The Project Gutenberg EBook of Coriolanus, by William Shakespeare (#36 in our series by William Shakespeare) Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the copyright laws for your country before downloading or redistributing this or any other Project Gutenberg eBook. This header should be the first thing seen when viewing this Project Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the header without written permission. Please read the "legal small print," and other information about the eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is important information about your specific rights and restrictions in how the file may be used. 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This is the 7-bit version. This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. That project is reachable at the web site http://gutenberg2000.de. Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" zur Verfuegung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse http://gutenberg2000.de erreichbar. Coriolanus William Shakespeare Uebersetzt von Dorothea Tieck unter der Redaktion von Ludwig Tieck Personen: Cajus Marcius Coriolanus, ein edler Roemer Titus Lartius und Cominius, Anfuehrer gegen die Volsker Menenius Agrippa, Coriolans Freund Sicinius Velutus und Junius Brutus, Volkstribunen Marcius, Coriolans kleiner Sohn Ein roemischer Herold Tullus Aufidius, Anfuehrer der Volsker Ein Unterfeldherr des Aufidius Verschworene Ein Buerger von Antium Zwei volskische Wachen Volumnia, Coriolans Mutter Virgilia, Coriolans Gemahlin Valeria, Virgilias Freundin Dienerinnen der Virgilia Roemer und Volsker. Senatoren, Patrizier, Aedilen, Liktoren, Krieger, Buerger, Boten Erster Aufzug Erste Szene Rom, eine Strasse Es tritt auf ein Haufe aufruehrerischer Buerger mit Staeben, Knuetteln und anderen Waffen Erster Buerger. Ehe wir irgend weitergehn, hoert mich sprechen. Zweiter Buerger. Sprich! sprich!-- Erster Buerger. Ihr alle seid entschlossen, lieber zu sterben als zu verhungern? Alle Buerger. Entschlossen! entschlossen!-- Erster Buerger. Erstlich wisst ihr: Cajus Marcius ist der Hauptfeind des Volkes. Alle Buerger. Wir wissen's! Wir wissen's!-- Erster Buerger. Lasst uns ihn umbringen, so koennen wir die Kornpreise selbst machen. Ist das ein Wahrspruch? Alle Buerger. Kein Geschwaetz mehr darueber. Wir wollen's tun. Fort! fort! Zweiter Buerger. Noch ein Wort, meine guten Buerger! Erster Buerger. Wir werden fuer die armen Buerger gehalten, die Patrizier fuer die guten. Das, wovon der Adel schwelgt, wuerde uns naehren. Gaeben sie uns nur das Ueberfluessige, ehe es verdirbt, so koennten wir glauben, sie naehrten uns auf menschliche Weise; aber sie denken, soviel sind wir nicht wert. Der Hunger, der uns ausgemergelt, der Anblick unsers Elends ist gleichsam ein Verzeichnis, in welchem postenweise ihr Ueberfluss aufgefuehrt wird. Unser Leiden ist ihnen ein Gewinn. Dies wollen wir mit unsern Spiessen raechen, ehe wir selbst Spiessgerten werden. Denn das wissen die Goetter! Ich rede so aus Hunger nach Brot, und nicht aus Durst nach Rache. Zweiter Buerger. Wollt ihr besonders auf den Cajus Marcius losgehen? Alle. Auf ihn zuerst, er ist ein wahrer Hund gegen das Volk. Zweiter Buerger. Bedenkt ihr auch, welche Dienste er dem Vaterlande getan hat? Erster Buerger. Sehr wohl! und man koennte ihn auch recht gern dafuer loben; aber er belohnt sich selbst dadurch, dass er so stolz ist. Zweiter Buerger. Nein, rede nicht so boshaft. Erster Buerger. Ich sage euch, was er ruehmlich getan hat, tat er nur deshalb. Wenn auch zu gewissenhafte Menschen so billig sind, zu sagen, es war fuer sein Vaterland, so tat er's doch nur, seiner Mutter Freude zu machen und zum Teil, um stolz zu sein; denn sein Stolz ist ebenso gross als sein Verdienst. Zweiter Buerger. Was er an seiner Natur nicht aendern kann, das rechnet Ihr ihm fuer ein Laster. Das duerft Ihr wenigstens nicht sagen, dass er habsuechtig ist. Erster Buerger. Wenn ich das auch nicht darf, werden mir doch die Anklagen nicht ausgehen. Er hat Fehler so ueberlei, dass die Aufzaehlung ermuedet. (Geschrei hinter der Szene.) Welch Geschrei ist das? Die andre Seite der Stadt ist in Aufruhr. Was stehn wir hier und schwatzen? Aufs Kapitol! Alle. Kommt! Kommt!-- Erster Buerger. Still! Wer kommt hier? (Menenius Agrippa tritt auf) Zweiter Buerger. Der wuerdige Menenius Agrippa, einer, der das Volk immer geliebt hat. Erster Buerger. Der ist noch ehrlich genug. Waeren nur die uebrigen alle so! Menenius. Was habt ihr vor, Landsleute? wohin geht ihr Mit Stangen, Knuetteln? Sprecht, was gibt's? Ich bitt euch! Erster Buerger. Unsre Sache ist dem Senat nicht unbekannt; sie haben davon munkeln hoeren seit vierzehn Tagen, was wir vorhaben und das wollen wir ihnen nun durch Taten zeigen. Sie sagen, arme Klienten haben schlimmen Atem: sie sollen erfahren, dass wir auch schlimme Arme haben. Menenius. Ei, Leute! gute Freund' und liebe Nachbarn, Wollt ihr euch selbst zugrunde richten? Erster Buerger. Nicht moeglich, wir sind schon zugrund gerichtet. Menenius. Ich sag euch, Freund', es sorgt mit wahrer Liebe Fuer euch der Adel. Eure Not betreffend, Die jetzge Teurung, koenntet ihr so gut Dem Himmel draeun mit Knuetteln, als sie schwingen Gegen den Staat von Rom, des Lauf sich bricht So grade Bahn, dass es zehntausend Zuegel Von haertrem Erz zerreisst, als jemals ihm Nur eure Hemmung bietet. Diese Teurung, Die Goetter machen sie, nicht die Patrizier; Gebeugte Knie, nicht Arme muessen helfen. Ach! durch das Elend werdet ihr verlockt Dahin, wo groessres euch umfaengt. Ihr laestert Roms Lenker, die wie Vaeter fuer euch sorgen, Wenn ihr wie Feinde sie verflucht. Erster Buerger. Fuer uns sorgen!--nun, wahrhaftig!--Sie sorgten noch nie fuer uns. Uns verhungern lassen, und ihre Vorratshaeuser sind vollgestopft mit Korn. Verordnungen machen gegen den Wucher, um die Wucherer zu unterstuetzen. Taeglich irgendein heilsames Gesetz gegen die Reichen widerrufen und taeglich schaerfere Verordnungen ersinnen, die Armen zu fesseln und einzuzwaengen. Wenn der Krieg uns nicht auffrisst, tun sie's: das ist ihre ganze Liebe fuer uns. Menenius. Entweder muesst ihr selbst Als ungewoehnlich tueckisch euch bekennen, Sonst schelt ich euch als toericht. Ich erzaehl euch Ein huebsches Maerchen; moeglich, dass ihr's kennt; Doch, da's hier eben herpasst, will ich wagen, Es nochmals aufzuwaermen. Erster Buerger. Gut, wir wollen's anhoeren, Herr. Ihr muesst aber nicht glauben, unser Unglueck mit einem Maerchen wegfoppen zu koennen; doch, wenn Ihr wollt, her damit. Menenius. Einstmals geschah's, dass alle Leibesglieder, Dem Bauch rebellisch, also ihn verklagten: Dass er allein nur wie ein Schlund verharre In Leibes Mitte, arbeitslos und muessig, Die Speisen stets verschlingend, niemals taetig, So wie die andern all, wo jene Kraefte Saehn, hoerten, spraechen, daechten, gingen, fuehlten Und, wechselseitig unterstuetzt, dem Willen Und allgemeinen Wohl und Nutzen dienten Des ganzen Leibs. Der Bauch erwiderte-- Erster Buerger. Gut, Herr, was hat der Bauch denn nun erwidert? Menenius. Ich sag es gleich.--Mit einer Art von Laecheln, Das nicht von Herzen ging, nur gleichsam so-- (Denn seht, ich kann den Bauch ja laecheln lassen So gut als sprechen) gab er hoehnisch Antwort Den missvergnuegten Gliedern, die rebellisch Die Einkuenft ihm nicht goennten; ganz so passend Wie ihr auf unsre Senatoren scheltet, Weil sie nicht sind wie ihr. Erster Buerger. Des Bauches Antwort. Wie! Das fuerstlich hohe Haupt; das wache Auge; Das Herz: der kluge Rat; der Arm: der Krieger; Das Bein: das Ross; die Zunge: der Trompeter; Nebst andern Aemtern noch und kleinern Hilfen In diesem unserm Bau, wenn sie-- Menenius. Was denn, Mein Treu! der Mensch da schwatzt! Was denn? Was denn? Erster Buerger. So wuerden eingezwaengt vom Fresser Bauch, Der nur des Leibes Abfluss-- Menenius. Gut, was denn? Erster Buerger. Die andern Kraefte, wenn sie nun so klagten, Der Bauch, was koennt er sagen? Menenius. Ihr sollt's hoeren. Schenkt ihr ein bisschen, was ihr wenig habt, Geduld, so sag ich euch des Bauches Antwort. Erster Buerger. Ihr macht es lang. Menenius. Jetzt passt wohl auf, mein Freund! Eur hoechst verstaendger Bauch, er war bedaechtig, Nicht rasch, gleich den Beschuldgern, und sprach so: "Wahr ist's, ihr einverleibten Freunde", sagt' er, "Zuerst nehm ich die ganze Nahrung auf, Von der ihr alle lebt; und das ist recht, Weil ich das Vorratshaus, die Werkstatt bin Des ganzen Koerpers. Doch bedenkt es wohl; Durch eures Blutes Stroeme send ich sie Bis an den Hof, das Herz--den Thron, das Hirn, Und durch des Koerpers Gaeng und Windungen Empfaengt der staerkste Nerv, die feinste Ader Von mir den angemessnen Unterhalt, Wovon sie leben. Und obwohl ihr alle--" Ihr guten Freund' (habt acht), dies sagt der Bauch. Erster Buerger. Gut. Weiter! Menenius. "Seht ihr auch nicht all auf eins, Was jeder Einzelne von mir empfaengt, Doch kann ich Rechnung legen, dass ich allen Das feinste Mehl von allem wieder gebe, Und nur die Klei' mir bleibt." Wie meint ihr nun? Erster Buerger. Das war 'ne Antwort. Doch wie passt das hier? Menenius. Roms Senatoren sind der gute Bauch, Ihr die empoerten Glieder; denn erwaegt Ihr Muehn, ihr Sorgen. Wohl bedenkt, was alles Des Staates Vorteil heischt; so seht ihr ein, Kein allgemeines Gut, was ihr empfangt, Das nicht entsprang und kam zu euch von ihnen, Durchaus nicht von euch selbst. Was denkt ihr nun? Du, grosse Zeh, in dieser Ratsversammlung. Erster Buerger. Ich, die grosse Zehe? Warum die grosse Zehe? Menenius. Weil du, der Niedrigst, Aermst, Erbaermlichste Von dieser weisen Rebellion, vorantrittst. Du, Schwaechling ohne Kraft und Ansehen, laeufst Voran und fuehrst, dir Vorteil zu erjagen.-- Doch schwenkt nur eure Staeb und duerren Knuettel, Rom und sein Rattenvolk zieht aus zur Schlacht, Der eine Teil muss Tod sich fressen. (Cajus Marcius tritt auf.) Heil! edler Marcius. Marcius. Dank Euch! Was gibt es hier? Rebellsche Schurken, Die ihr das Jucken eurer Einsicht kratzt, Bis ihr zu Aussatz werdet. Erster Buerger. Von Euch bekommen wir doch immer gute Worte. Marcius. Ein gutes Wort dir geben, hiesse schmeicheln Jenseits des Abscheus. Was verlangt ihr, Hunde, Die Krieg nicht wollt noch Frieden? jener schreckt euch, Und dieser macht euch frech. Wer euch vertraut, Find't euch als Hasen, wo er Loewen hofft Wo Fuechse, Gaens. Ihr seid nicht sichrer, nein! Als gluehnde Feuerkohlen auf dem Eis, Schnee in der Sonne. Eure Tugend ist, Den adeln, den Verbrechen niedertreten, Dem Recht zu fluchen, das ihn schlaegt. Wer Groesse Verdient, verdient auch euern Hass; und eure Liebe Ist eines Kranken Gier, der heftig wuenscht, Was nur sein Uebel mehrt. Wer sich verlaesst Auf eure Gunst, der schwimmt mit blei'rnen Flossen, Und haut mit Binsen Eichen nieder. Haengt euch! Euch traun? Ein Augenblick, so aendert ihr den Sinn, Und nennt den edel, den ihr eben hasstet, Den schlecht, der euer Abgott war. Was gibt's? Dass ihr, auf jedem Platz der Stadt gedraengt, Schreit gegen den Senat, der doch allein, Zunaechst den Goettern, euch in Furcht erhaelt; Ihr fraesst einander sonst. Was wollen sie? Menenius. Nach eignem Preis das Korn, das, wie sie sagen Im Ueberfluss daliegt. Marcius. Haengt sie! Sie sagen's? Beim Feuer sitzend, wissen sie genau, Was auf dem Kapitol geschieht; wer steigt, Wer gilt, wer faellt; da stiften sie Faktionen Und schliessen Ehen; staerken die Partei Und beugen die, die nicht nach ihrem Sinn, Noch unter ihre Naegelschuh. Sie sagen, Korn sei genug vorhanden? Wenn sich der Adel doch der Mild entschluege, Dass ich mein Schwert ziehn duerft. Ich haeufte Berge Von Leichen der zerhaunen Sklaven, hoeher, Als meine Lanze fliegt. Menenius. Nein, diese sind fast gaenzlich schon beruhigt; Denn, fehlt im Ueberfluss auch der Verstand, So sind sie doch ausbuendig feig. Doch sagt mir, Was macht der andre Trupp? Marcius. Schon ganz zerstreut. Die Schurken! Sie hungern, sagten sie, und aechzten Spruechlein, Als: "Not bricht Eisen; Hunde muessen fressen; Das Brot ist fuer den Mund; die Goetter senden Nicht bloss den Reichen Korn." Mit solchen Fetzen Macht sich ihr Klagen Luft; man hoert sie guetig, Bewilligt eine Fordrung--eine starke-- (Des Adels Herz zu brechen, jede Kraft Zu toeten) und nun schmeissen sie die Muetzen, Als sollten auf des Mondes Horn sie haengen, Frech laut und lauter jauchzend. Menenius. Und was ward zugestanden? Marcius. Fuenf Tribunen, Um ihre Poebelweisheit zu vertreten, Aus eigner Wahl: der ein ist Junius Brutus, Sicinius und--was weiss ich--Tod und Pest! Die Lumpen sollten eh die Stadt abdecken, Als mich so weit zu bringen. Naechstens nun Gewinnen sie noch mehr und fordern Groessres Mit Androhn der Empoerung. Menenius. Das ist seltsam. Marcius. Geht, fort mit euch, ihr Ueberbleibsel! (Ein Bote tritt auf.) Bote. Ist Cajus Marcius hier? Marcius. Nun ja! was soll's? Bote. Ich meld Euch, Herr, die Volsker sind in Waffen. Marcius. Mich freut's! So werden wir am besten los Den Ueberfluss, der schimmlicht wird.--Seht da, Die wuerdgen Vaeter. Es treten auf Cominius, Titus Lartius und andre Senatoren, Junius Brutus und Sicinius Velutus. Erster Senator. Marcius, was Ihr uns sagtet, ist geschehn: Die Volsker sind in Waffen. Marcius. Ja, sie fuehrt Tullus Aufidius, der macht euch zu schaffen. Ich suendge, seinen Adel ihm zu neiden, Und waer ich etwas andres als ich bin, So wuenscht ich, er zu sein. Cominius. Ihr fochtet miteinander. Marcius. Wenn, halb und halb geteilt, die Welt sich zauste, Und er auf meiner Seit, ich fiele ab, Nur dass ich ihn bekaempft'.--Er ist ein Loewe, Den ich zu jagen stolz bin. Erster Senator. Darum, Marcius, Magst du Cominius folgen in den Krieg. Cominius. Ihr habt es einst versprochen. Marcius. Herr, das hab ich, Und halte Wort. Du, Titus Lartius, siehst Noch einmal Tullus, mich ins Antlitz schlagen. Wie--bist du krank? bleibst aus? Titus. Nein, Cajus Marcius. Ich lehn auf eine Krueck und schlage mit der andern, Eh ich dies' Werk versaeum. Marcius. O edles Blut! Erster Senator. Begleitet uns zum Kapitol, dort harren Die treusten Freunde unser. Titus. Geht voran-- Cominius, folgt ihm nach, wir folgen euch, Ihr seid des Vorrangs wuerdig. Cominius. Edler Marcius! Erster Senator (zu den Buergern). Geht, macht euch fort!--nach Haus! Marcius. Nein, lasst sie folgen. Die Volsker haben Korn; dahin ihr Ratten, Die Scheuren fresst.--Hochadlige Rebellen, Eur Mut schlaegt herrlich aus. Ich bitte, folgt. (Senatoren, Cominius, Marcius, Titus Lartius und Menenius gehn ab; die Buerger schleichen sich fort.) Sicinius. War je ein Mensch so stolz wie dieser Marcius? Brutus. Er hat nicht seinesgleichen. Sicinius. Als wir ernannt zu Volkstribunen wurden-- Brutus. Saht Ihr sein Aug, den Mund? Sicinius. Ja, und sein Hoehnen! Brutus. Gereizt schont nicht sein Spott die Goetter selbst. Sicinius. Den keuschen Mond auch wuerd er laestern. Brutus. Verschling ihn dieser Krieg; er ward zu stolz, So tapfer wie er ist. Sicinius. Solch ein Gemuet, Gekitzelt noch vom Glueck, verschmaeht den Schatten, Auf den er mittags tritt. Doch wundert's mich, Wie nur sein Hochmut es ertraegt, zu stehn Unter Cominius. Brutus. Ruhm, nach dem er zielt, Und der schon reich ihn schmueckt, wird besser nicht Erhalten und erhoeht, als auf dem Platz Zunaechst dem ersten; denn was nun misslingt, Das ist des Feldherrn Schuld, tut er auch alles, Was Menschenkraft vermag; und schwindelnd Urteil Ruft dann vom Marcius aus: O haette dieser Den Krieg gefuehrt! Sicinius. Gewiss und geht es gut, So raubt das Vorurteil, am Marcius haengend, Cominius jegliches Verdienst. Brutus. Jawohl.-- Cominius' halben Ruhm hat Marcius schon, Erwarb er ihn auch nicht; und jenes Fehler, Sie werden Marcius' Ruhm, tat er auch selbst Nichts Grosses mehr. Sicinius. Kommt, lasst uns hin und hoeren Die Ausfert'gung, und was in Art und Weise Er, ausser seiner Einzigkeit, nun geht In diesen jetzgen Kampf. Brutus. So gehn wir denn. (Beide ab.) Zweite Szene Corioli, das Staatsgebaeude Tullus Aufidius tritt auf mit einigen Senatoren Erster Senator. So glaubt Ihr wirklich denn, Aufidius, Dass die von Rom erforschten unsern Plan, Und wissen, was wir tun? Aufidius. Glaubt ihr's denn nicht? Was ward wohl je gedacht in unserm Staat, Das nicht, eh's koerperliche Tat geworden, Rom ausgeforscht? Noch sind's vier Tage nicht, Dass man von dort mir schrieb; so, denk ich, lautet's-- Ich hab den Brief wohl hier;--ja, dieser ist's. (Er liest.) "Geworben wird ein Heer; doch niemand weiss, Ob fuer den Ost, den West. Gross ist die Teurung, Das Volk im Aufruhr, und man raunt sich zu, Cominius, Marcius, Euer alter Feind (Der mehr in Rom gehasst wird als von Euch), Und Titus Lartius, ein sehr tapfrer Roemer: Dass diesen drei'n die Ruestung ward vertraut. Wohin's auch geht, wahrscheinlich trifft es Euch; Drum seht Euch vor." Erster Senator. Im Feld stehn unsre Scharen; Wir zweifeln nie, dass Rom, uns zu begegnen, Stets sei bereit. Aufidius. Und Ihr habt klug gehandelt, Zu bergen Euern grossen Plan, bis er Sich zeigen musste; doch im Brueten schon Erkannt ihn Rom, so scheint's; durch die Entdeckung Wird unser Ziel geschmaelert, welches war, Zu nehmen manche Stadt, eh selbst die Roemer Bemerkt, dass wir im Gang. Zweiter Senator. Edler Aufidius, Nehmt Eure Vollmacht, eilt zu Euren Scharen, Lasst uns zurueck, Corioli zu schuetzen; Belagern sie uns hier, kommt zum Entsatz Mit Eurem Heer zurueck; doch sollt Ihr sehn, Die Ruestung gilt nicht uns. Aufidius. O! zweifelt nicht; Ich sprech aus sichrer Nachricht. Ja--noch mehr, Schon rueckten einge Roemerhaufen aus, Und nur hieherwaerts. Ich verlass euch, Vaeter. Wenn wir und Cajus Marcius uns begegnen, So ist geschworen, dass der Kampf nicht endet, Bis einer faellt. Alle Senatoren. Die Goetter sein mit Euch! Aufidius. Sie schirmen eure Ehren. Erster Senator. Lebt wohl! Zweiter Senator. Lebt wohl! Aufidius. Lebt wohl! (Alle ab.) Dritte Szene Rom, im Hause des Marcius Volumnia und Virgilia sitzen und naehen Volumnia. Ich bitte dich, Tochter, sing, oder sprich wenigstens trostreicher; wenn mein Sohn mein Gemahl waere, ich wuerde mich lieber seiner Abwesenheit erfreuen, durch die er Ehre erwirbt, als der Umarmungen seines Bettes, in denen ich seine Liebe erkennte. Da er noch ein zarter Knabe war und das einzige Kind meines Schosses, da Jugend und Anmut gewaltsam alle Blicke auf ihn zogen, als die tagelangen Bitten eines Koenigs einer Mutter nicht eine einzige Stunde seines Anblicks abgekauft haetten, schon damals--wenn ich bedachte, wie Ehre solch ein Wesen zieren wuerde, und dass es nicht besser sei als ein Gemaelde, das an der Wand haengt, wenn Ruhmbegier es nicht belebte--war ich erfreut, ihn da Gefahren suchen zu sehn, wo er hoffen konnte, Ruhm zu finden. In einen grausamen Krieg sandte ich ihn, aus dem er zurueckkehrte, die Stirn mit Eichenlaub umwunden. Glaube mir, Tochter, mein Herz huepfte nicht mehr vor Freuden, als ich zuerst hoerte, es sei ein Knabe, als jetzt, da ich zuerst, sah, er sei ein Mann geworden. Virgilia. Aber waere er nun in der Schlacht geblieben, teure Mutter, wie dann? Volumnia. Dann waere sein Nachruhm mein Sohn gewesen; in ihm haette ich mein Geschlecht gesehn. Hoere mein offenherziges Bekenntnis: haette ich zwoelf Soehne, jeder meinem Herzen gleich lieb, und keiner nur weniger teuer als dein und mein guter Marcius, ich wollte lieber elf fuer ihr Vaterland edel sterben sehn, als einen einzigen in wolluestigem Muessiggang schwelgen. Es tritt eine Dienerin auf. Dienerin. Edle Frau, Valeria wuenscht Euch zu sehn. Virgilia. Ich bitte, erlaubt mir, mich zurueckzuziehn. Volumnia. O nein! das sollst du nicht. Mich duenkt, bis hier toent deines Gatten Trommel, Er reisst Aufidius bei den Haaren nieder; Wie Kinder vor dem Baeren fliehn die Volsker. Mich duenkt, ich seh's! So stampft er und ruft aus: "Memmen, heran! In Furcht seid ihr gezeugt; Obwohl in Rom geboren." Und er trocknet Die blutge Stirn mit ehrner Hand, und schreitet So wie ein Schnitter, der sich vorgesetzt, Alles zu maehn, wo nicht, den Lohn zu missen. Virgilia. Die blutge Stirn!--o Jupiter! kein Blut. Volumnia. O schweig, du Toerin! schoener ziert's den Mann Als Goldtrophaeen. Die Brust der Hekuba War schoener nicht, da sie den Hektor saeugte, Als Hektors Stirn, die Blut entgegenspritzte Im Kampf den Griechenschwertern.--Sagt Valerien, Wir sind bereit, sie zu empfangen. (Dienerin ab.) Virgilia. Himmel! Schuetz meinen Mann vorm grimmigen Aufidius. Volumnia. Er schlaegt Aufidius' Haupt sich unters Knie Und tritt auf seinen Hals. (Valeria tritt auf.) Valeria. Ihr edlen Frauen, euch beiden guten Tag! Volumnia. Liebe Freundin-- Virgilia. Ich bin erfreut, Euch zu sehn, verehrte Frau. Valeria. Was macht ihr beide? Ihr seid ausgemachte Haushaelterinnen. Wie!--Ihr sitzt hier und naeht?--Ein huebsches Muster, das muss ich gestehn.