The Project Gutenberg EBook of Die Braut von Messina by Johann Christoph Friedrich von Schiller Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the copyright laws for your country before downloading or redistributing this or any other Project Gutenberg eBook. This header should be the first thing seen when viewing this Project Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the header without written permission. Please read the "legal small print," and other information about the eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is important information about your specific rights and restrictions in how the file may be used. You can also find out about how to make a donation to Project Gutenberg, and how to get involved. **Welcome To The World of Free Plain Vanilla Electronic Texts** **eBooks Readable By Both Humans and By Computers, Since 1971** *****These eBooks Were Prepared By Thousands of Volunteers!***** Title: Die Braut von Messina Author: Johann Christoph Friedrich von Schiller Release Date: September, 2004 [EBook #6496] [Yes, we are more than one year ahead of schedule] [This file was first posted on December 22, 2002] Edition: 10 Language: German Character set encoding: ASCII *** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, DIE BRAUT VON MESSINA *** This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. That project is reachable at the web site http://gutenberg2000.de. Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" zur Verfuegung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse http://gutenberg2000.de erreichbar. Die Braut von Messina oder die feindlichen Brueder. Friedrich Schiller Ein Trauerspiel mit Choeren. Personen. Donna Isabella, Fuerstin von Messina. Don Manuel und Don Cesar, ihre Soehne. Beatrice. Diego. Boten. Chor, bestehend aus dem Gefolge der Brueder. Die Aeltesten von Messina, reden nicht. Ueber den Gebrauch des Chors in der Tragoedie 1. Aufzug 2. Aufzug 3. Aufzug 4. Aufzug Erster Aufzug. (1) ------------------------------------------------------ (1) Die Eintheilung in Aufzuege und Auftritte, die sich in der ersten und in allen bisherigen Ausgaben nicht findet, ist dem von Schiller revidirten Hamburger Buehnenmanuscript entnommen. ------------------------------------------------------ Die Scene ist eine geraeumige Saeulenhalle, auf beiden Seiten sind Eingaenge, eine grosse Fluegelthuere in der Tiefe fuehrt zu einer Kapelle. Erster Auftritt. Donna Isabella in tiefer Trauer, die Aeltesten von Messina stehen um sie her. Isabella. Der Noth gehorchend, nicht dem eignen Trieb, Tret' ich, ihr greisen Haeupter dieser Stadt, Heraus zu euch aus den verschwiegenen Gemaechern meines Frauensaals, das Antlitz Vor euren Maennerblicken zu entschleiern. Denn es geziemt der Wittwe, die den Gatten Verloren, ihres Lebens Licht und Ruhm, Die schwarz umflorte Nachtgestalt dem Aug Der Welt in stillen Mauern zu verbergen; Doch unerbittlich allgewaltig treibt Des Augenblicks Gebieterstimme mich An das entwohnte Licht der Welt hervor. Nicht zweimal hat der Mond die Lichtgestalt Erneut, seit ich den fuerstlichen Gemahl Zu seiner letzten Ruhestaette trug, Der maechtigwaltend dieser Stadt gebot, Mit starkem Arme gegen eine Welt Euch schuetzend, die euch feindlich rings umlagert. Er selber ist dahin, doch lebt sein Geist In einem tapfern Heldenpaare fort Glorreicher Soehne, dieses Landes Stolz. Ihr habt sie unter euch in freud'ger Kraft Aufwachsen sehen, doch mit ihnen wuchs Aus unbekannt verhaengnissvollem Samen Auch ein unsel'ger Bruderhass empor, Der Kindheit frohe Einigkeit zerreissend, Und reifte furchtbar mit dem Ernst der Jahre. Nie hab' ich ihrer Eintracht mich erfreut; An diesen Bruesten naehrt' ich beide gleich, Gleich unter sie vertheil' ich Lieb' und Sorge, Und beide weiss ich kindlich mir geneigt. In diesem einz'gen Triebe sind sie Eins, In allem Andern trennt sie blut'ger Streit. Zwar, weil der Vater noch gefuerchtet herrschte, Hielt er durch gleiche Strenge furchtbare Gerechtigkeit die Heftigbrausenden im Zuegel, Und unter eines Joches Eisenschwere Bog er vereinend ihren starren Sinn. Nicht waffentragend durften sie sich nahn, Nicht in denselben Mauern uebernachten. So hemmt' er zwar mit strengem Machtgebot Den rohen Ausbruch ihres wilden Triebs; Doch ungebessert in der tiefen Brust Liess er den Hass--der Starke achtet es Gering, die leise Quelle zu verstopfen, Weil er dem Strome maechtig wehren kann. Was kommen musste, kam. Als er die Augen Im Tode schloss und seine starke Hand Sie nicht mehr baendigt, bricht der alte Groll Gleichwie des Feuers eingepresste Gluth, Zur offnen Flamme sich entzuendend, los. Ich sag' euch, was ihr Alle selbst bezeugt: Messina theilte sich, die Bruderfehde Loest' alle heil'gen Bande der Natur, Dem allgemeinen Streit die Losung gebend, Schwert traf auf Schwert, zum Schlachtfeld ward die Stadt. Ja, diese Hallen selbst bespritzte Blut. Des Staates Bande sahet ihr zerreissen, Doch mir zerriss im Innersten das Herz-- Ihr fuehltet nur das oeffentliche Leiden Und fragtet wenig nach der Mutter Schmerz. Ihr kamt zu mir und spracht dies harte Wort: "Du siehst, dass deiner Soehne Bruderzwist "Die Stadt empoert in buergerlichem Streit, "Die, von dem boesen Nachbarn rings umgarnt, "Durch Eintracht nur dem Feinde widersteht. "--Du bist die Mutter! Wohl, so siehe zu, "Wie du der Soehne blut'gen Hader stillst. "Was kuemmert uns, die Friedlichen, der Zank "Der Herrscher? Sollen wir zu Grunde gehn, "Weil deine Soehne wuethend sich befehden? "Wir wollen uns selbst rathen ohne sie "Und einem andern Herrn uns uebergeben, "Der unser Bestes will und schaffen kann!" So spracht ihr rauhen Maenner, mitleidlos Fuer euch nur sorgend und fuer eure Stadt, Und waelztet noch die oeffentliche Noth Auf dieses Herz, das von der Mutter Angst Und Sorgen schwer genug belastet war. Ich unternahm das nicht zu Hoffende, Ich warf mit dem zerrissnen Mutterherzen Mich zwischen die Ergrimmten, Frieden rufend-- Unabgeschreckt, geschaeftig, unermuedlich Beschickt' ich sie, den Einen um den Andern, Bis ich erhielt durch muetterliches Flehn, Das sie's zufrieden sind, in dieser Stadt Messina, in dem vaeterlichen Schloss Unfeindlich sich von Angesicht zu sehn, Was nie geschah, seitdem der Fuerst verschied. Dies ist der Tag! Des Boten harr' ich stuendlich, Der mir die Kunde bringt von ihrem Anzug. --Seid denn bereit, die Herrscher zu empfangen Mit Ehrfurcht, wie's dem Unterthanen ziemt. Nur eure Pflicht zu leisten seid bedacht, Fuer's Andre lasst uns Andere gewaehren. Verderblich diesem Land und ihnen selbst Verderbenbringend war der Soehne Streit; Versoehnt, vereinigt, sind sie maechtig gnug, Euch zu beschuetzen gegen eine Welt Und Recht sich zu verschaffen--gegen euch! (Die Aeltesten entfernen sich schweigend, die Hand auf der Brust. Sie winkt einem alten Diener, der zurueckbleibt.) Zweiter Auftritt. Isabella. Diego. Isabella. Diego! Diego. Was gebietet meine Fuerstin? Isabella. Bewaehrter Diener! Redlich Herz! Tritt naeher! Mein Leiden hast du, meinen Schmerz getheilt, So theil' auch jetzt das Glueck der Gluecklichen. Verpfaendet hab' ich deiner treuen Brust Mein schmerzlich suesses, heiliges Geheimniss. Der Augenblick ist da, wo es ans Licht Des Tages soll hervorgezogen werden. Zu lange schon erstickt' ich der Natur Gewalt'ge Regung, weil noch ueber mich Ein fremder Wille herrisch waltete. Jetzt darf sich ihre Stimme frei erheben, Noch heute soll dies Herz befriedigt sein, Und dieses Haus, das lang veroedet war, Versammle Alles, was mir theuer ist. So lenke denn die alterschweren Tritte Nach jenem wohlbekannten Kloster hin, Das einen theuren Schatz mir aufbewahrt. Du warst es, treue Seele, der ihn mir Dorthin gefluechtet hat auf bessre Tage, Den traur'gen Dienst der Traurigen erzeigend. Du bringe froehlich jetzt der Gluecklichen Das theure Pfand zurueck. (Man hoert in der Ferne blasen.) O eile, eile Und lass die Freude deinen Schritt verjuengen! Ich hoere kriegerischer Hoerner Schall, Der meiner Soehne Einzug mir verkuendigt. (Diego geht ab. Die Musik laesst sich noch von einer entgegengesetzten Seite immer naeher und naeher hoeren.) Isabella. Erregt ist ganz Messina--Horch! ein Strom Verworrner Stimmen waelzt sich brausend her-- Sie sind's! Das Herz der Mutter, maechtig schlagend, Empfindet ihrer Naehe Kraft und Zug. Sie sind's! O meine Kinder, meine Kinder! (Sie eilt hinaus.) Dritter Auftritt. Chor tritt auf. Er besteht aus zwei Halbchoeren, welche zu gleicher Zeit, von zwei entgegengesetzten Seiten, der eine aus der Tiefe, der andere aus dem Vordergrund eintreten, rund um die Buehne gehen und sich alsdann auf derselben Seite, wo jeder eingetreten, in eine Reihe stellen. Den einen Halbchor bilden die aeltern, den andern die juengern Ritter; beide sind durch Farbe und Abzeichen verschieden. Wenn beide Choere einander gegenueber stehen, schweigt der Marsch, und die beiden Chorfuehrer reden. (2) ------------------------------------------------------ (2) Anmerkung. Der Verfasser hat bei Uebersendung des Manuscripts an das Theater zu Wien einen Vorschlag beigefuegt, wie die Reden des Chors unter einzelne Personen vertheilt werden koennten. Der erste Chor sollte naemlich aus Cajetan, Berengar, Manfred, Tristan und acht Rittern Don Manuels, der zweite aus Bohemund, Roger, Hippolit und neun Rittern Don Cesars bestehen. Was jede dieser Personen nach des Verfassers Plane zu sagen haben wuerde, ist bei dieser Ausgabe angedeutet worden. ------------------------------------------------------ Erster Chor. (Cajetan.) Dich begruess' ich in Ehrfurcht, Prangende Halle, Dich, meiner Herrscher Fuerstliche Wiege, Saeulengetragenes herrliches Dach. Tief in der Scheide Ruhe das Schwert, Vor den Thoren gefesselt Liege des Streits schlangenhaarigtes Scheusal. Denn des gastlichen Hauses Unverletzliche Schwelle Huetet der Eid, der Erinyen Sohn, Der furchtbarste unter den Goettern der Hoelle! Zweiter Chor. (Bohemund.) Zuernend ergrimmt mir das Herz im Busen, Zu dem Kampf ist die Faust geballt, Denn ich sehe das Haupt der Medusen, Meines Feindes verhasste Gestalt. Kaum gebiet' ich dem kochenden Blute. Goenn' ich ihm die Ehre des Worts? Oder gehorch' ich dem zuernenden Muthe? Aber mich schreckt die Eumenide, Die Beschirmerin dieses Orts, Und der waltende Gottesfriede. Erster Chor. (Cajetan.) Weisere Fassung Ziemet dem Alter, Ich, der Vernuenftige, gruesse zuerst. (Zu dem zweiten Chor.) Sei mir willkommen, Der du mit mir Gleiche Gefuehle Bruederlich theilend, Dieses Palastes Schuetzende Goetter Fuerchtend verehrst! Weil sich die Fuersten guetlich besprechen, Wollen auch wir jetzt Worte des Friedens Harmlos wechseln mit ruhigem Blut, Denn auch das Wort ist, das heilende, gut. Aber treff' ich dich draussen im Freien, Da mag der blutige Kampf sich erneuen, Da erprobe das Eisen den Muth. Der ganze Chor. Aber treff ich dich draussen im Freien, Da mag der blutige Kampf sich erneuen, Da erprobe das Eisen den Muth. Erster Chor. (Berengar.) Dich nicht hass' ich! Nicht du bist mein Feind! Eine Stadt ja hat uns geboren, Jene sind ein fremdes Geschlecht. Aber wenn sich die Fuersten befehden, Muessen die Diener sich morden und toedten, Das ist die Ordnung, so will es das Recht. Zweiter Chor. (Bohemund.) Moegen sie's wissen, Warum sie sich blutig Hassend bekaempfen! Mich ficht es nicht an. Aber wir fechten ihre Schlachten; Der ist kein Tapfrer, kein Ehrenmann, Der den Gebieter laesst verachten. Der ganze Chor. Aber wir fechten ihre Schlachten; Der ist kein Tapfrer, kein Ehrenmann, Der den Gebieter laesst verachten. Einer aus dem Chor. (Berengar.) Hoert, was ich bei mir selbst erwogen, Als ich muessig daher gezogen, Durch des Korus hochwallende Gassen, Meinen Gedanken ueberlassen. Wir haben uns in des Kampfes Wuth Nicht besonnen und nicht berathen, Denn uns bethoerte das brausende Blut. Sind sie nicht unser, diese Saaten? Diese Ulmen, mit Reben umsponnen, Sind sie nicht Kinder unsrer Sonnen? Koennten wir nicht in frohem Genuss Harmlos vergnuegliche Tage spinnen, Lustig das leichte Leben gewinnen? Warum ziehn wir mit rasendem Beginnen Unser Schwert fuer das fremde Geschlecht? Es hat an diesem Boden kein Recht. Auf dem Meerschiff ist es gekommen Von der Sonne roethlichem Untergang; Gastlich haben wir's aufgenommen (Unsre Vaeter! Die Zeit ist lang), Und jetzt sehen wir uns als Knechte, Unterthan diesem fremden Geschlechte! Ein Zweiter. (Manfred.) Wohl! Wir bewohnen ein glueckliches Land, Das die himmelumwandelnde Sonne Ansieht mit immer freundlicher Helle, Und wir koennen es froehlich geniessen; Aber es laesst sich nicht sperren und schliessen, Und des Meers rings umgebende Welle, Sie verraeth uns dem kuehnen Corsaren, Die die Kueste verwegen durchkreuzt. Einen Segen haben wir zu bewahren, Der das Schwert nur des Fremdlings reizt. Sklaven sind wir in den eigenen Sitzen, Das Land kann seine Kinder nicht schuetzen. Nicht, wo die goldene Ceres lacht Und der friedliche Pan, der Flurenbehueter, Wo das Eisen waechst in der Berge Schacht, Da entspringen der Erde Gebieter. Erster Chor. (Cajetan.) Ungleich vertheilt sind des Lebens Gueter Unter der Menschen fluecht'gem Geschlecht; Aber die Natur, sie ist ewig gerecht. Uns verlieh sie das Mark und die Fuelle, Die sich immer erneuend erschafft, Jenen ward der gewaltige Wille Und die unzerbrechliche Kraft. Mit der furchtbaren Staerke geruestet, Fuehren sie aus, was dem Herzen geluestet, Fuellen die Erde mit maechtigem Schall; Aber hinter den grossen Hoehen Folgt auf der tiefe, der donnernde Fall. Darum lob' ich mir niedrig zu stehen, Mich verbergend in meiner Schwaeche. Jene gewaltigen Wetterbaeche, Aus des Hagels unendlichen Schlossen, Aus den Wolkenbruechen zusammen geflossen, Kommen finster gerauscht und geschossen, Reissen die Bruecken und reissen die Daemme Donnernd mit fort im Wogengeschwemme, Nichts ist, das die Gewaltigen hemme. Doch nur der Augenblick hat sie geboren, Ihres Laufes furchtbare Spur Geht verrinnend im Sande verloren, Die Zerstoerung verkuendigt sie nur. --Die fremden Eroberer kommen und gehen; Wir gehorchen, aber wir bleiben stehen. Die hintere Thuere oeffnet sich; Donna Isabella erscheint zwischen ihren Soehnen Don Manuel und Don Cesar. Beide Choere. (Cajetan.) Preis ihr und Ehre, Die uns dort aufgeht, Eine glaenzende Sonne! Knieend verehr' ich dein herrliches Haupt. Erster Chor. (Berengar.) Schoen ist des Mondes Mildere Klarheit Unter der Sterne blitzendem Glanz, Schoen ist der Mutter Liebliche Hoheit Zwischen der Soehne feuriger Kraft; Nicht auf der Erden Ist ihr Bild und ihr Gleichniss zu sehn. Hoch auf des Lebens (3) ------------------------------------------------------ (3) Anmerkung. Nach der Absicht des Verf. sollte die Stelle: "Hoch auf des Lebens--ihrem Sohn" auf dem Theater wegbleiben. ------------------------------------------------------ Gipfel gestellt, Schliesst sie bluehend den Kreis des Schoenen, Mit der Mutter und ihren Soehnen Kroent sich die herrlich vollendete Welt. Selber die Kirche, die goettliche, stellt nicht Schoeneres dar auf dem himmlischen Thron; Hoeheres bildet Selber die Kunst nicht, die goettlich geborne, Als die Mutter mit ihrem Sohne. Zweiter Chor. (Bohemund.) Freudig sieht sie aus ihrem Schoosse Einen bluehenden Baum sich erheben, Der sich ewig sprossend erneut. Denn sie hat ein Geschlecht geboren, Welches wandeln wird mit der Sonne Und den Namen geben der rollenden Zeit. (Roger.) Voelker verrauschen, Namen verklingen, Finstre Vergessenheit Breitet die dunkelnachtenden Schwingen Ueber ganzen Geschlechtern aus. Aber der Fuersten Einsame Haeupter Glaenzen erhellt, Und Aurora beruehrt sie Mit den ewigen Strahlen Als die ragenden Gipfel der Welt. Vierter Auftritt. Isabella (mit ihren Soehnen hervortretend). Blick' nieder, hohe Koenigin des Himmels, Und halte deine Hand auf dieses Herz, Dass es der Uebermuth nicht schwellend hebe; denn leicht vergaesse sich der Mutter Freude, Wenn sie sich spiegelt in der Soehne Glanz, Zum Erstenmal, seitdem ich sie geboren, Umfass' ich meines Glueckes Fuelle ganz. Denn bis auf diesen Tag musst' ich gewaltsam Des Herzens froehliche Ergiessung theilen; Vergessen ganz musst' ich den einen Sohn, Wenn ich der Naehe mich des andern freute. O, meine Mutterliebe ist nur eine, Und meine Soehne waren ewig zwei! --Sagt, darf ich ohne Zittern mich der suessen Gewalt des trunknen Herzens ueberlassen? (Zu Don Manuel.) Wenn ich die Hand des Bruders freundlich druecke, Stoss' ich den Stachen nicht in deine Brust? (Zu Don Cesar.) Wenn ich das Herz an seinem Anblick weide, Ist's nicht ein Raub an Dir?