerichteten armen Suender mitfeiern musste. An dem Jahrestage der Hinrichtung naemlich versammelten sich die Geister der Gerichteten, damit sie ihren naechtlichen Totentanz um die Hochgerichte halten; und diesen Tanz begehen sie um die grausige Mitternacht, und da muessen alle die mitfeiern und mittanzen, welche den Rabenstein haben. So musste denn auch Fritz manche liebe Nacht, wo er gern anderswo geweilt oder geschlafen haette, im Hagel und Schnee, im Sturm und Donnerwetter hinaus in das wilde Weite und ueber Heiden und Felder, gleich einem Kain, zu Galgen und Hochgericht fortlaufen und den schaurigen Tanz mittanzen, bis ihm oft der Atem schier auszugehen anfing; denn seine Mittaenzer und Mittaenzerinnen huepften begreiflicherweise auf den allerleichtesten Fuessen einher. Und die Leute konnten ihm die Reise zu einem solchen naechtlichen Ball wohl anmerken, und dass ihm irgend was Unrechtes widerfahren war--denn er sah acht, vierzehn Tage nachher noch bleich und krank aus--er aber schuettelte alle fremde Bemerkungen und Fragen leicht von sich ab, machte irgendeinen Scherz oder Wind darueber und sagte: "Ei was! Ihr Siebenschlaefer, die ihr euch jeden Abend zu regelmaessiger Zeit auf eurem weichen Pfuehl hinstreckt, koennt euch wohl rosige Wangen und dicke Baeuchlein anschnarchen; aber mit dem Jaeger ist es gar anders bestellt, der muss viel ein naechtlicher Gesell sein: Fuechse, Marder, Ottern und anderes Wild, das euch die warmen Pelze liefert, faengt und belauert man nicht beim Sonnenschein. Man stoesst da auch wohl zuweilen auf etwas, das nichts taugt, aber das schuettelt ein tapfrer Jaeger auch wieder ab, und die tuechtigen und geheimen Jaegerkuenste zu lernen und die tapfern Jaegergeschichten zu bestehen, dazu gebricht euch das Herz." So hatte Fritz Rotermund es manches liebes Jahr getrieben und hatte wohl frisch und lustig gelebt und fuer Taenze und Gelage und Spiel und schoene Maedchen immer Geld in der Tasche; aber reich war er nicht geworden, denn volle Taschen konnte er nicht leiden. Er war bisher mit seinem gruenen Rock zufrieden gewesen und immer noch ein Jaegersmann geblieben; da begab sich aber von ungeschicht etwas, das den wilden Jaeger zu einem zahmen Edelmann machen sollte, und das war dieses: Im Kriege, zur Zeit des Koenigs Karolus*, waren bei der Stadt Bergen zwei Juden gehaengt, die man als Pferdediebe ertappt hatte. Sie hatten dort schon ein Jahr an dem Galgen gebaumelt, als Fritz Rotermund zur Jahresfeier heraus musste, um zu lernen, wie auf hebraeisch um Galgen und Rad getanzt wird. Und da hat er einen recht geschwinden davidischen Reigen tanzen gelernt, denn die juedischen Geister hatten sich in einem so schnellen asiatischen Schwunge herumgedreht, dass er--was ihm noch nie begegnet war--ermattet in Schlaf hingesunken und erst erwacht war, als das Morgenrot den Ost schon zu hellen begann. Da, als er erschrocken aufsprang, begab es sich, dass der Wind ihm die lumpigen Rockzipfel des einen Galgenkrametvogels, unter dessen duerren Beinen er in Schlaf gefallen war, so heftig gegen die linke Backe wehte, dass das Blut darnach heraussprang. Der Fritz, als er den Backenstreich fuehlte und auf der darnach tastenden Hand Blut erblickte, rief halb schauderig, halb lachend aus: "Ei! ei! Mauschelchen! Du hast auch verdammt scharfe Knoepfe und willst deine Leute wohl an mir raechen, welchen ich in andern Geschaeften zuweilen auch wohl mitternaechtliche Besuche abzustatten pflege?" Und zugleich schaute er nach dem Rocke, und sah auch kein kleinstes Zeichen von einem Knopf, und das verwunderte und schauderte ihn noch mehr. Er ergriff daher den im Winde fliegenden Zipfel, damit er naeher untersuchte, ob irgend in den Falten ein Knopf verborgen stecke. Aber auch da fand sich nichts. Wohl aber fuehlte er etwas Hartes in den Ecken, und sah bald, dass diese mit tausend Faeden hin und her im Unterfutter so durchnaeht waren, als wenn sie bis zum Juengsten Tage halten sollten. Er griff nun frisch zu mit seinen Jaegerfaeusten und riss den ganzen Rockzipfel zu Fetzen auseinander, und was erblickte er? Ein paar funkelnde Edelsteine fielen vor ihm auf die Erde. -------------------------- * In Schweden und in den damals schwedischen deutschen Ostseelanden ist dieser Koenig Karolus (Karl der Zwoelfte) gleich dem Iskander der Morgenlaender und unserm Friedrich Rotbart auf dem Kyffhaeuser wenige Jahrzehnte nach seinem Tode ein mythischer Name geworden. Alles laengstvergangne Ungeheure und Gewaltige reiht sich unter solche Namen; ob ein Jahrhundert oder einige Jahrtausende rueckwaerts oder vorwaerts gerechnet werden muessen, was kuemmert das das Volk, welches fuer das Poetische und Mythische eine wahrhaft goettliche Zeitrechnung hat, das heisst: nach dem gewoehnlichen Masse gemessen gar keine. -------------------------- Er nahm sie auf und betrachtete sie an seinem Rabenstein und an dem hellen Morgenrot, und fand, dass diese gegen jene Steine nur wie blasses Wasser waren gegen das rote Feuer. Und hoch sprang er in die Luft empor und rief: "Nun, dies ist der erste Galgentanz, der etwas anderes als Schauder und Greuel gebracht hat", und so trollte er sich davon. Als er aber nach einer halben Stunde Galgen und Furcht weit hinter sich hatte und die Sonne schon am klaren Himmel stehen sah, da holte er die Steine wieder aus der Tasche und beschaute sie genauer, und wusste bald, was sie wert waren. Denn auf seinen vielen und weiten Seereisen hatte er viele Weltwunder und Meerwunder gesehen, und war auch gewesen, wo die schoenen gruenlockigen Seejungfern so zauberisch singen, dass die Schiffer den Matrosen, damit sie nicht zu ihnen in die Tiefe springen, die Ohren voll Teer giessen und mit Wachs zukleben muessen, und war auch an das Land gekommen, wo die Diamanten und Rubinen am Strande im Sande liegen, wie bei uns die Kieselsteine, hatte aber keine aufsammeln und mitnehmen duerfen wegen der greulichen Drachen und Greifen, die sie bewachen. Er lief nun froehlich zu Hause, holte sein Pferd aus dem Stall, sattelte es, und sagte auf acht Tage Ade, und so trabte er auf die Alte Faehre zu, und von da ging's auf Hamburg oder Berlin, wo er die kostbaren Judendiamanten wieder an Juden verkaufte und mit grossen Saecken voll Dukaten, wohl ueber ein paar Tonnen Goldes, nach wenigen Tagen heimkam. Nun hatte Fritz Geld in Huelle und Fuelle, und mit dem Gelde kamen ihm auch vornehme und ernsthafte Gedanken, ja ganz neue Gedanken, wie er sie noch in seinem Leben nicht gehabt hatte. Er ging hin und ward ein Edelmann, und kaufte seinem Bruder Boldevitz ab, wo sein Vater gewohnt hatte und wo er geboren war, und kaufte auch Unruh und auch mehrere andere schoene Gueter, die da herumliegen. Und der Jaeger Fritz fuhr nun mit Vieren und mit Sechsen und mit langen Straengen, und hatte Diener und Jaeger hinter sich auf dem Bock stehen und Laeufer mit silbernen Staeben vor sich herlaufen, und hiess Herr Fritz von Rotermund, wie sein Vater in seinen Tagen geheissen hatte. Und nun nahm er sich auch ein schoenes adliges Fraeulein zur Frau und zeugte Soehne und Toechter, und lebte und gebaerdete sich wie ein anderer Herr. Er blieb aber so freundlich und gebaeurisch mit den Menschen und war so mild gegen seine Leute und so mitleidig gegen die Armen, dass alle verwundert sagten: Der wilde und leichtfertige Fritz ist ja ein Mensch und dazu noch ein Christenmensch geworden. Und das war nicht bloss eitler Schein, sondern es war ihm herzlicher Ernst. Als Fritz so grosses Gut erworben hatte und ein Edelmann geworden war, da schien auch wirklich ein neuer Geist in ihn gefahren zu sein, ein besserer Geist, der sonst so selten mit dem geschwinden und ploetzlichen Reichtum ins Haus zu kommen pflegt. Er verabscheute von nun an seinen Rabenstein und seine mitternaechtlichen Diebsschliche, liebte auch seine alten Schalkstreiche nicht mehr, sondern wollte sich wirklich von Herzen umwenden und bekehren und wieder ein Mensch Gottes werden, hielt sich daher hinfort zu andern guten Christen und zu Kirche und Abendmahl, und lebte mit Frau und Kindern und mit Freunden und Nachbarn und mit allen Menschen so, dass alle ihn lieb und wert hielten und seiner Jugend und Jugendstreiche gern vergassen. Wie er nun aber wirklich christlich und menschlich zu sein und zu leben strebte, so hatte er doch noch einen plagenden Wurm, um welchen er und sein Gott allein wussten, und dieser schlimme Wurm war sein Rabenstein. Was der arme Mann um diesen ausgestanden und gelitten hat, das ist gar nicht zu beschreiben. Er fuehlte naemlich, sowie er sich wieder zum Christentum und zum Glauben seiner Kindheit zurueckgewendet hatte, dass der Rabenstein nichts Geheures war, sondern eine boese teuflische Gaukelei, und haette ihn sogleich von sich werfen moegen in den tiefsten See oder in die verborgenste Erde vergraben oder in dem gewaltigsten Feuer verbrennen, damit nimmer eine Menschenhand ihn wiederfaende und mit seinem hoellischen Glanze Unheil stiftete. Aber! aber! Wie ist es dir ergangen, armer Fritz Rotermund? Man wird des Rabensteins noch viel schwerer los, als man ihn gewinnt. Sowie Fritz den Rabenstein von sich werfen, wie er ihn der verschlingenden See, dem verzehrenden Feuer ueberliefern wollte, wich der tueckische Stein kaum eine Sekunde von ihm, und flog ihm immer wieder in die Hand zurueck, die ihn mit aller Gewalt von sich geschleudert hatte, oder in die Tasche, woraus er genommen war. Da hat nun Fritz, der jetzt wahrhaftig nicht der muntre und froehliche Fritz heissen konnte, es nach und nach mit allen Elementen versucht, ob etwa eines den Stein lieber annaehme als das andre; aber der fuerchterliche Stein ist der unverlierbare und unzerstoerbare geblieben. Er hat es ausser diesen ungluecklichen Proben am eifrigsten und unablaessigsten mit dem allerbesten Element versucht, mit Andacht und Gebet; und wie viel er da gerungen hat, wie viel und oft er um die stille Mitternacht in seiner Kammer und im einsamen Walde und an heiliger Staette auf den Knien gelegen und seinen Gott und Heiland um Barmherzigkeit gefleht hat, dass er ihn von dem Boesen erloesen wolle, das weiss auch Gott allein. Immer noch hat er die blutigen Gerichtstage mithalten und die mitternaechtlichen Galgentaenze noch mittanzen muessen, und jetzt mit entsetzlichem Grausen und Schaudern, weil der Christ wusste, was es war. So hat er wohl zwanzig Jahre gelebt in seinem neuen Stande, aeusserlich der freundliche, christliche Mensch, der milde und barmherzige Herr, innerlich der Gepeinigte und Gemarterte. Er hat aber nicht abgelassen und ist nicht muede geworden in Demut und Gebet, und hat dies alles mit gebeugtem Herzen getragen als ein armer Suender, den Gott fuer seinen leichtfertigen Uebermut und seine heidnische Frechheit strafen und durch das, was ihm nun eine so grimme Pein geworden, vielleicht erretten wolle. Endlich ist der Tag dieser Errettung und Begnadigung gekommen, aber auf eine grauenvolle Weise. Fritz ward eine Nacht zu einem Galgenfest getrieben nach Putbus, wo an dem Wege, auf dem man nach Kasnevitz faehrt, etwa eine halbe Stunde vom Schlosse, auf einem oeden Heidehuegel, noch heute die Truemmer eines Galgens stehen. Dort fand er bei seiner Ankunft das greuliche Nachtgesindel schon in dem greulichen Tanze rundfliegen, und zugleich mit ihm ritt von der andern Seite her als Mittaenzer ein Mann auf, der noch mit lebendigem Fleisch umkleidet war wie er und maechtig zu Rosse sass und einen blanken Saebel in der Rechten schwang, als forderte er jemand heraus. Und gewiss, er forderte heraus, denn der Fritz fuehlte bei seinem Anblick den heissesten Grimm in sich entbrennen, und musste sein Schwert ziehen und gegen ihn anlaufen, der, als er Fritzen zu Fuss anrennen sah, von seinem Rappen heruntersprang. Fritz erkannte ihn alsbald als den verrufenen alten Erzboesewicht, der am aeussersten Ende der Insel auf Jasmund hauste und von dem die Leute sich viele greuliche und mordliche Geschichten erzaehlten. Sein Name war von Zuhmen. Der alte graue Schelm erschien aber auf diesem Tanzplatz, weil er vor ein paar Monaten einen Rabenstein gefunden hatte. Nun war er der zweite auf der Insel, der einen Rabenstein besass und zu dieser mitternaechtlichen Totenfeier hinaus musste. Denn das ist auch noch eine treibende Wut und ein unseliges Verhaengnis des entsetzlichen Steins, dass, wenn zwei sich begegnen, die den Rabenstein haben, sie auf Leben und Tod einen Kampf miteinander halten muessen. Und so trafen denn die zwei in blinder Wut aufeinander und kaempften den graesslichen Kampf, waehrend das leichte Heer seinen lustigen Reigen um sie tanzte und wirbelte; und wie die Schlaege ihrer Klingen sich verdoppelten, so verdoppelte sich in ihren Herzen auch der Grimm. Sie waren aber beide reisige Maenner und gewaltig an Faeusten und Gliedern und waren im ruestig frischen Alter ergraut. Und der Kampf dauerte solange der Tanz dauerte, und das Gras um den Galgen war von ihrem Blute rot gefaerbt; da, als es von dem Turm eins schallte, stuerzte, von einem letzten gewaltigen Streich getroffen, der alte Jasmunder Boesewicht als Leiche hin, Fritz aber entfloh mit Grausen und mit tiefen und blutenden Wunden, die seinen Weg hinter ihm roeteten. Er hatte sich aber auf des Feindes Rappen geschwungen, denn seine Fuesse haetten ihn nicht nach Hause zu tragen vermocht. Und als der Sommermorgen graute, ritt er matt und blutig ins Tor zu Boldevitz ein und hatte nicht Angst um sein Leben, sondern um seine arme Seele. Und er weckte alsbald seinen treuen Diener und hiess ihn geschwinde ein Pferd satteln und gen Gingst galoppieren, dass er ihm den dortigen Herrn Pfarrer holte. Denn er sprach zu ihm: "Ich war ausgeritten und bin in dem Walde bei Kubbelkow unter Raeuber geraten, und sieh! wie sie mich zerhauen haben und wie die Blutstroeme aus den tiefen Wunden an mir herabrinnen! Es wird in wenigen Stunden aus sein mit dem alten Fritz." Und der Diener flog wie der Wind auf seinem Pferde dahin, denn er liebte seinen guten Herrn ueber alles. Und der erschrockene Pfarrer in Gingst war nicht Saeumiger, denn er nannte Herrn Fritz Rotermund den besten Christen und den fleissigsten Kirchengaenger unter seinen eingepfarrten Edelleuten. Und anderhalb Stunden nach des Dieners Ausflug waren beide in Boldewitz und fanden den alten Herrn auf dem Lager blass und bleich wie den Tod und sein Weib und seine Kinder um ihn, welche ihm seine Wunden verbunden hatten. Er aber, als der Pastor hereingetreten ist, hat allen gewinkt herauszugehen, damit er mit dem geistlichen Herrn betete und sich zur Abfahrt bereitete. Und als sie beide allein geworden, hat er dem Pastor alles erzaehlt und gebeichtet und den Mann so bestuerzt, dass er kaum hat beten koennen. Bald aber hat der fromme Mann sich wieder genommen und hat die Bibel ergriffen und des todwunden Ritters Haende gefasst, und ueber ihm gebetet, dass der gnaedige Himmel sich des reuigen und zagenden Suenders erbarmen wolle. Und der Himmel hat sich gnaedig auf das Gebet herabgelassen, und Fritz hat mit lauter Stimme und sehnsuechtigem Herzen die Worte des geistlichen Herrn nachgesprochen. Und bald hat er sich zum erstenmal in vielen Jahren ganz getroestet gefuehlt und laut ausgerufen: "Gelobt und gepriesen sei Gott und Jesus Christus fuer diese Wunden!" Und der Pastor ist froehlich erstaunt ueber diesen Ausruf und ueber des Ritters erheitertes und erleuchtetes Angesicht, und bald noch viel mehr und viel froehlicher, als der Herr von oben das hoerbare und sichtbare Zeichen der Gnade gegeben. Denn kaum hatte Fritz diesen froehlichen Ruf des erloesten Herzens getan, als der unselige Karfunkelstein ploetzlich aus der Tasche des Edelmanns herausfuhr, wie ein leuchtender Blitz durch die Luft hinzischte, und dann wie eine springende Feuerkugel sich gegen den Ofen schnellte, und kling! Kling! in der Sekunde in Millionen Stuecke zerstob, wie ein Sandhaufen auseinanderweht, so dass man auch die Spur nicht von ihm sah. Und Fritz hat wieder freudig gerufen: "Mein Gott und mein Heiland, wie barmherzig bist du! Und sahet und hoertet Ihr wohl, Herr Pastor, wie der Teufel in nichts zerklungen und in Staub zerflogen ist?" Und er faltete in Inbrunst die Haende und dankte und betete; und der Pastor dankte und betete mit ihm und sprach: "So bist du gnaedig, barmherziger Gott und Erhalter und Behalter aller Dinge, und erloesest und erquickest den reuigen Suender!" Und unter den beiden war grosse Freude, und sie umhalsten sich in Wonne, wie sich die Engel im Himmel umhalsen, und Fritz sprach: "Mein Abschied ist nahe, und darum geht, Herr Pastor, und holet mir Weib und Kinder." Und der Pastor hat sie gebracht, und Fritz hat die Haende auf sie gelegt und sie zum letztenmal gekuesst und gesegnet, und ist dann augenblicklich mit Zuversicht und Freuden heimgegangen. Denn das Blut war aus seinen Adern gelaufen und die Luft an dem irdischen Leben aus seiner Seele. Der Schlangenkoenig. Schlangenkoenig wohnte auf einer fernen Insel in der Ostsee, die gen Daenemark liegt, und hatte dort sein Schloss. Dieses Schloss lag aber wieder in einer kleinen Insel, die in der grossen Insel steckte, wie der Kraemer die kleinen Schachteln in die grossen steckt. Dieses Inselchen lag in einem grossen Landsee. Da hatte Schlangenkoenig sein Schloss unter einem Huegel in der Erde gebaut, und es war sehr schoen darinnen und schimmerte und funkelte von Silber und Gold und Edelsteinen und hatte die allerpraechtigsten Gemaecher. Darinnen sass Schlangenkoenig ein armer verwandelter Prinz und wartete auf seine Erloesung. Er war aber verwandelt wegen seiner Eitelkeit. Denn er war ein wunderschoener Prinz gewesen und hatte viele schoene Prinzessinnen und Koeniginnen und Kaiserinnen mit seiner Schoenheit gelockt, aber keine geliebt sondern alle mit wankelmuethigem Herzen verlassen. Deswegen war er zur Strafe verwandelt worden, damit er auch versuchte, was es heisst keine Liebe finden, und er mag nun wohl als der Schlangenkoenig kriechen muessen bis an den juengsten Tag. Weil er nemlich so viele arme Prinzessinnen betrogen hat, die er sitzen liess und weiter ging, so hat ihn die Strafe getroffen, und das Wort ist zu ihm gesprochen: Sey der Schlangenkoenig und krieche als der Schlangenkoenig und iss Erde und sauge Gift aus Wurzeln und Kraeutern und sey den Menschen ein Abscheu und den Thieren ein Grauen, bis ein unschuldiges junges Blut sich ueber dich erbarmt und mit dir zu Bett geht und dich ohne Grausen kuesst. Das merke dir aber: wirst du dieser wieder ungetreu, dann wirst du auf ewig in das tiefste hoellische Feuer hinabgestossen. Schlangenkoenig hatte bei seiner Verwandlung ganz die Farbe des Kleides behalten, das er trug, weil er noch Prinz war. Er trug nemlich einen gruen und gelb gestreiften seidenen Rock, und jetzt schleicht er als eine schoene gruen und gelb gestreifte Schlange umher mit einer goldenen Krone auf dem Kopf, und pfeift und zischelt wie eine Schlange, aber sprechen kann er nicht. Nur sind gewisse Tage im Jahre, wo er singen darf, und da singt er mit so wunderschoener und suesser Stimme, dass er schon manches arme Kind verlockt hat, mit ihm zu gehen in sein Schloss, aber noch hat er keine einzige gefunden, die ihn hat kuessen wollen. Die aber mit ihm gegangen sind, muessen in seinem Schlosse sitzen, bis er eine findet, die es ueber das Herz bringen kann, ihn in Liebe zu kuessen. Die das thut, das wird die Koenigin und alle die andern, die er hineingelockt hat, werden ihre Dienerinnen. Und auf diese Weise allein koennen sie aus dem Schlosse erloeset werden. Nicht weit von dem See, wo Schlangenkoenigs Schloss auf der Insel war, lag ein Dorf, das hiess Thorstorp. Die Wiesen und Weiden dieses Dorfes liefen bis an den See hinab, und da trieben die Kinder des Dorfs ihre Kuehe hin und hueteten sie daselbst. Unter diesen Hirtenkindern waren zwei, die hatten einander sehr lieb und trieben ihre Heerden fast immer zusammen. Es war eine kleine Dirne, die hiess Margarethe, und ein Knabe, der hiess Jakob. Margarethe war vierzehen Jahre alt und Jakob sechszehn. Sie waren beide beinahe erwachsen aber unschuldig wie die kleinen Kinder und wussten nicht, warum sie einander so lieb hatten. Aber dass sie sich ueber alles liebten, das ist wahr. Diese und die andern Knaben und Maedchen, welche dort das Vieh hueteten, hatten Schlangenkoenig oft laufen sehen und mogten ihn gern leiden, denn er war sehr bunt und schoen und seine Krone funkelte auf das allerschoenste. Der Schelm kam oft durch den See geschwommen und ringelte sich im Grase herum und wand seinen schoenen schlanken Leib um die Baeume und Buesche, dass die Kinder seinen Spielen zusahen und ihre Freude daran hatten. Aber ganz nah kamen sie ihm nicht, denn sie hatten doch ein Grauen vor ihm, weil er Schlangengestalt trug, obgleich sie wussten, dass er nicht biss und keinem was zu Leide that. Die Kinder hatten noch nie einen Gesang von ihm gehoert, obgleich die Rede ging, der Schlangenkoenig koenne singen und habe schon manche schoene Dirne verlockt, die nun in seinem Schlosse sitzen und weinen muesse, sondern vor ihnen hatte er immer nur gezischelt, wie andere Schlangen thun. Er durfte ja auch nicht alle Tage singen und ausserdem war er viel zu klug, als dass er sichs in Gesellschaft haette merken lassen, dass er singen konnte; denn da konnte es ihm ja zu nichts helfen. Nein, wann seine Singetage waren und wenn er dann ein huebsches Kind allein belauschen konnte, dann liess er seine Stimme ertoenen und brachte es gewoehnlich mit weg. Eines Tages sass Jakob mit seiner Margarethe hinter einem gruenen Busche und die beiden Kinder erzaehlten sich Geschichten und ihre Kuehe graseten vor ihnen, die andern Hirten aber hatten weiter abwaerts getrieben. Da kam Botschaft, dass Jakob geschwinde zu Hause musste. Er kuesste seine liebe Margarethe und sagte: Margarethe, gieb derweile auch auf meine Kuehe Acht, bis ich wiederkomme, und kommt der Schlangenkoenig etwa, so bleibe bei Leibe nicht allein, sondern treibe nur geschwinde zu den andern Hirten hin. Er koennte dich wegsingen, denn der Schelm soll es in der Stimme haben. Sie versprach es, aber rief dem weglaufenden Burschen lachend nach: O das ist nur eine Fabel mit dem Singen des Schlangenkoenigs, er kann ja nicht einmal sprechen: der soll mich nicht wegsingen. Jakob war kaum hundert Schritt fort, so kam der Schlangenkoenig ueber den See geschwommen und ringelte sich dann in den allerlustigsten Kreisen ueber die Wiesen hin und machte so viele niedliche Schlingungen und Windungen und richtete sein Koepfchen mit der goldenen Krone so lieblich laechelnd und so hell guckend auf, dass die kleine Margarethe recht ihre Freude daran hatte und ihr Versprechen, das sie Jakob gethan, auch ganz und gar vergass. Und Schlangenkoenig ringelte sich immer naeher heran und kroch auf einen gruenen Baum, der vor Margarethen stand, und schaukelte sich einige Minuten in seinen Zweigen herum, dann sang er mit der allersuessesten und beweglichsten Stimme, als haetten hunderttausend Fruehlingsnachtigallen zugleich geschlagen, und Margarethe konnte nun nicht mehr von der Stelle und musste ihm zuhoeren: sie sass, als wenn sie festgezaubert war, wiewohl sie an ihres Jakobs Worte dachte. Er sang ihr aber diesen Gesang, den sie des Schlangenkoenigs Brautlied nennen, und womit er schon manche zarte Jungfrau in sein Schloss gelockt hat: Komm, schoenes Jungfraeuelein, Schlafe bei mir! Ich hab' ein Goldringelein, Das schenk' ich dir, Ich hab' ein Goldkaemmerlein, Das ist fuer dich, Ich hab' ein Goldwiegelein, Drin wieg' ich dich. Komm, schoenes Jungfraeuelein, Schlafe bei mir! Suessen und kuehlen Wein Trinkst du bei mir, Zucker heisst hier das Brod, Fleisch, Marcipan, Aepfelchen rosenroth Beisset dein Zahn. Komm, schoenes Jungfraeuelein, Schlafe bei mir! Dienerinnen huebsch und fein Warten der Thuer, Kammerfrau'n ohne Zahl Stehen am Bett, Das in dem goldnen Saal Hochzeitlich steht. Komm, schoenes Jungfraeuelein, Schlafe bei mir! Zieh in mein Schloss mit ein, Treu bin ich dir. Heissa! wie fliegt zum Tanz Lustig der Strich! Du traegst den Hochzeitkranz, Braeut'gam bin ich. Schlangenkoenig hatte ausgesungen, blinzelte freundlich auf das Maegdlein herab, kam dann herunter, schlug im Grase einige Ringelein um das Kind und sang gar leise und leidig: Komm mit! Komm mit! Und Margarethe kam mit. Aber kaum war sie zehen Schritt mit Schlangenkoenig gegangen, so bedachte sie sich und wollte zurueckfliehen. Aber es war zu spaet, sie war nun in Schlangenkoenigs Gewalt: er umzingelte sie und trug sie ueber die Wiese hin mit weg, und umsonst schrie sie: Jakob! Jakob! hilf! hilf! und rief den andern Hirten zu, aber weder Jakob noch die Hirten waren da, und Schlangenkoenig kehrte sich an ihr Geschrei nicht und rollte geschwinder als der Blitz mit ihr davon und schwamm durch den See. Als Schlangenkoenig sie ueber das Wasser nach der Insel hinuebergetragen hatte, war er ploetzlich verschwunden, die kleine Margarethe aber war vor Angst ohnmaechtig geworden und wusste gar nicht, wie sie ueber den See gekommen war. Das war aber das Sonderbarste, dass auch kein Troepflein Wasser sich an ihre Locken und Kleider gehaengt hatte noch durchgedrungen war: sie war ganz trocken auf die kleine Insel gekommen. Und als sie sich wieder besinnen konnte, da befand sie sich in einem wunderschoenen Garten voll der allerlustigsten Baeume und buntesten Blumen; und es war alles, wie das Lied gesungen hatte, an allen Zweigen hing Zucker und Marcipan und rosenrothe Aepfel und durch den Garten floss ein tiefer Bach von Milch und Quellen suessen Weines sprudelten aus dem Huegel. Das Schloss aber unter dem Huegel war noch viel schoener, als Schlangenkoenigs Brautgesang es beschrieben hatte, und waren so praechtige Saele und funkelnde Kammern und Gemaecher darin, dass kein Mensch die Herrlichkeit schildern koennte; und wenn man ihm auch eine Ewigkeit Zeit gaebe, die schoensten Worte zu suchen, womit er es beschreiben und ausmalen wollte, er kriegte es doch nicht fertig. Und als Margarethe vor dem Schlosse erschien, siehe da waren flugs wohl hundert Dienerinnen zur Stelle, welche Kerzen und Lampen trugen. Diese fuehrten sie in einen hohen Marmorsaal, der mit Gold und Silber und Edelsteinen verziert war, und zogen ihr goldene und silberne Kleider an und setzten ihr eine goldene Krone auf den Kopf und nannten sie Koenigin und Herrin und sprangen dienend um sie herum und brachten ihr alles, was sie nur verlangte. Diese Dienerinnen waren alle jung und trugen schneeweisse Kleider und gruene Kraenzlein im Haar und sahen die meisten mehr traurig als froehlich aus. Und als es dunkelte und gegen die Nacht ging, kamen wieder andere Jungfrauen und fuehrten Margarethen in ein Kaemmerlein, das blitzte und funkelte wie eitel Gold, und dann stand ein goldenes Bett, auf welchem rosenrothe und himmelblaue seidene Kissen und Decken lagen. Und sie naheten sich ihr sehr ehrerbietig und zogen ihr die Kleider aus und die Schuhe von den Fuessen und nahmen ihr die Krone vom Kopfe und legten sie dann weich ins Bett. Als sie das gethan, loeschten sie die Lampen aus bis auf eine, und verneigten sich stumm und schweigend und gingen weg. Und es waehrte nicht lange, so fluesterte es und knisperte und wisperte an der Thuere, und die Thuere that sich auf, und der Schlangenkoenig kam herein und kroch an Margarethens Bett und lispelte und zischelte ihr leise zu: Willkommen, meine auserkorene Koenigin! willkommen, meine suesse Braut! Nun komme ich als dein Braeutigam zu dir, mein suesses Margrethchen! wie ich dir unter dem gruenen Baume vorgesungen habe; nun wird alles wahr werden! O komm und nimm mich in deine Arme! und druecke mich an dein warmes Herz! und kuesse mich und habe mich recht lieb! Dann bin ich erloest und du bist eine reiche und grosse Koenigin. Denn ach! das ist mein trauriges Schicksal, solange muss ich als Schlangenkoenig auf der Erde herumkriechen, bis ein unschuldiges Kind mich in Liebe umhalset und wieder in den schoensten Prinzen verwandelt, der ich gewesen bin. Und er zischelte gar lose und leise und sah sie mit funkelnden Augen an und hob seinen Kopf zu ihr hinauf, als wolle er zu ihr ins Bett steigen--Margaretha aber schrie gewaltig und rief: Fort du buntes Scheusal! Nein nimmer--nimmer--nimmermehr! und wenn du so schoen waerest, als du haesslich bist. Ich will deine Koenigin nicht werden, ich will in meinem Leben keinen andern Braeutigam haben, als meinen lieben Jakob.--Und Schlangenkoenig musste sich duken und fliehen, Und als es Tag geworden war, kamen dieselben weissen Jungfrauen, die Margarethen ausgekleidet hatten, und zogen ihr die praechtigen Koenigskleider wieder an und setzten ihr die gueldene Krone wieder auf das Haupt und die andern im Saale und vor der Thuere verneigten sich nun vor ihr und bedienten sie. Und sie ging im Schlosse und im Garten umher und besah sich allen den Glanz und die Pracht. Aber weiter als den Garten konnte sie nicht kommen; denn es lief eine himmelhohe krystallene Mauer rings um ihn herum und seine Thore waren dicht verschlossen. Sie sah aber den ganzen Tag nicht das Geringste von Schlangenkoenig, und das war ihr sehr lieb. Aber an ihren Jakob hat sie viel denken und oft bitterlich weinen muessen und sie hat gerufen mitten in der schimmernden Herrlichkeit: O mein lieber Jakob! saesse ich nur mit dir jetzt in einem schlechten Kleide unter einem gruenen Baum, wie viel gluecklicher waere ich! Pfui der abscheuliche Schlangenkoenig! wie hat er mich verlockt und verfuehrt durch seinen Gesang! Und als es Nacht ward, fuehrte man sie eben so wie gestern in ihre Goldkammer und brachte sie ins Bett und loeschte die Lampen. Und auch der Schlangenkoenig kam eben so wieder wie gestern und schlich an ihr Bett und flehete, dass sie ihn ins Bett nehmen und lieb haben und Koenigin werden sollte. Sie aber ward noch viel boeser als gestern und jagte ihn mit schlimmen Worten fort. Und Schlangenkoenig musste traurig wieder aus der Kammer kriechen und die Nacht wieder auf der kalten feuchten Erde schlafen. So ging es noch drei Tage und Schlangenkoenig versuchte noch dreimal, ob das Kind ihn lieb gewinnen und bei ihm schlafen wolle. Sie aber rief immer: Fort fort, du blanker gleissender Gaukler! Jakob wird mein Mann und kein anderer in Ewigkeit! Mit dem fuenften Male waren auch die Proben vorbei, welche Margrethchen auszustehen hatte, und der traurige Schlangenkoenig rief nun den Frauen und Dienerinnen zu, dass sie sie des Schmuckes entkleiden und aus der goldnen Kammer fuehren moegten, und sagte zu Margarethen. Nun bist du nicht mehr Koenigsbraut und kannst es nimmermehr werden, wenn du auch wolltest. So ist die Ordnung des Schicksals hier. Du bist hinfort eine schlechte Dienerin, gehe darum zu den andern Dienerinnen und warte der hohen Frau, die da kommen und mich erloesen soll. Er meinte aber diejenige, welche sich ueber ihn erbarmen und ihn von Herzen kuessen und liebhaben und Koenigin und Herrin aller dieser Dienerinnen werden wuerde, welche seine Liebe verschmaeht hatten. Und Margarethe hatte jetzt ein weisses Kleid an und trug ein gruenes Kraenzlein und musste mit den andern jungen Dirnen vor der Thuere des Schlosses und in dem grossen Saale stehen und warten. Es waren lauter junge Kinder die Dienerinnen und Kammerfrauen, keine unter dreizehn Jahren und keine ueber siebzehn, wohl mehr als hundert und fuenfzig an der Zahl, alle huebsch und fein. Mit einer jeden hatte Schlangenkoenig es eben so versucht, wie mit Margrethchen, aber keine einzige von so vielen hatte sein Flehen erhoeren und ihn lieb haben wollen. Diese niedlichen Kinder waren nun freilich recht fein gekleidet und hatten der Speise und des Trankes und was sie zum Leben bedurften vollauf, auch wurden sie mit keiner Muehe und Arbeit geplagt und konnten den Tag singen und tanzen und oft auch in dem schoenen Garten spazieren gehen und sich Blumen pfluecken und die Voegelein in den Zweigen auf das allerlustigste singen hoeren; aber die Zeit ward ihnen doch herzlich lang in aller dieser Pracht und die meisten waren voll Traurigkeit und Sehnsucht. Die eine sehnte sich nach Vater und Mutter, die andere nach Bruder und Schwester, die dritte nach einem Herzallerliebsten; Margarethe sehnte sich nach nichts als nach ihrem lieben Jakob, von welchem sie sich so jaemmerlich hatte weglocken lassen. Jakob war bald gekommen, nachdem Margarethe von Schlangenkoenig entfuehrt worden war, und suchte seine Margarethe im Walde und auf der Weide bei den andern Hirten. Er fand sie nirgends, aber die Hirten sagten ihm, Schlangenkoenig werde sie wohl weggefangen haben. Jakob hoerte auch bald von einem Manne, der da unten am See pfluegte, er habe in der Ferne ein Gewimmer gehoert und das moege die entfuehrte Margarethe wohl gewesen seyn. Der kleine Jakob war sehr traurig und musste jeden Tag ja jede Stunde an sein Margrethchen denken und immer nach der Insel hinueber schauen, zu welcher sich kein Mensch wagte; denn es ging die Sage, derjenige muesse gleich des blassen Todes seyn, der sich ohne ein sicheres Pfand in dieses Gebiet des Schlangenkoenigs wage. Da schaute Jakob traurig und sehnlich hinueber und seufzte: Ach Margrethchen! Margrethchen! warum hast du dir die Ohren nicht zugestopft, als der luegnerische und gleissnerische Schelm sang? und rief auch wohl zuweilen fuer sich: Halt dich wacker, Margrethchen! werde keine Koenigin, Margrethchen! Das hatte er aber gewiss nicht noethig; denn Margarethe war ihm treu wie Gold. Das war ihm aber das Allertraurigste bei dieser Geschichte wenn er Schlangenkoenig ueber die Wiesen hinschluepfen sah in seinem bunten Rock, dass er ihm nichts thun durfte. So waren Jakob zwei Jahre verflossen in Gram und Traurigkeit ueber seine liebe verlorne Margarethe, da hoerte er von einem alten Schaefer einen Rath, wie man verzauberter Prinzen und Prinzessinnen und selbst der Hexen und Hexenmeister Herr werden koennte, und wenn sie noch so schlimm waeren. Und Jakob ging flugs in den Wald und hieb sich einen grossen knotigen Dornstock aus einem Dornstrauch, welcher der Kreuzdorn heisst, und darauf schnitt er noch ein Kreuz aus. Als nun der Schlangenkoenig das naechste Mal wieder ueber die Wiese hinschlaengelte, fasste Jakob sich ein Herz und fuhr auf ihn zu, so dass der Schlangenkoenig sich verwunderte, was der Bauerbursche wolle; denn er war es nicht gewohnt, dass die Leute auf ihn losgingen, sondern, dass die meisten vor ihm flohen. Und Schlangenkoenig dachte bei sich: Den Bauerjungen will ich schon jagen, dass ihm die Haare auf dem Kopfe sausen sollen; und er richtete sich auf und spruehete Funken aus den glaenzenden Augen und streckte die zischende Zunge aus und machte seine Krone auf dem Kopfe feuerroth vor Zorn und zuckte mit dem Ruecken, als wolle er auf Jakob springen. Aber Jakob ging ihm fest entgegen und rief: Komm nur her, Herr Heidenkoenig! komm nur her! Ich bin nicht bange vor dir, du sollst schon Gemach lernen. Und als Schlangenkoenig gegen ihn sprang, beruehrte er ihn nur leise mit seinem Dornstock, und o Wunder! Schlangenkoenig kruemmte sich und wand sich um den Dornstock, wie die Rebe sich um ihren Stab windet. Und Jakob freuete sich und rief voller Freude: Halt fest, mein Prinzchen! ich muss mein Kunststueck versuchen. Und er nahm den Stock und schwang ihn dreimal um den Kopf, dass er durch die Luefte sausete, und Schlangenkoenig hielt fest, als wenn er daran gewachsen waere. Der Stock ist gut und der Schaefer ist nicht dumm, sprach Jakob, und fragte Schlangenkoenig: Schlangenkoenig willst du mir Margrethchen wiedergeben, so mache ich dich strax los und du magst hingehen, wohin du willst. Schlangenkoenig aber schuettelte den Kopf. Und Jakob sprach wieder: So fahrwohl fuer heute, mein Prinz! friere die Nacht hier und bedenke dich bis morgen. Und er nahm den Dornstock und stiess ihn fest in die Erde, und Schlangenkoenig hing darum, und es sah gar lustig aus. Den andern Morgen kam Jakob wieder und sprach zu Schlangenkoenig: Schlangenkoenig willst du mir Margrethchen wiedergeben? Schlangenkoenig aber schuettelte mit dem Kopf noch staerker als gestern. Da ward Jakob sehr boese und ging hin und schnitt sich einen frischen Haselstock und sprach: Ich muss wohl einmal dein buntes Jaeckchen fragen, was das zu dem Scherze sagt; vielleicht giebt mir das eine gescheidtere Antwort. Und er schlug Schlangenkoenig auf seinen bunten Rock, dass er sich kruemmte wie ein Ohrwurm und die Zunge laut zischelnd ausstreckte, aber er nickte nicht mit dem Kopfe: Jakob ich will dir Margrethchen wiedergeben. Als Jakob meinte, dass er ihn diesmal genug geschlagen habe, ging er weg und sprach: Fuer heut ist's genug, bedenke dich bis morgen. Den dritten Morgen kam Jakob wieder und sprach zu Schlangenkoenig: Schlangenkoenig gestern und vorgestern fragte ich dich: Schlangenkoenig, willst du mir Margrethen wiedergeben? Heute kommst du so wohlfeilen Kaufs nicht ab; heut heisst es: Schlangenkoenig willst du mir Margrethen wiedergeben und alle die armen Jungfrauen, die in deinem Schlosse und Garten eingesperrt sind? Und Schlangenkoenig schuettelte zweimal mit dem Kopfe. Da nahm Jakob seinen Haselstock, und schlug ihn unbarmherzig, so viel als er schlagen konnte, so dass der Schlangenkoenig ihn fast jammerte; aber doch nickte und kopfschuettelte Schlangenkoenig ihm kein Ja zu. Da sagte Jakob: Heut ist das letzte Mal, dass ich Geduld habe. Du magst hier an dem Dornstock verfaulen, denn du kommst in Ewigkeit nicht los, wenn ich dich nicht loese. Also noch einmal und das letzte Mal, bedenke dich bis morgen. Und als Jakob den vierten Morgen wiederkam, fragte er Schlangenkoenig wieder: Schlangenkoenig willst du mir Margrethchen wiedergeben und die andern Jungfrauen, dass sie frei aus deinem Gebiete weggehen und eine jede so viel mittragen duerfen, als sie mit den Haenden tragen koennen? Und Schlangenkoenig war muerb geworden, denn es hatte diese Nacht sehr gefroren, und ihn hungerte und durstete gewaltig, auch sah er, dass Jakob einen frischen Haselstock in der Hand fuehrte doppelt so dick als der vorige. Und Schlangenkoenig liess es diesmal auf den Stock nicht ankommen und nickte dreimal mit dem Kopfe Ja. Und Jakob sagte zu ihm: Schlangenkoenig schwoere mir's bei deiner Seligkeit und bei der Hoffnung, die du hegst, dieser haesslichen bunten Haut einmal ledig zu werden--und Schlangenkoenig nickte ihm den Schwur auch dreimal zu. Als dies geschehen war, nahm Jakob sein Messer und schnitt das Kreuz glattweg von dem Kreuzstock, worum Schlangenkoenig geschlungen hing, und in demselben Augenblick glitt Schlangenkoenig herunter und ringelte sich im Grase und machte sich die erfrornen und zerschlagenen Glieder erst wieder ein wenig geschmeidig. Darauf kroch er vor Jakobs Fuesse und richtete sich auf und senkte sich dann wieder vor ihm, wie ein kluges und gehorsames Pferd sich erst vor dem Reiter zu richten und wieder zu senken pflegt, dass er aufsteige. Und Jakob verstand den Wink, denn er wusste wohl, dass zu der Insel weder Bruecke fuehrte noch Nachen ging; und er zeichnete sich mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und betete ein Gebet und rief: Nun in Gottes Namen! und so schwang er sich auf sein buntes Pferd. Und sausend fuhr Schlangenkoenig mit ihm ueber die Wiese dahin und in einem Hui hatte er ihn ueber das Wasser getragen. Schlangenkoenig sprang nun gegen das eiserne Gartenthor, welches kein anderer oeffnen konnte als er, und das Thor that sich sogleich auf, und sie gingen beide hinein. Da fand Jakob seine Margarethe wieder, und wie sich die beide gefreut haben, wer will das beschreiben? Aber unendlich ward der Jubel im Schlosse und Garten und klang und brausete aus allen Stimmen zum Himmel, als Jakob verkuendigte, alle eingefangene Jungfrauen sollen nun wieder frei seyn und mit ihm und Margrethen aus dem verzauberten Schlosse und Garten ziehen. Und er hiess die huebschen Kinder sich tummeln und einpacken, was jedes mitnehmen wolle, denn in zwei Stunden solle die Reise von der Insel vor sich gehen. Und sie liefen die eine hiehin die andere dahin und waren sehr geschaeftig, aber Schlangenkoenig war sehr traurig und sah es mit weinenden Augen an. Und als Jakob ihn so traurig sah, jammerte ihn seines Schicksals und dass er in dem scheusslichen Schlangenrock gehen musste wegen seiner frueheren Suenden und Schulden, bis ein unschuldiges junges Blut sich ueber ihn erbarmte und ihn lieb haette. Und er troestete ihn und sprach: Schlangenkoenig sey du nur nicht so traurig, dass diese alle von dir gehen und wieder zu den Ihrigen reisen wollen; denn von diesen allen kann dich ja doch keine einzige mehr erloesen. Und dass sie dir das Schloss ein bischen leer machen, das schadet dir ja auch nichts: du behaeltst immer noch Schaetze und Herrlichkeiten genug. Du jammerst mich und ich will dir darum noch einen guten Rath geben, und den verschmaehe nicht. Lass dein trotziges und herrisches Wesen fahren und sey nicht so klug und listig. Denn mit Klugheit und List richtest du es nicht aus, das hast du wohl lange merken koennen, und obgleich du der Schlangenkoenig heisseste bist du gewiss nicht verwandelt worden, dass du ein Herr seyn sollst, sondern ein Diener sollst du seyn und dienen sollst du lernen in Reue und Busse ueber deine begangenen Suenden, damit derjenige sich ueber dich erbarme, welcher der Herr aller Koenige ist. So ist es gemeint mit dem bunten Schlangenrock, den du tragen musst: du sollst demuethig und gehorsam werden, so magst du noch wohl Liebe und Erloesung finden. Aber ein trotziges und listiges Herz, das keine Demuth hat, kann auch keine Liebe in der Brust haben; und wie kannst du glauben, dass ein junges unschuldiges Herz den Schlangenkoenig umarmen soll, wenn es ihm nicht anmerkt, dass Liebessehnsucht und Froemmigkeit in ihm wohnt? So sprach Jakob ganz beweglich zum Schlangenkoenig, und als die Jungfrauen und Margarethe fertig waren, da rief er: Thu uns auf, Schlangenkoenig! Und Schlangenkoenig stiess mit dem Kopf gegen das Eisenthor des Gartens und es sprang weit auf; und sie gingen alle heraus und Schlangenkoenig ging mit ihnen. Als sie nun an das Wasser kamen, war da weder Bruecke noch Nachen, und Jakob sprach. Hurtig, Schlangenkoenig! mach Anstalt! mach uns die Bruecke fertig! Schlangenkoenig aber konnte es nicht lassen, er brauchte wieder eine List und spannte ein duennes glaenzendes Spinnwebchen wie einen Bogen ueber das Wasser von einem Ufer zum andern und sprach laechelnd: Ich kann euch nicht helfen, dies ist die einzige Bruecke, auf welcher man von dieser Insel ueber den See kommen kann. Er hoffte aber in seinem Herzen, es werde niemand darauf treten, aus Furcht zu ersaufen, und so werde er durch diese Feinheit alle die Jungfrauen gluecklich da behalten als Dienerinnen und den Jakob obenein als Diener. Aber Jakob hatte von solchen Kniffen der Geister schon oft gehoert, nahm sein Margrethchen an die Hand und rief: In Gottes Namen! alle mir nach! Und so sprang er auf die duenne Spinnwebbruecke und Margrethchen mit ihm, und in demselben Augenblicke legte sich die Spinnwebenbruecke als die schoenste und breiteste Marmorbruecke ueber das Wasser, und er und Margrethchen und die andern Jungfrauen gelangten gluecklich hinueber. Und als sie alle am Lande waren, war die Bruecke in der Sekunde wie versunken und man sah keine Spur mehr von ihr, auch nicht einmal das Spinnwebenfaedchen. Und sie waren alle froh aber erstaunt und sahen und hoerten nichts als ein leises Wimmern hinter sich; das war wohl der Schlangenkoenig, der ueber seine schoenen Jungfrauen weinte. Jakob lief nun ueber die Wiese hin mit seinem Margrethchen und mit der schneeweissen Jungfrauenschaar, die er erloest hatte, und sie zogen jubelnd und jauchzend in Thorstorp ein. Und alle Leute sind entsetzt gewesen ueber diesen Geschichten und haben lange erzaehlt von Jakobs Abentheuer in allen Landen und haben die Ausfuehrung der schoenen Jungfrauen aus dem Zauberschlosse Jakobs Auszug genannt. Und die feinen jungen Dirnen haben zu Jakob und Margrethchen freundlich Ade gesagt und sind weggegangen und gluecklich wieder zu den Ihrigen gekommen; und weil sie sich Gold und Silber und kostbare Kleider aus Schlangenkoenigs Schlosse mitgebracht hatten, so haben sie alle gar bald junge und huebsche Braeutigame gehabt. Und Jakob ist der Braeutigam seiner Margrethe geworden und sie haben bald eine lustige Hochzeit gehalten. Sie sind aber hier in Thorstorp nicht geblieben, denn die Nachbarschaft der Insel, wo Schlangenkoenig hauste, daeuchte ihnen zu gefaehrlich, sondern sie sind weiter zurueck ins Land hinauf gezogen und haben sich da fuer die mitgenommenen Schaetze ein schoenes Gut gekauft und in Freuden gelebt. Von dem Schlangenkoenige und ob er seitdem erloest worden, haben sie nie wieder was gehoert. Der Wiedehopf. So hat Hinrich Vierk einmal vom Schneidermeister Wiedehopf erzaehlt: Es begeben sich die wunderbarsten Dinge in der Welt: Koenige sind Bettler und Bettler sind Koenige geworden und kann man keinem ansehen, was er einst gewesen ist und was er noch werden kann. So ist der Wiedehopf einst ein Damenschneider gewesen, und wer sieht es ihm jetzt wohl an, dass er vormals in feiner und zierlicher Gesellschaft gelebt hat? Er hat in einer grossen reichen Stadt gewohnt und sich wie ein huebscher und feiner Gesell gehalten und einen bunten seidenen Rock getragen, und ist von einem vornehmen Hause in das andere und von einem Pallast in den andern gegangen und hat die kostbaren Zeuge und Stoffe, woraus er Kleider machen sollte, zu Hause getragen. Und weil er huebsch und manierlich gewesen ist, haben alle huebsche Frauen ihn zu ihrem Schneider genommen und immer hat er Arbeit bei ihnen gehabt, und auch der Koenigin, als sie gekroent werden sollte, hat er den Rock zugemessen. So ist Meister Wiedehopf bald ein sehr reicher Mann geworden und hat doch nicht genug kriegen koennen, sondern ist immer herumgelaufen und hat zu Hause geschleppt und oft so viel zu tragen gehabt, dass er wie ein Karrengaul unter seiner Last stoenen und, wann er die Treppen hinaufstieg, _Huup! Hupupp!_ schreien musste. Diese Arbeitseligkeit und Habseligkeit haette Gott ihm wohl vergeben, aber es ist eine arge Habsucht daraus geworden, und die hat der Herr nicht laenger mit Geduld ansehen koennen. Der Schneider hat zuletzt gestohlen und von allen Zeugen, die er in die Mache bekam, seinen Theil abgekniffen und abstipitzt. Da ist es ihm denn geschehen, dass er eines Abends, als er mit einem schweren Buendel und noch schwereren _Hupupp! Hupupp!_ die Treppe hinaufaechzete, ploetzlich in einen bunten Vogel verwandelt worden ist, welcher Wiedehopf heisst und um die Haeuser und Staelle der Menschen umfliegen und dort mit unersaettlicher Gier das Allergarstigste auflesen und in sein Nest tragen muss. Er traegt bis diesen Tag einen bunten Rock, aber einen solchen, der an einen schlimmen Ort erinnert, wohin die Diebe und Schelme gehoeren. Der eine Theil des Rockes ist rabenschwarz, der andere feuerroth, und sind beide Theile Farben der Hoelle, denn das Schwarze des Rockes soll die hoellische Finsterniss und das Feuerrothe das hoellische Feuer bedeuten. Einen aehnlichen Rock als Meister Wiedehopf traegt auch der Todtengraeber, ein blanker garstiger Wurm, der auf den Landstrassen herumlaeuft und todte Maulwuerfe, Kaefer und anderes Aas begraebt; auch die bunte Blattwanze hat fast ganz dasselbe Kleid an: beide sind Erzstinker und wahrscheinlich beide einst auch Diebe gewesen. Das hat der Wiedehopf noch so beibehalten aus seiner alten Schneiderzeit, dass er immer _Hupupp! Hupupp!_ schreien muss, als truege er noch Diebeslast, die ihm zu schwer wird. Die Leute nennen ihn deswegen haeufig den Kukukskuester, weil sein Laut aus der Ferne wirklich oft so klingt, als wolle einer dem Kukuk seinen Gesang nachsingen, wie der Kuester dem Pastor. Aber der Kukuk ist ein lustiger Schelm und kann sein Lied in Freuden singen, der Wiedehopf aber ist ein trauriger Schelm, und darum muss er seufzen und klagen und sein _Hupupp! Hupupp!