--Was macht Euer kleiner Sohn? Virgilia. Ich danke Euch, edle Frau, er ist wohl. Volumnia. Er mag lieber Schwerter sehn und die Trommel hoeren, als auf seinen Schulmeister acht geben. Valeria. O! auf mein Wort, ganz der Vater. Ich kann's beschwoeren, er ist ein allerliebstes Knabe. Nein wahrlich, ich beobachtete ihn am Mittwoch eine halbe Stunde ununterbrochen; er hat etwas so Entschlossnes in seinem Benehmen. Ich sah ihn einem glaenzenden Schmetterlinge nachlaufen, und als er ihn gefangen hatte, liess er ihn wieder fliegen, und nun wieder ihm nach, und fiel der Laenge nach hin, und wieder aufgesprungen und ihn noch einmal gefangen. Hatte ihn sein Fall boese gemacht, oder was ihm sonst sein mochte, aber er knirschte so mit den Zaehnen und zerriss ihn! O! ihr koennt nicht glauben, wie er ihn zerfetzte. Volumnia. Ganz seines Vaters Art. Valeria. Ei, wahrhaftig! er ist ein edles Kind. Virgilia. Ein kleiner Wildfang, Valeria. Valeria. Kommt, legt Eure Stickerei weg, Ihr muesst heut nachmittag mit mir die muessige Hausfrau machen. Virgilia. Nein, teure Frau, ich werde nicht ausgehn. Valeria. Nicht ausgehn? Volumnia. Sie wird, sie wird. Virgilia. Nein, gewiss nicht; erlaubt es mir. Ich will nicht ueber die Schwelle schreiten, eh mein Gemahl aus dem Kriege heimgekehrt ist. Valeria. Pfui! wollt Ihr so wider alle Vernunft Euch einsperren? Kommt mit, Ihr muesst eine gute Freundin besuchen, die im Kindbette liegt. Virgilia. Ich will ihr eine schnelle Genesung wuenschen und sie mit meinem Gebet besuchen, aber hingehn kann ich nicht. Volumnia. Nun, warum denn nicht? Virgilia. Es ist gewiss nicht Traegheit oder Mangel an Liebe. Valeria. Ihr waeret gern eine zweite Penelope; und doch sagt man, alles Garn, das sie in Ulysses' Abwesenheit spann, fuellte Ithaka nur mit Motten. Kommt, ich wollte, Eure Leinwand waere so empfindlich wie Euer Finger, so wuerdet Ihr aus Mitleid aufhoeren, sie zu stechen. Kommt, Ihr muesst mitgehn. Virgilia. Nein, Liebe, verzeiht mir; im Ernst, ich werde nicht ausgehn. Valeria. Ei wahrhaftig! Ihr muesst mitgehn; dann will ich Euch auch herrliche Neuigkeiten von Eurem Gemahl erzaehlen. Virgilia. O, liebe Valeria! es koennen noch keine gekommen sein. Valeria. Wahrlich! ich scherze nicht mit Euch; es kam gestern abend Nachricht von ihm. Virgilia. In der Tat? Valeria. Im Ernst, es ist wahr; ich hoerte einen Senator davon erzaehlen. So war es:--Die Volsker haben ein Heer ausruecken lassen, welchem Cominius, der Feldherr, mit einem Teil der roemischen Macht entgegengegangen ist. Euer Gemahl und Titus Lartius belagern ihre Stadt Corioli; sie zweifeln nicht daran, sie zu erobern und den Krieg bald zu beendigen.--Dies ist wahr, bei meiner Ehre! Und nun bitte ich Euch, geht mit uns. Virgilia. Verzeiht mir, gute Valeria; kuenftig will ich Euch in allem andern gehorchen. Volumnia. Ei, lasst sie, Liebe. Wie sie jetzt ist, wuerde sie nur unser Vergnuegen stoeren. Valeria. Wirklich, das glaube ich auch. So lebt denn wohl. Kommt, liebe, teure Frau. Ich bitte dich, Virgilia, wirf deine Feierlichkeit zur Tuer hinaus und geh noch mit. Virgilia. Nein, auf mein Wort, Valeria. In der Tat, ich darf nicht; ich wuensche Euch viel Vergnuegen. Valeria. Gut, so lebt denn wohl! (Alle ab.) Vierte Szene Vor Corioli Mit Trommeln und Fahnen treten auf Marcius, Titus, Lartius, Anfuehrer, Krieger. Zu ihnen ein Bote Marcius. Ein Bote kommt. Ich wett, es gab ein Treffen. Titus. Mein Pferd an Eures: nein. Marcius. Es gilt. Titus. Es gilt. Marcius. Sprich du. Traf unser Feldherr auf den Feind? Bote. Sie schaun sich an, doch sprachen sich noch nicht. Titus. Das gute Pferd ist mein. Marcius. Ich kauf's Euch ab. Titus. Nein, ich verkauf und geb's nicht; doch Euch borg ich's Fuer fuenfzig Jahr.--Die Stadt nun fordert auf. Marcius. Wie weit ab stehn die Heere? Bote. Kaum drei Stunden. Marcius. So hoeren wir ihr Feldgeschrei, sie unsers.-- Nun, Mars, dir fleh ich, mach uns rasch im Werk, Dass wir mit dampfendem Schwert von hinnen ziehn, Den kampfgescharten Freunden schnell zu helfen. Komm, blas nun deinen Aufruf. Es wird geblasen, auf den Mauern erscheinen Senatoren und andre. Tullus Aufidius, ist er in der Stadt? Erster Senator. Nein, doch gleich ihm haelt jeder Euch gering Und kleiner als das Kleinste. Horcht die Trommeln (Kriegsmusik aus der Ferne.) Von unsrer Jugend Schar. Wir brechen eh die Mauern, Als dass sie uns einhemmten. Unsre Tore, Zum Schein geschlossen, riegeln Binsen nur, Sie oeffnen sich von selbst. Horcht, weit her toent's. (Kriegsgeschrei.) Das ist Aufidius. Merkt, wie er hantiert Dort im gespaltnen Heer. Marcius. Ha! Sie sind dran! Titus. Der Laerm sei unsre Weisung. Leitern her! Die Volsker kommen aus der Stadt. Marcius. Sie scheun uns nicht; nein, dringen aus der Stadt. Werft vor das Herz den Schild und kaempft mit Herzen, Gestaehlter als die Schild'. Auf, wackrer Titus! Sie hoehnen uns weit mehr, als wir gedacht; Das macht vor Zorn mich schwitzen. Fort, Kamraden! Wenn einer weicht, den halt ich fuer 'nen Volsker, Und fuehlen soll er meinen Stahl. Roemer und Volsker gehn kaempfend ab. Die Roemer werden zurueckgeschlagen. Marcius kommt wieder. Marcius. Die ganze Pest des Suedens fall auf euch! Schandflecke Roms ihr!--Schwaer' und Beulen zahllos Vergiften euch, dass ihr ein Abscheu seid, Eh noch gesehn, und gegen Windeshauch Euch ansteckt meilenweit! Ihr Gaenseseelen In menschlicher Gestalt! Vor Sklaven lauft ihr, Die Affen schlagen wuerden? Hoell und Pluto! Wund ruecklings, Nacken rot, Gesichter bleich Vor Furcht und Fieberfrost. Kehrt um! Greift an! Sonst, bei des Himmels Blitz! lass' ich den Feind Und stuerz auf euch. Besinnt euch denn, voran! Steht, und wir schlagen sie zu ihren Weibern, Wie sie zu unsern Schanzen uns gefolgt! Ein neuer Angriff, Volsker und Roemer kaempfen. Die Volsker fluechten in die Stadt. Marcius verfolgt sie. Auf geht das Tor, nun zeigt euch, wackre Helfer! Fuer die Verfolger hat's das Glueck geoeffnet, Nicht fuer die Fluechtgen. Nach! und tut wie ich. (Er stuerzt in die Stadt und das Tor wird hinter ihm geschlossen.) Erster Soldat. Tolldreist! ich nicht-- Zweiter Soldat. Noch ich. Dritter Soldat. Da seht! sie haben Ihn eingesperrt. Alle. Nun geht er drauf, das glaubt nur. (Titus Lartius tritt auf.) Titus. Was ward aus Marcius? Alle. Tot, Herr, ganz gewiss. Erster Soldat. Den Fluechtgen folgt' er auf den Fersen nach Und mit hinein; sie Augenblicks die Tore Nun zugesperrt: drin ist er, ganz allein, Der ganzen Stadt zu trotzen. Titus. Edler Freund! Du, fuehlend kuehner als dein fuehllos Schwert, Feststehend, wenn dies beugt, verloren bist du, Marcius! Der reinste Diamant, so gross wie du, Waer nicht ein solch Juwel; du warst ein Krieger Nach Catos Sinn, nicht wild und fuerchterlich In Streichen nur; nein, deinem grimmen Blick Und deiner Stimme donnergleichem Schmettern Erbebten deine Feind', als ob die Welt Im Fieber zitterte. Marcius kommt zurueck, blutend, von den Feinden verfolgt. Erster Soldat. Seht, Herr! Titus. O! da ist Marcius! Lasst uns ihn retten, oder mit ihm fallen. (Gefecht. Alle dringen in die Stadt.) Fuenfte Szene In Corioli, eine Strasse Roemer kommen mit Beute Erster Roemer. Das will ich mit nach Rom nehmen. Zweiter Roemer. Und ich dies. Dritter Roemer. Hol's der Henker! ich hielt das fuer Silber. Marcius und Titus treten auf mit einem Trompeter. Marcius. Seht diese Troedler, die die Stunden schaetzen Nach rostgen Drachmen. Kissen, bleierne Loeffel, Blechstueckchen, Waemser, die der Henker selbst Verscharrte mit dem Leichnam, stiehlt die Brut, Eh noch die Schlacht zu Ende.--Haut sie nieder!-- O, hoert des Feldherrn Schlachtruf! Fort zu ihm! Dort kaempft, den meine Seele hasst, Aufidius, Und mordet unsre Roemer. Drum, mein Titus, Nimm eine Anzahl Volks, die Stadt zu halten; Mit denen, die der Mut befeuert, eil ich, Cominius beizustehn. Titus. Du blutest, edler Freund! Die Arbeit war zu schwer, sie zu erneun In einem zweiten Gang. Marcius. Herr, ruehmt mich nicht. Dies Werk hat kaum mich warm gemacht. Lebt wohl! Das Blut, das ich verzapft, ist mehr Arznei Als mir gefaehrlich. Vor Aufidius so Tret ich zum Kampf. Titus. Fortunas holde Gottheit Sei jetzt in dich verliebt; ihr starker Zauber Entwaffne deines Feindes Schwert. O Held! Dein Knappe sei das Glueck! Marcius. Dein Freund nicht minder, Als derer, die zuhoechst sie stellt! Leb wohl! (Geht ab.) Titus. Ruhmwuerdger Marcius!-- Geh du, blas auf dem Marktplatz die Trompete Und ruf der Stadt Beamte dort zusammen, Dass sie vernehmen unseren Willen. Fort! (Ab.) Sechste Szene In der Naehe von Cominius' Lager Cominius und sein Heer auf dem Rueckzuge Cominius. Erfrischt euch, Freunde. Gut gekaempft! Wir hielten Wie Roemer uns; nicht tollkuehn dreist im Stehn, Noch feig im Rueckzug. Auf mein Wort, ihr Krieger, Der Angriff wird erneut. Indem wir kaempften, Erklang, vom Wind gefuehrt, in Zwischenraeumen Der Freunde Schlachtruf. O! ihr Goetter Roms! Fuehrt sie zum Ruhm und Sieg, so wie uns selbst Dass unsre Heere, laechelnd sich begegnend, Euch dankbar Opfer bringen. (Ein Bote tritt auf.) Deine Botschaft? Bote. Die Mannschaft von Corioli brach aus Und fiel den Marcius und den Lartius an. Ich sah die Unsern zu den Schanzen fliehn, Da eilt ich fort. Cominius. Mich duenkt, sprichst du auch wahr, So sprichst du doch nicht gut. Wie lang ist's her? Bote. Mehr als 'ne Stunde, Herr. Cominius. 's ist keine Meil, wir hoerten noch die Trommeln. Wie--gingst du eine Stund auf diese Meile? Und bringst so spaet Bericht? Bote. Der Volsker Spaeher Verfolgten mich, so lief ich einen Umweg Von drei, vier Meilen; sonst bekamt Ihr, Herr, Vor einer halben Stunde schon die Botschaft. (Marcius tritt auf.) Cominius. Doch, wer ist jener, Der aussieht wie geschunden? O! ihr Goetter! Er traegt des Marcius Bildung, und schon sonst Hab ich ihn so gesehn. Marcius. Komm ich zu spaet? Cominius. Der Schaefer unterscheidet nicht so gut Schalmei und Donner, wie ich Marcius' Stimme Von jedem schwaechern Laut. Marcius. Komm ich zu spaet? Cominius. Ja, wenn du nicht in fremdem Blut gekleidet, Im eignen kommst. Marcius. O! lasst mich Euch umschlingen: Mit kraeftgen Armen, wie als Braeutigam, Mit freudgem Herzen, wie am Hochzeitstag, Als Kerzen mir zu Bett geleuchtet. Cominius. O! Mein Kriegsheld, wie geht's dem Titus Lartius? Marcius. Wie einem, der geschaeftig Urteil spricht, Zum Tode den verdammt, den zur Verbannung, Den frei laesst, den beklagt, dem andern droht. Er haelt Corioli im Namen Roms So wie ein schmeichelnd Windspiel an der Leine, Die er nach Willkuer loest. Cominius. Wo ist der Sklav, Der sprach, sie schluegen Euch zurueck ins Lager? Wo ist er? Ruft ihn her. Marcius. Nein, lasst ihn nur. Die Wahrheit sprach er; doch die edlen Herrn, Das niedre Volk (verdammt: fuer sie Tribunen!), Die Maus laeuft vor der Katze nicht, wie sie Vor Schuften rannten, schlechter als sie selbst. Cominius. Wie aber drangt Ihr durch? Marcius. Ist zum Erzaehlen Zeit? Ich denke nicht-- Wo ist der Feind? Seid Ihr des Feldes Herr? Wo nicht, was ruht Ihr, bis Ihr's seid? Cominius. O Marcius! Wir fochten mit Verlust und zogen uns Zurueck, den Vorteil zu erspaehn. Marcius. Wie steht ihr Heer? Wisst Ihr, auf welcher Seite Die beste Mannschaft ist? Cominius. Ich glaube, Marcius, Im Vordertreffen kaempfen die Antiaten, Ihr bestes Volk; Aufidius fuehrt sie an, Der ihrer Hoffnung Seel und Herz. Marcius. Ich bitt dich, Bei jeder Schlacht, in der vereint wir fochten, Bei dem vereint vergossnen Blut, den Schwueren, Uns ewig treu zu lieben: stell mich grade Vor die Antiaten und Aufidius hin; Und saeumt nicht laenger. Nein, im Augenblick Erfuelle Speer- und Schwertgetoen die Luft, Und proben wir die Stunde. Cominius. Wuenscht ich gleich, Du wuerdest in ein laues Bad gefuehrt, Dir Balsam aufgelegt: doch wag ich nie Dir etwas zu verweigern. Waehl dir selbst Fuer diesen Kampf die Besten. Marcius. Das sind nur Die Willigsten. Ist irgendeiner hier (Und Suende waer's, zu zweifeln), dem die Schminke Gefaellt, mit der er hier mich sieht gemalt, Der ueblen Ruf mehr fuerchtet als den Tod, Und schoen zu sterben waehlt statt schlechten Lebens, Sein Vaterland mehr als sich selber liebt: Wer so gesinnt, ob einer oder viele, Der schwing die Hand, um mir sein Ja zu sagen, Und folge Marcius. (Alle jauchzen, schwingen die Schwerter, draengen sich um ihn und heben ihn auf ihren Armen empor.) Wie? Alle eins? Macht ihr ein Schwert aus mir? Ist dies kein aeussrer Schein, wer von euch allen Ist nicht vier Volsker wert? Ein jeder kann Aufidius einen Schild entgegentragen, So hart wie seiner. Eine Anzahl nur, Dank ich schon allen, waehl ich: und den andern Spar ich die Arbeit fuer den naechsten Kampf, Wie er sich bieten mag. Voran, ihr Freunde! Vier meiner Leute moegen die erwaehlen, Die mir am liebsten folgen. Cominius. Kommt, Gefaehrten, Beweist, dass ihr nicht prahltet, und ihr sollt Uns gleich in allem sein. (Alle ab.) Siebente Szene Das Tor vor Corioli Titus Lartius, eine Besatzung in Corioli zuruecklassend, geht dem Marcius und Cominius mit Trommeln und Trompeten entgegen, ihm folgt ein Anfuehrer mit Kriegern Titus. Besetzt die Tore wohl, tut eure Pflicht, Wie ich's euch vorschrieb. Send ich, schickt zur Hilfe Uns die Zenturien nach; der Rest genuegt Fuer kurze Deckung. Geht die Schlacht verloren, So bleibt die Stadt uns doch nicht. Anfuehrer. Traut auf uns. Titus. Fort! und verschliesset hinter uns die Tore. Du, Bote, komm; fuehr uns ins roemsche Lager. (Alle ab.) Achte Szene Schlachtfeld Kriegsgeschrei, Marcius und Aufidius, die einander begegnen Marcius. Mit dir nur will ich kaempfen! denn dich hass ich Mehr als den Meineid. Aufidius. Ja, so hass ich dich. Mir ist kein Drache Afrikas so greulich Und giftig wie dein Ruhm. Setz deinen Fuss. Marcius. Wer weicht, soll sterben als des andern Sklave, Dann richten ihn die Goetter. Aufidius. Flieh ich, Marcius, So hetz mich gleich dem Hasen. Marcius. Noch vor drei Stunden, Tullus, Focht ich allein in Eurer Stadt Corioli Und hauste ganz nach Willkuer. Nicht mein Blut Hat so mich uebertuencht; drum spann die Kraft Aufs hoechste, dich zu raechen! Aufidius. Waerst du Hektor, Die Geissel eurer prahlerischen Ahnen, Du kamst mir nicht von hier. (Sie fechten; einige Volsker kommen dem Aufidius zu Hilfe.) Dienstwillig und nicht tapfer! Ihr beschimpft mich Durch so verhassten Beistand. (Alle fechtend ab.) Neunte Szene Das roemische Lager Man blaest zum Rueckzug; Trompeten. Von einer Seite tritt auf Cominius mit seinem Heer, von der andern Marcius, den Arm in der Binde, und andre Roemer Cominius. Erzaehlt ich dir dein Werk des heutgen Tages, Du glaubtest nicht dein Tun; doch will ich's melden, Wo Senatoren Traen' und Laecheln mischen, Wo die Patrizier horchen und erbeben, Zuletzt bewundern; wo sich Fraun entsetzen Und, froh erschreckt, mehr hoeren; wo der plumpe Tribun, der, dem Plebejer gleich, dich hasst, Ausruft, dem eignen Groll zum Trotz: "Dank, Goetter, Dass unserm Rom ihr solche Helden schenktet!" Doch kamst du nur zum Nachtisch dieses Festes, Vorher schon voll gesaettigt. Titus Lartius kommt mit seinen Kriegern. Titus. O mein Feldherr! Hier ist das Streitross, wir sind das Geschirr. Haettst du gesehn-- Marcius. Still, bitt ich. Meine Mutter, Die einen Freibrief hat, ihr Blut zu preisen, Kraenkt mich, wenn sie mich ruehmt. Ich tat ja nur, Was ihr: das ist, soviel ich kann, erregt, Wie ihr es waret, fuer mein Vaterland. Wer heut den guten Willen nur erfuellte, Hat meine Taten ueberholt. Cominius. Nicht darfst du Das Grab sein deines Werts. Rom muss erkennen, Wie koestlich sein Besitz. Es waer ein Hehl, Aerger als Raub, nicht minder als Verleumdung, Zu decken deine Tat, von dem zu schweigen, Was durch des Preises hoechsten Flug erhoben, Bescheiden noch sich zeigt. Drum bitt ich dich, Zum Zeichen, was du bist, und nicht als Lohn Fuer all dein Tun, lass vor dem Heer mich reden. Marcius. Ich hab so Wunden hier und da, die schmerzt es, Sich so erwaehnt zu hoeren. Cominius. Geschaeh's nicht, Der Undank muesste sie zum Schwaeren bringen Und bis zum Tod verpesten. Von den Pferden (Wir fingen viel und treffliche) und allen Den Schaetzen, in der Stadt, im Feld erbeutet, Sei dir der zehnte Teil; ihn auszusuchen Noch vor der allgemeinen Teilung, ganz Nach deiner eignen Wahl. Marcius. Ich dank dir, Feldherr; Doch straeubt mein Herz sich, einen Lohn zu nehmen Als Zahlung meines Schwerts. Ich schlag es aus Und will nur soviel aus gemeiner Teilung, Wie alle, die nur ansahn, was geschah. (Ein langer Trompetenstoss. Alle rufen "Marcius! Marcius!", werfen Muetzen und Speere in die Hoehe.) Dass die Drommeten, die ihr so entweiht, Nie wieder toenen! Wenn Posaun und Trommel Im Lager Schmeichler sind, mag Hof und Stadt Ganz Luege sein und Gleisnerei. Wird Stahl Weich wie Schmarotzerseide, bleibe Erz Kein Schirm im Kriege mehr! Genug, sag ich.-- Weil ich die blutge Nase mir nicht wusch Und einen Schwaechling niederwarf, was mancher Hier unbemerkt getan, schreit ihr mich aus Mit uebertriebnem, unverstaendgem Zuruf, Als saeh ich gern mein kleines Selbst gefuettert Mit Lob, gewuerzt durch Luegen. Cominius. Zu bescheiden! Ihr seid mehr grausam eignem Ruhm, als dankbar Uns, die ihn redlich spenden; drum erlaubt: Wenn gegen Euch Ihr wuetet, legen wir (Wie einem, der sich schadet) Euch in Fesseln Und sprechen sichrer dann. Drum sei es kund Wie uns der ganzen Welt, dass Cajus Marcius Des Krieges Kranz erwarb. Und des zum Zeichen Nehm er mein edles Ross, bekannt dem Lager, Mit allem Schmuck; und heiss er von heut an, Fuer das, was vor Corioli er tat, Mit vollem Beifallsruf des ganzen Heeres: Cajus Marcius Coriolanus.--Fuehre Den zugefuegten Namen allzeit edel! (Trompetenstoss.) Alle. Cajus Marcius Coriolanus! Coriolanus. Ich geh, um mich zu waschen; Und ist mein Antlitz rein, so koennt Ihr sehn, Ob ich erroete. Wie's auch sei, ich dank Euch-- Ich denk Eur Pferd zu reiten und allzeit Mich wert des edlen Namensschmucks zu zeigen, Nach meiner besten Kraft. Cominius. Nun zu den Zelten, Wo, eh wir noch geruht, wir schreiben wollen Nach Rom von unserm Glueck. Ihr, Titus Lartius, Muesst nach Corioli. Schickt uns nach Rom Die Besten, dass wir dort mit ihnen handeln Um ihr und unser Wohl. Titus. Ich tu es, Feldherr. Coriolanus. Die Goetter spotten mein. Kaum schlug ich aus Hoechst fuerstliche Geschenk' und muss nun betteln Bei meinem Feldherrn. Cominius. Was es sei: gewaehrt. Coriolanus. Ich wohnt einmal hier in Corioli Bei einem armen Mann, er war mir freundlich; Er rief mich an: ich sah ihn als Gefangnen; Doch da hatt ich Aufidius im Gesicht, Und Wut besiegte Mitleid. Gebt, ich bitt Euch, Frei meinen armen Wirt. Cominius. O schoene Bitte! Waer er der Schlaechter meines Sohns, er sollte Frei sein, so wie der Wind. Entlasst ihn, Titus. Titus. Marcius, sein Nam? Coriolanus. Bei Jupiter! Vergessen-- Ich bin erschoepft.--Ja--mein Gedaechtnis schwindet. Ist hier nicht Wein? Cominius. Gehn wir zu unsern Zelten. Das Blut auf Eurem Antlitz trocknet. Schnell Muesst Ihr verbunden werden. Kommt. (Alle ab.) Zehnte Szene Das Lager der Volsker Trompetenstoss. Tullus Aufidius tritt auf, blutend, Zwei Krieger mit ihm Aufidius. Die Stadt ist eingenommen. Erster Krieger. Sie geben auf Bedingung sie zurueck. Aufidius. Bedingung!-- Ich wollt, ich waer ein Roemer, denn als Volsker Kann ich nicht sein das, was ich bin.--Bedingung!-- Was fuer Bedingung kann wohl der erwarten, Der sich auf Gnad ergab? Marcius, fuenfmal Focht ich mit dir, so oft auch schlugst du mich, Und wirst es, denk ich, traefen wir uns auch, So oft wir speisen.--Bei den Elementen! Wenn ich je wieder, Bart an Bart, ihm stehe, Muss ich ihn ganz, muss er mich ganz vernichten; Nicht mehr, wie sonst, ist ehrenvoll mein Neid; Denn, dacht ich ihn mit gleicher Kraft zu tilgen Ehrlich im Kampf, hau ich ihn jetzt, wie's kommt; Wut oder List vernicht ihn. Erster Krieger. 's ist der Teufel. Aufidius. Kuehner, doch nicht so schlau. Vergiftet ist Mein Mut, weil er von ihm den Flecken duldet, Verleugnet eignen Wert. Nicht Schlaf noch Tempel, Ob nackt, ob krank; nicht Kapitol noch Altar, Der Priester Beten, noch des Opfers Stunde, Vor denen jede Wut sich legt, erheben Ihr abgenutztes Vorrecht gegen mich Und meinen Hass auf ihn. Wo ich ihn finde, Daheim, in meines Bruders Schutz, selbst da, Dem gastlichen Gebot zuwider, wusch ich Die wilde Hand in seinem Herzblut. Geht-- Erforscht, wie man die Stadt bewahrt, und wer Als Geisel muss nach Rom. Erster Krieger. Wollt Ihr nicht gehn? Aufidius. Man wartet meiner im Zypressenwald, Suedwaerts der Muehlen; dahin bringt mir Nachricht, Wie die Welt geht, dass ich nach ihrem Schritt Ansporne meinen Lauf. Erster Krieger. Das will ich, Herr. (Alle ab.) Zweiter Aufzug Erste Szene Rom, ein oeffentlicher Platz Es treten auf Menenius, Sicinius und Brutus Menenius. Der Augur sagte mir, wir wuerden heut Nachricht erhalten. Brutus. Gute oder schlimme? Menenius. Nicht nach dem Wunsch des Volks; denn sie lieben den Marcius nicht. Sicinius. Natur lehrt die Tiere selbst ihre Freunde kennen. Menenius. Sagt mir: Wen liebt der Wolf? Sicinius. Das Lamm. Menenius. Es zu verschlingen, wie die hungrigen Plebejer den edlen Marcius moechten. Brutus. Nun, der ist wahrhaftig ein Lamm, das wie ein Baer bloekt. Menenius. Er ist wahrhaftig ein Baer, der wie ein Lamm lebt.--Ihr seid zwei alte Maenner: sagt mir nur eins, was ich euch fragen will. Brutus. Gut, Herr. Menenius. In welchem Unfug ist Marcius arm, in welchem ihr beide nicht reich seid? Brutus. Er ist nicht arm an irgendeinem Fehler, sondern mit allen ausgestattet. Sicinius. Vorzueglich mit Stolz. Brutus. Und im Prahlen uebertrifft er jeden andern. Menenius. Das ist doch seltsam! Wisst ihr beide wohl, wie ihr in der Stadt beurteilt werdet? Ich meine, von uns, aus den hoeheren Staenden. Wisst ihr? Brutus. Nun, wie werden wir denn beurteilt? Menenius. Weil ihr doch eben vom Stolz sprachet--wollt ihr nicht boese werden? Brutus. Nur weiter, Herr, weiter. Menenius. Nun, es ist auch gleichgueltig; denn ein sehr kleiner Dieb von Gelegenheit raubt euch wohl einen sehr grossen Vorrat von Geduld. Lasst eurer Gemuetsart den Zuegel schiessen und werdet boese, soviel ihr Lust habt; wenigstens, wenn es euch Vergnuegen macht, es zu sein. Ihr tadelt Marcius wegen seines Stolzes? Brutus. Wir tun es nicht allein, Herr. Menenius. Das weiss ich wohl. Ihr koennt sehr wenig allein tun; denn eurer Helfer sind viele, sonst wuerden auch eure Taten ausserordentlich einfaeltig herauskommen; eure Faehigkeiten sind allzu kindermaessig, um vieles allein zu tun. Ihr sprecht von Stolz.--O! koenntet ihr den Sack auf eurem Ruecken sehn und eine glueckliche Ueberschau eures eignen edlen Selbst anstellen.--O! koenntet ihr das!