--O, ich muss zittern, Dass meine Liebe selbst, die ich euch zeige, Nur eures Hasses Flammen heft'ger schuere. (Nachdem sie Beide fragend angesehen.) Was darf ich mir von euch versprechen? Redet! Mit welchem Herzen kamet ihr hieher? Ist's noch der alte unversoehnte Hass, Den ihr mit herbringt in des Vaters Haus, Und wartet draussen vor des Schlosses Thoren Der Krieg, auf Augenblicke nur gebaendigt Und knirschend in das eherne Gebiss, Um alsobald, wenn ihr den Ruecken mir Gekehrt, mit neuer Wuth sich zu entfesseln? Chor. (Bohemund.) Krieg oder Frieden! Noch liegen die Loose Dunkel verhuellt in der Zukunft Schoosse! Doch es wird sich noch, eh wir uns trennen, entscheiden; Wir sein bereit und geruestet zu beiden. Isabella (im ganzen Kreis umherschauend.) Und welcher furchtbar kriegerische Anblick! Was sollen Diese hier? Ist's eine Schlacht, Die sich in diesen Saelen zubereitet? Wozu die fremde Schaar, wenn eine Mutter Das Herz aufschliessen will vor ihren Kindern? Bis in den Schooss der Mutter fuerchtet ihr Der Arglist Schlingen, tueckischen Verrath, Dass ihr den Ruecken euch besorglich deckt? --O diese wilden Banden, die euch folgen, Die raschen Diener eures Zorns--sie sind Nicht eure Freunde! Glaubet nimmermehr, Dass sie euch wohlgesinnt zum Besten rathen! Wie koennten sie's von Herzen mit euch meinen, Den Fremdlingen, dem eingedrungnen Stamm, Der aus dem eignen Erbe sie vertrieben, Sich ueber die der Herrschaft angemasst? Glaubt mir! Es liebt ein Jeder, frei sich selbst Zu leben nach dem eigenen Gesetz; Die fremde Herrschaft wird mit Neid ertragen. Von eurer Macht allein und ihrer Furcht Erhaltet ihr den gern versagten Dienst. Lernt dies Geschlecht, das herzlos falsche, kennen! Die Schadenfreude ist's, wodurch sie sich An eurem Glueck, an eurer Groesse raechen. Der Herrscher Fall, der hohen Haeupter Sturz Ist ihrer Lieder Stoff und ihr Gespraech, Was sich vom Sohn zum Enkel forterzaehlt, Womit sie sich die Winternaechte kuerzen. --O meine Soehne! Feindlich ist die Welt Und falsch gesinnt! Es liebt ein Jeder nur Sich selbst; unsicher, los und wandelbar Sind alle Bande, die das leichte Glueck Geflochten--Laune loest, was Laune knuepft-- Nur die Natur ist redlich! Sie allein Liegt an dem ew'gen Ankergrunde fest, Wenn alles Andre auf den sturmbewegten Wellen Des Lebens unstet treibt--Die Neigung gibt Den Freund, es gibt der Vortheil den Gefaehrten; Wohl Dem, dem die Geburt den Bruder gab! Ihn kann das Glueck nicht geben! Anerschaffen Ist ihm der Freund, und gegen eine Welt Voll Kriegs und Truges steht er zweifach da! Chor. (Cajetan.) Ja, es ist etwas Grosses, ich muss es verehren, Um einer Herrscherin fuerstlichen Sinn, Ueber der Menschen Thun und Verkehren Blickt sie mit ruhiger Klarheit hin. Uns aber treibt das verworrene Streben Blind und sinnlos durchs wueste Leben. Isabella. (zu Don Cesar). Du, der das Schwert auf seinen Bruder zueckt, Sieh dich umher in dieser ganzen Schaar, Wo ist ein edler Bild als deines Bruders? (Zu Don Manuel.) Wer unter Diesen, die du Freunde nennst, Darf deinem Bruder sich zur Seite stellen? Ein Jeder ist ein Muster seines Alters, Und Keiner gleicht, und Keiner weicht dem Andern. Wagt es, euch in das Angesicht zu sehn! O Raserei der Eifersucht, des Neides! Ihn wuerdest du aus Tausenden heraus Zum Freunde dir gewaehlt, ihn an das Herz Geschlossen haben als den Einzigen; Und jetzt, da ihn die heilige Natur Dir gab, dir in der Wiege schon ihn schenkte, Trittst du, ein Frevler an dem eignen Blut, Mit stolzer Willkuer ihr Geschenk mit Fuessen, Dich wegzuwerfen an den schlechtern Mann, Dich an den Feind und Fremdling anzuschliessen! Don Manuel. Hoere mich, Mutter! Don Cesar. Mutter, hoere mich! Isabella. Nicht Worte sind's, die diesen traur'gen Streit Erledigen--Hier ist das Mein und Dein, Die Rache von der Schuld nicht mehr zu sondern. --Wer moechte noch das alte Bette finden Des Schwefelstroms, der gluehend sich ergoss? Des unterird'schen Feuers schreckliche Geburt ist Alles, eine Lavarinde Liegt aufgeschichtet ueber dem Gesunden, Und jeder Fusstritt wandelt auf Zerstoerung. --Nur dieses Eine leg' ich euch ans Herz: Das Boese, das der Mann, der muendige, Dem Manne zufuegt, das, ich will es glauben, Vergibt sich und versoehnt sich schwer. Der Mann Will seinen Hass, und keine Zeit veraendert Den Rathschluss, den er wohl besonnen fasst. Doch eures Haders Ursprung steigt hinauf In unverstaend'ger Kindheit fruehe Zeit, Sein Alter ist's, was ihn entwaffnen sollte. Fragte zurueck, was euch zuerst entzweite; Ihr wisst es nicht, ja, faendet ihr's auch aus, Ihr wuerdet auch des kind'schen Haders schaemen. Und dennoch ist's der erste Kinderstreit, Der, fortgezeugt in ungluecksel'ger Kette, Die neuste Unbill dieses Tags geboren. Denn alle schweren Thaten, die bis jetzt geschahn, Sind nur des Argwohns und der Rache Kinder. --Und jene Knabenfehde wolltet ihr Nicht jetzt fortkaempfen, da ihr Maenner seid? (Beider Haende fassend.) O, meine Soehne! Kommt, entschliesset euch, Die Rechnung gegenseitig zu vertilgen, Denn gleich auf beiden Seiten ist das Unrecht. Seid edel, und grossherzig schenkt einander Die unabtragbar ungeheure Schuld. Der Siege goettlichster ist das Vergeben! In eueres Vaters Gruft werft ihn hinab, Den alten Hass der fruehen Kinderzeit! Der schoenen Liebe sei das neue Leben, Der Eintracht, der Versoehnung sei's geweiht. (Sie tritt einen Schritt zwischen beiden zurueck, als wollte sie ihnen Raum geben, sich einander zu naehern. Beide blicken zur Erde, ohne einander anzusehen.) Chor. (Cajetan.) Hoeret der Mutter vermahnende Rede, Wahrlich, sie spricht ein gewichtiges Wort! Lasst es genug sein und endet die Fehde, Oder gefaellt's euch, so setzet sie fort. Was auch genehm ist, das ist mir gerecht, Ihr seid die Herrscher, und ich bin der Knecht. Isabella. (nachdem sie einige Zeit innegehalten und vergebens eine Aeusserung der Brueder erwartet, mit unterdruecktem Schmerz.) Jetzt weiss ich nichts mehr. Ausgeleert hab' ich Der Worte Koecher und erschoepft der Bitten Kraft. Im Grabe ruht, der euch gewaltsam baendigte, Und machtlos steht die Mutter zwischen euch. --Vollendet! Ihr habt freie Macht! Gehorcht Dem Daemon, der euch sinnlos wuethend treibt, Ehrt nicht des Hausgotts heiligen Altar, Lasst diese Halle selbst, die euch geboren, Den Schauplatz werden eines Wechselmords. Vor eurer Mutter Aug zerstoeret euch Mit euren eignen, nicht durch fremde Haende. Leib gegen Leib, wie das thebanische Paar, Rueckt auf einander an, und wuthvoll ringend, Umfanget euch mit eherner Umarmung. Leben um Leben tauschend siege Jeder, Den Dolch einbohrend nicht des Andern Brust, Dass selbst der Tod nicht eure Zwietracht heile, Die Flamme selbst, des Feuers rothe Saeule, Die sich von eurem Scheiterhaufen hebt, Sich zweigespalten von einander theile, Ein schaudernd Bild, wie ihr gestorben und gelebt. (Sie geht ab. Die Brueder bleiben noch in der vorigen Entfernung von einander stehen.) Fuenfter Auftritt. Beide Brueder. Beide Choere. Chor. (Cajetan.) Es sind nur Worte, die sie gesprochen, Aber sie haben den froehlichen Muth In der felsigten Brust mir gebrochen! Ich nicht vergoss das verwandte Blut. Nein zum Himmel erheb' ich die Haende: Ihr seid Brueder! Bedenket das Ende! Don Cesar (ohne Don Manuel anzusehen). Du bist der aeltre Bruder, rede du! Dem Erstgebornen weich' ich ohne Schande. Don Manuel (in derselben Stellung). Sag' etwas Gutes, und ich folge gern Dem edeln Beispiel, das der juengre gibt. Don Cesar. Nicht, weil ich fuer den Schuldigeren mich Erkenne oder schwaecher gar mich fuehle-- Don Manuel. Nicht Kleinmuths zeiht Don Cesarn, wer ihn kennt, Fuehlt' er sich schwaecher, wuerd' er stolzer reden. Don Cesar. Denkst du von deinem Bruder nicht geringer? Don Manuel. Du bist zu stolz zur Demuth, ich zur Luege. Don Cesar. Verachtung nicht ertraegt mein edles Herz. Doch in des Kampfes heftigster Erbittrung Gedachtest du mit Wuerde deines Bruders. Don Manuel. Du willst nicht meinen Tod, ich habe Proben. Ein Moench erbot sich dir, mich meuchlerisch Zu morden; du bestraftest den Verraether. Don Cesar (tritt etwas naeher). Haett' ich dich frueher so gerecht erkannt, Es waere Vieles ungeschehn geblieben. Don Manuel. Und haett' ich dir ein so versoehnlich Herz Gewusst, viel Muehe spart' ich dann der Mutter. Don Cesar. Du wurdest mir viel stolzer abgeschildert. Don Manuel. Es ist der Fluch der Hohen, dass die Niedern Sich ihres offnen Ohrs bemaechtigen. Don Cesar (lebhaft). So ist's, die Diener tragen alle Schuld. Don Manuel. Die unser Herz in bitterm Hass entfremdet. Don Cesar. Die boese Worte hin und wieder trugen. Don Manuel. Mit falscher Deutung jede That vergiftet. Don Cesar. Die Wunde naehrten, die sie heilen sollten. Don Manuel. Die Flamme schuerten, die sie loeschen konnten. Don Cesar. Wir waren die Verfuehrer, die Betrogenen! Don Manuel. Das blinde Werkzeug fremder Leidenschaft! Don Cesar. Ist's wahr, dass alles Andre treulos ist-- Don Manuel. Und falsch! Die Mutter sagt's, du darfst es glauben! Don Cesar. So will ich diese Bruderhand ergreifen-- (Er reicht ihm die Hand hin.) Don Manuel. (ergreift sie lebhaft). Die mir die naechste ist auf dieser Welt. (Beide stehen Hand in Hand und betrachten einander eine Zeitlang schweigend.) Don Cesar. Ich seh' dich an, und ueberrascht, erstaunt Find' ich in dir der Mutter theure Zuege. Don Manuel. Und eine Aehnlichkeit entdeckt sich mir In dir, die mich noch wunderbarer ruehret. Don Cesar. Bist du es wirklich, der dem juengern Bruder So hold begegnet und so guetig spricht? Don Manuel. Ist dieser freundlich sanftgesinnte Juengling Der uebelwollend mir gehaess'ge Bruder? (Wiederum Stillschweigen; Jeder steht in den Anblick des Andern verloren.) Don Cesar. Du nahmst die Pferde von arab'scher Zucht In Anspruch aus dem Nachlass unsers Vaters. Den Rittern, die du schicktest, schlug ich's ab. Don Manuel. Sie sind dir lieb, ich denke nicht mehr dran. Don Cesar. Nein, nimm die Rosse, nimm den Wagen auch Des Vaters, nimm sie, ich beschwoere dich! Don Manuel. Ich will es thun, wenn du das Schloss am Meere Beziehen willst, um das wir heftig stritten. Don Cesar. Ich nehm' es nicht, doch bin ich's wohl zufrieden, Dass wir's gemeinsam bruederlich bewohnen. Don Manuel. So sei's! Warum ausschliessend Eigenthum Besitzen, da die Herzen einig sind? Don Cesar. Warum noch laenger abgesondert leben, Da wir, vereinigt, jeder reicher werden? Don Manuel. Wir sind nicht mehr getrennt, wir sind vereinigt. (Er eilt in seine Arme.) Erster Chor (zum zweiten.) (Cajetan.) Was stehen wir hier noch feindlich geschieden, Da die Fuersten liebend sich umfassen? Ihrem Beispiel folg' ich und biete dir Frieden, Wollen wir einander denn ewig hassen? Sind sie Brueder durch Blutes Bande, Sind wir Buerger und Soehne von einem Lande. (Beide Choere umarmen sich.) Sechster Auftritt. Ein Bote tritt auf. Zweiter Chor (Zu Don Cesar.) (Bohemund.) Den Spaeher, den du ausgesendet, Herr, Erblick' ich wiederkehrend. Freue dich, Don Cesar! Gute Botschaft harret dein, Denn froehlich strahlt der Blick des Kommenden. Bote. Heil mir und Heil der fluchbefreiten Stadt! Des schoensten Anblicks wird mein Auge froh. Die Soehne meines Herrn, die Fuersten seh' ich In friedlichem Gespraeche, Hand in Hand, Die ich in heisser Kampfes Wuth verlassen. Don Cesar. Du siehst die Liebe aus des Hasses Flammen Wie einen neu verjuengten Phoenix steigen. Bote. Ein zweites leg' ich zu dem ersten Glueck! Mein Botenstab ergruent von frischen Zweiten! Don Cesar. (ihn bei Seite fuehrend). Lass hoeren, was du bringst. Bote. Ein einz'ger Tag Will Alles, was erfreulich ist, versammeln. Auch die Verlorene, nach der wir suchten, Sie ist gefunden, Herr, sie ist nicht weit. Don Cesar. Sie ist gefunden! O, wo ist sie? Sprich! Bote. Hier in Messina, Herr, verbirgt sie sich. Don Manuel (zu dem ersten Halbchor gewendet). Von hoher Roethe Gluth seh' ich die Wangen Des Bruders glaenzen, und sein Auge blitzt. Ich weiss nicht, was es ist; doch ist's die Farbe Der Freude, und mitfreuend theil' ich sie. Don Cesar (zu dem Boten). Komm, fuehre mich!--Leb wohl, Don Manuel! Im Arm der Mutter finden wir uns wieder; Jetzt fordert mich ein dringend Werk von hier. (Er will gehen.) Don Manuel. Verschieb' es nicht. Das Glueck begleite dich. Don Cesar (besinnt sich und kommt zurueck). Don Manuel! Mehr, als ich sagen kann, Freut mich dein Anblick--ja, mir ahnet schon, Wir werden uns wie Herzensfreunde lieben, Der langgebundne Trieb wird freud'ger nur Und maecht'ger streben in der neuen Sonne. Nachholen werd' ich das verlorne Leben. Don Manuel. Die Bluethe deutet auf die schoene Frucht. Don Cesar. Es ist nicht recht, ich fuehl's und tadle mich, Dass ich mich jetzt aus deinen Armen reisse. Denk' nicht, ich fuehle weniger, als du, Weil ich die festlich schoene Stunde rasch zerschneide. Don Manuel (mit sichtbarer Zerstreuung). Gehorche du dem Augenblick! Der Liebe Gehoert von heute an das ganze Leben. Don Cesar. Entdeckt' ich dir, was mich von hinnen ruft-- Don Manuel. Lass mir dein Herz! Dir bleibe dein Geheimniss. Don Cesar. Auch kein Geheimniss trenn' uns ferner mehr, Bald soll die letzte dunkle Falte schwinden! (Zu dem Chor gewendet.) Euch kuend' ich's an, damit ihr's Alle wisset! Der Streit ist abgeschlossen zwischen mir Und dem geliebten Bruder! Den erklaer' ich Fuer meinen Todfeind und Beleidiger Und werd' ihn hassen wie der Hoelle Pforten, Der den erloschnen Funken unsers Streits Aufblaest zu neuen Flammen--Hoffe Keiner Mir zu gefallen oder Dank zu ernten, Der von dem Bruder Boeses mir berichtet, Mit falscher Dienstbegier den bittern Pfeil Des raschen Worts geschaeftig weiter sendet. --Nicht Wurzeln auf der Lippe schlaegt das Wort, Das unbedacht dem schnellen Zorn entflohen; Doch, von dem Ohr des Argwohns aufgefangen, Kriecht es wie Schlingkraut endlos treibend fort Und haengt ans Herz sich an mit tausend Aesten: So trennen endlich in Verworrenheit Unheilbar sich die Guten und die Besten! (Er umarmt den Bruder noch einmal und geht ab, von dem zweiten Chor begleitet.) Siebenter Auftritt. Don Manuel und der erste Chor. Chor. (Cajetan.) Verwundrungsvoll, o Herr, betracht' ich dich, Und fast muss ich dich heute ganz verkennen. Mit karger Rede kaum erwiederst du Des Bruders Liebesworte, der gutmeinend Mit offnem Herzen dir entgegen kommt. Versunken in dich selber stehst du da, Gleich einem Traeumenden, als waere nur Dein Leib zugegen, und die Seele fern. Wer so dich saehe, moechte leicht der Kaelte Dich zeihn und stolz unfreundlichen Gemueths; Ich aber will dich drum nicht fuehllos schelten, Denn heiter blickst du, wie ein Gluecklicher Um dich, und Laecheln spielt um deine Wangen. Don Manuel. Was soll ich sagen? was erwiedern? Mag Der Bruder Worte finden! Ihn ergreift Ein ueberraschend neu Gefuehl; er sieht Den alten Hass aus seinem Busen schwinden, Und wundernd fuehlt er sein verwandtes Herz. Ich--habe keinen Hass mehr mitgebracht, Kaum weiss ich noch, warum wir blutig stritten. Denn ueber allen ird'schen Dingen hoch Schwebt mir auf Freudenfittigen die Seele, Und in dem Glanzesmeer, das mich umfaengt, Sind alle Wolken mir und finstre Falten Des Lebens ausgeglaettet und verschwunden. --Ich sehe diese Hallen, diese Saele, Und denke mir das freudige Erschrecken Der ueberraschten, hoch erstaunten Braut, Wenn ich als Fuerstin sie und Herrscherin Durch dieses Hauses Pforten fuehren werde. --Noch liebt sie nur den Liebenden! Dem Fremdling, Dem Namenlosen hat sie sich gegeben. Nicht ahnet sie, dass es Don Manuel, Messina's Fuerst ist, der die goldne Binde Ihr um die schoene Stirne flechten wird. Wie suess ist's, das Geliebte zu begluecken Mit ungehoffter Groesse Glanz und Schein! Laengst spart' ich mir dies hoechste der Entzuecken, Wohl bleibt es stets sein hoechster Schmuck allein; Doch auch die Hoheit darf das Schoene schmuecken, Der goldne Reif erhebt den Edelstein. Chor. (Cajetan.) Ich hoere dich, o Herr, vom langen Schweigen Zum erstenmal den stummen Mund entsiegeln. Mit Spaeheraugen folgt' ich dir schon laengst, Ein seltsam wunderbar Geheimniss ahnend; Doch nicht erkuehnt' ich mich, was du vor mir In tiefes Dunkel huellst, dir abzufragen. Dich reizt nicht mehr der Jagden muntre Lust, Der Rosse Wettlauf und des Falken Sieg. Aus der Gefaehrten Aug verschwindest du, So oft die Sonne sinkt zum Himmelsrande, Und Keiner unsers Chors, die wir dich sonst In jeder Kriegs--und Jagdgefahr begleiten, Mag deines stillen Pfads Gefaehrte sein. Warum verschleierst du bis diesen Tag Dein Liebesglueck mit dieser neid'schen Huelle? Was zwingt den Maechtigen, dass er verhehle? Denn Furcht ist fern von deiner grossen Seele. Don Manuel. Gefluegelt ist das Glueck und schwer zu binden, Nur in verschlossner Lade wird's bewahrt. Das Schweigen ist zum Hueter ihm gesetzt, Und rasch entfliegt es, wenn Geschwaetzigkeit Voreilig wagt, die Decke zu erheben. Doch jetzt, dem Ziel so nahe, darf ich wohl Das lange Schweigen brechen, und ich will's. Denn mit der naechsten Morgensonne Strahl Ist sie die Meine, und des Daemons Neid Wird keine Macht mehr haben ueber mich. Nicht mehr verstohlen werd' ich zu ihr schleichen, Nicht rauben mehr der Liebe goldne Frucht, Nicht mehr die Freude haschen auf der Flucht, Das Morgen wird dem schoenen Heute gleichen, Nicht Blitzen gleich, die schnell vorueber schiessen Und ploetzlich von der Nacht verschlungen sind, Mein Glueck wird sein, gleichwie des Baches Fliessen, Gleichwie der Sand des Stundenglases rinnt. Chor. (Cajetan.) So nenne sie uns, Herr, die dich im Stillen Beglueckt, dass wir dein Loos beneidend ruehmen Und wuerdig ehren unsers Fuersten Braut. Sag' an, wo du sie fandest, wo verbirgst, In welches Orts verschwiegner Heimlichkeit? Denn wir durchziehen schwaermend weit und breit Die Insel auf der Jagd verschlungnen Pfaden, Doch keine Spur hat uns dein Glueck verrathen, So dass ich bald mich ueberreden moechte, Es huelle sie ein Zaubernebel ein. Don Manuel. Den Zauber loes' ich auf, denn heute noch Soll, was verborgen war, die Sonne schauen. Vernehmet denn und hoert, wie mir geschah. Fuenf Monde sind's, es herrschte noch im Lande Des Vaters Macht und beugete gewaltsam Der Jugend starren Nacken in das Joch-- Nichts kannt' ich als der Waffen wilde Freuden Und als des Waidwerks kriegerische Lust. --Wir hatten schon den ganzen Tag gejagt Entlang des Waldgebirges--da geschah's, Dass die Verfolgung einer weissen Hindin Mich weit hinweg aus eurem Haufen riss. Das scheue Thier floh durch des Thales Kruemmen, Durch Busch und Kluft und bahnenlos Gestruepp, Auf Wurfes Weite sah ich's stets vor mir, Doch konnt' ich's nicht erreichen, noch erzielen, Bis es zuletzt an eines Gartens Pforte mir Verschwand. Schnell von dem Ross herab mich werfend Dring' ich ihm nach, schon mit dem Speere zielend, Da seh' ich wundern das erschrockne Thier Zu einer Nonne Fuessen zitternd liegen, Die selbst mit zarten Haenden schmeichelnd kost. Bewegungslos starr' ich das Wunder an, Den Jagdspiess in der Hand, zum Wurf ausholend-- Sie aber blickt mit grossen Augen flehend Mich an. So stehn wir schweigend gegen einander-- Wie lange Frist, das kann ich nicht ermessen, Denn alles Mass der Zeiten war vergessen. Tief in die Seele drueckt sie mir den Blick, Und umgewandelt schnell ist mir das Herz. --Was ich nun sprach, was die Holdsel'ge mir Erwiedert, moege Niemand mich befragen, Denn wie ein Traumbild liegt es hinter mir Aus frueher Kindheit daemmerhellen Tagen, An meiner Brust fuehlt' ich die ihre schlagen, Als die Besinnungskraft mir wieder kam. Da hoert' ich einer Glocke helles Laeuten, Den Ruf zur Hora schien es zu bedeuten, Und schnell, wie Geister in die Luft verwehen, Entschwand sie mir und ward nicht mehr gesehen. Chor. (Cajetan.) Mit Furcht, o Herr, erfuellt mich dein Bericht. Raub hast du an dem Goettlichen begangen, Des Himmels Braut beruehrt mit suendigem Verlangen, Denn furchtbar heilig ist des Klosters Pflicht. Don Manuel. Jetzt hatt' ich eine Strasse nur zu wandeln, Das unstet schwanke Sehnen war gebunden, Dem Leben war sein Inhalt ausgefunden. Und wie der Pilger sich nach Osten wendet, Wo ihm die Sonne der Verheissung glaenzt, So kehrte sich mein Hoffen und mein Sehnen Dem einen hellen Himmelspunkte zu. Kein Tag entstieg dem Meer und sank hinunter, Der nicht zwei gluecklich Liebende vereinte. Geflochten still war unsrer Herzen Bund, Nur der allsehnde Aether ueber uns War des verschwiegnen Gluecks vertrauter Zeuge, Es brauchte weiter keines Menschen Dienst. Das waren goldne Stunden, sel'ge Tage! --Nicht Raub am Himmel war mein Glueck, denn noch Durch kein Geluebde war das Herz gefesselt, Das sich auf ewig mir zu eigen gab. Chor. (Cajetan.) So war das Kloster eine Freistatt nur Der zarten Jugend, nicht des Lebens Grab? Don Manuel. Ein heilig Pfand ward sie dem Gotteshaus Vertraut, das man zurueck einst werde fordern. Chor. (Cajetan.) Doch welches Blutes ruehmt sie