_ geht ihm gar schwer aus der Kehle. Der Wolf und die Nachtigall, oder wie zwei arme Koenigskinder verwandelt und zuletzt nach vieler Noth doch wieder zu Menschen geschaffen wurden. In alten Zeiten, da es alles noch ganz anders war in der Welt als jetzt, lebte ein Koenig in Schottland, der hatte die schoenste Koenigin in allen Landen, von einer so seltenen Schoenheit und Lieblichkeit, dass sie weit und breit als die Allerschoenste besungen und von Dichtern und Erzaehlern der schottische Vogel Phoenix zugenannt ward. Diese schoene Koenigin gebahr dem Koenige zwei Kindlein, einen Sohn und eine Tochter, und starb dann in ihrer Jugend hin. Der Koenig trauerte viele Jahre um sie und konnte sie nie vergessen, sagte auch, er wolle nimmer wieder heirathen. Aber der Menschen Sinn ist wankelmuethig und kann sich auf sich selbst nicht verlassen; denn als viele Tage vergangen und die Kinder schon gross waren, nahm er sich doch wieder eine Frau. Diese Frau war sehr boes und eine schlimme Stiefmutter gegen die Kinder des Koenigs. Es waren aber der Prinz und die Prinzessin rechte Spiegel der Huld und Lieblichkeit, und der Hass der Stiefmutter gegen die Kinder kam auch daher, dass die Leute, bei welchen die verstorbene Koenigin in gutem Andenken stand, immer noch von dieser sprachen, sie aber verschwiegen, und dass sie, wenn sie mit der jungen Prinzessin erschien, gegen diese aufjauchzeten und riefen: sie ist gut und schoen, wie ihre Mutter war. Das verdross sie, und sie ergrimmte in sich und sann auf arge Tuecke, barg aber ihr boeses Herz unter Freundlichkeit. Denn sie durfte sichs vor dem Koenige nicht merken lassen, dass sie den Kindern gram war, und das Volk wuerde sie gesteinigt und zerrissen haben, wie sie ihnen ein Leides gethan haette. Die Prinzessin, des Koenigs Tochter, welche Aurora hiess, war nun fuenfzehn Jahre alt geworden und bluehete wie eine Rose und war die schoenste Prinzessin weit und breit. Und es zogen viele Koenigssoehne und Fuersten und Grafen her und buhlten um sie und begehrten sie zum Gemal; sie aber sprach zu ihnen: mir gefaellt die froehliche und ledige Jungfrauschaft besser, als alle Freier, und damit mussten sie wieder hinreisen wo sie hergekommen waren. Endlich aber kam der Rechte: es war ein Prinz aus Ostenland, ein gar schoener und stattlicher Herr. Diesem verlobte sie sich mit Einwilligung des Koenigs und ihrer Stiefmutter. Und schon war der Hochzeitkranz gewunden und die Spieler zum Tanze bestellt, und alles Land war in Freude ob der Vermaelung der schoenen Prinzessin Aurora. Aber die Stiefmutter dachte ganz anders in ihrem Sinn, als sie sich gebehrdete, und sprach: Ich will Spielleute bestellen, die sollen zu einem andern Tanze aufspielen, und die Fuesse sollen anderswohin tanzen als ins Brautbett. Denn sie sprach bei sich: Diese verdunkelt mich ganz und wird mich noch mehr verdunkeln, und vor dieser Aurora muss meine Sonne untergehen, zumal wenn sie einen so stattlichen Mann zum Gemal bekommt und dem Koenige ihrem Vater Enkel bringt; denn ich bin unfruchtbar und kinderlos. Auch haengt das Volk ihr an und schreit ihr nach, mich aber kennen sie nicht und wollen sie nicht kennen; und doch bin ich die Koenigin: ja ich bin die Koenigin! und bald sollen sie es alle wissen, dass ich es bin und nicht Aurora. Und sie sann nun auf viele arge Listen Tag und Nacht hin und her, wie sie die Prinzessin und ihren Bruder verderben wollte; aber es wollte ihr keine einzige gelingen: denn sie waren zu gut bewacht und behuetet von den Dienern und Dienerinnen, die sie hatten. Diese sahen auf sie wie auf ihren Augapfel und wichen Tag und Nacht nicht von ihnen wegen der Liebe, die sie zu ihrer Mutter, der seligen Koenigin, trugen. Als nun keine Zeit mehr uebrig und der Hochzeittag schon da war und sie sich nicht mehr zu helfen wusste, gedachte sie der allerboesesten Kunst, die sie wusste, und kam zu den Kindern mit der leidigsten Freundlichkeit und bat sie, einen Augenblick mit ihr in ihren Rosengarten zu kommen, sie wolle ihnen eine wunderschoene Blume zeigen, die eben aufgebrochen sey. Und sie gingen gern mit ihr, denn der Garten war hart hinter dem Schlosse; auch konnte niemand an etwas Arges denken, denn es war der helle Mittag, und der Koenig und die Prinzen und Prinzessinnen des Landes waren alle in dem grossen Schlosssaale versammelt, da gleich die Vermaelung geschehen sollte. Und sie fuehrte die Kinder in die hinterste Ecke des Gartens, wo ihre Blumen standen, unter einen dunkeln Taxusbaum, als wollte sie ihnen da etwas Besonderes zeigen. Sie aber murmelte einige leise Worte fuer sich hin, brach dann einen Zweig von dem Baum, und gab dem Prinzen und der Prinzessin einige Streiche damit auf den Ruecken. Und alsbald wurden sie in Thiere verwandelt. der Prinz sprang als ein reissender Wolf ueber die Mauer und lief in den Wald, und die Prinzessin flog als ein kleiner grauer Vogel, der Nachtigall heisst, auf den Baum, und sang ein trauriges Lied. Die Koenigin spielte ihr Spiel so gut, dass auch kein Mensch etwas merkte. Sie lief laut schreiend dem Schlosse zu und sank mit zerrissenen Kleidern und zerzausten Haaren an den Stufen des Saales hin, als sey ihr ein grosses Leid geschehen, und der Koenig hiess sie von den Kammerfrauen wegtragen. Es verging wohl eine gute Viertelstunde, ehe sie wieder zu sich kam. Da gebehrdete sie sich sehr traurig und weinte und schrie: Ach! du arme Aurora, welchen Brauttag hast du erlebt! ach du ungluecklicher Prinz! So schrie sie einmal ueber das andere, und erzaehlte dann, ein Schwarm Raeuber sey ploetzlich hinten in den Garten gedrungen und habe die beiden Koenigskinder mit Gewalt von ihrer Seite gerissen und entfuehrt; sie aber haben sie zu Boden geschlagen und halbtodt liegen lassen; und sie zeigte eine Beule an der Stirn, die sie sich absichtlich an einem Baum gestossen hatte. Und alle glaubten ihren Worten, und der Koenig hiess alle seine Herren und Grafen und Ritter und Knappen aufsitzen und den Raeubern nachjagen. Diese durchritten nach allen Seiten den Wald und alle Schluechte und Klippen und Berge rings um das Schloss wohl zwei drei Meilen weit, aber von den Raeubern und von dem Prinzen und von der Prinzessin fanden sie auch nicht die geringste Spur. Und der Koenig ruhete nicht und liess weiter suchen und forschen viele Wochen und Monate, und sandte Boten und Kundschafter aus in alle Laender; aber sie kamen immer vergebens zurueck, und mit dem Prinzen und der Prinzessin war es, als ob sie nie gelebt haetten: so ganz waren sie verschollen. Der alte Koenig aber glaubte, die Raeuber haetten sie wegen der kostbaren Juwelen und Edelsteine entfuehrt, die sie am Hochzeitstage trugen, und haetten sie beraubt und dann todt geschlagen und irgendwo eingescharrt, damit man ihnen nie auf die Spur kommen koennte; und er graemte sich so sehr, dass er bald starb. Bei seinem Sterben uebergab er, weil er keine Kinder hatte, der Koenigin das Reich, und bat seine Unterthanen, dass sie ihr treu und gehorsam seyn moegten, wie sie ihm gewesen waren. Sie thaten es auch und erkannten sie als ihre Koenigin, mehr aus Liebe zu ihm als aus Liebe zu ihr. So waren vier Jahre verschienen und der Koenig schon das andere Jahr todt, und die Koenigin fing an mit grosser Gewalt ueber die Laender zu herrschen, und kaufte sich fuer die Schaetze, die der alte Koenig ihr hinterlassen hatte, viele fremde Soldaten, die sie ueber das Meer kommen liess und die ihre Krone und ihr Schloss bewachten. Denn sie wusste, dass sie von den Unterthanen nicht geliebt war, und sprach: Nun moegen sie aus Furcht thun, was sie aus Liebe nicht thun wuerden. So geschah es, dass sie von Tage zu Tage bei jedermaenniglich mehr verhasst ward, aber keiner durfte es sich merken lassen, denn auf das leiseste Gefluester gegen die Koenigin war der Tod gesetzt. Aber die Leute lassen das Wispern und Fluestern darum doch nicht, und weil das Sprichwort wahr ist: Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt endlich an die Sonnen, so hatte es von Anfang an gemunkelt*, als die Koenigskinder verschwunden waren: kein Mensch koenne wissen, was der Spaziergang der Koenigin bedeutet habe. Denn es waren Leute genug, die ihr wegen ihrer scharfen Augen und ihrer unnatuerlichen Freundlichkeit boese Kuenste zutraueten. Diese Munkelung unter dem Volke dauerte nun immer fort und nahm noch zu; sie aber kuemmerte sich darum nicht, und dachte: die werden schon Thiere bleiben, was sie sind, und mir wird keiner die Koenigskrone nehmen. Aber es begab sich alles ganz anders, als sie gedacht hatte. -------------------------- * Munkeln sagt man von Pferden, die im Sommer wegen der Bremsen mit dem Kopf schuetteln; Munkeln heisst also: die Koepfe gegen einander bewegen, leise fluestern. -------------------------- Den armen Koenigskindern ging es indessen doch recht schlecht. Der Prinz war als ein brauner Wolf in den Wald gelaufen, und er musste sich gebehrden wie ein Wolf und heulen wie ein Wolf und durch die oeden und wuesten Orte laufen bei Tage und bei Nacht, und wie ein Dieb einhergehen; denn auch die woelfische Furcht war in ihn gefahren. Und er musste sich naehren wie die andern Woelfe von allerlei Raub von Wild und Voegeln, auch musste er in der traurigen Winterzeit zuweilen wohl mit einem Maeuschen vorlieb nehmen und den Bauch einziehen und zaehneklappen und zwischen den harten und kalten Steinen sein Lager nehmen. Und dies war gewiss keine prinzliche Lebensart, wie er sie vorher gefuehrt hatte, ehe er aus der koeniglichen Pracht und Herrlichkeit in dieses wilde Elend verstossen war. Das war aber das Besondere an ihm, dass er allein Thiere angriff und zerriss und nie nach Menschenblut geluestete. Doch nach einer haette ihn wohl geluestet, nach der boesen Frau, die ihn verwandelt hatte; aber diese huetete sich wohl, dahin zu kommen, wo sie den Zaehnen dieses Wolfes begegnen konnte. Man soll aber nicht glauben, dass der Prinz, der nun ein Wolf war, noch menschliche Vernunft hatte; nein es war sehr finster in ihm geworden, und mit dem Bilde des Thieres, in welchem er durch die Waelder laufen musste, hatte er auch nicht viel mehr als thierischen Verstand. Das ist wahr, ein dunkler Trieb trieb ihn oft gegen das Schloss und den Schlossgarten hin, als haette er dort einen Fang zu holen; doch hatte er keine deutliche Erinnerung der Vergangenheit: wie haette er es dann auch in der Wolfshaut aushalten sollen? In den Augenblicken, wo er diesen Trieb fuehlte, war er mit einem besondern Grimm behaftet; aber immer, wie er ihnen auf tausend Schritt nahe kam, fuhr ein kalter Schauder in ihn und jagte ihn zurueck. Und die Koenigin hatte dies mit ihrer Hexerei verschuldet, dass sie ihn bis so weit gebannt hatte; denn weiter hatte sie nicht gedurft. Sie aber stellte dem Wolfsprinzen nach dem Leben und liess viel jagen in dem Forst, der sich um das Schloss herumzog, weil sie dachte, dass er wohl darin seyn mogte. Deswegen ward fast alle Woche zweimal eine grosse Schalljagd und Klapperjagd auf Woelfe und Fuechse angestellt; und damit sie einen fleissigeren Vorwand dazu haette, hatte die Koenigin viele niedliche Dammhirsche in diesen Forst ausgesetzt, von welchen unser koeniglicher Wolf allerdings manchen verzehrte. Aber er rettete sich immer aus aller Gefahr, wie oft die Hunde ihm mit ihren Rachen auch das Haar auf dem Ruecken schon zerbliessen und wie oft die Jaeger auf ihn schossen. Er wich dann fuer den Augenblick abseits, und wann der Schall sich gesaenftet hatte und die Jagdhoerner verstummt waren, kam er in das Dickicht zurueck, welches dem Schlosse nahe war, und sonnte sich haeufig auf Plaetzen, wo er als Knabe und Juengling zuweilen gespielt hatte. Er wusste aber nichts mehr von der Vergangenheit, sondern es war eine verborgene Liebe, die ihn dahin lockte. Die Prinzessin Aurora hatte als ein kleines Voegelein auf den Baum fliegen muessen und war in eine Nachtigall verwandelt worden. Ihr aber war in ihrem leichten und duennen Federkleide die Seele nicht so verdunkelt, als dem Prinzen in der Wolfshaut, sondern sie wusste viel mehr von sich und von den Menschen und Dingen; nur sprechen konnte sie nicht. Dafuer aber sang sie desto schoener in ihrer Einsamkeit, und oft so wunderschoen, dass die Thiere vor Freuden huepften und sprangen und die Voegel sich alle um sie versammelten und die Baeume dazu rauschten und die Blumen nickten. Ich glaube, auch die Steine haetten vor Lust getanzt, wenn sie so viel Liebe in sich haetten; aber deren Herz ist zu kalt. Auch die Menschen haetten wohl bald auf den kleinen Vogel gemerkt als auf einen besonderen Vogel und waere wohl ein Gerede und Gemunkel davon unter den Leuten entstanden, wenn nicht etwas sie abgehalten haette von dem Walde, dass sie die Nachtigall nie singen hoerten. Es verhielt sich damit folgendergestalt: Wie die Koenigin dem armen verwandelten Prinzen mit den vielen Schall- und Klapperjagden gern das letzte woelfische Lebenslicht ausgeblasen haette und wie er dadurch ueber die ganze Wolfsfamilie grosses Unglueck brachte, habe ich schon erzaehlt. Aber auch ueber die kleinen Voegel ging es schlimm her, und in diesen Tagen der Tyrannei war es ein Unglueck, in der Gegend des Schlosses als Amsel Grasmuecke und Nachtigall gebohren zu seyn. Die Koenigin nemlich, nachdem der alte Herr gestorben war und sie die Gewalt allein hatte, gebehrdete sich ploetzlich, als habe die Krankheit sie befallen, dass sie nicht allein das Geschrei und Gekraechze und Geschnatter unleidlicher Voegel nicht ertragen koenne, sondern dass selbst das lieblichste Geklingel und Gezwitscher der lustigen kleinen Singvoegelein sie unangenehm bewege. Und damit sie das allen Menschen glaublich machte, war sie bei solchen Gesaengen, deren sich sonst alle Welt zu freuen pflegt, ein parmal in Ohnmacht gefallen. Das war aber nur ein Schein, sie wollte eine boese That, sie wollte den Tod der kleinen Nachtigall, wenn sie etwa in diesen Hainen und Gaerten herumflatterte. Das wusste sie aber wohl, dass das Voegelchen dem Schlosse auf tausend Schritt nicht nahen durfte, denn sie hatte es unter denselben Hexenbann gelegt, als seinen Bruder. Unter dem Titel dieser Unleidlichkeit und Empfindlichkeit gegen zarte und feine Klaenge und Schalle ward denn freilich nicht bloss der kleinen liebenswuerdigen Nachtigallprinzessin sondern allen andern Voegeln nach der Kehle gegriffen; sie waren alle in die Acht und Aberacht gethan, sie waren alle fuer vogelfrei erklaert, und die Foerster und Jaeger der Koenigin erhielten den strengsten und gemessensten Befehl, auf alles, was Federn traegt, Jagd zu machen, und auch das Rotkehlchen ja nicht einmal den Zaunkoenig zu verschonen, auf welchen ein guter Jaeger sonst nie einen Schuss verliert. Dieser schreckliche Zorn der Koenigin ward ein Unglueck fuer das ganze befiederte Volk, nicht bloss fuer die, welche im Freien flogen oder in Forsten und Hainen lebten, sondern auch fuer die, welche auf Hoefen und in Zimmern gehalten werden. In der Hauptstadt und in der Umgegend des koeniglichen Schlosses blieb auch nichts Gefiedertes leben; denn die Leute meinten sich bei der Koenigin sehr einzuschmeicheln und ihre Gunst zu gewinnen, wenn sie es ihr nachmachten. Es war ein Schlachten und Morden der Unschuldigen wie der bethlehemitische Kindermord des Koenigs Herodes weiland. Wie vielen tausend Kanarienvoegeln und Zeisigen und Nachtigallen und Distelfinken, ja selbst wie manchen ostindischen und westindischen Papageien und Kakadus wurden da die Haelse umgedreht! Schreihaelsen und Liederkehlen, Schwaetzern und Verschwiegenen drohete Ein Schicksal, und das sogar war ein Verbrechen, als Gans oder Puter oder Hahn gebohren zu seyn, und die gemeinen Haushuehner fingen an so selten zu werden als chinesische Goldfasane. Und haette die Koenigin noch einige Jahrzehende so gewuethet gegen das Federvoelkchen, so waere es allmaelig ausgestorben in dem Koenigreiche. Das war die Ursache, warum die Voegel nicht allein gemordet wurden sondern auch fast kein Mensch mehr in den Wald spazieren ging, weil es so haette gedeutet werden koennen, als wollten sie da Vogelgesang hoeren. So kam es denn, dass niemand die Wundertoene der kleinen Nachtigall belauschen konnte, als etwa hie und da ein einsamer Jaeger. Der liess sich aber nichts merken, damit er von der Koenigin nicht gestraft wuerde, dass er den Vogel nicht geschossen. Denn das muss man zur Ehre der Weidmaenner sagen, dass sie doch meistens ihrer wackern Natur folgten und selten einen der kleinen Voegel schossen; aber platzen durch den Wald mussten sie, dass es knallte. Und dadurch schon ward es still von Gesaengen und auch viele Voeglein zogen weg aus dem unaufhoerlichen Getuemmel und kamen nimmer wieder. Die kleine Nachtigall aber, welche Gott behuetete, dass sie sich von allen diesen Nachstellungen rettete, konnte den gruenen Wald hinter dem Schlosse nicht lassen, wo sie in ihrer Kindheit so viel gespielt und gesprungen hatte, sondern wenn sie auch wegflog, so bald die Jagdhoerner anbliesen und es mit Hurra und Wo Wo durch die Buesche tosete, kam sie doch immer bald wieder. Und obgleich ihre Liedlein, als aus einem traurigen Herzen klingend, meistens traurig und klaeglich waren, daeuchte es ihr doch recht anmuthig, so unter den gruenen Baeumen und bunten Blumen zu leben und dem Mond und den Sternen etwas Suesses vorzuklingen; und nur wenige Monate war sie ungluecklich. Dies war die Zeit, wo der Herbst kam und wo sie mit den andern Nachtigallen in fremde Laender ziehen musste, bis es wieder Fruehling ward. Das kleine Prinzessinvoegelein hielt sich nun meist zu den Baeumen, Angern und Auen, wo sie als Kind gespielt oder als Jungfrau mit Gespielen ihres Alters Kraenze gewunden und Reigen aufgefuehrt hatte, oder wo sie gar in den gluecklichsten Tagen ihres Lebens mit dem Geliebten die Einsamkeit gesucht hatte. Am liebsten und am meisten wohnte sie in einer dichten gruenen Eiche, die sich ueber einen rieselnden Bach beugte und oft das suesse Gefluester der Liebe in ihren Schatten geborgen hatte. An dieser Stelle sah sie denn auch oft den Wolf, den ein dunkles Gefuehl der Vergangenheit dahin fuehrte; aber sie wusste nicht, dass es ihr armer Bruder war. Doch gewann sie ihn lieb, weil er sich so oft unter ihren Gesaengen hinstreckte und lauschte, als verstaende er etwas davon; und sie beklagte ihn wohl zuweilen, dass er ein zorniger und harter Wolf seyn musste und nicht flattern konnte und fliegen von Zweigen zu Zweigen, wie sie und andere Voegelein. Und nun muss ich auch noch von einem Manne erzaehlen, der in dem einsamen Walde zuweilen der Zuhoerer der kleinen Nachtigall war. Dieser Mann war der Prinz aus Ostenland, ihr Braeutigam, als sie noch Prinzessin war. Der Koenig, dieweil er noch lebte, hatte diesen Prinzen wegen seiner Tugend und Tapferkeit vor allen Maennern geliebt und ihn auf seinem Todbette der Koenigin empfohlen als einen Rath und Helfer in allen schlimmen und gefaehrlichen Dingen, besonders als einen frommen und trefflichen Kriegsmann. Auch war er nach des Koenigs Tode bei der Koenigin geblieben bloss aus Liebe zu dem seligen Herrn. Doch ward er bald inne, dass die Koenigin ihn hasste, ja dass sie ihm nach dem Leben trachtete, und entwich daher ploetzlich von ihrem Hofe und aus ihrem Lande. Sie aber liess ihm nachsetzen als einem Verraether und Fluechtling und liess einen Bann ausgehen, wodurch sie ihn fuer vogelfrei erklaerte, dass jeder, wem es beliebte, ihn erschlagen und ihr seinen Kopf bringen mogte, worauf sie einen hohen Preis gesetzt hatte. Er entwich wieder in das Land seines Vaters, das viele hundert Meilen gegen Osten von dem Schlosse der Koenigin lag, und wohnte bei ihm. Aber im Herzen hatte er keine Ruhe noch Rast und die Trauer um die verschwundene Prinzessin wollte ihn nie verlassen. Ja das Wunder begab sich mit ihm, dass er alle Jahre einmal heimlich verschwand, ohne dass ein Mensch wusste, wohin. Er sattelte aber dann sein Ross und ruestete sich in unscheinbarer Ruestung, und ritt ploetzlich davon, so dass niemand seinen Pfad kannte. Er musste aber in das Land der Koenigin reiten, die ihn vogelfrei gemacht hatte, und jenen Wald besuchen, worin die Prinzessin verschwunden war. Dieser gewaltige Trieb kam ihm jedes Jahr kurz vor der Zeit, in welcher die Prinzessin verschwunden war, wo er durch wilde wueste und verborgene Orte traben musste, bis er zu wohlbekannten Staetten gelangte, wo er einst mit seiner Braut gewandelt hatte. Und da war auch ihm die gruene dunkle Eiche am Bache die Lieblingsstelle. Da brachte er dann vierzehn Naechte in Thraenen und Gebeten und Klagen um die Geliebte zu; die Tage aber verbarg er sich in dem entlegeneren Dickicht. Da hat er die kleine Nachtigall oft gesehen und gehoert und sich ihres wundersamen und wunderlieblichen und fast uebervoegelischen Gesanges erquickt. Sie haben aber nichts weiter von einander gewusst. Doch hatte das Voegelchen immer eine grosse Sehnsucht im Herzen, wann der Ritter wieder geritten war, sie wusste aber nicht, warum; und auch ihm klang ihr tiefes und schmachtendes Tiu! Tiut! lange nach, wann er wieder in das Land seines Vaters ritt. Es ging ihm aber wie den meisten Menschen, die etwas Geheimes thun oder haben, worueber andere Leute sich viel die Koepfe zerbrechen, dass er um sein eignes Geheimniss nicht wusste. Denn dass er jedes Jahr einmal heimlich wegritt, das wusste er wohl; warum er aber reiten musste, das wusste er nicht. Und es waren manche Tage vergangen seit dem Tode des alten Koenigs und es ging in das sechste Jahr seit dem Verschwinden der Kinder, und die Koenigin lebte herrlich und in Freuden, und liess die Thiere jagen und auf alle Voegel schiessen, und war auch gegen ihre Unterthanen nicht weniger hart, als gegen das Wild und Gefieder des Waldes. Sie daeuchte sich fast allmaechtig und meinte, ihr Glueck und ihre Herrschaft koenne kein Ende nehmen. Doch hatte sie seit jenem Tage den Wald nicht betreten um das Schloss und den Schlossgarten, sondern eine heimliche Furcht hatte sie davon zurueckgehalten. Sie liess sich aber nicht merken, was es war, und dass eine Hexenangst dahinter steckte. Nun begab es sich, dass sie einmal ein grosses Fest und Gastmal angestellt hatte, wozu alle Fuersten und Fuerstinnen des Reichs und alle Grossen des Landes und alle vornehmsten Diener und Dienerinnen geladen waren, und es war den Nachmittag eine grosse Wolfsjagd beschlossen in dem Forst, und die Fuersten baten sie, dass sie mitgehen moegte. Sie weigerte sich lange unter allerlei Vorwaenden, endlich aber liess sie sich bereden. Sie setzte sich aber auf einen hohen Wagen und hiess drei ihrer tapfersten Kriegsmaenner sich wohlbewaffnet neben sich setzen; zugleich hiess sie viele hundert gewaffnete und geruestete Reisige vor, neben und hinter dem Wagen reiten, und eine lange Reihe Wagen voll Herren und Frauen folgten ihr nach. Und ihr war der Wolf immer im Herzen, doch dachte sie bei sich: lass den Wolf nur kommen, ja lass hundert Woelfe zugleich kommen, diese tapfere Schaar wird ihnen wohl das Garaus machen. So verblendet Gott auch die Kluegsten und Feinsten, wann sie zur Strafe reif sind; denn ihr war geweissagt worden von andern Meistern ihrer losen Kunst, sie solle sich vor dem sechsten Jahre in Acht nehmen. Daran hatte sie heute nicht gedacht. Und es war ein schoener heiterer Fruehlingstag, und sie fuhren mit Trompeten und Posaunen in den Forst, und die Rosse wieherten und die Ruestungen klirrten und die gezueckten Speere und Degen funkelten in der Sonne; die Koenigin aber funkelte am hellsten, mit ihren praechtigsten Kleidern und all ihrem Juwelenschmuck hoch im Wagen thronend. Und schon schallte ihnen die Jagd entgegen mit Hussa und Hurra und den schmetternden Hoernern der Jaeger und den gellenden Stimmen der Hunde. Und es lief ein Loewe vorueber und ein Eber fuhr durch die Reihen; und sie erschracken nicht sondern hielten und standen ein jeglicher fest auf seinem Stand, und machten die Ungeheuer nieder. Aber nicht lange, und es ergab sich ein Schrecken, das ihnen zu maechtig war. Ein fuerchterlicher Wolf fuhr aus dem Dickicht hervor auf einen gruenen Anger, und heulte so graesslich, dass Jaeger, Hunde und Reiter vor ihm ausrissen. Der Wolf lief, wie man einen Pfeil vom Bogen schiesst, nein er lief nicht sondern flog durch die Maenner und Rosse dahin, und keiner dachte daran, dass er Bogen, Spiess und Eisen trug, so schrecklich war des Unthiers Ansehen und so wuethig bleckte er den funkelnden Rachen auf. Die Koenigin, die ihn auf ihren Wagen zuspringen sah, schrie Huelfe! Huelfe! die Weiber schrien und fielen in Ohnmacht, viele Maenner schrien auch wie die Memmen: Keiner wehrte dem Wolf, er sprang mit Einem langen weiten Sprung auf den hohen Wagen, riss das stolze Weib herunter, und wusch sich Zaehne und Rachen in ihrem Blute. Die andern waren alle geflohen oder standen und hielten von ferne. Und o Wunder! als sie sich ermannen wollten und das Thier anfallen, sahen sie es nicht mehr, sondern, wo es eben noch gestanden hatte, erhob sich die Gestalt eines schoenen und reisigen Juenglings. Die Maenner staunten ob dem Zauber, doch zuckten einige die Waffen, als wenn sie ihn als ein zweites Ungethuem jagen und faellen wollten. Da sprang ploetzlich ein Greis vor, der mit im Zuge war, der Kanzler des Reichs, und verbot es ihnen, und rief ueberlaut: bei meinem grauen Haar, Maenner, haltet ein! ihr wisset nicht, auf wen ihr stossen wollet--und, ehe sie sich besinnen konnten, lag er schon vor dem Juenglinge auf der Erde, und kuesste ihm Kniee und Haende und rief: Sey uns gegruesst, du edle Blume eines edlen Vaters, die du wieder aufgegangen bist in deiner Schoene! und freue dich, o Volk, dein rechter Koenigssohn ist wieder gekommen, und dies ist jetzt dein Koenig. Und auf diese Worte liefen viele herzu und erkannten den Prinzen wieder und huldeten ihm als ihrem Herrn, und die uebrigen thaten desgleichen. Und alle waren zugleich voll Schrecken und Staunen und Freude, und dachten nicht mehr an die zerrissene Koenigin noch an den Wolf; denn dass er der Wolf gewesen, das wussten sie nicht. Der junge Koenig aber gebot allen, dass sie ihm nachfolgeten und mit ihm in das Schloss seines Vaters zoegen; er hiess auch sogleich die Jagd stillen und die Hoerner und Trompeten, welche eben noch den Wald und das Wild aufgeschreckt hatten, seinem froehlichen Einzuge voranblasen. Und als er daheim war und von den Zinnen seiner Vaeter schauete, da traten ihm die Thraenen in die Augen und er weinte beides schmerzlich und froehlich; denn er gedachte nun alles Jammers wieder und der zu schweren Vergangenheit, wo es wie ein dumpfer und thierischer Traum auf ihm gelegen hatte. Und nun ward es ihm ploetzlich hell, und er konnte es dem Kanzler und den Vornehmsten melden, wie es mit ihm geschehen war und dass er nur durch das Herzblut der alten greulichen Hexe, die seine Stiefmutter und ihre Koenigin geheissen, wieder hatte verwandelt werden koennen. Und das Geruecht von diesem erstaunlichen Wunder ging alsbald in die ganze Stadt und unter alles Volk aus; und sie freueten sich, dass der geliebte Koenigssohn wiedergekommen und dass die Koenigin, welche alle hasseten, von Wolfszaehnen, die sie selbst geschaffen, zerrissen war. Aber als der Prinz sich nun allmaelig wiedergefunden und ueber sich besonnen hatte, da fiel es ihm schwer auf das Herz, wo die koenigliche Prinzessin Aurora seine geliebte Schwester wohl seyn moegte und ob sie auch noch wohl unter irgend einer Thierhaut oder Federdecke steckte; denn nun fiel ihm ihr trauriger Hochzeittag ein. Und er fragte und liess fragen; aber alle schwiegen und keiner konnte von ihr etwas melden. Da ward der Prinz wieder sehr traurig und sorglich, aber Gott wandelte diese Traurigkeit auch bald in Freude. Denn als dieser Jagd- und Wolfslaerm im Walde tosete, steckte auch der arme traurende Prinz aus Ostenland grade in seinem Dickicht, und das kleine liebliche Nachtigallvoegelchen hielt sich schweigend unter den gruenen Blaettern seiner Eiche verborgen. Es fuhr aber ein wunderbares Gefuehl durch sein Herzchen, sobald der durstige Wolfszahn seines Bruders das Herzblut der alten Koenigin geschluerft hatte. Als nun die Jagd verschollen und der Wald still geworden und die Sonne niedergegangen war, da kam der Prinz aus seiner dunkeln Waldschlucht unter seine gruene Eiche und lehnte sich gar traurig an den Stamm und netzte das Gras mit seinen stummen Thraenen, wie er alle Naechte pflag; und ihm daeuchte viel wehmuethiger um sein Herz zu seyn als gewoehnlich. Das Voegelein in den Zweigen ueber ihm fing eben an zu singen nach seiner Gewohnheit; und es daeuchte ihm auch, dass es gar anders sang als sonst, und viel bedeutsamer und raethselhafter und fast wie mit menschlicher Stimme. Und dem Manne kam ein Grausen an, und fast voll Angst rief er in die Zweige hinauf: Voegelein, Voegelein, sage mir, kannst du sprechen? Und das Nachtigallvoegelein antwortete ihm mit Ja, wie Menschen zu antworten pflegen, und es verwunderte sich selbst, dass es sprechen konnte, und fing an vor Freuden darueber zu weinen, und schwieg lange. Darauf that es sein Schnaebelchen wieder auf und erzaehlte dem Manne mit vernehmlicher menschlicher Stimme die ganze Geschichte von seiner Verwandelung und von seines Bruders Verwandelung, und durch welches Wunder er wieder ein Mensch geworden. Denn es war ihr nun alles in Einem Augenblicke klar geworden, als haette ein Geist es ihr zugefluestert. Der Mann aber jauchzete in seiner Seele, als er ihre Rede hoerte, und er sann viel in sich hin und her; und das Voegelchen spielte und flog zutraulich um ihn herum; doch wiewohl sie sich und alle Dinge so hell wieder erkannte und wusste, von ihm wusste sie nicht, wer er war. Und er lockte das Voegelchen und schmeichelte und kosete ihm schoen, und bat, es solle mit ihm kommen, er wolle es in einen Garten setzen, wo ein ewiger Fruehling bluehe und nie ein Falke rausche noch ein Jaeger tose; das sey doch viel lustiger, als so in wilden Hainen umzufliegen und vor dem Winter und vor Jaegern und Raubvoegeln und Schlingen zu zittern. Das Voegelein aber wollte davon nichts hoeren und lobte seine gruene Freiheit und seine gruene Eiche hier und schwaetzte und floetete und spielte und flatterte um den Mann herum und hatte sein wenig Acht, denn er gebehrdete sich, als sey er in andern Gedanken. Aber siehe, welche Gedanken er gehabt hat! Denn ehe das Voegelchen sich dessen versah, hatte der Mann es bei den Fuesschen erfasst und lief eilends davon, schwang sich auf sein Ross und flog im sausenden Galopp, als sey ein Sturmwind hinter ihm, einer Herberge zu, die er in der Stadt unweit des Schlosses kannte, und bestellte sich ein einsames Zimmer, worin er sich mit dem Voegelein einsperrte. Das Voegelein, als es sah, wie er die Schluessel herauszog und andere Zeichen eines Gefaengnisses machte, fing an jaemmerlich zu weinen und zu flehen, dass er es fliegen liesse; denn es daeuchte ihm gar beklommen und angstvoll in dem verschlossenen Zimmer und es musste an seine gruenen Baeume und an die liebliche Freiheit denken. Aber der Mann machte sich aus dem Weinen und Flehen des Voegelchens nichts und wollte es nicht lassen. Da ward das Voegelein boese und fing an sich zu verwandeln, damit es den Mann erschreckte, dass er Thueren und Fenster oeffnete und froh waere, wenn das Voegelein davon floege. So machte es sich zu Tigern und Loewen, zu Ottern und Schlangen, zu Skorpionen und Taranteln, zuletzt zu einem scheusslichen Lindwurm, der sich um den Mann flocht und mit giftiger Zunge auf ihn fuhr. Aber das alles schreckte ihn nicht sondern er blieb fest auf seinem Sinn, und das Voegelein musste alle seine Arbeit verlieren und wieder ein Voegelein werden. Und der Mann stand in tiefen Gedanken, denn es fiel ihm etwas ein aus alten Maehrchen. Und er zog ein Messer aus der Tasche und schnitt sich ein Loch in den kleinen Finger der linken Hand, der immer das lebendigste Herzblut hat. Und es troepfelte Blut heraus, und er nahm des Blutes und bestrich des Voegeleins Koepfchen und Leib damit. Und kaum hatte er das gethan, so stand auch das Wunder fertig da. Das Voegelein ward in der Minute zu der allerschoensten Jungfrau, und der Prinz lag alsbald zu ihren Fuessen und kuesste ihr zuechtig und ehrerbietig die Haende. Die Nachtigall war nun wieder Prinzessin Aurora geworden und erkannte in dem Manne ihren Braeutigam wieder, den Prinzen aus Ostenland. Sie war noch eben so jung und schoen, als sie vor sechs Jahren zur Zeit der Verwandelung gewesen. Denn das ist den Verwandlungen eigen, dass die Jahre, die einer darin bleibt, ihn nicht aelter machen sondern tausend Jahre gelten da nicht mehr als eine Sekunde. Man kann denken, wie diese beiden sich gefreut haben; denn wenn zwei verliebte Herzen, die einander treu geblieben, nach langer Zeit wieder zusammenkommen, das ist wohl die groesste Freude auf Erden. Doch saeumten sie nicht lange sondern liessen dem Koenige ansagen, es seyen zwei fremde Prinzen aus fernen Landen an seinen Hof gekommen und begehrten fuerstliche Herberge. Und der Koenig trat heraus, dass er sie bewillkommete, und erkannte seine liebe Schwester Aurora und seinen theuren Freund den Prinzen aus Ostenland, und freuete sich ueber die Maassen; und alles Volk freuete sich mit ihm, dass so alles wiedergekommen und das Reich nicht bei Fremden bleibe. Und nach wenigen Tagen setzte er sich die koenigliche Krone auf und fing an zu regieren an seines Vaters Statt, seiner Schwester aber gab er eine ueberaus praechtige Hochzeit mit Taenzen und Festen und Ritterspielen; auch erhielt sie nebst ihrem Prinzen an Land und Leuten eine gar stattliche Abfindung, wovon sie fast wie Koenige leben mogten. Die Prinzessin Aurora aber hatte ihren Bruder um den Wald gebeten, in welchem sie als Voegelein so manchen froehlichen und auch so manchen traurigen Tag umhergezogen war, und er hatte ihn ihr gern geschenkt. Sie baute sich daselbst ein stolzes koenigliches Schloss an dem Bache, wo sie so oft gesessen und gesungen hatte, und die gruene und dichte Eiche kam mitten in ihrem Schlossgarten zu stehen und hat noch manches Jahr nach ihr gegruent, so dass ihre Urenkel noch darunter gespielt und sich beschattet haben. Sie aber liess das Gebot ausgehen, es solle der Wald fuer ewige Zeiten stehen bleiben in seiner natuerlichen Herrlichkeit; auch gab sie den kleinen Singvoegelein den Frieden und verbot auf das allerstrengeste, in diesem heiligen Bezirke Schlingen und Fallen zu stellen und die Kleinen mit irgend einem Gewehr anzugreifen. Und ihr Bruder hat als ein grosser und frommer Koenig regiert, sie aber hat mit ihrem tapfern Gemal bis in ein schneeweisses Alter in gluecklicher Liebe gelebt und viele Kinder und Kindeskinder gesehen, bis sie endlich im Segen Gottes und der Menschen sanft entschlafen ist. Das hat auch gegolten seit ihrer Zeit unter ihren Kindern und Nachkommen, dass der aelteste Prinz ihres Hauses immer Rossignol und die aelteste Prinzessin immer Philomela getauft wurde. Sie wollte nemlich eine fromme Erinnerung stiften fuer alle Zeiten von dem wundersamen Unglueck, das ihr widerfahren war, da sie in eine Nachtigall verwandelt worden. Denn diese Worte bedeuten in der Sprache ihres Landes, was zu teutsch Nachtigall genannt wird, und Rossignol heisst eigentlich Rosenvogel--denn die Nachtigallen singen meist zur Zeit der Rosen--und Philomela Liederfreundin; der teutsche Name Nachtigall heisst aber so viel als Nachtsaengerin, und ist wohl der allerfeinste. Der grosse Jochen. Der Bauer Hans Diebenkorn, ich weiss nicht mehr, in welchem Dorfe er wohnte, hatte einen Sohn, der hiess Jochen, das war ein schlimmer ungeschlachter Junge voll Wildheit und Schalkstreiche, den keiner baendigen konnte. Sein Vater war ein stiller ordentlicher Mann und ermahnte und zuechtigte ihn oft und viel, Priester und Schulmeister hobelten und meisselten an ihm mit dem Ernst der Vermahnung und mit der Strenge der Strafe: _der Knabe ward mit der Asche und Lauge der Reue_ und Busse und mit der ungebrannten Asche der Erinnerung, die auf gruenen Baeumen als ein recht dunkel bluehendes Vergissmeinnichtchen waechst, genug eingerieben und gewaschen--es konnte ihn das alles nicht weich und geschmeidig machen, Jochen blieb Jochen, er blieb der freche und ungehorsame Gesell, der er gewesen war, und wo er einen Schalkstreich konnte laufen lassen, war es seine Freude. Das war daher noch das Schlimmste und machte seinem Vater die meiste Sorge, dass Jochen auch an Kraeften unbaendig war und in seinem fuenfzehnten Jahre sich schon mit jedem lustigsten Knechte im Dorfe im Ringen und Balgen messen konnte. Der ueppige und uebermuethige Leib war der Zucht zu frueh entwachsen. Dazu kam, dass Jochen ein sehr schoener und schlanker Junge war, der das Maul so gut gebrauchen und so angenehm thun konnte, dass kein Mensch unter dieser Kappe den Schelm vermuthete. Desto besser konnte er seine Spaesse und Schalkstreiche mit andern ausfuehren; denn er konnte so leidig seyn, dass auch die gescheidtesten und kluegsten Leute von ihm angefuehrt wurden. Der Vater, der seinen Vogel kannte, hielt ihn nun freilich sehr zur Arbeit an; aber so wie er nur einen Augenblick hatte, war auch der Schelm da und sogleich auf allen Gassen Geschrei ueber ihn. Indessen sagt ein altes Sprichwort: _Der Krug geht so lange zu Wasser, bis er bricht,_ und das geschah auch bei Jochen. Er hatte sein besonderes Vergnuegen, alte Leute, die auf dem Wege vorbeigingen, und Arme, die ihr Brod vor den Thueren mitleidiger Menschen suchten, zu necken, und that es immer wieder, wie oft sein Vater ihn darueber auch hart gezuechtigt und erinnert hatte, es sey keine groessere Suende, als diejenigen verspotten, welche elend sind, denn ihr Elend komme von Gott und Gott habe sie deswegen unter seinem besondern Schutz. Nun begab es sich, dass einmal eine arme alte Bettelfrau gegangen kam mit einem Korbe auf dem Kopfe und einem Sack auf dem Ruecken. Sie ging gar stuemperlich und jaemmerlich, stand alle drei Schritt still und aechzete und hustete sehr. Jochen sah sie kommen und machte sich an sie und bot ihr einen freundlichen guten Tag. Sie ward zutraulich und fragte ihn, wie sie ueber einen tiefen Bach, der vor ihr floss, ins Dorf kommen sollte. O hier, Mutter! komm nur mit! sprach Jochen, hier ist ein Steg, den will ich dir zeigen. Und er ging und sie folgte ihm, und er fuehrte sie auf ein ziemlich schmales und schwankendes Brett, das ueber den Bach gelegt war. Als die alte Frau aber mitten auf dem Brette war, da fing Jochen an mit dem einen Ende desselben aus allen Kraeften zu wippen--er gebehrdete sich aber als taumele er--und wippte so arg, dass das Brett umschlug und die alte Frau mit Korb und Sack in den Bach fiel, so lang sie war. Er sprang nun zu und half ihr wieder aus dem Wasser und stellte sich, als sey er unschuldig an der Sache, greinte und grieflachte* aber in sich. Die alte Frau dankte ihm noch und liess sich nichts merken, zog ihre nassen Kleider aus und hing sie an Straeuchen auf, dass sie an der Sonne trockneten, und fing dann an, damit sie sich die Langeweile vertriebe, mit beweglicher und klaeglicher Stimme einige Lieder zu singen. Jochen, der weggelaufen war, kam bald wieder und lauschte; die Lieder gefielen ihm und er setzte sich zu ihr und sagte lachend: Hoere, Mutter, singe mir auch einen Vers! Das will ich thun, mein Sohn, sprach die Alte, aber du musst auch Acht geben und deinen Vers behalten. Und sie sang: -------------------------- * Wird ausgesprochen an einigen Orten _grifflachen_, an anderen _grieflachen_, das letzte offenbar richtiger. Wir haben kein Wort in unserer Sprache, diesem gleich, ein boshaftes Lachen, was sich unter Bart und Lippen verstecken moegte und doch die geheime Freude ueber fremden Unfall nicht bergen kann, auszudruecken, als dieses sassische Wort. Es drueckt die Gebehrde aus, die zwischen Weinen und Hohnlachen in der Mitte um den Mund schwebt. Die erste Sylbe ist in der englischen Sprache uebrig, wo es _Kummer Traurigkeit_ bedeutet. Wie Traurigkeit und Bosheit in der Bedeutung der Worte zusammenfallen, davon zeugt jede Sprache, z. B. das italienische _tristizia tristezza_ und das englische _mischief_, das gothische _hemsk_ (verschlossen hinterlistig, traurig erschrocken) und das sassische _inheimsch_. -------------------------- Dukatenkrut hinner'm Tuune, Leew in dem Pagellune Un in dem Sparling Treu, Verstand im luetten Finger-- Dat suent so sell'ne Dinger, As Rosen unner't Heu. Huer nipp nu to, min Juengken, Du makst so menning Spruengken, Dat Gott vergewen mag! Veel Muese freten den Kater-- Du denkst ens an dit Water, Un din juchhe watt Ach. Jochen lachte unbaendig auf, als sie gesungen hatte, und rief: das ist ja ein dummes naerrisches Lied, Alte, ohne Sinn und Verstand. Hoere! ich singe dir auch eines vor. Und er sang mit heller geschwinder und scherzender Stimme: De Kukuk up dem Tuune satt, Dat wutt regnen, un he wutt natt, De Kukuk un de wutt natt. Doon schreed he: Ach! min buntes Gatt! Wo natt! wo natt! wo natt! wo natt! Min Gatt wat buest du natt! Kukuk! Kukuk! De Kukuk flog na Hus-- und darauf lief er davon, that aber vorher ihrem Korbe und ihren Schuhen noch einen Schabernack an. So machte Jochen es oft und konnte seinen unbaendigen Muthwillen gar nicht halten. Eines Tages kam er aus dem Walde und sprang mit Trallalla und Juchheida ueber das Feld daher; denn lustig war er fast immer. Es war ein kalter Wintertag und schneiete und fror sehr. Als er so tralleiend und juchheiend einen Hohlweg hinablief, stand ein kleiner schneeweisser Mann da, der sehr alt und jaemmerlich aussah, und stoente und aechzete bei einem grossen Korbe, den er sich auf den Ruecken heben wollte und nicht konnte. Als er nun Jochen kommen sah, ward er froh und bat den Burschen freundlich: Lieber Sohn bedenke, dass du auch einmal alt und schwach werden kannst, und hilf mir diesen Korb hier auf den Ruecken. Von Herzen gern, sprach Jochen, sprang hinzu hob den Korb auf und hing dem alten Mann die Haenkel desselben um die Schultern, darauf riss er ihn mit dem Korbe um und liess ihn im Schnee liegen, und lachte und rief im Weglaufen: _Piep! Vagel! piep!_ Der alte Mann wuehlte sich wieder aus dem Schnee auf und sammelte was herausgefallen wieder in den Korb, und schrie mit zorniger Stimme hinter dem auslachenden Jochen her: Ja piep! Vagel! piep! Gott wird dich piepen lehren, du gottloser Bube! Und Gott hat den Vogel pfeifen gelehrt. Denn als Jochen den andern Morgen wieder mit der Axt auf dem Nacken in den Wald gehen sollte, dass er Holz faellete, musste er wieder durch diesen Hohlweg gehen. Doch wie er naeher kam, ward ihm ganz wunderlich zu Muthe, so wunderlich, als ihm in seinem Leben nicht ums Herz gewesen war. Und obgleich es heller lichter Tag war und die Wintersonne eben feuerroth aufging, war ihm doch graulich, als waere es Mitternacht gewesen, aber das war sein boeses Gewissen, und es daeuchte ihm immer, als komme der alte Mann jeden Augenblick aus dem Hohlwege auf ihn zu und schreie ihn mit Piep! Vagel! piep! an; und er waere gern einen andern Weg in den Wald gegangen. Indessen wagte er es doch und ging in den schauerlichen Hohlweg hinein. Aber kaum hat Jochen seinen Fuss auf die Stelle gesetzt, wo er gestern Abend den alten Mann mit dem Korbe in den Schnee gestuerzt hatte, so hat es ihn gefasst und geschuettelt, und in einem Augenblicke ist er weg gewesen und ist auch nie wieder gekommen, und kein Mensch hat gehoert, wo er gestoben und geflogen ist. Die Leute haben aber geglaubt, dass der boese Feind ihn geholt habe wegen der vielen verruchten und gottlosen Streiche, die der uebermuethige Junge immer veruebte. Das ist es aber nicht gewesen, sondern des alten Mannes mit dem Korbe Piep! Vagel! piep! den er in dem Hohlwege so schaendlich umgestossen und dann noch schadenfroh ausgelacht hatte. Jochen hat pfeifen lernen muessen, er ist in einen Piepvogel verwandelt und der allerkleinste Vogel geworden, der auf Erden lebt. Das ist nun seine Strafe, dass er im strengsten Winter durch die Straeuche und Hecken fliegen und um die Haeuser und Fenster der Menschen flattern, meist aber bei armen Leuten rundfliegen und hungern und frieren und piepen muss. Er hat ein graues Roeckchen an gleich dem grauen Kittel, den er trug, als er verwandelt worden, und muss bis diesen Tag aus schelmischen und spitzbuebisch kleinen Augen lachen, auch wenn ihm weinerlich zu Muth ist. Er heisst der Zaunkoenig, die Leute aber nennen ihn aus Spott den grossen Jochen oder den kurzen Jan; auch wird er Nesselkoenig genannt, weil der arme Schelm durch Nesseln und Disteln und kleine stachlichte Straeuche schluepfen und fliegen muss und meistens in Nesselbueschen sein Nestchen baut. Da hat er nun Zeit seine Suenden zu bedenken, wann der Wind pfeift und der Schnee stoebert und er in kahlen Hecken und Zaeunen sitzen und piepen muss. Da hoeren die Kinder ihn oft mit seiner feinen Stimme singen und denken an die alte Geschichte von Jochen Diebenkorn. Er singt aber also sein Piep! Vagel! piep! Piep! Piep! De Aeppel suent riep, De Beren suent gel, Dat Speck in de Tweel, De Stuw is warm, Hans sloept Grethen im Arm. Piep! piep! Wo koold is de Riep! Wo duenn is min Kleed! Wo undicht min Bedd! Wo lang is de Nacht! Wer hedd dat woll dacht? Die Unterirdischen in den Neun Bergen bei Rambin In den Neun Bergen bei Rambin wohnen nun die Zwerge und die kleinen Unterirdischen und tanzen des Nachts in den Bueschen und Feldern herum und fuehren ihre Reigen und ihre Musiken auf im mitternaechtlichen Mondschein, besonders in der schoenen und lustigen Sommerzeit und im Lenze, wo alles in Bluete steht; denn nichts lieben die kleinen Menschen mehr als die Blumen und die Blumenzeit. Sie haben auch viele schoene Knaben und Maedchen bei sich; diese aber lassen sie nicht heraus, sondern behalten sie unter der Erde in den Bergen, denn sie haben die meisten gestohlen oder durch einen gluecklichen Zufall erwischt und fuerchten, dass sie ihnen wieder weglaufen moechten. Denn vormals haben sich viele Kinder des Abends und des Morgens locken lassen von der suessen Musik und dem Gesange, der durch die Buesche klingt, und sind hingelaufen und haben zugehorcht; denn sie meinten, es seien kleine singende Waldvoegelein, die mit solcher Lustigkeit musizierten und Gott lobeten--und dabei sind sie gefangen worden von den Zwergen, die sie mit in den Berg hinabgenommen, dass sie ihnen dort als Diener und Dienerinnen aufwarteten. Seitdem die Menschen nun Wissens dass es da so hergeht und nicht recht geheuer ist, hueten sie sich mehr, und geht keiner dahin. Doch verschwindet von Zeit zu Zeit noch manches unschuldige Kind, und die Leute sagen dann wohl, es hab's einer der Zwerge mitgenommen; und oft ist es auch wohl durch die Kuenste der kleinen braunen Maenner eingefangen und muss da unten sitzen und dienen und kann nicht wiederkommen. Das ist aber ein uraltes Gesetz, das bei den Unterirdischen gilt, dass sie je alle fuenfzig Jahre wieder an das Licht lassen muessen, was sie eingefangen haben. Und das ist gut fuer die, welche so gefangen sitzen und da unten den kleinen Leuten dienen muessen, dass ihnen diese Jahre nicht gerechnet werden, und dass keiner da aelter werden kann als zwanzig Jahre, und wenn er volle fuenfzig Jahre in den Bergen gesessen haette. Und es kommen auf die Weise alle, die wieder herauskommen, jung und schoen heraus. Auch haben die meisten Menschen, die bei ihnen gewesen sind, nachher auf der Erde viel Glueck gehabt: entweder, dass sie da unten so klug und witzig und anschlaegisch werden, oder dass die kleinen Leute, wie einige erzaehlen, ihnen unsichtbar bei der Arbeit helfen und Gold und Silber zutragen. Die Unterirdischen, welche in den Neun Bergen wohnen, gehoeren zu den braunen, und die sind nicht schlimm. Es gibt aber auch schwarze, das sind Tausendkuenstler und Kunstschmiede, geschickt und fertig in allerlei Werk, aber auch arge Zauberer und Hexenmeister, voll Schalkheit und Trug, und ist ihnen nicht zu trauen. Sie sind auch Wilddiebe, denn sie essen gern Braten. Sie duerfen aber das Wild mit keinem Gewehr faellen, sondern sie stricken eigene Netze, die kein Mensch sehen kann; darin fangen sie es. Darum sind sie auch Feinde der Jaeger und haben schon manchem Jaeger sein Gewehr behext, dass er nicht treffen kann. Das glauben aber bis diesen Tag viele Leute, dass nichts eine groessere Gewalt ueber diese Schwarzen hat als Eisen, worueber gebetet worden, oder was in Christenhaenden gewesen ist. Solche Schwarzen wohnen hier aber gar nicht. In zwei Bergen wohnen von den weissen, und das sind die freundlichsten, zartesten und schoensten aller Unterirdischen, fein und anmutig von Gliedern und Gebaerden und ebenso fein und liebenswuerdig drinnen im Gemuete. Diese Weissen sind ganz unschuldig und rein und necken niemand, auch nicht einmal im Scherze, sondern ihr Leben ist licht und zart, wie das Leben der Blumen und Sterne, mit welchen sie auch am meisten Umgang halten. Diese niedlichen Kleinen sitzen den Winter, wann es auf der Erde rauh und wuest und kalt ist, ganz still in ihren Bergen und tun da nichts anders, als dass sie die feinste Arbeit wirken aus Silber und Gold, dass die Augen der meisten Sterblichen zu grob sind, sie zu sehen; die sie aber sehen koennen, sind besonders feine und zarte Geister. So leben sie den trueben Winter durch, wann es da draussen unhold ist, in ihren verborgenen Klausen. Sobald es aber Fruehling geworden und den ganzen Sommer hindurch, leben sie hier oben im Sonnenschein und Sternenschein sehr froehlich und tun dann nichts als sich freuen und andern Freude machen. Sobald es auch im ersten Lenze zu sprossen und zu keimen beginnt an Baeumen und Blumen, sind sie husch aus ihren Bergen heraus und schluepfen in die Reiser und Stengel und von diesen in die Blueten und Blumenknospen, worin sie gar anmutig sitzen und lauschen. Des Nachts aber, wann die Menschen schlafen, spazieren sie heraus und schlingen ihre froehlichen Reihentaenze im Gruenen um Huegel und Baeche und Quellen und machen die allerlieblichste und zarteste Musik, welche reisende Leute so oft hoeren und sich verwundern, weil sie die Spieler nicht sehen koennen. Diese kleinen Weissen duerfen auch bei Tage immer heraus, wann sie wollen, aber nicht in Gesellschaft, sondern einzeln, und sie muessen sich dann verwandeln. So fliegen viele von ihnen umher als bunte Voegelein oder Schmetterlinge oder als schneeweisse Taeubchen und bringen den kleinen Kindern oft Schoenes und den Erwachsenen zarte Gedanken und himmlische Traeume, von welchen sie nicht wissen, wie sie ihnen kommen. Das ist bekannt, dass sie sich haeufig in Traeume verwandeln, wenn sie in geheimer Botschaft reisen. So haben sie manchen Betruebten getroestet und manchen Treuliebenden erquickt. Wer ihre Liebe gewonnen hat, der ist im Leben besonders gluecklich, und wenn sie nicht so reich machen an Schaetzen und Guetern als die andern Unterirdischen, so machen sie reich an Liedern und Traeumen und froehlichen Gesichten und Phantasien. Und das sind wohl die besten Schaetze, die ein Mensch gewinnen kann. Die alte Burg bei Loebnitz Nahe bei Loebnitz ueber gruenen Wiesen, wodurch sich das Fluesschen Barth hinschlaengelt, gruent ein kleiner Eichenwald mit einem durchrinnenden Baechlein und den schoensten und dichtesten Haselbueschen, welche sich fast jeden Herbst unter dem braunen Schmuck ihrer Fruechte beugen. An der Suedseite des Waeldchens liegt eine Ziegelei, und am noerdlichsten Ende erhebt sich eine Burghoehe, deren Umwallung ringsum eine Senkung umgibt, in welcher die elegischen und zauberischen Straeuche Kreuzdorn und Hagedorn, Hollunder und Alf-Ranke, Nessel und Nachtschatten sich festgesiedelt hatten und dem Andringer das Aufsteigen fast schwer machten; auch hatten die Fuechse sich den Wall und sein altes Gemaeuer zu ihren unterirdischen Wohnungen durchminiert. Dieser alten Burg gegenueber erhob jenseits am rechten Ufer des Flusses unweit Wobbelkow ein stattliches Huenengrab sein gruenbemoostes Haupt, von dessen Gipfel man die Stadt Barth mit ihren roten Daechern und in der Landschaft umher ein halbes Dutzend Kirchtuerme und ein halbes Hundert Hoefe und Doerfer ueberschauen konnte. Dieses Eichwaeldchen ward nach den Truemmern jener Burg gewoehnlich nur zur alten Burg genannt. Hier hatte sich nun ein Abenteuer begeben, welches durch alle Muende und Maeuler der Menschen die Runde machte: Eine junge, huebsche Dirne, welche die Kuehe des Zieglers im Busche huetete, war ploetzlich verschwunden oder entlaufen, und da geschah es, dass die Stimmen der Sage sich wieder aufweckten, die oft verschollen ihre Zeit traeumt und schlaeft und dann mit doppelter Lebendigkeit wieder in die Ohren der Menschen toent. Und in folgender Weise war die Erzaehlung des Gaertners Christian Benzin: "Herr, sie sagen so was von der Dirne des Zieglers, die vor vierzehn Tagen am hellen scheinenden Mittag verschwunden und nicht wiedergekommen ist. Die Leute munkeln, und des alten Schweden Sturbergs Jungen aus Wobbelkow, die einem Kalbe nachgelaufen, haben es gesehen: Ein Matrose in bunter, rotgestreifter Jacke ist mit ihr am Saum des Waldes spazierengegangen und hat einen Blumenstrauss in der Hand gehabt, und sie glauben, der habe sie weggelockt und mit sich auf sein Schiff genommen. O du Herr Jemine! Das Schiff, worauf die Dirne faehrt! Soviel ist wahr, den Buntjack werden die Sturbergsjungen wohl spazieren gesehen haben, aber meiner Sir so weit, als die dummen Leute sich einbilden, ist sie nicht unter Segel gegangen. Ich weiss wohl, wo sie sitzt, und Jochen Eigen, den sie immer den Edelmann schelten, weiss es wohl noch besser, aber der schaemt sich und sagt's nicht und verraet nichts von seinen Hausheimlichkeiten, als wenn er mal ein wenig zu tief ins Glas geguckt hat." Und bei diesen Worten machte der Gaertner Christian eine gar absonderliche und verwunderliche Miene. "Nun, Benzin, nur her mit Euren Geschichten! Jetzt, hoffe ich, wird's einmal wohl ans Licht kommen, warum Ihr bei dem Namen alte Burg immer so wunderliche Reden und Gebaerden braucht. Hier muss es irgendwo stecken, dass Ihr auf der Jagd nie in diesen Busch hinein wollt und mit leichten, diebischen Katzentritten an seinem Rande umherschleicht oder Euch in gehoeriger Entfernung Eure Stelle anweisen lasst. Darum habt ihr, als die schoenen Mamsellen aus Barth juengst dahin Nuesse pfluecken gingen und noch andere huebsche junge Frauen mitgehen wollten, so wunderliche Gesichter geschnitten und sie in den Loebnitzer Wald auf den Kamp zu laufen verlockt, wo man unter den Pfriemenbueschen wohl Hasen und Fuechse aufjagen, aber keine Nuesse schuetteln kann. Es muss was Besonderes mit diesem Busche sein. Und nun heraus damit! Ich lasse Euch diesmal nicht los." "Ja, Herr, dies ist Euch ein Busch! hier liesse sich viel erzaehlen, und wer eine huebsche Frau und schoene Tochter hat, der lasse andere Weiber in diesen Busch Nuesse pfluecken gehen. Ich sage nur soviel: wie manche huebsche Jungfer wuerde ihr Herzleid zu erzaehlen haben, wenn sie sich nicht schaemte! Ich erinnere mich noch, mein Vater hat mir's erzaehlt,--es sind wohl ein paar Stiege Jahre her--da waren ein paar schoene Jungfern aus Barth gekommen Nuesse zu pfluecken, und sie sind hier im Waeldchen verschwunden. Man hat die Verschwundenen tage- und wochenlang gesucht, wie man Stecknadeln sucht, bei Sonnenlicht und Laternenlicht, aber keine Spur von ihnen gefunden, kein Mensch hat sie wiedergesehen. Mein Vater sagt, es sei grosse Wehklage und Trauer um sie gewesen--denn es waren Kinder ehrsamer und reicher Leute--und zuletzt in Kentz und Starkow und in allen Kirchen umher mit den Glocken um sie gelaeutet, als haette ein Wolf oder Baer sie gefressen. Aber deren gibt's hier nicht; ich weiss wohl, wer der Wolf ist. Und doch hat sich's wunderlich genug offenbart: sie waren nicht von wilden Tieren aufgefressen, sondern nach acht bis zehn Jahren von Vergessenheit und Verschollenheit sind sie mit einemmal noch ganz frisch und blank wieder unter den Lebendigen aufgetreten und haben sich nichts merken lassen. Aber die Leute haben doch eine Art Grauel vor ihnen angewandelt und haben ihrer Jungferschaft nicht recht getraut, und die armen huebschen Maedchen haben zuletzt als alte Jungfern sterben muessen. Und nun will ich erzaehlen, was Jochen Eigen mir erzaehlt hat, der diese Geschichten am besten weiss; aber er wird sich hueten sie dem Herrn zu erzaehlen. Und dann wird der Herr verstehen, warum ich huebsche junge Frauen und Maedchen nicht so leichtfertig in den Wald laufen lassen will, und warum ich neulich krank ward, als ich die Nacht bei dem Fuchsbau am Burgwall, wo sie gegraben hatten, Schildwache stehen und die jungen Fuechse, wenn sie etwa heraus wollten, zuruecktreiben sollte. Vor langen, langen Jahren war Jochen Eigens Urgrossvater*, ein praechtiger, stolzer Edelmann, so praechtig und steinreich, dass er den Zaum seines Pferdes mit Juwelen besetzte und in einem goldnen Steigbuegel sass. Dieser hatte im Lande Ruegen und auch hier im Pommerlande viele schoene Hoefe, Waelder und Bauern, so viele, dass man sie nicht zaehlen konnte--ein praechtiger, stolzer Mensch, der mit sechsen vom Bock fuhr, einen Laeufer vor sich herlaufen und seine Pferde in langen Straengen springen liess. Aber es war ein wilder, verwegner Mensch, der nichts von Gottes Wort und Wegen wissen wollte, ein toller Jaeger und Reiter und ein greulicher Weiberjaeger, der wie der Falk auf die Tauben, auf die schoenen Dirnen lauerte. Diesem Eigen hat in jenen alten Zeiten auch Loebnitz und Diwitz und Wobbelkow gehoert, und hier bei Loebnitz hat er im Walde ein praechtiges Burgschloss gehabt mit vielen Tuermen und Fenstern, wo er manche schoene Nacht durchschwaermt und durchtrunken und mit seinen lustigen Gesellen bei Wein und Weibern bankettiert hat. Und dort auf dem hohen Huenengrabe an dem andern Ufer, dort am Wege zwischen Redebas und Wobbelkow, hat er sich ein praechtiges, aus eitel gehauenen demantenen Steinen gebautes Lustschloss hingestellt. Da ist er oft hingaloppiert und hat dort gesessen und mit einem Kieker auf die Landstrassen umher ausgeschaut, ob seine wilden Lauscher und Raeuber, die er ausgeschickt hatte, schoene Weiber einzufangen, nicht irgendwo mit Beute heransprengten. Diese armen Gefangenen haben sie dann bei naechtlicher Weile, wo andere gute Christenleute schlafen, auf die Burg im Walde geschleppt und dort versteckt, dass weder Hund noch Hahn danach gekraeht hat. So hat der boese Mensch sein wildes, verruchtes Wesen viele lange Jahre getrieben, und Gott hat ihm manchen Tag die Zuegel schiessen lassen. Das lag aber in seinem Blute, und Jochen, dem der Edelmann lange vergangen sein sollte, dessen Grossvater schon ein armer Weber gewesen--der Herr glaubt nicht, was die alten Leute von dem zu erzaehlen wissen, wie grausam der in seinen jungen Jahren auf die huebschen Dirnen gejagt hat. Er will sich's nun nur nicht mehr merken lassen, aber diese luesternen Edelmannsnuecken hat er noch genug in sich. Endlich aber ist doch des alten wilden Jaegers Tag gekommen, es ist Krieg geworden, und Pest und Hunger und Moskowiterzeit und Kalmueckenzeit, ich weiss den Namen nicht recht, aber eine grausame boese Zeit ist gekommen, und da ist jener Boesewicht auch von seinem Jammer gefasst worden: seine Schloesser und Haeuser verbrannt, seine Scheunen und Speicher ausgeleert, sein Vieh weggetrieben. Da hat er sich zuletzt hier in die Burg bergen und verstecken und knapp leben lernen muessen wie andere arme Leute. Da ist seine Rechnung bei dem hoechsten und obersten Rechenmeister uebervoll gewesen, und er hat ihn mit seinem Blitz geschlagen und sein praechtiges Suendenhaus angezuendet, und er und seine Weiber sind alle zu weissen Aschen verbrannt, und von der ganzen Herrlichkeit, wo sonst Geigen und Trompeten klangen und Tag und Nacht bankettiert ward, liegen noch kaum ein paar Steine da, und nun sind die Fuechse und Marder und Eulen die einzigen Nachtmusikanten. -------------------------- * Die Eigen sind allerdings ein altes adliges Geschlecht in der Insel Ruegen gewesen, aber jetzt laengst verloschen und verschollen. Moeglich, dass Jochen Eigen, welchen sie gern den Edelmann schalten, aus jenem Geschlechte war. Ich habe weder Lust noch Veranlassung gehabt seinem Ursprunge diplomatisch nachzuforschen. Bei diesen Geschichten dringt sich uebrigens wieder die bekannte Erfahrung auf, dass Bauern und Dienstleute in Erinnerung mancher Unbill und Ungerechtigkeiten, die ihnen von schlimmen Edelleuten widerfahren sind, indem sie der freundlichen Herren darueber vergessen, eine Freude und Ergoetzung erleben, wenn sie sich maerchenhaft erzaehlen, wie das Unglueck oder gar der Gottseibeiuns irgendeinem boesen verruchten Geschlechte das Garaus gemacht habe. Dom buest du da? -------------------------- Der Herr weiss wohl die alte Eiche, die dicht an der Burg steht, ein besonderes altes Gewaechs, welchem der Blitz auch vor einigen Jahren die eine Haelfte abgespaltet hat. Da spielt jetzt eine gar wunderliche Musikantengesellschaft drauf. Wenn man nur achtgibt und aufmerkt, dass auch kein Voegelchen im Walde schwirrt und zirpt, um den Baum ist's nimmer still. Spatzen und Zeisige und Meisen flattern und schreien da bei Tage in solcher Menge, dass man sein eigen Wort nicht hoeren kann, und des Nachts--o herrje!