-- Brutus. Und was dann? Menenius. Ei! dann entdecktet ihr ein paar so verdienstlose, stolze, gewaltsame, hartkoepfige Magistratspersonen (alias Narren), als nur irgendwelche in Rom. Sicinius. Menenius, Ihr seid auch bekannt genug. Menenius. Ich bin bekannt als ein lustiger Patrizier und einer, der einen Becher heissen Weins liebt, mit keinem Tropfen Tiberwasser gemischt. Man sagt, ich sei etwas schwach darin, immer den ersten Klaeger zu beguenstigen; hastig und entzuendbar bei zu kleinen Veranlassungen; einer, der mit dem Hinterteil der Nacht mehr Verkehr hat als mit der Stirn des Morgens. Was ich denke, sag ich, und verbrauche meine Bosheit in meinem Atem. Wenn ich zwei solchen Staatsmaennern begegne, wie ihr seid (Lykurgusse kann ich euch nimmermehr nennen), und das Getraenk, das ihr mir bietet, meinem Gaumen widerwaertig schmeckt, so mache ich ein krauses Gesicht dazu. Ich kann nicht sagen: "Euer Edlen haben die Sache sehr gut vorgetragen", wenn ich den Esel aus jedem eurer Worte herausgucken sehe; und obwohl ich mit denen Geduld haben muss, welche sagen, ihr seid ehrwuerdige, ernste Maenner, so luegen doch die ganz abscheulich, welche behaupten, ihr haettet gute Gesichter. Wenn ihr dies auf der Landkarte meines Mikrokosmus entdeckt, folgt daraus, dass ich auch bekannt genug bin? Welch Unheil lesen eure blinden Scharfsichtigkeiten aus diesem Charakter heraus, um sagen zu koennen, dass ich auch bekannt genug bin? Brutus. Geht, Herr, geht! Wir kennen Euch gut genug. Menenius. Ihr kennt weder mich, euch selbst, noch irgend etwas. Ihr seid nach der armen Schelmen Muetzen und Kratzfuessen ehrgeizig. Ihr bringt einen ganzen, ausgeschlagenen Vormittag damit zu, einen Zank zwischen einem Pomeranzenweibe und einem Kneipschenken abzuhoeren, und vertagt dann die Streitfrage ueber drei Pfennig auf den naechsten Gerichtstag. Wenn ihr das Verhoer ueber irgendeine Angelegenheit zwischen zwei Parteien habt, und es trifft sich, dass ihr von der Kolik gezwickt werdet, so macht ihr Gesichter wie die Possenreisser; steckt die blutige Fahne gegen alle Geduld auf und verlasst, nach einem Nachttopf bruellend, den Prozess blutend, nur noch verwickelter durch euer Verhoer. Ihr stiftet keinen andern Frieden in dem Handel, als dass ihr beide Parteien Schurken nennt. Ihr seid ein paar seltsame Kreaturen! Brutus. Geht, geht! man weiss recht gut von Euch, dass Ihr ein bessrer Spassmacher bei der Tafel seid als ein unentbehrlicher Beisitzer auf dem Kapitol. Menenius. Selbst unsre Priester muessen Spoetter werden, wenn ihnen so laecherliche Geschoepfe aufstossen wie ihr. Wenn ihr auch am zweckmaessigsten sprecht, so ist es doch das Wackeln eurer Baerte nicht wert; und fuer eure Baerte waere es ein zu ehrenvolles Grab, das Kissen eines Flickschneiders zu stopfen oder in eines Esels Packsattel eingesargt zu werden. Und doch muesst ihr sagen: "Marcius ist stolz!" der, billig gerechnet, mehr wert ist als alle eure Vorfahren seit Deukalion; wenn auch vielleicht einige der Besten von ihnen erbliche Henkersknechte waren. Ich wuensch Euer Gnaden einen guten Abend; laengere Unterhaltung mit euch wuerde mein Gehirn anstecken, denn ihr seid ja die Hirten des Plebejerviehes. Ich bin so dreist, mich von euch zu beurlauben. Brutus und Sicinius ziehen sich in den Hintergrund zurueck. Volumnia, Virgilia und Valeria kommen. Wie geht's, meine ebenso schoenen als ehrenwerten Damen? Luna selbst, wandelte sie auf Erden, waere nicht edler. Wohin folgt ihr euren Augen so schnell? Volumnia. Ehrenwerter Menenius, mein Sohn Marcius kommt. Um der Juno willen, halt uns nicht auf. Menenius. Wie! Marcius kommt zurueck? Volumnia. Ja, teurer Menenius, und mit der herrlichsten Auszeichnung. Menenius. Da hast du meine Muetze, Jupiter, und meinen Dank. Ha! Marcius kommt! Beide Frauen. Ja, es ist wahr. Volumnia. Seht, hier ist ein Brief von ihm; der Senat hat auch einen, seine Frau einen, und ich glaube, zu Hause ist noch einer fuer Euch. Menenius. Mein ganzes Haus muss heut nacht herumtanzen. Ein Brief an mich? Virgilia. Ja, gewiss, es ist ein Brief fuer Euch da, ich habe ihn gesehn. Menenius. Ein Brief an mich! Das macht mich fuer sieben Jahre gesund; in der ganzen Zeit will ich dem Arzt ein Gesicht ziehen. Das herrlichste Rezept im Galen ist nur Quacksalbsudelei und gegen dies Bewahrungsmittel nicht besser als ein Pferdetrank. Ist er nicht verwundet? Sonst pflegte er verwundet zurueckzukommen. Virgilia. O! nein, nein, nein! Volumnia. O, er ist verwundet, ich danke den Goettern dafuer. Menenius. Das tue ich auch, wenn es nicht zu arg ist. Bringt er Sieg in der Tasche mit? --Die Wunden stehn ihm gut. Volumnia. Auf der Stirn, Menenius. Er kommt zum drittenmal mit dem Eichenkranz heim. Menenius. Hat er den Aufidius tuechtig in die Lehre genommen? Volumnia. Titus Lartius schrieb: "Sie fochten miteinander, aber Aufidius entkam." Menenius. Und es war Zeit fuer ihn, das kann ich ihm versichern. Haette er ihm standgehalten, so haette ich nicht moegen so gefidiust werden fuer alle Kisten in Corioli und das Gold, das in ihnen ist. Ist das dem Senat gemeldet? Volumnia. Liebe Frauen, lasst uns gehn.--Ja, ja, ja!--Der Senat hat Briefe vom Feldherrn, der meinem Sohn allein den Ruhm dieses Krieges zugesteht. Er hat in diesem Feldzuge alle seine fruehern Taten uebertroffen. Valeria. Gewiss, es werden wunderbare Dinge von ihm erzaehlt. Menenius. Wunderbar? Ja, ich stehe Euch dafuer, nicht ohne sein wahres Verdienst. Virgilia. Geben die Goetter, dass sie wahr seien! Volumnia. Wahr! Pah! Menenius. Wahr? Ich schwoere, dass sie wahr sind.--Wo ist er verwundet? (Zu den Tribunen.) Gott schuetze Euer liebwertesten Gnaden, Marcius kommt nach Hause und hat nun noch mehr Ursach, stolz zu sein.--Wo ist er verwundet? Volumnia. In der Schulter und am linken Arm. Das wird grosse Narben geben, sie dem Volk zu zeigen, wenn er um seine Stelle sich bewirbt. Als Tarquin zurueckgeschlagen wurde, bekam er sieben Wunden an seinem Leib. Menenius. Eine im Nacken und zwei im Schenkel, es sind neun, soviel ich weiss. Volumnia. Vor diesem letzten Feldzuge hatte er fuenfundzwanzig Wunden. Menenius. Nun sind es siebenundzwanzig, und jeder Riss war eines Feindes Grab. (Trompeten und Freudengeschrei.) Hoert die Trompeten! Volumnia. Sie sind des Marcius Fuehrer! Vor sich traegt er Gejauchz der Lust, laesst Traenen hinter sich. Der finstre Tod liegt ihm im nervgen Arm; Erhebt er ihn, so stuerzt der Feinde Schwarm. Trompeten. Es treten auf Cominius und Titus Lartius, zwischen ihnen Coriolanus mit einem Eichenkranz geschmueckt, Anfuehrer, Krieger, ein Herold. Herold. Kund sei dir, Rom, dass Marcius ganz allein Focht in Corioli und mit Ruhm erwarb Zu Cajus Marcius einen Namen: diesen Folgt ruhmvoll: Cajus Marcius Coriolanus. Gegruesst in Rom, beruehmter Coriolanus! (Trompeten.) Alle. Gegruesst in Rom, beruehmter Coriolanus! Coriolanus. Lasst's nun genug sein, denn es kraenkt mein Herz. Genug, ich bitte! Cominius. Sieh, Freund, deine Mutter. Coriolanus. O! Ich weiss, zu allen Goettern flehtest du Fuer mein Gelingen. (Er kniet vor ihr nieder.) Volumnia. Nein; auf, mein wackrer Krieger, Mein edler Marcius, wuerdger Cajus, und Durch taterkaufte Ehren neu benannt; Wie war's doch? Coriolan muss ich dich nennen? Doch sieh, dein Weib. Coriolanus. Mein lieblich Schweigen, Heil! Haettst du gelacht, kaem auf der Bahr ich heim, Da weinend meinen Sieg du schaust? O, Liebe! So in Corioli sind der Witwen Augen, Der Muetter, Soehne klagend. Menenius. Die Goetter kroenen dich! Coriolanus. Ei, lebst du noch? (Zu Valeria.) O! edle Frau, verzeiht! Volumnia. Wohin nur wend ich mich? Willkommen heim! Willkommen, Feldherr! Alle sind willkommen! Menenius. Willkommen tausendmal. Ich koennte weinen Und lachen; ich bin leicht und schwer. Willkommen! Es treff ein Fluch im tiefsten Herzen den, Der nicht mit Freuden dich erblickt. Euch drei Sollt Rom vergoettern.--Doch, auf Treu und Glauben, Holzaepfel, alte, stehn noch hier, die niemals Durch Pfropfen sich veredeln. Heil euch, Krieger! Die Nessel nennen wir nur Nessel, und Der Narren Fehler Narrheit. Cominius. Stets der Alte! Coriolanus. Immer Menenius, immer. Herold. Platz da! Weiter! Coriolanus (zu Frau und Mutter). Deine Hand, und deine, Eh noch mein eignes Haus mein Haupt beschattet, Besuch ich erst die trefflichen Patrizier, Von denen ich nicht Gruesse nur empfing, Auch mannigfache Ehren. Volumnia. Ich erlebt es, Erfuellt zu sehn den allerhoechsten Wunsch, Den kuehnsten Bau der Einbildung. Nur eins Fehlt noch, und das, ich zweifle nicht, Wird unser Rom dir schenken. Coriolanus. Gute Mutter, Ich bin auf meine Art ihr Sklave lieber, Als auf die ihrige mit ihnen Herrscher. Cominius. Zum Kapitol. (Trompeten, Hoerner. Sie gehn alle im feierlichen Zuge ab, wie sie kamen. Die Tribunen bleiben.) Brutus. Von ihm spricht jeder Mund; das bloede Auge Traegt Brillen, ihn zu sehn. Die Amme, schwatzend Laesst ihren Saeugling sich in Kraempfe schrein, Von ihm herplappernd. Seht, die Kuechenmagd Knuepft um den rauchgen Hals ihr bestes Leinen, Die Wand erkletternd; Buden, Baenk und Fenster Gefuellt; das Dach besetzt, der First beritten Mit vielerlei Gestaltung: alle einig In Gier, nur ihn zu schaun. Es draengen sich Fast nie gesehne Priester durch den Schwarm Und stossen, um beim Poebel Platz zu finden; Verhuellte Fraun ergeben Weiss und Rot Auf zartgeschonter Wang dem wilden Raub Von Phoebus' Feuerkuessen. Solch ein Wirrwarr, Als wenn ein fremder Gott, der mit ihm ist, Sich still in seine Menschenform geschlichen Und ihm der Anmut Zauber mitgeteilt. Sicinius. Im Umsehn, glaub mir, wird er Konsul sein. Brutus. Dann schlafe unser Amt, solang er herrscht. Sicinius. Er kann nicht maessgen Schritts die Wuerden tragen Vom Anfang bis zum Ziel; er wird vielmehr Verlieren den Gewinn. Brutus. Das ist noch Trost. Sicinius. O, zweifelt nicht: das Volk, fuer das wir stehn, Vergisst, nach angebornen Bosheit, leicht Auf kleinsten Anlass diesen neuen Glanz; Und dass er Anlass gibt, ist so gewiss, Als ihn sein Hochmut spornt. Brutus. Ich hoert ihn schwoeren, Wuerb er um's Konsulat, so wollt er nicht Erscheinen auf dem Marktplatz, noch sich huellen Ins abgetragne, schlichte Kleid der Demut; Noch, wie die Sitt ist, seine Wunden zeigend Dem Volk, um ihren uebeln Atem betteln. Sicinius. Gut! Brutus. So war sein Wort. Eh gibt er's auf, als dass Er's nimmt, wenn nicht der Adel ganz allein Es durchsetzt mit den Vaetern. Sicinius. Hoechst erwuenscht! Bleib er nur bei dem Vorsatz und erfuell ihn, Kommt's zur Entscheidung. Brutus. Glaubt's, er wird es tun. Sicinius. Dann bringt es ihm, wie's unser Vorteil heischt, Den sichern Untergang. Brutus. Der muss erfolgen, Sonst fallen wir. Zu diesem Endzweck denn Bereden wir das Volk, dass er sie stets Gehasst; und, haett er Macht, zu Eseln sie Umschafft', verstummen hiesse ihre Sprecher Und ihre Freiheit braeche, schaetze sie, In Faehigkeit des Geists und Kraft zu handeln, Von nicht mehr Seel und Nutzen fuer die Welt Als das Kamel im Krieg, das nur sein Futter Erhaelt, um Last zu tragen; herbe Schlaege, Wenn's unter ihr erliegt. Sicinius. Dies eingeblasen, Wenn seine Frechheit einst im hoechsten Flug Das Volk erreicht (woran's nicht fehlen wird, Bringt man ihn auf, und das ist leichter noch Als Hund auf Schafe hetzen), wird zur Glut, Ihr duerr Gestruepp zu zuenden, dessen Dampf Ihn schwaerzen wird auf ewig. (Ein Bote tritt auf.) Brutus. Nun, was gibt's? Bote. Ihr seid aufs Kapitol geladen. Sicher Glaubt man, dass Marcius Konsul wird. Ich sah Die Stummen draengen, ihn zu sehn, die Blinden, Ihn zu vernehmen, Frauen warfen Handschuh', Jungfraun und Maedchen Baender hin und Tuecher, Wo er vorbeiging; die Patrizier neigten Wie vor des Jovis Bild. Das Volk erregte Mit Schrein und Muetzenwerfen Donnerschauer. So etwas sah ich nie. Brutus. Zum Kapitol! Habt Ohr und Auge, wie's die Zeit erheischt, Und Herz fuer die Entscheidung-- Sicinius. Nehmt mich mit. (Alle ab.) Zweite Szene Das Kapitol Zwei Ratsdiener welche Polster legen Erster Ratsdiener. Komm, komm. Sie werden gleich hier sein. Wie viele werben um das Konsulat? Zweiter Ratsdiener. Drei, heisst es; aber jedermann glaubt, dass Coriolanus es erhalten wird. Erster Ratsdiener. Das ist ein wackrer Gesell; aber er ist verzweifelt stolz und liebt das gemeine Volk nicht. Zweiter Ratsdiener. Ei! es hat viele grosse Maenner gegeben, die dem Volk schmeichelten und es doch nicht liebten. Und es gibt manche, die das Volk geliebt hat, ohne zu wissen, warum? Also, wenn sie lieben, so wissen sie nicht, weshalb, und sie hassen aus keinem besseren Grunde; darum, weil es den Coriolanus nicht kuemmert, ob sie ihn lieben oder hassen, beweist er die richtige Einsicht, die er von ihrer Gemuetsart hat; und seine edle Sorglosigkeit zeigt ihnen dies deutlich. Erster Ratsdiener. Wenn er sich nicht darum kuemmerte, ob sie ihn lieben oder nicht, so wuerde er sich unparteiisch in der Mitte halten und ihnen weder Gutes noch Boeses tun; aber er sucht ihren Hass mit groesserm Eifer, als sie ihm erwidern koennen, und unterlaesst nichts, was ihn vollstaendig als ihren Gegner zeigt. Nun, sich die Miene geben, dass man nach dem Hass und dem Missvergnuegen des Volkes strebt, ist so schlecht, wie das, was er verschmaeht: ihnen um ihrer Liebe willen zu schmeicheln. Zweiter Ratsdiener. Er hat sich um sein Vaterland sehr verdient gemacht. Und sein Aufsteigen ist nicht auf so bequemen Staffeln wie jener, welche geschmeidig und hoeflich gegen das Volk, mit geschwenkten Muetzen, ohne weitre Tat, Achtung und Ruhm eingingen. Er aber hat seine Verdienste ihren Augen und seine Taten ihren Herzen so eingepflanzt, dass wenn ihre Zungen schweigen wollten und dies nicht eingestehn, es eine Art von undankbarer Beschimpfung sein wuerde; es zu leugnen, waere eine Bosheit, die, indem sie sich selbst Luegen strafte, von jedem Ohr, das sie hoerte, Vorwurf und Tadel erzwingen muesste. Erster Ratsdiener. Nichts mehr von ihm, er ist ein wuerdiger Mann. Mach Platz, sie kommen. Trompeten. Es treten auf der Konsul Cominius, dem die Liktoren vorausgehen, Menenius, Coriolanus, mehrere Senatoren, Sicinius und Brutus. Senatoren und Tribunen nehmen ihre Plaetze. Menenius. Da ein Beschluss gefasst, der Volsker wegen, Und wir den Titus Lartius heimberufen, Bleibt noch als Hauptpunkt dieser zweiten Sitzung, Des Helden edlen Dienst zu lohnen, der So fuer sein Vaterland gekaempft.--Geruht dann, Ehrwuerdge, ernste Vaeter, und erlaubt Ihm, der jetzt Konsul ist und Feldherr war In unserm wohlbeschlossnen Krieg, ein wenig Zu sagen von dem edlen Werk, vollfuehrt Durch Cajus Marcius Coriolanus, der Hier mit uns ist, um dankbar ihn zu gruessen Durch Ehre, seiner wert. Erster Senator. Cominius, sprich. Lass, als zu lang, nichts aus. Wir glauben eh', Dass unserm Staat die Macht zu lohnen fehlt, Als uns der weitste Wille. Volksvertreter, Wir bitten euer freundlich Ohr und dann Eur guenstig Fuerwort beim gemeinen Volk, Dass gelte, was wir wuenschen. Sicinius. Wir sind hier Zu freundlichem Vergleiche; unsre Herzen Nicht abgeneigt zu ehren, zu befoerdern Ihn, der uns hier versammelt. Brutus. Um so lieber Tun wir dies freudgen Muts, gedenkt er auch Des Volks mit bessrem Sinn, als er bisher Es hat geschaetzt. Menenius. Das passt nicht, passt hier nicht. Ihr haettet lieber schweigen sollen. Gefaellt's euch, Cominius anzuhoeren? Brutus. Herzlich gern. Doch war mein Warnen besser hier am Platz Als der Verweis. Menenius. Er liebt ja euer Volk; Doch zwingt ihn nicht, ihr Schlafgesell zu sein. Edler Cominius, spricht (Coriolanus steht auf und will gehn.) Nein, bleib nur sitzen. Erster Senator. Bleib, Coriolanus, schaem dich nicht, zu hoeren, Was edel du getan. Coriolanus. Verzeiht mir, Vaeter, Eh will ich noch einmal die Wunden heilen, Als hoeren, wie ich dazu kam. Brutus. Ich hoffe, Mein Wort vertrieb Euch nicht. Coriolanus. O nein! doch oft Hielt ich den Streichen stand und floh vor Worten. Nicht schmeichelt und drum kraenkt Ihr nicht. Eur Volk, Das lieb ich nach Verdienst. Menenius. Setzt Euch. Coriolanus. Eh liess ich Im warmen Sonnenschein den Kopf mir kratzen, Wenn man zum Angriff blaest, als, muessig sitzend, Mein Nichts zum Fabelwerk vergroessert hoeren. (Geht ab.) Menenius. Volksvertreter! Wie koennt er euer scheckgen Brut' wohl schmeicheln, Wo einer gut im Tausend? wenn ihr seht, Er wagt eh alle Glieder fuer den Ruhm, Als eins von seinen Ohren, ihn zu hoeren? Cominius, fahre fort. Cominius. Mir fehlt's an Stimme. Coriolanus' Taten Soll man nicht schwach verkuenden. Wie man sagt, Ist Mut die erste Tugend und erhebt Zumeist den Eigner; ist es so, dann wiegt Den Mann, von dem ich sprech, in aller Welt Kein andrer auf. Mit sechzehn Jahren schon, Da, als Tarquin Rom ueberzog, da focht er Voraus den Besten. Der Diktator, hoch Und gross gepriesen stets, sah seinen Kampf; Wie mit dem Kinn der Amazon er jagte Die baertgen Lippen; zog aus dem Gedraenge Den hingestuerzten Roemer; schlug drei Feinde Im Angesicht des Konsuls; traf Tarquin Und stuerzt' ihn auf das Knie. An jenem Tag, Als er ein Weib konnt auf der Buehne spielen, Zeigt' er sich ganz als Mann im Kampf; zum Lohn Ward ihm der Eichenkranz. Sein zartes Alter Gereift zum Manne, wuchs er, gleich dem Meer, Und seit der Zeit, im Sturm von siebzehn Schlachten, Streift' er den Kranz von jedem Schwert. Sein Letztes, Erst vor, dann in Corioli, ist so, Dass jedes Lob verarmt. Die Fliehnden hemmt' er, Und durch sein hohes Beispiel ward dem Feigsten Zum Spiel das Schrecknis. So wie Binsen tauchen Dem Schiff im Segeln, wichen ihm die Menschen Und schwanden seinem Streich. Sein Schwert, Todstempel, Schnitt, wo es fiel, von Haupt zu Fuessen nieder. Vernichtung war er; jeglicher Bewegung Hallt Sterberoecheln nach. Allein betrat er Das Todestor der Stadt, das er bemalt Mit unentrinnbarm Weh, und ohne Beistand Entkommt er, trifft mit ploetzlicher Verstaerkung Die Stadt, wie 'n Meteor; und sein ist alles, Da ploetzlich weckt ihm Schlachtgetoese rufend Den wachen Sinn, und schnell den Mut verdoppelnd Belebt sich frisch sein arbeitmueder Leib: Er stuerzt in neuen Kampf und schreitet nun Blutdampfend ueber Menschenleben hin, Als folg ihm Mord und Tod. Und bis wir Stadt Und Schlachtfeld unser nannten, ruht' er nicht, Um Atem nur zu schoepfen. Menenius. Wuerdger Mann! Erster Senator. Im vollsten Mass ist er der Ehre wert, Die seiner harrt. Cominius. Die Beute stiess er weg. Kostbare Dinge sah er an, als waer's Gemeiner Staub und Kehricht; wen'ger nimmt er, Als selbst der Geiz ihm gaebe. Ihm ist Lohn Fuer Grosstat, sie zu tun. Zufrieden ist er, Sein Leben so zu opfern ohne Zweck. Menenius. Er ist von wahrem Adel. Ruft ihn her. Erster Senator. Ruft Coriolanus. Erster Ratsdiener. Er tritt schon herein. Coriolanus kommt zurueck. Menenius. Mt Freud ernennt dich, Coriolan, zum Konsul Der saemtliche Senat. Coriolanus. Stets weih ich ihm Mein Leben, meinen Dienst. Menenius. Jetzt bleibt nur noch, Dass du das Volk anredest. Coriolanus. Ich ersuch euch, Erlasst mir diesen Brauch; denn ich kann nicht Das Kleid antun, entbloesst stehn und sie bitten, Um ihre Stimmen, meiner Wunden wegen. Erlaubt, die Sitte zu umgehn. Sicinius. Das Volk, Herr, Muss Euer Werben haben, laesst nicht fahren Den kleinsten Punkt des Herkomms. Menenius. Reizt es nicht. Nein, bitte! fuegt Euch dem Gebrauch und nehmt, Wie es bisher die Konsuln all getan, Die Wuerd in ihrer Form. Coriolanus. 's ist eine Rolle, Die ich erroetend spiel; auch waer es gut, Dem Volke dies zu nehmen. Brutus. Hoert ihr das? Coriolanus. Vor ihnen prahlen: dies tat ich und das; Geheilte Schmarren zeigen, die ich bergen sollte, Als haett ich sie um ihres Atems Lohn Allein bekommen.-- Menenius. Nein, du musst dich fuegen. Ihr Volkstribunen, euch empfehlen wir: Macht den Entschluss bekannt. Dem edlen Konsul Sei alle Freud und Ehre! Senatoren. Den Coriolanus kroene Freud und Ehre! (Trompeten. Die Senatoren gehn.) Brutus. Ihr seht, wie er das Volk behandeln will. Sicinius. Wenn sie's nur merkten. Er wird sie ersuchen, Als wie zum Hohn, dass er von ihnen bittet, Was sie gewaehren muessen. Brutus. Doch sogleich Erfahren sie, was hier geschah. Ich weiss, Sie warten unser auf dem Markt. (Sie gehn ab.) Dritte Szene Das Forum Mehrere Buerger treten auf Erster Buerger. Ein und fuer allemal: wenn er unsre Stimmen verlangt, koennen wir sie ihm nicht abschlagen. Zweiter Buerger. Wir koennen, Freund, wenn wir wollen. Dritter Buerger. Wir haben freilich die Gewalt; aber es ist eine Gewalt, die wir nicht Gewalt haben, zu gebrauchen. Denn wenn er uns seine Wunden zeigt und seine Taten erzaehlt, so muessen wir unsre Zungen in diese Wunden legen und fuer ihn sprechen; ebenso, wenn er uns seine edlen Taten mitteilt, so muessen wir ihm unsre edle Anerkennung derselben mitteilen. Undankbarkeit ist ungeheuer; wenn die Menge nun undankbar waere, das hiesse, aus der Menge ein Ungeheuer machen; wir, die wir Glieder derselben sind, wuerden ja dadurch Ungeheuerglieder werden. Erster Buerger. Und es fehlt wenig, dass wir fuer nichts besser gehalten werden; denn dazumal, als wir wegen des Korns einen Aufstand machten, scheute er sich nicht, uns die vielkoepfige Menge zu nennen. Dritter Buerger. So hat uns schon mancher genannt. Nicht, weil von unsern Koepfen einige braun, einige schwarz, einige scheckig und einige kahl sind, sondern weil unser Witz so vielfarbig ist; und das glaube ich wahrhaftig, auch wenn alle unsre Witze aus einem und demselben Schaedel herausgelassen wuerden, so floegen sie nach Ost, West, Nord und Sued; und verstaendigten sie sich, einen graden Weg zu suchen, so wuerden sie zugleich auf allen Punkten des Kompasses sein. Zweiter Buerger. Glaubst du das? Wohin, denkst du, wuerde dann mein Witz fliegen? Dritter Buerger. O! dein Witz kann nicht so schnell heraus, als der von andern Leuten; denn er ist zu fest in einen Klotzkopf eingekeilt; aber wenn er seine Freiheit haette, so wuerde er gewiss suedwaerts fliegen. Zweiter Buerger. Warum dahin? Dritter Buerger. Um sich in einem Nebel zu verlieren; waeren nun drei Viertel davon in faulem Dunst weggeschmolzen, so wuerde der letzte Teil aus Gewissenhaftigkeit zurueckkommen, um dir zu einer Frau zu verhelfen. Zweiter Buerger. Du hast immer deine Schwaenke im Kopf. Schon gut, schon gut! Dritter Buerger. Seid ihr alle entschlossen, eure Stimmen zu geben? Aber das macht nichts; die groessere Zahl setzt es durch. Ich bleibe dabei: wenn er dem Volke geneigter waere, so gab es nie einen bessern Mann. (Coriolanus und Menenius treten auf.) Hier kommt er! und zwar in dem Gewand der Demut. Gebt acht auf sein Betragen.