sich zu sein? Denn nur vom Edeln kann das Edle stammen. Don Manuel. Sich selber ein Geheimniss wuchs sie auf, Nicht kennt sie ihr Geschlecht, noch Vaterland. Chor. (Cajetan.) Und leitet keine dunkle Spur zurueck Zu ihres Daseins unbekannten Quellen? Don Manuel. Dass sie von edelm Blut, gesteht der Mann, Der einz'ge, der um ihre Herkunft weiss. Chor. (Cajetan.) Wer ist der Mann? Nichts halte mir zurueck, Denn wissend nur kann ich dir nuetzlich rathen. Don Manuel. Ein alter Diener naht von Zeit zu Zeit, Der einz'ge Bote zwischen Kind und Mutter. Chor. (Cajetan.) Von diesem Alten hast du nichts erforscht? Feigherzig und geschwaetzig ist das Alter. Don Manuel. Nie wagt' ich's, einer Neugier nachzugeben, Die mein verschwiegnes Glueck gefaehrden koennte. Chor. (Cajetan.) Was aber war der Inhalt seiner Worte, Wenn er die Jungfrau zu besuchen kam? Don Manuel. Auf eine Zeit, die Alles loesen werde, Hat er von Jahr zu Jahren sie vertroestet. Chor. (Cajetan.) Und diese Zeit, die Alles loesen soll, Hat er sie naeher deutend nicht bezeichnet? Don Manuel. Seit wenig Monden drohete der Greis Mit einer nahen Aendrung ihres Schicksals. Chor. (Cajetan.) Er drohte, sagst du? Also fuerchtest du Ein Licht zu schoepfen das dich nicht erfreut? Don Manuel. Ein jeder Wechsel schreckt den Gluecklichen, Wo kein Gewinn zu hoffen, droht Verlust. Chor. (Cajetan.) Doch konnte die Entdeckung, die du fuerchtest, Auch deiner Liebe guenst'ge Zeichen bringen. Don Manuel. Auch stuerzen konnte sie mein Glueck; drum waehlt' ich Das Sicherste, ihr schnell zuvor zu kommen. Chor. (Cajetan.) Wie das, o Herr? Mit Furcht erfuellt du mich, Und eine rasche That muss ich besorgen. Don Manuel. Schon seit den letzten Monden liess der Greis Geheimnissvolle Winke sich entfallen, Dass nicht mehr ferne sei der Tag, der sie Den Ihrigen zuruecke geben werde. Seit gestern aber sprach er's deutlich aus, Dass mit der naechsten Morgensonne Strahl-- Dies aber ist der Tag, der heute leuchtet-- Ihr Schicksal sich entscheidend werde loesen. Kein Augenblick war zu verlieren, schnell War mein Entschluss gefasst und schnell vollstreckt. In dieser Nacht raubt' ich die Jungfrau weg Und brachte sie verborgen nach Messina. Chor. (Cajetan.) Welch kuehn verwegen-raeuberische That! --Verzeih, o Herr, die freie Tadelrede! Doch Solches ist des weisern Alters Recht, Wenn sich die rasche Jugend kuehn vergisst. Don Manuel. Unfern vom Kloster der Barmherzigen, In eines Gartens abgeschiedner Stille, Der von der Neugier nicht betreten wird, Trennt' ich mich eben jetzt von ihr, hieher Zu der Versoehnung mit dem Bruder eilend. In banger Furcht liess ich sie dort allein Zurueck, die sich nichts weniger erwartet, Als in dem Glanz der Fuerstin eingeholt Und auf erhabnem Fussgestell des Ruhms Vor ganz Messina ausgestellt zu werden. Denn anders nicht soll sie mich wiedersehn, Als in der Groesse Schmuck und Staat und festlich Von eurem ritterlichen Chor umgeben. Nicht will ich, dass Don Manuels Verlobte Als eine Heimathlose, Fluechtige Der Mutter nahen soll, die ich ihr gebe; Als eine Fuerstin fuerstlich will ich sie Einfuehren in die Hofburg meiner Vaeter. Chor. (Cajetan.) Gebiete, Herr! Wir harren deines Winks. Don Manuel. Ich habe mich aus ihrem Arm gerissen, Doch nur mit ihr werd' ich beschaeftigt sein. Denn nach dem Bazar sollt ihr mich anjetzt Begleiten, wo die Mohren zum Verkauf Ausstellen, was das Morgenland erzeugt An edelm Stoff und feinem Kunstgebild. Erst waehlet aus die zierlichen Sandalen, Der zartgeformten Fuesse Schutz und Zier; Dann zum Gewande waehlt das Kunstgewebe Des Indiers, hellglaenzend, wie der Schnee Des Aetna, der der Naechste ist dem Licht-- Und leicht umfliess' es, wie der Morgenduft, Den zarten Bau der jugendlichen Glieder. Von Purpur sei, mit zarten Faeden Goldes Durchwirkt, der Guertel, der die Tunica Unter dem zuecht'gen Busen reizend knuepft. Dazu den Mantel waehlt, von glaenzender Seide gewebt, in bleichem Purpur schimmernd, Ueber der Achsel heft' ihn eine goldne Cicade--Auch die Spangen nicht vergesst, Die schoenen Arme reizend zu umzirken, Auch nicht der Perlen und Korallen Schmuck, Der Meeresgoettin wundersame Gaben, Um die Locken winde sich ein Diadem, Gefueget aus dem koestlichsten Gestein, Worin der feurig gluehende Rubin Mit dem Smaragd die Farbenblitze kreuze. Oben im Haarschmuck sei der lange Schleier Gleich einem hellen Lichtgewoelk, umfliesse, Und mit der Myrte jungfraeulichem Kranze Vollende kroenend sich das schoene Ganze. Chor. (Cajetan.) Es soll geschehen, Herr, wie du gebietest, Denn fertig und vollendet findet sich Dies alles auf dem Bazar ausgestellt. Don Manuel. Den schoensten Zelter fuehret dann hervor Aus meinen Staellen; seine Farbe sei Lichtweiss, gleichwie des Sonnengottes Pferde, Von Purpur sei die Decke, und Geschirr Und Zuegel reich besetzt mit edeln Steinen, Denn tragen soll er meine Koenigin. Ihr selber haltet euch bereit, im Glanz Des Ritterstaates, unterm freud'gen Schall Der Hoerner, eure Fuerstin heimzufuehren. Dies alles zu besorgen, geh' ich jetzt, Zwei unter euch erwaehl' ich zu Begleitern, Ihr andern wartet mein--was ihr vernahmt, Bewahrt's in eures Busens tiefem Grunde, Bis ich das Band geloest von eurem Munde. (Er geht ab, von Zweien aus dem Chor begleitet.) Achter Auftritt. Chor. (Cajetan.) Sage, was werden wir jetzt beginnen, Da die Fuersten ruhen vom Streit, Auszufuellen die Leere der Stunden Und die lange unendliche Zeit? Etwas fuerchten und hoffen und sorgen Muss der Mensch fuer den kommenden Morgen, Dass er die Schwere des Daseins ertrage Und das ermuedende Gleichmass der Tage, Und mit erfrischendem Windesweben Kraeuselnd bewege das stockende Leben. Einer aus dem Chor. (Manfred.) Schoen ist der Friede! Ein lieblicher Knabe Liegt er gelagert am ruhigen Bach, Und die huepfenden Laemmer grasen Lustig um ihn auf dem sonnigten Rasen, Suesses Toenen entlockt er der Floete, Und das Echo des Berges wird wach, Oder im Schimmer der Abendroethe Wiegt ihn in Schlummer der murmelnde Bach-- Aber der Krieg auch hat seine Ehre, Der Beweger des Menschengeschicks; Mir gefaellt ein lebendiges Leben, Mir ein ewiges Schwanken und Schwingen und Schweben Auf der steigenden, fallenden Welle des Gluecks. Denn der Mensch verkuemmert im Frieden, Muessige Ruh' ist das Grab des Muths. Das Gesetz ist der Freund des Schwachen, Alles will es nur eben machen, Moechte gerne die Welt verflachen; Aber der Krieg laesst die Kraft erscheinen, Alles erhebt er zum Ungemeinen, Selber dem Feigen erzeugt er den Muth. Ein Zweiter. (Berengar.) Stehen nicht Amors Tempel offen? Wallet nicht zu dem Schoenen die Welt? Da ist das Fuerchten! Da ist das Hoffen! Koenig ist hier, wer den Augen gefaellt! Auch die Liebe beweget das Leben, Dass sich die graulichten Farben erheben. Reizend betruegt sie die gluecklichen Jahre, Die gefaellige Tochter des Schaums; In das Gemeine und Traurigwahre Webt sie die Bilder des goldenen Traums. Ein Dritter. (Cajetan.) Bleibe die Blume dem bluehenden Lenze, Scheine das Schoene, und flechte sich Kraenze, Wem die Locken noch jugendlich gruenen; Aber dem maennlichen Alter ziemt's, Einem ernsteren Gott zu dienen. Erster. (Manfred.) Der strengen Diana, der Freundin der Jagden, Lasset uns folgen ins wilde Gehoelz, Wo die Waelder am dunkelsten nachten, Und den Springbock stuerzen vom Fels. Denn die Jagd ist ein Gleichniss der Schlachten, Des ernsten Kriegsgotts lustige Braut-- Man ist auf mit dem Morgenstrahl, Wenn die schmetternden Hoerner laden Lustig hinaus in das dampfende Thal, Ueber Berge, ueber Kluefte, Die ermatteten Glieder zu baden In den erfrischenden Stroemen der Luefte! Zweiter. (Berengar.) Oder wollen wir uns der blauen Goettin, der ewig bewegten, vertrauen, Die uns mit freundlicher Spiegelhelle Ladet in ihren unendlichen Schooss? Bauen wir auf der tanzenden Welle Uns ein lustig schwimmendes Schloss? Wer das gruene, krystallene Feld Pfluegt mit des Schiffes eilendem Kiele, Der vermaehlt sich das Glueck, dem gehoert die Welt, Ohne die Saat erblueht ihm die Ernte! Denn das Meer ist der Raum der Hoffnung Und der Zufaelle launisch Reich: Hier wird der Reiche schnell zum Armen, Und der Aermste dem Fuersten gleich. Wie der Wind mit Gedankenschnelle Laeuft um die ganze Windesrose, Wechseln hier des Geschickes Loose, Dreht das Glueck seine Kugel um, Auf den Wellen ist Alles Welle, Auf dem Meer ist kein Eigenthum. Dritter. (Cajetan.) Aber nicht bloss im Wellenreiche, Auf der wogenden Meeresfluth, Auch auf der Erde, so fest sie ruht Auf den ewigen, alten Saeulen, Wanket das Glueck und will nicht weilen. --Sorge gibt mir dieser neue Frieden, Und nicht froehlich mag ich ihm vertrauen; Auf der Lava, die der Berg geschieden, Moecht' ich nimmer meine Huette bauen. Denn zu tief schon hat der Hass gefressen, Und zu schwere Thaten sind geschehn, Die sich nie vergeben und vergessen; Noch hab' ich das Ende nicht gesehn. Und mich schrecken ahnungsvolle Traeume! Nicht Wahrsagung reden soll mein Mund; Aber sehr missfaellt mir dies Geheime, Dieser Ehe segenloser Bund, Diese lichtscheu krummen Liebespfade, Dieses Klosterraubs verwegne That; Denn das Gute liebt sich das Gerade, Boese Fruechte traegt die boese Saat. (Berengar.) Auch ein Raub war's, wie wir alle wissen, Der des alten Fuersten ehliches Gemahl In ein frevelnd Ehebett gerissen, Denn sie war des Vaters Wahl. Und der Ahnherr schuettete im Zorne Grauenvoller Flueche schrecklichen Samen Auf das suendige Ehebett aus. Graeuelthaten ohne Namen, Schwarze Verbrechen verbirgt dies Haus. Chor. (Cajetan.) Ja, es hat nicht gut begonnen, Glaubt mir, und es endet nicht gut; Denn gebuesst wird unter der Sonnen Jede That der verblendeten Wuth. Es ist kein Zufall und blindes Loos, Dass die Brueder sich wuethend selbst zerstoeren; Denn verflucht ward der Mutter Schooss, Sie sollte den Hass und den Streit gebaeren. --Aber ich will es schweigend verhuellen. Denn die Rachgoetter schaffen im Stillen; Zeit ist's, die Unfaelle zu beweinen, Wenn sie nahen und wirklich erscheinen. (Der Chor geht ab.) Zweiter Aufzug. Erster Auftritt. Die Scene verwandelt sich in einen Garten, der die Aussicht auf das Meer eroeffnet. Aus einem anstossenden Gartensaale tritt Beatrice, geht unruhig auf und nieder, nach allen Seiten Umherspaehend. Ploetzlich steht sie still und horcht. Es ist es nicht--Es war der Winde Spiel, Die durch der Pinie Wipfel sausend streichen; Schon neigt die Sonne sich zu ihrem Ziel, Mit traegem Schritt seh' ich die Stunden schleichen, Und mich ergreift ein schauderndes Gefuehl, Es schreckt mich selbst das wesenlose Schweigen. Nichts zeigt sich mir, wie weit die Blicke tragen; Er laesst mich hier in meiner Angst verzagen. Und nahe hoer' ich, wie ein rauschend Wehr, Die Stadt, die voelkerwimmelnde, ertosen; Ich hoere fern das ungeheure Meer An seine Ufer dumpferbrandend stossen. Es stuermen alle Schrecken auf mich her, Klein fuehl' ich mich in diesem Furchtbargrossen, Und fortgeschleudert, wie das Blatt vom Baume, Verlier' ich mich im grenzenlosen Raume. Warum verliess ich meine stille Zelle? Da lebt' ich ohne Sehnsucht, ohne Harm! Das Herz war ruhig, wie die Wiesenquelle, An Wuenschen leer, doch nicht an Freuden arm. Ergriffen jetzt hat mich des Lebens Welle, Mich fasst die Welt in ihren Riesenarm; Zerrissen hab' ich alle fruehern Bande, Vertrauend eines Schwures leichtem Pfande. Wo waren die Sinne? Was hab' ich gethan? Ergriff mich bethoerend Ein rasender Wahn? Den Schleier zerriss ich Jungfraeulicher Zucht, Die Pforten durchbrach ich der heiligen Zelle! Umstrickte mich blendend ein Zauber der Hoelle? Dem Manne folgt' ich, Dem kuehnen Entfuehrer, in straeflicher Flucht. O, komm, mein Geliebter! Wo bleibst du und saeumest? Befreie, befreie Die kaempfende Seele! Mich naget die Reue, Es fasst mich der Schmerz; Mit liebender Naehe versichre mein Herz. Und sollt' ich mich dem Manne nicht ergeben, Der in der Welt allein sich an mich schloss? Denn ausgesetzt ward ich ins fremde Leben, Und fruehe schon hat ich ein strenges Loos (Ich darf den dunkeln Schleier nicht erheben) Gerissen von dem muetterlichen Schooss. Nur einmal sah ich sie, die mich geboren, Doch wie ein Traum ging mir das Bild verloren. Und so erwuchs ich still am stillen Orte, In Lebens Gluth den Schatten beigesellt, --Da stand er ploetzlich an des Klosters Pforte, Schoen, wie ein Gott, und maennlich, wie ein Held. O, mein Empfinden nennen keine Worte! Fremd kam er mir aus einer fremden Welt, Und schnell, als waer' es ewig so gewesen, Schloss sich der Bund, den keine Menschen loesen. Vergib, du Herrliche, die mich geboren, Dass ich, vorgreifend den verhaengten Stunden, Mir eigenmaechtig mein Geschick erkoren. Nicht frei erwaehlt' ich's, es hat mich gefunden; Ein dringt der Gott auch zu verschlossnen Thoren, Zu Perseus' Thurm hat er den Weg gefunden, Dem Daemon ist sein Opfer unverloren. Waer' es an oede Klippen angebunden Und an des Atlas himmeltragende Saeulen, So wird ein Fluegelross es dort ereilen. Nicht hinter mich begehr' ich mehr zu schauen, In keine Heimath sehn' ich mich zurueck; Der Liebe will ich liebend mich vertrauen, Gibt es ein schoenres als der Liebe Glueck? Mit meinem Loos will ich mich gern bescheiden, Ich kenne nicht des Lebens andre Freuden. Nicht kenn' ich sie und will sie nimmer kennen, Die sich die Stifter meiner Tage nennen, Wenn sie von dir mich, mein Geliebter, trennen. Ein ewig Raethsel bleiben will ich mir; Ich weiss genug, ich lebe dir! (Aufmerkend.) Horch, der lieben Stimme Schall! --Nein, es war der Wiederhall Und des Meeres dumpfes Brausen, Das sich an den Ufern bricht, Der Geliebte ist es nicht! Weh mir! Weh mir! Wo er weilet? Mich umschlingt ein kaltes Grausen! Immer tiefer Singt die Sonne! Immer oeder Wird die Oede! Immer schwerer Wird das Herz--Wo zoegert er? (Sie geht unruhig umher.) Aus des Gartens sichern Mauern Wag' ich meinen Schritt nicht mehr. Kalt ergriff mich das Entsetzen, Als ich in die nahe Kirche Wagte meinen Fuss zu setzen; Denn mich trieb's mit maecht'gem Drang Aus der Seele tiefsten Tiefen, Als sie zu der Hora riefen, Hinzuknien an heil'ger Staette, Zu der Goettlichen zu flehn, Nimmer konnt' ich widerstehn. Wenn ein Lauscher mich erspaehte? Voll von Feinden ist die Welt, Arglist hat auf allen Pfaden, Fromme Unschuld zu verrathen, Ihr betrueglich Netz gestellt. Grauend hab' ich's schon erfahren, Als ich aus des Klosters Hut In die fremden Menschenschaaren Mich gewagt mit frevelm Muth. Dort, bei jenes Festes Feier, Da der Fuerst begraben ward, Mein Erkuehnen buesst' ich theuer, Nur ein Gott hat mich bewahrt-- Da der Juengling mir, der fremde, Nahte, mit dem Flammenauge, Und mit Blicken, die mich schreckten, Mir das Innerste durchzuckten, In das tiefste Herz mir schaute-- Noch durchschauert kaltes Grauen, Da ich's denke, mir die Brust! Nimmer, nimmer kann ich schauen In die Augen des Geliebten, Dieser stillen Schuld bewusst! (Aufhorchend.) Stimmen im Garten! Er ist's, der Geliebte! Er selber! Jetzt taeuschte Kein Blendwerk mein Ohr. Es naht, es vermehrt sich! In seine Arme! An seine Brust! (Sie eilt mit ausgebreiteten Armen nach der Tiefe des Gartens. Don Cesar tritt ihr entgegen.) Zweiter Auftritt. Don Cesar. Beatrice. Der Chor. Beatrice (mit Schrecken zurueckfliehend.) Weh mir! Was seh' ich! (In demselben Augenblick tritt auch der Chor ein.) Don Cesar. Holde Schoenheit, fuerchte nichts! (Zu dem Chor.) Der rauhe Anblick eurer Waffen schreckt Die zarte Jungfrau--Weicht zurueck und bleibt In ehrerbiet'ger Ferne! (Zu Beatricen.) Fuerchte nichts! Die holde Scham, die Schoenheit ist mir heilig. (Der Chor hat sich zurueckgezogen. Er tritt ihr naeher und ergreift ihre Hand.) Wo warst du? Welches Gottes Macht entrueckte, Verbarg dich diese lange Zeit? Dich hab' ich Gesucht, nach dir geforschet; wachend, traeumend Warst du des Herzens einziges Gefuehl, Seit ich bei jenem Leichenfest des Fuersten, Wie eines Engels Lichterscheinung, dich Zum erstenmal erblickte--Nicht verborgen Blieb dir die Macht, mit der du mich bezwangst. Der Blicke Feuer und der Lippe Stammeln, Die Hand, die in der deinen zitternd lag, Verrieth sie dir--ein kuehneres Gestaendniss Verbot des Ortes ernste Majestaet. --Der Messe Hochamt rief mich zum Gebet, Und da ich von den Knieen jetzt erstanden, Die ersten Blicke schnell auf dich sich heften, Warst du aus meinen Augen weggerueckt; Doch nachgezogen mit allmaecht'gen Zaubers Banden Hast du mein Herz mit allen seinen Kraeften. Seit diesem Tage such' ich rastlos dich An aller Kirchen und Palaeste Pforten, An allen offnen und verborgnen Orten, Wo sich die schoene Unschuld zeigen kann, Hab' ich das Netz der Spaeher ausgebreitet; Doch meiner Muehe sah ich keine Frucht, Bis endlich heut, von einem Gott geleitet, Des Spaehers glueckbekroente Wachsamkeit In dieser naechsten Kirche sich entdeckte. (Hier macht Beatrice, welche in dieser ganzen Zeit zitternd und abgewandt gestanden, eine Bewegung des Schreckens.) Ich habe dich wieder, und der Geist verlasse Eher die Glieder, eh' ich von dir scheide! Und dass ich fest sogleich den Zufall fasse Und mich verwahre vor des Daemons Neide, So red' ich dich vor diesen Zeugen allen Als meine Gattin an und reiche dir Zum Pfande dess die ritterliche Rechte. (Er stellt sie dem Chor dar.) Nicht forschen will ich, wer du bist--Ich will Nur dich von dir, nichts frag' ich nach dem Andern Dass deine Seele, wie dein Ursprung, rein, Hat mir dein erster Blick verbuerget und beschworen, Und waerst du selbst die Niedrigste geboren, Du muesstest dennoch meine Liebe sein, Die Freiheit hab' ich und die Wahl verloren. Und dass du wissen moegest, ob ich auch Herr meiner Thaten sei und hoch genug Gestellt auf dieser Welt, auch das Geliebte Mit starkem Arm zu mir emporzuheben, Bedarf's nur, meinen Namen dir zu nennen. --Ich bin Don Cesar, und in dieser Stadt Messina ist kein Groessrer ueber mir. (Beatrice schaudert zurueck; er bemerkt es und faehrt nach einer kleinen Weile fort.) Dein Staunen lob' ich und dein sittsam Schweigen, Schamhafte Demuth ist der Reize Krone, Denn ein Verborgenes ist sich das Schoene, Und es erschrickt vor seiner eignen Macht. --Ich geh' und ueberlasse dich dir selbst, Dass sich dein Geist von seinem Schrecken loese, Denn jedes Neue, auch das Glueck, erschreckt. (Zu dem Chor.) Gebt ihr--sie ist's von diesem Augenblick-- Die Ehre meiner Braut und eurer Fuerstin! Belehret sie von ihres Standes Groesse. Bald kehr' ich selbst zurueck, sie heimzufuehren, Wie's meiner wuerdig ist und ihr gebuehrt. (Er geht ab.) Dritter Auftritt. Beatrice und der Chor. Chor. (Bohemund.) Heil dir, o Jungfrau, Liebliche Herrscherin! Dein ist die Krone, Dein ist der Sieg! Als die Erhalterin Dieses Geschlechtes, Kuenftiger Helden Bluehende Mutter begruess' ich