--machen die Eulen und Kraehen und Raben ihren Gesang, dass einem die Haare zu Berge stehen. Sie sagen auch, dass die Fuechse dann aus ihren Loechern kommen und mitheulen, und dass die Schlangen, deren unten am Bache so viele sind, dann einen Ringeltanz halten; aber ich habe es nicht gesehen. Das ist aber einmal wahr, dass man die Pferde, die in ihren Nuestern von Gespenstern und anderm Teufelszeug eine Witterung haben, an dieser Seite des Waldes selbst bei Tage kaum grasen sieht. Der Herr hat auch wohl den schwarzen Storch gesehen, der nicht weit von der Burg auf einer abgestumpften Buche horstet. Hier um Loebnitz, Redebas und Divitz, wo die Barthwiesen und Baeche so viele Nattern, Schlangen und Froesche ziehen, hat's der Stoerche auf allen Daechern und Scheunen die Menge, aber nirgends sieht man einen schwarzen Storch als hier. Zuweilen sollen Jahre sein, so er ganz ausbleibt, schon seit Menschengedenken hat man davon gesprochen, aber er erscheint zu seiner Zeit immer wieder. Dieser schwarze Storch ist hier der Feldhauptmann des ganzen Vogelgefieders. Viele Leute sagen, er sei der alte Edelmann selbst oder auch ein Sohn von ihm, den er mit einer Mohrenprinzessin gezeugt haben soll, die er dem Sultan im Mohrenlande abgekauft hatte. Denn Zauberer, Hexenmeister, Mohren und solches wanschaffene Teufelsgesindel, das keinen ordentlichen Vater und Mutter vorzeigen kann, wippsen hier des Nachts umher, und diese haben die vielen Fusstritte ausgetreten, die zu dem Wall hinlaufen; denn die Menschen hueten sich wohl, um dieses Revier Fusssteige zu machen. Dieses Gesindel wohnt bis auf den heutigen Tag in unterirdischen Saelen, die noch viele hundert Schuh tief unter den Fuechsen liegen, und mancher hat es deswegen tief unter dem Wall heraus oft so wunderlich sausen und klingen gehoert, mit ganz anderer Gewalt und andern Toenen, als Fuechse und Marder in ihren Loechern machen koennen. Mit diesem schwarzen Storch ist es ein gar absonderliches Ding. Das wissen alle Bauern und Hirten zu erzaehlen, er hat auf den Wiesen ein dreimal groesseres Jagdrevier als irgendeiner der bunten Stoerche, und keiner von diesen kommt ihm in sein Verbiet; ja sie fliegen gleich davon, als wenn sie den Teufel saehen, sobald sie ihn nur von fern erblicken. Des Nachmittags gegen den Abend, wenn die Sonne ins Gold zu gehen anfaengt, sieht man ihn zwischen der Burg und dem Huenengrabe immer hin und her fliegen, auch sitzt er dann oft auf diesem Huegel und schaut gegen die Stadt Barth hinueber, woraus er in seinen Tagen vielleicht manche huebsche Dirne verlockt hat. So muss er nun nach Gottes Spruch und Urteil viele Jahrtausende in Vogelgestalt herumfliegen--denn wer wird ihn zu erloesen kommen?--und statt seiner frueheren Leckerbissen mit der schlechten Speise der Froesche und Schlangen, die jeder Mensch anspeit und ausspeit, vorlieb nehmen, und in seinem schwarzen Rock zeigen, dass er ein Schelm und Boesewicht von Natur ist. Aber es ist sonst doch noch etwas anderes dabei, und das ist eben das Greuliche, der Matros in der bunten Jacke. Ich weiss nicht, ob es ein Matros ist, in welcher Gestalt ihn viele wollen gesehen haben, oder ein huebscher flinker Jaegerbursch, aber die bunte Jacke gehoert einmal dazu. Und keiner versteht, wie dieser Buntjack und der Schwarzrock, der Storch, zugleich da sein koennen, und was diese Vermaskierung bedeutet, aber ein buntes Teufelsspiel ist es sicherlich, und hat manche arme Seele um Ehre und Glueck gebracht. Denn wenn so ein glatter Geelschnabel und Gruenling von einer huebschen jungen Dirne oder ein anderes schoenes Weibsbild hier im Walde Blumen lesen oder Nuesse pfluecken geht und ihre Gedanken nicht in acht nimmt, dass sie nicht ganz auf Gottes Wegen bleiben--ich meine, wenn sie etwas zu junges und zu Lustiges denkt oder mit verbotenen Goetzenbildern des Herzens spielt, wie unser Herr Pastor Scheer sagt, auf der Stelle stellt sich der schoengestreifte Buntjack ein und macht vor ihr seine Kratzfuesse. Er macht sich gar leidig und freundlich heran, reicht Blumenstraeusschen, erbietet sich als Diener die Nussbeutel zu tragen, und spielt so mit tausend Bluecklingen und Heuchlingen und Schmeichlingen um die Weibsen herum, dass die armen Begigelten und Behexten nicht wissen, wie ihnen geschieht, und nimmer gewahr werden koennen, welch ein Hahnenfuessler er ist. Auch kommt er wohl immer ganz wie von ungefaehr als ein feiner, bloeder Juengling, als ein huebscher, unschuldiger Knab', irgendein buntes Voeglein auf der Hand tragend und sprechend: 'Sie sucht Blumen, schoene Jungfer, Sie will Nuesse pfluecken--o komm Sie mit mir! Ich weiss wo schoenste Blumen stehen, wo braune Nuesse in Menge haengen.' Und so lockt er sie fort, und fuehrt sie durch Blumen und Nuesse immer tiefer in den Wald, und lockt sie endlich auf den Burgwall--'O da ist eine ganz praechtige Aussicht, schoene Jungfer', ruft er, 'da kann Sie die schoene Welt mal weit umher ueberschauen.' Da oben liegt aber ein kleiner roter runder Stein wie zu einem Sitz zurechtgemacht mit einem immergruenen Plaetzchen daherum, da hat der Schelm Blumen und Nuesse hingestreut, und wohl rosenrote Aepfel und Pflaumen, und heisst sie sich setzen und sich des Blicks ueber die weite Landschaft freuen. Aber siehe! Wie sie herantreten und den Stein beruehren, tut sich das gruene Plaetzchen auf, und Buntjack und Jungfer und Nuesse und Blumen--alles sinkt ploetzlich tief in die Erde hinab, in die unterirdischen Saele, aus welchen es oft so wunderlich herausklingt--und die armen versunkenen Dirnen kommen nimmer wieder, oder einige kommen auch wohl nach Jahren wieder an das Licht und unter die Menschen, aber sie schaemen sich zu sagen, wo sie so lange gewesen sind und was ihnen widerfahren ist. O wie manche huebsche Jungfer, die mit dem lustigen Buntjack Blumen und Nuesse pfluecken ging, hat hier den Blumenkranz ihrer Unschuld verloren. Ich sage soviel, meine Frau liesse ich fuer alle Schaetze der Welt nicht in diesen Busch gehen. Die Jungen, die des Nachts auf den Wiesen die Pferde hueten, erzaehlen viel von dem Eulen- und Kraehengeschrei, aber zuweilen haben sie auch ein Wimmern und Winseln wie tief aus der Erde heraus gehoert, und dann haben sie den schwarzen Storch gesehen sich in der Luft ueber dem Walde mit den Fluegeln wiegend und klatschend, als sei ihm das eine Freude. Aber ich weiss nicht, ob man alles so glauben soll, aber gewiss boeses Spiel ist dahinter, wiewohl man glauben soll, dass Gott solches Spiel nicht zulaesst bei denen, die mit den rechten Gedanken und mit frommen Bibelspruechen in der Brust versehen sind, und wenn sie sich auch unter lauter Teufelsgesindel im duestersten Walde und in einsamster Wueste verirrt haetten." In dem schoenen Lande Thueringen up der gueldnen Au nich wiet van dem Kiffhueser wahnde een riker un voernehmer Eddelmann, dem wurd unner gar besuenderlichen Umstaenden een Saehn geburen, so datt he alle Wahrseggers un Tekendueders fragde un de Stiernkikers up alle Thoerm klattern let totokieken, wo de Planeten un de annern groten Stiern to eenanner stuenden un ob se wat Ungewoehnlichs meldten. Un de Wiesen schueddeden de Koepp aewer de Teken un segen sehr deepsinnig un nahdenklich ut; aewerst nuems wusste dem Vader des Kinds wat Genaues to seggen. Man een van de Stiernkiekers let sick so wiet ut, datt he apenbarde, dat Kind hedd den eenen Hauptstiern veel heller as all de annern; nu, sede he, wenn he sick nah dem Hauptstiern hoelt un mit sinem Glueck frisch up't Lewen losgeiht un em eenen Schub gift, wenn't nich wieken will, so kann he de Gefahren noch woll aewermeistern, de em in den luetten Stiernen draeuen. Dat sede he voer en allen; spader aewerst, as de annern weg weren, nam he den Vader des Kindes bi Side, un sede em unner vier Oogen: Der Dausend! wat foer een Kerlken! De ward Spalk in der Welt maken! Ick wull, he were mi geburen! Dat suent een paar Jahrhunderte voerflaten, un wi hebben nicks mehr van eenem Dom huert, van dem wunderbaren Vogel Phoenix, de de Geschichten lustig makt; un et duenkt mi Tid to wesen, datt bald mal wedder eener erschient, sues kuemmt de Geschicht van den Doms ganz ut der Mode. Un wer weet Gotts voerborgnen Rath? is't nich maeglich, datt Gott din Kind ton Eddelmannsdom utersehn hett? De Himmelsteken stahn seltsam ungewoehnlich un grot nog dato. De Tid is so vull Langerwil un so insleperig, datt mal wat Lustigs kamen musst, se ut dem fulen Slap uptojagen. Un is dat Gotts Will, so muesst du ook eenen verstaendigen Willen hebben, un daruem hork up, wat ick di segg, damit du uns den Jungen nich voerfumfeist. Du muesst dem Knaben, de tom Dom heranwassen schalt, sinen Willen laten un em den bi Liwe nich breken; denn etwas wunderlich ward he allerdings sin. Denn schalt he een rechter Dom warden un de Domschen Geschichten mit Glueck un Mod vollbringen un doerfechten, so muett he upwassen, as schull mal een Kaiser edder Koening ut em warden. Denn einzig ut der hoegsten un frodigsten Freiheit un Voerwaegenheit, de voer nicks in der Welt baewert un schuddert, kann de rechte Dom spruten. Dat muesst ick di seggen, un dat voerget nich, un taste nich mit dummkloker Hand in dat Spill, dat du nich versteihst. Will't Gott, so ward de Jung et to siner Tid woll utspelen. So wiesde de Stiernkieker, un de Eddelmann huerde nipp to un nam sick alle sine Wuerde to Harten, un gaff dem luetten Jungen in der Doep den Namen Wigbold, as de eenmal duechtig uem sick slan un sick siner Hut ridderlich un dapperlich wehren schull. De luette Junker Wigbold was een so flinkes un schoenes Kind un hedd een paar so stiernklare un himmelblage Oogen im Kopp, datt alle Luede seden, se hedden up langer Tid nah keen so schoenes un muntres Kind sehn. Un Wigbold gedeihde un wurd sehr stark, so datt he as en Jung van acht Mand all up egnen Foeten spazierde; un wer en sach, hedd en leef, denn he was gar to flink un huebsch. Un as he mehr heranwuss un in de School gahn schull, let sin Vader em ganz sinen Willen; aewerst dat Kind dheed alles mit Lust un was gehursam ut Leew, un begrep swind, wat en sine Pissetters lehrden. Aewerst buten der School was he as een junges Hingstfahlen, dem keen Graben to breed un keen Tun to hoch is, un van sinen starken Armen un hirschswinnen Foeten voertellden de Nawers un Nawerskinder sick Wunderdinge. Kort de Jung was as de Blitz nu hier nu da, nu up dem Appelboom nu up dem Kirschboom edder up der schiersten un hoechsten Esch edder Eek, de Vaegelnester uttofoehlen; un mennige Schelmstuecken, as de Jungens dhon, wurden van em voertellt. Aewerst slichte un gemeene Streek begirig he nich, un darup kunn man sick in allen Faellen voerlaten, datt he nuemmer Laegen sede un dat sin frischer Mod suelwst dem Duewel ut der Hoell nich eenen Finger breed ut dem Weg ging. So voerwegen was Wigbold, datt he eenem Bier in de Hauers packt un eenem Wulf in den Rachen grepen hedd, wenn en eener voermahnt hedd, dat were Ridderpflicht. Denn mit dissen Wurd hedd man en in de Hoell schicken kuennt. As he nu gegen viertein foeftein Jahr old was, fung he an de ridderlichen Kuenste do driwen, un was in sinem soesteinden Jahr so flink un stark, datt Weinige dat mit em up Hieb un Stot wagen kunnen; un een Rueter was he, datt, wenn he ansprengde, een Goliath sick voer sinem Speer nich im Sadel holden kunn. Dabi was he lustig as een Vagel un schoen as de Dag un angenehm un beleewt bi allen Lueden; un se noemden en man den schoene Wigbold. So was he in't saewenteinde Jahr treden, da fund he mal up sines Vaders Disch een Book, dat de Olde voergaeten hedd wegtoleggen. Un in dem Booke was to lesen, wat sick bi siner Geburt begewen hedd un wat eener van den Stiernkiekers up em dued't un prophezeiht hedd. Un kum hedd he dat Book lesen, as he mit groten Oogen un mit eener Art van Voerstaunung uem sick her sach, un toletzt sede: Toew man, Vader! datt du mi dat nich ehr seggt hest! Un nicks in der Welt schall mi holden, ick will nu woll Anstalt maken, datt ick de Dom ward, van dem de Stiern am Himmel so veel to voertellen wuessten. Juchhe! min Glueck! Frisch Mod un Jugend! tummelt ju! Un tor Stunde wapende he sick, sadelde sin Perd un gaff em de Sparen un galoppierde davan in alle Welt henin. Un foer sinen Vader let he eenen Bref toruegg, worin he schref: Vader, Ade! Ick ried in de wiede Welt. Ick buen de Dom, un du weetst woll, datt ick't buen. Nuemmer suehst du mine Oogen wedder, wenn ick di nich de schoenste Prinzessin int Hus bring, de Gott foer den Dom hett geburen warden laten. Den annern Morgen as de Vader upstund, fund he den Bref, las en, un let sick nicks marken, aewerst in sick froide he sick un dachte sin Deel. De Moder aewerst bedroewde sick sehr un de Broeder un Swestern weenden em nah; denn se dachten, he wuerde nuemmer wedder to Hus kamen. Un wi willen den schoenen Wigbold nu man den Dom heten; denn he was wuerklich de Dom un nam nu suelwst den Namen Dom an. Datt he aewerst eener van den groten Domen was, de alle Jahrhunderte etwa twee drei Mal wedder up de Erd kamen, dat wuesste damit noch keen Minsch. He wuesst ut sines Vaders Book un Uptekning ook recht god Bescheid, wohen he sinen Kos stellen un wonah he trachten un blicken muesst. Denn datt dem Eddelmannsdom de schoenste Prinzessin up der Welt tor Brut bestimmt was, hedd he ook noch in besuendern Geschichten lesen un van kloken Lueden voertellen huert. Datt wuesst he ook, datt he in de groten Staeder un Sloett inrieden muesst, wo maechtige Kaiser un Koeninge un Hertoge Hof holden. Un Dom ret toerst an den Hoff to Isenach im Thueringer Walde, wo een praechtiger Hertog van Sassen satt; un he bleef da woll drei Mand un wurd bald bekannt doer sine Schoenheit un Ridderlichkeit, un ging ook oft bi den Hertog to Hawe. Un he sach des Hertogs vier Doechter, de weren schoen as de Rosen im Maimand, aewerst se weren ook aewen so stolt. Un Dom, as he disse Undaegd gewahr wurd, red wieder; denn he sede: Dat Leuschen seggt, de Prinzessin, de den Dom leewen un doer alle Gefahren winnen schall, muett still un sanftmodig un fruendlich sin, as de witten Lilien im Feld un de Maiengloeckschen im groenen Grase, un wo schoen disse Prinzessinnen ook wesen maegen, foer mi is keene drunner. Un he sadelde sinen Rappen wedder un red doer Sassen un Polen un Ungarn, un bet in Waelschland herunner, un was mit in groten Schlachten un Turneien un bi veelen praechtigen Festen un Gelagen, un de Ridder Dom wurd een groter un heller Name. Un he sach eenen Hupen schoene Prinzessinnen, Kaiser- un Koenigs-Doechter, aewerst noch hedd he keene sehn, de em so unschuldig anmodig un demodig voerkam, datt se Doms Brut sin kunn. Un he sede ook bi sick: Hier ward't sick utwiesen, wer du buest; denn buest du wuerklich un wahrhaftig de Dom, so ward dat Hart di't woll seggen, wenn du se suehst, datt se de rechtschueldige is. So was Dom woll drei Jahr heruemreden van eenem Krieg in den annern un van eenem Turnei un Hoff to dem annern, da kam he aewer de Barge ut Waelschland in dat Land, dat de Switz het, un wull to der stolten Riksstadt Zuerich henafriden, wiel he voernam, datt een groter maechtiger Herr, de Hertog van Swaben, da Hoff holden schull. As he nu eenen Morgen doer de hogen Barg henred in der Schummering tueschen Nacht un Dag, sueh! da blitzte't mit eenem Mal voer em up, as wenn eene Luechting ut dem Felsenbarg slog, un he sach een luett Maenniken voer sick stahn mit eenem kritwitten Bart un in eenem grisen Rock, un de eenen witten Stock in der Hand heelt. Un em wurd gruwlich, as dat Kerlken so wunderlich hervoerkam; doch as't en fruendlich to sick wenkte, hoell he still. Un dat Maenniken wurd noch fruendlicher un sede: Mennigen goden Dag hebb ick hier in den Steenen seten un lurt un lurt--un nu kuemmst du endlich. Du magst woll all weten, datt du de Dom buest, un ook, datt du noch mennigen suren Schritt dhon un noch mennige Arbeiden un Gefahren bestahn muesst, ehr du de schoene Prinzessin gewinnst, de foer di geburen is. Un hier gewe ick di wat, dat ich mennige Jahr foer di hegt hew, un dat is disse goldne Ring. Un he gaff em den Ring, un Dom stack en an sinen Finger. Un dat schast du weten, sprack dat Maenniken wieder, datt, wenn di duenkt, du buest in Dodesnoth un kannst di nich anners helpen, denn nimm dinen luetten Finger un spreck man lisign Pusch! un ruehr an den Ring, so buest du strax unsichtbar, un de Duewel in der Hoell un sin finster un listigster Hexenmeister kann di nich sehn. Un as de luette Dwarf en so belehrt un beschenkt hedd, heelt he sinen mitten Stock hoch in de Hoeh un reep: Glueckliche Reis, Ridder Dom! holdt ju brav! Gott behoede ju! Un mit dissen Wurden was he weg, as aewer de Man in der Nacht eene Wolk wegweiht, un Dom sach en nich mehr un hett en in sinem Lewen nich wedder sehn. Un Dom red nah Zuerich herunner un spornde sin Ross frisch an; denn dat Hart brennd em im Liwe, un he hedd huert, des Hertogs van Swaben Dochter were de schoenste un holdseligste Prinzessin van allen Prinzessinnen in duetschen Landen, an Unschuld un Leewlichkeit un Fruendlichkeit eene rechte witte Lilje unner den Fuerstendoechtern. Un as he naeger an de Stadt kam, sach he een grot Getuemmel un eenen Uplop van Volk, un huerde veel Larm un Geschrei rund heruem. Un as he sick erkundigde, seden de Luede, nich wiet van der Stadt were eene Slang in eener Hoehle, un de were de Nacht int Slott herup kamen un hedd dem Hertog sine eenzige schoene Dochter entfuehrt, un hedd se nu bi sick. Un de Hertog, de woll wuesste, wo grimmig gefaehrlich un gewaltig de Drak were, hedd sine Dochter dem tom Prise utbaden un sine ganze grote Herrlichkeit dato, de den gewaltigen Draken doeden un em sin Kind lebendig wedder bringen wuerd. Un een paar dappre Riddersmaenner, seden se, hedden sick all een Hart fatet, et mit dem Draken to voersoeken, aewerst se weren nich wedder kamen, un nu were allen de Mod sunken, un daruem were de Uplop un dat Geschrei in der Stadt. Un Dom, as he dat voernamen hedd, red grad up dat Slott to, wo de Hertog wahnde; denn he dachte bi sick: voersoeken kannst du't mit dem Draken, un muesst et ook; denn wofoer werst du woll tom Ridder slagen, wenn du't nich mit Slangen un Draken upnehmen un fuer gefangene edder voerwandelde Prinzessinnen nich kaempen wust? un wer weet, ob disse Prinzessin nich de Domsche Prinzessin is? Un as he buten voer der Slottporten hoell, sach de Hertog en ut dem Finster, un let fragen, wat des fremden Ridders Begehr were? Un as Dom sede, he wull up Lewen un Dood mit dem Draken striden, wenn de Hertog em sine Dochter lawde un tosede, kam de Hertog herut un swur bi sinem Degen, he schull de Prinzessin beholden, wenn he se dem Draken afwinnen kuenn. Un Dom red strax gradeswegs wedder ut dem annern Dur herut up de Strat, wo de Weg to der Drakenhoehle ging. Un as he een paar Stunden reden hedd, markte he, datt he dem Draken naeger kam; denn he kunn sin Zischen so lud hueren, as wenn man van wieden her eenen Strom den Felsen herunnerbrusen huert. Un he settede sick im Sadel torecht un lede sinen Speer in, un so red he up den grimmigen Draken los. Un de Drak let nich up sick toewen, he was strax da un sprung gewaltig up den Ridder los, un meende en mit Perd un Sadel to voerslingen; aewerst Dom gaff em sidwards so eenen Puff mit dem Speer, datt he af springen muesst. Un nu entstund een maechtiger Kampf, un Dom was bald mal van sinem Ross herunner, un de giftige Worm sprung up en to; un he muesst all an sin Pusch denken. Doch he schaemde sick un sede: dausendmal leewer dood, as dat Pusch gegen eenen Draken bruken, de keen Toewerer un Hexenmeister is. Un he ermannde sick un nam sine letzte Kraft tosam, un fung den Anfall van dem Draken so richtig up, datt sin Speer dem Undeerd grad doer de Ribben fuhr, un et sick in sick tosamkruemmde un terborst. Un he let den dooden Draken liggen un ging in de Hoehle herin, un sin Hart hamerde em voer Bangigkeit gegen de Ribben, ob he woll sine schoene Prinzessin finden wuerd. As he se in der Hoehle nich fund, ging he wieder doer eenen langen duestern Gang. Un as he doer was un wedder an't Licht kam, wurd he dat praechtigste Slott gewahr, dat sine Oogen je sehn hedden; un dat was des Draken Borg un darin hoell he de schoene Prinzessin voerslaten un noch veele hundert annere schoene Prinzessinnen, Fraeulen un Jumfern. Denn dat duechte dem Draken, derwiel he lewde, eene gewaltige Lust un Herrlichkeit, datt de Luede van em seggen kunnen, he hedde dat Slott vull van dem Allerschoensten, wat in siner Tid up Erden bloihde. Un hier muesst Ridder Dom noch eenen harden Strid bestahn mit twee Loewen, de den Hoff bewachten, un mit eenem Riesen, de an der Slottsport stund un keenen Minschen inlet, de nich een Teken van dem Draken hedd. De beiden Loewen erslog Dom swind un gluecklich doer sine Behendigkeit, aewerst mit dem Riesen hedd he eenen langen un swaren Karnpf. Eenmal lag he all an der Erd doer eenen Stot, den de Ries em mit der Lanze gaff; un de Ries tog all den Degen un wull em dat Letzte gewen. Un Dorn dachte tom tweeten Mal an sin Pusch, doch besunn he sick wedder der Ehr un reep sick to: Pfui di an un nah mit dinem Pusch! un leewer starw ehrlich un as eenem Riddersmann tokuemmt! denn disse Ries hett keene annere Kraft, as de in sinen Knaken sitt. Un gluecklich sprung he up, ehr des Riesen Degen up sinen Nacken foell; un de Ries stund nu hoch un stolt aewer em, as de Eekboom aewer dem Durnbusch steiht, un he grappelde un wull Dom gripen; un hedd he'n grepen, so hedd he en as eene Fleg dood drueckt. In dieser Noth besunn Dom sick nich lang, un flink as een Eekhaeschen klatterde he an eenem Been des Riesen henup, un krop in sinen hollen Schild, un satt da so saeker as de Broems tueschen den Huernern des Ossen, den se mit ehren giftigen Stichen dull maken will. Un as he sick hier in der saekern Schulung torecht sett't hedd, truck he sinen Dirk ut der Sched un gaff dem Riesen Stot up Stot recht ut'm FF, datt em dat rode Blood van der Borst herafrieselde, un eener davan truff grad in't Hart. Un don hedd de Ries nog, un stoertede hen, datt de Erd unner em dunnerde, un streckte alle Viere van sick. Dom aewerst lag up em un hedd sick bi'm Fallen mit sinem eegnen Dolk voerwundt, datt dat Blood van em stroemde. Un he was so matt van dem langen Strid un van dem Bloodvoerlust, datt he bleek un witt wurd as de Kalk an der Wand un bi dem Riesen im Bloode henfoell un da lag as een Dooder. Un de schoene Hertogsdochter un de annern Prinzessinnen un Fraeulen, as se den Klang un dat Gerassel van den Waffen un dat Degengeklirr un Speergesuse huerden, weren an dat Finster lopen un hedden sick nich weinig voerfeerd, as se den luetten Mann gegen den groten Goliath in de Bahn treden segen. Un doch froiden se sick ook: denn, seden se, wo keme de luette Mann hier herin, wenn he den Draken nich aewerwunnen un dalkaempt hedd? Doch zitterden se voer dem Kampf mit dem Riesen. As nu de Ries henfoell un de Erd unner em krachte, as wenn een Barg eenen Infall dheed, juchten un josden se lud up voer Froiden un lepen all de Treppen herunner, dem Awerwinner un Erloeser Wellkamen to beden. Aewerst o Jammer un Noth! se erblickten den luetten Mann bi dem groten im Bloode liggen as eenen Dooden. Nu klung Ach! und Weh! aewer den ganzen Slotthoff, wo se aewen eenen Froidenklang hedden anstimmen wullt. Un de schoene Swabenprinzessin bedachte sick nich lang, un bueckte sick aewer den bloodigen Dom, un klagede lud: O Weh! o Weh! kuemmst du, schoener Juengling, arme Kinder to erloesen un muesst hier so in groener Jugend fallen? Un as de Prinzessin so aewer en wehklagde un jammerde, wakte Dom, de in Ahnmacht un Beswimung lag, van den Klagen up un nickte mit den Oogen. Un de Prinzessin froidede sick un reep: Gottlow! Gottlow! da is noch Lewen in dem Riddersmann. Un se terret ehre schoenen Kleeder un nam se un wickelde se uem en, datt se dat Blood stillde. Un as dat schehn was, slung se mit fiew annern schoenen Prinzessinnen ehren Arm uem en, un se drogen en de Trepp herup un leden en in een schoen week Bedd, un schenkten em Win in un gewen em den to drinken, un setteden sick uem sin Lager un makten schoene Musik, damit sin matter Geist sick in em erquicken kuenn. He lag aewerst in groter Mattigkeit as im Droom un huerde un voernam alles; man datt he nich spreken kunn. Un spader hett he oft voertellt, in sinem Lewen were em nich so nuedlich to Mod west as don, as de schoenen Kinder in ehren weeken Armen en de Trepp herup drogen un mit Harfen un Cithern uem sin Bedd Musik makten: dat were west, as wenn he all im Himmel unner den musicirenden Engeln un Hilligen seten hedd. So lag he in eenem anmodigen Droom un slep woll tein Stunden, bet de helle Morgen anbrok un de luetten bunten Piepvaegelken in den Boemen to zwitschern begunnen. Da slog he de Oogen wedder to Glueck un Lewen up un sach de hellste Suenn voer sick upgahn, de en all sin Lewdag beschenen hedd. De schoene Swabenprinzessin satt heel alleen an sinem Bedd, un de annern Prinzessinnen weren wedder in ehre Kamern gahn. Un kum sach Dom se, un he foehlde in sinen Oogen un in sinem Harten een Fuer, datt en gar anmodig brennde, un he sede still bi sick: ja ick buen de Dom, un disse Prinzessin is wahrhaftig de Domin. Un de schoene Prinzessin empfund tor suelwigen Stund dat Suelwige, un as he gar to spreken anfung, duecht ehr, nuemmer hedd se eenen so schoenen un ridderlichen Juengling sehn. Dat ging man sehr langsam mit Dom, datt he sick voerkoverde. He muesst noch woll vier Weken in dem Bedd liggen un een paar Mand in dem Slott un in dem Slottgarden heruemhinken, ehr he wedder frisch up den Benen was. Aewerst wat was ditt foer eene lustige un froidenrike Tid! un he hedd wuenschen muegt, so all sin Lewenlang krank to sin un so eenen soeten Doktor un Feldscheerer to hebben, de em de Wunden voerbund. De beiden hedden den ersten Oogenblick, as se de Oogen gegen eenanner upslogen, markt, datt se van Gott foer eenanner geburen weren. In den ersten Weken swegen se noch un kunnen ut dem to vullen Harten keen Wurt loskriegen; aewerst de Haend un Oogen sproken nog. As vier Weken voerleden weren, seden se sick, wo't mit en beschaffen was. Un Dom voertellde der schoenen Prinzessin, datt he as de Dom geburen were un datt he noch veele un grote Gefahren bestahn muesst, ehr he mit siner Prinzessin voer dem Prester stahn kuenn. Un de Prinzessin huerd ook gar to nipp to un sede: Spreck nich so Slimmes; wo schull dat togahn?--un de hellen Thranen lepen ehr dabi ut den Oogen.--Du buest jo nu min Bruedegam un krigst den Namen Prinz van Swaben, un warst mal Hertog nah minem Vader; so hett he't dem voerspraken, de sine Dochter ut der Drakenborg erloesen wuerd. Un mit dissen Wurden flog se em in de Arm un kuesste un trutede en up dat leewlichste, as wull se seggen: Wat foer unnuetze Gedanken? jag dine boesen Droem weg! Aewerst Dom schueddelde den Kopp un sach bedenklich dato ut, un sede: Mit Gott hew ick't wagt de Dom to sin, un Gott ward mi't doerstriden helpen; aewerst du schast sehn, schoenste Prinzessin, dat geiht nich so licht un angenehm, as du di't verstellst; denn sues were de Geschicht vam Dom eene Fabel, un dat is se nuemmer. De Prinzessin, as se dat huerde, wurd blass un bleek as eene Lik, doch drueckte se sick noch herzlicher an en, un sprack: Nu as Gott will, min leewster allerleewster Dom! up mine Tru kannst du Slott un Hueser buwen, denn nuemmermehr ward ick eenes Mannes Wif, wenn't nich min Dom is. Un as Dom wedder erfrischt un voerquickt was, ruesteden se alles to un nehmen des Draken Suelwer un Gold, Perlen un Juweelen, Geschirr un Wapen un all de herrlichen Perde, wovan he twee Staell vull hedd, un makten sick up den Weg, datt se tom olden Hertog nah Zuerich toegen. Un de annern Prinzessinnen un Fraeulen, de Dom ook erloest hedd, seden schoenen Dank un Adje to em un to siner schoenen Prinzessin un nemen jede den Weg, wo se am swindesten to Hus kamen kuennen. As Dom nu mit sinem praechtigen Uptog gegen de Stadt kam, voerwunderden sick alle Luede, un se lepen un seden dem Hertog an: Kumm, Herr, un seh! De Ridder Dom hett wahr un wahrhaftig den gewaltigen Draken doodslagen, un kuemmt mit diner Prinzessin Dochter angereden un mit den praechtigsten Perden un eenem langen Tog Wagen vull Kisten un Kasten un all den Herrlichkeiten und Schaetzen des Draken un Riesen. Un de Hertog voerwunderte sick ook, denn wiel Dom in Maanden nicks van sick hedd hueren laten, hedd he dacht: de is ook weg mit all sinen Voergaengers, un mine Dochter ward in der Drakenborg woll gris un grag warden muetten. Un he ging en strax entgegen, un let en tom Wellkamen piepen un trumpeten, un fuehrde se in sin Slott; un Dom muesst im Slott bi em wahnen un hete een groter Herr. So voergingen een paar Weken in idel Lust un Froiden, aewerst de olde Hertog let sick nicks marken van dem Wurde, dat he spraken hedd, as Dom gegen den Draken in den Strit tog, un van der Hochtid mit der schoenen Prinzessin was't muesken-mueskenstill. Ja he stellde sick ook wunderlich an, as Dom de schoene Prinzessin alleen un unner vier Oogen sehn un spreken wull, un sede, datt sick dat gar nich gebuehrde. So datt Dom in sick oft grimmig was un dachte: Woruem buest du Narr nich laenger in der Drakenborg un in dem Garden blewen? edder woruem hest du nich des Draken Demanten un Goldhupen namen un buest mit diner schoenen Brut hentagen, wo keen Hertog van Swawen wat mittospreken hett? As em ditt nu to swar up dem Harten lag un to lange durde, ging he eenes Dages tom Hertog un begehrde sine Dochter van em, de he em tom Prise utlawd hedd, as he den Struss mit dem Draken wagen wull. Un de olde Hertog was een Schelm un settede sick up dat hoge Perd un sede: ja, ick hew di't voerspraken, dat will ick nich loegnen, aewerst ick dachte, du werest en Prinz, un wer weet, ob du een goder Eddelmann buest; un een Hertog van Swawen kann sine Dochter nich jedem ersten besten Toloeper gewen. Wat Toloeper? reep Dom voerbitterd, Ick buen ut so godem un duechtigem Holt wassen, worut man Hertoege diner Art woll to Dutzenden sniden kunn; un wenn du nich den Mantel van dem Kaiser droegst un nich Hertog werst un Vader der Prinzessin Dietlinde, ick wull di minen goden Stammboom und mine Ridderschaft mit dem Isen in't Gesicht malen un der ganzen Welt wiesen, wat in minem Lande Geloefte gelden. Un nu een kortes Ridderwurt: ick begehr, datt du dine Rede god makst. Aewerst de Hertog was een slimmer Fickfacker un makte noch veel Firlefanz un Finanz; doch gaff he sich toletzt so wiet, datt he sede: Du schast mine Dochter Dietlinde hebben, Ridder Dom, wenn du se im freien Turnier winnen kannst; denn een Turnier muett ick uem se anstellen. Mennig Prinz un Graf is hier west un hett uem mine Dochter worben; un wi hebben se reisen laten. Nu denk, wat foer Fehden, wo veele Fiende schull ick up den Hals kriegen, wenn ick se mir nichts dir nichts eenem bloten Riddersmann gewe! Topp! dat schalt gelden! sede Dom, un slog in, dat schall de Voerdanz tor Hochtid sin! aewerst man keen tweetes mir nichts dir nichts! Ick meene, ick hew minen Schatz ut dem Fuer reten, un wer mine Dietlinde begehrt, mag sick up goden Athem un faste Ribben schicken; denn ick hew nich Lust een so hoges Spill as een blotes Narrenspill to spelen: min bestes Blood is foer dine Dochter flaten, un so maegen se ehres ook dran setten; tom Spass lat ick mi minen ehrlich gewonnenen Pries wahrhaftig nich afriden. So gingen se half voertoernd van eenanner. Dom aewerst meldte alles an de Prinzessin un schreef ehr: Een Schelm van Geburt ward nuemmer ehrlich, un wenn ick ook dittmal wedder winne, he bedruegt mi tom tweeten. Aewerst dat muett alles woll so schehen, as't in den olden Leuschen steiht: de Dom doert sinen herrlichen Schatz so licht nich gewinnen. Un hoellst du man in Tru un Leew ut, Dietlinde, so will ick as Dom woll alles durchfechten; blifst du mine helle Suenn, so kann mi keene Ungluecksnacht to duester warden. Un de stolte Hertog van Swawen schickte sine Brewe mit Baden un Ehreholden in alle Laender un Staeder ut un let utblasen un trumpeten, in der Stadt Zuerich schull uem drei Mand een grot Turnier sin un de Pris were de Prinzessin Dietlinde, sine eenzige Dochter un dat schoenste Kind, dat in duetschen Landen de Suenn bescheen. Un da kemen veele Koenige, Fuersten, Prinzen un Herren; denn dat was een soeter Pris, de jeden Mund waetern maken kunn. As se nu ankemen un sick erkundigden un voernemen, wo de Sak stund, reisten veele wedder davan, eenige ut Frucht voer dem Drakendoeder, datt he en een to swar un scharp Isen fuehren muegt, annere ut Frucht voer Gott; denn se seden: wo kuennen wi wagen un hapen in eenem unbilligen ungerechten Strid bawen to bliwen? dem Ridder Dom kuemmt de Prinzessin van Gottes un Rechts wegen to. Un de Schranken van der Rennbahn wurden an dem ersten Dage des anfangenden vierden Mands updhan un de Strid schull beginnen. Un Dom red up, un he satt up eenem swarten Hingst ut des Draken Stall, un lede sine Lanz in, un reep: Wer unnersteiht un luestet sick mi de Prinzessin Dietlinde van Swawen aftowinnen, de ick mit minem Bloode vom Riesen un Draken loest hew? Heran! heran! heran! mi brennt dat Hart im Liwe den Voermaetnen to tuechtigen. Un wat he ook wahrschuwen un up Gott un sin Recht wiesen muegt, doch weren, de heranreden. De Erste un Voernehmste, de dat boese Stueck wagen wull, was een Prinz ut Waelschland, de Koening van Burgund, un Dom reep vull Grimm: Heran, Herr Koening! heran! wenn ju der Hoellen geluestet un ji mi afstriden willt, wat min is. Ick kenn de waelschen Glawen, aewerst ji schaelt ook dat duetsche Isen proewen leren. Un de Wale wurd falsch un tuecksch un fuhr up en, as wenn de Blitz ut swarten Wolken schuett. Aewerst Dom was fardig un de Grimm got em dubbelte Kraefte in den gewaltigen Arm, un he fung den ansprengenden Koening dermaten mit sinem Speer up, datt he doer un doer ging un datt de stolte Herr mit Ross un Ruestung in den Sand herunnerklung un ook keen Teken van sich gaff, datt je Lewen in siner Borst west was. Un de Rueters to Perde voerzugden sick, as de Koening so flink ut dem Sadel kam un mit sinem Blood de Erd roth farwde. Doch satt de schoene Prinzessin neben ehrem Vader dem Hertog up eenem Erker aewer dem Kampfplatz un funkelde in ehrer Schoenheit un Herrlichkeit mit dem Brutkranz up dem Kopp, un se muessten woll voer Schaam un Lust in den Schrecken henin. Un da kam noch een Wale, un dat was een Prinz van Schampanien, eenes maechtigen Hertogs Saehn, un he was binah een Ries un gult bi den Sinigen foer eenen gewaltigen Kaempen, un hoell so hoch un praechtig to Ross, datt de Prinzessin, as se en upriden sach, foer ehren Dom baewerde. Un he was so hoch van Liwe un satt up eenem so hogen Perde, datt Dom neben em as een luett Juengelken utsach un datt ook annere as de Prinzessin foer Dom baewerden. Aewerst Dom was unvoerfeerd un wurd noch grimmiger, as he dissen langen Recken sach: Un he reep em to: Buest du hoch un lang as Koenig Oss to Basan, du schast herunner un de Erd kuessen! Vagel, ick kenn dine Feddern un hew se all flegen sehn; du hest eenmal in Mailand an Sant Ambrosius voer mi streeken; huet muett dat waelsche Blood up duetsches Isen luestern wesen. Un he gaff sinem Hingst de Sparen un dheed eenen rechten Domschen Anlop, un Mann un Ross gingen voer em toghek in den Sand, datt dat stoewde; un se drogen den Waelschen mit een paar terbrakenen Ribben vam Platz. Un de letzte, de't uem de Prinzessin Dietlinde wagen wull, was een Prinz ut Dennemarken, un as de ook bloodig ut'm Sande upsammelt wurd, hoell de Drakendoeder Dom alleen da, un he bleef ook alleen. Un as alles voerbi was un de Trumpeten den dappern Dom as Sieger utblasen hedden, ging he up den Hertog to un begehrde sine Dochter, de he ook ditt tweete Mal, wat he gar nich noedig hett hedde, wedder wunnen hedde. Aewerst de Hertog de Schalk struewde sick un tierde sick sehr ungebaerdig, un sede: Nu kann't noch weiniger schehn as dat erste Mal--wo kuenn ick die nu woll mine Dochter gewen? Ligt nich de Koening van Burgund dood da? un hebben de den Prinzen van Schampanien nich mit terbrakenen Ribben wegdragen? Wenn ick di mine Dochter gewe, denn muesst ick't mit ganz Burgund un mit dem maechtigen Schampanier upnehmen; un dat kann ick nich un mag ick nich. Un wer bist du? un wo is dine Macht? wo suent dine Ridder un Mannen, de di to Dausenden totehn kaenen? Un nu sadel up un mak, du Ridder van dem blanken bunten Bloomenfeld, datt du mi ut dem Land un ut dem Weg kuemmst, un dat Unglueck mit di wegnimmst! Denn wenn de Suenn di noch viermal in minen Graenzen beschient, so buest du een Kind des witten Doodes. Un Dom antwurd'de em: Hew' ick nich voerutseggt, du wuerdst tom tweeten Mal een Schelm an dinem Wurd werden, un werst du nich Dietlindens Vader, so schull ditt redliche Isen dine falsche Seel eenmal up sick zappeln laten, as Jungens Ketelboeters up Nateln zappeln laten. Daruem will ick nu reden; aewerst ick kam wedder, un weh dem, de't wagt nah Dietlinden de Hand uttostreken! Hier liggt min Handschoh un sin bleeker Dood!--Un he smeet den Handschoh voer dem Hertog in den Sand. Un don makte he sick strax up, un red ut dem falschen Hawe weg; denn he dachte bi sick: Nu suent veele Dusende da, un ick kann en nich dwingen; aewerst de Dom buen ick, un Dietlinde muett min warden. Un he red ut des Hertogs Graenzen un voerstack sick eenige Weeken in eener afgelegnen Wildniss, bet de Tid keme, wo he wedder uemkehren kuenn. Un disse Tid kam bald. Dom erfuhr, datt de Hertog mit sinem Hawe un siner Dochter up een Jagdslott gahn was, dat nich wiet vam Rhine bi der Stadt Baden lag. Un he sprack to sick suelwst: Nu rid hen un nimm di dat Dinige, wat de olde Schelm di voerenthoelt; denn he ward keen grot Geleide bi sick hebben, etwa een paar Schildknappen un Jaegers, un wunderlich muesst et togahn, wenn de't mit di wagen schullen. Un Dom red eenen Middag in dat Slott in, as de olde Herr un sine Dochter Dietlinde to Dische seten, un in vuller Ruestung den blanken Degen in der Hand trat he in den Saal, un ging hen, wo Dietlinde satt, un sede: Stah up, mine Brut, un folg dinem Bruedegam; denn de Tid hett Fluechten foer uns. Un he nam se an der Hand un se ging mit em. De olde Hertog aewerst zitterde un baewerde voer Schrecken un Wuth, un reep sinen Lueden to: In de Wapen! in de Wapen! up den Deef! up den Deef! Un et wurd een gewaltiger Larm im Slott, un se bewehreden sick. Aewerst as de Drakendoeder sin Isen swung un reep: Man her! man her! wer hett Lust up eenem harden und kolden Bedd to slapen? weeken se all toruegg, as de Hund voer eenem Loewen, wenn he bruellt. Un Dom lueftede sine Brut in den Sadel un swung sick to ehr up un galloppeerde davan. Un de olde Hertog let achter en herjagen un eenen gewaltigen Schrei maken un mit allen Klocken van den Thoermen lueden. Aewerst wat hulp em dat? Nuems hedd dat Hart antobiten un't mit dem Dom to voersoeken, und se seden: Wat geiht et uns an? De Duewel mag striden mit dem, de Riesen un Draken doeden kann; woruem kuemmt de Hertog nich mit up de Jagd, wenn de Wulf so licht to fangen is? So red denn Dom davan mit sinem dueren un duer gewonnenen Schatz; un as se woll fief Mil reden hedden, kemen se an een Huesken midden in eener wilden Horst. Un hier erinnerde sick de Prinzessin, datt se voer een paar Jahren up der Jagd mit ehrem Vader achter dem Huesken up eenem groenen Brink seten un Erdbeeren plueckt un geten hedd. Un se settede sick up dersuelwen Stell hen, datt se sick een beten utrauhde van dem swaren Ritt. Un wat geschach hier? Kum hedd se een paar Minuten im Grase seten, so schot een swarter Vagel, eener Kraih edder eenem Rawen gliek, ut dem Busch herut up se to, un de Prinzessin schreide ludes Halses, as keme dat groetste Unglueck heran. Un Dom sach sick uem, un weg was se--un he sach een luettes buntes Vaegelken flegen, un de swarte Vagel flog achter en her un jagde en. Aewerst wo was de Prinzessin blewen? Dom stund voerbast un gapte uemher, un wuesste nich, wo em geschach un ob he droemde edder wakte. Un disse Geschicht voerhoell sick so: As de Prinzessin dat erste Mal hier west was un up dem groenen Brink seten un geten hedd, was een hoger billiger Festdag west, un se hedd geten un nich bed't; un dat hedd de olde Hex utlurd, de in der ganzen Gegend heruemstreek, un hedd ehren Gesellen den Befehl laten, uptopassen, wenn de Prinzessin mal wedder keme up de Stell: denn nu hedd se eene Macht an ehr, wiel se an eenem so hogen Dage dat Gebet voergaeten hedd. Un so was't nu schehn, datt se sick in eenen Rawen un de Prinzessin in eenen Stieglitz verwandelt un dat arme Kind so lang doer alle Buesche jagt un aengstigt hedd, bet se se in eenen voertoewerten Garden dreef, worin veele sonne bunte Vaegelkens lewden, de up Erloesung hapten. Da muesst Dietlinde nu sitten un trurig singen; denn lustige Stueckchen piepen was ehr woll voergahn. Dom stund noch lang da, as wenn he voersteend was, un ruehrde sick nich, un gapte un gapte. Toletzt fung he allmaelig an sick to besinnen, un reep: ick Narr, datt ick hier stah un dat Mul upsparre, as wenn't goldne Gapaeppel vam Himmel regnede, de ick fangen wull! Ja woll! ja woll! Himmel, du spreckst eene to duetliche Sprack mit mi: Ick buen de Dom, un ick will de Dom bliwen un mit Gottes Huelp alles utfechten. Denn hebben wi't nich wedder un kaenen't mit Haenden gripen? Is nich de Duewel un sin Heer wedder up'm Platz? un muett sick datt nich alles so dull un kunterbunt begewen, damit de Dom proewt ward? O du min soetes soetes Vaegelken in dem bunten Rock! Holl di man wacker! Ick will di woll finden un erloesen, un schull ick de Welt doerchriden bet tor Stell, wo se mit Bredern tonagelt is. Se schalt doch min bliwen un ick will een Prinz warden. So sprack he mit sick suelwst, swung sick up sin Ross un red wieder doer den dicken Wold, ahne to weten, wohen, bet de sinkende Nacht ehren swarten Mantel aewer de Erd deckte. Don steg he aff, led sick unner eenen Boom un sleep in; sin Perd aewerst ging bi em im Grase. Un he dheed eenen duechtigen Slap, un as he wedder upwakte, stund de Suenn all hell am Haewen, un de Suenn in sinen Gedanken scheen ook een beten klarer. He settede sick hen in't Gras, lede den Kopp nahdenklich in sine beiden Haend, un dachte un dachte, wo sin buntes Vaegelken woll henflagen sin kuenn. Un as he een paar Stunden so gruewelt hedd, sprung he ploetzlich up, slog sick voer den Kopp, un sede: Du Dummkopp! wo ist't henflagen as in den Toewergarden, woraewer de olde Hex de Gewalt hett? Hest du denn de Geschichten van den voerrigen Doms umsues voertellen huert? Un he settede sick wedder to Perd un red frisch furt, bet he in een Doerp kam; da frog he, ob se em nich seggen kuennen, wo eene olde Hex wahnde. Un se wuessten't nich edder muggten't ut Angst nich seggen. Un so is he lang lang heruemreden un hett in allen Doerpern in un uem den groten Wold fragt, un nuems hett em klaren Bescheid gewen kuennt, bet he toletzt in een Doerp kam dicht an dem Barg, den se de Swaebische Alp noemen, kamen is. Da trughe eene olde Fru, de to em sede: Ick will em't woll seggen, wo de grote Hex wahnt, de hier heruem so menniges Jahr ehr dulles un gefaehrliches Wesen driwt. De sitt da bawen up dem Barg up der uetersten Spitz, wo de meiste Tid Snee liggt; aewerst wer hett ehr Hus sehn, un wer hett dat Hart sick dahen to wagen? Dat muesst een rechter Isenfreter sin. Un Dom antwurdede ehr heftig: Dat Hart hew ick un de Isenfreter buen ick. Un de olde Fru sach en an un voerwunderde sick un sede: Nog sueht he keck ut, aewerst et were eene Suend un Schand uem son huebsches junges Blood, wenn he in ehre Nett geroede. Dom aewerst gaff sinem Perde de Sparen un galoppierde den Weg hen, de to der hogen Alp fuehrt. Un underwegs bedachte he bi sick, wo he't mit der olden Hex anfangen schull, un sede. Voernehm doerst du nich erschienen, denn markt se Unrath. Un he red toruegg wedder in dat Doerp herin, un voerkoeffte sin Perd un sine Ruestung un sine praechtigen suelwernen un goldnen Kleeder, un tog eenen Burkittel an un nam eenen slichten Stock in de Hand, un ging so des Wegs henup, un sede: Ick will as een Knecht kamen un mi recht dumm un plump stellen, un mi bi der olden Hex voermeden; so seh ick am besten, wo dat da tosteiht un ob ick ehr nich tueschen ehre Kuenste spelen kann. Un so ging he den ganzen Dag un den tweeten halwen Dag, da kam he hoeger up den Barg, wo dat heel kahl un felsig was un de kolden Winde doer kleene trurige Buesch un voerfraren Gras peepen. Un nich wiet davan sach he eene noch hoegere Spitz; de klatterde he mit veelen dusend Sweetdruppen henup, un keek toletzt van bawen an der annern Side in een groenes Dal henaf, dat sehr lustig utsach un wo Hueser mit hellen blinkenden Finstern schemerden un anmodige Boeme in der Bloiht stunden. Un he sede to sick: Da hebben wi't. Un as he dat Wurd kum utspraken hedd, stund de olde Hex voer em as een schrumplich kruechich Wief un frog en, wo he her keme un wo he hen wull. Un he antwurd'te: Ick buen een junger Knecht, de sick wat voersoeken will, un ick hew huert, hier achter'm Barg wahnt eene rike Eddelfru, de sehr voernaehm un maechtig is; bi der muegt ick gern Deenst nehmen. Un de olde Hex sach en glupsch un listig an un sede: De Eddelfru buen ick, un ick hedd woll eenen Knecht noedig, aewerst di kann ick nich bruken: du suehst mi to blank un glatt ut un rueckst mi to fin. Adje mit di! Un damit voerswund se doer de Buesch, as een Wind hensust. Un Dom stund da un frur un argerde sick. De olde Hex hedd aewerst mit ehrer Naes de Witterung upfongen, datt he eene grote