The Project Gutenberg EBook of Das hohe Ziel der Erkenntnis by Omar Al Raschid Bey We are releasing two versions of this Etext, one in 7-bit format, known as Plain Vanilla ASCII, which can be sent via plain email-- and one in 8-bit format, which includes higher order characters-- which requires a binary transfer, or sent as email attachment and may require more specialized programs to display the accents. This is the 7-bit version. Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the copyright laws for your country before downloading or redistributing this or any other Project Gutenberg eBook. This header should be the first thing seen when viewing this Project Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the header without written permission. Please read the "legal small print," and other information about the eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is important information about your specific rights and restrictions in how the file may be used. You can also find out about how to make a donation to Project Gutenberg, and how to get involved. **Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts** **eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since 1971** *****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!***** Title: Das hohe Ziel der Erkenntnis Author: Omar Al Raschid Bey Release Date: July, 2004 [EBook #6110] [Yes, we are more than one year ahead of schedule] [This file was first posted on November 10, 2002] Edition: 10 Language: German Character set encoding: ASCII *** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, DAS HOHE ZIEL DER ERKENNTNIS *** This etext was produced by Frank Rossi with technical assistance from Michael Pullen. DAS HOHE ZIEL DER ERKENNTNIS ARANADA UPANISHAD VON OMAR AL RASCHID BEY HERAUSGEGEBEN VON HELENE BOEHLAU AL RASCHID BEY 1912 DAS HOHE ZIEL DER ERKENNTNIS Alphabetische Zusammenstellung der in den Text unuebersetzt aufgenommenen Sanskritworte. adhyaya, Lehrabschnitt akasha, Erscheinung. Grundbedeutung der Wurzel kash (kas, kac), Licht, Schein; in Ableitungen und Zusammensetzungen: erschauen, sichtbar werden, zutage treten, erscheinen. * Derselbe Laut in derselben Bedeutung ist auch in slawischen Sprachen erhalten (russisch: -------). Hierzu wolle man die philosophisch tiefe Bedeutung des Wortes 'er-Schein-ung' in Betracht ziehen, wie solche sich in weit auseinander liegenden Sprachstaemmen vorfindet: '-------' (swjet) russisch, bedeuted gleichzeitig Welt und Lichtschein; ungarisch: 'villag' Licht, Schein und Welt; japanisch; 'atsutsuyo' Schein und Welt etymologisch: erwachtes Leben). * Danach waere akasha 'Welterscheinung'. Zu dieser Grundbedeutung kommt aber noch die weitere: 'Raumzeitlichkeit' hinzu. Diese ist in der vedischen Literatur in einer Reihe von Stellen nachweisbar, welche Stellen erst durch solche Duplizitaet der Bedeutung volle Klarheit erlangen; siehe vor allem Brihad-aranyaka-upanishad 3,8 und die Ausfuehrungen im Oupnek'hat; dort spricht es Yadschnavalkya mit deutlichen Worten aus, dass akasha 'Raum und Zeit' bedeute und maya, das heisst 'Schein' sei. * Im Gegensatz zu raum-zeitlicher Welt-Erscheinung wird das Wesen der Welt als 'anakasham raumzeitlos' bezeichnet. Dazu hat sich die gleiche Doppelbedeutung des Wortes auch im Pali erhalten: 'avakaso' gekuerzt: 'okaso' bezeichnet Raum und Zeit zugleich; 'okasam karoti' heisst Platz schaffen, Zeit und Raum finden. (An das Heraklitische: 'Urkoerper ist die Zeit' sei hier erinnert.)--So viel an dieser Stelle um die Wiedergabe des Sanskritwortes akasha auf dessen Grundbedeutung gestuetzt, nicht wie bisher ueblich durch Weltraum oder AEther, wohl aber durch 'Erscheinung'--zeitraeumlicher Welterscheinung Urbestand, sub-stantia, zu rechtfertigen; vergleiche Nrisimhapurvatapaniyaupanishad 3: "darum soll man akasha als den 'Weltkeim' wissen".* aranada waere etwa durch 'Sturmesausklang' wiederzugeben. ashma hat die doppelte Bedeutung: Hammer und Ambos. asmita, Ich-bin-heit. "Die Ichheit wird ein Wahn genannt, der uns an ein eigenes Sein glauben laesst" Sankhya Karika 24, 25. atma, Seele, etymol. Atem; das der Welt zu Grunde liegende Wesen: brahma in der Erscheinung.--Die uebliche UEbersetzung: 'das Selbst' ist zu verwerfen solange das Wort 'Selbstsucht' im ethisch entgegengesetzten Sinne verwendet wird. Bhagavat-gita, das Hohelied der Gottheit, Episode aus dem Mahabharasu-Bhagavadgitopanihad, die vom Erhabenen verkuendete Geheimlehre. bodhisattva, der Erwacht-erkennende. brahma, das dem Weltall zu Grunde liegende Wesen--Gottheit. Brahma, der Gott Brahma, das exoterisch zum Zwecke der Verehrung persoenlich aufgefasste brahma.--Der Tag Brahma = Evolution der Erscheinungswelt. Buddha, etymol. der Erwachte. buddhi, Erkenntnis; etymol. das Erwachen. dvandva, Paarzustaende, Gegensaetze. dvandva vidya, die Lehre vom Gegensinn in der Erscheinung. gita, das Lied; siehe Bhagavadgita. himavat, Heimat des Schnees, aeltere Form fuer Himalaya. gita, das Lied; siehe Bhagavadgita. himavat, Heimat des Schnees, aeltere Form fuer Himalaya. ishvara, der Herr, Gott. kama, Liebe, Trieb, Begierde (griechisch: --------). Die in der Upanishad festgehaltene Verdeutschung durch 'Verlangen' rechtfertigt sich durch die vielsagende Bedeutung des deutschen Wortes, welches eine Unzulaenglichkeit und aus dieser ein 'Langen' nach 'nicht-langen' ein 'daneben-langen' und daraus wieder ein 'etwas-zu-sich- haben-wollen' --Verlangen nach Ergaenzung. karma, Tat und Taterfolg, Werk, Wirklichkeit; Gesetz der Wiedervergeltung, ausgleichende goettliche Gerechtigkeit. mahatma, Grossbeseelter, etymol. Macht-Atem. Maya, das Blendwerk der empirischen Realitaet; maya = durch mich, also 'maya maya' = durch mich, mit mir ist Maya! manas, Verstand, Urteil. nirvana, Seligkeit, erloschenes Verlangen. om, feierliche Bejahung, erfurchtsvolle Anerkennung; geistige Vertiefung anstrebender, Heiliger Ausruf, mystische, das All umfassende Silbe. Pradschapati, mythologische Personifikation der Schoepferkraft. rishi, koeniglicher Weiser, Seher. samsara im Gegensinn zu nirvana: Kreislauf der Erscheinungswelt, das sinnliche Da-sein. savitar, der Erreger: die Sonne. upanishad, Geheimlehre, philosophischer Hoehepunkt der Veden, esoterische Erkenntnis. Yavana, Jonier; gemeint ist Aristoteles. der Veda, Sammlung indischer heilig erachteter Schriften; das theo-sophische Wissen--Gottes-Weisheit. * die mit Sternchen markierten Abschnitte bei der Erklaerung des Sanskritwortes akasha sind der 2. Auflage von 1917 entnommen. Es handelt sich hierbei um zusaetzliche Begriffserklaerungen des Wortes. Ansonsten ist die 2. Auflage identisch mit der ersten von 1912. (Anm. F.R.) UEbersicht des Inhalts der Upanishad. I. Einleitung.--Der Menschheit irdische Ziele. Pruefung des aufzunehmenden Schuelers. Das Leid der Welt; Frage aller Fragen. Ungeloeste Widersprueche. Der Weg zur Erkenntnis. II. Ursprung. Erscheinung. Verkoerperung der Welt--akasha Zeitraeumliches Dasein der Welt. Raum ist nicht in sich. Zeit ist nicht in sich. Raum und Zeit sind eins. Zeitraeumliche Verkoerperung ist im Ich. III. Aus Ursprung der Welt: Verlangen--kama Weltschoepferische Kraft des Verlangens. Wille im Ich ist Zeit; Unwille im Ich ist Raum. Ich-entzweiung: raeumlich entgegenstehendes Verlangen; Ich-zwiespalt: zeitlich wechselndes Verlangen. Verlangen ist nicht in sich; Verlangen ist im Ich. IV. Aus Verlangen: Tat. Wirklichkeit der Welt--karma Ursache und Wirkung. Freiheit und Notwendigkeit. Tat und Duldung. Lust und Leid. Kein Gesetz dem Wissenden. Das Trinken der Vergeltung. Ausgleichende Gerechtigkeit der Gottheit. Alles Grauen dieser Welt ruht auf Lust. Alle Wirklichkeit dieser Welt ist im Ich. V. Aus Tat: Verstand und Urteil--manas Urteil widerspricht sich im Raum; Urteil wechselt in der Zeit; Urteil hebt sich in sich selbst auf. Urteil ist nicht in sich. Urteil ist Willensausdruck. Es gibt kein Urteil--Urteil ist Ich. VI. Durch Erkenntnis: Erwachen aus der Erscheinung--buddhi Das Verlangen der Welten. Sinnes-wahr-nehmung, Maya. Neigung. Empfindung und Bewegung. Seele und Verkoerperung. Das verlangende Ich ist Weltschoepfer. Die Welt denkt nur Einen Gedanken. Das weltschaffende Wort. Das Problem der Vielheit. Die letzte Ent-taeuschung. Ich-lose Erkenntnis. dvandva-vidya, die Lehre von der sich selbst aufhebenden Welt. Seiend nicht seiende Welten. Traum und Wirklichkeit sind wesenseins. Das Durchschauen der Welt; Bekehrung; unio mystika. Vollendung in Gottheit--nirvana. VORWORT Er, der dieses Werk geschrieben, ist gestorben vor der Herausgabe. Weil sein Werk der Niederschlag eines ganzen Lebens war, konnte es auch nicht beendet werden, bis dies Leben erfuellt wurde. Das Titelblatt, worauf ich in der Eigenschaft als Herausgeber genannt bin, fand sich im Manuskipt so entworfen vor, wie es hier gedruckt ist. Es war schon vorbereitet in einer Zeit, als der Tod gar nicht nahe war. Andere sollten aussaeen, was in seiner Seele gereift war. Dass mir die Aufgabe zufiel, ist selbstverstaendlich. Seine Lehre war Inhalt meines Lebens geworden. Ich hatte ihre helfenden und gestaltenden Kraefte an mir lebendig gefuehlt. Wie von einem Strom ist meine Seele von diesem Werke getragen worden, aus Einheit durch die Vielheit der Erscheinungswelt mit ihrem Heimatsverlangen, wieder zurueck zur Einheit. In diesem Werke heisst es: Aus einer Quelle fliesst: sich eines Andern Seele naehern, sich von eines Andern Koerper naehren. Darueber ist gesagt: "Aus Verlangen und Naehrung hat Brahma diese Welt gebildet." "Darum lebt alles dieser Welt durch Naehrung, durch einver-Leibung, durch an-Eignung; darum lebt alles Ich durch ein anderes und lebt kein Ich ohne nicht-Ich, und lebt alles Ich durch nicht-Ich, seelisch und sinnlich. Also beschraenkt sucht Ich Unbeschraenktheit, also unvollstaendig sucht Ich Vollstaendigkeit, also unvollkommen sucht Ich Vollkommenheit, also verstossen, sucht Ich nach dem verlorenen Paradiese, also einsam schreit Ich um Hilfe--es verlangt nach Allumfassen, nach All-einheit, nach Vollendung,--nach Nirvana." Tief wurde meine Seele von den Bildern des Verlangens dieser Welt bewegt. Zu hoechstem Einklang sah ich das irrende gequaelte Verlangen, dieser in Qual und Lust erbebenden Erschein-ungswelt sich vor meinen Augen verwandeln. Eine Erloesung sondergleichen, von der Natur selbst vollzogen. Trost und Ruhe stieg aus diesem Weke auf. Kein Wort traf meine Seele, das uebersinnlich zu werden trachtete, aber ein gewaltiger Strom nahm die heimatlose Seele auf und trug sie unaufhaltsam einem unaussprechlichen Ziele zu, vor dem jeder Gedanke und jedes Wort umkehrt. Mir schien dieses Werk wie eine Heimat und Zuflucht derer, die sich scheuen vor jedem Wort und jedem Bild, das sich ihrer Heimatssehnsucht erbarmen moechte. Mit Naturnotwendigkeit fuehlte ich mich ueber das unstillbare Verlangen dieser Welt hinauswachsen, ohne Weltflucht--durch Weltvertiefung, durch Versenken in die Welt der Erscheinung und des Verlangens. "Anziehung und Abstossung ist Verlangen, bruenstige Wuensche --inbruenstiges Gebet--Liebe wie Hass. Niederste Gier ist Verlangen nach dem Hoechsten." Nichts ist zu niedrig, um nicht das Hoechste zu bergen! Welch erbarmungsvoller Gedanke!--Von diesem Standpunkt aus--eine Heiligung sondergleichen der ganzen Natur. Ihre Geheimnisse und Schrecken, wandeln sich in uns zum Hoechsten, wir brauchen der Natur nicht zu entfliehen; wir sind geborgen. Die Welt--zu Ende gedacht-- ist Erloesung. Das ist der Standpunkt, von dem es mir moeglich war, alles, was diese Lehre mir bot, zu erfassen. Und wenn ich mich frage: Was hat dem Werke, vordem es in die Welt geht, so viel Macht gegeben auf jene Menschen, die ihm bereits nahe traten, so mag es wohl dies sein, auf das ich hier hindeute, und was einer der teuren Freunde, die mit dem Werke lebten, aussprach: "Es wurde eine Heimat, ein Ruheplatz, wohin ich stets zurueckkehren werde, wo ich mich hingehoerig empfinde, es wurde mir ein ureigenster Besitz." Auch die Einheit dieses Werkes ist auf dem schweren Weg durch die Vielheit enstanden. Seine Kuerze ist die Tat langer Jahre eines Lebens. Ich kenne den weiten Weg, ich durfte ihn mitgehen, der zurueckgelegt werden musste, um solches Ineinandergreifen aller Teile zu schaffen, um solche einheitliche Zusammenfassung aus dem Ganzen herauswachsen zu lassen. Ich erlebte es mit, welch starke Verbindung schaerfster Verstandestaetigkeit mit den Kraeften seelischen Schauens dazu gehoert, um die schwierigsten Gedankengaenge und ihre anfaenglich unmoeglich erscheinenden Ergebnisse zu solcher Einfachheit der Vorstellung, zu solcher Selbstverstaendlichkeit des Ausdrucks auszugestalten. Es war ein langsames Schaffen; aber ein sicheres Wachsen, immer aus dem Lebenszentrum, dem Ich-Punkt heraus. So entsteht ein Naturgebilde. Alles von der Natur Geschaffene stellt sich uns mit so sicherer Selbstverstaendlichkeit dar, dass wir nur schwer dazu gelangen, seine Bedingtheit aus unendlicher Zusammensetzung zu begreifen. Alles Vereinheitlichte und darum Einfache ist schwer zu ergruenden. Das gilt auch fuer diese Schrift: sie lesen zu koennen--das ist eines schwere Kunst und Wenige werden sich dazu hinringen. Paracelsus sagt: "Was unmoeglich gesagt wird, was unverhofflich und gar verzweiflich ist, wird wunderlich wahr werden und soll sich niemand verwundern ueber den kurzen Weg und kurzen Begriff, denn das Viele ist die Quelle von vielem Irrtum." Wir lernten "das sich dazu hinringen" durch ihn selbst. Er war uns der Pfoertner, der uns das schwere Tor auftat. Durch ihn empfanden wir, wie wenig alle Worte sagen, selbst seine Worte, die nicht mehr nur Worte der Sprache sind, die zu tiefen Bildern fast unsagbarer Dinge wachsen. An der Bildung der Worte, der Enstehung der Sprache, waren, wie bei allem Schaffen, die hoechsten Ahnungen lebendig mit am Werke. Diese urspruenglichen Ahnungen tiefster Wahrheiten scheinen gleichsam durch die viel gebrauchten Worte hindurch, wachen wieder auf, sprechen sich im Worte selber wieder aus, sobald die Sprache schoepferisch behandelt wird. Die kuehnste Anwendung der Sprache deckt sich hier mit ihrem urpruenglich einfachsten Sinn. Es ist, als ob nicht ein einzelner Mensch spraeche, sondern als ob der Geist der Sprache sein wissen von sich selbst offenbarte. Der, der diese tief lebendige, wissende Sprache sprach, ging den Weg seines Werkes. "Wortlos das Letzte" ist dort das Schlusswort. Er hat auch davon uns noch ein Stueck erfassen lassen durch seinen grossen Tod. In Schweigen versank die Sinnenwelt, das unaussprechliche leuchtete auf, das gesucht, in sich und in allen Dingen, lebenslang; verklaert fuehlte er es nahen. Dieses Buch ist seine Wegspur dorthin.--Zu Ende der Weg; erreicht das Ziel;--wortlos das letzte. Fuer mich ist es eine Notwendigkeit, ebenso gewollt wie schmerzlich und doch freudig, den innig behueteten Besitz, der bisher nur still und verehrt Nahestehenden dargeboten wurde, oeffentlich hinauswirken zu lassen in die grosse, dieser Lehre so fremde Welt, damit sie die Wenigen finde, denen sie ihre Leuchtkraft mitteilen soll, die ein inneres Recht auf sie haben. Solche wird sie finden; ich weiss es, weil nicht ich allein die heilsame Klaerung im Wirrsal des Lebens daraus empfing. Ein Kreis von Schuelern und Verehrern hatte sich langsam um den zurueckgezogenen Denker versammelt. Es lag mir nahe, Aussprueche der kleinen Gemeinde dem Werke mitzugeben, eine waermende Huelle von Liebe, die sich bereits darum gebildet hatte;--scheint doch dies Werk auf den ersten Eindruck dem gegenwaertigen Leben so fern, als sei es aus dem Weltenraum auf die Erde gefallen; denn was aus Sehnsuchtsglut, die nie am Vergaenglichen Genuegen fand, geboren wurde, ist wie von der Unendlichkeit, die fuer uns nicht irdische Lebenwaerme birgt, angehaucht.--Ich tat es nicht und gab ihm nur meine grosse Liebe mit, die ihm durch ein Leben gehoerte. Helene Boehlau al Raschid Bey. DAS HOHEZIEL DER ERKENNTNIS -- aranada-upanishad -- I. IRDISCHE ZIELE -- samsara -- So lautet die Upanishad: om! Auf das Geheiss des Verehrungswuerdigen! Diese Unterweisung niedergeschrieben zu Stambul, im indischen Kloster auf Akssarai, begonnen am fuenfzehnten Tag des Monats rebi uel evel im Jahre dreizehnhundertundvier. * Der Verehrungswuerdige spricht: "Frieden sei aller Erscheinung!" "Du hast, o Teurer, deinen Wissensweg fern von uns gesucht; hast du, im Abendlande belehrt, des Wissens Ziel--: 'Befriedigung' erreicht? Welches Begehren fuehrt dich hierher?" --"Verehrungswuerdiger..."-- "Suchst du weitere Gelehrsamkeit oder verlangt dich, aus Nichtigkeit hinaus, nach letzter Erkenntnis?--Erfasse es wohl! denn unermesslich ist, in allen Ewigkeiten und Unendlichkeiten unermesslich, was du--erkennend--erringst." --"Verehrungswuerdiger! Ein Schueler steht vor dir, das Holz zum Opfer in der Hand..."-- "Nun wohl!... Was von grossen Fragen bewegt dich?" --"Das Leid auf Erden, o Herr! Die Unabwendbarkeit des Verderbens, das Grauen und die Qualen der Geschoepfe--Woher ist der Ursprung des UEbels in unserer Welt?"-- "Ursprung des UEbels? Hast du, o Teurer, was du so nennst, wohl erfasst und vermoechtest mit klaren Worten zu antworten?" --"Keine Antwort, Verehrungswuerdiger!"-- "Hat dich, o Teurer, dein Lehrer ueber den Sinn der Fragebelehrt?" --"Verlangend war ich, o Herr..."-- "So hast du im Abendlande Wissen hierueber nicht erlangt?--Wer von Lehrern dort gibt Antwort--letzte Erkenntnis, unwiderleglich?" --"Unzureichend, Verehrungswuerdiger, ist alle menschliche Vernunft! der Widersinn der Welt ist unueberwindlich"-- "Dem ist nicht also, o Sohn!--Eines nur,--nur Eines... ist unerkennbar..." --"Verehrung sei dir, o Herr! Wie koennte sich selbst Widersprechendes bestehn? Wie koennte Unerreichbares dem Wissen erreichbar werden?--Fliesst UEbel und Boeses aus der Gottheit, so ist es von der Gottheit gewollt. Will Gottheit Boeses, so ist Gottheit boese. Waechst aber das Boese nicht aus der Gottheit, so ist es von der Gottheit nicht gewollt und ist dennoch,--so ist Gottheit in sich entzweit--zwei Gottheiten, die sich bekaempfen, widersprechen, aufheben.--Der Widersinn ist unloeslich"-- "Dem ist nicht also, o Teurer!" --"0 Herr! Woher ist UEbel und Boeses in der Welt? Warum ist Leiden und Tod? Wenn es eine Antwort auf diese Fragen gaebe, so wuerden die Wissenden von ihrer Wahrheit erfuellt sein; der Veda wuerde sie uns lehren, die Gita, Yadschnavalkya, der Buddha, Badarayana, Shamkaratscharya, Lao-tse, Li-tse, die grossen Lehrer des Abendlandes..."-- "Dennoch ist es nicht also, o Teurer! dennoch ist es nicht also!" --"Diese Fragen sind ungeloestes Geheimnis; es gibt uns Menschen keine Antwort! Dies entgegne ich dir in Ehrfurcht, o Herr! Wenn aber dem nicht so ist, so wolle der Erleuchtete mich hierueber wahrhaft belehren."-- "Eines--o Teurer, ist unerkennbar--nur Eines!--und Schweigen ist Antwort... Diese deine Fragen jedoch sind durchsichtig, tragen die Antwort in sich." --"Wuerdige mich der Belehrung, o Herr!"-- "Nahe liegt die Antwort, leicht ist die Antwort auszusprechen, mit wenigen Worten ist die Antwort auszusprechen--weit der Weg, muehevoll der Weg zu Erkenntnis..." --"Weise mir den Weg, o Maechtiger! Lass die Erkenntnis ueberstroemen auf mich, deinen Schueler, der ich in Demut deine Kniee umfasse!"-- "Wohlan! Es sei! Tritt naeher, fasse meine Hand; gebiete deinem Herzen Ruhe und Ruhe den Gedanken." "Moege uns die Stunde guenstig sein! Moege der Geist der Upanishaden uns leuchten." "Fern von hier, in unsrer aller Heimat ruht das Feuer unter der Asche des Herdes; der Moerser toent nicht mehr unter den Haenden arbeitsfreudiger Maedchen; der Laerm des Tages schweigt; aufgestiegen zum wolkenlosen Himmel ist der Opferrauch und heilige Elefanten kuenden die Nacht..." "Indessen von denen da draussen, die sich Menschen nennen, der eine, gedankenlos wie ein Tier, sich dem Schlafe ueberlaesst und im Traume weiter nach zerrinnenden Freuden jagt,--indessen andere, unfaehig sich der Betaeubung des Lebens zu entreissen, nichtige Reden fuehren, veraechtliche Kuenste anstaunen oder uebersaettigt und nie befriedigt in Weibesarmen ruhen,--ist uns die Stunde gekommen, nach dem Hohenziel des Menschen zu forschen.--Wohlan, o Schueler, wiederhole deine Frage!" --"Verehrung sei dir, o Fuerst! Ursprung des Boesen, Ursprung von Selbstsucht und Zwietracht, Ursprung des Unheils dieser Welt, Quell alles Leides; Quell alles Widersinnes, alles Irrtums, aller Suende dieser Welt, Frage aller Fragen, nie geloeste Raetsel!--: Wie ist sittliche Erkenntnis und Tat denkbar unter Herrschaft blinder Naturgesetze? Wie ist freie Willensentscheidung des Menschen vereinbar mit unabweisbarer Notwendigkeit alles Geschehens? Wie ist der Gegensatz zu ueberbruecken zwischen Empfindung und Bewegung, Seele und Koerper, Gott und Welt?--Ich nehme meine Zuflucht zu dir, o maechtig Beseelter! Weise mir den Weg ans Ufer der Erkenntnis--mir, dem Suchenden!"-- "Wohlan!--Wisse dich aufgenommen, o Schueler! Schichte das Holz zum Opfer... Folge meinen Worten; schweigend folge,--du betrittst heiligen Weg. Folge mit offener Seele aus leicht verstaendlichem Beginn von Stufe zu Stufe festen Schrittes zum letzten Ziele,--uns allen bestimmt. Ich offenbare dir verhuellte Wahrheit--uralt heiliges Wissen--Upanishad." * "O Teurer! Seit dem Tage Brahma stuermt unser Wohnsitz, die Erde, unaufhaltsam durch den Weltraum. Der segenspendende, totbringende Sonnenstrahl, mit jedem Augenblick rastlos vorrueckend, weckt die Scharen der Geschoepfe aus tiefem Schlaf zu kurzem Tagesbewusstsein. Sie erwachen unter dem Einfluss des Erregers Savitar--und ihr erster klarer Antrieb ist, sich Nahrung zu verschaffen, um das Leben weiter zu fristen. Alsbald halten sie Ausschau nach einem schwaecheren Genossen, um ihn zu beruecken und zu fressen.--Sie selbst haben es sich so ins Herz gelegt: andere zu vernichten, um sich zu erhalten. "Zu solchem Ziele ist jede Verschmitztheit, jede Frechheit, jede List und Gewalt, jedes Unrecht erlaubt und geboten, und belohnt sich auf der Stelle. Jede Unentschlossenheit, jede Abschwaechung des straffen, zielbewussten Willens, etwa aufkeimendes Mitleid, die leiseste bessere Regung, raecht sich unmittelbar: der Fang ist vereitelt und Hunger die Strafe. Darum Verdruss, wenn die Beute entgeht, und Herzensfreude, wenn sie roechelnd am Boden liegt.--Kein andrer Ausweg: um zu leben--erbarmungslos morden.--Einst wirst du erkennen, aus welcher Tiefe solches fliesst. "So wird es ein gewohntes Handwerk, und seit Menschengedenken von Vater auf Sohn vererbt. Niemand weiss es anders, jedermann uebt es unbedenklich aus, haelt es lieb und wert, eignet sich willig die noetigen Kunstgriffe an und zieht dann, wohl ausgeruestet, tagtaeglich nach lockender Beute aus. "Sehr bald wird der Raubende den Unterschied gewahr zwischen dem leicht und dem schwer zu erlangenden Frass, zwischen der sicheren und der gefaehrlichen Jagd, zwischen der wehrlosen und der wehrhaften Beute, und er lobt das Eine und schilt das Andere, betrachtet das Eine mit Hass, das Andere mit Liebe, nur sich im Auge. Was sich fressen laesst, gefaellt ihm und er nennt es gut; was sich nicht willig hergibt, was widersteht, was gar ihn selber angreift, missfaellt ihm und er nennt es schlecht und boese. Fressend haelt er das Tun fuer loeblich und recht, doch selbst gefressen fuer unrecht und boese. "Er trifft sonach sorgfaeltige Auswahl und vermeidet die Jagd auf seinesgleichen, eingedenk, dass Solche Waffen fuehren wie er selbst: der Kampf ist gefaehrlich, der Erfolg nicht sicher. Es ist geratener, Schwaechere zu bekaempfen, dem gleich Wehrhaften moeglichst aus dem Wege zu gehen; es ist vorteilhafter, sich mit ihm zu vertragen, gute Nachbarschaft zu halten--Frieden und Freundschaft, wenn solcher Nachbar, von gleicher Gier nach gleichem Ziel beseelt, zur Erlangung des Frasses mitbehilflich ist. "Notgedrungen verbindet er sich mit Gleichgesinnten, jagt und raubt gemeinsam mit ihnen, achtet auch das eingegangene Buendnis, solange es ihm dienlich scheint. Bei guter Gelegenheit jedoch kehrt er sich gegen seinen Bundesgenossen, entwendet dem UEberraschten die Beute, wiederholt das bequeme Spiel so oft als tunlich und knechtet endlich den milderen oder minder schlauen Gefaehrten dauernd zu seinem Dienste. "Sein boeses Tun traegt ihm gute Fruechte. Durch Buendnis oder Waffenstillstand nach aussen leidlich gesichert, von Weib und Knecht im Jagen unterstuetzt, gewinnt er Zeit zur UEberlegung. Er beginnt an den kommenden Tag zu denken und lernt allmaehlich sich die Nahrung fuer den Notfall zu sichern. "Er gewoehnt sich sein Gebiet bedachtsam abzujagen; er hegt und erhaelt sich den Bestand nach Moeglichkeit fuer die Zeiten des Mangels; er schont das tragende Weibchen, sorgt fuer den heranwachsenden Wurf und zaehmt ihn, um ihn besser zur Hand zu haben. Was er nun ehrlich erworbenes Eigentum nennt, behuetet er sorgsam und schuetzt es entschlossen gegen hungernde Mitbewerber; schuetzt seine Herden mit Gefahr seines Lebens gegen fremde Fresser--zum Frass fuer sich. "So im Gefuehle gesicherter Nahrung schaut er mit Befriedigung und Wohlgefallen auf die anwachsende Herde und liebt sie mit aufrichtiger Liebe. Erbarmungsloser Raeuber und treuer Hirte! Beides waechst aus derselben Wurzel und wird nur mit anderen Namen genannt--nur Worte, blosse Lautverschiedenheit. "Solchem Tun und Treiben haben sich seine Glieder, seine Sinne, sein Hirn, seine Denkungsweise angepasst, er hat seine Gewohnheiten, seine Sitten, seine Gesetze darnach gebildet; er laesst sie sich nicht abstreiten, ueberwacht sie eifrig, haelt, was er sein gutes Recht nennt, unentwegt aufrecht und erachtet es fuer heilig. "Das Rauben und Morden ist allmaehlich in fest gehandhabte und streng eingehaltne Ordnung gebracht, und alle Welt fuegt sich freudig dieser Ordnung. Was jedermann an sich selbst als grauenvoll empfindet, wird dem Naechsten gelassen angetan. Es wird kaltbluetig und mit Musse gemordet und in sanften Formen gefressen. Es ist nicht mehr das sterbende Tier im letzten vergeblichen Widerstand, mit brechendem Auge, stoehnend, blutuebergossen--nein, es sind gesittet zubereitete Speisen und friedlich heitere Mahle. Es nimmt kein Vernuenftiger Anstoss daran. Der Schmausende weiss sich von niederer Begierde frei, von unantastbarer Redlichkeit, auf der Hoehe der Gesittung--und das Tier, das sich Herr der Schoepfung fuehlt, nennt sich--Erkenntnis in ferner Daemmerung--Mensch, und seine Mitgeschoepfe--Nutzvieh. "Nutzvieh sind ihm auch seine Weiber; er hat sie gegen Mitbewerber unter Muehen erkaempft und huetet sie nicht ohne Not. Er ueberwacht sie, buerdet ihnen alle Muehen auf und missbraucht sie zu jedem Dienst; er liebt sie, wie er seine Herden und seine Helfershelfer liebt. Er zankt und spielt wieder, flaetscht die Zaehne und liebkost, schmeichelt und laesst sich schmeicheln, liebt und verachtet, je nach Lust. "Und das Weib fuehlt sich Mutter,--sie gebiert und sieht im Kinde sich selbst! Sie ueberschuettet den hilflosen Wurf mit der Liebe zu sich selbst, mit verschwenderischer, hingebender Liebe--jederzeit bereit, fuer ihr eigen Fleisch und Blut sich aufzuopfern. "Der Erzeuger folgt zoegernd der Mutter: pflegt, ueberwacht, erzieht die Brut; lernt sie mit Gefahr seines Lebens schuetzen--ja in freudig aufgenommenem Kampfe vergisst er sich selbst und opfert sich fuer sein Kind. Was selbstlose Liebe heisst, ist auch in ihm aufgegangen. Er hat sich, gleich der Mutter, in einem von ihm abgetrennten, einem fremden Wesen--sich ausser sich--wiedererkannt; hat sich geopfert, um sich im Kinde zu erhalten--selbstlos aus Selbstsucht. "Wie aus der Gier, sich bequemen Frass zu sichern, Liebe zur Herde floss, so fliesst aus starrer Selbstsucht: --Aufopferung und Selbstlosigkeit. Es ist dasselbe Tun und wird nur mit einem anderen Namen benannt. Selbstsucht, zu Ende gedacht, ist Selbstlosigkeit. "Dies ist einfach und erklaerlich. Der du mich hoerst, wiss' es: Dies ist das Wunder aller Wunder,--ist Quell und Ursprung, Geburt aller Gottheit, aller Welten, Geburt aller Welten--Vernichtung aller Welten; Samsara--Nirvana. "Die Welt ist Selbstsucht--Selbstlosigkeit unterliegt allueberall und siegt unablaessig; erlischt und flammt auf, vergeht und waechst, ist und ist nicht--Nirvana in Samsara. "So, o Teurer, koennen wir Menschen nachdenkend uns dieses vorstellen.