dich! (Roger.) Dreifaches Heil dir! Mit gluecklichen Zeichen, Glueckliche, trittst du In ein goetterbeguenstigtes, glueckliches Haus, Wo die Kraenze des Ruhmes haengen, Und das goldene Scepter in stetiger Reihe Wandert vom Ahnherrn zum Enkel hinab. (Bohemund.) Deines lieblichen Eintritts Werden sich freuen Die Penaten des Hauses, Die hohen, die ernsten, Verehrten Alten. Au den Schwelle empfangen Wird dich die immer bluehende Hebe Und die goldne Victoria, Die gefluegelte Goettin, Die auf der Hand schwebt des ewigen Vaters, Ewig die Schwingen zum Siege gespannt. (Roger.) Nimmer entweicht Die Krone der Schoenheit Aus diesem Geschlechte; Scheidend reicht Eine Fuerstin der andern Den Guertel der Anmuth Und den Schleier der zuechtigen Scham. Aber das Schoenste Erlebt mein Auge, Denn ich sehe die Blume der Tochter, Ehe die Blume der Mutter verblueht. Beatrice (aus ihrem Schrecken erwachend). Wehe mir! In welche Hand Hat das Unglueck mich gegeben! Unter allen, Welche leben, Nicht in diese sollt' ich fallen! Jetzt versteh' ich das Entsetzen, Das geheimnissvolle Grauen, Das mich schaudernd stets gefasst, Wenn man mir den Namen nannte Dieses furchtbaren Geschlechtes, Das sich selbst vertilgend hasst, Gegen seine eignen Glieder Wuethend mit Erbittrung rast! Schaudernd hoert' ich oft und wieder Von dem Schlangenhass der Brueder, Und jetzt reisse mein Schreckenschicksal Mich, die Arme, Rettungslose, In den Strudel dieses Hasses, Diese Ungluecks mich hinein! (Sie flieht in den Gartensaal.) Vierter Auftritt. Chor. (Bohemund.) Den beguenstigten Sohn der Goetter beneid' ich, Den beglueckten Besitzer der Macht! Immer das Koestlichste ist sein Antheil, Und von Allem, was hoch und herrlich Von den Sterblichen wird gepriesen, Bricht er die Blume sich ab. (Roger.) Von den Perlen, welche der tauchender Fischer Auffaengt, waehlt er die reinsten fuer sich. Fuer den Herrscher legt man zurueck das Beste, Was gewonnen ward mit gemeinsamer Arbeit, Wenn sich die Diener durchs Loos vergleichen, Ihm ist das Schoenste gewiss. (Bohemund.) Aber eines doch ist sein koestlichstes Kleinod, Jeder andre Vorzug sei ihm gegoennt, Dieses beneid' ich ihm unter allem, Dass er heimfuehrt die Blume der Frauen, Die das Entzuecken ist aller Augen, Dass er sie eigen besitzt. (Roger.) Mit dem Schwerte springt der Corsar an die Kueste In dem naechtlich ergreifenden Ueberfall; Maenner fuehrt er davon und Frauen Und ersaettigt die wilde Begierde. Nur die schoenste Gestalt darf er nicht beruehren, Die ist des Koeniges Gut. (Bohemund.) Aber jetzt folgt mir, zu bewachen den Eingang Und die Schwelle des heiligen Raums, Dass kein Ungeweihter in dieses Geheimniss Dringe und der Herrscher uns lobe, Der das Koestlichste, was er besitzet, Unsrer Bewahrung vertraut. (Der Chor entfernt sich nach dem Hintergrunde.) Die Scene verwandelt sich in ein Zimmer im Innern des Palastes. Fuenfter Auftritt. Donna Isabella steht zwischen Don Manuel und Don Cesar. Isabella. Nun endlich ist mir der erwuenschte Tag, Der langersehnte, festliche, erschienen-- Vereint seh' ich die Herzen meiner Kinder, Wie ich die Haende leicht zusammenfuege, Und im vertrauten Kreis zum erstenmal Kann sich das Herz der Mutter freudig oeffnen. Fern ist der fremden Zeugen rohe Schaar, Die zwischen uns sich kampfgeruestet stellte-- Der Waffen Klang erschreckt mein Ohr nicht mehr, Und wie der Eulen nachtgewohnte Brut Von der zerstoerten Brandstatt, wo sie lang Mit altverjaehrtem Eigenthum genistet, Auffliegt in duesterm Schwarm, den Tag verdunkelnd, Wenn sich die lang vertriebenen Bewohner Heimkehrend nahen mit der Freude Schall, Den neuen Bau lebendig zu beginnen: So flieht der alte Hass mit seinem naechtlichen Gefolge, dem hohlaeugigten Verdacht, Der schellen Missgunst und dem bleichen Neide, Aus diesen Thoren murrend zu der Hoelle, Und mit dem Frieden zieht geselliges Vertraun und holde Eintracht laechelnd ein. (Sie haelt inne.) --Doch nicht genug, dass dieser heut'ge Tag Jedem von beiden einen Bruder schenkt, Auch eine Schwester hat er euch geboren. --Ihr staunt? Ihr seht mich mir Verwundrung an? Ja, meine Soehne! Es ist Zeit, dass ich Das Siegel breche und das Siegel loese Von einem lang verschlossenen Geheimniss. --Auch eine Tochter hat' ich Eurem Vater Geboren--eine juengre Schwester lebt Euch noch--Ihr sollt noch heute sie umarmen. Don Cesar. Was sagst du, Mutter? Eine Schwester lebt uns, Und nie vernahmen wir von dieser Schwester! Don Manuel. Wohl hoerten wir in frueher Kinderzeit, Dass eine Schwester uns geboren worden; Doch in der Wiege schon, so ging die Sage, Nahm sie der Tod hinweg. Isabella. Die Sage luegt! Sie lebt! Don Cesar. Sie lebt, und du verschwiegest uns? Isabella. Von meinem Schweigen geb' ich Rechenschaft. Hoert, was gesaeet ward in fruehrer Zeit Und jetzt zur frohen Ernte reifen soll. --Ihr wart noch zarte Knaben, aber schon Entzweite euch der jammervolle Zwist, Der ewig nie mehr wiederkehren moege, Und haeufte Gram auf eurer Eltern Herz. Da wurde eurem Vater eines Tages Ein seltsam wunderbarer Traum. Ihm daeuchte, Er saeh' aus seinem hochzeitlichen Bette Zwei Lorbeerbaeume wachsen, ihr Gezweig Dicht in einander flechtend--zwischen beiden Wuchs eine Lilie empor--Sie ward Zur Flamme, die, der Baeume dicht Gezweig Und das Gebaelk ergreifend, prasseln aufschlug Und, um sich wuethend, schnell das ganze Haus In ungeheurer Feuerfluth verschlang. Erschreckt von diesem seltsamen Gesichte, Befragt' der Vater einen sternekundigen Arabier, der sein Orakel war, An dem sein Herz mehr hing, als mir gefiel, Um die Bedeutung. Der Arabier Erklaerte: wenn mein Schooss von einer Tochter Entbunden wuerde, toedten wuerde sie ihm Die beiden Soehne und sein ganzer Stamm Durch sie vergehn--Und ich ward Mutter einer Tochter; Der Vater aber gab den grausamen Befehl, die neugeborene alsbald Ins Meer zu werfen. Ich vereitelte Den blut'gen Vorsatz und erhielt die Tochter Durch eines treuen Knechts verschwiegnen Dienst. Don Cesar. Gesegnet sei er, der dir hilfreich war! O, nicht an Rath gebricht's der Mutterliebe! Isabella. Der Mutterliebe maecht'ge Stimme nicht Allein trieb mich, das Kindlein zu verschonen. Auch mir ward eines Traumes seltsames Orakel, als mein Schooss mit dieser Tochter Gesegnet war: Ein Kind, wie Liebesgoetter schoen, Sah ich im Grase spielen, und ein Loewe Kam aus dem Wald, der in dem blut'gen Rachen Die frisch gejagte Beute trug, und liess Sie schmeichelnd in den Schooss des Kindes fallen. Und aus den Lueften schwang ein Adler sich Herab, ein zitternd Reh in seinen Faengen, Und legt es schmeichelnd in den Schooss des Kindes, Und beide, Loew' und Adler, legen, fromm Gepaart, sich zu des Kindes Fuessen nieder. --Des Traums Verstaendniss loeste mir ein Moench, Ein gottgeliebter Mann, bei dem das Herz Rath fand und Trost in jeder ird'schen Noth. Der sprach: "Genesen wuerd' ich einer Tochter, "Die mir der Soehne streitende Gemuether "In heisser Liebesgluth vereinen wuerde." --Im Innersten bewahrt' ich mir dies Wort; Dem Gott der Wahrheit mehr als dem der Luege Vertrauend, rettet' ich die Gott verheissne, Des Segens Tochter, meiner Hoffnung Pfand, Die mir des Friedens Werkzeug sollte sein, Als euer Hass sich wachsend stets vermehrte. Don Manuel (seinen Bruder umarmend). Nicht mehr der Schwester braucht's, der Liebe Band Zu flechten, aber fester soll sie's knuepfen. Isabella. So liess ich an verborgner Stelle sie, Von meinen Augen fern, geheimnissvoll Durch fremde Hand erziehn--der Anblick selbst Des lieben Angesichts, den heisserflehten, Versagt' ich mir, den strengen Vater scheuend, Der, von des Argwohns ruheloser Pein Und finster gruebelndem Verdacht genagt, Auf allen Schritten mir die Spaeher pflanzte. Don Cesar. Drei Monde aber deckt den Vater schon Das stille Grab--Was wehrte dir, o Mutter, Die lang Verborgne an das Licht hervor Zu ziehn und unsre Herzen zu erfreuen? Isabella. Was sonst, als euer ungluecksel'ger Streit, Der, unausloeschlich wuethend, auf dem Grab Des kaum entseelten Vaters sich entflammte, Nicht Raum noch Staette der Versoehnung gab? Konnt' ich die Schwester zwischen eure wild Entbloessten Schwerter stellen? Konntet ihr In diesem Sturm die Mutterstimme hoeren? Und sollt' ich sie, des Friedens theures Pfand, Den letzten heil'gen Anker meiner Hoffnung, An eures Hasses Wuth unzeitig wagen? --Erst musstet ihr's ertragen, euch als Brueder Zu sehn, eh' ich die Schwester zwischen euch Als einen Friedensengel stellen konnte. Jetzt kann ich's, und ich fuehre sie euch zu. Den alten Diener hab' ich ausgesendet, Und stuendlich harr' ich seiner Wiederkehr, Der, ihrer stillen Zuflucht sie entreissend, Zurueck an meine muetterliche Brust Sie fuehrt und in die bruederlichen Arme. Don Manuel. Und sie ist nicht die Einz'ge, die du heut In deine Mutterarme schliessen wirst. Es zieht die Freude ein durch alle Pforten, Es fuellt sich der veroedete Palast Und wird der Sitz der bluehnden Anmuth werden. --Vernimm, o Mutter, jetzt auch mein Geheimniss. Eine Schwester gibst du mir--Ich will dafuer Dir eine zweite liebe Tochter schenken. Ja, Mutter! Segne deinen Sohn!--Dies Herz, Es hat gewaehlt; gefunden hab' ich sie, Die mir durchs Leben soll Gefaehrtin sein. Eh dieses Tages Sonne sinkt, fuehr' ich Die Gattin dir Don Manuels zu Fuessen. Isabella. An meine Brust will ich sie freudig schliessen, Die meinen Erstgebornen mir beglueckt; Auf ihren Pfaden soll die Freude spriessen, Und jede Blume, die das Leben schmueckt, Und jedes Glueck soll mir den Sohn belohnen, Der mir die schoenste reicht der Mutterkronen! Don Cesar. Verschwende, Mutter, deines Segens Fuelle Nicht an den einen erstgebornen Sohn! Wenn Liebe Segen gibt, so bring' auch ich Dir eine Tochter, solcher Mutter werth, Die mich der Liebe neu Gefuehl gelehrt. Eh dieses Tages Sonne sinkt, fuehrt auch Don Cesar seine Gattin dir entgegen. Don Manuel. Allmaecht'ge Liebe! Goettliche! Wohl nennt Man dich mit Recht die Koenigin der Seelen! Dir unterwirft sich jedes Element, Du kannst das Feindlichstreitende vermaehlen; Nichts lebt, was deine Hoheit nicht erkennt, Und auch des Bruders wilden Sinn hast du Besiegt, der unbezwungen stets geblieben. (Don Cesar umarmend.) Jetzt glaub' ich an dein Herz und schliesse dich Mit Hoffnung an die bruederliche Brust; Nicht zweifl' ich mehr an dir, denn du kannst lieben. Isabella. Dreimal gesegnet sei mir dieser Tag, Der mir auf einmal jede bange Sorge Vom schwer beladnen Busen hebt--Gegruendet Auf festen Saeulen seh' ich mein Geschlecht, Und in der Zeiten Unermesslichkeit Kann ich hinabsehn mit zufriednem Geist. Noch gestern sah ich mich im Wittwenschleier, Gleich einer Abgeschiednen, kinderlos, In diesen oeden Saelen ganz allein, Und heute werden in der Jugend Glanz Drei bluehnde Toechter mir zur Seite stehen. Die Mutter zeige sich, die glueckliche, Von allen Weibern, die geboren haben, Die sich mit mir an Herrlichkeit vergleicht! --Doch welcher Fuersten koenigliche Toechter Erbluehen denn an dieses Landes Grenzen, Davon ich Kunde nie vernahm?--denn nicht Unwuerdig waehlen konnten meine Soehne! Don Manuel. Nur heute, Mutter, fordre nicht, den Schleier Hinwegzuheben, der mein Glueck bedeckt. Es kommt der Tag, der Alles loesen wird, Am besten mag die Braut sich selbst verkuenden, Dess sei gewiss, du wirst sie wuerdig finden. Isabella. Des Vaters eignen Sinn und Geist erkenn' ich In meinem erstgebornen Sohn! Der liebte Von jeher, sich verborgen in sich selbst Zu spinnen und den Rathschluss zu bewahren Um unzugangbar fest verschlossenen Gemueth! Gern mag ich dir die kurze Frist vergoennen; Doch mein Sohn Cesar, dess bin ich gewiss, Wird jetzt mir eine Koenigstochter nennen. Don Cesar. Nicht meine Weise ist's, geheimnissvoll Mich zu verhuellen, Mutter. Frei und offen, Wie meine Stirne, trag' ich mein Gemueth; Doch, was du jetzt von mir begehrst zu wissen, Das, Mutter--lass mich's redlich dir gestehn, Hab' ich mich selbst noch nicht gefragt. Fragt man, Woher der Sonne Himmelsfeuer flamme? Die alle Welt verklaert, erklaert sich selbst, Ihr Licht bezeugt, dass sie vom Lichte stamme. Ins klare Auge sah ich meiner Braut, Ins Herz des Herzens hab' ich ihr geschaut, Am reinen Glanz will ich die Perle kennen; Doch ihren Namen kann ich dir nicht nennen. Isabella. Wie, mein Sohn Cesar? Klaere mir das auf. Zu gern dem ersten maechtigen Gefuehl Vertrautest du, wie einer Goetterstimme. Auf rascher Jugendthat erwart' ich dich, Doch nicht auf thoericht kindischer--Lass hoeren, Was deine Wahl gelenkt. Don Cesar. Wahl, meine Mutter? Ist's Wahl, wenn des Gestirnes Macht den Menschen Ereilt in der verhaengnissvollen Stunde? Nicht, eine Braut zu suchen, ging ich aus, Nicht wahrlich solches Eitle konnte mir Zu Sinne kommen in dem Haus des Todes, Denn dorten fand ich, die ich nicht gesucht. Gleichgueltig war und nichts bedeutend mir Der Frauen leer geschwaetziges Geschlecht, Denn eine zweite sah ich nicht, wie dich, Die ich gleich wie ein Goetterbild verehre. Es war des Vaters ernste Todtenfeier; Im Volksgedraeng verborgen, wohnten wir Ihr bei, du weisst's, in unbekannter Kleidung; So hattest du's mit Weisheit angeordnet, Dass unsers Haders wild ausbrechende Gewalt des Festes Wuerde nicht verletze. --Mit schwarzem Flor behangen war das Schiff Der Kirche, zwanzig Genien umstanden, Mit Fackeln in den Haenden, den Altar, Vor dem der Todtensarg erhaben ruhte, Mit weissbekreuztem Grabestuch bedeckt. Und auf dem Grabtuch sahe man den Stab Der Herrschaft liegen und die Fuerstenkrone, Den ritterlichen Schmuck der goldnen Sporen, Das Schwert mit diamantenem Gehaeng. --Und Alles lag in stiller Andacht knieend, Als ungesehen jetzt vom hohen Chor Herab die Orgel anfing sich zu regen, Und hundertstimmig der Gesang begann-- Und als der Chor noch fortklung, stieg der Sarg Mit sammt dem Boden, der ihn trug, allmaehlich Versinkend in die Unterwelt hinab, Das Grabtuch aber ueberschleierte, Weit ausgebreitet, die verborgne Muendung, Und auf der Erde blieb der ird'sche Schmuck Zurueck, dem Niederfahrenden nicht folgend-- Doch auf den Seraphsfluegeln des Gesangs Schwang die befreite Seele sich nach oben, Den Himmel suchend und den Schooss der Gnade. --Dies alles, Mutter, ruf' ich dir, genau Beschreibend, ins Gedaechtniss jetzt zurueck, Dass du erkennest, ob zu jener Stunde Ein weltlich Wuenschen mir im Herzen war. Und diesen festlich ernsten Augenblick Erwaehlte sich der Lenker meines Lebens, Mich zu beruehren mit der Liebe Strahl. Wie es geschah, frag' ich mich selbst vergebens. Isabella. Vollende dennoch! Lass mich Alles hoeren! Don Cesar. Woher sie kam, und wie sie sich zu mir Gefunden, dieses frage nicht--Als ich Die Augen wandte, stand sie mir zur Seite, Und dunkel maechtig, wunderbar ergriff Im tiefsten Innersten mich ihre Naehe. Nicht ihres Wesens schoener Aussenschein, Nicht ihres Laechelns holder Zauber war's, Die Reize nicht, die auf der Wange schweben, Selbst nicht der Glanz der goettlichen Gestalt-- Es war ihr tiefste und geheimstes Leben, Was mich ergriff mit heiliger Gewalt, Wie Zaubers Kraefte unbegreiflich weben-- Die Seelen schienen ohne Worteslaut Sich ohne Mittel geistig zu beruehren, Als sich mein Athem mischte mit dem ihren; Fremd war sie mir und innig doch vertraut, Und klar auf einmal fuehlt' ich's in mir werden, Die ist es oder Keine sonst auf Erden! Don Manuel (mit Feuer einfallend). Das ist der Liebe heil'ger Goetterstrahl, Der in die Seele schlaegt und trifft und zuendet, Wenn sich Verwandtes zum Verwandten findet, Da ist kein Widerstand und keine Wahl, Es loest der Mensch nicht, was der Himmel bindet. --Dem Bruder fall' ich bei, ich muss ihn loben, Mein eigen Schicksal ist's, was er erzaehlt, Den Schleier hat er gluecklich aufgehoben Von dem Gefuehl, das dunkel mich beseelt. Isabella. Den eignen freien Weg, ich seh' es wohl, Will das Verhaengniss gehn mit meinen Kindern. Vom Berge stuerzt der ungeheure Strom, Wuehlt sich sein Bette selbst und bricht sich Bahn, Nicht des gemessnen Pfades achtet er, Den ihm die Klugheit vorbedaechtig baut. So unterwerf' ich mich--wie kann ich's aendern?-- Der unregiersam staerkern Goetterhand, Die meines Hauses Schicksal dunkel spinnt. Der Soehne Herz ist meiner Hoffnung Pfand, Sie denken gross, wie sie geboren sind. Sechster Auftritt. Donna Isabella. Don Manuel. Don Cesar. Diego zeigt sich an der Thuere. Isabella. Doch, sieh, da kommt mein treuer Knecht zurueck! Nur naeher, naeher, redlicher Diego! Wo ist mein Kind?