--Wir muessen nicht so beisammen bleiben, sondern zu ihm gehn, wo er steht, einzeln oder zu zweien und dreien. Er muss jedem besonders eine Bitte vortragen, dadurch erlangt der einzelne die Ehre, ihm seine eigne Stimme mit seiner eignen Zunge zu geben. Darum folgt mir, und ich will euch anweisen, wie ihr zu ihm gehn sollt. Alle. Recht so, recht so! (Sie gehn ab.) Menenius. Nein, Freund, Ihr habt nicht recht. Wisst Ihr denn nicht, Die groessten Maenner taten's. Coriolanus. Was nur sag ich? Ich bitte!--Herr.--Verdammt! ich kann die Zunge In diesen Gang nicht bringen. Seht die Wunden-- Im Dienst des Vaterlands empfing ich sie, Als ein'ge Euer Brueder bruellend liefen Vor unsern eignen Trommeln. Menenius. Nein.--Ihr Goetter! Nicht davon muesst Ihr reden. Nein, sie bitten, An Euch zu denken. Coriolanus. An mich denken! Haengt sie! Vergaessen sie mich lieber, wie die Tugend, Umsonst von Priestern eingeschaerft. Menenius. Ich bitte! Verderbt nicht alles, sprecht sie an; doch, bitt ich, Anstaendger Weis. Es kommen zwei Buerger. Coriolanus. Heisst ihr Gesicht sie waschen Und ihre Zaehne reinigen. Ach! da kommt so'n Paar! Ihr wisst den Grund, weshalb ich hier bin, Freund. Erster Buerger. Jawohl; doch sagt, was Euch dazu gebracht? Coriolanus. Mein eigner Wert. Zweiter Buerger. Euer eigner Wert? Coriolanus. Ja, Nicht Mein eigner Wunsch. Erster Buerger. Wie? Nicht Euer eigner Wunsch? Coriolanus. Nein, Freund! nie war's mein eigner Wunsch, mit Betteln Den Armen zu belaestigen. Erster Buerger. Ihr muesst denken, Wenn wir Euch etwas geben, ist's in Hoffnung, Durch Euch auch zu gewinnen. Coriolanus. Gut, sagt mir den Preis des Konsulats. Erster Buerger. Der Preis ist: freundlich drum zu bitten. Coriolanus. Freundlich? Ich bitte, goennt mir's. Wunden kann ich zeigen, Wenn wir allein sind--Eure Stimme, Herr! Was sagt Ihr? Zweiter Buerger. Wuerdger Mann, Ihr sollt sie haben. Coriolanus. Geschlossner Kauf! Zwei edle Stimmen also schon erbettelt. Eur Almosen hab ich!--Geht! Erster Buerger. Doch das ist seltsam. Zweiter Buerger. Muesst ich sie nochmals geben--doch--meinthalb. (Sie gehn ab.) Zwei andere Buerger kommen. Coriolanus. Ich bitt euch nun, wenn sich's zu dem Tone eurer Stimmen passt, dass ich Konsul werde; ich habe hier den ueblichen Rock an. Dritter Buerger. Ihr habt Euch edel um Euer Vaterland verdient gemacht und habt Euch auch nicht edel verdient gemacht. Coriolanus. Euer Raetsel? Dritter Buerger. Ihr waret eine Geissel fuer seine Feinde; Ihr waret eine Rute fuer seine Freunde. Ihr habt, die Wahrheit zu sagen, das gemeine Volk nicht geliebt. Coriolanus. Ihr solltet mich fuer um so tugendhafter halten, da ich meine Liebe nicht gemein gemacht habe. Freund, ich will meinem geschwornen Bruder, dem Volk, schmeicheln, um eine bessre Meinung von ihm zu ernten: es ist ja eine Eigenschaft, die sie hoch anrechnen. Und da der Weisheit ihrer Wahl mein Hut lieber ist als mein Herz, so will ich mich auf die einschmeichelnde Verbeugung ueben und mich mit ihnen abfinden auf ganz nachaeffende Art. Das heisst, Freund, ich will die Bezauberungskuenste irgendeines Volksfreundes nachaeffen und den Verlangenden hoechst freigebig mitteilen. Deshalb bitt ich euch: lasst mich Konsul werden. Vierter Buerger. Wir hoffen, uns in Euch einen Freund zu erwerben, und geben Euch darum unsre Stimmen herzlich gern. Dritter Buerger. Ihr habt auch mehrere Wunden fuer das Vaterland empfangen. Coriolanus. Ich will eure Kenntnis nicht dadurch besiegeln, dass ich sie euch zeige. Ich will eure Stimmen sehr hoch schaetzen und euch nun nicht laenger zur Last fallen. Beide Buerger. Die Goetter geben Euch Freude: das wuenschen wir aufrichtig. (Die Buerger gehn ab.) Coriolanus. O suesse Stimmen! Lieber verhungert, lieber gleich gestorben, Als Lohn erbetteln, den wir schon erworben. Warum soll hier im Narrenkleid ich stehn, Um Hinz und Kunz und jeden anzuflehn Um nutzlos Fuerwort? Weil's der Brauch verfuegt. Doch wenn sich alles vor Gebraeuchen schmiegt, Wird nie der Staub des Alters abgestreift, Berghoher Irrtum wird so aufgehaeuft, Dass Wahrheit nie ihn ueberragt. Eh zahm, Noch Narr ich bin, sei aller Ehrenkram Dem, den's geluestet.--Halb ist's schon geschehn, Viel ueberstanden, mag's nun weitergehn. (Drei andre Buerger kommen.) Mehr Stimmen noch!-- Eure Stimmen! denn fuer eure Stimmen focht ich, Fuer eure Stimmen wacht ich, fuer eure Stimmen Hab ich zwei Dutzend Narben; achtzehn Schlachten Hab ich gesehn, gehoert; fuer eure Stimmen Getan sehr vieles, minder, mehr. Eure Stimmen! Gewiss, gern waer ich Konsul. Fuenfter Buerger. Er hat edel gehandelt, und kein redlicher Mann kann ihm seine Stimme versagen. Sechster Buerger. Darum lasst ihn Konsul werden. Die Goetter verleihen ihm Glueck und machen ihn zum Freund des Volkes. Alle. Amen! Amen! Gott schuetz dich, edler Konsul! Coriolanus. Wuerdge Stimmen! (Die Buerger gehn ab.) Menenius, Sicinius und Brutus treten auf. Menenius. Ihr gnuegtet jetzt der Vorschrift. Die Tribunen Erhoehen Euch durch Volkesstimm, es bleibt nur, Dass im Gewand der Wuerde Ihr alsbald Nun den Senat besucht. Coriolanus. Ist dies nun aus? Sicinius. Genuegt habt Ihr dem Brauche des Ersuchens, Das Volk bestaetigt Euch, Ihr seid geladen Zur Sitzung, um ernannt sogleich zu werden. Coriolanus. Wo? Im Senat? Sicinius. Ja, Coriolanus, dort. Coriolanus. Darf ich die Kleider wechseln? Sicinius. Ja, Ihr duerft es. Coriolanus. Das will ich gleich; und kenn ich selbst mich wieder, Mich zum Senat verfuegen. Menenius. Ich geh mit Euch. Wollt ihr uns nicht begleiten? Brutus. Wir harren hier des Volks. Sicinius. Gehabt euch wohl! (Coriolan und Menenius gehn ab.) Er hat's nun, und, mich duenkt, sein Blick verriet, Wie's ihm am Herzen liegt. Brutus. Mit stolzem Herzen trug er Der Demut Kleid. Wollt Ihr das Volk entlassen? Die Buerger kommen zurueck. Sicinius. Nun, Freunde, habt ihr diesen Mann erwaehlt? Erster Buerger. Ja, unsre Stimmen hat er. Brutus. Die Goetter machen wert ihn eurer Liebe. Zweiter Buerger. Amen! Nach meiner armen, schwachen Einsicht Verlacht' er uns, um unsre Stimmen bittend. Dritter Buerger. Gewiss, er hoehnt' uns gradezu. Erster Buerger. Nein, das ist seine Art; er hoehnt' uns nicht. Zweiter Buerger. Du bist der einzge, welcher sagt, er habe Uns schmaehlich nicht behandelt; zeigen sollt er Die Ehrenmal', fuers Vaterland die Wunden. Sicinius. Nun, und das tat er doch? Mehrere Buerger. Nein, keiner sah sie. Dritter Buerger. Er habe Wunden, insgeheim zu zeigen, Sprach er, uns so den Hut veraechtlich schwenkend: Ich moechte Konsul sein;--doch, alter Brauch Erlaubt es nicht, als nur durch eure Stimmen. Drum eure Stimmen!--Als wir eingewilligt, Da hiess es: Dank fuer eure Stimmen, dank euch! O suesse Stimmen! nun ihr gabt die Stimmen, Stoer ich euch laenger nicht.--War das kein Hohn? Sicinius. Ihr waret bloede, scheint's, dies nicht zu sehn; Und, saht ihr's, allzu kindisch, freundlich doch Die Stimmen ihm zu leihn. Brutus. Was? Spracht ihr nicht Nach Anweisung? Als er noch ohne Macht Und nur des Vaterlands geringer Diener, Da war er euer Feind, sprach stets der Freiheit Entgegen und den Rechten, die ihr habt Im Koerper unsers Staats; und nun erhoben Zu maechtgem Einfluss und Regierung selbst-- Wenn er auch da mit boesem Sinn verharrt, Feind der Plebejer, koennten eure Stimmen Zum Fluch euch werden. Konntet ihr nicht sagen: Gebuehr auch seinem edlen Tun nichts mindres, Als was er suche, moeg er doch mit Huld, Zum Lohn fuer eure Stimmen, euer denken, Verwandelnd seinen Hass fuer euch in Liebe, Euch Freund und Goenner sein? Sicinius. Spracht ihr nun so, Wie man euch riet, so ward sein Geist erregt, Sein Sinn geprueft; so ward ihm abgelockt Ein guetiges Versprechen, woran ihr, Wenn Ursach sich ergab, ihn mahnen konntet. Wo nicht, so ward sein trotzig Herz erbittert, Das keinem Punkt sich leicht bequemt, der irgend Ihn binden kann; so, wenn in Wut gebracht, Nahmt ihr den Vorteil seines Zornes wahr, Und er blieb unerwaehlt. Brutus. Bemerktet ihr, Wie er euch frech verhoehnt', indem er bat, Da eure Lieb er brauchte? Wie--und glaubt ihr, Es wird euch nicht sein Hohn zermalmend treffen, Wenn ihm die Macht wird? War in all den Koerpern Denn nicht ein Herz? Habt ihr nur deshalb Zungen, Weisheit, Vernunft zu ueberschrein? Sicinius. Habt ihr Nicht Bitten sonst versagt? und jetzo ihm, Der euch nicht bat, nein, hoehnte, wollt ihr schenken Die Stimmen, die sonst jeder ehrt? Dritter Buerger. Noch ward er nicht ernannt, wir koennen's weigern. Zweiter Buerger. Und wollen's weigern. Fuenfhundert Stimmen schaff ich von dem Klang. Erster Buerger. Ich dopple das und ihre Freund' als Zutat. Brutus. So macht euch eilig fort. Sagt diesen Freunden, Sie waehlen einen Konsul, der der Freiheit Sie wird berauben, uns so stimmlos machen Wie Hunde, die man fuer ihr Klaeffen schlaegt Und doch zum Klaeffen haelt. Sicinius. Versammelt sie Und widerruft, nach reiferm Urteil, alle Die rasche Wahl. An seinen Stolz erinnert, An seinen alten Groll auf euch. Vergesst nicht, Wie er mit Hoffart trug der Demut Kleid, Wie flehend er euch hoehnt'. Nur eure Liebe, Gedenkend seiner Dienste, hindert' euch, Zu sehn, wie sein Benehmen jetzt erschien, Das achtungslos und spoettisch er gestaltet Nach eingefleischtem Hass. Brutus. Legt alle Schuld Uns, den Tribunen, bei und sprecht: wir draengten Euch, keines Einwurfs achtend, so, dass ihr Ihn waehlen musstet. Sicinius. Sagt, ihr stimmtet bei Mehr, weil wir's euch befohlen als geleitet Von eigner, wahrer Lieb; und eur Gemuet Erfuellt von dem mehr, was ihr solltet tun, Als was ihr wolltet, gabt ihr eure Stimmen Ganz gegen euern Sinn. Gebt uns die Schuld. Brutus. Ja, schont uns nicht; sagt, dass wir euch gepredigt, Wie jung er schon dem Vaterland gedient, Wie lang seitdem; aus welchem Stamm er sprosst, Dem edlen Haus der Marcier; daher kam Auch Ancus Marcius, Numas Tochtersohn, Der nach Hostilius hier als Koenig herrschte; Das Haus gab uns auch Publius und Quintus, Die uns durch Roehren gutes Wasser schafften; Auch Censorinus, er, des Volkes Liebling, Den, zweimal Censor, dieser Name schmueckte, Der war sein grosser Ahn. Sicinius. Ein so Entsprossner, Der ausserdem durch eignen Wert verdiente Den hohen Platz; wir schaerften stets euch ein, Sein zu gedenken; doch da ihr erwaegt (Messend sein jetzges Tun mit dem vergangnen), Er werd euch ewig Feind sein, widerruft ihr Den uebereilten Schluss. Brutus. Sagt, nimmer waer's geschehn (Darauf kommt stets zurueck) ohn unsern Antrieb. Und eilt, wenn ihr die Stimmzahl gezogen, Aufs Kapitol. Mehrere Buerger. Das wolln wir. Alle fast Bereun schon ihre Wahl. (Die Buerger gehn ab.) Brutus. So geh's nun fort; Denn besser ist's, den Aufstand jetzt zu wagen, Der spaeter noch gefaehrlicher sich zeigte. Wann er, nach seiner Art, in Wut geraet Durch ihr Verweigern, so bemerkt und nuetzt Den Vorteil seines Zorns. Sicinius. Zum Kapitol! Kommt, lasst uns dort sein vor dem Strom des Volks; Dies soll, wie's teilweis ist, ihr Wille scheinen, Was unser Treiben war. (Sie gehn ab.) Dritter Aufzug Erste Szene Rom. Eine Strasse Hoerner. Es treten auf Coriolanus, Menenius, Cominius, Titus Lartius, Senatoren und Patrizier Coriolanus. Tullus Aufidius drohte denn von neuem? Titus. Er tat's; und das war auch die Ursach, schneller Den Frieden abzuschliessen. Coriolanus. So stehn die Volsker, wie sie frueher standen, Bereit, wenn sich der Anlass beut, uns wieder Zu ueberziehn. Cominius. Sie sind so matt, o Konsul! Dass wir wohl kaum in unserm Lebensalter Ihr Banner fliegen sehn. Coriolanus. Saht ihr Aufidius? Titus. Ich gab ihm Sicherheit; er kam und fluchte Ergrimmt den Volskern, die so niedertraechtig Die Stadt geraeumt. Er lebt in Antium jetzt. Coriolanus. Sprach er von mir? Titus. Das tat er, Freund. Coriolanus. Wie? Was? Titus. Wie oft er, Schwert an Schwert, Euch angerannt; Dass er von allen Dingen auf der Welt Euch hass zumeist; sein Gut woll er verpfaenden Ohn Hoffnung des Ersatzes, koenn er nur Eur Sieger heissen. Coriolanus. Dort in Antium lebt er? Titus. In Antium. Coriolanus. O! haett ich Ursach, dort ihn aufzusuchen, Zu trotzen seinem Hass! Willkommen hier! (Sicinius und Brutus treten auf.) Ha! seht, das da sind unsre Volkstribunen, Zungen des grossen Mundes; mir veraechtlich, Weil sie ihrer Amtsgewalt sich bruesten, Mehr als der Adel dulden kann. Sicinius. Nicht weiter! Coriolanus. Ha! was ist das? Brutus. Es ist gefaehrlich, geht Ihr-- Zurueck! Coriolanus. Woher der Wechsel? Menenius. Was geschah? Cominius. Ward er vom Adel nicht und Volk bestaetigt? Brutus. Cominius, nein! Coriolanus. Hatt ich von Kindern Stimmen? Erster Senator. Macht Platz, Tribunen, er soll auf den Markt. Brutus. Das Volk ist gegen ihn empoert. Sicinius. Halt ein! Sonst Unheil ueberall. Coriolanus. Dies eure Herde? Die muessen Stimmen haben, jetzt zum Ja Und gleich zum Nein?--Und ihr, was schafft denn ihr? Seid ihr das Maul, regiert nicht ihre Zaehne? Habt ihr sie nicht gehetzt? Menenius. Seid ruhig, ruhig! Coriolanus. Das ist nur ein Komplott und abgekartet, Um die Gewalt des Adels zu zerbrechen. Duldet's--und lebt mit Volk, das nicht kann herrschen Und nicht beherrscht sein. Brutus. Nennt es nicht Komplott. Das Volk schreit, ihr verhoehntet es, und neulich, Als Korn umsonst verteilt ward, murrtet Ihr, Schmaehtet die Volkesfreunde, schaltet sie Des Adels Feinde, Schmeichler, Zeitendiener. Coriolanus. Nun, dies war laengst bekannt. Brutus. Allein nicht allen. Coriolanus. Gabt ihr die Weisung ihnen jetzt? Brutus. Ich, Weisung? Coriolanus. Solch Tun sieht Euch schon aehnlich. Brutus. Nicht unaehnlich, Und jedenfalls doch besser als das Eure. Coriolanus. Warum denn ward ich Konsul? Ha! beim Himmel! Nichtswuerdig will ich sein wie ihr, dann macht mich Zu euerm Mittribun. Sicinius. Zuviel schon tut Ihr Zur Aufreizung des Volks. Wollt Ihr die Bahn, Die Ihr begannt, vollenden, sucht den Weg, Den Ihr verloren habt, mit sanfterm Geist. Sonst koennt Ihr nimmermehr als Konsul herrschen, Noch als Tribun zur Seit ihm stehn. Menenius. Nur ruhig! Cominius. Man taeuscht das Volk, verhetzt es.--Solche Falschheit Ziemt Roemern nicht. Verdient hat Coriolan Nicht, dass man ehrlos diesen Stein ihm lege In seine Ehrenbahn. Coriolanus. Vom Korn mir sprechen? Dies war mein Wort, und ich will's wiederholen. Menenius. Nicht jetzt, nicht jetzt! Erster Senator. Nicht jetzt in dieser Hitze. Coriolanus. Bei meinem Leben! jetzt lasst mich gewaehren, Ihr Freunde! Ihr vom Adel! Fest schau die schmutzge wankelmuetge Menge Mich an, der ich nicht schmeichle, und bespiegle Sich selbst in mir.--Ich sag es wiederum: Wir ziehn, sie haetschelnd, gegen den Senat Unkraut der Rebellion, Frechheit, Empoerung, Wofuer wir selbst gepfluegt, den Samen streuten, Da wir mit uns, der edlern Zahl, sie mengten, Die keine andre Macht und Tugend missen, Als die sie selbst an Bettler weggeschenkt. Menenius. Nun gut, nichts mehr! Erster Senator. Kein Wort mehr, lasst Euch bitten! Coriolanus. Wie? nicht mehr? Hab ich mein Blut fuers Vaterland vergossen, Furchtlos dem fremden Draeun, so soll die Brust Laut schelten, bis sie bricht auf diesen Aussatz, Vor dessen Pest wir graun, und tun doch alles, Um von ihm angesteckt zu sein. Brutus. Ihr sprecht vom Volk Als waeret Ihr ein Gott, gesandt zu strafen, Und nicht ein Mensch, so schwach wie sie. Sicinius. Gut waer es, Wir sagten dies dem Volk. Menenius. Wie! seinen Zorn? Coriolanus. Zorn! Waer ich so sanft wie mitternaechtger Schlaf, Beim Jupiter! dies waere meine Meinung. Sicinius. Und diese Meinung Soll bleiben in sich selbst verschlossnes Gift, Nicht andre mehr vergiften noch. Coriolanus. Soll bleiben? Hoert ihr der Gruendlinge Triton? Bemerkt ihr Sein herrschend "Soll"? Cominius. 's war ungesetzlich. Coriolanus. Soll! Du guter, aber hoechst unkluger Adel! Ehrbare, doch achtlose Senatoren! Wie gebt ihr so der Hydra nach, zu waehlen Den Diener, der mit eigenmaechtgem "Soll" (Er nur Trompet und Klang des Ungeheuers), Frech euern Strom in sumpfgen Teich will leiten Und eure Macht auf sich.--Hat er Gewalt, Neigt euch als bloedgesinnt; wenn keine, weckt Die Langmut, die Gefahr bringt. Seid ihr weise, Gleicht nicht gemeinen Toren; seid ihr's nicht, Legt ihnen Polster hin.--Ihr seid Plebejer, Wenn Senatoren sie; sie sind nichts mindres, Wenn durch der Stimmen Mischung nur nach ihnen Das Ganze schmeckt. Sie waehlten sich Beamte-- Wie diesen, der sein "Soll" entgegensetzt, Sein poebelhaftes "Soll", weit wuerdgerm Rat, Als Griechenland nur je verehrt. Beim Zeus! Beschimpft wird so der Konsul, und mein Herz weint, Zu sehn, wie, wenn zwei Maechte sich erheben Und keine herrscht, Verderben, ungesaeumt, Dringt in die Luecke zwischen beid und stuerzt Die eine durch die andre. Cominius. Gut, zum Marktplatz! Coriolanus. Wer immer riet, das Korn der Vorratshaeuser Zu geben unentgeltlich, wie's gebraeuchlich Manchmal in Griechenland-- Menenius. Genug! Nicht weiter! Coriolanus. (Obgleich das Volk dort freire Macht besass) Der, sag ich, naehrt Empoerung, fuehrt herbei Den Untergang des Staats. Brutus. Wie kann das Volk Dem seine Stimme geben, der so spricht? Coriolanus. Ich geb euch Gruende, Mehr wert als ihre Stimmen: Korn, sie wissen's, War nicht von uns ein Dank; sie waren sicher, Sie taten nichts dafuer; zum Krieg gepresst, Als selbst des Vaterlandes Herz erkrankte, Da wollte keiner aus dem Tor: der Eifer Verdient nicht Korn umsonst; hernach im Krieg Ihr Meutern und Empoeren, ihres Mutes Erhabne Proben, sprachen schlecht ihr Lob.-- Die Klage, Womit sie oftmals den Senat beschuldigt, Aus ungebornem Grund, kann nie erzeugen Ein Recht auf freie Schenkung. Nun--was weiter? Wie mag so vielgeteilter Schlund verdaun Die Guete des Senats? Die Taten sprechen, Was Worte sagen moechten. Wir verlangten's, Wir sind der groessre Hauf; und sie, recht furchtsam, Sie gaben, was wir heischten.--So erniedern Wir unser hohes Amt, sind schuld, dass Poebel Furcht unsre Sorgfalt schilt. Dies bricht dereinst Die Schranken des Senats und laesst die Kraehen Hinein, dass sie die Adler hacken. Menenius. Kommt! Genug. Brutus. Genug im Uebermass! Coriolanus. Nein! nehmt noch mehr: Was nur den Schwur, sei's goettlich, menschlich, heiligt, Besiegle meinen Schluss. Die Doppelherrschaft, Wo dieser Teil mit Grund verachtet, jener Ohn Grund frohlockt, wo Adel, Macht und Weisheit Nichts tun kann ohne jenes Ja und Nein Des grossen Unverstands--dies muss verdraengen, Was wahrhaftig noetig ist, um Raum zu geben Dem haltlos Nichtgen.--Hemmt man so den Zweck, So folgt, dass nichts dem Zweck gemaess geschieht-- Darum beschwoer ich euch! Ihr, die ihr wen'ger zaghaft seid als weise, Die ihr mehr liebt des Staates feste Gruendung Als Aendrung scheut, die hoeher stets geachtet Ein edles Leben als ein langes, die Nicht fuerchten, durch gewagte Kur zu retten Den Leib vom sichern Tod--mit eins reisst aus Die vielgespaltne Zung, lasst sie nicht lecken Dies Suess, was ihnen Gift ist. Eur Entehrung Verstuemmelt das gesunde Urteil und Beraubt den Staat der Einheit, die ihm ziemt, So dass ihm Macht fehlt, Gutes, das er moechte, Zu tun, weil ihn das Boese stets verhindert. Brutus. Er sprach genug. Sicinius. Er sprach als Hochverraeter Und soll es buessen, wie's Verraeter tun. Coriolanus. Elender du! Schmach sei dein Grab! Was soll das Volk, Was soll's mit den kahlkoepfigen Tribunen? Anhangend ihnen weigert's den Gehorsam Der hoehern Obrigkeit. In einem Aufruhr, Da nicht das Recht, nein, da die Not Gesetz war, Da wurden sie gewaehlt--Zu bessrer Zeit Sagt von dem Recht nun kuehn: Dies ist das Recht, Und schleudert in den Staub hin ihre Macht. Brutus. Offner Verrat! Sicinius. Der da ein Konsul? Nein. Brutus. He! die Aedilen her! lasst ihn verhaften. Sicinius. Geht, ruft das Volk. (Brutus geht ab.) Ich selbst, in seinem Namen, Ergreife dich als Neurer und Empoerer Und Feind des Staats.--Folg, ich befehl es dir, Um Rechenschaft zu stehn. Coriolanus. Fort, alter Bock! Senatoren und Patrizier. Wir schuetzen ihn. Menenius. Die Hand weg, alter Mann! Coriolanus. Fort, morsches Ding, sonst schuettl ich deine Knochen Dir aus den Kleidern. Sicinius. Helft! ihr Buerger, helft! Brutus kommt zurueck mit den Aedilen und einer Schar Buerger. Menenius. Mehr Achtung beiderseits. Sicinius. Hier ist er, welcher euch Ganz machtlos machen will. Brutus. Greift ihn, Aedilen. Die Buerger. Nieder mit ihm! zu Boden! (Geschrei von allen Seiten.) Waffen! Waffen! (Alle draengen sich um Coriolanus.) Zweiter Senator. Tribunen! Edle! Buerger! Haltet! Ha! Sicinius! Brutus! Coriolanus! Buerger! Die Buerger. Den Frieden haltet! Frieden! Haltet alle! Menenius. Was wird draus werden? Ich bin ausser Atem, Es droht uns Untergang! Ich kann nicht, sprecht, Tribunen, ihr, zum Volk. Coriolanus, ruhig! Sprich, Freund Sicinius. Sicinius. Hoert mich, Buerger. Ruhig! Die Buerger. Hoert den Tribun. Still! Rede, rede, rede! Sicinius. Ihr seid daran, die Freiheit zu verlieren. Marcius will alles von euch nehmen, Marcius, Den eben ihr zum Konsul waehltet. Menenius. Pfui! Dies ist der Weg zu zuenden, nicht zu loeschen. Erster Senator. Die Stadt zu schleifen, alles zu zerstoeren. Sicinius. Was ist die Stadt wohl, als das Volk? Die Buerger. Ganz recht! Das Volk nur ist die Stadt. Brutus. Durch aller Einstimmung sind wir erwaehlt Als Obrigkeit des Volks. Die Buerger. Und sollt es bleiben. Menenius. Ja, so sieht's aus. Cominius. Dies ist der Weg, um alles zu zerstoeren, Das Dach zu stuerzen auf das Fundament Und zu begraben jede Rangordnung In Truemmerhaufen!