-- "Doch, wie ein Elefant, der den Stachel des Fuehrers nicht fuehlt, vom Wege abirrt und ueber das Ziel hinauslaeuft,--so bin ich vom Gedanken abgewichen und habe mehr gesagt, als ich zunaechst sagen wollte. "Wie auch das Tun und Treiben der Menschen erscheine, welch' hohe Bezeichnung es auch fuehre, welch' heiligen Namen es auch trage--in diesem wirr verschlungenen Reigen ist nur Ein Gedanke, nur Ein Ziel: das Leben, das eigene Leben!--Ich! Ich, das sich aus dem Fleisch und Blut des Naechsten aufbaut,--ich, das von der Vernichtung des Anderen lebt... "Folgst du meinen Worten, o Teurer?" --"Mit ganzer Seele!--Du hast, o Herr, die Entstehung menschlicher Gefuehle dargelegt, den Wechsel und Wandel der Gefuehle, die Umkehr des Gedankens und die letzte Grundlage alles menschlichen Tuns!--Wolle der Verehrungswuerdige nunmehr auslegen, wie in dem Gesagten die Antwort auf unsere Fragen liegt?"-- "Ich lehre es dich, o Teurer, du aber verstehst mich nicht. Ich habe es ausgesprochen, du aber hast es nicht gehoert. "Wohlan denn! Da ich zunaechst von der Quelle redete, aus der alles Tun fliesst, ist dir nicht, o Teurer, der Gedanke aufgestiegen, dass es naeher laege zu fragen, nicht wie das Boese, wohl aber wie das Gute in die Welt gekommen sei? Denn die Welt des Samsara ist durch Entzweiung, ganz im Banne des Zwiespalts, not- und leiderfuellt, ganz im Banne nimmer gestillten Verlangens, ganz im Banne ewig friedloser Tat, allen Qualen preisgegeben, preisgegeben dem Tode. Wie in solcher Welt konnte der Gedanke des Guten entstehen? "Indessen wie das Boese, oder wie das Gute in die Welt gekommen sei--beides sind muessige Fragen und die eine nicht besonnener als die andere. "Leicht zu durchschauen sind die Fragen, offen liegt die Antwort, nahe Erkenntnis, weit der Weg.--Aus dem Dickicht aberwitziger Torheit will ich dir den Elefantensteg treten, dich hinauszufuehren zu sonnenklarer Einsicht. "Wie wenn Einer im pfadlosen Urwald irrend, vergeblich den rettenden Ausweg sucht und bei sinkender Nacht, zu Tode erschoepft und jedweder Hoffnung bar, sich zum Sterben zu Boden wirft--und erwacht am hellen Tage und erkennt die Umgebung und sieht sich nahe seiner Heimat--so erwachst du im Lichte der Erkenntnis und siehst dich nahe dem urewigen Ziel. "Ich fuehre dich aus blindem Wahn zu Erkenntnis, aus Todesgrauen zu Seeligkeit, aus Verlangen zu Erfuellung--und leuchten moege uns das Licht des Veda, das Licht des Veda!" * So lautet in Aranada-Upanishad die Pruefung; nunmehr die Unterweisung: Akasha, dieser atmenden Welt Erscheinung. II. VERKOERPERUNG DER WELT -- akasha -- O Teurer! Zu dem, was ich dir zu sagen gedenke, behalte vor Augen: Alle grosse Wahrheit ist gedacht, verkuendet alles grosse Wissen; uns bleibt uralter Weisheit nachzuleben. Beachte wohl: Erkenntnis offenbart sich wortlos; die Upanishad, um gehoert zu werden, muss in Worten reden. Lass dein Verstaendnis nicht an Worten haften; Worte sind Hindernis der Erkenntnis: denke und erfasse ueber Worte hinaus. Ehe wir zur Hoehe ansteigen, gehen wir im Tale den betretenen Pfad --glaube nicht zu schauen, ehe du dich dem Gipfel naeherst. Waehne nicht zu erkennen, ehe du den tief innersten Gedanken der Upanishad in dich aufgenommen hast--: aller Welten Ziel: das Erwachen aus der Erscheinung. * Also ist die erste Unterweisung: -- AKASHA -- dieser atmenden Welt zeitraeumliche Erscheinung. Stelle dir vor, o Teurer, es umfasse die enge Klause, in der wir weilen, die ganze Welt, und es sei kein empfindendes Wesen darin; was waere auszusagen? Nichts; ohne Empfindung kein Urteil. Du betrittst den Raum--und aus dem Nichts schafft sich Erscheinung, Bewegung und Gestaltung; Koerper, Eigenschaften, Kraefte, Wirkung, Entfaltung, Leben in endloser Fuelle und endlosem Wechsel; aus deiner Empfindung--die Welt. Alsbald erscheint dir dieser Raum gross oder klein, hoch oder niedrig, hell oder dunkel, heiss oder kuehl, schoen oder haesslich oder in irgend einer Beziehung deinen Sinnen erwuenscht oder unerwuenscht, und zwischen diesen Gegensaetzen alle Abstufung deiner Empfindung. Den Boden, auf dem du stehst, fuehlst du unter dir, die Decke siehst du ueber dir; die Pforte, durch die du eingetreten bist, ist hinter dir; vor dir, weiten Ausblick gewaehrend, der offene Bogen; diese geschlossene Wand hier ist zur Linken, jenes die rechte Seite des Raumes. Dies sind Bezeichnungen, Urteile, die unbestreitbar scheinen,-- dennoch, sobald jemand dir gegenueber tritt, behauptet er, die Seite, die du mit rechts bezeichnest, sei die linke, und nennt die Wand, die du links nennst, die rechte. Beider Urteile koennen nicht zutreffend sein; sie widersprechen sich, sind Gegensaetze, die einander ausschliessen, zu nichts aufheben. Hier geschieht das Wunder, dass eines mit einer bestimmten Bezeichnung und gleichzeitig mit dem Gegenteile dieser Bezeichnung belegt wird. Wer von den Urteilenden hat recht? Keiner--oder, wenn du willst, beide. Die Wand ist beides: rechts und links, also auch keines von beiden, weder rechts noch links. Keine Loesung, auch wenn etwa der Gegenueberstehende zu dir heruebertraete und nun, in gleicher Stellung wie du, dir und deinem Urteil beistimmte. Gesetzt, es traten noch mehr zu dir, einsichtige Maenner, gelehrte Brahmanen, solche, die sich fuer Wissende halten, und alle waren eines Urteils: die bezeichnete Wand des Raumes sei die rechte;--wenn von allen zahllosen Wesen seit Zeitraeumen ohne Zahl nie anders erkannt worden, wenn es ein ewiger Glaubenssatz der Menschheit waere und hiesse frevelhaft daran zu ruehren--die Wand bleibt, was sie wahrhaft ist, weder das eine noch das andre, weder rechts noch links. Alle die, welche mit dir in der Benennung der Wand uebereinstimmen, stehen mit dir auf gleichem Stand, vertreten deinen Standpunkt, sind deine Standesgenossen, nichts mehr. Wechselst du deinen Standort und trittst dir selbst gegenueber, so widersprichst du dem eigenen Urteil: aus rechts ist links, aus links ist rechts geworden. Das Urteil ist in dir; an der Wand selbst haftet nicht ein Hauch von den Unterscheidungen rechts und links. Wie der Schatten eines vorueberfliegenden Vogels am Boden nicht haftet, so haftet nichts von diesen Unterscheidungen an der Wand, in keiner Gestalt, in keinem Sinne, weder offen noch verborgen, weder hier noch dort, weder heute noch je. * Dies, wovon ich dir rede, ist selbstverstaendlich; folge mir weiter. Stelle dir vor, o Teurer, der Raum, von dem wir reden, sei kreisfoermig gezimmert. Du duerftest nicht mehr die ganze Wand, sondern nur eine Stelle der Wand, eine einzige koerperlose, nur in Gedanken zu fassende Linie mit rechts oder links bezeichnen, und diese Linie wuerde bei jeder Bewegung von dir, vor oder rueckwaerts schwankend, eine andere Stelle der Wand treffen. Sodann: denkst du dir, dem Gedanken weiter folgend, den Raum, von dem wir reden, in den Hohlraum einer Kugel verwandelt und dein Stand sei im Mittelpunkte dieser Hohlkugel, so trifft die Bezeichnung rechts oder links je einen einzigen koerperlosen, nur in Gedanken zu fassenden Punkt, und jede leise Abweichung von diesem einen Punkt spielt schon in fremde Verhaeltnisse hinuber: vorn, hinten, oben, unten. Jede deiner Bewegungen, jeder Atemzug, jeder Herzschlag laesst die Unterscheidungen rechts und links durcheinanderschwirren wie die Farben auf einer Seifenblase, und du kannst, je nachdem du dich wendest oder beugst, willkuerlich jeden Punkt der Hohlkugel mit gleichem Recht und mit gleichem Unrecht mit rechts und mit links bezeichnen. Die Gegensaetze rechts und links haften an dir, sie bewegen sich mit dir, folgen dir, wenden sich mit dir; sie stehen und gehen, sie ent-stehen und ver-gehen mit dir. Rechts und links ist da, wo du es willkuerlich hinverlegst, ueberall--nirgends. In deinem Herzen sind die Auseinandertretungen, deine eigene Schoepfung die Unterscheidung rechts und links; du uebertraegst eigene Schaffung--Eigenschaft--aus dir hinaus, nichts mehr; an sich ist kein rechts und kein links, einzeln nicht und zusammengenommen nicht. Die Urteile heben sich gegenseitig auf, nichts bleibt--in dir allein sind die Unterscheidungen. Doch frage dich, o Teurer, wo bestuenden in dir die Unterscheidungen, wenn du dir vorstellst, dass du dich in deinem eigenen Koerper umzuwenden vermoechtest; woran koennten die Merkmale rechts und links in dir haften, wenn du dich kugelfoermig gestaltet vorstellst, oder wenn du dich formlos, koerperlos denkst? * Und endlich--von unserer Klause hier ging ich aus--stelle dir vor, dieses hier sei die ganze Welt und ausser dir kein empfindendes Wesen darin --und du selbst seist nicht-- --verschwunden sind die in Rede stehenden Unterscheidungen, ausgeloescht, in nichts gesunken; sind nicht und waren nicht; Spiel deiner Seele--wesenlose Erscheinung. Du hast erkannt: Die Vorstellungen rechts und links sind nicht an sich, sind in Gegensaetze zerfallene, an sich nichtige Unterscheidungen in dir; von scheinbarer Verschiedenheit--ununterschieden an sich; von scheinbarer Bedeutung--bedeutungslos an sich; aus dir gewirkte Wirklichkeit dieser Welt--nicht Wahrheit. Was von diesen Unterscheidungen--in dir als Urteil,--ausser dir als Eigenschaft des Gegenstandes erscheint, ist nur Kennzeichnung deines Standortes im Raum, dein zu-Stand zum gegen-Stand, deine eigen gewaehlte Haltung, dein beliebiges Verhalten--dein Verhaeltnis zu den Dingen im Raum; deine frei-willig eingenommene Stellung-- vor-Stellung, will-kuerlich aus dir geschaffen, Ausdruck deines Willens, aus dir geboren, deine eigene Schoepfung--du selbst. * * * Und ferner desgleichen: Dem gefundenen Ergebnis in betreff der gegenteiligen Unterscheidungen rechts und links schliessen sich unmittelbar und in allen Stuecken an die gegenteiligen Unterscheidungen vorn und hinten, oben und unten. Beim ersten fluechtigen Hinschauen zwar scheint es, als beharrten die Urteile oben und unten auch unabhaengig von dir und deiner jeweiligen Stellung, als bliebe oben oben und unten unten, welche Lage du auch einnimmst. Stellst du dir aber vor, dass jemand, auf der Erdkugel stehend, mit erhobenem Arm den Ort am Himmel bezeichnen wollte, den er fuer oben haelt, und dicht neben ihm stuende ein zweiter, dasselbe tuend, so weichen die von ihnen als oben bezeichneten Punkte schon voneinander ab und in unendlicher Entfernung stehen sie unendlich weit auseinander. Truege nun jeder Fleck der Erdkugel solche nach oben Weisende, jeder von ihnen vermoechte nur sein Oben, nicht das Oben zu weisen und desgleichen jeder von ihnen nur sein Unten, nicht das Unten, und das Urteil eines jeden widerspraeche dem Urteil aller uebrigen, und jeder Punkt des Himmels truege mit gleichem Recht und mit gleichem Unrecht die Bezeichnung oben und die Bezeichnung unten. In deinem Herzen sind die Auseinandertretungen, deine eigene Schoepfung die Unterscheidung: oben und unten. Oben und unten ist da, wo du es willkuerlich hinverlegst, oben und unten ist das, was du willkuerlich so nennst. Was hier oben ist, ist dort unten; was jetzt unten ist, ist dann oben; du wechselst deinen Standort nach Gefallen und deine Anschauung wechselt mit ihm: oben ist unten, unten ist oben --die Urteile heben sich durch Gegenurteil auf, nichts bleibt. Ich sage dir nichts Neues, ich erinnere dich nur. Und ferner desgleichen alle verwandten Bezeichnungen, alle Richtung, Mass, Begrenzung, Verhaeltnis vorstellenden Urteile und alle uebrigen auf Raum und Dinge im Raum uebertragenen, wie rechts und links, wie vorn und hinten, wie oben und unten, in Gegenteile zerfallenden, aus dir geschaffenen, ausser dir erscheinenden, an sich nichtigen Merkmale und Namen. Alles Mass ist in dir; alles Verhaeltnis, Ausdruck deines Verhaltens; aller Gegenstand in Beziehung zu deinem Willen oder Unwillen; aller Gegensinn in dir selbst. * Raeumliche Vorstellungen und Urteile erscheinen unsicher und schwankend, sie greifen ineinander ueber, verfliessen ineinander, jede der Vorstellungen beginnt im Herzen der andren-- Die Wahrnehmungen erscheinen gepaart, erscheinen eine die andre bedingend, sind nur durch gegenseitige Beziehung, sind nur durch Gegensatz zueinander-- Von getrennten Standorten aus widersprechen sich die gegenteiligen Unterscheidungen, verneinen einander, heben einander zu nichts auf-- Raeumliche Verhaeltnisse sind nicht an sich, sind nur in dir, entsprechen in dir deinem gegenwaertigen Standort, deiner gegen-Wart; wechselst du deinen Standort, so wechselt mit deinem Gesichtspunkt deine Anschauung, die Urteile widersprechen sich auch in dir, verneinen sich gegenseitig auch in dir, heben sich auch in dir zu nichts auf-- Raeumliche Unterscheidung hat an sich, hat in dir keine Geltung, ist gleichgiltig, gleich ungiltig, bedeutungslos, leer, nichtig--in dir, an sich; Erscheinung--nicht Wahrheit. Du erwaegst: Raum an sich ist leer und bestimmungslos, wie vermoechten an leerem Raum raeumliche Verhaeltnisse zu haften? Und du erkennst: Was dir in raeumlicher Anschauung als Verschiedenheit erscheint, ist willkuerliche, durch gegensaetzlichen Standort in Gegensaetze auseinanderspaltende, an sich nichtige Unterscheidung in dir--aus dir gewirkt, auf dich wirkend, Wirkung und Wirklichkeit dieser Welt, nicht Wahrheit. Was von solchen Unterscheidungen--in dir als Urteil--ausser dir als Eigen-schaft der Dinge erscheint, ist Ausfluss deiner Eigen-heit, Abbild deiner selbst; ist dein Verhalten und Verhaeltnis zu den Dingen, dein Stand und ver-Stand, dein zu-Stand zum gegen-Stand; Kennzeichnung deiner Stellung zum gegen-staendlich aufgefassten Gedanken--deine vor-Stellung; ist Aus-legung deines innen-Lebens, Ent-gegnung deines Empfindens, sinnliche Ant-wort seelischer Bewegung, wider-Schein der von dir be-lieb-ten Wertung, Ausdruck deiner frei-will-igen Teilnahme, deiner will-kuer-lichen Auffassung, deiner Wahl-verwandtschaft, deiner wechselnden Neigung und Gesinnung, ist dein Atem in Lust und Unlust, in Liebe und Hass; ist Ausdruck deines wechselnden Verlangens, deiner Willkuer--Inhalt deiner Seele, aus dir gezeugte UEber-zeugung, deine eigene Schoepfung--du selbst. Solches hast du klar erkannt, daran halte fest, unverbruechlich. --Eigengeschaffenes legen wir den Dingen bei und nennen es der Dinge Eigenschaften.-- * Ausgeloescht sind die Bedeutungen rechts und links, vorne und hinten, oben und unten, ausgeloescht alle dazwischen liegenden und alle verwandten, auf Raum bezueglichen, im Raum verwobenen Verhaeltnisse: alles innen und aussen, alles hier und dort, alle Naehe und Ferne, alle Weite und Enge, alle Groesse, alle Lage und Richtung, Hoehe, Tiefe, Breite, Laenge, alle Teilung, alle Grenzen, alles Mass. Ausgeloescht alle auf Raum bezueglichen Wahrnehmungen und Anschauungen, alle seine Unterscheidungen, alle seine Bestimmung, Bezeichnung, Benennung; blosse Auffassung und Wertung, nur UnterstelIung und Beilegung, nur Namen--an sich nichts die sogenannten raeumlichen Eigenschaften und Merkmale--: Erscheinung, nicht Wahrheit. Ausgeloescht mit ausgeloeschten Merkmalen ist der Raum selbst.--Kein Raum ausser Ich, kein Raum im Ich, kein Raum mit ausgeloeschtem Ich; Ansicht, nicht Einsicht, Anschauung--nicht Erkenntnis, eigen geschaffenes Trugbild, auf blosser Vorstellung beruhend, aus dir gewirkte Wirklichkeit dieser Welt; nicht ist Raum an sich--nicht ist Raum Wesen und Wahrheit. Solches hast du klar erkannt, von solcher Erkenntnis vermagst du ferner nicht mehr abzuweichen... es sei denn, dass du--ueber dieses hinaus--zu tieferer Einsicht gelangst. Darum ist gesagt: "aus deiner Seele die Erscheinung: Raum." --Es ist der Welt Atem, den du, als sei er ausser dir, spuerst.-- * Und gewiss: Gegensatz und Zwillingspaar ist Raum und Zeit; wie kein rechts ohne links, kein oben ohne unten, so kein Raum ohne Zeit, keine Zeit ohne Raum. Wenn es in Wahrheit kein hier und kein dort gibt, so gibt es auch kein hin und kein her, kein auf und kein ab, kein vor noch zurueck, weder kommen noch gehen, weder steigen noch fallen, kein heben, kein senken, kein fluten, kein ebben, kein eilen, kein zoegern, keinen Stillstand, keinen Wechsel. Mit ausgeloeschtem Raum ist Zeit ausgeloescht; wie es keinen Raum an sich gibt, so gibt es an sich keine Zeit. Bei Erlaeuterung der Unterscheidung oben und unten schien es zunaechst, als bestuenden diese Erscheinungen auch unabhaengig von dir; beim ersten Hinschauen scheint es, als bestuende Zeit an sich und unabhaengig von dir. Doch wie die Vorstellungen oben und unten beim Durchschauen in Nichts versinken, so versinkt die Einbildung Zeit durch Erkenntnis in Nichts. Wie dein Standort, den du im Raum einnimmst, bestimmt, was du mit den Worten oben oder unten, mit rechts oder links bezeichnest, so bestimmt dein Standort in der Zeit, dein Bestand, deine Anwesenheit, dein Da-sein, deine Gegen-wart, was du als Vergangenheit und was du als Zukunft unterscheidest, und wie jenen Wahrnehmungen, so kommt auch diesen keine Wahrheit zu. Wie dein Standort im Raum die willkuerliche Teilung eines Ganzen bestimmt, ein von dir gewaehlter Scheidepunkt, der dir das Recht zu geben scheint, gegensaetzliche Verschiedenheit zu schaffen, so schafft dein Standort in der Zeit, dein Da-sein, deine Gegen-wart Unterscheidung in einem in sich ungeschiedenen Ganzen und macht dich in gegen-Teile unterscheiden was eines ist. Zeit an sich ist leer und bestimmungslos; wie vermoechte an leerer Zeit zeitliche Bestimmung und Unterscheidung zu haften? Nur von dir aus gibt es ein rechts und links, nur aus dir gewirkt und auf dich wirkend ist ein oben und unten, ein vorher und nachher, nur in dir ist und ist wirkend, was du Zeit nennst. Vergangenheit scheint vorbei, Zukunft scheint zu kommen; der Tag scheint vorbei, die Nacht scheint zu kommen. Verschieden wie Tag und Nacht scheint Vergangenheit und Zukunft, unvereinbar, ewig voneinander getrennt. Seit dem Tage Brahma, o Teurer, sind auf unserm Wohnsitz, der Erde, die unterschiedenen Zeiten, die vergangenen und die kommenden, Tag und Nacht zu gleicher Zeit. Zu ein- und derselben Zeit ist Morgen und Abend, Mittag und Mitternacht und jede Stunde des Tages und der Nacht, ewig gleichzeitig, zu ein- und derselben Zeit. Ununterbrochen brennt auf der Erde Mittag, ununterbrochen kuehlt Mitternacht und alle verschiedene Zeit zur selben Zeit.--Eines ist, was getrennt erscheint. Der Tag, der vergangen scheint, ist noch; die Nacht, die zu kommen scheint, ist schon. Es waehrt vergangene und zukuenftige Zeit ununterbrochen--in dir sind die Gegensaetze; jener heilige Savitar, die Sonne strahlt ewigen Tag. Und wie Sterne, vom Tage ueberleuchtet, den Sinnen nicht gegenwaertig sind, doch der Seele gegenwaertig--so ist Vergangenheit und Zukunft, von Gegenwart ueberleuchtet, deinen Sinnen nicht gegenwaertig, doch gegenwaertig deiner Seele. Vergangenheit war einst deine Gegenwart; Zukunft wird einst deine Gegenwart. Was Vergangenheit ist, war einst deiner Gegenwart Zukunft; was Zukunft ist, wird einst deiner Gegenwart Vergangenheit-- Ich-Gegenwart beharrt in Vergangenheit und Zukunft. Wie du, dich selber taeuschend, den Raum vor dir vom Raume hinter dir unterscheidest, so unterscheidest du, dich selber taeuschend, Zeit vor dir von Zeit nach dir. Wende dich in dir, und Vergangenheit wird Zukunft und Zukunft wird Vergangenheit. Dass du die Zukunft schaust, ist nicht wunderbarer, als dass du dich der Vergangenheit erinnerst. Du err-inne-rst dich der Zukunft, wie du dich der Vergangenheit erinnerst, und Zukunft und Vergangenheit ist ewige Gegenwart. Erinnerung ist Verklaerung, Beseeligung von Raum und Zeit. Vergangenheit an sich ist nicht Zeit, denn Vergangenheit war, ist also nicht; ist nur Erinnerung an Zeit, Denktaetigkeit, nichts mehr. Zukunft an sich ist nicht Zeit, denn Zukunft wird erst, ist also nicht; ist nur Erwartung von Zeit, ein Gedankenbild, nur in Beziehung auf das, was wir Zeit nennen, nicht Zeit selbst. H.B. Einen Hungrigen saettigt nicht die Erinnerung an fruehere Saettigung und nicht Hoffnung auf spaetere Saettigung; weder Hoffnung auf Nahrung noch Erinnerung an Nahrung ist Nahrung. Weder Erinnerung an Zeit noch Erwartung von Zeit ist Zeit. Wenn Zeit waere, so koennte nur Gegenwart Zeit sein. Gegenwart jedoch ist nur Standort des Ich, nur Anwesenheit, nur Gegenwaertigkeit des Ich, nur die Scheide zwischen dem, was Ich Vergangenheit und dem, was Ich Zukunft nennt: eine nur in Gedanken zu fassende Scheide, ohne Ausdehnung, nur ein Beruehrungspunkt von Gedanken und selbst nur Gedanke in dir--Ich-gegen-wart, nichts mehr. Keine Zeit vor deiner Gegenwart, keine Zeit nach deiner Gegenwart, keine Zeit ohne deine Gegenwart; deine Gegenwart ist Zeitewigkeit. Wie Zeit je nach deiner Empfindung stille steht oder flieht, wie du in einheitlicher Zeit gute und schlechte Zeiten unterscheidest, wie du Erwartung und Erinnerung in dir schaffst, so schaffst du Zeit in dir. * Du erkennst: Was dir als Vorgang in der Zeit, als Beharren oder Wechsel, als Dauer oder AEnderung erscheint, ist nicht an sich, ist willkuerliche, von deiner gegen-Wart aus in gegen-Teile auseinanderspaltende, an sich nichtige Unterscheidung in dir-- Was von solchen Unterscheidungen--in dir als zeitliches Urteil --ausser dir als zeitliche Eigenschaft der Dinge erscheint, ist Inhalt deiner Seele, Ausdruck des Verlangens in dir, Abbild deiner selbst;-- Kennzeichnung deiner gegen-Wart zum gegen-Stand, Kennzeichnung deiner Auffassung und Wertung, Wiedergabe deiner wechselnden Gesinnung, dein Atem in Lust und Unlust, willig-un-willige Auffassung in dir, in dir gezeugte ein-Bildung, deine eigene Schoepfung--du selbst.-- Keine Zeit vor dir, keine Zeit nach dir, keine Zeit ohne dich. Solches hast du klar erkannt. --Eigen Geschaffenes legen wir den Dingen bei und nennen es der Dinge Eigenschaften.-- * Ausgeloescht sind die in Rede stehenden Wahrnehmungen, nur verschiedene Benennung die erscheinende Verschiedenheit; wie die Unterscheidungen rechts und links, wie oben und unten, nur Namen, an sich nichts die Unterscheidungen Vergangenheit und Zukunft, blosse Fuer-wahr-nehmung, nicht Wahrheit.-- Ausgeloescht mit ihren Teil-Erscheinungen und gegenteiligen Merkmalen ist die Erscheinung Zeit selbst, Empfindung--nicht Erkenntnis, eigen geschaffenes Trugbild, aus dir gewirkt, auf dich wirkend, Wirkung und Wirklichkeit dieser Welt. Nicht ist Zeit an sich --nicht ist Zeit Wesen und Wahrheit.-- Darum ist gesagt: "Aus deiner Seele die Erscheinung: Zeit." Darum ist gesagt: "Zeit ist scheinbare Wahrheit". "Ich bin nicht in der Zeit, ich selbst bin Zeit." --Es ist der Welt Atem, den du, als sei er in dir, spuerst.-- * * * Ausgeloescht ist alle auf Raum, alle auf Zeit bezuegliche Anschauung und Auffassung, alle auf Raum und Zeit bezuegliche Wahrnehmung und Eigenschaft, alle Unterscheidungen, Verhaeltnisse, Merkmale, Bezeichnungen, Beziehungen, Beilegungen, Bedeutungen und alle uebrigen auf Raum und Zeit ruhenden Empfindungen, Vorstellungen, Begriffe, Urteile, Namen;--in nichts gesunken: Ausdehnung, Mass, Zahl, Teilbarkeit, Einheit und Vielheit, Folge und Folgerung, Anfang und Ende, Entstehen, Vergehen, Unendlichkeit, Ewigkeit--muessige Fragen dem Wissenden-- Ausdruck deiner Gegenwart zum gegenstaendlich aufgefassten Gedanken; deine Empfindung und nach aussen Verlegung, das ist Auslegung deines Inne-be-findens; ein-Bildung und wider-Spiegelung deiner Einbildung, das ist: vor-Stellung; deine eigene Schoepfung--du selbst--an sich nichts die sogenannten Eigenschaften der Zeit, die sogenannten Eigenschaften des Raumes-- Ausgeloescht mit ausgeloeschten Merkmalen und Unterscheidungen ist Zeit und Raum selbst--vernichtet! Zeit und Raum sind nicht in sich. Spiel deiner Seele, ein blosser Traum! Darum ist gesagt: "aus deiner Seele die zeit-raeumliche Erscheinung". --Erscheinung!