Kunst an sick hedd, un dat was de Ring van dem Dwarf; davoer was ehr bang, un deswegen hedd se seggt: ick kann di nich bruken. Dom vull Hunger, Arger un Voerdret ging wedder bargaf den Weg, den he mit so surer Arbeit herupstegen was, un he sunn veel un lang hen un her, wo he't anfangen schull, datt he de olde Hex doch belurde un begigelde, datt se en as Knecht in Deenst neme. Un he ging hen un koeffde sick Botter un Theer un makte eene swartbrune Salw darut, besmeerde sick Hut un Gesicht damit, un lede sick een paar Dage in der brennenden Suenn hen un let sick recht brun van ehr inbrennen un braden; ook koeffte he sick eenen terretenen Kittel un tersletene Schoh un slichte Struemp, un halde sick Duewelsdreck van eenem Apotheker, un den drog he in der Tasch. Denn he hedd oft huert un lesen, datt de Hexen un Hexenmeisters an dissem Gestank eenen suennerlichen Gefallen hebben un all oft damit lockt un bedragen suent, as man de Duwen mit Aniskuegelken in den Slag lockt. Un dat is keen Wunder; denn dissen Stank sammeln se im Muhrenlande up, wo de olde Fiend en hett gliden laten, as de Erzengel Michel en mit dem blanken Swerdt im Nacken doer de Wueste jagde. Un as Dom sick so inredet un voermascherirt hedd, nam he sinen Stock in de Hand un klomm wedder bargan, wo de Oldsche em begegnet was. Un se was strax da un sach gar fruendlich un fichlich ut; denn de soete Duewelsdreck lockte se heran un erfroide ehr den Mod, un voer sinem benebelnden Gestank kunn se nich rueken, datt he de grote Kunst an sick drog. Un disse tweete Knecht gefoell ehr aewermaten woll, un se wurden beid up een Jahr eenig, datt he ehr as Husknecht denen un Holt hauen, Water dregen un alle Husarbeit verrichten schull. Un he ging mit ehr van der woisten un kahlen Sneespitz herunner woll eene gode halwe Mil, un sach, dat et da unnen im Dal wunderschoen un anmodig was, warm un groen un vull der schoensten Blomen un Fruechte, een Land as een Paradiesgarden, un datt de olde Hex in eenem Slott wahnde, so grot un praechtig, datt et dem maechtigsten Kaiser nich to slicht west were. Dom, de van Natur sehr klok un klipp was, hedd bi sick alles woll bedacht un utreknet, up wat Wis he sine Kunst hier spelen muesst, datt he sick nich voerroede, wer he were. Den stolten Dom un den kuehnen Riddersmann muesst he bi Hexen un ehren Gesellen huebsch in de Tasch steken un de Gelegenheit afluren, wo he dat schoene bunte Duewelsnest terstueren un sine schoene Prinzessin erloesen kunn. Un he stellde sick unbeschriewlich dumm un daesig an, aewerst dheed alles, wat em befahlen wurd, mit dem genausten Gehursam, un bi siner Jugend un gewaltigen Staerke kunn he woll foer Drei arbeiden. So datt de olde Hex to den Ihrigen sede: Hedd ick dem Dickkopp doch up tein Jahr dat Medgeld gewen! un schull ick em dat Lohn dreimal voerdubbeln, ick miss en nich. Denn arbeiden un slawen kann he foer Soes, un dumm is he, o wo praechtig dumm, datt ick em inbilden kann, de Kater is eene Mus, un he gloewt et. Wiel se nu meende, Dom were stockdumm un kuenn nich hueren noch sehn, let se em den freiesten Willen; un he durft an allen Stellen gahn un alles betrachten un utspioniren, un se hedd keen Arg darut. So kam he ook in den Garden achter dem Slott, wohen nuemmer een Knecht edder Magd kamen was. Doch dahen kam he nich doer den Glowen an sine Dummheit, suendern doer sinen Ring. Denn dat was een Toewergarden, wohen keen Minsch dringen un den keen Minsch sehn kunn, de nich eene heemliche Kunst hedd. Un Dom hedd de Kunst an sinem Finger, un wusst nich, datt he doer den Ring in den Garden kam un den Garden suelwst un wat drinn was sehn kunn. De Ring hedd ook de wundersame Natur, dat he em alleen sichtbar was un sues keen menschlich Oog en erblicken kunn. Un Dom fung dat klok an, un ging man hen, wenn he wuesst, datt de Oldsche mit den Ihrigen ut was. Da sach he denn de huebschesten un schoensten Prinzessinnen un Jumfern as Krueder un Blomen groenen un bloihen un as bunte Vaegel zwitschern un singen. He sach un keek aewerst man nah den Vaegeln. Un kum was he da, so kam sin buntes Vaegelken angeflogen un settede sick dicht bi em up den Boom un sung een gar truriges Leed; aewerst gripen let et sick nich van em. Un he kennde dat strax an sinem Gesang un an der trurigen Stimm, womit et sine Voerwandlung beklagde; un em wurd so wehmodig, he muesste weggahn un weenen, datt de schoene Prinzessin Dietlinde een Vagel worden was un ehren Dom kum noch to kennen scheen. Aewerst bald besunn he sick wedder un sede: Buest du nich de Dom un muett dat nich so wesen? un daruem voermuntre di un nimm din beten Bregen tosam, damit du den Eddelmannsdom ordentlich doerbringst. Un he ging veel in den Garden un broecht dem Vaegelken schoene Saken to aeten un sprack em to; un dat Vaegelken nickte unnerwielen mit dem Koeppken, as voerstuend et sine Rede, aewerst spreken dheed et nich un kunn ook nich spreken. So voergingen een paar Mand, un Dom hedd sick alles utkundschaftet un wat de olde Hex buten un binnen dem Slott bedref. Da wurd se endlich gewahr, datt de tweete Knecht ook de erste was, den se up dem Barg funden un wedder wegschickt hedd. Un dat geschach doer den Geruch. Denn de Hexen hebben de allerfinsten Naesen naechst dem Duewel, de eene superfine Naes hett, as he ook de allerlistigste Geist is van allen, de van Gott affallen suent. Dom hedd sinen Duewelsdreck juemmer noch bi sick dragen, aewerst de Geruch was van Weke to Weke swaker worden, un toletzt hedd de Oldsche de Kunst wedder dadoer raken. Un se sach nu woll, datt se van dem Knecht bedragen was un datt he woll keen Knecht were un hier nu woll wat heel Anners soechte as Knechtsdeenst bi eener olden Hex. Un se fruechtede sick sehr voer em; denn dat markte se, datt de Kunst, de he bi sick drog, maechtiger un gewaltiger was as ehre Kunst, un doerst en deswegen nich anruehren. Un daruem sunn se ut allen Kraeften darup, wo se en mit Listen wedder wegbringen muegt, denn se sede bi sick suelwst: Twee Mand is he all hier, un ick hew nicks markt, un dat Jahr is lang; wat kann de Schelm nich im Sinn hebben? wat kann he mi noch anrichten? Un as se alles bi sick woll bedacht un beraden hedd, reep se den annern Morgen froih: Dom buest du da? un Dom sede: Ja, gnaedige Frau, un kam dumm un toelplich herangesprungen. Un de olde Hex was sehr leidig un sede to em, he were to god Knecht to sin un so sware un gemeine Arbeit to dhon; he schull leewer in de Welt gahn un sick wat Beteres vernehmen; se wull em gern sinen ganzen vullen Jahrlohn gewen, un hundert Krondaler dato, un he kuenn morgen im Dage afgahn: denn ehr jammere, datt een so huebscher Minsch Knecht sin schull. He aewerst gaff ehr tor Antwurt: Ick hew so minen egnen Kopp in minen Dingen, min Jahr muett ick utdenen, un denn ward woll wat Anners schehn; un ick will ju man seggen: ick gah nich un kann nich gahn, un wenn ji mi alle juwe Schaetze gewen wullt. Un as de olde Hex dissen Bescheid bekam, wurd ehr gar bang, un se fruechtede sick noch veel mehr. Un den annern Morgen klung dat wedder: Dom, buest du da? Un he antwurd'te: Ja, gnaedige Frau, un sprung flink as de Wind hen, woher se reep. Un se was noch veel fruendlicher as gistern, un as se lang mit em spraken un em mit soeten Wuerden uem den Bart fichelt hedd, sede se: Ick seh woll, ick hew di gistern nich gehuerig behandelt, ick hew eenem Minschen, as du buest, to weinig baden, un Gott hett di so schapen, datt du as een Herr un Eddelmann muesst lewen kaenen; daruem sueh hier! davan steck di alle Taschen vull un nimm so veel, as du wist, un denn gah in Freden. Un se wieste em eenen ganzen Schepel vull Dukaten. Un Dom stellde sick dumm un ungelehrig un sede: Ick hew dat so god bi ju un dat gefoellt mi hier so woll, datt ick min Jahr utdenen will; ehr gah ick nich. Wat Geld un Dukaten! Un dat olde grise Unglueck bet de Taehnen tosam, un sweg, un sach doch noch fruendlich dabi ut, un ook Dom let sick nicks marken. Un se gruebelde lang hen un her un besprack sick mit den wisesten Hexenmeistern. Denn datt Dom eene gewaltige Kunst hedd, kunn se an der Angst in ehrem Liwe foehlen, wenn he ehr sehr nah trat. Un se wurden eenig aewer eenen nueen Pfiff un Kniff, womit se en to fangen hapten, un de Oldsche ruestede sick, et int Werk to richten. Un as Dom den druedden Dag upstahn was, klung dat aewer den Slotthoff: Dom buest du da? un he antwurd'te: Ja, gnaedige Frau, un stund ter Stund voer ehr. Un de olde Hex sprack to em: Min leewe Fruend, ick hew sehr unrecht dhan an di un an mi, datt ick di, den schoensten staerksten Mann, van mi laten wull. Un nu hew ick mi mit Gott besunnen un eenen betern Fund funden, de uns beiden gefallen kann, un dat is mine oeldste Dochter. Ick hew lang markt, datt di dat huebsche Kind gefaellt, un deswegen eben, bild ick mi in, wullst du nich van mi tehn; un nu will ick se di tor Fru gewen, un wi willen noch huet Awend eene lustige Hochtid holden, un ut dem Knecht schall een Herr warden. Denn bliwst du doch gewiss bi uns. Un Dom sede: Juchhe! ja gewiss, gnaedige Frau, un dat schall een Wurd sin! Un de olde Hex ging lustig weg, un ruestede de Hochtid to. Se wullen aewerst eenanner alle beid bedregen, un deswegen ging disse Hochtidshandel so swind un willig. Dom hedde van Anfang an sine Dummheit voerstellt, un daruem stellde he sick ook nu, as duecht em de oeldste Dochter der olden Hex as dat schoenste Fraeulen up Gotts Erdboden. Dat was se gewisslich nich: se was dwargig pucklich un so haesslich, datt Katten een Gruwel voer ehr ankamen kunn. De Oldsche aewerst dacht en doer de Dochter to fangen, un hedd ehr Bescheid seggt. Denn so sede se to ehr: Doechterken, min wittes Doechterken, huer nipp to: Disse Minsch, unser Knecht, hett eene Kunst, de gefaehrlich is un uns all umbringen kann; un daruem schast du disse Nacht in sin Bedd stiegen un em't afluren, wo se sitt. Denn weeten wi dat, so hebben wi den Schelm fast un he schalt uns keene Muese mehr maken. Daruem, wenn he huet Awend mit di to Bedd gahn will un vam Hochtidswin un van Leewe woll betippt is, denn bidd en uem sine Heemlichkeit, un hest du se em aflurt, voergaet se mi jo nich, damit wi siner Meister warden un dat Spill uemkehren kaenen. Un dat wurd eene lustige un dulle Hochtid, un da fund sick allerhand Volk in, dat des Nachts uem Galgen un Rad slikt un uem den Blocksbarg danzt; aewerst hier weren se alle voernehme Herren un Damen un treden in Gold un Siden up; un Dom de Bruedegam stellde sick, as hoell he se davoer, un tierde sick sehr dumm un apisch, as hedd he sonne Pracht in sinern Lewen nich sehn, un dheed grausam voerleewt mit siner Brut. As nu de Hochtidsdanz utdanzt was un Giger un Piper swegen, un de beiden in ehre Kamer inslaten wurden, un Dom mit siner schoenen Brud to Bedd gahn schull, da ergrimmde he as een rechter Simson in siner Kraft denn et leep em doer sine Gedanken, wo sine Prinzessin Dietlinde as een bunter Vagel nu in Truten heruemflegen un piepen muesst. Un he nam dat Hexenkind, dat en kuessen wull, un drueckte se mit soner Leewsgewalt an sine Borst, datt se as dood tor Erd foell. Un nich eene Sekund lag se da, un nicks was mehr van ehr to sehn, un statt ehrer leep eene olde grise Katt heruem un miaude jaemmerlich. Un Dom lachte voer Froiden un reep: Nu seh ick wedder klaerlich, datt ick de Dom buen. Un he greep de Katt un hoell ehr den Swanz an dat Hochtidslicht, datt he brennde, un don smet he se ut der Doer. Un de Katt was in Angst un leep de Trepp herup bet unner dat Dack. Da lag Stroh un Hemp un Flass, dat kunn den brennenden Swanz nich voerdregen un fung ook an to brennen un stack dat Slott an. Un so wurd et een gewaltiges Fuer, un in eenem Oogenblick stund dat ganze Slott in Flammen un brennde lichterloh, un Dom un all de annern muessten maken, datt se herut kemen. Un as Dom buten stund un de Hexenburg brennen sach, wat foer Gesindel wurd he dar gewahr, datt he sick hedd segnen un kruezen muesst, wenn em sin starkes Herz voer Frucht hedd baewern kuennt. Da sach he veele dusend Bessenstelrueters un Zegenswestern mit Spannen un Buetten, de Water drogen un loeschen wullen un een grausam Gewinsel un Geschrei makten. Aewerst alles uemsues; dat Nest brennde dal bet up den Grund un't bleef keen Steen up dem annern. Un dat klung aewer den Hoff Dom buest du da?--Ja.--De Schuld an miner oeldsten Dochter is?--Ja.--De Schuld an min Hus is?--Ja.--Un in eenem Oogenblick was Dom da. Un de olde Hex drog een swartes Trurkleed un stellde sick sehr bedroewt, aewerst gegen Dom dheed se so fruendlich as juemmer, un sede: Segg, min Herr Saehn, wat kannst du mi van dem Unglueck voertellen? un wo ging dat to? Un Dom antwurd'te: Ach! Ach! muett ick ropen un Weh! Weh! Dine Dochter was ook gar to swack, un as ick se an min Hart drueckte, da bleef se mi in den Armen dood, un ick weet nich, wo se stawen un flagen is, un ick sach man eene Katt in der Stuw heruemspringen, un de slog ick, un se kam dem Hochtidslicht to nah un stack sick den Swanz an, un leep ut der Doer, un de muett mit dem fuerigen Swanz dat Slott in Brand set't hebben. Dat is alles, wat ick weet. Un de olde Hex was vull Leed un Sorgen, datt ehre Dochter uemsuenst uemkamen was, un se sede to ehren Fruenden: Ick muett un muett sine Kunst weeten, denn se is uns gar to gefaehrlich; dat muett herut, un schull't mi mine juengste un schoenste Dochter kosten. Un se hedd noch drei Doechter, un de juengste van en was hell un schoen as dat Licht, aewerst falsch un listig as eene Slang. Un de olde Hex dachte: de ward em't woll aflocken un sick to hoeden weeten. Un dat afgebrennte Slott schull wedder in schoenerer Pracht as tovoern dastahn, un man sach een rechtes Wunder: veele hundert Wagen, de Holt un Steen heran fuehrden un veele dusend Timmerluede un Murer in Arbeit, un in weinigen Dagen stund de Hexenborg in junger Pracht wedder da. Un de olde Hex sprack mit Dom uem de tweete Hochtid, un Dom stellde sick sehr froh daraewer un sprung un danzte voer Froiden, un reep: Juchhe, lustig! Juchhe Hochtid! wat krieg ick foer eene schoene Brut! Un se suemden nich mit dem Hochtidsdag, un as Spill un Danz voerbi was un as't luett so slan anfung, gingen de lustigen Brutluede in ehre Kamer; un de Brut dheed utermaaten huebsch un fruendlich mit Dom, un een luettes luettes Huendeken leep achter ehr her un wedelde lustig mit dem Swanz. Dom kennd et aewerst woll un hedd et towielen achter der olden Hex sliken un wippern sehn, un et munkelde, dat Huendeken wer een voerborgner Buhle van ehr un se kuenn't verwandeln, wenn se wull. Un as Dom dat Hexengesindel in siner Stuw hedd, makte he een grimmiges Gesicht, slot dicht to, un packte den Hund un sede: Huendeken, hebb' ick di, wo ick di hebben wull? un suehst du? hier is een Stueck Isen--dat ward din Dood, wenn du nich up mine Brut losgeihst un se so lang mit dinen Tehnen kettelst, bet ehr alle Brutlust up ewig voergahn is. Un de Hund wull nich dran, aewerst Dom slog en hart, un de Hund ging up de Brut los un bet un terret se so lang un so fuerchterlich, bet se jaemmerlich as eene Lik da lag. As dat schehn was, nam Dom eenen Strick, slung en dem Hund uem den Hals, un haengd en im Finster up, datt he herut bummelde. Un as de Dag anbrack, kam de olde Hex up den Hoff un sach ehr leewes Huendeken as eenen Schelm am Strick haengen. Un se foell bi dissem Anblick up de Erd un makte een jaemmerliches Gewinsel un Gehuel, un veele annern huelden mit, un se schreide: O weh! o weh! o Unglueck aewer Unglueck! ick arme olde Fru! datt mi datt in minem Lewen wedderfahren muesst! Un buest du denn dood, min buntes Huendeken? du schoenstes fruendlichstes Huendeken, dat in der ganzen Welt was? o weh! o weh! ick arme Fru! Un wo is de Schelm, de mi dat dhan hett? De Schelm buen ick, sede Dom, un trat to ehr un stellde sick sehr trurig. Dem Hund, de da im Morgenwind so lustig hen un her bummelt, is man sin Recht schehn, he wurd dull un foell aewer mine Brut her, as se sick uttehn un mit mi to Bedd gahn wull, un he hett se so grimrnig beten, datt se davan den Dood nahmen hett; un dafoer haengt he im Finster. Un kumm nu, un seh suelwst to.--O weh! o weh! mine schoenste Brut! un du voerdammtester aller Koeter, de je up drei Beenen humpelt hebben! Un he nam de Oldsche bi'm Arm un fuehrde se herup in sine Brutkamer, un da lag de schoene Brut in ehrem Bloode as eene Lik, van dem Huendeken terbeten un terreten. Un de olde Hex voerfeerde un voerschrack sick gruwelich, un sprack keen Wurd mehr aewer disse Geschichten, un let de beiden Dooden wegnehmen un still begrawen. Ehre Angst uem Dom wurd aewerst van Dage to Dage groeter van wegen siner Kunst un datt se em se nich afgewinnen kunn. Un se let en juemmer mehr beluren bi Dag un bi Nacht, un toletzt voertellde een wittes Muesken ehr, se hedd den Dom mal in dem Garden sehn un mit dem luetten bunten Vagel Stieglitz spreken. As se dat huerde, froidede se sick, un sprung voer Froiden woll een paar Faden hoch in de Luft, so flink un lustig, as hedd Belzebub suelwst up'm Blocksbarg den Voerdanz mit ehr begunnen; un se reep voer Lust eenmal aewer dat anner: Ahe! buest du de Dom, wovan mi droemt hett, wogegen se mi wahrschuwt hebben? buest du de starke Dom, de Drakendoeder un Riesenmoerder? Nu schast du mi woll heran, nu schast du woll tam warden un mi mit diner Kunst herutruecken. Un kum was dat witte Muesken wedder to Loch krapen, so scholl dat aewer den Slotthoff--_Dom buest du da?--Ja.--De Schuld an miner oeldsten Dochter is?--Ja.--De Schuld an minem Huse is?--Ja.--De Schuld an miner juengsten Dochter is?--Ja.--De Schuld an minem bunten Huendeken is?--Ja_.--Un Dom stund voer ehr. Un se sach nich so fruendlich ut as sues, un sede to Dom: Huer, Knecht un Saehn un Swiegersaehn, edder mit wat foer'n Namen schar ick di ropen? Du hest mi bedragen mit dinem terretnen Kittel un diner brunen Kopperfarw un dem Duewelsdreck; un ick weet, du buest van Geburt keen Knecht un Dener, un huerst Herren an. Ick will di up den Kopp seggen, wer du buest: du buest de gewaltige Ridder Dom, van dem ganz Swawenland den Mund vull hett. Un du hest eene Kunst, de kuenstlich nog is; aewerst bild di daruem nich in, datt ick mi voer di fuercht. Ick voerstah ook eene Kunst un hew een Stueckschen van eenem bunten Vaegelken singen huert, dat juemmer in minem Garden piept. Mit dissen Wurden sweg se un sach Dom mit hellen hellen Oogen an, as wull se em in't Hart bahren. Un Dom voerfeerde sick un wurd rod un bleek, as he van dem bunten Vaegelken spreken huerde. Un se ergoetzte sick dran un sede denn wieder: Herr Dom, du markst woll, ick weet alles, un lat uns nu voernuenftig sin un nich laenger gefaehrlich Spill mit eenanner driwen; dat Eene muett un schall gegen dat Annere upgahn. Du giwst mi dine Kunst, un ick gew di dat bunte Vaegelken, dat du woll weetst, un se schalt strax as de schoenste Prinzessin ut minem Blomengarden voer di treden. Un de Voersoekung was grot, un Dom stund eenen Oogenblick in Twiwel, ob he nich inslan schull; aewerst denn dacht he wedder dran, datt he de Dom were un mit keener Hex handeln duerft--un sine Antwurt was: Ne, mine Kunst gew ick di nich un dinen bunten Vagel kannst du beholden. Un de olde Hex ging weg, un sede im Weggahn to em: Dom, morgen spreckst du anners. Un as de Morgen anbrack, klung dat Dom, buest du da? un Dom was strax da. Un de olde Hex dheede sehr fruendlich mit em un sede: Ick denk, du hest di in der Nacht beter mit di beraden un letst et nich darup ankamen, datt din Schatz wegen dines Egensinns in Feddern gekleed't gahn un so jaemmerlich voerdarwen muett; denn ick hew de Macht aewer din Vaegelken un aewer all de Vaegel im Garden, se bet an den Dood to strafen: denn hedden se sick nich swar voersuendigt, nuemmer weren se in mine Gewalt kamen. Daruem lat et nich up dat Ueterste kamen, giff mi dine Kunst un nimm dine Prinzessin, un wi willen as Fruend van eenanner scheeden. Un Dom sede abermals: Ne, dat dho ick nich, un de olde Hex reep mit Grimm: God, so muetten morgen alle bunten Vaegelken brennen, un du, Dom, schast de Fuerboeter sin. Un as se ditt sprack, sach se so scheusslich un gefaehrlich ut, datt Dom tom ersten Mal in sinem Lewen bang wurd. Un he ging in swaren Gedanken voer sick hen un murmelde: Schull Gott im Himmel et tolaten? schull't maeglich sin? dine soete Dietlinde schull brennen un du schust dabi stahn un dat jaemmerlichste Nahsehn hebben? Ne! Ne! se lueggt! se lueggt! so wied doerft se nich--un doerft se, so is't god, datt ditt heele Hexenpossenspill mit eenem Mal een End nimrnt, un wer't een fuerig un bloodig End. Dat is doch elendig, datt een Eddelmann un een Riddersmann un een, den Gott tom Dom hett geburen werden laten, hier eener olden Hex denen un Water pumpen un Holt dregen un Fuer anbeten un dat Estrich putzen muett. Ne! ne! nich laenger so! Frisch, min Hart! To Glueck edder Unglueck gah't, as't will! ick will mi hier nich laenger so furtlumpen. Un der olden Hex, de den Dom bang sehn hedd, was de Kamm maechtig wassen, un se dachte. Nu kriegst du den Loewen tam. Un den annern Morgen noch in der Schummerung klung dat wedder _Dom buest du da_? un wips as een Windspill was Dom de Treppen herup un stund voer ehr. Un se sede em: Wes nu recht flink! un dreg un sett Holt in den groten Backawen un mak en gloenig als de Haewen am Winterawend is, wenn't duechtig friert un de Suenn hell unnergahn will. Denn huet will'n wi een Fuer boeten, worin mine Vaegelken piepen schaelen. Un Dom stellde sick voerfeerd un trurig an, doch ging he un drog grote Boomstaemm un smet se in den Awen, un de olde Hex suelwst drog Struek un luettes Holt to un got Oel un Pick un allerhand Hexensmolt darup; un as de Awen vull was, reep se Domen to: Fuerboeter steck an! Un he hoell eenen Brand an de Strueck, un se fungen un slogen to eener gewaltigen Flamm up. Un as dat Fuer fardig was, murmelde un sung de olde Hex: Hurrliburr un Snurrliburr! Muesken piep un Kater gnurr! Vagel flueggt un singt sin Stueck-- Flegt! flegt! flegt! dat Fuer is flueck. Un in eenem Ogenblick girrde un swirrde dat aewer den Hoff, un veele dusend bunte Vaegel floegen her, so datt de Haewen verdunkelt wurd, as wenn Heuschrecken doer de Luft tehn. Un de armen luetten Vaegelken setteden sick all dicht voer dem gloeningen Awen dal, as ob se up dat Wurd der olden Hex passten herintoflegen. Un Dom sach sin buntes Vaegelken ook damank, un de Thranen kemen em in de Oogen. Aewerst he wischte selbst ut un makte sick stark un wull't sick nich an't Hart kamen laten. Un de olde Hex markt et, grieflachte un sede: Se hebben mi voertellt, Dom, du werest de ehrenfasteste un trufasteste van allen Riddern un heddest een Hart foer grote Dinge Lewen un alles in de Schanz to slan. Nu kannst du't wiesen un dat Domslof fin maken. Denn wenn du foer din buntes Vaegelken in den fuerigen Awen springst, so schall't mit all den annern Vaegeln fri sin. Un Dom besunn sick een beten, un ditt Mal duecht' et em keene Schand, wenn he sin _Pusch_! mal brukte; un he nam de olde Hex bi der Hand un slog in un sede: Topp! dat is een Wurd! de Domsnamen schall in mi nich to Schanden warden. Aewerst dat Fuer is het, un ick hew eenen Gruwel so van suelwst henin to springen; daruem kumm, un schuw mi henin. Un se was froh in der Hoffnung, nu wuerd se en woll quit warden un bawenin, wenn he dood were, sine heemliche grote Kunst wohl noch finden. Un Dom stellde sick wedder sehr dumm un doelpsch, un so trat he voer dat Awenloch, un staemmde sick up sine starken Beenen, datt he sick struewen kuenn. De olde Hex aewer in sinem Rueggen makte sick stark, un schof un schof ut allen Kraeften, un achter ehr stunden veele hundert Kater un Zegenbueck un draengden se wedder voerwarts. Un as de ganze Last up Dom drueckte un he sick nah am Stoerten foehlde, da ruehrde he swind mit dem luetten Finger am Ring un sede Pusch! un im Hui weg was he, un de olde Hex, de nicks mehr voer sick hedd un van ehren Mackers van achtern voerwarts stoett wurd, stoertede in dat Fuer un huelde as eene hungrige Wuelwin in den Twelften. Aewerst nu was ehr Spill voerbi, un nuems kunn ehr helpen, se muesste jaemmerlich verbrennen; denn se was in ehre egne Kunst geraden un in ehr egne Smeer fallen. Denn dat is een wahr Wurd, wat de Lued so seggen: eene Hex, de in ehre egne Hexeri geroett, kann nuemmer wedder herut kamen. Un Dom stund nu wedder sichtbar da un juchte, datt de ganze Hoff voer Froiden schallde. Un as dat Fuer dalbrennt un de olde Hex in Asch verwandelt was, datt ook nich mal een Knaken van ehr uptosammeln blef so maechtig was ehr ingaten Fett west--erscheen een schoenes un grotes Wunder. All de bunten Vaegelken, de voer dem gloenigen Awen seten, wurden ploetzlich in de schoensten Jumfern uemschapen, un bald sach Dom sine schoene Prinzessin Dietlinde, de em uem den Hals flog un en veel dausend Mal unner soeten Thranen kuesste un reep: Min Dom! min dapprer, min truer Dom! so hest du din armes verwandeltes Kind, din buntes Piepvaegelken, ut dem trurigen Hexenbann erloest?--Un in der Minut, as de letzte Bloodsdruppen un Fettdruppen van der olden Hex to Asch worden was, ging dat aewer dat Toewerslott un den Toewergarden her, as were da dat grote Saatfeld west, woraewer Gott der Herr eenmal am juengsten Dage de Pauken un Basunen klingen laten ward. Alles ruehrde, bewegde un voerwandelde sick: alle Strueke, Boeme, Krueder, Blomen, Vaegel un Deerde sprungen as nuee Gestalten heruem, un in groten langen Reigen kemen veele Dusende schoener Knaben un Maedlin herut un sungen, jubelden un juchten: Dom! Dom! de stolte, de dappre Dom! de uterwaelte Riddersmann Gottes het uns erloest un dat satanische Nest terstuert. Denn Slott un Garden un Bloemer un Boeme mit aller toewerischen Anmodigkeit un Praechtigkeit--alles alles in eenem Nu was't weg, as wer't nuemmer da west, un se stunden all up dem hogen kalden Barg un keeken sick an un voerwunderden sick aewer eenanner un ook, wo dat schoene un luftige Hexenwark blewen was. Un don togen se all bargdal in dat Land, wo dat warmer un schoener was, un de meisten in groten Froiden, wiel fast jeder sinen Schatz am Arm hedd. Un dat was een Juchen, Tosen un Josen un Singen un Klingen as in den ersten Dagen des Froihjahrs, wo alles groent un bloiht un de Vaegelken, de de kolde Winter int warme Muhrenland voerjagd hedd, wedder to Hus kamen un ehre Kehlen to Gesaengen stimmen. Un as se unnen im Dal weren, dankten alle ehrem Erloeser Dom, un reisten up allen Straten un Wegen to Hus, jeder in sin Land un to den Sinigen. Un Dom sede to siner Prinzessin: Nu, mine leewste Dietlinde, kaenen wi ook henreisen, wo din Vader wahnt, un dat ward mi nich mehr gefaehrlich wesen; denn ick weet, datt ick dat Hardeste un Gefaehrlichste bestahn hew, wat de Dorn bestahn schull, un dat Aewrige ward man een lichtes Kinderspill wesen. Un se toegen wieder herup im Swawenlande un huerden, datt groter Upruhr west was gegen den olden Hertog un datt een paar Grewen en mit Wehr un Wapen anfallen ut dem Feld slagen in dat Gefaengniss set't un sine Herrschaft an sick reten hedden. Un Dom bedachte sick nich lang. As he in de Stadt Rotwiel kam, ging he hen un koeffte sick een Striedross un Wapen un Ruestung, red up dem Markt up un let sine Fahn mit dem Ridder, de eenen Draken sleit, flegen, un sinen Herold utropen _Dom! Dom! Hierher! Hierher! De Ridder Dom de Slangendoeder is ut fernen Landen wedderkamen un hoelt in Rotwiel un hett sine Fahn upsteken foer den gefangenen un afgesetten Hertog, un he seggt: Heran! Heran! wer noch an den olden Herrn denkt! up! up to Stried un Sieg!_ wi willen den Deewen un Roewers den Rof afjagen. Un as de gewaltige Nam Dom erklung, sammelden sick de Fruende un Getruen des Hertogs unner em, un he rueckte ut mit en den Upruehrern entgegen, de ook eene grote Vergaderung makt hedden; un he truff up se bi eener Stadt, de Lindau het, un mangelde mit en, un slog se so gewaltig, datt kum een Mann davan kam un de beiden Grewen suelwst up dem Platz blewen. Darup red he voer dat Slott, worin de olde Hertog gefangen lag; un de dat Slott behoeden schullen, kam, as se den Namen Dom huerden, Frucht un Schrecken an, un selbst gewen et strax up. Un Dom ging hen un halde den olden Herrn ut dem duestern Loch, wo de Boeswichter en heninsmeten hedden, un sprack em to un fragde en, ob he en noch kennde. Un de Hertog schueddelde mit dem Kopp un sede Ne. Don sprack Dom: Ick het Dom, un buen de Dom, den du tweemal bedragen hest, un hier is dine Dochter,--un he let Dietlinden herintreden--un wi hebben di din Land und dine Herrschaft wedder gewunnen. Un de olde Hertog schaemde sick sehr un sede: Ick hew aewel an di dhan, edle Ridder, un disse Godhet uem di weinig voerdeent; aewerst voergiff mi. Ick hedd eenen Gruwel voer di un gloewde, dine Heldendhaden weren vam Duewel, un du werest een gemeener Gesell edder so een Hexen- un Duewels-Kind as Nimrod un Oss van Basan Goliath un annere sodane Doiwelskerls towielen west suent--un daruem wull ick di mine Dochter nich gewen. Aewerst nu seh ick apenbar, datt Gott mit di is in allen Dingen un datt du de wahrhaftige un liefhaftige Eddelmannsdom buest, de uem nicks Geringeres frien doerft as uem een Koenigs- edder Hertogs-Kind. Un nu kumm mine Dochter--un hiermit nam he Dietlindens Haend un lede se in Doms Haende--dissem unverglieklichen unaewerwinnlichen Helden, dem dappern ridderlichen Dom voerlawe ick di hiermit van ganzem Harten in Gottes Namen! un schall dat een festes Band sin, datt Duewel un Hoell nich tobreken kann! un Gott schalt sin Amen dato spreken un ju segnen van Kind to Kindeskind foer un foer! Un da was grote Froid im ganzen Land, datt de Dom un de schoene Prinzessin Dietlinde wedder kamen weren un datt de Dom de Drakendoeder un Riesenbedwinger een Prinz worden was un nah des olden Herrn Dood Hertog van Swawen sin schull. Un de Drei reisten nu tosam nah Zuerich, un de Dom voertellde dem Hertog alle Geschichten, de se unnerdess erlewt hedden; un he voerwunderde sick sehr. Un in Zuerich der groten Stadt wurd eene gewaltige un praechtige Hochtid anstellt, un de Dom wurd as Prinz utropen un mit dem Prinzenmantel behaengt, un toletzt wurd he noch Hertog un hett veele grote un herrliche Dhaden dhan, wovan noch alle Boeker vullschrewen suent. Geschichte von den sieben bunten Maeusen Vor langer, langer Zeit wohnte in Puddemin ein Bauer, der hatte eine schoene und fromme Frau, die fleissig betete und alle Sonntage und Festtage zur Kirche ging, auch den Armen, die vor ihre Tuere kamen, gern gab. Es war ueberhaupt eine freundliche und mitleidige Seele und im ganzen Dorfe und Kirchspiele von allen Leuten geliebt. Nie hat man ein hartes Wort von ihr gehoert, noch ist ein Fluch und Schwur oder andere Ungebuehr je aus ihrem Munde gegangen. Diese Frau hatte sieben Kinder, lauter kleine Dirnen, von welchen die aelteste zwoelf und die juengste zwei Jahr alt war: huebsche, lustige Dingelchen. Diese gingen alle uebereins gekleidet, mit bunten Roeckchen und bunten Schuerzen und roten Muetzchen; Schuhe aber und Struempfe hatten sie nicht an, denn das haette zuviel gekostet, sondern gingen barfuss. Die Mutter hielt sie nett und reinlich, wusch und kaemmte sie morgens frueh und abends spaet, wann sie aufstanden und zu Bett gingen, lehrte sie lesen und singen und erzog sie in aller Freundlichkeit und Gottesfurcht. Wann sie auf dem Felde was zu tun hatte oder weit ausgehen musste, stellte sie die aelteste, welche Barbara hiess, ueber die andern; diese musste auf sie sehen, ihnen was erzaehlen, auch wohl etwas vorlesen. Nun begab es sich einmal, dass ein hoher Festtag war (ich glaube, es war der Karfreitag), da ging die Bauerfrau mit ihrem Manne zur Kirche und sagte den Kindern, sie sollten huebsch artig sein; der Barbara aber und den naechst aelteren gab sie ein paar Lieder auf aus dem Gesangbuche, die sie auswendig lernen sollten. So ging sie weg. Barbara und die andern Kinder waren anfangs auch recht artig; die aelteren nahmen die Buecher und lasen, und die kleinsten sassen still auf dem Boden und spielten. Als sie so sassen, da erblickte das eine Kind etwas hinter dem Ofen und rief: "O seht! Seht! Was ist das fuer ein schoener und weisser Beutel!" Es war aber ein Beutel mit Nuessen und Aepfeln, den die Mutter des Morgens da hingehaengt hatte und den sie des Nachmittags einem ihrer kleinen Paten bringen wollte. Die meisten Kinder sprangen nun alsbald auf und guckten danach, und auch Barbara, die aelteste, stand auf und guckte mit. Und die Kinder fluesterten und sprachen dies und das ueber den schoenen Beutel und was wohl darin sein moechte. Und es geluestete sie so sehr, es zu wissen, und da riss eines den Beutel von dem Nagel, und Barbara oeffnete die Schnur, womit er zugebunden war, und es fielen Aepfel und Nuesse heraus. Und als die Kinder die Aepfel und Nuesse auf dem Boden hinrollen sahen, vergassen sie alles, und dass es Festtag war, und was die Mutter ihnen befohlen und aufgegeben hatte; sie setzten sich hin und schmausten Aepfel und knackten Nuesse und assen alles rein auf. Als nun Vater und Mutter um den Mittag aus der Kirche zu Hause kamen, sah die Mutter die Nussschalen auf dem Boden liegen, und sie schaute nach dem Beutel und fand ihn nicht. Da erzuernte sie sich und ward boese zum ersten Male in ihrem Leben und schalt die Kinder sehr und rief: "Der Blitz! Ich wollte, dass ihr Mausemaerten alle zu Maeusen wuerdet!" Der Schwur war aber eine grosse Suende, besonders weil es ein so heiliger und hoher Festtag war; sonst haette Gott es der Baeuerin wohl vergeben, weil sie doch so fromm und gottesfuerchtig war. Kaum hatte die Frau das schlimme Wort aus ihrem Munde gehen lassen, so waren alle die sieben niedlichen Kinderchen weg, als haette sie ein Wind weggeblasen, und sieben bunte Maeuse liefen in der Stube herum mit roten Koepfchen, wie die Roecke und Muetzen der Kinder gewesen waren. Und Vater und Mutter erschraken so sehr, dass sie haetten zu Stein werden moegen. Da kam der Knecht herein und oeffnete die Tuere, und die sieben bunten Maeuse liefen alle zugleich hinaus und ueber die Flur auf den Hof hin; sie liefen aber sehr geschwind. Und als die Frau das sah, konnte sie sich nicht halten, denn es war ihr im Herzen, als waeren die Maeuse ihre Kinder gewesen; und sie stuerzte sich aus der Tuere hinaus und musste den Maeusen nachlaufen. Die sieben bunten Maeuse aber liefen den Weg entlang aus dem Dorfe heraus, immer sporenstreichs; und so liefen sie ueber das Puddeminer Feld und das Guenzer Feld und das Schoritzer Feld und durch die Krewe und die Dumsevitzer Koppel. Und die Mutter lief ihnen ausser Atem nach und konnte weder schreien noch weinen und wusste nicht mehr, was sie tat. So liefen die Maeuse ueber das Dumsevitzer Feld hin und in einen kleinen Busch hinein, wo einige hohe Eichen standen und in der Mitte ein spiegelhellen Teich war. Und der Busch steht noch da mit seinen Eichen und heisst der Maeusewinkel. Und als sie in den Busch kamen und an den Teich im Busche, da standen sie alle sieben still und guckten sich um, und die Bauerfrau stand dicht bei ihnen. Es war aber, als wenn sie ihr Adje sagen wollten. Denn als sie die Frau so ein Weilchen angeguckt hatten, plump! und alle sieben sprangen zugleich ins Wasser und schwammen nicht, sondern gingen gleich unter in der Tiefe. Es war aber der helle Mittag, als dies geschah. Und die Mutter blieb stehen, wo sie stand, und ruehrte keine Hand und keinen Fuss mehr, sie war auch kein Mensch mehr. Sie ward stracks zu einem Stein, und der Stein liegt noch da, wo sie stand und die Maeuslein verschwinden sah; und das ist dieser grosse runde Stein, an welchem wir sitzen. Und nun hoere mal, was nach diesem geschehen ist und noch alle Nacht geschieht! Glocke zwoelf, wann alles schlaeft und still ist und die Geister rundwandeln, da kommen die sieben bunten Maeuse aus dem Wasser heraus und tanzen eine ganze ausgeschlagene Stunde, bis es eins schlaegt, um den Stein herum. Und sie sagen, dann klingt der Stein, als wenn er sprechen koennte. Und das ist die einzige Zeit, wo die Kinder und die Mutter sich verstehen koennen und voneinander wissen; die uebrige Zeit sind sie wie tot. Dann singen die Maeuse einen Gesang, den ich dir sagen will, und der bedeutet ihre Veraenderung, oder dass sie wieder in Menschen verwandelt werden koennen. Und dies ist der Gesang: Herut! herut! Du junge Brut! Din Bruedegam schall kamen; Se hebben di Doch gar to frueh Din junges Leben namen. Sitt de recht up'n Steen, Wat he Flesch un Been, Und wi gan mit dem Kranze: Saeven Junggesell'n Uns fuehren schael'n Juchhe! to'm Hochtidsdanze. Und nun will ich dir sagen von dem Gesange, was er bedeutet. Die Maeuse tanzen nun wohl schon tausend Jahre und laenger um den Stein, wann es die Mitternacht ist, und der Stein liegt ebensolange. Es geht aber die Sage, dass sie einmal wieder verwandelt werden sollen, und das kann durch Gottes Gnade nur auf folgende Weise geschehen: Es muss eine Frau sein gerade so alt, als die Baeuerin war, da sie aus der Kirche kam, und diese muss sieben Soehne haben gerade so alt, als die sieben kleinen Maedchen waren. Sind sie eine Minute aelter oder juenger, so geht es nicht mehr. Diese Frau muss an einem Karfreitage gerade um die Mittagszeit, als die Frau zu Stein ward, mit ihren sieben Soehnen in den Busch kommen und sich auf den Stein setzen. Und wenn sie sich auf den Stein setzt, so wird der Stein lebendig und wird wieder in einen Menschen verwandelt, und dann steht die Bauerfrau wieder da, leibhaftig und in eben den Kleidern, die sie getragen, als sie den Maeusen nachgelaufen zu diesem Mausewinkel. Und die sieben bunten Maeuse werden wieder zu sieben kleinen Maedchen in bunten Roecken und mit roten Muetzen auf dem Kopf. Und jedes kleine Maedchen geht zu dem kleinen Knaben hin, der sein Alter hat, und sie werden Braut und Braeutigam. Und wann sie gross werden, so halten sie Hochzeit an einem Tage und tanzen ihre Kraenze ab. Und es sollen die schoensten Jungfrauen werden auf der ganzen Insel, sagen die Leute, und auch die gluecklichsten und reichsten, denn alle diese Gueter und Hoefe hier umher sollen ihnen gehoeren. Aber ach, du lieber Gott, wann werden sie verwandelt werden? Halt den Mittelweg! Ihr habt wohl zuweilen von dem Wode gehoert, dem wilden Jaeger, der des Nachts durch Wald und Feld streunt und ruft Hallo! Hoho! Halt den Mittelweg! halt den Mittelweg! Dieser war vormals vor langen langen Zeiten ein grosser Fuerst im Sachsenlande, der viele Burgen und Schloesser und Doerfer und Forsten hatte. Er liebte von allen Dingen in der Welt am meisten die Jagd und lebte mehr in den wilden Waeldern, als auf seinen Schloessern und war ueberhaupt eines jaehen und wuethigen Gemuethes und ein rechter Zwingherr. Dieser Fuerst hat, als er noch lebte, das begangen, was einem keiner glauben will und was jeder fuer eine Fabel erklaert aus der alleraeltesten und allergrausendsten Heidenzeit. Ein Hirtenknabe hatte in seinem Walde einen jungen Baum abgeschaelt und sich aus der abgeschaelten Rinde eine Schalmei gemacht. Diesem armen unschuldigen Knaben hat der Unhold den Leib aufgeschnitten und das Ende des Gedaerms um einen Baum gebunden, und nun hat er den Knaben solange um den Baum treiben lassen, bis das Gedaerm aus dem Leibe gewunden und der Knabe todt hingefallen war, und dazu hat er gerufen: Das ist die Schalmei, worauf du blasen sollst; das hast du fuer dein Pfeifen. Einen Bauer, der auf einen Hirsch schoss, der ihm sein Korn abweidete, hat er ohne alle Barmherzigkeit lebendig auf den Hirsch festschmieden und das wilde Thier so mit ihm in den Wald laufen lassen. Da ist das geaengstete Thier mit dem armen Mann so lange gelaufen und hat ihm Leib und Haupt und Schenkel an den Baeumen und Straeuchen so lange jaemmerlich zerquetscht und zerrissen, bis zuerst der Bauer todt war, dann auch der Hirsch hinstuerzte. Fuer solch greuliche Thaten hat der ungeheure Mann endlich auch seinen verdienten Lohn bekommen. Er hat sich auf der Jagd mit seinem Pferde den Hals gebrochen, welches durchgegangen und so gewaltig gegen eine Buche gerannt ist, dass es den Augenblick todt hinfiel, dem Reiter aber an dem Baum das Gehirn in tausend Stuecke zerstob. Und das ist nun seine Strafe nach dem Tode, dass er auch noch im Grabe keine Ruhe hat sondern die ganze Nacht umherschweifen und wie ein wildes Ungeheuer jagen muss. Dies geschieht jede Nacht Winter und Sommer von Mitternacht bis eine Stunde vor Sonnenaufgang, und dann hoeren die Leute ihn oft Wod! Wod! Hoho! Hallo! Hallo! schreien; sein gewoehnlicher Ruf ist aber Wod! Wod! und davon wird er selbst an manchen Orten der Wode genannt. Der Wode sieht fuerchterlich aus und fuerchterlich ist auch sein Aufzug und sein Gefolg. Sein Pferd ist ein schneeweisser Schimmel oder ein feuerflammiges Ross, aus dessen brausenden Nuestern Funken spruehen. Darauf sitzt er, ein langer hagerer Mann in eiserner Ruestung, Zorn und Grimm funkeln seine Augen und Feuer fliegt aus seinem Angesicht; sein Leib ist voruebergebeugt, weil es immer im hallenden sausenden Galopp geht; seine Rechte schwingt eine lange Peitsche, mit welcher er knallt und sein Wild aufjagt oder auch auf das verfolgte hauet. Wuethende Hunde ohne Zahl umschwaermen ihn und machen ein fuerchterliches Getose und Geheul; er aber ruft von Zeit zu Zeit drein Wod! Wod! Hallo! Hallo! Halt den Mittelweg! Halt den Mittelweg! Seine Fahrt geht meistens durch wilde Waelder und oede Haiden und in der Mitte der ordentlichen Strassen und Wege darf er nicht reiten. Trifft er zufaellig auf einen Kreuzweg, so stuerzt er mit Pferd und Mann und Maus fuerchterlich ueber Kopf und rafft sich weit jenseits erst wieder auf; doch auch die, welche er jagt, duerfen diesem Kreuzwege nicht zu nah kommen. Und was fuer Wildpret jagt er? Unter den Thieren alles diebische und raeuberische Gesindel, welches zur Nachtzeit auf Mord und Beute schleicht, Woelfe, Fuechse, Luechse, Katzen, Marder, Iltisse, Ratten, Maeuse und von den Menschen Moerder, Diebe, Raeuber, Hexen und Hexenmeister und alles, was von dunklen und naechtlichen Kuensten lebt. So muss dieser Boesewicht, der im Leben so viel Unglueck anrichtete, es gewissermaassen im Tode wieder gutmachen. Er haelt, was die Leute sagen, die Strasse rein; denn wehe dem, welchen er bei naechtlicher Weile auf verbotenen Schleichwegen oder im Felde und Walde antrifft, und der nicht ein gutes Gewissen hat! Wie mancher muss wohl zittern, wenn er sein Hoho! Hallo! Halt den Mittelweg! Halt den Mittelweg! hoert! Denn gewoehnlich jagt er, was er vor seine Peitsche kriegt, so lange, bis es die Zunge aus dem Halse streckt und todt hinfaellt. Am strengsten ist der wilde Jaeger gegen die Hexen und Hexenmeister; diesen ist der Tod das gewisseste, wenn er sie einmal in seiner Jagd hat, wenn sie nicht etwa eine Alfranke oder eine Hexenschlinge finden, wo sie durchschluepfen moegen, denn dann sind sie fuer das Mal frei. Alfranke ist ein kleiner Strauch, der im Walde steht und im ersten Fruehlinge gruent und sich gern um andere Baeume schlingt und rankt und dabei oft eine Schlinge mit einer Oeffnung macht, wodurch etwas schluepfen kann. Eben so wachsen einzelne Zweige von Baeumen oft so wundersam zusammen, dass sie ein rundes Loch einer Schlinge gleich bilden, oft weit genug, dass ein Ochs durchschluepfen koennte; wie viel leichter ein Mensch! Das nennt man eine Hexenschlinge oder einen Hexenschlupf; denn wann sie in der Noth ein solches treffen und dadurch wischen, darf niemand sie anruehren. Ick buen de Ridder Unvoerzagt und sla der Saewen mit eenem Slag. Meister Hans Scharpsteker in Soltwedel vam Amt der Snider un Schroeder lewde mennigen Dag mit siner Fru in eener kinderlosen Eh, un was sehr bedroewt datt sin Geslecht utgahn schull, un plag to seggen: Dat ward de Stadt foehlen, wenn de Name Scharpsteker ehr fehlt; denn solang se denken kann un Eva in den voerbadenen Appel bet, datt de Minschen ehre Suend bekleden muessten, hebben Scharpstekers da im Amt der Kledermakers seten. Scharpsteker aewerst noemde de Sniders nuemmer anners as Kledermakers. Endlich as de Kopp all anfung em to grisen, sede sine Fru eenmal to em: Klas, ick weet, wat du nich weetst, un lachte dato. Un he sede: wat schull dat woll Grotes wesen? Un se strakte en fruendlich uem den Bart un sprack: Dat sueht so ut, as wenn Gott dat urolde Geslecht der Scharpsteker nich will utstarven laten, denn sit een paar Weken geiht wat in mi voer, wat woll mal mit twee Beenen up der Erd heruemspazieren ward. Un de olde Scharpsteker, as he ditt voernam, wurd aewer de Maten froh un danzte up sinen twee duennen Sniderstaketen heruem, as hedde de Zegenbuck Hochtid holden. Darup ging he un slog de Bibel up un sach in sinem Kalender nah; un as he dat dhan hedd, hueppte he idel lustig aewer Disch un Baenke, so datt sine Snidersche sede: Wat Waeder! wat is't mit di, Mann? buest du noch richtig? am End wast du geck un breckst Hals un Been, ehr de junge Scharpsteker da is. Aewerst dat Sniderken let sick nich stueren, un sprung frisch un juchte un joste, datt de Lued up der Straat voer'm Finster still stunden un meenden, et were een lustig Gastgebot bi Meister Klas. Un as em de Athem knapp wurd, settede he sick bi sinem Schatz un nam se up de Knee, un reep: Juchhe! Juchhe! an't Licht herut mit di, min Held! Juchhe! un abermal Juchhe! dat ward een rechter Scharpsteker warden, een Held mit der Natel un mit dem Degen, un he ward unsern Namen grot maken. Denn nuee Kleeder hew ick up dem Suennenupgang grepen, un in der Bibel, wo ick dat Loos frog, bleef min Finger up dem Versch stahn im tweeten Book Samuels im ersten Kapitel, wo dat ludet: Der Bogen Jonathans hat nie gefehlet und das Schwerdt Saul ist nie leer wiederkommen vom Blute der Erschlagenen und vom Fette der Helden. Un wenn ick alles tosamlegge, wat mi in dissen letztvoerledenen Weken droemt hett un wo veele Nateln ick terbraken hew un wo veele snurrige Gedanken aewer unser Stadtregiment mi doer den Kopp flagen un schaten suent, so duedet dat ook up sonne Ding, wovan de bibelsche Versch spreckt. Un, Fru, nu segg du, wo is di egentlich to Mod? denn in di muett sick't am lebendigsten wiesen; dine Gedanken suent gewiss nicks as Degen un Speete un dine Droem idel Siege un Slachten? O wat! sede se, gah mi weg mit dinen Herrlichkeiten! mi is sehr slimm to Mod un ick lide veel an dullen Geluesten. Nimm di man in Acht, Mann, datt mi de Lust nich ankuemmt, di in der Pann to braden un uptofreten; denn denk mal: gistern hedd ick recht swar mi to holden, datt ick unsern schoenen witten Hushahn, de de Zier vam Markt is, nich bi'm Kopp nam un en slachtede un brot; denn ick was up Hahnenflesch mit Luesten, un as he voer mi up den Gardentun flog un mit den Fluechten slog un so lustig kraihde, dacht ick mordlustig in mi: leg de doch braden in der Schoettel! As de Snider ditt voernam, fung he sinen druedden Danz an, ret sick de Slapmuetz vam Kopp, swung se in der Luft uem un smet se in de Hoeg, un reep: Juchhe! un abermal Juchhe! hebben wi di, junger Held Scharpsteker? hebben wi di, min Doerflinger un Stalhanschen, un wo alle Grewen un Feldmarschaelle heten maegen, de bi der Snidernatel dat Isen fuehren lehrt hebben? Ja, de Hahn is een modig fuerig un ridderlich Veh, un daruem will dat Heldenkind Hahnenflesch aeten. Juch! Juch! Sniderglueck! Dat ward wiss mal een General un Boergermeister, de mit der Stadtfahn in't Feld tueht un Toerken un Franzosen dat Hasenpanier in de Hand gift.