--Sie wissen Alles! Hier Ist kein Geheimniss mehr--Wo ist sie? Sprich! Verbirg sie laenger nicht! Wir sind gefasst, Die hoechste Freude zu ertragen. Komm! (Sie will mit ihm nach der Thuere gehen.) Was ist das? Wie? Du zoegerst? Du verstummst? Das ist kein Blick, der Gutes mir verkuendet! Was ist dir? Sprich! Ein Schauder fasst mich an. Wo ist sie? Wo ist Beatrice? (Will hinaus.) Don Manuel. (fuer sich betroffen). Beatrice! Diego. (haelt sie zurueck). Bleib! Isabella. Wo ist sie? Mich entseelt die Angst. Diego. Sie folgt Mir nicht. Ich bringe dir die Tochter nicht. Isabella. Was ist geschehn? Bei allen Heil'gen, rede! Don Cesar. Wo ist die Schwester? Ungluecksel'ger, rede! Diego. Sie ist geraubt! Gestohlen von Corsaren! O, haett' ich nimmer diesen Tag gesehn! Don Manuel. Fass dich, o Mutter! Don Cesar. Mutter, sei gefasst! Bezwinge dich, bis du ihn ganz vernommen! Diego. Ich machte schnell mich auf, wie du befohlen, Die oft betretne Strasse nach dem Kloster Zum letztenmal zu gehn--Die Freude trug mich Auf leichten Fluegeln fort. Don Cesar. Zur Sache! Don Manuel. Rede! Diego. Und da ich in die wohlbekannten Hoefe Des Klosters trete, die ich oft betrat, Nach deiner Tochter ungeduldig frage, Seh' ich des Schreckens Bild in jedem Auge, Entsetzt vernehm' ich das Entsetzliche. (Isabella sinkt bleich und zitternd auf einen Sessel, Don Manuel ist um sie beschaeftigt.) Don Cesar. Und Mauren, sagst du, raubten sie hinweg? Sah man die Mauren? Wer bezeugte dies? Diego. Ein maurisch Raeuberschiff gewahrte man In einer Bucht, unfern dem Kloster ankernd. Don Cesar. Manch Segel rettet sich in diese Buchten Vor des Orkanes Wuth--Wo ist das Schiff? Diego. Heut fruehe sah man es in hoher See Mit voller Segel Kraft das Weite suchen. Don Cesar. Hoert man von anderm Raub noch, der geschehn? Dem Mauren gnuegt einfache Beute nicht. Diego. Hinweg getrieben wurde mit Gewalt Die Rinderheerde, die dort weidete. Don Cesar. Wie konnten Raeuber aus des Klosters Mitte Die Wohlverschlossne heimlich raubend stehlen? Diego. Des Klostergartens Mauern waren leicht Auf hoher Leiter Sprossen ueberstiegen. Don Cesar. Wie brachen sie ins Innerste der Zellen? Denn fromme Nonnen haelt der strenge Zwang. Diego. Die noch durch kein Geluebde sich gebunden, Sie durfte frei im Freien sich ergehen. Don Cesar. Und pflegte sie des freien Rechtes oft Sich zu bedienen? Dieses sage mir. Diego. Oft sah man sie des Gartens Stille suchen; Der Wiederkehr vergass sie heute nur. Don Cesar (nachdem er sich eine Weile bedacht). Raub, sagst du? War sie frei genug dem Raeuber, So konnte sie in Freiheit auch entfliehen. Isabella (steht auf). Es ist Gewalt! Es ist verwegner Raub! Nicht pflichtvergessen konnte meine Tochter Aus freier Neigung dem Entfuehrer folgen! --Don Manuel! Don Cesar! Eine Schwester Dacht' ich euch zuzufuehren; doch ich selbst Soll jetzt sie eurem Heldenarm verdanken. In eurer Kraft erhebt euch, meine Soehne! Nicht ruhig duldet es, dass eure Schwester Des frechen Diebes Beute sei--Ergreift Die Waffen! Ruestet Schiffe aus! Durchforscht Die ganze Kueste! Durch alle Meere setzt Dem Raeuber nach! Erobert euch die Schwester! Don Cesar. Leb wohl! Zur Rache flieg' ich, zur Entdeckung! (Er geht ab. Don Manuel aus einer tiefen Zerstreuung erwachend, wendet sich beunruhigt zu Diego.) Don Manuel. Wann, sagst du, sei sie unsichtbar geworden? Diego. Seit diesem Morgen erst ward sie vermisst. Don Manuel. (zu Donna Isabella). Und Beatrice nennt sich deine Tochter? Isabella. Dies ist ihr Name! Eile! Frage nicht! Don Manuel. Nur Eines noch, o Mutter, lass mich wissen-- Isabella. Fliege zur That! Des Bruders Beispiel folge! Don Manuel. In welcher Gegend, ich beschwoere dich-- Isabella (ihn forttreibend). Sieh meine Thraenen, meine Todesangst Don Manuel. In welcher Gegend hieltst du sie verborgen? Isabella. Verborgner nicht war sie im Schooss der Erde! Diego. O, jetzt ergreift mich ploetzlich bange Furcht. Don Manuel. Furcht, und worueber? Sage, was du weisst. Diego. Dass ich des Raubs unschuldig Ursach sei. Isabella. Ungluecklicher, entdecke, was geschehn! Diego. Ich habe dir's verhehlt, Gebieterin, Dein Mutterherz mit Sorgen zu verschonen. Am Tage, als der Fuerst beerdigt ward, Und alle Welt, begierig nach dem Neuen, Der ernsten Feier sich entgegendraengte, Lag deine Tochter--denn die Kunde war Auch in des Klosters Mauern eingedrungen-- Lag sie mir an mit unablaess'gem Flehn, Ihr dieses Festes Anblick zu gewaehren. Ich Unglueckseliger liess mich bewegen, Verhuellte sie in ernste Trauertracht, Und also war sie Zeugin jenes Festes. Und dort, befuercht' ich, in des Volks Gewuehl, Das sich herbeigedraengt von allen Enden, Ward sie vom Aug des Raeubers ausgespaeht, Denn ihrer Schoenheit Glanz birgt keine Huelle. Don Manuel (vor sich, erleichtert). Gluecksel'ges Wort, das mir das Herz befreit! Das gleicht ihr nicht! Dies Zeichen triff nicht zu. Isabella. Wahnsinn'ger Alter! So verriethst du mich! Diego. Gebieterin! Ich dacht' es gut zu machen. Die Stimme der Natur, die Macht des Bluts Glaubt' ich in diesem Wunsche zu erkennen; Ich hielt es fuer des Himmels eignes Werk, Der mit verborgen ahnungsvollem Zuge Die Tochter hintrieb zu des Vaters Grab! Der frommen Pflicht wollt' ich ihr Recht erzeigen, Und so, aus guter Meinung, schafft' ich Boeses! Don Manuel (vor sich). Was steh' ich hier in Furcht und Zweifelsqualen? Schnell will ich Licht mir schaffen und Gewissheit. (Will gehen.) Don Cesar (der zurueckkommt). Verzieh, Don Manuel; gleich folg' ich dir. Don Manuel. Folge mir nicht! Hinweg! Mir folge Niemand! (Er geht ab.) Don Cesar (sieht ihm verwundert nach). Was ist dem Bruder? Mutter, sage mir's. Isabella. Ich kenn' ihn nicht mehr. Ganz verkenn' ich ihn. Don Cesar. Du siehst mich wiederkehren, meine Mutter; Denn in des Eifers heftiger Begier Vergass ich, um ein Zeichen dich zu fragen, Woran man die verlorne Schwester kennt. Wie find' ich ihre Spuren, eh' ich weiss, Aus welchem Ort die Raeuber sie gerissen? Das Kloster nenne mir, das sie verbarg. Isabella. Der heiligen Cecilia ist's gewidmet, Und hinterm Waldgebirge, das zum Aetna Sich langsam steigend hebt, liegt es versteckt; Wie ein verschwiegner Aufenthalt der Seelen. Don Cesar. Sei guten Muths! Vertraue deinen Soehnen! Die Schwester bring' ich dir zurueck, muesst' ich Durch alle Laender sie und Meere suchen. Doch eines, Mutter, ist es, was mich kuemmert: Die Braut verliess ich unter fremdem Schutz. Nur dir kann ich das theure Pfand vertrauen, Ich sende sie dir her, du wirst sie schauen; An ihrer Brust, an ihrem lieben Herzen Wirst du des Grams vergessen und der Schmerzen. (Er geht ab.) Isabella. Wann endlich wird der Fluch sich loesen, Der ueber diesem Hause lastend ruht? Mit meiner Hoffnung spielt ein tueckisch Wesen, Und nimmer stillt sich seines Neides Wuth. So nahe glaubt ich mich dem sichern Hafen, So fest vertraut' ich auf des Glueckes Pfand, Und alle Stuerme glaubt' ich eingeschlafen, Und freudig winkend sah ich schon das Land Im Abendglanz der Sonne sich erhellen; Da kommt ein Sturm, aus heitrer Luft gesandt, Und reisst mich wieder in den Kampf der Wellen! (Sie geht nach dem innern Hause, wohin ihr Diego folgt.) Dritter Aufzug. Die Scene verwandelt sich in den Garten. Erster Auftritt. Beide Choere. Zuletzt Beatrice. (Der Chor des Don Manuel kommt in festlichem Aufzug, mit Kraenzen geschmueckt und die oben beschriebnen Brautgeschenke begleitend; der Chor de Don Cesar will ihm den Eintritt verwehren.) Erster Chor. (Cajetan.) Du wuerdest wohl thun, diesen Platz zu leeren. Zweiter Chor. (Bohemund.) Ich will's, wenn bessre Maenner es begehren. Erster Chor. (Cajetan.) Du koenntest merken, dass du laestig bist. Zweiter Chor. (Bohemund.) Desswegen bleib' ich, weil es dich verdriesst. Erster Chor. (Cajetan.) Hier ist mein Platz. Wer darf zurueck mich halten? Zweiter Chor. (Bohemund.) Ich darf es thun, ich habe hier zu walten. Erster Chor. (Cajetan.) Mein Herrscher sendet mich, Don Manuel! Zweiter Chor. (Bohemund.) Ich stehe hier auf meines Herrn Befehl. Erster Chor. (Cajetan.) Dem aeltern Bruder muss der juengre weichen. Zweiter Chor. (Bohemund.) Dem Erstbesitzenden gehoert die Welt. Erster Chor. (Cajetan.) Verhasster, geh und raeume mir das Feld. Zweiter Chor. (Bohemund.) Nicht, bis sich unsre Schwerter erst vergleichen. Erster Chor. (Cajetan.) Find' ich dich ueberall in meinen Wegen? Zweiter Chor. (Bohemund.) Wo mir's gefaellt, da tret' ich dir entgegen. Erster Chor. (Cajetan.) Was hast du hier zu horchen und zu hueten? Zweiter Chor. (Bohemund.) Was hast du hier zu fragen, zu verbieten? Erster Chor. (Cajetan.) Dir steh' ich nicht zur Red und Antwort hier. Zweiter Chor. (Bohemund.) Und nicht des Wortes Ehre goenn' ich dir. Erster Chor. (Cajetan.) Ehrfurcht gebuehrt, o Juengling, meinen Jahren. Zweiter Chor. (Bohemund.) In Tapferkeit bin ich, wie du, erfahren! Beatrice (stuerzt heraus). Weh mir! Was wollen diese wilden Schaaren? Erster Chor. (Cajetan.) zum zweiten Nichts acht' ich dich und deine stolze Miene! Zweiter Chor. (Bohemund.) Ein bessrer ist der Herrscher, dem ich diene. Beatrice. O, weh mir, weh mir, wenn er jetzt erschiene! Erster Chor. (Cajetan.) Du luegst! Don Manuel besiegt ihn weit! Zweiter Chor. (Bohemund.) Den Preis gewinnt mein Herr in jedem Streit. Beatrice. Jetzt wird er kommen, dies ist seine Zeit. Erster Chor. (Cajetan.) Waere nicht Friede, Recht verschafft' ich mir! Zweiter Chor. (Bohemund.) Waer's nicht die Furcht, kein Friede wehrte dir. Beatrice. O, waer' er tausend Meilen weit von hier! Erster Chor. (Cajetan.) Das Gesetz fuercht' ich, nicht deiner Blicke Trutz. Zweiter Chor. (Bohemund.) Wohl thust du dran, es ist des Feigen Schutz. Erster Chor. (Cajetan.) Fang' an, ich folge! Zweiter Chor. (Bohemund.) Mein Schwert ist heraus! Beatrice (in der heftigsten Beaengstigung). Sie werden handgemein, die Degen blitzen! Ihr Himmelsmaechte, haltet ihn zurueck! Werft euch in seinen Weg, ihr Hindernisse, Eine Schlinge legt, ein Netz um seine Fuesse, Dass er verfehle diesen Augenblick! Ihr Engel alle, die ich flehend bat, Ihn herzufuehren, taeuschet meine Bitte, Weit, weit von hier entfernet seine Schritte! (Sie eilt hinein. Indem die Choere einander anfallen, erscheint Don Manuel.) Zweiter Auftritt. Don Manuel. Der Chor. Don Manuel. Was seh' ich! Haltet ein! Erster Chor (Cajetan, Berengar, Manfred) zum zweiten. Komm an! Komm an! Zweiter Chor. (Bohemund, Roger, Hippolyt.) Nieder mit ihnen! Nieder! Don Manuel (tritt zwischen sie, mit gezogenem Schwert). Haltet ein! Erster Chor. (Cajetan.) Es ist der Fuerst. Zweiter Chor. (Bohemund.) Der Bruder! Haltet Friede! Don Manuel. Den streck' ich todt auf dieses Rasens Grund, Der mit gezuckter Augenwimper nur Die Fehde fortsetzt und dem Gegner droht! Rast ihr? Was fuer ein Daemon reizt euch an, Des alten Zwistes Flammen aufzublasen, Der zwischen uns, den Fuersten abgethan Und ausgeglichen ist auf immerdar? --Wer fing den Streit an? Redet! Ich will's wissen. Erster Chor. (Cajetan, Berengar.) Sie standen hier-- Zweiter Chor (Roger, Bohemund unterbrechend). Sie kamen-- Don Manuel (zum ersten Chor). Rede du! Erster Chor. (Cajetan.) Wir kamen her, mein Fuerst, die Hochzeitgaben Zu ueberreichen, wie du uns befahlst. Geschmueckt zu einem Feste, keineswegs Zum Krieg bereit, du siehst es, zogen wir In Frieden unsern Weg, nichts Arges denkend Und trauend dem beschworenen Vertrag; Da fanden wir sie feindlich hier gelagert Und uns den Eingang sperrend mit Gewalt. Don Manuel. Unsinnige, ist keine Freistatt sicher Genug vor eurer blinden, tollen Wuth? Auch in der Unschuld still verborgnen Sitz Bricht euer Hader friedestoerend ein? (Zum zweiten Chor.) Weiche zurueck! Hier sind Geheimnisse, Die deine kuehne Gegenwart nicht dulden. (Da derselbe zoegert.) Zurueck Dein Herr gebietet dir's durch mich, Denn wir sind jetzt ein Haupt und ein Gemueth, Und mein Befehl ist auch der seine. Geh! (Zum ersten Chor.) Du bleibst und wahrst des Eingangs. Zweiter Chor. (Bohemund.) Was beginnen? Die Fuersten sind versoehnt, das ist die Wahrheit, Und in der hohen Haeupter Spahn und Streit Sich unberufen, vielgeschaeftig draengen, Bringt wenig Dank und oefterer Gefahr. Denn wenn der Maechtige des Streits ermuedet, Wirft er behend auf den geringen Mann, Der arglos ihm gedient, den blut'gen Mantel Der Schuld, und leicht gereinigt steht er da. Drum moegen sich die Fuersten selbst vergleichen, Ich acht' es fuer gerathner, wir gehorchen. (Der zweite Chor geht ab, der erste zieht sich nach dem Hintergrund der Scene zurueck. In demselben Augenblicke stuerzt Beatrice heraus und wirft sich in Don Manuels Arme.) Dritter Auftritt. Beatrice. Don Manuel. Beatrice. Du bist's. Ich habe dich wieder--Grausamer! Du hast mich lange, lange schmachten lassen, Der Furcht und allen Schrecknissen zum Raub Dahin gegeben--Doch nichts mehr davon! Ich habe dich--in deinen lieben Armen Ist Schutz und Schirm vor jeglicher Gefahr. Komm! Sie sind weg! Wir haben Raum zur Flucht, Fort, lass uns keinen Augenblick verlieren! (Sie will ihn mit sich fortziehen und sieht ihn jetzt erst genau an.) Was ist dir? So verschlossen feierlich Empfaengst du mich--entziehst dich meinen Armen, Als wolltest du mich lieber ganz verstossen? Ich kenne dich nicht mehr--Ist dies Don Manuel, Mein Gatte, mein Geliebter? Don Manuel. Beatrice! Beatrice. Nein, rede nicht! Jetzt ist nicht Zeit zu Worten! Fort lass uns eilen, schnell der Augenblick Ist kostbar-- Don Manuel. Bleib! Antworte mir! Beatrice. Fort, Fort! Eh diese wilden Maenner wiederkehren! Don Manuel. Bleib! Jene Maenner werden uns nicht schaden. Beatrice. Doch, doch! Du kennst sie nicht. O, komm! Entfliehe! Don Manuel. Von meinem Arm beschuetzt, was kannst du fuerchten? Beatrice. O, glaube mir, es gibt hier maecht'ge Menschen! Don Manuel. Geliebte, keinen maechtiger als mich. Beatrice. Du, gegen diese Vielen ganz allein? Don Manuel. Ich ganz allein! Die Maenner, die du fuerchtest-- Beatrice. Du kennst sie nicht, du weisst nicht, wem sie dienen. Don Manuel. Mir dienen sie, und ich bin ihr Gebieter. Beatrice. Du bist--Ein Schrecken fliegt durch meine Seele! Don Manuel. Lerne mich endlich kennen, Beatrice! Ich bin nicht Der, der ich dir schien zu sein, Der arme Ritter nicht, der unbekannte, Der liebend nur um deine Liebe warb. Wer ich wahrhaftig bin, was ich vermag, Woher ich stamme, hab' ich dir verborgen. Beatrice. Du bist Don Manuel nicht! Weh mir, wer bist du? Don Manuel. Don Manuel heiss' ich--doch ich bin der Hoechste, Der diesen Namen fuehrt in dieser Stadt, Ich bin Don Manuel, Fuerst von Messina. Beatrice. Du waerst Don Manuel, Don Cesars Bruder? Don Manuel. Don Cesar ist mein Bruder. Beatrice. Ist dein Bruder! Don Manuel. Wie? Dies erschreckt dich? Kennst du den Don Cesar? Kennst du noch sonsten Jemand meines Bluts? Beatrice. Du bist Don Manuel, der mit dem Bruder In Hasse lebt und unversoehnter Fehde? Don Manuel. Wir sind versoehnt, seit heute sind wir Brueder, Nicht von Geburt nur, nein! von Herzen auch! Beatrice. Versoehnt, seit heute! Don Manuel. Sage mir, was ist das? Was bringt dich so in Aufruhr? Kennst du mehr Als nur den Namen bloss von meinem Hause? Weiss ich dein ganz Geheimniss? Hast du nichts, Nichts mir verschwiegen oder vorenthalten? Beatrice. Was denkst du? Wie? Was haett' ich zu gestehen? Don Manuel. Von deiner Mutter hast du mir noch nichts Gesagt. Wer ist sie? Wuerdest du sie kennen, Wenn ich sie dir beschriebe--dir sie zeigte? Beatrice. Du kennst sie--kennst sie und verbargst sie mir? Don Manuel. Weh dir und wehe mir, wenn ich sie kenne! Beatrice. O, sie ist guetig, wie das Licht der Sonne! Ich seh' sie vor mir, die Erinnerung Belebt sich wieder, aus der Seele Tiefen Erhebt sich mir die goettliche Gestalt. Der braunen Locken dunkle Ringe seh' ich Des weissen Halses edle Form beschatten, Ich seh' der Stirne rein gewoelbten Bogen, Des grossen Auges dunkelhellen Glanz, Auch ihrer Stimme seelenvolle Toene Erwachen mir-- Don Manuel. Weh mir! Du schilderst sie! Beatrice. Und ich entfloh ihr! Konnte sie verlassen, Vielleicht am Morgen eben dieses Tags, Der mich auf ewig ihr vereinen sollte! O, selbst die Mutter gab ich hin fuer dich! Don Manuel. Messinas Fuerstin wird dir Mutter sein. Zu ihr bring' ich dich jetzt; sie wartet deiner. Beatrice. Was sagst du? Deine Mutter und Don Cesars? Zu ihr mich bringen? Nimmer, nimmermehr! Don Manuel. Du schauderst? Was bedeutet dies Entsetzen? Ist meine Mutter keine Fremde dir? Beatrice. O unglueckselig traurige Entdeckung! O, haett' ich nimmer diesen Tag gesehn! Don Manuel. Was kann dich aengstigen, nun du mich kennst, Den Fuersten findest in dem Unbekannten? Beatrice. O, gib mir diesen Unbekannten wieder, Mit ihm auf dem Eiland waer' ich selig! Don Cesar (hinter der Scene). Zurueck! Welch vieles Volk ist hier versammelt? Beatrice. Gott! Diese Stimme! Wo verberg' ich mich? Don Manuel. Erkennst du diese Stimme? Nein, du hast Sie nie gehoert und kannst sie nicht erkennen! Beatrice. O, lass uns fliehen! Komm und weile nicht! Don Manuel. Was fliehn? Es ist des Bruders Stimme, der Mich sucht; zwar wundert mich, wie er entdeckte-- Beatrice. Bei allen Heiligen des Himmels, meid' ihn! Begegne nicht dem heftig Stuermenden, Lass dich von ihm an diesem Ort nicht finden. Don Manuel. Geliebte Seele, dich verwirrt die Furcht! Du hoerst mich nicht, wir sind versoehnte Brueder! Beatrice. O Himmel, rette mich aus dieser Stunde! Don Manuel. Was ahnt mir! Welch ein Gedanke fasst Mich schaudernd?--Waer es moeglich--Waere dir Die Stimme keine fremde?--Beatrice, Du warst?--Mir grauet, weiter fort zu fragen! Du warst--bei meines Vaters Leichenfeier? Beatrice. Wer mir! Don Manuel. Du warst zugegen? Beatrice. Zuerne nicht! Don Manuel. Unglueckliche, du warst? Beatrice. Ich war zugegen. Don Manuel. Entsetzen! Beatrice. Die Begierde war zu maechtig! Vergib mir! Ich gestand dir meinen Wunsch; Doch, ploetzlich ernst und finster, liessest du Die Bitte fallen, und so schwieg auch ich. Doch weiss ich nicht, welch boeses Sternes Macht Mich trieb mit unbezwinglichem Geluesten. Des Herzens heissen Drang musst' ich vergnuegen; Der alte Diener lieh mir seinen Beistand, Ich war dir ungehorsam, und ich ging. (Sie schmiegt sich an ihn, indem tritt Don Cesar herein, von dem ganzen Chor begleitet.) Vierter Auftritt. Beide Brueder. Beide Choere. Beatrice. Zweiter Chor (Bohemund) zu Don Cesar. Du glaubst uns nicht--Glaub deinen eignen Augen! Don Cesar (tritt heftig ein und faehrt beim Anblick seines Bruders mit Entsetzen zurueck.) Blendwerk der Hoelle! Was? In seinen Armen! (Naeher tretend, zu Don Manuel.) Giftvolle Schlange! Das ist deine Liebe! Desswegen logst du tueckisch mir Versoehnung! O, eine Stimme Gottes war mein Hass! Fahre zur Hoelle, falsche Schlangenseele! (Er ersticht ihn.) Don Manuel. Ich bin des Todes--Beatrice--Bruder! (Er sinkt und stirbt. Beatrice faellt neben ihm ohnmaechtig nieder.) Erster Chor. (Cajetan.) Mord! Mord! Herbei! Greift zu den Waffen alle! Mit Blut geraechet sei die blut'ge That! (Alle ziehen den Degen.) Zweiter Chor. (Bohemund.) Heil uns! Der lange Zwiespalt ist geendigt. Nur einem Herrscher jetzt gehorcht Messina. Erster Chor. (Cajetan, Berengar, Manfred.) Rache! Rache! Der Moerder falle! falle, Ein suehnend Opfer dem Gemordeten! Zweiter Chor. (Bohemund, Roger, Hippolyt.) Herr, fuerchte nichts, wir stehen treu zu dir. Don Cesar (mit Ansehen zwischen sie tretend). Zurueck--Ich habe meinen Feind getoedtet, Der mein vertrauend redlich Herz betrog, Die Bruderliebe mir zum Fallstrick legte. Ein furchtbar graesslich Ansehn hat die That, Doch der gerechte Himmel hat gerichtet. Erster Chor. (Cajetan.) Weh die, Messina! Wehe! Wehe! Wehe! Das graesslich Ungeheure ist geschehn In deinen Mauern--Wehe deinen Muettern Und Kindern, deinen Juenglingen und Greisen! Und wehe der noch ungebornen Frucht! Don Cesar. Die Klage kommt zu spaet--Hier schaffet Hilfe! (Auf Beatricen zeigend.) Ruft sie ins Leben! Schnell entfernet sie Von diesem Ort des Schreckens und des Todes. --Ich kann nicht laenger weilen, denn mich ruft Die Sorge fort um die geraubte Schwester. --Bringt sie in meiner Mutter Schloss und sprecht: Es sei ihr Sohn Don Cesar, der sie sende! (Er geht ab; die ohnmaechtige Beatrice wird von dem zweiten Chor auf eine Bank gesetzt und so hinweg getragen; der erste Chor bleibt bei dem Leichnam zurueck, um welchen auch die Knaben, die die Brautgeschenke tragen, in einem Halbkreis herumstehen.) Fuenfter Auftritt. Chor. (Cajetan.) Sagt mir! Ich kann's nicht fassen und deuten, Wie es so schnell sich erfuellend genaht. Laengst wohl sah ich im Geist mit weiten Schritten das Schreckensgespenst herschreiten Dieser entsetzlichen, blutigen That. Dennoch uebergiesst mich ein Grauen, Da sie vorhanden ist und geschehen, Da ich erfuellt muss vor Augen schauen, Was ich in ahnender Furcht nur gesehen. All mein Blut in den Adern erstarrt Vor der graesslich entschiedenen Gegenwart. Einer aus dem Chor. (Manfred.) Lasset erschallen die Stimme der Klage! Holder Juengling! Da liegt er entseelt, Hingestreckt in der Bluethe der