--sinnlicher Widerschein seelischer Empfindung in dir--deines eigenen Wirkens Abbild, eigengeschaffene Wirklichkeit dieser Welt--du selbst!--Keine Zeit, kein Raum in sich; keine Zeit, kein Raum in Wahrheit. --Eigen Geschaffenes legen wir den Dingen bei und nennen es der Dinge Eigenschaften, eigen Gewirktes--Wirklichkeit dieser Welt.-- Solches hast du klar erkannt, von solcher Erkenntnis vermagst du ferner nicht mehr abzuweichen... es sei denn, dass du--ueber dieses hinaus zu tieferer Einsicht gelangst. * In dir ist Zeit und Raum, du selbst schaffst Zeit und Raum, zu eigener Lust; traegst Zeit und Raum mit dir, wie du Leben und Welt mit dir traegst. Ewig ist Zeit, unendlich ist Raum--ewig unendlich Ich und Welt. --Es ist das Atmen der Welt, die du lebst; Schoepfer-- Vernichter. * * * Und ferner, o Teurer! Noch hat niemand diesem, wovon wir reden, sein volles Recht stroemen lassen, und nicht ueberliefert wurde mir diese Lehre; in mir selbst trat zutage, wuchs und erstarkte die Erkenntnis. Und schon einmal habe ich der Welt diese Lehre verkuendet, als die Tochter des Vatschaknu vor dem Koenige der Videha mich befragte; aber unverstanden von der Welt blieb diese Lehre: --"was zwischen Himmel und Erde ist, und oberhalb des Himmels und unterhalb der Erde, was sie Vergangenheit und Zukunft nennen--Raum und Zeit--o Gargi, ist eingewoben und verwoben in der Erscheinung Akasha".--Uraltes Wissen verkuendige ich dir wieder: der erscheinenden Welt zeitraeumliches Dasein. * Gegensatz und Zwillingspaar ist, was du Raum und Zeit nennst. Durch Ur-sprung ist Raum, durch Raum--Zeit; wie rechts durch links, wie oben durch unten, wie Vergangenheit durch Zukunft. Wie kein rechts ohne links, kein oben ohne unten, keine Vergangenheit ohne Zukunft, so kein Raum ohne Zeit, keine Zeit ohne Raum. Zeit ohne Raum waere nirgend; Raum ohne Zeit waere nie. Alles was im Raum ist, entsteht und vergeht in der Zeit; alles was in der Zeit ist, entsteht und vergeht im Raum. Zeit ist ewig ueberall, Raum ist ueberall ewig. Zeit und Raum bedingen einander. Zeit und Raum misst sich aneinander: 'ein Zeitraum, eine Stunde Wegs, eine Spanne Zeit, ein Tagwerk Land, eine geraume Zeit.' Zeit und Raum ergaenzen einander. Dem Nebeneinander des Raumes entspricht das Nacheinander der Zeit. Zeit und Raum treten fuer einander ein. Bewegter Raum waere Zeit; ruhende Zeit waere Raum. Ausgebreitete Zeit heisst Raum; dauernder Raum --Zeit. Zeit und Raum schafft einander; Zeit und Raum hebt einander auf--Gegensaetze, die einander schaffend, einander aufheben. Gegensaetze Zeit und Raurn sind gegen-Paare, halb-Teile eines Ganzen. Gegensatz in sich nennt Ich: Zeit, Gegensatz zu sich nennt Ich: Raum. Spaltung im Ich--Zeit; gespaltenes Ich--Raum. Gegensatz raeumt--Gegensatz zeitigt. * Weder hat Zeit einen Anfang, noch ist Zeit ewig; weder hat Raum ein Ende, noch ist Raum unendlich--weder ist Zeit und Raum real, noch ist Zeit und Raum ideal;--Zeit und Raum ist Gedanke im verlangenden Ich. Zeit-Gegenwart ist ohne Dauer, also nicht Zeit; Raum-Punkt ist ohne Ausdehnung, also nicht Raum. Zeit-ewigkeit wird nicht aus Zeit, Raum-unendlichkeit wird nicht aus Raum, und wie Zeit-ur-teil keine Zeit ist, so ist Zeit-ewigkeit keine Zeit; wie Raum-ur-teil kein Raum ist, so ist Raum-unendlichkeit kein Raum. Zeit und Raum ist Gedanke im urteilend schaffenden Ich. Ich ist Zeit-einbildung, Ich ist Raum-vorstellung. Im Ich ist ewig Zeit; im Ich ist endlos Raum. Weil Ich selbst Zeit und Raum ist, darum ist Zeit immer, wann Ich ist; darum ist Raum immer, wo Ich ist; Zeit und Raum ewig unendlich, da Ich ist. 'Ewig' 'unendlich' aus dem Ich geschaffene, das Ich selbst bezeichnende Worte, Ich-ausdruck, nichts mehr. Ich ist Ausdehnung in sich zu ewiger Zeit--ausser sich zu unendlichem Raum. Ich ist gegen-Wart zu Zeit und Raum. Ich-Atem, Ich-Bewegung, Ich-Ausdehnung, Ich-Wandel, Ich-Wirk-lichkeit ist Zeit und Raum. Wechselndes im Bleibenden, Beharrendes im Wechselnden: Ich. Keine Zeit, kein Raum ohne Ich: einen Augenblick bewusstlos--eine Ewigkeit bewusstlos. 'In der 'Zeit' heisst vom Ich-bewusstsein als Zustand in sich unmittelbar umfasst; 'im Raum' heisst mittelbar, vermittelst der Sinne erfasst. Im Bereich des Ich-bewusstseins heisst Zeit, was darueber hinaus Raum heisst. Vom Ich empfunden--Zeit, vom Ich angeschaut--Raum; seelisch empfunden--Zeit, sinnlich angeschaut--Raum. Bei gedankenlosem Hinschauen zwar erscheint Zeit und Raum verschieden, verschieden wie Tag und Nacht, wie Vergangenheit und Zukunft, unvereinbar, ewig voneinander getrennt. Ansicht--nicht Einsicht; Wahr-nehmung--nicht Wahrheit. Zeit und Raum sind nicht auseinanderzuhalten: --frage dich, o Teurer, durch welche Bestimmung koennten Zeit und Raum, beide an sich leer an Bestimmung, voneinander verschieden sein? Eines ist, was du in dir Zeit, was du ausser dir Raum nennst--zwei Namen fuer das Selbe: atmendes Verlangen in dir. Sprich es unverstanden nach--mit vorschreitender Erkenntnis gelangst du zu vollem Verstaendnis. * Wie du, dich selber taeuschend, den Raum ueber dir vom Raum unter dir unterscheidest, wie du, dich selber taeuschend, Zeit vor dir von Zeit nach dir unterscheidest, so unterscheidest du, dich selber taeuschend, Zeit in dir von Raum ausser dir. Wie deine Gegenwart im Raum bestimmt, was du hier und was du dort nennst, wie deine Gegenwart in der Zeit bestimmt, was du als vorher und was du als nachher unterscheidest, so bestimmt deine Gegen-wart im Da-sein, was in dir zeitlich, was ausser dir raeumlich erscheint. Wie deine Gegenwart in Zeit und Raum die Teilung eines Ganzen bestimmt--ein willkuerlich gewaehlter Scheidepunkt, der dir das Recht zu geben scheint, Gegenteiligkeit zu schaffen, ein rechts und ein links, ein oben und ein unten zu unterscheiden, ein vorher und ein nachher, so schafft dein Da-sein, deine Gegen-wart, dein Ich-Bewusstsein,--du selbst--Unterscheidung in einem ungeschiedenen Ganzen, macht dich in Zeit und Raum unterscheiden, was eines ist. Eines--scheinbare Zweiheit. In deinem Herzen sind die Auseinandertretungen, deine eigene Schoepfung die Unterscheidung Zeit und Raum.--Als Zeit empfindest du, was dein eigen, als Raum, was dir entfremdet. Entlassend schaffst du Raum, aufnehmend Zeit, was aus-wendig Raum ist, ist in-wendig Zeit. Dein eigener Widerschein im Ich-Gedanken nennt sich Bestand, Dauer, Wechsel, Zeit; deinen eigenen Widerschein im entlassenen Gedanken nennst du draussen, Gegenstand, Raum. Unterscheidung Zeit und Raum ist Unterscheidung: in dir--ausser dir; ist Empfndung und nach aussen Verlegung--Auslegung deines inne-Befindens; ist Ein-bildung: Zeit, und Widerspiegelung deiner Einbildung, Vor-stellung: Raum; Ich-zu-stand und Ich-gegen-stand-- Ausdruck deiner wechselnden Gesinnung, deiner Zuneigung und Abneigung, Anziehung und Abstossung, Lust und Unlust, Liebe und Hass, Bejahung und Verneinung, Wille-wider-Wille im Verlangen--Abbild deiner selbst. Zeit und Raum sind nur andre Worte fuer Ich und du; Unterscheidung Zeit und Raum ist Unterscheidung Ich und Welt--Ausdruck des Zerfalls im Ursprung. Davon wird dir in weiterer Unterweisung volle Klarheit. * Besinne dich und du erkennst: ununterschieden in sich ist Zeit und Raum; eines, was du mit ent-zwei-enden Namen bezeichnest; wie rechts und links, wie oben und unten, wie hier und dort, wie jetzt und einst --willkuerliche, in sich nichtige Unterscheidung in dir. Und wie du solches von dem Gegen-sinn 'rechts und links', von dem Gegen-sinn 'oben und unten' klar erkannt hast, so wird dir klare Erkenntnis auch vom scheinbaren Gegensinn Zeit und Raum. Aller Gegensatz, alle Einheit ist in dir. Zeit und Raum sind Gestaltung deines Willens; Zeit und Raum sind andre Worte fuer deinen Willen und fuer das, was wider deinen Willen-- wieder dein Wille ist;--Gestaltung deiner selbst! Eigene Lust dein Wandel; nach eigenem Gefallen wandelst du dich zu Zeit und Raum, wandelst Zeit zu Raum wie rechts zu links, wandelst Raum zu Zeit wie unten zu oben. Es ist so--sprich es unverstanden nach. Die die Welten voneinander haelt, diese Bruecke ueberschreite als ein Blinder. Aufleuchten wird einst in dir die Erkenntnis, aus welcher Tiefe solches fliesst. * Ausgeloescht der Gegensinn von Zeit und Raum; auf Worten beruhend die erscheinende Verschiedenheit; ununterschieden an sich, weder das eine noeh das andre; dasselbe doppelt benannt, zwei Namen fur eines. Und gewiss: ist Zeit gleich Raum, so ist weder Zeit noch Raum. Was du Zeit und Raum nennst--in Gegenteile zerfallene, an sich nichtige Unterscheidung in dir--in Gegensinn auseinanderspaltendes Urteil, deine Willensgestaltung, Spiel deiner Seele, deine eigene Schoepfung--du selbst. * "Was du Zeit und Raum nennst, o Gargi, ist eingewoben und verwoben in Akasha." Durch Raum und Zeit wird alles dieser Welt, was Leben heisst, was Tod genannt wird--ewiger Kreislauf--Geburt und Tod dieser Welt durch Raum-Zeit-Erscheinung: -- AKASHA -- dieser Welt Erscheinung--deines Verlangens sinnlicher wieder-Schein --dieser Welt wesenlose Erscheinung--Erscheinung des Wesens dieser Welt. Aufleuchten moege in dir die weltschoepferische Bedeutung des Wortes. * Darum ist gesagt: "auf Akasha geht diese Welt zurueck"-- "Einklang von Seele und Leib." Darum ist gesagt: "Akasha--des Brahma Standort"--"Brahma leibhaftig geworden"--"deiner Seele Leib." "Darum soll man als dieser Welt Keim Akasha wissen." Sehend geworden erkennst du: --Es ist der Welt, die dich lebt, Atmen-- --atma-- * * * So, o Teurer, koennen wir Menschen, der Erscheinung nachdenkend, uns dieses vorstellen; der Erkenntnis ehernes Tor, verhuellte Wahrheit dem nicht Erkennenden--Upanishad. * So lautet in Aranada Upanishad der zweite Abschnitt: zeit- raeumlicher Erscheinung Urbestand; nunmehr kama, Verlangen. III. DAS VERLANGEN DIESER WELT -- kama -- Zu dem, was ich dir ferner zu sagen gedenke, o Teurer! behalte vor Augen: Es geschieht wohl, dass von den dickkopfigen Ameisen eine mitten-von-einander bricht; alsbald kehren sich die getrennten Teile feindlich gegen einander: der Kopf greift mit den Kiefer an, der Leib wehrt sich mit dem Stachel. Eben noch einheitlicher Bestand, Ein Ich mit Einem Bewusstsein, Einer Empfindung, Einem Willen, von gleicher Sorgfalt fuer alle Teile seines Koerpers erfuellt--zerfaellt es vor deinen Augen in zwei Bewusstsein, zwei Empfindungen, zwei Willen, zwei Seelen; jedes der beiden Teile fuehlt sich selbstaendig, ein "Ich", und seine erste Tat ist Kampf gegen das, was es nicht mehr als sein Ich erkennt. Zwiespalt koerperlich-seelisch; Gedanke dieser im Zwiespalt atmenden Welt; Ausdruck des ur-Sprungs: Kama, Verlangen. Durch ur-Sprung: ur-TeilIch und gegen-TeilIch. Durch solche Teilung Verlangen in Ich und Ich;--das Ausser-einander von Ich und Ich ist Verlangen: -- KAMA -- * Also ist die Unterweisung: Ich knuepfe an Gesagtes an, o Teurer! Der Erreger, savitar, die Sonne, weckt die Geschoepfe--alsbald beseelt diese der Gedanke des Lebens: Kama, Verlangen, und es folgt Jagd und Kampf. Brennend vor Begier wirft sich der Eine auf den Anderen: "du bist meine Nahrung"--und der Sieger frohlockt: "ich toete dich: es ist mein Recht." Vom Unterliegenden jedoch schallt voller Widerspruch zurueck: "ich will nicht sterben, du darfst mich nicht toeten, es ist unrecht und boese!" Du erwaegst zuvoerderst den Gegensatz im atmenden Verlangen im 'Raum' erscheinend. Jeder der Beiden, hier wie dort, der Sieger sowohl wie der Unterliegende, will dasselbe: will leben, nicht sterben; will toeten und fressen, will nicht getoetet und gefressen werden. Hier wie dort Ein Gedanke, dasselbe Verlangen, dennoch Widerspruch, Zwiespalt, Gegensatz. * Du schaust den Gedanken unbewegt, einheitlich, ungeteilt: Kama, Verlangen, Frass; Frass ist sinnfaelliger Ausdruck des Verlangens. Es ist kein Zwiespalt, kein Gegensatz im Gedanken, im Wollen und Tun an sich; Zwiespalt, Gegensatz ist durch Ich und Ich. Zwiespalt, Teilung erscheint mit be-Teil-igung des Ich am Gedanken. Der Gegensatz entsteht durch zwiefachen Standort des Ich; im Ich, das hier will, und im gegenueber stehenden, entgegen stehenden, widerstehenden Ich, das dort wieder will--zwei gegen-staendliche Standorte des Ich--das ist Raumerscheinung: I. Ich--hier: "ich will dich fressen." II. Ich--dort: "ich will dich fressen." * Ich auf beidem Standort spricht den einheitlichen Gedanken, das einheitliche Verlangen: 'Frass' zwiefach aus, bejahend--verneinend. Ich auf beidem Standort bejaht den Satz und verneint damit den Gegensatz. Ich will--und will nicht das Gegenteil des Gewollten; Wille zur Tat, Unwille zur Duldung der Tat. Ich hier wie Ich dort: "ich will leben--nicht sterben, ich will fressen--nicht gefressen werden." Es ist Ein Gedanke, Ein Verlangen, Ein Vorgang: 'Frass'; 'fressen --nicht gefressen werden' ist nur Lautverschiedenheit, nur sprachlich doppelter Ausdruck, dem Sinne nach dasselbe; nur Gewolltes bejahende, nicht-Gewolltes verneinende Redewendung, doppelte Bezeichnung fuer Eines. Ich spricht in zwiefachen, Eines bedeutenden Worten einheitliches Wollen, den Einen ungespaltenen Gedanken aus; Gegensatz erscheint im raum-gespaltenen, im ent-zwei-ten Ich; im Ich, das hier will, und im Ich, das dort will, dort wieder will, das heisst --wider will: [Ich:] I. Ich, angreifend und siegend will die Tat, bejaht, die Tat, spricht den bejahenden taetigen Sprachausdruck des Verlangens--in Lust aufflammend: "ich will dich fressen." [Ich im raeumlichen 'Gegen'stand:] II. Ich, angegriffen und unterliegend, will die Tat nicht, verneint was ihm Leid antut, spricht den verneinenden, leidenden Sprachausdruck des Verlangens--in Leid aufflammend: "ich will mich nicht fressen lassen." Kein Gegensatz im Verlangen, kein Zwiespalt, keine Teilung-- gleichviel, ob sich der Gedanke in Einem Ich in zwiefacher Redewendung --bejahend--verneinend--ausspricht, oder ob sich der Gedanke in zwiefacher Redewendung als Wille und Unwille auf zwei Ich verteilt-- zweiheitlicher Ausdruck des einheitlichen Gedankens: Verlangen. Kein Gegensatz in Gedanken--gleichviel, ob sich der Gedanke im tuenden Ich in Tat ausdrueckender Redeform ausspricht, oder ob sich der Gedanke im leidenden Ich in Leid ausdrueckender Redewendung widerspricht; gleichviel, ob der Gedanke im Ich, fressend, sich bejaht, im Ich, gefressen, sich verneint: --einheitliches Verlangen. Unberuehrt bleibt der Gedanke, ungeteilt--Unterscheidung, Teilung, Entzweiung, Zwiespalt und Gegensatz ist durch Ich und Ich Dies ist kama, Verlangen, in gegen-Teile ent-zweit, als Wille und wider-Wille erscheinend; im zu-Stand-Ich und im gegen-Stand-Ich; Ich raeumlich auf zwei Standorten. Ich-ent-Zwei-ung. * Nunmehr der Gegensatz im atmenden Verlangen in der Zeit erscheinend. Nichts weset ohne ein Zweites, kein Ding ohne seinen Gegensatz, kein Willen ohne gegen-Willen--kein Leben ohne Atem des Willens, wie kein Atem ohne Einhauch und Aushauch. Es geschieht, dass in den Beiden, die sich bekaempfen, eine Wendung im Verlangen eintritt: Im Sieger nach geschehener Tat: die Gier ist befriedigt, die Lust verraucht. Wie am bewegten Schoepfrad der Eimer gefuellt emporsteigt und entleert wieder herabsinkt, so fuellt sich das Verlangen, uebersteigt den Hoehepunkt und faellt. Bisher zurueckgedraengte Gedanken draengen vor. Der Sieger versetzt sich in die Lage des Opfers; das Mitleid erwacht, der Umschlag erfolgt; man sagt wohl: er ist nicht mehr derselbe, er ist ein anderer geworden: "ich will nicht toeten, es ist Unrecht. Lieber Unrecht leiden als Unrecht tun, lieber selber den Tod erdulden, als andere toeten." Sodann im Unterliegenden: "mein Widerstand ist vergeblich; ich unterliege." Bisher zurueckgedraengte Gedanken draengen vor. Erinnerung an eigene Untat wird wach, der Umschlag erfolgt: "es geschieht mir Recht, ich verdiene den Tod; ich will mein Unrecht buessen, will meine Suende suehnen: toete mich, ich sterbe freudig." Der Kampf ist aufgegeben, Frieden ist gewonnen; Aufopferung hat Raubgier abgeloest. Verraucht ist das Verlangen, aller Sittlichkeit hoechstgepriesenes Ziel erreicht--erstanden das Wunder: Selbstlosigkeit. * Du erwaegst zuvoerderst den zeitlich erscheinenden Gegensatz im Willen des angreifenden Ich--Wechsel von Tat zu nicht-Tat. Der Gegensatz erscheint als geaenderter Wille im Ich. Das Verlangen atmet, lebt, bewegt sich, wandelt, wechselt im lch. Ich verlaesst seinen Stand, ver-stellt sich, nimmt andere Stellung zum Gedanken: "Ich wollte leben, wollte nicht sterben; wollte die Tat tun, wollte die Tat nicht dulden, wollte toeten und fressen, wollte nicht getoetet und gefressen werden"-- "jetzt will ich sterben, will nicht leben; will nicht toeten, nicht fressen, will getoetet und gefressen werden." Im Willen des Ich ist Wandlung eingetreten--Gegensatz im wechselnden Willen in der Zeit erscheinend. * Du schaust den Gedanken unbewegt, einheitlich: kama, Verlangen. Tat und Frass ist sinnfaelliger Ausdruck des Verlangens, Ausdruck des Wirkens dieser Welt. Es ist keine AEnderung, kein Gegensatz in Verlangen an sich; AEnderung und Gegensatz ist im be-Stand des verlangenden Ich. Unterscheidung, Zwiespalt, Teilung erscheint mit be-Teil-igung, mit an-Teil-nahme des Ich am Gedanken. Der Gegensatz entsteht im Ich, das, wollend, in sich spaltet; das Verlangen bleibt, nur das zeitliche Ziel des Verlangens im Ich wechselt: Ich, das wollte--Ich, das anders will; zweierlei Verhalten, zwiespaltiger Zustand im Ich--das ist Zeiterscheinung. I. Ich erst in Lust aufflammend, erst: "ich will fressen;" III. Ich dann lustlos verloeschend, dann: "ich will gefressen werden." * Der Gedanke bleibt Einer, einheitlich, ungeteilt: Frass. Kein Frass ohne fressen und gefressen werden; beides liegt unmittelbar im Gedanken "Frass", "Fressen--gefressen werden" ist nur sprachlich verschiedener Ausdruck des Einen Gedankens; nur zweierlei Benennung fuer ein-und-denselben Vorgang, nur taetige und leidende Sprachform: nur Laut-Verschiedenheit, nicht Gegensatz in sich--Eines: Kama, Verlangen. Wandel und Gegensatz erscheint im zeitgespaltenen Willen des Ich: Ich wollte und will das Gegenteil des zuerst Gewollten. Alles Wollen ist aus Tun und Dulden: Ich wollte die Tat tun--ich will die Tat dulden. [Ich:] I. Ich, erst, in Verlangen, Urteil, Tat sich schaffend, will das Leben, begehrt, hofft, will tun, bejaht den Gedanken zu solcher Zeit blind: "ich will dich fressen, will nicht von dir gefressen werden." [Ich in zeitlichem Gegensinn:] III. Ich, dann, nach aufgegebenem Tun, von treibender Lustempfindung frei, nicht mehr begehrend, ver-setzt sich in die Lage des Opfers, ver-stellt sich auf den Standpunkt des Gegners, versteht ihn, mit leidend, steht ihm bei,--urteilt nun von also entgegengesetztem Stand mit der Zeit ver-staendig, erkennend, wechselt mit gewechseltem Stand seine Ansicht, wendet sich im Gedanken, widerspricht sich selbst, gibt sich auf, will dulden, will den Tod: lustlos vergehend: "ich will mich fressen lassen, will nicht fressen" Es ist ein Gedanke, der sich im Ich ausspricht, gleichviel wie sich das Ich verlangend zum Gedanken stellt, es bleibt Ein Gedanke, gleichviel ob Ich den Gedanken tun, oder ob Ich den Gedanken dulden will, gleichviel ob das Ich, erfuellt vom Gedanken, sich Henker oder Opfer fuehlt--kama, Verlangen. * Dieselbe zeitliche Wendung im angegriffenen, im widerstehenden Ich --Wechsel von nicht-Duldung zu Duldung-- Ich wollte nicht und will dann nicht das Gegenteil des zuerst nicht Gewollten. Ich wollte die Tat nicht dulden--jetzt will ich die Tat nicht tun. [Ich im 'Gegen'stand, das ist: nicht-Ich:] II. Ich, angegriffen, verabscheut die Tat, widersteht, verteidigt blind seinen Standort, will nicht dulden; in Leid aufflammend: "ich will nicht von dir gefressen werden, will dich fressen!" [nicht-Ich im zeitlichem Gegensinn:] IV. Ich, nach aufgegebenem Widerstand, im UEbermass des Leides nichts mehr erhoffend, weder begehrend noch verabscheuend, gibt den bisher verteidigten Standort auf, ver-stellt sich auf den Standort des Henkers, ver-steht ihn, urteilt jetzt vom also entgegengesetzten Standort erkennend, will dulden, nicht tun, leidlos vergehend: "ich will dich nicht fressen, will mich von dir fressen lassen!" Unberuehrt bleibt der Gedanke--Unterscheidung ist im Ich, im zeitgespaltenen, im gewechselten Willen des Ich. Wille ist Ausdruck des Ich. Kein Wille ohne Ich, kein Ich ohne Willen. Wille ist Ich, Ich ist Wille. Dies ist Kama, Verlangen im Ich als wechselnder Wille atmend; Verlangen im selben Ich zeitlich in gegen-Teile gespalten erscheinend im Ich und wieder im Ich; Ich in zwei Zeit-zu-Staenden; Ich-zwie-Spalt. * Erkenne zunaechst: Gegensatz, Widerspruch, Zwiespalt, Entzweiung, Teilung, im Verlangen erscheinend, ist nicht an sich, ist willkuerliche, durch gegensaetzlichen Ich-stand--in sich, ausser sich--in-gegen-Teile aus-ein-ander-spaltende, an sich nichtige Unterscheidung in dir, von scheinbarer Verschiedenheit,--ununterschieden in sich; von scheinbarer Bedeutung--bedeutungslos an sich; aus dir gewirkt--auf dich wirkend, Wirkung und Wirklichkeit dieser deiner eigen-geschaffenen Welt--nicht Wahrheit. Was als Gegensatz im Verlangen erscheint, ist in dir, ist Kennzeichnung deiner zeitraeumlichen gegen-Wart, deines da-Seins, ist Ausdruck deiner Beziehung zum gegen-Stand, ist deine Auffassung, deine Gesinnung, deine an-Teil-nahme, deine Stimmung, deine Lust oder un-Lust zum eigenen, gegen-staendlich auf gefassten Gedanken, ist Empfindung in dir und Auslegung, das ist nach aussen ver-Legung deines inne-Befindens, ist deine ein-Bildung und wider-Spiegelung deiner Einbildung, das ist: Vorstellung; Inhalt deiner Seele, Verlangen, aus dir geboren, deine eigene Schoepfung--du selbst. Unberuehrt bleibt der Gedanke, unbewegt wie im Sturm der Sonnenstrahl, gleichviel, ob Ich das Verlangen aufnimmt oder abweist, den Gedanken hofft oder fuerchtet, liebt oder hasst, bejaht oder verneint, anzieht oder abstosst, tut oder duldet, will oder nicht will; gleichviel, ob Ich, vom Gedanken beseelt Lust oder Unlust empfindet, ob Ich sich Freund oder Feind, Herr oder Knecht, Henker oder Opfer fuehlt, gleichviel ob Ich frei will oder wollen muss, gleichviel ob der Gedanke in Ich oder Ich im Gedanken oder der Gedanke Ich ist.-- Alle Unterscheidung ist im Ich, im atmenden Willen Ich. Wille ist Ich Zustand, Wille ist Ich Ausdruck. Kein Willen ohne Ich, kein Ich ohne Willen. Wille ist Ich, Ich ist Wille--kama, Verlangen. Die Welt denkt nur einen Gedanken--aus dem 'Ich' ist endlose Mannigfaltigkeit dieser Welt. * * * Und noch einmal: Der Gedanke dieser Welt--Verlangen--atmet im Ich; Ich, atmend, spaltet--: zwiespaeltige Beziehung des Ich zu seinem eigenen Gedanken, zu sich selbst. Ich will--will nicht: will tun, nicht dulden; will dulden, nicht tun; in sich--ausser sich; in Zeit--in Raum.--Alles Geschehen dieser Welt--alle Moeglichkeit dieser Welt; aller Gedanken, alles Werdens und Verwerdens--alle Welten umfassende Moeglichkeit. SAMSARA. Ich aufflammend: | Raum. V I. "ich will dich fressen, II. "ich will nicht von dir gefressen werden, ich will nicht von dir gefressen werden." ich will dich fressen." Ich verloeschend: Zeit. -> III. "ich will von dir IV. "ich will dich nicht fressen, gefressen werden, ich ich will von dir will dich nicht fressen." gefressen werden." NIRVANA. * Das ist: Ich, im Verlangen atmend, will tun, nicht dulden; will dulden, nicht tun. * Vierfacher Ausdruck fuer Eines: Ich auf vier Standorten--die vier sogenannten Denkgesetze des Yavana. Ich, im Verlangen atmend, bejaht und verneint in sich--bejaht und verneint ausser sich.