--Juchhe! frisch drup, min Kueken! frisch drin, min junger Loewe! So tierde sick de olde Meister. As sine Fru em aewerst mal sede: Se hedde den Morgen een Geluest hett, datt se Plettisen un Baegelisen, wenn se se hedd biten kuennt, gern voerslungen hedd, da muessten des Sniders Rehbeenen hoeger hueppen un springen, as je voerher, un he reep as geck un unsinnig: Hew ick't nich seggt? Hew ick't nich seggt? alle ward he in de Flucht slan, keen Toerk un Taterkhan ward voer em utholden. Un he kunn sine Froid unmoeglich bi sick beholden, un leep ut in de Stadt un voertellde allen Nawers, wat foer een Held ut em entspringen schull: ja, een Simson mit dem Eselskinnbacken, sede he, een Gideon, een Koenig David, een Judas Maccabaeus, een rechter Isenbreker un Isenfreter. Nehmt juwe Jongens voer em in Acht, Nawers, wenn he da is; dat rad ick ju: denn wenn he boes ward, is keen Utkamen mit em, ick kenn dat scharpstekersche Blood. De Nawers aewerst lachten aewer den olden Narren un seden: De Snider is een Dreihkopp worden. As de junge Scharpsteker geburen wurd--denn een Jung was he--sach de Olde up sinem Kopp dat Huetken, dat veelen Lueden bi eenem ankamenden Kinde een Gluecksteken duecht, un reep: Seh! da hebben wi't jo, kaenen uns den Helden mit Haenden gripen--seh! seh! Wif! un froi di! da! seht de Siegshuw un Glueckshuw lifhaftig! un wat hett de Schelm voer een paar Oogen im Kopp! funkelt nich Fuer un Blitz drin? o wahrhaftig de ward Karthauen un Kanonen unvoerseerd in't Gesicht sehn. So kam de junge Scharpsteker tor Welt, un kreg de Namen Hans Niklas. He wurd aewerst nich anners as Hans Isenfreter noemd. Denn des olden Sniders Snack was bi den Lueden haengen blewen, un de junge Hans muesst dat entgelden. Hans was een smucker un flinker Jung un hedd wuerklich een paar grelle un blitzige blage Oogen im Kopp, un wuss to eenem slanken un zierlichen Snidergesellen up. Denn allmaelig hedd sin Vader de groten Gedanken voergaeten, un sede: Sniders suent ook Luede. He let sinen Hans aewerst juemmer sehr nett un alamodisch in Kledern gahn, denn he was een voermaegender Mann un hedd man dat eenzige Kind. Voer allen Dingen aewerst trachtede he darnah, datt Hans een geschickter un sneller Daenzer wurd un sinen Hot mit Manier afnehmen un sinen Bueckling mit Anstand maken kunn. Denn he sede: Unsereens muett veel mit voernehmen Lueden uemgahn un to Grewen un Generals un Prinzen goden Morgen seggen; een Snider schull alltid as de Kinder der Voernehmen ertagen warden; ick hew woll sehn, datt man mit lichtem un behendem Foot in der Welt uptreden muett, denn je swarer man uptret, desto harder stoett man an, un gewiss is't een gewaltig Wurd, dat Wurd: Kleder un Snider maken Luede. Hans Scharpsteker was negentein Jahr old un wuerklich een huebscher junger Snidergesell mit roden Backen un hellen smachtigen Oogen. Up allen Boergerhochtiden hedd he den Voerdanz, speelde ook een beten up der Cither, un sung de schoensten Arien; so datt de jungen Fruen un Jumfern en man den schoenen jungen Snider noemden, olde ernsthafte Lued aewerst koppschueddelten un seden: he is een Geck as sin Vader, een upgeblasener Narr. Nu begaff sick etwas, dat den jungen Snider in de Welt dref; un he schull nu voersoeken un proewen, wat de Siegerhuw em bedued't hedd. In Soltwedel was een grot Vagelscheten, un de olde Klas Scharpsteker schot dat beste Stueck van dem Vagel herunner un wurd Schuetzenkoening. In der Stadt lewde een older voersapener Poet un gewesener Scholmeister, de alle wichtigen Begebenheiten der Stadt un Doodsfaelle un Hochtiden in groten Familien to besingen plag, de dichtete nu ook up den Koening Klas een langes Gedicht, dat fung mit dissem Versch an: O Klas! du kuehner Klas! de Natelspitz un Degen Un Fuerruhr Flint un Buess geschickt weet to bewegen, Wat buest du foer een Held! wo spelst du mit Geschuetz! Gewiss, du Snider stohlst vam Himmel mal den Blitz! Dit Gedicht sach woll ut as een Lofgesang, was aewerst heel anners meent un spelde voerbloemt up veele scharpstekerische Pral- un Narren-Reden an, un makte veel Gelach un Gerede in der Stadt. Een Schalk, de sick aewer Meister Scharpsteker erlustigen wull, hedd et bi dem Poeten bestellt un em een paar Daler davoer gewen. Nu satt unser Hans Niklas mit veelen siner Kamraten mal in eenem Bierhuse, un da seten ook een paar Schohknechte, un de fungen an aewer dat Koenigsgedicht un aewer de Sniders to spotten un noemden se nich anners as de Herren Natelspitzen. As de jungen Sniders dat huerden, wullen se weggahn; aewerst eener van en stoedd Hansen an un sede: Hans, lied dat nich un giff dem voerwegnen Schohmaker eens! Un Hans fatede sick een Hart, sprung up, un slog dem eenen Schoster achter de Ohren, datt se een helles Klinglikling sungen. De beeden Schosters wullen nu mit ehren harden Pickfuesten ook utlangen, aewerst de Sniders hedden to flinke Beenen, un weren wips as de Wind ut der Stuwe. Disse Hansische Ohrfieg gaff eenen groten Uplop un Upruhr in der Stadt un de Schosters un Schohknechte dheeden sick tosam un drauden alle Sniders as de Flegen un Mueggen dood to slan, wenn de sick voer en blicken leten. Un don fuhr eene grote Angst in de armen Kledermakers; denn wo schullen ehre finen Haendekens dat woll mit den knotigen un knorrigen Fuesten der Schohknechte upnehmen? In disser groten Noth funden se keenen annern Rath, as datt Hans Scharpsteker dat Feld ruehmen un as de Suendenbuck foer alle in de wiede Welt henin jagt warden schull. Un de olde Klas roth suelwst dato. Un sine Moder snuerde em unner dusend Thranen sin Buendel un sin Vader broecht en des Nachts, as alle Schosters slepen, heemlich ut dem Dure un sede em: Holl di frisch, min dapprer Jong! un lat di dat erste halwe Jahr nich merken, datt du een Snider buest; denn de Schelms, de Schohknechte, kuennen di nahspoeren. Un hier hest du, wovan du unnerdessen lewen kannst--un he drueckte em foeftig Daler in de Hand. Un de beiden seden eenanner Adje. Un Hans ging mit sinen foeftig Dalers ganz lustig in de Welt henin un lewde de ersten Weken gar voergnoegt un wanderde doer veele duetsche Laender un Staeder un danzte mit mennigen huebschen Jumfern; un dat Wanderlewen gefoell em woll. Aewerst he hedd nich an sines Vaders halwes Jahr dacht, un nah saewen Weken was sine Tasch leddig. As em nu de letzte Daler ut dem Buedel sprung, was he grad in eener Stadt in der Slesie, de Oels het. Da was to der Tid eene Bande Kumoedijanten van der Art de van Stadt to Stadt un van Flecken to Flecken heruemtehn un unnerwielen woll in Schuenen un Schaapstaellen spelen. Un Hans dachte in siner Noth: jung un flink buest du noch, to kleden voersteihst du die ook, un noch hest du schoene nuee Kleder, un de Beenen mit Manier hen un her to slenkern un eenen bunten Danz uptofuehren un eene fine Aria to singen un up der Cither dato to klimpern--o dat's di man een Spass; un in eener Stadt as disse kuennst du en woll een Ballet voerdanzen. Un so nam he sick eenen Mod un ging to dem Hauptmann aewer de Kumoedijanten un sede: ick will ook Kumoedijant warden. Un se nehmen en mit Froiden an, denn he was schier un huebsch, so as se keenen mank sick hedden. Un Hans nam sick in sinem nueen Handwerk binnen weinig Weken so up, datt he Koenige un Prinzen un voernehme Voerleewde un towielen ook Duewel un Gespenster un annere sonne uterordentliche Meister un Helden spelde un datt alle Kumoedijantinnen sick in den schoenen Scharpsteker voerleewden. Aewerst dit swinne Glueck wurd sin Unglueck. Denn een van sinen Kamraten, to siner Tid een Student un een rechter Raufbold, kreg de Swartsucht, as he Hansen dem Wiwervolk so in dem Schot sitten sach, un sprack em eenen Awend nah der Kumoedi, as se bi'm Win seten, also hart to: Hans Wippstart, de du alles Trittvaegelholt befluegst, morgen, wenn de Dag gragt, muesst du't mit mi up den Saebel voersoeken, den du huet as Kaiser Artaxerxes so voerwaegen swengt hest; willen mal sehn, ob ick diner Koenigin Esther een paar Thranen utlocken kann. Disse Rede duechte unserm Hans tor Untid spraken, un he bedacht sick nich lang, nam eenen van den blanken Roecken, worin he Koenige un Helden to spelen plag, un sine Cither un sinen Stock, un so mit recht flinken Schreden ut dem Dur herut, eh dat Morgenroth noch ut dem Osten blenkerde. Denn em was juemmer, as huerde he uem de Ohren Saebel swirren un Pistolen knallen. He ging aewerst den Weg up Polen to. Wat schull he nu anfangen? Snidern? ja Snidern? Dat kam em nu veel to gemeen voer, nachdem he so oft Kaiser un Koening west was un de schoensten verleewden Prinzessinnen uem sinen Hals hedd bummeln foehlt. He nam denn sine Cither un sung dato, un so wanderde he doer't Land. Aewerst de Polacken, bi den keen Spill aewer den Dudelsack geiht, makten nich veel Wesens van em, un he muesst oft mit reisenden Handwerksburschen ut eener Schoettel eten un in slichten un luftigen Judenkroegen slapen, un all de Droem van Herrlichkeit un Glueck, de sin Vader in siner Jugend van em droemt hedd, un wat em suelwst up dem Theatrium oft doer den Kopp schaten was, muesst in Polen wedder utflegen un sick up den kahlen un kolden Wintertwig setten. So was unser Hans bet in Litthauen kamen un satt in eenem Judenhuse in eenem Staedtken een paar Mil van Grodno un att eenen slichten Knublokspannkoken un kauede sin Stueck droeg Brod dato, un em foellen de olden Soltwedler Tiden wedder in, as he bi sinem Vader in Huell un Fuell satt, un he dacht ook wedder an Oels und wat een grot Mann he da west was, un wo de wilde Student, de em de Wiwer misguennde, en van da mit Sabel un Pistolen wegdraut hedd. Un he nam sine Cither un spelde nicks as trurige Stueckschen. Un et foell een gewaltiger Regen, so datt he inregnede un drei Dag da sitten bliwen muesst. Do ruehrde he ut Langerwiele unner den Boekern, de up dem Kannbrede in der Judenstuw legen, un fund toletzt een old Ridderbook, worin veele wundersame un aewenthuerliche Geschichten un Leuschen to lesen weren. Un in dissem Book las he ook de Geschicht van den saewen jungen Schosters, de saewen schoene un rike Fraeulen friet hedden un worut saewen Eddelluede up groten praechtigen Slotten worden weren. Un Hans muesst, as he ditt las, lud uplachen, un sede bi sick: Wat Duewell saewen Schosters? un du buest een Snider, un din Vader sede, du schust een Doerflinger warden, un kannst dat nich mal? Un in dem slog he mit der Hand up den Disch, un trug up eene Stell, wo wat Meth voerspillt was un sick een Hupen Flegen henset't hedd, un saewen Flegen legen van siner Hand as Liken hengestreckt. Un he froide sick aewer den Slag, un muesst noch mehr lachen, un reep ut: Wat der Dueker! un ook Saewen! Un he sach de Dooden, de voer em legen, lang an, un em foell mancherlei dabi in un fludderde em as Fleddermuese doer den Kopp hen un her. Un de Nacht darup droemde em allerlei wunderlich Tueg van groten Dingen un Aventueren un van Koenigsdaenzen un Ridderspill, de bunten un praechtigen Bilder van dem Theatrium in Oels; un he foell in deepe Gedanken, un in dissen Gedanken un Nahgedanken satt he denn den ganzen Morgen un heelen Dag, un sede toletzt: In disser korten Welt is doch alles man Spill; heddst du man Kleder un Wapen un eenen polschen Hingst tueschen den Beenen, du wust di ook woll tom Eddelmann updenen. Un he fung tor Stund an, un ging in de Stadt un koeffte sick foer vier Groschen dickes Packpapier un fineres buntes, un klisterde dat tosam un klewde nuedliche Bildekens darup, un snet alles sauber un nett ut--un so wurd een Schild fardig, nich veel slichter, as de he up dem Theatrium in Oels oft up dem Arm dragen hedd. Un midden up dem Schild malde he saewen Flegen un eene utgestreckte Hand, de nah den Flegen slog, un daerunner schref he de stolten Wuerde: Ick bin de Ridder Unvoerzagt un sla der Saewen mit eenem Slag. As de vierde Morgen anbrack, was't een wunderschoen Waeder, un Hans ging mit frischer Hoffnung der Suenn entgegen un drog sinen Schild up'm Arm un an der linken Lend wippelde em een luetter Stichdegen, den em de Jud voer sin schoenes Citherspill verehrt hedd; un wo hell em't ook in sinen Ingeweiden klung un sung un mit der magern Hungerklock luedede, sin Hart ging em frisch in der Borst, un em was, as wenn he all eenen bunten Vagel van eener Fraeulen bi den Fluechten hedd. So ging he lustig up de Stadt Grodno to, wovan de Thoerm em entgegenblenkerden, un kam gegen Middag an, un wiel dat een sehr heter Sommerdag was, smet he sick in dem Diergarden nich wiet vam Slott unner eenem groenen Boom int Gras, un snorkte bald so sorgenlos, as wenn de ganze Welt sin were. Hier in Grodno stund aewerst eene wunderliche Geschicht, un de muett ick nu voertellen: In der Stadt Grodno wahnde een maechtiger un gewaltiger Hertog van Litthauen, de hedd een grotes Land bet an den Graenzen van den Toerken un Muschwiters; aewerst nu was de Herr nich mehr maechtig un sieghaft, un daran was een graeulich Undeerd schuld. Ditt Undeerd was een wilder Bier, een duller Isenbreker van so voerfeerlicher Groete un Gewalt, datt keene Kugel en doer dat Fell bahren kunn un datt de modigsten Kaemper voer sinen Hauwers un gloenigen Oogen dat nich utholden kunnen. Un mennig god Jahr hedd de Bier im Land heruemrast un veele dusend Ossen un Perde un Minschen slagen un uembroecht, un toletzt was he ook nah Grodno kamen un hedd in den groten Wold eene halwe Mil van der Stadt sin Lager upslan; ja unnertiden kam he woll dicht unner dat Slott un terwoehlde dem Hertog voer siner Naes de Bloomenbedden. Un dat kunn em nuems wehren, denn keen Jaeger un Hund trauede sick mehr an en heran; denn he was sneller as een Hirsch, kunn doer de deepsten Seen swemmen un up Glattis lopen as up'm struwen Weg un aewer alle Tuen un Muren as een Vagel setten. Kortuem mit dissem Bier was et eene Sak, datt alle Luede gloewden, et ginge nich mit rechten Dingen to un he were mehr, as wonah he utsach. Veele dusend Jagden weren nu een tein Jahr her up en anstellt, veele hundertdusend Kugeln up en afschaten, veele dusend Hunde hedd he terreten, un wo veelen wackern Jaegers hedd he de Darmen ut dem Liwe haut! He blef aewerst, de he was, de unvoerwundliche un unbedwingliche Bier. Dat gewaltige Deerd was nu Nawer van dem Hertog worden un hoell en in sinem Slott as gefangen. Denn de Eber stroepte in allen Bueschen un up allen Wegen uem dat Slott heruem, un dat was besuenderlich an em, datt he arme Luede un Bedelluede un Buren ruhig ehre Strat gahn let, aewerst wat blanke Kleeder un Wapen drog un to Perde satt un in Kutschen fuhr--dat was sin Fiend un da stoert'te he sick mit Wuth drup. Ja so wiet was dat kamen, datt de Bier maechtiger was as de Hertog, un wenn sick't schickte, kunn man woll seggen: de Bier was de Herr im Lande un nich de Hertog. Denn wer am meisten kann un voer wem alle sick fruechten muetten, de is de Herr. Wat hedd de arme Hertog nich all dhan dat Undeerd los to warden! wo veel Gold un Suelwer, Staeder un Sloette hedd he utbaden, wenn eener den Bier slan kuenn! Ja he hedd voerspraken de Bierhut mit Demanten uptowaegen, wenn eener se em bringen kunn; aewerst da kam keen Doeder un Bringer. Toletzt in siner groten Noth hedd he sine Dochter utbaden, sin eenzig Kind un de schoenste Prinzessin im ganzen Abendland, datt wer keme un den Bier dalsloege, de schull ehr Bruedegam heten un nah sinem Doode Prinz un Hertog warden. Un mennig schoen Prinz Grewe un Riddersmann hedd dat wagt mit dem Bier uem de schoene Prinzessin un jaemmerlich sin Lewen laten muesst. Endlich aewerst wurd dat Geruecht van dem litthauschen Eber to maechtig in allen Laendern un nuems let sick up dem Kampplatz sehn. In dem schoenen Slott satt nu de arme Hertog as een Gefangnen mit siner Prinzessin un mit sinen Hoffherren, Kammerjunkern un Jagdjunkern all in dat druedde Jahr, un se lewden een langwieliges un trostloses Lewen un fungen Flegen un Mueggen un aeten Gapeier, un wuessten nich, wat se mit der schoenen Tid anfangen schullen. Denn nuems wagde sick aewer foeftig Schritt ut dem Slott herut, un ehr se utgingen, muessten veele hundert Buschklopper heruemstroepen un up allen Stegen un Wegen tosehn, ob ook van dem Bier eene Spur were. As nu unser bunter Ridder Unvoerzagt unner dem Boom lag un gar soet sleep un snorkte, keek een Kammerherr ut dem Finster un reep: O Wunder aewer Wunder! wat seh ick! Da liggt eener unner eenem Boom im Slottgarden un schient een Riddersmann to wesen; denn een Schild liggt bi em. Dat muett wahrhaftig een gewaltiger Mann wesen, de sick unnersteiht da to slapen. Un de Hertog leep nu ook an't Finster, un de Prinzessin un alle Hofflued kemen un keeken ut; un de eene sede ditt de annere dat, all aewerst meenden, dat muesst woll wat Seltsames un Uterordentliches sin. De Prinzessin aewerst wurd fuerroth voer Froiden, denn se were gern ut dem Gefaengniss herut west un hedd ook gern eenen Mann hett. Un de Hertog sede: Wi willen henschicken un den Ridder to uns laden; kann sin, datt Gott uns van Ungeschicht ut dissem langen un harden Drangsal erloesen will. Un he schickte drei van sinen vornehmsten Herren, den Ridder in dat Slott intobidden, datt he keme un bi dem Hertog sin Quartier nehme. Un de Baden sleken sick lisign lisign in den Garden as de Muese, stuenden oft still un keeken sick bang uem, as Duwen to dhon plegen, wenn de Kraih in der Luft schreit un den Hawk anmeldt. Denn se dachten juemmer an den hauenden Fiend. Un bald kemen se an den Boom, wo unser Hans im Gras lag un sorgenlos droemde un snorkte. Un se lesen de stolte Inschrift up sinem Schild, un de eene sprack to dem annern: Dat muett een gewaltiger Degen sin, de da Saewen up eenen Slag sleit; un woll sueht he danah ut; denn kiek! wat is dat foer eene schoene Laengde! Un Ridder Unvoerzagt wakte up aewer dem Gefluester, un stuettede sick up eenen Ellbagen up, un sach da de Maenner voer sick stahn, un voerwunderde sick sehr. Un de vornehmste van den Drei nam dat Wurd un sprack also: Allererhabenster un grotmaechtigster Prinz! un allergewaltigster un unaewerwindlichster Ridder un Herr, Herr Unvoerzagt! Wi suent hier van unserm Herrn afgeschickt, eenem maechtigen Hertog, de eenes starken Arms un Helpers beduerftig is. Un gewiss, Gott, de sick unsrer Noth erbarmen un uns van dem gruwlichen Undeerd befrien will, dat disse Forsten un Garden un dat ganze Land entfredet un voerwoistet un nu so veele Jaehre alles unsaeker un wild leggt un veele dusend Wittwen un Waisen makt hett. Un daruem hett de gnaedige Gott di hierher schickt, den Sieghaften un Dappern, datt du den fuerchterlichen Eber dalleggen un de schoenste Prinzessin, de de Suenn beschient, tom Gemal winnen schast. Un nu stah up un kumm mit uns in dat Slott, wo unser Herr un Hertog up di passt un van wo de schoenste aller Prinzessinnen ut dem Finster mit sehnsuechtigen un froehlichen Oogen up den Schild schaut, worup de stolte Inschrift glaenzt: Ick buen de Ridder Unvoerzagt un sla der Saewen mit eenem Slag. Daruem sueme di nich, kumm! kumm! un empfange de Ehren, de diner hogen Dhaden wuerdig suent. Un Hans, den se ut eenem soeten Drom upweckt hedden, sach in den drei Herren, de in praechtigen gueldnen un sidenen Kledern un mit ehren Tressenhoeten in der Hand gebueckt voer em stunden, eenen nueen bunten Drom, un horkte hoch up un voerwunderde sick toerst; doch as he sick den Slap ut den Oogen wischt un sick etwas voersunnen hedd, kam't em ganz natuerlich voer, datt he sick so bequem as een groter Herr up den Ellbagen stuetten kunn un de Drei in praechtigen Hoffkledern mit sidenen Struempen un goldnen Snallen un ehre Hoed in den Haenden tor Erd gesenkt mit krummen Buecklingen voer em stunden as de Fidelbagen, de eben upstriken willen. Un as he de Red uthuert hedd, sweeg he erst eenen Oogenblick un bedachte sick, un dat duecht em, datt sin Glueck eene guenstige Wendung nehmen wull; un de saewen Schohmakergesellen foellen em lebendig in un datt he gar up eene Prinzessin in't Slott beden wurd; un he sede bi sick suelwst: Frisch, Snider, aewer de Schosters! wer nich wagt, winnt keene schoene Frau. Un so satt he noch een Wielken un let et sick noch een beten doer den Kopp lopen, un denn richtede he sick up un sprack ungefaehr in dissen Wurden: Leewe Herren un Fruende! Gaht hen un gruesst juwen Herrn un Hertog wedder van dem Ridder Unvoerzagt un dankt em foer sine fruendliche Badschaft un Ladung up dat Slott. Van den wundersamen Aventhueren un Dhaden, de disse mine Fueste angrepen un doerhaut hebben, van betoewerden Garden un Slotten, van verwuenschten Prinzen un Prinzessinnen, van Draken un Riesen, de doer min Isen fallen suent, to voertellen un to berichten wuerd to lang sin.--Also hier bloihst du mi wedder up, du schoenste rodeste Ridderbloom? hier bloihst du un lockst du, blitzender Stried un grimmige Gefahr? Mer bloihst du wedder up, Bloom der Leew un Hoffnung nah so grotem Leed, dat mi voer weinigen Dagen troffen hett?--Un nu markt up, ji Maenner! Ji schaelt weeten: Ick tog ut der Britannie un Nederland un Duetschland daher un wull des Weges nah Konstantinopel un van da in dat hillige Land, un so aewer den Libanon un Sinai juemmer frischweg in dat swarte Muhrenland henin de Toerken un Unchristen to bestriden--un huert! da is mi hier in dissen litthauschen Wuesten een paar Dagreisen voer disser Stadt min Knapp entlopen un hett Rosse un Wapen un alle mine Schaetze un Klenodien un minen heelen Riddersmuck as een Deef un Spitzbow mit sick nahmen. Un to Foot hew ick gahn muesst un binah in der Dracht un Wise eenes gemeenen Knechts, as ji mi hier seht. Un dissen Schild mit der Upschrift, as ji seht un lest, hew ick mi ut Papp makt as een Teken mines Wandels, un disse elendige Degen is een Degen, den een Jud mi schenkt hett, un womit man woll Mueggen upspeeten kann aewerst nich gegen Loewen un Riesen un Undeerde as juwer Bier up den Plan treden. Un nu gewt Acht, wat ji dem Hertog van minentwegen voermelden schaelt. Meldt em, een Deef hett den Ridder Unvoerzagt, de der Saewen mit eenem Slag sleit, schier utpluendert un en in eenen so weinig ridderlichen Tostand voersett't, worin he sick nich unnerstahn doert voer em un voer der Prinzessin to erschienen. Will he mi in sinem Slott sehn, so late he mi in eene Harbarg fuehren un mi ridderliche Kleeder, Wapen un een Stridross bringen, as mines Glieken geziemlich un gebuerlich is, un Knapen un Knechte tom Deenst, damit ick in ridderlicher Art un Ruestung in sine Borg inriden kann. Huet aewerst will ick rasten un slapen, denn ick buen matt un moed van der Reis un noch vull Arger aewer minen schaendlichen verlapenen Deef; un morgen will ick, wenn't Gott un dem Hertog beleeft, minen Inritt dhon. Un de Maenner voerneigden sick mit deepen Kneeboegungen bet tor Erd voer em, un gingen tom Slott toruegg un berichteden dem Hertog, wat de Ridder Unvoerzagt seggt hedd un wat he van em begehrde. Un de Hertog schickte se wedder in den Garden to bidden, he muegte doch kamen, as he eben were, denn en un de Prinzessin voerlangde ook gar to sehr den gewaltigen un ridderlichen Helden to sehn. Aewerst Hans sach se stolt van bawen an un sede Ne, un denn trumfde he ut: Nich anners! huet will ick in de Harbarg, un west flink un seggt dat juwen Hertog tom tweeten Mal, un gefaellt em dat nich, de Strat der Welt is wiet un breet, un ick ward mi woll wedder to eener Ruestung un eenem Ross helpen un annerswo min Glueck un Aventhuer soeken kaenen. Un se gingen un kemen bald wedder un beden Hans in des Hertogs Namen nich quad to sin, un fuehrden en in de praechtigste Harbarg, de in Grodno was, un vier Pagen kemen en in een Bad to fuehren un twee Knapen stunden voer siner Doer en to bewachten; un Win und Brod un Torten un Pasteiden wurden updragen, datt de Disch knackte. Un dat gefeel em woll un he sprack bi sick suelwst: Nu is de Dag kamen, wo ick keen Flegendoeder mehr buen--gluecklicher Slag un glueckliche saewen Flegen, de ick truff! Un as he tor Genoege geten un drunken hedd, ganz anners, as he noch up dem Theatrium, wo dat ook meist man bildlich herging, de Koenige un Helden spelde, ging he to Bedd un voersunk in sidenen Dunenkuessen un reep in Froiden: juchhe, Glueck! so ligg ick denn endlich as een Prinz in dinem weeken Schot! O Vader Klas, wenn du nu dinen Saehn mit der Siegerhuw sehn kuennst, wat gew' ick daruem!--Un wiel he eenmal wedder recht ordentlich un duechtig satt was un starken un fuerigen Win drunken hedd, slog de Mod in hellen Flammen ut siner Borst herut, un he reep abermals: Fortuna! is dine Bahn glatter as Glattis un din Zopp korter as dat Hasenbloemken, ick fat di un holl di fast! Eene Prinzessin foer eenem Bier! wat is denn een Bier? Hebben Ridder nich Loewen un Tigern de Tehnen utbraken, un ick schull voer eenen Bier toruegg baewern? Ne! nu un nuemmermehr! Un wenn't een Bier were, as de den olden Heidenkoenig Adonis wiland doodslog, de de Bruedegam van dem Vagel Phoenix was. Nu un nuemmermehr! Morgen is ook een Dag un Glueck is Glueckes Moder. Un mit dissen un dergliken hogen un voernehmen Wuerden un Gedanken sleep he lustig in. As unser Hans so in Win un Dunenbedden un gewaltigen Gedanken aewerflot, was de Jubel un Froid noch wiet groeter up dem Slott, un den ganzen Awend wurd nicks spraken und voertellt as van dem Ridder Unvoerzagt un de Prinzessin kunn sick nich satt fragen un hueren aewer sine Rede Art un Gestalt. Un de drei Baden streken en gewaltig herut un seden: He is een schoener slanker Herr, un sueht ut een paar Oogen--o Gnaedigste Prinzessin!--ut een paar Oogen, de Suenn suelwst, de in der ganzen Welt gewiss de hellsten Oogen hett, kuenn sick in em voerkieken. Un ook nah dem Schild frog se un nah dem Teken up dem Schilde, un de Maenner kunnen dat nich recht dueden. De eene van en sede: Dat Teken muett gar wat Afsuennerlichs sin, egentlich sueht et ut, as wenn't man saewen Flegen suent, wonah de Held slan will; aewerst dat kann't woll nich sin, da is de Beduedung gewiss to gering grepen; de beiden annern meenden, de Vaegel segen woll binah as vam Flegengeslecht ut, aewerst et weren gewiss utlaendsche un chinesische edder ostindische un westindische Flegen, as hier to Lande sick nich blicken leten. Ook de olde Hertog kam mit siner Weisheit datueschen un meende: Dat kuenn woll een verbloemtes Teken sin van deeper heemlicher Beduedung, edder et kuenn up een Wurd gahn, dat de Ridder mal bi eener groten Gelegenheit seggt hedd, tom Bispill: Ick will ju Saewen as de Flegen slan. Unner dissen un annern anmodigen un lustigen Reden voerging den Lueden im Slott de sues so lange Awend swinner as en gluecklicher Drom, un se gingen erst lang nah Klock Twelw to Bedd. As nu de Morgen kam, weren ook de Pagen dem Hans strax tor Hand un drogen de kostbarsten sidenen un gueldenen un suelwernen Kleder heran, un de Knapen braechten hellfunkelnde un splitternagelnuee Wapen un leden se dem Ridder to Foeten. Un Ridder Unvoerzagt kledede sick an--denn dat voerstund he erstaunlich--un spegelde sick in dem Spegel as een Pagellun, un sach wuerklich praechtig ut. Un he dheed eenige Froidensprueng up sinen flinken Beenen un reep: Hussa! Snidergesell! wes nu frisch un unverzagt, as du di noemst, un spele de Ridder un Prinzen woll, de du so oft up dem Theatrium verstellt hest! Heissa! mine Helden, herbi! Heissa! Holofernes un Alexander un Mitderdat! herbi! un spegelt ju in juwen Schoeler! Frisch Hans! wer weet, wat Gott ut di maken will un ob du nich eenen hoegern Namen up de Scharpstekers proppen schast?--Un he nam de Wapen un betrachtede jedes besuenders un waehlde sick dat Beste ut; darup reep he sinen Knapen, un se muessten se em anleggen un umsnallen. Un he sach ut hoch un praechtig as een geburner Fuerst. Un toletzt haengde he sick ook eenen Schild up den linken Arm. De Schild aewerst, den he sick utsehn hedd, gefoell em, wiel de luette Gott Amor mit eenem Flitzbagen darup afbildt was, van dem een gloeniger Pil in een rodes Hart flog. He meende dat aewerst as eene Voerbloemung, de up de schoene Hertogsdochter anspelde, un dachte bi sick: Ick muett ehr to voerstahn gewen, wo ick henut will. Den schoensten un staerksten Schild van allen gaff he aewerst an eenen Knapen un sede to em: Gah nu, dreg den Schild tom Maler, un dissen Schild van Papp dato, un de Maler schull up jenen Schild malen un schriewen, wat up dissem steiht. Un as ditt dhan was, steeg he de Treppen henaf un swung sick up eenen witten Hingst, de sadelt un uptoemd voer der Doer stund, un galoppierde doer de Stadt up dat Slott to; un twee Knapen reden achter em un de Hofftrumpeter un Basunenblaeser reden voer em un bloesen sinen Intog. Un alles Volk leep em nah un juchte voer Froiden: Hurra! da ritt de grote Saewendoeder, de dappre Ridder Unvoerzagt! Denn dat Geruecht hedd et aewerall utropen, wer in de Stadt kamen were. Un as de Ridder an der Slottsdoer ankamen was, stund de olde Hertog davoer un de schoene Prinzessin sine Dochter un alle Hoffluede, un empfungen den stolten un hogen Gast, de bi en intehn schull, un fuehrden en de hoge Marmortrepp henup. Un Ridder Unvoerzagt wuesst sick so to stellen un to hebben, datt all to minter Mal gloewden, he were ut eenem groten Geslechte un hedd an Koenigshaewen lewt un mit Prinzessinnen tor Tafel seten. As he aewerst sine Ruestung un de Wapen afleggt hedd, wiesde he sick in siner Jugend un Schoenheit un Behendigkeit so anmodig un licht un let so nich een Spierken van dem Snidergesellen marken, datt der Prinzessin duenkte, Hans were de schoenste Juengling, den se in ehrem Lewen sehn hedd, un datt se bi sick suelwst sueftede un bedede: O du leewer Gott im Himmel! keenen annern as dissen! giff em doch Sieg aewer den Bier un lat en min Brutbedd bestiegen! Un nu kam de olde Hertog ook bald up den Bier to spreken un up den Struss, den Hans mit em bestahn muegt. Un Hans stellde sick dabi so lustig un unvoerfeerd datt de Hertog bi sick dachte: de muett siner Sak wiss sin un goden Mod fatede. Hans bat sick aewerst noch acht Dag ut, bet he den groten Strid wagen wull: denn, sede he, ick buen laenger as drei Weken doer juwe polsche un litthausche Wuestenei tagen, wo't nicks to kniepen un to biten gifft, un nu hew ick twee Dag to Foot gahn un binah hungern muesst. Daruem gewt mi de acht Dag Respiet, datt ick mi wedder een beten voerhalen un voerkowern un mine Kraefte staerken kann. Un de Hertog stund em dat gern to, un he un sine Dochter hedden de lustigsten Dage in siner Gesellschaft, un dat kam en voer, as weren se im Himmel un as hedde de Langewiel up ewig van en Afsched namen. Denn Hans voertellde en de wunderlichsten Geschichten un Aventueren un broecht hier alles an den Mann, wat he jemals up dem Theatrium spelt edder in Boekern lesen hedd. Denn he hedd eenen klueftigen un anslaegschen Kopp un eene smidige Tung, un kunn recht aerdig voertellen. Den druedden Dag, as de Maler mit dem Schild kam un alle den Schild betrachteden un de Flegen un de Inschrift darup, voerwunderden se sick sehr un keeken den Ridder Unvoerzagt an, aewerst nuems wagde dat Wurd an en to richten. Toletzt nam de olde Hertog, de sick sehr wise duenkte, sick den Mod en to fragen un sede: Herr Ridder, ick bild mi in, ick seh doch recht? Ditt is juwe Hand, un ditt suent saewen Flegen? un disse Flegen bedueden gewiss een Wurd, dat ji mal spraken hewt bi eener groten Gelegenheit, bi irgend eenem Strid edder in eenem Duwell? un ji hewt de Flegen tor Erinnerung an eene grote Dhad up juwen Schild malen laten? Un Hans bedachte sick nich lang un antwurd'te: Dittmal, Herr Hertog, hewt ji't doch nich ganz drapen; de Flegen suent wuerklich Flegen un bedueden Flegen, un ick will ju voertellen, wo se up minen Schild kamen suent. Voer drei Jahr, as ick toerst in Ridderschaft un up Aventueren in de Welt utred, satt ick mal in Aegyptenland nich wiet van eener Stadt, de Rosette het, in eener slichten Leeschchuett un drunk een Glas Win, wobi ick insleep. Da kettelde eene Fleg mi up der Hand, un ick slog blindlings uem mi un truff eenen Hupen Flegen, de den Win insogen, den ick up den Disch voerspillt hedd--un seh! saewen Flegen legen as Liken da. Un ick red wieder, un red an dem groten Nil een Stueck Weges hen. Da kemen saewen grote Draken geflagen van denjenigen, de da flegen kaenen; un jeder Drak was woll millionenmal groeter as de groeteste Fleg; un de Beester floegen grad up mi los, as wenn se mi voerslingen wullen, un Fuer un Gift flog ut ehren Rachen. Un ick tog minen scharpen Helper ut der Sched un hoell unvoerfeerd up minem Hingst, un as de Vaegel heran susden, dheed ick eenen degen runden Zirkelhieb, un da legen se alle Saewen un zappelden in ehrem Bloode. Dat Blood aewerst flot as een roder fueriger See, un ick muesst minem Hingst de Sparen gewen un Rietut nehmen, denn wi hedden beede darin voersupen kuennt. Un hier, Herr Hertog, hewt ji de Geschicht, woruem ick de Flegen up minen Schild malen let, denn ick dachte, se weren eene Voerbeduedung up de saewen Draken west, de unner miner Fust fallen schullen. Un so mag man seggen, datt de Flegen Flegen un ook keene Flegen suent, denn se bedueden ook Draken. Aewerst Flegen muetten se eenmal bliwen, un ick muett se as een Gluecksteken mines ersten groten Aventuers woll as Flegen, solang ick lewe, up minem Schild dregen. Un van da an noemden de Luede mi den Saewendoeder, un reepen achter mi her: seht! seht! da ritt de Saewendoeder! un wenn se ook Flegenridder ropen, wat scher ick mi daruem? Denn wahrhaftig een Bier un een Loew is oft ehr to drapen un to slan as eene Fleg edder Muegg--un ji hewt woll de Fabel voertellen huert van dem Loewen un van der Muegg? Sonne un desglieken Reden un Kortzwiel hoellen un bedrewen se recht angenehm im Slott, un de acht Dage voergingen as eene Minut. Un as de achte Dag kam, da kann man eben nich seggen, datt unserm Hans suenderlich lustig to Mod was; aewerst he hoell sick wacker un let sick nicks marken, un stellde sick so frisch un unvoerzagt, as sin Nam was. Wuerklich hedden dat schoene Lewen in dem Hertogsslott un de Wapen, de he drog, un de ridderliche Smuck, womit he angedhan, un de Nam, womit he ropen wurd, un de Heldengeschichten, de he voertellde un van annern voertellen huerde, un de schoenen Oogen der Prinzessin, de Glueck un Leew up en funkelden, em Fuer un Mod in't Hart blasen, un oft fluesterde dat in em: Up! up! Hans! wo oft hest du van der Allmacht schoener Oogen spraken, foer de man in teindusend Doode gahn kann--nu hest du disse schoenen Oogen, de schoensten Oogen der allerholdseligsten un allerschoensten Prinzessin--un du wust nu voerzuffen? Frisch drup! een feiger Kerl freit keene Prinzessin--un wer weet, wat dat Glueck foer Wuerfel foer di im Sack hett? Frisch eenen dappern Wurf in de Schanz! Wer weet, wat herutspringen kann? un hett sick't nich wunderlich nog wuerfelt? un wat hest du veel dato dhan?--Un Hans was fardig un trat ganz munter mit vuller Ruestung in den Saal, un troestede de schoene Prinzessin, der dat Weenen huet veel naeger satt as dat Lachen, un sede tom Hertog: Fahrwoll! Herr Hertog! nuemmer seht ji mi wedder as mit der Bierhut up dissem Speer. Un de Hertog was godes Modes, un de Juengling duecht em gar gluecklich un herzhaft. Un he wull em een grotes Geleide gewen, datt he as een Fuerst to dem Platz henriden kunn, wo de Bier gewoehnlich lag. Aewerst Hans voerbad sick dat un sede: Twee Knapen, Herr Hertog, latet mitrieden bet up den halwen Weg un mi wiesen, wo ick den Bier finden mag. Da maegen se denn holden bliwen, bet ick mit der Arbeit mit dem Undeerd fardig buen. Un de Hertog gaff sick drin un sede, et schull alles schehn, as de edle Ridder wull. Un Hans kuesste der Prinzessin de Hand, swung sick in den Sadel, un susde im rasselnden Galopp aewer dem Slotthoff, un twee Knapen susden em nah. Un de Prinzessin, de mit ehrem Vader im Finster lag, kunn den Anblick nich utholden un to sware Gedanken flogen ehr doer de Seele, un se beswimde un sunk tosam in ehrer Hartensangst. De Hertog aewerst drog se up ehr Bedd un troestede se un sprack: Du muesst nich so trurig sin, min trutes Duwign! Dittmal krigst du eenen Mann, un wat foer eenen Mann! Mine Swaning un Gisching bedregen mi dittmal nich. Un as de Ridder Unvoerzagd up dem halwen Weg was, hoellen de Knapen still, de as Wegwiesers mit em reden weren, und seden: Suehst du da, Herr Ridder, den Footpat linker Hand, de aewer de groene Wisch in den groten Wold fuehrt? Up dem rid een halwes Stuendken furt, un du warst eenen groenen Platz sehn, un up dem Platz eene Cistern mit eenem isernen Gitter; ook steiht da eene grote Eek.--Da kannst du holden bliwen un up den Bier luren; denn uem de Middagstid kuemmt dat boese Deerd fast juemmer dahen, up dem Platz to woehlen un sick in eenem Morast nah dabi to koehlen un to woeltern. Un Hans red van en un sede en bi'm Wegriden den kecken Besched: Toewt hier, bet ick wedder kam; denn in een paar Stunden buen ick mit Gotts Huelp wedder hier, un de Eber haut nich mehr.--Un de beiden Knapen dachten ehr Deel, un Hans, as he so henred, dacht ook sin Deel; aewerst dat duecht em doch gar to schimplich, de Flucht to nehmen, ahnen den Bier int Gesicht sehn to hebben. Un as he up den groenen Platz kam, wo de grote Eek stund un de Cistern mit dem isernen Gitter, pupperde em sin Hart so gewaltig, datt he't slan hueren kunn, un he keek sick mit groten Oogen uem, ob he nicks sehn kuenn, un spitzte de Ohren, ob he nicks doer de Struek ruscheln huerde. Un dat was ganz still, as't uem den Middag in den Bueschen is, un keen Vaegelken flog edder zirpte. Un he steg van dem Perde un let dat graesen, un tog sine Ruestung ut, un smet alle Wapen weg; alleen dat Swert behoell he an der Side. Denn, sede he ganz voernuenftig, wat schall mi woll dat Isen helpen gegen een Fell, da keen Isen doer geiht? to springen un to danzen aewerst kuenn't gewen, un da is dat Beste, man makt sick flink un behend to Foot. Un Hans stellde sick nu bi eenem jungen Boom hen, de veele Telgen hedd, in Gedanken, den Bier aftowachten un to sehn, wo he utsege. Duechte dat Deerd em denn to schrecklich un gefaehrlich, so kuenn he swind up den Boom klettern un den Duewel unnen toben laten. Ook sine Cither hedd he mitnahmen un an den Sadelknop haengt, un hoell se in der Hand un wull voersoeken, ob he den Bier nich in'n Slap spelen un em denn so heemlich eens bibringen un utwischen kuenn. Denn he erinnerde sick, datt he mal in eenem Book lesen hedd, datt Swin sehr musikalische Deerde weren un gewaltig up de Musik horckten. Un as he so in Gedanken stund, kam de maechtige Bier herrutschen aewer dat Groen, un Hans nam de Cither un spelde eene lise un trurige Wise, eenen rechten matten un moeden Slapgesang; un em was ook sehr lise un trurig to Mod. As nu dat grote un grimmige Deerd de Musik huerde, stund et strax still un horckte up; un de Musik scheen em to gefallen, un et lede sick dal un woelterde sick im Grase, un toletzt streckte et sick still unner de grote Eek hen, as slepe et. Unser Sniderken aewerst spelde juemmer furt, un slek sick juemmer naeger heran to dem Bier, un wull sehn, ob he wuerklich slepe un ob he em nich eens utloeschen kuenn. Aewerst wo leep dat aff? As Hans em up een foeftig Trede nah was, sprung min Bier mit Eenem Satz up un hast du mir nicht gesehn up den Ridder los. Disse, as were he van des Biers grimmigen un flammigen Oogen behext, let voer Schrecken Cither un Isen ut der Hand gliden, voergatt Boom un Klattern, un leep up de Cistern los, un sprung an dat Gitter, un stoertede daraewer in de Cistern herunner. De flinke Bier was ganz dicht achter em un dhed eenen Hau nah em, aewerst drapte en nich; un dat was Hansens Glueck. Un dat wilde grimmige Deerd wull em nahspringen, aewerst sprung fehl un blef up den spitzen Zacken sitten, de up dem isernen Gitter weren. Un de Bier schuedderde sick up den Zacken un dref sick de Spitzen juemmer deeper in dat Lif, un schreide, as wenn he up eenem Speer stack; denn de Spitzen dheeden em nich sacht. So schreide he etwa tein Minuten un bloedde gewaltig; don was't ut, un he hung dood up dem Gitter. Hans, as he in der Doodesangst aewer dat Gitter sprung, slog mit dem Kopp gegen de annere Wand der Cistern, un terdoeschte sick den Voerkopp, un bloedde ook sehr, un lag woll een fiew Minuten in Beswimmung up der Cisterntrepp. Aewerst de bruellende Bier weckte en bald up, un he lag in Doodesangst unner em, de den Rachen mit den langen witten Hauers wiet upsparrde. Un jeden Oogenblick dachte he: Hu! hu! kuemmt de Satan los, so is't ut mit di un he makt di kold. Un voer luter Angst unnerstund he sick nich sick to ruehren, un dheede, as wenn he dood were. Aewerst as de gefaehrliche Bier juemmer swacker schreide un toletzt man sachtign stende, un endlich ganz still sweeg, blinzelde Hans mit halwen Oogen een beten up to em, un sach, datt de ganze Wand vam stroemenden Blood roth was un datt dat Undeerd de Oogen voerkehrt hedd un den Kopp haengen let, un sick tierde, as were et dood. Doch Hans dachte bi sick: de Doiwel kann sin Spill hebben, un truede toerst dem Freden noch nich, un toewde noch woll eene gode Viertelstund un lag heel stillign stillign as eene Mus, de den Kater aewer sick luren sueht. Aewerst as sick juemmer nicks ruehrde, fatede he sick endlich eenen Ossenmod, richtede sick langsam up, un klatterde heel sachte an der annern Side aewer dat Gitter. Un as he herut was un dat Undeerd van voer un achter betrachten kunn, sach he woll, datt er wuerklich muschdood was un sick up dem Gitterisen fangen un doodbloedt hedd. Un nu betrachtede he den Bier noch veel nauer, kloppte up sinen harden swarten Rueggenpanzer, befoehlde nich ahnen Gruwel sine scharpen witten Hauers, un dachte: bi eenem Haar, un se hedden di din beten Lewen ut den Ribben herut foehlt; un mit dem foell he up sine Knee, wo he stund, un dankte Gott foer sine Gnad, de em so wunderbarlich ut sinem dullen Anslag herutholpen hedd. Darup sprung he froehlich wedder up un reep: Viktoria! Viktoria! Juchhe Viktoria! swing di, Fortuna, un sett alle Segel bi! du schast mine Goettin sin! Heissa! nu buen ick een Prinz! Un he juchte un josede so gewaltig, as were de ganze Wold nicks as Strid un Slacht west. Darnah ging he hen, nam sinen Degen, un gaff dem Bier noch een paar deepe Wunden unner dem Buk; un de Doode let sick dat still gefallen, un muesst ook up dem Kopp noch een paar Schmarren voerleef nehmen. As dat dhan was, led he sine Ruestung wedder an, stack sin Swerdt in de Sched, nam Schild un Speer un Cither, un swung sick up sinen Schimmel--un so lustig up dem Footpat ut dem Wold herut. As he nu up den groten Weg kam un siner Knapen ansichtig wurd, begunn he van nueem, datt Barg un Dal erklungen: Viktoria! Viktoria! de Bier is dood! Un se galoppierden lustig heran, un erstaunden, un seden: Wi hebben dat gewaltige Schreien huert, un ji kaent ju verstellen, Herr Ridder, datt wi fruechteden, wi muessten man wedder tom Slott Rietut nehmen: denn wi dachten un twiwelden, ob dat Schreien van dem Ridder edder van dem Undeerd keme--un nu Gott Lof un Dank! wi sehn ju hier un ji lewen; un wat ward dat up dem Slott foer een Triumfiren un Jubeln gewen! Un Hans sede: Nu frisch, Jongs! un lat't drawen, un kamt mit un seht! Dat was een Deerd! dat is wahr; aewerst ick hew et lehrt mit Saewendoedern to spassen. Lang hoell he sick dapper un makte mi hete Arbeit, aewerst toletzt muest he dat Hasenpanier ergripen, un ick dref en gegen de Cistern, da is he in der Angst upsprungen, un haengt up den isernen Zinken. Un as se up dem groenen Platz upreden un an de Cistern kemen, wunderden de beiden sick noch mehr aewer dat maechtige Deerd, dat da hung, un wullen ehren Oogen nich truen, un hedden noch Angst, ob ook noch Lewen in dem Dooden were, so fuerchterlich kam de Bier en voer. Aewerst Hans grep nah sinem Dolk un lede de Hand an, un fung an de Hut aftotehn. Un as de Knapen dat segen, datt de Bier sick so geduldig fillen let, grepen se ook to ehren Metzern un huelpen em, un in tein Minuten lag de Bierpelz da. Un de Ridder Unvoerzagt brack em ook de Hauers ut. Un de Hauers haengde he aewer sinen Schild un de Bierhut stack he up sinen Speer; un so reden de Drei dem Slot un der Stadt to. Un as se gegen dat Stadtdur kemen, let Hans sine Knapen voeran riden un blasen un mit heller Stimm Viktoria! Viktoria! ropen. Un dat ganze Volk, dat de witten Hauers un de Bierhut up dem Speer sach, klung mit Viktoria! un leep in Froiden tosam; un so kemen se im vullen susenden und brusenden Gewimmel an dat Slott. Bi dissem gewaltigen Getose un Gejose un Viktoriageschrei weren de Hertog un de Prinzessin gar swinne herunnerkamen, un stunden voer der Slottspurt, as de stolte Ridder mit den Hauers un der Bierhut in den Hoff inred. Un he sprung as een Blitz vam Perde, bueckte sick tor Erd, foell voer der Prinzessin up de Knee, kuesste ehr de Hand, lede Hut un Hauers to ehren Foeten, un sprack: Doerr ick upsehn to dinen Oogen, du Herrlichste? doerr ick mi van dem Glanz diner Gnaden anstralen un beschienen laten? winkst du, Erhabenste un Holdseligste, datt ick de gluecklichste van allen Kreaturen sin schall, de up Gotts Erdboden lewen? Is dat aewerst anners, hest du man ut Noth dem Sieghaften dine Hand voerspraken, din Hart aewerst bi di beholden, so mak een swinnes un truriges End--un Ridder Unvoerzagt ritt wedder in de wide kolde leewlose Welt, un se maegen sick hier van dem Saewenslaeger un Bierdoeder eenmal in kuenftigen Dagen de Dhaden as een Leuschen un eene Fabel voertellen. Un de Prinzessin wurd bi dissen Wurden roth as een witt Laken, woraewer de Suennenschin as een flegender Schatten loept; un se blickte en mit Wohlgefallen an, aewerst de Borst was ehr so beklemmt, datt se nich spreken kunn. So nam denn de olde Herr dat Wurd foer se un sede: Wo schullen wi so grote Suend dhon an uns un an Gott, datt wi eenen so edeln dappern un ridderlichen Mann, de Kron un den Glanz van aller Ridderschaft, ahnen sinen Pris un Lohn van uns reden leten? Ne! edle Herr un Mann! Gefoellt di mine Dochter un voersmadest du nich mi in minen olden Dagen de Zepterlast dregen to helpen un minen Fruenden Stolz un minen Fienden Demod to lehren, so blif hier un ward min Saehn un min Eidam.--Un de Thranen leepen dem olden Fuersten de Backen herunner, un he nam siner Dochter Hand un lede se in Ridder Unvoerzagts Hand un sprack in Gottes Namen den Segen daraewer. Un bald gingen se henup in den Hertogssaal, un de schoene Prinzessin voerbund ehrem Ridder sine Wund, de noch sehr bloedde; denn he hedd sick up der Flucht voer dem Bier, as he aewer dat Cisterngitter herunner foell, een grotes Loch in den Kopp slagen. Un in sinem Lewen hedd em nicks so sacht dhan as de weeken Haendken der Prinzessin, de he uem sinen Kopp un sine Backen krauen un krabbeln foehlde. Hans aewerst voertellde en, he hedd sick dat Loch an eenem Boom stoett, as he den Fiend to hitzig draengde un voerfolgde. Darup muesste he alles recht utfuehrlich voertellen, wo he mit dem Undeerd fardig worden was, un he makte de Geschicht van siner Slacht mit dem Bier lustig nog torecht. Un as wedder acht Dage uem weren, da was eene praechtige Hochtid, un Ridder Hans Unvoerzagt ging mit der allerschoensten Prinzessin to Bedd un het nu Kronprinz van Litthauen. Un so is, wat anfangs as een Spass utsach, de groeteste Ernst worden. Un Prinz Unvoerzagt hett sinen Prinzen up dem groten Theatrium der Welt so god spelt, datt alles Volk mit em tofreden was un ook de Prinzessin de glueckseligste Fru up dem ganzen Erdboden noemt wurd. Un dat ging nah Gottes Willen, de Hans Scharpsteker un den Hertog un sine Prinzessin nich to Schanden suendern to Ehren bringen wull, ahnen Hexeri alles ganz ordentlich un natuerlich to. De Prinz, de unner Sniders geburen un in siner Jugend unner en ertagen was, de mit nuems as mit Sniders lewt un nicks as Sniderliches un Voerzagtes sehn un huert hedd, was van Natur nich hasig un feig; he was man doer Gewohnheit sniderisch worden. Un dat was woll begriplich, datt he bi'm ersten Utlop un Anlop up siner Ridderbahn gegen eenen Kaempen, as de Bier was, nich Stand holden kunn. Aewerst dittmal hulp Gott em, de en nich voerdarwen laten wull, un spader hulp he sick suelwst wieder un wurd van Hand, Hart un Mod een der allerridderlichsten Fuersten. Van Natur stolt, edel, fuerig un modig un dabi schoen van Gestalt un Getier wurd he een sehr kloker un dapprer Prinz, un keen Minsch up Erden hedd em anmarken kunnt, datt een so stolter Vagel ut eenem Snidernest utflagen was. Toerst ging em dat grad so, as dat oft eenem groten Doggen geiht. De let sick ook oft een Jahr un laenger van eenem luetten Puttkoeter biten, wiel de en all beten hett, as he noch een Woelp was; aewerst wenn he siner Macht mal in worden is, denn mag Gott dem Puttkoeter gnaedig sin. Hans was nu een Prinz, aewerst he fuehrde sick ook prinzlich un herrlich up un hedd nicks as hoge un prinzliche Gedanken un bedref alle prinzlichen Arbeiden un Oewungen, datt et eene Lust was. Dat Beste aewerst an em was, datt he nuemmer aewermodig un aewerdhadig wurd, woll aewerst sin Lewenlang bekennt un erkennt hett, he were alles doer Gottes Gnad worden, de en doer kindisches Spill hedd to eenem groten Herrn maken wullt. Un Prinz Unvoerzagt is drei Jahr nah der Bierslagt Hertog van Litthauen worden un hett veele grote un sware Kriege fuehrt un toletzt dem Koenig der Muschwiters un Taters een ganzes grotes Koenigrik afwunnen, un sick Koening titeln laten. As he nu een so grotmaechtiger Koening un Herr was, schickte he heemlich eenen Baden nah siner Vaderstadt Soltwedel mit eenem Bref an sine Oeldern, un bat se, to ehrem Saehn Hans to kamen, da schullen se herrliche un lustige Dage hebben. Koening Hans schref aewerst nich, dat he Koening van Litthauen un Kosackien un Tatarien were, suendern he hedde een sehr rikes un schoenes Fraeulen friet un praechtige Slotte un Goeder mit ehr tor Mitgift bekamen; un se schullen Hus un Hoff man voerkoepen un sick up den Weg maken un to em kamen un bi em ehre spaden Dage in Froiden voerlewen: denn Gott hedd em so veel gewen, datt he alle sine Fruende rik maken kuenn. Un sine Oeldern dheeden so, un kemen nach Grodno; aewerst wo erstaunden se, as se am Dur nah Hansen sinem Huse froegen un de Luede en seden, ehr Saehn Hans were jo de Koening suelwst. Un de olde Snider Klas un sine Fru wurden ut dem Wirthshus, van wo se sick hedden anmelden laten, in eener praechtigen goldnen Hofkutsch afhalt un in't Slott fuehrt, wo se den Koening Hans un sine Koenigin un ehre nuedlichen Kinderkens in idel Herrlichkeit un Lust funden. Un de olde Vader Klas sede to sinem Hans: Hew ick di nich oft seggd, de Siegerhuw un Glueckshuw wuerd di noch een Grotes bedueden? Un Koenig Hans lachte un fluesterde lisign: Ja, wenn ick nich dem eenen van den grotmuligen Schohknechten eene Ohrfieg streken hedd, wat wuerd de Siegerhuw mi Grotes broecht hebben? So is et: Gott stoett de Minschen in de Welt henin, datt se aewer eenanner purzeln, veele bliwen liggen, annere stahn up, un weinige flegen hoch, aewerst keener ahnen sinen Willen. Un van disser voernehmen un ridderlichen Snidergeschicht is de Frag upkamen, de man towielen upgiwt: Welke Ohrfieg is dem Gewer am besten bekamen? Kater Martinchen Auf der Halbinsel Wittow auf Ruegen ist ein Dorf, das heisst Putgarten, nicht weit von dem beruehmten Vorgebirge Arkona, wo der alte heidnische Goetze Swantewit weiland seinen Tempel gehabt und sein wuestes Wesen getrieben hat. In diesem Dorfe Putgarten lebte eine reiche Baeuerin, die hiess Trine Pipers. Sie war jung Witwe geworden und hatte keine Kinder, wollte auch nicht wieder freien, obgleich viele Freier um sie warben, denn sie war ein sehr schoenes und frisches Weib. Das konnten die Leute nicht recht begreifen, zumal da sie sonst immer lustig und munter war und bei keinem Tanze und Gelage fehlte. Denn das musste man sagen, einen aufgeraeumteren Menschen gab es nicht als diese Baeuerin, und kein Haus hatte so viel Lustigkeit als das ihrige. Alle hohen Feste hatte es Tanz und Spiel bei ihr; die Fasten wurden von Anfang bis zu Ende durchgehalten und mit Schmaeusen, Spielen und Taenzen gefeiert, Pfingsten und am Johannistage ward unter gruenen Lauben getanzt, und am Martinstage setzte keine Baeuerin so viele gebratene Gaense auf, und wenn sie ihr Korn eingebracht, wenn sie Ochsen oder Schweine geschlachtet oder Wurst gemacht hatte, musste die ganze Nachbarschaft sich mit freuen und mit ihr schmausen. Kurz, diese Baeuerin lebte so praechtig, dass kaum eine Edelmannsfrau besser leben konnte. In ihrem Hause war alles nett und tuechtig und fast ueber das Vermoegen einer Baeuerin zierlich. Ebenso lustig und tuechtig sah es auf ihrem Hofe und in ihren Staellen aus. Ihre Pferde glaenzten immer wie die Aale, und man haette sie Sommer und Winter als Spiegel gebrauchen koennen; ihre Kuehe waren die schoensten und gedeihlichsten im ganzen Dorfe und hatten immer volle Euter; ihre Huehner legten zweimal des Tages, und von ihren Gaenseeiern war nie eines schier, sondern jedes gab ein Junges. Weil ihr Haus lustig und sie freigebig war, so hatte sie auch immer die schoensten und flinksten Knechte und Dirnen auf ganz Wittow. So lebte Trine manches Jahr, und kein Mensch konnte begreifen, wie sie als Baeuerin das Leben so halten und durchsetzen konnte, und viele hatten schon gesagt: "Nun, die wird auch bald vor den Tueren herumschleichen und schnurren gehen." Aber sie focht und schnurrte nicht herum, sondern blieb die reiche und lustige Trine Pipers nach wie vor. Andere, die dies lustige Leben so mit ansahen, meinten, es gehe nicht mit natuerlichen Dingen zu; sie habe Umgang und Gemeinschaft mit boesen Geistern, und die bringen es ihr alles ins Haus und geben ihrem Vieh und ihren Fruechten so wunderbaren Segen und Gedeihen--als wenn Gott nicht der beste und einzige Segenbringer und Segensprecher waere. Viele wollten bei naechtlicher Weile einen Drachen gesehen haben, der wie ein langer feuriger Schwanz auf ihr Haus herabgeschossen sei; das sei ihr heimlicher Buhler, der haenge ihr den Wiem voll Schinken und Mettwuerste, fuelle ihr die Kisten und Kasten mit Silber und Gold und stehe mit am Butterfasse und helfe buttern und gehe mit in den Stall und helfe melken. Andere, noch boshafter, sagten, sie selbst sei eine Hexe und koenne sich unsichtbar machen: so schleiche sie den Nachbarn in die Haeuser, stehle aus Keller und Speisekammer, nehme den Huehnern die Eier aus den Nestern, melke die Kuehe und rupfe den Schafen die Wolle und den Gaensen die Dunen aus. Darum sei sie so glatt und glau und koenne soviele Wohlleben ausrichten und ein Leben fuehren, als wenn es alle Tage Sonntag waere. Das bemerkten einige Nachbarsleute noch und schuettelten die Koepfe dabei, dass Trine eine leidige Freundlichkeit habe, womit sie wohl hexen koenne, und dass sie Kindern nie in die Augen sehe, wieviel sie auch sonst mit ihnen schmeichle und kose; denn sie habe als Hexe kein Kind in ihren Augen, und es tue ihr sehr wehe, wenn sie den unschuldigen Kindern, die noch nichts verbrochen haben, in ihre reinen Augen schauen muesse. So lief allerlei Geschwaetz unter den Leuten rund, und sie fluesterten und munkelten viel ueber Trine Pipers; aber sie konnten ihr doch nichts anhaben und beweisen. Sie tat all ihr Werk tuechtig vor den Leuten, war redlich in Handel und Wandel, ging fleissig zur Kirche und gab Priester und Kuester willig und freundlich das Ihrige und hatte immer eine offene Tasche und einen offenen Brotkorb fuer die Armen, wenn sie an ihre Tuere kamen. Auch gingen die, welche ihr die Ehre so hinter ihrem Ruecken zerwuschen, recht gern zu ihren Festen und Taenzen und schmeichelten und heuchelten ihr. Trine Pipers hatte auf diese Weise wohl zwanzig Jahre ihre Wirtschaft gefuehrt, und alles war ihr immer nach Wunsch geraten. Da bekam sie einen bunten Kater ins Haus, und bald ging im Dorfe und in der Nachbarschaft das Gerede: der sei es, das sei der Gewaltige, nun sei es endlich zum Vorschein gekommen, und auch ein Kind koenne es sehen, der trage ihr all das Glueck zu. Denn