Tage, Schwer umfangen von Todesnacht, An der Schwelle der braeutlichen Kammer! Aber ueber dem Stummen erwacht Lauter, unermesslicher Jammer. Ein Zweiter. (Cajetan.) Wir kommen, wir kommen Mit festlichem Prangen Die Braut zu empfangen, Es bringen die Knaben Die reichen Gewande, die braeutlichen Gaben, Das Fest ist bereitet, es warten die Zeugen; Aber der Braeutigam hoeret nicht mehr, Nimmer erweckt ihn der froehliche Reigen, Denn der Schlummer der Todten ist schwer. Ganzer Chor. Schwer und tief ist der Schlummer der Todten, Nummer erweckt ihn die Stimme der Braut, Nimmer des Hifthorns froehlicher Laut, Starr und fuehllos liegt er am Boden! Ein Dritter. (Cajetan.) Was sind die Hoffnungen, was sind Entwuerfe, Die der Mensch, der vergaengliche, baut? Heute umarmtet ihr euch als Brueder, Einig gestimmt mit Herzen und Munde, Diese Sonne, die jetzo nieder Geht, sie leuchtete eurem Bunde! Und jetzt liegst du, dem Staube vermaehlt, Von des Brudermords Haenden entseelt, In dem Busen die graessliche Wunde! Was sind Hoffnungen, was sind Entwuerfe, Die der Mensch, der fluechtige Sohn der Stunde, Aufbaut auf dem betrueglichen Grunde? Chor. (Berengar.) Zu der Mutter will ich dich tragen, Eine unbeglueckende Last! Diese Cypresse lasst uns zerschlagen Mit der moerderischen Schneide der Axt, Eine Bahre zu flechten aus ihren Zweigen, Nimmer soll sie Lebendiges zeugen, Die die toedtliche Frucht getragen, Nimmer in froehlichem Wuchs sich erheben, Keinem Wandrer mehr Schatten geben; Die sich genaehrt auf des Mordes Boden, Soll verflucht sein zum Dienst der Todten! Erster. (Cajetan.) Aber wehe dem Moerder, wehe, Der dahin geht in thoerichtem Muth! Hinab, hinab in der Erde Ritzen Rinnet, rinnet, rinnet sein Blut. Drunten aber im Tiefen sitzen Lichtlos, ohne Gesang und Sprache, Der Themis Toechter, die nie vergessen, Die Untrueglichen, die mit Gerechtigkeit messen, Fangen es auf in schwarzen Gefaessen, Ruehren und mengen die schreckliche Rache. Zweiter. (Berengar.) Leicht verschwindet der Thaten Spur Von der sonnenbeleuchteten Erde, Wie aus dem Antlitz die leichte Geberde-- Aber nichts ist verloren und verschwunden, Was die geheimnissvoll waltenden Stunden In den dunkel schaffenden Schooss aufnahmen-- Die Zeit ist eine bluehende Flur, Ein grosses Lebendiges ist die Natur, Und alles ist Frucht, und alles ist Samen. Dritter. (Cajetan.) Wehe, wehe dem Moerder, wehe, Der sich gesaet die toedtliche Saat! Ein andres Antlitz, eh sie geschehen, Ein anderes zeigt die vollbrachte That. Muthvoll blickt sie und kuehn dir entgegen, Wenn der Rache Gefuehle den Busen bewegen; Aber ist sie geschehn und begangen, Blickt sie dich an mit erbleichenden Wangen. Selber die schrecklichen Furien schwangen Gegen Orestes die hoellischen Schlangen, Reizten den Sohn zu dem Muttermord an; Mit der Gerechtigkeit heiligen Zuegen Wusste sie listig sein Herz zu betruegen, Bis er die toedtliche That nun gethan-- Aber, da er den Schooss jetzt geschlagen, Der ihn empfangen und liebend getragen, Siehe, da kehrten sie Gegen ihn selber Schrecklich sich um-- Und er erkannte die furchtbaren Jungfraun Die den Moerder ergreifend fassen, Die von jetzt an ihn nimmer lassen, Die ihn mit ewigem Schlangenbiss nagen, Die von Meer zu Meer ihn ruhelos jagen Bis in das delphische Heiligthum. (Der Chor geht ab, den Leichnam Don Manuels auf einer Bahre tragend.) Vierter Aufzug. Die Saeulenhalle.--Es ist Nacht; die Scene ist von oben herab durch eine grosse Lampe erleuchtet. Erster Auftritt. Donna Isabella und Diego treten auf. Isabella. Noch keine Kunde kam von meinen Soehnen, Ob eine Spur sich fand von der Verlornen? Diego. Noch nichts, Gebieterin!--doch hoffe Alles Von deiner Soehne Ernst und Emsigkeit. Isabella. Wie ist mein Herz geaengstiget, Diego! Es stand bei mir, dies Unglueck zu verhueten. Diego. Drueck' nicht des Vorwurfs Stachel in dein Herz. An welcher Vorsicht liessest du's ermangeln? Isabella. Haett' ich sie frueher an das Licht gezogen, Wie mich des Herzens Stimme maechtig trieb! Diego. Die Klugheit wehrte dir's, du thatest weise; Doch der Erfolg ruht in des Himmels Hand. Isabella. Ach, so ist keine Freude rein! Mein Glueck Waer' ein vollkommnes ohne diesen Zufall. Diego. Dies Glueck ist nur verzoegert, nicht zerstoert; Geniesse du jetzt deiner Soehne Frieden. Isabella. Ich habe sie einander Herz an Herz Umarmen sehn--ein nie erlebter Anblick! Diego. Und nicht ein Schauspiel bloss, es ging von Herzen, Denn ihr Geradsinn hasst der Luege Zwang. Isabella. Ich seh' auch, dass sie zaertlicher Gefuehle, Der schoenen Neigung faehig sind; mit Wonne Entdeck' ich, dass sie ehren, was sie lieben. Der ungebundnen Freiheit wollen sie Entsagen, nicht dem Zuegel des Gesetzes Entzieht sich ihre brausend wilde Jugend, Und sittlich selbst blieb ihre Leidenschaft. --Und will dir's jetzo gern gestehn, Diego, Dass ich mit Sorge diesem Augenblick, Der aufgeschlossnen Blume des Gefuehls Mit banger Furcht entgegen sah--Die Liebe Wird leicht zur Wuth in heftigen Naturen. Wenn in den aufgehaeuften Feuerzunder Des alten Hasses auch noch dieser Blitz, Der Eifersucht feindsel'ge Flamme schlug-- Mir schaudert, es zu denken--ihr Gefuehl, Das niemals einig war, gerade hier Zum erstenmal unselig sich begegnet-- Wohl mir! Auch diese donnerschwere Wolke, Die ueber mir schwarz drohend niederhing, Sie fuehrte mir ein Engel still vorueber, Und leicht nun athmet die befreite Brust. Diego. Ja, freue deines Werkes dich. Du hast Mit zartem Sinn und ruhigem Verstand Vollendet, was der Vater nicht vermochte Mit aller seiner Herrscher Macht--Dein ist Der Ruhm; doch auch dein Gluecksstern ist zu loben! Isabella. Vieles gelang mir! Viel auch that das Glueck! Nichts Kleines war es, solche Heimlichkeit Verhuellt zu tragen diese langen Jahre, Der Mann zu taeuschen, den umsichtigsten Der Menschen, und ins Herz zurueckzudraengen Den Trieb des Bluts, der maechtig, wie des Feuers Verschlossner Gott, aus seinen Banden strebte! Diego. Ein Pfand ist mir des Glueckes lange Gunst, Dass Alles sich erfreulich loesen wird. Isabella. Ich will nicht eher meine Sterne loben, Bis ich das Ende dieser Thaten sah. Dass mir der boese Genius nicht schlummert, Erinnert warnen mich der Tochter Flucht. --Schilt oder lobe meine That, Diego! Doch dem Getreuen will ich nichts verbergen. Nicht tragen konnt' ich's, hier in muess'ger Ruh Zu harren des Erfolgs, indess die Soehne Geschaeftig forschen nach der Tochter Spur. Gehandelt hab' auch ich--Wo Menschenkunst Nicht zureicht, hat der Himmel oft gerathen. Diego. Entdecke mir, was mir zu wissen ziemt. Isabella. Einsiedelnd auf des Aetna Hoehen haust Ein frommer Klausner, von Uralters her Der Greis genannt des Berges, welcher, naeher Dem Himmel wohnend, als der andern Menschen Tief wandelndes Geschlecht, den ird'schen Sinn In leichter, reiner Aetherluft gelaeutert Und von dem Berg der aufgewaelzten Jahre Hinabsieht in das aufgeloeste Spiel Des unverstaendlich krummgewundnen Lebens. Nicht fremd ist ihm das Schicksal meines Hauses, Oft hat der heil'ge Mann fuer uns den Himmel Gefragt und manchen Fluch hinweggebetet. Zu ihm hinauf gesandt hab' ich alsbald Des raschen Boten jugendliche Kraft, Dass er mir Kunde von der Tochter gebe, Und stuendlich harr' ich dessen Wiederkehr. Diego. Truegt mich mein Auge nicht, Gebieterin, So ist's derselbe, der dort eilend naht, Und Lob fuerwahr verdient der Emsige! Zweiter Auftritt. Bote. Die Vorigen. Isabella. Sag' an und weder Schlimmes hehle mir Noch Gutes, sondern schoepfe rein die Wahrheit! Was gab der Greis des Bergs dir zum Bescheide? Bote. Ich soll mich schnell zurueckbegeben, war Die Antwort, die Verlorne sei gefunden. Isabella. Gluecksel'ger Mund, erfreulich Himmelswort, Stets hast du das Erwuenschte mir verkuendet! Und welchem meiner Soehne war's verliehn, Die Spur zu finden der Verlornen? Bote. Die Tiefverborgne fand dein aeltster Sohn. Isabella. Don Manuel ist es, dem ich sie verdanke! Ach, stets war dieser mir ein Kind des Segens! --Hast du dem Greis auch die geweihte Kerze Gebracht, die zum Geschenk ich ihm gesendet, Sie anzuzuenden seinem Heiligen? Denn, was von Gaben sonst der Menschen Herzen Erfreut, verschmaeht der fromme Gottesdiener. Bote. Die Kerze nahm er schweigend von mir an, Und zum Altar hintretend, wo die Lampe Dem Heil'gen brannte, zuendet' er sie flugs Dort an, und schnell in Brand steckt' er die Huette, Worin er Gott verehrt seit neunzig Jahren. Isabella. Was sagst du? Welches Schreckniss nennst du mir? Bote. Und dreimal Wehe! Wehe! rufend, stieg er Herab vom Berg; mir aber winkt' er schweigend, Ihm nicht zu folgen, noch zurueckzuschauen. Und so, gejagt von Grausen, eilt' ich her! Isabella. In neuer Zweifel wogende Bewegung Und aengstlich schwankende Verworrenheit Stuerzt mich das Widersprechende zurueck. Gefunden sei mir die verlorne Tochter Von meinem aeltsten Sohn, Don Manuel? Die gute Rede kann mir nicht gedeihen, Begleitet von der ungluecksel'gen That. Bote. Blick' hinter dich, Gebieterin! Du siehst Des Klausners Wort erfuellt vor deinen Augen; Denn Alles muesst' mich truegen, oder dies Ist die verlorne Tochter, die du suchst, Von deiner Soehne Ritterschaar begleitet. (Beatrice wird von dem zweiten Halbchor auf einem Tragsessel gebracht und auf der vordern Buehne niedergesetzt. Sie ist noch ohne Leben und Bewegung.) Dritter Auftritt. Isabella. Diego. Bote. Beatrice. Chor. (Bohemund, Roger, Hippolyt und die neun andern Ritter Don Cesars.) Chor. (Bohemund.) Des Herrn Geheiss erfuellend, setzen wir Die Jungfrau hier zu deinen Fuessen nieder, Gebieterin--Also befahl er uns Zu thun und dir zu melden dieses Wort: Es sei dein Sohn Don Cesar, der sie sendet. Isabella (ist mit ausgebreiteten Armen auf sie zugeeilt und tritt mit Schrecken zurueck.) O Himmel! Sie ist bleich und ohne Leben! Chor. (Bohemund.) Sie lebt! Sie wird erwachen! Goenn' ihr Zeit, Von dem Erstaunlichen sich zu erholen, Das ihre Geister noch gebunden haelt. Isabella. Mein Kind! Kind meiner Schmerzen, meiner Sorgen! So sehen wir uns wieder! So musst du Den Einzug halten in des Vaters Haus! O, lass an meinem Leben mich das deinige Anzuenden! An die muetterliche Brust Will ich dich pressen, bis, vom Todesfrost Geloest, die warmen Adern wieder schlagen! (Zum Chor.) O, sprich! Welch Schreckliches ist hier geschehn? Wo fandst du sie? Wie kam das theure Kind In diesen klaeglich jammervollen Zustand? Chor. (Bohemund.) Erfahr' es nicht von mir, mein Mund ist stumm. Dein Sohn Don Cesar wird dir Alles deutlich Verkuendigen, denn er ist's, der sie sendet. Isabella. Mein Sohn Don Manuel, so willst du sagen? Chor. (Bohemund.) Dein Sohn Don Cesar sendet sie dir zu. Isabella (zu dem Boten). War's nicht Don Manuel, den der Seher nannte? Bote. So ist es, Herrin, das war seine Rede. Isabella. Welcher es sei, er hat mein Herz erfreut; Die Tochter dank' ich ihm, er sei gesegnet! O, muss ein neid'scher Daemon mir die Wonne Des heiss erflehten Augenblicks verbittern! Ankaempfen muss ich gegen mein Entzuecken! Die Tochter seh' ich in des Vaters Haus, Sie aber sieht nicht mich, vernimmt mich nicht, Sie kann der Mutter Freude nicht erwiedern. O, oeffnet euch, ihr lieben Augenlichter! Erwaermet euch, ihr Haende! Hebe dich, Lebloser Busen, und schlage der Lust! Diego! Das ist meine Tochter--Das Die Langverborgne, die Gerettete, Vor aller Welt kann ich sie jetzt erkennen! Chor. (Bohemund.) Ein seltsam neues Schreckniss glaub' ich ahnend Vor mir zu sehn und stehe wundernd, wie Das Irrsal sich entwirren soll und loesen. Isabella (zum Chor, der Bestuerzung und Verlegenheit ausdrueckt). O, seid ihr undurchdringlich harte Herzen! Vom ehrnen Harnisch eurer Brust, gleichwie Von einem schroffen Meeresfelsen, schlaegt Die Freude meines Herzens mir zurueck! Umsonst in diesem ganzen Kreis umher Spaeh' ich nach einem Auge, das empfindet. Wo weilen meine Soehne, dass ich Antheil In einem Auge lese; denn mir ist, Als ob der Wueste unmitleid'ge Schaaren, Des Meeres Ungeheuer mich umstaenden! Diego. Sie schlaegt die Augen auf! Sie regt sich, lebt! Isabella. Sie lebt! Ihr erster Blick sei auf die Mutter! Diego. Das Auge schliesst sie schaudernd wieder zu. Isabella (zum Chor). Weichet zurueck! Sie schreckt der fremde Anblick! Chor (tritt zurueck). (Bohemund.) Gern meid' ich's, ihrem Blicke zu begegnen. Diego. Mit grossen Augen misst sie staunend dich. Beatrice. Wo bin ich? Diese Zuege sollt' ich kennen. Isabella. Langsam kehrt die Besinnung ihr zurueck. Diego. Was macht sie? Auf die Kniee senkt sie sich. Beatrice. Ich, schoenes Engelsantlitz meiner Mutter! Isabella. Kind meines Herzens! Komm in meine Arme! Beatrice. Zu deinen Fuessen sieh die Schuldige. Isabella. Ich habe dich wieder! Alles sei vergessen! Diego. Betracht' auch mich! Erkennst du meine Zuege? Beatrice. Des redlichen Diego greises Haupt! Isabella. Der treue Waechter deiner Kinderjahre. Beatrice. So bin ich wieder in dem Schooss der Meinen? Isabella. Und nichts soll uns mehr scheiden, als der Tod. Beatrice. Du willst mich nicht mehr in die Fremde stossen? Isabella. Nichts trennt uns mehr, das Schicksal ist befriedigt. Beatrice (sinkt an ihre Brust). Und find' ich wirklich mich an deinem Herzen? Und Alles war ein Traum, was ich erlebt? Ein schwerer, fuerchterlicher Traum--O Mutter! Ich sah ihn todt zu meinen Fuessen fallen! --Wie komm' ich aber hieher? Ich besinne Mich nicht--Ach, wohl mir, wohl, dass ich gerettet In deinen Armen bin! Sie wollten mich Zur Fuerstin Mutter von Messina bringen. Eher ins Grab! Isabella. Komm zu dir, meine Tochter! Messinas Fuerstin-- Beatrice. Nenne sie nicht mehr! Mir giesst sich bei dem ungluecksel'gen Namen Ein Frost des Todes durch die Glieder. Isabella. Hoere mich. Beatrice. Sie hat zwei Soehne, die sich toedtlich hassen; Don Manuel, Don Cesar nennt man sie. Isabella. Ich bin's ja selbst! Erkenne deine Mutter! Beatrice. Was sagst du? Welches Wort hast du geredet? Isabella. Ich, deine Mutter, bin Messinas Fuerstin. Beatrice. Du bist Don Manuels Mutter und Don Cesars? Isabella. Und deine Mutter! Deine Brueder nennst du! Beatrice. Weh, weh mir! O, entsetzensvolles Licht! Isabella. Was ist dir? Was erschuettert dich so seltsam? Beatrice (wild um sich her schauend, erblickt den Chor). Das sind sie, ja! Jetzt, jetzt erkenn' ich sie. Mich hat kein Traum getaeuscht--Die sind's, Die waren Zugegen--Es ist fuerchterliche Wahrheit! Unglueckliche, wo habt ihr ihn verborgen? (Sie geht mit heftigem Schritt auf den Chor zu, der sich von ihr abwendet. Ein Trauermarsch laesst sich in der Ferne hoeren.) Chor. Weh! Wehe! Isabella. Wen verborgen? Was ist wahr? Ihr schweigt bestuerzt--Ihr scheint sie zu verstehn. Ich les' in euren Augen, eurer Stimme Gebrochnen Toenen etwas Ungluecksel'ges, Das mir zurueckgehalten wird--Was ist's? Ich will es wissen. Warum heftet ihr So schreckensvolle Blicke nach der Thuere? Und was fuer Toene hoer' ich da erschallen? Chor. (Bohemund.) Es naht sich! Es wird sich mit Schrecken klaeren. Sei stark, Gebieterin, staehle dein Herz! Mit Fassung ertrage, was dich erwartet, Mit maennlicher Seele den toedtlichen Schmerz! Isabella. Was naht sich? Was erwartet mich?--Ich hoere Der Todtenklage fuerchterlichen Ton Das Haus durchdringen--Wo sind meine Soehne? (Der erste Halbchor bringt den Leichnam Don Manuels auf einer Bahre getragen, die er auf der leer gelassenen Seite der Scene niedersetzt. Ein schwarzes Tuch ist darueber gebreitet.) Vierter Auftritt. Isabella. Beatrice. Diego. Beide Choere. Erster Chor. (Cajetan.) Durch die Strassen der Staedte, Vom Jammer gefolget, Schreitet das Unglueck-- Lauernd umschleicht es Die Haeuser der Menschen, Heute an dieser Pforte pocht es, Morgen an jener, Aber noch keinen hat es verschont. Die unerwuenschte Schmerzliche Botschaft, Frueher oder spaeter, Bestellt es an jeder Schwelle, wo ein Lebendiger wohnt. (Berengar.) Wenn die Blaetter fallen In des Jahres Kreise, Wenn zum Grabe wallen Entnervte Greise, Da gehorcht die Natur Ruhig nur Ihrem alten Gesetze, Ihrem ewigen Brauch, Da ist nichts, was den Menschen entsetze! Aber das Ungeheure auch Lerne erwarten im irdischen Leben! Mit gewaltsamer Hand Loest der Mord auch das heiligste Band, In sein stygisches Boot Raffet der Tod Auch der Jugend bluehendes Leben! (Cajetan.) Wenn die Wolken gethuermt den Himmel schwaerzen, Wenn dumpftosend der Donner hallt, Da, da fuehlen sich alle Herzen In des furchtbaren Schicksals Gewalt. Aber auch aus entwoelkter Hoehe Kann der zuendende Donner schlagen Darum in deinen froehlichen Tagen Fuerchte des Ungluecks tueckische Naehe! Nicht an die Gueter haenge dein Herz, Die das Leben vergaenglich zieren! Wer besitzt, der lerne verlieren, Wer im Glueck ist, der lerne den Schmerz. Isabella. Was soll ich hoeren? Was verhuellt dies Tuch? (Sie macht einen Schritt gegen die Bahre, bleibt aber unschluessig zaudernd stehen.) Es zieht mich grausend hin und zieht mich schaudernd Mit dunkler, kalter Schreckenshand zurueck. (Zu Beatrice, welche sich zwischen sie und die Bahre geworfen.) Lass mich! Was es auch sei, ich will's enthuellen! (Sie hebt das Tuch auf und entdeckt Don Manuels Leichnam.) O himmlische Maechte, es ist mein Sohn! (Sie bleibt mit starrem Entsetzen stehen--Beatrice sinkt mit einem Schrei des Schmerzens neben der Bahre nieder.) Chor. (Cajetan, Berengar, Manfred.) Unglueckliche Mutter! Es ist dein Sohn! Du hast es gesprochen, das Wort des Jammers, Nicht meinen Lippen ist es entflohn. Isabella. Mein Sohn! Mein Manuel!--O, ewige Erbarmung--So muss ich dich wieder finden! Mit deinem Leben musstest du die Schwester Erkaufen aus des Raeubers Hand!--Wo war Dein Bruder, dass sein Arm dich nicht beschuetzte? --O, Fluch der Hand, die diese Wunde grub! Fluch ihr, die den Verderblichen geboren, Der mir den Sohn erschlug! Fluch seinem ganzen Geschlecht! Chor. Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! Isabella. So haltet ihr mir Wort, ihr Himmelsmaechte? Das, das ist eure Wahrheit? Wehe Dem, Der euch vertraut mit redlichem Gemueth! Worauf hab' ich gehofft, wovor gezittert, Wenn dies der Ausgang ist!--O, die ihr hier Mich schreckenvoll umsteht, an meinem Schmerz Die Blicke weidend, lernt die Luegen kennen, Womit die Traeume uns, die Seher taeuschen! Glaube noch einer an der Goetter Mund! --Als ich mich Mutter fuehlte dieser Tochter, Da traeumte ihrem Vater eines Tages, Er saeh' aus seinem hochzeitlichen Bette Zwei Lorbeerbaeume wachsen--Zwischen ihnen Wuchs eine Lilie empor; sie ward Zur Flamme, die der Baeume dicht Gezweig ergriff Und, um sich wuethend, schnell das ganze Haus In ungeheurer Feuersfluth verschlang. Erschreckt von diesem seltsamen Gesichte, Befrug der Vater einen Vogelschauer Und schwarzen Magier um die Bedeutung. Der Magier erklaerte: wenn mein Schooss Von einer Tochter sich entbinden wuerde, So wuerde sie die beiden Soehne ihm Ermorden und vertilgen seinen Stamm! Chor. (Cajetan und Bohemund.) Gebieterin, was sagst du? Wehe! Wehe! Isabella. Darum befahlt der Vater, sie zu toedten; Doch ich entrueckte sie dem Jammerschicksal. --Die arme Unglueckselige! Verstossen Ward sie als Kind aus ihrer Mutter Schooss, Dass sie, erwachsen, nicht die Brueder morde! Und jetzt durch Raeubershaende faellt der Bruder, Nicht die Unschuldige hat ihn getoedtet! Chor. Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! Isabella. Keinen Glauben Verdiente mir des Goetzendieners Spruch, Ein bessres Hoffen staerkte meine Seele. Denn mir verkuendigte ein andrer Mund, Den ich fuer wahrhaft hielt, von dieser Tochter: "In heisser Liebe wuerde sie dereinst "Der Soehne Herzen mir vereinigen." --So widersprachen die Orakel sich, Den Fluch zugleich und Segen auf das Haupt Der Tochter legend--Nicht den Fluch hat sie Verschuldet, die Unglueckliche! Nicht Zeit Ward ihr gegoennt, den Segen zu vollziehen. Ein Mund hat, wie der andere, gelogen! Die Kunst der Seher ist ein eitles Nichts, Betrueger sind sie oder sind betrogen. Nichts Wahres laesst sich von der Zukunft wissen, Du schoepfest drunten an der Hoelle Fluessen, Du schoepfest droben an dem Quell des Lichts. Erster Chor. (Cajetan.) Wehe! Wehe! Was sagst du? Halt ein, halt ein! Bezaehme der Zunge verwegenes Toben! Die Orakel sehen und treffen ein, Der Ausgang wird die Wahrhaftigen loben! Isabella. Nicht zaehmen will ich meine Zunge, laut, Wie mir das Herz gebietet, will ich reden. Warum besuchen wir die heil'gen Haeuser Und heben zu dem Himmel fromme Haende? Gutmueth'ge Thoren, was gewinnen wir Mit unserm Glauben? So unmoeglich ist's, Die Goetter, die hochwohnenden, zu treffen, Als in den Mond mit einem Pfeil zu schiessen. Vermauert ist dem Sterblichen die Zukunft, Und kein Gebet durchbohrt den ehrnen Himmel. Ob rechts die Voegel fliegen oder links, Die Sterns so sich oder anders fuegen, Nicht Sinn ist in dem Buche der Natur, Die Traumkunst traeumt, und alle Zeichen truegen. Zweiter Chor. (Bohemund.) Halt ein, Unglueckliche! Wehe! Wehe! Du leugnest der Sonne leuchtendes Licht Mit blinden Augen! Die Goetter leben, Erkenne sie, die dich furchtbar umgeben! (Alle Ritter.) Die Goetter leben, die Goetter leben, Erkenne sie, die dich furchtbar umgeben! Beatrice. O Mutter! Mutter! Warum hast du mich Gerettet! Warum warfst du mich nicht hin Dem Fluch, der, eh' ich war, mich schon verfolgte? Bloedsicht'ge Mutter! Warum duenktest du Dich weiser, als die Alles Schauenden, Die Nah' und Fernes an einander knuepfen Und in der Zukunft spaete Saaten sehn? Dir selbst und mir, uns allen zum Verderben Hast du den Todesgoettern ihren Raub, Den sie gefordert, frevelnd vorenthalten! Jetzt nehmen sie ihn zweifach, dreifach selbst. Nicht dank' ich dir das traurige Geschenk, Dem Schmerz, dem Jammer hast du mich erhalten! Erster Chor (Cajetan.) (in heftiger Bewegung nach der Thuere sehend). Brechet auf, ihr Wunden, Fliesset, fliesset! In schwarzen Guessen Stuerzet hervor, ihr Baeche des Bluts! (Berengar.) Eherner Fuesse Rauschen vernehm' ich, Hoellischer Schlangen Zischendes Toenen, Ich erkenne der Furien Schritt! (Cajetan.) Stuerzet ein, ihr Waende! Versink, o Schwelle, Unter der schrecklichen Fuesse Tritt! Schwarze Daempfe, entsteiget, entsteiget Qualmend dem Abgrund! Verschlinget des Tages Lieblichen Schein! Schuetzende Goetter des Hauses, entweichet! Lasst die raechenden Goettinnen ein! Fuenfter Auftritt. Don Cesar. Isabella. Beatrice. Der Chor. Beim Eintritt des Don Cesar zertheilt sich der Chor in fliehender Bewegung vor ihm; er bleibt allein in der Mitte der Scene stehen. Beatrice. Weh mir, er ist's! Isabella (tritt ihm entgegen). O mein Sohn Cesar! Muss ich so Dich wiedersehen--O, blick her und sieh Den Frevel einer gottverfluchten Hand! (Fuehrt ihn zu dem Leichnam.) Don Cesar (tritt mit Entsetzen zurueck, das Gesicht verhuellend). Erster Chor. (Cajetan, Berengar.) Brechet auf, ihr Wunden! Fliesset, fliesset! In schwarzen Guessen Stroemet hervor, ihr Baeche des Bluts! Isabella. Du schauderst und erstarrst!--Ja, das ist Alles Was dir noch uebrig ist von deinem Bruder! Da liegen meine Hoffnungen--Sie stirbt Im Keim, die junge Blume eures Friedens, Und keine schoene Fruechte sollt' ich schauen. Don Cesar. Troeste dich, Mutter! Redlich wollten wir Den Frieden, aber Blut beschloss der Himmel. Isabella. O, ich weiss, du liebtest ihn, ich sah entzueckt Die schoenen Bande zwischen euch sich flechten! An deinem Herzen wolltest du ihn tragen, Ihm reich ersetzen die verlornen Jahre. Der blut'ge Mord kam deiner schoenen Liebe Zuvor--Jetzt kannst du nichts mehr, als ihn raechen. Don Cesar. Komm, Mutter, komm! Hier ist kein Ort fuer dich, Entreiss dich diesem ungluecksel'gen Anblick! (Er will sie fortziehen.) Isabella (faellt ihm um den Hals). Du lebst mir noch! Du, jetzt mein Einziger! Beatrice. Weh, Mutter! Was beginnst du? Don Cesar. Weine dich aus An diesem treuen Busen! Unverloren Ist dir der Sohn, denn seine Liebe lebt Unsterblich fort in deines Cesars Brust. Erster Chor. (Cajetan, Berengar, Manfred.) Brechet auf, ihr Wunden! Redet, ihr stummen! In schwarzen Fluthen Stuerzet hervor, ihr Baeche des Bluts! Isabella (Beider Haende fassend). O meine Kinder! Don Cesar. Wie entzueckt es mich, In deinen Armen sie zu sehen, Mutter! Ja, lass sie deine Tochter sein! Die Schwester-- Isabella (unterbricht ihn). Dir dank' ich die Gerettete, mein Sohn! Du hieltest Wort, du hast sie mir gesendet. Don Cesar (erstaunt). Wen, Mutter, sagst du, hab' ich dir gesendet? Isabella. Sie mein' ich, die du vor dir siehst, die Schwester. Don Cesar. Sie meine Schwester? Isabella. Welche andre sonst? Don Cesar. Meine Schwester? Isabella. Die du selber mir gesendet. Don Cesar. Und seine Schwester! Chor. Wehe! Wehe! Wehe! Beatrice. O, meine Mutter! Isabella. Ich erstaune--Redet! Don Cesar. So ist der Tag verflucht, der mich geboren! Isabella. Was ist dir? Gott! Don Cesar. Verflucht der Schooss, der mich Getragen!--Und verflucht sei deine Heimlichkeit, Die all dies Graessliche verschuldet! Falle Der Donner nieder, der dein Herz zerschmettert, Nicht laenger halt' ich schonen ihn zurueck-- Ich selber, wiss' es, ich erschlug den Bruder, In ihren Armen ueberrascht' ich ihn; Sie ist es, die ich liebe, die zur Braut Ich mir gewaehlt--den Bruder aber fand ich In ihren Armen--Alles weisst du nun! --Ist sie wahrhaftig seine, meine Schwester, So bin ich schuldig einer Graeuelthat, Die keine Reu' und Buessung kann versoehnen! Chor. (Bohemund.) Es ist gesprochen, du hast es vernommen, Das Schlimmste weisst du, nichts ist mehr zurueck! Wie die Seher verkuendet, so ist es gekommen, Denn noch Niemand entfloh dem verhaengten Geschick. Und wer sich vermisst, es klueglich zu wenden, Der muss es selber erbauend vollenden. Isabella. Was kuemmert's mich noch, ob die Goetter sich Als Luegner zeigen, oder sich als wahr Bestaetigen? Mir haben sie das Aergste Gethan--Trotz biet' ich ihnen, mich noch haerter Zu treffen, als sie trafen--Wer fuer nichts mehr Zu zittern hat, der fuerchtet sie nicht mehr. Ermordet liegt mir der geliebte Sohn, Und von dem lebenden scheid' ich mich selbst. Er ist mein Sohn nicht--Einen Basilisken Hab' ich erzeugt, genaehrt an meiner Brust, Der mir den bessern Sohn zu Tode stach. --Komm, meine Tochter! Hier ist unsers Bleibens Nicht mehr--den Rachegeistern ueberlass' ich Dies Haus--ein Frevel fuehrte mich herein, Ein Frevel treibt mich aus--Mit Widerwillen Hab' ich's betreten und mit Furcht bewohnt, Und in Verzweiflung raeum' ich's--Alles dies Erleid' ich schuldlos; doch bei Ehren bleiben Die Orakel, und gerettet sind die Goetter. (Sie geht ab. Diego folgt ihr.) Sechster Auftritt. Beatrice. Don Cesar. Der Chor. Don Cesar (Beatricen zurueckhaltend). Bleib, Schwester! Scheide du nicht so von mir! Mag mir die Mutter fluchen, mag dies Blut Anklagend gegen mich zum Himmel rufen, Mich alle Welt verdammen! Aber du Fluche mir nicht! Von dir kann ich's nicht tragen! Beatrice (zeigt mit abgewandtem Gesicht auf den Leichnam). Don Cesar. Nicht den Geliebten hab' ich dir getoedtet! Den Bruder hab' ich dir und hab' ihn mir Gemordet--Dir gehoert der Abgeschiedne jetzt Nicht naeher an, als ich, der Lebende, Und ich bin mitleidswuerdiger, als er, Denn er schied rein hinweg, und ich bin schuldig. Beatrice (bricht in heftige Thraenen aus). Don Cesar. Weine um den Bruder, ich will mit dir weinen, Und mehr noch--raechen will ich ihn! Doch nicht Um den Geliebten weine! Diesen Vorzug, Den du dem Todten gibst, ertrag' ich nicht. Den einz'gen Trost, den letzten, lass mich schoepfen Aus unsers Jammers bodenloser Tiefe, Dass er dir naeher nicht gehoert, als ich-- Denn unser furchtbar aufgeloestes Schicksal Macht unsre Rechte gleich, wie unser Unglueck. In einen Fall verstrickt, drei liebende Geschwister, gehen wir vereinigt unter Und theilen gleich der Thraenen traurig Recht. Doch wenn ich denken muss, dass deine Trauer Mehr dem Geliebten als dem Bruder gilt, Dann mischt sich Wuth und Neid in meinen Schmerz, Und mich verlaesst der Wehmuth letzter Trost. Nicht freudig, wie ich gerne will, kann ich Das letzte Opfer seinen Manen bringen; Doch sanft nachsenden will ich ihm die Seele, Weiss ich nur, dass du meinen Staub mit seinem In einem Aschenkruge sammeln wirst. (Den Arm um sie schlingend, mit einer leidenschaftlich zaertlichen Heftigkeit.) Dich liebt' ich, wie ich nichts zuvor geliebt, Da du noch eine Fremde fuer mich warst. Weil ich dich liebte ueber alle Grenzen, Trag' ich den schweren Fluch des Brudermords, Liebe zu dir war meine ganze Schuld. --Jetzt bist du meine Schwester, und dein Mitleid Fordr' ich von dir als einen heil'gen Zoll. (Er sieht sie mit ausforschenden Blicken und schmerzlicher Erwartung an, dann wendet er sich mit Heftigkeit von ihr.) Nein, nein, nicht sehen kann ich diese Thraenen-- In dieses Todten Gegenwart verlaesst Der Muth mich, und die Brust zerreisst der Zweifel-- --Lass mich im Irrthum! Weine im Verborgnen! Sieh nie mich wieder--niemals mehr--Nicht dich, Nicht deine Mutter will ich wieder sehen, Sie hat mich nie geliebt! Verrathen endlich Hat sich ihr Herz, der Schmerz hat es geoeffnet. Sie nannt' ihn ihren bessern Sohn!--So hat sie Verstellung ausgeuebt ihr ganzes Leben! --Und du bist falsch, wie sie! Zwinge dich nicht! Zeig' deinen Abscheu! Mein verhasstes Antlitz Sollst du nicht wieder sehn! Geh hin auf ewig! (Er geht ab. Sie steht unschluessig, im Kampf widersprechender Gefuehle, dann reisst sie sich los und geht.) Siebenter Auftritt. Chor. (Cajetan.) -- -- -- -- -- -- -- Wohl Dem! Selig muss ich ihn preisen, Der in der Stille der laendlichen Flur, Fern von des Lebens verworrenen Kreisen, Kindlich liegt an der Brust der Natur. Denn das Herz wird mir schwer in der Fuersten Palaesten, Wenn ich herab vom Gipfel des Gluecks Stuerzen sehe die Hoechsten, die Besten In der Schnelle des Augenblicks! Und auch Der hast sich wohl gebettet, Der aus der stuermischen Lebenswelle, Zeitig gewarnt, sich heraus gerettet In des Klosters friedliche Zelle, Der die stachelnde Sucht der Ehren Von sich warf und die eitle Lust Und die Wuensche, die ewig begehren, Eingeschlaefert in ruhiger Brust. Ihn ergreift in dem Lebensgewuehle Nicht der Leidenschaft wilde Gewalt, Nimmer in seinem stillen Asyle Sieht er der Menschheit traur'ge Gestalt. Nur in bestimmter Hoehe ziehet Das Verbrechen hin und das Ungemach, Wie die Pest die erhabnen Orte fliehet, Dem Qualm der Staedte waelzt es sich nach. (Berengar, Bohemund und Manfred.) Auf den Bergen ist Freiheit! Der Hauch der Gruefte Steigt nicht hinauf in die reinen Luefte; Die Welt ist vollkommen ueberall, Wo der Mensch nicht hinkommt mit seiner Qual. (Der ganze Chor wiederholt.) Auf den Bergen u. s. w. Achter Auftritt. Don Cesar. Der Chor. Don Cesar (gefasster). Das Recht des Herrschers ueb' ich aus zum letzten Mal, Dem Grab zu uebergeben diesen theuren Leib, Denn dieses ist der Todten letzte Herrlichkeit. Vernehmt denn meines Willens ernstlichen Beschluss, Und wie ich's euch gebiete, also uebt es aus Genau--Euch ist in frischem Angedenken noch Das ernste Amt, denn nicht von langen Zeiten ist's, Dass ihr zur Gruft begleitet eures Fuersten Leib. Die Todtenklage ist in diesen Mauern kaum Verhallt, und eine Leiche draengt die andre fort Ins Grab, dass eine Fackel ander andern sich Anzuenden, auf der Treppe Stufen sich der Zug Der Klagemaenner fast begegnen mag. So ordnet denn ein feierlich Begraebnissfest In dieses Schlosses Kirche, die des Vaters Staub Verwahrt, geraeuschlos bei verschlossnen Pforten an, Und Alles werde, wie es damals war, vollbracht. Chor. (Bohemund.) Mit schnellen Haenden soll dies Werk bereitet sein, O Herr--denn aufgerichtet steht der Katafalk, Ein Denkmal jener ernsten Festlichkeit, noch da, Und an den Bau des Todes ruehrte keine Hand. Don Cesar. Das war kein gluecklich Zeichen, dass des Grabes Mund Geoeffnet blieb im Hause der Lebendigen. Wie kam's, dass man das unglueckselige Geruest Nicht nach vollbrachtem Dienste alsobald zerbrach? Chor. (Bohemund.) Die Noth der Zeiten und der jammervolle Zwist, Der gleich nachher, Messina feindlich theilend, sich Entflammt, zog unsre Augen von den Todten ab, Und oede blieb, verschlossen dieses Heiligthum. Don Cesar. Ans Werk denn eilet ungesaeumt! Noch diese Nacht Vollende sich das mitternaechtliche Geschaeft! Die naechste Sonne finde von Verbrechen rein Das Haus und leuchte einem froehlichen Geschlecht. (Der zweite Chor entfernt sich mit Don Manuels Leichnam.) Erster Chor. (Cajetan.) Soll ich der Moenche fromme Bruederschaft hieher Berufen, dass sie nach der Kirche altem Brauch Das Seelenamt verwalte und mit heil'gem Lied Zur ew'gen Ruh einsegne den Begrabenen? Don Cesar. Ihr frommes Lied mag fort und fort an unserm Grab Auf ew'ge Zeiten schallen bei der Kerze Schein; Doch heute nicht bedarf es ihres reinen Amts, Der blut'ge Mord verscheucht das Heilige. Chor. (Cajetan.) Beschliesse nichts gewaltsam Blutiges, o Herr, Wider sich selber wuethend mit Verzweiflungsthat; Denn auf der Welt lebt Niemand, der dich strafen kann, Und fromme Buessung kauft den Zorn des Himmels ab. Don Cesar. Nicht auf der Welt lebt, wer mich richten strafen kann, Drum muss ich selber an mir selber es vollziehn. Bussfert'ge Suehne, weiss ich, nimmt der Himmel an; Doch nur mit Blut buesst sich ab der blut'ge Mord. Chor. (Cajetan.) Des Jammers Fluthen, die auf dieses Haus gestuermt, Ziemt dir zu brechen, nicht zu haeufen Leid auf Leid. Don Cesar. Den alten Fluch des Hauses loes' ich sterbend auf, Der freie Tod nur bricht die Kette des Geschicks. Chor. (Cajetan.) Zum Herrn bist du dich schuldig dem verwaisten Land, Weil du des andern Herrscherhauptes uns beraubt. Don Cesar. Zuerst den Todesgoettern zahl' ich meine Schuld, Ein andrer Gott mag sorgen fuer die Lebenden. Chor. (Cajetan.) So weit die Sonne leuchtet, ist die Hoffnung auch, Nur von dem Tod gewinnt sich nichts! Bedenk' es wohl! Don Cesar. Du selbst bedenke schweigend deine Dienerpflicht! Mich lass dem Geist gehorchend, der mich furchtbar treibt, Denn in das Innre kann kein Gluecklicher mir schaun. Und ehrst du fuerchtend auch den Herrscher nicht in mir, Den Verbrecher fuerchte, den der Flueche schwerster drueckt! Das Haupt verehre des Ungluecklichen, Das auch den Goettern heilig ist--Wer das erfuhr, Was ist erleide und im Busen fuehle, Gibt keinem Irdischen mehr Rechenschaft. Neunter Auftritt. Donna Isabella. Don Cesar. Der Chor. Isabella (kommt mit zoegernden Schritten und wirft unschluessige Blicke auf Don Cesar. Endlich tritt sie ihm naeher und spricht mit gefasstem Ton). Dich sollten meine Augen nicht mehr schauen, So hatt' ich mir's in meinem Schmerz gelobt; Doch in die Luft verwehen die Entschluesse, Die eine Mutter, unnatuerlich wuethend, Wider des Herzens Stimme fasst--Mein Sohn! Mich treibt ein unglueckseliges Geruecht Aus meines Schmerzens oeden Wohnungen Hervor--Soll ich ihm glauben? Ist es wahr, Dass mir ein Tag zwei Soehne rauben soll? Chor. (Cajetan.) Entschlossen siehst du ihn, festen Muths, Hinab zu gehen mit freiem Schritte Zu des Todes traurigen Thoren. Erprobe du jetzt die Kraft des Blutes, Die Gewalt der ruehrenden Mutterbitte! Meine Worte hab' ich umsonst verloren. Isabella. Ich rufe die Verwuenschungen zurueck, Die ich im blinden Wahnsinn der Verzweiflung Auf dein geliebtes Haupt herunter rief. Eine Mutter kann des eignen Busens Kind, Das sie mit Schmerz geboren, nicht verfluchen. Nicht hoert der Himmel solche suendige Gebete; schwer von Thraenen, fallen sie Zurueck von seinem leuchtenden Gewoelbe. --Lebe, mein Sohn! Ich will den Moerder lieber sehn Des einen Kindes, als um beide weinen. Don Cesar. Nicht wohl bedenkst du, Mutter, was du wuenschest Dir selbst und mir--Mein Pfad kann nicht mehr sein Bei den Lebendigen--Ja, koenntest du Des Moerders gottverhasstes Antlitz auch Ertragen, Mutter, ich ertruege nicht Den stummen Vorwurf deines ew'gen Grams. Isabella. Kein Vorwurf soll dich kraenken, keine laute, Noch stumme Klage in das Herz dir schneiden. In milder Wehmuth wird der Schmerz sich loesen, Gemeinsam trauernd, wollen wir das Unglueck Beweinen und bedecken das Verbrechen. Don Cesar (fasst ihre Hand, mit sanfter Stimme). Das wirst du, Mutter. Also wird's geschehn. In milder Wehmuth wird dein Schmerz sich loesen-- Dann, Mutter, wenn ein Todtenmal den Moerder Zugleich mit dem Gemordeten umschliesst, Ein Stein sich woelbet ueber beider Staube, Dann wird der Fluch entwaffnet sein--Dann wirst Du deine Soehne nicht mehr unterscheiden, Die Thraenen, die dein schoenes Auge weint, Sie werden einem wie dem andern gelten, Ein maechtiger Vermittler ist der Tod. Da loeschen alle Zornesflammen aus, Der Hass versoehnt sich, und das schoene Mitleid Neigt sich, ein weinend Schwesterbild, mit sanft Anschmiegender Umarmung auf die Urne. Drum, Mutter, wehre du mir nicht, dass ich Hinuntersteige und den Fluch versoehne. Isabella. Reich ist die Christenheit an Gnadenbildern, Zu denen wallend ein gequaeltes Herz Kann Ruhe finden. Manche schwere Buerde Ward abgeworfen in Lorettos Haus, Und segensvolle Himmelskraft umweht Das heil'ge Grab, das alle Welt entsuendigt. Vielkraeftig auch ist das Gebet der Frommen, Sie haben reichen Vorrath an Verdienst, Und auf der Stelle, wo ein Mord geschah, Kann sich ein Tempel reinigend erheben. Don Cesar. Wohl laesst der Pfeil sich aus dem Herzen ziehn, Doch nie wird das verletzte mehr gesunden. Lebe, wer's kann, ein Leben der Zerknirschung, Mit strengen Busskasteiungen allmaehlich Abschoepfend eine ew'ge Schuld--Ich kann Nicht leben, Mutter, mit gebrochnem Herzen. Aufblicken muss ich freudig zu den Frohen Und in den Aether greifen ueber mir Mit