-- Ich--in sich--ausser sich--bejahend--verneinend--nennt sich mit allen Namen dieser Welt: Die Welt ist im verlangenden Ich--so erkennst du. * Also ist der erscheinende Wandel des Verlangens vom Ich zum nicht-Ich, vom nicht-Ich zu s-Ich zurueck; aus Tat--durch Widerstand --zu Duldung; Ich-Atem--atma. * Mit dem Zerfall im Ur-sprung erscheint Zerfall in Ich und nicht-Ich, erscheint Zerfall in Willen und Unwillen, erscheint Zerfall in Zeit und Raum--erscheint Welt-wirklichkeit. * Folge meinen Worten, o Teurer, mit offener Seele--ich fuehre dich sicheren Weg. Doch lass dein Verstaendnis nicht an Worten haften, erfasse ueber Worte hinaus; Worte sind Hindernis der Erkenntnis. Mit wachsender Einsicht offenbart sich dir die gegensinnliche Einheit von Erscheinung und Verlangen. Sprich es unverstanden nach--was unverstaendlich scheint wird selbstverstaendlich. * * * Einheitliches Verlangen erscheint im Ich in Willen und Unwillen gespalten. * Ich, zum Ziele wollend, stoesst Ungewolltes unwillig von sich ab, schafft im eigen-Willen Widerwillen. Widerwillen weicht vom Ich, wird im gegen-Stand selbst-staendig, ist fremdes entgegenstehendes Wollen--: Willen in mir--Willen ausser mir--das ist Raum. Raumerscheinung schafft sich durch Aus-legung des Widerwillens im Ich. * Ich-willen, zum Hohenziele des Verlangens rastlos irrend, von selbstgeschaffenem gegen-Stand zurueckgestossen, bleibt wollend, wechselt im Willenszustand--: Willen in mir erst--Willen in mir dann--das ist Zeit. Zeiterscheinung schafft sich im Ich durch wechselnden Willen. * Das verlangende Ich schafft zeitraeumliche Erscheinung. Verlangen treibt dich zu Ausdehnung in Zeit und Raum. Je nachdem du dich im atmenden Verlangen gefordert oder gehemmt empfindest, ist Willen oder Widerwillen in dir. Verlangen der Welt willig ergriffen ist eigener Willen; Verlangen der Welt unwillig abgewiesen ist Widerwillen in dir. Was in dir seelisch empfunden Widerwille ist, ist sinnlich aufgefasst Widerstand im Raum, das ist fremder Wille wider dich: 'ich will nicht' das heisst: 'du willst'. Was Ich aus sich unwillig entlaesst, wird raeumliche Vorstellung: Du. Der Atem des Verlangens in Anziehung oder Abstossung erscheint im Ich als Willensgegensatz. Willensgegensatz in sich fasst Ich zeitlich auf; Willensgegensatz zu sich ist dem Ich Raum. Wechselnder Willen ist Zeit; zu Unwillen gewechselter Willen ist Raum. Willig-un-williges Verlangen in dir erscheint als zeit-raeumliche Wirklichkeit ausser dir. Endloses Verlangen in dir erscheint als endloses Werden-- erscheint und ist. Mit dem Zerfall im Ur-sprung erscheint Zerfall in Ich und nicht-Ich, erscheint Zerfall in Willen und Gegenwillen, erscheint Zerfall in Zeit und Raum --erscheint und ist-- * Wie du, von dir aus ut-teilend, Willen von Widerwillen unterscheidest--beides in dir, beides Eines--du selbst, so unter- scheidest du, von dir aus urteilend, Zeit von Raum--beides in dir, beides Eines--du selbst. Wie Unwillen in eigenem Willen zu fremdem Gegenwillen wird, so wird Ein-bildung Zeit zu gegensaetzlicher Vor-stellung Raum. Wie 'fressen' und 'gefressen werden' Eines ist im 'Frass', wie Willen und Unwillen Eines ist im Verlangen, so ist Zeit Erscheinung und Raum-Erscheinung Eines in dir--dein Verlangen, du selbst. Verlangen, vom Ich ausgesprochen, vom Widerschein des Ich--dem nicht-Ich--wieder ausgesprochen, das ist: widersprochen--sieht sich selbst gegenueber, tritt sich selbst entgegen, ist sich selbst Gegensatz. Suchender Wille ist Raum, im Suchen wechselnder Wille ist Zeit. Also wurzelt in deinem Willen-un-Willen Zeit und Raum; also ist Zeit-Raum-Erscheinung dein Verlangen. Erkenntnis hiervon ist Loesung des Raetsels: Raum-Zeit-Einheit. * * * Was von Empfindungswellen dir erwuenscht, willkommen zustroemt, was du dir anzueignen gewillt bist, was du willfaehrig aufnimmst, was du zustimmend bejahend wohlwollend auffasst, was sich dir willig fuegt, dir zu Willen ist, worein du einwilligst, was zu deinem eigenen Willen, zu dir selbst wird, dein Zustand, erscheint in dir--deine Seele bewegend--in zeitlichen Formen. Was, aus dir geboren, dich unwillkuerlich befremdet, was du nicht fuer dein eigen haeltst, was nicht mehr du selbst bist, was du unerwuenscht erleidest, was dich anwidert, was dir widrig, widerwaertig, zuwider ist, dein wider-Wille erscheint--deine Sinne bewegend-- ausser dir, raeumlich, als wider-Stand, als widerstehende Kraft aus dem Raum. Atmet Verlangen in dir, wandelst du Willen zu Unwillen, so wandelst du Empfindung zu Anschauung, Einbildung zu Vorstellung, Zustand zu Gegenstand, wandelst zeitlichen Wechsel zu raeumlicher Verschiedenheit, Zeit zu Raum: --und umgekehrt: ziehst du unwillig Abgestossenes, Gegenstand, Raum Gewordenes wieder willig an dich, nimmst du, durch Aufhebung der Verneinung, den Gegensatz willig in dich auf, so wandelst du deine Anschauung zu Empfindung, deine Vorstellung zu Einbildung, deinen Gegenstand zu deinem Zustand, raeumliche Mannigfaltigkeit zu zeitlichem Wechsel, fremde Kraft zu eigenem Willen, Raum zu Zeit. Willenswandel deine Seele bewegend--seelisch empfunden-- erscheint dir zeitlich, Willenswandel deine Sinne bewegend--sinnlich angeschaut--erscheint dir raeumlich. Seelischer Wandel ist Zeit; sinnlich koerperlicher Wandel ist Raum. Bewegung deiner Seele--Zeit; Bewegung deiner Sinne--Raum. Verlangen treibt dich und es wird Zeit und Raum; beides Bewegung, beides Empfindung in dir. Eigene Lust dein Wandel im Verlangen; eigenes Gefallen dein Wandel in Zeit und Raum. Verlangend wandelst du in Zeit und Raum, verlangend wandelst du dich zu Zeit und Raum, wandelst Zeit zu Raum, wie rechts zu links, wandelst Raum zu Zeit, wie unten zu obem. * Aller Wille will nicht, aller Unwille will. Unwillen durch Willen, Willen durch Unwillen--Wille und Wille untrennbar--Eines, wie Zeit und Raum, wie oben und unten. Versuche zu verstehen: Wenn du wollend nicht willst und nicht wollend willst, was nicht wollend dich will, was wollend dich nicht will, was dir unwillig willig zu-kommt, was dir willig unwillig aus-kommt, nennst du mit zeitlich raeumlichen Namen. Was du willig Zeit oder Raum nennst, nennst du unwillig Raum oder Zeit. Zeit und Raum--Gestaltung deines Willens; Zeit und Raum-- andere Worte fuer deinen Willen und fuer das, was, wider deinen Willen, wieder dein Wille ist--Gestaltung deiner selbst. * Ich Atem ist Einhauch und Aushauch, ist innen und aussen, ist zu-Stand und gegen-Stand, ist Wille und Unwille, ist Zeit und Raum, Ich und nicht lch. Also von Gegensatz zu Gegensatz atmend schafft Ich Zeit und Raum, mit Zeit und Raum--die Welt, deines Verlangens sinnlicher Widerschein. * Also ist der Atem des Verlangens Wille-un-Wille im Ich--aus Tat durch Widerstand zu Duldung--Atem, Leben, Bewegung, Wandel, von Ich-bestand I auf Ich-wider-Stand II und auf Ich-wieder-bestand III zurueck. Ich-Verlangen, wandelnd, zu seinem gegen-Stand und zu sich selbst zurueck ver-wandelt; Ich durch wider-Ich zu wieder-Ich; von Ich zu Ich; Ich Atmen--atma. * Und ferner, o Teurer, Verlangen in dir ist Schoepferkraft. Von geringem Verstaendnis sind wir Menschen, blind vor Verlangen erkennen wir offenen Auges das Naechste nicht. Was im Samsara verlangend waechst, nennen wir unsern Willen; Hemmung unseres Willens empfinden wir unwillig; empfundenen Unwillen legen wir aus als Wirkung fremder Kraft. Ausuebend wandelst du eigenen Willen zu rueckwirkender Kraft. Wollend schaffst du Unwillen. Unwillen weist du von dir ab; darum erscheint er ausser dir, dir entfremdet, scheint fremde Kraft gegen dich. Oder mit anderen Worten gesagt: weil es fremder Wille ist, darum ist er nicht in dir--beides ist dasselbe. Unwillen in dir ist Willen wider dich. Der eigene Wille-un-Wille von dir ge-aeussert, von dir ausgelegt, das ist: aus dir hinaus verlegt, im gegen-Stand selbst staendig geworden, vom gegen-Stand wider-stehend, als Widerstand auf dich rueckwirkend, ist dir des Gegenstandes Widerstandskraft. Wille in dir schafft mit Not-wend-igkeit rueckwirkende Kraft--Widerwille in dir ist Widerstand ausser dir. Was Eines ist, benennst du mit unterscheidenden Namen. Was du in dir Willen nennst, nennst du ausser dir Kraft. Kraft in dir bewusst, nennt sich Willen; Willen ausser deinem Bewusstsein scheint dir bewusstlose Kraft. Aller Wille ist Kraft, alle Kraft ist Willen. Wille ist Kraft aus dir, Unwillen in dir ist Kraft gegen dich. Aus dir fliesst Willen und Kraft; Eines ist Willen und Kraft-- Verlangen in dir--du selbst. Sehend geworden erkennst du den eigenen Willen in fremder Kraft, dich selbst im nicht-Ich. In deinem Herzen ist die Auseinandertretung, deine eigene Schoepfung die Unterscheidung: Zeit-Wille--Raum-Kraft. Ich ist Zeit und Raum, Ich ist Wille und Kraft. Ich ist akasha, Ich ist kama. * -- Ur-sprung -- Namen des Verlangens vom Ich aus. Ich--nicht-Ich m-Ich empfunden--d-Ich vorgestellt in der Seele unmittelbar gewusst--mittelst der Sinne erfasst als eigen erkannt--als fremd verkannt innen-Zustand--aussen-Gegenstand wechselndes Verlangen--Entzweiung einheitlichen Verlangens geaenderter Wille--eines anderen Wille eigener Widerwille--fremder Widerstand Wandel, seelische Empfindung--Wandel, koerperliche Bewegung Ursache--Wirkung Wille--Kraft Freiheit--Notwendigkeit Einbildung--Vorstellung ur-Teil--gegen-Teil Zeit--Raum Seele--Koerper werdende--gewordene Welt. * * * Ich, durch-ur-Sprung--ur-Teil, un-zu-langend--ver-langt; Ich ur-Teil verlangt nach dem gegen-Teil. Darum ist Ich Verlangen. Alles Verlangen ruht auf Unzulaenglichkeit, auf Beduerfnis, auf Mangel, auf Gebrechen, auf Bedraengnis, auf Sehnsucht, auf Furcht und Hoffnung, auf Not und Qual; alles Verlangen ruht auf Zwiespalt, auf Zwiespalt der Seele, alles Verlangen auf ur-Sprung. Alles Verlangen ist Verlangen nach er-Gaenz-ung, Verlangen nach wieder-ver-Ein-igung mit Gottheit. Ich empfindet sich Bruchstueck, darum hungert Ich nach dem Entgangenen; darum lebt alles Ich ausser sich, darum ist alles Ich friedlos; darum sucht Ich, begehrt Ich, sehnt sich nach anderem, bewegt sich, neigt sich, naehert sich anderem, naehrt sich von anderem. Eines Wesens ist, wenn der Spalt im Holz sich zu schliessen trachtet-- wenn ein Ich bewusst will; Enzweiung will Zu-eins-paarung. Aus Einer Quelle fliesst: sich eines Anderen Seele naehern--sich von eines Anderen Koerper naehren. Darum lebt Alles dieser Welt durch Naehrung, durch Ein-ver- leib-ung, durch an-Eign-ung; darum lebt alles Ich durch ein anderes und lebt kein Ich ohne nicht-Ich, und lebt alles Ich durch nicht Ich --seelisch wie sinnlich. Also beschraenkt sucht Ich Unbeschraenktheit, also unvollstaendig sucht Ich Vollstaendigkeit, also unvollkommen sucht Ich Vollkommenheit, also verstossen sucht Ich nach dem verlorenen Paradiese, also vereinsamt und verlassen schreit Ich um Hilfe--es verlangt alles Ich nach Allumfassen, nach Alleinheit, nach Vollendung--nach Nirvana. Es verlangt m-Ich--Ich muss verlangen, muss ausser sich wollen, muss von Anderem leben, muss jagen und erbeuten, muss wuergen und fressen. Ich muss alles nicht-Ich zu sich wollen, muss an-eign-en wollen, muss fuer sich lieben und hassen, muss wider alles nicht-Ich stehen, muss allem nicht-Ich Gegner und Feind sein solange Ich 'Ich' ist. Es ist kein Ausweg. Wer das Heil im Ich sucht, dem ist Selbstsucht geboten. Alles ich lebt nur durch Selbstsucht. Alles Ich, blind durch Ichheit, von Ichheit besessen, vermeint in s-Ich das hoechste Gut zu verteidigen--: zum Bewusstsein erwachende Gottheit. Darum ist zwischen Ich und Ich ewige Tat, ewiger Widerstand, ewiges Wirken, darum ist die Wirklichkeit dieser Welt ewiger Kampf. Darueber ist gesagt: "aus Verlangen und Naehrung hat Brahma diese Welt gebildet". Das Verlangen ist Lust; das Lust-verlangen ist endlos. Wie ein Mann nach dem Weibe verlangt--und wuerde er auch in solchem Verlangen ganz zum Weibe--nicht befriedigt ist, nunmehr nach dem Manne verlangt, so verlangt das Ich nach dem, was es nicht ist, und wenn es das Verlangte erlangt hat, ist es dennoch voll Verlangen. Ich ist Verlangen, das Verlangen ist endlos. Ich verlangt nach Allem, was es nicht ist. Ich, sich selbst im Anderen verkennend, jagt nach sinnlich sinnlosem Ziele--endlose Taeuschung der Sinnenwelt--Sinnlosigkeit der Sinnenwelt--sinnlos, weil sinnlich. Alles Verlangen ist Verlangen zu sich, alles Verlangen ist Ich Verlangen. Es gibt kein selbstloses Verlangen. Kein Ich ist leer von Verlangen. Verlangen erfuellt, bewegt, belebt, beseelt das Ich. Ich ist nur durch Verlangen. Ich in aller seiner Gestaltung ist Verlangen-- Ich, das verlangend, nie erlangt. * Auf Einem Gedanken ruht diese Welt: Verlangen nach Wiedervereinigung mit Gottheit; im Verlangen ist Bindung und--Loesung dieser Welt. Nichts ausserhalb des Verlangens; nichts was nicht im Verlangen zum Ich in Beziehung steht. Verlangen ist allueberall, Verlangen ist allgegenwaertig, Verlangen ist immer. Verlangen ist nie gestillt. Verlangen birgt sich in allem Geschehen, in aller Tat, in allen Gestalten, unter allen Namen dieser Welt--ver-Langen nach ver-Einigung! sinnlich und seelisch. Anziehung und Abstossung ist Verlangen, bruenstige Wuensche-- inbruenstiges Gebet, Liebe wie Hass. Niederste Gier ist Verlangen nach dem Hoechsten. Tiefster Samsara hat hoechstes Ziel: Eines ist was dich --dich Koerper, dich Seele--zu Nahrung treibt, zu Erwerb, zu Weib und Kind, zu Macht, zu Entsagung, zu Erkenntnis, All-Einheit, Vollendung, nirvana. Verlangen fuehrt dich in die Welt, Verlangen haelt dich in der Welt befangen, Verlangen fuehrt dich ueber diese Welt des Verlangens hinaus. Also geschlossen im Verlangen ist die ewige Kette; also loest sich aller Irrtum, alle Suende dieser Welt: durch Verlangen ist Samsara, durch Verlangen ist Nirvana. Endloses Verlangen erscheint als endloses Werden. * Ur-teil-Ich-er-Schein-ung lebt nur Einen Gedanken: Durch ur-Sprung--ent-Zwei-ung; durch Entzweiung--ver-Langen, nach wieder-ver-Ein-igung. Alles Ich will sich, will Alles zu sich,--en-will sich zum All. Also haelt Verlangen nach Vereinigung zu sich alles Ich auseinander. Durch Entzweiung--Vereinigung; durch Vereinigung--Entzweiung --Unergruendlichkeit--Ewigkeit des Ur-sprungs. Die Ich-bin-heit haelt Ich und Ich auseinander. Asmita ist Schoepfer dieser Welt. Keine Erloesung im Samsara. Keine Seeligkeit, keine Erloesung im Ich. Ur-Teil-Ich durch ur-Srung ab-geschieden, unterscheidet: Ich-- Welt; sieht sich Bestand, Akasha; fuehlt sich Verlangen, kama;-- unterscheidet in Akasha atmend: Zeit--Raum; unterscheidet in Kama atmend: eigenen Willen--fremde Kraft-- Alle unter-scheidung durch ab-Scheidung im ur-Sprung in ur-Teil und Gegen-Teil. Sehend geworden erkennst du: Es ist der Welt, die dich lebt, Atmen: -- Atma -- * O Teurer, wie ich es dir zunaechst dargelegt habe, so moegen wir Menschen der Erscheinung nach-denkend, uns der Wahrheit annaehern. Nur dem tief ernst Suchenden enthuellt sich die tiefe Lehre--upanishad-- der Menscheit Hoheziel--Hoheziel. * So lautet in Aranada-Upanishad der dritte adhyaya: Kama, Verlangen; nunmehr Karma, Wirklichkeit. IV. WIRKLICHKEIT DIESER WELT -- karma -- Zu dem, was ich dir ferner zu sagen gedenke, o Teurer, wisse: einfach ist alle Wahrheit, Vielheit ist Irrtum dieser Welt. Wie das dichte Laubdach eines Urwaldes vor einem stuerzenden Stamme zerreisst und helles Tageslicht ploetzlich die Daemmerung am Boden ueberflutet--so brach bange Unwissenheit in sich zusammen und ueberstrahlte mich das Licht der Erkenntnis; und was grosse Lehrer vor mir als unausdenkbar erachtet hatten, als unergruendlich, als ewiges Geheimnis--trat in mir zutage, wuchs und erstarkte zu voller Erkenntnis. Gesegnet sei die Stunde, da ich Gewissheit erlangte: also ist, was sie Tatgesetz nennen, also ist Wirklichkeit: Karma-- Freiheit des Tuns--eherne Notwendigkeit. Und schon einmal habe ich solche Erkenntnis ausgesprochen zu jenen Zeiten, als der Koenig der Videha mich befragte; aber unverstanden blieb, was ich verkuendete, unerkannt in seinen Tiefen--verlorene Wahrheit offenbare ich dir wieder. * * * Aus ur-Sprung--: ur-Teil-Ich-Erscheinung; aus ur-Teil-Ich--: ver-Langen; aus Verlangen--: Tat -- KARMA -- * Tat und Tatergebnis, Wirken und Wirklichkeit dieser Welt--in dir, o Teurer, als Lust und Leid bewusst, als Tat und Duldung, als Ursache und Wirkung, als Freiheit und Notwendigkeit--in dir, o Teurer, als vergeltende Gerechtigkeit der Gottheit wach. * Also ist die Unterweisung: Wie im dichtgeschlossenen Raume dein Atem die Luft verdirbt und die verdorbene Luft auf dich vergiftend zurueckwirkt-- --wie ein fliehender Feind, von dir verfolgt, sich wendet und dich aus Tat und Angriff zu Abwehr und Leid zurueckdraengt-- --wie das Geschoss der schwarzen Haut im Wurf auf dich zurueckkehrt-- --wie dein Schwert, am Widerstand abprallend, dich selbst trifft-- --also ist Karma: Tat und Widerstand, Wirkung und Rueckwirkung, Ausgleich, Vergeltung, ewige Gerechtigkeit--Wirklichkeit dieser Welt. * * * Karma, Wirklichkeit dieser Welt, wirkt sich in dir aus Ursache und Wirkung. Ursache und Wirkung erscheint mit dem Zerfall in Ich und nicht-Ich. Du empfindest eigner Tat Ursache in dir, schaust eigner Tat Wirkung ausser dir, am wider-Stand; Widerstand ist Wirkung auf dich; Wirkung auf dich begreifst du als fremder Tat Ursache. Ursache wird Wirkung, Wirkung wird Ursache. Die Tat bedingt das Ergebnis, das Ergebnis bedingt die Tat; Voraussetzung ist Enderfolg; Folge ist Bedingung. Alle Wirkung ist in der Ursache; alle Wirkung ist Widerwirkung, Ausgleich von Ursache und Wirkung--Wechselwirkung-- wie zwei Muehlsteine sich aneinander schaerfen.--Eines Vorganges geschiedene Auffassung in dir, ur-teilende Namen. Was du fremd anschauend 'Ursache oder Wirkung' nennst, nennst du beteiligt 'Willen oder Unwillen' in dir. Je nachdem du willig-un-willig tust oder duldest, je nach Willen oder Unwillen in dir, erscheint verschieden, was Eines ist. Eines ist, was du willkuerlich scheidest--Eines ist Tat aus dir und Wirkung auf dich--Eines, was du seelisch auslegst und was du dir sinnlich vorstellst. Tuend nennt sich Ursache, was leidend sich Wirkung nennt, Beid-einheit--scheinbare Zweiheit durch zwiefache Benennung desselben. Vor der ewigen Ich-gegenwart erscheint, was Eines ist, zu einer zeitlichen Kette auseinandergezogen, erscheint in Glieder zerstueckt-- ineinander greifende Glieder einer unloeslichen Kette von Ursache und Wirkung. Was in sich Eines ist, erscheint uns zeit-raeumlich Schauenden zu Aus-ein-ander-folge ausgedehnt. Es scheint, als sei Zerfall in Ur-teil und Gegen-teil, als sei Zu-stand und Gegen-stand, als sei Empfindung durch Wirkung des Empfundenen, als sei Folge und Folglichkeit. Keine Zeit an sich, kein Raum, keine Ursache, keine Wirkung, keine Folge, keine Folglichkeit. Weil an sich keine Ursache ist, weil an sich keine Wirkung ist, darum ist keine Ursaechlichkeit an sich. Im scheinbar bedingenden Worte "weil" liegt keine Ursaechlichkeit; "weil" besagt nur: der weile, das ist: zur selben Zeit--nichts mehr. Im scheinbar folgernden Worte "darum" liegt keine Folgerung; "darum" besagt nur: daherum, das ist: am selben Ort--nichts mehr. Scheinbare Zweierleiheit zur selben Zeit am gleichen Ort ist Eines. Die scheinbar bedingenden, scheinbar folgernden Worte aller Sprachen besagen nur: in Zeit und Raum zusammenfallende Erscheinung, Beid-einheit--nichts mehr. Raumanstoss ist Zeitfolge--Selbeinheit, nicht Folglichkeit. Was du Ursaechlichkeit, Folge, Folglichkeit nennst, ist Fluss lueckenloser Empfindung in dir, endlos in Einhauch und Aushauch atmende Willensbeziehung zum endlos aus dir geschaffenen Gegen-stand.-- Nichts in der verlangenden Sinnenwelt, was nicht in Beziehung zu deinem Verlangen steht. Sinnliche Erscheinung ist Ausdruck deines seelischen Verlangens; Eines, durch rastlos irrendes Verlangen geschieden, und so, seelisch geschieden, sinnlich als Verschiedenheit geschaut. Wechselnde Eigenschaffung in dir erscheint ausser dir als Wechsel der Beschaffenheit; zu-Stand und gegen-Stand bedingen einander; aendert sich dein Seelenzustand, so aendert sich deinen Sinnen der Gegenstand--erfasse es wohl: beides ist Eines. Folglichkeits-erscheinung ist sinnliche Anschauung des Wechselnden im Beharrenden; Selbeinheits-erkenntnis ist seelisches Erschauen des Beharrenden im Wechselnden. Anscheinende Gesetzmaessigkeit ruht auf Vielheitstaeuschung, das ist: deiner sinnlichen Auffassung zeit-raeumliches Aus-ein-ander-fallen des in sich Einheitlichen. Folglichkeit--nur aus-ein-ander-gezerrtes Bild der Selbigkeit; ein Hinweis, dass Raum und Zeit blosse Erscheinung sei und nicht in sich. Kein Folglichkeitsgesetz dem Wissenden. Zerfall in Ursache und Wirkung erscheint mit dem Zerfall in "Ich und Du" im Ursprung; erscheint mit dem Zerfall des Ich in Zeit und Raum.--Wie Nacht dem Tage folgt und Tag der Nacht, so folgt in endloser Flucht des Geschehens Wirkung auf Ursache und Ursache auf Wirkung. Ursache bewirkt und Wirkung verursacht. Wie einer Sohn seines Vaters ist und Vater seines Sohnes, Vater und Sohn zugleich, so ist Ursache Wirkung und ist Wirkung Ursache--Wirkung und Ursache zugleich. Vieler Worte bedarf es, Selbstverstaendliches darzulegen: Eines ist Ursache und Wirkung--willkuerliche, an sich nichtige Unterscheidung in dir; doppelte Benennung des Einen, zwei Worte fuer dasselbe: Wirklichkeit, Karma--durch dich--auf dich wirkend; Kreislauf des Verlangens. * * * Und ferner, o Teurer, Karma, Wirklichkeit dieser Welt wirkt sich in dir aus Freiheit und Notwendigkeit. Freiheit des menschlichen Tuns, o Teurer? oder unabwendbare Gesetzmaessigkeit alles Geschehens? Offenbar wird dem Erkennenden die Loesung der grossen Frage an aller Gestaltung, in jedem Vorgang, an allem Werden, an allem Sein. Dasein; alles Gewordene aus gebundener Freiheit. Du durchschaust das Raetsel am aufsteigenden Opferrauch, am Lauf der Gestirne, am Monde, an jeder Zelle. Alles Gebilde ist davon Bildnis; Urbild aller Gebilde--der Zwoelfflaechner. Erwaege es wohl! So lange du die endlose Flucht der Erscheinung 'teilend' zu beherrschen glaubst, so lange irrst du im Wege zu Erkenntnis--: 'einigend' nahst du dem Hohenziel. Erwaege es wohl! Nur die voll erkannte Lehre loest dich aus den Fesseln der Unwissenheit--: nicht eher offenbart sich dir das Geheimnis; nicht eher erwachst du aus vieltausendjaehrigem Schlummer. Nicht ueberliefert wurde mir die Lehre von der Gemeinschaft schauender Meister; aus dem Urquell alles Gedankens ward mir die Loesung, die seit dem Erwachen der Menschheit gesuchte. * Also ist die Unterweisung: Wie ein Ball, aufschlagend, sich abflacht-- --wie runde Beeren, in der Traube zusammengedraengt, zu kantigen Formen auswachsen-- --wie Wasserblasen im Schaumballen, einander bedraengend, aus der erstrebten Kugelgestalt mit Notwendigkeit zu Zwoelf-flaechnern werden-- --wie die gewollte Kreisform dicht aneinandergeschlossener Bienenzellen sich mit Notwendigkeit zum Sechseck gestaltet-- --so widerfaehrt dem Ich im nimmer endenden Verlangen, nach allen Seiten frei und ungehemmt sich auszubreiten,--notwendig Hemmung von allen Seiten, von allen Gegen-staenden Widerstand-- --so gestaltet sich, was du Freiheit nennst, zu Notwendigkeit; das ist: durch freien Willen Aller--notwendig gebundener Wille Aller-- und du erkennst: Aller Freiheit ist Aller Notwendigkeit. Dies ist Loesung der grossen Frage, um die du mich angingst: Freiheit des Willens oder unabweisbare Notwendigkeit alles Geschehens --restlose Loesung. Was unergruendlich schien, was Jahrtausende vor mir Morgen- und Abendland, alte und neue Welt, Rishi und Mahatma, vergeblich suchten--gefunden ist die Loesung des tiefen Raetsels, durchschaut der Widerspruch, erkannt die Einheit im Gegensinn. * Einfach ist alle Wahrheit: Freiheit--zu-Stand des Ich, Notwendigkeit--gegen-Stand. Als frei getan empfindest du, was dein eigen, als notwendig geduldet, was dir entfremdet; Freiheit, was du willig in dir, Notwendigkeit, was du unwillig als draussen erachtest. Im Bereich des Ich-bewusstseins heisst Freiheit, was darueber hinaus, dem Weichbild des Ich in Raum entwichen, Notwendigkeit heisst. Aller Ich bewegt frei den eigenen Willen, Aller Ich empfindet sich mit Notwendigkeit bewegt vom frei bewegten Willen Aller. Freien Willen, also gehemmt, empfindest du als Unwillen; empfundenen Unwillen legst du aus als fremder Kraft not-wen-dige Wirkung; auf dich rueckwirkende Freiheit nennst du Notwendigkeit; Wirkung aus dir--Wirkung auf dich.--Was du frei aus dir tust, bindet dich notwendig. Freier Wille durch gegen-Stand not-wend-ig bestimmt; freier Wille in der Sinnenwelt gebunden. Was ich will, will ich frei--ist Freiheit und Lust; was ich wider meinen Willen dulde, ist Unlust, Beschraenkung, Notwendigkeit. Je nachdem ich dem maechtigen Zuge der Welt willig folge oder unwillig widerstehe--je nach dem ich willig-un-willig umfasse oder un-willig-willig entlasse--je nach meinem Ziel im Verlangen-- erscheint verschieden, was Eines ist. Was du in dir freien Willen oder fremden Willen ausser dir nennst, ist einheitliche Beziehung inzwischen Ich und Ich, von beiden Seiten gleichzeitig als eigene Freiheit, von beiden Seiten gleichzeitig als fremder Zwang empfunden. Kein Gesetz dem Wissenden: Aller Freiheit ist aller Gebundenheit--Aller Wille ist Aller Gesetz. Davon ist gesagt: "Gebunden ist Seele durch Seele." Was sie Gesetz nennen, ist gehemmtes Verlangen. * Es verlangt dich im Zuge der Welt zur Erscheinung--es verlangt dich zur Erscheinungswelt hinaus. Je nachdem du voreilst oder zurueckbleibst, je nach deinem zustimmenden oder abweisenden Verlangen erscheint dir das Werden-ver-Werden der Welt als eigenes Wirken aus dir oder als fremdes Wirken auf dich--je nach seelischer oder sinnlicher Auffassung--verinnerlicht oder entaeussert. * Hinfaellig ist aller Streit, der feste Bau ist gegruendet. Freiheit, zu Ende gedacht, ist Notwendigkeit; Notwendigkeit, zu Ende gedacht, ist Freiheit. Eines ist, was du zwiefach benennst: Freiheit und Notwendigkeit, willkuerliche, in sich nichtige Unterscheidung in dir. Dein Verlangen schafft was du Freiheit, dein Verlangen schafft was du Notwendigkeit nennst. Karma, Wirklichkeit dieser Welt willig in dich aufgenommen scheint 'freie' Wirkung aus dir; Karma unwillig abgewiesen ist notwendig Wirkung wider dich. Freiheit und Notwendigkeit ununterschieden in sich, weder das eine, noch das andere, Eines doppelt benannt, zwei Namen fuer das Selbe --; unendliches Verlangen--endloser Widerstand--Karma in dir atmend. Verloren ist Freiheit--gewonnen ist Freiheit; du selbst bist Herr und Gesetz, du selbst bist Schoepfer--Vernichter. Atma ist sich selbst Gesetz. Noch einmal: Gib es auf, die Welt zu durchschauen, ehe dir die volle Erkenntnis von Karma auf geleuchtet ist. * * * Und ferner, o Teurer! karma, Wirklichkeit dieser Welt wirkt sich in dir aus Tun und Dulden. Ich Dasein ist Tat. Tat erfuellt das Ich, Tat bewegt, belebt, beseelt das Ich. Ich ist nur durch Tat. Ich in allen seinen Gestaltungen ist Tat. Alle Tat ist Ich-Tat; keine Tat ist selbstlos. Keine Tat geschieht um ihrer selbst willen: du tust, um durch Tat zu Tat-Frieden zu gelangen. P. W. Tat ist Frucht des Verlangens, das Verlangen ist endlos. Keine Tat bringt das Heil. Kein Tun stillt das Verlangen; Verlangen ist ewig wach; Befriedigung ist ewig Taeuschung. Unerreichbares waehnst du durch Tat zu erreichen. Tat foerdert neue Tat. Tat fordert neue Tat. Tat fuehrt endlos zu Tat. Jede erfolgte Tat fesselt dich an den Erfolg der Tat. Tat verschuldet dich irdischen Maechten. Unselig ist alle Tat--eine ewige Kette. Alle Tat, gute wie boese, schafft neues karma. Keine Erloesung durch Tat--tuend wirkst du diese Welt. Darum ist gesagt: "der boes Handelnde, der gut Handelnde bleibt durch sein Tun gebunden." Darum sagt Shamkara, der Lehrer: "die Seele von Boesem und Gutem befleckt." "Seele wird nicht hoeher durch gutes Werk, Seele wird nicht geringer durch boeses Werk."