-- Sicinius. Dies verdient den Tod! Brutus. Jetzt gilt's, dass unser Ansehn wir behaupten Oder verlieren. Wir erklaeren hier Im Namen dieses Volks, durch dessen Macht Wir sind erwaehlt fuer sie: Marcius verdient Sogleich den Tod. Sicinius. Deshalb legt Hand an ihn, Bringt zum Tarpejschen Felsen und von dort Stuerzt in Vernichtung ihn. Brutus. Aedilen, greift ihn! Die Buerger. Ergib dich, Marcius! Menenius. Hoert ein einzig Wort! Tribunen, hoert! ich bitt euch, nur ein Wort. Aedilen. Still, still! Menenius. Seid, was ihr scheint, Freunde des Vaterlands. Ergreift mit weiser Maessgung, was gewaltsam Ihr herzustellen strebt. Brutus. Die kalten Mittel, Sie scheinen kluge Hilf und sind nur Gift, Wenn so die Krankheit rast. Legt Hand an ihn Und schleppt ihn auf den Fels! Coriolanus. Nein, gleich hier sterb ich. (Er zieht sein Schwert.) Es sah wohl mancher unter euch mich kaempfen; Kommt und versucht nun selbst, was ihr nur saht. Menenius. Fort mit dem Schwert. Tribunen, steht zurueck. Brutus. Legt Hand an ihn. Menenius. Helft! helft dem Marcius! helft! Ihr hier vom Adel, helft ihm, jung und alt. Die Buerger. Nieder mit ihm! Nieder mit ihm! (Handgemenge, die Tribunen, die Aedilen und das Volk werden hinausgetrieben.) Menenius. Geh! fort, nach deinem Haus! enteile schnell! Zugrund geht alles sonst. Zweiter Senator. Fort! Coriolanus. Haltet stand! Wir haben ebensoviel Freund als Feinde. Menenius. Soll's dahin kommen? Erster Senator. Das verhuetet, Goetter! Mein edler Freund, ich bitte, geh nach Haus. Lass uns des Schadens Kur. Menenius. Denn unsre Wund ist's: Du kannst nicht selbst dich heilen. Fort, ich bitte. Cominius. Freund, geh hinweg mit uns. Coriolanus. O! waeren sie Barbaren! (und sie sind's, Obwohl Roms Brut) nicht Roemer! (und sie sind's nicht, Obwohl geworfen vor dem Kapitol). Menenius. Komm! Nimm deinen edlen Zorn nicht auf die Zunge; Einst kommt uns bessre Zeit. Coriolanus. Auf ebnem Boden Schlueg ich wohl ihrer vierzig. Menenius. Ich auch nehm es Mit zwei der besten auf, ja, den Tribunen. Cominius. Doch hier ist Uebermacht nicht zu berechnen; Und Mannheit wird zur Torheit, stemmt sie sich Entgegen stuerzendem Gebaeu. Entfernt Euch, Eh dieser Schwarm zurueckkehrt, dessen Wut Rast wie gehemmter Strom, und uebersteigt, Was sonst ihn niederhielt. Menenius. Ich bitte, geh! So seh ich, ob mein alter Witz noch anschlaegt Bei Leuten, die nur wenig haben. Flicken Muss man den Riss mit Lappen jeder Farbe. Coriolanus. Nun komm! (Coriolanus, Cominius und andere gehn ab.) Erster Patrizier. Der Mann hat ganz sein Glueck zerstoert. Menenius. Sein Sinn ist viel zu edel fuer die Welt. Er kann Neptun nicht um den Dreizack schmeicheln, Nicht Zeus um seine Donner: Mund und Herz ist eins. Was seine Brust nur schafft, kommt auf die Zunge, Und ist er zornig, so vergisst er gleich, Dass man den Tod je nannte. (Geraeusch hinter der Szene.) Ein schoener Laerm. Zweiter Patrizier. O! waeren sie im Bett! Menenius. Waeren sie in der Tiber! Was, zum Henker, Konnt er nicht freundlich sprechen! Brutus, Sicinius, Buerger kommen zurueck. Sicinius. Wo ist die Viper, Die unsre Stadt entvoelkern moecht, um alles In allem drin zu sein? Menenius. Wuerdge Tribunen-- Sicinius. Wir stuerzen ihn von dem Tarpejschen Fels Mit strenger Hand; er trotzet dem Gesetz, Drum weigert das Gesetz ihm das Verhoer; Die Macht der buergerlichen Strenge fuehl er, Die ihm so nichtig duenkt. Erster Buerger. Er soll erfahren, Des Volkes edler Mund sind die Tribunen, Wir seine Hand. Mehrere Buerger. Er soll! er soll! Menenius. Freund-- Sicinius. Still! Menenius. Schreit nicht Vertilgung, wo ein maessges Jagen Zum Ziel euch fuehren mag. Sicinius. Wie kommt's, dass Ihr Ihm halft, sich fort zu machen? Menenius. Hoert mich an: Wie ich den Wert des Konsuls kenne, kann ich Auch seine Fehler nennen. Sicinius. Konsul? welcher Konsul? Menenius. Der Konsul Coriolan. Brutus. Er, Konsul? Die Buerger. Nein, nein, nein, nein, nein! Menenius. Vergoennt, ihr, gutes Volk, und ihr, Tribunen, Gehoer, so moecht ich ein, zwei Worte sagen, Die euch kein weitres Opfer kosten sollen Als diese kurze Zeit. Sicinius. So fasst Euch kurz, Denn wir sind fest entschlossen, abzutun Den giftgen Staatsverraeter; ihn verbannen Laesst die Gefahr bestehn; ihn hier behalten Ist sichrer Tod. Drum wird ihm zuerkannt: Er sterb noch heut. Menenius. Verhueten das die Goetter! Soll unser hohes Rom, des Dankbarkeit Fuer die verdienten Kinder steht verzeichnet In Jovis Buch, entmenscht, verworfne Mutter, Den eignen Sohn verschlingen. Sicinius. Ein Schad ist er, muss ausgeschnitten werden. Menenius. Ein Glied ist er, das einen Schaden hat: Es abzuschneiden toedlich, leicht zu heilen. Was tat er Rom, wofuer er Tod verdiente? Weil er die Feind' erschlug? Sein Blut, vergossen (Und das, ich schwoer's, ist mehr, als er noch hat, Und manchen Tropfen), floss nur fuer sein Land;-- Wird, was ihm bleibt, vergossen durch sein Land, Das waer uns allen, die es tun und dulden, Ein ewges Brandmal. Sicinius. Das ist nur Gewaesch. Brutus. Gaenzlich verkehrt! Als er sein Land geliebt, Ehrt' es ihn auch. Menenius. Hat uns der Fuss gedient Und wird vom Krebs geschaedigt, denken wir Nicht mehr der vor'gen Dienste? Brutus. Schweigt nur still. Zu seinem Hause hin! reisst ihn heraus, Damit die Ansteckung von giftger Art Nicht weiter fort sich zuende. Menenius. Nur ein Wort. So tigerfuessge Wut, sieht sie den Schaden Der ungehemmten Eile, legt zu spaet Blei an die Sohlen.--Drum verfahrt nach Recht, Dass nicht, da er beliebt, Partein sich rotten Und unser hohes Rom durch Roemer falle. Brutus. Wenn das geschaeh! Sicinius. Was schwatzt Ihr da? Wie er Gesetz' verhoehnte, sahn wir ja. Aedilen schlagen! Trotz uns bieten! Kommt! Menenius. Erwaegt nur dies: er ist im Krieg erwachsen; Seit er ein Schwert mocht haben, lernt' er fein Gesiebte Sprache nicht, wirft Mehl und Kleie Nun im Gemengsel aus. Bewilligt mir, Ich geh zu ihm und bring ihn friedlich her, Wo nach der Form des Rechts er Rede steht Auf seine aeusserste Gefahr. Erster Senator. Tribunen, Die Weis ist menschlich; allzu blutig wuerde Der andre Weg, und im Beginnen nicht Der Ausgang zu erkennen. Sicinius. Edler Menenius, So handelt Ihr denn als des Volks Beamter;-- Ihr Leute, legt die Waffen ab. Brutus. Geht nicht nach Haus. Sicinius. Hin auf den Markt, dort treffen wir Euch wieder, Und bringt ihr Marcius nicht, so gehn wir weiter Auf unserm ersten Weg. (Ab.) Menenius. Ich bring ihn euch. (Zu den Senatoren.) Geht mit mir, ich ersuch euch. Er muss kommen, Sonst folgt das Schlimmste. Erster Senator. Lasst uns zu ihm gehn. (Alle ab.) Zweite Szene Zimmer in Coriolans Hause Coriolanus tritt auf mit einigen Patriziern Coriolanus. Lasst sie mir um die Ohren alles werfen: Mir drohn mit Tod durch Rad, durch wilde Rosse; Zehn Berg' auf den Tarpejschen Felsen tuermen, Dass sich der Absturz tiefer reisst, als je Das Auge sieht: doch bleib ich ihnen stets Also gesinnt. Erster Patrizier. Ihr handelt um so edler. (Volumnia tritt auf.) Coriolanus. Mich wundert, wie die Mutter Mein Tun nicht billigt, die doch lumpge Sklaven Sie stets genannt; Geschoepfe, nur gemacht, Dass sie mit Pfenngen schachern; barhaupt stehn In der Versammlung, gaehnen, staunen, schweigen, Wenn einer meines Ranges sich erhebt, Redend von Fried und Krieg. (Zu Volumnia.) Ich sprach von Euch. Weshalb wuenscht Ihr mich milder? Soll ich falsch sein Der eignen Seele? Lieber sagt, ich spiele Den Mann nur, der ich bin. Volumnia. O! Sohn, Sohn, Sohn! Haettst deine Macht du doch erst angelegt, Eh du sie abgenutzt. Coriolanus. Sie fahre hin! Volumnia. Du konntest mehr der Mann sein, der du bist, Wenn du es wen'ger zeigtest; schwaecher waren Sie deinem Sinn entgegen, hehltest du Nur etwas mehr, wie du gesinnt, bis ihnen Die Macht gebrach, um dich zu kreuzen. Coriolanus. Haengt sie! Volumnia. Ja, und verbrennt sie! Menenius kommt mit Senatoren. Menenius. Kommt! kommt! Ihr wart zu rauh, etwas zu rauh. Ihr muesst zurueck, es bessern. Erster Senator. Da hilft nichts. Denn tut Ihr dieses nicht, reisst auseinander Die Stadt und geht zugrund. Volumnia. O! lass dir raten. Ich hab ein Herz, unbeugsam, wie das deine, Doch auch ein Hirn, das meines Zornes Ausbruch Zu besserm Vorteil lenkt. Menenius. Recht, edle Frau. Eh er sich so der Herde beugt, wenn's nicht Die Fieberwut der Zeit als Mittel heischte Dem ganzen Staat, schnallt' ich die Ruestung um, Die ich kaum tragen kann. Coriolanus. Was muss ich tun? Menenius. Zu den Tribunen kehren. Coriolanus. Was weiter denn? Menenius. Bereun, was Ihr gesprochen. Coriolanus. Um ihretwillen? Nicht kann ich's um der Goetter willen tun; Muss ich's denn ihretwillen tun? Volumnia. Du bist zu herrisch. Magst du auch hierin nie zu edel sein, Gebietet Not doch auch.--Du selbst oft sagtest: "Wie Ehr und Politik als treue Freunde Im Krieg zusammen gehn." Ist's dies, so sprich, Wie sie im Frieden wohl sich schaden koennen, Dass sie in ihm sich trennen? Coriolanus. Pah! Menenius. Gut gefragt. Volumnia. Bringt es im Krieg dir Ehre, der zu scheinen, Der du nicht bist (und grosser Zwecke halb Gebrauchst du diese Politik), entehrt's nun, Dass sie im Frieden soll Gemeinschaft halten Mit Ehre, wie im Krieg, da sie doch beiden Gleich unentbehrlich ist? Coriolanus. Was draengst du so? Volumnia. Weil jetzt dir obliegt, zu dem Volk zu reden, Nicht nach des eignen Sinnes Unterweisung, Noch in der Art, wie dir dein Herz befiehlt; Mit Worten nur, die auf der Zunge wachsen, Bastardgeburten, Lauten nur und Silben, Die nicht des Herzens Wahrheit sind verpflichtet. Dies, wahrlich, kann sowenig dich entehren, Als eine Stadt durch sanftes Wort erobern, Wo sonst dein Glueck entscheiden muesst und Wagnis Von vielem Blutvergiessen.-- Ich wollte meine Art und Weise bergen, Wenn Freund' und Glueck es in Gefahr verlangten, Und blieb' in Ehr.--Ich steh hier auf dem Spiel, Dein Weib, dein Sohn, die Edlen, der Senat, Und du willst lieber unserm Poebel zeigen, Wie du kannst finster sehn, als einmal laecheln, Um ihre Gunst zu erben und zu schuetzen, Was ohne sie zugrund geht. Menenius. Edle Frau! Kommt, geht mit uns, sprecht freundlich und errettet Nicht nur, was jetzt gefaehrlich, nein, was schon Verloren war. Volumnia. Ich bitte dich, mein Sohn, Geh hin, mit dieser Muetz in deiner Hand, So streck sie aus, tritt so an sie heran, Dein Knie beruehr die Stein'; in solchem Tun ist Gebaerd ein Redner, und der Einfalt Auge Gelehrter als ihr Ohr. Den Kopf so wiegend Und oft auch so, dein stolzes Herz bestrafend, Sei sanft, so wie die Maulbeer ueberreif, Die jedem Drucke weicht. Dann sprich zu ihnen: Du seist ihr Krieger, im Gelaerm erwachsen, Habst nicht die sanfte Art, die, wie du einsaehst, Dir noetig sei, die sie begehren duerften, Waerbst du um ihre Gunst; doch wolltst du sicher Dich kuenftig wandeln zu dem Ihrigen, So weit Natur und Kraft in dir nur reichten. Menenius. Das nur getan, So wie sie sagt, sind alle Herzen dein, Denn sie verzeihn so leicht, wenn du sie bittest, Als sonst sie muessig schwatzen. Volumnia. O! gib nach! Lass dir nur diesmal raten. Weiss ich schon, Du spraengst eh mit dem Feind in Feuerschluende, Als dass du ihm in Blumenlauben schmeichelst. Hier ist Cominius. (Cominius tritt auf) Cominius. Vom Marktplatz komm ich, Freund, und dringend scheint, Dass Ihr Euch sehr verstaerkt, sonst hilft Euch nur Flucht oder Sanftmut. Alles ist in Wut. Menenius. Nur gutes Wort. Cominius. Das, glaub ich, dient am besten, Zwingt er sein Herz dazu. Volumnia. Er muss und will. Lass dich erbitten; sag: "Ich will", und geh! Coriolanus. Muss ich mit blossem Kopf mich zeigen? Muss ich Mit niedrer Zunge Luegen strafen so Mein edles Herz, das hier verstummt? Nun gut, ich tu's. Doch kaem's nur auf das einzge Stueck hier an, Den Marcius, sollten sie zu Staub ihn stampfen Und in den Wind ihn streun.--Zum Marktplatz nun. Ihr zwingt mir eine Rolle auf, die ich nie Natuerlich spiele. Cominius. Kommt, wir helfen Euch. Volumnia. O! hoer mich, holder Sohn. Du sagtest oft, Dass dich mein Lob zum Krieger erst gemacht. So spiel, mein Lob zu ernten, eine Rolle, Die du noch nie geuebt. Coriolanus. Ich muss es tun. Fort, meine Sinnesart! Komm ueber mich, Geist einer Metze. Mein Kriegsschrei sei verwandelt, Der in die Trommeln rief, jetzt in ein Pfeifchen, Duenn wie des Haemlings, wie des Maedchens Stimme, Die Kinder einlullt; eines Buben Laecheln Wohn auf der Wange mir; Schulknabentraenen Verdunkeln mir den Blick; des Bettlers Zunge Reg in dem Mund sich; mein bepanzert Knie, Das nur im Buegel krumm war, beuge sich Wie des, der Pfennge fleht.--Ich will's nicht tun, Nicht so der eignen Wahrheit Ehre schlachten, Und durch des Leibs Gebaerdung meinen Sinn Zu ewger Schand abrichten. Volumnia. Wie du willst. Von dir zu betteln ist mir groessre Schmach, Als dir von ihnen. Fall alles denn in Truemmer! Mag lieber deinen Stolz die Mutter fuehlen, Als stets Gefahr von deinem Starrsinn fuerchten. Den Tod verlach ich, grossgeherzt wie du. Mein ist dein Mut, ja, den sogst du von mir, Dein Stolz gehoert dir selbst. Coriolanus. Sei ruhig, Mutter, Ich bitte dich!--Ich gehe auf den Markt; Schilt mich nicht mehr. Als Taschenspieler nun Stehl ich jetzt ihre Herzen, kehre heim Von jeder Zunft geliebt. Siehst du, ich gehe. Gruess meine Frau. Ich kehr als Konsul wieder; Sonst glaube nie, dass meine Zung es weit Im Weg des Schmeichelns bringt. Volumnia. Tu, was du willst. (Sie geht ab.) Cominius. Fort, die Tribunen warten. Ruestet Euch Mit milder Antwort; denn sie sind bereit, Hoer ich, mit haertern Klagen, als die jetzt Schon auf Euch lasten. Coriolanus. "Mild" ist die Losung. Bitte, lasst uns gehn. Lasst sie mit Falschheit mich beschuldigen, ich Antworte ehrenvoll. Menenius. Nur aber milde. Coriolanus. Gut, milde sei's denn, milde. (Alle ab.) Dritte Szene Das Forum Sicinius und Brutus treten auf Brutus. Das muss der Hauptpunkt sein: dass er erstrebt Tyrannische Gewalt; entschluepft er da, Treibt ihn mit seinem Volkshass in die Enge, Und dass er nie verteilen liess die Beute, Die den Antiaten abgenommen ward. (Ein Aedil tritt auf.) Nun, kommt er? Aedil. Er kommt. Brutus. Und wer begleitet ihn? Aedil. Der alte Menenius und die Senatoren, die Ihn stets beguenstigt. Brutus. Habt Ihr ein Verzeichnis Von allen Stimmen, die wir uns verschafft, Geschrieben nach der Ordnung? Aedil. Ja, hier ist's. Brutus. Habt Ihr nach Tribus sie gesammelt? Aedil. Ja. Sicinius. So ruft nun ungesaeumt das Volk hieher, Und hoeren sie mich sagen: "So soll's sein, Nach der Gemeinen Fug und Recht", sei's nun Tod, Geldbuss oder Bann: so lass sie schnell "Tod" rufen, sag ich: "Tod!", "Geldbusse", sag ich: "Busse", Auf ihrem alten Vorrecht so bestehn Und auf der Kraft in der gerechten Sache. Aedil. Ich will sie unterweisen. Brutus. Und haben sie zu schreien erst begonnen, Nicht aufgehoert, nein, dieser wilde Laerm Muss die Vollstreckung Augenblicks erzwingen Der Strafe, die wir rufen. Aedil. Wohl, ich gehe. Sicinius. Und mach sie stark und unserm Wink bereit, Wann wir ihn immer geben. Brutus. Macht Euch dran! (Der Aedil geht ab.) Reizt ihn sogleich zum Zorn; er ist gewohnt Zu siegen, und ihm gilt als hoechster Ruhm Der Widerspruch. Einmal in Wut, nie lenkt er Zur Maessigung zurueck; dann spricht er aus, Was er im Herzen hat; genug ist dort, Was uns von selbst hilft, ihm den Hals zu brechen. Es treten auf Coriolanus, Menenius, Cominius, Senatoren und Patrizier. Sicinius. Nun seht, hier kommt er. Menenius. Sanft, das bitt ich dich. Coriolanus. Ja, wie ein Stallknecht, der fuer lumpgen Heuer Den Schurken zehnfach einsteckt.--Hohe Goetter! Gebt Rom den Frieden und den Richterstuehlen Biderbe Maenner! Pflanzet Lieb uns ein! Fuellt dicht mit Friedensprunk die Tempelhallen, Und nicht mit Krieg die Strassen. Erster Senator. Amen! Amen! Menenius. Ein edler Wunsch. Sicinius. Ihr Buerger, tretet naeher. Der Aedil kommt mit den Buergern. Aedil. Auf die Tribunen merkt! Gebt acht! Still! still! Coriolanus. Erst hoert mich reden. Beide Tribunen. Gut, sprecht--ruhig denn. Coriolanus. Werd ich nicht weiter angeklagt als hier? Wird alles jetzt gleich ausgemacht? Sicinius. Ich frage: Ob Ihr des Volkes Stimm Euch unterwerft, Die Sprecher anerkennt und willig tragt Die Strafe des Gesetzes fuer die Fehler, Die man Euch dartun wird? Coriolanus. Ich trage sie. Menenius. O, Buerger, seht! er sagt, er will sie tragen: Der Kriegesdienste, die er tat, gedenkt; Seht an die Wunden, die sein Koerper hat, Sie gleichen Graebern auf geweihtem Boden. Coriolanus. Geritzt von Dornen, Schrammen, nur zum Lachen. Menenius. Erwaegt noch ferner: Dass, hoert ihr ihn nicht gleich dem Buerger sprechen, Den Krieger findet ihr in ihm. Nehmt nicht Den rauhen Klang fuer boes gemeintes Wort; Nein, wie gesagt, so wie's dem Krieger ziemt, Nicht feindlich euch. Cominius. Gut, gut, nichts mehr. Coriolanus. Wie kommt's, Dass ich, einstimmig anerkannt als Konsul, Nun so entehrt bin, dass zur selben Stunde Ihr mir die Wuerde nehmt? Sicinius. Antwortet uns. Coriolanus. Sprecht denn, 's ist wahr, so sollt ich ja. Sicinius. Wir zeihn dich, dass du hast gestrebt, zu stuerzen Recht und Verfassung Roms und so dich selbst Tyrannisch aller Herrschaft anzumassen, Und darum stehst du hier als Volksverraeter. Coriolanus. Verraeter!-- Menenius. Still nur, maessig!--Dein Versprechen. Coriolanus. Der tiefsten Hoelle Glut verschling das Volk! Verraeter ich! du laesternder Tribun! Und saessen tausend Tod' in deinem Auge, Und packten Millionen deine Faeuste, Waern doppelt die auf deiner Luegnerzunge: Ich, ich sag' dennoch dir, du luegst!--die Brust So frei, als wenn ich zu den Goettern bete. Sicinius. Hoerst du dies, Volk? Die Buerger. Zum Fels mit ihm! Zum Fels mit ihm! Sicinius. Seid ruhig! Wir brauchen neuer Fehl' ihn nicht zu zeihn; Was ihr ihn tun saht, reden hoertet, Wie er euch fluchte, eure Diener schlug, Streiche dem Recht erwidernd, denen trotzte, Die, machtbegabt, ihn richten sollten: dies So frevelhaft, so hochverraeterisch, Verdient den haertsten Tod. Brutus. Doch, da er Dienste Dem Staat getan-- Coriolanus. Was schwatzt Ihr noch von Diensten? Brutus. Ich sag es, der ich's weiss. Coriolanus. Ihr? Menenius. Ist es dies, Was Eurer Mutter Ihr verspracht? Cominius. O hoert. Ich bitt Euch. Coriolanus. Nein, ich will nichts weiter hoeren. Lass sie ausrufen: Tod vom steilen Fels, Landfluechtges Elend, Schinden, eingekerkert Zu schmachten, tags mit einem Korn--doch kauft ich Nicht fuer ein gutes Wort mir ihre Gnade, Nicht zaehmt ich mich, fuer was sie schenken koennen, Bekaem ich's fuer 'nen "Guten Morgen" schon. Sicinius. Weil er, soviel er konnt, von Zeit zu Zeit, Aus Hass zum Volke Mittel hat gesucht, Ihm seine Macht zu rauben, und auch jetzt Als Feind sich wehrt, nicht nur in Gegenwart Erhabnen Rechts, nein, gegen die Beamten, Die es verwalten: in des Volkes Namen Und unsrer, der Tribunen, Macht verbannen Wir augenblicklich ihn aus unsrer Stadt. Bei Strafe, vom Tarpejschen Fels gestuerzt Zu sein, betret er nie die Tore Roms. In 's Volkes Namen sag ich: So soll's sein. Die Buerger. So soll es sein! So soll's sein! Fort mit ihm! Er ist verbannt, und also soll es sein. Cominius. Hoert mich, ihr Maenner, Freunde hier im Volk. Sicinius. Er ist verurteilt. Nichts mehr. Cominius. Lasst mich sprechen. Ich war eur Konsul, und Rom kann an mir Die Spuren seiner Feinde sehn. Ich liebe Des Vaterlandes Wohl mit zartrer Ehrfurcht, Heiliger und tiefer als mein eignes Leben, Mehr als mein Weib und ihres Leibes Kinder, Die Schaetze meines Bluts. Wollt ich nun sagen-- Sicinius. Wir wissen, was Ihr wollt. Was koennt Ihr sagen? Brutus. Zu sagen ist nichts mehr. Er ist verbannt Als Feind des Volks und seines Vaterlands. So soll's sein. Die Buerger. So soll's sein! So soll es sein! Coriolanus. Du schlechtes Hundepack! des Hauch ich hasse Wie fauler Suempfe Dunst; des Gunst mir teuer Wie unbegrabner Maenner totes Aas, Das mir die Luft vergift't.--Ich banne dich! Bleibt hier zurueck mit eurem Unbestand, Der schwaechste Laerm mach euer Herz erbeben, Eur Feind mit seines Helmbuschs Nicken faechle Euch in Verzweiflung; die Gewalt habt immer, Zu bannen eure Schuetzer--bis zuletzt Eur stumpfer Sinn, der glaubt, erst wenn er fuehlt, Der nicht einmal euch selbst erhalten kann, Stets Feind euch selbst, euch endlich unterwerfe Als hoechst verworfne Sklaven einem Volk Das ohne Schwertstreich euch gewann. Verachtend Um euch die Stadt--wend ich so meinen Ruecken-- Noch anderswo gibt's eine Welt. (Coriolanus, Cominius, Menenius, Senatoren und Patrizier gehn ab.) Aedilen. Des Volkes Feind ist fort! ist fort! ist fort! Die Buerger. Verbannt ist unser Feind! ist fort! Ho! Ho! (Sie jauchzen und werfen ihre Muetzen.) Sicinius. Geht, seht ihm nach zum Tor hinaus und folgt ihm, Wie er euch sonst mit bitterm Schmaehn verfolgte, Kraenkt ihn, wie er's verdient.--Lasst eine Wache Uns durch die Stadt begleiten. Die Buerger. Kommt, kommt! ihm nach! zum Tor hinaus, so kommt! Edle Tribunen, euch der Goetter Schutz! (Alle ab.) Vierte Szene Rom, vor einem Tore der Stadt Es treten auf Coriolanus, Volumnia, Virgilia, Menenius, Cominius und mehrere junge Patrizier Coriolanus. Nein, weint nicht mehr. Ein kurz Lebwohl. Das Tier Mit vielen Koepfen stoesst mich weg. Ei, Mutter! Wo ist dein alter Mut! Du sagtest oft: Es sei das Unglueck Pruefstein der Gemueter, Gemeine Not trag ein gemeiner Mensch. Es segl' auf stiller See mit gleicher Kunst Ein jedes Boot; doch bei den schwersten Schlaegen Des Gluecks gelassen bleiben, das erheische Den hoechsten Sinn.