leider sind die meisten Menschen so, dass sie meinen, es muesse mit einem Menschen was Heimliches oder Ungeheures sein, wenn er die Narrenkappe des Lebens nicht gerade so traegt wie sie, und wenn er die Schellen daran nicht ebenso klingen laesst. Ein bunter Kater ward in Trines Hause gesehen, und kein Mensch wusste, wo der Kater hergekommen war. Trine laechelte und machte einen Scherz, wenn man sie fragte, und sagte es nicht. Einigen hatte sie wohl gesagt, sie habe einen Bruder, der sei Schiffer in Stockholm, der habe ihr den schoenen Kater einmal aus Lissabon mitgebracht; aber das glaubten sie nicht. Der Kater war gross, bunt und schoen, grau mit gelben Streifen ueber dem Ruecken und hatte einen weissen Fleck am linken Vorderfuss. Da schrien die alten Weiber: "Da sehen wir's ja, da haben wir's! Einen dreifarbigen Kater? Wer hat in seinem Leben gesehen oder gehoert, dass es Kater mit drei Farben gibt?" Trine liebte den Kater sehr und sass manche Stunde mit ihm allein und spielte mit ihm, der mit wohlgefaelligem Brummen seinen Kopf an ihr streichelte und gegen alles, war ihr zu nah kam, ausprustete und aufpfuchsete: die arme Trine ward aelter, die arme Trine hatte keine Kinder, sie musste was zu spielen haben. So sass sie nun manche Stunde, wo sie sich sonst draussen in ihrer Wirtschaft tummelte, still in der Stube und spielte mit ihrem Martinichen; denn so rief sie den Kater. Martinichen und Mieskater Martinichen klang es in der Stube, Martinichen klang es auf der Flur, Martinichen auf der Treppe und auf dem Boden. Keinen Tritt und Schritt tat sie, Martinichen war immer dabei, und von dem Vorratsboden und aus der Speisekammer brachte er immer seine Bescherung mit im Munde. Kurz, der bunte Kater Martinichen aus Lissabon war ihre Puppe und ihr Spielzeug; er stand mit ihr auf und ging mit ihr zu Bette, ja sie ging nicht in die Nachbarschaft, dass sie ihr Martinichen nicht unterm Arm trug; Martinichen leckte von ihrem Teller und lappte aus ihrem Napf, er war der Liebling, er durfte alles, keiner durfte ihm was tun: Hunde wurden herausgejagt, die ihn beissen wollten, ein Knecht ward verabschiedet, weil er ihn Murrkater und Brummkater, Speckfresser und Mausedieb genannt hatte. Dies gab Geschichten und Luegen und Maerchen im ganzen Dorfe, bald im ganzen Kirchspiele, dann im ganzen Laendchen: Trine hiess eine Hexe, die einen wundersamen Kater habe, mit dem es nicht richtig sei, und vor dem man sich hueten muesse. Das sei ein Kater, einen solchen zweiten werde man in der ganzen Welt umsonst suchen; den ganzen Tag tue er nichts als fressen und sich hinstrecken und sonnen oder auf Trines Knien herumwaelzen, des Nachts liege er auf ihrem Bette bis an den lichten Morgen, und doch finde der Knecht, wenn er morgens fruehe zur ersten Fuetterung in den Pferdestall gehe, immer zwei grosse Haufen toter Ratten und Maeuse vor der Haustuere aufgetuermt. Was moege das wohl fuer ein Kater sein, der fuer diesen feisten und glatten Faulenzer die Arbeit tue? Dies Gerede und Gemunkel hatte sich freilich erst draussen herumgetrieben; dann kam es auch in Trinens Haus und zu Trinens Leuten, und ihnen fing an, bei ihr ungeheuer zu werden. Wenn sie mit schmeichelnder Stimme Mieskaterchen! Mies--Mieskaterchen! Martinichen! Misichen--Martinichen! rief und den knurrenden und spinnenden Kater auf den Schoss nahm und ihm den Ruecken streichelte, und er sich dann vor Vergnuegen kruemmte und an ihr strich und brummte, und ihm die gruenen, umnebelten Augen im Kopfe funkelten, dann guckten die Leute die beiden Spieler mit grossen Augen an und waeren um alles in der Welt mit ihnen nicht lange in der Stube geblieben. Trine hatte sonst immer die tuechtigsten und schoensten Leute gehabt, aber die konnten es jetzt in ihrem Hause nicht aushalten; sie zogen weg, und sie konnte zuletzt nichts als Hack und Mack in ihren Dienst bekommen, und auch die blieben nicht lange, und fast jeden Monat hatte sie frische Leute. Alle Welt glaubte nun einmal, Trine sei eine Hexe, und keiner wollte mit ihr zu tun haben. Auch war es mit der alten Gastlichkeit und Froehlichkeit des Hauses vorbei und mit den Schmaeusen und Taenzen, denn keiner wollte kommen; und Trine musste mit ihrem Mieskater Martinichen einsam sitzen und ihre Bratgaense und Wuerste allein verzehren. Aber ach, du arme Trine Pipers, die du sonst so froh und froehlich gewesen warst und alle gern erfreut hattest, wie ging es dir auf deinen alten Tagen? Nicht allein keine Gesellen und Gesellinnen und Nachbarn und Nachbarinnen kamen mehr, sich des Segens zu freuen, den Gott dir gegeben hatte, und sich mit dir zu erlustigen, sondern in wenigen Jahren verging auch das, wovon du dich haettest erlustigen koennen. Die Leute kopfschuettelten und fluesterten zwar, der Kater sei es, der sei bisher der unsichtbare Bringer und Zutraeger gewesen und habe Scheunen, Kornboeden, Keller, Speisekammern, Milcheimer und Butterfaesser und Geldkatzen und Sparbuechsen gefuellt; aber nun war ja dieser Wundertaeter und Hexenmeister da, warum ging es denn nicht noch gedeihlicher als vorher? Warum ging vielmehr Trinens Wirtschaft von Tage zu Tage mehr zurueck? Die arme Trine hatte Knechte und Maegde, wie sie kaum ein Bettlerkrug willig beherbergt haette, recht was man Kruecken und Ofenstecken nennt; ihre sonst so glatten Pferde magerten ab und verreckten an Rotz und Wurm; ihre Schweine und Kuehe hatten Laeuse und gaben keine Milch mehr; ihre Schafe und Gaense wurden Drehkoepfe, als haetten sie geheime Wissenschaft studiert; ihre Huehner und Enten legten keine Eier und brueteten nicht mehr; ihr Feld trug Disteln und Dornen fuer Korn und Weizen. Kurz, Trine geriet in zwei Jahren in die bitterste Armut: Pferde waren weg, Kuehe waren weg, Schweine ausgestorben, Schafe geschlachtet, Tauben und Huehner vom Marder aufgefressen, der Hund an der Kette verhungert--kein Hahn kraehte mehr auf ihrer Haustuere, kein Bettler seufzte mehr sein Gebet davor. Und Trine sass allein und verlassen mit gelben, gefurchten und gerunzelten Wangen und von Traenen und Jammer triefenden Augen und schneeweissen Haaren in der frierenden Ecke ihres leeren Zimmers und hielt ihren magern und in der Asche verbrannten Kater auf dem Schosse und weinte jaemmerlich ueber den kargen Brocken, die man ihr von fern zuwarf; denn keiner mochte ihr gern nah kommen. So hat man sie eines Morgens gefunden tot auf dem Boden ihres Stuebchens hingestreckt und ihren treuen Mieskater Martinichen tot auf ihr liegend. Die Leute haben mit Grauen davon erzaehlt. Und die sonst so reiche Trine, die der Kirche und Geistlichkeit immer so gern gab, als sie noch was zu geben hatte, ist begraben, wie man Bettler begraebt, ohne Sang und Klang, ohne Glocken und Gefolge; kein Nachbar hat sie zum Kirchhof begleiten wollen, kein Verwandter ist ihrer Leiche gefolgt, sie hatte ihnen ja nichts nachgelassen. O kalte Welt, wie kalt wirst du denen im Alter, die dann nichts haben, womit sie sich die Fuesse zudecken koennen, und ach, auch die irdischen Maengel, die man mit schaerferen Augen an den Alten betrachtet! Als Trine nun tot war, erzaehlen die Leute, ist sie immer als Hexe umgegangen und geht bis diesen Tag als Hexe um in der Gestalt einer alten, grauen Katze, die man daran kennt, dass sie Augen hat, die wie brennende Kohlen leuchten, und dass sie ganz entsetzlich laut spruehet und prustet, wenn man sie jagt. Sie wird noch alle Mitternaechte auf der Stelle gesehen, wo ehedem Trinens Haus war, und heult dort erbaermlich; im Winter aber, wann in den Scheunen und auf den Daechern die wuetigen Katzenhochzeiten sind, ist sie immer voran auf der hoellischen Jagd und fuehrt das ganze Getuemmel und miaulet und winselt auf das allerscheusslichste. Diese Stimme verstehen die Leute in Putgarten so wohl, dass alt und jung gleich rufet: "Hoert! Da ist wieder die alte Trine!" So ist es Trine Pipers gegangen, und so geht es vielen Menschen bis diesen Tag. Sie ist eine arme, elendige Bettlerfrau geworden und hat ihren christlichen, guten Namen verloren, weil sie den bunten Kater Martinichen lieber gehabt hat als Menschen. Denn wenn sie auch keine Hexe gewesen ist, so haben die Nachbarn und Nachbarinnen es doch geglaubt, weil sie sich in ihrer unnatuerlichen und haesslichen Liebe zu der unverstaendigen Kreatur so in des Katers Gemuet und Gebaerden hineingestohlen und hineinvertieft hatte, dass sie Menschen nicht mehr so suchte und liebte wie sonst. Sie mag zuletzt auch mit Katzenfreundlichkeit geblinzelt und mit Katzenaugen geschielt und mit allerlei Katzenmaennchen sich gekruemmt und gewunden haben, so dass kein Mensch und kein Vieh und also auch kein Glueck es laenger bei ihr hat aushalten koennen und sie zuletzt mit ihrem Mieskater Martinichen ganz allein geblieben und so im groessten Elende umgekommen ist. Klas Avenstaken. In dem Lande Westfalen unweit der Stadt Minden, wo es viele tuechtige Bauern hat, lebte vor langen Jahren ein Schulze in Duemmelshusen, der Peter Avenstaken hiess, ein Mann von Sitten und Art geduldig und sanftmuethig und deswegen bei Freunden und Nachbarn wohl beruechtigt und beliebt, sonst aber von grossem und reisigem Leibe und von so gewaltiger Staerke, dass er weit und breit nur der starke Peter hiess, und dass die Leute ihm hundert Schritt aus dem Wege gingen, wann er boese ward; denn ward er boese, so ward er es sehr, und konnte ueberhaupt nichts Mittelmaessiges thun. Dieser Schulze in Duemmelshusen hatte ein Lieblingswort, das er oft gebrauchte und das in seiner Freundschaft und Verwandtschaft sehr alt war; denn ehrsame Bauerschaften pflegen auf gewisse Worte, Sinnsprueche und Sprichwoerter eben so zu halten, als Edelleute, die Fahnen und Schild fuehren, und setzen auch einen Stolz in dem Alten. Dieses Wort hiess Grade durch, oder, wie sie in Westfalen sagen, Grad doer; und nach dem Worte, weil er es so oft im Munde fuehrte, nannten manche Leute ihn auch Peter Grad doer, was er wohl aufzunehmen pflegte. Es war aber bei dem Worte noch ein Aberglaube, der sich Jahrhunderte lang in der Familie Avenstaken fortgepflanzt hatte; sie meinten nemlich, dasjenige von den Kindern, welches sich dieses Wort vor den andern herausnehme, werde das Tuechtigste und Gluecklichste werden; und also horchten und merkten die Altern fruehe darauf. Seinen Ursprung aber hatte das Sprichwort von einer alten Geschichte, die sich mit dem Stifter des Hauses begeben hat, der bei Minden sesshaft ward. Dieser war ein Schuhmachergesell Namens Klas, gebuertig aus dem Oertchen Corbach im Waldeckischen. Eines Tages, als er mit einem seiner Gesellen auf der Wanderschaft war und durch den Hochwald laengs der Weser des Weges auf Minden ging, kam ein wuethender Wolf auf ihn los. Sein Gesell hielt den Anlauf nicht aus sondern entlief und kletterte auf einen Baum, Klas aber blieb festen Fusses und Auges stehen, nahm seinen Stock und wartete des Wolfes; und als dieser auf ihn zufuhr, stiess er ihm den Stock in den offenen Rachen und stiess so gewaltig, dass der Stock hinten wieder herausfuhr und der Wolf alle Viere von sich streckte. Sein Gesell fand sich nun wieder zu ihm, diesen aber pruegelte er von sich weg als einen feigen und erbaermlichen Schaecher, und ging mit ein paar Koehlern, welche das Abentheuer mit angesehen hatten, seines Weges weiter durch den Wald und uebernachtete im naechsten Dorfe. Dem Wolf hatte er die Haut abgezogen und trug dies herrliche Siegeszeichen auf seinem Stock, dass er sie einem Kuerschner in der naechsten Stadt verkaufte. Als Klas in der Dorfherberge angekommen war, erzaehlten die Koehler den Kampf mit dem Wolfe, und alle Bauren und Knechte und Dirnen liefen zusammen, dass sie den jungen Schuhmacher sahen, der den Wolf mit dem Stecken erschlagen hatte, wie Koenig David den Goliath mit dem Steinchen. Und sie verwunderten sich sehr, denn der Juengling sah so gewaltig nicht aus, wiewohl er stark war; und sie wollten alle den Stecken sehen und betasten, die Dirnen aber fassten ihn nur mit Grausen an. Es war sonst ein ganz gewoehnlicher Dornstock, den ein Becker in Corbach dem jungen Klas geschenkt hatte zu seiner Wanderschaft, und er war an der Spitze angebrannt, weil der Becker die Kohlen im Ofen zuweilen damit umgeruehrt hatte. Desto mehr lobten die Leute Klas und freuten sich ueber ihn wegen der herzhaften Antwort, die er dem Schulzen des Dorfes gab auf die Frage, wie er es denn mit dem Wolfe angefangen habe ihn umzubringen; da habe es der Stecken wohl nicht allein gethan sondern der Schusterpfriemen habe wohl mit beispringen muessen. Denn Klas sagte ihm ganz kurz: Herr Schulze, mit einem bischen Muth faengt man alles gescheidt an, und so ist auch dieser Ofenstecken grade durch den Wolf gegangen und hat nicht erst gefragt, ob seine Hinterthuere auch verschlossen war. Der Schulze wollte das uebel nehmen, und brummte, aber die andern hiessen ihn schweigen. Denn Klas hatte alle fuer sich gewonnen durch sein freies tuechtiges Wesen, und besonders nahmen die huebschen jungen Dirnen sich seiner an und trugen ihm Aepfel und Birnen und Nuesse und Kuchen um die Wette zu und forderten ihn von selbst auf zum Tanze, der spaeter den Abend in der Schenke begann; und haetten sie sich nicht entsehen vor den Leuten, einige haetten ihn wohl mit Vergnuegen geherzt und gekuesst. Aber das geschah nicht, und Klas selbst war noch sehr bloed; denn dies war seine erste Wanderschaft und ueberhaupt das erste Mal, dass er in die Fremde ging. Den andern Morgen, als die Sonne anbrach, nahm Klas seinen Stecken und seine Wolfshaut und kam nach Minden und fand Arbeit bei einem Meister und blieb dort. Doch war es sein Glueck, dass er mit den Koehlern hier in der Dorfschenke angesprochen hatte, denn eine junge und huebsche Bauerdirne hatte sich so in ihn verliebt, dass sie Tag und Nacht nichts anders sah und traeumte als den jungen Schuhmachergesellen Klas und dass sie vor Sehnsucht und Liebe fast abzehrte und ohne ihn gar nicht leben wollte. Die Aeltern suchten ihr das wohl auszureden, aber Liebe, die es redlich meint, ist, wie man sagt, die unheilbarste aller Krankheiten. Sie mussten sich also, wenn sie ihre Tochter behalten wollten, endlich darein geben, und gingen selbst nach Minden und suchten Klas von Corbach auf, den jeder schon kannte von wegen seiner Wolfsgeschichte; und sie brachten den wackern Gesellen ihrer schoenen Tochter zu, die ihr einziges Kind war, dass er sie zum Weibe naehme und vom Tode erloesete. Und Klas liess sich nicht lange bitten, denn die huebsche junge Dirne gefiel ihm, und er zog zu ihr in das Dorf, und legte Pfriemen und Ahl weg und nahm Pflug und Spaten dafuer in die Hand und lebte als ein rechtschaffener Bauersmann und ward nach einigen Jahren Schulze an dessen Stelle, der ueber seine Rede gebrummt hatte. Und von seinem Stecken nannte ihn alle Welt Klas Avenstaken; er aber gewoehnte sich das Wort an, das andere von ihm gebrauchten, Grad doer; denn sie pflegten im Scherze von ihm zu sagen: Grad doer sagt Klas Avenstaken. Und das behielten seine Enkel und Urenkel nach ihm als ein gutes Wort, das Glueck und Muth bedeutete. Dem Peter in Duemmelshusen waren von seiner Frau Greth Tibbeke schon viele Soehne und Toechter gebohren, und die Greth hatte ihrem Manne schon oft angelegen, er solle doch einen Sohn mit dem Hauptnamen in der Freundschaft Klas taufen lassen; er hatte es aber immer verneint, und den Buben andere Namen gegeben. Nun geschah es, dass wieder ein Knabe gebohren wurde und dass Peter mit Gewalt wollte, dass dieser Klas heissen sollte, wogegen sich Greth sehr steifte, denn sie und die Freundschaft wollten den Namen Johannes, weil er am Johannisabend zur Welt gekommen war. Auch sagte sie, indem sie das Kindlein in der Wiege betrachtete: Sieh Mann, wie sanft und still der Junge aussieht! das wird dir in der Welt kein Klas, der es mit einem Wolf aufnimmt; aber Peter antwortete: Kikelkakel! eben deswegen soll er Klas heissen, die Frommen sind immer die besten Helden gewesen, und die wie Eisenfresser aussehen, beissen oft keinen Strohhalm inzwei. Kurz, es half der Greth kein Bitten und Flehen, kein Heulen und Schelten, Peter war diesmal unerbittlich und sagte: Eben weil er am Johannisabend, an einem so grossen Abend, gebohren ist, soll er Klas heissen, und ich wette, ein tuechtiger Klas wird er werden. Und mit diesen Worten nahm er seine Muetze vom Nagel und setzte sie etwas queer auf, wie er zu thun pflegte, wann er zuernte, und ging hinaus und achtete nicht des Geschreis seiner Greth und der Muhmen und Gevatterinnen hinter ihm her. Und der Priester musste den Knaben Klas taufen. So dass die Greth, die ihren Johannes noch nicht vergessen konnte, halb weinend und halb lachend sagte: Nein, dem Peter ist was durch den naerrischen Kopf gefahren, wie es Hunden und Katzen zu geschehen pflegt, die, wenn man ihnen die Jungen nimmt, dass man eines oder zwei hegen lasse und die uebrigen ersaeufe, immer wieder dieselben Jungen aus allen zuerst ergreifen und wieder in ihr Lager tragen, wo es die Leute dann auch liegen lassen und aufziehen, meinend, die Alte muesse am besten wissen, welche von ihren Jungen die besten seyen. Ich will doch sehen, was aus diesem ausgegriffenen Klas meines lieben Peters wird. Und dem kleinen Klas gedieh sein Name wohl, er nahm unverzagt der Mutter Brust und liess es sich gut schmecken, schoss in dem zweiten Monat schon seinen ersten Zahn aus, hatte den vierten Monat schon sechs Zaehne und genoss nebenbei schon allerlei Speise und Trank, vor dem neunten Monat aber stand er schon auf eigenen Fuessen und richtete sein Antlitz zum Himmel auf. Dann nahm Peter, sein Vater, ihn auf den Arm, laechelte seelenvergnuegt und hielt ihn der Greth hin und sprach: Sieh, Greth, welch ein Klas! Greth aber halb boese halb gutmuethig antwortete: Dein Klas ist noch nicht ueber alle Berge, ich wollte doch, er hiesse Johannes. Und Peter setzte den Buben wieder auf den Boden, sah zornig und ging stumm und verdriesslich aus der Thuere. Solche kleine Neckereien ueber das Buebchen hatte es oft unter den beiden Eheleuten, die sich uebrigens von ganzem Herzen liebten. Sie schadeten dem kleinen Klas auch nicht sondern er gedieh wohl, ward breit an Schultern und Brust, warf alle Knaben seines Alters und auch die ein Jahr aelter waren, zur Erde. So war er im Essen, Trinken, Schlafen und Spielen fuenf Jahre alt geworden. Nun stellte ihn der Vater den Fruehling und Sommer schon hinter die Gaense, und den Winter musste er in die Schule gehen und beten und das ABC lernen. Mit dem siebenten Jahre rueckte er zum Schweinhirten vor und im neunten musste er schon Ochsen und Pferde hueten. Alles dies that er ordentlich und geschickt, so dass der Vater Freude daran hatte. Das Einzige, worueber Klagen einliefen, waren Beulen, die er den Nachbarskindern schlug; Frau Greth jammerte auch oft ueber die vielen zerrissenen Hosen und Jacken, die er mit zu Hause brachte, nein nicht immer mit zu Hause brachte sondern zuweilen auf den Baeumen und an den Dornen hangen liess; auch beschwerte sie den obersten Richterstuhl des Vaters zuweilen mit Schiedsrichteramt, wann er seine aelteren Brueder geblaeuet hatte; denn im Zorn konnte er alle Knaben zwingen, auch die vier fuenf Jahre aelter waren als er. Der alte Peter freute sich gewoehnlich, wenn er in solchen hochnothpeinlichen Halsgerichtsfaellen seinen Stuhl besteigen musste. Der Schluss vom Liede war fast immer, dass die Klaeger und Greth ihr Anwald wegen Unstatthaftigkeit der Gruende und Zeugen abgewiesen wurden. Wohlgefaellig sagte Peter dann: Ich weiss, ich habe es in meinen Knabenjahren auch so gemacht; hat denn der Klas je den Zank angefangen? sind die andern nicht immer die Necker? ihnen geschieht ihr Recht, wenn er sie tuechtig abstraft. Es ist gut, dass er sie zwingen kann, so wird ihnen die Lust dazu vergehen. Und er nahm dann seinen Klas gewoehnlich und streichelte ihn und kuesste ihn und ermahnte ihn zu aller Friedseligkeit. Dessen bedurfte es aber in der That nicht: Klas war einer der stillesten und freundlichsten Jungen, der keiner Kreatur etwas zu Leide thun, am wenigsten schwaechere und kleinere Knaben necken konnte; aber wenn er gereitzt ward, gebrauchte er die Kraft seiner Faeuste nicht mittelmaessig. Nicht so gut, als hinter den Gaensen, Saeuen und Ochsen ging es Klas hinter den Baenken des Schulmeisters. Er hatte zum Lernen wenig Lust und Geschick und konnte es in vier Jahren kaum zum Lesen bringen; denn was er im Winter gekonnt, hatte er im Sommer im Felde und Walde immer richtig wieder ausgeschwitzt, so dass seine Brueder und die Nachbarkinder in der Schule immer weit mehr gelobt wurden als er. Doch hatte der alte Schulmeister ihn sehr lieb und gab ihm das Lob der Sittigkeit, des Gehorsams und der Froemmigkeit. Im Hause gab das unter den Alten manchen kleinen Verdruss. Peter, der ihn von allen seinen Kindern am liebsten hatte, was er sich aber nie merken lassen wollte, setzte sich oft allein mit ihm hin und half ihm seine Lex zurecht. Aber sie kamen damit doch nicht durch, Greth nannte ihn oft ihren breiten Dickkopf, und Peter konnte es nicht wenden, er musste es anhoeren und still dazu schweigen, ja er musste es wohl leiden, dass der Juergen und Joachim und Christoph, seine Brueder, und die Thrine und Therese, seine Schwestern, als geschicktere und kluegere Kinder gelobt wurden. Dann sagte sie zuweilen auch wohl spoettisch:--sie war sonst eine herzensgute Frau--Peter, wir wollen doch sehen, was aus deinem Klas wird; ich wollte, er hiesse Johannes, er waere anders geworden. Das schlug dann dem Fasse den Boden aus, Peter nahm die Muetze und ging auf den Hof und in den Pferdestall, dass er sich auslueftete und wieder besaenne. Und wann er sich besonnen hatte und wieder zurueck kam, brummte er wohl fuer sich: Klas wird doch der beste werden. Klas gab nemlich ein anderes grosses Zeichen von sich, worauf der Vater Haeuser bauete: seit seinem vierten Jahre rief der Knabe immer Grad doer, sobald er heftig ward oder was Heftiges und Ungestuemes beginnen wollte, besonders wenn er die Faeuste zu Schlachten ballte. Das that kein anderes von Peter Avenstakens Kindern, obgleich sie das Wort aus dem Munde des Vaters oft genug hoeren konnten. Und Peter erlebte die grosse Freude, dass Klas vor seinem neunten Jahre im ganzen Dorfe von Alt und Jung Klas Grad doer genannt ward und dass die Leute zu Duemmelshusen wieder sagten: Grad doer sagt Klas Avenstaken. Klas war zwoelf Jahre alt geworden, war fuer sein Alter ungewoehnlich gross und stark, stand sehr grad und fest auf den Beinen, hatte einen grossen Kopf und breite Stirn mit langen haengenden Flachshaaren, unter welchen er aus ein paar trotzigen blauen Augen guckte. Viele Leute sagten, er waere ein schoener Junge, Peter, sein Vater sagte, er ist der schoenste Junge im Dorfe, aber Greth meinte, er sey zu plump und dick und seine Brueder seyen viel schoener. Da kam der dreizehnte Herbst seines Lebens, und mit dem November jenes Herbstes verschwand Klas durch eine der wunderbarsten Begebenheiten, die ich jetzt erzaehlen will, ploetzlich aus dem elterlichen Hause. Peter hatte einen neuen Knecht gemiethet, der mit dem ersten November zuzog. Dieser hiess Hans Valentin und war schon ein aeltlicher Mann von fuenfzig Jahren. Der Knecht war nicht lange im Hause, so schloss er mit den Knaben eine sonderliche Freundschaft, am meisten aber mit Klas. Valentin wusste nemlich viele Fabeln, Geschichten und Maehrchen und allerlei alte laengst verschollene Leuschen*, und erzaehlte sie abendlich nach der Arbeit den Kindern; und er ward durch seine schoenen Geschichten bald so beruehmt, dass auch die Kinder der Nachbarschaft haeufig in Peters Haus kamen, damit sie ihn hoerten. Dies geschah meistens des Samstags und Sonntags Abends, wo Valentin Zeit hatte zum Erzaehlen. Die Buben brachten dem Valentin Aepfel und Nuesse mit und andere schoene Sachen, und so setzte die Genossenschaft sich in einer Ecke hin und schmauste und erzaehlte. Das war aber das Besondere, dass von allen Kindern keiner die Geschichten besser behielt und lebendiger wieder erzaehlte als Klas; so dass Peter ihm oft mit Wohlgefallen zuhorchte und schmunzelnd der Greth zurief: Hoerst du's Greth? hoerst du's, wie der Klas der Blitzjunge erzaehlen kann? Sie aber liess es kalt abgleiten und sagte wohl: Ja ein Klas ist er und ein Klas bleibt er, ein rechter Maehrchenklas, aber Schulze wird er nie werden, denn er kann ja nicht schreiben. So sprachen die Altern ueber Klas jeder auf seine Weise; sie merkten aber nicht, dass mit Klas eine grosse Veraenderung vorging und dass Valentin ihn viel lebendiger und im Herzen viel lustiger machte. Denn die Geschichten ergriffen den Jungen so, dass er nichts anderes sah und hoerte, dichtete und traeumte als Hexen und Hexenmeister, Drachen und Riesen, bezauberte Prinzessinnen und verwuenschte Schloesser. Ja es ging so weit, dass der Knabe manche liebe Nacht davor gar nicht schlafen konnte, sondern oft die Augen noch offen hatte, wann der Hahn durch seinen fuenften Krei schon verkuendigte, der Himmel wolle seine geschlossenen Augen wieder aufthun. -------------------------- * Huebsches Wort fuer Maehrchen. -------------------------- So war Valentin mit seinen Buben bis gegen das heilige Christfest hingekommen, wo die langen Abende und die vielen Festtage zu Spielen und Maehrchen Gelegenheit gaben und wo alle Welt wegen der Geburt des suessen Jesuskindleins sich mancherlei Festen und Freuden ueberliess und wo Freunde mit Freunden und Nachbarn mit Nachbarn lustig lebten. Valentin hatte bis auf diese froehliche Zeit seine besten Geschichten aufgespart, er hatte den Kindern, welche nebst den Alten ihn reichlich mit Gaben bedacht hatten, wie man zu sagen pflegt, seine Maeusekiste aufgethan. Von allen Geschichten aber, die er ihnen auftischte, wurden sie am meisten erfreut durch die von dem Pfannkuchenberge und von dem glaesernen Berge, zu welchen er mit heller Stimme folgende feinklingende Reime zu singen pflegte: Wer sagt mir an, wo der Pfannkuchenberg liegt, Gespickt mit Ochsenbraten, Mit Zucker und Marzipan gefuellt Und Scheffeln voll Dukaten? Glaeserner Berg, glaeserner Berg, Wann springst du auf? Spielender Zwerg, kuenstlicher Zwerg, Wann wachst du auf? Wann die Glock Zwoelfe schlaegt, Wann der Dieb Saecke traegt, Dann spring' ich auf; Wann der Hahn zum zweiten kraeht Und der Mond am hoechsten steht, Dann wach' ich auf. Diese Geschichten gefielen so sehr, dass sie wenigstens vier Tage hinter einander immer mit neuen Ausschmueckungen erzaehlt werden mussten, zumal da, wie Valentin wusste, die beiden Berge in der Nachbarschaft lagen in dem hohen Forst, in welchem er den Knaben, die dort oft das Vieh gehuetet hatten, die Eiche und Buche ganz deutlich beschrieb und bezeichnete, die auf ihrem Gipfel staenden. Bei Tage, setzte er hinzu, kann man diesen Bergen freilich nicht ansehen, was sie eigentlich sind, dann sehen sie aus wie alle andere Berge; aber um die Mitternacht sind sie, was sie sind, der eine von dem allerklarsten und allerdurchsichtigsten Glase, wo Mond und alle Sterne durchscheinen bis auf den Grund, und der andere der praechtigste Pfannkuchen, so praechtig, als er nie in einer Pfanne gebacken ist. Die Sage geht, winkte er dann freundlich und mit leiserer Stimme, dass, wer in den Pfannkuchenberg steigt, ein grosser Koenig wird, und wer in den glaesernen Berg springt, ganze Saecke mit Dukaten und goldenen Bechern und silbernen Schalen mit zu Hause traegt; aber wer hat dazu den Muth? Solche Leute werden nicht alle Tage gebohren. Das Woertlein: Aber wer hat dazu den Muth? gab nun, wie es unter Knaben zu geschehen pflegt, Gelegenheit zu vielem Necken, und sie wetzten, drillten und foppten einander damit, und einige Wochen hoerte man am Schluss jeder Geschichte immer durchklingen: Aber wer hat dazu den Muth? und einige Schaelke sagten auch wohl Klas Grad doer hat den Muth. Und Klas zuckte es dann immer in den Fingern, und er haette sie gewiss gebraucht, wenn der Vater nicht dabei gewesen waere; denn Peter strafte es hart, wenn die Buben sich in seiner Gegenwart rauften. Indessen ging das Wort und die Neckerei immer fort und auch das Wort Klas Grad doer hat den Muth; so dass es dem Knaben endlich zu toll ward und er bei sich selbst dachte: es ist doch auch schlecht, dass ich den Muth nicht haben soll. Und eines Abends, als sie wieder so stichelten und stachelten, entfiel ihm im Zorn das Wort: ja Klas Grad doer hat den Muth, wenn ihr den Muth habt mit dabei zu seyn; und ihr koennt nun waehlen, was ihr wollt, ich nehme mir den Pfannkuchenberg, worin der Koenig sitzt, wo die grosse Buche steht, und will voransteigen als der erste, wenn ihr mitsteigt. Und sie schaemten sich und schrieen alle: Ja! Ja! wir wollen mit; denn es war eben der helle Mittag und sie daeuchten sich alle des Muthes ueberfluessig zu haben, und hatten ihn damals auch. Und so neckten sie sich den ganzen Tag und Abend fort und fort, und Valentin und Peter und Greth und die Knechte und Maegde, die es hoerten, zogen sie auf; denn sie glaubten nicht, dass es ihr Ernst sey. Die Knaben aber wurden dadurch nur noch vergritzter auf ihren Vorsatz und der steife Klas hielt die andern fest, indem er ihnen alles auf das herrlichste vormalte, wie lustig sie dort leben und mit welchen Schaetzen und Herrlichkeiten sie zu Hause kommen wuerden. So war es Abend geworden, und es schlug zehn Uhr vom Kirchthurm, da rief Klas: Frisch, Gesellen! heraus! es ist Zeit, wir haben ueber eine halbe Meile bis zum Walde. Und die Gesellen gingen hinaus mit ihm, seine drei Brueder und noch fuenf andere Knaben, alle in Sonntagskleidern und mit weissen Stoecken in der Hand; denn mit weissen Haselstoecken soll man Geistern und Abentheuern entgegen gehen. Und die Alten riefen und lachten hinter ihnen her, und der Valentin lachte am lautesten, und sie dachten: die werden keine Berge sprengen sondern bald wieder hier seyn. Und die Knaben strichen geschwind ueber das Feld hin, und Klas lief allen voran, so brannte die Lust ihn, und sie kraechzeten und kakelten und jauchzeten, wie Kraehen kraechzen, wenn man sie von den Baeumen aufjagt, und Huehner kakeln, wenn man ihnen den Flug aufthut. Und alle blieben bei dem Vorsatz und waren voll Muthes, bis sie die Baeume des Waldes sehen konnten; da wurden sie fast alle still. Als sie aber an den Wald kamen und die hohen Baeume rauschen und die Wasser der Giessbaeche aus der Ferne brausen hoerten, da standen sie still, der einzige Klas lief hinein. Und da er die andern nicht folgen sah, schalt er sie; sie aber achteten des nicht, sondern sagten der eine dies der andere das, und keiner wollte mit. Da nannte er sie feige Memmen und rief ihnen spoettisch zu: Klas Grad doer hat den Muth, und dann rauschte er sporenstreichs durch die Straeuche fort immer bergan. Sie aber rauschten ueber das Feld zurueck nach Hause und machten so geschwinde Schritte, als haette ein jeder ein Gespenst an den Fersen gehabt. Und Klas lief eilends seines Weges auf manchen krummen Pfaden, die er kannte, bergauf bergab, bis er auf der hoechsten Hoehe des Forsts die Buche nicken sah. Da musste er auch still stehen und ihm wollte der Muth auch fast klein werden, zumal da er wohl vier Kirchenglocken aus der Ferne eben zwoelf schlagen hoerte. Aber wie er ein wackerer Bub war, so sprach er sich das Wort zu, das sein Vater ihm so oft gesagt hatte: ein Kerl muesse nie vor einem Entschlusse umkehren, den er in lustiger Stunde gefasst habe, und, wenn es zur That komme, sich wie ein Hase auf die Hinterfuesse setzen; und Klas rief Grad doer! dass der Wald wiederhallte, und so sauste er den Berg hinan. Und er kam hin, wo er eben die Buche noch gesehen hatte, aber sie stand nicht mehr da, wohl aber duftete und schimmerte der schoenste Pfannkuchenberg im Mondschein. Und Klas bedachte sich nicht lange, that beherzt seine beiden Augen zu, richtete sich mit beiden Fuessen auf die Zehenspitzen, wagte den Sprung und rief: Grad doer sagt Klas Avenstaken. Und der Sprung misrieth ihm nicht, und er glitt sanft in den Berg hinein und sank leise und langsam hinab, als waere er gefahren, wie man Eier im Hopfensack zu fahren pflegt. Und es daeuchte ihm, er ward lieblich hinabgeschaukelt und hinabgewiegt und dass er entschlief und wundersame Traeume hatte, worin ihm sein alter Hans Valentin erschien und ihm gar wohlgefaellig und freundlich zulaechelte. Und als er erwachte, da war es daemmerig um ihn her, er fuehlte aber, dass er in einem weichen Bette lag, auf so weichen und feinen Kissen, als Greth seine Mutter ihm nie untergelegt hatte. Und das gefiel ihm sehr. Aber ihn hungerte, und das gefiel ihm nicht. Da fing es an hell zu werden und er bedachte und besann sich ueber gestern und ueber die vorigen Tage und sprach: Hier soll ich ja im Pfannkuchenberg seyn, will sehen, ob Valentin mir auch was vorgelegen hat. Und er rieb sich die Augen auf und es ward lichter um ihn; es fiel aber nur ein daemmerndes Licht von oben herab. Und seine Augen freueten sich, und sein Herz freuete sich noch mehr; denn was ward er gewahr? Dass er nun wirklich mitten in dem Pfannkuchenberg war und dass der alte Valentin nicht gelogen hatte. Denn er war nun in einem Zimmer, worin ein Bett und ein Tisch und eine Bank war, fast wie in seines Vaters Hause; nur alles netter und zierlicher. Und das Zimmer war ringsumher gar herrlich geschmueckt und verhangen. Da waren die Waende mit gebratenen Gaensen und Enten und Huehnern und Schnepfen und Rebhuehnern und Wachteln und Krametsvoegeln wie mit den schoensten Tapeten in der buntesten Mannigfaltigkeit verziert und mit Hasen und Hirschen und Rehen in Menge, und die schoensten Schuesseln und Teller und Messer und Gabeln hingen dabei. Das war die eine Seite. Und die andere Seite war mit Kuchen ausgeschmueckt und mit Zuckerwerk und Marzipan und mit koestlichen Fruechten, Pfirsichen, Aprikosen, Apfelsinen, Weintrauben, Aepfeln, Birnen, Pflaumen, Nuessen und was Zunge und Zahn sich in ihrer Luesternheit nur wuenschen moegen zu schluerfen und zu beissen. Und an den beiden schmaleren Enden des Zimmers standen bluehende Baeume und Baeume voll Fruechte, und unter den Baeumen liefen je zwei Quellen heraus: an dem einen Ende war eine Wasserquelle und eine Milchquelle, und an dem andern Ende war eine Bierquelle und eine Weinquelle. Klas kuemmerte sich um zwei Quellen gar wenig, nemlich um die Wasserquelle und die Bierquelle sondern gebrauchte allein die Milchquelle und die Weinquelle. Dieses ganze Zimmer war ein Wunder, aber das groesste Wunder daran war, dass jeder verzehrte Braten und jede verschlungene Birne oder Traube gleich wieder an derselben Stelle wuchs, wo er sie weggerissen hatte, und dass die Milchquelle und Weinquelle nie versiegten. Ja ich glaube, ein ganzes Heer Reiter und Fussvolk haette in dem Pfannkuchenberge ein Jahrtausend essen und trinken koennen, und es waere nicht all geworden. Und unser Klas ass und trank wie ein Kerl, ja er ass und trank uebermaessig, und es bekam ihm doch nicht uebel. Das geschah ihm aber immer, dass er sogleich nach dem Essen und Trinken einschlief, so dass man fast sagen mag, er that nichts anderes als essen, trinken und schlafen. Er wachte aber etwa fuenfmal des Tages auf, und dann ass und trank er jedesmal tuechtig; die Naechte durch aber schlief er immer in Einem fort vom Abend bis zum Morgen, ohne dass er je erwachte. Weil dies nun sein Leben war und sein daemmerndes Zimmer ihn an nichts erinnerte, was er dort oben auf der Erde erlebt und gesehen hatte, so verschwand ihm das Vergangene fast ganz aus dem Gedaechtnisse. Nur seines Vaters Peter gedachte er zuweilen und des treuen Valentins und des freundlichen alten Schulmeisters; aber das war ihm auch nur wie ein Traum. Das aber hielt er von goettlichen und heiligen Dingen und Gewohnheiten fest, dass er jedesmal, ehe er ass, sich kreuzete und die Haende faltete und betete. Er konnte aber nur Ein Gebet, das nicht sehr lang war, und hiess: Fuerchte Gott, Liebes Kind, Gott der Herr Sieht und weiss Alle Dinge. Dies Gebet betete er immer sehr andaechtig. Seine Schlafstunden bei Tage und auch die Nacht, wo er im Bette lag, waren ein ewiger Traum, und zwar ein sehr bunter und lustiger Traum, wo alle Valentinische Geschichten und Maehrchen wunderbar aufblueheten und wieder tausend andere Geschichten und Maehrchen gebahren, wo er immer mitten drinnen war und ungeheure Thaten vollbrachte, Drachen und Riesen erschlug eiserne und diamantene Thore zersprengte Prinzessinnen befreiete und endlich Koenig ward. Klas verlebte auf diese Weise, ohne dass er wusste, wie ihm geschah, in seinem Pfannkuchenberge ein ganz vergnuegtes und lustiges Leben. Es war aber in dem Traume jemand da, der ihm die Geschichten erzaehlte oder vormachte. Dies war nicht Valentin sondern seine verstorbene Grossmutter, die er in seinen fruehesten Kinderjahren noch in seines Vaters Hause gesehen hatte. Diese schien dann zu seinen Haeuptern zu stehen oder auf den Knien vor ihm zu liegen und ueber ihm zu beten, und erzaehlte ihm zuletzt immer Geschichten. So hat er es in spaeteren Jahren oft mit tiefer Bewegung erzaehlt und gemeint, wenn etwas Gutes aus ihm geworden, so verdanke er es den stillen Gebeten dieses frommen und von Gott erloeseten Geistes, der seinen Irrthum, womit er in den Berg hinabgesprungen, zum Guten gewendet habe. So waren ihm fuenf Jahre vergangen wie Ein Tag, und essend und trinkend war er immer tiefer hinabgesunken, und das Zimmer hatte sich mit ihm gesenkt. Und er hatte sich gluecklich durch den zauberischen Berg gefressen; denn durchfressen musste sich, wer hineinsprang, hatte Valentin gesagt, anders konnte er nimmer aus dem Berge erloest werden. Wie viel er aber in dieser langen Zeit gegessen und getrunken hat, wer will das wohl ausrechnen? Gewiss ist es aber nicht weniger gewesen, als zehen der unverdrossensten Esser und Trinker nur haetten bezwingen koennen. Auch war es nicht verloren an ihm sondern er war ein gar starker und reisiger Juengling geworden. Davon wusste er aber nichts, denn er hatte niemand, an dem er's haette versuchen koennen, auch war kein Spiegel in seinem Zimmer, der es ihm haette verrathen koennen. Als nun die fuenf Jahre um waren und Klas sich unten bis an den Rand durchgefressen hatte, und nun wieder herausfallen sollte auf die Erde, damit sein Schicksal erfuellet wuerde, fiel er in einen tiefen Schlaf, und ihm traeumte ein sonderbarerer Traum, als er je gehabt hatte. Die alte weise Frau nehmlich, die immer bei ihm sass und ihm Geschichten erzaehlte und aussah wie seine selige Grossmutter, schien ihm sehr traurig und gebehrdete sich, als wenn sie Abschied von ihm nehmen wollte, ja sie sagte es ihm. Und es daeuchte ihm, als wenn sie sehr bruenstig und mit vielen Thraenen ueber ihm betete und ihn dann aus dem Bette nahm und ihn wusch, wie man ein kleines Kind waescht, bis er weiss ward wie ein Schwan, und als wenn sie ihm dann ein weisses Hemd anzog und einen sehr zierlichen neuen Rock und neue Schuhe und Struempfe, und dann verschwand. Und auch ihm schien sehr traurig zu seyn in seinem Herzen. Und dies war wirklich kein Traum gewesen sondern er war drinnen rein gewaschen worden und neu gekleidet vom Haupt bis zu den Fuessen, und so war er im Traum aus dem Berge herausgefallen. Er hatte es aber nicht gemerkt sondern diese Wundergeschichte verschlafen. Weil Klas Avenstaken nun wieder auf der Erde erscheinen soll, so muss ich erzaehlen, wie es die fuenf Jahre, wo er im Pfannkuchenberge lebte, in seines Vaters Hause gegangen war. Es hatte sich dort seit seinem Verschwinden nichts Ungewoehnliches begeben, sie lebten gottlob noch alle, die Altern und die Geschwister, und seine mitternaechtliche Pfannkuchenbergfahrt war wirklich das einzige Ausserordentliche gewesen, was das Haus in so langer Zeit erlitten hatte. Es war lange Trauer um ihn gewesen, besonders in dem Herzen seines Vaters, der es sich aber nicht merken liess, auch in dem alten ehrlichen Valentin, den die Mutter ueberdies wegen seiner Geschichten noch viel ausgescholten hatte. Es war aber seit jener Zeit alle Freude von ihm gewichen und kein Maehrchen mehr ueber seine Lippen geklungen, und der alte Mann, der sonst so munter und scherzhaft war, war fast stumm und graemlich geworden. Auch hatte er aus dem Hause und dem Dienst weggewollt, Peter aber in seiner Gutmuethigkeit hatte es nicht zugelassen, und gesprochen: hat der Valentin so grosses Leid mit uns erfahren, so soll er nun auch das bischen Brod mit uns essen bis an sein Lebensende. Von Klas ward uebrigens fast nicht mehr gesprochen oder doch nur leise gefluestert; die meisten Leute und auch seine Mutter meinten, die boesen Geister seyen mit ihm abgefahren und das Knaeblein werde in diesem Leben nicht wiederkommen. Nur Valentin und Peter sprachen zuweilen unter sich noch von dem Knaben, den sie beide so lieb gehabt hatten, und hegten verschwiegen die Hoffnung, er koenne doch noch wohl mal wiederkommen. Die beiden glaubten auch an die Geschichten, die sie so gern erzaehlten oder erzaehlen hoerten. Und siehe! ihre Hoffnung betrog sie nicht; denn Klas kam wirklich wieder. Nun muss ich erzaehlen, wie dies geschehen ist. Weil Wunder immer auf das wunderbarste geschehen, so begab es sich, dass Klas gerade auf derselben Stelle, wo er einst versunken, aus dem Pfannkuchenberge wieder in diese Welt hineingefallen war. Das konnte nun doch nicht anders geschehen, als dass der Pfannkuchenberg sich umgekehrt hat, und dass die ganze Welt sich mit ihm umgekehrt hat. Eines von beiden musste geschehen seyn, und weil es so war, deswegen heisst es ein Wunder; denn ein Wunder ist, was jeder Mensch wohl wissen aber doch kein Mensch begreifen kann. Kurz und gut, als Klas erwachte, lag er nicht in seinen weichen Betten sondern im gruenen Grase und sah seine wohlbekannte Buche wieder und den hohen Berg, worauf er so oft die Rinder getrieben hatte, und den ganzen Wald und das Feld drunten, und die Doerfer und ihre Kirchthuerme kamen ihm wieder wie alte Bekannte vor, jene fuenf im Pfannkuchenberge verlebten Jahre aber waren ihm wie ein Traum, und es war ihm nicht anders, als sey nur eine Nacht vergangen zwischen dem Abend, wo seine Brueder und Gesellen von ihm liefen, und diesem Morgen, wo die Lerchen der Erde ihn wieder wach sangen. Es war aber ein sehr schoener Fruehlingstag, als er sich durchgefressen hatte und wieder aus dem Berge fiel. Klas lag nicht lange im Grase und gaffte, sondern er machte sich bald auf und lief geschwinde durch den Wald und ueber das Feld grad auf seines Vaters Haus zu. Und er fand, als er in die Stube trat, seine Aeltern und Geschwister und den Valentin alle um den Tisch stehend, die eben die Haende zum Gebet gefaltet hatten; denn sie wollten fruehstuecken. So trat er unter sie. Er war aber sehr gross und schoen, beinahe eines halben Kopfes hoeher als Peter, der auch kein kleiner Mann war, und er hatte schoene neue Kleider an. Und deswegen sahen sie alle auf und verneigten sich vor ihm, denn sie meinten, er sey ein Fremder. Er aber fiel Vater und Mutter und Schwestern und Bruedern um den Hals und herzte und kuesste sie, und sagte: ich bin Klas und bin wieder aus dem Pfannkuchenberge gekommen; und auch den alten Valentin, seinen sehr lieben Freund, kuesste er recht herzlich. Und sie erkannten ihn nun wieder an manchen Zeichen, und erstaunten sehr und freueten sich, dass er so gross und huebsch geworden. Als nun aber das erste Erstaunen vorbei war, da wollten alle wissen, wie es ihm gegangen war in den fuenf Jahren und drei Monaten, die er weg gewesen; und das ganze Dorf war herbeigelaufen, dass sie Klas Avenstaken saehen, und das erste Wort war immer: Nun lieber Klas, erzaehle uns, wie ist es ergangen? und wie sieht es in dem Pfannkuchenberge aus? Er wusste ihnen aber nicht viel zu sagen, sondern es kam alles dunkel heraus wie Traeume und Gespenstergeschichten; so dass einige ihn mit erschrockenen Augen anguckten, als sey es nicht geheuer mit ihm und als treiben schlimme Geister in ihm ihr Spiel, andere wohl hie und da fluesterten: der Klas luegt, er ist nicht in dem Pfannkuchenberge gewesen, er ist von seinen Aeltern gelaufen und ist nun wiedergekommen, und der schlaue Schulze hat die ganze Geschichte erfunden, dass er seine Schlappe bemaentele. Die meisten indessen hatten Glauben zu dem Abentheuer und fanden recht grossen Gefallen an der Erzaehlung, wie sein Zimmer mit Braten, Kuchen und Fruechten tapeziert gewesen, und wie der Milchborn und Weinborn immer im Flusse gewesen: und das glaubten sie wohl, denn sie sahen seinen starken und schoenen Gliedern und seinen rosenrothen Wangen und funkelnden Augen wohl an, dass er die Zeit nicht gehungert hatte. Seine Mutter aber war die erste, die ihn voll Ungeduld nach den Saecken mit goldenen Dukaten fragte und ob er keine mitgebracht habe? Als er nun antwortete, da muesse der Valentin sich in der Geschichte versprochen haben, denn von Gold und Silber habe er in dem Pfannkuchenberge auch kein Proebchen gesehen, da kopfschuettelte sie und meinte, er habe die fuenf Jahre eben so gut zu Hause bleiben und die Wirthschaft mehren und an ihrem Tische essen koennen: denn was helfe es ihm nun, dass er Fasanen und Waldschnepfen gegessen und den koestlichsten Wein geschluerft habe? ohne Geld, moege er sich nur nicht einbilden, dass ein Mensch Koenig werden koenne, was der einfaeltige Valentin ihm vorgefabelt habe. Denn Valentin bekam bei Gelegenheit immer sein Seitenhiebchen mit ab. Und soll ich nun die Wahrheit sagen, so lautet sie so: Die ersten Tage waren die Leute im Dorfe ausser sich ueber Klas und stuermten Peters Haus fast, die ersten Wochen verwunderten sie sich sehr, die ersten Monate sprachen sie viel davon, und nach einem Jahre war die Geschichte von den meisten schon wieder vergessen. Die aber immer noch viel von der Geschichte sprachen, das waren die jungen Dirnen, denn ihnen gefiel Klas ueber alle Maassen, und wo sie es sagen durften, riefen sie fast einstimmig: Klas Avenstaken ist doch der schoenste Junge im Dorfe. Klas war in seinem achtzehnten Jahre und fand sich wieder auf der Welt, wie er wohl wusste. Er machte sich ruestig an die Arbeit, denn dazu hatte er Sehnen und Knochen, und ging mit seinem Vater pfluegen und saeen, Steine brechen und Holz hauen, Gras und Korn maehen, und that all sein Werk still und bescheiden und schaffte so viel als drei andere. Und der Vater hatte ihn immer sehr lieb und auch der alte Valentin freute sich an ihm. Auch die Mutter freute sich seiner schoenen Jugend und Gestalt, was Muetter und Weiber nicht lassen koennen, und schmunzelte oft, wenn die Nachbarinnen ihn wegen seiner Schoene lobten; aber im Ganzen war er ihr doch nicht zu Sinn und daeuchte ihr zu still und zu einfaeltig und nicht so geschickt und anstellig, als ihre andern Kinder. Und wirklich viele Worte konnte Klas nicht machen, ja er war viel stiller geworden, denn er als Knabe gewesen; auch hatte er in den fuenf Jahren, die er in dem Berge gesessen, gar nichts zugelernt sondern schier alles vergessen, was er aus der Schule mitgebracht hatte; so dass er nichts weiter wusste als sein einziges kurzes Gebetchen. Doch wusste die Greth mit Grunde nichts auf ihn zu sagen: er war gehorsam und demuethig in aller Arbeit, ging fleissig mit andern Christen zur Kirche und hielt alle heiligen Tage und Feste sittiglich und andaechtiglich mit, und hatte bei jedermaenniglich Liebe und ein gutes Geruecht. Das Einzige, was sie an ihm tadelte und mit Recht tadeln konnte, war, dass er abendlich und naechtlich viel ausser dem Hause war. Denn das konnte er nicht lassen, besonders an Sonntagen und Festtagen. So wie die Sonne unterging, musste er in Feld und Wald spazieren, und oft besuchte er dann auch den Berg, wo er sein Abentheuer gehabt hatte, und sass unter der gruenen Buche und traeumte die lustigsten Traeume des Pfannkuchenberges noch einmal und kam gewoehnlich stummer und in sich gekehrter zu Hause, als er ausgegangen. Wenn Greth ihn nun darueber auch nicht schalt, so musste es der Peter entgelten, wenn er den Klas lobte. Sie brummte dann wohl fuer sich hin: ja was ist denn dein Klas? was hat ihm die ganze Bergfahrt gefrommt, wovon man so viel Geschrei macht? Reicher ist er nicht geworden, klueger wahrhaftig auch nicht, unser Speck und Brod haette ihn eben so stark machen koennen, und er haette uns noch Geld dazu verdient. Er ist als der bloede und stumme Dickkopf wiedergekommen, als welcher er weglief. Dein Klas ist der Klas geblieben. Solche Reden musste Peter oft hoeren und verschlucken, und graemte sich und durfte kein Wort dazu sagen. Doch in seinem Herzen daeuchte es ihm alles anders, und er und Valentin liessen den Gedanken nicht fahren, der Klas muesse noch ein rechter Bidermann werden. So waren wieder drittehalb Jahre vergangen und Klas war an Schenkeln und Schultern noch staerker und wo moeglich noch schoener geworden, und fuellte sein zwanzigstes Jahr. Da begab sich, was sich begeben sollte, damit er aus dem Bauerkittel herauskaeme und zu den hohen Ehren gelangte, wozu Gott ihn hatte gebohren werden lassen. Er war mit seinem Vater in den Wald gegangen Holz zu faellen. Sie hieben an zwei verschiedenen Seiten einige hundert Schritt von einander, so dass sie nur den Schall ihrer Aexte hoeren konnten und nichts weiter. So mogten sie wohl einige Stunden gearbeitet haben, als Klas mit Einem Male von der Stelle her, wo Peter hieb, ein klagendes Aechzen hoerte. Er liess seine Arbeit und lief sporenstreichs hin und sah, wie vier Maenner in gruenen Roecken seinem Vater die Haende auf den Ruecken gebunden hatten und ihn mit Pruegeln forttrieben. Da ergrimmte er, sprang hinzu, riss die Bande los, stiess die Maenner weg und fragte sie, aus welcher Macht sie das thaeten. Sie antworteten ihm, er komme in guter Stunde, und ihm werde bald dasselbe geschehen; denn sie beide seyen Holzdiebe und hauen nicht auf ihrem Grunde sondern es sey des gnaedigen Herrn Wald. Es waren aber diese Viere Jaeger des Grafen, dem das Land gehoerte, doch war der Wald, wo Peter und Klas Holz faellten, nicht des Grafen eigener Wald sondern eine Almend des Dorfes Duemmelshusen. Und sie wortwechselten noch viel mit einander; als die Jaeger sich aber unterstanden den Alten wieder zu binden und auch den Klas binden wollten, da kam der Zorn ueber ihn und er rief mit gewaltiger Stimme Grad doer! und hieb mit der Axt um sich, und hieb sie alle vier nieder, dass auch kein Lebenszeichen in ihnen blieb. Seinen Vater aber troestete er des Schimpfes, und ging mit ihm zu Hause, wo er jedermann offen erzaehlte, was sich zwischen ihm und den Jaegern des Grafen im Walde begeben hatte. Es ward ihm und seinem Vater aber nicht so geglaubt, sondern es hiess, er habe die Jaeger gewaltsam angegriffen und gefaellt. Und der Graf sandte viele hundert Mann mit Spiessen und Stangen nach Duemmelshusen, dass sie den Klas einfingen und ins Gefaengniss fuehrten. Und Klas entwich nicht, wiewohl er es gekonnt haette, und weigerte und wehrte sich nicht, sondern liess sich ruhig wegfuehren. Denn er sprach bei sich: Der Obrigkeit soll man gehorchen und unterthan seyn, und Gott wird Recht und Unschuld wohl ans Licht bringen. Und als er in die Stadt kam, wo der Graf wohnte, nahmen sie ihn und legten ihm Haende und Fuesse in Eisen wie einem Missethaeter und warfen ihn in ein dunkles Gefaengniss, wo weder Sonne noch Mond hineinschien, und hielten ein strenges Gericht ueber ihn und verdammten ihn zum Tode, als der des Landes Frieden gebrochen und schweren Mord begangen haette. Und alsbald liess der Graf, der ueber den Tod seiner Jaeger sehr erzuernt war, einen neuen Galgen bauen vor den Thoren der Stadt fuenfzig Ellen hoch, woran