--"Sein Reich leidet durch keine Tat mehr; ueber Gutes und Boeses--ueber beides ging der Vollendete hinaus." Darum sagt Shri-shagavad-gita-upanishad: "alles Tun ist von Schuld umhuellt." Darum spricht die Gottheit Krishna: "ich bin ausserhalb dieses Tuns." Darum lehrt des Heilweges Buch: "das Hoechste ist ohne Tun." "Wer, solches wissend, von Gutem und Boesem sich rettet, der rettet sich von Sinnen zu Seele; der rettet sich zu Atma, der solches weiss." * Ich rede zu Suchenden, zu dir, o Schueler! draussen Stehenden ein zu bewahrendes Geheimnis. Ehe du es wagst von Tat zu lassen, erfasse die Lehre wohl. Der Gedanke dieser Welt ist suchendes Verlangen; blind irrende Gedanken des Verlangens walten uebermaechtig allueberall. Was von Gedanken seelisch sinnlich in dir haftet, lebt, schlaegt Wurzel in dir, schafft sich zu deiner Seele. Es denkt und will und handelt in dir. Irresuchenden Gedanken Staette gewaehrend, irrst du im Wege zum Hohenziel. Sei taetig so lange dir Tat Befriedigung gewaehrt; sei taetig, doch sei nicht in der Tat. Wahre die Ruhe deiner Seele--unberuehrt von Tat und Taterfolg--selbstvergessen. Also tuend wird dir Erkenntnis von Tat--Tat ohne Taeter. Von Leid und Tat ungeblendet wirst du sehend. * In dir, o Teurer, waechst mit jeder neuen Erkenntnis der Gedanke: 'unausfuehrbar in diesem Leben ist die Lehre'. Nun wohl! Wende dich von diesem Leben ab, das dir des Lebens hoechstes Gut versagt: 'Seelenfrieden'. Suche hoeheres Ziel! Du selbst bist Schoepfer und Vernichter. Aus deinem Verlangen schaffen sich die Welten; dein Verlangen schafft diese, dein Verlangen schafft andere Welten. * * * Was ist, ist durch Gegensatz: dass die Welle sich hebe, muss ein Wellental sich bilden. Tat ist unabloesbar von Leid; kein Tun ohne Dulden. Ich-dasein ist Tat und Duldung. Tat ist am gegen-Stand; Tat ist gegen wider-Stand. Was dem Taeter Tat und Lust ist, ist Leid und Duldung dem Widerstehenden. Aller Frass ist Fressen und Gefressenwerden. Lust und Leid ergaenzt sich in Taeter und Dulder. Alle Tat ist Frucht des Verlangens: das Verlangen treibt dich; den Trieb erleidend, tust du. Tuend leidest du und leidend tust du. Leid aus sich hinaus verlegt, nennt sich Tat. Wir blinden Menschen erkennen das Leid nicht, wenn wir es Tat nennen. Durch Tat ist Leid, durch Leid Tat. Ich tue das Leid, ich leide die Tat. Ich tue oder dulde Leid. Ich leide, weil du mir Leid antust; ich leide, wenn du mir leid tust. Ich mache mich selbst leiden. Ich empfinde mich ausser mir, ich leide in dir. Darum sagt Shankar-atscharya, Verehrung sei ihm: "Tat--dem Wesen nach Leid". Tat und Widerstand--zwiefach Leid. Leid fordert Lust--Lust fordert Leid. Lust--fremdes Leid, Leid--fremde Lust; Lust ist Wirkung aus dir, Leid--Wirkung auf dich. Der Hammer ist zum Schlag, der Amboss zum Widerstand bestellt. Im Hammer Lust und Leid, im Amboss Leid und Lust. Darum ist Ein Wort fuer beides: ashma. Was deiner Empfindung-Anschauung gegensaetzlich erscheint, Duldung wie Tat, waechst aus derselben Wurzel, unterschieden nur durch unterscheidende Benennung, wie Wille und Unwille, wie Ursache und Wirkung, wie Freiheit und Notwendigkeit, wie Zeit und Raum, wie oben und unten--unterscheidende Namen in dir--Zerfall im Ur-sprung in Ich und Du. * Eines in sich ist, was du in karma mit gegenteiligen Namen bezeichnest; Eines, was du verlangend Lust, abweisend Leid nennst; dasselbe un-willig-willig getan, willig-un-willig gelitten. Was von Gedankenwellen dir willkommen zustroemt, erbaut dich, baut das Ich in dir; was dir behagt, was du willfaehrig aufnimmst, was du zustimmend, bejahend, wohlwollend umfasst; was du einwilligend dir aneignest, was sich dir willig fuegt, was dir zu Willen ist, was dein Wille, was du selbst bist, gebaert in dir, deine Seele bewegend--: Zeit, Ursache, Freiheit, Tat und Lust--du tust, dein gegen-Ich-duldet. Was, aus deinem Willen geboren, zu Unwillen in dir wird, was dir als Widerwille Abbruch tut, was dir entgeht, was du unwillig hingibst, unwillig entbehrst, was du widerstrebend empfindest, was dir widersteht, was erwidert, anwidert, was widrig, widerwaertig ist, was wider deinen Willen geschieht, wendet sich gegen dich, gewinnt Macht ueber dich, unterdrueckt dich--aus dem Raum deine Sinne bewegend-- als Duldung und Leid, Wirkung fremder Tat, Notwendigkeit--dein nicht-Ich tut, du duldest. * Du irrst in anfang-endlosem Kreislauf der Erscheinung; du irrst nach Lust, und irrend--irrst du. Dich geluestet und du wandelst, lustbefangen, deine Empfindung zur Vorstellung, deine Einbildung zur Anschauung, zu-Stand zu gegen-Stand; Wille wird Kraft, Zeit wird Raum, Ursache Wirkung; du schaffst, lustgebunden, Zwang, Gesetz, Duldung, Notwendigkeit; es ist Schrecken und Qual, Nacht und Tod. Dich geluestet und du ziehst das Abgestossene, Unlust, Gegenstand, Raum, Kraft, Wirkung, Notwendigkeit Gewordene wieder zustimmend an dich an; nimmst, wider-Stand aufgebend, den Gegensatz wieder wollend in dich auf; wandelst Vorstellung zu Einbildung, wandelst Anschauung zu Empfindung;--durchbrochen ist der Zauber; fremder Gegenstand ist eigener Zustand, was fern schien, ist in dir, was zu fallen schien steigt an, was niederging geht auf und alles Geschehen, was Rueckbildung schien wird Entfaltung, was Vernichtung--Entstehen; Kraft wird zu Willen, Raum wird zu Zeit, Wirkung wird Ursache, Duldung --Tat, Notwendigkeit--Freiheit, und was du Leiden und Tod nanntest, ist Leben und Lust. Du wandelst aus eigener Kraft schlaftrunken in eigener Schoepfung; und wandelnd wandelst du dich selbst, wandelnd wandelst du die Welt. * Freudvoll sind diese Welten--doch vergaenglich sind Freuden dieser Welt; vergaenglich wie Blueten, welkend wie Jugend, enttaeuschend wie Liebesgenuss. Grauenvoll sind diese Welten, wahnbefangen, not und leiderfuellt; ganz im Banne nimmergestillten Verlangens, ganz im Banne ewig friedloser Tat, allen Schrecken preisgegeben, preisgegeben dem Tode. --Eine Welt, in der aller Sieg auf Niederlage ruht, alle Freude auf Schmerz, alle Lust auf Leid, alles Leben auf Vernichtung: vom Brunstschrei bis zum Todesroecheln--eine Welt aus Gier und Frass, aus Angst und Flucht, aus Kampf und Qual; ein ewig stuermendes Meer-- unabsehbar an Raum, endlos an Zeit--an rastlos quellendem Leben uebervoll--nur von Einem Gedanken erfuellt, voll nimmer gestillter Gier, ringsum zu toeten! und toetend zu leben! Henker und Opfer zugleich, wir blinden Menschen. In allen Hoellen und allen Erden dieser Welt--in allen Himmeln!--eine Welt, die sich selbst frisst--nie auszumessendes Mass von Leid.--Wohl dir--wehe dir, dass du blind bist! Wie vermoechte wohl, o Teurer, eine Welt auf tieferem Grauen zu ruhen? Wie vermoechtest du wohl, o Teurer, eine Welt zu ersinnen, grauenvoller als diese? Welten, die andere Welten verschlingen, selbst von anderen Welten verschlungen werden. Grauenvoll sind diese Welten, doch vergaenglich ist alles Grauen. Grauenvoll sind diese Welten;--alles Grauen dieser Welten ruht auf Lust! * Die, erkenntnislos, sich zu Lehrern aufwerfen, reden von guten, reden von schlechten Welten; Toren klagen ueber Verschlimmerung dieser Welt, Toren traeumen von einer Besserung dieser Welt--einer Welt, die ewig auf Verlangen und Widerstand ruht, ewig auf Tat und Duldung, ewig auf Lust und Leid. Dieser Welt Dasein ist durch ur-Sprung, durch zwie-Spalt; durch ent-Zweiung ist diese Welt, durch gegen-Satz, durch wider-Spruch. Wie vermoechte, o Teuerer, bei Menschen, bei Goettern, in Felsen oder Pflanzen, Tat zu schwinden, da Verlangen lebt? Wie vermoechte in der Welt Leid zu schwinden, solange Lust und Tat lebt? Wie gaebe es ein Wirken ohne Ziel, Verlangen ohne Tat, Tat ohne Widerstand, Widerstand ohne Leid? Wie vermoechtest du, o Teurer, in dieser Welt Sieger zu sein ohne Besiegten? Wie ein Selbst ohne Selbstsucht? Ein Ich ohne Du? Wo in dieser Welt weisst du ein Leben ohne Tod? Die Welt ist durch Kampf, Leben durch Vernichtung, aller Aufbau durch Zerstoerung, alles Entstehen durch Vergehen: --in allem Werden liegt ver-Werden. Wie vermoechtest du dieser sich also gestaltenden Welt in die Arme zu fallen? Wie vermoechtest du, o Teurer,--Zeit und Raum durchschauend--solcher Taeuschung nachzuhangen? Erblinde fuer diese Welt! von dieser Welt ungeblendet wirst du sehend. * Wir Menschen steigen an zu Goettern und ueber Goetter hinaus und mit uns steigt alle Gestaltung dieser Welt. Was wir heute Tier oder leblos nennen, ist dann Mensch--Mensch, wie wir heute Menschen sind, mit all unserer Lust und Qual. Menschen steigen an zu Goettern und Menschen bleiben im ewigen Kreislauf und Welt bleibt Welt--ewig wie heute-- ewig nach Erloesung duerstende Seele. Ein unabsehbar ewiger Strom, von Welten und Wesen, der, das All durchmessend, in seiner eigenen Quelle muendet. Wie Meeresatem: Flut folgt auf Ebbe, Ebbe auf Flut; Meeresbewegung wohl, doch keine Fortbewegung des Meeres. Wohl ist Ziel-Bewegung innerhalb dieser Welt, doch keine Fortbewegung der Welt--wohin auch, wenn nicht ueber die Welt hinaus? Wohl ist hier oben, doch ist kein oben allein. Wohl ist jetzt Flut, doch Flut ist durch Ebbe; wohl tagt es, doch Nacht war es vor Tag und Nacht folgt dem Tage und Nacht ist es bei Tag. Nicht Tag allein ist Leben und Welt, Nacht nicht die Kehrseite des Tages: ewig ist Tag und Nacht zu gleich. Aus Einhauch und Aushauch ist Atem, aus Flut und Ebbe Meeresbewegung, aus Tag und Nacht, aus Lust und Leid die atmende Welt. Der Nacht Schlaf ist Erwachen des Tages, Vergehen des Tages ist Entfaltung der Nacht: Was Entwicklung scheint ist ewiger Kreislauf Einheit in sich, in dir unterscheidende Namen. * Verlangen in dir aeussert sich, Wille aus dir gewinnt ausser dir Gestalt, Tat aus-gefuehrt, im gegen-Stand, selbstaendig geworden, stellt sich als eigene Kraft wider dich. Bewusster Wille wandelt sich--aus deinem Bewusstsein entlassen--zu auf dich wirkender Kraft. Aus dir geboren, dein eignes Kind legt Hand an dich. Du wirst von dem ergriffen, was du ergreifst; du bist dem zu eigen, was du dein eigen nennst, und was du schlaegst, schlaegt dich. Dein Werk, aus dir gewirkt, ist Wirklichkeit und wirkt auf dich zurueck. Vorstellend wirkst du und wirkend stellst du vor. Vorstellung ist Wirkung aus dir; gegen-staendlich Vorgestelltes ist Gegenstand; Gegenstand widersteht; Widerstand ist Wirkung auf dich. Wirkend wirkst du auf dich selbst. Freier Wille, als Unwillen aus dir entlassen, noetigt dich, sich gegen dich wendend, als Not-wend-igkeit--karma. --Alle Tat, alles Wirken, alle Wirklichkeit ist wider dich selbst. Darum ist gesagt: "gebunden ist Seele durch sich selbst." Du tust und leidest deine Tat; alle Tat aus dir trifft dich selbst. Was du dem Andern zu tun vermeinst--Gutes wie Boeses--tust du dir selbst. Deine Tat ist dein Urteil, deine Tat ist dein Schicksal. Alles Geschehen dieser Welt--der Gottheit ewig ausgleichende Gerechtigkeit--karma. Darum ist gesagt: "Vergeltung der Tat am Taeter." Darum ist gesagt: "das Trinken der Vergeltung." Darum wird gesagt: seine Lust buessen. * Im verlangenden Ich wirkt sich das Werden dieser Welt. Alle Wirklichkeit ist atmendes Verlangen in dir; in dir ist alles Geschehen und alles Geschehens Wertung. Die ganze Welt ist Inhalt deiner Seele, Ausdruck deines Verlangens, Abbild deiner selbst, sinnliche Ent-Gegnung seelischer Bewegung in dir. Deine Vorstellung, dein Verhalten, deine Auffassung, Gesinnung, Neigung--deine ueber-Zeugung--schafft unterscheidende Namen und unterschiedene Dinge. Eins an sich ist, was du Ursache oder Wirkung, Freiheit oder Notwendigkeit, Tat oder Duldung, Leben oder Tod nennst. Du selbst bist Ur-sache; aus deinem Verlangen schaffen sich die Welten. Dein Verlangen schafft Alles, dein Verlangen wandelt Alles. Endloses Verlangen in dir erscheint als endloses Werden. Aus deinem Verlangen wird die Welt--erscheint und ist. * Alles Wirken und Geschehen--in dir, o Teurer, alle Bewegung und aller Stillstand, alle Unterscheidung und aller Wandel--in dir, o Teurer--Werden ver-Werden--in dir. Im Weichbild deiner Welt spaltet Alles, spielt Alles gegen einander, haelt Alles sich die Wage; alle Tat findet Vergeltung, alles Geschehen gleicht sich aus, aller Gegensatz hebt sich auf, alles Aussereinander kehrt in sich zurueck, wie Wellen sich ebnen. Dieser Welt Gleichgewicht im ewigen Kreislauf durch ur-Teil und gegen-Teil; Vergeltung durch Ausgleich, Frieden durch Gleichmut--in dir, o Teurer, als ewige Gerechtigkeit, als Tugend und Glueck, als Erkenntnis und Weisheit wach. Aller Gegensatz und aller Ausgleich ist in dir, o Teurer. Wie auch Verlangen und Tat, wie auch Liebe und Hass, Lust und Grauen, Leben und Tod dieser Welt gegen einander stuerme--der Welt Wesen ist unbewegt. Wie auch Tag und Dunkel dieser Welt wechsle--dem Wissenden leuchtet ewiges Licht.-- * Du erkennst: Was du in karma mit widersprechenden Namen belegst, ist willkuerliche, in Gegenteile auseinander spaltende, an sich nichtige Unterscheidung in dir-- Was von solchen Unterscheidungen--in dir als Urteil--ausser dir als Eigenschaft der Dinge erscheint, ist nur Kennzeichnung deines wechselnden Verlangens, deines wechselnden zu Standes zum selbstgeschaffenen gegen-Stand. Eines ist, was du--urteilend--willkuerlich scheidest; Eines, was du durch Willensgegensatz in dir zu Gegensaetzen ausser dir praegst: Willensgestaltung; dein Willen und was wider deinen Willen, wieder dein Wille ist. Urteil und Eigenschaft der Dinge und des Geschehens ist deine Empfindung und Widerspiegelung deines innen-Befindens; ist deine Einbildung und nach aussen Verlegung--Auslegung deiner Einbildung, das ist Vorstellung; unbewusst bewusste Einbildung, bewusst unbewusste Vorstellung. Eigen Geschaffenes legen wir den Dingen bei und nennen es der Dinge Eigenschaften; eigen Gewirktes--Wirklichkeit dieser Welt. Ich aus s-Ich wirkend, wirkt die Wirklichkeit dieser Welt--Ich ist karma. Du selbst bist Ur-sache: bist Anziehung und Abstossung, Liebe und Hass; Lust und Leid ist Abbild deiner selbst, dein Werden ver-Werden. Einheit an sich--in dir unterscheidende Namen. In deinem Herzen sind die Auseinandertretungen, Unterscheidung deine eigene Schoepfung. Nur in deiner Empfindung ist Wandel, nur in dir ist Leben und Atem, nur wo du bist, ist Welt: Spiel deiner Seele, lebendige Schoepfung aus eigner freier selbstherrlicher Kraft. Du erkennst dich Atma in allen Namen, du erkennst dich Atma in allen Wesen dieser Welt: das Alles bist du, endlos an Gestaltung und Zahl. Darum ist gesagt: "Himmel und Erde in deinem Herzen." * Durch ur-Sprung--ur-Teil, sich ab-scheidend unter-scheidet: Ich --Welt; weiss sich Bestand--Akasha; fuehlt Verlangen--Kama; erfaehrt Wirklichkeit--Karma; unterscheidet in Akasha atmend: Zeit und Raum; unterscheidet in Kama atmend: Wille und Kraft; unterscheidet in Karma atmend: Tat und Duldung--: all-so ur-Teil--gegen-Teil atmend wirkt s-Ich in dir die Wirklichkeit dieser Welt. Alle unter-Scheidung durch ab-Scheidung im ur-Sprung;--alle ver-Schiedenheit, alle Umwandlung, alle Vielheit blosse Worte, nur Namen--Eines ist es in Wahrheit. Sehend geworden erkennst du: Es ist der Welt, die dich lebt, Atmen: -- atma -- * So, o Teurer, moegen wir Menschen, die Erscheinung durchschauend, uns Karma vorstellen. Vorstellung, nicht letzte Erkenntnis. Weg zur grossen Lehre, draussen Stehenden ein zu bewahrendes Geheimnis-- verhuellte Wahrheit--upanishad. * * * So lautet in aranada-upanishad der vierte adhaya: Karma, Wirklichkeit; nunmehr: Manas, Verstand und Urteil. V. DER URTEILENDE VERSTAND -- manas -- Zu dem was ich dir nunmehr zu sagen gedenke, o Teurer, behalte vor Augen: Geringes Verstaendnis spricht durch uns Menschen: Von Trugbildern unserer Sinne geblendet, taumeln wir, einer geaengstigten Herde gleich, dahin und dorthin, von Torheit zu Torheit, wie Blinde von Blinden, wie Irre von Irren gefuehrt.-- Sagt dir Jemand: zu verwerfen sei diese Lehre, sie hebe den Unterschied zwischen Recht und Unrecht auf, sie preise nicht das Gute und verabscheue nicht das Boese--so antworte ihm: diese Lehre lehrt, ueber Recht und Unrecht hinaus, der Menschheit hoechstes Ziel-- Selbstlosigkeit. Und gewiss: festgefuegt ist der Grundbau dieser Lehre, unerschuetterlich, auf dem Grunde, der unsere Welt traegt. Ist das Eine so ist das Andere--untrennbar; untrennbar ist Erloesung von dieser Lehre vollem Erleben. * Durch ur-Sprung: ur-Teil-Ich-er-Scheinung; aus ur-Teil-Ich: ver-Langen: --Tat; aus Tat-widerstand: --Verstaendnis. -- MANAS -- * Manas--Denktaetigkeit dieser Welt, Namen des Bewusstseins: Unterscheidung, UEberlegung, Erwaegung, Einsicht, Verstand und Urteil. Also ist die Unterweisung: Ich komme auf Gesagtes zurueck, o Teurer: widersprechend ist der Wille in den Beiden, die von getrenntem Standort aus--verstaendnislos --einander bekaempfen; widersprechend auch das Urteil. Ich, siegend, will die Tat, und sein Urteil ist seinem Willen gemaess: "du bist meine Nahrung, ich toete dich, es ist mein Recht". Ich, unterliegend, enwill die Tat, und sein Urteil ist seinem Willen gemaess: "du darfst mich nicht toeten, es ist Unrecht und boese." * Du erwaegst zunaechst das Urteil im Raum erscheinend: Der Gedanke in beiden ist Einer: Ich-Bestand, Ich-Verlangen, Ich-Tat; Bestand, Verlangen, Tat steht in Ich und Ich sich selbst gegenueber. Im Einen wie im Andern derselbe Wille, dieselbe Tat-- widersprechendes Urteil. Jeder der Beiden will die Tat tun, Keiner der Beiden will die Tat dulden. Wer angreift und siegt, lobt Wollen und Tun; wer abwehrt und erliegt, schilt Wollen und Tun. Hier Lob, dort Tadel; Recht dem Einen ist Schuld dem Andern. Urteil widerspricht sich im Raum.-- * Ferner: Urteil in der Zeit erscheinend: Je nachdem Ich Angriff-Abwehr aufnimmt auf gibt, gestaltet sich das Urteil im Ich. Ich, das angreifend die Tat tun will, Ich, das angegriffen die Tat nicht dulden will--wechselt seinen Stand zur Tat: will, was es dem Andern antun wollte, nicht mehr tun; will selbst erdulden, was der Andere von ihm erdulden sollte--will dulden, nicht tun. Mit gewechseltem Standort wechselt der Wille, mit gewechseltem Wollen wechselt das Urteil. Ich schilt, was es lobte, Ich lobt, was es schalt. Urteil wechselt in der Zeit.-- * Und ferner: Urteil in sich: Je nach dem vierfachen Standort des Ich im Verlangen, je nach zwiefachem Stand des Ich in sich, je nach zwiefachem Stand des Ich ausser sich, ist die Beziehung des Ich zum gegenstaendlich aufgefassten Gedanken, ist Willen und Urteil des Ich. Ein und das selbe Ding, das selbe Tun, der selbe Vorgang, Ein Geschehen, Ein Gedanke erscheint im Ich als verschieden, als in gegen-Teile zerfallen, als Zweierlei, je nach dem Willensstandort des Ich zum Gedanken--je nachdem der Gedanke dem Ich als Gegensatz zu sich, oder als Gegensatz in sich, als fremder Gegenstand oder als eigener Zustand erscheint. Der einheitliche Gedanke: 'Frass' wird zweierlei: 'Frass an dir--Frass an mir, fressen und gefressen werden'. * Das selbe Eine unveraenderte Ich urteilt ueber den selben Einen unveraenderten Gedanken vom selben Standort zur selben Zeit-- zwiefach; zwiefach auf jedem Standort, zwiefach zu jeder Zeit; gut und zugleich boese, schoen und zugleich haesslich, recht und zugleich schuld, je nachdem Ich den Gedanken aufnehmen oder abweisen will, je nachdem das Urteil dem eigenen oder dem gegenstaendlichen Ich gelten soll, je nachdem das Urteil mein Ich--m-Ich, oder dein Ich--d-Ich betrifft. Angreifend haelt Ich Angriff fuer Recht, doch selbst angegriffen fuer Schuld. Fressend haelt Ich das Tun fuer loeblich und gut, doch selbst gefressen fuer unrecht und boese--, dich fressen ist recht, mich fressen ist schuld'. Lob und Tadel, gut und boese, schoen und haesslich, Frass und nicht Frass in Einem Atem, Verlangen, urteilend, steht sich selbst gegenueber. Alles Urteil traegt sein Gegenurteil in sich. Wie kein Teil ohne Gegenteil, so kein Urteil ohne Gegenurteil. Urteil ist nicht nur zwiespaeltig vom zwiefachen Standort des Ich im Raum, nicht nur zwiespaeltig vom zwiefachen Standort des Ich in der Zeit, Urteil ist zwiespaeltig in sich. * Alles Urteil ruht in der Selbstherrlichkeit Ich; alles Urteil im Ich ist will-kuer-lich wechselnd. Urteil widerspricht sich im Raum; Urteil wechselt in der Zeit. Alle Entscheidung im Urteil ruht auf Entscheidung im Willen. Willen liegt unmittelbar in jedem Urteil. Urteil und Willen deckt sich. Urteil ist Ausdruck des Willens. Immer ist Willen Lust; immer ist Unwille Leid. Willen hat immer Recht: 'ich habe Lust--ich will; ich leide es nicht--will nicht. Was ich will ist gut; ich will es, darum ist es gut; boese ist was ich nicht will, was nicht ich will, was mich will.' 'ich habe recht' heisst: 'ich will'; 'du hast Unrecht' heisst: 'ich will nicht'; 'du sollst' ist dasselbe wie 'ich will'; 'du darfst nicht' ist dasselbe wie 'ich will nicht'.--Alles Gebot, alles Verbot --muessige Fragen dem Wissenden. Was ich an mich ziehe, nenne ich anziehend; was wider mich ist, ist widerlich; was mir schadet, ist schaedlich; was meinen Zwecken dient, ist zweckmaessig; was nicht mir nutzt--nichtsnutzig; was zu schonen ist, ist schoen; was ich liebe, ist lieblich; was ich hasse-- haesslich. Lust hier ist Leid dort; Lust jetzt ist Leid dann; in Lust ist Leid, in Leid ist Lust; Lust ist Leid, Leid ist Lust. Keine guten und keine boesen Dinge auf der Welt; keine guten, keine boesen Geschoepfe; keine guten, keine boesen Menschen. Boese ist, was zu mir boese ist; gut ist, was zu mir gut ist. Du willst Wirkung aus dir; ungewollte Wirkung auf dich nennst du boese. Gutes wie Boeses ist nur in deinem Urteil--sonst nirgends. Du lobst und tadelst dich selbst, je nachdem du am gegen-Stand an-Teil nimmst, je nachdem du dich selbst im gegen-Stand bewusst oder unbewusst empfindest. Du erkennst: es gibt kein Urteil ansich. Urteil ist nur Rechtfertigung, nur Entschuldigung, nur Beschoenigung deines Verlangens. Was als Urteil im Ich erscheint ist Willensausdruck. Wille ist Ich. Ich will, Ich urteilt. Es gibt kein Urteil --Ich ist Urteil.-- Dies wunderbar Einfache erfasst die Menschheit nicht. * Wie dein Stand im Raum bestimmt, was mit rechts oder mit links, was mit oben oder mit unten zu bezeichnen sei; wie dein Stand in der Zeit bestimmt, was du als Vergangenheit und was du als Zukunft unterscheidest, so bestimmt deine Beziehung zum Gedanken, dein zu-Stand zum gegen-Stand--das Wollen in dir--du selbst--was du gut oder boese, schoen oder haesslich, Recht oder Schuld nennst, und wie jenen Bedeutungen, so kommt auch diesen keine Wahrheit zu.