--Du ludest oft mir auf Belehrungen, die unbezwinglich machten Die Herzen, die sie ganz durchdrangen. Virgilia. O Himmel! Himmel! Coriolanus. Nein, ich bitte, Frau-- Volumnia. Die Pestilenz treff alle Zuenfte Roms Und die Gewerke Tod! Coriolanus. Was, was! Ich werde Geliebt sein, wenn ich bin gemisst. Nun Mutter! Wo ist der Geist, der sonst dich sagen machte, Waerst du das Weib des Herkules gewesen, Sechs seiner Taten haettest du getan, Und deinem Mann so vielen Schweiss erspart? Cominius! Frisch auf! Gott schuetz euch!--Lebt wohl, Frau und Mutter! Mir geht's noch gut.--Menenius, alter, treuer, Salzger als juengern Manns sind deine Traenen, Und giftig deinem Aug. Mein weiland Feldherr, Ich sah dich finster, und oft schautest du Herzhaertend Schauspiel; sag den bangen Frauen: Beweinen Unvermeidliches sei Torheit Sowohl als drueber lachen.--Weisst du, Mutter, Mein Wagnis war dein Trost ja immer! und, Das glaube fest, geh ich auch jetzt allein, So wie ein Drache einsam, den die Hoehle Gefuerchtet macht, besprochen mehr, weil nicht gesehn, Dein Sohn ragt ueber dem Gemeinen stets; Wo nicht, faellt er durch Tueck und niedre List. Volumnia. Mein grosser Sohn! Wo willst du hin? Nimm fuer die erste Zeit Cominius mit, bestimme dir den Lauf, Statt wild dich jedem Zufall preiszugeben, Der auf dem Weg dich anfaellt. Coriolanus. O ihr Goetter! Cominius. Den Monat bleib ich bei dir; wir bedenken, Wo du magst weilen, dass du von uns hoerest Und wir von dir; dass, wenn die Zeit den Anlass Fuer deine Rueckberufung reift, wir nicht Nach einem Mann die Welt durchsuchen muessen, Die Gunst verlierend, welche stets erkaltet, Ist jener fern, der sie bedarf. Coriolanus. Leb wohl! Du traegst der Jahre viel, hast uebersatt Kriegsschwelgerei, mit einem umzutreiben, Des Gier noch frisch. Bringt mich nur aus dem Tor; Komm, suesses Weib, geliebte Mutter und Ihr wohlerprobten Freunde.--Bin ich draussen, Sagt: Lebe wohl! und laechelt. Bitte, kommt-- Solang ich ueberm Boden bin, sollt ihr Stets von mir hoeren und nie etwas andres, Als was dem fruehern Marcius gleicht. Menenius. So wuerdig, Wie man nur hoeren kann. Lasst uns nicht weinen. Koennt ich nur sieben Jahr herunterschuetteln Von diesen alten Gliedern--bei den Goettern! Ich wollt auf jedem Schritt dir folgen! Coriolanus. Kommt! Deine Hand. (Alle ab.) Fuenfte Szene Sicinius, Brutus und ein Aedil treten auf. Sicinius. Schickt sie nach Hause, er ist fort. Nicht weiter. Der Adel ist gekraenkt, der, wie wir sahen, Fuer ihn Partei ergriff. Brutus. Da unsre Macht Wir nun gezeigt, lasst uns demuetger scheinen, Nun es geschehn, als da's im Werden. Sicinius. Schickt sie heim. Sagt ihnen, fort sei nun ihr grosser Feind Und neu befestigt ihre Macht. Brutus. Entlasst sie. Hier kommt die Mutter. Volumnia, Virgilia und Menenius treten auf. Sicinius. Lasst uns fort! Brutus. Weshalb? Sicinius. Man sagt, sie sei verrueckt. Brutus. Sie sah uns schon. Weicht ihr nicht aus. Volumnia. Ha, wohlgetroffen! Der Goetter aufgehaeufte Strafen lohnen Euch eure Liebe. Menenius. Still, seid nicht so laut. Volumnia. Koennt ich vor Traenen nur, ihr solltet hoeren-- Doch sollt ihr etwas hoeren. Wollt Ihr gehn? Virgilia. Auch Ihr sollt bleiben. Haett ich doch die Macht, Das meinem Mann zu sagen. Sicinius. Seid Ihr maennisch? Volumnia. Ja, Narr. Ist das 'ne Schande? Seht den Narren! War nicht ein Mann ihr Vater? Warst du fuchsisch, Zu bannen ihn, der Wunden schlug fuer Rom, Mehr als du Worte sprachst? Sicinius. O guetger Himmel! Volumnia. Mehr edle Wunden als du kluge Worte, Und zu Roms Heil. Eins sag ich dir--doch geh. Nein, bleiben sollst du! Waere nur mein Sohn, Sein gutes Schwert in Haenden, in Arabien, Und dort vor ihm dein Stamm. Sicinius. Was dann? Virgilia. Was dann? Er wuerde dort dein ganz Geschlecht vertilgen. Volumnia. Bastard' und alles. O Wackrer! du traegst Wunden viel fuer Rom. Menenius. Kommt, kommt! seid ruhig. Sicinius. Ich wollt, er waer dem Vaterland geblieben, Was er ihm war, statt selbst den edlen Knoten Zu loesen, den er schlang. Brutus. So wuenscht ich auch. Volumnia. "So wuenscht ich auch"? Ihr hetztet auf den Poebel, Katzen, die seinen Wert begreifen koennen Wie die Mysterien ich, die nicht der Himmel Der Erd enthuellen will. Brutus. Kommt, lasst uns gehn. Volumnia. Nun ja, ich bitt euch! geht! Ihr tatet wackre Tat.--Hoert dies noch erst: So weit das Kapitol hoch ueberragt Das kleinste Haus in Rom, so weit mein Sohn, Der Gatte dieser Frau, hier dieser, seht ihr? Den ihr verbanntet, ueberragt euch alle. Brutus. Genug. Wir gehn. Sicinius. Was bleiben wir, gehetzt Von einer, der die Sinne fehlen? Volumnia. Nehmt Noch mein Gebet mit euch. (Die Tribunen gehn ab.) O! haetten doch die Goetter nichts zu tun, Als meine Fluech erfuellen. Traef ich sie Nur einmal tags, erleichtern wuerd's mein Herz Von schwerer Last. Menenius. Ihr gabt es ihnen derb, Und habt auch Grund. Speist Ihr mit mir zu Nacht? Volumnia. Zorn ist mein Nachtmahl; so mich selbst verzehrend, Verschmacht ich an der Nahrung. Lasst uns gehn. Lasst dieses schwache Wimmern, klagt wie ich, Der Juno gleich im Zorn.--Kommt, kommt! Menenius. Pfui, pfui! (Sie gehn ab.) Vierter Aufzug Erste Szene Landstrasse zwischen Rom und Antium Ein Roemer und ein Volsker, die sich begegnen Roemer. Ich kenne Euch recht gut, Freund, und Ihr kennt mich auch. Ich denke, Ihr heisst Adrian? Volsker. Ganz recht. Wahrhaftig, ich hatte Euch vergessen. Roemer. Ich bin ein Roemer und tue jetzt wie Ihr Dienste gegen Rom. Kennt Ihr mich nun? Volsker. Nikanor? nicht? Roemer. Ganz recht. Volsker. Ihr hattet mehr Bart, als ich Euch zuletzt sah; aber Euer Gesicht wird mir durch Eure Zunge kenntlich.--Was gibt es Neues in Rom? Ich habe einen Auftrag vom Staat der Volsker, Euch dort auszukundschaften, und Ihr habt mir eine Tagereise erspart. Roemer. In Rom hat es einen seltsamen Aufstand gegeben: das Volk gegen die Senatoren, Patrizier und Edeln. Volsker. Hat es gegeben? Ist es denn nun vorbei? Unser Staat denkt nicht so; sie machen die staerksten Ruestungen und hoffen, sie in der Hitze der Entzweiung zu ueberfallen. Roemer. Der grosse Brand ist geloescht; aber eine geringe Veranlassung wuerde ihn wieder in Flammen setzen; denn den Edeln geht die Verbannung des wuerdigen Coriolan so zu Herzen, dass sie ganz in der Stimmung sind, dem Volk alle Gewalt zu nehmen und ihnen ihre Tribunen auf immer zu entreissen. Dies glimmt unter der Asche, das kann ich Euch versichern, und ist fast reif zum heftigsten Ausbruch. Volsker. Coriolan verbannt? Roemer. Ja, verbannt. Volsker. Mit der Nachricht werdet Ihr willkommen sein, Nikanor. Roemer. Das Wetter ist jetzt gut fuer euch. Man pflegt zu sagen, die beste Zeit, eine Frau zu verfuehren, sei, wenn sie sich mit ihrem Manne ueberworfen hat. Euer edler Tullus Aufidius kann sich in diesem Kriege hervortun, da sein grosser Gegner Coriolanus jetzt fuer sein Vaterland nichts tut. Volsker. Das kann ihm nicht fehlen. Wie gluecklich war ich, Euch so unvermutet zu begegnen! Ihr habt meinem Geschaeft ein Ende gemacht, und ich will Euch nun freudig nach Hause begleiten. Roemer. Ich kann Euch vor dem Abendessen noch hoechst sonderbare Dinge von Rom erzaehlen, die ihren Feinden saemtlich zum Vorteil gereichen. Habt ihr ein Heer bereit? Wie? Volsker. Ja, und ein wahrhaft koenigliches. Die Zenturionen und ihre Mannschaft sind schon foermlich verteilt und stehn im Sold, so dass sie jede Stunde aufbrechen koennen. Roemer. Es freut mich, dass sie so marschfertig sind, und ich denke, ich bin der Mann, der sie sogleich in Bewegung setzen wird. Also herzlich willkommen, und hoechst vergnuegt durch Eure Gesellschaft. Volsker. Ihr nehmt mir die Worte aus dem Munde; ich habe die meiste Ursach, mich dieser Zusammenkunft zu freuen. Roemer. Gut, lasst uns gehn. (Sie gehn ab.) Zweite Szene Antium. Vor Aufidius' Haus Coriolanus tritt auf in geringem Anzuge verkleidet und verhuellt. Coriolanus. Dies Antium ist ein huebscher Ort. O Stadt! Ich schuf dir deine Witwen. Manche Erben Der schoenen Haeuser hoert ich in der Schlacht Stoehnen und sterben.--Kenne mich drum nicht, Sonst morden mich mit Bratspiess deine Weiber, In kindscher Schlacht mit Steinen deine Knaben. (Es kommt ein Buerger.) Gott gruess Euch, Herr. Der Buerger. Und Euch. Coriolanus. Zeigt mir, ich bitte, Wo Held Aufidius wohnt. Ist er in Antium? Buerger. Ja, und bewirtet heut in seinem Haus Die Ersten unsrer Stadt. Coriolanus. Wo ist sein Haus? Buerger. Dies ist's, Ihr steht davor. Coriolanus. Lebt wohl. Ich dank Euch. (Der Buerger geht ab.) O Welt! du rollend Rad! Geschworne Freunde, Die in zwei Busen nur ein Herz getragen, Die Zeit und Bett und Mahl und Arbeit teilten, Vereinigt stets, als wie ein Zwillingspaar, In ungetrennter Liebe, brechen aus Urploetzlich durch den Hader um ein Nichts In bittern Hass.--So auch erboste Feinde, Die Hass und Grimm nicht schlafen liess vor Planen, Einander zu vertilgen, durch 'nen Zufall, Ein Ding, kein Ei wert, werden Herzensfreunde, Und Doppelgatten ihre Kinder. So auch ich. Ich hasse den Geburtsort, liebe hier Die Feindesstadt.--Hinein! Erschlaegt er mich, So uebt er gutes Recht; nimmt er mich auf, So dien ich seinem Land. (Geht ab.) Dritte Szene Halle in Aufidius' Hause Man hoert Musik von innen; es kommt ein Diener Erster Diener. Wein, Wein! Was ist das fuer Aufwartung?--Ich glaube, die Burschen sind alle im Schlaf. (Geht ab.) Ein zweiter Diener kommt. Zweiter Diener. Wo ist Cotus? Der Herr ruft ihn. Cotus. (Geht ab. Coriolanus tritt auf.) Coriolanus. Ein huebsches Haus; das Mahl riecht gut. Doch ich Seh keinem Gaste gleich. Der erste Diener kommt wieder. Erster Diener. Was wollt Ihr, Freund? Woher kommt Ihr? Hier ist kein Platz fuer Euch. Bitte, macht Euch fort. Coriolanus. Ich habe bessern Willkomm nicht verdient, Wenn Coriolan ich bin. Der Zweite Diener kommt. Zweiter Diener. Wo kommst du her, Freund? Hat der Pfoertner keine Augen im Kopf, dass er solche Gesellen herein laesst? Bitte, mach dich fort. Coriolanus. Hinweg! Zweiter Diener. Hinweg? Geh du hinweg. Coriolanus. Du bist mir laestig. Zweiter Diener. Bist du so trotzig? Man wird schon mit dir sprechen. Der dritte Diener kommt. Dritter Diener. Was ist das fuer ein Mensch? Erster Diener. Ein so wunderlicher, wie ich noch keinen sah. Ich kann ihn nicht aus dem Hause kriegen. Ich bitte, ruf doch mal den Herrn her. Dritter Diener. Was habt Ihr hier zu suchen, Mensch? Bitte, scher dich aus dem Haus. Coriolanus. Lasst mich hier stehn, nicht schad ich euerm Herd. Dritter Diener. Wer seid Ihr? Coriolanus. Ein Mann von Stande. Dritter Diener. Ein verwuenscht armer. Coriolanus. Gewiss, das bin ich. Dritter Diener. Ich bitte Euch, armer Mann von Stande, sucht Euch ein andres Quartier; hier ist kein Platz fuer Euch.--Ich bitte Euch, packt Euch fort. Coriolanus. Euerm Berufe folgt. Hinweg! Stopft euch mit kalten Bissen. (Stoesst den Diener weg.) Dritter Diener. Was, Ihr wollt nicht? Bitte, sage doch meinem Herrn, was er hier fuer einen seltsamen Gast hat. Zweiter Diener. Das will ich. (Geht ab.) Dritter Diener. Wo wohnst du? Coriolanus. Unter dem Firmament. Dritter Diener. Unter dem Firmament? Coriolanus. Ja. Dritter Diener. Wo ist das? Coriolanus. In der Stadt der Geier und Kraehen. Dritter Diener. In der Stadt der Geier und Kraehen? Was das fuer ein Esel ist! So wohnst du auch wohl bei den Dohlen? Coriolanus. Nein, ich diene nicht deinem Herrn. Erster Diener. Kerl! was hast du mit meinem Herrn zu schaffen? Coriolanus. Nun, das ist doch schicklicher, als wenn ich mit deiner Frau zu schaffen haette. Du schwatzest und schwatzest.--Trag deine Teller weg. Marsch! (Er schlaegt ihn hinaus. Aufidius tritt auf.) Aufidius. Wo ist der Mensch? Zweiter Diener. Hier, Herr. Ich haette ihn wie einen Hund hinausgepruegelt, ich wollte nur die Herren drinnen nicht stoeren. Aufidius. Woher kommst du? Was willst du? Dein Name? Weshalb antwortest du nicht? Sprich, Mensch, wie heissest du? Coriolanus (schlaegt den Mantel auseinander). Wenn, Tullus, Du noch nicht mich erkennst, und, mich beschauend, Nicht findest, wer ich bin, zwingt mich die Not, Mich selbst zu nennen. Aufidius. Und wie ist dein Name? Coriolanus. Ein Name, schneidend fuer der Volsker Ohr, Und rauhen Klangs fuer dich. Aufidius. Wie ist dein Name? Du hast ein grimmig Aussehn, deine Mien ist Gebieterisch. Ist auch zerfetzt dein Tauwerk, Zeigst du als wackres Schiff dich. Wie dein Name? Coriolanus. Zieh deine Stirn in Falten. Kennst mich jetzt? Aufidius. Nicht kenn ich dich. Dein Name? Coriolanus. Mein Nam ist Cajus Marcius, der dich selbst Vorerst und alle deine Landsgenossen Sehr schwer verletzt' und elend machte; Zeuge: Mein dritter Name Coriolan. Die Kriegsmuehn, Die Todsgefahr und all die Tropfen Bluts, Vergossen fuer das undankbare Rom, Das alles wird bezahlt mit diesem Namen, Er, starkes Mahnwort und Anreiz zu Hass Und Feindschaft, die du mir musst hegen. Nur Der Name bleibt. Die Grausamkeit des Volks, Ihr Neid, gestattet von dem feigen Adel, Die alle mich verliessen, schlang das andre. Sie duldeten's, mich durch der Sklaven Stimmen Aus Rom gezischt zu sehn.--Diese Verruchtheit Bringt mich an deinen Herd; die Hoffnung nicht, Versteh mich recht, mein Leben zu erhalten; Denn fuerchtet ich den Tod, so mied' ich wohl Von allen Menschen dich zumeist;--nein, Hass, Ganz meinen Neidern alles wettzumachen, Bringt mich hierher.--Wenn du nun in dir traegst Ein Herz des Grimms, das Rache heischt fuer alles, Was dich als Mann gekraenkt, und die Verstuemmlung Und Schmach in deinem ganzen Land will strafen, Mach dich gleich dran, dass dir mein Elend nuetze, Dass dir mein Rachedienst zur Wohltat werde; Denn ich bekaempfe Mein gifterfuelltes Land mit aller Wut Der Hoellengeister. Doch fuegt es sich so: Du wagst es nicht und bist ermuedet, hoeher Dein Glueck zu steigern, dann, mit einem Wort, Bin ich des Lebens auch hoechst ueberdruessig; Dann biet ich dir und deinem alten Hass Hier meine Gurgel.--Schneidest du sie nicht, So wuerdest du nur als ein Tor dich zeigen; Denn immer hab ich dich mit Grimm verfolgt Und Tonnen Blutes deinem Land entzapft. Ich kann nur leben dir zum Hohn, es sei denn, Um Dienste dir zu tun. Aufidius. O Marcius, Marcius! Ein jedes Wort von dir hat eine Wurzel Des alten Neids mir aus der Brust gejaetet. Wenn Jupiter Von jener Wolk uns als Orakel riefe: "Wahr ist's!" nicht mehr als dir wuerd ich ihm glauben. Ganz edler Marcius! O! lass mich umwinden Den Leib mit meinen Armen, gegen den Mein fester Speer wohl hundertmal zerbrach, Und traf den Mond mit Splittern. Hier umfang ich Den Amboss meines Schwerts und ringe nun So edel und so heiss mit deiner Liebe, Als je mein eifersuechtger Mut gerungen Mit deiner Tapferkeit. Lass mich bekennen: Ich liebte meine Braut, nie seufzt' ein Mann Mit treurer Seele; doch, dich hier zu sehn, Du hoher Geist! dem springt mein Herz noch freudger, Als da mein neuvermaehltes Weib zuerst Mein Haus betrat. Du Mars, ich sage dir, Ganz fertig steht ein Kriegsheer, und ich wollte Noch einmal dir den Schild vom Arme hauen, Wo nicht, den Arm verlieren. Zwoelfmal hast du Mich ausgeklopft, und jede Nacht seitdem Traeumt ich vom Balgen zwischen dir und mir. Wir waren beid in meinem Schlaf am Boden, Die Helme reissend, bei der Kehl uns packend: Halbtot vom Nichts erwacht ich.--Wuerdger Marcius! Haett ich nicht andern Streit mit Rom, als nur, Dass du von dort verbannt, ich boete auf Von zwoelf zu siebzig alles Volk, um Krieg Ins Herz des undankbaren Roms zu giessen Mit ueberschwellnder Flut.--O komm! tritt ein Und nimm die Freundeshand der Senatoren, Die jetzt hier sind, mir Lebewohl zu sagen, Der eure Laenderein angreifen wollte, Wenn auch nicht Rom selbst. Coriolanus. Goetter, seid gepriesen! Aufidius. Willst du nun selbst als unumschraenkter Herr Dein eigner Raecher sein, so uebernimm Die Haelfte meiner Macht; bestimme du, Wie dir gefaellt, da du am besten kennst Des Landes Kraft und Schwaeche, deinen Weg, Sei's, anzuklopfen an die Tore Roms, Sei's, sie an fernen Grenzen heimzusuchen, Erst schreckend, dann vernichtend. Doch tritt ein Und sei empfohlen jenen, dass sie ja Zu deinen Wuenschen sprechen.--Tausend Willkomm! Und mehr mein Freund als du je Feind gewesen, Und, Marcius, das ist viel. Komm, deine Hand. (Coriolanus und Aufidius gehn ab.) Erster Diener. Das ist eine wunderliche Veraendrung. Zweiter Diener. Bei meiner Hand, ich dachte, ihn mit einem Pruegel hinauszuschlagen, und doch ahnete mir, seine Kleider machten von ihm eine falsche Aussage. Erster Diener. Was hat er fuer einen Arm! Er schwenkte mich herum mit seinem Daum und Finger, wie man einen Kreisel tanzen laesst. Zweiter Diener. Nun, ich sah gleich an seinem Gesicht, dass was Besonderes in ihm steckte. Er hatte mir eine Art von Gesicht, sag ich-- ich weiss nicht, wie ich es nennen soll. Erster Diener. Das hatte er. Er sah aus, gleichsam--ich will mich haengen lassen, wenn ich nicht dachte, es waere mehr in ihm, als ich denken konnte. Zweiter Diener. Das dachte ich auch, mein Seel. Er ist geradezu der herrlichste Mann der Welt. Erster Diener. Das glaube ich auch. Aber einen besseren Krieger als er kennst du doch wohl. Zweiter Diener. Wer? mein Herr? Erster Diener. Ja, das ist keine Frage. Zweiter Diener. Der wiegt sechs solche auf. Erster Diener. Nein, das nun auch nicht, doch ich halte ihn fuer einen bessern Krieger. Zweiter Diener. Mein Treu! sieh, man kann nicht sagen, was man davon denken soll; was die Verteidigung einer Stadt betrifft, da ist unser Feldherr vorzueglich. Erster Diener. Ja, und auch fuer den Angriff. Der dritte Diener kommt zurueck. Dritter Diener. O, Bursche, ich kann euch Neuigkeiten erzaehlen, Neuigkeiten, ihr Flegel! Die beiden andern. Was? was? was? Lass hoeren. Dritter Diener. Ich wollte kein Roemer sein, lieber alles in der Welt; lieber waere ich ein verurteilter Mensch. Erster und zweiter Diener. Warum? Warum? Dritter Diener. Nun, der ist da, der unsern Feldherrn immer zwackte, der Cajus Marcius. Erster Diener. Warum sagtest du, unsern Feldherrn zwacken? Dritter Diener. Ich sage just nicht, unsern Feldherrn zwacken; aber er war ihm doch immer gewachsen. Zweiter Diener. Kommt, wir sind Freunde und Kameraden. Er war ihm immer zu maechtig, das habe ich ihn selbst sagen hoeren. Erster Diener. Er war ihm, kurz und gut, zu maechtig, Vor Corioli hackte und zwackte er ihn wie eine Karbonade. Zweiter Diener. Und haette er was von einem Kannibalen gehabt, so haette er ihn wohl gebraten und aufgegessen dazu. Erster Diener. Aber dein andres Neues? Dritter Diener. Nun, da drinnen machen sie soviel Aufhebens von ihm, als wenn er der Sohn und Erbe des Mars waere. Obenan gesetzt bei Tische, von keinem der Senatoren gefragt, der sich nicht barhaeuptig vor ihn hinstellt. Unser Feldherr selbst tut, als wenn er seine Geliebte waere, segnet sich mit Beruehrung seiner Hand und dreht das Weisse in den Augen heraus, wenn er spricht. Aber der Grund und Boden meiner Neuigkeit ist: unser Feldherr ist mitten durchgeschnitten und nur noch die Haelfte von dem, was er gestern war; denn der andre hat die Haelfte durch Ansuchen und Genehmigung der ganzen Tafel. Er sagt, er will gehn und den Pfoertner von Rom bei den Ohren zerren, er will alles vor sich niedermaehen und sich glatten Weg machen. Zweiter Diener. Und er ist der Mann danach, es zu tun, mehr als irgend jemand, den ich kenne. Dritter Diener. Es zu tun? Freilich wird er's tun! Denn versteht, Leute, er hat ebensoviel Freunde als Feinde; und diese Freunde, Leute, wagten gleichsam nicht, versteht mich, Leute, sich als seine Freunde, wie man zu sagen pflegt, zu zeigen, solange er in Misskreditierung war. Erster Diener. In Misskreditierung? Was ist das? Dritter Diener. Aber Leute, wenn sie seinen Kamm wieder hoch sehen werden und den Mann in seiner Kraft, so werden sie aus ihren Hoehlen kriechen wie Kaninchen nach dem Regen, und ihm alle nachlaufen. Erster Diener. Aber wann geht das los? Dritter Diener. Morgen, heute, sogleich. Ihr werdet die Trommel heute nachmittag schlagen hoeren, es ist gleichsam noch eine Schuessel zu ihrem Fest, die verzehrt werden muss, ehe sie sich den Mund abwischen. Zweiter Diener. Nun, so kriegen wir doch wieder eine muntre Welt. Der Friede ist zu nichts gut als Eisen zu rosten, Schneider zu vermehren und Baenkelsaenger zu schaffen. Erster Diener. Ich bin fuer den Krieg, sage ich, er uebertrifft den Frieden wie der Tag die Nacht; er ist lustig, wachsam, gespraechig, immer was Neues; Friede ist Stumpfheit, Schlafsucht, dick, faul, taub, unempfindlich und bringt mehr Bastarde hervor, als der Krieg Menschen erwuergt. Zweiter Diener. Richtig; und wie man auf gewisse Weise den Krieg Notzucht nennen kann, so macht, ohne Widerrede, der Friede viele Hahnrei'. Erster Diener. Ja, und er macht, dass die Menschen einander hassen. Dritter Diener. Und warum? Weil sie dann einander weniger noetig haben. Der Krieg ist mein Mann.--Ich hoffe, Roemer sollen noch ebenso wohlfeil werden als Volsker. Sie stehn auf, sie stehn auf! Alle. Hinein! hinein! (Alle ab.) Vierte Szene Rom. Ein oeffentlicher Platz Sicinius und Brutus treten auf Sicinius. Man hoert von ihm nichts, hat ihn nicht zu fuerchten. Was ihn gestaerkt, ist zahm, wo Friede jetzt Und Ruh im Volke, welches sonst empoert Und wild. Wir machen seine Freund' erroeten, Dass alles blieb im ruh'gen Gleis. Sie saehen Viel lieber, ob sie selbst auch drunter litten, Aufruehrerhaufen unsre Strassen stuermen, Als dass der Handwerksmann im Laden singt Und alle freudig an die Arbeit gehn. (Menenius tritt auf.) Brutus. Wir griffen gluecklich durch. Ist das Menenius? Sicinius. Er ist es. O! er wurde sehr geschmeidig Seit kurzem.