freiem Geist--Der Neid vergiftete mein Leben, Da wir noch deine Liebe gleich getheilt. Denkst du, dass ich den Vorzug werde tragen, Den ihm dein Schmerz gegeben ueber mich? Der Tod hat eine reinigende Kraft, In seinem unvergaenglichen Palaste Zu echter Tugend reinem Diamant Das Sterbliche zu laeutern und die Flecken Der mangelhaften Menschheit zu verzehren. Weit, wie die Sterne abstehn von der Erde, Wird er erhaben stehen ueber mir, Und hat der alte Neid uns in dem Leben Getrennt, da wir noch gleich Brueder waren, So wurd er rastlos mir das Herz zernagen, Nun er das Ewige mir abgewann Und, jenseits alles Wettstreits, wie ein Gott In der Erinnerung der Menschen wandelt. Isabella. O, hab' ich euch nur darum nach Messina Gerufen, um euch Beide zu begraben! Euch zu versoehnen, rief ich euch hieher, Und ein verderblich Schicksal kehret all Mein Hoffen in sein Gegentheil mir um! Don Cesar. Schilt nicht den Ausgang, Mutter! Es erfuellt Sich Alles, was versprochen ward. Wir zogen ein Mit Friedenshoffnungen in diese Thore, Und friedlich werden wir zusammen ruhn, Versoehnt auf ewig, in dem Haus des Todes. Isabella. Lebe, mein Sohn! Lass deine Mutter nicht Freundlos im Land der Fremdlinge zurueck, Rohherziger Verhoehnung preisgegeben, Weil sie der Soehne Kraft nicht mehr beschuetzt. Don Cesar. Wenn alle Welt dich herzlos kalt verhoehnt So fluechte du dich hin zu unserm Grabe Und rufe deiner Soehne Gottheit an; Denn Goetter sind wir dann, wir hoeren dich, Und wie des Himmels Zwillinge, dem Schiffer Ein leuchtend Sternbild, wollen wir mit Trost Die nahe sein und deine Seele staerken. Isabella. Lebe, mein Sohn! Fuer deine Mutter lebe! Ich kann's nicht tragen, Alles zu verlieren! (Sie schlingt ihre Arme mit leidenschaftlicher Heftigkeit um ihn; er macht sich sanft von ihr los und reicht ihr die Hand mit abgewandtem Gesicht.) Don Cesar. Leb wohl! Isabella. Ach, wohl erfahr' ich's schmerzlich fuehlend nun, Dass nichts die Mutter ueber dich vermag! Gibt's keine andre Stimme, welche dir Zum Herzen maecht'ger als die meine dringt? (Sie sieht nach dem Eingang der Scene.) Komm, meine Tochter! Wenn der todte Bruder Ihn so gewaltig nachzieht in die Gruft, So mag vielleicht die Schwester, die geliebte, Mit schoener Lebenshoffnung Zauberschein Zurueck ihn locken in das Licht der Sonne. Letzter Auftritt. Beatrice erscheint am Eingang der Scene. Donna Isabella. Don Cesar und der Chor. Don Cesar (bei ihrem Anblick heftig bewegt sich verhuellend). O Mutter! Mutter! Was ersannest du? Isabella (fuehrt sie vorwaerts). Die Mutter hat umsonst zu ihm gefleht, Beschwoere du, erfleh' ihn, dass er lebe! Don Cesar. Arglist'ge Mutter! Also pruefst du mich! In neuen Kampf willst du zurueck mich stuerzen? Das Licht der Sonne mir noch theurer machen Auf meinem Wege zu der ew'gen Nacht? --Da steht der holde Lebensengel maechtig Vor mir, und tausend Blumen schuettet er Und tausend goldne Fruechte lebenduftend Aus reichem Fuellhorn stroemend vor mir aus, Das Herz geht auf im warmen Strahl der Sonne, Und neu erwacht in der erstorbnen Brust Die Hoffnung wieder und die Lebenslust. Isabella. Fleh' ihn, dich oder Niemand wird er hoeren, Dass er den Stab nicht raube dir und mir. Beatrice. Ein Opfer fordert der geliebte Todte; Es soll ihm werden, Mutter--Aber mich Lass dieses Opfer sein! Dem Tode war ich Geweiht, eh' ich das Leben sah. Mich fordert Der Fluch, der dieses Haus verfolgt, und Raub Am Himmel ist das Leben, das ich lebe. Ich bin's, die ihn gemordet, eures Streits Entschlafne Furien geweckte--Mir Gebuehrt es, seine Manen zu versoehnen! Chor. (Cajetan.) O jammervolle Mutter! Hin zum Tod Draengen sich eifernd alle deine Kinder Und lassen dich allein, verlassen stehen Um freudlos oeden, liebeleeren Leben. Beatrice. Du, Bruder, rette dein geliebtes Haupt! Fuer deine Mutter lebe! Sie bedarf Des Sohnes; erst heute fand sie eine Tochter, Und leicht entbehrt sie, was sie nie besass. Don Cesar (mit tief verwundeter Seele). Wir moegen leben, Mutter, oder sterben, Wenn sie nur dem Geliebten sich vereinigt! Beatrice. Beneidest du des Bruders todten Staub? Don Cesar. Er lebt in deinem Schmerz ein selig Leben, Ich werde ewig todt sein bei den Todten. Beatrice. O Bruder! Don Cesar (mit dem Ausdruck der heftigsten Leidenschaft). Schwester, weinest du um mich? Beatrice. Lebe fuer unsre Mutter! Don Cesar (laesst ihre Hand los, zuruecktretend). Fuer die Mutter? Beatrice (neigt sich an seine Brust). Lebe fuer sie und troeste deine Schwester. Chor. (Bohemund.) Sie hat gesiegt! Dem ruehrenden Flehen Der Schwester konnt' er nicht widerstehen. Trostlose Mutter! Gieb Raum der Hoffnung, Er erwaehlt das Leben, die bleibt dein Sohn! (In diesem Augenblick laesst sich ein Chorgesang hoeren, die Fluegelthuere wird geoeffnet, man sieht in der Kirche den Katafalk aufgerichtet und den Sarg von Candelabern umgeben.) Don Cesar (gegen den Sarg gewendet). Nein, Bruder! Nicht dein Opfer will ich dir Entziehen--deine Stimme aus dem Sarg Ruft maecht'ger dringend als der Mutter Thraenen Und maecht'ger als der Liebe Flehn--Ich halte In meinen Armen, was das ird'sche Leben Zu einem Loos der Goetter machen kann-- Doch ich, der Moerder, sollte gluecklich sein, Und deine heil'ge Unschuld ungeraechet Im tiefen Grabe liegen?--Das verhuete Der allgerechte Lenker unsrer Tage, Dass solche Theilung sei in seiner Welt-- --Die Thraenen sah ich, die auch mir geflossen, Befriedigt ist mein Herz, ich folge dir. (Er durchsticht sich mit einem Dolch und gleitet sterbend an seiner Schwester nieder, die sich der Mutter in die Arme wirft.) Chor (Cajetan.) (nach einem tiefen Schweigen). Erschuettert steh' ich, weiss nicht, ob ich ihn Bejammern oder preisen soll sein Loos. Dies Eine fuehl' ich und erkenn' es klar: Das Leben ist der Gueter hoechstes nicht, Der Uebel groesstes aber ist die Schuld. *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, DIE BRAUT VON MESSINA *** This file should be named 7brtm10.txt or 7brtm10.zip Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 7brtm11.txt VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 7brtm10a.txt Project Gutenberg eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not keep eBooks in compliance with any particular paper edition. We are now trying to release all our eBooks one year in advance of the official release dates, leaving time for better editing. Please be encouraged to tell us about any error or corrections, even years after the official publication date. Please note neither this listing nor its contents are final til midnight of the last day of the month of any such announcement. The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at Midnight, Central Time, of the last day of the stated month. A preliminary version may often be posted for suggestion, comment and editing by those who wish to do so. Most people start at our Web sites at: http://gutenberg.net or http://promo.net/pg These Web sites include award-winning information about Project Gutenberg, including how to donate, how to help produce our new eBooks, and how to subscribe to our email newsletter (free!). Those of you who want to download any eBook before announcement can get to them as follows, and just download by date. This is also a good way to get them instantly upon announcement, as the indexes our cataloguers produce obviously take a while after an announcement goes out in the Project Gutenberg Newsletter. http://www.ibiblio.org/gutenberg/etext04 or ftp://ftp.ibiblio.org/pub/docs/books/gutenberg/etext04 Or /etext03, 02, 01, 00, 99, 98, 97, 96, 95, 94, 93, 92, 92, 91 or 90 Just search by the first five letters of the filename you want, as it appears in our Newsletters. Information about Project Gutenberg (one page) We produce about two million dollars for each hour we work. The time it takes us, a rather conservative estimate, is fifty hours to get any eBook selected, entered, proofread, edited, copyright searched and analyzed, the copyright letters written, etc. Our projected audience is one hundred million readers. If the value per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2 million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text files per month: 1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+ We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002 If they reach just 1-2% of the world's population then the total will reach over half a trillion eBooks given away by year's end. The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks! This is ten thousand titles each to one hundred million readers, which is only about 4% of the present number of computer users. Here is the briefest record of our progress (* means estimated): eBooks Year Month 1 1971 July 10 1991 January 100 1994 January 1000 1997 August 1500 1998 October 2000 1999 December 2500 2000 December 3000 2001 November 4000 2001 October/November 6000 2002 December* 9000 2003 November* 10000 2004 January* The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been created to secure a future for Project Gutenberg into the next millennium. We need your donations more than ever! As of February, 2002, contributions are being solicited from people and organizations in: Alabama, Alaska, Arkansas, Connecticut, Delaware, District of Columbia, Florida, Georgia, Hawaii, Illinois, Indiana, Iowa, Kansas, Kentucky, Louisiana, Maine, Massachusetts, Michigan, Mississippi, Missouri, Montana, Nebraska, Nevada, New Hampshire, New Jersey, New Mexico, New York, North Carolina, Ohio, Oklahoma, Oregon, Pennsylvania, Rhode Island, South Carolina, South Dakota, Tennessee, Texas, Utah, Vermont, Virginia, Washington, West Virginia, Wisconsin, and Wyoming. We have filed in all 50 states now, but these are the only ones that have responded. As the requirements for other states are met, additions to this list will be made and fund raising will begin in the additional states. Please feel free to ask to check the status of your state. In answer to various questions we have received on this: We are constantly working on finishing the paperwork to legally request donations in all 50 states. If your state is not listed and you would like to know if we have added it since the list you have, just ask. While we cannot solicit donations from people in states where we are not yet registered, we know of no prohibition against accepting donations from donors in these states who approach us with an offer to donate. International donations are accepted, but we don't know ANYTHING about how to make them tax-deductible, or even if they CAN be made deductible, and don't have the staff to handle it even if there are ways. Donations by check or money order may be sent to: Project Gutenberg Literary Archive Foundation PMB 113 1739 University Ave. Oxford, MS 38655-4109 Contact us if you want to arrange for a wire transfer or payment method other than by check or money order. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been approved by the US Internal Revenue Service as a 501(c)(3) organization with EIN [Employee Identification Number] 64-622154. Donations are tax-deductible to the maximum extent permitted by law. As fund-raising requirements for other states are met, additions to this list will be made and fund-raising will begin in the additional states. We need your donations more than ever! You can get up to date donation information online at: http://www.gutenberg.net/donation.html *** If you can't reach Project Gutenberg, you can always email directly to: Michael S. Hart Prof. Hart will answer or forward your message. We would prefer to send you information by email. **The Legal Small Print** (Three Pages) ***START**THE SMALL PRINT!**FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS**START*** Why is this "Small Print!" statement here? You know: lawyers. They tell us you might sue us if there is something wrong with your copy of this eBook, even if you got it for free from someone other than us, and even if what's wrong is not our fault. So, among other things, this "Small Print!" statement disclaims most of our liability to you. It also tells you how you may distribute copies of this eBook if you want to. *BEFORE!* YOU USE OR READ THIS EBOOK By using or reading any part of this PROJECT GUTENBERG-tm eBook, you indicate that you understand, agree to and accept this "Small Print!" statement. If you do not, you can receive a refund of the money (if any) you paid for this eBook by sending a request within 30 days of receiving it to the person you got it from. If you received this eBook on a physical medium (such as a disk), you must return it with your request. ABOUT PROJECT GUTENBERG-TM EBOOKS This PROJECT GUTENBERG-tm eBook, like most PROJECT GUTENBERG-tm eBooks, is a "public domain" work distributed by Professor Michael S. Hart through the Project Gutenberg Association (the "Project"). Among other things, this means that no one owns a United States copyright on or for this work, so the Project (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth below, apply if you wish to copy and distribute this eBook under the "PROJECT GUTENBERG" trademark. Please do not use the "PROJECT GUTENBERG" trademark to market any commercial products without permission. To create these eBooks, the Project expends considerable efforts to identify, transcribe and proofread public domain works. Despite these efforts, the Project's eBooks and any medium they may be on may contain "Defects". Among other things, Defects may take the form of incomplete, inaccurate or corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual property infringement, a defective or damaged disk or other eBook medium, a computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by your equipment. LIMITED WARRANTY; DISCLAIMER OF DAMAGES But for the "Right of Replacement or Refund" described below, [1] Michael Hart and the Foundation (and any other party you may receive this eBook from as a PROJECT GUTENBERG-tm eBook) disclaims all liability to you for damages, costs and expenses, including legal fees, and [2] YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE OR UNDER STRICT LIABILITY, OR FOR BREACH OF WARRANTY OR CONTRACT, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR INCIDENTAL DAMAGES, EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH DAMAGES. If you discover a Defect in this eBook within 90 days of receiving it, you can receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending an explanatory note within that time to the person you received it from. If you received it on a physical medium, you must return it with your note, and such person may choose to alternatively give you a replacement copy. If you received it electronically, such person may choose to alternatively give you a second opportunity to receive it electronically. THIS EBOOK IS OTHERWISE PROVIDED TO YOU "AS-IS". NO OTHER WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, ARE MADE TO YOU AS TO THE EBOOK OR ANY MEDIUM IT MAY BE ON, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR A PARTICULAR PURPOSE. Some states do not allow disclaimers of implied warranties or the exclusion or limitation of consequential damages, so the above disclaimers and exclusions may not apply to you, and you may have other legal rights. INDEMNITY You will indemnify and hold Michael Hart, the Foundation, and its trustees and agents, and any volunteers associated with the production and distribution of Project Gutenberg-tm texts harmless, from all liability, cost and expense, including legal fees, that arise directly or indirectly from any of the following that you do or cause: [1] distribution of this eBook, [2] alteration, modification, or addition to the eBook, or [3] any Defect. DISTRIBUTION UNDER "PROJECT GUTENBERG-tm" You may distribute copies of this eBook electronically, or by disk, book or any other medium if you either delete this "Small Print!" and all other references to Project Gutenberg, or: [1] Only give exact copies of it. Among other things, this requires that you do not remove, alter or modify the eBook or this "small print!" statement. You may however, if you wish, distribute this eBook in machine readable binary, compressed, mark-up, or proprietary form, including any form resulting from conversion by word processing or hypertext software, but only so long as *EITHER*: [*] The eBook, when displayed, is clearly readable, and does *not* contain characters other than those intended by the author of the work, although tilde (~), asterisk (*) and underline (_) characters may be used to convey punctuation intended by the author, and additional characters may be used to indicate hypertext links; OR [*] The eBook may be readily converted by the reader at no expense into plain ASCII, EBCDIC or equivalent form by the program that displays the eBook (as is the case, for instance, with most word processors); OR [*] You provide, or agree to also provide on request at no additional cost, fee or expense, a copy of the eBook in its original plain ASCII form (or in EBCDIC or other equivalent proprietary form). [2] Honor the eBook refund and replacement provisions of this "Small Print!" statement. [3] Pay a trademark license fee to the Foundation of 20% of the gross profits you derive calculated using the method you already use to calculate your applicable taxes. If you don't derive profits, no royalty is due. Royalties are payable to "Project Gutenberg Literary Archive Foundation" the 60 days following each date you prepare (or were legally required to prepare) your annual (or equivalent periodic) tax return. Please contact us beforehand to let us know your plans and to work out the details. WHAT IF YOU *WANT* TO SEND MONEY EVEN IF YOU DON'T HAVE TO? Project Gutenberg is dedicated to increasing the number of public domain and licensed works that can be freely distributed in machine readable form. The Project gratefully accepts contributions of money, time, public domain materials, or royalty free copyright licenses. Money should be paid to the: "Project Gutenberg Literary Archive Foundation." If you are interested in contributing scanning equipment or software or other items, please contact Michael Hart at: hart@pobox.com [Portions of this eBook's header and trailer may be reprinted only when distributed free of all fees. Copyright (C) 2001, 2002 by Michael S. Hart. Project Gutenberg is a TradeMark and may not be used in any sales of Project Gutenberg eBooks or other materials be they hardware or software or any other related product without express permission.] *END THE SMALL PRINT! FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS*Ver.02/11/02*END*