--Wie deine gegen-Wart in Raum und Zeit ein willkuerlicher Scheidepunkt ist, der dir das Recht zu geben scheint, Verschiedenheit zu schaffen, ein rechts und ein links, ein oben und ein unten, ein vorher und nachher zu unterscheiden, so schafft deine gegen-Wart zum gegen-Stand, deine Beziehung zum gegenstaendlich aufgefassten Gedanken, dein Stand im Verlangen, der Wille in dir--du selbst--Unterscheidung im Ungeschiedenen, macht dich als Gegensatz unterscheiden, was Eines ist: dein Verlangen--du selbst. In deinem Herzen sind die Auseinandertretungen, in dir ist Unterscheidung und aller Wandel der Unterscheidung. Wie aus rechts links wird, wie aus oben unten wird, wie aus hier dort wird, wie aus Zeit Raum wird, aus Willen Kraft, aus Freiheit Notwendigkeit, aus Tat Duldung, aus Lust Leid, aus Liebe Hass--so wird aus gut boese, aus boese gut, sobald du--atmend--dich in Gedanken wendest. Du neigst dich dem einen zu und neigst dich dem anderen ab. Dein Standort bedingt deinen zu-Stand; dein Zustand bedingt Willen und Urteil; Wille und Urteil bist du selbst. Du urteilst gerecht nach bestem Wissen und Gewissen. Wie du auch urteilst, du urteilst von dir aus; von deinem Standort aus beurteilst du deinen gegen-Stand; je nach deinem Ver-staendnis, je nach deinem Ab-stand oder deinem An-stand bildet sich dein Urteil. Wie du auch urteilst, es bleibt dein Urteil. Du erwartest, hoffst, nimmst Anteil; deine Zuneigung entscheidet oder deine Abneigung, Naehe oder Ferne deines Standortes. Wechselt dein Standort, so wechselt deine 'An-sicht'; wechselt deine Ansicht, so wechselt dein Urteil. Du schaust und urteilst vom Standort des Taeters oder schaust und urteilst vom Standort des Dulders; du versetzt dich in die Lage des Henkers oder in die Lage des Opfers; du nimmst, je nachdem du dich selbst fressend oder gefressen fuehlst, bewusst oder unbewusst Partei. * Dein Urteil ist deine Anteil-nahme, deine Be-teil-igung am Gegen-stand. Was dem Beurteilten von dir zuteil wird, bist du selbst. Dein Urteil ist dein Eingehen in den Gegen-stand, dein 'inter-esse', dein Einssein mit dem Gegenstand. Du bist Richter in eigener Sache und urteilend triffst du dich selbst. Wie du auch urteilst, dein Urteil bleibt einseitig; doppelseitiges Urteil waere Widerspruch in sich; vollstaendiges Ur-teil waere vollstaendiges Teil. Gerechtes Urteil urteilt nicht. Bedeutungslos ob Jemand deinem Urteil widerspricht, denn er urteilt von eigenem Standort; bedeutungslos ob Jemand deinem Urteil zustimmt; bedeutungslos wenn die Besten deines Volkes und aller Voelker deines Urteils sind. Alle die, welche deinem Urteil beistimmen, stehen bei dir, sind dir Beistand, vertreten deinen Standpunkt, sind mit dir ein-ver-standen, deine Standesgenossen, deine Partner--nichts mehr. Alles Urteil ist Partei. Alle Urteils-Wertung liegt in dir; was du am gegen-Stand beurteilst, bist du selbst--am Wesen des Beurteilten haftet kein Hauch deines Urteils, in keiner Form, in keinem Sinne, weder offen noch verborgen, weder hier noch sonstwo, weder heute noch je--Urteil ist Ausdruck deines Verlangens. * Alle Wahrnehmung schafft sich in dir: gleichviel ob du solche als unbestreitbare Beschaffenheit des Gegenstandes erachtest, oder als eigengeschaffenes Willens Urteil durchschaust. Eigenschaft ausser dir und Urteil in dir ist Eines; je nach sinnlicher oder seelischer Auffassung erscheint dir das Geschaute fremd oder eigen, sachlich in sich oder willkuerlich aus dir. Was dir Eigenschaft der Dinge scheint, ist Auslegung deiner Empfindung, ist dein eigener Zustand in den Gegen-stand verlegt; ist schaffendes Verlangen aus dir in deinen Gegenstand uebertragen. Seelisches Verlangen in dir gewinnt sinnliches Leben ausser dir; Verlangen ausgelegt, im Raum selb-staendig geworden, wird leibhaftig, tritt dir als Ding verkoerpert gegenueber. Deiner eigenen Seele Schoepfung, in raeumliche Wirklichkeit hinausverlegt, ist ausser dem Bereich deiner Seele dir entfremdet, darum von dir nicht mehr als Eigenschaffung erkannt, darum als Ding und Eigenschaft des Dinges sinnlich geschaut. Je unmittelbarer die schaffende Vorstellung aus dir quillt, je unbewusster du selbst deine Vorstellung bist, desto fremder und ferner, desto unbedingter erscheint dir das zur Vorstellung Gewordene, erscheint sachlich an sich. Erscheint dir aber Ding und Eigenschaft sachlich und unbedingt an sich, so erscheint auch alle Wahrnehmung am Dinge: Vielheit, Mass und Lage, Bewegung, Verhalten und Verhaeltnis der Dinge untereinander unbedingt, so erscheint die ganze dingliche Aussenwelt, alle Wirklichkeit unabhaengig von dir, unabhaengig von deiner Wahrnehmung und Empfindung. Was unbedingt scheint, bedingst du selbst; die Be-ding-ung ist in dir, daher die scheinbare Unbedingtheit. Dein Anteil an den Dingen schafft Ding und Eigenschaft der Dinge; der Dinge Anteil an dir ist dein Urteil und bist du selbst. Eigen Geschaffenes legen wir den Dingen bei und nennen es der Dinge Eigenschaften--eigen Gewirktes Wirklichkeit dieser Welt. * Urteilendes Urteil ist nur wo eine Beur-teilung von Ding und Eigenschaft, wo eine Teilung im Urteil moeglich ist. Ist eine Wahlentscheidung zwischen Moeglichkeiten--eine Will-kuer im Urteil nicht denkbar, das heisst: sind Zwei-fel, das heisst zwei Faelle im Urteil ausgeschlossen, so ist kein 'Urteil', so ist blosse Benennung oder erweiterte Einsicht--Ent-deckung--nicht Urteil--wie: Die drei Seiten eines Dreiecks, einer drei-geteilten Geraden entnommen, ergeben zusammengetan wieder die Gerade; die drei Winkel eines Dreiecks, dem drei geteilten Winkel einer Geraden entnommen, ergeben zusammengetan wieder den Winkel einer Geraden--nicht Urteil, sondern blosses Ergebnis einer Drei Teilung und Wiederzusammenfuegung der Drei Teilung; selbstverstaendlich--daher unwiderleglich, nichtssagend--daher widerspruchslos, gleichgueltig--daher allgemeingueltig, daher unbedingt, sachlich an sich erscheinend;-- blosse Wiederholung des Selben, wie: 'zwei mal zwei gleich vier', das heisst: 'vier ist das Gleiche wie zwei mal zwei', blosse Umstellung oder Umbenennung, dieselbe Aussage mit andern Worten--faelschlich 'Urteil' genannt. Willenloses Urteil, 'Urteil in sich' ist undenkbar, schuefe ewig Unloesliches, schuefe sich selbst Aufhebendes--waere sinnliche Gottheit --undenkbar. * Dein Urteil wertet den Gegenstand. Was von Geschehen oder Dingen dir gleichgueltig oder wertvoll erscheint, was zweckmaessig oder ziellos, unwiderleglich oder fraglich, vergaenglich oder ewig, Zufall oder sogenanntes Gesetz--alle Wahrnehmung und Eigenschaft, unmittelbare Gewissheit oder blosse Benennung--alles ausser dir Erscheinende ist aus dir hinausverlegte Vorstellung--sinnlich gewordene Ent-gegnung seelischer Bewegung in dir, Ausdruck deiner Anteilnahme, deiner Wertung, Abschaetzung, Mass deines Verlangens--Widerschein deiner selbst. Die ganze Welt ausser dir ruht auf Verlangen in dir-- einheitliches Verlangen vom ur-teilenden Ich als eigener Zustand oder als fremder Gegen-stand auf gefasst. Verlangendes Urteil--urteilendes Verlangen in dir ist weltzeugende Kraft--aus dir gezeugte UEberzeugung--du selbst. In dir ist Ur-sprung--du selbst bist die in Raum und Zeit erscheinende, die wirkliche Welt; wie gaebe es in der eigenen Erscheinungswelt eine Erscheinung unabhaengig von dir? Wie wolltest du die selbstgeschaffene Welt anders als in dir selbst erfassen? Du bist Herr und Mass, Gesetz und Schoepfer aller Dinge und deiner selbst. Was unergruendbar bleibt ist unergruendbarer Ursprung--Unaufloeslichkeit ewiger Wahrheit bist du selbst. * Ein Heer von Zweifeln stuermt auf dich ein--hoffe auf Erleuchtung --sei der Erleuchtung gewiss. * Noch einmal: Alles Urteil ist nur in dir. Alles Urteil traegt sein gegen-Urteil unmittelbar und unabloeslich in sich. Alles Urteil hebt sich mit gewechseltem Willen zu nichts auf. Urteil hat in sich, Urteil hat in dir keine Geltung, ist gleichgueltig, gleich ungueltig, bedeutungslos, sinnlos, leer, nichtig in dir, nichtig in sich. Du erkennst: Was du urteilend mit widersprechenden Namen belegst, ist willkuerliche, in 'Gegen'teile auseinanderspaltende, an sich nichtige Unterscheidung in dir. Was von solcher Unterscheidung--in dir als Urteil--ausser dir als Eigenschaft der Dinge erscheint, ist Kennzeichnung deiner Gegen-wart im Verlangen, Kennzeichnung deiner Beziehung zum gegen-Stand,--dein Standort, dein zu-Stand, dein ver-Stand. Urteil und Eigenschaft ist deine Empfindung und nach-aussen- Verlegung--Auslegung deines innen-Befindens; deine Einbildung und Widerspiegelung deiner Einbildung, das ist Vorstellung; unbewusst-be-wusste Einbildung, bewusst-unbewusste Vorstellung--je nach deinem Wachsen oder Welken im Atem dieser Welt; Atem des Verlangens: Lust oder Unlust, Liebe oder Hass; je nach deiner Stimmung ist deine Bestimmung des gegen-Standes; je nachdem dir zu Mute ist, deine Zumutung an den Gegenstand; je nach deinem Verhalten dein Dafuerhalten; je nach deinem Befinden ist deine Empfindung; je nach deiner Einstellung--deine Vorstellung.--Deine Auffassung, Beziehung, Gesinnung, Neigung, dein Werden-ver-werden schafft Urteil, Namen und Dinge. Eines ist, was du urteilend willkuerlich scheidest; Eines, was du durch Willensgegensatz in dir zu Gegensaetzen ausser dir praegst-- Willensgestaltung, dein Wille und was wider deinen Willen wieder dein Wille ist: Aus dir gewirkt, auf dich wirkend--Wirkung und Wirklichkeit dieser Welt--deine eigene Schoepfung--du selbst. Solches hast du klar erkannt. * Es gibt kein Urteil an sich.--Aufgegangen in dir ist diese Erkenntnis; von solcher Erkenntnis vermagst du ferner nicht mehr abzuweichen. Bedeutungslos, wenn die verworren denkende Menge solcher Erkenntnis fern bleibt; bedeutungslos, wenn einsichtige und wohlwollende Maenner vor solcher Erkenntnis zurueckschrecken, wenn solche, die sich fuer Wissende halten, bisher nicht gleich dir erkannten; bedeutungslos, wenn solche Erkenntnis in keinem der zahllosen Geschoepfe dieser atmenden Welt aufgeleuchtet waere--von Menschen keinem, von Goettern keinem--wenn du allein stuendest mit solcher Erkenntnis--bedeutunglos; unerschuettert bleibt: es gibt kein Urteil. Urteil ist Wille, Wille ist Ich, Ich ist Urteil. Wie im ersten Samenerguss die ganze Menschheit ruht, so ruht alles Urteil im ur-Teil-Ich. Ich-Ur-Teil ist Ich-Urteil. Darum lehrt De-schin-scheg-pa, der Feindbesieger und heilig vollendete Buddha, dass alles Auffassen in der Ichheit ein Nicht-auffassen sei. * Ausgeloescht sind die in Rede stehenden Begriffe, ausgeloescht alle dazwischen liegenden, alle verwandten Bezeichnungen, Beilegungen, Eigenschaften--ausgeloescht alles Urteil, alles An-sich sein dieser Welt. Alle Unterscheidung durch Urteil--Recht und Schuld, gut und boese, Lob und Tadel, schoen und haesslich--Gebot, Verbot--blosse Namen, nur Worte die sogenannten ewigen Gesetze--muessige Fragen dem Wissenden. Ausgeloescht--vernichtet, worauf die Welt gebaut schien--Spiel deiner Seele, ein blosses Bild, ein Traum--nicht ist Urteil, nicht sind diese Begriffe in Wahrheit. Solches hast du klar erkannt; von solcher Erkenntnis vermagst du ferner nicht mehr abzuweichen... es sei denn, dass du--ueber dieses hinaus--zu tieferer Einsicht zu gelangen vermoechtest. * In deinem Herzen sind die Auseinandertretungen, in deinem Herzen ist Unterscheidung und Wandel der Unterscheidung, in deinem Herzen die Schoepfung dieser Welt. Du selbst schaffst Zeit und Raum, du selbst bist Willen und Kraft, in dir ist Tat und Duldung, Ursache und Folge, Freiheit und Notwendigkeit; durch dich ist Verstand und Urteil, Recht und Schuld, gut und boese, schoen und haesslich, durch dich ist diese Welt. Du bist Verlangen und Tat, Gesetz und Richter, Herr und Knecht, Schoepfer und Vernichter deiner Welt, deiner Welt Leben und Atmen-- Atma-- Ausgeloescht, vernichtet, was unantastbar, was ewig schien--und nur Eines besteht: Ich! Ich und die Welt, die das Ich sich schafft-- die Welt mit allem Heil und Unheil, mit aller Herrlichkeit und aller Qual, aller Hoffnung und Enttaeuschung, aller Hoheit und aller Nichtigkeit--die Welt des Guten und Boesen. Keine Welt ohne Ich und Verlangen, keine Welt ohne Tat und Tat Widerstand, keine Welt ohne Lust und Leid, keine Welt ohne gut und boese. Untrennbar ist Boeses von Gutem, untrennbar Gutes und Boeses von Ich und Welt. Ursprung des Boesen ist Ursprung des Ich. Das Boese zu treffen, triff dich selbst. Darum sagt Omar, der Zeltweber: "Ich selbst bin Himmel und Hoelle". Dies ist Loesung der Frage, um die du mich angingst--Ursprung des Boesen--Quell alles Guten--restlose Loesung! * Es gibt nur Ein Boeses in der Welt: die Ich-bin-heit-- Selbstsucht, und alles was du Suende, Knechtschaft, Leiden nennst, fliesst aus ihr--Samsara. Es gibt nur Ein Gut in der Welt: Selbstlosigkeit--und Erloesung fliesst aus ihr--Nirvana. Erloesung vom Boesen ist Erloesung vom Ich. Selbstsucht zu Ende gedacht ist Selbstlosigkeit. Sei selbstlos aus Selbstsucht. Gib alles auf um alles zu gewinnen; du bereicherst dich gebend, nehmend beraubst du dich. Es ist kein anderer Weg zum Gehen--der heilige Weg aus Schein zu Wahrheit, aus Nacht zu Licht, aus Tod zu Unsterblichkeit. * Noch einmal durchdenke ich mit dir das Geschehen dieser Welt, die zwiefache in gegen-Teile zerfallende Beziehung des Ich zum eigenen gegen-staendlich auf gefassten Gedanken--: ab-Stand der gegen-Teile von einander und ver-Stand der gegen-Teile zu einander; den Weg aus Standhaftigkeit zu ver-Staendnis, den Weg aus Blindheit zu Erkenntnis, den Weg aus dem Ich zum nicht-Ich. Zwischen Ich im eigen-Stand und Ich im gegen-Stand liegt die trennende Vorstellung--: nicht-Ich. Ich, vom Trugbild der Sinne geblendet, ver-kennt sich im gegenueberstehenden Ich--wie der Hund sich selbst im Spiegel anknurrt. Zwischen Ich und Ich klafft Spaltung, Zwietracht, Zwist, Kampf. Ich hier: "ja, ich will dich!" Ich dort: "nein, ich will dich!" Verlangen lebt, waechst, uebersteigt sich--faellt. Henker und Opfer kommen sich entgegen. Ich hier, wie Ich dort, wechselt in seinem Zustand, laesst von seiner Stand-haftigkeit, gibt wider-Stand auf, nimmt ab-Stand vom eigen-Stand, naehert sich seinem gegen-Stand, ver-stellt sich auf den Stand des Gegners, ver-staendigt sich mit ihm, ver-steht ihn--Ich hat Selb-staend-igkeit aufgegeben, Ich hat ver-Stand gewonnen. Ich hier wie ich dort aendert mit geaendertem Stand Ansicht und Willen; Ich aendert sich, Ich wird ein anderes. Ich wandelt in Zeit und Raum; Ich-Standort-Wandel wandelt das Ich. Fremder gegen-Stand wird durch ver-Stand zu eigenem zu-Stand. Ich hier wie Ich dort ist aus Raum in Zeit getreten, Eins mit seinem Gegner: kein Gegner mehr, keine Gegnerschaft, kein Widerwille, kein Widerstand, keine Tat. Ich hat sich durch ver-Staendnis im wider-Ich wieder erkannt--Ich hat Erkenntnis gewonnen, Ich hat im du sich selbst wieder gefunden. Raum entzweit, Zeit eint. Was im Raum geschieden ist, faellt in der Zeit zusammen. Was sinnliche Anschauung trennt, eint seelische Erkenntnis. Ich und Ich, von blinder Anschauung aus-ein-ander gehalten, fallen, sehend geworden in-ein-ander. * Und noch einmal: Sittlichkeit ist Durchschauen der Erscheinung. Ich ur-Teil, in sich gespalten, von sinnlicher Vorstellung "nicht-Ich" geblendet, in zwei Ich gegen-ein-ander entzweit: Ich hier: "Ich will Tat-Angriff gegen dich." Ich dort: "Ich will Tat-Abwehr gegen dich". Ich, durch seelisches ver-Staendnis sehend geworden, erkennt im nicht-Ich sich selbst,--das trennende 'hier und dort' ist fortgefallen--ver-ein-igt, ein-muetig, Ein Ich, ein-ig, eines Willens: "Keine Tat gegen mich selbst." Sich selbst im Anderen erkennend vermagst du nicht boese zu wollen. * Wie ein Ich auf zwei Standorten im Raum in zwei Ich gegen einander entzweit ist, so sind zwei Ich in der Zeit auf Einem Standort zu einander vereint: Eines. Aller Zwiespalt durch Ich-da-Sein, durch Ich-bin-heit, asmita,-- durch Selbstsucht; alle Eintracht durch ver-Staendnis, durch Erkenntnis --durch Selbstlosigkeit--das Geheimnis alles Geschehens, alles Werdens und Vergehens alles Lebens, alles Streites, alles Friedens, aller Sittlichkeit auf Erden--der Weg aus dem Ich zum nicht-Ich, der Weg zu Erloesung, der heilige Weg. * Durch Ur-sprung in Ich und Ich: ist Ent-zwei-ung, Verlangen hier und Widerstand dort, Ein-tracht durch Erkenntnis. Geschlossen hat sich der Zwiespalt, ausgefuellt die Kluft, verraucht das Verlangen; der Streit ist begraben, aufgegeben Tat, Frieden gewonnen; erreicht aller Sittlichkeit hoechst gepriesenes Gut, erstanden das Wunder: Selbstlosigkeit--Nirvana in Samsara. * Durch ur-Sprung ur-Teil, sich abscheidend, unter-scheidet: Ich und Welt; unterscheidet da seiend: Zeit und Raum; unterscheidet verlangend: Wille und Kraft; unterscheidet wirkend: Tat und Duldung, Freiheit und Notwendigkeit, Lust und Leid; unterscheidet urteilend: gut und boese, Recht und Schuld, schoen und haesslich; also in allen Dingen dieser Welt ur-Teil-gegen-Teil atmend wirkt s-Ich die Wirklichkeit, wirkt s-Ich das Verstaendnis dieser Welt. Alle unter-Scheidung durch ab-Scheidung im ur-Sprung; durch ur-Teil-ent-Scheidung alle ver-Schied-enheit; alles er-Schein-ende durch ur-Teils Urteil. Auf blossen Worten beruhend die Vielheit, nur Namen--Eines ist es in Wahrheit. Sehend geworden erkennst du: Es ist der Welt, die dich lebt, Atmen. -- atma -- * Geringes Verstaendnis lebt in uns Menschen. Vom Trugbild dieser Welt geblendet, irren wir, einer duerstenden Herde gleich, dahin und dorthin, blind gegen den Quell alles Lebens. Wo ist Erloesung?--Da, wo Erkenntnis ist. Sagt dir jemand: zu verwerfen sei diese Lehre, sie hebe den Unterschied zwischen Recht und Unrecht auf, sie preise nicht das Gute und verabscheue nicht das Boese, so antworte ihm: Diese Lehre lehrt ueber sinnliche Erscheinung hinaus--Seelen- Einheit--ueber menschliches Urteil hinaus--der Menschheit hoechstes Ziel: Selbstlosigkeit. Selbstlosigkeit loest aus den Fesseln des Ich, aus den Fesseln nimmer gestillten Verlangens, aus nimmer gestillter Hoffnung, aus dem Kerker dieser Welt zur urewigen Heimat. Und gewiss! Fest gefuegt ist der Grundbau dieser Lehre, unerschuetterlich, auf dem Grunde, der unsre Welt traegt. Ist das Eine, so ist das Andere--untrennbar; untrennbar Erloesung von dieser Lehre vollem Erleben. Nicht an vergaenglichem Werke wirke ich, in der Gottheit Tiefen ruht die Lehre, Menschen im Koerper schier unergruendlich-- unergruendlich. Ehernes Tor der Erkenntnis--erloesende Wahrheit. * So lautet in aranada-upanishad der fuenfte adhyaya: manas, Verstand und Urteil; nunmehr: buddhi, Erwachen. VI. ERWACHEN AUS DER ERSCHEINUNG -- buddhi -- Zu dem, was ich dir noch vom Kreislauf der Erscheinung zu sagen gedenke, o Teurer, erfasse wohl: Auf Einem Gedanken ruht wovon ich dir rede--Samsara; auf Umzulangen im Ur-sprueng--auf Verlangen ruht diese Welt. Eines ist, was wir, in dieser Welt erwachend, rastlos suchen; Eines, was wir, in irdischer Anschauung befangen, vielheitlich schauen; Eines nur, was wir mit zahllosen Worten benennen; alles Geschehen und alle Gestaltung, aller Geschoepfe und aller Welten all-einiger Gedanke: -- Verlangen -- Verlangen, dem Ursprung entquellend, Verlangen nach UEberbrueckung der Kluft, Verlangen nach Wiedervereinigung--unserer Leben Sinn und aller Welten Ziel: Verlangen nach Erloesung. * Was ich dir von tiefer Erkenntnis verkuendige, besitzt die Menschheit nicht, und nicht ueberliefert wurde mir die Lehre aus der Gemeinschaft hoher Meister--: den Sinnen entrueckt, der Gedankenqual entronnen, in wunschloser Allhingebung versunken--fand ich mich erleuchtet. Erkenntnis trat zu Tage, wuchs und erstarkte. In solche Erkenntnis weihe ich dich ein; von solcher Erkenntnis getragen erachte dich auf rechtem Wege--du nahst den Wissenden. * All-ur-sprung: ur-Teil und gegen-Teil; aus solcher Ent-zwei-ung--: ver-Langen nach Ergaenzung; aus solchem Verlangen--: Tat; aus Tat-widerstand--: Erkenntnis -- BUDDHI -- aller Welten Hoheziel!--Erfasse den grossen Gedanken, ehe deine Lippe ihn ausspricht-- --Erwachen der Menschheit-- * Wer sein Heil im 'Ich' sucht, dem ist Selbstsucht Gebot, dem ist Selbstsucht Gottheit. Wer sein Heil in dieser Welt sucht, der bleibt dieser Welt verfallen; dem ist kein Entrinnen aus ungestilltem Verlangen; dem ist kein Entrinnen aus nichtigem Spiel; dem ist kein Entrinnen aus den engen Fesseln des 'Ich'. Wer sich aus dieser Welt nicht erhebt, der lebt und vergeht mit seiner Welt. Wem die Gnade des Ishvara das Auge geoeffnet hat, der durchschaut diese Welt. Wer diese Welt durchschaut, der ist fuer diese Welt verloren. Darum ist Erkenntnis Enttaeuschung, darum ist Erkenntnis Erwachen. Erwachen ist Erloesung--Erloesung ist Vollendung in Gottheit. Davon ist gesagt: "Erkenntnis--und einen andern Weg hat der Mensch nicht." * Huete das Urerbe--dir zum Heil und allen denen, die auf Erden mit dem Tode ringen. * Also ist die Unterweisung: Aus Sinnes-wahr-nehmung wird, was du Wirklichkeit dieser Welt nennst. Was deinen Sinnen wirklich wahr scheint, ist deinem Nachsinnen hinfaellig; was deinen Sinnen standhaelt, flieht vor deinem Besinnen, muendet, sich selbstwidersprechend, in Widersinn, und nur in sinnlicher Auffassung scheint Sinn in der Welt. Und gewiss: waere letzter Sinn in der Erscheinung, so waere Erscheinung Wesen. Sinneswahrnehmung in dir ist rings um dich sinnlich begrenzt. Grenze deines Schauens ist der Gegenstaende sinnlicher Widerstand-- Seele der Dinge bleibt deinen Sinnen ewig unnahbar. Wie ein Strom Ufer von Ufer trennt, so trennt sinnliche Anschauung Seele von Seele; und wie du von Ufer zu Ufer auf unsicher schwankender Faehre gelangst, so gelangt Seele zu Seele durch blind suchende Sinne; und wie ein maechtiger Strom jenseitiges Land voellig deckt, so decken zuegellos stuermende Sinne alle Seele ausser dir. Irdische Wahrnehmung ist der Blindheit vergleichbar--was wir hier in Gestalten und Farben glaeubig schauen, ist nicht die Welt, Samsara zeugt blinde Kinder. * Maya! Es scheint, es stellt sich dar, es mutet dich an, dich geluestet danach und du erliegst der Lust.--Von gleissender Erscheinung geblendet, suchst du unsicher tastend dein Ziel, taumelst Wahnbildern folgend, von Trug zu Trug--wahrlich einem Trunkenen vergleichbar. Und wie ein Trunkener unter den Hufen einer Bueffelherde sich im Paradiese traeumt, so traeumst du trunken von Sinneslust ein erlogenes Glueck--die ewige Luege! Verlangen in dir ist der Seele Verlangen nach ewigem Ziele; Sinneswahrnehmung in dir haelt dich in vergaenglicher Erscheinung zurueck. Die Erscheinung ergreifend, bist du ergriffen--Seele in den Fesseln der Sinne. Darum sagt Maitrayana Upanishad: "Seele von den Gegenstaenden ueberwaeltigt." Darum sagt man: sich ernuechtern, wieder zu sich kommen, sich auf sich selbst besinnen. Darum lehrt der Erlauchte: "Unterscheidung des Wandelbaren vom Unwandelbaren, des Ewigen vom Vergaenglichen, Unterscheidung des Wesens von der Erscheinung." * Unabsehbare Kluft, unloeslicher Widerspruch uns irdisch Schauenden zwischen Erkenntnis und Anschauung; Torheit, ewiges Ziel in vergaenglicher Erscheinung zu suchen. Daraus sinnloses Hasten und Irren, endloser Wechsel, unablaessige Erneuung; daher die Unbestaendigkeit, die Friedlosigkeit, die Vergaenglichkeit alles Irdischen, daher die Unsinnigkeit steter Wiederholung alles Geschehens, aller Gebilde, aller Gedanken--ein rastloser Kreislauf von Hoffnung zu Enttaeuschung. Darum die Unzulaenglichkeit, das Stueckwerk, die Unvollkommenheit aller Dinge; die Unwiederbringbarkeit der Zeit, die Unueberwindbarkeit des Raumes; darum des Hohenzieles Unerreichbarkeit, des Zweifels Unstillbarkeit, die Trostlosigkeit, die Widersinnigkeit, Verruchtheit dieser Welt. Diese Welt ist fuer Kinder und Woelfe, und so sehr sind wir Kinder und Woelfe, dass wir uns in solcher Welt gefallen! Der Welt Lust ist Frass, der Welt Lohn ist Trug, der Welt Ziel ist Vernichtung--und du solcher Welt williger Sklave. Ist Lust Frieden? Und ist nicht verlorene Lust Schmerz? Und waere nicht dauernde Lust Qual? Und schliesst nicht Lust Seeligkeit aus?-- Wagst du es zu widersprechen?--Was auf Erden vermoechte Verlangen nach dem Hoechsten zu stillen?--Verlangen nach Gottheit. * Das Gepraege dieser Welt ist Vergaenglichkeit. Was von Gedanken und Dingen dieser Welt lebt, atmet in Einhauch und Aushauch, aus Entstehen zu Vergehen. Alles Werden durch Absonderung, durch Abstammung, durch Verzweigung, durch Spaltung, durch Unterscheidung von einander. Alle Empfindung und Wahrnehmung durch Abstand; alles Wollen und Tun durch Gegenstand und Widerstand. Ich-nicht-Ich-bewusstsein durch Anstoss und Hemmung; Leben und Dasein durch Wandel--nichts was unveraendert, nichts was bestaendig, nichts in Frieden im Himmel und auf Erden. Samsara ist Wechsel; wer Frieden im wechselnden Samsara sucht, der ist betrogen; Frieden kann nur zu Unfrieden wechseln. Dieser Welt Bestand durch Gegen-stand, dieser Welt Sinn durch Gegen-sinn; darum dieser Welt Wider-spruch und Wider-sinn; darum dieser Welt ruheloser Kampf; darum dieser Welt Vergaenglichkeit. Entzweiung will Paarung, Ansammlung will Aufloesung; weil Entstehen ist, darum ist Vergehen; weil Verschiedenheit ist, darum ist ein Verscheiden; weil Leben ist, darum ist Tod. Alle Erscheinung ist durch Ur-sprung, durch Entzweiung in Gegensatz, und aller Gegensatz will Ausgleich. Was durch Entzweiung aus Einheit entspringt, endet in Einheit. Wie alles Urteil in seinem Gegenurteil sich auf hebt, wie aller Gedanke, zu Ende gedacht, durch seinen Gegensinn in sich selbst zurueckkehrt, so kehrt alle Erscheinung in sich selbst zurueck, sich selber aufhebend. Alle Wirklichkeit haelt stand, so lange du Befriedigung im Wirken suchst, solange du, selbst Erscheinung, sinnliche Erscheinung wahr-nimmst, solange du an die Wirklichkeit dieser Welt glaubst. Erscheinung, durchschaut, haelt nicht stand, verblasst, zerrinnt, geht zugrunde, geht auf den Urgrund zurueck. Wirklichkeit, als Schein erkannt, wirkt nicht mehr, ist nicht mehr wirklich--vergangen wie ein Traum, der beim Erwachen zu nichte ward. * Was dir als gegenstaendliche Welt erscheint, ist nicht an sich; was du Wirklichkeit nennst, ist zu sinnlich anschaulichen Bildern gewordener Gedanke in dir--ist dein traeumendes Verlangen, die unermessliche Kluft zu ueberbruecken, der weite Irrweg zur ewigen Heimat. Die Gestaltung dieser Welt ist dein; Wirklichkeit folgt deinem Gebot--Wahr-nehmung in dir ist Be-dingung; das heisst: was du von Erscheinung fuer Wahrheit nimmst, gewinnt Gestalt, wird zu wirklichen Dingen. Du er-innerst dich aus zeitloser Vergangenheit--du er-innerst dich aus raumloser Naehe und Ferne--du ver-gegenwaert-igst dir aus seelisch ewiger Gegenwart sinnlich gegenwaertige Erscheinung. Deine Einbildung wird Vorstellung: das Verlangen in dir hat sinnliches Da-sein gewonnen, was du wirklich wahr nennst, hat sich geschaffen. Die gewaltige Welt ist aus deiner Empfindung geboren, deine eigene Schoepfung--du selbst. * Dies wunderbar Einfache wird von Unmuendigen widerstrebend erfasst --volles Erleben hiervon ist nur dem Erwachenden beschieden. * * * Was aus Ursprung dieser Welt lebt, lebt zwiefach: lebt als Empfindung in dir, lebt als Bewegung ausser dir; Bewegung im unendlichen Raum--und Empfindung solcher Bewegung in ewiger Seele--: die also erscheinende Welt. Bewegung aus dem Raume trifft dich--du wirst der Bewegung inne. Inne-werden der Aussen-bewegung ist Empfindung in dir; Auslegung dieser deiner Empfindung ist dir Bewegung im Raum. Empfindung: ver-inner-lichte Bewegung; Bewegung: ge-aeusser-te Empfindung. Was aus-wendig Bewegung ist, ist in-wendig Empfindung. AEusserer Gegenstand schafft inneren Zustand; innerer Zustand schafft aeusseren Gegenstand. Bewegt empfindest du--empfindend bewegst du. Seelische Empfindung von dir aus-gelegt, wandelt sich ausser dem Bereich deiner Seele zu sinnlich anschaulicher Bewegung. Empfindung aus dir hinausverlegend, stellst du vor; vorstellend wirkst du; gegen-staendlich Vorgestelltes ist Gegenstand; Gegenstand widersteht; Widerstand ist Wirkung auf dich. Dein eigenes Werk, aus dir gewirkt, ist Wirklichkeit und wirkt auf dich zurueck. * Die Seele wird von aeusserer Bewegung innen bewegt; die innen bewegte Seele bewegt nach aussen. Du empfindest in dir, das heisst: du bewegst ausser dir. Was du zeitliche und raeumliche Ferne nennst, ist sinnlich befangene Auffassung; Seele wirkt aussersinnlich, Seele wirkt seelisch, ueber Zeit und Raum hinaus.