--Seid gegruesst! Menenius. Ich gruess euch beide. Sicinius. Euer Coriolanus wird nicht sehr vermisst, Als von den Freunden nur; der Staat besteht Und wuerde stehn, wenn er ihn mehr noch hasste. Menenius. Gut ist's und koennte noch weit besser sein, Haett er sich nur gefuegt. Sicinius. Wo ist er? Wisst Ihr's-- Menenius. Ich hoerte nichts; auch seine Frau und Mutter Vernehmen nichts von ihm. Es kommen mehrere Buerger. Die Buerger. Der Himmel schuetz euch! Sicinius. Guten Abend, Nachbarn! Brutus. Guten Abend allen! Allen guten Abend! Erster Buerger. Wir, unsre Fraun und Kinder sind verpflichtet, Auf Knien fuer euch zu beten. Sicinius. Geh's euch wohl. Brutus. Lebt wohl, ihr Nachbarn. Haette Coriolanus Euch so geliebt wie wir! Die Buerger. Der Himmel segn euch. Die Tribunen. Lebt wohl! lebt wohl! (Die Buerger gehn ab.) Sicinius. Dies ist begluecktre wohl und liebre Zeit, Als da die Burschen durch die Strassen liefen, Zerstoerung bruellend. Brutus. Cajus Marcius war Im Krieg ein wuerdger Held, doch unverschaemt Von Stolz geblaeht, ehrgeizig uebers Mass, Selbstsuechtig-- Sicinius. Unumschraenkte Macht erstrebend Ohn andern Beistand. Menenius. Nein das glaub ich nicht. Sicinius. Das haetten wir, so dass wir's all' beweinten, Empfunden, waer er Konsul nur geblieben. Brutus. Die Goetter wandten's gnaedig ab, und Rom Ist frei und sicher ohne ihn. Ein Aedil kommt Aedil. Tribunen, Da ist ein Sklave, den wir festgesetzt; Der sagt: "Es brach mit zwei verschiednen Heeren Der Volsker Macht ins roemische Gebiet, Und mit des Krieges fuerchterlichster Wut Verwuesten sie das Land." Menenius. Das ist Aufidius, Der, da er unsers Marcius Bann gehoert, Die Hoerner wieder ausstreckt in die Welt, Die er einzog, als Marcius stand fuer Rom, Und nicht ein Blickchen wagte. Sicinius. Ei, was schwatzt Ihr Vom Marcius da. Brutus. Peitscht diesen Luegner aus. Es kann nicht sein. Die Volsker wagen nicht den Bruch. Menenius. Es kann nicht sein? Wohl sagt uns die Erinnrung, dass es sein kann; Dreimal bezeugt' er uns dasselbe Beispiel In meiner Zeit.--Sprecht doch mit dem Gesellen, Eh ihr ihn straft, fragt ihn, wo er's gehoert; Ihr moechtet sonst wohl eure Warnung peitschen, Den Boten schlagen, der euch wahren will Vor dem, was zu befuerchten. Sicinius. Sprecht nicht so! Ich weiss, es kann nicht sein. Brutus. Es ist unmoeglich. Ein Bote kommt. Bote. In groesster Eil versammelt der Senat Sich auf dem Kapitol.--Sie hoerten Botschaft, Die ihr Gesicht entfaerbt. Sicinius. Das macht der Sklave. Lasst vor dem Volk ihn peitschen; sein Verhetzen-- Nichts als sein Maerchen. Bote. Nicht doch, wuerdger Herr. Des Sklaven Wort bestaetigt sich, und weit, Weit schlimmer, als er aussagt. Sicinius. Wie, weit schlimmer? Bote. Es wird von vielen Zungen frei gesprochen, Ob glaublich, weiss ich nicht, es fuehre Marcius, Aufidius zugesellt, ein Heer auf Rom; So weite Rache schwoerend, wie der Anfang Der Dinge weit vom jetzt ist. Sicinius. O! hoechst glaublich! Brutus. Nur ausgestreut, damit der schwaechre Teil Den guten Marcius heim soll wuenschen. Sicinius. Freilich Ist das der Kniff. Menenius. Nein, dies ist unwahrscheinlich. Nicht mehr kann mit Aufidius er sich einen, Als was am heftigsten sich widerspricht. Es kommt ein zweiter Bote. Bote. Man laesst in Eil aufs Kapitol euch fordern; Ein furchtbar Heer, gefuehrt von Cajus Marcius, Aufidius zugesellt, verwuestet rings Die ganze Landschaft und betritt den Weg Hierher, durch Feur gebahnt, zerstoerend alles, Was ihrer Wut begegnet. (Cominius tritt auf) Cominius. Oh! ihr habt Huebsches angerichtet. Menenius. Nun, was gibt's? Cominius. Die eignen Toechter helft ihr schaenden und Der Daecher Blei auf eure Schaedel schmelzen, Vor euren Augen eure Fraun entehren. Menenius. Was gibt es denn? Was gibt's denn? Cominius. Verbrennen eure Tempel bis zum Grund, Und eure Recht', auf die ihr pocht, verjagen Bis in ein Maeuseloch. Menenius. Ich bitt Euch--sprecht! Ich fuercht, ihr habt es schoen gemacht. O sprecht! Wenn Marcius sich verband den Volskern-- Cominius. Wenn? Er ist ihr All, er fuehrt sie als ein Wesen, Das nicht Natur erschuf, nein, eine Gottheit, Die hoeher ihn begabt. Sie folgen ihm Her gegen uns Gezuecht, so ruhig, sicher, Wie Knaben bunte Schmetterlinge jagen Und Schlaechter Fliegen toeten. Menenius. Ihr habt's schoen gemacht. Ihr, eure Schuerzfellmaenner, die so fest Auf ihre Handwerksstimmen hielten, und Der Knoblauchfresser Atem. Cominius. Schuetteln wird er Euch um die Ohren Rom. Menenius. Wie Herkules Die reife Frucht abschuettelt'. Schoene Arbeit! Brutus. So ist es wahr? Cominius. Ja, und ihr sollt erbleichen, Bevor ihr's anders findet. Jede Stadt Faellt lachend ab, und wer sich widersetzt, Den hoehnt man ob der tapfern Dummheit aus, Der stirbt als treuer Narr. Wer kann ihn tadeln? Die Feind' ihm sind, sehn jetzo, was er ist. Menenius. Wir alle sind verloren, wenn der Edle Nicht Gnade uebt. Cominius. Wer soll ihn darum bitten? Aus Schande koennen's die Tribunen nicht; Das Volk verdient von ihm Erbarmen, wie Der Wolf vom Schaefer.--Seine besten Freunde, Sagten sie: "Schone Rom!", sie kraenkten ihn Gleich jenen, welche seinen Hass verdient, Und zeigten sich als Feinde. Menenius. Das ist wahr. Wenn er den Brand an meine Schwelle legte, Sie zu verzehren, haett ich nicht die Stirn, Zu sagen: "Bitte, lass!"-- Ihr treibt es schoen, Ihr und das Handwerk. Herrlich Werk der Hand! Cominius. Ihr brachtet Solch Zittern ueber Rom, dass sich's noch nie So hilflos fand. Die Tribunen. Sagt nicht, dass wir es brachten. Menenius. So? Waren wir's? Wir liebten ihn, doch tierisch Und knechtisch feig, nicht adlig, wichen wir Dem Pack, das aus der Stadt ihn zischte. Cominius. Ich fuerchte, Sie bruellen wieder ihn herein. Aufidius, Der Maenner zweiter, folgt nur seinem Wink, Als dient' er unter ihm. Verzweiflung nur Kann Rom ihm nun statt Kriegskunst und Verteidgung Und Macht entgegenstellen. Es kommt ein Haufen Buerger. Menenius. Hier kommt das Pack. Und ist Aufidius mit ihm? Ja, ihr seid's, Die unsre Luft verpestet, als ihr warft Die schweissgen Muetzen in die Hoeh und schriet: "Verbannt sei Coriolan."--Nun kommt er wieder, Und jedes Haar auf seiner Krieger Haupt Wird euch zur Geissel.--Soviel Narrenkoepfe, Als Muetzen flogen, wird er niederstrecken Zum Lohn fuer eure Stimmen.--Nun, was tut's? Und wenn er all' uns brennt in eine Kohle, Geschieht uns recht. Die Buerger. Wir hoerten boese Zeitung. Erster Buerger. Was mich betrifft, als ich gesagt: "Verbannt ihn", Da sagt ich: "Schade drum!" Zweiter Buerger. Das tat ich auch. Dritter Buerger. Das tat ich auch; und, die Wahrheit zu sagen, das taten viele von uns. Was wir taten, das taten wir zum allgemeinen Besten; und obgleich wir freiwillig in seine Verbannung einwilligten, so war es doch gegen unsern Willen. Cominius. Ihr seid ein schoenes Volk, ihr Stimmen! Menenius. Ihr machtet's herrlich, ihr und euer Pack. Gehn wir aufs Kapitol? Cominius. Jawohl. Was sonst? (Cominius und Menenius gehn ab.) Sicinius. Geht, Freunde, geht nach Haus, seid nicht entmutigt. Dies ist sein Anhang, der das wuenscht bestaetigt, Was er zu fuerchten vorgibt. Geht nach Haus. Seid ohne Furcht. Erster Buerger. Die Goetter seien uns gnaedig. Kommt, Nachbarn, lasst uns nach Hause gehn. Ich sagte immer: Wir taten unrecht, als wir ihn verbannten. Zweiter Buerger. Das taten wir alle. Kommt, lasst uns nach Hause gehn. (Die Buerger gehn ab.) Brutus. Die Neuigkeit gefaellt mir nicht. Sicinius. Mir auch nicht. Brutus. Aufs Kapitol! Mein halb Vermoegen gaeb ich, Koennt ich als Luege diese Nachricht kaufen. Sicinius. Kommt, lasst uns gehn. (Gehn ab.) Fuenfte Szene Ein Lager in geringer Entfernung von Rom Aufidius und ein Hauptmann treten auf Aufidius. Noch immer laufen sie dem Roemer zu? Hauptmann. Ich weiss nicht, welche Zauberkraft er hat; Doch dient zum Tischgebet er Euren Kriegern, Wie zum Gespraech beim Mahl und Dank am Schluss. Ihr seid in diesem Krieg verdunkelt, Herr, Selbst von den Eignen. Aufidius. Jetzt kann ich's nicht aendern, Als nur durch Mittel, die die Kraefte laehmten Von unsrer Absicht. Er betraegt sich stolzer, Selbst gegen mich, als ich es je erwartet, Da ich zuerst ihn aufnahm. Doch sein Wesen Bleibt darin sich getreu. Ich muss entschuldgen, Was nicht zu bessern ist. Hauptmann. Doch wuenscht ich, Herr, Zu Eurem eignen Heil, Ihr haettet nie Mit ihm geteilt Eur Ansehn, nein, entweder Die Fuehrung selbst behalten oder ihm Allein sie ueberlassen. Aufidius. Wohl weiss ich, was du meinst; und, sei versichert, Wenn's zur Erklaerung kommt, so denkt er nicht, Wes ich ihn kann beschuldgen. Scheint es gleich, Und glaubt er selbst, und ueberzeugt sich auch Das Volk, dass er in allem redlich handelt Und guten Haushalt fuer die Volsker fuehrt; Ficht, gleich dem Drachen, siegt, sobald er nur Das Schwert gezueckt; doch blieb noch ungetan, Was ihm den Hals soll brechen oder meinen Gefaehrden, wenn wir miteinander rechnen. Hauptmann. Herr, glaubt Ihr, dass er Roms sich wird bemeistern? Aufidius. Jedwede Stadt ist sein, eh er belagert, Und ihm ergeben ist der Adel Roms; Patrizier lieben ihn und Senatoren. Den Krieg versteht nicht der Tribun. Das Volk Wird schnell zurueck ihn rufen, wie's ihn eilig Von dort verstiess. Ich glaub, er ist fuer Rom, Was fuer den Fisch der Meeraar, der ihn faengt Durch angeborne Macht. Erst war er ihnen Ein edler Diener; doch er konnte nicht Die Wuerden maessig tragen. Sei's nun Stolz, Der immer, bleibt das Glueck unwandelbar, Den Gluecklichen befleckt; sei's Urteilsmangel, Wodurch er nicht den Zufall klug genutzt, Den er beherrschte; oder sei's Natur, Die ihn aus einem Stueck schuf--stets derselbe Im Helme wie im Rat, herrscht' er im Frieden Mit unbeugsamer Streng und finsterm Ernst, Wie er dem Krieg gebot. Schon eins von diesen (Von jedem hat er etwas, keines ganz, So weit sprech ich ihn frei) macht' ihn gefuerchtet, Gehasst, verbannt.--Doch so ist sein Verdienst, Dass es im Uebermass erstirbt. So faellt Stets unser Wert der Zeiten Deutung heim; Und Macht, die an sich selbst zu loben ist, Hat kein so unverkennbar Grab, als wenn Von Rednerbuehnen wird ihr Tun gepriesen. Der Nagel treibt den Nagel, Brand den Brand, Kraft sinkt durch Kraft, durch Recht wird Recht verkannt. Kommt, lasst uns gehn. Ist, Cajus, Rom erst dein, Dann bist der Aermste du und dann bald mein. (Sie gehn ab.) Fuenfter Aufzug Erste Szene Rom, ein oeffentlicher Platz Es treten auf Menenius, Cominius, Sicinius, Brutus und andere Menenius. Nein, ich geh nicht.--Ihr hoert, was dem er sagte, Der einst sein Feldherr war; der ihn geliebt Aufs allerzaertlichste. Mich nannt er Vater; Doch was tut das?--Geht ihr, die ihn verbannt, 'ne Meile schon vor seinem Zelt fallt nieder Und schleicht so kniend in seine Gnade.--Nein: Wollt er nichts von Cominius hoeren, bleib ich Zu Haus. Cominius. Er tat, als kennte er mich nicht. Menenius. Hoert ihr's? Cominius. Doch einmal nannt er mich bei meinem Namen: Die alte Freundschaft macht ich geltend, Blut, Gemeinsam sonst vergossen. Coriolan Wollt er nicht sein, verbat sich jeden Namen: Er sei ein Nichts, ein ungenanntes Wesen, Bis er sich einen Namen neu geschmiedet Im Brande Roms. Menenius. Ah! so. Ihr machtet's gut. Ein Paar Tribunen, die fuer Rom sich quaelten, Wohfeil zu machen Kohlen.--Edler Ruhm! Cominius. Ich mahnt ihn, wie so koeniglich Verzeihung, Je minder sie erwartet sei. Er sprach, Das sei vom Staat ein kahles Wort an ihn, Den selbst der Staat bestraft. Menenius. Das war ganz recht. Was konnt er anders sagen? Cominius. Ich suchte dann sein Mitleid zu erwecken Fuer die besondern Freund'. Er gab zur Antwort: Nicht lesen koenn er sie aus einem Haufen Verdorbner, schlechter Spreu, auch sei es Torheit, Um ein zwei arme Koerner stinken lassen Den Unrat unverbrannt. Menenius. Um ein paar Koerner? Davon bin ich eins, seine Frau und Mutter, Sein Kind, der wackre Freund, wir sind die Koerner: Ihr seid die dumpfe Spreu, und eur Gestank Dringt bis zum Mond; wir muessen fuer euch brennen. Sicinius. Seid milde doch, wenn ihr zu helfen weigert In so ratloser Zeit. Verhoehnt uns mindestens Mit unserm Elend nicht; denn spraechet Ihr Fuer Euer Vaterland, Eur gutes Wort, Mehr als ein eilig aufgerafftes Heer, Hemmt' unsern Landsmann. Menenius. Nein ich bleib davon. Sicinius. Ich bitt Euch, geht zu ihm. Menenius. Was soll es nutzen? Brutus. Versuchen nur, was Eure Liebe kann Fuer Rom bei Marcius. Menenius. Und gesetzt, dass Marcius Zurueck mich schickt, wie er Cominius tat, Ganz ungehoert.--Die Folge? Noch ein gekraenkter Freund, von Gram durchbohrt Durch seine Haerte. Nun? Sicinius. Euern Willen Erkennt Rom dankbar nach dem Mass, wie Ihr Die gute Meinung zeigt. Menenius. Ich will's versuchen-- Kann sein, er hoert mich; doch, die Lippe beissen Und grollen mit Cominius schwaecht mein Herz. Man traf die Stunde nicht, vor Tische war's. Und sind die Adern leer, ist kalt das Blut, Dann schmollen wir dem Morgen, sind unwillig Zu geben und vergeben; doch gefuellt Die Roehren und Kanaele unsers Bluts Mit Wein und Nahrung, macht die Seele schmeidger Als priesterliches Fasten.--Drum erpass ich, Bis er fuer mein Gesuch in Tafellaune, Und dann mach ich mich an ihn. Brutus. Ihr kennt den wahren Pfad zu seiner Guete Und koennt des Wegs nicht fehlen. Menenius. Gut, ich pruef ihn. Geh's, wie es will, bald werd ich selber wissen, Ob's mir gelang. (Geht ab.) Cominius. Er hoert ihn nimmer. Sicinius. Nicht? Cominius. Glaubt mir, er sitzt in Gold, sein Blick so feurig, Als wollt er Rom verbrennen; und sein Zorn Ist Kerkermeister seiner Gnad.--Ich kniete, Nur leise sprach er: "Auf!"--entliess mich--so-- Mit seiner stummen Hand. Was er tun wuerde, Schickt' er mir schriftlich nach; was er nicht wuerde, Zwaeng ihn ein Eid, sich selbst nicht nachzugeben. So dass uns keine Hoffnung bleibt-- Wenn's seine edle Mutter nicht und Gattin-- Die, hoer ich, sind gewillt, ihn anzuflehn Um Gnade fuer die Stadt; drum gehn wir hin, Dass unser bestes Wort sie noch mehr treibe. (Gehn ab.) Zweite Szene Lager der Volsker vor Rom Zwei Wachen der Volsker, zu ihnen kommt Menenius Erste Wache. Halt!--Woher kommt Ihr? Zweite Wache. Halt, und geht zurueck! Menenius. Ihr wacht wie Maenner. Gut; doch mit Vergunst, Ich bin ein Staatsbeamter und gekommen, Mit Coriolan zu sprechen. Erste Wache. Von wo? Menenius. Von Rom. Erste Wache. Ihr kommt nicht durch, Ihr muesst zurueck.--Der Feldherr Will nichts von dort mehr hoeren. Zweite Wache. Ihr sollt Eur Rom in Flammen sehn, bevor Mit Coriolan Ihr sprecht. Menenius. Ihr guten Freunde, Habt ihr gehoert von Rom den Feldherrn sprechen Und seinen Freunden dort? Zehn gegen eins, So traf mein Nam eur Ohr, er heisst Menenius. Erste Wache. Mag sein. Zurueck! denn Euers Namens Wuerde Bringt Euch nicht durch. Menenius. Ich sage dir, mein Freund, Dein Feldherr liebt mich, denn ich war die Chronik Des Guten, das er tat, und wo sein Ruhm Als gleichlos stand, wohl etwas uebertrieben. Denn immer zeugt ich gern fuer meine Freunde (Von denen er der liebste), ganz und gross, Soweit's die Wahrheit litt. Zuweilen wohl So wie auf scheinbar glattem Grund die Kugel, Sprang ich was jenseits, machte fast im Loben Ein wenig Wind.--Drum, Kerl, muss ich auch durch. Erste Wache. Mein Treu, Herr, wenn Ihr auch so viele Luegen fuer ihn als jetzt Worte fuer Euch gesprochen habt, so sollt Ihr doch nicht durch. Nein--und wenn auch das Luegen so verdienstlich waere wie ein keusches Leben. Darum--zurueck! Menenius. Ich bitte dich, Mensch, erinnere dich, dass ich Menenius heisse, der immer die Partei deines Feldherrn hielt. Zweite Wache. Wenn Ihr auch sein Luegner gewesen seid, wie Ihr vorgebt, so bin ich einer, der in seinem Dienst die Wahrheit spricht und Euch sagt, dass Ihr hier nicht hinein duerft. Darum, zurueck! Menenius. Hat er zu Mittag gegessen? weisst du's nicht? denn ich wollte nicht gern eher mit ihm reden als nach der Mahlzeit. Erste Wache. Nicht wahr, Ihr seid ein Roemer? Menenius. Ich bin, was dein Feldherr ist. Erste Wache. Dann solltet Ihr auch Rom hassen, so wie er. Koennt Ihr, nachdem Ihr Euern Verteidiger zu Euern Toren hinausgestossen und in Eurer bloedsinnigen Volkswut Euerm Feind Euern eignen Schild gegeben habt, noch glauben, seine Rache liesse sich durch die schwaechlichen Seufzer alter Frauen abwenden, durch das jungfraeuliche Haendefalten Eurer Toechter, oder durch gichtlahme Fuerbitte eines so welken, kindischen Mannes, wie Ihr zu sein scheint? Koennt Ihr glauben, das Feuer, das Eure Stadt entflammen soll, mit so schwachem Atem auszublasen? Nein, Ihr irrt Euch-- darum, zurueck nach Rom und bereitet Euch zu Eurer Hinrichtung. Ihr seid verurteilt ohne Aufschub und Gnade, das hat der General geschworen. Menenius. Bursche, wenn dein Hauptmann wuesste, dass ich hier bin, so wuerde er mich mit Achtung behandeln. Erste Wache. Geht, mein Hauptmann kennt Euch nicht. Menenius. Ich meine den Feldherrn. Erste Wache. Der Feldherr fragt nichts nach Euch.--Zurueck, ich sag es Euch, geht, sonst zapfe ich noch Eure halbe Unze Blut ab--zurueck! denn mehr koennt Ihr nicht haben! Fort! Menenius. Nein, aber, Mensch! Mensch! Coriolanus und Aufidius treten auf. Coriolanus. Was gibt's? Menenius. Jetzt, Geselle, will ich dir etwas einbrocken--du sollst nun sehn, dass ich in Achtung stehe. Du sollst gewahr werden, dass solch ein Hans Schilderhaus mich nicht von meinem Sohn Coriolan wegtreiben kann. Sieh an der Art, wie er mit mir sprechen wird, ob du nicht reif fuer den Galgen bist, oder fuer eine Todesart von laengrer Aussicht und groesserer Qual. Sieh nun her und fall sogleich in Ohnmacht wegen dessen, was dir bevorsteht.--Die glorreichen Goetter moegen stuendliche Ratsversammlung halten wegen deiner besondern Glueckseligkeit und dich nicht weniger lieben als dein alter Vater Menenius. O! mein Sohn! mein Sohn! du bereitest uns Feuer? Sieh, hier ist Wasser, um es zu loeschen. Ich war schwer zu bewegen, zu dir zu gehn; aber weil ich ueberzeugt bin, dass keiner besser als ich dich bewegen kann, so bin ich mit Seufzern aus den Toren dort hinausgeblasen worden und beschwoere dich nun, Rom und deinen flehnden Landsleuten zu verzeihn. Die guetigen Goetter moegen deinen Zorn saenftigen und die Hefen davon hier auf diesen Schurken leiten, auf diesen, der mir, wie ein Klotz, den Eintritt zu dir versagte. Coriolanus. Hinweg! Menenius. Wie, hinweg? Coriolanus. Weib, Mutter, Kind, nicht kenn ich sie.--Mein Tun Ist andern dienstbar. Eignet mir die Rache Auch gaenzlich, kann doch von den Volskern nur Verzeihung kommen. Dass wir einst vertraut, Vergifte lieber undankbar Vergessen, Als Mitleid sich, wie sehr, erinnre. Fort denn! Mein Ohr ist fester Euerm Flehn verschlossen, Als Eure Tore meiner Kraft. Doch nimm dies, Weil ich dich liebt, ich schrieb's um deinetwillen Und wollt es senden. Kein Wort mehr, Menenius. Verstatt ich dir. Der Mann, Aufidius, War mir sehr lieb in Rom; und dennoch siehst du-- Aufidius. Du bleibst dir immer gleich. (Coriolanus und Aufidius gehn ab.) Erste Wache. Nun, Herr, ist Euer Name Menenius? Zweite Wache. Ihr seht, er ist ein Zauber von grosser Kraft. Ihr wisst nun den Weg nach Hause. Erste Wache. Habt Ihr gehoert, wie wir ausgescholten sind, weil wir Eure Hoheit nicht einliessen? Zweite Wache. Warum doch, denkt Ihr, soll ich nun in Ohnmacht fallen? Menenius. Ich frage weder nach der Welt noch nach euerm Feldherrn. Was solche Kreaturen betrifft, wie ihr, so weiss ich kaum, ob sie da sind, so unbedeutend seid ihr.--Wer den Entschluss fassen kann, von eigner Hand zu sterben, fuerchtet es von keiner andern. Mag euer Feldherr das Aergste tun; und, was euch betrifft, bleibt, was ihr seid, lange, und eure Erbaermlichkeit wachse mit euerm Alter! Ich sage euch das, was mir gesagt wurde: Hinweg!-- (Er geht ab.) Erste Wache. Ein edler Mann, das muss ich sagen. Zweite Wache. Der wuerdigste Mann ist unser Feldherr, er ist ein Fels, eine Eiche, die kein Sturm erschuettert. (Sie gehn ab.) Dritte Szene Coriolans Zelt Es treten auf Coriolanus, Aufidius und andere Coriolanus. So ziehn wir morgen denn mit unserm Heer Vor Rom. Ihr, mein Genoss in diesem Krieg, Tut Euren Senatoren kund, wie redlich Ich alles ausgefuehrt. Aufidius. Nur ihren Vorteil Habt Ihr beachtet; Euer Ohr verstopft Roms allgemeinem Flehn; nie zugelassen Geheimes Fluestern; nein, selbst nicht von Freunden, Die ganz auf Euch vertraut. Coriolanus. Der alte Mann, Den ich nach Rom gebrochnen Herzens sende, Er liebte mehr mich als mit Vaterliebe, Ja, machte mich zum Gott.--Die letzte Zuflucht War, ihn zu senden; und aus alter Liebe, Blickt ich schon finster, tat ich noch einmal Den ersten Antrag, den sie abgeschlagen Und jetzt nicht nehmen koennen; ihn zu ehren, Der mehr zu wirken hoffte, gab ich nach, Sehr wenig nur. Doch neuer Sendung, Bitte, Sei's nun vom Staat, von Freunden, leih ich nun Mein Ohr nicht mehr.--Ha! welch ein Laerm ist das? (Geschrei hinter der Szene.) Werd ich versucht, zu brechen meinen Schwur, Indem ich ihn getan? Ich werd es nicht. Es treten auf Virgilia, Volumnia, die den jungen Mardas an der Hand fuehrt. Valeria mit Gefolge. Alle in Trauer. Mein Weib voran, dann die ehrwuerdge Form, Die meinen Leib erschuf, an ihrer Hand Der Enkel ihres Bluts.--Fort, Sympathie! Brecht, all ihr Band' und Rechte der Natur! Sei's tugendhaft, in Starrsinn fest zu bleiben.-- Was gilt dies Beugen mir? dies Taubenauge, Das Goetter lockt zum Meineid?--Ich zerschmelze! Und bin nicht festre Erd als andre Menschen-- Ha! meine Mutter beugt sich-- Als wenn Olympus sich vor kleinem Huegel Mit Flehen neigte; und mein junger Sohn Hat einen Blick der Bitt, aus dem allmaechtig Natur schreit: "Weiger's nicht!"--Nein, pfluege auf Der Volsker Rom, verheer Italien.--Nimmer Soll, wie unfluegge Brut, Instinkt mich fuehren; Ich steh, als waer der Mensch sein eigner Schoepfer Und kennte keinen Ursprung. Virgilia. Herr und Gatte! Coriolanus. Mein Auge schaut nicht mehr wie sonst in Rom. Virgilia. Der Gram, der uns verwandelt hat, macht dich So denken. Coriolanus. Wie ein schlechter Spieler jetzt Vergass ich meine Roll und bin verwirrt, Bis zur Verhoehnung selbst.--Blut meines Herzens! Vergib mir meine Tyrannei; doch sage Drum nicht: "Vergib den Roemern."