Klas Avenstaken gehaengt werden sollte. Und es waren viele tausend Menschen aus allen Enden herbeigelaufen den Tag, als er gehaengt werden sollte; denn sein Geruecht war weit erschollen wegen seiner Staerke und Schoenheit, auch hatten die Leute sich das Maehrchen von dem Pfannkuchenberge wieder erzaehlt und es mit vielen neuen Wundern vermehrt. Und als die Sonne des Morgens aufging, wo Klas als ein armer Suender sterben sollte, ward er aus dem Stadtthore hinausgefuehrt, und trug seine schweren Ketten so leicht, als waeren es Strohhalme gewesen, und schritt wohlgemuth und festen Angesichts daher; denn er hatte recht andaechtig gebetet und troestete sich Gottes, da er sich keiner schweren und freiwilligen Schuld bewusst war. Und der Juengling daeuchte den Leuten schoener als je und aller Augen flossen in Thraenen ueber dass ein so schoenes junges Blut sterben sollte; besonders aber jammerten die Weiber und Jungfrauen, deren Herz von Natur mitleidiger ist, und manche dachte wohl: koenntest du ihn vom Galgen loesen, du naehmest ihn gleich zum Mann und schaemtest dich nicht. Als aber Klas unter den Galgen gefuehrt ward und die Priester mit dem Kreuze in der Hand um ihn her standen und zu ihm sprachen und geistliche Lieder sangen und die Henker die Leiter und Stricke zurecht machten, da ward das Weinen ein lautes Schluchzen und Heulen und Schreien rings um das Hochgericht. Unter andern war auch eine schoene junge Frau da, welche sich durch den Haufen gedraengt hatte und dem Klas grade gegenueber stand, so dass sie ihm ins Gesicht schauen konnte. Diese rief so laut, dass alle Leute es hoerten und er es auch hoeren konnte: O thaete dieser doch nun den Schergen und Henkern, wie Simson den Philistern und zerbraeche seine Bande! Und Klas fiel die Geschichte von Simson aus der Schule wieder ein, und er dachte: versuchen kannst du es wohl, ob es Gottes Wille waere. Und er raffte seine Glieder zusammen und spannte seine Sehnen und rief voll Zorns Grad doer! und die eisernen Ketten sprangen, als waeren es Rohrseile gewesen, und er stuermte durch die Henker und Schergen und durch alles Volk hin und warf links und rechts alles mit den maechtigen Faeusten nieder. Das Volk aber jauchzte und schrie: Grad doer, Klas! und Klas lief wie ein Hirsch, der mit seinen Beinen spielt, ueber das Feld hin in den Wald, und die ihm zu Fuss und zu Pferde nachjagten, konnten ihn nicht einholen. Die Henker aber, ergrimmt, dass sie so ihre Beute verloren hatten, griffen die schoene junge Frau, die den simsonischen Wunsch ausgesprochen hatte, und meinten, sie koennten sie nun haengen. Aber das Volk schrie laut dagegen und die Priester schalten sie, da die Frau es ja nur aus menschlicher Barmherzigkeit mit einem armen Suender gesprochen habe, und der Graf, der auf das Getose und Getuemmel wegen Klasens Flucht herbeigekommen war, befahl, dass sie die Frau wieder frei liessen; und so geschah es. Es war aber ein gewaltiges Jauchzen und Frohlocken unter allem Volke, dass Klas so entronnen war; denn dass sie ihn wieder fangen wuerden, glaubten sie nicht. Auch fingen ihn nicht wieder, die ihm nachgejagt waren; ich glaube auch nicht, dass sie besonders grosse Lust gehabt hatten, sich an ihn zu machen. Denn sie hatten gehoert, wie er jenen vier Jaegern gethan hatte, und sie hatten eben gesehen, was seine Knochen und Sehnen vermogten und wie Schergen und Henker und alles Volk, das ihm im Wege stand, unter seinen Faeusten hingestuerzt waren. Auch in Duemmelshusen hoerten sie bald, was unter dem Galgen geschehen war, und freueten sich; und die Altern und Geschwister richteten sich wieder auf aus dem Elende und der Schmach, und Peter faltete die Haende und betete: Gott du bist gerecht, Klas ist kein Moerder, er hat sich fuer mich und sich nur ungerechter Gewalt erwehrt. Als Klas in den Wald gekommen war, wo keine offene Strassen waren, lief er nicht mehr sondern ging sachte und hoerte seine Jaeger und Verfolger ruhig um sich her tosen. Er hatte sich schon einen tuechtigen knotigen Ast von einer schmeidigen Eiche gebrochen und zurecht gemacht, und dachte: Lass sie nur kommen, zehen und zwanzig von ihnen thun mir's nicht, wenn Gott nicht wider mich ist. Sie laermten und toseten und getuemmelten aber gewaltig mit Hunden und Pferden durch den Wald, aber auf ihn stiess keiner; und er ging seines Weges fort, bis es Nacht ward. Da nahm er Herberge bei einem Koehler. So ging er noch einen Tag fort, da gelangte er auf das Blachfeld, das zwischen der Weser und Elbe hinstreicht bis ans Meer, und er dachte: hier musst du dich mehr in Acht nehmen, weil sie in hellen Haufen hinter dich her setzen koennen. Daher schlug er abgelegene Wege ein durch Waelder und Suempfe und kehrte meistens ein bei einsamen Leuten, bei Hirten, Koehlern und Muellern im Walde. Und als der fuenfte Tag anbrach, da sah er zum ersten Mal in seinem Leben das Meer und erstaunte ob der Gewalt und Pracht und fiel auf sein Angesicht und betete und dankte Gott, dass er ihm bis dahin geholfen hatte. Das wusste er aber noch nicht, was das Meer aus ihm machen sollte. Klas war an der Elbe angelangt in der Gegend, wo sie bald ins Meer faellt und sehr breit ist, und ging laengs ihrem Strande hin auf Schiffe zu, die er in der Ferne liegen sah. Es war eben die Zeit der Ebbe und der Strand gar flach. Er wusste aber nichts von Ebbe und Fluth; denn was wissen die Leute, die in Berg und Wald wohnen, vom Meer? Und er war einige Stunden am Strome so in Gedanken fortgeschlendert und hatte nicht gemerkt, dass das Wasser zunahm. Es fing aber die Fluth wieder an und wuchs bald mit so jaehlicher Gewalt, dass er in einem Augenblick rings mit Wasser umflossen war, das ihm bis ueber den Guertel stieg. Da lief er was er konnte den Schiffen zu, die nun nicht mehr fern waren, und stuetzte sich an einer langen Stange, die an ihm hinschwamm und die er ergriff. Aber das naechste Schiff, wozu er gelangte, lag auf der Tiefe, wohl zwanzig Schritt vom Lande. Und Klas nahm seine Stange und schwang sich daran empor und rief Grad doer! und schnellte sich fort und sprang ploetzlich mitten auf das Schiff hinab. Die Leute aber, die unten im Raum waren, erschracken ueber den Knall, den seine Fuesse gaben, und kamen auf das Verdeck herauf; denn es hatte geknallt, als haette das Gewitter eingeschlagen. Und sie erstaunten, als sie den grossen und stattlichen Mann mit der Stange darauf stehen sahen, und fragten ihn, ob er komme, als Freund oder Feind als Heide oder Christ. Als er ihnen bejahet hatte, dass er beides als Freund und als Christ komme, so schuettelten sie ihm alle nach einander die Hand, und bald brachte ihm einer eine grosse Schale voll Meth und hiess ihn trinken; und er trank, und jeder von ihnen trank der Reihe nach auch. Und das sollte ein Zeichen des Friedens und der Bruederschaft seyn. Es waren wohl fuenfzig Maenner auf dem Schiffe, starke grossgliedrige Gesellen, von wildem und rauhem Ansehen. Klas hatte in seinem Lande dergleichen nie gesehen und haette sie wohl fuer Raeuber und Unchristen gehalten, wenn an dem Maste nicht das Zeichen des Kreuzes eingehauen und die Flagge nicht wie ein Kreuz ausgeschnitten gewesen waere. Und sie waren allerdings Christen, aber Raeuber waren sie auch. Das sagten sie ihm bald unverholen, nachdem er ihnen einen Theil seiner Geschichte erzaehlt hatte und durch welche simsonische Kuehnheit er dem Galgen entlaufen war. Sie hatten ihn anfangs barsch angesehen, als ob sie ihm nicht traueten; aber die wilden Gesichter wurden immer freundlicher, je weiter er in seiner Erzaehlung vorschritt. Und als er geendigt hatte, trat derjenige unter ihnen zu ihm, der als der vornehmste aussah und in der That ihr Hauptmann war, schuettelte ihm die Hand, umhalste ihn und sprach: Willkommen Klas! solche Leute koennen wir brauchen, du sollst hinfort unser Stallbruder seyn auf Leben und Tod und Ehre und Beute mit uns theilen. Und der Hauptmann erzaehlte ihm, sie seyen friesische Maenner von den Inseln und Kuesten und leben meist vom Raube, den die See gebe und das Heidenland, aber Christen lassen sie unangetastet. Als Klas das Letzte hoerte, schlug er getrost ein und liess es sich gefallen mit ihnen zu ziehen, wiewohl sie ihm etwas greuliche Leute zu seyn daeuchten. Sie lagen noch wohl zehen Tage da vor Anker am Ufer des Stroms, weil der Wind aus Westen wehete, und Klas lernte sehr bald, wie man das Schiffsgeraeth und Ruder und Segel handhaben muss, denn er war sehr gewandt. Er ward nun auch gewaffnet nach Seeraeuberart; sie nannten sich aber nicht Seeraeuber sondern Meerfahrer oder Wikinger. Bald stand Klas in voller Wagenruestung wie ein Wikinger da. Er trug aber, wann er in voller Ruestung war, einen Kettenpanzer, einen eisernen Helm und einen runden Schild mit Buckeln, und fuehrte in der Rechten eine scharfe Streitaxt und an der linken Seite ein kurzes breites Schwerdt; Speere aber zum Werfen und Stangen zum Schlagen und Stossen lagen im Schiffe genug, die jeder auf seine Weise gebrauchen mogte, wann der Feind angriff. Auch hatte es maechtige Stahlbogen und Pfeile in Menge, und damit wusste Klas wohl umzugehen, weil er die letzten Jahre mit seinem Vater oft auf die Jagd ausgegangen war. Er spannte aber den staerksten Bogen so leicht, dass seine Gesellen erstaunten; denn selbst der Hauptmann, der unter ihnen fuer den staerksten galt, konnte ihn nur zuweilen aufziehen. Als er ihnen vollends den Sprung noch einmal machte, den er mit der Stange von dem Ufer auf das Schiff gethan hatte, da jauchzeten und frohlockten sie und meinten, dieser Kaempfer solle manchem Heiden noch wohl den Dampf* thun. -------------------------- * Dampf: Fall, Sturz von dem Worte Daempfen Niederschlagen. Schwed. daempa: niederschlagen, dimpa: niederfallen. -------------------------- Den zehnten Tag hatte der Sturm aus Westen abgewehet, und es blies ein frischer Suedost auf, und sie hisseten die Segel und liessen das Schiff auf die blaue Tiefe laufen gegen Westen und steuerten gegen die Inseln der Heiden hin. Und es gab manchen heissen Kampf zur See und an den Kuesten und manches Heidenschiff ward erstiegen und die Heiden wurden wie tolle Hunde erschlagen oder gefangen, und sie kamen mit reichem Gold und Silber heim und verkauften den Raub und die Gefangenen. Und Klas hatte sich schon einen Namen gemacht auf der See; denn wenn der Streit begann, rief er Grad doer! mit so gewaltiger Stimme, dass den Feinden sogleich der Muth entfiel und den Freunden wuchs und sie fast immer leichten Sieg gewannen. Und der Hauptmann, obgleich er dem Klas seine Staerke und seinen Kriegsruhm fast beneidete, hatte sich doch die Bitte der meisten seiner Leute gefallen lassen, dass sie auf dem Spiegel des Schiffes einen hohen Mann mit einer langen Stange machten, aus dessen Munde die goldenen Buchstaben Grad doer weheten. Und Graddoer ward das beruehmteste Schiff in der Nordsee und Ostsee und weithin in dem Nordwesten bei den Inseln der Heiden. Und es kamen die besten Kaempfer verliessen ihre Schiffe und traten zu dem Hauptmann des Graddoer ueber; und sechs Monate nach dem Tage wo Klas darauf gesprungen war, hatte er statt der fuenfzig Kaempfer wohl ueber zweihundert, und wuchs an Ehre und Furcht und Reichthum, dass es nicht zu beschreiben ist. Man kann nicht sagen, dass dieses wilde und unstaete Leben dem Klas sonderlich gefiel, aber er liess es sich gefallen. Das frische Element des Meers und die kuehnen Geister, die aus ihm brausen und wehen, behagten seiner Jugend wohl, und frische muthige Thaten erquickten ihm Seele und Leib, und Heiden bekaempfen und daempfen daeuchte ihm eben keine Suende, zumal da sie als arge und blutdurstige Raeuber die Inseln und Kuesten der Christen ueberfielen und auspluenderten und die Menschen als Sklaven wegfuehrten und in das fernste Elend verkauften, und da sie auch alle christliche Schiffe anfielen und verdarben, deren sie maechtig werden konnten. Er schien gegen solche in einem guten Streite zu streiten. Auch hat es nicht gar lange gewaehrt, so ist Klas Hauptmann des Schiffes Graddoer geworden. Sie waren im zweiten Jahr seiner Seefahrt aus Westen hinaufgesegelt hoch gegen Norden und landeten den vierzigsten Tag ihrer Fahrt nach manchem harten Strauss, den sie mit Feinden und Stuermen bestanden hatten, auf einer kleinen Heideninsel, die von einigen Hundert Menschen bewohnt war, welche in aermlichen Huetten wohnten und, wie es schien, von den Seevoegeln und Fischen lebten. Als sie ans Land stiegen, kamen diese ihnen friedlich und freundlich entgegen, trugen gebratene Fische in Schalen und hielten die Methkanne hin; Waffen aber trug kein einziger von ihnen. Da liess der Hauptmann aufblasen zum Angriffe, und ermahnte die Kaempfer mit schallendem Gelaechter, dass sie die Maenner niederhauen und mit den Weibern thun moegten, wie sie geluestete. Und sie ruesteten sich, jene Armen aber entflohen mit jammervollem Geheul zu ihren Huetten. Als nun die Maenner dem Hauptmann gehorsam anlaufen wollten, da sprang Klas ploetzlich vor, zueckte seine Axt und rief Halt! Zugleich entbloesste er sein Haupt vor dem Hauptmann und bat, ja flehete ihm, dass er so schwere Schuld nicht auf sich laden wolle und so heilloses und unchristliches Werk nicht ueben lasse gegen wehrlose Maenner und Weiber; denn wenn sie auch Heiden seyen und von dem lebendigen Gott und von dem Heilande und der Erloesung nichts wissen, so seyen die doch viel aergere Heiden, die solches thun koennten. Der Hauptmann aber hoerte ihn nicht an sondern ergrimmte und befahl den andern, dass sie Klas als einen Aufruehrer fingen und baenden. Klas aber staemmte sich auf seine Streitaxt, sah zornig um sich und sprach: wer wagt's?--und sie standen und keiner wagte es. Da befahl der Hauptmann zum zweiten Male, und es entstand Gemurmel unter dem Volke, und einige schritten vor, als wollten sie an Klas Haende legen. Klas aber ward nun von seinem Zorn und von seiner Macht gefasst und schrie Grad doer! und sprang mit seiner gezueckten Axt auf den Hauptmann, der vergebens seine Wehr aufhob, und spaltete ihm den Kopf mitten durch, und rief: Der ist bezahlt und hat seinen verdienten Lohn; wer ein Christ ist, her zu mir! Und ueber die Haelfte der Maenner traten zu ihm ueber, die andern aber ergrimmten um den erschlagenen Hauptmann und griffen zu den Waffen, als wollten sie seinen Tod raechen. Klas aber schrie abermal Grad doer! und sie standen wie vom Blitz in dem Boden festgeschlagen. Dann vermahnte er sie und die andern zum Frieden und belehrte sie, wie der Hauptmann Unmenschliches und Unchristliches befohlen habe, wie Christen geduldig, sanftmuethig und barmherzig seyn muessen und ihre Haende nicht mit unschuldigem Blut beflecken duerfen, und wenn es auch Heidenblut sey; denn Gott sey auch der Heiden Vater und Schoepfer. Und es liefen den eisernen Maennern, als sie die Worte hoerten, Thraenen ueber die rauhen Wangen und sie sprachen: Der Hauptmann ist durch Gott gefallen und durch dich, und riefen alle einstimmig: Klas du sollst unser Hauptmann seyn! Und er liess es sich gefallen und ward nun Hauptmann ueber zweihundert Maenner. Und es erschien bald, wie sie recht gethan hatten. Klas hatte das wilde und rohe Wesen, das bisher unter ihnen gegolten hatte, wohl nie geliebt noch selbst mitgemacht, aber er hatte es doch an den andern dulden muessen, wiewohl solche Graeuel von ihnen nie begangen waren, als der Hauptmann jetzt gegen die armen waffenlosen Menschen auf der Heideninsel befehlen wollte. Als er nun selbst Hauptmann geworden, fuehrte er eine recht strenge christliche Zucht ein und stiess ohne Erbarmen alles von seinem Schiffe aus, was sich ihr nicht fuegen wollte. Das war aber sein erstes Gesetz, dass ohne Gnade an dem Mastbaum baumeln musste, wer einen unbewehrten Mann mit dem Eisen verletzte oder ein Weib vergewaltigte. Er fuhr aber noch immer gegen die Heiden, saeuberte das Meer von ihren Raubschiffen und erloesete viele Christen aus der Gefangenschaft; auch hat er an vielen Orten, die sonst heidnisch waren, das heilige Kreuz als das Heil der Welt gepflanzt und durch seine Gerechtigkeit und Milde viele Heiden zum Christentum gefuehrt. Und sein Name ist so gewachsen, dass die tapfersten Maenner sich zu ihm gesellten und unter ihm auszogen und dass er im zweiten Jahre seiner Hauptmannschaft auf zwanzig Schiffen schon fuenftausend Kaempfer hatte. Denn seine Redlichkeit und Gottesfurcht war gross und seine Tapferkeit gefuerchtet und seine Staerke unueberwindlich; denn gegen den Hieb seiner Axt oder den Stoss seiner Stange hatte kein Schmied Schild und Panzer schmieden koennen. Als nun das vierte Jahr seiner Seefahrt und das zweite Jahr seiner Hauptmannschaft war, hatte er eine Fahrt nach Island gemacht, war aber durch einen gewaltigen Nordwind zurueckgetrieben und ward gegen die Ostkueste einer grossen Halbinsel verschlagen, welche Juetland heisset. Diese Halbinsel war zu jener Zeit halb heidnisch und halb christlich, und es hatte sich vor wenigen Monaten begeben, dass der Heidenkoenig den Christenkoenig geschlagen und erschlagen und alles Land ueberfahren hatte. Auch hatte er bald das Schloss des christlichen Koenigs und dessen Frau und Tochter, die darin waren, gewonnen. Die gefangene Koenigstochter war aber die schoenste Prinzessin in allen Landen weit und breit. Diese wollte der Heidenkoenig zwingen, dass sie sein Gemal werden und ihm das Koenigreich zubringen sollte, als habe er es mit gerechter Hand erworben. Und er dachte in seinem stolzen Sinn: sie wird thun und seyn wie andere Weiber und sich freuen, dass der Vornehmste bei ihr schlafen will und der Koenig im Lande ihr Mann heisst. Aber sie that und war ganz anders, und weigerte sich standhaft, und da er nicht abliess und zuletzt hochmuethig draeuete, da schalt sie ihn einen wilden Wuetherich und einen heidnischen Bluthund. Und er ergrimmte darueber so sehr, dass alle seine heissen Flammen ploetzlich erkaelteten, und er schwur, sie solle fuer die Schmach eines greulichen und quaalvollen Todes sterben. Und er liess einen grossen Scheiterhaufen aufthuermen auf offenem Felde unweit dem Schlosse, worin er die Prinzessin gefangen hatte; darauf sollte sie gleich einer gemeinen Missethaeterin verbrannt werden. Nun begab es sich durch Gottes Schickung, der dem Boesen nicht seinen Willen lassen wollte, dass Klas mit seinen meisten Schiffen aus Noth hier jenen Morgen grade landete, als die Hinrichtung der ungluecklichen Prinzessin geschehen sollte. Die Menge Menschen, die um das Schloss und an dem Strande und auf dem Felde rings herum toseten und wimmelten, der Schimmer und das Geklirr von Wagen und der Schall von Trommeln und Pauken machten ihn aufmerksam, und er erkundigte sich bei einem der Umstehenden, der ein Christ war, nach der Ursache des Gewimmels und Getuemmels der Menschen und der vielen Kriegsleute. Jener aber erzaehlte es ihm alles und wie die Prinzessin in einer halben Stunde werde herausgefuehrt und jaemmerlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden, und wie sie nicht zu erretten sey vor der heidnischen Wuth, denn der Heidenkoenig habe mehr als zehentausend Kriegsleute bei sich, die sie zum Feuertode geleiten sollen. Und der Mann fing an bitterlich zu weinen, als er den Jammer auserzaehlt hatte. Klas aber, als er alles so von ihm gehoert hatte, ward blutroth vor Mitleid und Zorn, und sprach zu dem Manne: Das verhuete Gott und mein gutes Eisen, dass die Prinzessin sterbe! Und er schrie Grad doer! dass das Ufer rings wiederhallete und antwortete. Und seine Krieger verstanden den Schrei, und in einigen Augenblicken standen sie versammelt um ihn wohl dreitausend an der Zahl. Und er rief ihnen zu: Auf Gesellen! frisch mit dem Gotte der Christen! wir wollen die Prinzessin und die Christen von den schnoeden Heiden erloesen. Sind ihrer zehentausend, so ist es euer Brauch, jeder wohl fuenf auf sich zu nehmen. Frischauf denn! Gott sieht das Herz an und nicht die Menge. So sprach er und schallte noch einmal Grad doer! drein, und riss sie wie ein Blitz mit sich fort grade auf den Scheiterhaufen hin in dem Augenblicke, als die Prinzessin, mit Schwerdtern und Spiessen umgeben, aus dem Thore herausgefuehrt ward. Und er liess das Bluthorn blasen, und die Heiden trompeteten gegen, und der Koenig hielt an ihrer Spitze und rief den Seinen zu: Frisch! Frisch! wie die See immer vom trockenen Lande zurueckfliessen muss, so werdet ihr diese elenden Seeraeuber in ihr Element zurueckspuelen. Und sie trafen hart auf einander, aber Klas und Graddoer waren den Heiden zu maechtig, und sie fielen vor ihm und seinen Wikingern, wie Haberstroh vor der Sichel faellt, wann es zu reif ist. Und als die andern Christen der Stadt und des Landes sahen, dass Klas die Oberhand bekam ueber die Heiden, da stuermten sie auch von allen Seiten auf sie; und in wenigen Stunden ward der Heidenkoenig nebst allem seinem Volke erschlagen bis auf einige wenige, die durch die Geschwindigkeit ihrer Pferde mit der Prinzessin in das Schloss zurueckgeflohen waren. Diese gaben wenige Stunden nach der Schlacht das Schloss und die Prinzessin auf um das Leben und den freien Abzug. Und Klas gestand es ihnen zu, weil ihrer so wenige waren, und liess sie in Frieden abziehen. Als Klas in das Schloss einzog, da war grosse Freude unter allem Christenvolke, dass Gott die Heiden so unter seiner Faust gedemuethigt und die Prinzessin vom Feuertode errettet hatte, und die alte Koenigin und die erloeste Prinzessin traten ihm an den Stufen des Schlosses entgegen und priesen sich gluecklich, dass sie durch einen solchen Mann befreit worden. Denn durch den Schlachtruf Grad doer hatten sie sogleich vernommen, welch ein Mann fuer sie gestritten. Und sie nahmen ihn an die Hand und fuehrten ihn die Stufen des Schlosses hinauf; er aber weigerte sich dessen und verneigte sich vor den koeniglichen Frauen tief bis zur Erde, wie es einem tapfern und ritterlichen Mann geziemt, und wollte hinter ihnen her treten. Sie aber wehrten ihm das, und die alte Koenigin sprach: wo ist eine Prinzessin in der Welt, die nicht die geehrteste wird, wenn ein solcher Mann und Held an ihrer Hand einher geht? Und er musste ihnen wohl gehorchen und nebst seinen Helden sich am Mahle mit ihnen erquicken und in dem Schlosse und der Burg Herberge nehmen. Die Koenigin hatte aber gleich bei sich bedacht, als sie Klas gesehen, und auch ihre Raethe hatten es ihr zugefluestert: wo waere ein Mann wie dieser, der das Christenthum hier emporbringen und das Heidenthum baendigen koennte? hat Gott uns diesen nicht wie ein Wunder durch den Sturm hergewehet und als den Koenig und Retter des Volkes gezeigt? Und sie hatte sich viele suesse Gedanken gemacht ueber ihre Tochter. Aber das verbarg sie noch in ihrem Herzen, und dachte: Gott wird es schon machen, wenn es gut ist. Und Gott machte es, damit erfuellet wuerde, was Valentin gesagt hatte: wer sich muthig durch den Pfannkuchenberg fresse, der werde einmal Koenig werden. Denn Klas war kaum einige Stunden in den Gemaechern des Schlosses, so fuehlte er sich in seinem ganzen Herzen wie umgekehrt, er fuehlte, dass er ein Weib gesehen hatte, von welcher seine Augen nicht wanken konnten. Die Prinzessin war auch gewiss die Allerschoenste, die zu ihrer Zeit auf der Welt lebte. Er fuehlte das mit Wohlgefallen, dass ihm das Herz zitterte; aber er bedachte zugleich, dass er der Sohn eines Dorfschulzen und sie eine Koenigstochter war, und schlug sich bei diesem Gedanken vor die Stirn und rief: Klas, Klas, wo willst du hin in deiner Thorheit? hier hilft dir dein Grad doer zu nichts. Denn Klas war bei allen seinen grossen Thaten immer seiner Jugend eingedenk geblieben und war immer herzlich demuethig und klein vor Gott, dem er allein alles beimaass; von seiner eigenen Ritterlichkeit und Schoenheit, die wohl die Herzen aller Weiber der Welt anlocken konnte, wusste er gar nichts. So brachte er, von den Reitzen der schoenen Prinzessin geblendet und verwundet, eine schlaflose kranke Nacht zu, und weil sein Wunsch ihm eine Unmoeglichkeit daeuchte, so beschloss er mit dem fruehen Morgen nebst seinen Gesellen wieder in die Schiffe zu gehen und seinen Kummer dem wilden Element des Wassers zur Heilung zu uebergeben, wenn Liebesflammen nur durch Wasser gekuehlt und geloescht werden koennten. Und als es kaum daemmerte und das Licht noch furchtsam durch die Vorhaenge in die Zimmer guckte, rief er seine Maenner auf, und es ward ein Laufen und Wimmeln im Schlosshofe, dass die Koenigin und die Prinzessin darob erwachten und mit Staunen und Schrecken vernahmen, dass Klas wieder auf seine Schiffe wolle. Und die alte Koenigin bedachte sich nicht lange, sie that, was sie thun musste, kleidete sich eilends an, warf ihren koeniglichen Mantel um, und trat zu Klas ins Zimmer, zu welchem sie folgende Worte sprach: Lieber Herr Klas, was ist das fuer eine Botschaft, die wir mit Schrecken hoeren? So willst du fort, und goennst uns nicht einmal das bischen traurige Zeit, dass wir dir wenigstens mit Worten danken koennen? So willst du uns verlassen? du willst das heilige Kreuz, du willst das Christenthum, du willst die Christen hier wieder verlassen, und sie wieder auf des Schwerdtes Spitze stellen? das Fuerstenkind willst du wieder verlassen, das du eben aus dem Feuer und Eisen der Heiden gerissen hast? Zwar liegt der Heidenkoenig erschlagen und sein Heer speiset die Raben; aber viele Heiden wohnen noch um uns und ueber uns, und er hat der reisigen Soehne und Neffen genug, welche kommen werden und seinen Tod raechen, wann du weg bist. Unser Koenig aber ist auch todt, unsre besten Maenner liegen auch erschlagen, und wir haben keinen Sohn, keinen Bruder, keinen Braeutigam, die das Scepter und das Schwerdt fuehren koennen in der Gefahr. Hat der Wind Gottes dich denn nur hieher gewehet, um uns desto herrlicher und groesser zu verderben? hat er dich nicht hergewehet, dass du diesen Christen ein Kriegsfuerst und Koenig gegen die Heiden, mir ein geliebter Sohn und der Prinzessin, meiner Tochter ein wuerdiger Gemal seyn sollst? Ja das hat er gewollt, und das will ich, darum bin ich so frueh aufgestanden, darum komme ich, darum bitte ich. Die Koenigin sprach diese Worte so gewaltig, dass sie alle Worte todt machten, die Klas haette antworten koennen. Er konnte nicht gehen; er konnte nicht sprechen, er konnte sich nur verneigen und erroethen und schweigen. Und dies that er auf seine Art, welche der Koenigin sehr gefiel; denn sie verstand, er werde mit den Schiffen nicht entfliehen, und also fuhr sie fort in ihrer Rede: Du hast es beantwortet, wie ein Ritter und Mann antworten soll, wann eine Frau solches zu ihm spricht. Und nun will ich kuenftig auch nichts mehr hoeren von dir, dass du in einer Bauerhuette und wir in Koenigsschloessern gebohren sind. Siehe Gott hat an dir grosse Zeichen gewiesen, dass er auch die Kleinsten gross machen kann, so wie er, wenn er will, Leben und Kronen gebohrner Koenige in den Staub legt; er hat dir solche Demuth und Tugend und Gewalt des Muthes und Glueckes gegeben, dass du ein Mann heissest unter den besten Maennern: dich hat die Ritterlichkeit Koenigen gleich gemacht und dein Grad doer! ist staerker als ein Heer. Und nun komm! Und sie nahm ihn an der Hand, und er war ihr still und gehorsam wie ein kleines Kind und liess sich von ihr fuehren, wohin sie wollte. Und die Koenigin fuehrte ihn in das Gemach ihrer Tochter der Prinzessin und legte die Haende der beiden zusammen und segnete sie ein. Und sie liessen es sich wohl gefallen, aber sprechen konnten sie kein Wort. Denn der Prinzessin war es nicht anderes gegangen als Klas; sobald sie ihn erblickt hatte, war es in ihr gewesen, als wollte es heraus klingen aus ihrer Brust: der ist der Mann, und kein anderer! Und wenn die Prinzessin die Allerschoenste heissen konnte, so mogte Klas wohl mit eben dem Rechte der Allerschoenste genannt werden. Und Klas blieb nun und die Schiffe lagen vor Anker in der Bucht und kein Auge gab auf die Winde Acht. Sie waren alle auf das Land gerichtet, niemand dachte an Segel und Taue und Ruder, sondern die Maenner schmueckten Sporen und Waffenroecke fuer die Hochzeit. Diese ward in wenigen Wochen mit grosser Herrlichkeit gefeiert, und die schoene Prinzessin nahm Klas Avenstaken zum Mann, der hinfort Koenig Klas von Juetland hiess. Und er wohnte manchen froehlichen Tag und manche schoene Nacht mit der Prinzessin in dem Schlosse. Es lag das Schloss aber in Suedjuetland, wo jetzt die Stadt Schlesswig steht. Aber er vergass sich in der Freude nicht in Laessigkeit, sondern ruestete sich eifrig zum Kriege gegen die Heiden, und sie ruesteten sich auch. Und es begann ein langer schwerer Kampf um die Herrschaft, bis sie endlich unterlagen und Klas Koenig war ueber die ganze grosse Halbinsel und ueber die Inseln umher. Und es war das Ende des zweiten Jahrs, nachdem er den Heidenkoenig erschlagen und die Prinzessin sich vermaehlt hatte, als er alles Land der Heiden unter sich bezwungen hatte bis an die Elbe und das Kreuz des Heils als Panier seiner Herrschaft allenthalben aufgerichtet hatte fuer die bunten Goetzen aus Stein und Holz--da stand Klas einmal diesseits am Ufer der Elbe, und es daeuchte ihm, als sehe er jenseits in der Ferne die Stelle, wo er mit der Stange einst auf das Schiff gesprungen war; und es war wirklich die Stelle, und er erkannte sie an drei Baeumen wieder, die auf einer Anhoehe hoch ueber das Gestade ragten. Und sein wunderbarer Lebenslauf wandelte ihm hier in Gedanken vorueber, und in Demuth fiel er auf die Erde nieder und betete und dankte Gott, dass er ihn aus so vielen Gefahren errettet und auf eine so ausserordentliche Weise zum Koenig und Herrn ueber Laender und Voelker gemacht hatte. Und er nannte die Stelle, wo er stand, Glueckstadt und bauete dort ein Schloss; und das Schloss und die Stadt steht von seiner Zeit bis auf diesen Tag. Klas war jetzt sechsundzwanzig Jahre alt, und es war das sechste Jahr seit jenem Morgen, wo er dem Galgen entlaufen war, woran er so unschuldig hatte hangen sollen. Und als er die Heiden bezwungen und das Land mit Schloessern und Burgen befriedet hatte, da dachte er in Sehnsucht und Liebe seiner alten Aeltern und seiner Geschwister und Freunde, und saeumte nicht lange, sondern trat die Reise an zu ihnen. Er nahm aber sein Gemal die Koenigin mit nebst tausend seiner Reisigen, damit er ein koenigliches Geleit haette, So zog er ueber die Elbe gegen Sueden. Und als sie vier Tage gezogen waren und der fuenfte Tag anbrach und sie nicht mehr fern waren von seiner Heimath, da hiess er die Reisigen zurueckbleiben und ritt mit seiner Koenigin voran und hatte nur einen Knappen bei sich. Und es war grade der Mittag des fuenften Tages und die Glocke schlug zwoelf, da ritten sie in Duemmelshusen ein und gradezu auf seines Vaters Haus. Sie liessen die Pferde aber im Dorfe laufen, was sie laufen konnten, damit die Leute, die sie sahen, sich nicht ueber sie besinnen noch es seinen Aeltern verrathen konnten. Und als sie vor Peter Avenstakens Hause anlangten, sprang der Koenig Klas rasch vom Pferde und rief lustig Grad doer! dass es durch das ganze Dorf erklang. Und Peter, der mit Frau und Kindern grade bei Tische sass, sprang heraus bei dem Worte und sah den Mann und die Frau mit den goldenen Kronen auf dem Kopfe. Er merkte aber sogleich, dass es sein Sohn war, und rief: Nun Gott sey Dank, dass du wieder da bist und ein Koenig geworden! Wir haben schon davon gehoert, sie haben es uns aber nicht glauben wollen, auch deine eigene Mutter hat es nicht glauben wollen; nur ich und Valentin haben es gleich geglaubt, denn wir beide wussten wohl, dass etwas Besonderes aus dir werden musste. Und er rief in der Freude ueberlaut: Valentin! Valentin! komm doch heraus, dass du siehest, was aus unserm Klas geworden ist! Und Valentin kam und die Mutter und alle Geschwister kamen, und es war ein Herzen und Kuessen, dass es kein Ende nehmen wollte. Und als der Koenig und die Koenigin hineingegangen waren und sich an der Aeltern Tisch gesetzt und mit ihnen gegessen und getrunken hatten in Demuth zu Gott und in Liebe zu ihnen, da uebernahm den alten Peter die Freude und er wusste nicht, was er sprechen sollte, er sprach aber vor Freuden fast zu viel. Und da hat er der Greth in die Ohren gefluestert, und es ist wohl nicht recht gewesen in solchem Augenblicke: Nun Greth, ist mein Klas der Klas geblieben? haette aus deinem Johannes wohl mehr werden koennen? Und Klas ist manchen Tag und manche Woche bei seinen Altern geblieben und hat froehlich mit ihnen gelebt, und hat sie und seine Geschwister und die Nachbarskinder reichlich beschenkt, den alten Valentin aber hat er mitgenommen und zu ihm gesprochen: Lieber Valentin, du sollst meinen Soehnen auch lustige und waidliche Geschichten erzaehlen, wie ein jeder tuechtiger Mensch mit Gottes Huelfe etwas werden kann, damit brave Maenner und Helden aus ihnen werden. Und Valentin ist gern mit ihm gezogen, denn er bildete sich auf Koenig Klas viel ein und dachte bei sich, er habe ihn eigentlich zum Koenige gemacht. Auch seinen juengsten Bruder hat der Koenig mitgenommen und seine juengste Schwester; und ist der Bruder ein Graf und die Schwester eine Graefin geworden und leben noch viele vornehme Leute in der Welt, die von ihnen herstammen. Das hat er sich aber ausbedungen vor der Abreise, dass, wenn der Vater stuerbe, ihm das Bauergut zufallen sollte, und hat es seinen Bruedern gleich um den zehnfachen Werth abgekauft. Und der Vater und die Brueder haben es ihm zugesagt und auch gehalten. Denn er sagte: Ich will einen meiner Soehne hinschicken, der soll ein Bauer werden und seine Kinder und Kindeskinder sollen Bauern bleiben; denn Bauern sind aelter und halten laenger aus als die Koenige. Und Koenig Klas ist wieder heimgegangen in sein Reich und hat noch manches liebe Jahr gluecklich mit seiner Koenigin gelebt und regiert und viele Soehne und Toechter mit ihr gezeugt, und haben viele grosse Koenige und Koeniginnen aus seinem Blute nach ihm geherrscht. Aber doch ist das glorreiche Geschlecht von Klas Avenstaken nun schon lange ausgestorben und ein anderer Stamm herrscht in den Landen, die ihn einst als Koenig verehrten. Aber seines Sohnes Konrad Geschlecht dauert noch bis diesen Tag. Dieser Konrad war sein juengster Sohn. Den that er alsbald nach seiner Geburt auf das Land zu einem Bauer und liess ihn baeuerlich leben und arbeiten und sandte ihn dann in das Land seiner Heimath in Westfalen nach Duemmelshusen, wo er ihn auf das Gut seines Vaters setzte. Und Konrad ist gross und stark geworden wie Koenig Klas, aber nicht so maechtig und herrlich vor der Welt, sondern ist als Dorfschulze gestorben, was sein Grossvater Peter auch gewesen. Und von diesem Konrad dem Koenigssohn stammen bis diesen Tag noch alle Avenstaken her, die als Bauern in Duemmelshusen und in der Gegend leben. Prinzessin Svanvithe Du hast wohl von der Sage gehoert, dass hier bei Garz, wo jetzt der Wall ueber dem See ist, vor vielen tausend Jahren ein grosses und schoenes Heidenschloss gewesen ist mit herrlichen Haeusern und Kirchen, worin sie ihre Goetzen gehabt und angebetet haben. Dieses Schloss haben vor langer, langer Zeit die Christen eingenommen, alle Helden totgeschlagen und ihre Kirchen umgeworfen und die Goetzen, die darin standen, mit Feuer verbrannt; und nun ist nichts mehr uebrig von all der grossen Herrlichkeit als der alte Wall und einige Leuschen, welche die Leute sich erzaehlen, besonders von dem Mann mit Helm und Panzer angetan, der auf dem weissen Schimmel oft ueber die Stadt und den See hinreitet. Einige, die ihn naechtlich gesehen haben, erzaehlen, es sei der alte Koenig des Schlosses, und er habe eine gueldene Krone auf. Das ist aber alles nichts. Dass es aber um Weihnachten und Johannis in der Nacht aus dem See klingt, als wenn Glocken in den Kirchen gelaeutet werden, das ist wahr, und viele Leute haben es gehoert, und auch mein Vater. Das ist eine Kirche, die in den See versunken ist, andere sagen, es ist der alte Goetzentempel. Das glaub' ich aber nicht; denn was sollten die Helden an christlichen Festtagen laeuten? Aber das Klingen und Laeuten im See ist dir gar nichts gegen das, was im Wall vorgeht, und davon will ich dir eine Geschichte erzaehlen. Da sitzt eine wunderschoene Prinzessin mit zu Felde geschlagenen Haaren und weinenden Augen und wartet auf den, der sie erloesen soll; und dies ist eine sehr traurige Geschichte. In jener alten Zeit, als das Garzer Heidenschloss von den Christen belagert ward und die drinnen in grossen Noeten waren, weil sie sehr gedraengt wurden, als schon manche Tuerme niedergeworfen waren und sie auch nicht recht mehr zu leben hatten und die armen Leute in der Stadt hin und wieder schon vor Hunger starben, da war drinnen ein alter, eisgrauer Mann, der Vater des Koenigs, der auf Ruegen regierte. Dieser alte Mann war so alt, dass er nicht recht mehr hoeren und sehen konnte; aber es war doch seine Lust, unter dem Golde und unter den Edelsteinen und Diamanten zu kramen, welche er und seine Vorfahren im Reiche gesammelt hatten und welche tief unter der Erde in einem schoenen, aus eitel Marmelsteinen und Kristallen gebauten Saale verwahrt wurden. Davon waren dort ganz grosse Haufen aufgeschuettet, viel groessere als die Roggen- und Gerstenhaufen, die auf deines Vaters Kornboden aufgeschuettet sind. Als nun das Schloss zu Garz von den Christen in der Belagerung so geaengstet ward und viele der tapfersten Maenner und auch der Koenig, des alten Mannes Sohn, in dem Streite auf den Waellen und vor den Toren der Stadt erschlagen waren, da wich der Alte nicht mehr aus der marmornen Kammer, sondern lag Tag und Nacht darin und hatte die Tueren und Treppen, die dahin fuehrten, dicht vermauern lassen; er aber wusste noch einen kleinen heimlichen Gang, der unter der Erde weglief, viele hundert Stufen tiefer als das Schloss, und jenseits des Sees einen Ausgang hatte, den kein Mensch wusste als er, und wo er hinausschluepfen und sich draussen bei den Menschen Speise und Trank kaufen konnte. Als nun das Schloss von den Christen erobert und zerstoert ward und die Maenner und Frauen im Schlosse getoetet und alle Haeuser und Kirchen verbrannt wurden, dass kein Stein auf dem andern blieb, da fielen die Tuerme und Mauern uebereinander, und die Tuere der Goldkammer ward gar verschuettet; auch blieb kein Mensch lebendig, der wusste, wo der tote Koenig seine Schaetze gehabt hatte. Der alte Koenig aber sass drunten bei seinen Haufen Goldes und hatte seinen heimlichen Gang offen und hat noch viele hundert Jahre gelebt, nachdem das Schloss zerstoert war; denn sie sagen, die Menschen, welche sich zu sehr an Silber und Gold haengen, koennen vom Leben nicht erloest werden und sterben nicht, wenn sie Gott auch noch so sehr um den Tod bitten. So lebte der alte, eisgraue Mann noch viele, viele Jahre und musste sein Gold bewachen, bis er ganz duerr und trocken ward wie ein Totengerippe. Da ist er denn gestorben und auch zur Strafe verwandelt worden und muss nun als ein schwarzer magerer Hund unter den Goldhaufen liegen und sie bewachen, wenn einer kommt und den Schatz holen will. Des Nachts aber zwischen zwoelf und ein Uhr, wann die Gespensterstunde ist, muss er noch immer rundgehen als ein altes graues Maennlein mit einer schwarzen Pudelmuetze auf dem Kopf und einem weissen Stock in der Hand. So haben die Leute ihn oft gesehen im Garzer Holze am Wege nach Poseritz; auch geht er zuweilen um den Kirchhof herum. Denn da sollen vor alters Heidengraeber gewesen sein, und die Helden haben immer viel Silber und Gold mit sich in die Erde genommen. Das will er holen, darum schleicht er dort, kann es aber nicht kriegen, denn er darf die geweihte Erde nicht beruehren. Das ist aber seine Strafe, dass er so rundlaufen muss, wann andere Leute in den Betten und Graebern schlafen, weil er so geizig gewesen ist. Nun begab es sich lange nach diesen Tagen, dass in Bergen ein Koenig von Ruegen wohnte, der hatte eine wunderschoene Tochter, die hiess Svanvithe; und sie war die schoenste Prinzessin weit und breit, und es kamen Koenige und Fuersten und Prinzen aus allen Landen, die um die schoene Prinzessin warben. Und der Koenig, ihr Herr Vater, wusste sich kaum zu lassen vor allen den Freiern und hatte zuletzt nicht Haeuser genug, dass er die Fremden beherbergte, noch Staelle, wohin sie und ihre Knappen und Staller ihre Pferde zoegen; auch gebrach es fast an Hafer im Lande und Raum fuer alle die Kutscher und Diener, die mit ihnen kamen, und war Ruegen so voll von Menschen, als es nie gewesen seit jenen Tagen. Und der Koenig waere froh gewesen, wenn die Prinzessin sich einen Mann genommen haette und die uebrigen Freier weggereist waeren. Das laesst sich aber bei den Koenigen nicht so leicht machen als bei andern Leuten, und muss da alles mit vieler Zierlichkeit und Langsamkeit hergehen. Die Prinzessin, nachdem sie wohl ein ganzes halbes Jahr in ihrer einsamen Kammer geblieben war und keinen Menschen gesehen, auch kein Sterbenswort gesagt hatte, fand endlich einen Prinzen, der ihr wohl gefiel, und den sie gern zum Mann haben wollte, und der Prinz gefiel auch dem alten Koenige, dass er ihn gern als Eidam wollte. Und sie hatten einander Ringe geschenkt, und war grosse Freude im ganzen Lande, dass die schoene Svanvithe Hochzeit halten sollte, und hatten alle Schneider und Schuster die Fuelle zu tun, die schoenen Kleider und Schuhe zu machen, die zur Hochzeit getragen werden sollten. Der verlobte Prinz aber und Svanvithens Braeutigam hiess Herr Peter von Daenemarken und war ein ueber die Massen feiner und stattlicher Mann, dass seinesgleichen wenige gesehen wurden. Da, als alles in lieblicher Hoffnung und Liebe gruenete und bluehete und die ganze Insel in Freuden stand und nur noch ein paar Tage bis zur Hochzeit waren, kam der Teufel und saeete sein Unkraut aus, und die Luft ward in Traurigkeit verwandelt. Es war naemlich allda an des Koenigs Hofe auch ein Prinz aus Polen, ein hinterlistiger und schlechter Herr, sonst schoen und ritterlich an Gestalt und Gebaerde. Dieser hatte manches Jahr um die Prinzessin gefreit und sie geplagt Tag und Nacht; sie hatte aber immer nein gesagt, denn sie mochte ihn nicht leiden. Als dieser polnische Prinz nun sah, dass es wirklich eine Hochzeit werden sollte und dass Herr Peter von Daenemarken zum Treuliebsten der schoenen Svanvithe erkoren war, sann er in seinem boesen Herzen auf arge Tuecke und wusste es durch seine Kuenste so zu stellen, dass der Koenig und alle Menschen glaubten, Svanvithe sei keine zuechtige Prinzessin und habe manche Naechte bei dem polnischen Prinzen geschlafen. Das glaubte auch Herr Peter und reiste ploetzlich weg; und der polnische Prinz war zuerst weggereist, und alle Koenige und Prinzen reisten weg. Und das Schloss des Koenigs in Bergen stand wuest und leer da, und alle Freude war mit weggezogen und alle Geiger und Pfeifer und alles Saitenspiel, die sich auf Turniere und Feste geruestet hatten. Und die Schande der armen Prinzessin klang ueber das ganze Land; ja in Schweden und Daenemark und Polen hoerten sie es, wie die Hochzeit sich zerschlagen hatte. Sie aber war gewiss unschuldig und rein wie ein Kind, das aus dem Mutterleibe kommt, und war es nichts als die greuliche Bosheit des verruchten polnischen Prinzen, den sie als Freier verschmaeht hatte. So ging es der armen Svanvithe, und der Koenig, ihr Vater, war einige Tage nach diesen Geschichten wie von Sinnen und wusste nicht von sich, und ihm war so zumute, dass er sich haette ein Leid antun koennen von wegen seiner Tochter und von wegen des Schimpfes, den sie auf das ganze koenigliche Haus gebracht hatte. Und als er sich besann und wieder zu sich kam und die ganze Schande bedachte, worein er geraten war durch seine Tochter, da ergrimmte er in seinem Herzen, und er liess die schoene Svanvithe holen und schlug sie hart und zerraufte ihr Haar und stiess sie dann von sich und befahl seinen Dienern, dass sie sie hinausfuehrten in ein verborgenes Gemach, dass seine Augen sie nimmer wiedersaehen. Darauf liess er in einen mit dichten Mauern eingeschlossenen und mit dunklen Baeumen beschatteten Garten hinter seinem Schlosse einen duestern Turm bauen, wo weder Sonne noch Mond hineinschien, da sperrte er die Prinzessin ein. Der Turm, den er hatte bauen lassen, war aber fest und dicht und hatte nur ein einziges kleines Loch in der Tuere, wodurch ein wenig Licht hineinfiel und wodurch der Prinzessin die Speise gereicht ward. Es war auch weder Bett noch Tisch oder Bank in dem traurigen Gefaengnis; auf harter Erde musste die liegen, die sonst auf Sammet und Seiden geschlafen hatte, und barfuss musste die gehen, die sonst in goldenen Schuhen geprangt hatte. Und Svanvithe haette sterben muessen vor Jammer, wenn sie nicht gewusst haette, dass sie unschuldig war, und wenn sie nicht zu Gott haette beten koennen. Sie aber war ein sehr junges Kind, als sie eingesperrt ward, erst sechzehn Jahre alt, schoen wie eine Rose und schlank und weiss wie eine Lilie, und die Menschen, die sie liebhatten, nannten sie nicht anders als des Koenigs Lilienstengelein. Und dieses suesse Lilienstengelein sollte so jaemmerlich verwelken in der kalten und einsamen Finsternis. Und sie hatte wohl drei Jahre so gesessen zwischen den kalten Steinen, und auch der alte Koenig war nicht mehr froh gewesen seit jenem Tage, als der polnische Prinz sie in die grosse Schande gebracht hatte, sondern sein Kopf war schneeweiss geworden vor Gram wie der Kopf einer Taube; aber vor den Leuten gebaerdete er sich stolz und aufgerichtet und tat, als wenn seine Tochter tot und lange begraben waere. Sie aber sass von der Welt ungewusst in ihrem Elende und troestete sich allein Gottes und dachte, dass er ihre Unschuld wohl einmal an den Tag bringen wuerde. Weil sie aber in ihren einsamen Trauerstunden Zeit genug hatte, hin und her zu denken, so fiel ihr die Sache ein von dem Koenigsschatze unter dem Garzer Walle, die sie in ihrer Kindheit oft gehoert hatte, und sie gedachte damit ihre Unschuld, und dass der polnische Prinz sie unter einem falschen Schein schaendlich belogen hatte, sonnenklar zu beweisen. Und als darauf ihr Waechter kam und ihr die Speise durch das Loch reichte, sprach sie zu ihm: "Lieber Waechter, gehe zu dem Koenige, meinem und deinem Herrn, und sage ihm, dass seine arme einzige Tochter ihn nur noch ein einziges Mal zu sehen und zu sprechen wuenscht in ihrem Leben und dass er ihr diese letzte Gunst nicht versagen mag." Und der Waechter sagte ja und lief und dachte bei sich: "Wenn der alte Koenig ihre Bitte nur erhoert!" Denn es jammerte ihn die arme Prinzessin unaussprechlich, und sie jammerte alle Menschen; denn sie war immer freundlich gewesen gegen jedermann, auch hatten die meisten von Anfang an geglaubt, dass sie faelschlich verklagt war und dass der polnische Prinz einen argen Luegenschein auf sie gebracht hatte; denn sie hatte sich immer aller Zucht und Jungfraeulichkeit beflissen vor jedermann. Und als ihr Waechter vor den Koenig trat und ihm die Bitte der Prinzessin anbrachte, da war der alte Herr sehr zornig und schalt ihn und drohete ihm, ihn selbst in den Turm zu werfen, wenn er den Namen der Prinzessin vor ihm je wieder ueber seine Lippen laufen lasse. Und der erschrockene Waechter ging weg. Der Koenig aber legte sich hin und schlief ein. Da soll er einen wunderbaren Traum gehabt haben, den kein Mensch zu deuten verstanden hat, und er ist frueh erwacht und sehr unruhig gewesen und hat viel an seine Tochter denken muessen, bis er zuletzt befohlen hat, dass man sie aus dem Turm heraufbraechte und vor ihn fuehrte. Als Svanvithe nun vor den Koenig trat, war sie bleich und mager, auch waren ihre Kleider und Schuhe schon abgerissen, und sie stand fast nackt und barfuss da und sah einer Bettlertochter aehnlicher als einer Koenigstochter. Und der alte Koenig ist bei ihrem Anblick blass geworden vor Jammer wie der Kalk an der Wand, aber sonst hat er sich nichts merken lassen. Und Svanvithe hat sich vor ihm verneigt und also zu ihm gesprochen: "Mein Koenig und Herr! Ich erscheine nur als eine arme Suenderin vor dir, als eine, die an der goettlichen Gnade und an dem Lichte des Himmels kein Recht mehr haben soll. Also hast du mich von deinem Angesicht verstossen und von allem Lebendigen weggesperrt. Ich beteure aber vor dir und vor Gott, dass ich unschuldig leide und dass der polnische Prinz aus eitel Tuecke und Arglist all den schlimmen Schein auf mich gebracht hat. Und nun hat Gott, der sich mein erbarmen will, mir einen Gedanken ins Herz gegeben, wodurch ich meine unbefleckte Jungfrauschaft beweisen und dich und mich und dein ganzes Reich zu Reichtum und Ehren bringen kann. Du weisst, es geht die Sage, unter dem alten Schlosswalle zu Garz, wo unsere heidnischen Ahnen weiland gewohnt haben, liege ein reicher Schatz vergraben. Diese Sage, die mir in meiner Kindheit oft erzaehlt ist, meldet ferner, dieser Schatz koenne nur von einer Prinzessin gehoben werden, die von jenen alten Koenigen herstamme und noch eine reine Jungfrau sei: wenn naemlich diese den Mut habe, in der Johannisnacht zwischen zwoelf und ein Uhr nackt und einsam diesen Wall zu ersteigen und darauf rueckwaerts so lange hin und her zu treten, bis es ihr gelinge, die Stelle zu treffen, wo die Tore und Treppen verschuettet sind, die zu der Schatzkammer hinabfuehren. Sobald sie diese mit ihren Fuessen beruehre, werde es sich unter ihr oeffnen, und sie werde sanft heruntersinken mitten in das Gold und koenne sich von den Herrlichkeiten dann auslesen, was sie wolle, und bei Sonnenaufgang wieder herausgehen. Was sie aber nicht tragen koenne, werde der alte Geist, der den Schatz bewacht, nebst seinen Gehilfen nachtragen. Hierauf habe ich nun meine Hoffnung eines neuen Glueckes gestellt, ob es mir etwa aufbluehen wolle; lass mich denn, Herr Koenig, mit Gott diese Probe machen. Ich bin ja doch einer Toten gleich, und ob ich hier begraben bin oder dort begraben werde, kann dir einerlei sein." Sie hatte die Gebaerde, als wolle sie noch mehr sagen; aber bei diesen Worten stockte sie und konnte nicht mehr, sondern schluchzete und weinte bitterlich. Der Koenig aber winkte dem Waechter leise zu, der sie hereingefuehrt hatte, und alsbald kamen Frauen und Dienerinnen herbei und trugen sie hinaus von dem Koenige weg in ein Seitengemach. Und nicht lange, so ward der Waechter wieder zu dem Koenige gerufen, und er brachte ihr Speise und Trank, dass sie sich staerkte und erquickte, und zugleich die Botschaft, dass der Koenig ihr die gebetene mitternaechtliche Fahrt erlaube. Bald trugen Dienerinnen ihr ein Bad herein nebst zierlichen Kleidern, dass sie sich bedecken konnte, denn sie war fast nackend. Und sie lebte nun wieder in Freuden, obgleich sie ganz einsam sass und gegen niemand den Mund auftat--auch den Dienern und Dienerinnen war das Sprechen zu ihr verboten, sie wussten auch nicht, wer sie war, noch wie sie in das Schloss gekommen, denn von denen, die sie kannten, ward niemand zu ihr gelassen denn allein der Waechter, der ihr immer die Speise gebracht hatte im Turme. Und ihre Schoene fing wieder an aufzubluehen, wie blass und elend sie auch aus dem Turm gekommen war; und alle, die sie sahen, entsetzten sich ueber ihre Huld und Lieblichkeit, und sie deuchte ihnen fast einem Engel gleich, der vom Himmel in das Schloss gekommen sei. Und als vierzig Tage vergangen waren und der Tag vor Johannis da war, da ging sie zu dem Koenige, ihrem Vater, ins Gemach und sagte ihm Lebewohl. Und der alte Herr neigte noch einmal wieder seinen weissen Kopf ueber sie und weinte sehr, und sie sank vor ihm hin und umfasste seine Knie und weinte noch mehr. Und darauf ging sie hinaus und verkleidete sich