--Eines ist Auslegung deiner Empfindung und Rueckwirkung des aus dir Hinausverlegten-- Zusammenfliessen der Seelen--Seele der Dinge--eigene Seele-- UEberbrueckung des Ur-sprungs. Je nach Vorwiegen seelischer oder sinnlicher Auffassung im Ich scheint Empfindung oder scheint Bewegung, scheint eigener Zustand oder fremder Gegenstand, ist gedankliche Ein-bildung oder anschauliche Wahrnehmung, das ist: allen deinen Sinnen fassbarer Koerper--der Gedanke ist leib-haftig geworden; Eines ist Gedanke und Sichtbarkeit des Gedankens. Angeschaute Gedanken sind Koerper. Davon sagt Patandschali: "Koerpererscheinung wird durch Wandlung der Auffassung im Ich." Davon sagt der Buddha: "Wie ich aus einem Schilfrohre den Halm ziehe--hier das Schilf--dort der Halm, so bilde ich aus diesem meinem Leibe nach dem Willen meines Herzens einen anderen Leib, mit allen Gliedern versehen und mit Gefuehl begabt." Der verlangende Gedanke zu Fleisch und Blut geworden. * Es scheint, als sei in dir seelische Empfindung, es scheint, als sei ausser dir seelenlose Bewegung; deiner Seele Empfindung, deinen Sinnen Bewegung--Gegensatz und Einheit. Was sinnlich als Gegensatz erscheint, wird seelisch als Einheit erkannt. Was blindem Schauen durch unueberbrueckbare Kluft getrennt scheint, unvereinbar und unloesbares Raetsel, ist Eines; Eines, was deinen Sinnen Bewegung, deiner Seele Empfindung ist--je nach sinnlicher oder seelischer Auffassung unterscheidende Benennung, ununterschieden in sich, zwei Worte fuer das Selbe--: Verlangen in dir. Und wie du in deinem eigenen, einheitlichen, ungespaltenen Verlangen Widerwillen von Willen unterscheidest, beides in dir, beides Eines--du selbst, so unterscheidest du Bewegung von Empfindung, bei des in dir, beides Eines--du selbst. Alle Empfindung ist Bewegung, alle Bewegung--Empfindung; Beid-einheit, seelisch-sinnlich geschaut. Empfindung in dir und die Welt ist bewegt; du durchschaust die Bewegung und still stehen alle Sonnen und Erden, und es empfinden alle Sonnen und Erden, ruhelos Ausgleich suchend. * Ich ist Ur-sprung. Nichts dieser Welt, was sich nicht im Ich willig-un-willig schafft, zwiefach in Zeit und Raum. Aller Inhalt des Ich durch Gegen-sinn in sich, durch Gegen-stand zu sich. Die ganze Welt im verlangenden, im unter-scheidenden, im ur-teilenden, im ent-zweienden, im ent-zweiten Ich. Ich ausser sich verlangend, spaltet in sich selbst, spaltet im Urteil, Wollen und Tun: bejahend verneint Ich, wollend en-will Ich, liebend hasst Ich. Kein Tun ist einwertig. Du vermagst dich keinem Dinge zuzuneigen, ohne dich einem anderen Dinge abzuneigen. Zuneigend neigst du dich ab, abneigend neigst du dich zu. Alle Zuneigung ist Abneigung, alle Abneigung ist Zuneigung. Du bejahst den Satz und verneinst damit den Gegensatz. Du glaubst Eines zu tun und tust zweierlei--: ewiger Zwiespalt, ewiger Ur-sprung in dir selbst. Kein Geschehen, kein Ding, kein Wort, kein Gedanke ist eindeutig. Mit deinem Leibe neigt sich deine Seele. Neigung ist koerperliche Bewegung, Neigung ist seelische Empfindung. Neigung deines Leibes ist Neigung deiner Seele; seelische Neigung erscheint deinen Sinnen als Koerperbewegung; Koerperbewegung ist in dir als seelische Neigung wach. Neigung ist seelisch und sinnlich zugleich. In einem Worte ist Einheit von Zuneigung und Abneigung, Einheit von Empfindung und Bewegung, Einheit von Leib und Seele. Im einheitlichen Worte liegt sich selbst aufhebender Gegensinn: Ich und du, innen und aussen, hier und dort, Zustand und Gegenstand, Zeit und Raum, Gedanke und Tat, Seele und Sinnlichkeit, Unfassbares und greifbare Wirklichkeit; in einem Worte Anziehung und Abstossung, Aufflammen und Verloeschen, Lust und Leid, Himmel und Hoelle, Leben und Tod. In jedem Worte spiegelt sich zerfallene Einheit. Gegensinn im einheitlichen Wort--Einheit gegensinnlicher Worte ist Loesung nie geloester Raetsel, Loesung nie geloesten Widerspruchs; toerichter Streit durch Jahrtausende--: Allgottheit, Goettervielheit; Gutes und Boeses in Gott; Wesenseinheit oder Doppelwesen der Welt; Weltgeist oder Weltenstoff; Allseele oder Seelenvielheit; Ursaechlichkeit oder Selb-einheit; Zweck oder Zufall; eherne Naturgesetze oder freie Schoepfung--wie auch Irrende die seelisch sinnliche Kluft benannt haben moegen--muessige Fragen dem Wissenden, Loesung aller Gegensaetze, Loesung des Widerspruchs dieser durch Widerspruch werdenden Welt. * Und ferner, o Teurer, Loesung nie geloester Raetsel--: das Wunder der Verkoerperung. Es offenbare sich dir, aus welchen Tiefen solche Loesung fliesst und der Weg zu Erloesung. Du fuehlst dich Koerper, du weisst dich Seele. Du empfindest dich selbst unmittelbar, du schaust aus dir mittelbar durch Sinne. Deine Sinne nehmen sinnlich wahr; Seele in dir nimmt sinnlich Geschautes fuer wahr. Auf fuenffach verschlungenen Sinnenwegen suchend, seelenblind fuer alle Seele ausser dir, verkennst du alles, was du nicht selbst bist und dich selbst. Du begreifst die ganze Welt sinnlich; du nimmst dich selbst sinnlich wahr. Also seelenblind schauend glaubst du dich von Allseele abgeschieden, vermagst abgeschieden Erachtetes nicht mehr seelisch zu dir zu einen. Was du nicht mehr als eigen erkennst, deuten deine Sinne als ausser dir; du vermagst, was dir aussen duenkt, nicht anders als fremd, als raeumlich dir gegen-ueber-stehend, als gegen-staendlich zu dir aufzufassen; du kannst, was du nicht selbst bist, nur als Gegenstand schauen. Alles nicht-Ich muss dir Ding und Koerper sein. * Also sieht Seele kraft ihrer Sinne Koerper; also ist Seele sinnlich erfasst: Koerper. Also sind Koerper: Koerper durch wahrnehmende Sinne--Koerper durch Verkoerperung der Seele, zwiefach Eines. Empfindend bist du Seele, empfunden Leib; be-seelter Koerper-- verkoerperte Seele. Sinnliche Gestalt ist seelische Gestaltung, leibliche Zeugung--seelische UEber-zeugung; Beid-einheit--: Gedanke leibhaftig geworden, dein schaffendes Verlangen. Du verlangst und es wird Ding und Bewegung, du verlangst und es ist Empfindung und Seele: --gottabgewandt: Welt--weltabgewandt: Gottheit genannt. Alles was dir als Wirklichkeit erscheint--welche Namen es auch trage--ist Seele, von Seele in dir sinnlich erfasst. Seele--alles andere Sinnenmitgift. Alle Gestaltung Seele, alle Gebilde in die Sinne fallende Erscheinung--Sinn-bild der Seele--Seele im Bannkreis der Sinne--Seele in irdischer Umhuellung--in Sinnenwelt versunkene Gottheit. Nur fuer irdische Augen ist diese Welt--Samsara; seelisch durchschaut versinkt die Erscheinungswelt deinen Sinnen; nur fuer seelisches Schauen ist Erloesung--Verklaerung der Welt--der Seele Seeligkeit--Nirvana. * * * Raum-zeitlose Seele in zeit-raeumlicher Welt. Im unendlichen Raum alles zeitlos; in ewiger Zeit alles raumlos. Ohne Raum ist alles im Laufe der unendlichen Zeit; ohne Zeit ist alles im unendlichen Raum. In der Zeit ist die Gegenwart--ohne Dauer, und nur im zeitlosen Gedanken zu fassen. Im Raum ist der Punkt--ohne Ausdehnung, und nur im raumlosen Gedanken zu fassen; in Zeit und Raum erscheinende Koerperlichkeit ist endlos teilbar, also koerperlos und nur in Gedanken zu fassen. Urteil von Zeit--nicht Zeit; Urteil von Raum--nicht Raum; Urteil von Koerper--nicht Koerper. Das letzt Denkbare von Zeit, das letzt Denkbare von Raum, das letzt Denkbare von Koerper ist Gedanke im Ich. Das letztdenkbare Urteil der Welt ist Ich-urteil. Im Ich ist Bindung und Loesung dieser Welt. Ich, erscheinend, ist Zeit in Raum, ist Empfindung in Bewegung, Willen in Kraft, Ursache in Wirkung, Freiheit in Notwendigkeit, Selbigkeit in Ursaechlichkeit, Seele in Leib, Wahrheit in Taeuschung, Wesen in Schein.--Denkt die Welt, so denkt sie: Ich. Zeiteinbildung, Raumvorstellung, Koerperwahrnehmung--die Welt-- entspringt und endet im Ich. Ich-gegenwart ist Zeitewigkeit, ist Raumunendlichkeit, ist Koerper und Wirklichkeit. Zeit-raeumliches Ich aus raum-zeitloser Seele. Davon ist gesagt: >>das Weltall hat nur in mir Bestand.<< * Ich ist ur-Teil im entzweienden Ursprung der Welt. Ich ur-Teil, vom All abgesondert--un-zu-langend--ver-langt zum All zurueck; darum ist Ich Verlangen. Ich ist ungestilltes Verlangen; Ich ist unstillbares Verlangen; Ich ist nur durch Verlangen. Ich, sich selbst wollend, muss Alles zu sich wollen, so lange Ich--Ich ist. Ich ist worin Ich erwacht. Ich ist was sich im Ich bewusst wird, was Ich sich einbildet, was sich im Ich bildet, was Leben im Ich gewinnt nennt sich Ich. Ich-inhalt erachtet sich fuer "Ich". Ich ragt ueber sich hinaus: Ich ist was Ich wollend umfasst, was Ich nicht wollend umfasst, was Ich wollend nicht umfasst; Ich ist soweit Ich-auffassung reicht. Kein Ich, wenn nichts umfassend; kein Ich, wenn allumfassend. Ich entspringt, Ich endet im Verlangen; Ich wechselt in sich mit seinem Verlangen; Ich wechselt in sich mit wechselndem Gegenstand; mit anderem nicht-Ich ist anderes Ich. Ich besteht ohne eigenen Bestand--ewig neu geborene Gegenwart, ewig erneute, ewig vernichtete Selbstherrlichkeit; das ewig Vergaengliche aus dem ewig Unvergaenglichen. Der Glaube, als habe das Ich ein Sein in sich, schafft Ich, erhaelt Ich, endet mit Ich--ein Nichts, das Alles ist. Ich ist Teil, so lange es sich Teil glaubt. Gibt Ich sich auf, so ist Ich alles. * Ist Einbildung Ich, so ist Vorstellung nicht-Ich. Alles Ich baut sich auf am nicht-Ich; am nicht-Ich-gegen-stand findet Ich seinen Rueck-halt; durch Wider-stand gegen alles nicht-Ich ist das Ich. Ich lebt nur durch Gegensatz--durch Gegensatz zu sich: Raum, durch Gegensatz in sich: Zeit. Verlangend einigt Ich allen raeumlichen, allen zeitlichen Gegensatz in sich. Ich, alles nicht-Ich zu sich anziehend, stoesst alles nicht-Ich von sich ab. Verlangend schwankt Ich von s-Ich zu nicht-Ich, von nicht-Ich zu s-Ich zurueck. Ich verlangen spiegelt sich im nicht-Ich; nicht-Ich wirft das Ich verlangen zurueck. In dem Masse wie Ich verlangt, widersteht das nicht-Ich dem Verlangen; in dem Masse wie Ich zu sich verlangt, wird Ich vom nicht-Ich verlangt--Ergreifend, ist Ich ergriffen. Also ist zwischen Ich und Ich Anziehung im Verlangen; also ist zwischen Ich und Ich Abstossung im Verlangen; also ist Verlangen Anziehung und Abstossung zugleich; also haelt Verlangen Ich und Ich auseinander; also ist Verlangen nach Vereinigung zu sich Hindernis der Einigung--das Verbindende ist das Trennende. Ich will das All zu sich, enwill sich zum All-- weltschoepferischer Irrtum. * Ich uebertraegt sich ins nicht-Ich. Verlangend tritt Ich aus sich hinaus, langt ausser sich, ist nicht mehr bei sich, ist ausser sich, ist in seinem Gegenstand--Ich im nicht-Ich. Ich weiss nur von sich; Ich empfindet immer nur sich selbst; s-Ich einbildend stellt Ich s-Ich vor; vorstellend fasst Ich sich selbst gegen-staendlich auf. Wie Ich sich im gegen-Stand empfindet, so empfindet Ich den Gegenstand. Gegenstand dem Ich ist Ich im gegen-Stand. Soweit Ich den Gegenstand empfindet, soweit ist Zerklueftung im Ursprung ueberwunden, soweit ist das Empfindende und das Empfundene Eines. Die Empfindung ist das Empfundene. Ich-zu-stand im Gegen-stand nennt sich selbst mit anderen Namen. Ich verkennt sich im du--wie ein Hund sein eigenes Bild im Spiegel anknurrt. Eines ist Zustand und Gegenstand. Eines ist Ich und du-- Einheit in sich, in dir unterscheidende Namen. Im Verlangen liegt Ich und nicht-Ich; im Verlangen faellt Ich und nicht-Ich aus-einander. Was Ich verlangend nicht will, will nicht Ich, will ein nicht-Ich--"ich will nicht" das heisst: "du willst". Ich und Ich--zerfallene Einheit, geschaffen und auseinander gehalten durch blindes Verlangen. Davon ist gesagt: "ich bin du". * Alles was ausser Ich ist, ist aus Ich. Alles nicht-Ich beginnt und endet im Herzen des Ich. Wie im Willen Unwillen liegt, so liegt im Ich das nicht-Ich. Ich will durch Willen und Unwillen; Willen wie Unwillen ist Ich-verlangen. Willen wie Unwillen hat dasselbe Ziel. Ich-loser Wille undenkbar; ziel-loser Wille, Wille ohne Gegen-stand des Wollens undenkbar. Ich will durch Bejahung und Verneinung: sogenannte Verneinung des Willens ist Bejahung geaenderten Willens--das Eine Verlangen bei gewechseltem Ziel. In sich verneinen heisst ausser sich bejahen; in sich vernichten heisst aus sich hinaus schaffen; aus sich hinaus schaffen heisst ausser sich schaffen. Unwillig aus dir Entlassenes weicht aus dem Bereich deiner Seele, faellt in den Bannkreis deiner Sinne, tritt, selbstaendig geworden--ein eigenes Ich--dir sinnlich gegenueber. Abstossung im Ich ist das Abgestossene, ist aus eigenem Zustand geschaffener Gegen-stand. Das Angezogene ist im Ich Anziehung; das Angezogene ist Gegenstand im Zustand Ich: --Verlangen im Ich ist das nicht-Ich-- Verlangen vom Ich ausgesprochen, vom nicht-Ich, dem Widerschein des Ich, 'wieder' ausgesprochen, das ist 'wider'sprochen, sieht sich selbst gegenueber, tritt sich selbst entgegen, ist sich selbst Gegenstand des Verlangens. Die Welt sich selbst wollend--darum ist Welt. * Das Aussereinander von Ich und Welt ist Erscheinung; das Durchschauen des Scheines ist Erloesung.--Verlangen im Ich ist das nicht-Ich; Verlangen im Ich ist die sich schaffende Welt; alles Geschaffene erkennt sich im erkennenden Ich. Kein Ich ohne Welt; das Verlangen in dir schafft die Welt, darum ist die Welt dein Verlangen; darum verlangt dich nach der Welt. Die Welt wird und wirkt wie du, verlangend, die Welt wirkst. Die Welt ist, so lange du an dich und deine Welt glaubst--mit dir entsteht, mit dir vergeht deine Welt. Keine Welt ohne Ich--: Ich geht in der Welt auf, die Welt geht im Ich auf; darum loesen sich vom Ich aus alle Fragen dieser Welt--: endlos wechselnde Namen endlos wechselnden Verlangens in dir-- Widerschein deiner selbst--Und die ganze Welt erlangend, erlangst du dich selbst--nichts mehr. Verlangen ist Gedanke in dir; denken heisst urteilen, urteilen heisst zeugen. Dein Gedanke ist Dasein, dein Glaube ist Schoepfung, deine UEberzeugung ist Zeugung. Eines ist der Schaffende mit dem Geschaffenen, Eines ist Ich und Welt. Davon ist gesagt: "der, fuerwahr, baut aus sich diese ganze Welt-- und ist ihre Vernichtung, der solches weiss." Du schaffst die Welt, die Welt schafft dich--schafft sich in dir. Die Welt sich selbst schaffend, sich selbst schauend, sich selbst verlangend, sich selbst vernichtend. * Vielfach ist in Suchenden der Gedanke aufgestiegen, in Erkenntnis suchenden Weisen mancher Voelker alter und neuer Zeiten; ausgesprochen hat die Lehre von den Gegensaetzen Bhagavad-gita-upanishad mit deutlichen Worten, aber unverstanden von der Menschheit blieb die Erkenntnis, unerkannt in ihren Tiefen: "Alle Geschoepfe dieser Welt lassen sich vom Trugbild der Gegensaetze betoeren, die sie, liebend oder hassend, sich selber schaffen." * Uraltes Wissen, o Teurer, verkuendige ich dir wieder, Loesung nie geloester Raetsel, Loesung des Weltwiderspruchs; der Erkenntnis Urgrund, die Lehre vom Gegensinn in der Erscheinung--dvamdva-vidya--die Lehre von der sich selbst aufhebenden Welt. * Also ist die Unterweisung: Weltursprung--durch Ur-sprung: Ent-zweiung in ur-Teil und gegen-Teil, Ich und nicht-Ich. Weil durch Ur-sprung Kluft ist, darum steht alles dieser Welt ein-ander unerkannt gegen-ueber, darum ist alles dieser Welt durch Gegen-sinn, darum sieht alles dieser Welt einander als Gegen-stand, darum ist Widerspruch in der Erscheinung endlos, darum ist ewiger Kampf Davon ist gesagt: "Zweiheitlich ward All-Einheit, Wahrheit und Taeuschung an sich zu erleben." "Ich weiss warum die Welt ist: Gott wollte leiden". * Gegenteile schaffen sich aus-ein-ander, Gegenteile heben einander auf; Gegenteile scheinen endlos weit von einander, Gegenteile beruehren einander; Gegenteile fallen, auseinander tretend, in einander; wie Ost und West auseinandertretend im Ruecken der Erde ineinanderfallen, wie West im Osten, wie Ost im Westen wiederkehrt; wie Ost zu Ende gedacht zu West wird und West zu Ost; wie aller Gedanke zu Ende gedacht, durch seinen Gegensinn hindurch in sich selbst zurueckkehrt--der geraden, nach durch messenem All in sich zurueckkehrenden Linie vergleichbar. Wie farbloses Licht in Gegenfarben zerfaellt, wie Gegenfarben, vereint, einander zu Farblosigkeit ergaenzen, so ergaenzen aus-ein-ander gefallene Gegenteile, vereint, einander zu nichts. Aller Gegensatz ist den Gegensaetzen an einer Kugel vergleichbar; Vergleichbar den Gegensaetzen eines im Kreise schwingenden Pendels. Aller Gegensatz dieser Welt erscheint durch wechselndes Urteil sinnlicher Wahrnehmung--blosse Auffassung im Ich. Maechtig bewegte Sterne stehen deinen Sinnen still; still stehende Sterne siehst du mit dem Himmelsgewoelbe maechtig ueber dir bewegt.-- Savitar hebt sich aus dem Meere: du schaust Sonnenaufgang; was dir Sonnenaufgang ist, ist Anderen Sonnenuntergang; was dir oder Anderen Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang, ist weder Aufgang noch Untergang --Savitar strahlt ewigen Tag. Indessen du die Sonne steigen siehst, sehen andere dieselbe Sonne fallen; es vermag die Sonne nicht zu steigen ohne zu fallen, vermag nicht zu fallen ohne zu steigen, steigt und faellt zu gleicher Zeit--steigt weder noch faellt.--Innere Erden scheinen im rechten Laufe umzukehren; Wandelsterne und Monde, Sonnen und Erden, nach ueberstiegenem Hoehepunkt, werden ruecklaeufig. Kein Gegensatz im rechten Laufe, keine Umkehr, kein Ruecklauf--irriges Urteil vom wechselnden Standort des irrig schauenden Ich. Ich, zeitraeumlich atmend, wechselt Standort, Ansicht, Urteil. Durch Ich-urteil-wechsel ist Gegensatz. Ur-teilend schafft Ich in sich zeitlichen Gegensatz--ausser sich raeumlichen Gegensatz. Wechselndes Urteil im Ich zeugt fuer Gegensinn im Einheitlichen-- zeugt fuer Einheit im Gegensatz. Aller Gegensatz geht auf--wird und vergeht--im Ich; Ich schafft, Ich vernichtet allen Gegensatz. Nur in einem 'Ich' ist Willenswechsel, nur in einem 'Ich' ist Urteilsgegensatz; mit aufgehobenem 'Ich' ist aller Gegensatz aufgehoben. Scheinen Gegensaetze, so ist Einheit. Ist das Eine Gegensatz des Anderen, so ist das Eine gleich dem Anderen--so ist weder das Eine noch das Andere. * Raum-anstoss ist Zeitfolge: Wechselt Ich aus sich hinaus, so empfindet Ich durch nicht-Ich raeumliche Wider-stand-wirkung, das ist--: wirklicher Gegensatz. Durch Widerstand Empfindung wechselt Ich in sich zeitlich eigene Empfindung, das ist--: eigentlicher Gegensatz.--Ur sache aus mir --Wirkung auf mich: Ich-m-Ich; wirklich raeumlicher--eigentlich zeitlicher Gegensatz.--: Beid-einheit.--Raumanstoss ist Zeitfolge. Durch Zerfall im Ur-sprung: Urgegensinn; das ist sinnlich- seelische Auffassung in Ich und Ich. Eines ist innen und aussen, Eines Ursache und Wirkung, Eines Zeit und Raum, Eines eigentlich und wirklich, Eines Bewegung und Empfindung, Eines Seele und Leib, Eines Ich und nicht-Ich--: durch Ich-ur-Teil, das ist durch Ich-Urteil sinnlich geschaffene Teilungserscheinung--Ur-sprung im Ich. Dvamdva--: aus Einheit Ich gezeugte gegen-Teile, Gegensinn und Gegenstand, Gedanken und Dinge gegenseitig gezeugt, gegenseitig gepaart; Haelften, die getrennt, einander zu nichts aufheben; die vereint, einander zu nichts ergaenzen; Eigenschaffungen, die durch Spaltung sind und nicht sind--getrennt und vereint nicht sind. Daraus ist: Gegensinn im einheitlichen Wort, daraus ist: Einheit gegensaetzlicher Worte. Nimmerrastender Widerschein des spaltenden Ursprungs, nichtige Schoepfung im Ich--Trugbild des Seins. * Sinnlich geschaut: Durch Ursprung Raum, durch Raum Zeit; im Ursprung inzwischen entzweiten Teilen die sich schaffende Welt; die Welt in der Kluft inzwischen Ich und nicht Ich. Alle Wirklichkeit dieser Welt rastlos wechselnde Beziehung inzwischen Ich-zustand in sich--Ich-zustand im Gegen-Stand. Endloser Kreislauf der Erscheinung von Gegensinn zu Gegenstand, von Ich zu nicht-Ich, von nicht-Ich zu Ich zurueck.-- Gegensinn in s-Ich die werdende, Gegenstand zu s-Ich die gewordene Welt. Alles zeitraeumliche Aussereinander ist im Ich, alle Unterscheidung, aller Gegensatz, alle Worte, alle Vielheit--im Ich ist Ur-sprung und Unendlichkeit dieser Welt. Eines ist was du, durch ur-teilenden Willensgegensatz in dir, zu Gegensaetzen ausser dir praegst; Eines ist was du, ur-teilend, entzweit schaust--: willkuerliche, an sich nichtige Unterscheidung, endlose Gestaltung deines in Einhauch und Aushauch atmenden Verlangens-- deine eigene Schoepfung--du selbst. Davon sagt des Heilweges Buch des Lehrers Lao: "Diese Einheit der Gegensaetze bezeichne ich als den Urgrund, die grosse Tiefe und das der Erkenntnis geoeffnete Tor." * Und noch einmal: Durch Ur-sprung-erscheinung scheint Entzweiung. Jedes der beiden Teile lebt das Leben des anderen--gleichwertige Bruchstuecke. Durch Kluft geblendet verkennt sich eines im anderen--Suendenfall. Dem also gewordenen Zwiespalt folgt alle Erscheinung: aller Gedanke, alles Urteil, alles Wort--Wille und Tat gegen sich selbst gerichtet. Alles Urteil Widerspruch in sich;--Sinn und Widersinn in-ein-ander. Alle Unterscheidung in Wort und Urteil bedeutungslos-- in sich selbst aufgehoben--blosse Lautver-schiedenheit. Nur Eines ist--alles Erscheinende ist irrendes Verlangen im Ich zum Ziel, nichts mehr. * Wahn-sinn das Wesen der Welt in Worte fassen zu wollen. Seele, Kraft, Geist, Stoff, Gedanke--Gottheit--gleichviel mit welchen Lauten du das benennst, was dich lebt. Erscheinung dieser Welt schafft sich, durchschaut sich, hebt sich auf. Was sich also erscheinend schafft, ist nicht Wahrheit--ist nicht Taeuschung--ist ewig vergaengliches Sinn-bild des Ewigen. * So lautet die Lehre von der sich selbst als nichtig aufweisenden Erscheinungswelt--der Erkenntnis Hoehe und Tiefe, der Erkenntnis eherner Kern und Anker. Und was du, o Teurer, durch solche Erkenntnis verlierst ist ein Nichts; und was du durch solche Erkenntnis gewinnst ist Alles. So lange dir der tiefen Lehre volles Verstaendnis nicht aufgegangen ist, o Teurer! so lange wisse dich fern vom Hohenziele der Erkenntnis. * Die ganze Sinnenwelt waechst, sich verklaerend, zu Gottheit. Alles Samsara ist Verlangen nach Nirvana. Je nach dem Ziele deines eigenen Verlangens, nach Samsara oder nach Nirvana erscheint dir das Geschehen dieser Welt Vorgang oder Rueckschritt, ziellos oder zielbewusst, blinder Zufall oder unabwendbare Bestimmung. Weder das Eine noch das Andere-- in sich freie, durch Gegensinn in der Erscheinung gebrochene Kraft in dir--dein schaffendes Verlangen. Das Ziel der Welt bist du selbst, o Teurer! In dir, mit jedem Atemzug wechselnd, alle Stufen der Weltenschoepfung-- Weltenvernichtung; von Samsara zu Nirvana, von Nirvana zu Samsara rastlos gegeneinander schwankend. Samsara heisst sich in irdischer Anschauung verlieren. Nirvana heisst sich wiederfinden. Irdisches Verlangen rueckt Nirvana in zeit-raeumliche Fernen--Nirvana ist--wenn dich nicht mehr nach Nirvana verlangt. Ewigkeit des Ursprungs im Ich, Ewigkeit der Weltenschoepfung und Weltenvernichtung. Ich, besinnungslos Seeligkeit ausser sich suchend, jagt nach selbstgeschaffenen Trugbildern--Sinnenkampf zu Samsara; Ich, sich auf sich selbst besinnend, wendet sich von irdischen Trugbildern ab--Seelenkampf zu Nirvana. Verlangend schafft Ich Samsara, Verlangen verklaerend schafft Ich Nirvana; Samsara und Nirvana schafft sich im verlangenden Ich. Blinder Kreislauf des Verlangens, Kreislauf der Wiedergeburt.--Samsara ist Verlangen; mit schweigendem Verlangen ist Nirvana. Wie ein Kind im nichtigen Spiele zum Manne waechst, so wachsen wir Menschen in Samsara zu Nirvana. Samsara haelt uns das blendende Schild vor--glaeubig hasten wir danach--und erwachen in Nirvana. Die grosse Taeuschung, o Teurer, die ewige Torheit--Samsara--der weite Irrweg zu Nirvana!--Du folgst dem ewigen Kreislauf erkennend oder blind; du nahst dem ewigen Ziele unwillig-willig--aus Gottheit zu Gott und Gottheit--unser aller Ziel. Samsara ein Alles, das nichts ist; Nirvana ein Nichts, das alles ist--unendlich das eine, ewig das Andere--dem Erkennenden Einheit. * Solches lehren seit Jahrtausenden unsere Brueder, Hohemeister in Tibet, Sser-od in Ka'gdschur: "Wisse o Sohn der Erhabenen! um dem nach hoechstem Ziele strebenden Bodhisattva alle Schranken und Hindernisse aus dem Wege zu raeumen, lehren Wissende die unwandelbare Wahrheit vom ungetrennten Samsara und Nirvana." "Wisse, dass die Buddha Samsara und Nirvana auf das Klarste als unverschieden erkannt haben." * * * Keine Wahrheit im vielheitlichen Samsara: Vielheit muss sich selbst widersprechen; zerfallene Einheit hebt sich selbst auf Samsara zeugt blinde Kinder. Erscheinung wie Worte wandeln sinnlos von Sinn zu Gegensinn. Nur dem selbstisch verlangenden, dem einseitig wertenden Ich scheint Sinn in Samsara--wie dem Traeumenden Sinn im sinnlosen Traume scheint. Alle Wahrnehmung in Samsara, alle Empfindung, und alle Deutung von Wahrnehmung und Empfindung--bedeutungslos. Lust wie Qual, Bewunderung wie Abscheu und alle Worte aller Welten-- bedeutungslos, sinnlos, weil sinnlich. * Ich, im Gefuehl seiner Unzulaenglichkeit, verlangt nach Ergaenzung ausser sich. Zeitlich wechselnde Empfindung im Verlangen, vom Ich ausgelegt, gewinnt sinnliche Gestalt im Raum. Mit Wechsel seelischer Empfindung wird Wechsel sinnlicher Anschauung. Im Ich zeitlich Geschiedenes erscheint, raeumlich vorgestellt, als Verschiedenheit-- erscheint und ist. Nach ein-ander wird neben-ein-ander; in-ein-ander wird ausser-ein-ander. Seelisch empfunden: Gegen-sinn, zeitlich endlos wechselnd; sinnlich angeschaut: Gegen-stand, raeumlich endlos vervielfacht. Folge in der Zeit ist Vielheit im Raum. Beid-einheit dem Wissenden. Endloses Verlangen in dir erscheint als endloses Werden-- Gedanken zu Worten, Worte zu Dingen verkoerpert. Die verlangende Welt denkt durch zahllose Worte Einen Gedanken. Alle Gedanken und alle Worte dieser Welt sagen nur Eines; alle Worte aller Sprachen aller Welten--endlos wechselnder Ausdruck endlosen Verlangens nach Alleinheit. Aus wechselnder Empfindung, wechselndem Urteil, wechselnden Worten schafft sich die Vielheit dieser Welt--die vielheitliche Welt aus dem schaffenden Wort. Davon sagt Tschhandogya-Upanishad: "an Worten haftend ist alle Umwandlung der Erscheinung." * Aufleuchten moege in dir, o Teurer, voll die Einheitserkenntnis! Der Welten ewiger Ursprung hat nur Ein Ziel; dein rastlos wechselndes Irren nach dem Einen Ziele benennst du mit wechselnden Namen. Dein Wort benennt, dein Wort wertet, dein Wort schafft die Dinge--ein Zweites, glaubst du, sei es, wenn du es anders benennst--Aus Vielheit wertender Worte des wechselnden Urteils in dir schafft sich die Vielheit der Dinge. Endlose Sinnbilder des Einen Gedankens deuten wir sehend Blinden als endlose Vielheit verschiedener Dinge. Erfass erbarmend wohl die tiefe Blindheit der Menschen!