--O! ein Kuss, Lang wie mein Bann und suess wie meine Rache. Nun, bei der Juno Eifersucht, den Kuss Nahm ich, Geliebte, mit, und meine Lippe Hat ihn seitdem jungfraeulich treu bewahrt. Ihr Goetter! wie? ich schwatze? Und aller Muetter edelste der Welt Blieb unbegruesst?--Mein Knie, sink in die Erde, Drueck tiefer deine Pflicht dem Boden ein Als jeder andre Sohn. (Er kniet nieder.) Volumnia. Steh auf gesegnet! Dass, auf nicht weicherm Kissen als der Stein, Ich vor dir knie und Huldgung neuer Art Dir weihe, die bisher ganz falsch verteilt War zwischen Kind und Eltern. (Sie kniet.) Coriolanus. Was ist das? Ihr vor mir knien? vor dem gescholtnen Sohn? Dann moegen Kiesel vor der oeden Bucht Frech an die Sterne springen; rebellsche Winde Die Feuersonn mit stolzen Zedern peitschen, Mordend Unmoeglichkeit, zum Kinderspiel Zu machen das, was ewig nie kann sein. Volumnia. Du bist mein Krieger, Ich half dich formen. Kennst du diese Frau? Coriolanus. Die edle Schwester des Publicola, Die Luna Roms, keusch wie die Eiszacken, Die aus dem reinsten Schnee der Frost erschuf Am Heiligtum Dianens. Seid gegruesst, Valeria. Volumnia. Dies ein kleiner Auszug von dir selbst, Der durch die Auslegung erfuellter Jahre Ganz werden kann wie du. Coriolanus. Der Gott der Krieger, Mit Beistimmung des hoechsten Zeus, erziehe Zum Adel deinen Sinn, dass du dich staehlst, Der Schande unverwundbar, und im Krieg Ein gross Seezeichen stehst, den Stuermen trotzend, Die rettend, die dich schaun. Volumnia. Knie nieder, Bursch. Coriolanus. Das ist mein wackrer Sohn. Volumnia. Er und dein Weib, die Frau hier und ich selbst Sind Flehende vor dir. Coriolanus. Ich bitt euch, still! Wo nicht, bedenket dies, bevor ihr sprecht: Was zu gewaehren ich verschwor, das nehmt nicht Als euch verweigert; heisst mich nicht entlassen Mein Heer; nicht, wieder unterhandeln mit Den Handarbeitern Roms; nicht sprecht mir vor, Worin ich unnatuerlich scheine; denkt nicht Zu saenftgen meine Wut und meine Rache Mit euren kaeltern Gruenden. Volumnia. O! nicht mehr! nicht mehr! Du hast erklaert, du willst uns nichts gewaehren; Denn nichts zu wuenschen haben wir, als das, Was du schon abschlugst; dennoch will ich bitten, Dass, weichst du unsern Bitten aus, der Tadel Auf deine Haerte falle. Hoer uns drum. Coriolanus. Aufidius und ihr Volsker, merkt, wir hoeren Nichts insgeheim von Rom. Nun, eure Bitte? Volumnia. Wenn wir auch schwiegen, sagte doch dies Kleid Und unser bleiches Antlitz, welch ein Leben Seit deinem Bann wir fuehrten. Denke selbst, Wie wir, unselger als je Fraun auf Erden, Dir nahn! Dein Anblick, der mit Freudentraenen Die Augen fuellen soll, das Herz mit Wonne, Netzt sie mit Leid, und quaelt's mit Furcht und Sorge; Da Mutter, Weib und Kind es sehen muessen, Wie Sohn, Gemahl und Vater grausam wuehlt In seines Landes Busen.--Weh, uns Armen! Uns trifft am haertsten deine Wut; du wehrst uns Die Goetter anzuflehn, ein Trost, den alle, Nur wir nicht, teilen: denn wie koennten wir's? Wie koennen fuer das Vaterland wir beten, Was unsre Pflicht? und auch fuer deinen Sieg, Was unsre Pflicht?--Ach! unsre teure Amme, Das Vaterland, geht unter, oder du, Du Trost im Vaterland. Wir finden immer Ein unabwendbar Elend, wird uns auch Ein Wunsch gewaehrt; wer auch gewinnen mag, Entweder fuehrt man dich, Abtruenn'gen, Fremden, In Ketten durch die Strassen; oder du Trittst im Triumph des Vaterlandes Schutt Und traegst die Palme, weil du kuehn vergossest Der Frau, des Kindes Blut; denn ich, mein Sohn, Ich will das Schicksal nicht erwarten, noch Des Krieges Schluss. Kann ich dich nicht bewegen, Dass lieber jedem Teil du Huld gewaehrst, Als einen stuerzest--Traun, du sollst nicht eher Dein Vaterland bestuermen, bis du tratst (Glaub mir, du sollst nicht) auf der Mutter Leib, Der dich zur Welt gebar. Virgilia. Ja, auch auf meinen, Der diesen Sohn dir gab, auf dass dein Name Der Nachwelt blueh. Der kleine Marcius. Auf mich soll er nicht treten. Fort lauf ich, bis ich groesser bin, dann fecht ich. Coriolanus. Wer nicht will Wehmut fuehlen, gleich den Frauen, Der muss nicht Frau noch Kindes Antlitz schauen. Zu lange sass ich. (Er steht auf.) Volumnia. Nein, so geh nicht fort. Zielt' unsre Bitte nur dahin, die Roemer Zu retten durch den Untergang der Volsker, Die deine Herrn, so moechtst du uns verdammen Als Moerder deiner Ehre.--Nein, wir bitten, Dass beide du versoehnst; dann sagen einst Die Volsker: "Diese Gnad erwiesen wir",-- Die Roemer: "Wir empfingen sie"; und jeder Gibt dir den Preis und ruft: "Gesegnet sei Fuer diesen Frieden!"--Grosser Sohn, du weisst, Des Krieges Glueck ist ungewiss; gewiss Ist dies, dass, wenn du Rom besiegst, der Lohn Den du dir erntest, solch ein Name bleibt, Dem, wie er nur genannt wird, Flueche folgen. Dann schreibt die Chronik einst: "Der Mann war edel, Doch seine letzte Tat loescht' alles aus, Zerstoert' sein Vaterland; drum bleibt sein Name Ein Abscheu kuenftgen Zeiten."--Sprich zu mir. Der Ehre zartste Fordrung war dein Streben, In ihrer Hoheit Goettern gleich zu sein: Den Luftraum mit dem Donner zu erschuettern Und dann den Blitz mit einem Keil zu tauschen, Der nur den Eichbaum spaltet. Wie? nicht sprichst du?-- Haeltst du es wuerdig eines edlen Mannes, Sich stets der Kraenkung zu erinnern?--Tochter, Sprich du, er achtet auf dein Weinen nicht.-- Sprich du, mein Kind-- Vielleicht bewegt dein Kindgeschwaetz ihn mehr, Als unsre Rede mag.--Kein Mann auf Erden Verdankt der Mutter mehr; doch hier laesst er Mich schwatzen wie ein Weib am Pranger.--Nie Im ganzen Leben gabst der lieben Mutter Du freundlich nach, wenn sie, die arme Henne, Nicht andrer Brut erfreut, zum Krieg dich gluckte, Und sicher heim, mit Ehren stets beladen.-- Heiss ungerecht mein Flehn und stoss mich weg; Doch ist's das nicht, so bist nicht edel du, Und strafen werden dich die Goetter, dass Du mir die Pflicht entziehst, die Muettern ziemt. Er kehrt sich ab!-- Kniet nieder Fraun, beschaem ihn unser Knien. Dem Namen Coriolanus ziemt Verehrung, Nicht Mitleid unserm Flehn.--Kniet, sei's das Letzte.-- Nun ist es aus--wir kehren heim nach Rom Und sterben mit den Unsern.--Nein, sieh her! Dies Kind, nicht kann es sagen, was es meint; Doch kniet es, hebt die Haend empor mit uns, Spricht so der Bitte Recht mit groessrer Kraft, Als du zu weigern hast.--Kommt, lasst uns gehn: Der Mensch hat eine Volskerin zur Mutter, Sein Weib ist in Corioli, dies Kind Gleicht ihm durch Zufall.--So sind wir entlassen, Still bin ich, bis die Stadt in Flammen steht, Dann sag ich etwas noch. Coriolanus. O! Mutter!--Mutter! (Er fasst die beiden Haende der Mutter. Pause.) Was tust du? Sieh, die Himmel oeffnen sich, Die Goetter schaun herab; den Auftritt, unnatuerlich, Belachen sie.--O! meine Mutter! Mutter! O! Fuer Rom hast gluecklich du den Sieg gewonnen; Doch deinen Sohn--O glaub es, glaub es nur, Ihm hoechst gefahrvoll hast du den bezwungen, Wohl toedlich selbst. Doch mag es nur geschehn! Aufidius, kann ich Krieg nicht redlich fuehren, Schliess ich heilsamen Frieden. Sprich, Aufidius, Waerst du an meiner Statt, haettst du die Mutter Wen'ger gehoert? ihr wen'ger zugestanden? Aufidius. Ich war bewegt. Coriolanus. Ich schwoere drauf, du warst es. Und nichts Geringes ist es, wenn mein Auge Von Mitleid traeuft. Doch rate mir, mein Freund! Was fuer Bedingung machst du? denn nicht geh ich Nach Rom, ich kehre mit euch um und bitt euch, Seid hierin mir gewogen.--O Mutter! Frau! Aufidius (fuer sich). Froh bin ich, dass dein Mitleid, deine Ehre, Dich so entzwein; hieraus denn schaff ich mir Mein ehemalges Glueck. (Die Frauen wollen sich entfernen.) Coriolanus. O! jetzt noch nicht. Erst trinken wir, dann tragt ein bessres Zeugnis Als blosses Wort nach Rom, das gegenseitig Auf billige Bedingung wir besiegeln. Kommt, tretet mit uns ein. Ihr Fraun verdient, Dass man euch Tempel baut; denn alle Schwerter Italiens und aller Bundsgenossen, Sie haetten diesen Frieden nicht erkaempft. (Alle ab.) Vierte Szene Rom. Ein oeffentlicher Platz Menenius und Sicinius treten auf Menenius. Seht ihr dort jenen Vorsprung am Kapitol? jenen Eckstein? Sicinius. Warum? Was soll er? Menenius. Wenn es moeglich ist, dass Ihr ihn mit Euerm kleinen Finger von der Stelle bewegt, dann ist einige Hoffnung, dass die roemischen Frauen, besonders seine Mutter, etwas bei ihm ausrichten koennen.-- Aber! ich sage, es ist keine Hoffnung; unsre Kehlen sind verurteilt und warten auf den Henker. Sicinius. Ist es moeglich, dass eine so kurze Zeit die Gemuetsart eines Menschen so veraendert? Menenius. Es ist ein Unterschied zwischen einer Raupe und einem Schmetterling; und doch war der Schmetterling eine Raupe. Dieser Marcius ist aus einem Menschen ein Drache geworden, die Schwingen sind ihm gewachsen, er ist mehr als ein kriechendes Geschoepf. Sicinius. Er liebte seine Mutter von Herzen. Menenius. Mich auch. Aber er kennt jetzt seine Mutter sowenig als ein achtjaehriges Ross. Die Herbigkeit seines Angesichts macht reife Trauben sauer. Wenn er wandelt, so bewegt er sich wie ein Turm, und der Boden bebt unter seinem Tritt. Er ist imstande, einen Harnisch mit seinem Blick zu durchbohren; er spricht wie eine Glocke, und sein "Hm" ist eine Batterie. Er sitzt da in seiner Herrlichkeit wie ein Abbild Alexanders. Was er befiehlt, das geschehen soll, das ist schon vollendet, indem er es befiehlt. Ihm fehlt zu einem Gotte nichts als Ewigkeit und ein Himmel, darin zu thronen. Sicinius. Doch, Gnade, wenn Ihr ihn richtig beschreibt. Menenius. Ich male ihn nach dem Leben. Gebt nur acht, was fuer Gnade seine Mutter mitbringen wird. Es ist nicht mehr Gnade in ihm als Milch in einem maennlichen Tiger; das wird unsre arme Stadt empfinden.-- Und alles dies haben wir euch zu danken. Sicinius. Die Goetter moegen sich unser erbarmen! Menenius. Nein, bei dieser Gelegenheit werden sich die Goetter unser nicht erbarmen. Als wir ihn verbannten, achteten wir nicht auf sie, und da er nun zurueckkommt, um uns den Hals zu brechen, achten sie nicht auf uns. (Ein Bote tritt auf.) Bote. Wollt Ihr das Leben retten, flieht nach Hause, Das Volk hat Euren Mittribun ergriffen Und schleift ihn durch die Strassen. Alle schwoeren, Er soll, wenn keinen Trost die Frauen bringen, Den Tod zollweis empfinden. Ein Zweiter Bote kommt. Sicinius. Was fuer Nachricht? Bote. Heil! Heil! Die Frauen haben obgesiegt, Es ziehn die Volsker ab und Marcius geht. Ein frohrer Tag hat nimmer Rom begruesst, Nicht seit Tarquins Vertreibung. Sicinius. Freund, sag an, Ist's denn auch wirklich wahr? weisst du's gewiss? Bote. Ja, so gewiss die Sonne Feuer ist. Wo stecktet Ihr, dass Ihr noch zweifeln koennt? Geschwollne Flut stuerzt so nicht durch den Bogen, Wie die Beglueckten durch die Tore. Horcht! (Man hoert Trompeten, Hoboen, Trommeln und Freudengeschrei.) Posaunen, Floeten, Trommeln und Drommeten, Zimbeln und Pauken und der Roemer Jauchzen, Es macht die Sonne tanzen. (Freudengeschrei.) Menenius. Gute Zeitung. Ich geh den Fraun entgegen. Die Volumnia Ist von Patriziern, Konsuln, Senatoren Wert eine Stadt voll, solcher Volkstribunen Ein Meer und Land voll.--Ihr habt gut gebetet, Fuer hunderttausend eurer Kehlen gab ich Heut frueh nicht einen Pfennig. Hoert die Freude! (Musik und Freudengeschrei.) Sicinius. Erst fuer die Botschaft segnen Euch die Goetter, Und dann nehmt meinen Dank. Bote. Wir haben alle Viel Grund zu vielem Dank. Sicinius. Sind sie schon nah? Bote. Fast schon am Tor. Sicinius. Lasst uns entgegengehn Und ihren Jubel mehren. Die Frauen treten auf, von Senatoren, Patriziern und Volk begleitet Sie gehn ueber die Buehne. Erster Senator. Seht unsre Schutzgoettin, das Leben Roms! Ruft alles Volk zusammen, preist die Goetter, Macht Freudfeuer, streut den Weg mit Blumen Und uebertoent den Schrei, der Marcius bannte, Ruft ihn zurueck im Willkomm seiner Mutter. Willkommen! ruft den Fraun Willkommen zu. Alle. Willkommen! edle Frauen! seid willkommen! (Trommeln und Trompeten. Alle ab.) Fuenfte Szene Antium. Ein oeffentlicher Platz Aufidius tritt auf mit Begleitern Aufidius. Geht, sagt den Senatoren, ich sei hier, Gebt ihnen dies Papier, und wenn sie's lasen, Heisst sie zum Marktplatz kommen, wo ich selbst Vor ihrem und des ganzen Volkes Ohr Bekraeftge, was hier steht. Der Angeklagte Zog eben in die Stadt und ist gewillt, Sich vor das Volk zu stellen, in der Hoffnung, Durch Worte sich zu rein'gen. Geht. (Die Begleiter gehn ab. Drei oder vier Verschworne treten auf.) Willkommen! Erster Verschworner. Wie steht's mit unserm Feldherrn? Aufidius. Grade so Wie dem, der durch sein Wohltun wird vergiftet, Den sein Erbarmen mordet. Zweiter Verschworner. Edler Herr, Wenn bei derselben Absicht Ihr verharrt, Zu der Ihr unsern Beitritt wuenscht, erretten Wir Euch von der Gefahr. Aufidius. Ich weiss noch nicht. Wir muessen handeln nach des Volkes Stimmung. Dritter Verschworner. Das Volk bleibt ungewiss, solang es noch Kann waehlen zwischen euch. Der Fall des einen Macht, dass der andre alles erbt. Aufidius. Ich weiss es. Auch wird der Vorwand, ihm eins beizubringen, Beschoenigt. Ich erhob ihn, gab mein Wort Fuer seine Treu. Er, so emporgestiegen, Begoss mit Schmeicheltau die neuen Pflanzen, Die Freunde mir verfuehrend; zu dem Zweck Bog er sein Wesen, das man nur vorher Als rauh, unlenksam und freimuetig kannte. Dritter Verschworner. Jawohl, sein Starrsinn, als er einst die Wuerde Des Konsuls suchte, die er nur verlor, Weil er nicht nachgab-- Aufidius. Davon wollt ich reden. Deshalb verbannt, kam er an meinen Herd, Bot seinen Hals dem Dolch. Ich nahm ihn auf, Macht ihn zu meinesgleichen, gab ihm Raum Nach seinem eignen Wunsch, ja, liess ihn waehlen Aus meinem Heer, zu seines Plans Gelingen, Die besten, kuehnsten Leute. Selbst auch dient' ich Fuer seinen Plan, half ernten Ruhm und Ehre, Die er ganz nahm als eigen. Selbst mir Schaden Zu tun, war ich fast stolz. Bis ich am Ende Sein Soeldner schien, nicht Mitregent, den er Mit Gunst bezahlt und Beifall; als waer ich Fuer Lohn in seinem Dienste. Erster Verschworner. Ja, das tat er, Das Heer erstaunte drob. Und dann zuletzt, Als Rom sein war, und wir nicht wen'ger Ruhm Als Beut erwarteten-- Aufidius. Dies ist der Punkt, Wo meine ganze Kraft ihm widerstrebt. Fuer wen'ge Tropfen Weibertraenen, wohlfeil Wie Luegen, konnt er Schweiss und Blut verkaufen Der grossen Unternehmung. Darum sterb er, Und ich ersteh in seinem Fall.--Doch, horcht.-- (Trommeln und Trompeten, Freudengeschrei des Volks.) Erster Verschworner. Ihr kamt zur Vaterstadt, gleich einem Boten, Und wurdet nicht begruesst; bei seiner Rueckkehr Zerreisst ihr Schrein die Luft. Zweiter Verschworner. Ihr bloeden Toren! Die Kinder schlug er euch: ihr sprengt die Kehlen, Ihm Glueck zu wuenschen. Dritter Verschworner. Drum zu Euerm Vorteil, Eh er noch sprechen kann, das Volk zu stimmen Durch seine Rede, fuehl er Euer Schwert. Wir unterstuetzen Euch, dass, wenn er liegt, Auf Eure Art sein Wort gedeutet wird, Mit ihm sein Recht begraben. Aufidius. Sprich nicht mehr, Hier kommt schon der Senat. Die Senatoren treten auf. Die Senatoren. Ihr seid daheim willkommen! Aufidius. Das hab ich nicht verdient; doch, wuerdge Herrn, Last ihr bedaechtig durch, was ich euch schrieb? Die Senatoren. Wir taten's. Erster Senator. Und mit Kummer, dies zu hoeren. Was frueher er gefehlt, das, glaub ich, war Nur leichter Strafe wert; doch da zu enden, Wo er beginnen sollte, wegzuschenken Den Vorteil unsers Kriegs, uns zu bezahlen Mit unsern Kosten und Vergleich zu schliessen Statt der Erobrung--das ist unverzeihlich. Aufidius. Er naht, ihr sollt ihn hoeren. Coriolanus tritt ein mit Trommeln und Fahnen, Buerger mit ihm. Coriolanus. Heil, edle Herrn! Heim kehr ich, euer Krieger, Unangesteckt von Vaterlandsgefuehlen, So wie ich auszog. Euerm hohen Willen Bleib ich stets untertan.--Nun sollt ihr wissen, Dass uns der herrlichste Erfolg gekroent: Auf blutgem Pfade fuehrt ich euern Krieg Bis vor die Tore Roms. Wir bringen Beute, Die mehr als um ein Dritteil ueberwiegt Die Kosten dieses Kriegs. Wir machten Frieden, Mit minderm Ruhm nicht fuer die Antiaten Als Schmach fuer Rom, und ueberliefern hier, Von Konsuln und Patriziern unterschrieben Und mit dem Siegel des Senats versehn, Euch den Vergleich. Aufidius. Lest ihn nicht, edle Herrn. Sagt dem Verraeter, dass er eure Macht Im hoechsten Grad gemissbraucht. Coriolanus. Was? Verraeter? Aufidius. Ja, du Verraeter, Marcius! Coriolanus. Marcius? Aufidius. Ja, Marcius, Cajus Marcius! denkst du etwa, Dass ich mit deinem Raub dich schmuecke, deinem Gestohlnen Namen Coriolan? Ihr Herrn und Haeupter dieses Staats, meineidig Verriet er eure Sach und schenkte weg Fuer ein'ge salzge Tropfen euer Rom, Ja, eure Stadt, an seine Frau und Mutter, Den heilgen Eid zerreissend, wie den Faden Verfaulter Seide, niemals Kriegesrat Berufend. Nein, bei seiner Amme Traenen Weint' er und heulte euern Sieg hinweg, Dass Pagen sein sich schaemten und Soldaten Sich staunend angesehn. Coriolanus. Hoerst du das, Mars? Aufidius. O! nenne nicht den Gott, du Knab der Traenen!-- Coriolanus. Ha! Aufidius. Nichts mehr! Coriolanus. Du grenzenloser Luegner! zu gross machst du Mein Herz fuer meinen Busen. Knab? O Sklave! Verzeiht mir, Herrn, das ist das erste Mal, Dass man mich zwingt zu schimpfen.--Ihr Verehrten, Straft Luegen diesen Hund; sein eignes Wissen (Denn meine Striemen sind ihm eingedrueckt, Und diese Zeichen nimmt er mit ins Grab) Schleudr' ihm zugleich die Lueg in seinen Hals. Erster Senator. Still, beid, und hoert mich an. Coriolanus. Reisst mich in Stueck', ihr Volsker! Maenner, Kinder, Taucht euern Stahl in mich.--Knab?--Falscher Hund! Wenn eure Chronik Wahrheit spricht--da steht's, Dass, wie im Taubenhaus der Adler, ich Gescheucht die Volsker in Corioli. Allein--ich--tat es. Knabe! Aufidius. Edle Herrn, So lasst ihr an sein blindes Glueck euch mahnen, Und eure Schmach? Durch diesen frechen Prahler Vor euren eignen Augen? Die Verschwornen. Dafuer sterb er! Die Buerger. (Durcheinander.) Reisst ihn in Stuecke, tut es gleich.--Er toetete meinen Sohn-- meine Tochter.--Er toetete meinen Vetter Marcus!-- Er toetete meinen Vater! Zweiter Senator. Still! keine blinde Wut. Seid ruhig. Still! Der Mann ist edel, und sein Ruhm umschliesst Den weiten Erdkreis. Sein Vergehn an uns Sei vor Gericht gezogen. Halt, Aufidius! Und stoer den Frieden nicht. Coriolanus. O! haett ich ihn! Und sechs Aufidius, mehr noch, seinen Stamm, Mein treues Schwert zu pruefen! Aufidius. Frecher Bube! Die Verschwornen. Durchbohrt! durchbohrt! durchbohrt ihn! (Aufidius und die Verschwornen ziehen und erstechen Coriolanus. Aufidius stellt sich auf ihn.) Die Senatoren. Halt, halt ein! Aufidius. Ihr edlen Herrn! o! hoert mich an. Erster Senator. O Tullus! Zweiter Senator. Du hast getan, was Tugend muss beweinen. Dritter Senator. Tritt nicht auf ihn. Seid ruhig, all ihr Maenner, Steckt eure Schwerter ein. Aufidius. Ihr Herrn, erkennt ihr (wie in dieser Wut, Von ihm erregt, nicht moeglich) die Gefahren, Die euch sein Leben droht', erfreut ihr euch, Dass er so weggeraeumt. Beruft mich, Edle, Gleich in den Rat, so zeig ich, dass ich bin Eur treuster Diener, oder ich erdulde Die schwerste Strafe. Erster Senator. Tragt die Leiche fort, Und trauert ueber ihn. Er sei geehrt, Wie je ein edler Leichnam, dem der Herold Zum Grab gefolgt. Zweiter Senator. Sein eigner Ungestuem Nimmt von Aufidius einen Teil der Schuld, So kehrt's zum Besten. Aufidius. Meine Wut ist hin, Mein Herz durchbohrt der Gram. So nehmt ihn auf, Helft, drei der ersten Krieger, ich der vierte. Die Trommel ruehrt, und lasst sie traurig toenen, Schleppt nach die Speer'. Obwohl in dieser Stadt Er manche gatten-, kinderlos gemacht Und nie zu suehnend Leid auf uns gebracht, So sei doch seiner ehrenvoll gedacht. Helft mir. (Sie tragen die Leiche Coriolans fort. Trauermarsch.) Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Coriolanus, von William Shakespeare (Uebersetzt von Dorothea Tieck unter der Redaktion von Ludwig Tieck) *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, CORIOLANUS *** This file should be named 7gs3610.txt or 7gs3610.zip Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 7gs3611.txt VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 7gs3610a.txt Project Gutenberg eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not keep eBooks in compliance with any particular paper edition. We are now trying to release all our eBooks one year in advance of the official release dates, leaving time for better editing. Please be encouraged to tell us about any error or corrections, even years after the official publication date. Please note neither this listing nor its contents are final til midnight of the last day of the month of any such announcement. 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If the value per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2 million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text files per month: 1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+ We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002 If they reach just 1-2% of the world's population then the total will reach over half a trillion eBooks given away by year's end. The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks! This is ten thousand titles each to one hundred million readers, which is only about 4% of the present number of computer users. Here is the briefest record of our progress (* means estimated): eBooks Year Month 1 1971 July 10 1991 January 100 1994 January 1000 1997 August 1500 1998 October 2000 1999 December 2500 2000 December 3000 2001 November 4000 2001 October/November 6000 2002 December* 9000 2003 November* 10000 2004 January* The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been created to secure a future for Project Gutenberg into the next millennium. We need your donations more than ever! 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