so, dass niemand sie fuer eine Prinzessin gehalten haette, und trat ihre Reise an. Die Reise war aber nicht weit von Bergen nach Garz, und sie ging in der Tracht eines Reiterbuben einher. Und in der Nacht, als es vom Garzer Kirchturm zwoelf geschlagen hatte, betrat sie einsam den Wall, tat ihre Kleider von sich, also dass sie da stand, wie Gott sie erschaffen hatte, und nahm eine Johannisrute in die Hand, womit sie hinter sich schlug. Und so tappte sie stumm und ruecklings fort, wie es geschehen musste. Und nicht lange war sie geschritten, so tat sich die Erde unter ihren Fuessen auf, und sie fiel sanft hinunter, und es war ihr, als wuerde sie in einem Traum hinabgewiegt; und sie fiel hinab in ein gar grosses und schoenes und von tausend Lichtern und Lampen erleuchtetes Gemach, dessen Waende von Marmor und diamantenen Spiegeln blitzten und dessen Boden ganz mit Gold und Silber und Edelsteinen beschuettet war, dass man kaum darauf gehen konnte. Sie aber sank so weich auf einen Goldhaufen herab, dass es ihr gar nicht weh tat. Und sie besah sich alle die blitzende Herrlichkeit in dem weiten Saale, wo die Schaetze und Kostbarkeiten ihrer Ahnherren von vielen Jahrhunderten gesammelt und aufgehaengt waren; und da sah sie in der hintersten Ecke in einem goldenen Lehnstuhl das kleine graue Maennchen sitzen, das ihr freundlich zunickte, als wolle es mit der Urenkelin sprechen. Sie aber sprach kein Wort zu ihm, sondern winkte ihm nur leise mit der Hand. Und auf ihren Wink hob der Geist sich hinweg und verschwand, und statt seiner kam eine lange Schar praechtig gekleideter Diener und Dienerinnen, welche sich in stummer Ehrfurcht hinter sie stellten, als erwarteten sie, was die Herrin befehlen wuerde. Svanvithe aber saeumte nicht lange, bedenkend, wie kurz die Mittsommersnacht ist, und sie nahm die Fuelle der Edelsteine und Diamanten und winkte den Dienern und Dienerinnen hinter ihr, dass sie ebenso taeten; auch diese fuellten Haende und Taschen und Zipfel und Geren der Kleider mit Gold und edlen Steinen und kostbaren Geschirren. Und noch ein Wink, und die lange Reihe wandelte, und die Prinzessin schritt voran der Treppe zu, als wenn sie herausgehen wollte; jene aber folgten ihr. Und schon hatte sie viele Stufen vollendet und sah schon das daemmernde Morgenlicht und hoerte schon den Lerchengesang und den Hahnenkrei, die den Tag verkuendeten--da ward es ihr bange, ob die Diener und Dienerinnen ihr auch nachtraeten mit den Schaetzen. Und sie sah sich um, und was erblickte sie? Sie sah den kleinen grauen Mann sich ploetzlich in einen grossen schwarzen Hund verwandeln, der mit, feurigem Rachen und funkelnden Augen gegen sie hinaufsprang. Und sie entsetzte sich sehr und rief: "Oh Herr je!" Und als sie das Wort ausgeschrien hatte, da schlug die Tuer ueber ihr mit lautem Knalle zu, und die Treppe versank, und die Diener und Dienerinnen verschwanden, und alle Lichter des Saales erloschen, und sie war wieder unten am Boden und konnte nicht heraus. Der alte Koenig aber, da sie nicht wiederkam, graemte sich sehr; denn er dachte, sie sei entweder umgekommen bei dem Hinabsteigen zu dem Schatze durch die Tuecke der boesen Geister, die unter der Erde ihre Gewalt haben, oder sie habe sich der Sache ueberhaupt nicht unterstanden und laufe nun wie eine arme, verlassene Streunerin durch die Welt. Und er lebte nur noch wenige Wochen nach ihrem Verschwinden; dann starb er und ward begraben. Der Prinzessin Svanvithe war dieses Unglueck aber geschehen, weil sie sich umgesehen hatte, als sie weggehen wollte, und weil sie gesprochen hatte. Denn ueber die Unterirdischen hat man keine Gewalt, wenn man sich umsieht oder spricht, sondern es geraet dann fast immer ungluecklich, wovon man viele Beispiele und Geschichten weiss. Und es waren viele Jahre vergangen, vielleicht hundert Jahre und mehr, und alle die Menschen waren gestorben und begraben, welche zu der Zeit des alten Koenigs und der schoenen Svanvithe gelebt hatten, und schon ward hie und da von ihnen erzaehlt wie von einem alten, alten, laengst verschollenen Maerchen; da hoerte man hin und wieder, die Prinzessin lebe noch und sitze unter dem Garzer Wall in der Schatzkammer und muesse nun mit dem alten, grauen Urgrossvater die Schaetze hueten helfen. Und kein Mensch weiss zu sagen, wie dies hier oben bekannt geworden ist. Vielleicht hat der kleine graue Mann, der zuzeiten rundgeht, es einem verraten, oder es hat es auch einer der hellsichtigen Menschen gesehen, die an hohen Festtagen in besonderen Stunden geboren sind und die das Gras und das Gold in der Erde wachsen sehen und mit ihren Augen durch die dicksten Berge und Mauern dringen koennen. Und es war viel erschollen von der Geschichte und von dem wundersamen Versinken der Prinzessin unter die Erde, und dass sie in der dunkeln Kammer sitze und noch lebe und einmal erloest werden solle. Sie kann aber, sagen sie, erloest werden, wenn einer es wagt, auf dieselbe Weise, wie sie einst in der Johannisnacht getan hat, in die verbotene Schatzkammer hinabzufallen. Dieser muss sich dann dreimal vor ihr verneigen, ihr einen Kuss geben, sie an die Hand fassen und sie still herausfuehren; denn kein Wort darf er beileibe nicht sprechen. Wer sie herausbringt, der wird mit ihr in Herrlichkeit und in Freuden leben und so viele Schaetze haben, dass er sich ein Koenigreich kaufen kann. Darin wird er dann fuenfzig Jahre als Koenig auf dem Throne sitzen und sie als seine Koenigin neben ihm, und werden gar liebliche Kinder zeugen; der kleine graue Spuk wird dann aber auf immer verschwinden, wann sie ihm die Schaetze weggehoben haben. Nun hat es wohl so kuehne und verwegene Prinzen und schoene Knaben gegeben, die mit der Johannisrute in der Hand zu ihr hinabgekommen sind; aber sie haben es immer in etwas versehen, und die Prinzessin ist noch nicht erloest. Ja, wenn das ein so leichtes Ding waere, wieviele wuerden Lust haben, eine so schoene Prinzessin zu freien und Koenige zu werden! Die Leute erzaehlen aber, der greuliche schwarze Hund ist an allem schuld; keiner hat es mit ihm aushalten koennen, sondern wenn sie ihn sehen, so muessen sie aufschreien, und dann schlaegt die Tuere zu, und die Treppe versinkt, und alles ist wieder vorbei. So sitzt denn die arme Svanvithe da in aller ihrer Unschuld und muss da unten frieren und das kalte Gold hueten, und Gott weiss, wann sie erloest werden wird. Sie sitzt da ueber Goldhaufen gebeugt; ihr langes Haar haengt ihr ueber die Schultern herab, und sie weint unaufhoerlich. Schon sitzen sechs junge Gesellen um sie herum, die auch mithueten muessen. Das sind die, denen die Erloesung nicht gelungen ist. Wem es aber gelingt, der heiratet die Prinzessin und bekommt den ganzen Schatz und befreit zugleich die andern armen Gefangenen. Sie sagen, der letzte ist vor zwanzig Jahren darin versunken, ein Schuhmachergesell, der Jochim Fritz hiess. Das war ein junges, schoenes Blut und ging immer viel auf dem Wall spazieren. Der ist mit einem Male verschwunden, und keiner hat gewusst, wo er gestoben und geflogen war, und seine Eltern und Freunde haben ihn in der ganzen Welt suchen lassen, aber nicht gefunden! Er mag nun auch wohl dasitzen bei den andern. Rattenkoenig Birlibi Ich will die Geschichte erzaehlen von dem Rattenkoenig Birlibi, eine Geschichte, die mir Balzer Tievs aus Preseke oft erzaehlt hat nebst vielen andern Geschichten. Balzer war ein Knecht, der auf meines Vaters Hofe diente, als ich acht, neun Jahre alt war, ein Mensch von schalkischen Einfaellen, der viele Geschichten und Maerchen wusste. Die Geschichte von dem Rattenkoenig Birlibi lautet also: In dem stralsundischen Dorfe Altenkamp, welches zwischen Garz und Putbus seitwaerts am Strande liegt, hat vormals ein reicher Bauer gelebt, der hiess Hans Burwitz. Das war ein ordentlicher, kluger Mann, dem alles, was er angriff, geriet, und der im ganzen Dorfe die beste Wehr hatte. Er hatte sechzehn Kuehe, vierzig Schafe, acht Pferde und zwei Fuellen auf dem Stalle und in den Koppeln, glatt wie die Aale und von so guter Zucht, dass seine Fuellen auf dem Berger Pferdemarkt immer zu acht bis zehn Pistolen das Stueck bezahlt wurden. Dazu hatte er sechs huebsche Kinder, Soehne und Toechter, und es ging ihm so wohl, dass die Leute ihn wohl den reichen Bauer zu Altenkamp zu nennen pflegten. Dieser Mann ist durch naechtliche Gaenge im Walde um all sein Vermoegen gekommen. Hans Burwitz war auch ein starker Jaeger, besonders hatte er eine treffliche Witterung auf Fuechse und Marder und war deswegen oft des Nachts im Walde, wo er seine Eisen gelegt hatte und auf den Fang lauerte. Da hat er im Dunkeln und im Zwielichte der Daemmerung und des Mondscheins manche Dinge gesehen und gehoert, die er nicht wiedererzaehlen mochte, wie denn im Walde des Nachts viel Wunderliches und Absonderliches vorgeht; aber die Geschichte von dem Rattenkoenig Birlibi hat man von ihm erfahren. Hans Burwitz hatte in seiner Kindheit oft von einem Rattenkoenig erzaehlen hoeren, der eine goldene Krone auf dem Kopfe trage und ueber alle Wiesel, Hamster, Ratten, Maeuse und anderes dergleichen Springinsfeldisches und leichtes Gesindel herrsche und ein gewaltiger Waldkoenig sei; aber er hatte nie daran glauben wollen. Manches liebe Jahr war er auch im Walde auf Fuchs- und Marderfang und Vogelstellerei rundgegangen und hatte vom Rattenkoenig auch nicht das mindeste weder gesehen noch gehoert. Da mochte der Rattenkoenig aber wohl in einer anderen Gegend sein Wesen getrieben haben. Denn er hat viele Schloesser in allen Laendern unter den Bergen und zieht beinahe jedes Jahr auf ein anderes Schloss, wo er sich mit seinen Hofherren und Hofdamen erlustigt. Denn er lebt wie ein sehr vornehmer Herr, und der Grossmogul und Koenig von Frankreich kann keine bessere Tage haben, und die Koenigin von Antiochien hat sie nicht gehabt, die ihr Vermoegen in Herzen von Paradiesvoegeln und Gehirnen von Nachtigallen aufgefressen hat. Und das glaube nur nicht, dass dieser Rattenkoenig und seine Freunde Nuesse und Weizenkoerner und Milch je an ihren Schnabel bringen; nein, Zucker und Marzipan ist ihr taegliches Essen, und suesser Wein ist ihr Getraenk, und leben besser als Koenig Salomon und Feldhauptmann Holofernes. Nun ging Hans Burwitz wieder einmal nach Mitternacht in den Wald und war auf der Fuchslauer. Da hoerte er aus der Ferne ein vielstimmiges und kreischendes Getoese, und immer klang mit heller Stimme heraus: Birlibi! Birlibi! Birlibi! Da erinnerte er sich des Maerchens vom Rattenkoenig Birlibi, das er oft gehoert hatte, und er dachte: "Willst mal hingehen und zusehen, was es ist!" Denn er war ein beherzter Mann, der auch in der stockfinstersten Nacht keine Furcht kannte. Und er war schon auf dem Sprunge zu gehen, da bedachte er das Sprichwort: "Bleib weg, wo du nichts zu tun hast, so behaeltst du deine Nase"; aber das Birlibi toente ihm nach, solange er im Walde war. Und die andere Nacht und die dritte Nacht war es wieder ebenso. Er aber liess sich nichts anfechten und sprach: "Lass den Teufel und sein Gesindel ihr tolles Wesen treiben, wie sie wollen! Sie koennen dem nichts tun, der sich nicht mit ihnen abgibt." Wollte Gott, Hans haette es immer so gehalten! Aber die vierte Nacht hat es ihn uebermaechtigt, und er ist wirklich in die boesen Stricke geraten. Es ist der Walpurgisabend gewesen, und seine Frau hat ihn gebeten, er moege diese Nacht nur nicht in den Wald gehen, denn es sei nicht geheuer, und alle Hexenmeister und Wettermacherinnen seien auf den Beinen, die koennen ihm was antun; denn in dieser Nacht, die das ganze hoellische Heer loslasse, sei schon mancher Christenmensch zu Schaden gekommen. Aber er hat sie ausgelacht und hat es eine weibische Furcht genannt und ist seines gewoehnlichen Weges in den Wald gegangen, als die andern zu Bett waren. Da ist ihm aber der Koenig Birlibi zu maechtig geworden. Anfangs war es diese Nacht im Walde eben wie die vorigen Naechte, es tosete und laermte von fern, und das Birlibi klang hell darunter; und was ueber seinem Kopfe durch die Wipfel der Baeume schwirrte und pfiff und rauschte, das kuemmerte Burwitz nicht viel, denn an Hexerei glaubte er gar nicht und sagte, es seien nur Nachtgeister, wovor dem Menschen graue, weil er sie nicht kenne, und allerlei Blendwerke und Gaukeleien der Finsternis, die dem nichts tun koennen, der keinen Glauben daran habe. Aber als es nun Mitternacht ward und die Glocke zwoelf geschlagen hatte, da kam ein ganz anderes Birlibi aus dem Walde hervor, dass Hansen die Haare auf dem Kopfe kribbelten und sauseten und er davonlaufen wollte. Aber die waren ihm zu geschwind, und er war bald mitten unter dem Haufen und konnte nicht mehr heraus. Denn als es zwoelf geschlagen hatte, toente der ganze Wald mit einem Male wie von Trommeln und Pauken und Pfeifen und Trompeten, und es war so hell darin, als ob er ploetzlich von vielen tausend Lampen und Kerzen erleuchtet worden waere. Es war aber diese Nacht das grosse Hauptfest des Rattenkoenigs, und alle seine Untertanen und Leute und Mannen und Vasallen waren zur Feier desselben aufgeboten. Und es schienen alle Baeume zu sausen und alle Buesche zu pfeifen und alle Felsen und Steine zu springen und zu tanzen, so dass Hansen entsetzlich bange ward; aber als er weglaufen wollte, verrannten ihm so viele Tiere den Weg, dass er nicht durchkommen konnte und sich ergeben musste, stehenzubleiben, wo er war. Es waren da die Fuechse und die Marder und die Iltisse und Wiesel und Siebenschlaefer und Murmeltiere und Hamster und Ratten und Maeuse in so zahlloser Menge, dass es schien, sie waren aus der ganzen Welt zu diesem Feste zusammengetrommelt. Sie liefen und sprangen und huepften und tanzten durcheinander, als ob sie toll waren; sie standen aber alle auf den Hinterfuessen, und mit den Vorderfuessen trugen sie gruene Zweige aus Maien und jubelten und toseten und heulten und kreischten und pfiffen jeder auf seine Weise. Kurz, es war das ganze leichte Diebsgesindel der Nacht beisammen und machten gar ein scheussliches Gelaeute und Gebimmel und Getuemmel durcheinander. In den Lueften ging es ebenso wild als auf der Erde; da flogen die Eulen und Kraehen und Kaeuze und Uhus und Fledermaeuse und Mistkaefer bunt durcheinander und verkuendigten mit ihren gellenden und kreischenden Kehlen und mit ihren summenden und schwirrenden Fluegeln die Freude des hohen Tages. Als Hans erschrocken und erstaunt sich mitten in dem Gewimmel und Geschwirr und Getoese befand und nicht wusste, wo aus noch ein, siehe, da leuchtete es mit einem Male heller auf, und nun sangen viele tausend Stimmen zugleich, dass es in fuerchterlich grauslicher Feierlichkeit durch den Walde schallte und Hansen das Herz im Leibe bebte: Macht auf! Macht auf! Macht auf die Pforten! Und wallet her von allen Orten! Geladen seid ihr allzugleich; Der Koenig ziehet durch sein Reich. Ich bin der grosse Rattenkoenig. Komm her zu mir, hast du zu wenig! Von Gold und Silber ist mein Haus, Das Geld mess' ich mit Scheffeln aus. So klang es im feierlichen und langsamen Gesange fort, und dann schallten immer wieder einzelne kreischende und gellende Stimmen mit widerlichem Laute darunter Birlibi! Birlibi! und die ganze Menge rief Birlibi! nach, dass es durch den Wald schallte. Und es war der Rattenkoenig, welcher einhergezogen kam. Er war ungeheuer gross wie ein Mastochs und sass auf einem goldenen Wagen und hatte eine goldene Krone auf dem Haupte und hielt ein goldenes Zepter in der Hand, und neben ihm sass seine Koenigin und hatte auch eine goldene Krone auf und war so fett, dass sie glaenzte; und sie hatten ihre langen kahlen Schwaenze hinter sich zusammengeschlungen und spielten damit, denn ihnen war sehr wohlig zumute. Und diese Schwaenze waren das Allerscheusslichste, was man da sah; aber der Koenig und die Koenigin waren auch scheusslich genug. Und der Wagen, worin sie sassen, ward von sechs magern Woelfen gezogen, die mit den Zaehnen fletschten, und zwei lange Kater standen als Heiducken hinten auf und hielten brennende Fackeln und miauten entsetzlich. Dem Rattenkoenig und der Rattenkoenigin war aber vor ihnen nicht bange; sie schienen hier zu gewaltige Herren und Koenige ueber alle zu sein. Es gingen auch zwoelf geschwinde Trommelschlaeger dem Wagen voran und trommelten. Das waren Hasen; die muessen die Trommel schlagen und andern Mut machen, weil sie selbst keinen haben. Hansen war schon bange genug gewesen; jetzt aber, als er den Rattenkoenig und die Rattenkoenigin und die Woelfe und Kater und Hasen so miteinander sah, da schauderte ihm die Haut auf dem ganzen Leibe, und sein sonst so tapferes Herz wollte fast verzagen, und er sprach bei sich: "Hier mag der Henker laenger bleiben, wo alles so wider die Natur geht! Ich habe auch wohl von Wundern gelesen und gehoert; aber sie gingen doch immer etwas natuerlich zu. Dass dies aber buntes Teufelsspiel ist und teuflisches Pack, sieht man wohl. Wer nur heraus waere!" Und Hans machte noch einen Versuch, sich heraus zu draengen; aber der Zug brauste immer frisch fort durch den Wald, und Hans musste mit. So ging es, bis sie an eine aeusserste Ecke des Waldes kamen. Da war ein offenes Feld und hielten viele hundert Wagen, die mit Speck und Fleisch und Korn und Nuessen und anderen Esswaren beladen waren. Einen jeden Wagen fuhr ein Bauer mit seinen Pferden, und die Bauern trugen die Saecke Korn und das Speck und die Schinken und Mettwuerste und was sie sonst geladen, hinab in den Wald, und als sie Hans Burwitz stehen sahen, riefen sie ihm zu: "Komm! Hilf auch tragen!" Und Hans ging hin und lud mit ab und trug mit ihnen; er war aber so verwirrt, dass er nicht wusste, was er tat. Es deuchte ihm aber in dem Zwielichte, als sehe er unter den Bauern bekannte Gesichter, und unter andern den Schulzen aus Krakvitz und den Schmied aus Casnevitz; er liess sich aber nichts merken, und jene taten auch wie unbekannte Leute. Mit den Bauern aber hatte es die Bewandnis: sie hatten sich dem Rattenkoenig und seinem Anhange zum Dienst ergeben und mussten ihnen in der Walpurgisnacht, wo des Rattenkoenigs grosses Fest steht, immer den Raub zu dem Walde fahren, den Rattenkoenigs Untertanen einzeln aus allen Orten der Welt zusammengemaust und zusammengestohlen hatten. Und Hans kam nun auch ganz unschuldig dazu und wusste nicht wie. Sowie die Saecke und das andere in den Wald getragen wurden, war das wilde Diebsgesindel darueber her, und es ging Grips! Graps! und Rips! Raps! hast du mir nicht gesehen, und jeder griff zu und schleppte sein Teil fort, so dass ihrer immer weniger wurden. Der Koenig aber hielt noch da in seinem hohen und praechtigen Wagen, und es tanzeten und toseten und laermten noch einige um ihn. Als aber alle Wagen abgeladen waren, da kamen wohl hundert grosse Ratten und gossen Gold aus Scheffeln auf das Feld und auf den Weg und sangen dazu: Haende her! Muetzen her! Wer will mehr? Wer will mehr? Lustig! Lustig! Heut geht's toll, Lustig! Haend' und Muetzen voll! Und die Bauern fielen wie die hungrigen Raben ueber das ausgeschuettete Gold her und griffelten und graffelten und draengten und stiessen sich, und jeder raffte so viel auf von dem roten Raube, als er habhaft werden konnte, und Hans war auch nicht faul und griff ruestig mit zu. Und als sie in bester Arbeit waren wie Tauben, worunter man Erbsen geworfen, siehe, da kraehete der Morgenhahn, wo das heidnische und hoellische Reich auf der Erde keine Macht mehr hat--und in einem hui war alles verschwunden, als waere es nur ein Traum gewesen, und Hans stand ganz allein da am Walde. Und der Morgen brach an, und er ging mit schwerem Herzen nach Hause. Er hatte aber auch schwere Taschen und schoenes rotes Gold darin; das schuettete er nicht aus. Seine Frau war ganz aengstlich geworden, dass er so spaet zu Hause kam, und sie erschrak, als sie ihn so bleich und verstoert sah, und fragte ihn allerlei. Er aber fertigte sie nach seiner Gewohnheit mit Scherz ab und sagte ihr nicht ein Sterbenswoertchen von dem, was er gesehen und gehoert hatte. Hans zaehlte sein Gold (es war ein huebsches Haeuflein Dukaten), legte es in den Kasten und ging die ersten Monate nach diesem Abenteuer nicht in den Wald. Er hatte ein heimliches Grauen davor. Dann vergass er, wie es dem Menschen geht, die Walpurgisnacht und ihr schauerliches und greuliches Getuemmel allmaehlich und ging nach wie vor im Mond- und Sternenschein auf seinen Fuchs- und Marderfang. Von dem Rattenkoenig und seinem Birlibi sah und hoerte er nichts mehr und dachte zuletzt selten daran. Aber als es gegen den Fruehling ging, veraenderte sich alles; er hoerte zuweilen um die Mitternacht wieder das Birlibi klingen, dass seine mattesten Haare auf dem Kopfe ihm lebendig wurden, und lief dann zwar immer geschwinde aus dem Walde, hatte aber dabei doch seine heimlichen Gedanken auf die Walpurgisnacht; und weil das, was die Menschen bei Tage denken, ihnen bei Nacht im Traume wiederkommt und allerlei spielt und spiegelt und gaukelt, so blieb auch der Rattenkoenig mit seiner Nachtgaukelei nicht aus, und Hans traeumte oft, als stehe der Rattenkoenig vor seiner Tuere und klopfe an; und er machte ihm dann auf und sah ihn leibhaftig, wie er damals in dem Wagen gesessen, und er war nun ganz von lauterem Golde und auch nicht so haesslich, als er ihm damals vorgekommen, und Rattenkoenig sang ihm mit der allersuessesten Stimme, von der man nicht glauben wollte, dass eine Rattenkehle sie haben koennte, den Vers vor: Ich bin der grosse Rattenkoenig. Komm her zu mir, hast du zu wenig! Von Gold und Silber ist mein Haus, Das Geld mess' ich mit Scheffeln aus. Und dann kam er dicht zu ihm heran und fluesterte ihm ins Ohr: "Du kommst doch wieder zur Walpurgisnacht, Hans Burwitz, und hilfst Saecke tragen und holst dir deine Taschen voll Dukaten?" Zwar hatte Hans, wann er aus solchen Traeumen erwachte, neben der Freude ueber das Gold immer ein Grauen, und er sprach dann wohl: "Warte nur, Prinz Birlibi, ich komme dir nicht zu deinem Feste!" Aber es ging ihm, wie es andern Leuten auch gegangen ist, und das alte Sprichwort sollte an ihm auch wahr werden: Wen der Teufel erst an einem Faden hat, den fuehrt er auch wohl bald am Strick. Genug, je naeher die Walpurgisnacht kam, desto mehr wuchs in Hans die Gier, auch dabei zu sein. Doch nahm er sich fest vor, dem Boesen diesmal nicht den Willen zu tun, und ging den Walpurgisabend auch gluecklich mit seiner Frau zu Bett. Aber er konnte nicht einschlafen; die Wagen mit den Saecken und die Bauern und die grossen Ratten, die das Gold aus Scheffeln auf den Boden schuetteten, fielen ihm immer wieder ein, und er konnte es nicht laenger aushalten im Bette, er musste aufstehen und sich von der Frau fortschleichen und in den finstern Wald laufen. Und da hat er diese zweite Nacht ebenso wieder erlebt als das erstemal. Er hatte sich ein Saeckchen mitgenommen fuer das Gold und hatte auch viel reichlicher eingesammelt als das vorige Jahr. Nun deuchte ihm, habe er des Goldes genug, und er tat einen hohen Schwur, er wolle sich nimmer wieder in die Versuchung geben und auch nie wieder in den Wald gehen. Und er hat den Schwur gehalten und sich selbst ueberwunden, dass er nicht in den Wald gegangen ist und keine Walpurgisnacht wieder mitgehalten hat, so oft ihm auch noch von dem Birlibi und dem goldenen Rattenkoenige getraeumt hat. Er hat das aber nicht in seinem Herzen sitzen lassen, sondern hat es mit eifrigem Gebet wieder ausgetrieben und den Boesen endlich mued, gemacht, dass er von ihm gewichen ist. So war manches Jahr vergangen, und Hans hiess ein sehr reicher Mann. Er hatte sich fuer seine Dukaten Doerfer und Gueter gekauft und war ein Herr geworden. Es munkelte auch unter den Leuten, es gehe nicht mit rechten Dingen zu mit seinem Reichtum; aber keiner konnte ihm das beweisen. Aber endlich ist der Beweis gekommen. Der Boese lauerte auf den armen Mann, an dem er schon einige Macht gewonnen hatte. Er war ergrimmt auf ihn, weil er von seinen hohen Festen in der Walpurgisnacht ganz ausblieb, und als Hans einmal wieder mit suendlicher Luesternheit an das Goldsammeln gedacht und darueber das Abendgebet vergessen, auch einige unchristliche Flueche ueber eine Kleinigkeit getan hatte, hat er mit seinem Gesindel hervorbrechen koennen, und Hans hat nun gelernt, was das goldene Spielwerk des Koenigs Birlibi eigentlich auf sich habe. Seit dieser Zeit hat Hans weder Stern noch Glueck mehr in seiner Wirtschaft gehabt. Wieviel er sich auch abmattete, er konnte nichts mehr vor sich bringen, sondern es ging von Tage zu Tage mehr rueckwaerts. Seine aergsten Feinde aber waren die Maeuse, die ihm im Felde und in den Scheunen das Korn auffrassen, die Wiesel, Ratten und Marder, die ihm die Huehner, Enten und Tauben abschlachteten, die Fuechse und Woelfe, die seine Laemmer, Schafe, Fuellen und Kaelber holten. Kurz, das Gesindel hat es so arg gemacht, dass Hans in wenigen Jahren um Gueter und Hoefe, um Pferde und Rinder, um Schafe und Kaelber gekommen ist und zuletzt nicht ein einziges Huhn mehr hat sein nennen koennen. Er hat als ein armer Mann mit dem Stock in der Hand nebst Weib und Kindern von Haus und Hof gehen und sich auf seinen alten Tagen als Tageloehner ernaehren muessen. Da hat er oft die Geschichte erzaehlt, wie er zu dem Reichtum gekommen und aus dem Bauern ein Edelmann geworden ist, und hat Gott gedankt, dass er Ratten und Maeuse als seine Bekehrer geschickt und ihn so arm gemacht hat. "Denn sonst", hat der arme Mann gesagt, "Waere ich wohl nicht in den Himmel gekommen, und der Teufel haette seine Macht an mir behalten, und ich haette dort jenseits endlich auch nach des Rattenkoenigs Pfeife tanzen muessen." Das hat er auch dabei erzaehlt, dass solches Gold, das man auf eine so wundersame und heimliche Weise gewinne, doch keinen Segen in sich habe; denn ihm sei bei allen seinen Schaetzen doch nie so wohl ums Herz gewesen als nachher in der bittersten Armut; ja, er sei ein elenderer Mann gewesen, da er als Junker mit Sechsen gefahren, als nachher, da er oft froh gewesen, wenn er des Abends nur Salz und Kartoffeln gehabt habe. Rotkehlchen und Kohlmeischen. Rotkehlchen und Kohlmeischen waren einst ein paar huebsche Dirnen, Toechter einer alten frommen Wittwe, die sich vom Spinnen, Naehen und Waschen und von anderer Arbeit knapp aber doch ehrlich ernaehrte. Sie hatte nur diese beiden Kinder, von welchen die aelteste Grethchen und die juengste Kathrinchen hiess. Sie hielt, wie sauer es ihr auch ward, die Kinder immer nett und reinlich in Kleidung und schickte sie fleissig zu Kirche und Schule, und als sie groesser wurden, unterwies sie sie in allerlei kuenstlicher Arbeit mit der Scheere und Nadel und hielt sie still in ihrem Kaemmerlein in aller Ehrbarkeit und Tugend. Und Grethchen und Kathrinchen gediehen, dass es eine Freude war, und wurden eben so huebsch und fein, als sie fleissig und ehrbar waren; so dass alle Menschen ihre Lust an ihnen hatten und die Nachbarn sie ihren Toechtern als rechte Muster zeigten und lobten. Die Wittwe starb und die beiden Schwestern blieben in ihrem Haeuschen und lebten, wie sie mit der Mutter bisher gethan, von ihrer Haende Arbeit. Aber es blieb nicht lange mehr so still in dem Haeuschen, als es sonst gewesen war. Die Falken und Habichte, welche auf schoenes junges Blut lauren, merkten, dass die Hueterin weg war, welche die Taeubchen sonst bewacht hatte, und es fanden sich haeufig lose junge Gesellen ein, welche die Maedchen zu Taenzen und Gelagen und zu Spaziergaengen auf die Doerfer verlocken wollten. Die beiden Schwestern wehrten sich einige Wochen tapfer, aber endlich liessen sie sich bewegen und gingen mit und dachten, es kann doch wohl keine Suende seyn, was so viele Frauen und Maedchen thun, die niemand unehrlich nennt. Zuerst kam es ihnen bei diesen Taenzen doch zu wild vor und sie sahen nicht einmal lange zu sondern gingen frueh weg und waren vor Sonnenuntergang wieder zu Hause und liessen sich nicht bis in die Nacht hinein halten, wieviel die, welche sie mitgenommen hatten, auch locken mogten. Das zweite und dritte Mal tanzten sie schon mit, gingen aber bei Tage heim, und mit etwas schwerem Herzen, und nahmen sich deswegen vor, den naechsten Sonntag zu Hause zu bleiben. Aber das Worthalten war schwer, denn die jungen Gesellen kamen immer wieder und baten zu schoen. Das vierte und fuenfte Mal blieben sie schon bis nach Sonnenuntergang, und das sechste und siebente Mal hatte die Glocke zwoelf geschlagen, als sie heim kamen, und sie mussten ihre Wirthin herauspochen, dass sie ihnen die Thuere aufschloesse, und als die alte Frau sie ermahnte und sie ihrer seligen Mutter erinnerte, lachten sie schon und sprachen: Ach! die Mutter und ihr! wann die Maeuse keine Zaehne mehr haben, schelten sie auf die Nussknacker; ihr werdet auch getanzt haben, als ihr jung waret. Die Maedchen waren zu Hause noch immer sehr fleissig, auch hatten sie noch nichts Unehrbares gethan noch gelitten, aber die Thuere zum Boesen war geoeffnet, und Leichtsinn und Leichtfertigkeit nahmen von Tage zu Tage zu, und nun ward auch schon mancher kostbare Wochentag mit Nichtsthun und Herumprangen vertaendelt und verquaendelt, den sie sonst auf nuetzliche Arbeit verwendet hatten. Auch in ihrem Kaemmerchen musste alles anders werden; die Voegel waren lustig und bunt geworden, es musste alles blankere und zierlichere Federn anziehen: neue Tische, neue Stuehle, neue Vorhaenge, feinere Kleider und Schuhe. Aber mit dem alten Hausrath schien auch der muetterliche Segen, der bisher sichtbar auf den Kindern geruht hatte, aus dem Hause gezogen zu seyn. So schlich sich das Unglueck mit dem Leichtsinn ein; erst hielt sie der Boese nur an einem duennen seidenen Faedchen, zuletzt hat er sie mit einem dicken Kabeltau der Suende umflochten und sie haben die Schwere und den Schmutz desselben gar nicht mehr gefuehlt. Grethchen und Kathrinchen hatten immer viele schoene Arbeit und kostbare Zeuge unter Haenden, woraus sie Schmuck und Kleider stickten und naeheten. Sie gebrauchten jetzt mehr Geld als sonst, sie fingen allmaelig an zu mausen, ach! sie stahlen zuletzt. Einmal hatten sie einen bunten seidenen Rock gestohlen, der in einem Nachbarhause am Fenster hing, und an einen herumziehenden Juden verkauft. Ein armer Schneidergesell, bei welchem man viele bunte Lappen und Streifen Zeug gefunden, die er auch wohl gemaust haben mogte, war darueber angeklagt, gerichtet und gehaengt worden. Er hing und baumelte an dem lichten Galgen. Eines Abends spaet kamen die beiden Dirnen mit andern Gesellen und Gesellinnen von einem Dorftanze zurueck und der Weg ging an dem Galgen vorbei. Da rief einer aus der Schaar, ein leichtfertiger Gesell: Fritz Schneiderlein! Fritz Schneiderlein! wie theuer wird dir dein bunter Rock! Kaum aber hatte er das Wort gesprochen, so schlug die Suende wie ein Blitz in die beiden Dirnen, die schuld waren an des armen Schneiders Tod. Sie stuerzten beide wie todt zur Erde hin, und die andern, die es sahen, liefen voll Schrecken weg, als haetten ihnen alle Galgenvoegel schon in dem Nacken gesessen. Sie haben die Geschichte in der Stadt erzaehlt, und die Leute sind hingegangen, aber die beiden Dirnen haben sie nimmer gefunden. Und wie haetten sie sie finden sollen? Sie waren in Voegel verwandelt und muessen nun in der weiten Welt herumfliegen. Grethchen ist ein Rothkehlchen geworden und Kathrinchen ein Kohlmeischen; denn Grethchen trug immer ein rothes seidenes Tuch um den Hals und Kathrinchen ein gelbes. So muessen sie nun als kleine Voegel in den Waeldern rundfliegen und Hunger und Durst leiden, Hitze und Kaelte aushalten und vor Sperbern und Falken, vor Schlangen und Ottern, vor Jaegern und wilden Buben zittern. Das hatte ihre Mutter wohl nicht gedacht, als sie so sittig und fein mit ihr in dem Kaemmerlein sassen und stickten und webten und naeheren und Abends und Morgens bei dein Zubettgehen und Aufstehen mit heller Stimme geistliche Lieder sangen. Aber die armen Kinder sind zuerst verlockt dann verfuehrt und so endlich in schwere Suenden gefallen, und haben kaum gewusst, wie sie dazu gekommen sind: so leise und sanft hat der Leichtsinn sie seinen Schlangenblumenweg gefuehrt. Dass diese kleinen Voegel einst Menschen gewesen, ist ganz natuerlich, und man kann es auch daraus sehen, dass sie immer um die Haeuser der Menschen fliegen, auch oft durch die offenen Fenster in die Zimmer kommen und sich da fangen lassen, auch dass sie im Walde, so wie sich nur Menschen da sehen lassen, sogleich um sie herumflattern und herumzwitschern. Sie haben auch die alte Unart im Vogelkleide noch nicht abgelegt und koennen das Mausen nicht lassen sondern sind noch immer Erzdiebe, und wo nur etwas Buntes und Neues und Schimmerndes ausgehaengt wird, da fliegen und schnappen sie darnach, und werden daher keine Voegel leichter in Fallen und Schlingen gefangen als diese beiden, und muessen Grethchens und Kathrinchens gefederte Urenkel es noch entgelten, dass sie einst zuviel auf Kirmisse und Taenze gegangen und den bunten Rock gestohlen haben, worum der Schneider hangen musste. Die Menschen jammert es sehr, wann sie Rothkehlchen und Kohlmeischen in den Schlingen hangen sehen, und sie rufen wohl: ach! die armen niedlichen Voegelein! Denn sie sind wirklich sehr niedlich und huebsch, und waren einst auch niedliche und huebsche Dirnen, ehe sie von boesen Buben verfuehrt wurden, und lebten als fromme einfaeltige Kinder und meinten und wussten nichts Arges. Aus dieser Geschichte lernt man, dass es wohl wahr ist, was weise Leute sagen, dass mancher einen bunten Rock traegt, worin ihm nicht wohl ist, und dass manche bunte Roecke tragen, wozu sie nicht gut gekommen sind. Schipper Gau un sin Puk Ji hewt woll oftermals huert, wo veele Hexerei un Toewerei mit Katten, Zegenboecken, Heimken un Schorfpoggen drewen ward un wo de olde Fiend sick darachter steckt un den armen verbiesterden Minschen in de Hoell herin spelt. Aewerst dat gifft so veelerlei Toewerei, datt et nich to denken noch uttospreken is, un wer schullt't gloewen, datt de Duewel listig nog is, in Mueggen un Kaewer ja in den allerminsten Worm sick herintomaken, wenn de voerblendte Minsch nah sinen Dingen luestern is un nah dem Duestern un Voerborgnen snappt? Denn wer haengen will, seggt dat Sprickwurt, de kan woll doer eenen Spennenfaden to Doode kamen. As ick in miner Jugend in minen Wanderjahren ut minem Vaterlande Holsteen nah Rotterdam up Arbeit kamen was, hew ick mennige snurrige Ding davon sehn un huert; denn de Schippers hebben veelen sodhanen Awerglowen un mennigerhand heemliche Kuenste. Ick mag't aewerst nich all nahseggen; doch will ick ju eens voertellen, wat hier bi uns eenem Mann ut Barth edder vam Dars in Prerow begegnet is un wovon alle Luede to seggen wuessten, as ick noch een junger Gesell was. In Barth lewde een Schipper Hinrich Gau, dat was de gluecklichste un voerwegenste Schipper in der ganzen Ostsee, dem ook alles to Faden leep. He unnerstund sick, wat keen anner Schipper doerfte, un se seden, he kunn mit allen Winden segeln, un wenn he wull, ook wedder den Strom. Soveel was eenmal wiss, he wagde sick herut midden im Winter un in dem boesesten Unweder un kam juemmer mit ganzen Masten und heelen Segeln davon, wenn de annern Schipp terreten un terspleten in den Hawen lepen edder gar so deep voer Anker legen, datt keen Minschenoog se wedder to sehn kreeg. Mit dem Gau aewerst ging alles voerwaerts, as kuenn he den Wind ut'm Sack schuedden, grad as he'n brukte. So was he denn juemmer de erste up dem Platz un makte de besten Frachten und ward in wenigen Jahren een riker Mann, datt se en den riken Schipper edder den riken Gau noemden. Dat Ding hedd aewerst so sinen egnen Haken un um all dat Gausche Glueck un Geld muegt ick an dem Haken nich haengen, woran Gau fast was. Denn de Luede munkelden so wat van eenem blanken Kaewer edder eener groenen Pogg in eenem Glase; un dat was sin Puk, de em den Wind un dat Glueck makte, un de Matrosen wullen dat duewelsche Ding unnerwielen sehn hebben, wenn't stief weihde edder de Nacht gefaehrlich duester was, wo't as een luett winzig Juengiken in eener swarten Jacke eene rode Muetz up'm Kopp up dem Schipp heruemleep un alles nahsach, edder ook as een old gris Maenniken mit eener kritwitten Parueck up dem Kopp, dat am Stuerroder satt un in den Haewen keek un dem Schipp den Weg wisde. Un se voertellden ook, datt de Schipper sine blanken und groenen Duewelskamraten sehr praechtig plegde in eenem aparten Schrank in siner Koje, wo keen Minsch hensnuwen doerft, un datt he en da juemmer soeten Muschatwin un Rosinen un Figen hendrog. Denn de in der bittern un suren Hoelle wahnen, laten sick am lichtesten mit Zuckerbackels un Nuedlichkeiten locken un festholden, wenn man se to sinem Deenst anbinden will. Dat Glueck was up disse Wis un mennigen schoenen Dag mit dem Schipper Gau up der Fahrt west, un he voerstund sine Geisterkens to regieren, un se weren em up't Komando gehursam un willig. Aewerst toletzt voersach he sick eenmal, un de Duewel slippte em los, un drew sin boeses Spill so schrecklich, datt jeder sehn kunn, wat et was. Schipper Gau was mit eener riken Ladung ut England kamen un sin Schipp lag up dem Strom der Sundschen Rhede voer Anker. He was eenen Dag in de Stadt fahren, un Gott weet, wo't geschach--denn sues ging he den Dag weinigstens wohl dreimal an Burd--he was in een woist Gelag geraden un se hedden so deep in't Glas keken, datt Gau Schipp un Puk un de ganze Welt voergatt. So hedd unser Schipper twee utgeslagene Dage in Stralsund voerdrunken, un sine Dinger, de he hungern let, weren grimmig worden, hedden de Glaeser terbraken, worin se seten, un bloesen eenen Storm up, datt dat Schipp anfung mit allen Segeln to spelen un sick von allen Ankern losret. De Luede, de up der Bruegg un Lastadie stunden, vorwunderden sick--denn bi de Stadt weihde kum een Lueftken--wo dat Schipp rundkueselde as een Swin, dat to veelen Branwinsbarm sapen hett. Un et wurd een grot Geschrei, un veele Schippers lepen herbi un ook Schipper Gau. He kreeg flugs een paar von sinen Matrosen un eenige annere Waghaelse tohop, loeste sin Boot un leet de Remen knarren un reep: "Frisch Jongs! frisch! wenn ick an Burd kam, schaelen mine Kerls voll wedder to Loch, se kennen min Komando woll." Un Gau kam richtig an dat Schipp, dat sick juemmer runduem kueselde, as wenn't in eenem Strudel stack. Alle annern Schipp ruehrden sick nich, as wenn foer se keene Luft weihde, un was een heel moj Waeder. Aewerst de kecke Gau hedd sick dittmal to veel voermeten; sine Buerschchen, de weegn des langen Hungers to grimmig weren, leten sick van em weder locken noch hissen; se makten juemmer gewaltigern Storm un dullere Arbeit un kueselden toletzt so arg, datt Schipp mit Mann un Mus to Grund gingen. To der Tid ging mennig Gerede mank de Schippers hen un her, un veelen is woll bang worden; aewerst ick gloew, et gifft noch van der Art, de ehre luetten Duewelkens in Schachteln un Glaesern mit an Burd nehmen. Thrin Wulfen Nicht weit von Schoritz, zwischen Schoritz und Puddemin, an dem Wege, wo man von Garz nach dem Zudar faehrt, lag einst ein kleines Dorf, das hiess Guenz, worin ein paar Bauern wohnten, die nach Schoritz zu Hofe dienten. Die sind aber ganz zerstoert mit Haeusern und mit Gaerten, so dass man dort keine Spur mehr sieht, dass jemals Menschen dort gewohnt haben. In diesem Dorfe Guenz wohnte ein Bauer, der hiess Jochen Wulf, der hatte eine Frau, und die hiess Thrin; das war eine arge Hexe, von deren losen Kuensten und boesen Streichen die Leute noch heute zu erzaehlen wissen. Dass sie aber eine Hexe war, konnte man ihr anmerken an ihrer ausserordentlichen Freundlichkeit und Leidigkeit, woraus List und Schelmerei oft hervorlaechelten, und an den schoenen und leckeren Sachen, die sie immer bei sich trug, und womit sie die Hunde und kleinen Kinder an sich lockte. Davor hat den Leuten auch gegraut, dass ihr, wohin sie immer gekommen, die Katzen von selbst auf den Schoss gesprungen sind, was diese Tiere, die eben keine Menschenfreunde sind, sonst nimmer mit Fremden tun. Denn durch die Kinder und durch Leckereien, die sie den Kindern geben, und durch Saelbchen und Kraeuterchen, womit sie bei Kinderkrankheiten immer gleich zur Hand sind, draengen sich die alten Hexen in alle Haeuser, und Hunde und Katzen duerfen sie nicht zu Feinden haben, weil ihre Arbeit meistens des Nachts ist, wo die andern Christenmenschen schlafen. Doch merkten die Leute ihr und ihrem Manne ihr heimliches und verbotenes Handwerk dadurch an, dass sie sehr reich wurden, und dass der Bauer Wulf dreimal soviel Korn und Weizen verkaufen konnte wie seine Nachbarn, und dass seine Pferde und Kuehe, wenn er sie im Fruehling ins Gras trieb, so glatt und fett waren wie die Aale, und als ob sie aus dem Teige gewaelzt waeren. Auch sagten alle Leute, sie habe einen Drachen, und den haben sie des Nachts oft auf ihr Dach herabschiessen sehen, wo er ihr Raub und Schaetze von andern zutrug. Das ist auch gewiss, und viele Leute haben es erzaehlt, die bei naechtlicher Weile bei Guenz vorbeigegangen sind, dass es dann auf dem Wege oft geknarrt und geseufzt hat, wie die Raeder an schwerbeladenen Waegen knarren und seufzen. Da haben die Leute sich umgesehen oder sind aus dem Wege gesprungen, damit sie nicht uebergefahren wuerden; sie haben aber weder Pferde noch Wagen gesehen, und es ist ihnen ein entsetzliches Grauen angekommen. Das ist aber auch der alte, heimliche Drache gewesen, der den Nachbarn die Garben gestohlen und sie in des Wulfs Scheunen hat einfahren lassen. Dass die Thrine Wulfen eine arge Wetterhexe war, hat man am meisten auf der Weide und Brache an dem jungen Vieh sehen koennen. Wenn sie einmal unter eine Herde kam, gleich streckte ein Kalb alle viere von sich und hatte den Frosch, oder ein paar Dutzend junge Gaenschen machten nicht zum Vergnuegen den Drehhals, oder einige Laemmer und Jaehrlinge wurden Kopfhaenger und Kopfschuettler, oder eine Schar Saeue tanzte den Dreher. Sie gebaerdete sich bei solchem Anblick, als tue es ihr sehr leid (die alten Hexen aber koennen es nicht lassen, junges, freudiges Vieh zu behexen, und wenn es ihr eigenes waere), und sie sagte den Hirten oder Nachbarn, sie habe und wisse manche heilsame Mittel gegen solche Uebel; sie sollen nur zu ihr kommen und sich eine Salbe holen und die kranken Tierchen damit bestreichen, gleich werde es dann besser mit ihnen werden. Das haben einige getan, und wirklich hat es stracks geholfen, aber den meisten hat gegraut, ueber ihre Schwelle zu treten, und da hat das liebe Vieh denn dran gemusst. Alle aber haben sich zugefluestert, Thrin Wulfen habe sie behext und ihnen den Schabernack angetan. So zum Beispiel hatte sie eine Frau, welche sich mit ihr erzuernt und sie eine alte Wetterhexe gescholten hatte, in ihrem eignen Hause festgezaubert, dass sie nicht ueber die Schwelle zu gehen wagte und alle Tueren und Fenster dicht versperrt hielt. Denn sie glaubte, sie sei in eine Erbse verwandelt, und jeder Vogel, der vorueberflog, war ihr so fuerchterlich, dass sie bei seinem Anblick schrie, als fliege ihr Tod heran, ja dass sie bei dem Ton eines Gefieders aus der Luft schon in Ohnmacht fiel und mit Haenden und Fuessen zappelte; fuer die Enten, Huehner und Tauben aber in ihrem Hofe war der juengste Tag gekommen, und sie hatten ihnen allen sogleich beim Beginn ihrer Krankheit die Haelse umdrehen lassen. Auch hatte die alte Boesewichtin es dem Mann dieser Frau angetan, dass er wie ein kindischer und besoffener Narr tanzen musste, sobald er einen Ziegenbock springen sah. Und dies ist allen Leuten laecherlich und aergerlich anzusehen gewesen, und das aergste dabei ist noch gewesen, dass die Einfaeltigen vor dem Mann eine Art Grauen bekommen haben, als sei er auch von der Ziegenbocksgesellschaft und von den Blocksbergfahrern; die Klugen aber haben wohl gewusst, von wem diese Bocksspruenge herruehrten, doch keiner hat es ihr beweisen koennen. Und man kann wohl denken, wie die alte Bosheit in sich gelacht hat, dass der unschuldige Mann fuer ihren Gesellen gehalten worden ist. Ihr Vieh war immer das fetteste und mutigste in der ganzen Dorfherde, und man konnte an vielen Zeichen sehen, dass der Teufel sein Spiel damit hatte; denn fast nie ist ein Stueck davon krank worden, und sie hat ihnen solche Kraft und Staerke angezaubert, dass von ihren kleinsten Kaelbern die groessten Ochsen sich stossen liessen, und dass ihre Ferkel die wuetendsten Eber aus dem Felde schlugen. Auch haben die Leute sie in mancherlei Verwandlungen umherlaufen und herumfliegen gesehen, aber niemand hat sich unterstanden, sie anzupacken oder ihr etwas zu tun; auch haben sie die allerwunderlichsten bunten Hunde und Katzen und sogar Fuechse und Wiesel bei Tage und bei Nacht um ihren Hof laufen gesehen, aber keiner hat sie angetastet; sie wussten wohl, aus wessen Stall dieses gefaehrliche Vieh war. Von Elstern und Kraehen aber huepften immer ganze Scharen auf ihrem Hofe und ihren Daechern, und von ihrem einzigen Hausgiebel uhuheten des Nachts mehr Eulen, denn von allen Haeusern und Daechern in Swantow und Puddemin zusammen. So ist sie in der Nachbarschaft viel herumgestrichen und herumgeflogen auf Schelmstuecke und Diebsschliche, und es ist ihr lange genug gluecklich gegangen. Der Pastor zum Zudar, der Herr Manthey hiess, hat die meiste Not mit ihr gehabt, und auch wohl deswegen, weil er dem Boesen selbst den Krueckstock reichte, womit er ihn ueberholen konnte, da er mehr ins Buch der vier Koenige guckte als in Bibel und Evangelienbuch. Einmal ist Thrin Wulfen zu seiner Frau gekommen und hat ihr eine Stiege Eier gebracht, und sie und die Frau Pastorin haben einander viel erzaehlt und sind sehr herzig und heimlich miteinander geworden, so dass die Frau Pastorin endlich die Thrin, als sie Ade gesagt, umhalst hat. Da ist ihr aber geschehen, dass sie vor Schrecken ohnmaechtig worden und wie tot hingefallen ist. Denn was hat sie gesehen? Vor ihren sehenden Augen und unter ihren greifenden Haenden ist die Thrin ploetzlich eine rote Fuechsin geworden und hat ihr mit den Vordertatzen die Wangen gestreichelt und mit der Schnauze das Gesicht geleckt und dabei recht fuerchterlich greinig und freundlich ausgesehen. Das hat die Pastorin spaeter vielen Leuten erzaehlt; wie es aber weiter geworden, hat sie nicht gewusst; denn als sie wieder zur Besinnung gekommen, war die Thrin weg und auch keine Spur von ihr und der roten Fuechsin mehr da als der Geruch der fuechsischen Kuesse in ihrem Gesichte und ein paar leichte rote Streifen, womit sie sie bei der umhalsenden Liebkosung gekratzt hatte. Zuerst hat die Frau Manthey die Geschichte aus Furcht verschwiegen und erst nach Verlauf von Jahren erzaehlt. Auch Pastor Manthey ist inne geworden, dass er gegen die losen und leichten Kuenste der Thrin sich nicht mit der gehoerigen geistlichen Ruestung gewaffnet hatte, und dass sie an ihn durfte; er hat bemerkt, dass ihm ein Dieb an seine Schinken und Wuerste kam, und das ist auch die Thrin gewesen. Denn wie manche Nacht ist sie als Katze in Wiemen und Keller und Speisekammern geschlichen und hat sich eine Wurst, eine Spickgans oder ein Stueck Schinken nach Hause getragen! Endlich war es ruchbar geworden, dass man oft eine unbekannte graue Katze durchs Dorf laufen gesehen und dass auch andern Leuten auf eine aehnliche, unbegreifliche Weise manches abhanden gekommen war. Da lauerte der Pastor des Abends und in der Fruehe oft genug auf mit einem geladnen Gewehr; aber nimmer hat er den schleichenden Dieb erwischen koennen. Endlich aber ist ihm die Katze mal in dem Garten in den Wurf gekommen, als er Sperlinge schiessen wollte, und er hat ihr unverzagt aufs Leder gebrannt und sie mit humpelndem Fuss ueber den Zaun springen und jaemmerlich miauen gehoert. Der Schaefer aber, der hinter dem Garten eben mit den Schafen vorbeitrieb, als der Mantheysche Schuss fiel, hat erzaehlt, es sei neben ihm ein altes Weib ueber den Weg hingehinkt, die habe jaemmerlich gewinselt und geheult, und sie habe ihm geklagt, des Kruegers grosser Hund habe ihr den Fuss blutig gebissen. So sei sie ueber die Zudarsche und Schoritzer Heide fortgehumpelt, und man habe ihr Gewinsel noch lange aus der Ferne hoeren koennen. Und das war wirklich die Thrin aus Guenz gewesen; der Pastor hatte ihr das linke Bein durchschossen. Dieser geistliche Schuss gab einen grossen Glueckswandel. Thrin lag wohl ein Vierteljahr elend im Bette; dann sah man sie wieder, aber sie humpelte mit einem lahmen Beine und erzaehlte den Leuten, sie sei beim Aepfelschuetteln vom Baum gefallen und habe sich dabei das Bein verrenkt. Nun ging es ihr aber schlimm. Weil sie nicht mehr so flink auf den Fuessen war als sonst, so konnte sie, wann die Begier zu hexen mit ploetzlicher Luesternheit in ihr aufstieg, nicht mehr geschwind zu andern oder zu Fremden kommen, sondern musste ihr Eigenes behexen. Da ward denn fast taeglich irgend etwas verdreht, gelaehmt oder umgebracht. Bei Tauben, Huehnern und Gaensen fing es an, und mit dem grossen Vieh hoerte es auf. Und wieviel der alte Jochen Wulf sie auch pruegelte, das half alles nichts; die Hexenlust ist ein unausloeschlicher und unbezwinglicher Trieb. Als also alles Federvieh verdorben oder erwuergt war, da ist die Kunst ueber die Ferkel und Laemmer hergefahren, darauf an die Kaelber und Schafe, endlich an die Kuehe und Pferde. Der Bauer hat nun immer wieder neues Vieh kaufen muessen, und in solcher Weise ist in ein paar Jahren der Reichtum vergangen und das ungerechte Teufelsgut zerronnen. Ja, ihr eignes, einziges Kind hat sie zum Krueppel hexen muessen; und der alte Wulf ist aus Angst, dass ihm zuletzt aehnliches widerfahren moege, in die weite Welt gegangen und ist auf immer ein verschollener Name geblieben. Einige erzaehlen aber, die Thrin habe ihn verwandelt und habe wegen seiner Suende die Macht dazu gehabt, weil der alte Schelm um ihre Hexerei gewusst und die Fruechte davon gehehlt und mitgenossen habe; und so muesse er nun als ein greulicher Werwolf rundlaufen und die alten Weiber und Kinder erschrecken. Die Thrin aber sei nach der Flucht des Wulf als eine arme Bettlerin aus der Wehr geworfen und habe zuletzt in Puddemin gewohnt, sei aber zuzeiten immer noch hin und wieder als eine lahme Katze oder Fuechsin umgegangen oder habe als eine lahme Elster auf Baeumen und Daechern herumgehuepft; endlich aber sei sie vor das Gewehr eines Freischuetzen geraten, wodurch die Katzengestalt fuer immer festgemacht worden. So haben viele Leute sie oefter als eine wilde, graue Katze an dem Guenzer Teiche sitzen gesehen, auch als kein Haus mehr dastand; auch haben andere es dort um die Mitternacht haeufig miauen und prusten und pfuchsen gehoert, dass ihnen vor Grauen die Haare zu Berge standen. Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Maerchen und Sagen, von Ernst Moritz Arndt. *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, MAERCHEN UND SAGEN *** This file should be named 7maer10.txt or 7maer10.zip Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 7maer11.txt VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 7maer10a.txt Project Gutenberg eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not keep eBooks in compliance with any particular paper edition. We are now trying to release all our eBooks one year in advance of the official release dates, leaving time for better editing. Please be encouraged to tell us about any error or corrections, even years after the official publication date. Please note neither this listing nor its contents are final til midnight of the last day of the month of any such announcement. 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