--Blindheit der Fuehrenden und Gefuehrten, Blindheit der Weisesten aller Voelker und aller Zeiten--uns Armseligen der Weg zu Erkenntnis--Befangenen unnahbar--Suchenden die offene Schranke--lichte Einsicht dem Erwachenden. Nur Eines ist im Kreislauf der Erscheinung: Ver-langen! schlaftrunken suchendes Verlangen nachdem letzten Ziele.--Erwachen fuehrt aus Verlangen und Tat, aus Gedanken und Worten zu willenloser, zu wortloser Wahrheit. --Wer also sieht, der ist sehend.-- Davon sagt Taittitiya-Upanishad: "Erkenntniswonne wird von keiner Sprache erreicht; vor der Wonne der Erkenntnis kehren alle Worte um, und alle Gedanken."--Ananda. * Unsere Brueder, Hohepriester in Tuebet, lehren seit Jahrtausenden: "Es ist, o Rabdschor, alles Erfassen in der Ichheit ein Nichterfassen. Wissende, o Rabdschor, gehen nicht in die Einbildung: 'Ich' ein. "Wenn ein Wissender also denkt: Wesen ist ohne Ich--Ichlos ist Wesen, solchen nennt De-schin-scheg-pa, der Feindbesieger und heilig vollendete Buddha einen erwacht Erkennenden. "O Rabdschor! Wenn du denken solltest, dass die in wahrhafte Reinheit Eingegangenen jegliches Sein voellig zerstoert und demselben ein Ende gemacht haben, so gib, o Rabdschor, solcher Meinung nicht Raum... Es sind dies nur Worte--das Wesen selbst ist unausdenkbar und wird von Unmuendigen nicht erkannt. "Das Wesen, o Rabdschor, ist in sich--und ist weder Verschiedenheit noch auch Gleichheit in ihm, weder Sein noch Nichtsein, und volle Erkenntnis hievon wird das allerhoechste wahrhaft rein vollendete Erwachen genannt. "Der Name dieses Lehrbegriffs lautet: "der an das jenseitige Ufer der Erkenntnis Gelangte." Dieser Lehrbegriff, o Rabdschor! ist unergruendlich und seine voll gereiften Fruechte stelle dir als unergruendlich vor." * * * Aus Nebelgluten sondern sich Schlacken, ballen sich, erkaltend, zu Sonnen und Erden; aus lebender Flut starre Gebilde, aus Gottheit-- -- Ich -- --ur-sprung-er-schein-ung-ur-teil-gegen-teil-ver-langen-- ein unabsehbarer Strom, der das All durchmessend, in seiner eigenen Quelle muendet--: Samsara! * Uns schauend Blinden--Nichts. Da geschieht im All Einen das Unergruendbare: Absonderung 'Ich'. Absonderung haelt sich zurueck--der Strom ueberflutet; Absonderung draengt vor--der Strom hemmt; Empfindung und Empfundenes--Wirkung aus dir und Wirkung auf dich.-- Das Eine, Einheitliche, Ungeteilte, Unteilbare--: als sei zwiefach Sein. Es scheint als seist du--es scheint als sei ausser dir, es scheint, erscheint, und ist wirklich: Ich und Sinnenwelt, ja und nein, Lust und Leid, und alle Worte. Aus dem seelisch Einen das sinnlich Zerklueftete: die im Ich-bewusstsein erwachte Welt. Aus dem Ewigen das ewig Vergaengliche-- Vergaengliche Welten zeugen wider sich selbst: Absonderung "Ich" aus Gottheit ist Suendenfall. Ur-sprung--atmende Kluft, die trennend verbindet--Anziehung und Abstossung, Entzweiug und Zu-eins-paarung, Werden-Verwerden zugleich --Spiel in sich selbst--unsere Welt-- --eine Welt durch ewig erneuten Ursprung in sich; eine Welt in ewiger Selbstentzweiung, in ewigem Kampfe gegen sich selbst, in ewiger Blindheit sich selbst gebaerend, sich selbst vernichtend--die im Wahn gewordene, im Wahnsinn verharrende Welt. Unabsehbar grauenerfuellte Wahlstatt nie gestillten Verlangens, nimmer endender Tat--Ringen um verlorenes Paradies, Ringen um Erkenntnis, Ringen um Erloesung--Seele wider Sinne, Gedanke wider Tat, Himmel wider Hoelle; endloses Ringen von Lust wider Seeligkeit, Samsara wider Nirvana, Abgott 'Ich' wider Gottheit --allueberall blind stuermende Erscheinung, von Sinneswahn zu Widersinn sinnlos wechselnd; hinfaellige Gebilde, Scheingestalten, fluechtige Schatten, im Entstehen dem Untergang, in der Geburt dem Tode geweiht--Trugbilder, blosse Namen, blosse Worte im nichtigen Urteil Ich-- --endloser Widersinn ewig erneuter Entzweiung, ewig neuer Wiedervereinigung--werdend verwerdende, seiend nicht seiende Welten. * * * Durch blindes Vergaffen ist Sinnenwelt. Sinnenwelt schafft sich wie Liebesrausch, wie aus deinem inne-Befinden der Traum sich schafft--sinnvoll--sinnlos. Wie ein Weib, verlangend angeschaut, zu sinnberueckendem Reiz wird, so wird Seele, verlangend angeschaut, zu berueckender Sinneswelt--: unsere Welt! wirklich zwar, doch nicht wahrhaft. Und wie es aus Traum und Rausch ein Erwachen gibt, so gibt es ein Erwachen aus verlangenden Sinnen. Was du in dir Traum und was du ausser dir Wirklichkeit nennst, ist wesenseines--: zu sinnlichen Bildern geworden er Gedanke. Wie die Schlange, die dich im Traume schreckt, nicht wahrhaft lebt; wie das Schwert, das dich im Traume trifft, nicht von Eisen ist; die Geliebte, die dich beglueckt, nicht Fleisch und Blut-- --wie Lust und Qual, wie Schlange und Weib im Traum-- --so alle Dinge dieser Welt--wirken und sind nicht. Und wie unter deiner Schaedeldecke Schwert und Weib Raum hat und alle Gebilde dieser Welt, dazu alles Geschehen und Werden-- --so ist die ganze Welt in dir und ist nicht; wirklich zwar, doch nicht wahrhaft-- und wie die im Traume wahrgenommenen Gesichte alsbald zu nichts verflattern, so schwindet im Leben alles dahin, was du fuer wahrhaft geworden hieltest; von allen Welten bleibt Erinnerung, und Erinnerung verweht-- und wie es im Traume ein leises Besinnen gibt, so daemmert dir wohl in lichten Augenblicken die Erkenntnis: ich traeume diese Welt-- und wie du, aus dem Traume voll erwachend, Lust und Grauen abgeschuettelt hast, so erwachst du aus den Freudenqualen unseeliger Erscheinung und schaust wahrhaft--ueberwunden ist alles Verlangen, geschlossen der Ursprung--nicht mehr ist diese Welt. * Befangen haelt uns alle ein tiefer Traum--ein allfesselnder, ein allumstrickender Wahn, ein unermessliches Blendwerk--Maya--unsere Welt. Wie, wenn ein Pilgerzug, in wasserloser Strecke vom Wege abgeirrt, dem Tode ins Antlitz schaut und es ersteht den Duerstenden das Wuestentrugbild: Zelte und Palaeste unter wehenden Palmen spiegeln sich in weiten Wasserflaechen--was verzweifelnd zu Boden lag, rafft sich freudig auf und strebt entschlossen dem verheissenden Ziele zu und lobpreist bewegten Herzens--vergessen ist alle Qual!--die rettenden Goetter. Du aber, mit dem Auge des Wissenden schauend, stehst unbewegt-- und die an dir voruebereilen, nach vermeintlichem Gluecke jagend, weisen hoehnend auf dich zurueck: da steht er, der uns lehren wollte, wohl in weisen Gedanken versunken! Ihm vor Augen ist Leben und Lust--und der Narr gruebelt, statt zuzugreifen. Durchschaut ist die blendende Erscheinung, als Wahn-sinn erkannt --diese wahr-genommene Welt ist vergaenglicher Schein. * Die Welt ist Erscheinung im Ich--Ich ist Erscheinung in der Welt --wesenlose Erscheinung--Erscheinung des Wesens dieser Welt;-- Gottheit in der Erscheinung zum Ich gesunken, im Ich zeitlich an Ort gebannt, im Ich leidende Gottheit--unseelig--selbstvergessen. * Samsara ist durch Widersinn, keine Wahrheit in Samsara. Aus traumlosem Schlafe erwachst du traeumend--traeumend glaubst du an die ertraeumte Welt und an dich selbst. Du jagst nach Traeumen und was du erreichst, ist Traum. Erfass es wohl: nichts mehr. Vom Traum zu Traum enttaeuscht, schaffst du in dir den rettenden Gedanken: diese Welt ist nicht Wahrheit, diese Welt ist eigengeschaffenes Trugbild. Was du draussen suchst ist in dir selbst: nach aussen langend erlangst du raeumlich, was du zeitlich aus dir hinausverlegst; die ganze Welt erlangend, erlangst du dich selbst. Im Feuer der Erkenntnis entzuendet sich in dir die Kraft von solchem Trug zu lassen. Du gehst in dich, du entsagst dem Schein, du kehrst dich dieser Welt ab, du bekehrst dich zu Gottheit--Gottheit in dir entringt sich der Erscheinung. Und wie du aus ureigener Kraft die vergaengliche Welt schufst, so schaffst du in dir ewige Gottheit--aller Gottesverehrung, aller Voelker, aller Zeiten, aller Welten ewiges Ziel--der gewaltige Unterstrom, das Ungestillte in hoechster Lust, das Troestende in tiefstem Leid--: Religion. * Nur Eines ist: Gottheit--alles Andere ist Luege. Erwache! Blinder Glaube in dir haelt dich in den Fesseln toerichter Hoffnung, in ewig erneuter Enttaeuschung; deine Sinne halten dich in Leiden und Tod. Erwache aus dem Banne nimmer gestillten Verlangens, erwache aus friedloser Tat, erwache aus Geburt und Tod. Tod ist fuer Tote. Im Kerker und an den Karren geschmiedet schwinge ich mich aus Ketten und Mauern hinaus--aus Qualen und Herrlichkeiten dieser Welt --in zeitlosem Augenblicke durcheile ich, des Leibes ledig, alle Raeume und alle Zeiten, schaue alle Welten und alles Geschen... was von mir, im Kerker oder im Purpur, verachtet oder angebetet, im Reiche des Todes zurueckbleibt--bin ich nicht. Davon ist gesagt: "und dieser Leib mag endigen in Asche." UEberwunden ist der unseelige Irrtum, gestillt das Verlangen, gefunden der heilige Weg aus Erdenlust und Erdenqual, aus Grauen zu Seeligkeit, aus Tod zu Unsterblichkeit. Nur Eines ist: Gottheit--alles andere ist nichtig. Erkenne dich selbst, besinne dich auf deine Seele. Erfasse das grosse Wort, das groesste, das je eines Menschen Seele erfasste--erbebe in der Erkenntnis: --ich bin Gottheit-- Davon ist gesagt: "brahma bist du und in brahma gehst du auf." Was in dieser Welt zeitraeumlich auf einander wirkend, als endloses Werden erscheint, ist deiner traeumenden Lust freudiger Widerschein,-- von Zeugung zu UEberzeugung--deiner Seele blind tastendes Verlangen --und was in dir lebt, lebt in allen Welten. Und wie dein Verlangen ist, solche Welt wird dir, in solcher Welt entstehst du, solche Welt entsteht in dir. * Welten ergluehen--Welten erkalten. Wie Pradschapati von eigener Schoepfung erschoepft ist, so erschoepft sich alle Erscheinung--nicht zu Vernichtung,--zu Erneuung. Alle Welten fallen in sich zusammen, voll-enden in Nichts--ein Nichts, das Alles ist. * Alle Erscheinung sucht Frieden. Ebbe folgt auf Flut, Flut folgt auf Ebbe; Flut hier ist Ebbe dort, Flut dort ist Ebbe hier; Flut und Ebbe zu gleicher Zeit, Flut und Ebbe am selben Ort. Die Welten atmen von Nirvana zu Samsara--durch unermessliche Freudenqualen von Samsara zu Nirvana--von Wesen zu Dasein in allen Ewigkeiten und Unendlichkeiten.-- Tagen die Sinne, so nachtet die Seele; wacht die Seele, so ruhen die Sinne. An Staetten ohne Zahl--in endlosen Raeumen--zahllose Stufen ewiger Entfaltung von Seele zu Sinnen, von Sinnen zu Seele. Hier deiner Gegenwart leuchtender Sinnentag, brennende Mittagsglut --dort, deinen Sinnen entrueckt, in dunkel geahnten Gedankenfernen: Frieden, Seelenreich, Gottheit-- Einst, in ungezaehlten Tagen, leises Entschlummern der Erscheinung, Aufdaemmern der Seele auch hier; Seeligkeit, Erwachen der Gottheit auch in dir--und in Weltenfernen versunken alle Sinnesherrlichkeit.-- Bin ich, so ist Welt; gebe ich die Welt auf, so ist Gottheit; ist Gottheit, so bin ich nicht und keine Welt. Darum keine Gottheit da ich bin, keine Gottheit da Welt ist--und kein Ich, keine Welt in der Gottheit--Gottheit Welt. Weltenzeugung--in sich gebundene Gottheit--Sinnenherrschaft-- Samsara--Entsagung--Bekehrung--UEberwindung--Erloesung-- Verklaerung der Welt in Gottheit--der Seele Seeligkeit--Nirvana. Also entstehend vergehend sind diese ringenden Welten--sind nicht--das schweigend sprechende All-Eine: -- brahma -- * So, o Teurer, muehen wir uns, wir in der Geburt Erblindeten, vergaengliche Erscheinung zu durchschauen und der Welt, der ewigen, zu nahen. Moege uns ein Lehrer beschieden sein, moege uns ein Fuehrer erstehen--ein Seher--ein Gott. Frieden sei mit dir, o Teurer! Ich habe zu dir vom Endziel des Wissens gesprochen--gesagt, so viel zu sagen deinem Verstaendnis angemessen war--zu irdischem Heil und zu der Welt Erloesung--stammelnde Worte suchender Seele. Die ersten Huegel im Tiefland sind erstiegen, es lichten sich die Nebel--: vor dir in schier unabsehbaren Fernen leuchten die Hoehen von Himavat. OEffne dein Auge goettlichem Lichte--du schaust wahrhaft --und zuschanden geworden ist alle irdische Weisheit--zerstoben die allblendende Erscheinung--erloschen der Weltenschein--ein Traum-- was in dir erwacht ist, ist groesser als alle Welten--erreicht das Hoheziel der Erkenntnis, erreicht Vollendung--Vollendung in Gottheit. * So lautet in aranada-upanishad der adhyaya: Erwachen; wortlos das Letzte: Nirvana. * So lautet die Upanishad vom Erwachen der Menschheit aus der Erscheinung--Huete das Erbe *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, DAS HOHE ZIEL DER ERKENNTNIS *** This file should be named 7dznn10.txt or 7dznn10.zip Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 7dznn11.txt VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 7dznn10a.txt Project Gutenberg eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not keep eBooks in compliance with any particular paper edition. We are now trying to release all our eBooks one year in advance of the official release dates, leaving time for better editing. Please be encouraged to tell us about any error or corrections, even years after the official publication date. Please note neither this listing nor its contents are final til midnight of the last day of the month of any such announcement. The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at Midnight, Central Time, of the last day of the stated month. A preliminary version may often be posted for suggestion, comment and editing by those who wish to do so. Most people start at our Web sites at: http://gutenberg.net or http://promo.net/pg These Web sites include award-winning information about Project Gutenberg, including how to donate, how to help produce our new eBooks, and how to subscribe to our email newsletter (free!). Those of you who want to download any eBook before announcement can get to them as follows, and just download by date. This is also a good way to get them instantly upon announcement, as the indexes our cataloguers produce obviously take a while after an announcement goes out in the Project Gutenberg Newsletter. http://www.ibiblio.org/gutenberg/etext04 or ftp://ftp.ibiblio.org/pub/docs/books/gutenberg/etext04 Or /etext03, 02, 01, 00, 99, 98, 97, 96, 95, 94, 93, 92, 92, 91 or 90 Just search by the first five letters of the filename you want, as it appears in our Newsletters. Information about Project Gutenberg (one page) We produce about two million dollars for each hour we work. The time it takes us, a rather conservative estimate, is fifty hours to get any eBook selected, entered, proofread, edited, copyright searched and analyzed, the copyright letters written, etc. Our projected audience is one hundred million readers. If the value per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2 million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text files per month: 1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+ We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002 If they reach just 1-2% of the world's population then the total will reach over half a trillion eBooks given away by year's end. The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks! This is ten thousand titles each to one hundred million readers, which is only about 4% of the present number of computer users. Here is the briefest record of our progress (* means estimated): eBooks Year Month 1 1971 July 10 1991 January 100 1994 January 1000 1997 August 1500 1998 October 2000 1999 December 2500 2000 December 3000 2001 November 4000 2001 October/November 6000 2002 December* 9000 2003 November* 10000 2004 January* The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been created to secure a future for Project Gutenberg into the next millennium. We need your donations more than ever! As of February, 2002, contributions are being solicited from people and organizations in: Alabama, Alaska, Arkansas, Connecticut, Delaware, District of Columbia, Florida, Georgia, Hawaii, Illinois, Indiana, Iowa, Kansas, Kentucky, Louisiana, Maine, Massachusetts, Michigan, Mississippi, Missouri, Montana, Nebraska, Nevada, New Hampshire, New Jersey, New Mexico, New York, North Carolina, Ohio, Oklahoma, Oregon, Pennsylvania, Rhode Island, South Carolina, South Dakota, Tennessee, Texas, Utah, Vermont, Virginia, Washington, West Virginia, Wisconsin, and Wyoming. We have filed in all 50 states now, but these are the only ones that have responded. As the requirements for other states are met, additions to this list will be made and fund raising will begin in the additional states. Please feel free to ask to check the status of your state. In answer to various questions we have received on this: We are constantly working on finishing the paperwork to legally request donations in all 50 states. If your state is not listed and you would like to know if we have added it since the list you have, just ask. While we cannot solicit donations from people in states where we are not yet registered, we know of no prohibition against accepting donations from donors in these states who approach us with an offer to donate. International donations are accepted, but we don't know ANYTHING about how to make them tax-deductible, or even if they CAN be made deductible, and don't have the staff to handle it even if there are ways. Donations by check or money order may be sent to: Project Gutenberg Literary Archive Foundation PMB 113 1739 University Ave. Oxford, MS 38655-4109 Contact us if you want to arrange for a wire transfer or payment method other than by check or money order. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been approved by the US Internal Revenue Service as a 501(c)(3) organization with EIN [Employee Identification Number] 64-622154. Donations are tax-deductible to the maximum extent permitted by law. As fund-raising requirements for other states are met, additions to this list will be made and fund-raising will begin in the additional states. We need your donations more than ever! You can get up to date donation information online at: http://www.gutenberg.net/donation.html *** If you can't reach Project Gutenberg, you can always email directly to: Michael S. Hart Prof. Hart will answer or forward your message. We would prefer to send you information by email. **The Legal Small Print** (Three Pages) ***START**THE SMALL PRINT!**FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS**START*** Why is this "Small Print!" statement here? You know: lawyers. They tell us you might sue us if there is something wrong with your copy of this eBook, even if you got it for free from someone other than us, and even if what's wrong is not our fault. So, among other things, this "Small Print!" statement disclaims most of our liability to you. It also tells you how you may distribute copies of this eBook if you want to. *BEFORE!* YOU USE OR READ THIS EBOOK By using or reading any part of this PROJECT GUTENBERG-tm eBook, you indicate that you understand, agree to and accept this "Small Print!" statement. If you do not, you can receive a refund of the money (if any) you paid for this eBook by sending a request within 30 days of receiving it to the person you got it from. If you received this eBook on a physical medium (such as a disk), you must return it with your request. ABOUT PROJECT GUTENBERG-TM EBOOKS This PROJECT GUTENBERG-tm eBook, like most PROJECT GUTENBERG-tm eBooks, is a "public domain" work distributed by Professor Michael S. Hart through the Project Gutenberg Association (the "Project"). Among other things, this means that no one owns a United States copyright on or for this work, so the Project (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth below, apply if you wish to copy and distribute this eBook under the "PROJECT GUTENBERG" trademark. Please do not use the "PROJECT GUTENBERG" trademark to market any commercial products without permission. To create these eBooks, the Project expends considerable efforts to identify, transcribe and proofread public domain works. Despite these efforts, the Project's eBooks and any medium they may be on may contain "Defects". Among other things, Defects may take the form of incomplete, inaccurate or corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual property infringement, a defective or damaged disk or other eBook medium, a computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by your equipment. LIMITED WARRANTY; DISCLAIMER OF DAMAGES But for the "Right of Replacement or Refund" described below, [1] Michael Hart and the Foundation (and any other party you may receive this eBook from as a PROJECT GUTENBERG-tm eBook) disclaims all liability to you for damages, costs and expenses, including legal fees, and [2] YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE OR UNDER STRICT LIABILITY, OR FOR BREACH OF WARRANTY OR CONTRACT, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR INCIDENTAL DAMAGES, EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH DAMAGES. If you discover a Defect in this eBook within 90 days of receiving it, you can receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending an explanatory note within that time to the person you received it from. If you received it on a physical medium, you must return it with your note, and such person may choose to alternatively give you a replacement copy. If you received it electronically, such person may choose to alternatively give you a second opportunity to receive it electronically. THIS EBOOK IS OTHERWISE PROVIDED TO YOU "AS-IS". NO OTHER WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, ARE MADE TO YOU AS TO THE EBOOK OR ANY MEDIUM IT MAY BE ON, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR A PARTICULAR PURPOSE. Some states do not allow disclaimers of implied warranties or the exclusion or limitation of consequential damages, so the above disclaimers and exclusions may not apply to you, and you may have other legal rights. INDEMNITY You will indemnify and hold Michael Hart, the Foundation, and its trustees and agents, and any volunteers associated with the production and distribution of Project Gutenberg-tm texts harmless, from all liability, cost and expense, including legal fees, that arise directly or indirectly from any of the following that you do or cause: [1] distribution of this eBook, [2] alteration, modification, or addition to the eBook, or [3] any Defect. DISTRIBUTION UNDER "PROJECT GUTENBERG-tm" You may distribute copies of this eBook electronically, or by disk, book or any other medium if you either delete this "Small Print!" and all other references to Project Gutenberg, or: [1] Only give exact copies of it. Among other things, this requires that you do not remove, alter or modify the eBook or this "small print!" statement. You may however, if you wish, distribute this eBook in machine readable binary, compressed, mark-up, or proprietary form, including any form resulting from conversion by word processing or hypertext software, but only so long as *EITHER*: [*] The eBook, when displayed, is clearly readable, and does *not* contain characters other than those intended by the author of the work, although tilde (~), asterisk (*) and underline (_) characters may be used to convey punctuation intended by the author, and additional characters may be used to indicate hypertext links; OR [*] The eBook may be readily converted by the reader at no expense into plain ASCII, EBCDIC or equivalent form by the program that displays the eBook (as is the case, for instance, with most word processors); OR [*] You provide, or agree to also provide on request at no additional cost, fee or expense, a copy of the eBook in its original plain ASCII form (or in EBCDIC or other equivalent proprietary form). [2] Honor the eBook refund and replacement provisions of this "Small Print!" statement. [3] Pay a trademark license fee to the Foundation of 20% of the gross profits you derive calculated using the method you already use to calculate your applicable taxes. If you don't derive profits, no royalty is due. Royalties are payable to "Project Gutenberg Literary Archive Foundation" the 60 days following each date you prepare (or were legally required to prepare) your annual (or equivalent periodic) tax return. Please contact us beforehand to let us know your plans and to work out the details. WHAT IF YOU *WANT* TO SEND MONEY EVEN IF YOU DON'T HAVE TO? Project Gutenberg is dedicated to increasing the number of public domain and licensed works that can be freely distributed in machine readable form. The Project gratefully accepts contributions of money, time, public domain materials, or royalty free copyright licenses. Money should be paid to the: "Project Gutenberg Literary Archive Foundation." If you are interested in contributing scanning equipment or software or other items, please contact Michael Hart at: hart@pobox.com [Portions of this eBook's header and trailer may be reprinted only when distributed free of all fees. Copyright (C) 2001, 2002 by Michael S. Hart. Project Gutenberg is a TradeMark and may not be used in any sales of Project Gutenberg eBooks or other materials be they hardware or software or any other related product without express permission.] *END THE SMALL PRINT! FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS*Ver.02/11/02*END*